Bolivien 2023/24

December 2023 - January 2024
Eine Reise mit Nicole, Kolya, Emil und Luzie im Auto nach und durch Bolivien Read more
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  • Day 12

    Streifzug durch Sucre

    January 5 in Bolivia ⋅ ☀️ 24 °C

    Wir starten zu Fuß vom Hotel aus, das schon im historischen Viertel liegt, um die Stadt zu erkunden. Diese ist tatsächlich historisch, da sie seit der Gründung Boliviens eine zentrale Rolle in diesem Land spielte und daher auch, was ich gar nicht wusste, die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens ist.
    Wir ziehen zunächst vorbei an einer der vielen Kirchen der Stadt, Santa Clara. Die Kirchen sehen alle, von innen wie von außen, recht ähnlich aus (das sage nicht nur ich als Banause, sondern auch Nicole), weiß getüncht, Glockenturm und Fassade in einem usw.
    Dann geht es durch die Pasaje Santa Teresa hindurch, eine hübsche Gasse, zum Mercado Central. Das ist wirklich ein toller Markt, relativ geordnet und sauber, ganz anders als der in Tupiza. Eine riesige Abteilung für Hühner und Hühnerteile, Obst und Gemüse, Fleisch und Blumen, ein großer Comedor, wo uns die Köchinnen alle versuchen, in ihre Etablissements zu ziehen. Ist aber irgendwie nett. Witzig sind auch die Obstfrauen, die uns gerne Kostproben anbieten und in Gespräche verwickeln wollen.
    Am Justizpalast vorbei - in Sucre sitzt der Oberste Gerichtshof Boliviens - geht es in den Park Simon Bolivar, in dem auch ein Miniatur-Eifelturm steht (soll zumindest eine Miniatur sein) und von dort zum Mittagessen bei Doña Irma. Die hat nur fünf Gerichte im Programm, von denen wir Mondongo, einen Schweineeintopf, und Falso Conejo (keine Ahnung, warum das "Falsches Kaninchen" heißt, ist halt ein Fleischlappen, vemutlich vom Rind). Insgesamt lecker. Auf die Kutteln verzichten wir jedoch, auch wenn die in irgendeiner Rezension, die ich gelesen hatte, sehr gelobt wurden.
    Anschließend laufen wir zur Plaza 25 de Mayo, die wir gestern schon kennengelernt hatten, essen dort ein Eis und laufen dann stramm bergauf zur Klosteranlage "La Recoleta". Bevor wir dort ankommen, besuchen wir das Museum für indigene Kunst, ein wirklich hübsches Museum, in dem insbesondere die wunderschönen Textilarbeiten, meist Kleider, der verschiedensten bolivianischen Stämme auf sehr reizvolle Weise präsentiert werden.
    Das Kloster schauen wir uns heute nur von außen an, gehen dann aber weiter den Berg hinauf zum Mirador Churuquella, etwas anstrengend v.a. wegen der dünner werdenden Luft (wir kommen schon wieder über die 3000-Meter-Marke), aber mit einem noch schöneren Blick auf Stadt und Umgebung als vom Kloster aus. Ich frage mich allerdings, warum die Einheimischen immer von ihrer Pachamama sprechen, wenn sie doch aufs Grauenhafteste ihren Müll herumliegen lassen. Schade.
    Es ist dann schon nach 18 Uhr, als wir ins Hotel zurück kommen, noch ein kleines Abendessen in einer Bar, dann ist auch dieser Tag schon wieder vorbei.

    Sucre konnte seinen guten Eindruck, das es auf uns gestern gemacht hatte, voll bestätigen. Eigentlich bin ich ja lateinamerikanischen Städten südlich von Mexiko gegenüber recht kritisch - bislang sind alleine Antigua Guatemala, Cartagena, Cuenca, vielleicht noch Valparaiso, und natürlich Rio Städte, deren Besuch ich unbedingt empfehlen würde. Sucre kommt durchaus an diese heran, davon konnten wir uns heute überzeugen.
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  • Day 13

    Dinos und Kirchen

    January 6 in Bolivia ⋅ ☀️ 25 °C

    5km vor den Toren von Sucre wurde Ende der 40er Jahre eine Zementfabrik gegründet. Diese baute den zu ihrem Gebiet gehörenden Berg ab. Irgendwann stieß man in dem Berg auf Wasseradern, was den Aushub unbrauchbar für die Verarbeitung zu Zement machte, und man wendete sich einem anderen Gelände zu, wo man den Abbau fortsetzte. Der ursprüngliche Berg wurde sich selbst und den Niederschlägen und den Winden überlassen. Die dadurch erzeugte Erosion legte im Laufe der Jahre mehr als 12000 Spuren von Dinosauriern frei, die heute über einen dazu gegründeten Dinosaurierpark "Cal Orck'o-Museum" oder auch "Parque Cretácico" zugänglich gemacht wurden.
    Als wir davon lasen, zögerten wir zunächst, ob wir dies in unser Programm aufnehmen sollten, aber da Emil und Luzie weiterhin von den Dinos fasziniert sind, raffen wir uns doch auf, nehmen uns ein Taxi und fahren zu der Anlage, um ihr eine Chance zu geben. Wir haben gut daran getan!
    Die herumstehenden Fiberglas-Dinosaurier finde ich weiterhin nicht so fürchterlich spannend, aber wir haben Glück und kommen auf eine der beiden täglichen Führungen, die an die Wand heranführen, auf der die Spuren zu finden sind. Warum sie sich auf einer Wand befinden? Weil sich der vormalige Boden durch Verschiebungen von Erdschichten im Laufe der Zeit aufgerichtet hat und nun eben als Berg vor uns liegt.
    Wir kommen ganz nah an die Wand heran, sehen die Spuren, die die Wand durchqueren, ordnen sie auch vier verschiedenen Typen zu (vier- und zweibeinige Pflanzen- sowie Fleischfresser) - das beeindruckt. (Hier ist das Ganze noch ein wenig genauer beschrieben: https://www.inxtagenumdiewelt.de/reiseblog/sued…).
    Nach diesem Abstecher in die ferne Vorvergangenheit kehren wir zurück in die Stadt, essen für 2€ ein leckeres Pollo Picante auf dem Mercado Central und schauen uns dann verschiedene Kirchen an, die wir uns ausgesucht haben. An einer Straßenkreuzung einen Block von der Plaza 25 de Mayo mit der Kathedrale entfernt liegen die Iglesia de la Merced und die Iglesia de San Felipe Neri. Erstere ist leider verschlossen, aber in letztere kommen wir hinein. Es ist eine Konvent-Anlage, mit einem wunderschönen Innenhof und zwei darauf gesetzten Stockwerken, von deren oberstem aus man einen wunderbaren Blick über die Dächer von Sucre hat. Wunderschöne Fliesen, Türmchen, Glocken und gewölbte Böden machen diesen Ort zu etwas ganz besonderem, an dem wir uns gerne länger aufhalten.
    Das übrige Tagesprogramm streichen wir nach diesem Highlight, so dass wir dann eine kurze Siesta halten und dann zum Abendessen zur Plaza 25 de Mayo zurückkehren, um koreanisch (sic!) zu speisen - lecker.
    Als wir das Lokal verlassen, ist es bereits dunkel, und nun leuchtet die Plaza hell von all den Weihnachtsbirnen, die immer noch hängen und verschiedenste Motive erzeugen - auch Dinosaurier sind dabei. Muss man nicht mögen, ist aber auch ein Erlebnis.
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  • Day 14

    Auf ins Tiefland!

    January 7 in Bolivia ⋅ ☀️ 28 °C

    350km in 7 Stunden liegen heute vor uns, um von Sucre nach Samaipata in der Provinz Santa Cruz zu kommen, wo wir uns dann zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder auf einer "normalen" Höhe von knapp 1700m befinden. Wieder geht es hoch und runter, mehr runter allerdings, auch mal einige Flusstäler entlang, immer kurvig und meist eng, aber wieder haben wir viele tolle Ausblicke, wobei die Landschaft nach und nach lieblicher, tropischer wird. Tanken funktioniert heute, ohne Diskussion, zum nationalen Preis, na ja, nehmen wir dann halt so mit.
    Angekommen in Samaipata im "Landhaus" (die Vermieter haben deutsche Vorfahren, daher der deutsche Name), gibt es erst einmal Apfelstrudel, Schokoladencroissants, auch mal lecker. Danach einkaufen, Käsebrot zum Abend und frühes Zubettgehen, da morgen die erste Wanderung auf dem Programm steht.
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  • Day 15

    Zum Bosque de los Helechos Gigantes

    January 8 in Bolivia ⋅ ⛅ 26 °C

    Mit dem Tourunternehmen „Samaipata Tours“ werden wir die nächsten drei Tage verschiedene Wanderungen unternehmen. Heute geht es zum Wald der Riesenfarne.
    Um 9 Uhr holt uns Bryan, unser Guide, an unserer Unterkunft ab, und wir fahren mit dem Jeep aus Samaipata heraus, biegen schnell auf einen Feldweg ein und fahren dann 12km meist bergan in die Landschaft hinein.
    Nach einer knappen Stunde steigen wir aus, zahlen den Parkeintritt, schnappen uns bereit gestellte Wanderstöcke und marschieren stetig bergan. Der Weg wird schmaler, feuchter, steiler, wir kommen nun in die Wolken hinein. Sind wir hier schon in einem Nebelwald? Muss ich mal die Geographen fragen …
    Und dann tauchen sie bald auf, die Riesenfarne, deretwegen wir hergekommen sind. Diese sind teils mehrere Meter hoch, und wenn man bedenkt, dass sie ca. 2-3 mm pro Jahr wachsen, kann man sich vorstellen, wie alt diese Pflanzen werden. 7500 Jahre alt ist der älteste aktuelle nach Aussage unseres Guides. Diese Farne haben im Übrigen gar keine richtigen Stämme und Wurzeln, statt Holz bestehen sie aus Fasern, ganz ähnlich dem Ombú, den wir vergangenes Jahr in Uruguay kennengelernt hatten; das macht alles einen eher morschen Eindruck, der natürlich durch die Feuchtigkeit noch verstärkt wird.
    Wir machen eine Tour von ca. 8km, erst tief hinein in den Wald hinein, dann wieder auf die Höhe zurück, bis wir auf eine Terrasse kommen; vor uns geht es steil hinab, und wir haben einen fantastischen Blick über die Berge und das weite Tal, in dem auch Samaipata liegt.
    Nach einer Weile des Genusses dieser Aussicht steigen wir wieder ab, und zurück geht es zu unserem derzeitigen Urlaubsort.
    Der Nachmittag wird dann eher ruhig verbracht, das Hotel hat einen Pool, der den Kindern gefällt, es wird ein wenig gearbeitet (Kinder: Mathematik; ich: Aktionsplan), dann geht es zum Abendessen. Kolya und ich bestellen gemeinsam ein Pique Macho, ein Berg aus Rindfleisch, Wurst, Ei, Käse, Tomate, Paprika, Chili … der Berg reicht vollkommen zum Sattwerden. Das Hähnchen von Nicole und die Pasta von Emil und Luzie fallen daneben gar nicht auf …
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  • Day 16

    Der Codo de los Andes

    January 9 in Bolivia ⋅ ☀️ 31 °C

    Die Anden-Kordillere verläuft vom südlichen Südamerika ausgehend in Richtung Norden. Auf der Höhe Boliviens macht sie dann einen Knick nach Westen, und dieser Knick wird als Ellebogen – codo – bezeichnet.
    Unsere Tour heute führt uns in das Gebiet des Codo. Leider geht es Emil nicht gut, auch Kolya fühlt sich unausgeschlafen, so dass Luzie und ich alleine losziehen, während Nicole bei den Jungs bleibt.
    Wir fahren mit unserem Guide Tibu und einer weiteren Touristin, Doreen aus Zwickau, die Hauptstraße 15km in Richtung Santa Cruz, biegen dann in einen Feldweg ein und fahren dann 5km stramm bergauf, bis wir in der Nähe eines kleinen Weilers anhalten. Hier geht unsere Wanderung los. Zunächst müssen wir Höhenmeter machen, bis wir uns nach einer Stunde und einem guten Kilometer auf einer ersten Höhe befinden. Von hier aus haben wir einen grandiosen Blick in die umliegenden Berge – vor uns der Catedral, etwas entfernter, aber mindestens ebenso markant, der Loro. Wir erfahren hier auch, dass der Codo dadurch geprägt ist, dass hier kein Gebirgsmassiv anzutreffen ist, sondern viele einzelne Berge, die sich stärker voneinander abheben.
    Weiter geht es einige Kilometer über einen Grad, immer mit einer hervorragenden Aussicht, bis es bei Kilometer 6 recht steil bergab geht hinunter zu einem Bachlauf, der uns zur Mittagsrast einlädt. Hier steigt auch gleich Luzies Laune, der zwischenzeitlich die Hitze aufs Gemüt geschlagen war; das Proviant und ein wenig Kletterei über dem kühlen Nass helfen hier weiter.
    Nach einer dreiviertel Stunde machen wir uns wieder auf, nun immer den Bachlauf entlang, es wird deutlich heißer, aber ein Stündchen haben wir noch vor uns. Der Gedanke an unser Ziel hilft uns nun – ein Wasserfall, in den wir uns werden stürzen können, wenn wir erst einmal angekommen sein werden.
    Unterwegs kreuzen wir noch einmal den Bach, und plötzlich stehen wir inmitten einer Vielzahl von Schmetterlingen. Als ich Tibu frage, wo die plötzich herkommen, meint er, dass diese von der Säure des Urins der Rinder angezogen würden, die hier ihre Wasserstelle hätten - na ja, wieder was gelernt.
    Das mit dem Wasserfall war dann auch nicht zu viel versprochen. Genauer gesagt sind es drei aufeinander folgende Wasserfälle, von denen wir uns den hintersten aussuchen. Badesachen haben wir dabei, so dass wir nun anderthalb Stunden plantschen können. Unser Guide holt unterdessen das Auto – man hat schon fast ein schlechtes Gewissen, freut sich aber doch, nicht selber laufen zu müssen. Knapp 10 Kilometer bei der Hitze und den Steigungen haben ausgereicht.
    Dann geht es zurück nach Samaipata – es war eine wunderschöne Tour.
    Leider stellt sich dann heraus, dass Emil doch etwas härter angeschlagen ist – was auch immer sein Magen da nicht vertragen hat –, so dass wir uns entscheiden, den dritten Ausflug ausfallen zu lassen und am Folgetag nichts weiter zu unternehmen.
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  • Day 18

    Über El Fuerte nach Santa Cruz

    January 11 in Bolivia ⋅ ⛅ 31 °C

    Unweit der Strecke von Samaipata nach Santa Cruz de la Sierra liegt „El Fuerte“, ein Ort, den sie Spanier als Festung verwendeten, woher der Ort seinen Namen hat. Tatsächlich war der Ort aber schon viel früher besiedelt, wohl seit ca. 800 v.Chr., erst durch autochthone Stämme, dann eine Zeitlang durch die Guaraní, schließlich durch die Inka, die hier einen Außenposten anlegten. Es war ein zeremonieller Ort mit politischen und administrativen Funktionen, durchaus von größerer Bedeutung, allerdings noch recht unerforscht.
    Das alles hört sich interessant an, und so entschließen wir uns, den kleinen Abstecher nach El Fuerte zu unternehmen. Nach Zahlung der Eintritts – mal wieder doppelt so viel wie für Einheimische – betreten wir einen schön gestalteten Rundweg, der uns zunächst bergan führt und nach einem schönen Blick ins Tal von Samaipata zügig zum Highlight des Ortes führt, dem Cerro Esculpido ("behauener Berg"): Auf einem Bergrücken befindet sich ein gewaltiger Sandsteinfels, der weltweit wohl größte skulpierte Fels, der mit Reliefs verschiedener Tiere versehen ist – eine riesige Schlange, ein Puma und ein Jaguar. An den Seiten sind Nischen in den Stein gehauen, in denen Mumien wichtiger Anführer aufbewahrt wurden.
    Der Zweck des Ganzen ist nicht erschlossen, ob es sich nun um einen Ort für die Anbetung heiliger Tiere, für astronomische Studien oder, wie Erich von Däniken meint, um eine Abschussrampe für Außerirdische handelte. Na ja, da kann sich nun jeder seine Meinung zu bilden …
    Vervollständigt wird das Ganze durch ca. 500 Wohnhäuser, ein großes Verwaltungsgebäude, ein zeremonielles Gebäude (Kallanka; so etwas gab es auch in der Ausgrabung in Shinkal bei Belén), und ein Wächterhaus, wie es wohl auch eines in Machu Pichu gibt.
    Die großartige terrassenförmige Anlage der Stätte beeindruckt uns sehr, und die wunderbar grüne Vegetation verstärkt diesen Eindruck noch!
    Im Anschluss geht es dann über eine kurvige Straße immer weiter hinab, bis wir in den Vororten von Santa Cruz de la Sierra ankommen. Hier tanken wir erst einmal wieder – nach einer längeren Diskussion mit den Angestellten, die eigentlich Ausländern kein Benzin geben wollen (das System würde es nicht vorsehen) – und kommen dann in eine Straßenblockade. Bauernproteste auf bolivianisch, warum soll es uns hier besser ergehen als in Deutschland? Jedenfalls stehen wir vor einem auf die Straße gekippten Sandhaufen und hundert bis zweihundert Ortsansässigen, die gegen irgendetwas protestieren (wogegen, konnte mir einer der Demonstranten auch nicht erklären), Böller in die Luft schießen, langsam alkoholisiert werden und sich irgendwann in Schlägereien mit den Bolivianern verstricken, die genauso wie wir an ihr Reiseziel gelangen wollen.
    Nach zwei Stunden tut sich plötzlich und aus unerfindlichen Gründen ein Fenster auf, es werden Autos durchgelassen, und da wir durch eine kleine Umgehung, die wir gefahren sind, ziemlich weit vorne stehen, können wir dieses Fenster nutzen und kommen doch noch bei Tageslicht in unserem Hotel in Santa Cruz an. Ein bisschen Pool, ein Ceviche und ein Pisco Sour zum Abend, das lässt den Tag noch positiv enden.
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  • Day 19

    Schmetterlinge in Santa Cruz

    January 12 in Bolivia ⋅ ☁️ 30 °C

    In Santa Cruz haben wir nicht viel vor, der Grund für unsere Reise hierher besteht darin, Kolya zum Flughafen zu schaffen, damit er nach Buenos Aires fliegt und dann morgen auf sein Campamento mit seinen Scouts in der Nähe von Villa la Angostura geht.
    Diese Aufgabe erledigen wir also als erstes, alles funktioniert – überraschenderweise – reibungslos, wir warten noch, bis Kolyas Flieger (mit Verspätung) in der Luft ist und nehmen dann ein Taxi zurück zum Hotel.
    Dort schnappen wir uns unser Auto, das auf der letzten Etappe ein Scheppern hören ließ, das uns etwas unruhig machte. Die Werkstatt, die Sissi uns empfohlen hatte, hat leider zu, so dass wir uns einen der vielen Talleres suchen, die am Cuarto Anillo zu finden sind. „Picky“ bockt also das Auto hoch, wackelt an allem mal rum, was sich am Unterboden befindet, und schlägt dann vor, die Gummihalterungen auszutauschen, mit denen der Auspuff befestigt ist. Die Ersatzgummihalterungen schnitzt er aus einem Hartgummiblock – überzeugend ist das nicht, aber was sollen wir machen, wenn man selber nicht mehr Ahnung hat …
    Im Anschluss entscheiden wir uns, Ullis Hinweis zu folgen und den Biocentro Guembe zu besuchen. Da gibt es ganz hübsche Dinge zu sehen, Schmetterlinge, Äffchen, die um einen herumtanzen, ein großer Vogelkäfig, in dem der Zoff zwischen dem Tucan und einem der Aras ums Fressen besonders beeindruckt, ein Tapir. Gefällt uns.
    Danach geht es, weiterhin ohne Klappern und Scheppern, ins Hotel, noch eine Pool-Einheit, abends noch einmal Ceviche (geht immer …), und morgen geht es dann nach Cochabamba. 9 Stunden Auto, wenn nichts Besonderes passiert, da wird es mal keinen Eintrag geben.
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  • Day 22

    Unterwegs von Santa Cruz nach La Paz

    January 15 in Bolivia ⋅ ☁️ 17 °C

    Es steht ein bisschen Fahrerei auf dem Programm. Am Samstag geht es von Santa Cruz de la Sierra nach Cochabamba, d.h. von 400m auf 2400m Höhe. Und so gestaltet sich auch die Fahrt. Zunächst 370km durch die Ebene, Urwald links und rechts, ab und an ein Dorf, ein Ort oder ein dieser recht hässlichen Landstädte, dann beginnt die Straße, durch Täler zu verlaufen, die letzten 100km geht es stramm bergan bis über deutlich über 3000m. Von dort sehen wir wunderbar ins Tal von Cochabamba.
    In Cochabamba werden wir wieder auf das Drama des Benizintankens zurückgeworfen. Man will uns einfach nicht betanken, das System würde es nicht nehmen etc. 5l will man uns geben, wenig hilfreich, wenn der Tank leer ist.
    Letztlich finden wir doch eine, die uns den internationalen Preis anbietet, womit wir kein Problem haben.
    Den Überbrückungstag in Cochabamba gestalten wir dann ruhig, machen einen Gang in die Stadt, wollen zur Christusstatue hinauffahren - geht aber nicht, der Lift ist seit 3 Monaten außer Betrieb (schlecht, wenn das die einzige Attraktion vor Ort ist) -, und machen uns dann den Rest des Tages einen Ruhigen im Hotel.
    Montag fahren wir dann die knapp 400km nach La Paz. Zunächst führt uns die Straße über einen Pass von 4500m, womit wir auf den sog. Altiplano gelangen, die Hochebene zwischen den Ost- und den Westanden. Über Hunderte Kilometer fahren wir, zum Glück nun auf gut ausgebauter Autobahn, bis wir nach El Alto hineinkommen, und damit in das Chaos des Großraums La Paz. Völlige Verstopfung mit Minibussen, Ampeln, die von niemandem beachtet werden, Sperrung der einzigen großen Verbindungsstraße ... das ist kein Spaß. Aber irgendwie kommen wir durch, nehmen weiter die Autobahn quer durch El Alto und dann hinunter nach La Paz (eine grandiose Abfahrt wie in einen Kessel hinein) und gelangen so an unser hübsches Hotel, das wie eine Oase in der Großstadt wirkt und von dem aus man einen netten Blick auf La Paz hat.
    Ach ja, tanken können wir heute nirgends, es gibt kein Benzin zwischen Cochabamba und La Paz. Mal schauen, wie das hier wird, wenn wir weiter müssen. Jedenfalls entscheiden wir, dass wir nicht mit dem eigenen Wagen zum Titicacasee fahren, sondern in La Paz bleiben und von hier aus einen Ausflug machen, um unser Benzin zu sparen.
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  • Day 23

    Sightseeing in La Paz

    January 16 in Bolivia ⋅ ☁️ 19 °C

    Um 9 Uhr treffen wir uns mit Denise vor unserem Hotel, die uns die wichtigsten Orte in der CIty von La Paz zeigen wird.
    Als erstes nehmen wir einen der 100 Millionen Minibusse, die es in La Paz zu geben scheint (in El Alto sind es mutmaßlich noch mehr). Dieser bringt uns zur Plaza Sucre (besser bekannt als Plaza San Pedro) - woher Denise weiß, dass der Bus dahin fährt, erschließt sich uns nicht. Hier beginnen wir jedenfalls unsere Stadtführung.
    Das Besondere an der Plaza San Pedro ist nicht die Kirche, sondern das städtische Gefängnis, das direkt an dieser Plaza, im Stadtzentrum von La Paz, liegt. Denise schildert uns etliche Besonderheiten:
    - dass das Gefängnis nur von außen bewacht wird, es aber innen keine Wachen gibt;
    - dass die Gefangenen eine Art Selbstverwaltung aufgezogen haben;
    - dass jeder Gefangene für Unterkunft und Verpflegung bezahlen muss;
    - dass Familien mit ins Gefängnis ziehen dürfen, damit Familien keine zwei Wohnungen bezahlen müssen;
    - dass es eine Art Taxidienst gibt, der Besucher zu den "Zielpersonen" bringt und diese dabei auch beschützt;
    - dass es Besichtigungstouren im Gefängnis gab, die nicht autorisiert waren;
    - dass im Gefängnis Kokain hergestellt wird, dass auf verschiedensten Wegen heraugeschmuggelt wird.
    Sie berichtet noch einiges mehr, das einen die Augen reiben lässt.
    Im Anschluss geht es am Mercado Rodriguez, einem der üblichen Lebensmittelmärkte, vorbei zum Mercado de las Brujas. Hier werden - das hatten wir schon einmal in Tupiza gesehen - allerlei Dinge für den Pachamama-Kult angeboten, wie z.B. wieder die kleinen Lamas, die tatsächlich recht wertvoll sind. Sie werden geopfert, wenn man größere Wünsche hat. In diesem Kontext berichtet Denise auch davon, dass bei größeren Unternehmungen, bei denen ein Lama oder anderes "einfaches" Opfer nicht mehr ausreicht, auch Menschen geopfert wurden. In abgerissenen Häusern aus den 60er Jahren seien wirklich einbetonierte Menschen gefunden worden - mutmaßlich Obdachlose, deren Verschwinden niemanden interessieren würde. Ob diese Praxis heute noch angewendet würde, wisse man nicht genau ...
    Weiter geht es zur imposanten Kirche Basilica Menor de San Francisco. Diese Kirche beeindruckt durch die Arbeiten in der Fassade, die christliche und indigene Elemente miteinander verbindet. Mestizen-Barock nennt man das. Auch berichtet Denise hier, wie die katholische Kirche versucht hat, die indigene Bevölkerung "einzufangen". Nachdem ein normaler Kirchenbau keine "Heiden" bekehrt hatte, auch ein Kirchenneubau nicht, der besagte indigene Elemente mit eingebunden hat, nachdem die Jesuiten sich gescheitert sahen und die Franziskaner die Zügel in die Hand genommen hatten, nachdem auch versucht worden war, Pachamama-Aspekte in den katholischen Glauben einzuführen und nachdem all dies gescheitert war, wurden die Indios unter einem Vorwand in die Kirche gerufen; dort waren überall Spiegel aufgehangen, etwas, was die Indios nicht kannten; auf die Frage, was in den Spiegeln zu sehen sei, hätten sie geantwortet bekommen, dass dies ihre Seelen seien, die sich in der Kirche befänden. So seien die Indios an die katholische Kirche gebunden worden und seien bei der Kirche geblieben, ohne allerdings ihrem ursprünglichen Glauben abzuschwören. Hochinteressant all dies!
    Wir verlassen nun den eher indigenen Teil von La Paz, überqueren die Avenida Marescal Santa Cruz und widmen uns nun dem eher europäischen, kolonialen Teil, der ganz anders, viel ruhiger, aber dennoch auch in Teilen hübsch ist. In der Calle Jaen befinden sich etliche schöne Häuser, in denen heute eine Reihe von Museen untergebracht sind, auch das Familienhaus von Pedro Domingo Murillo, einem Kreolen, der die Unabhängigkeitsbewegung gegen die Spanier anführte, bis er von diesen hingerichtet wurde.
    Von der Calle Jaen geht es am Teatro Municipal vorbei zur Plaza Murillo, dem wohl wichtigsten Platz auf dieser Seite von La Paz. Hier befindet sich das alte Regierungsgebäude sowie die - im Gegensatz zur Basilica San Francisco ganz schlicht neuklassisch gehaltene Kathedrale von La Paz und das Kongressgebäude. Direkt hinter dem alten Regierungsgebäude steht seit 2018 der von Evo Morales initiierte neue Regierungssitz, die Grande Casa del Pueblo. Das 29-stöckige moderne Hochhaus in Mitten der Altstadt ist stark umstritten. Der Bau kostete über 34 Millionen US-Dollar, was angesichts der Armut des Landes nur provozierend wirken kann.
    Hier endet unsere spannende Führung. Wir haben vieles erfahren, was so nicht im Reiseführer steht (ich kann hier nur auf einige Dinge eingehen) und haben nun eine gute Vorstellung von dem Ort, an dem wir unsere Zeit zubringen. La Paz ist definitiv ein sehr lohnendes Reiseziel.
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  • Day 24

    Zurück in der Geschichte nach Tiwanaku

    January 17 in Bolivia ⋅ ☁️ 20 °C

    Um 8 Uhr holt uns unser Guide Sergio mit Fahrer Fredy ab und wir machen uns auf den Weg nach Tiwanaku (spanisch: Tiahuanaco), eine bedeutende präkolumbische Ruinenstätte westlich von La Paz in der Nähe des Titicaca-Sees. Als eine der wichtigsten archäologischen Stätten Südamerikas (seit 2000 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt) war Tiwanaku das urbane Zentrum des Tiwanaku-Staats. Das historische Tiwanaku war das religiöse und administrative Zentrum von vorinkaischen Kulturen rund um den Titicacasee in der Zeit von 1500 v. Chr. bis 1200 n. Chr. Erst etwa 7 % der einstigen Stadt, ausschließlich mit sakraler Funktion, wurden bislang freigelegt und untersucht.
    Der Ausflug gestaltet sich hochinteressant. Die Stelen, Architekturen, Techniken der Steinarbeit erscheinen höchst ausgeklügelt (teilweise scheinen sie wie Lego-Steine zusammengesetzt worden zu sein), insbesondere wenn man bedenkt, dass die Indigenas nicht das Rad kannten, bis es von den Spaniern nach Amerika gebracht wurde.
    Ein Jammer ist der Umgang der Bolivianer mit ihrem kulturellen Eigentum. Der Staat kümmert sich überhaupt nicht um die Anlage, archäologische Arbeiten finden kaum statt, es interessiert keinen, wie sich die Besucher dort benehmen ... so sollte man mit seinem kulturellen Erbe nicht umgehen. Nach dem Mittagessen (lecker: Forelle vom Titicaca-See) schauen wir uns die Kirche von Tiwanaku an - diese wurde im 16. Jahrhundert komplett mit Steinen aus der Ausgrabung gebaut. Sieht zwar schön aus, hinterlässt aber dennoch einen fahlen Beigeschmack.
    Das gleiche gilt für das Museo Lítico, in dem die sog. Bennett-Stele untergebracht ist, eine 7,20m hohe Statue von Pachamama. Die Statue ist beeindruckend, der Museumsbau aber ist heruntergekommen, das Dach seines Patios hat schon das Zeitliche gesegnet, und die Museumsaufsicht sitzt eigentlich nur am Handy.
    Sergio führt als dies darauf zurück, dass die Regierung einfach kein Interesse am Tourismus hätte und dass das Gelände, auf dem sich die Ausgrabung mit den Museen (es gibt noch ein zweites mit etlichen kleineren Keramik-Funden) befindet, einer Indigena-Comunidad gehört, die daher auch für den Komplex verantwortlich sei - ohne auch nur irgendeine Ahnung von deren Pflege zu haben. Traurig.
    Am Nachmittag steht die Stätte Pumapunku ("Tor des Puma") auf dem Programm, die auf der anderen Seite der Straße liegt. Pumapunku ist ein vollständig künstlich angelegter, terrassierter Plattformhügel, der ein labyrinthisches System von Monumentalkanälen beherbergt und auf dem sich unter anderem eine – heute in Ruinen liegende – Monumentalstruktur sowie ein abgesenkter Hof befinden. Interessant ist hier die Tatsache, dass die sog. Prä-Astronautik in die hier liegenden Steine das Werk von Außerirdischen hineininterpretiert. Insbesondere die sog. H-Blöcke seien nicht von dieser Welt, es wird das Argument vertreten, dass primitive Völker wie die, die hier gelebt haben, nicht in der Lage gewesen seien, solche Präzisionsarbeiten herzustellen - wenn Däniken und Co. sich hier mal nicht täuschen.
    Auf der Rückfahrt geht es wie schon auf der Hinfahrt wieder durch den Moloch El Alto - der irgendwie auch faszinierend ist. Aber dazu an anderer Stelle.
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