DJ Orient

7月 2023 - 5月 2024
Wir, Dörte und Jens, haben unsere Backpacks gestopft, die Hausschlüssel übergeben und unsere Jobs aufgegeben. Um auf Entdeckung in neue Länder mit ihren faszinierenden Geschichten und Kulturen zu gehen und dabei wunderbaren Menschen zu begegnen. もっと詳しく
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  • 日206–207

    Die Welt geht unter

    2月7日, カザフスタン ⋅ 🌧 3 °C

    Wir lieben Nachtzüge und so reisen wir nach Kasachstan über Nacht ein. Müssen dabei gar nicht das Bett verlassen und bekommen von den freundlichen Grenzbeamten unser Visa direkt im Schlafwagen ausgestellt.
    Angekommen in Shymkent, das Texas Kasachstans (wegen seiner Bodenschätze in einer trockenen Landschaft), gießt es Hunde und Katzen und hört den gesamten Tag nicht auf. Irgendwann wird Schnee daraus und dazu ist es noch bitter kalt.

    Kasachstan ist wohlhabender und der Lebensstandard hier am höchsten in den "Stan"-Ländern. Nichtsdestotrotz ist auch hier nach wie vor eine ambivalente Abhängigkeit zu Russland vorhanden und die politische Führung latent autokratisch.

    Angekommen am Bahnhof, kämpfen wir uns klitschnass zum Hostel durch mit Bus und über die überfluteten Gehwege und die vollen Straßen der Stadt. Hier ist der Kommerz schon deutlich angekommen: Moderne Supermärkte, Starbucks und neue Einkaufzentren zollen von einer starken Wirtschaft, die auch hier spürbar ist. Kasachstan hat reichlich Bodenschätze wie Gas, Öl, Kohle, Gold und vor allem riesige Uranvorkommen, welche in viele Teile der Erde exportiert werden.

    Im "Museum zur Erinnerung an die Opfer der sowjetischen Repression" wird die Landesgeschichte aufgearbeitet und es ist eines der wenigen Länder, das sich an dieses schwere Thema herantraut. Es gibt einen Flyer auf Englisch, ansonsten sind die Erklärungen auf den gleichgestellten Landesprachen Kasachisch und Russisch. Wir haben Glück und eine junge Mitarbeiterin erklärt uns alles in hervorragendem Englisch. Nur nach der Frage, der heutigen Situation mit den über 127 Etehnien im Land, möchte Sie keine Antwort geben, weil sie Probleme fürchtet... der Autokratie sei dank.

    Da es in Kasachstan nur getrennte Schlafsäle gibt, gehen wir noch zusammen einen Kaffee trinken. Als wir unseren Ausflug nach Turkestan (Seidenstraßen-Stadt) für den nächsten Morgen planen und dabei eine kasachische App zum Mitfahren nutzen, scheitern wir mit diesem Versuch. Die zig Mitfahrgelegenheiten, die uns innerhalb von Minuten anrufen, sprechen russisch oder kasachisch und wir geben diese Idee auf. In dem Moment bietet uns ein Mann vom Nachbartisch seine Hilfe an. Er ist doch glatt der Manager vom dem kasachischen Box-Weltmeister und auch sein Bruder und wohnt mittlerweile in Los Angeles. Gerade ist er auf Heimatbesuch und möchte uns gerne Helfen. Er organisiert kurzerhand seinen Fahrdienst für den nächsten Morgen und lädt uns auch noch ein. Da Kasachen Gastfreundschaft sehr wichtig ist und er uns nicht zu sich einladen kann, holt er noch ein Bündel Geldscheine aus der Tasche und sagt wir sollen davon Essen gehen und uns eingeladen fühlen von ihm... was für eine krasse Gastfreundschaft!

    In Turkestan erleben wir den kasachischen Teil der Seidenstraße und ein ehemals einflussreiches Zentrum. In der Stadt vermischen sich extrem die moderne und historische Welt, weil alles ineinanderfließt. Betonklötze von Shopping-Malls mit fancy Cafés und schicken Restaurants, einer neuen kasachisch-türkischen Universität (hier kann man Gastfreundschaft und Tourismus studieren) sowie Moscheen und Koranschulen.

    Das angrenzenden Mausoleum von Hodscha Ahmad Yasawi ist das Highlight hier und gehört seit 2003 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
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  • 日203–206

    Logieren wie die Staatsgäste

    2月4日, ウズベキスタン ⋅ ☁️ 6 °C

    Wir befinden uns in einer Zeitreise durch Usbekistan. Mit einem alten russischen Schlafwaggon geht es durch die trockene Wüstenlandschaft. Alles wirkt wie stehengeblieben: Bahnhöfe seit Jahrzehnten unverändert, der alte Wasserkocher am Ende jeden Waggons noch intakt, der Speisewagen mit kleinen Tischen und dem Ambiente der 80'er Jahre. Wir trinken Bier und Cognac und knobbeln bis hier die Lichter ausgehen und wir uns in unsere Kojen im Großraumabteil kriechen.

    In der Hauptstadt Usbekistans angekommen, weht uns ein nostalgischer Wind entgegen. Besonders angetan hat es uns die wunderschöne alte Metro mit Stationen, die wie eine Kunsthalle wirken und jede Station widmet sich einem anderen Thema in der künstlerischen Gestaltung.

    Dazu ein Stadtbild, welches mit seinen typisch großen Plätzen, mit breiten Straßen und verziert mit Statuen und Kriegsdenkmälern, von der sowjetischen Vergangenheit zeugt. Und dazwischen eine extrem hohe Polizeipräsenz, die als Anstrich der Autokratie unverändert zu bleiben scheint.

    Auch hier führte die Seidenstraße entlang und ist die Timur-Dynastie zu bestaunen mit einem großen muslimischen Zentrum. Das Besondere an diesem Ort ist, dass hier der älteste Koran der Welt ausgestellt ist ( 7. Jahrhundert) und in dem Haus ein Haar von Mohammed verbaut worden ist...

    Wir gönnen uns hier eine Nacht im legendären "Hotel Usbekistan", welches zur damaligen Zeit das Aushängeschild des Landes war. Heute blättert der Lack, jedoch seinen Glanz besitzt es immer noch mit riesen Kronleuchtern in der Lobby, Skybar und einem Interior der Extraklasse.
    Heute lassen wir mal Low-Budget hinter uns und machen Gönnjamin.

    Wir gehen aus ins National Food Restaurant und probieren uns zum letzten Mal durch die deftige usbekische Küche. Später am Abend sitzen wir bei Drinks in der Bar und gratulieren meinem Onkel und Tante per Video zum Geburtstag und thronen dabei über der Stadt, die am Abend mit Lichtershows an den neuen Wolkenkratzer sich beginnt neu zu definieren.
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  • 日201–203

    Wie kommt die Kuh durch den See,...

    2月2日, ウズベキスタン ⋅ ☀️ 1 °C

    Wie kommt die Kuh durch den See, ohne sich die Füße nass zu machen?

    Manchmal ist mein Vater ja wirklich witzig. Wir sind gerade auf dem Weg nach Kungrad, der letzte Bahnhof in Usbekistan und Ausgangspunkt für den Weg zum Aralsee, als wir miteinander telefonieren. Mein Vater weiß durchaus viel und deswegen zögere ich kurz, als er meint, dass der Aralsee ja seit kurzem umbenannt worden sein. Hä? – Ja, in Essosee. Ein richtiger Dad-Joke, wie man heute sagen würde.

    Doch witzig ist weder die Fahrt von Kungrad nach Moynaq (die Fahrer der Sammeltaxis haben definitiv alle die gleiche Annahme, dass man, wenn man nur schnell genug fährt, über Schlaglöcher von einem halben Meter Durchmesser drüberfliegt…), noch das, was man in Monyaq erleben kann.

    Die Menschen haben es geschafft, innerhalb von 50 Jahren den viertgrößten Binnensee der Erde (1960 noch eine Fläche so groß wie Bayern) im Prinzip auszutrocknen. Die Baumwollproduktion an den kasachischen und usbekischen Zuflüssen haben dem See in dem trockenen Klima das Wasser genommen.

    Dort, wo früher Fischerei eine der wichtigsten Einkommensquellen war, liegen heute Schiffwracks, macht giftiger Staubwind (Herbizide und Pestizide, die über die Flüsse in den See gelangten und sich dort im Boden ablagerten) die Menschen krank und es herrscht eine hohe Perspektivlosigkeit.

    Wieder kann ich es nicht fassen, dass ich wirklich da bin. Meine Erdkundelehrer:innenidentität kommt hier voll durch – aber diese Bilder kenne ich nur aus Büchern und jetzt bin ich echt da!

    Leider ist der Weg im Winter zu unsicher, um wirklich bis ans Wasser zu gelangen. Ich hätte viel dafür gegeben, meinen Fuß ins Wasser des Aralsees zu stecken.

    Doch manche Träume kann man sich ja auch aufheben…so wie es glücklicherweise immer noch Menschen und Wissenschaftler gibt, die an Träumen arbeiten und die hier auf dem trockenen Grund Bäume und Sträucher pflanzen gegen den Staub, die an anderen Stellen dafür sorgen, dass die Seen sich wieder füllen und die mit Museen und neuen Schulen für Aufklärung und Bildung sorgen, damit der Mensch in Zukunft vielleicht doch noch was lernt…
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  • 日199–201

    Karakalpakstans Hauptstadt Nukus

    1月31日, ウズベキスタン ⋅ 🌬 0 °C

    Den Markt hier sollte man auf keinen Fall verpassen. Trotz Eiseskälte harren hier die Marktdamen und -herren aus. Doch was hilft dagegen neben fünf Kleiderschichten? Na ein Schnappi – und auf den laden die netten Damen von der „Theke“ mit dem besten eingelegten Gemüse der Welt Dörte auch ein.

    Und auf keinen Fall sollte man sich erwischen lassen, wenn man hier Fotos von den Regierungsgebäuden machen möchte. Doch man wäre nicht mit Jens unterwegs, wenn er nicht Wege finden würde und es einfach immer wieder trotzdem probieren würde. Diverse nette Soldaten und Sicherheitsmänner weisen uns allerdings jedes Mal sehr strikt auf das Verbot hin…

    Wirklich wunderbar ist auch das Kunstmuseum mit einer beeindruckenden russischen Avantgarde- Sammlung. Der russische Künstler Igor Sawitzkij hat hier mit dem Geld der sowjetischen Regierung ein Museum mit verbotenen Werken geschaffen. Es ist ein tolles Museum und definitiv eine Reise wert.

    Von Nukus aus kann man Touren zum Aralsee inklusive Übernachtung in der Jurte buchen. Kostet in der Nebensaison schlappe 400 Dollar. Das ist uns für drei Tage dann doch zu teuer und wir beschließen, es auf eigene Faust zu probieren.

    Das ist eins der Dinge, die ich auf der Reise gelernt habe: Wenn es heißt, es geht nicht, dann findet man mit Jens immer doch noch einen Weg.
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  • 日198–199

    In der Tiefkühltruhe in Xivas

    1月30日, ウズベキスタン ⋅ 🌬 -1 °C

    Dass wir wirklich so weit kommen würden trotz des Winters, hätten wir beide nicht gedacht. Doch hier haben wir das Gefühl an einem neuen Gefrierpunkt angelangt zu sein. Und das liegt nicht an der Zentimeter dicken Eisschicht auf den Straßen in der sehr gut erhaltenen Altstadt von Xivas, nicht am eisigen Wind, der uns um die Nase weht und auch nicht am immer wieder einsetzenden Schnee.

    Wirklich unangenehm ist nur, dass das Hotel seit Tagen nicht beheizt war und leider auch nach 8 Stunden volle Pulle Klimaanlage keine Besserung eintritt. Uns wird einfach nicht warm und als auch das Wasser in der Dusche nicht warm werden will, rufen wir den Besitzer an (wir sind wirklich die einzigen Menschen im Hotel). Er lässt sich zwar etwas bitten, doch irgendwann kommt er und erst da glaubt er uns, dass es einfach zu kalt ist.
    Und wie schön, dass dann alles unkompliziert geht. Kurzerhand packt er uns ein und wir dürfen bei ihm Zuhause übernachten!

    Ob das wohl in Deutschland so passiert wäre?

    Xiva verzaubert uns gleichzeitig auch mit seinem besonderen Charme als Oasenstadt an der Seidenstraße. Einzigartige bunte Minarette, kleine Gassen, alte Stadtmauer mit prachtvollen Eingangstoren, eine lebendiges Treiben mit Souvenir-Händlern, einer Hochzeitgesellschaft und usbekischen Touristen. Die glatten Gassen, der eisige Wind und Minustemperaturen vereinten uns alle an diesem besonderen Tag.
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  • 日195–198

    Happy in Bukhara

    1月27日, ウズベキスタン ⋅ ☁️ 9 °C

    Auf unserer Reise durch Usbekistan, fahren wir meist in tollen Zügen. Mal Schnellzug mit Eis und Obstsalat, mal Schlafwagen zu zweit, mal Schlafwagen im Großraum. Es ist wirklich ein Traumland für Zugliebhaber.
    Ich möchte unbedingt an den Aralsee oder das, was von ihm noch übrig ist, also geht es richtig weit in den Westen. Dabei machen wir in drei weiteren Orten Halt, die alle wunderschöne Moscheen, Medresen und Basare haben. Alle diese Städte liegen an der alten Seidenstraße und man kann ihren Glanz noch heute Erkennen.

    Im Restaurant, wo wir leckere Laghman essen (spezielle Nudeln mit Lamm und Tomate – also Spaghetti Bolognese auf Usbekisch), feiern am Nebentisch ein paar Männer Geburtstag. Und natürlich werden wir eingeladen, auf Wodka und fettiges Essen.

    Es stellt sich heraus, dass einer der Männer in Deutschland gearbeitet hat und professionell Marionetten herstellt. Seine Puppen sind wirklich beeindruckend schön.

    Der Inhaber von unserem Guesthouse ist so nett, dass er, als wir morgens um 3 Uhr zum Zug müssen, selbst mit aufsteht, uns das Taxi ruft und dafür sorgt, dass wir sicher ins Taxi einsteigen und uns liebevoll hinterherwinkt.

    Und auch der Taxifahrer, bei dem wir wie so oft Modern Talking‘s „Brother Louie“ hören, freut sich, dass er seine Deutschkenntnisse anwenden kann: Butterbrot, Bier, Peters Gasthaus – diese Wörter oder so ähnlich kennen viele der älteren Männer, die fast alle irgendwann in der DDR stationiert waren.

    Ein sympathisches kleines Städtchen, das auch in strömendem Regen glücklich macht.
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  • 日191–195

    Der Brasilianer in Usbekistan

    1月23日, ウズベキスタン ⋅ ☁️ 12 °C

    Es geht für uns eine ganz neue und unbekannte Welt in den Stan-Ländern auf, eine, die wir vor unserem Start der Reise für zu weit entfernt gehalten haben und vielleicht für zu eisig im Winter. Und dazu ein Abenteuer, auf das wir uns nicht vorbereitet haben. In unseren 17 Ländern zu vor, haben wir Reiseliteratur gelesen, Reiseblogs gegoogelt, Bewertungen oder Erfahrungen Reisender als Grundlage unserer Recherche genutzt.

    Diesmal haben wir nur Orte auf Google-Maps markiert, aus den Tipps unserer chinesischen Freunde im Iran. Zum ersten Mal lassen wir uns ganz fallen ins Ungewisse. Wir wollen ganz bewusst eine Reise ohne Bilder im Kopf, vor freudige Erwartungen und selbst gezeichnete Vorstellungen erleben. Wir werden es komplizierter haben und auf Unerwartetes stoßen, jedoch sind wir so frei und unbeschwert wie bisher noch nicht.

    Usbekistan zeichnet eine wunderschöne Seidenstraßen-Geschichte aus, ist bequem mit teilweise modernen Zügen und neuen Bahnhöfen zu bereisen, hat sehr gastfreundliche und offene Menschen und zeigt eine Lebenswelt auf, die sich zwischen Russland, China und dem Orient befindet und von all diesen Ländern bis heute geprägt wird. So gibt es überwiegende Muslime, die jedoch ihre Religion soft praktizieren. Guter Wodka, deftige Suppen und ausgezeichnet Eingelegtes sowie billige Souvenirs aus Fernost zeichnen unsere Perspektive.

    Auch ist Usbekistan seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion autokratisch und hart geführt und ist heute der drittgrößte Baumwollexporteur der Welt. Dies wird durch staatliche Zwangsarbeit gefördert und das Wasser aus den Zuflüsse zum Aralsee wird zur Bewässerung verwendet, was zu einer Naturkatastrophe führt, weil dieser fast ausgetrocknet ist.

    Schon der Grenzübertritt ist locker und witzig, eine Beamter fragt nach unseren Visas und grinst uns an, als wir überrascht reagieren und kurz verunsichert sind. Wir brauchen kein Visum und er heißt und herzlich Willkommen.

    Samarkand ist ein Prachtstück mit seinem Registan, Moscheen, Medresen und belebten Märkten und Handwerkskunst. Es ist Nebensaison und nur Fab aus Brasilien teilt sich mit uns unser Hostel, welches sich direkt am Registan in der Altstadt befindet. Selbst ein mehrtägiger Stromausfall im Hostel trübt das schöne Bild hier nicht.

    Wir erkunden die vielen Sehenswürdigkeiten, essen vorzüglich in einfachen usbekischen Restaurants und probieren uns durch die hunderte von Ständen auf den traditionellen Märkten und bestaunen viel Handwerkskunst.

    Es fängt an zu schneien und hört einfach nicht mehr auf. Das sehen wir als Chance eine usbekische Weinverkostung zu machen. Diese sagen wir dann wegen unverschämten Preisen vor Ort ab und gehen ins angrenzende Restaurant bestens essen. Nach viel Wein kommt Wodka und die Stimmung ist ausgelassen zwischen uns. Wir ziehen in eine Jazz-Bar weiter, es fließt weiterhin reichlich Alkohol. Wir unterhalten uns über das Leben und später telefonieren wir noch mit Fabs Frau und seiner Tochter nach Malaysia, bevor wir zu betrunken sind um weitere Erinnerungen zu beschreiben...
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  • 日187–191

    Duschanbe – Olé

    1月19日, タジキスタン ⋅ ☁️ 3 °C

    Jens und ich laufen über die Brücke von Kunduz in Afghanistan nach Tadschikistan (die usbekische Grenze ist geschlossen). Es war eine wilde Fahrt über den Hindukusch von Kabul aus und die Grenzkontrolle auf der afghanischen Seite ist die bisher heftigste – zumindest, was das Durchsuchen angeht. Ich bin gerade richtig in Fahrt, mich über die unverschämte Zollbeamtin aufzuregen, da treffen wir auf der anderen Seite des Amudarja Flusses auf den ersten tadschikischen Grenzbeamten. Und auf meine Frage, ob ich in diesem Land noch mein Kopftuch tragen müsse (es ist schließlich auch ein muslimisches Land), sagt der Mann die wunderbaren Worte:

    „You can wear anything you want, Miss.“

    Ich kann anziehen, was ich will. Dafür würde ich ihn am liebsten umarmen und herzen. Doch das lass ich dann doch lieber. Denn auch hier ist die Grenzkontrolle strenger als bisher, was vor allem an der Angst vor Drogenschmuggel liegt.

    Mit uns versucht eine Familie mit drei Kindern auszureisen. Der Vater ist sichtlich ergriffen von dem Moment. Er hatte ein gut laufendes Unternehmen mit medizinischen Geräten in Afghanistan. Doch seit die Taliban an der Macht sind, geht nichts mehr. Und er will eine bessere Zukunft für seine Kinder. Sie stehen ganz am Anfang eines langen Weges…und obwohl wir direkt nach der Grenze über zwei Stunden auf die Abfahrt des Sammeltaxis warten, sehen wir die Familie nicht mehr.

    Gerne würde ich mehr erzählen über das kleine Land mit den knapp 10 Mio. Einwohnern, die seit 1994 von einem Präsidenten regiert werden, der heißt wie ein wütendes Pokémon. Rahmanov regiert hier mit harter Hand. Sein Konterfei thront in jedem Ort dieses Landes und seine Selbstverliebtheit und Größenwahn sind überall zu spüren. Seine Nachfolge ist auch bereits geklärt, es wird sein Sohn...

    Eine nur kleine Wirtschaft mit wenig kostbare Bodenschätze führt dazu, dass jeder Dritte (natürlich vorwiegend Männer) der Bevölkerung als Gastarbeiter in Russland oder einem der Arabischen Emirate tätig ist.
    Hier gibt es fruchtbare Ebenen, die Hälfte des Landes liegt über 3000m hoch, man kann wunderbar wandern und in der Hauptstadt Duschanbe hat der Präsident sich nicht nur den derzeit höchsten Flaggenmast errichten lassen, auch sonst protzt und prunkt es überall: Freitagsmoschee (bis vor Kurzem die größte in Mittelasien), Nationalbibliothek, Navruzpalast und der gigantische Unabhängigkeitsturm sind nur ein paar der monumentalen Gebäude, die hier in den letzten Jahren entstanden sind.

    Doch von all dem bekomme wir nicht viel mit. Die meiste Zeit verbringe ich damit, mich und alles zu waschen…und gemeinsam verarbeiten wir, was wir in den letzten Wochen erlebt haben.

    Ich kann das alles nicht fassen.
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  • 日186–187

    Der König von Kabul

    1月18日, アフガニスタン ⋅ ☀️ 11 °C

    Ali Reza: Noch so ein Mensch, der unsere Reise besser gemacht hat. Über die WhatsApp Gruppe "Travel through Afghanistan" kontaktieren wir Ali, der uns in Kabul die schönsten Ecken zeigt, Geduld mit uns hat, weil wir (ich auf jeden Fall) doch immer wieder überfordert sind, und uns wirklich zu jeder Tages- und Nachtzeit begleitet.

    Javeed begleitet uns am ersten Morgen, damit wir Ali Reza überhaupt finden. Denn das Ministerium für Kultur und Tourismus ist nicht da, wo Google es uns anzeigt. Und nach zig Kontrollen stellen wir fest: Der Minister ist leider gar nicht da. Doch dank Ali haben wir nach Passierscheinen 1-5 trotzdem die Bescheinigung, die wir benötigen. Und bekommen dazu noch ein Buch mit Widmung über den Hindukusch geschenkt.

    Also können wir in den nächsten Tagen den Vogel-Basar (hier sind wirklich Vögel aller Art zu bekommen), sehen wunderschöne Moscheen und Mausoleen, besuchen einen Karsai-Hutmacher, lernen den König der Straße kennen (so stellt der Straßenpolizist sich uns vor), besuchen das Nationalmuseum (das Land hat eine so lange und beeindruckende Geschichte), schlendern durch die Gartenanlage von Bagh-e-Babur samt Palast und Schrein, gehen zu Chicken-Street (hier gibt es keinerlei Vögel nur jede Menge Schnick-Schnack und Souvenirs) und essen bestes Kebab und Manti.

    Es ist eine vibrierende Stadt, laut und schmutzig, wild und gleichzeitig freundlich. Wir werden zu Tees und Fotos eingeladen (sowohl von Taliban als auch von anderen Menschen), neugierig bestaunt, freundlich angelächelt und manchmal suchen die Menschen bei uns auch Hilfe.
    Taxifahren läuft so ab: Ali verhandelt und ich (Dörte) steige ins Sammeltaxi ganz am Fenster ein und dann gleich Jens neben mich, damit nicht aus Versehen ein Mann neben mir als Frau sitzen muss. Hier sind mehr Frauen zu sehen als in Herat, doch es ist nach wie vor ein Bruchteil im ganzen Gewusel.

    Und wieder kann ich nicht fassen, dass wir wirklich hier sind.

    Danke Ali Reza für deine wunderbare Begleitung!
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  • 日184–186

    Buddha never dies

    1月16日, アフガニスタン ⋅ ⛅ 1 °C

    Wir entschließen uns, einen zweitägigen Ausflug nach Bamiyan auf eigene Faust zu unternehmen, was ne echte Herausforderung wird. Schon das Sammeltaxi in Kabul zu finden, welches uns in vier Stunden an die unglaublichen Buddha-Statuen (Buddha-Löcher) bringen soll, ist kompliziert.

    Zuerst fahren wir mit einem Kleintransporter von unserem Viertel aus einige Kilometer zu nächsten Knotenpunkt, dort in den nächsten Mini-Van und zum Abschluss noch mit einem Tuk-Tuk zum versteckten Hinterhof-Auto-Bahnhof. Nicht ein Schild an den Punkten, kein Hinweis in den Mini-Bussen und auch der Bahnhof wäre ohne fremde Hilfe nicht zu finden. Klappt aber alles, dank unseres Guides.

    In Bamiyan erwarten uns die wunderschönen Felsformationen, in dem ursprünglich gigantische Buddha-Statuen eingearbeitet waren und eine riesige Höhlensystem zum Leben von den buddhischte Mönchen geschaffen worden ist. Die zum Weltkulturerbe gehörenden Statuen sind jedoch von den Taliban im Jahr 2001 zum Teil zerstört wurden. Des Weiteren befindet sich in der näheren Umgebung (zwei Stunden sind in Afghanistan nah) der Band-e-Armir Seen Nationalpark am Hindukusch Gebirge mit mehreren natürlichen klarblauen Seen, die auf über 3000 Meter umgeben von Canyons und einer kahlen Landschaft liegen.

    Seit August 2023 haben die Taliban allen Frauen verboten den Nationalpark zu betreten, von dieser Regel blieb Dörte zum Glück verschont. Erst als wir bereits den Taliban-Kontrollpunkt passiert hatten und natürlich einen saftigen Eintrittspreis gezahlt hatten, sprach uns ein fremder Reiseführer an und berichtet von dem Verbot.

    Nach dem Einchecken im Hotel suchen wir das Ministerium für Tourismus und Kultur auf, um unsere Genehmigung einzuholen. Ein witziges Bild erwartet uns dort, vor dem Betreten des Gebäudes ist für uns nie erkennbar, dass es sich um das Ministerium handelt. Davor sitzt einsam ein Mann und ansonsten wirkt alles geschlossen und vor dem Gebäude ist eine Mischung aus Volleyballfeld und Parkplatz. Dort fährt nach kurzer Zeit ein weiterer Mann im Auto vor und fragt uns ob wir ein Genehmigung bräuchten. Nachdem wir bejahen, macht er sich auf dem Weg und holt den Minister ab und nach kurzer Zeit fährt auch dieser vor und stellt uns ein wenig später die nötige Genehmigung aus.

    Bamiyans Zentrum ist eine langgezogene Straße an einem Fluss gelegen und dort tobt das typisch wilde Leben Afghanistans. Straßenhändler mit Rollwagen verkleinern die brüchige Straße, dahinter befinden sich Kioske mit Lebensmitteln, Essenstände, Bäckereien und Geschäfte mit Waren aller Art. Handwerker und die frischen Lebensmittel befinden sich zum Teil dazwischen und in einer Nebenstraße, wird direkt auf dem staubigen und eisigen Weg geschlachtet.

    Wir erwandern die Felsformationen am ersten Tag und stoßen dabei auf einen schwerbewaffneten Taliban, der aus der Ferne uns erblickt und stramm auf uns zu kommt. Ansonsten sind hier überhaupt keine Touristen und abgesehen von zwei Jungen aus dem Dorf an der Felsformation (die uns Stolz ihre Steinschleuder präsentieren) klettern wir alleine zu dem Buddha-Höhlen und Statuen die kleinen Sandberge hoch. Der Taliban möchte unser Ticket sehen (zumindest denken wir, dass er das sagt...) und da fällt mir ein, dass wir dieses hätten irgendwo Kilometer entfernt in der Stadt im Voraus hätten kaufen müssen (unser Guide gab uns die Info).

    Nun stehen wir ratlos da und können uns nicht verständigen. Uns reicht es auch mit dem ganzen Kontrollen, wir haben es satt. Selbst mitten im Nirgendwo kommen irgendwelche ungebildeten Taliban mit Maschinengewehr und setzen uns (auch ständig das gesamte Land und alle Menschen) unter Druck und indirekte Gewalt.

    Dörte´s Fass ist übergelaufen und sie flucht und bricht in Tränen aus und ist völlig verzweifelt und der Taliban ist so berührt davon, dass er uns unbestraft ziehen lässt und schaut fragend hinterher. Eigentlich ist nichts passiert, jedoch verlieren wir völlig unsere Freiheit und fühlen uns dauerhaft angespannt, eine neue Erfahrung auf der Reise und generell im Leben.

    Am Abend gehen wir zusammen mit einem Mitarbeiter aus dem Hotel in einem ziemlich schmuddeligen Restaurant Reis mit Lammfleisch essen, schmeckt trotzdem. Gibt auch nichts Besseres um diese Uhrzeit am Abend (9 Uhr), wie uns Jam berichtet. Er erzählt uns, dass er Musiker ist und in der Nähe der Felsformationen vor der Übernahme der Taliban ihr Musikzentrum war und nach der Übernahme alle Musikinstrumente zerstört worden sind und Musizieren strengsten verboten ist. Jam hat das total den Boden unter den Füßen gezogen und ist in eine Depression gefallen. Nach vielen Monaten hat er die harte Botschaft akzeptiert und ist nun Guide hier.

    Am zweiten Tag geht es mit einem lokalen Taxi in den Nationalpark zu einem der schönsten Seen, den ich je gesehen haben. Die Landschaft war so unberührt und zig Quellen flossen in und aus dem See heraus. Hier gibt es an dem See auch einen kleinen Ort mit Hotels und am Eingang warteten zwei alte Damen aus dem Ort, um irgendwelche billigen China-Souvenirs zu verkaufen. Also normale Welt, wenn wir nicht mitten im armen, unter Schreckensherrschaft geführten Afghanistan und die einzigen ausländischen Touristen wären.

    Dieser Ausflug hat uns extrem gefordert, jedoch beim Anblick der Buddha-Statuen und dem magischen See ist alles verflogen - diesen Trip werden wir nie vergessen...
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