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- Dag 1
- søndag den 8. juni 2025 kl. 10.25
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TysklandNienhagen54°9’51” N 11°56’54” E
Butterkuchen im Gespensterwald

Sonntagmorgen, kurz vor halb acht. Margriet war früh wach, wie ich es mir gedacht hatte. Ich bin immer ein früher Vogel – und bekanntlich fressen die ja die fettesten Würmer. Oder war’s andersrum? Egal. Margriet war da, ausgeschlafen, aufgeregt. Wir hatten am Abend zuvor noch durch die Wahner Heide gestriffen, gegessen wie Königstöchter und über die bevorstehende Reise gesprochen. Ich sagte ihr, dass es für mich auch eine Zeitreise wird – zurück in die Ferienlager meiner Kindheit, an Orte, wo die Zeit stehengeblieben ist. Ein Satz, der kitschiger klingt, als er gemeint war.
Der Osten. Die Ostsee. Meine Ostsee. Ich fahre seit Jahren immer wieder hin. Es ist die Luft. Das Licht. Die Mischung aus melancholischer Schönheit und rostigem Charme.
Wir fuhren los, das Auto vollgepackt. Margriet erzählte von einer Rundfahrt mit ihrem Mann Bert, über zwanzig Jahre her, verschwommene Bilder aus Rügen und Wismar. Sie sprach ruhig und nachdenkend darüber. Hiddensee stand auf ihrer Wunschliste, wegen eines Romans, den sie in ihrem Buchclub gelesen hatte – "Kruso" von Lutz Seiler. Ich grinste, sagte ihr, dass ich Hiddensee längst eingeplant hatte. Überraschung gelungen.
„Was lest ihr eigentlich gerade aktuell im Buchclub?“, fragte ich.
„Alle meine Geister, von Uwe Timm“, antwortete sie.
Ich lud es bei Audible herunter. Der Vorleser Gert Heidenreich klang wie jemand, der schon alles erlebt hat – perfekt für eine Reise durch die Geister der Vergangenheit.
Um kurz vor 13 Uhr erreichten wir den Gespensterwald bei Nienhagen. Es hatte gerade aufgehört zu regnen. Wir sprangen über Pfützen, durch das tropfnasse, sattgrüne Dickicht. Der Mai hatte die Welt zum Explodieren gebracht, und der Juni war der Kater danach – alles grün, alles wach, alles lebendig. Nach wenigen Metern öffnete sich das Panorama: windschiefe Bäume, Küstenkante, ein Hauch von Ewigkeit. Es war still.
„Warum heißt der eigentlich Gespensterwald?“, fragte Margriet.
Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wegen des Nebels. Oder weil hier mal was passiert ist, was niemand erzählen will.“
Sie grinste. „Geisterwald. Klingt schöner.“
„Passt auch.“ ;0)...
Sie entschied, dass wir ab sofort nur noch Deutsch sprechen würden. Keine Ausnahmen. Ihr Ehrgeiz war beeindruckend, und ich versprach, keine ironischen Kommentare zu machen. Jedenfalls fast keine.
Am Ausgang des Waldes lag ein kleines Hotel mit Terrasse. Die Möbel waren noch feucht, aber der Strandkorb war trocken. Blau-weiß gestreift, wie es sich gehört. Margriet setzte sich, wir bestellten Kaffee und fragten nach Kuchen.
„Der ist noch im Ofen“, sagte die Kellnerin mit norddeutschem Tonfall. Kein Lächeln. „Kuchen gibt's erst ab vierzehn Uhr.“ Es war 13:34.
Unsere Parkuhr lief um 13:58 ab.
Ich versuchte es mit Charme. Margriet mit holländischer Herzlichkeit. Keine Chance. Service, wie er im Buche steht – allerdings in einem Buch, das man nicht nochmal lesen will. Wir diskutierten gerade über diese Form der Unverbindlichkeit, als dieselbe Kellnerin mit zwei dampfenden Tassen zurückkam und wie aus heiterem Himmel sagte:
„Na gut. Frischer Butter-Zuckerkuchen wäre jetzt da.“
Ich war versöhnt. Schlagartig.
Warmer Hefeteig, geschmolzene Butter, Zuckerkruste – Kindheit pur.
Margriet war entzückt. „So etwas habe ich noch nie gegessen.“
Ich nickte. „Dafür leben wir. Für genau sowas.“
Der Kuchen war noch warm, die Luft klar, die Bäume leuchteten grün. Es war unser erster Halt, und er fühlte sich an wie ein Versprechen.
Der Bungalow lag noch eine Autostunde entfernt. Wir mussten weiter.
Aber in unseren Köpfen saßen wir noch immer in dem Strandkorb und leckten Butterzucker von unseren Fingern...Læs mere
RejsendeBin gespannt