King Louie 2019

septembre 2019 - février 2020
Georgien und zurück
September 2019 - Januar 2020
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  • Jour 44

    Istanbul, die Dritte

    8 novembre 2019, Turquie ⋅ ☀️ 23 °C

    Heute haben wir aber einen Wecker gestellt! Wir waren dann also endlich mal am Vormittag in der Stadt und suchten uns etwas abseits von Touristenströmen einen Bäcker, wo wir irgendetwas aus Blätterteig und Käse mitnahmen. Und natürlich Ayran. Die Blätterteig Tasche entpuppte sich als Blätterteig-Feta-Nudel Tasche und war echt lecker und massig. Wir entdeckten ein Schild, das zu einer Zisterne führt und dachten im ersten Moment, dass es sich um die berühmtere Basilika-Zisterne handelt, die auch durch Dan Browns "Inferno" bekannt wurde. Bei dieser Zisterne handelt es sich allerdings um eine viel kleinere Variante, die auch umsonst ist und in der gerade eine Teppichausstellung stattfindet. Wirklich schön und wesentlich untouristischer als die Basilika Zisterne, wie wir im Weiteren feststellen.

    An der Basilika-Zisterne müssen wir nicht lange warten, aber sobald wir eintreten hallen uns schon die Stimmen vieler, vieler Menschen entgegen. Gleich unterhalb der Treppe befindet sich auch eins von diesen Touri-Foto-Dingern, wo man sich als Sultan verkleiden kann, fotographiert wird und dafür sehr viel Geld zahlt. Weil der Lärm der Massen noch nicht genug ist, wird alles noch mit Musik untermalt. Das wäre ohne die tausend Stimmen sicherlich ganz schön und stimmungsvoll.
    Wie in der blauen Moschee wird auch hier wohl renoviert und Teile sind mit Tüchern abgehängt, schade! Wegen des Lärms sind wir dann doch ganz froh wieder draußen zu sein und machen uns auf zur Hagia Sophia, ehemals Kirche, ehemals Moschee, heute Museum. Hier drinnen herrscht natürlich auch reges Treiben, aber da die Nebensaison wohl wirklich erreicht ist, kommen wir wieder ohne Anstehen hinein. Drinnen lernen wir dann auch noch die Hagia Sophia-Katze namens Gli kennen, die ihren eigenen Instagram-Account hat und eine Berühmtheit ist. Seit 14 Jahren lebt sie wohl schon in der Kirche. Insgesamt waren wir dann wohl doch zwei Stunden in der Hagia Sophia, weil es wirklich viel zu entdecken gibt und gerade den geführten Gruppen ab und zu zu lauschen, gibt einem wertvolle Infos. Man kann sicherlich hier auch noch mehr Zeit verbringen, uns reicht es aber dann.

    Unser nächstes Ziel ist der Spice Market, also Gewürzmarkt auch ägyptischer Bazar genannt. Hier sind - ihr dürft raten- wieder viele Touristen. Wir hatten uns dem Markt etwas authentischer vorgestellt, aber es ist leider mittlerweile auch eine Tourishopping-Straße mit allen möglichen unnötigen Souvenirs. Auf dem Platz vor dem Gewürzmarkt und neben einer der großen Moscheen verweilen wir etwas und beobachten das gemeinsame Gebet der Muslime. Jeden Freitag beten Muslime zusammen und es ist ein regelrechter Ansturm auf die Moschee. Der Gottesdienst wird auch über Lautsprecher nach außen übertragen, so dass wir auf dem Platz alles mitbekommen, auch wenn wir nichts verstehen. Nach Stärkung mit Döner und Sesamkringel schlendern wir durch das Stoffviertel (Kathi hätte gleich alles leer kaufen können) zur Süleymaniye Moschee, die der blauen Moschee wohl nicht wirklich in etwas nachsteht. Sie befindet sich hinter der Istanbul-Universität und entpuppt sich als wunderschön. Hier sind keinerlei Touristenmassen, man hat einen schönen Ausblick über die Stadt und es ist einfach mal ruhig. Auch hier müssen wir uns verschleiern und sogar Maurice muss wegen zu kurzer Hose einen Rock anziehen. Hier wird das Innere durch keine Gerüste verstellt und man kann die Muster an der Decke bestaunen. Hier machen wir auch mal wieder Bekanntschaft mit vielen süßen Katzen, die wir am liebsten alle mal wieder mitnehmen wollen. Auf den Bildern zu sehen sind, Salzstange und zwei von den drei Schweinchen.

    Der Rückweg zur Metro führt durch das Universitätsviertel, wo sich ein Copyshop an den nächsten reiht und es viele Cafes gibt, in denen sich Studenten aufhalten. Hier sind auch wieder keine Touristen unterwegs....herrlich! Wieder auf unserem Parkplatz machen wir noch einen Abstecher zur Messe und decken uns mit Mandeln, Maulbeeren und mehr Brot ein und als besonderes Highlight gibt es einen türkischen Nachtisch für später. Wir kochen Fladen gefüllt mit Gemüse und Käse und geniessen dann Sütlak, Milchreis mit einer Karamellschicht und Haselnüssen darauf. Schmeckt ein bisschen wie Creme Brulee.
    Diese Nacht werden wir leider von coolen Jungs, die laut Musik hören geweckt, aber zum Glück verziehen die sich irgendwann wieder und wir können einigermaßen schlafen.
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  • Jour 45

    Raus aus den Massen

    9 novembre 2019, Turquie ⋅ ☀️ 19 °C

    Der Wecker holt uns nach gestörter Nachtruhe trotzdem aus dem Schlaf und wir machen uns ans Zampacken. Die beste Route wird auf Maps gesucht und wir müssen feststellen, dass alle Verbindungen von Europa nach Asien mautpflichtig sind und zwar mit dem absoult nicht einfach zu bekommenden türkischen Mautsystem (Direktzahlung in bar oder mit Karte gibt es nicht). Ok, gegoogelt, wo, es es Verkaufsstellen gibt: bei der Post oder bei teilnehmenden Shelltankstellen. Zudem den Parkplatzwächter gefragt, der sagt bei der Post und, dass diese bald zumacht, weil Samstag ist. Ok, Navi gespeist mit empfohlenen Postamt und auf dem Weg eine Shell. Bei Shell gibt's nix. Weiter zu Post, wieder rein in den ungeliebten Innenstadt-Stress-Verkehr. Wir kommen an, Kathi springt raus, Maurice sucht eine Möglichkeit zu halten. Kurze Zeit später berichtet Kathi vom Postbeamten: ne, die Mautkarte kann er nicht verkaufen, system down. -> Wo dann? Irgendwie muss man sich die doch besorgen können?! -> Geht halt einfach nicht. Erst wieder wohl am Montag, dann aber bei der Hauptpost.
    Nach diesen Aussagen sehen wir keine andere Wahl, als ohne die Karte durch den Tunnel zu fahren und zu sehen, was passieren wird. Von Georg und Dorit wussten wir, dass sie bei Ausreise abkassiert wurden. Wäre für uns natürlich ok, abhängig davon, ob und wie viel Strafe aufgeschlagen wird.

    Ein etwas mulmiges Gefühl begleitet uns, als wir unter dem Meer über zwei gegeneinander drückende Kontinentalplatten fahren, die auch heutzutage noch die Ursache für seismische Aktivität in der Region sind. Laut Homepage hält der Eurasia-Tunnel dem stärksten anzunehmenden Beben stand und ist auch gegen einen Tsunami gewappnet.
    Wir kommen wohlbehalten und sehr bequem wenige Minuten nach dem Abtauchen in Europa in Aisen ans Tageslicht.
    Dieser Teil Istanbuls macht sich gleich durch weniger dichte Bebauung und dafür wesentlich mehr modernen Hochhäusern erkenntlich.
    Bei immer entspannterem Verkehr zieht sich auch das Herausfahren aus der Metropole länger, aber irgendwann ist es geschafft und wir fahren auf guten Straßen durch das, was man wohl die Wälder Istanbuls nennt. Wir haben das grobe Ziel Şile und wollen möglichst auch ans Meer. 24 °C und mehr in der Sonne sind ins genug.

    Wir halten uns an der küstennahen Straße und versuchen es nach Şile hier und da und kommen schließlich zum Strand Akçakese Halk Plajı.
    Einige Türken (einige die picknicken, viele die Grillen, denn es ist Nationalsport), feiner Sand, glasklares Wasser, Sonne, entspannte Stimmung und Müll. Das ist uns schon vorher an den Straßenrändern und den zahlreichen Picknickplätzen aufgefallen und nun auch noch am und um den Strand. Wir versuchen, es zu ignorieren, suchen eine saubere Stelle und wagen uns auch in Wasser. Arschkalt! Das hat sich in Bulgarien noch anders angefühlt.
    Wir überlegen, gar für die Nacht zu bleiben, schauen dann aber mangels ebener Fläche weiter, kaufen noch ein und geben uns dann mit einem Platz aus park4night zufrieden. Auf dem Parkplatz einer der Areale, die im Sommer Eintritt kosten (auch wenn sie nichts weiter bieten als den Zugang zu schönen Bereichen) können wir uns recht eben abstellen und wollen noch die Bucht erkunden. Doch der Müll ist so viel, dass Kathi erstmal eine Ladung Tüten, die man hier überall beim Einkaufen oder Essbuden bekommt, auch wenn man sie nicht will, nimmt und eine nach der anderen füllt. Allein um unseren Louie herum sammelt sich schon ein Berg an, s. Foto unten. Das traurige ist, dass das nicht mal ein Hundertstel ist, von dem, was in der Gegend um uns herum liegt. Unbegreiflich. So ein schönes Land, reich an sagenhafter Natur und dann der Umgang damit.
    Den gesammelten Müll nehmen wir übrigens mit und werfen ihn an zentralerer Stelle in die großen Tonnen.

    Nach dieser Aktion gehen wir runter in die Bucht und gucken über Wasser! Und wie trauen unseren Augen nicht: Delfine! Zumindest einer, der sich in der stillen Bucht (zumindest ist niemand im Wasser) vergnügt und auch ein paar Drehungen vollführt. Unser Highlight des Tages!
    Es wird dunkel und auch etwas frisch, wir verziehen uns in den Bus. Nach und nach gehen noch Picknicker und wenige kommen sogar noch mit Zelt. Es ist eine ruhige Nacht bis auf einen Moment, in dem die Leute, die unten am Strand zelten, wohl meinen, sie müssten das Meer mit Urschreien beschallen. Schnell ist man jedoch wieder im Schlaf und freut sich auf morgen.
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  • Jour 46

    Urlaub am Schwarzen Meer

    10 novembre 2019, Turquie ⋅ ☀️ 20 °C

    Wir lassen es ruhig angehen am Morgen, bauen Tisch und Stühle vorm Auto auf, frühstücken, ergänzen Reiseberichte und lesen. Früchte an einem Baum in der Nähe machen uns neugierig und wir versuchen, mit Hilfe von Google auf den Namen und die Eigenheiten zu kommen. Ohne Erfolg. Stattdessen kriegen wir schnell Antwort, als wir auf Instagramm rumfragen und siehe da: der Erdbeerbaum, auch Arbutus oder italienisch corbezzolo. Ungiftig, vollreif genießbar und Grundlage für Hochprozentiges und eine Art Konfitüre. Der Geschmack erinnert uns an eine fade Mischung aus Mirabelle und Pflaume.

    Es wird so warm, dass wir an den Strand runter gehen und auch alsbald ins Meer. In der Sonne liegen, lesen, Mandeln und Maulbeeren knabbern, so lässt es sich aushalten. Als es mit sinkender Sonne zu kühl für den Strand wird, brechen wir auf zu einem Platz, den wir diesmal aus dem überlassenen Buch von Georg und Dorit haben.
    Unterwegs finden wie noch mehrere Erdbeerbäume und pflücken die neu entdeckten Fürchte und füllen zudem an einer öffentlichen Stelle Wasser in unseren leeren Tank, nachdem wir uns bei Einheimischen über dessen Qualität versichert haben.
    Eine Frau verarbeitet Maiskolben in einem Innenhof und wir unterhalten uns ohne der Sprache des anderen mächtig zu sein kurz. Sie schenkt uns unverhofft drei Granatäpfel vom eigenen Baum und wir ziehen weiter.

    Der Platz ist super gelegen, wieder eine Klippe über dem Meer. Wäre doch nicht schon wieder so viel Müll! Diesmal übernimmt Maurice den Säuberungsdienst und wir erkunden noch einen kleinen Pfad hinab zu Felsen im Wasser, traumhaft! Weiter rechts in der Bucht steht jedoch eine Bausünde, eine hohe Betonwand, die ein altes Sanitärhäuschen wohl gegen das Meer schützen sollte. Zum Glück sehen wir nur sie Spitze vom Auto aus und essen diesmal bei Helligkeit draußen zu Abend. Dieser Tagesverlauf ist nach dem Metropolentrubel eine Wohltat.
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  • Jour 48

    Türkische Maut, Ostsee-Dünen und Citroen

    12 novembre 2019, Turquie ⋅ ☀️ 21 °C

    Auf Klippen aufwachen, Sonne ins Gesicht scheinen lassen, frühstücken. Ich glaube dieser Satz findet sich am Anfang jedes zweiten Posts hier, aber so ist Bus-Leben nun mal. Wir nutzen den Tag, um endlich an unser Mautkleberchen zu kommen bzw. unsere Strafe, die gespeichert sein müsste, zu zahlen. In einem kleinen Städtchen namens Kandira finden wir eine Post, wo auch diesmal wieder reger Betrieb herrscht und auch hier muss man Nummern ziehen. Alles ist auf türkisch und wir drücken einfach mal das erste, um die Nummer zu erhalten, wird schon schief gehen. Der Wachmann des Gebäudes bemerkt unsere Hilflosigkeit und kommt uns auf Englisch zu Hilfe. Er besorgt uns hinter der Theke das Formular für HGS (so heißt das eine von zwei Maut-Systemen in der Türkei) und übersetzt uns die einzelnen Felder, die auszufüllen sind. Wir kommen uns ein bisschen doof vor, da wir nicht wissen, ob wir grade ohne es zu wollen vorgezogen werden.
    Nachdem alles fertig ausgefüllt ist, fragen wir auch noch nach Briefmarken. Kein Problem, einfach zu dem gerade frei gewordenen Schalter vor und schon bekommen wir die Briefmarken. Unangenehm! Zur weiteren Vervollständigung des Mautsystems müssen wir dann aber zum Glück ganz normal auf unsere Nummer warten, was aber auch super schnell geht. Noch etwas Schwierigkeiten gibt es wegen Maurice drei Vornamen, die sie im System alle brauchen und unserer türkischen Handynummer, die wir vorweisen müssen. Wir können alles klären und erhalten schließlich den heiligen Aufkleber. Komisch, von einem Vergehen war nicht die Rede, hmm.

    Wir fahren weiter, wieder an der Küste entlang, wo ein weiter Dünenstrand auftaucht. Ein Stück fahren wir mit Louie hinein, aber der Sandboden wird immer schlimmer, also lassen wir Louie irgendwann auf einem Streifen Wiese stehen. Wir laufen nur mal schnell zum Meer, was sich als länger herausstellt, als wir dachten. Eine Düne nach der anderen taucht auf. Und auch hier überall Müll. Das schöne Barfußgehen wird durch die vielen spitzen Plastikteile erheblich erschwert. Wir wollen Louie nicht zulange alleine stehen lassen und auf Grund des Mülls wird die Schönheit leider enorm einschgeschränkt und wir wollen hier nicht wirklich über Nacht bleiben, Wir fahren weiter und kommen an einigen Brombeesträuchern vorbei. Ausgestiegen und schnell ein paar Brombeeren gepflückt. Lecker! Die wachsen hier dauernd am Wegesrand. Schon am Morgen hatten wir die Chance genutzt und Brombeeren gepflückt. Mittlerweile hatten wir zwei Dosen voll. Das gibt ein lecker Frühstück.

    Mittlerweile ist schon wieder die Dunkelheit da und wir klappern ein paar Plätze am Strand ab, aber überall liegt so viel Müll und es ist nicht wirklich schön. Der nächste park4night Platz klingt laut Beschreibung auch nicht toll, aber als wir dann da sind, erscheint er uns doch ganz schön und mittlerweile ist es wirklich finster. Wir machen noch einen kurzen Hafen und Strand-Spaziergang und kuscheln uns dann in den Bus. Trotz des Platzes am Dorf und Hafen ist es wirklich ruhig und da schon am Eingang der Mole ein Schild mit Camping stand, scheinen sie hier die Womos zu akzeptieren.

    Am nächsten Morgen genießen wir dann unser Brombeer Müsli. Lecker schmecker! Zusammengemischt aus Haferflocken, Rosinen, Haselnüssen und Mandeln. Kathi hat es ja mittlerweile schon geschafft einen der Campinstühle kaputt zu machen bzw. die Lehne anzureißen. Und wie es ja so kommen muss, lehnt sie sich frühs schön mit Kaffee in der Hand zurück und raaatsch, die Lehne reißt ganz ab. Ja, das war es dann wohl mit dem Stuhl und Kathis Hose, die nun merkliche Kaffee Flecken aufweist. Zitat Kathi: Heute ist ein doofer Tag. Der Stuhl lässt sich mit Gaffa-Tape weitgehend reparieren und hat bis jetzt, 3 Tage später, auch noch gehalten.

    Wir fahren also eine Person munter, die andere noch etwas angeknatscht von der dreckigen Hose weiter, als es plötzlich piepst. Das Piepsen ist uns wohl bekannt, da ja mittlerweile bei jedem Start des Autos einmal der Hinweis des Adblue-Tank-Fehlers kommt und einmal der Hinweis den Motor zu kontrollieren. Wie uns ja in Bulgarien versichert wurde, können/sollen wir einfach weiter fahren. Was hat dann also das Piepsen jetzt zu bedeuten? Wir lesen im Anzeigefeld "Kein Neustart in 450 km". OH Nein! Damit ist unser Albtraum war geworden. Wie auch schon im Handbuch angekündigt, können wir nun also nur noch 450 km fahren und dann geht der Motor nicht mehr an. Uns wurde zwar versichert, dass dies in unserem Fall nicht passiert, aber siehe da, manchmal hat das Internet und vor allem das Handbuch doch recht. Ich erinnere an oben genanntes Zitat "Heute ist ein doofer Tag". Wir hängen uns also an die Handys, um den nächsten erreichbaren Citroen-Service ausfindig zu machen. Zunächst scheint es, als müssten wir nach Ankara fahren, aber wir finden doch noch einen Stützpunkt in Eregli, was nur ca. 50 km entfernt an der Schwarzmeerküste liegt. Da uns nichts anderes übrig bleibt, fahren wir also direkt dort hin.

    Abenteuer Citroen startet also von neuem. Diesmal kann wirklich niemand Englisch und wir nutzen komplett den Google Übersetzer. Es gibt hier eine Unterhaltungsfunktion, wobei wir in Deutsch hineinsprechen und es kommt Türkisch hinaus und andersherum. Das klappt auch erstaunlich gut, bis auf ein paar Kleinigkeiten (Adblue wurde oft nicht erkannt und als Fleischschutz übersetzt). So haben beide Parteien etwas zum Schmunzeln. Die Türken scheuen aber nicht davor zurück, auch neugierige Fragen nach unserem Alter und unserer Reise zu stellen. Louie wird in die Werkstatt gefahren und zunächst wird der Fehler erneut ausgelesen. Wir warten im Wartebereich mit großem Fernseher auf dem so etwas wie Viva läuft und mit Tee und lecker Gebäck. Außerdem entdeckt Kathi zwischen den ganzen Neuwagen eine kleine Babykatze, der sie gleich mal auf Knien durch das ganze Geschäft folgen muss. Der Autoverkäufer Hüseyin, der für uns zuständig ist, kommt nun zu uns und erklärt, dass die Fehler gelöscht wurden und wir weiter fahren können, kein Problem. Moment, dass haben wir jetzt schon so oft gehört und es wurde ein Motorstopp angekündigt. Wir lassen uns nicht einfach wegschicken und erkundigen uns nach dem Wechsel eines Tanks. Nun horcht Hüseyin auf, kann man etwa aus den beiden Reisenden ein Geschäft machen? Bereitwillig schauen die Angestellten (es braucht 4 Stück undleztsendlich doch Maurice Hilfe, um dem Fahrzeugschein die nötigen Informationen zu entnehmen), ob der Tank auf Lager ist bzw. wie lange Lieferzeit vorliegt. In zwei Tagen könnte er aus Istanbul da sein. Zwei Tage? In Bulgarien hätte es 10 Tage gedauert! Wir sind erstaunt und noch dazu nun noch mehr interessiert. Auch der Preis den er uns nennt, nämlich 5000 Lira, kommt uns entgegen. Umgerechnet sind das um die 780 Euro. Allein der Tank kostet in Deutschland 830, ohne Einbau und alles. Wir entscheiden uns für den Austausch des Tanks, einerseits wegen der bisher besten Konditionen und weil wir einfach entspannt weiterreisen wollen. Hüseyin scheint sehr erfreut.
    Die 5000 Lira müssen vorab bezahlt werden. Natürlich haben wir nicht so viel Bargeld bei uns und wollen mit Karte zahlen. Am Kartenlesegerät des Geschäfts wird allerdings nur eine Zahlung in Euro gestatte, was für uns ein sehr schlechter Kurs wäre. Wir teilen mit, dass wir zu einer Bank wollen, um das Geld abzuheben. Daraufhin werden wir von Hüseyin persönlich im neusten Citroen mit Schiebedach zur nächsten Bank chauffiert. Aber auch hier erweist sich der Kurs und die Abhebegebühr als Problem. Bisher haben wir eine Bank ohne Gebühren entdeckt und das teilen wir Hüseyin auch mit. Also, Tipp für alle Türkei-Urlauber, die Halkbank verlangt keine Gebühren. :)
    Wir wollen Hüseyin nicht noch mehr abverlangen und bieten an, einfach selber mit Louie die Halkbank aufzusuchen. Hüseyin schein nicht so begeistert und meint plötzlich, dass er innerhalb einer halben Stunde den Tank bestellen muss, sonst verschiebe es sich um einen Tag. Also fährt uns letztendlich Hüseyin doch zur Bank und wir können das Geld abheben. Im Auto noch will er unsere Versicherung, dass dies nun alles so klappt, damit er im Geschäft anruft und die anderen schon einmal den Tank bestellen. Wir sichern uns noch mit einer Auftragsbestätigung ab und sagen zu,

    Zurück bei Citroen dauert es dann doch noch etwas, bis der Tank letztendlich bestellt wird. Schliesslich kommt plötzlich nach einem weiteren Test die Aussage, dass wir wirklich einen neuen Tank brauchen, ach was! Hätten wir nicht drauf bestanden, wären wir wieder mit Fehlermeldung und Ultimatum zum blockierten Motorstart auf die Reise geschickt worden. Wir können über das ganze Verkäufer-Getue eigentlich nur schmunzeln. Sie sind halt überall auf der Welt gleich und wollen nur ein gutes Geschäft machen. Das Eis scheint jetzt aber endgültig gebrochen und nachdem nun auch noch eine nette türkische Kundin, die fließend Deutsch kann, beim endgültigen Übersetzen geholfen hat, sind wir uns sicher, dass dies nun alles seine Richtigkeit hat. Mit Hüseyin wird noch Whatsapp ausgetauscht und er meldet sich, sobald der Tank da ist. Außerdem empfiehlt er uns noch einen Ort zum Schlafen in einer Bucht in der Nähe.

    Erleichtert und auch voller Hoffnung brechen wir dorthin auf und genießen noch Nudeln mit Ceci-Soße am Strand. Wir entschliessen uns allerdings nicht zu bleiben, sondern suchen einen einsameren Strand in der Nähe auf, wo wir dann wirklich nur mit einem weiteren Fischer auf der anderen Buchtseite die Nacht verbringen. Zwar ohne jeglichen Empfang, aber vor morgen Mittag kommt kein Tank der Welt in Eregli an, also einfach chillen und mit Tablet umfunktioniert als Kinoleinwand, schauen wir im Heimkino einen Film, trinken Bierchen und naschen Nuss-Traube-Schlangen.
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  • Jour 51

    Boxenstopp und Fischerdorf

    15 novembre 2019, Turquie ⋅ ⛅ 13 °C

    Da wir vor Mittag nicht mit einer Nachricht der Werkstatt zu rechnen haben, wird der Wecker ausgelassen und wir schlafen aus, frühstücken gemütlich, räumen etwas den Bus auf und joggen eine Ministrecke in der Bucht. Dann fahren wir Richtung großer Straße, um wieder Internetempfang zu bekommen und nach ein paar Bergdörfern klappt es und prompt erhalten wir auch Nachricht von unserem Citroen-Hüseyin:
    "Hello. Die Strecke kommt um vier Uhr an. ohne ein Missgeschick. Lassen Sie uns den Tank zerlegen, wenn Sie drei möchten." Wir interpretieren die Google-Übersetzung positiv und machen uns auf den Weg zur Werkstatt und geben dies auf googleübersetztem Türkisch an Hüseyin weiter. Er wiederum entgegnet: "Panzer ist im Begriff anzukommen. in Stücke gegangen." Wir freuen uns, dass der Ersatztank wohl eingetroffen ist und sind gegen 15 Uhr vor Ort. Gleich wird Louie in die Werkstatt gefahren und wir wieder zu Tee und Knabberein vor den Fernseher gesetzt. Hüseyin erkundigt sich zu unserer Nacht und zeigt Fotos vom Angeln und von seiner Familie.
    Dann holt er noch einen Citroen-Verbandskasten mit Feuerlöscher sowie Schlüsselanhänger und gibt sie uns mit den übersetzten Worten, sie seien eine Art Souvenir. Als er zwei Minuten später noch mal kommt und mit einer kleinen Tüte Esskastanien auffährt, ist besonders Maurice hin und weg. In Istanbul gab es Stände von Maronenröstern an jeder Ecke und zu moderaten Preisen war es herrlich, öfters zuzugreifen. Seit Istanbul hatten wir keine solche Stände mehr gesehen und nun konnten wir die Kastanien uns selbst im Bus zubereiten.
    Kurz später haben wir Louie auch schon wiederbekommen und machten uns ohne Fehlermeldungen auf den Weg in unsere Bucht von der Vornacht. Kathi probierte ein Shakshuka-Variation mit Blumenkohl aus, die auch gut gelang. Auch wenn wir sehr froh waren, nun das AdBlue-Problem langfristig gelöst zu haben und unbesorgt weiter reisen zu können, waren wir von solch wenig Ereignis bzw. Aktivität am Tag etwas unausgelastet. Die Jahreszeit, in der wir Reisen, bietet so manche Nebensaisonvorteile, aber die frühe Dunkelheit (in der aktuellen Zeitzone mit ca. 18 Uhr wieder besser als zuvor) und dazu die fehlende Wärme, sobald die Sonne weg ist, sind defintiv Nachteile, die uns, besonders in der Pampa nur das Verweilen in Louie lassen. Aber unser Buchregal bietet noch genügend Reserve und auch auf dem Tablett haben wir noch ein paar wenige Filme. Da es in der Türkei bisher kein offenes WLAN gab, haben wir auch nicht nachgelegt und mit unserer SIM-Karte wollen wir möglichst ohne weiteres Aufladen bis nach Georgien kommen. Uns ist auf jeden Fall mal wieder nach etwas Abwechslung und auch Kontakt mit Menschen (außer Einkaufen und Citroen). Die Wellen donnern an den Strand, ein Ast kratzt im Wind an Louie und der Rücken schmerzt etwas von der ungeraden Schlafnische (steht auf der ToDo-Liste, wenn wir zurück sind), aber es ist gemütlich und mit Büchern zu Georgien und Tee kommt auch irgendwann das Bereitsein, zu schlafen.

    Am nächsten Morgen geht es einigermaßen zielgerichtet los, das Frühstück bleibt pragmatisch, der Tisch wird festgezurrt und es geht los über die Bergdörfer zurück zur Landstraße. Auf dem Weg können wir Wasser auffüllen, lediglich unser Abwassertank muss erst mal ungeleert bleiben, da gibt es in der Türkei keine wirklich dafür vorgesehenen Stellen und ein WoMo-Reisebuch empfiehlt das Entleeren bei Waschanlagen und über Gulis der Stadt. Angeblich werden leider heute noch die meisten Abwasser ungeklärt ins Meer geleitet. Ein ungutes Gefühl. Auch wenn wir bei unseren Haushaltsmitteln auf möglichst natürliche Bestandteile und schnelle biologische Abbaubarkeit achten.
    Wir wollen etwas vorankommen, aber dabei möglichst die Küstenstraßen nehmen, ein Widerspruch in sich. Aber wir wollen gerne die schöne Küste möglichst viel abfahren.
    Wir kommen in das von Georg und Dorit erwähnte Kohleabbbaugebiet und das prägt natürlich das Landschaftsbild, welches dadurch sehr konträr ist. Auf der einen Seite bewaldete Berghänge und immer wieder das Schwarze Meer, mal mit mehr, mal mit weniger schönen Stränden (allesamt voll Müll, es ist unbegreiflich), mal mit imposanter Steilküste und auf der anderen dreckig verschlammte Firmengelände, kilometerlange Fördersysteme und riesige Kohleberge, die mit Zug, LKW und Schiff abtransportiert werden.
    Später fahren wir wieder durch Brombeerhecken beidseits der Straße und machen zwei Dosen voll.
    Wir wollen das Fischdorf Amasra anschauen, wieder mal ein Tipp von Georg und Dorit und es lohnt sich. Statt wie ursprünglich geplant später noch an einen empfohlenen abgelegenen Strand zu fahren, nehmen wir einen zentralen Parkplatz im Dorf, der kostet zwar, aber hat eigens für Caravan einen Tarif, etwa 3 Euro und wir haben so mehr Zeit zum Besichtigen , da es schon wieder dämmert. Außerdem bietet er einen guten Blick über die Bucht auf das Dorf.
    Wir schlendern los, es herrscht reges Treiben, viele Jungs und Mädels warten auf ihre Busse, die Cafes am Meer sind besucht und natürlich lässt auch das Tier des Tages nicht lange auf sich warten - in dem Fall zwei. Die Welpen Laila und Fisch sind in großer Spielelaune und auch nicht schüchtern. Anscheinend haben sie mit ihrer Mutter extra eine Hütte an die Promenade bekommen, wo wir sie später drin schlafend vorfinden. Die etlichen anderen Hunde scheinen das zu respektieren und Schlafen wie so oft im Sand oder auf Gras.
    Nun kommt ein zum Glück nur kleiner Teil an Touri-Gasse, wo man neben Souvenirkramangeboten leider auch wieder zu Restaurantbesuchen und anderen Angeboten angesprochen wird. Zugegebener Maßen, die Kulisse ist dort sehr schön, aber uns ist nicht nach Abendessen. Wir gehen weiter über eine römische Brücke auf eine vorgelagerte Insel, die weitere schöne Ausblicke (und Hunde und Katzen) bietet. Auf der Spitze befindet sich eine Wetterstation, wir umrunden diese und gehen über den anderen Teil zurück. Leider ist es schon dunkel, aber wir genießen es, noch draußen unterwegs zu sein und amüsieren uns noch an den Outdoor-Sportgeräten, wobei uns die Nutzungsweise bzw. der Trainingseffekt mancher unerklärlich bleibt.
    Irgendwann geht es doch in den Bus, es gibt einfach leckere Nudeln mit Pesto und danach die ersten selbstgerösteten Maronen zu einem Film aus unserer Mediathek. Übrigens, absolut zu empfehlen: "Hin und Weg", aber sehr traurig!

    Die Nacht ist an sich ruhig, aber einige Aktivität gibt es, ist halt einfach ein Parkplatz. Besonders am Morgen geht dort zeitig der Betrieb los, aber wir sind soweit erholt. Kathi braucht Bewegung und joggt in etwa unsere Strecke von gestern ab. Sie geht damit sicherlich als die erste durch die Touristengassen von Amasra joggende Person in die Geschichte dieses Ortes ein. Blond noch dazu. Die ungläubigen Augen der soeben erwachten Bewohner muss man einfach ignorieren oder sich amüsieren. Wir beschließen, danach gleich los zu fahren, auch weil etwas Regen - der sonst so rar ist auf unserer Reise - tröpfelt. Auch jetzt fängt er sich wieder und richtig viel kommt nicht runter. Wir fahren zu der empfohlenen Bucht und ja, auch diese ist absolut einen Besuch wert. Schade, dass das Wetter nicht mitmacht, hier wäre es herrlich zu baden. Und extra zu erwähnen, hier liegt eher weniger Müll rum,was den Ort einfach in seiner Schönheit nicht einschränkt. Es gibt Müsli mit Brombeeren im Auto mit Blick auf den Strand.
    Die Küste ist hier sehr gebirgig und die Straße geht ständig vom Meeresniveau ein paar hundert Meter steil bergauf und wieder runter zur nächsten Bucht, alles sehr kurvenreich. An einem größeren Bergort halten wir und fragen uns durch nach Pide und bestellen uns wohl im großen Mittagsandrang eine "gemischte" Pide und sind sehr gespannt was wir bekommen. Der angängliche Versuch, etwas Vegetarisches drauf zu bekommen, war nicht erfolgreich und außerdem wollen wir die einheimische Küche kennenlernen. Ofenfrisch duftet uns das Teigschiffchen mit Ei, Rinderhack und einer Art Salami entgegen und es schmeckt einfach nur köstlich.
    Dann geht es weiter, bergauf, viele viele Kurven, bergab, viele viele Kurven, immer so weiter, bis Maurice keine Lust mehr hat und Kathi die Schaukelei übernimmt. Allerdings werden auf dieser Küstenstraße nun die Bedingungen noch schlechter und Schlaglöcher und Unebenheiten schütteln uns und Louie durch und manchmal wird die Straße einfach zu eng für zwei Autos. Dementsprechend langsam geht es auch noch voran.
    Park4night hat nur einen Platz in der Nähe, aber dieser hat sich wohl stark verändert und wir wollen nicht bleiben. Wir fragen zwei Jungs mit Google-Übersetzer, ob sie uns einen Tipp geben können, wo wir uns in der Nähe hinstellen können. Sie sagen uns eine Stelle im nächsten Ort, aber wir finden sie leider nicht bzw. trauen wir uns mit Louie nicht weiter durch die engen Kurven.
    Da es eh schon dunkel geworden ist, suchen wir den nächsten vielversprechenden Platz auf park4night und fahren dann noch ca. 90 Minuten. Die Beschreibung hatte auch hier besser geklungen (der Sommer macht da sicher einiges aus), aber für eine Nacht ist es ok.
    Es gibt eine Suppe, da wir von der Pide noch recht voll sind. Dann geht es an die Aktualisierung von unseren Reiseberichten und während wir hier so tippen, hören wir ein Auto neben uns halten. Dann der Schein einer Taschenlampe im Führerhaus. Wir wollen uns bemerkbar machen und die Lage checken, da sieht Maurice schon die Reflexionen der roten und blauen Polizeilichter. Die Polizisten sind nett, fordern die Pässe und sagen Sachen auf Türkisch. Wir zaubern Google-Translater hervor, der Ältere überlässt dem Jüngeren das Feld mit dieser modernen Technik, als wir ihnen zeigen, dass sie ins Handy sprechen sollen. Ob wir vorhaben zu bleiben. - Ja, gerne bis zum Morgen, dann fahren wir weiter. - Ok. Goodnight. Das war's dann auch schon. Unsere Stempel im Pass sind wohl auch in Ordnung.
    Wir fühlen uns sogar ein bisschen sicherer als vorher, einmal vor solch einer Störung im Schlaf und auch, dass die Polizei in der Gegend wachsame Augen hat. Nun wird es Zeit zum Schlafen, der Plan für morgen steht schon (ausnahmsweise) und er klingt sehr vielversprechend.

    Gute Nacht
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  • Jour 52

    Skandinavien I

    16 novembre 2019, Turquie ⋅ ⛅ 16 °C

    Da wacht man auf und der Aufpasser-Straßenhund liegt gleich neben dem Bus. Mit ein bisschen Ablenkung schafft Kathi es, sowohl einer verletzten Katze Essen zu geben, als auch den beiden Hunden, ohne dass es zu einer Prügelei kommt. (Weiß nicht mehr, ob wir es erwähnt haben, aber mittlerweile haben wir einen Sack Katzenfutter bei uns für all die armen Streuner auf unserem Weg).
    Wir verweilen nicht lange, da wir für heute mal wieder Pläne haben, die schon etwas Zeit beanspruchen. Wir fahren also los Richtung einer Landzunge Nähe Sinop, wo sich auch ein kleiner Fjord befinden soll. Dort sind dank Wochenende viel Türken unterwegs und zumindest für den spektakulären Teil muss man ein wenig Eintritt zahlen. Man fühlt sich wirklich ein wenig wie in Skandinavien und endlich ist mal weniger Müll zu finden. Das ganze Areal ist sehr schön hergerichtet mit kleinen Pavillons am Ufer mit schönem Ausblick und auch einem Kiosk, wo eine Mutti frische Pfannkuchen mit Spinat und Zwiebel herstellt. Und den obligatorischen Schwarztee gibt es natürlich auch hier. Ein Wegweiser kündigt eine kleine Wanderung bzw. Spaziergang an in 2km Entfernung. Wir nutzen die Chance den Fjord zu umrunden, müssen aber bald feststellen, dass wir wohl auch wirklich die Einzigen sind, die überhaupt hier langlaufen. Der Weg, der einst angelegt wurde, ist mittlerweile teils überwuchert und dementsprechend wurde einfach der Zaun weiter nach links versetzt, statt den Weg freizuräumen. Trotzdem zeugt auch dieser neue Weg von mangelnden Wanderern, was in soweit dann aber wieder ein Abenteuer ist und nicht weiter schlimm. Angekommen bei einem weiteren Pavillon am Ende des Weges stellen wir fest, dass auch dieser nicht zu Ende gebaut wurde, da wahrscheinlich nie jemand hier hinter kommt. Für uns hat es sich trotzdem gelohnt und zurück wählen wir einen noch kleineren Pfad mitten durch den Wald. Macht eh nicht all zu viel Unterschied zum "Weg". Zurück am Hauptaussichtspunkt gönnt sich Maurice einen Pfannkuchen und einen Tee und frisch gestärkt fahren wir weiter durch den Nationalpark. Wirklich schön zu sehen, wie all die Türken in die Natur fliehen und hier grillen und picknicken. Und dabei sitzen sie meist einfach irgendwo im Wald auf einer Decke ohne viel Luxus. (nur viel Essen haben sie dabei. Und den Müll lassen sie liegen!!) :'(

    Unser nächstes Ziel liegt weiter im Landesinneren: der Şahinkaya-Canyon. Schon der Weg dorthin führt durch beeindruckende Täler, wobei die Berge einen malerischen Fluss einschliessen. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Langsam bricht aber schon wieder die Dunkelheit herein und wir sind froh schon vorher einen Punkt zum Schlafen rausgesucht zu haben. Wir fahren also dem Navi nach und mittlerweile ist es ganz dunkel geworden. Wir müssen nur leider irgendwann feststellen, dass wir auf eine minikleine Landzunge gefahren sind und Google Maps nun will, dass wir übers Wasser den Rest des Weges zu Fuß gehen. Hmmm, das geht wohl nicht. Da die Landzunge aber eigentlich ganz idyllisch wirkt, fahren wir bis ganz zum Ende und richten uns auf einer kleinen Wiese häuslich ein. Außer einem Fischer schaut niemand mehr am Abend vorbei und wir haben den beieindruckenden Sternenhimmel und Beginn des Fjords ganz für uns.
    Am Morgen erwachen wir bei dichten Nebelschwaden um uns herum. Man kann wirklich nur 3m weit sehen, also leider nix schöner Ausblick auf den Fjord. Schade! Die Fotos anbei sind erst entstanden, nachdem es etwas aufgeklart hat. Außerdem hat Maurice gleich mal ein Teil unserer Holzverkleidung geklebt, die ein bisschen abgesplittert ist. Nichts Schlimmes, aber musste mal gemacht werden.
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  • Jour 54

    Skandinavien II

    18 novembre 2019, Turquie ⋅ ☀️ 13 °C

    Der Nebel verzieht sich immer mehr und wir fahren weiter zu einer Bootsablegestelle, wo laut unserer Info Bootsfahrten durch den Fjord starten. Eine Beschreibung zu angeblichen Wanderwegen haben wir leider trotz Übersezung türkischer Internetseiten nicht gefunden und versuchen unser Glück also auf dem Wasser. Dort angekommen warten auch schon ein paar Türken, die wohl das gleiche vorhaben wie wir. Zur Sicherheit fragen wir auch nochmal bei einer Familie nach. Wir sind richtig und unser Kapitän stellt sich als etwa 12 jähriger Junge vor. Das kann interessant werden. Es trudeln nun immer mehr Leute ein und schließlich wird auch der große Teewarmhalter geliefert. Ein Mann sammelt das Geld ein, wobei er uns aber vergisst und wir nicht ganz wissen wieso, aber uns vornehmen einfach beim Verlassen des Bootes zu zahlen bzw. mal nachzufragen. Eine große Gruppe Türken steht noch bei einem anderen größeren Boot und diskutiert wild mit dem Kapitän (mittlerweile ist das ein alter Mann, der Enkel darf anscheinend mithelfen, stellt sich dabei aber echt gut an) Schließlich verstehen wir auch wieso: Das größere Boot fährt erst ab einer bestimmten Personenanzahl und scheint "besser" zu sein als das kleine. Wir konnten da keinen großen Unterschied feststellen, aber vor allem eine Frau war schwer beleidigt und machte Drama. Naja, letztendlich sind wir alle zusammen auf dem kleinen Boot gefahren und tuckerten los. Mangels Sonne und doch sehr starkem Wind, war es zunächst wirklich kalt auf dem Boot, wurde aber dann dank der sich zeigenden Sonne wärmer. Schön!

    Langsam bauten sich die beeindruckenden Berge vor uns auf. Wow! Die Türken waren schon jetzt fleißig am Selfies machen und anscheinend ist es normal, vom Boot aus dann einfach mal die Mutti zu hause per Videoanruf anzurufen und sie am Ausflug teil haben zu lassen. Es kommen uns auch noch ein paar Boote entgegen, die wohl schon früher los sind als wir. Wir hatten eigentlich die Info, dass nur ein Boot am Tag fährt. Vielleicht lag es am Sonntag. Die engste Stelle des Fjords war dann noch beeindruckender, zu Vergleichen mit dem Preikestolen in Norwegen. Wir hätten nie gedacht, dass es so etwas in der Türkei gibt. Schon auf der Hinfahrt wird auch Tee verteilt und wirklich jeder - außer Kathi - greift zu. Für die Rückfahrt wird dann sogar noch Musik aufgelegt und das Boot fängt an zu tanzen. Vor allem zwei junge Männer tanzen ausgelassen auf dem Oberdeck und freuen sich des Lebens. Aber eigentlich alle können die Füße nicht still halten. Wirklich eine klasse Stimmung auf dem Boot und natürlich werden auch hier neugierige Fragen, wo wir denn herkommen nicht ausgespart. Wir sind wahre Exoten unter all den Türken. Zurück am Steg warten schon die nächsten Massen auf ihr Gefährt zum Fjord. Man merkt wirklich, dass Sonntag ist. Bei einem Bauern kaufen wir noch Äpfel und düsen dann an vielen Picknickern vorbei Richtung Schwarzmeerküste zurück.

    In der Stadt Samsun gönnen wir uns mal wieder einen Campingplatz, der Teil einer Wakeboard
    -Anlage ist. Abends nimmt uns ein netter Türke vom Campingplatz mit Richtung Innenstadt zu einer Mall. Wie schrecklich dieser Konsumtempel ist. Wir nutzen trotzdem die Chance, mal bei Decathlon und Media Markt vorbeizuschauen. Wir decken Maurice mit einer weiteren Hose (eine für die Reise ist dann doch etwas wenig) und Handschuhen ein und gönnen uns Pide. Lust auf Kino hätten wir auch, nur leider gibt es keine englischen Filme.
    Der Media Markt-Besuch wird dann unser Paradies (vor allem Maurices). Maurice Errungenschaft ist eine Drohne, eher ein Dröhnchen, weil die gescheiten um Einiges teuerer sind als in Deutschland, mit der wir in Zukunft coole Aufnahmen aus der Luft machen wollen und Kathi gönnt sich einen Tripod für noch bessere Bilder (ein Stativ mit biegbaren Beinen, um es auch an Bäumen etc. fest machen zu können). Noch erwähnenswert ist, dass wir im Supermarkt in der Mall auch endlich Risotto-Reis finden. Ein Exot in der Türkei. Er ist auch auf Englisch beschriftet und extra erwähnt, dass dies ein Gericht aus Italien ist. Gnocchi können wir immer noch nicht finden ;(.
    Zufrieden und überfordert vom Glitzer und Weihnachtsschmuck gehen wir zurück zum Platz, wo uns der nette Aufpasser gleich Tee anbietet. Mittlerweile steht neben uns ein weiterer Citroen Jumper aus Deutschland. Wir versuchen Kontakt aufzunehmen, aber bei den Nachbarn ist schon alles ruhig, schade. Wäre schön nach Tagen mal wieder zu anderen Reisenden Kontakt zu haben. Hier trifft man ja nicht so viele. Wir sitzen noch sehr lange bei Kerzenlicht draußen und lassen den Tag ausklingen. Es ist wieder etwas wärmer und man kann gut mit Jacke noch draußen sitzen.

    Am nächsten Morgen werden wir um 6:15 Uhr von mehreren Muezzinen geweckt. Nicht angenehm. Sich überlappend versuchen sie sich gegenseitig zu übertönen. Wir zählen an die 16 verschiedenen Muezzine. Und das um diese frühe Morgenstunde. Würden wir hier leben, würden wir aber sehr weit weg von der nächsten Moschee ziehen. Wirklich einschlafen geht dann auch nicht mehr und dementsprechend verpennt sind wir. Wir lassen es sehr gemütlich angehen, nutzen das WLAN, duschen mal wieder heiß und frühstücken im Sonnenschein. Wir kommen erst am nachmittag weiter, was bedeutet dass wir nicht all zu weit fahren können. Wir steuern einen schönen Platz in der Nähe von Ordu an. Dabei handelt es sich um einen Paragliding-Startpunkt über dem Meer, von dem man einen atemberaubenden Ausblick hat. Zwar wird etwas unterhalb eine Straße gebaut, aber die Bauarbeiter gehen um 18 Uhr und kommen frühs auch erst nach 9. Alles ruhig also und hier können wir auch wieder gut mit der Drohne in der Gegend rumfliegen und einfach den tollen Ausblick genießen. Und wieder mal herrlich wenig Müll. Eigentlich schlimm, dass dies extra erwähnenswert ist. Liebe Türkei, nehmt euren Müll wieder mit nach Hause.
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  • Jour 56

    Eine große Terasse ganz für uns!

    20 novembre 2019, Turquie ⋅ ☀️ 11 °C

    Wir fahren weiter schön am Meer entlang. Uns fällt immer mehr auf, dass hier Backpacker zum trampen bereit stehen. Leider sind es immer mehrere und wir können sie nicht mitnehmen. Auch an ein paar Radfahrern kommen wir vorbei, die wir immer wieder auf der Strecke einholen werden, bzw. sie wieder uns.
    In Trabson schlagen wir uns wieder ins Landesinnere, um einen weiteren Nationalparkpark zu erkunden. Der Altindere Nationalpark liegt im Zigana-Gebirge und umfasst neben toller Natur das Sümela-Kloster, welches an bzw. in den Fels gebaut wurde.
    Wir steuern einen Platz gegenüber des Klosters in den Bergen an. Der steile Weg schlängelt sich in engen Serpentinen hinauf und auch hier müssen wir auf zahlreiche Schlaglöcher achten. Louie schafft es hinauf und wir erreichen eine grosse Holzterasse, die an den Hang gebaut ist und einen tollen Blick auf das Gebirge und das Kloster bietet. Auf den Berggipfeln liegt Schnee.
    Eine zweite Terasse ist an den Berg nach oben gebaut, die man über Holztreppen erreicht. Achtung, ein paar Löcher im Boden gibt es schon!
    Lustigerweise ist genau hier der Weg ein kurzes Stück gepflastert. Ganz nach dem Motto: Hier kommen ja Touristen her. Wie die meisten wohl mit normalen Autos hier hoch kommen, hmmm?! Etwas weiter den Weg entlang gibt es einen Mini-Wasserfall und eine Holzbrücke über den Abgrund, um nicht ins Wasser treten zu müssen. Zum Übernachten entscheiden wir uns für den Platz direkt an der unteren Terasse. Man steigt also aus dem Bus und auf die hauseigene Terasse mit Bergblick. Wir geniessen die Athmospähre, machen viele Fotos und bereiten das Abendessen vor. Bei eintretender Dunkelheit erreicht nun noch ein zweites Auto den Aussichtspunkt. Ein türkisches Ehepaar in voller Wandermontur steigt aus und begrüßt uns begeistert. Die zwei wollten noch einen Blick auf das Kloster erhaschen, sind dafür nur etwas zu spät. Dafür erkunden Sie um so lieber unseren Louie. Die zwei haben vor, in zwei Jahren selber mit einem Camper die Welt zu erkunden. Sie sind gerade auf einer Tour von Fethiye, wo sie wohnen, bis nach Artvin zur Oma. Dabei erkunden Sie die Türkei ein bisschen. Wir werden sofort nach Fethiye eingeladen und Nummern und Facebook wird ausgetauscht. Die zwei fahren dann wieder zu ihrem Hotel. Ganz abenteuerlich im Auto schlafen, machen sie dann doch nicht. Also sind wir wieder allein und geniessen die Stille in den Bergen.

    Der nächste Morgen ist herrlich. Frühstücken auf unserer grossen Terasse, wobei wir nur kurz die Drohne aus dem Gebüsch retten müssen. Zur Feier des Tages gibt es Rührei! Und zwar eine Riesenportion! Wir chillen so in den Tag hinein und wärmen uns in der Sonne, als ein Auto voller türkischer Studenten hält. Sie hätten den Punkt fast nicht gefunden. Wie wir erfahren, studieren sie alle Jura in Trabson und erkunden nun die Umgebung. Sie sind alle merklich begeistert von Louie und interessiert, was wir eigentlich so machen. Sie sorgen für etwas Unterhaltung am Mittag und nach genug Selfies fahren sie weiter.
    Nach etwas musizieren, probieren wir den anderen Weg zurück ins Tal und fahren den Nationalpark etwas ab. Die Straßen werden nicht wirklich besser und schliesslich drehen wir um und fahren zum Sümela-Kloster. Hier stehen schon mehrere Mini-Busse bereit und wir begegnen vielen türkischen Familien. Ein kurzer Wanderweg am Hang entlang auf Stegen, führt zum Kloster. Hier stellen wir fest, dass leider der Großteil des Klosters gerade renoviert wird. Das Aquädukt und ein Teil des Innenhofes können wir trotzdem sehen und es ist auch spannend, den ganzen Kletterern beim Sichern des Felsens zu zu schauen. An einer kleinen Kapelle, die vor dem Kloster liegt treffen wir noch das Social Media-Team des Klosters; die mit einer professionellen Drohne filmen. Cool, dabei zu zu schauen. Die Drohne liegt aber in einer etwas anderen Preisklasse. 2000 Euro muss man da schon rechnen. Zurück bei Louie spricht uns ein Türke an und zwar mit den Worten: Sie sind aus Würzburg? - Ja. Achja, da hab ich mal gearbeitet. In Aschaffenburg. Er ist sofort unser bester Freund und Maurice wird ein bisschen geknuddelt. Zurück zur Küste, einmal Wasser auffüllen an den Bergquellen und für die Nacht geht's in Teeplantagen, wo wir nach etwas rumgegurke auf einem Moschee-Parkplatz nächtigen. Der Imam kommt mit Gefolge und schaut sich den Bus an und Maurice wird entführt. Kathi als Frau wird eher weniger beachtet, schade. Maurice bekommt das Klo in der Moschee gezeigt plus wo die Schlüssel hängen. Am Abend gibt es noch Spaghetti Carbonara, aber schön italienisch,wenn auch türkisch beeinflusst (Schweinespeck wird zu Rinderschinken, Parmesan zu dem, was in der Käsetheke optisch am nähesten dran war) und wir stellen uns schonmal auf den Muezzin Weckruf um 6.15 ein.
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  • Jour 57

    Georgien!

    21 novembre 2019, Géorgie ⋅ ☀️ 15 °C

    Nach der frühmorgendlichen Ruhestörung gibt es noch etwas Schlaf, aber wir wollen früh weiter, also nur schnell Kaffee gekocht und ab ans Steuer. Nach anfänglichem Überlegen, ob wir noch zur empfohlenen Gegend um Artvin fahren, beschließen wir, dass wir das auf dem Rückweg machen können und jetzt mal Zeit für Georgien ist. Seit knapp 2 Monaten sind wir unterwegs (davon 2 Wochen auf Zypern) und haben 6.100 km lang östliche Länder entdeckt, heute soll es in das "Zielland" gehen, wobei natürlich die ganze Reise das Ziel ist, aber Georgien unser Hauptanlass.
    Wir suchen uns auf der Fahrt alle möglichen Informationen wie Offline-Kartenmaterial, Anlaufstelle in Batumi, mobile Internetversorgung in Georgien etc. zusammen und schließen auch die obligatorische KFZ-Haftpflichtversicherung online ab (In Georgien wird sehr viel an Verwaltungskram digital abgewickelt, fast überall stehen die "Pay Boxes" herum, an denen man wohl vom Handyguthabenaufladen, über Steuern/Rechnungen zahlen bishin zum Auto anmelden alles mögliche machen kann.) Da unser Internet auf der Fahrt nicht stabil ist, halten wir auf dem Standstreifen (und passen uns so den Einheimischen an) und schließen die Versicherung erfolgreich ab. Kurz bevor es weitergeht überholt uns ein Radreisender, von denen es erstaunlich viele gibt. Wir mutmaßen wegen seines Aussehens, dass er Deutsche sei. Als er seinen Kopf beim Erkennen unseres Nummernschilds noch mal dreht und genau hinschaut, sind wir uns sicher und grüßen winkend. Als wir später an ihm vorbeifahren versuchen wir ein kurzes Gespräch aus dem Fenster während der Fahrt, aber auf der Schnellstraße geht das nicht gut und wir sagen nur im Spaß, wir sehen uns in Georgien.
    An der Grenze ist für PKW nicht viel los und wir kommen problemlos aus der Türkei heraus, lediglich wird Kathi als Beifahrerin empfohlen, den Fussgängerübertritt zu nehmen. Wir trennen uns also und auch bei der Einreise nach Georgien geht alles gut. Kathi muss wie beim Flughafen durch eine Abfertigungshalle mit Detektoren und Scannern und ist schon wie früher auf georgischem Boden, während Maurice Führerschein noch geprüft wird, als handle es sich um eine Fälschung. Dann aber ist es geschafft und wir sind erfolgreich eingereist. Gleich werden wir wieder angehalten, weil man uns die Versicherung verkaufen will, wir zeigen unsere Versicherungsnummer vor und bekommen erstaunte Blicke. Netterweise wird uns die Police noch ausgedruckt, weil man die für Kontrollen in Papierform vorzeigbar haben soll.
    Dann geht es wirklich ins Land und die Andersartigkeit zu der eben verlassenen Türkei wird nach wenigen Kilometern deutlich. Der Baustil der Häuser, wieder andere Gotteshäuser als Moscheen, die Menschen und auch die vielen beschädigten Autos (in der Türkei sind fast alle Autos zumindest optisch in gutem Zustand - trotz Fahrstil), auch die Vegetation ist schnell anders. Es ist sehr erfrischend und auch aufregend und wir verlassen die Grenzstadt Sarpi in Richtung der nahe gelegenen Schwarzmeerstadt Batumi. Fahrstil der Georgier und Straßenzustand noch absolut ok! In Batumi klappt unsere geplante Route vom Geldautomat zum Internetanbieter tadellos und wir haben 2 Stunden nach Einreise wieder Internet. Leider mag die SIM-Karte nicht mit dem mobilen Router, so muss Maurices Handy fortan als Hotspot dienen. Eine kuriose Sache neben den zahllosen Autos ohne Stoßstangen (daher auch oft gleich ohne Lichter) fällt dann auch schnell auf: Im Kreisverkehr hat wohl immer der Vorfahrt, der gerade in den Kreisverkehr hineinfährt. Im Internet haben wir hierzu nichts gefunden, aber da man eh sehr umsichtig fahren muss und sich nicht sehr auf Verkehrsregeln stützen kann, haben wir das schnell gelernt. Allgemein gilt, wenn man defensiv und konzentriert fährt, kommt man hier gut klar.
    Wir steuern unseren Stellplatz an, ein einfacher bezahlter Parkplatz und vertrauen auf die mehreren ausschließlich guten Bewertungen in park4night. Der Parkplatz befindet sich direkt an der Hafenpromenade und liegt damit recht zentral, so dass wir die Innen- und die Altstadt zu Fuß erkunden können. Batumi als erste von uns besuchte Stadt in Georgien überrascht uns, es wurde wohl viel investiert in Promenade, Altstadt und einer Art Touristenmeile mit Hoteltürmen, jedoch in interessanter Architektur und einer Parkanlage.
    Schon am Hafen steht unter anderem auch der Alphabetturm, der einer DNS-Helix nachempfunden ist und auf der die drei georgischen Alphabete abgebildet sind. Daneben direkt ist eine kleine Promenade mit einem Riesenrad und der beruehmten Ali und Nino Statue. Die zwei sind Figuren aus dem gleichnamigen Roman. Sie war eine georgische christliche Prinzessin und er ein muslimischer aserbaidjanischer Aristokrat. Das Buch handelt von den Hindernissen ihrer Liebe und dem Leben in Tiblissi und Baku. Wir haben es leider noch nocht gelesen, aber es wird sehr empfohlen.
    Nach einigem Erkunden der Stadt kehren wir zum Bus zurück und machen es uns gemütlich mit Maronen und Glühwein (noch importiert aus Deutschland). Später trommelt Regen aufs Dach und wir verbringen eine sonst ruhige Nacht.
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  • Jour 58

    Batumi 2

    22 novembre 2019, Géorgie ⋅ ☀️ 13 °C

    Am Morgen ist der Regen vorbei und wir beschließen, unserem Wäscheberg Herr zu werden und laufen durch die halbe Innenstadt zu einer Wäscherei. Dort werden wir von netten Frauen eingewiesen und sie deuten uns, dass sie den Wechsel in den Trockner machen und wir einfach in der Stadt rumschlendern können. Wir haben noch nicht gefrühstückt und machen uns auf die Suche nach einem schönen Café, wo wir hoffen, neben leckerem Gebäck und gutem Kaffee auch noch mittels WLAN unsere Reisefotos als BackUp speichern zu können. Die Suche gestaltet sich etwas schwierig, weil fast jedes sogenannte Café eher ein Restaurant ist und deftige Speisen auf der Karte stehen. Letztendlich sieht ein Laden von außen gut aus und wir gehen einfach rein. Es stellt sich als absoluter Hipsterladen raus, wo ein paar Leute vereinzelt an Ihren Laptops sitzen und beschäftigt sind, während elektronische Musik aus eine großen Box läuft. Das gute an der Sache ist, dass die Getränke hochwertig sind, so gibt es für uns guten Cappuccino mit Zimtschnecken und Maurice probiert das erste Mal einen Matcha Latte. Schön angerichtet und natürlich mit Latte-Art verziert, versteht sich im Hipsterladen. Das Internet ist dann leider beim Upload doch nicht so schnell wie gehofft und nach über einer Stunde wollen wir dann wieder raus in die Welt und laden die letzten 200 MB über unser mobiles Internet hoch, was erstaunlicherweise viel schneller funktioniert.
    Zurück in der Wäscherei erwartet uns warme, saubere und trockene Wäsche, so angenehm war es schon lang nicht mehr. Auf dem Rückweg zum Auto informieren wir uns noch über die hiesigen Technikpreise, aber auch hier kostet eine gescheite Drohne mehr als in Deutschland, Handys etwa gleich viel! Es ist bereits später Nachmittag und wir beschließen, noch die Nacht auf unserem Parkplatz zu bleiben. Etwas an der Promenade schlendern, möglichst georgisch essen gehen und morgen weiterziehen, das klingt nach einem guten Plan. Ein kleiner Spaziergang am Steinstand, etwas mit den omnipräsenten Straßenhunden spielen (eigentlich wollen alle nur Essen und Liebe), dann biegen wir rechts ab und sind in einer Art Park mit langgezogenen Brunnen, in dem Wasserspiele zu Lautsprechermusik läuft, es ist nicht viel los und eine besondere Atmosphäre. Wir streben Richtung Altstadt und bleiben an einer astronomischen Uhr stehen, die entweder falsch läuft oder nicht von uns verstanden wird trotz Erklärungsschild. Beim Studieren des Schildes hören wir uns hinter uns deutsche Stimmen und drehen uns um. "Das ist doch unser Radfahrer", ruft Kathi laut und er bleibt verdutzt stehen. Nach kurzem Besinnen erkennt er uns von der Situation auf der Autobahn. Max ist eigentlich mit einem Freund (Randy) auf Weltreise per Fahrrad, nun aber grad mit David, einem weiteren Fahrradreisenden aus der Schweiz, den er heute kennengelernt hat, in Batumi unterwegs. Randy hat einen Schaden am Fahrrad und ist auf Werkstattsuche. Die zwei vor uns wollen grad zur Seilbahn und laden uns ein mitzukommen. Seilbahn?? Na klar, wussten wir gar nicht!
    Vor der Seilbahn, die vom Meer auf einen Hügel über der Stadt fährt, warten wir auf Randy, der dort hinkommen will. Randy hat aber kein Internet, deswegen wird es gemacht wie früher, wenn etwas ausgemacht wurde, gilt das und es wird gewartet. Nach einiger Zeit holt Max ein paar Bier bei einem Laden und nachdem danach immer noch kein Randy aufgetaucht ist, beschließen wir, die Seilbahn zu betreten. Zum Glück, denn die Kassiererin macht uns deutlich, dass das jetzt die letzte Fahrt ist. Gleich geht es los und die Aussicht auf das nächtliche Batumi ist cool. An der Bergstation sollen wir eigentlich gleich wieder runterfahren, müssen aber wirklich alle vier wirklich dringend aufs Klo und dürfen noch schnell gehen. Danach schlüpfen wir schnell auf die Aussichtsplattform, um den Blick von oben zu genießen, eilen dann aber zur Gondel zurück, wo uns der Mitarbeiter schon etwas erbost erwartet. An der Talstation ausgestiegen, stoppt auch sofort die Gondel hinter uns. Und das 10 Minuten vor den offiziellen Endzeit; da wollten die Mitarbeiter wohl einfach schneller nach Hause.
    Wir gehen zu viert noch in die Stadt und kommen in eine kleine Kellerbar, die von ein paar Einheimischen besucht ist und wo gerade eine Band Pause macht. Eigentlich wollten wir (zwei) noch was essen, aber wenn man schon mal da ist, trinkt man halt noch ein Bier, wir können ja später noch woanders was essen. Die Band spielt weiter und ist gut dabei und David, der heute Geburtstag hat, kriegt ein Lied gespielt. Bedankt wird Bier und Tschatscha, dem georgischen Nationalschnaps. Das Bier fließt, die zwei Radler hatten die gleiche Idee mit dem Schnäpschen und so gehtˋs halt weiter. Als noch ein begnadeter Saxophonspieler einsteigt, ist die Stimmung nicht mehr runterzukriegen.
    Als gegen 1 Uhr ein Ortswechsel ansteht, steigen wir zwei aus und begeben uns Richtung Louie, wo Kathi noch Spaghetti kocht, um doch noch Abendessen zu bekommen, Maurice liegt schon schnarchend im Bett.
    Dieser unverhoffte Einstieg in den stärkeren Alkoholismus Georgiens - besonders nach dem sehr gemäßigten Genuss in der Türkei - hätte wohl besser nach einem Abendessen stattfinden sollen, der Kater liegt schwer auf unseren Gemütern. Lustig war der Abend aber allemal!
    Irgendwann raffen wir uns auf und wollen zumindest ein Stück weiterfahren. Anfänglich noch sehr skeptisch, ob man sich den georgischen Fahrstil in so einen Zustand geben sollte, klappt es aber sehr gut und wir kriegen unseren Tank auch noch für ca. 80 Cent pro Liter gefüllt.
    Unterwegs fällt uns der schöne Stil der Häuser auf, die zwar leider sehr oft heruntergekommen oder gar verlassen und verfallen sind, aber einen erkennen lassen, wie schön sie eigentlich sind. Wir müssen noch herausfinden, wie der Stil heißt, aber meist sind die Häuser ein- oder zweistöckig und haben eigentlich immer eine überdachte Veranda, meist aus Holz, manchmal umlaufend, manchmal nur am Eingang.
    Nach nicht mal einer Stunde Fahrt erreichen wir unseren Platz von park4night, befinden ihn für tauglich und verbringen den restlichen Nachmittag teils im Auto, teils am Strand und katern wieder umgeben von mehreren Straßenhunden aus. Besonders fällt ein Hund (Kathi hat ihn Lars getauft) auf, der dünn und krank aussieht und sich selber zunehmend das Fell ausreißt. Wir schaffen es, ihm eine gute Portion Hundefutter zu geben, ohne dass andere Hunde davon mitbekommen und ihn wegjagen.
    Am Abend versucht sich Kathi das erste mal an Auberginenschnitzel und wir essen lecker zu abend und sind froh, dann einfach nur schlafen zu können.
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