• Denis Schatilow

Nepal

Famulatur und Backpacking in Nepal Read more
  • Black out

    January 4 in Nepal ⋅ ☀️ 20 °C

    Die Nacht war kalt – kälter als sonst. Am Vorabend war gegen 20 Uhr der Strom ausgefallen, und damit auch sämtliche Heizlüfter, die wir in diesem Haus besitzen. Nichts ging mehr. Doch da das fast jeden Tag passiert – meistens abends, wenn ganz Pokhara auf Strom angewiesen ist – erschien uns das zunächst nicht ungewöhnlich.

    Die Nacht war unruhig. Draußen bellten zahlreiche Hunde, und ich wachte immer wieder auf. Eine erholsame Nacht war das nicht.

    Am nächsten Morgen war der Strom immer noch nicht zurück. Prakash wunderte sich, denn normalerweise dauern die Blackouts nur etwa zwei bis drei Stunden. Ein paar Telefonate mit Freunden brachten Klarheit: Das Problem lag in unserer Straße – im wahrsten Sinne des Wortes.
    Nach dem Frühstück nahm Prakash mich mit. Wir liefen ein paar Meter in Richtung Hauptstraße und sahen schon von Weitem eine Traube von Menschen. Es waren die Nachbarn von Prakash und Bina, die sich auf der Straße versammelt hatten und neugierig in dieselbe Richtung blickten. Als wir um die Ecke kamen, sahen wir das Ausmaß der Zerstörung: Ein ganzer Strommast, samt all der Kabel, die die Menschen über die Jahre daran befestigt hatten, lag quer auf der Straße.

    Ein Lkw war wohl am Vorabend dort vorbeigefahren. Der Fahrer hatte im Dunkeln nicht bemerkt, dass sich eines der dünnen Datenkabel an seiner Karosserie verhakt hatte. Gemeinsam mit dem Kabel riss er den gesamten Mast um – so zumindest berichtete es ein Nachbar. Jetzt wurde auch Prakash klar, warum das WLAN nicht funktionierte, obwohl der Router mit Solarenergie und einer Batterie betrieben wird.

    Tatsächlich waren bereits Arbeiter des Stromversorgungsnetzes mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Ein neuer Mast wurde gesetzt, und auch eine neue Stromleitung wurde daran befestigt. Was aus den Datenkabeln werden soll, sei jedoch nicht ihr Problem, erklärten die Arbeiter. Die Zuständigkeiten waren damit wohl geklärt.
    Ehrlich gesagt wundert es mich nicht, dass so ein Mast irgendwann einmal umkippt. In der ganzen Stadt hängen hunderte Kabel an jedem einzelnen Mast, und so mancher neigt sich bedrohlich zur Seite. Die Menschen hier gleichen das offenbar aus, indem sie auf der Gegenseite einfach noch mehr Kabel anbringen – völlig verrückt. Die chaotische Ansammlung der Kabel macht es umso schwieriger, Fehlerquellen zu finden, es sei denn, der ganze Mast liegt buchstäblich vor den Füßen.

    Es wird wohl ein paar Tage dauern, bis das Internet wieder funktioniert. Eigentlich hatte ich vor, ab Montag intensiv an meiner Doktorarbeit zu schreiben. Dafür muss ich mir jetzt einen anderen Ort suchen – im Notfall wird es die Juicery.
    Immerhin gab es seit dem Abend wieder Strom, und die Nächte sind dadurch nicht mehr ganz so kalt.

    Ich melde mich erst wieder im Laufe der nächsten Woche. In den nächsten Tagen passiert ohnehin nichts Spannendes, und ich versuche, in einen Arbeitsmodus zu kommen. Bis dahin!
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  • Pokhara ist sicher

    January 7 in Nepal ⋅ ☀️ 9 °C

    Um 6:52 wache ich auf. Noch ein wenig im Tiefschlaf wundere ich mich, warum das Bett vibriert. Auch der Nachttisch vibriert, und mit ihm alles, was darauf abgestellt ist. Plötzlich bin ich hellwach. Die Wände zittern, und sogar das Geschirr in der Küche klimpert vor sich hin. Erst nur minimal und kaum spürbar, wird es mehr und mehr. Ein Erdbeben. Es bleibt jedoch bei den vibrierenden Wänden und den klimpernden Gläsern. Nach rund zwei Minuten ist alles vorbei. Eine sehr interessante und zugleich unheimliche Erfahrung.

    Ich öffne meine sozialen Medien. Vor allem bei Instagram sehe ich einzelne Posts von Leuten, die ich in Kathmandu kennengelernt habe. Deepak, der mit mir dort die kulinarische Tour gemacht hat, schreibt in seinem Post, dass ein starkes Beben Kathmandu getroffen habe, er aber sicher im Freien stehe. Nach 2015 reagieren die Menschen sicher schnell und überlegt, denke ich. Der nationale Telekommunikationsdienst verschickt eine Warnung. Diese erscheint auch bei mir in der NCell-App: „Earthquake 7.1, take care of you and your loved ones.“ Eine Eingrenzung des betroffenen Gebiets ist aus der Push-Benachrichtigung jedoch nicht ersichtlich.

    Nepal ist ein Erdbebengebiet. Hier treffen die indische und die eurasische Kontinentalplatte aufeinander. Daher ist die Gefahr von starken Beben eigentlich immer gegeben. Tückisch ist vor allem, dass eine Vorhersage unmöglich ist. Zu schnell entladen sich die Energien im Falle eines Bebens. Das Beben von 2015, bei dem über 9.000 Menschen ihr Leben unter Trümmern verloren haben, hatte eine Stärke von 7,9. Auch damals war vor allem Kathmandu betroffen. Pokhara blieb schon damals halbwegs verschont.

    Das heutige Epizentrum liegt in China. Trotzdem haben wir es auch hier gespürt. Was für unglaubliche Kräfte da wirken müssen!

    Mir jedenfalls geht es sehr gut. Es war eine spannende und gleichzeitig gruselige Erfahrung, durch ein Erdbeben aufzuwachen.
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  • Time to say goodbye

    January 10 in Nepal ⋅ ☀️ 16 °C

    Die letzten Tage sind wie im Flug vergangen. Meine Tage verliefen eigentlich immer gleich und unspektakulär. Der Morgen startete mit einem kleinen Frühstück, dann ging es an die Arbeit. Ich habe einiges an meiner Doktorarbeit geschafft. Bis mittags, etwa gegen 12 Uhr, stand Literaturrecherche auf dem Plan. Danach folgte ein ausgedehnter Spaziergang mit Einkehr in einem Restaurant, um mich anschließend für das weitere Schreiben an der Doktorarbeit zu wappnen. Gegen 15 Uhr saß ich dann bis spät abends am Laptop. Bina brachte mir ein paarmal eine riesige Schüssel warmen Popcorns. Bester Service! Ich habe mir bewusst die Zeit genommen, um ein wenig voranzukommen. Ganz nebenbei ist es eine willkommene Abwechslung zu den vielen Eindrücken, die man jeden Tag aufnimmt.

    Bei einem meiner Spaziergänge zu einem Restaurant in DamSide, der ungefähr 25 bis 30 Minuten dauerte, kam ich wieder am Bezirksgericht vorbei. Auch heute schien hier wieder sehr viel los zu sein. Ich dachte zuerst, dass der Weg gesperrt sei, doch auf Nachfrage bei den bewaffneten Beamten stellte sich heraus, dass dem nicht so war. Sie machten eine kleine Lücke, damit ich meinen Weg fortsetzen konnte.

    Ich lief auf das Bezirksgericht zu, das an der Hauptstraße liegt, die aus LakeSide hinausführt. Vor dem schwer gesicherten Tor standen wieder Journalisten und Anhänger des ehemaligen Innenministers. Ich sprach einige der Journalisten an, um zu verstehen, was heute passiert. Einer von ihnen sprach einigermaßen gutes Englisch und erklärte mir, dass heute über die Untersuchungshaft entschieden werden soll. Seit dem 22. Dezember ist der Spitzenpolitiker in Haft. Kommt er heute frei?

    Ich fand die Angelegenheit sehr spannend und fragte auch nach den Hintergründen. Es geht (wer hätte das gedacht) um Korruption und die Veruntreuung von Geldern aus einer Genossenschaft. Aber immer wieder hörte ich, dass es Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Prozesses und der Beweisführung gibt. Einer der Männer vor Ort erzählte, dass vor allem viele junge Menschen große Hoffnungen in seine Partei setzen und die aktuelle Regierung deshalb diesen Prozess aus dem Boden gestampft habe. Welche Rolle die Regierung hierbei genau spielt, habe ich bisher nicht verstanden. Es ist schon merkwürdig, dass sich die Regierung immer wieder einmischt, obwohl der Spitzenpolitiker kein aktives Regierungsamt innehat (seit Anfang 2023 nicht mehr) und die Justiz ihn als Privatperson im Visier hat. Aber wahrscheinlich stinkt der Fisch, wie immer, vom Kopf. Später recherchiere ich ein wenig zum Fall. Tatsächlich wird die U-Haft am Abend gegen eine Kaution von umgerechnet 45.000€ aufgehoben.

    Meine Freizeit in der Mittagszeit nutze ich für einen kulinarischen Rundumschlag. Ich habe ein kleines, authentisches tibetisches Restaurant am Rande von Pokhara entdeckt. Vorspeise, Hauptgericht und ein Cappuccino für knappe 550 Rupien (3,90 €) – und so unglaublich lecker! Das wird mein Stammlokal!

    Morgen steht mein Auszug bevor. Ich habe bei Bina und Prakash bis Samstag gemietet. Sie selbst fahren schon heute früh, deshalb gibt Bina mir heute noch einen Wunsch mit auf den Weg. Es ist ein Ritual, das bei Gästen und in der Familie vor einer Abreise durchgeführt wird: ein roter Punkt, Blumen und symbolisch Proviant in Form von Bananen. Anschließend zündet sie Räucherstäbchen an. Ein schönes Ritual, wie ich finde. Dann legt sie mir eine Art Schal um, der vor Krankheiten und dem kalten Wind schützen soll. Ich werde ihn sicher im Annapurna-Gebirge gut gebrauchen können. Über den Style lässt sich streiten, aber es ist eine wunderbare Geste.

    Wir verabschieden uns. Für mich geht morgen die Reise weiter …
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  • Noch einmal durchatmen

    January 13 in Nepal ⋅ ☀️ 19 °C

    Die letzten Tage habe ich noch letzte Besorgungen gemacht, meine Schuhe säubern lassen und die Tage genossen. Morgen früh geht’s nämlich los. Und das will gut vorbereitet sein ! Ich habe gestern Julia am Flughafen abgeholt. Nach ihrem Flug von Frankfurt über Dehli und Kathmandu war das ein wunderbares Wiedersehen. Die letzte Klausur geschrieben hat sie sich in den Flieger gesetzt und wagt es, mit mir auf den 12 tägigen Trek ins Himalaya Gebirge zu gehen. Doch bevor es los geht haben wir einen entspannten Tag in Pokhara verbracht.
    Tatsächlich haben wir am Nachmittag eine Yoga Class besucht. Was zunächst anstrengend begann, hat sich zu einem echten Glücksgriff entwickelt. Mit Blick auf den See und dem einsetzenden Sonnenuntergang, hatten wir richtig Spaß an der Yoga-Session. Sichtlich entspannt und gedehnt haben wir noch einmal den Service und das gute Essen im Restaurant in Lakeside am Abend genossen. Die nächsten Tage werden wahrscheinlich weniger komfortabel.
    Julia war 2018 schon einmal als Volunteer hier, und so haben wir ihre alte Gastfamilie besucht. Eine wirklich herzliche und schöne Begegnung mit einer sehr liebevollen Familie. Das kleine Haus war einfach und spartanisch eingerichtet. Im Gespräch hat der Gastvater erzählt, dass das Leben nicht einfach ist, aber es reicht gerade um durchzukommen. Wir haben zusammen Tea Masala getrunken und Julias Mitbringsel kamen sehr sehr gut an.
    Danach mussten wir aber langsam zurück ins Hotel. Denn wir starten morgen früh um 8 ins Himalaya Gebirge. Die 12 tägige Tour wird uns tief ins Hinterland führen. 5200m ist die maximale Höhe die wir begehen. Thorang la Pas, einer der höchsten begehbaren Pässe der Welt. Neben der Strecke und den Höhenmetern, die vor uns liegen erwarten uns dort oben in den Schutzhütten Temperaturen von bis zu -30° C. Wir treffen am Abend noch Anjan. Er ist unser Guide. Ein erfahrener Trekker, der schon tausende Touristen durch den Annapurna Circuit geführt hat. Er kennt sich aus im Gebirge und wird uns leiten. Trotz allem nichts für schwache Nerven. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt … oder so ähnlich. Bepackt mit jeder Menge warmer Kleidung und Schneeketten für die Wanderschuhe freuen wir uns auf ein großes Abenteuer.
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  • Annapurna Circuit

    January 14 in Nepal ⋅ ☀️ 5 °C

    Unser Guide Anjan ist pünktlich um 8 Uhr bei uns im Hotel. Wir haben es geschafft, vorher zu frühstücken, obwohl 7 Uhr für Frühstück eine wirklich unchristliche Zeit ist – gerade für zwei Studierende. Nachdem wir das Zimmer geräumt haben, gab es auch schon den ersten Lacher von Anjan. Er wünscht mir viel Spaß mit meinem wirklich groß geratenen Gepäck. Aber das wird schon machbar sein.

    Es ging dann erstmal zu Bina und Prakash. Dort haben wir unsere zweiten Taschen jeweils abgelegt. Bina hat uns noch Frühstück angeboten, aber unser Fahrer und Anjan warteten vor dem Haus. Nach einer kurzen Stippvisite ging es dann erstmal in Richtung Kathmandu. Nach ungefähr einer Stunde sind wir in Richtung Norden gefahren, hinein ins Gebirge. Die Straßen sind noch gut befestigt, und die Fahrt ist angenehm. Anjan hat uns schon vorgewarnt, dass die zweite Hälfte der Strecke mit einem Jeep und dann Offroad auf unbefestigten Straßen weitergeht.

    Als wir nach 3,5 Stunden mit dem Taxi in Ghandaki angekommen sind, gab es Mittagessen. Da die Temperaturen auch ein wenig gesunken sind, haben wir uns für eine Thukpa entschieden – eine Nudelsuppe mit verschiedenem Gemüse. In der Zwischenzeit hat Anjan einen Fahrer organisiert, der uns mit seinem Jeep von hier aus weiter mitgenommen hat.

    Die zweite Hälfte sollte rund drei bis vier Stunden dauern. Es war wirklich eine abenteuerliche Fahrt entlang atemberaubender Abhänge, ohne jegliche Leitplanke und mit Gegenverkehr. Aber unser Fahrer, ein sehr erfahrener älterer Herr, hat den Jeep durch die Felsen und Hänge manövriert wie ein Profi. Er fährt jeden Tag eine Tour hin und zurück und bringt neben Trekkern auch Waren in die Dörfer.

    Eine knappe Stunde vor unserem Ziel staut sich der Verkehr. Auch LKWs stehen auf dem Pass. Es geht weder vor noch zurück. Ein Jeep, den wir hätten nehmen sollen, wenn wir nicht zu Mittag gegessen hätten, blockiert mit einer Panne den schmalen Pass. Die Reparatur dauert rund 40 Minuten, aber dann fährt der Jeep, und es geht endlich voran.

    Die Sonne ist bereits hinter den Bergen verschwunden, und es begann zu dämmern. Als wir unser Ziel erreichen, ist es bereits dunkel und bitterkalt. Wir sind – wer hätte es gedacht – die einzigen Gäste hier. Es ist ein kleines, aber süßes Familienhotel. Der Ofen im Esszimmer wird für uns befeuert, und auch die Söhne und Töchter der Familie scheinen die Wärme zu genießen und setzen sich in die Nähe.

    Nach dem Abendessen – es gab Curry und Reis – bereiten wir unser Zimmer vor. Da es keine Heizungen gibt und die Temperaturen Richtung Nullpunkt gehen, sind wir wirklich froh über die Schlafsäcke, die Anjan organisiert hat. Sie sind speziell für Minusgrade ausgelegt. Also rein in warme Klamotten und ab in den Schlafsack. Hoffentlich wird die erste Nacht nicht allzu herausfordernd.
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  • Von Danaque nach Chame

    January 15 in Nepal ⋅ ☀️ -4 °C

    Die Nacht war kalt. Sehr kalt, aber wir haben uns so gut eingepackt, dass es schon zu warm war im Schlafsack. Aber das Frühstück tut richtig gut. Es gibt warmen Porridge mit Äpfeln. Anschließend packen wir unsere sieben Sachen und brechen gegen 9 Uhr auf.
    Danaque liegt auf etwa 2.200 Metern Höhe und markiert den Startpunkt unseres Annapurna Circuit Treks. Von hier aus geht es stetig bergauf, wobei wir auf unserem Weg eine Höhe von rund 2.710 Metern in Chame erreichen, unser Ziel der ersten Etappe. Das bedeutet etwa 500 Höhenmeter Anstieg, die über eine Strecke von ungefähr 8 Kilometern bewältigt werden. Diese Strecke führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft, die mit jeder Wegbiegung neue Facetten der Himalaya-Region offenbart. Der Trek bietet nicht nur spektakuläre Ausblicke, sondern auch Einblicke in die lokale Kultur und die Herausforderungen des Hochgebirgstrekkings.

    Die Strecke ist abwechslungsreich und führt durch dichte Wälder, entlang von rauschenden Flüssen und vorbei an kleinen Dörfern, die einen authentischen Einblick in das Leben der lokalen Gemeinschaften bieten. Der gut ausgebaute Wanderweg ist dennoch anspruchsvoll – steile Anstiege wechseln sich mit leichteren, flachen Passagen ab.
    Bereits beim Verlassen von Danaque taucht man in eine Szenerie ein, die von alpinen Wäldern geprägt ist. Hohe Kiefern und Rhododendren säumen den Weg und verbreiten einen würzigen Duft, der die frische Bergluft noch angenehmer macht. Zwischendurch eröffnen sich weite Panoramen auf die umliegenden Gipfel, die mit ihren schneebedeckten Spitzen majestätisch in den Himmel ragen.

    Die rund 500 Höhenmeter Anstieg klingen zwar moderat, sind jedoch durch die stetig steigende Höhe und das Gewicht der Ausrüstung spürbar. Eine gute Kondition und ausreichend Pausen sind entscheidend, um die Strecke zu genießen. Aber darauf achtet Anjan und auch Julia und ich fragen uns gegenseitig wie es gerade läuft. Schließlich wollen wir eine gute Zeit haben. Ein besonderes Highlight ist der Blick auf den Annapurna II (7.937 m), der von Chame aus zum Greifen nah scheint.

    Auf halber Strecke kommt man an einer besonders beeindruckenden Passage vorbei: Über uns türmt sich der Fels hunderte Meter hoch. Gegenüber immer wieder kleinere und größere Wasserfälle, deren Oberfläche gefrorenen ist. Wie kalt muss es sein, dass fließendes Wasser gefriert. Unglaublich schön anzusehen. Hier lohnt es sich, einen Moment innezuhalten und die Kraft der Natur zu bestaunen. Die Geräuschkulisse, geprägt von Vogelgesang und dem Rauschen des Flusses, sorgt für eine beinahe meditative Atmosphäre. Da stört mich auch die Blase nicht, die ich schon an der linken Ferse habe. Ein Glück, dass Julia Blasenpflaster dabei hat, ich hätte sonst keinen Spaß mehr.

    Kurz vor Chame lichtet sich der Wald, und die Szenerie wird von terrassierten Feldern und kleinen Steinhäusern bestimmt. Hier wird Anjan von einem Ziegenbock angegriffen. Wir müssen so lachen. Denn er ist nicht ganz unschuldig daran.
    Der Ort selbst ist ein charmantes Dorf, das als eines der Hauptzentren der Region gilt. Hier trifft Tradition auf Moderne: Neben buddhistischen Gebetsmühlen und Mani-Steinen gibt es kleine Läden und Teehäuser, die sich perfekt für eine Rast eignen. Allerdings ist die Saison längst vorbei. Wir sind auch hier die zwei einzigen Touristen diese Nacht. Die Dorfgemeinschaft sitzt am Wegesrand zusammen und es wird Bingo gespielt. Ohne Touristen haben die Menschen hier kaum was zu tun sagt Anjan.

    Wir sitzen am Abend mit Anjan und den Söhnen der Betreiber Familie des Eagle Eye am Feuer und genießen unser Abendessen. Eine warme supper bei den minus Graden da draußen ist so gut. Wir kommen ins Gespräch mit einem der jungen Söhne und erfahren einiges über das Leben hier in den Bergen. Es ist eine unglaublich interessante Reise. Alleine die letzten beiden Tage hat uns tief in das Leben der Menschen hier blicken lassen. Nach einem Tee geht’s auch wieder aufs Zimmer. Wir müssen uns ausruhen. Die Zimmertemperatur liegt im den Nullpunkt und weil es keine warme Dusche gibt, muss eine Katzenwäsche reichen.
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  • Von Chame nach Upper Pisang

    January 16 in Nepal ⋅ ☁️ 1 °C

    Nach der bitterkalten Nacht war das Frühstück am knisternden Feuer eine wahre Wohltat. Es fühlte sich an wie ein kleiner Luxus, der uns neue Energie für die Etappe gab. Der Weg führte uns durch einige der beeindruckendsten Landschaften, die wir bisher auf der Annapurna-Umrundung erlebt haben, aber wir sind uns auch bewusst, dass wir das jetzt jeden Tag so sehen werden. Schließlich geht es stetig bergauf. Ein Abschnitt bleibt mir besonders im Gedächtnis: Über uns ragten massive Felswände empor, links bot sich ein Blick auf den Fluss, der sich durch das Tal schlängelte. Wie ein Tunnel durch den wir liefen, der an einer Seite offen war. Was für ein Gewicht da gerade über unseren Köpfen hängen muss. Immer wieder hatten wir eine klare Sicht auf den majestätischen Annapurna II, dem wir immer näher kamen. Mit dem Wetter haben wir einfach Glück. Zwar ist es kalt aber die Sicht ist klar und die Sonne scheint. Das ist der Vorteil, wenn man im Winter und somit der Trockenzeit wandert. Allerdings ist es deutlich kälter.

    Meiner Blase an der linken Ferse ging es heute etwas besser – die Blasenpflaster leisten weiter ganze Arbeit. Trotzdem war ich froh bei der ein oder anderen Gelegenheit, kurz anzuhalten und die Aussicht zu genießen. Das größte Problem ist bergauf. Immer wieder kommen kleinere Abschnitte bergab. Aber solange man unter dem Blasenpflaster den Knochen noch nicht sieht, ist es halb so wild. Wie sagte ein Politiker einst (der mit seiner Partei zum Glück gnadenlos gescheitert ist und bei unter 5% dümpelt): „Probleme sind nur dornige Chancen.“

    Als wir am Nachmittag Upper Pisang erreichen, begrüßt und ein eingeschlafenes Dorf mit einigen wenigen älteren Bewohnern. Einige Kühe schlendern durch die schmalen Gassen und lassen es sich gut gehen. Um den Nachmittag noch zu nutzen besuchten wir das Kloster. Leider sind die Mönche alle nach Indien gereist, um dort den Dalai Lama zu sehen. Eine nette Dame machte uns die Stupa auf und zeigte uns diese Heilige Stätte. So bunt und einladen. Wirklich ein mystischer Ort. Die Ruhe tut gut und mir kommt es so vor, als würde ein wenig Energie zurück kommen.
    Danach ging es zurück in unser Teahouse für diese Nacht. Wir hatten uns schon auf eine heiße Dusche gefreut, aber bei den frostigen Temperaturen hier scheint es unmöglich – die Leitungen würden schlichtweg einfrieren. Stattdessen gab es eine “Hot Bucket Shower”: Ein Eimer mit heißem Wasser direkt vom Feuer und ein Eimer kaltes Wasser. Das richtige Mischungsverhältnis? Da war jeder selbst für verantwortlich. Es war eine echte Grenzerfahrung, sich so zu duschen, besonders ohne Heizung. Aber es macht die Erfahrung noch authentischer, denn so läuft das hier in den Bergen.

    Nach dem Abendessen haben wir uns gemütlich mit Anjan zusammengesetzt, ein paar Runden Uno gespielt und mehr über sein Leben und die Region erfahren. Solche Momente sind es, die diese Reise unvergesslich machen. Die Nacht war überraschend warm, denn unsere Schlafsäcke sind wirklich hervorragend – ein Segen bei diesen Temperaturen.
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  • Von UpperPisang nach Manang

    January 17 in Nepal ⋅ ☀️ -3 °C

    Der Tag begann, wie es sich für eine Wanderung in den Bergen gehört: mit einem heißen Porridge, der uns Kraft für die bevorstehende Strecke geben sollte und schwarzem Kaffee. Von dem Esszimmer unseres Teahouses in Upper Pisang (3.300 m) genossen wir den spektakulären Blick auf den Annapurna II. Die Sonne kämpfte sich gerade aus der Dunkelheit raus und die ersten Gipfel wurden angeleuchtet.

    Nach dem Frühstück schnürten wir die Wanderschuhe und machten uns auf den Weg Richtung Manang (3.540 m). Die Route führte uns entlang schmaler Pfade, durch Pinienwälder und vorbei an steilen Abhängen. Es wäre gelogen, wenn ich nicht auch sagen würde, dass sich Adrenalin freisetzt. wenn man einen Meter neben sich hunderte Meter in die Tiefe schaut. Aber immer wieder öffnete sich der Blick auf die majestätischen Gipfel der Annapurna-Region, der uns motivierte, die Höhenmeter Stück für Stück zu überwinden.

    Unterwegs hatten wir das Glück, eine Herde Yaks zu sehen, die gemächlich ihren Weg durch das Gebirge bahnte. Die großen, zotteligen Tiere wirkten in dieser Kulisse fast wie aus einer anderen Zeit. Anjan erzählt uns, dass Yak Fleisch eine teure Delikatesse ist und hier oben die Familien auch damit ihren Unterhalt bestreiten. Daneben begegneten wir immer wieder kleineren Herden von Ziegen und Kühen, die von den Einheimischen mit beeindruckender Gelassenheit durch die Berge geführt wurden.

    Nach einigen Stunden erreichten wir Ngawal (3.675 m), ein kleines, malerisches Dorf, das sich perfekt für eine Mittagspause eignete. Wir ließen uns auf der sonnigen Terrasse eines Teehäuschens nieder und genossen ein einfaches, aber köstliches Mittagessen. Die warmen Sonnenstrahlen und die Ruhe des Ortes gaben uns neue Energie, während wir die beeindruckenden Berglandschaften um uns herum auf uns wirken ließen. Wie jeden Tag wird die zweite Etappe anstrengender.

    Gestärkt setzten wir unseren Weg fort, doch je näher wir Manang kamen, desto härter wurde die Strecke. Der Wind hat auch zugenommen und ich hatte das Gefühl, ich sollte Julia an mich anbinden, damit sie nicht vom Wind weggeweht wird.
    Der letzte Kilometer war besonders anspruchsvoll: Unsere Beine fühlten sich schwer an, und unsere Energiereserven waren fast aufgebraucht. Jeder Schritt verlangte uns am Ende alles ab. Doch schließlich, nach einem anstrengenden Endspurt, erreichten wir erschöpft, aber glücklich, die malerische Ortschaft Manang. Noch ein kleines Update zu meiner Blase: Da ich mich um sie kümmere wie um ein kleines Kind, wächst und gedeiht sie. Leider doppelt so groß als wie gestern. Aber noch immer kein Knochen zu sehen. Weiter geht’s.

    Manang liegt auf 3.540 Metern Höhe und begrüßte uns mit seinem besonderen Charme: gemütliche Teehäuser, kleine Gassen und die beeindruckende Kulisse der umliegenden Berge. Nach diesem Tag, der wirklich eine Herausforderung war, freuten wir uns auf eine wohlverdiente Pause und einen heißen Tee, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen. Zum Abend gab es noch Dal Baht, Reis, Gemüse und Curry. Das Mantra unter Trekkern hier: Dal Baht Power 24hour - no toilet, no shower.
    Tatsächlich gibt es hier eine heiße Dusche. Ein Segen, nach den letzten Tagen.

    Der Weg von Upper Pisang nach Manang war nicht nur eine physische Herausforderung, sondern auch ein Erlebnis, das uns die Schönheit und die Magie des Annapurna Circuit vor Augen führte. Wir sind gespannt, was die kommenden Tage bringen werden! Wir bleiben auch morgen noch hier, denn Manang ist sehr gut geeignet um die Höhenaklimatisierung zu überstehen.
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  • Akklimatisierung abgeschlossen

    January 18 in Nepal ⋅ 🌙 -7 °C

    Nachdem ich gestern meinen Blogbeitrag hochgeladen habe, haben wir eindrücklich erlebt, was die Höhenkrankheit mit einem macht. Zwei nepalesische Motorradfahrer erreichten Manang noch spät am Abend. Beide waren in Chitwan gestartet, einer Stadt nahe der indischen Grenze. An einem Tag sind die beiden also bis nach Manang auf 3500 m gefahren.

    Beim Essen im Kaminzimmer wird einem der beiden plötzlich schwindelig. Er wird immer blasser, Schweiß tritt ihm auf die Stirn. Er sieht wirklich nicht gut aus. Dazu kommen Kopfschmerzen. Wir fragen nach seinem Wohlbefinden, Anjan übersetzt. Für die Einheimischen hier scheint das keine Besonderheit zu sein. Sie bringen warmes Wasser und meinen, es werde schon wieder.

    Ein anderer Tourist aus Japan hat ein kleines Sauerstoffsättigungsgerät für den Finger dabei. Sie setzen den Clip auf den Finger. Der Normwert sollte bei 98–100 % Sauerstoffsättigung im Blut liegen. In Deutschland würde man bei einem Wert unter 95 % Sauerstoff über eine Nasenbrille oder eine Maske verabreichen. Der Clip zeigt 92 % an – gar nicht gut. Da wir zwei Möchtegern-Mediziner gerade Urlaub haben, schauen wir uns das Ganze zunächst interessiert an. Doch dann packt Julia ihr Helfersyndrom (sie ist in ihrer medizinischen Ausbildung ein Jahr weiter als ich, und auch viel fleißiger – also quasi Ärztin!), und ich lehne mich entspannt zurück. Julia macht sich auf den Weg zu unserer Reiseapotheke und holt ein paar Elektrolytpulverpäckchen. Mehr können wir nicht anbieten, mehr haben wir nicht dabei, was helfen könnte.

    Das Beste wäre ein Abstieg für den Mann, aber er wird sein Motorrad in diesem Zustand kaum fahren können, und die Pisten im Dunkeln sind wirklich gefährlich. Also geben wir ihm die Elektrolyte und empfehlen, sich hinzulegen. Bei der Höhenkrankheit ist unter anderem die Regulation der Blutgefäße im Gehirn gestört – sie stellen sich weit, der Druck sinkt. Im Liegen gleicht sich der Blutdruck dann über den ganzen Körper wenigstens etwas aus.
    Anjan lacht immer wieder und betont, wie leichtsinnig es ist, in diese Höhen mit dem Motorrad aufzusteigen. Nach den Elektrolyten und reichlich Flüssigkeit erholt sich der Mann tatsächlich. Er wirkt weniger verwirrt und sieht deutlich besser aus. Etwa eine Stunde lang war er vorher kaum ansprechbar und hatte die Augen nicht geöffnet. Alle sind erleichtert, dass es glimpflich ausgegangen ist.

    Am nächsten Tag weckt uns die Sonne. Wir bleiben heute in Manang und frühstücken erst einmal gemütlich – frischer Kaffee darf natürlich nicht fehlen. Damit uns nicht das gleiche Schicksal droht wie dem Biker gestern, bleiben wir hier (was ohnehin geplant war). Gegen 9 Uhr starten wir zu einem kleinen Aufstieg. Dabei kommen wir an einem See vorbei, der komplett zugefroren ist. Unter dem Eis hört man immer wieder das Plätschern des Wassers, das vom Gletscher etwas oberhalb herunterläuft. Wir trauen uns nach einigen Tests sogar auf die Eisfläche, allerdings nur am Rand – safety first. Wirklich beeindruckend. Unter dem Eis fließt das Wasser hindurch und läuft auf der anderen Seite des Sees in einen größeren Fluss unterhalb von Manang.

    Nachdem wir uns auf dem Eis ausgetobt haben, steigen wir auf knapp 4000 m auf und genießen dort einen herrlichen Blick auf den Pisang Peak, die Annapurna-Kette und den Tilichok. Die Gipfel sind allesamt mit Schnee bedeckt – ein eindrucksvoller Anblick. Neben uns bahnt sich der Gletscher seinen Weg in Richtung See. Immer wieder brechen Stücke der großen Eisflächen ab und stürzen in die Tiefe. Nach einem längeren Aufenthalt geht es wieder hinunter, zurück nach Manang.
    Unterwegs begegnen wir immer wieder Einheimischen, die große Körbe mit Feuerholz in die Stadt tragen. Auch in Manang selbst sind kaum Touristen zu sehen – mit uns zusammen nur eine Handvoll. Die Bewohner spielen Karten oder sitzen in der Sonne.
    Nach den drei Stunden unseres Akklimatisierungsspaziergangs wollen wir uns eine heiße Dusche gönnen. Leider ist die Gasflasche leer. Eine Dusche bei 7 Grad Wassertemperatur – definitiv die nächste Grenzerfahrung, aber irgendwie gehört das doch auch dazu. Also: Augen zu und durch.

    Nach dem Mittagessen nutzen wir den Pausentag, um Kraft zu tanken. Wir genießen die Sonne und ruhen uns aus. Morgen geht der Trek weiter, und wir kommen unserem Ziel, dem Thorung-La-Pass, immer näher. Die Vorfreude steigt. Gleichzeitig hat Anjan uns darauf vorbereitet, dass es gut sein kann, dass wir in den nächsten Tagen keinen Strom haben werden. Auch eine heiße Dusche ist zu dieser Jahreszeit in größeren Höhen eher unwahrscheinlich. Aber das wird schon. Vielleicht geht es ja dann in den Fluss …
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  • Von Manang nach Yak Kharka

    January 19 in Nepal ⋅ ☀️ -3 °C

    Wie immer starten wir früh. Heute liegt ein fünfstündiger Trek vor uns. Wir werden von Manang nach Yak Kharka laufen, einem idyllischen Bergdorf auf 4018 Metern Höhe. Die kalten Nächte in Manang lassen wir also hinter uns.

    Zunächst geht es auf einer relativ befestigten Straße ziemlich steil nach oben. Mit dem Gepäck ist der Aufstieg selbst am frühen Morgen und trotz neuer Energie kräftezehrend. Hinter uns liegen bereits einige Tage, die wir deutlich in den Beinen spüren. Doch wir haben immer das Ziel vor Augen: einen der höchsten begehbaren Bergpässe der Welt.

    Der Weg nach Yak Kharka ist sehr idyllisch, und als wir nach rund fünf Stunden völlig erschöpft ankommen, verstehen wir auch, woher der Ort seinen Namen hat. Rund um das kleine, aber farbenfrohe Dorf grasen zahlreiche Yaks. Die mächtigen Tiere mit ihrem dichten, langen Fell lassen sich von uns nicht stören. Sie ziehen umher, grasen mal hier, mal dort. Als es zu dämmern beginnt, wandern einige von ihnen durch das Dorf zu den Wasserstellen. Wir staunen nicht schlecht, als eines der Yaks gemütlich an uns vorbeizieht, gerade als wir die Straße überqueren wollen.

    Da die Luft immer dünner wird, sind wir entsprechend erschöpft. Allmählich werden selbst kleinere Anstrengungen zu Herausforderungen, und die Atmung wird tiefer. Am Abend spielen wir im Kaminzimmer der Unterkunft mit Anjan Karten, während der Ofen mit Yak-Dung befeuert wird. Da Holz in diesen Höhenlagen knapp ist und es draußen von Yaks nur so wimmelt, erweist sich Yak-Dung als clevere Alternative. Es sorgt für eine angenehme, wärmende Temperatur im kleinen Ofen.

    Erschöpft fallen wir am Abend in unsere Schlafsäcke. Wir brauchen Ruhe und Energie, um die nächsten Etappen zu bewältigen.
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  • Ankunft im Thorong High Camp

    January 20 in Nepal ⋅ ☀️ 1 °C

    Die Nacht in Yak Kharka war zwar nicht so kalt wie erwartet, allerdings fühle ich mich schon am Morgen nicht fit und gerädert. Die Dünne Luft macht mir zu schaffen. Beim Frühstück versuche ich möglichst viel Flüssigkeit zu mir zu nehmen. Um schnelle Energie aufzunehmen gibt’s zum Frühstück Tsampa, ein Brei aus gemahlenen, geröstetem Getreide.
    Dann geht es auch schon auf die nächste Etappe. Wir machen uns auf den Weg zum Thorong High Camp. Der letzten Station vor dem Pass auf 5417m. Von knapp 4000m Höhe, geht es jetzt Stück für Stück auf 4900m.

    Die Wanderung von Yak Kharka zum Thorung La High Camp ist eine der eindrucksvollsten Etappen des berühmten Annapurna Circuit Treks in Nepal. Sie führt durch eine spektakuläre Hochgebirgslandschaft. Dieser Abschnitt ist nicht nur landschaftlich atemberaubend, sondern wird für mich auch eine physische und mentale Herausforderung.

    Der Weg führt zunächst sanft bergauf durch weite Täler, die von felsigen Hängen und kaum Vegetation geprägt sind. Immer wieder kreuzen wir kleine Yakherden.

    Ein besonders beeindruckender Abschnitt ist die Überquerung einer langen, schmalen Hängebrücke über den Fluss Kone Khola. Hier eröffnet sich ein weiter Blick auf die umliegenden Berge.

    Nach etwa zwei bis drei Stunden erreichen wir den Ort Letdar (4.200 m).
    Nach Letdar wird die Landschaft zunehmend karger, die Vegetation verschwindet fast vollständig, und der Anstieg wird deutlich anspruchsvoller. Dieser Teil der Wanderung ist besonders fordernd, da die Höhe und der steinige Pfad unsere Ausdauer auf die Probe stellen. Zusätzlich haben wir einen kalten Wind, der förmlich gegen uns kämpft. Jeder Schritt wird zur Herausforderung.
    Ein kritischer Punkt auf der Route ist die Passage eines lockeren Geröllhangs, bei dem Steinschläge möglich sind. Hier ist Vorsicht geboten, besonders bei starkem Wind. Aber mit der richtigen Wanderausrüstung – feste Schuhe und Wanderstöcke – schaffen wir auch diesen Teil. Aufgrund des wenigen Sauerstoffs, haben wir das Sprechen unterwegs so gut wie eingestellt. Ich konzentriere mich jetzt komplett auf mich. Mein Rucksack fühlt sich an, als würde er mich bei jedem Schritt ein bisschen mehr nach hinten Richtung Tal ziehen. Streckenweise bekomme ich nichts mehr von der Umgebung mit und setze wie in Trance einen Fuß vor den anderen. Ich atme die kalte Luft tief ein und aus um nicht komplett außer Atem zu sein. Bei den minus Graden und dem Wind eine Herausforderung.

    Nach etwa vier Stunden Wanderzeit erreichen wir das Thorung Phedi Base Camp (4.540 m). Viele Trekker entscheiden sich, hier die Nacht zu verbringen, bevor sie weiter zum High Camp steigen. Wir machen eine Pause und nehmen unser Mittagessen zu uns. Ich entscheide mich für eine Suppe, da der Wind zunimmt und mir ordentlich zusetzt. Wenigstens ein bisschen Wärme für den zweiten Teil der Wanderung. Damit kann ich die letzten 360 Höhenmeter zum High Camp in Angriff nehmen.

    Das High Camp liegt spektakulär auf einem Felsvorsprung und bietet eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Gipfel. Hier oben ist die Luft extrem dünn, und die Temperaturen können auch tagsüber empfindlich kalt sein. Die spartanische Unterkunft bietet nur das Nötigste – warme Decken, einfache Mahlzeiten und einen geselligen Speisesaal. Neben uns ist hier nur noch ein britischer Rentner mit seinem Sohn. Dem Sohn geht es sichtlich schlecht. Er ist erschöpft und hat Anzeichen der Höhenkrankheit. Wir kommen ins Gespräch und aus Neugier messen wir mit einem kleinen Fingerclip unsere Sauerstoffsättigung. Ich komme auch bei forcierter Einatmung nicht über 80%. Damit bin ich an der unteren Grenze der Norm bei dieser Höhe. Mein Ruhepuls(!) liegt bei 110 Schlägen pro Minute. Mein Körper ist am Limit.
    Es ist wichtig, viel zu trinken, um die Höhenanpassung zu unterstützen, und den Körper nicht zu überanstrengen. Wir spüren hier die Auswirkungen der Höhe deutlicher: leichte Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Schlaflosigkeit sind keine Seltenheit. Sollte es jedoch zu starken Symptomen kommen, ist der Abstieg dringend notwendig. Bei mir setzen am Abend erste Symptome ein. Da diese nur leicht sind. Versuche ich mich nicht reinzusteigern. Auf dem Weg ins Zimmer sehen wir einen wunderbaren Sternenhimmel. Tausende von Lichtern leuchten hoch oben und wir sind im Prinzip den Sternen so nah wie sonst nicht.

    Am nächsten Morgen wollen wir gegen 6 Uhr aufbrechen. Daher versuchen wir früh zu schlafen. Allerdings setzen in der Nacht Übelkeit bei Julia ein und ich habe mit der Atmung mehr zu kämpfen als gedacht. Ich atme fast 2 Stunden tief ein und aus während ich im Schlafsack liege, ehe mein Puls langsam runter kommt und auch meine Kopfschmerzen ein wenig zurück gehen. Das wird eine anstrengende Nacht. Unsere Backpacks haben wir vor dem Schlafen gehen bereits so gepackt, dass wir nur noch dir Schlafsäcke einpacken müssen.
    Eine extreme aber interessante Erfahrung, was mit dem menschlichen Körper in dieser Höhe passiert. Vor allem, wozu der menschliche Körper in der Lage sein kann.
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  • Einer der höchsten Bergpässe der Welt

    January 21 in Nepal ⋅ ☀️ -11 °C

    Der Wecker klingelt um 4:45 Uhr. Draußen ist es still, und die Temperatur liegt weit unter dem Gefrierpunkt. Die Nacht hat uns einiges abverlangt, denn deutliche Symptome der Höhenkrankheit haben uns kaum schlafen lassen. Hier auf 4.900 m ist alles Schwerstarbeit. Das Zusammenrollen der Schlafsäcke verlangt mir alles ab. Ich muss sie mehrfach wieder aus- und einrollen, weil mir am Ende die Kraft in den Händen fehlt und die Schlafsäcke dann nicht in die Hüllen passen. Schließlich stopfen wir die Schlafsäcke einfach in die Rucksäcke, um keine unnötige Energie schon am Morgen zu verschwenden.

    Belohnt wird das frühe Aufstehen bereits beim Zähneputzen: Wir genießen einen klaren Blick auf tausende Sterne. Warm eingepackt und mit Stirnlampen bewaffnet bahnen wir uns unseren Weg durch die eiskalte Nacht zum Frühstück. Es gibt zwar Müsli mit warmer Milch, aber so richtig bekommen wir nichts herunter. Es ist einfach zu früh und zu anstrengend. Nach einem heißen Kaffee satteln wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg zum Thorong La Pass.
    Meistens wird das Wetter am Pass gegen Mittag sehr ungemütlich. Deshalb starten wir pünktlich um 6 Uhr. Wir planen, gegen 9 Uhr den höchsten Punkt zu erreichen, bevor das Wetter vermutlich umschlägt. Es ist auch jetzt schon windig, und die Temperatur von -16 °C fühlt sich durch den Wind eher wie -25 °C an.

    Der Anstieg beginnt sofort und ist ziemlich steil. Wichtig ist es jetzt, aufgrund der dünnen Luft ein gleichmäßiges, aber langsames Tempo zu finden. Immer wieder machen wir kurze Pausen. Der Boden besteht aus losem Geröll und kleinen Steinen. Immer wieder müssen wir vereiste oder schneebedeckte Abschnitte überqueren. Vorsichtig und behutsam gehen wir Stück für Stück voran.
    Nach dem steilen Anstieg wird der Weg für eine kurze Strecke etwas flacher, bevor das letzte Stück erneut steil bergauf führt. Aus der Ferne sehen wir schließlich die bunten Gebetsfahnen, die den höchsten Punkt des Passes schmücken. Oben angekommen, ist es erst 8:30 Uhr – wir waren schneller als geplant.

    Als wir die Rucksäcke ablegen, überkommt uns ein Gefühl von Stolz. Wir stehen auf 5.417 m Höhe. Die fünf Tage hinter uns haben von Tag zu Tag alles abverlangt. Ein wunderbarer Blick auf den verschneiten Thorong Peak und die Annapurna-Gebirgskette breitet sich vor uns aus. Auch die Tatsache, dass dies einer der höchsten begehbaren Gebirgspässe der Welt ist, erfüllt uns mit Stolz. Anjan hält den Moment für uns fest.
    Doch lange können wir hier oben nicht verweilen – es ist viel zu kalt. Nach einer 15-minütigen Pause geht es weiter. Vor uns liegt noch ein beachtlicher Weg. Ab jetzt geht es stundenlang bergab. Insgesamt erwarten uns heute 21 km und 1.400 m Abstieg. Nachdem wir zunächst knapp 500 Höhenmeter aufgestiegen sind, geht es jetzt über 1.600 m hinunter bis in ein religiöses Örtchen namens Muktinath (3.800 m). Hier kommen vor allem Pilger hin, um im hinduistischen Tempel zu beten.

    Mit jedem Meter, den wir absteigen, fällt das Atmen leichter, und die Symptome wie Kopfschmerzen lassen schnell nach. Wir erreichen Muktinath gegen 14 Uhr – völlig erschöpft, aber überglücklich, den anspruchsvollsten und schwierigsten Teil des Annapurna Circuit gemeistert zu haben. Unsere Füße tragen uns keinen Zentimeter weiter. Glücklich und ausgepowert gönnen wir uns im Hotel ein wohlverdientes Mittag- und Abendessen.
    Am nächsten Tag setzen wir unsere Reise vorerst mit dem Jeep fort.
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  • Erholung in den Hot Springs

    January 22 in Nepal ⋅ ☀️ 16 °C

    Nachdem wir gestern den Thorong La Pass Erfolgreich gemeistert haben, ging es heute mit dem Jeep weiter. 4 Stunden dauerte die Fahrt über unbefestigte Straßen bis nach Tatopani. Wir wurden mal wieder ordentlich durchgerüttelt. Die Straßenverhältnisse sind auch hier sehr dürftig. Anjan erzählt uns, dass vom Hang immer wieder Steine abgehen und die Straße versperren. Dann muss man stundenlang auf Bagger warten, die die Piste wieder frei machen. Jetzt zur Trockenzeit ist es weniger ein Problem. Tatopani ist ein kleines Dorf an der Hauptstraße. Hier legen wir einen weiteren Pausentag ein. Das schöne ist, dass es hier natürliche heiße Quellen gibt. Uns so nehmen wir uns einige Stunden Zeit und setzen uns ins Thermal Wasser. Unseren Muskeln tut das sehr gut. Das kleine gemütliche Hotel in dem wir heute unterkommen ist mit vielen Blumen geschmückt. Es gibt leckeres Essen und mit Anjan spielen wir noch die ein oder andere Runde Uno, ehe wir zur Ruhe kommen und den Tag ausklingen lassen.Read more

  • Back on track

    January 23 in Nepal ⋅ ☀️ 9 °C

    Mittlerweile sind wir ja echte Profis unter den Wanderern. Für alles, was unter 1800 Höhenmeter auf der Strecke hat, stehen wir gar nicht erst auf! Deshalb sollte es heute nochmal besonders schmerzhaft und anstrengend werden. Unsere Wanderung von Tatopani nach Ghoropani war eine echte Herausforderung – und ein schmerzhaftes Erlebnis. Die Strecke führte uns über 16 Kilometer und beeindruckende 1.800 Höhenmeter hinauf. Die Wege sind meistens steil und führen durch malerische Landschaften, einschließlich Wälder, kleine Dörfer und überwiegend auch steinige Stufen. Über Reisterrassen und durch kleine Äcker, auf denen Ochsen die Erde umpflügten. Es ist eine herausfordernde, aber lohnende Etappe. Die authentischen Siedlungen, mit ihren Bewohnern, die auf dem Feld arbeiten oder uns aus der Ferne zuwinken, macht diesen Tag wirklich nochmal zu etwas besonderem. Wir starteten früh morgens um 7:30 Uhr und kämpften uns bis 17:00 Uhr durch die abwechslungsreiche, aber auch anstrengende Route.

    Vor allem die letzte Stunde war ein echter Kraftakt. Der Anstieg verlangte mir alles ab, und irgendwann machten meine Waden komplett zu. Jeder Schritt war eine Qual. Gestern noch dachte mein Körper in der heißen Quelle, dass endlich Schluss sei mit der quälerei. Aber auf die 30 Jahre lass ich nichts kommen. Vor allem nicht wenn ich mich wie 18 fühle! Also schritt für Schritt immer weiter. Doch trotz der Schmerzen und der Erschöpfung haben wir es nach Ghoropani geschafft, und der Moment des Ankommens war pure Erleichterung.

    Am Abend saßen wir dann in einer gemütlichen Lodge am Kamin, wo wir mit dampfendem Dal Bhat die leeren Energiespeicher wieder auffüllten. Das warme Feuer, das einfache, aber köstliche Essen und die Gespräche ließen die Anstrengungen des Tages langsam in den Hintergrund treten. Es war ein Tag, der mal wieder körperlich als auch mental an die Grenzen ging – aber diesmal auf eine ganz andere Art und Weise. Von der Umgebung nochmal eine wunderschöne und lohnende Wanderung.
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  • Ein letztes mal…

    January 24 in Nepal ⋅ 🌙 1 °C

    Unser Tag begann früh, noch vor Sonnenaufgang, mit der Wanderung zum Gipfel des Poon Hill. Diese kleine Wanderung ist sehr beliebt bei Touristen. Daher sind wir nicht allein. Rund 30-40 andere Touristen kämpfen sich die Stufen hoch. Rund eine Stunde dauert es bis zum Aussichtspunkt. Die Kopflampen wackeln auf den Köpfen hin und her und tanzen förmlich in der Dunkelheit. Der Aufstieg wurde mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang belohnt. Die Berggipfel des Annapurna-Massivs leuchteten golden, und der Ausblick war einfach unvergesslich. Anjan hat uns an einem kleinen Kiosk oben einen Masala Tee besorgt und so war es für kurze Zeit auch angenehm warm. Langsam schob sich der Sonnenball über die Bergketten des Himalayas. Ein letztes Mal sind wir so hoch oben und genießen den Anblick der mächtigen Gipfel. Zusammen mit Anjan versuchen wir alle Namen der Berge noch einmal aufzuzählen. Bei einigen, die ganz charakteristisch sind, gelingt es uns, bei anderen nicht.
    Nach diesem magischen Moment ging es zurück nach Ghorepani, wo wir uns bei einem köstlichen Frühstück mit tibetanischem Brot und heißem Kaffee stärken konnten – genau das Richtige nach dem frühen Start.

    Anschließend begann der dreistündige Abstieg, der unsere Beine noch einmal forderte. Wir durchquerten dabei einen üppigen Laubwald. Immer wieder begegneten wir auch Büffel- oder Ziegenherden. Die Bäume in diesem Wald wachsen sehr verwunden und gebogen. Ein bisschen kommt es uns vor, als würden wir einen verwunschenen, mysteriösen Wald durchqueren. Dabei ging es Stück für Stück Richtung Tal. Nach rund 3 Stunden sind wir an einer Jeep Station angekommen. Hier endet unser Wanderabenteuer. Ein rüstiger Fahrer wird uns jetzt sicher ins Tal fahren. Die Strecke ins Tal war alles andere als gewöhnlich: Der Fahrer musste sein Können wirklich unter Beweis stellen, denn die holprige Piste war herausfordernd und führte sogar durch einen Fluss. Die kurvenreichen Serpentinen und die unbefestigte Straße machten die Fahrt zu einem Abenteuer für sich. Neben der unbefestigten Straße ging es hunderte Meter steil bergab, Leitplanken oder ähnliches: Fehlanzeige. Es war holprig, aber die Szenerie um uns herum machte jede Erschütterung mehr als wett.

    Gegen Mittag erreichten wir schließlich Pokhara. Dort ließen wir den Tag entspannt ausklingen. Mit Anjan haben wir uns in einem Restaurant in Lakeside ein Abschlussessen gegönnt. Er fährt weiter nach Kathmandu, wo er lebt. Wir verabreden uns noch für nächste Woche, weil wir ja von Kathmandu nach Hause fliegen.
    Am Abend genossen wir ein traditionelles Dal Bhat mit meiner alten Gastfamilie. Es war schön, sie wiederzusehen und Erinnerungen auszutauschen. Außerdem holten wir unser Gepäck ab und checkten für die nächsten Tage in ein Hotel in Lakeside ein.
    Die nächsten Tage werden erst einmal ruhiger.
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  • Urlaubstage in Pokhara

    January 26 in Nepal ⋅ ⛅ 11 °C

    Nachdem wir in Pokhara im Hotel eingecheckt haben und meine alte Gastfamilie besucht haben, sind wir nochmal zum Abendessen zu Julias alter Gastfamilie. Wir wurden herzlich begrüßt und haben auch einige Wandersachen übergeben, die wir nicht mit zurück nach Deutschland nehmen wollen. Zum Beispiel die Stöcke oder die Eiskrallen für die Wanderschuhe. JP wird dafür sicher eine gute Verwendung haben oder weiß zumindest, wo er sie sinnvoll los wird. Anschließend gab es traditionelles Dal Bhat mit hervorragend gewürztem Hühnchen. Für die nächsten Tage lassen wir es halbwegs ruhig angehen. Am Sonntag haben wir uns mit einem Paddelboot auf die andere Seite des Sees bringen lassen. Dann ging es nochmal rauf zur World Peace Pagode. Auf halben Weg haben wir uns wie zurückversetzt gefühlt. Stufe um Stufe haben wir uns hochgekämmt. Ohne Gepäck und in lässiger Alltagskleidung war’s trotzdem sehr anstrengend. Anschließend sind wir weiter zur Shiva Statue. Insgesamt wieder 700 Höhenmeter. Neben einigen wenigen europäischen oder amerikanischen Touristen sind vor allem indische Reisegruppen hier. Was uns immer wieder passiert: wir werden zur Attraktion. Ohne Hemmungen stellen sich die indischen Frauen und Männer neben uns und machen Selfies. Einige Fragen, andere eher nicht . Weil wir aber entspannte Typen sind, lächeln wir in die Kameras. Es muss anstrengend sein, berühmt zu sein. Nach einiger Zeit nervt uns der Umstand und wir machen uns auf den Rückweg. Runter haben wir uns dann aber ein Taxi gegönnt. Denn langsam reicht uns das Wandern.
    Mittagessen in meinem Stammlokal, dem Little Tibet, durfte natürlich nicht fehlen. Und wie es sich für einen Urlaub gehört haben wir uns den Abend mit Cocktails und gutem Essen in Lakeside direkt am See versüßt. Für uns beide geht es im Februar weiter mit unserer Promotion. Weil wir beide wissen, dass es anstrengende Tage werden, genießen wir die lauen Abende hier am See um so mehr, inklusive einer Massage bei den Sseing Hands (blinde Masseur*innen).
    Auch eine Shoppingtour, die wir machen eskaliert ein wenig. Am Ende haben wir ganze vier Taschen, die mit nach Deutschland müssen. Jeder zwei zusätzliche Taschen und ein bisschen Flirten am Abflugschalter, sollte das Problem lösen, denn immerhin reisen wir beide mit 3 Kg weniger Körpergewicht. So viel haben wir während des Annapurna Circuits tatsächlich verloren. Die Erfahrung zeigt auch, dass wenn man von Nepal schwärmt, alles möglich ist und man als Freund*in und nicht als Kund*in gesehen wird. Top - die Wette gilt. Am Dienstag geht es dann mit einem Sofa-Bus zurück in die Hauptstadt Kathmandu. Die 8-Stündige Fahrt wird hoffentlich planmäßig verlaufen und ohne größere Verspätung stattfinden. In Kathmandu sind wir noch einmal mit Anjan verabredet. Ein Wiedersehen, auf das wir uns freuen :)
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  • Holy Kathmandu

    January 29 in Nepal ⋅ ☀️ 20 °C

    Mit einem Sofa Bus geht es am Morgen nach Kathmandu. Bei allem stockenden Fortschritt und der vielen Korruption in diesem Land, eins muss man zugestehen. Für Touristen wird sich ins Zeug gelegt. Was nicht zuletzt daran liegt, dass ausländische Währungen ein mächtiges Gewicht haben. Ich bin vorher noch nie mit einem Sofa Bus gefahren, muss aber im Nachhinein sagen, dass es wirklich komfortabel ist. Die weichen, mächtigen Sitze sehen so aus als würden sie hier ausversehen verschraubt worden sein. Man sinkt gemütlich in das Sofa und ein elektrischer Schalter lässt die Lehne so nach vorne oder hinten gleiten, dass die (geplanten) 7,5 Stunden von Pokhara nach Kathmandu wie im Flug vergehen dürften. Während wir unterwegs sind ist es ein wahrer Segen in diesen Sesseln zu sitzen. Die Straßen sind nämlich so, dass man es gar nicht Straße nennen kann. Auch deshalb kommen wir statt um 15:30 sage und schreibe 4 Stunden später an. Was aber am bedauerlichsten ist, die Strecke betrug von Start bis Ziel 199 Km. Ihr könnt euch vorstellen mit welchem Tempo und wie kaputt diese Wege sein müssen. Nichts desto trotz haben wir die Zeit genutzt ein wenig zu schlafen und zu lesen. Angekommen in Kathmandu geht’s ins Hotel. Anschließend noch ein Abendessen und dann beginnt noch ein letzter voller und spannender Tag in Kathmandu.
    Wir wollten am nächsten Morgen ins National Museum, mussten aber leider feststellen, dass alle Museen an diesem Tag geschlossen sind. Es ist nämlich Silvester im Kalender einer der Hinduistischen Kasten der mittleren Schicht. Die Kastenlehre bestimmt hier einen großen, wenn auch informellen Teil des Lebens. Also machen wir uns auf zum Pashupatinath Temple. Das öffentliche Krematorium und der wichtigste Tempel für Hinduisten auf der ganzen Welt hatte mich schon am Anfang meiner Reise fasziniert.
    Wir treffen am Ticketschalter auf einen Nepali, der uns gerne an die Hand nimmt und vieles zur Geschichte und den traditionellen Verbrennungen erzählt. Auch einige neue Aspekte sind für mich dabei, obwohl ich hier mit einem Guide schon mal war. Innerhalb von 24 Stunden nach dem Tod, werden die Menschen hier eingeäschert und die Asche in den heiligen Fluss geschoben. Alles im Einklang an den Glauben der Wiedergeburt. Wie erfahren auch, dass es am Abend eine Zeremonie geben wird. Als wir die Tempelanlage verlassen wollen, laufen wir mitten in eine Filmproduktion. In irgendeinem Bollywood sind wir jetzt wohl als Komparsen zu sehen. Vielleicht entdeckt uns ja ein Headhunter und wir kommen groß raus.
    In der Zwischenzeit machen wir uns auf den Weg zur größten Buddhisten Stupa der Welt - Buddanath. Sie liegt nur 25min fußläufig zum Hinduistischen Tempel. Hier essen wir auch zu Mittag, mit Blick auf die im Wind wundervoll tanzenden Prayer Flags, die von der Spitze des Gebäudes bis herunter gespannt sind.
    Am Abend sind wir zurück am Pashupatinath. Die einstündige Zeremonie, ist ein echter overload. Auf der einen Seite gibt es Musik, Räucherstäbchen brennen ohne Ende und die Priester klingeln immer wieder mit Glocken. Dazu viel Feuer und die Menschenmassen, überwiegend Hinduisten und nur wenige Touristen, singen immer wieder mit oder klatschen im Takt. Genau gegenüber auf der anderen Seite des Flusses, werden die Körper der verstorbenen an einem bestimmten Platz mit dem heiligen Flusswasser gewaschen und dann auf tragen aufgebahrt. Daneben brennt ein großes Feuer, in dem gerade ein lebloser Körper zu Asche zerfällt und in wenigen Minuten im Fluss landen wird. Was für ein interessanter und ambivalenter Ort. Wir erfahren, dass jeder Mensch hinduistischen Glaubens einmal im leben hier gewesen sein muss und im Tempel gestanden haben sollte. Mindestens einmal im Leben. Die Locals kommen natürlich viel öfter, manche jeden Tag. Der Tempel selber ist für Menschen anderen Glaubens gesperrt. Ansonsten dürfen alle das Geländer betreten. Alle bis auf Muslime, ihnen ist der Zugang generell verboten. Der Grund liegt in einer langen Geschichte, deren Ziel es immer war den Tempel zu zerstören. Dazu gehören auch immer wieder Drohungen von verschieden Terroristischen Organissarion wie Al Quaida und der IS. Bleibt zu hoffen, dass das eines Tages Geschichte ist und wir endlich Frieden und eine bessere Welt haben.
    Den Abend lassen wir mit Anjan ausklingen, wir haben ihn zum Essen eingeladen und schwelgen in Erinnerungen vom Thorong la Pass.

    Gerade sitze ich am Flughafen. In einer Stunde geht der Flieger und ein spannendes, bewegendes und prägendes Abenteuer geht zuende. Ein bisschen wehmütig bin ich. Denn in Deutschland wartet eine Menge Arbeit auf mich.
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  • Mysteriöses China

    January 30 in China ⋅ ☁️ 7 °C

    Bevor ich zum Airport bin und in den Flieger steige hat Anjan noch vorbei geschaut und mir einen Termin bei seinem Friseur des Vertrauens besorgt. Das Bild wollte ich noch unbedingt nachreichen.
    Nachdem in Kathmandu am Airport alles besser geklappt hat als erwartet, stehe ich 3 Stunden später vor der Passkontrolle in Chengdu-Tianfu (China). Hier nimmt man es ganz genau. Ein bisschen zu genau für eine Demokratie. Aber Diktaturen leben von Überwachung. Jeder Zentimeter hier wird per Video überwacht, und wenn ich schreibe jeder centimeter, dann meine ich es auch wirklich so. Auf dem Weg von einem zum anderen Gate, durch die Transfer-Passkontrolle, muss ich schon mindestens 3 mal den Reisepass vorzeigen. Dann komme ich am eigentlich Schalter der Airline an. Nach einigem Warten kommt ein Mitarbeiter. Wieder Ticket und Passkontrolle. Dann ab zum Sicherheits-Check. Beim Einlesen meines Reisepass gibt es wohl ein Problem. Immer wieder versucht der Beamte es. Dann ruft er Kolleginnen dazu. Auch viele Beamte können das Problem nicht lösen. Ich soll warten. Eine der Beamtinnen verschwindet samt Reisepass und Ticket. Ich vertraue einfach darauf, dass sie wieder kommt. Der Reisepass ist das wohl wertvollste was ich dabei habe auf chinesischen Boden. Tatsächlich, nach sage und schreibe 17 Minuten, die mir Gefühl wie 17 Stunden vorkamen, kommt die besagte Beamtin mit meinem Pass und einem neuen Ticket um die Ecke. Dann muss ich mich, wie schon beim Hinflug vor eine winzige Kamera stellen, die meinen gesamten Körper abscannt, inklusive meinem von Anjan attestierten „big belly“. Wo auch immer diese Daten gespeichert werden, für irgendetwas werden sie nützlich sein. Anschließend die üblichen Fragen beim Sicherheits-Check. Aber diesmal bin ich vorbereitet. Noch bevor ich gefragt werde wofür Go-Pro, Drohne und so viele Batterien im Gepäck sind, weise ich das Personal genau darauf hin und breite die Sachen brav in den dafür vorgesehen Boxen aus. Jede einzelne Batterie wird von einer Mitarbeiterin in die Hand genommen und prüfend gemustert. Aber, da ich alles vorausschauend aus der Tasche geholt habe, geht’s erstaunlich schnell.
    Da ich noch 2 Stunden Zeit habe gönne ich mir noch eine gebratene Ente, ganz im chinesischen Stil und vertreibe mir die Zeit mit meinem Buch, welches ich mir noch in Pokhara geholt habe. Into thin air, erzählt das packende Drama von der Mount Everest Katastrophe 1996. Der Überlebende und Journalist, Jon Krakauer, hat die Ereignisse mit insgesamt 8 Toten genau rekapituliert. Mich hat die Erzählweise und der Schreibstil so gut gefallen, dass ich nur noch einige Kapitel übrig habe. Vor allem die Erzählungen über die körperlichen Beschwerden in der Höhenluft lässt mich immer wieder an den Annpurna Curcuit vor 2 Wochen denken. Ich hatte auch spürbare Probleme. Natürlich ist mir bewusst, dass der Mount Everest in einer ganz anderen Liga spielt, aber mich hat der Ehrgeiz gepackt. Vielleicht stehe ich ja schon ganz bald wieder in Nepal, vor einem Berg, der nicht der Thorong la Pass sein wird.
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  • 40m über N.N.

    January 31 in Germany ⋅ ☁️ 4 °C

    Ich bin zurück. Nach einem entspannten Flug mit etwas Schlaf, setzt die Maschine um 5:37 Ortszeit in Frankfurt auf. Die Schlange an der Passkontrolle ist zwar extrem lang, aber ich habe noch Zeit, bis mein ICE kommt. In der Hoffnung, dass alles mal nach Plan verläuft, gönne ich mir erstmal einen guten Kaffee. Den habe ich vermisst. In Nepal und vor allem bei der Wanderung gab es überwiegend Instant-Kaffee.
    Pünktlich um 9:05 steige ich in Düsseldorf aus dem Zug. Jetzt ist die Reise wirklich Zuende.
    Machts gut und Danke, für die lieben Worte, die mich steht’s mit Freude erreicht haben. Ich hoffe wir sehen uns ganz bald wieder.
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    Trip end
    January 31, 2025