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- Aug 16, 2023, 3:18pm
- ⛅ 28 °C
- Altitude: 60 m
- GermanyBerlinPrenzlauer Berg52°31’47” N 13°25’58” E
Zu Ende
August 16, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 28 °C
Unsere 8-monatige Reise ist zu Ende. Gestern sind wir wohlbehalten wieder in Berlin gelandet und fanden in unserer Wohnung einen lieben Willkommensgruß vor, wie schön! Vielen Dank :)
Das wird wohl dann mein letzter Eintrag hier sein, und vermutlich auch der längste.
Es war eine unglaublich tolle, intensive und erlebnisreiche Zeit, in der wir als Familie viel gelacht aber auch geweint haben, noch mehr zusammengewachsen sind und uns gegenseitig noch besser kennengelernt haben.
Wir sind sehr glücklich und dankbar, dass wir diese wunderbare Reise als Familienauszeit machen konnten und dass wir auch finanziell die Möglichkeit dazu hatten. Uns ist sehr bewusst, dass nicht viele Menschen überhaupt diese Möglichkeit haben.
Wenn wir die Zeit nochmal zurückdrehen könnten, würden wir es auf jeden Fall wieder genauso machen, vielleicht im Ablauf etwas anders, weil wir ja aus den Erfahrungen gelernt haben ;) Wobei wir eigentlich nach drei bis vier Monaten schon merkten, dass wir genug Abstand zum Alltag und auch schon so viel erlebt hatten, dass es jetzt nicht „schlimm“ wäre, wieder nach Hause zurückzukehren. Dem Merlin hätte es auf jeden Fall zu dem Zeitpunkt schon ausgereicht. Optimal wäre vielleicht gewesen, dann für einige Monate nach Hause zu fahren und dann nochmal loszureisen für den zweiten Teil der Reise. Aber das ist mit einem Schulkind schwer möglich, das hin und her hätte Freddi vermutlich nicht so gut getan und ich glaube nicht, dass wir zweimal eine Schulbefreiung bekommen hätten. Es war überhaupt total super, dass wir so problemlos eine Befreiung bekommen haben. Andere Familien, die wir während der Reise trafen, hatten nicht so ein Glück mit ihrer Schule und mussten das Kind aus Deutschland abmelden, sozusagen der Schulpflicht entfliehen, damit sie für längere Zeit auf Reisen gehen konnten.
Im Vorfeld unserer Reise hatte ich vor dem Thema Schooling ehrlich gesagt am meisten Respekt. Was sollten wir Freddi beibringen, und wieviel bräuchte es, damit er nach der Reise wieder den Anschluss in seine alte Klasse schaffen würde? Aber mit Freddis Klassenlehrern hatten wir eine so großartige Unterstützung! Wir sind den beiden Lehrern unendlich dankbar dafür, dass sie uns wöchentlich mit dem Material versorgt haben, das die Klasse zu Hause auch durchgenommen hatte. Zudem gaben sie zu den bearbeiteten Aufgaben auch noch Feedback. Das lief alles ganz unkompliziert über WhatsApp und Email, während wir Hefte dabei hatten, und die Bücher digitalisiert auf dem Laptop lagen. Freddi hat das Schooling größtenteils gut und gewissenhaft mitgemacht, aber natürlich gab es auch mal „Kein-Bock-Krisen“ und oft mussten wir unseren gesamten Reiseplan nach dem Schooling ausrichten. Dennoch hat Freddi den ganzen Stoff in Mathe, Deutsch, Englisch und Sachkunde bearbeitet (abwechselnd mit Mama oder mit Papa), so dass er jetzt gut in die 5. Klasse starten kann. In Mathe haben wir sogar das Gefühl, dass der 1:1-Kontakt ihm mehr gebracht hat, als hätte er den Stoff in der Klasse im Unterricht bearbeitet. Aber ohne die großartigen Lehrer wäre das nicht möglich gewesen! Wir hätten gar nicht gewusst, welche Inhalte relevant gewesen wären für die 4. Klasse, bzw. hätten uns das selbst erstmal zusammen suchen und erarbeiten müssen, bevor wir es hätten weitergeben können. Trotzdem waren wir immer froh über Schulferien, denn das hieß dass wir uns keine Gedanken darüber machen mussten, wo wir wieviel Zeit wir für die Schule einplanen müssen und was der andere Elternteil in der Zeit mit Merlin machen würde.
Freddi und Merlin sind glaube ich einen ganzen Kopf größer geworden während der Reise. Bei Freddi hat uns sehr überrascht, wie gut er mit den vielen Ortswechseln und mit spontanen Veränderungen klar kam. Das war früher nie seine Stärke, Situationswechsel haben ihn sonst oft aus der Bahn geworfen. Bei Merlin war genau das unser Hauptproblem auf der Reise, aber wenn ich mir Freddi so anschaue, habe ich bei Merlin Hoffnung, dass das noch wird!
Merlin wollte von sich aus, während Freddi Schule gemacht hat, auch öfter mal Schule machen. Wir haben also die Buchstaben geübt und Rechnen mit plus und minus. Für die Vorschule ist er jetzt schon fast zu fit. Irgendwann wollte er nicht mehr, worüber ich dann ganz froh war. Was soll er dann sonst in der 1. Klasse machen?
Durch die intensive Familienzeit sind sich die beiden Brüder sehr viel näher gekommen, als es im Alltag in Berlin möglich gewesen wäre. Freddi hat sein Spielverhalten auf Merlins Niveau ausgerichtet, wobei beide am liebsten gemeinsam im Sand Städte bauten. Dank minecraft hatten sie eigentlich immer ein Thema, das sie in Verbindung gehalten hat, und worüber sie inzwischen auf Augenhöhe kommunizieren, als wäre kein Altersunterschied von fünf Jahren dazwischen. Zudem sind sie toleranter und einfühlsamer geworden, was ihre gegenseitigen Befindlichkeiten und Bedürfnisse betrifft. Es gab aber zwischendurch auch immer mal kleinere oder größere Krisen, die sich in nervigen Streitereien äußerten. Oft ging es von Merlin aus, der von den ganzen neuen Eindrücken überfordert war. Das hat auch teilweise uns Eltern überfordert und wir mussten immer wieder unsere Planung neu überdenken und anpassen. Überhaupt war das ständige Vorplanen, Recherchieren und Buchen ziemlich anstrengend für uns, da wir oft schon mit den Gedanken in der Zukunft waren und den aktuellen Ort manchmal nicht so richtig genießen konnten.
Wir waren heilfroh, als der Plan dann einigermaßen stand. Das war zu dem Zeitpunkt, als wir auf die Aranui gingen. Überhaupt war die Zeit auf der Aranui ganz außergewöhnlich! Es gab kaum Internet und somit keine Möglichkeit irgendwas zu recherchieren. Wir kamen uns wirklich vor wie am Ende der Welt. Für die Kinder und uns war die Kreuzfahrt definitiv eines der Highlights der Reise. Von der Art des Reisens als auch von den Orten, die wir besucht hatten, war einfach alles so exotisch und anders. Trotzdem hatten wir währenddessen auf dem Schiff einen uns bekannten (europäischen) Rahmen, was vor allem den Kindern sehr gut getan hat. Auch wenn sie die einzigen Kinder an Bord waren und das Programm überhaupt nicht auf Kinder ausgelegt war. Am Ende der Reise meinte einer der Angestellten der Aranui zu uns, dass wir ja so liebe und brave Kinder hätten. Die französischen Kinder wären viel ungezogener und würden beim Essen laut herumschreien und am Abend wild die Gänge hoch und runter rennen. Da sind wir aus allen Wolken gefallen, denn ich dachte immer, die französischen Kinder seien bestens erzogen. Aber es hat uns natürlich gefreut zu hören, dass es so wahrgenommen wird. Die Auseinandersetzungen auf dem Zimmer hatte wohl niemand mitbekommen ;)
Ein anderes Highlight war die Tour mit dem Camper durch Neuseeland. Immer wenn ich die Kinder fragte, was sie bisher am besten fanden, kam: „Mit dem Camper in Neuseeland.“ Die Südinsel war landschaftlich so abwechslungsreich, dass eigentlich jeder Ort dort ein kleines Highlight für sich war. Und mit der eigenen mobilen Unterkunft war man Teil der Natur, man war einfach direkt mittendrin. Dass es nach fünf Wochen ziemlich eng und ungemütlich wurde, habe ich schon fast wieder verdrängt ;)
Uns fiel irgendwann auf, dass wir die schönen Orte gar nicht mehr so würdigen konnten, weil wir schon so viele Wochen unterwegs waren und so viele andere schöne Orte vorher gesehen hatten. Das war eine interessante Erkenntnis. Wären wir von Deutschland aus zum Beispiel nach Hawaii geflogen, wäre der Enthusiasmus bestimmt sehr viel größer gewesen. Aber tolle Strände und Meer hatten wir vorher eigentlich schon genug. Ab da setzte dann auch eine gewisse Reisemüdigkeit und auch ein bisschen Heimweh bei uns Erwachsenen ein, während die Kinder diese Phase schon wieder hinter sich hatten. Auf die interessante Frage eines Freundes von Freddi hin, haben wir es mal zusammengezählt: Insgesamt haben wir in den acht Monaten zehn Länder bereist und wohnten in genau 50 verschiedenen Unterkünften.
Wir haben uns sehr gefreut, dass es geklappt hat, dass wir während der Reise einige Leute getroffen haben, die wir lange nicht gesehen hatten. Xong Sing in Singapur, Patrick in Australien, Made und ihre Familie zufällig in Indonesien, Georg und Lissi in Vancouver, Natalie mit Familie in Edmonton und Wolfi mit Familie in New York. Es war uns jedesmal ein Fest!!!
Dennoch freuen wir uns, dass wir nach so langer Zeit wieder zu Hause in unserer gewohnten Umgebung sein können. Freddi ist der einzige von uns, der gerne direkt weitergereist wäre. Er hätte sich noch Südamerika und Afrika angeschaut. Aber irgendwas muss er sich ja noch für später aufheben, um zu schauen, wie sich die Welt bis dahin verändert hat.
Es waren interessanterweise immer dieselben Themen, die uns auf der Reise beschäftigt haben. Zum einen der Umgang des jeweiligen Landes mit seinen Ureinwohnern oder indigenen Völkern. Nach allem was wir gesehen haben, denken wir, dass Neuseeland am meisten versucht, die damaligen Gräueltaten wieder gutzumachen. Zumindest wird den Maori wieder Land zugesprochen, welches ihnen früher gehörte und sie bekommen ein bisschen Mitspracherecht in der Politik. Kanada und USA sind davon noch weit entfernt und auf französisch Polynesien hat Frankreich noch immer die Hand drauf, ähnlich wie zur Kolonialzeit.
Ein weiteres Thema drehte sich um ungeheure Mengen an Wegwerfplastik, (vor allem in Kanada und USA) und den Umgang mit Müll (in Indonesien). Wenn man fatalistisch wäre, würde man angesichts dessen tatsächlich den Kopf in den Sand stecken und sich fragen, warum wir uns in Deutschland so viel Mühe geben. Andererseits ist es wichtig, dass wir uns trotzdem dafür entscheiden vorauszumarschieren, denn es kann in Zukunft nicht so weitergehen!! Auch in Sachen Energiewende und Nachhaltigkeit ist Deutschland klarer Vorreiter. So sehr man gegen die Ampel wettern möchte, so sehr muss man anerkennen, dass es in Deutschland wenigstens langsam aber stetig vorangeht. Zum Beispiel wurden inzwischen neue Gesetze verabschiedet, die private Bürger und auch Unternehmer ermutigen und unterstützen, in eigene Solartechnik zu investieren. Im Juli diesen Jahres produzierte Deutschland schon 80% seines Strombedarfs mit erneuerbaren Energien. Im Winter ist es sicher weniger, aber wir gehen den richtigen Weg.
Interessanterweise ist das Thema Corona schon zu Beginn unserer Reise eigentlich nicht mehr relevant gewesen. Einzig bei der Einreise nach Indonesien mussten wir unsere Impfnachweise vorzeigen. Testpflicht oder Maskenpflicht gab es überhaupt nicht mehr. Dafür haben wir die wirtschaftlichen Auswirkungen deutlich gespürt. In Restaurants und Hotels wurden die Preise stark nachgebessert. Auf Google kann man sich ältere Bewertungen und Speisekarten anschauen. Manche Restaurants verlangen inzwischen fast das doppelte wie vor vier Jahren. Verständlich ist es natürlich, dass die Verluste wieder irgendwo reingeholt werden müssen, aber bei der Berechnung unserer Reisekosten haben wir das nicht einkalkuliert und mussten einige Male schlucken. Man kann nur hoffen, dass es sich im Laufe der Zeit wieder etwas normalisiert. Vermutlich wird Reisen aber insgesamt teurer werden.
Ich fand es immer schön zu wissen, dass einige unserer Familienmitglieder und Freunde hier regelmäßig mitlesen. (Und eine eingefleischte kleine Truppe war immer unter den ersten Lesern, kurz nachdem der Beitrag gepostet wurde :)) So waren wir doch immer ein bisschen mit zu Hause verbunden. Zudem war es beruhigend zu wissen, dass unsere Wohnung inklusive Briefkasten von Nachbarn und einer Freundin bewacht und gelüftet wurde. Und von vielen lieben Menschen wurden unsere Pflanzen gehegt und gepflegt. Ein großes Dankeschön, falls ihr das lest!
Wir leben uns jetzt erstmal wieder ein und verarbeiten den Jetlag, organisieren diverse Dinge, bevor Schule, Kita und Arbeit wieder losgehen. Die To-Do-Liste ist länger als gewünscht und hoffentlich können wir es langsam angehen, bevor der Alltag uns wieder mit all seinen bunten Facetten einholt.
Dennoch bin ich gespannt, wann die Reiselust wieder erwacht. Uns ist noch bewusster geworden, wie groß und vielfältig aber auch zerbrechlich unsere Welt ist. Wir haben eigentlich nur einen ganz kleinen Teil davon gesehen.Read more
Vielen lieben Dank, Diana, für deine immer so interessanten, informativen und auch so herrlich ehrlichen und differenzierten Beiträge. Ich habe mit euch mitgefiebert und mein eigenes Fernweh damit teilweise gestillt. Und den ein oder anderen Beitrag Maren vorgelesen 😉 Lebt euch gut ein und hoffentlich bis bald mal wieder! [Nils]
Traveler Welcome back 🥰
Traveler Liebe Diana, auch von mir vielen lieben Dank für deine tollen und wirklich interessanten Beiträge, die mir manche Länder ein wenig näher und neue Eindrücke gebracht haben. Wenn ich eure Fotos sehe, dann kann ich nur sagen: „wow, was ihr alles gemeinsam erleben konntet“