Cold nights, warm showers

October 2022 - December 2023
Von Oktober 2022 bis Dezember 2023 sind wir, Rebecca und Elias, insgesamt 20.000 Kilometer durch den Balkan, Australien und Neuseeland und von Osttimor durch Südostasien bis Japan geradelt. Read more
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  • Day 14

    Fledermaus voraus auf dem Čiro Trail

    October 23, 2022 in Croatia ⋅ ⛅ 20 °C

    In Mostar genießen wir einen entspannten Vormittag in einem Café. Wir beobachten bosnische Schulkinder bei ihren Pausenspielen und lassen die Eindrücke der letzten Wochen Revue passieren.

    Am Nachmittag setzen wir die Tour auf einer alten Bahntrasse, dem Čiro Trail, der bis nach Dubrovnik führt, entlang der Neretva fort. In der Stadt Capljina überholen wir einen Jogger. Als wir wenige Minuten später am Marktplatz unsere Wasservorräte auffüllen und nach W-Lan suchen, um eine Unterkunft für die Nacht zu finden, holt uns der Jogger wieder ein: Vildan ist in Bosnien geboren, aber als Kind mit seiner Familie vor dem Krieg geflohen und in den Niederlanden aufgewachsen. Seit kurzem lebt er wieder in Bosnien und versucht, niederländische Touristen für das Land zu begeistern. Er fühlt sich in Bosnien sehr wohl und lädt uns ein, die Nacht in seinem Haus zu verbringen. Abends zeigt er uns, was die Kneipenszene von Capljina zu bieten hat ;-)

    Am nächsten Tag geht es steinig weiter: Hatte der Čiro Trail als schöne Asphaltstrecke vielversprechend begonnen, ist er nun sehr steinig. Wir haben das Gefühl, dass auf diesem Teil der Strecke lediglich die Gleise entfernt wurden und der Schotter geblieben ist. Es dauert ewig, um voranzukommen.

    Belohnt werden wir zum einen mit Blicken in das Neretvatal und einen angrenzenden See und zum anderen in den alten Eisenbahntunneln unterwegs: in der Finsternis flattern Fledermäuse durch die Luft. Direkt im ersten Tunnel entdecken wir einzelne Fledermäuse, die an der Decke hängen (Tipp zum Fledermaus finden: frische Kotspuren auf dem Boden suchen, dann nach oben gucken). In den nächsten Tunneln wird das noch bei weitem getoppt: Wir treffen auf ganze Kolonien, die dazu auch ganz aktiv um unsere Köpfe schwirren. Ein einzigartiges Erlebnis.

    Die Bahnstrecke führt durch einsame Täler und teilweise verlassene oder im Krieg zerstörte Dörfer. Sie führt durch die Föderation BiH (von katholisch/kroatischen und muslimischen Bosniern dominiert) und die Republika Srbska (von orthodox/serbischen Bosniern dominiert) - entsprechend durchqueren wir Abschnitte der ehemaligen Front und werden vor Minen rechts und links des Weges gewarnt - die Minenfelder sind zum Glück gut bekannt und ausgeschildert. Trotzdem ist es furchtbar zu sehen, dass der Krieg so viele Spuren in der gesamten Region hinterlassen hat und diese auch nach mehr als 25 Jahren noch so deutlich zu spüren sind.

    Abends zelten wir neben einer alten Brücke direkt an einem kleinen Fluss in der Republika Srbska. Am nächsten Tag begrüßt uns dort der Schäfer mit seiner Schafherde - und wir radeln weiter Richtung Dubrovnik.

    Schon von der Grenze auf ca. 400 Metern kann man das Meer sehen, etwas später auch die alten Festungsmauern und schließlich, beim Einfahren in die Stadt, die schönen Gebäude und Kirchen. Zwischen den TUIristen kommen wir uns mal wieder wie Außerirdische vor, sind in der eigentlich sehr vollen Stadt aber von den vielen freien Bänken und einer Badestelle samt Dusche direkt an der Stadtmauer angetan.
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  • Day 16

    Montenegro und die Tour des Françaises

    October 25, 2022 in Montenegro ⋅ ☀️ 19 °C

    Kurz vor der montenegrinischen Grenze zelten wir bei Marko. Er hat lange in Nordamerika gelebt um und hat nun ein abgelegenes Grundstück in Küstennähe auf einem Berg. Dieses stellt er allen Bikepackern zur Verfügung - quasi ein privater kostenloser Campingplatz, angeblich waren schon knapp 4000 Bikepacker bei ihm. Am Lagerfeuer treffen wir endlich auf weitere junge Radreisende. Alle wollen irgendwie in den Süden und haben viele Geschichten im Gepäck. Da stört auch ein kleiner Skorpion, der sich mit uns am Feuer wärmt, kaum.

    Als wir am nächsten Morgen auf Kotor zuradeln, treffen wir ein französisches Paar aus Markos Garten wieder, sie haben nun drei weitere Französ*innen dabei. Wir setzen uns zum Picknick dazu und kurz darauf taucht auch die Familie auf, die wir vor einer Woche in Šibenik getroffen haben. Wir freuen uns über das Wiedersehen und picknicken gemeinsam.

    Die Bucht von Kotor ist fjordhaft - die Berge ragen rings herum direkt aus dem Wasser mehr als anderthalb Tausend Meter auf - und hat kristallklares Wasser. Allerdings ist die Bucht auch recht touristisch: Im Norden scheinen vor allem lokale Touristen ihren Urlaub zu verbringen, in Kotor sind die internationalen Touristen in der Mehrheit: Neben den omnipräsenten Kreuzfahrer*innen (als wir ankommen liegen gleich fünf Kreuzfahrtschiffe in der Bucht) fallen uns viele russische Autos auf; aber auch viele Backpacker.

    Am nächsten Tag erwartet uns ein Tagesprojekt: um aus der Bucht wieder herauszukommen und das montenegrinische Hinterland mit dem Skotarisee zu erreichen, müssen wir einen Pass mit etwa 1000 Höhenmetern überwinden. Am Fuße des Berges treffen wir die Französ*innen wieder - sie haben nun zwei weitere Französinnen dabei. Wir sind also zu neunt. Gemeinsam schmelzen die Höhenmeter nur so dahin und am frühen Nachmittag erreichen wir den Pass - besonders ist dabei, dass wir keine zwei Kilometer Luftlinie von Kotor entfernt sind und nun fast senkrecht auf die Stadt herunterblicken können.

    Oben trennen sich unsere Wege von denen der Tour des Françaises - wir fahren über die beschauliche ehemalige Hauptstadt Cetinje hinab zum Skotarisee.
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  • Day 18

    Ob wir was zum Rauchen brauchen

    October 27, 2022 in Montenegro ⋅ ☀️ 23 °C

    Nach der alten montenegrinischen Hauptstadt Cetinje, die noch auf knapp 700m über dem Meeresspiegel liegt, geht es im Inland wieder runter zum Skutari- oder Shkodra-See vorbei, dem größten See der Balkanhalbinsel. Wir kommen mit Einbruch der Dunkelheit am See an, bauen schnell unser Zelt auf und werden von der Campingplatzbetreiberin mit ein paar frisch fritierten Priganice überrascht. Leider müssen wir feststellen, dass es im Inland nachts einige Grad kälter ist, als an der Küste. Es kühlt auf 10 Grad ab und entsprechend ist die Wiese klatschnass vom Tau.

    Am Morgen brechen wir dann zu zwei Etappen entlang des Sees auf - auf einer der montenegrinischen Panoramastraßen. Kaum sind wir losgefahren, kommt die Sonne zurück und am Strassenrand tauchen einige Stühle mit Sonnenschirmen auf. Sie gehören zu einem kleinen Café mit Seepanorama, bei dem wir uns eine frühe Pause gönnen. Vor unseren Füßen erstreckt sich über fast 50 km der See; in Schilf unten erahnen wir einen Pelikan. Dazu gibt es selbstgemachte Quitten- und Granatapfel-Limo. Lecker!

    Immer wieder ragen kleine Inseln aus der Seeoberfläche heraus. Größere Berge liegen sanft wie Zuckerhüte an den Ufern und in der Ferne sieht man die hohen albanischen Alpen. Das malerische Panorama und die Fahrten durch Esskastanienhaine machen die Anstrengung der vielen Anstiege wett! An einigen Stellen kann man Podgorica in Montenegro und Shkodra in Albanien an beiden Enden des Sees gleichzeitig sehen.

    In den Dörfern tauchen nach und nach albanische Flaggen und Moscheen auf; merklich nähern wir uns der Grenze. Als wir abends auf der Suche nach einem Zeltplatz sind, spricht uns ein Autofahrer an, Mirto fragt, ob wir etwas zu Essen, Trinken oder Rauchen (Tabak) brauchen. Wir haben alles, was wir brauchen, aber auf unsere Frage nach einem Schlafplatz zeigt er uns gerne ein verlassenes Grundstück, auf dem wir für die Nacht zelten können. Morgens stellen wir fest, dass das Dorf offenbar von der Tabakproduktion lebt. Unser Schlafplatz lag zwischen einem Tabakfeld und zum Trocknen aufgehängten Tabak.

    Am Morgen pflücken wir vom Nachbargrundstück noch ein paar Granatäpfel für das Frühstück, diese sind gerade reif und säumen seit Montenegro die Straßenränder und Gärten.

    Am letzten Pass in Montenegro, kurz vor der albanischen Grenze sind wir gerade im Gespräch mit zwei Campern aus Bonn, die wir anhand ihres Nummernschildes identifizieren, als Mirto laut hupend und grüßend vorbeifährt.
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  • Day 19

    Përshëndetje Albanien

    October 28, 2022 in Albania ⋅ ☀️ 25 °C

    Eigentlich müsste der Titel "Përshëndetje Shqipëria" ("Hallo Albanien") lauten - denn auf Albanisch wird das Land Shqipëria genannt.

    Um die Mittagszeit erreichen wir die albanische Grenze, werden an der langen Autoschlange vorbei zum Fußgängerübergang durchgewunken und fahren weiter nach Shkodra. Schon in Montenegro hatten wir an den Moscheen und muslimischen Friedhöfen gemerkt, dass die muslimische Prägung zunimmt. In Albanien waren wir dann überrascht, doch so viele christliche Spuren anzutreffen. Albanien ist jedoch multireligiös, im Norden bilden katholische Albaner*innen die Mehrheit.

    Auf den ersten Kilometern in Albanien fielen uns außerdem auf:
    - Wir werden viel und überschwänglich gegrüßt, sowohl von Fußgänger*innen und Anwohner*innen als auch von überholenden und entgegenkommenden Autos. Das Zurückgrüßen fällt uns anfangs schwer: Einerseits können wir nicht beide Hände vom Lenker nehmen, andererseits brauchen wir einen halben Tag, um auf Albanisch ein simples Hallo zu sagen. "Përshëndetje" geht uns eben nicht so leicht von den Lippen wie "Zdravo" oder "Dober dan".
    - Es gibt zwar viele öffentliche Abfallbehälter, aber es ist leider noch schmutziger, als in den vorherigen Ländern.
    - Es gibt generell viele Autos, davon eine Menge teure Autos und alle Autos sind verdammt sauber. Jeder noch so kleine Ort hat mindestens ein "Café/Bar", aber mindestens zwei "Lavazh", in denen emsig Autos geputzt werden.
    - Es gibt erstaunlich viele Veranstaltungssäle, offenbar insbesondere für Hochzeiten, entlang der großen Straßen. Oft sehen diese aus wie nachgebaute Ritterburgen oder antike Tempel.

    Im Shkodra suchen wir uns ein Café in der Fußgängerzone als Basis für einen Cappuccino, W-LAN-Zugang und um eine Wechselstube für unsere übriggebliebenen kroatischen Kunas zu finden und sie in albanische Leks zu tauschen. Anschließend besuchen wir den Bahnhof - vor einigen Jahren wurde der Zugverkehr eingestellt, aber im Bahnhof stehen noch die verlassenen und zugänglichen Bahnwaggons.

    Stadtauswärts fahren wir an einem Motorradunfall vorbei, der gerade von der Polizei aufgenommen wird. Zum Glück sieht es glimpflich aus und man sieht die verunglückte Person nicht, aber die Szene verdeutlicht, wie gefährlich es im Straßenverkehr sein kann.

    Bislang haben wir kaum schlechte Erfahrungen im Straßenverkehr gemacht. Die meisten Autos überholen langsam und/oder hupen vor dem Überholvorgang. In Kroatien waren die Überholungvorgänge am engsten, in BiH, Montenegro und Albanien (bisher) angenehm. Am Skutari-See und in Albanien gibt es zunehmend auch anscheinend selbstgebaute Trecker und Transportfahrzeuge, die sehr langsam unterwegs sind (20 km/h). Die Zahl der Motorräder (mit 1-3 Personen) nimmt zu und auf den Nebenstraßen werden Viehherden (v.a. Schafe) über die kleinen Straßen getrieben. Manche Fahrzeuge werden auch von Tieren gezogen. Man muss mit allem rechnen ;-)

    Am Abend erreichen wir "Mrizi i Zanave", ein landbekanntes und hochgelobtes Agrotourismus Lokal. Wir zelten dort und essen ein sehr leckeres Menü aus eigener Hof-Herstellung. Dazu gehören u.a. fermentierte Tomaten, Pfirsiche und Okra-Schoten, Käse und Wurst, gebratene Pilze, in Teig fritierte Kürbisblüten und Nudeln mit Heidelbeeren - eine gelungene Abwechslung zu unseren One-Pot-Gerichten vom Campingkocher.

    Am nächsten Morgen rollen wir über das flache Hinterland in die Hauptstadt Tirana ein. Dort blüht das Leben, mehrere moderne Hochhäuser werden gerade im Stadtzentrum gebaut, auf dem zentralen Platz findet ein kleines Festival (incl. GIZ-Stand ;-)) statt und durch das Ausgehviertel Blloku schallt laute Musik.
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  • Day 21

    Albanische Äpfel

    October 30, 2022 in Albania ⋅ ☀️ 14 °C

    Albanien ist für seine enorme Dichte an Bunkern bekannt, die während des Sozialismus im Land errichtet wurden. Uns fallen viele der kleinen Betonkuppeln am Straßenrand, in Gärten, eigentlich überall, auf.

    In Tirana besuchen wir einen der vermutlich imposantesten und bekanntesten Bunker; den ehemaligen Schutzbunker des Innenministeriums. In ihm befindet sich heute das Museum BunkArt 2. Das Museum arbeitet die letzten knapp 100 Jahre albanischer Geschichte auf: Es ist schockierend und traurig zu lesen, wie die Bevölkerung von den jeweiligen Regimen systematisch unterdrückt und verfolgt wurde.

    Während die Eindrücke nachklingen, radeln wir an neuen, teuren Wohnanlagen und Baustellen für noch neuere, teure Wohnanlagen aus der Stadt heraus. Dabei hören wir ein Hörbuch über Albanien, die letzten Jahre des Sozialismus und die Transformation des Landes zum Kapitalismus, welches uns weiteren Kontext zum Reflektieren der äußeren Eindrücke liefert (Hör- und Leseempfehlung: Lea Ypi: Frei).

    Für die Überquerung einer alten, einsamen Passstraße benötigen wir den ganzen Nachmittag, werden jedoch mit wahnsinnig tollen Blicken ins Tal und einem orangen Sonnenuntergang belohnt. Bei der Abfahrt in der Dämmerung fällt uns eine verlasse Tankstelle mit Fernsicht auf. Nachdem wir im nächsten Ort unsere Vorräte aufgefüllt haben, kehren wir zur Tankstelle zurück, um dort zu zelten.

    Am nächsten Tag erreichen wir Elbasan, das uns mit seinem modernen Flair entlang der historischen Stadtmauer überrascht. Hier steht außerdem die älteste Moschee Albaniens.

    Für den Rest des Tages geht es wieder bergauf: Ein langer Anstieg trennt uns vom Ohridsee. Hatten wir im letzten Post noch den Verkehr gelobt, ist das Fahren hier recht unangenehm und stressig: Die schmale Straße ist die einzige Verbindung von Tirana zum See und zum wichtigsten Grenzübergang nach Nordmazedonien, entsprechend schieben sich Autos, LKWs und Busse hinauf.

    Als wir nach unserer Mittagspause an einer alten Brücke zur Straße zurückkehren, treffen wir einen kroatischen Bikepacker, der aus Zagreb nach Istanbul fährt. Wir teilen ein Stück des Weges und nutzen den gegenseitigen Windschatten. Er erzählt, dass er auch im Velodrom fährt und dort vom kroatischen Nationaltrainer trainiert wird; sein umfangreiches Repertoire an Handzeichen beeindruckt uns dabei besonders:
    (1) Den Arm seitlich mit den Fingern nach unten ausstrecken und mit der Hand einer Wackelbewegung machen, warnt vor einer unebenen Stelle auf der entsprechenden Seite.
    (2) Eine schwimmzug-ähnliche Bewegung mit einem Arm, bei der der Arm anschließend hinter den Körper geführt wird, kündigt ein Ausweichmanöver bzw. einen Spurwechsel in die andere Richtung an.

    Abends erreichen wir den Ohridsee, der ruhig und majestätisch daliegt. Dort finden wir einen ruhigen Platz für unser Zelt direkt am See.

    Auf dem Weg nach Griechenland durchqueren wir am nächsten Tag eine fruchtbare Hochebene südlich des Sees, die offenbar das Zentrum des albanischen Apfelanbaus ist. Wir rollen mit Rückenwind durch die malerische Landschaft zwischen hohen Bergen und beobachten die Apfelernte. Hier ist es wieder sehr ruhig und die meisten Menschen freuen sich über die Gäste und grüßen uns. Ein Bauer reicht uns im Fahren Äpfel von seinem Pferdekarren.

    Auf Wiedersehen, Albanien!
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  • Day 23

    Wo die wilden Tiere wohnen

    November 1, 2022 in Greece ⋅ ☀️ 23 °C

    Der Rückenwind treibt uns voran und wir erreichen kurz vor Sonnenuntergang die albanisch-griechische Grenze. Wir werden, wie bisher, quasi durchgewunken, während LKWs und Autos recht streng kontrolliert (u.a. LKW Durchleuchtung, Drogenspürhunde, ...). Außerdem finden wir es lustig, dass große EU-Schilder auf Wölfe und Bären hinweisen - auf albanischer Seite schien das nicht so wichtig zu sein.

    Kurz nach der Grenze wird es gegen 18 Uhr dämmrig und wir machen uns auf die Suche nach einem Ort zum Zelten. Das erste Dorf lassen wir links liegen, da wir nicht direkt an der Grenze zelten möchten. Doch nach dem ersten Ort kommt lange nichts und es wird dunkel. Danach sehen wir ein hell erleuchtetes Dorf in dem wir lauthals begrüßt werden - allerdings nur vom Gebell mehrerer Straßenhunde. Von den Straßenlaternen und den Hunden abgesehen wirkt es wie ausgestorben. Wir fahren also weiter und wiederum warnen uns Schilder vor "Wildlife Crossing". Es wird auf Bären und Wölfe hingewiesen. Bei der Häufigkeit der Schilder wird uns etwas mulmig - und wir entscheiden uns, lieber noch etwas zu fahren, als zu wild zu Zelten...

    Nach weiteren 15 Kilometern durch die pechschwarzen nordgriechischen Wälder, während denen uns nur zwei Autos begegnen, erreichen wir endlich ein belebtes Dorf. Ein Mann am Supermarkt empfiehlt uns ein Hotel, bei dem wir zelten können. Der Hotelbesitzer Jorgos spricht deutsch und willigt ein. Wir zelten vor dem Hotel. Auf knapp 1000 Höhenmetern ist es nachts wieder relativ kalt (unter 10 Grad). Wir sind nun zwar in Sicherheit vor den wilden Tieren, aber nachts werden wir von einem Schnaufen und Klappern geweckt. Ein Hund hat sich an unser Zelt getraut, um unsere noch davor liegenden Töpfe auszuschlecken. Die sich darin befindenden Gabeln klappern so laut, dass wir aufwachen. Der Hund schaut schuldbewusst und verzieht sich, als Elias nach draußen geht.

    Morgens kommt ein Stammtisch von Jorgos Freunden zum Kaffee vorbei und wir brechen gen Süden auf. Nach einem Bad in einem kleinen Fluss erreichen wir Kastoria, die hübsche Welthauptstadt der Pelzherstellung. Die Recherche während der Mittagspause am See bestätigt unser Gefühl: In Nordgriechenland gibt es europaweit die höchste Dichte an Braunbären. In der Regel meiden diese zwar den Menschen, aber man sollte es nicht darauf ankommen lassen ;-)

    Nach einigem Auf uns Ab bricht am Nachmittag eine Speiche an Elias' Hinterrad, weswegen wir uns entscheiden, bis zur nächsten größeren Stadt mit Fahrradwerkstatt durchzufahren. Wir erreichen Grevena bei Einbruch der Dunkelheit. Die Speiche ist schnell getauscht, es fehlt nur der Schlafplatz. Zwei Passanten auf der Straße und der Mann aus der Fahrradwerkstatt empfehlen uns den Stadtpark als möglichen Zeltplatz. Als wir ankommen ist die Polizei allerdings auch schon da und sagt ganz ohne Referendum "Ochi" und "wild camping is forbidden by Greek law". Wir entschließen uns also, weiterzufahren. Einige Kilometer hinter der Stadt soll man an einem Fluss gut zelten können.

    Wiederum fahren wir durch die Dunkelheit und werden dabei vom Gebell wilder Hunde (die uns teilweise auch einige hundert Meter hinterherrennen), Rascheln in der Böschung und Warnschildern begleitet. Das eigentliche Gebiet der Bären haben wir zum Glück bereits verlassen. Kurz vor der angepeilten Stelle erblicken wir dafür ein Wildschwein am Straßenrand, das uns aber ignoriert.

    Der Platz am Fluss erscheint uns sicher und so bauen wir unser Zelt unten im Laub auf und schlafen ohne wilde Tiere ein (Laub ist unsere große Herbst-Zelt-Entdeckung: eine Schicht unter dem Zeltboden ist weich, hält trocken und isoliert).
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  • Day 25

    Meteora - Felsenklöster und Familienzeit

    November 3, 2022 in Greece ⋅ ☀️ 25 °C

    Nach den naturnahen Tagen im Norden Griechenlands erreichen wir das Weltkulturerbe Meteora. Meteora ist für seine Felsenklöster bekannt, die seit dem 13. Jahrhundert in schwindelerregender Höhe erbaut wurden. Von den einst über 20 Klöstern sind heute nur noch 8 in Betrieb und können besichtigt werden.

    Als wir Meteora erreichen, warten dort schon Rebeccas Tante Bettina mit ihrem Mann Eckhard auf uns. Beide sind gerade in Griechenland im Urlaub und zufällig liegt Meteora gut auf unseren beiden Reiserouten.

    Für uns fühlt es sich geradezu wie ein Kurzurlaub im Urlaub an: Wir freuen uns über die warme Dusche, das große Doppelbett und werden mit dem Auto umhergefahren. Ohne unsere Outdoor-Routine (Zeltplätze suchen, Zelt auf- und abbauen, kochen, spülen, etc.) bleibt mehr vom Tag für Frühstücken, Ausruhen und Sonne genießen.

    Konnte man die Klöster früher nur über Strickleitern erreichen, gibt es heute eine gut asphaltierte Straße, die den Weg ins Kloster erleichtert. Wir fahren daher zum Kloster Rossanou, das wir besichtigen. Zwar ist Meteora mittlerweile ziemlich touristisch, dennoch überprüft eine Frau am Eingang die Einhaltung der strengen Kleiderordnung: Als Frau erhält man am Eingang einen Wickelrock, als Mann kommt man nur mit einer langen Hose in die Klöster hinein. Auch Fotografieren ist in bestimmten Teilen noch streng verbote. In der Klosterkapelle schmücken alte Fresken die Wände. Beeindruckend und zugleich schockierend ist insbesondere ein Raum, in dem Folterszenen und viele Märtyrer dargestellt sind.
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  • Day 28

    Cold rain, hot springs

    November 6, 2022 in Greece ⋅ 🌧 16 °C

    Nach Meteora ist die Strecke für uns erstmal lange flach. Wir fahren durch eine Tiefebene entlang frisch abgeerntete Baumwollfelder, die Spuren der Baumwolle sind überall sichtbar: Wie weißer Schaum säumt sie für zwei Tage die Wegesränder und die Käfige der Ernte-LKWs. Die Dörfer sind sehr klein, menschenleer und ohne wirkliches Zentrum und stehen ganz im Zeichen der Landwirtschaft - wir fühlen uns an den mittleren Westen der USA erinnert. Hier sind so wenige Touristen unterwegs, dass die Bedienung im Café jeglichen Versuch zu bezahlen ablehnt.

    Als passendes Hörbuch begleiten uns in dieser Landschaft nun griechische Götter- und Heldensagen. Den Olymp lassen wir dennoch links liegen und steuern auf Thermopylen zu. Thermopylen ist zum einen für eine Schlacht zwischen Griechen und Mesopotamiern (die aus dem Film "300") und zum anderen für seine natürlichen heißen Quellen bekannt. In der Zwischenzeit nähert sich ein Tiefdruckgebiet mit Regen - dem ersten Regen unserer Tour.

    Dennoch steuern wir die Quellen an und sind begeistert davon, abends im Regen im 39° heißen Wasser zu sitzen während im 5-Minuten-Takt griechische Autos vorfahren und die Fahrer, schon im Bademantel, aussteigen und in das heiße Wasser hüpfen. Eigentlich wollen wir gar nicht mehr aufstehen, aber die Frage nach einem Übernachtungsplatz ist noch ungeklärt und da wir nicht abschätzen können, wie stark der Regen in der Nacht wird (für manche Orte in Griechenland gab es sogar eine Unwetterwarnung), wollen wir lieber im Trockenen schlafen. Wir fragen im Pool herum und Aaon, ein Grieche aus der Gegend, der fast jeden Abend hierher kommt, vermittelt uns ein Zimmer in einer Taverne im nächsten Ort.

    Der nächste Tag ist wieder regnerisch, weshalb wir gleich die nächste warme Quelle ansteuern. Hier hat das Wasser zwar nur 32°, aber auch das reicht für ein ausgiebiges und angenehmes Bad im Regen.

    Entlang der Ägäis fahren wir weiter, bis wir abends auf der überdachten Terrasse einer für den Winter geschlossenen Strandbar zelten. Die letzten zwei Tage vor Athen ist das Wetter wieder besser, wir verbringen noch eine Nacht in einem Olivenhain und radeln auf einigermaßen direktem Weg Richtung Athen. Eine besondere Belohnung ist die letzte Abfahrt. Aus ca. 700 Metern geht es mit angenehmem Gefälle und immer wieder weiten Blicken über den Kessel von Athen hinunter in die Stadt.
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  • Day 32

    Packen am Parthenon - Abflug aus Athen

    November 10, 2022 in Greece ⋅ ☀️ 20 °C

    Als wir uns der Akropolis nähern, können wir es kaum glauben: Wir haben die erste Reiseetappe nach Athen geschafft. Nach ca. 2100 Kilometern und 25.000 Höhenmetern über den Balkan haben wir die griechische Hauptstadt erreicht.

    Wir haben ein großes Apartment im Stadtzentrum gemietet und nutzen die 4 Tage in Athen für Sightseeing sowie die Reisevorbereitungen für Australien.

    Das Stadtviertel Exarchia ist studentisch geprägt. Es gibt viele Bars und Kneipen und abends ist auf den Straßen viel los. Für Rebecca ist es das erste Mal in Athen, daher gehört die Akropolis zum Pflichtprogramm, während sich Elias das Akropolismuseum anschaut. Auch neben diesen Highlights sind wir sehr angetan von dem vielen kleinen Bars, Cafés, Parks und Ausgrabungsstätten, die Athen zu bieten hat.

    Da Australien strenge Einreiseregeln für Outdoor-Equipment hat, müssen wir unsere gesamte Ausrüstung gründlich reinigen. Außerdem brauchen wir Kartons und Verpackungsmaterial für die Fahrräder, damit diese am Flughafen akzeptiert werden und die Flugreise sicher überstehen. Dank eines freundlichen Fahrradhändlers sind Kartons schnell gefunden, auch Verpackungsmaterial lässt sich gut vor Geschäften finden. Die erste größere Herausforderung ist es dann, die Räder so zu demontieren, dass sie gut in die Kartons passen, neben den Pedalen und dem Vorderrad müssen dafür auch Rebeccas Gepäckträger (ihr Karton ist etwas kleiner) und die Lenker abgebaut bzw. gelockert werden.

    Die zweite größere Herausforderung ist die Anfahrt zum Flughafen. Da unser Flug früh morgens geht, fahren wir schon abends zum Flughafen, um dort zu schlafen und morgens entspannt einchecken zu können. Nach wenigen Metern verwerfen wir den Plan, 30 Minuten zur Metro zu gehen und planen stattdessen, einen Bus zur Metro zu nehmen. Der erste Bus fährt angesichts unserer 130 x 80 x 20 cm großen (und 20 kg schweren) Pakete lieber gleich weiter, der zweite weist uns zumindest freundlich darauf hin, dass solch große Gegenstände nicht in normalen Bussen transportiert werden können, erst recht nicht an einem Freitagabend in der Rush Hour. Taxis als Alternative sind auch schwer: wir brauchen ja entweder ein sehr großes oder müssten zwei Fahrer finden, die einen Karton auf die Rückbank stellen würden. Zwei Busse später erübrigen sich die Überlegungen: Wir haben Glück und bekommen die Boxen schnell senkrecht in den Bus gestellt. In der Metro ist zum Glück mehr Platz und so ist der Rest der Anreise so entspannt, wie er es mit jeweils einem Fahrradkarton und drei weiteren Taschen sein kann.

    Am Flughafen schlafen wir daraufhin zufrieden ein und am Morgen werden die Räder vom Personal ganz routiniert angenommen. Wir werden sie dann hoffentlich zwei Tage später in Melbourne wiedersehen.
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  • Day 35

    Zwischenhalt in Singapur

    November 13, 2022 in Singapore ⋅ 🌧 28 °C

    Nur ein kurzes, spätes Hallo aus Singapur: Wir nutzen unsere 20 Stunden Umstiegszeit für einen ausgiebigen Ausflug in die moderne, traditionelle, grüne, dicht besiedelte, koloniale, britische, chinesische, malayische, streng organisierte, saubere, chaotische, günstige, luxuriöse Stadt und treffen eine indonesische Studienfreundin von Rebecca.Read more