• Jeanine Graf
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Seidenstrasse 2024

Et 223-dags eventyr af Jeanine & Peter Læs mere
  • Iranisches Naturwunder

    28. maj 2024, Iran ⋅ ☀️ 23 °C

    Bevor wir eine neue Fahretappe unter die Räder nahmen, stürzten wir uns in die Wanderkluft. Eine dreistündige einfache Wanderung zum Margoon-Wasserfall war angesagt. Trotz der Hitze und Höhe wollte ich dieses Iranische Naturwunder nicht verpassen. Schliesslich steht viel versprechend im Internet, dass es sich um den grössten und höchsten Wasserfall der Welt handelt. Der 70 Meter hohe und 100 Meter breite Wasserfall wird aus Tausenden von Quellen aus dem Herzen des Berges mit kochendem Wasser gespiesen.
    Unterwegs zu diesem Naturwunder waren Tee- und Kaffeestände aufgestellt, für die ausgetrockneten Kehlen der Besucher. Der Duft von Rosen lag in der Luft. Ein Imker freute sich über die "exotischen" Touristen.
    Am Wegesrand standen Mofas. Die Einheimischen jungen Männer waren nicht so ambitioniert wie wir. Sie fuhren möglichst nahe an die schattigen und lauschigen Plätze heran. Am liebsten hätte ich mir so ein Klappermofa unter meinen Po geschoben.... die Hitze, der letzte Aufstieg und die Höhe liessen mich an meine Grenzen kommen.
    Der Anblick dieses schönen Wasserfalles liess mich aber schnell all die Mühen vergessen.
    Ziemlich geschafft kehrte ich zu Giotti zurück. Das Thermomer zeigte 34°C an.
    Die 140 Kilometer bis nach Shiraz führten über das Zãgros-Gebirge. Es ist das grösste Gebirge Irans, wobei kleinere Teile sich auch auf dem Gebiet des Irak bzw. der autonomen Region Kurdistan befinden. Der höchste Punkt des Zãgros ist mit 4409 m der Gipfel des Qasch Mastan in der Dena- Kette. Unsere Fahrt führte über eine Skiregion auf knapp 3000 m.
    Zwischendurch fühlten wir uns beinahe wie in den Schweizeralpen.
    Am frühen Nachmittag erreichten wir unseren Stellplatz in Shiraz. Die Stadt im zentralen Süden vom Iran ist für ihre Literaturgeschichte und ihre vielen Gärten berühmt.
    PS: Es gibt grössere und höhere Wasserfälle, als der Margoon-Wasserfall 😉
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  • Stadt der Rosen und Nachtigallen

    29. maj 2024, Iran ⋅ 🌙 25 °C

    Der Start in den heutigen Tag war reiner Luxus, an den man sich gewöhnen könnte: Zu unserem Stellplatz in einer Hotelanlage ist das Frühstück inbegriffen. Da wir bereits um acht Uhr mit dem Bus abgeholt wurden, genossen wir es umso mehr, uns an einem reichhaltigen Frühstücksbüffet bedienen zu können.
    Anschliessend chauffierte uns der Bus zum Grabmal von Hafiz. Die Gedenkstätte wurde für den berühmten persischen Dichter Hafiz errichtet. Hafiz lebte im 14. Jahrhundert und war für seine Lyrik und persischen Gedichte bekannt. Er wird oft als Meister der persischen Poesie betrachtet. Selbst Goethe zitierte gerne den altpersischen Dichter. Das Grab von Hafiz befindet sich in einem wunderschönen Garten, der mit Zypressen, Blumenbeeten und Wasserspielen geprägt ist.
    Weiter gings per Bus bis zum Shah-Cherag-Mausoleum. Wir Frauen staunten nicht schlecht, dass wir zu unserer eh schon züchtigen Kleidung noch einen Tschador überziehen mussten. Das schadenfreudige Gelächter der männlichen Gruppenmitglieder war kaum zu überhören. Shah-Cheragh bedeutet "König des Lichts". Dieser Begriff bezieht sich auf die beiden Heiligen Brüder Sayyid Mir Ahmad und Sayyid Mir Muhammad die in diesem Mausoleum begraben sind. Sie wurden im 9. Jahrhundert während der Zeit der Abbasiden-Dynastie in der Stadt Shiraz verfolgt und getötet. Das Mausoleum ist ein wichtiger Pilgerort für schiitische Muslime. Das Heiligtum gilt als drittheiligstes im ganzen Land. Während Sirus uns die Bedeutung dieses Ortes erklärte erhielten wir Tee und Biscuits. Als uns das Tor zum Schrein geöffnet wurde waren wir zunächst sprachlos: Es glitzerte und funkelte von den Wänden und Decken. Nach dieser Pracht besuchten wir einen bescheidenen Nebenraum, der für Hochzeiten zur Verfügung steht. Sirus erklärte uns den Vorgang einer Hochzeitszeremonie. Gaby und Wolfgang aus unserer Gruppe dienten dabei als "Musterbeispiel".
    Und schon ging es wieder weiter mit unserem Bus. Diesmal hielten wir bei der Zitadelle von Karim Khan an. Die beeindruckende Festung stammt aus dem 18. Jahrhundert. Neben dem Zweck als Verteidigungsstruktur war die Zitadelle gleichzeitig Wohnsitz des Königs.
    Bevor es zur Mittagspause ging besuchten wir kurz die
    Nasir al-Molk-Moschee. Die wunderschönen Säulen und Gewölbedecken faszinierten mich hier besonders. Die Moschee liegt in der Nähe des Vakil-Basar. Bevor Peter und ich uns zum Mittagessen hinsetzen wollten schlenderten wir vorerst noch durch den historischen Basar aus dem 18. Jahrhundert. Viele Stoff- und Teppichgeschäfte reihten sich neben Kräuterapotheken aneinander. Wahrscheinlich landeten wir im Textil- und Apothekenbereich. 😉
    Bei einem traditionellen Reis- und Fleischkügelchenteller für Peter und einer Gurkenbuttermilchsuppe für mich luden wir unsere Batterien wieder auf.
    Zurück bei der Gruppe gings anschliessend zusammen weiter für die Besichtigung des Eram-Garten. Er ist der schönste botanische Garten in Shiraz und zählt zum UNESCO-Welterbe. Die Hitze machte uns alle müde. Wir genossen unter den Zypressen, Zitronen- und Granatapfelbäumen, ruhige Minuten im Schatten. Ein Meer aus Rosen zeigte sich etwas abseits vom Weg.
    Zum Abschluss der Stadtbesichtigung hatten wir die Möglichkeit in einem sehr luxuriösen Einkaufszentrum noch nötige Einkäufe zu erledigen.
    Ein reich beladener Tag neigte sich langsam zur Nachtruhe. Ob sich wohl noch eine Nachtigall blicken oder hören lässt?
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  • "Die guten alten Zeiten"

    30. maj 2024, Iran ⋅ ☀️ 26 °C

    Morgenstund hat Gold im Mund, oder in unserem Falle Diesel. ⛽️ Die Tankaktionen müssen immer im Vorfeld durch unsere Reiseleitung abgeklärt werden. Heute war es eine Tankstelle im Süden von Shiraz. Ungefähr 17 Kilometer vom Übernachtungsplatz entfernt. 8.30 Uhr war unser Slot. Dunkelrot leuchtete die Reservelampe. Wir durften uns kein Verfahren leisten, was bei diesen Verkehrsführungen und Rush-hour nicht immer einfach ist. Während den Füllaktionen sind Dima und Sirus immer in Action. Preisverhandlungen und Kontingentabsprachen müssen geregelt werden. Heute wurde unser Tank bis zum Überschwappen gefüllt. Preis werden wir noch erfahren. Wahrscheinlich 1 Mio Rial, oder umgerechnet €1.50 oder ~ .--3 Cent der Liter.
    Die heutige Etappe war mit einem Zwischenziel verbunden. Vor den imposanten Felsengräber Naqhs-e Rostam stellten wir unsere fahrenden Behausungen hin. An den Felshängen neben Persepolis befinden sich zwei antike Stätten mit Felsengräbern. Wir sahen uns die vier Grabstätten von Dareios II., Artaxeres I., Dareios I. und Xeres I. an. Ausserdem die sieben gut erhaltenen sassanidischen Steinreliefs in der Felswand. Sie zeigen anschauliche Szenen von Eroberungen und königlichen Zeremonien. Die Könige stehen auf Thronen mit Figuren darunter, die die unterworfenen Länder repräsentieren. Gegenüber der Felswand steht das Bun Khanak (zentrale Haus). Man geht davon aus, dass es sich um ein Schatzhaus handelt. Der Film "A Hero" - Die verlorene Ehre des Herrn Soltani von Ashgar Ferhadi aus dem Jahr 2021- beginnt bei diesen Felsengräbern. Die ganze Kultstätte stammt ungefähr aus dem 5. Jahrhundert vor Christus.
    Bei bereits 36° im Schatten, waren wir froh, dass es nur noch wenige Kilometer, bis zu unserem Übernachtungsplatz in Persepolis weiter ging. Wie tote Fliegen lagen wir vor unseren Fahrzeugen möglichst im Schatten herum. Um 16.00 Uhr liessen wir uns mit ein paar Fahrzeugen aus der Gruppe zur nächsten Attraktion kutschieren. Die Besichtigung von Persepolis, eines der Weltwunder aus der Antike stand auf dem Tagesprogramm. Ein grandioser architektonischer Plan und eine beeindruckende Idee wurden durch Dareios der Grosse (550 v.Chr) hier umgesetzt. Dareios I. erbte die Aufgabe über das persische Grossreich zu herrschen, das von seinem Vorgänger Kyros dem Grossen gegründet worden war. Dareios, der sich Prinzipien wie kulturelle Toleranz und gerechte Behandlung aller Untertanen auf die Fahnen geschrieben hatte, wollte diese auch im Entwurf der prachtvollen Palastanlage widerspiegelt sehen und bat Architekten aus den fernsten Ecken des Reiches, daran mitzuwirken. Das Ergebnis ist ein zusammengestückelter Gebäudekomplex mit monumentalen Treppen, feinen Reliefs und imposanten Toren. Die Hauptstadt des Achämenidenreiches wurde vor allem für rituelle Zwecke verwendet. Dareios empfing hier Staatsdelegationen aus aller Welt, die ihm huldigten und Geschenke überreichten. Besonders das Neujahrsfest (20/21. März) wurde gross zelebriert.
    Nach der fundierten 2,5 stündigen Führung mit Sirus hatten wir alle einen tiefen Einblick in die "guten alten Zeiten" erhalten. Beim Verlassen der aussergewöhnlichen, ehemaligen Residenzstadt Persepolis, oder übersetzt " Stadt der Perser", verabschiedete sich die Sonne über der Provinz Fars, im Südwesten Irans.
    PS: Die Tankfüllung war diesmal etwas teurer. Pro Liter bezahlten wir ~.11 Cent.
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  • Von wegen langweiliger Fahrtag

    31. maj 2024, Iran ⋅ ☀️ 26 °C

    Eine angenehm kühle Nacht erlaubte es uns, gut ausgeruht in den neuen Tag zu starten. Für heute standen zwei " fakultative" Zwischenziele bereit. Da Peter nie genug "alte Steine" sehen kann ( was man mir nicht unbedingt nachsagt) wollte er sich die Besichtigung der Ruinen von Pasargadae nicht entgehen lassen. Währenddem Peter sich das historische Gelände zu Gemüte führte, waren Gerd und ein lokaler Automechaniker damit beschäftigt, bei brütender Sonne und Hitze, das fahrende Zuhause von Achim und Dani wieder flott zu kriegen. Was genau geschah, dass die vorderen Räder ziemlich eingeknickt aussahen, werden wir sicher noch erfahren. Da zeigt sich einmal mehr, was für ein Luxus Abenteuer -Touren uns im "rundum Sorglospaket" mitliefert.
    Die Zeit vertrieb ich mir im sich langsam aufheitzenden Wohnmobil.
    Die Ruinen von Pasargadae, der älteren Residenzstadt, deren Bau etwa 546 v. Chr. unter Kyros dem Grossen begann, liegen in der Nähe des Dorfes gleichen Namens, etwa 60 Kilometer nördlich von Persepolis, in einer windigen Ebene, die von kahlen Bergen umgeben ist. Peter wollte unbedingt das Grab des Kyros sehen.
    Kyros II. ging als einer der barmherzigsten Eroberer aller Zeiten in die Geschichte ein. Seine Herrschaft gilt als eines der frühesten Beispiele von Pluralismus und Toleranz. - Pluralismus, verstanden als empirischer Begriff der Politikwissenschaft, beschreibt den Umstand, dass in einer politischen Gemeinschaft eine Vielzahl freier Individuen und eine Vielfalt von gesellschaftlichen Kräften respektiert werden, die in einem Wettbewerb untereinander stehen.
    Peter kam gefühlt nach einer Ewigkeit zufrieden und mit neuem Wissen vollgestopft zurück.
    Bei Safa Shahir kamen wir, wie bereits von Ingrid vorgewarnt, in eine Polizeikontrolle. Die Erste überhaupt hier im Iran. Wahrscheinlich wollte der junge Polizist sein gebrochenes Englisch anwenden und die Neugierde stillen. Kurz darauf wurden wir wegen einem schlimmen Verkehrsunfall abgebremst. Ein auf dem Dach liegendes, völlig demoliertes Taxi lag am Strassenrand. Männer gestikulierten wild drauflos.. ich hörte nur go, go....weiter vorne stand der Westfalia von Frank und Hi Suk. Das Ärzteehepaar. Anscheinend wollten sie erste Hilfe anbieten. Ob sie nur noch den Tod feststellen konnten, erfahren wir sicher noch von ihm persönlich. Solche Situationen machen uns nachdenklich. Es war der richtige Zeitpunkt für eine kleine Mittagspause. Etwas Distanz zu den voangegangenen Bildern tat gut. Für
    umgerechnet ~€4.80 assen wir ein halbes Poulet mit Reis, Fladenbrot, Pflaumenmus, Salat, Colagetränk und Wasser. Das Poulet schmeckte fantastisch. 😉 Das "Autobahnrestaurant" war klimatisiert, sehr sauber und stilvoll eingerichtet. Wir waren die einzigen Gäste und konnten uns richtig gut erholen, bevor die Fahrt weiter in Richtung Abarqu ging. In gleissender Hitze empfing uns die 4000-4500 Jahre alte Mittelmeerzypresse. Stolz und kräftig steht sie geschützt in einer kleinen, lauschigen Park Anlage. Die Zypresse hat eine Höhe von 25 Metern und einen Stammumfang von 11,5 Metern. Einer Sage zufolge wurde sie
    vom Religionsstifter Zarathustra gepflanzt. Für die Iraner gilt diese Zypresse als wahres Symbol des Lebens, der Unsterblichkeit und Schönheit. Man findet sie auf Schnitzereien, Gemälden und Stoffen.
    Die letzten 150 Kilometer führten durch Wüstengebiet. Ein kurzer Tankstop ungefähr 50 Kilometer vor dem heutigen Tagesziel. Zur blauen Stunde erreichten wir nach 380 Kilometern unsere Schlafstelle für die kommenden zwei Nächte. Eine quirlige Stadt erwartet uns.
    Einen kleinen Vorgeschmack auf die morgige Stadtbesichtigung haben wir heute Abend erhalten. Dima und Sirus organisierten Taxis für diejenigen, welche Lust auf Yazd by night 🌙 hatten. Die hell erleuchtete Blaue Moschee und das lebendige Nachtleben der Bevölkerung war ein sehr schöner Tagesausklang. Die nächtliche Rückfahrt mit einem lebenslustigen und musikalischen Taxichauffeur war das Sahnehäubchen des Abends. Auf meinen Knien hielt ich seine Laute während der Fahrt. Bei chaotischem Strassenverkehr suchte er auf dem Handy Iranische Musik, welche er uns dann singend zu Gemüte führte.
    Nachtrag:
    - Der Unfall sah zum Glück schlimmer aus, als es in Wirklichkeit war. Die drei oder vier Verletzten wurden von Franz kurz betreut. Die Ambulanz holte später die Verletzten ab.
    - Der Kastenwagen von Achim und Dani wurde für die heutige Etappe flott gemacht. Sie werden aber direkt ins 900 Km entfernte Mashad fahren, während wir noch einige Destinationen besuchen. Hoffentlich können sie sich danach der Gruppe wieder anschliessen.
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  • Erde, Feuer, Wasser und Luft

    1. juni 2024, Iran ⋅ ☀️ 32 °C

    Ein heisser Tag stand bevor. Bereits um 8.00 Uhr zeigte das Thermometer 31°. Ein Bus stand für uns bereit. Als erstes Ziel steuerten wir den Dakhmeh "Turm der Stille" der Zoroastriern an. Er liegt etwas ausserhalb von Yazd. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir die ehemalige Weltreligion der Zoroastriern unbekannt. Heute wird die Religion nur noch im Iran, Indien und wenige Auswanderer in Amerika gelebt. Besonders eindrücklich sind ihre Türme, auf welchen sie ihre Verstorbenen hingelegt hatten, damit die Geier in ein paar Monaten das Fleisch von den Knochen pickten. Die sauberen Knochen wurden anschliessend in der heiligen Erde beerdigt. Heute darf dieses Ritual im Iran aus hygienischen Gründen nicht mehr durchgeführt werden. Die Verstorbenen werden in Gräber gelegt, die mit Beton ausgekleidet sind,
    damit der verwesende, unreine Körper nicht mit der heiligen Erde in Kontakt kommt. In Indien wurde das Problem bezüglich Hygiene, auf eine andere Art gelöst. Die Bestattungstürme wurden höher als die umliegenden Häuser gebaut, demzufolge gilt dort immer noch das ursprüngliche Ritual. Wasser, Feuer, Luft und Erde gelten bei den Zoroastriern als heilig und werden dementsprechend gehuldigt. Ihre Religion basiert auf den drei Säulen: Denke Gutes, sprich Gutes und tue Gutes. In Indien gehören sehr reiche Menschen dieser Religion an. Da ich die aufkommende Hitze nicht sehr gut vertrage, ersparte ich mir die schweisstreibende Führung mit den 200 Stufen hoch zum Turm.
    Weiter gings mit unserem Bus zum Feuertempel Ateshkadeh. Das elegante, klassizistische Gebäude, das sich in einem ovalen Wasserbecken im Hofgarten spiegelt und oft als zoroastrischer Feuertempel bezeichnet wird, birgt eine Flamme, die angeblich seit 470 n.Chr. brennt. Das Feuer, welches durch ein Fenster in der Eingangshalle zu sehen ist, wurde 1174 nach Ardakan, 1474 nach Yazd und 1940 an die heutige Stätte gebracht. Sie wird von den Zoroastriern, in Ehren gehalten, aber nicht angebetet.
    Nach so viel Religion wechselten wir das Thema dem Wasser zu und besuchten das Wassermuseum Yazd. Die 5000 Jahre alte Wüstenstadt ist berühmt für ihre Qanats (unterirdische Wasserläufe). Das Museum ist den tapferen Männern gewidmet, die sie anlegten. Die Kleidung der Qanat-Bauarbeiter stellt bereits eine frühe Form einer Schutzausrüstung dar, mit gepolsterten Baumwollmützen und weissen Anzügen, die in der Dunkelheit leuchteten und im Fall eines tödlichen Unfalls zum Leichensack umfunktioniert wurden. Dieses einzigartige Bewässerungssystem war während 2000 Jahren im Iran in Betrieb.
    Die Altstadt von Yazd die laut UNESCO eine der ältesten Siedlungen der Welt ist besteht aus 2000 Häusern aus der Kadscharenzeit. Diese wurden aus sonnengetrockneten Lehmziegeln gebaut. Die hellbraune und dichte Silhouette wird von hohen Badgirs ( Windtürmen) auf fast jedem Dach dominiert. Ein Hinweis auf die extreme Sommerhitze. Die Wohnviertel wirkten wegen der hohen Mauern, die die Häuser von den engen und labyrinthischen Kuches (Gassen) abschirmen, fast verlassen. Die Sonne brannte inzwischen erbarmungslos auf uns herunter. Es war definitiv Zeit, um sich in einem traditionellen Restaurant mit klimatisiertem Innenhof etwas abzukühlen.
    Etwas gestärkt ging die Führung weiter zum höchsten Badgir (Windturm) von Yazd. Dieser befindet sich in der schönen Dolat-Abad-Garten Anlage. Sirus erklärte uns die Funktionsweise der einzigartigen Windtürme. Diese uralten umweltfreundlichen Klimaanlagen sind so konstruiert, dass sie selbst die leichteste Brise einfangen und direkt in die Zimmer leiten. Dieser yazdidische Badgir fängt den Wind aus vier Richtungen ein. Die Türme bestehen aus Lüftungskanälen und Einlegeböden, die das Eindringen von heisser Luft verhindern, Klappen zur Steuerung der Luftzirkulation und einer Dachabdeckung. Die Windströme werden oft über einem Becken mit kaltem Wasser unten ins Haus geleitet, und kühlen dort die Luft, während die warme Luft aufsteigt und über einen anderen Lüftungskanal aus dem Haus abgeführt wird. Genial! Bei 40°C im Schatten würde ich momentan viel darum geben, einen solchen Windturm über unserem fahrenden Zuhause zu haben. Wir kühlen mit "Durchzug" und trinken sehr viel Wasser.
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  • Viel Hitze und ein kühles Bett

    2. juni 2024, Iran ⋅ ☀️ 34 °C

    Ein Fahrtag in Richtung Nordosten versprach uns viel Hitze. Die Wetterprognosen teilten uns über 45° Tagsüber und um die 39° während der Nacht mit. Mitten durch die Dascht-e Kawir, eine weitflächige Salzwüste führte uns der Weg. Diese Salzwüste liegt im Iranischen Hochland nördlich der Wüste Lut. Sie ist etwa 78'000 km² gross. Die Kawir steht, bedingt durch die Wendekreislage, unter dem Einfluss der Passatzirkulation und ist somit eine Wendekreiswüste. Sie liegt in einem Hochbecken zwischen dem Zãgros-Gebirge im Südwesten und dem Elburs-Gebirge im Norden. Diese Gebirge schirmen die Kawir wie auch die Lut gegen den Niederschlag ab, was die Aridität (Trockenheit) verstärkt. Wegen der sterilen und lebensfeindlichen Bedingungen der Salztonebenen ist die Kawir unbesiedelt. Mineralien werden abgebaut. Zahlreiche Oasen liegen an den südlichen Rändern. Ihnen liegen horizontale Brunnen "Qanate" zugrunde. Diese beziehen das Grundwasser aus den Bergen. In der Oase Kharanaq, die als Karawanserei diente, legten wir einen lohnenswerten Halt ein. Die Stille, welche über diesem Ort schwebte, die paar Menschen, die ihrer täglichen Arbeit möglichst im Schatten nachgingen, der immer allzeitbereite Krug mit Tee über dem Feuer und zwei Ziegen, eine im und eine vor dem Futtertrog, strahlte viel Schönheit und Schlichtheit aus. Ein perfekter Ort, um einen Film aus längst vergangenen Zeiten zu drehen.
    Langsam knurrte mein Magen. Bei einer verlassenen Polizeistation am Strassenrand hielten wir für eine kurze Brotzeit an. Die verlassenen, runtergekommenen Gebäude schienen doch nicht so unbewohnt zu sein. Ein junger Mann mit seinem Sohn, nehmen wir mal an, erschien plötzlich auf der Bildfläche. Mit einer Handbewegung schickte der Vater seinen Sohn zurück. Am Strassenrand hielt ein Lastwagen an. Der Mann lief zum Lastwagen und kam nach einer Weile ohne uns eines Blickes zu würdigen zurück zur Bruchbude. Dies waren für uns genügend Hinweise, um den Platz zu verlassen. Peter sass bereits wieder hinter dem Lenkrad, als der Bube neben dem Fahrerfenster auftauchte und Peter zu einer "Rauchpause" einladen wollte. Kurz vorher las ich eine Sicherheitswarnung im Reiseführer: "Wer sich mehr als 2-3 Kilometer in die Wüste hineinbegibt, riskiert, in die Minenfelder zu geraten, mit denen Opiumschmuggler abgeschreckt werden sollen." Ob uns da wohl eine "sinneserweiternde Erfahrung" durch die Latten ging? Afghanistan ist nicht weit weg.
    Bei flirrendem Licht und 46° C hielten wir bei der Mahnstätte " Eagle Claw Disaster" oder Operation "Adlerkralle" an. Die Operation wurde vom damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter für den 24. April 1980 angeordnet. Auslöser war die Besetzung der US- Botschaft in Teheran am 4. November 1979. 400 iranische Studenten forderten die Auslieferung des früheren Schah Mohammad Rezha Pahalavi, der sich in New York in Spitalpflege befand.
    Für die Amerikaner endete die Geschichte in einem grossen Disaster.
    Über diese unrühmliche, gar peinliche Geschichte für die Amis ist viel geschrieben worden. Ich gehe da nicht näher darauf ein.
    Zwischendurch stieg das Thermometer auf über 49°. Da war die Aussicht auf ein klimatisiertes Hotelzimmer wie eine Erlösung.
    Die Rennleitung bereitete für heute Abend ab 21. 30h ein Open-Air-Kino vor. Eine gelungene Abwechslung, welche von den Reiseteilnehmern sehr gerne wahrgenommen wurde.
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  • Temperatursturz... 😉

    3. juni 2024, Iran ⋅ ☀️ 34 °C

    Bevor es nochmals ab durch die Wüste ging, fuhren die sportlichen und gegenüber jeder Hitze resistenten Reiseteilnehmer und Reiseteilnehmerinnen zur 26 Kilometer weit entfernten Schlucht Kal-e Jeni. Peter wollte sich dieses Naturschauspiel nicht entgehen lassen, während wir Zurückgebliebenen in aller Ruhe und Gemütlichkeit im Hotel ein einfaches Frühstück zu uns nahmen.
    Mein Mann kehrte begeistert und beeindruckt von der zweistündigen Führung durch den auf der UNESCO Weltkulturerbeliste stehende Canyon mit seinem thermischen Quellwasser zurück. Einige aus der Gruppe konnten es nicht lassen und legten sich mit der gesamten Kleidung ins Wasser.
    Heute wird der Todestag von Ajatollah Khomeini gefeiert. Deshalb gab es bei der Quelle bereits morgens um 8.00 Iranische Familien, die sich ob dem erfrischenden Nass ebenfalls erfreuten.
    Auf den 222 Kilometern nach Ferdows lösten sich landschaftlich ausgedehnte Wüstengebiete mit Gebirgsketten ab. Wir zogen an verlassenenen Dörfern und Oasen vorbei. Seit der Landbevölkerung hygienischere Behausungen zur Verfügung stehen, sind einige Dörfer mehr oder weniger vollständig aufgegeben worden. Eine neue Siedlung ist jeweils direkt neben der alten, oder ein, zwei Kilometer weiter entfernt entstanden. In vielen Fällen werden die alten Häuser heute als Tierställe genutzt oder sie verfallen einfach. Rund um Khorosan stehen einige solche Geisterdörfer.
    Je weiter weg von Tabas, umso mehr tauchten wir in eine lebensfeindliche Umgebung ein. Dennoch wird mitten in der Wüste Eisenerz, Kupfer, Blei und Uran abgebaut. Der Zustand von Strasse 91N wechselte sich von Holperpiste über Flüsterbelag ab. Auf der Fahrbahn befanden sich hauptsächlich schwerbeladene Last- und wenige Personenwagen.
    Die heutige Nacht werden wir bei der Ferdows-Thermalquelle verbringen, in der Nähe eines inaktiven Vulkans. Das dort gewonnene Heilwasser wird bei Haut- und Rheumakrankheiten empfohlen. Wie warm die Bäder sind, weiss ich nicht. Über 33°C müssen sie haben, denn von Weitem sahen wir den Dampf über der Wüste aufsteigen. Dass wir bereits wieder nördlich von Yazd und Tabas sind spüren wir merklich. Gestern noch bis 49°C und heute einen "Temperatursturz" auf 33°C runter....bei viel Wind und Sand in der Luft....brauchen wir ja schier wieder die dicken Pullover... 😉
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  • Die berühmte Persische Gastfreundschaft

    4. juni 2024, Iran ⋅ ☀️ 25 °C

    Ein Morgenbad der besonderen Güte stand uns heute bevor. In Yazd kamen wir erstmals vor zwei Tagen mit dem Thema Qanat / Wasserversorgungssystem in der Wüste in Kontakt. Im Iran wurde bereits vor 3000 Jahren die Qanat-Bewässerung entwickelt, eine technische Meisterleistung. Qanate oder Kariz gehören zu den aussergewöhnlichsten kollektiven Arbeiten, die die menschlichen Bedürfnisse im Bereich Wasserversorgung in Regionen mit Wasserknappheit oder auch in der Landwirtschaft decken können. Den iranischen Steppenbewohnern ist es durch die Erfindung von Qanaten gelungen, ihre Wohngegend mitten in der Wüste zu kultivieren. Sie hat zum Ausbau der Landwirtschaft geführt und sorgte für Berufsmöglichkeiten in diversen Städten und Dörfern. Wie die historische Vergangenheit besagt und gemäss antiken Überresten, liegt der Ursprung der Qanatwassergewinnung in Iran, was sich dann allmählich nach Westeuropa, Nordafrika, China und sogar Teilen in Südamerika wie Chile ausbreitete. ( In der Schweiz, spez. Wallis = Suonen)
    Wir hatten heute die Ehre, in die Katakomben des Qanats von Gonabad "Qasabeh Qanat" hinunter zu steigen und durch den Wasserkanal zu laufen. Er gehört zu den ältesten und längsten Qanaten weltweit und ist ungefähr 2500 Jahre alt. 427 Wasserschächte und eine Länge von über 33 Kilometern wurden zu jener Zeit unter schwierigsten Bedingungen untertags errichtet. Für uns war es eine anschauliche und feuchtfröhliche Erfahrung. Bis über meinen "Allerwertesten" stand und lief ich durch klares und erfrischendes Wasser. Peter reichte das Wasser gerade mal über die Knie! 😉
    Nach diesem erfrischenden Start in den Tag ging es auf der 95 N ungefähr 280 Kilometer gerade aus, über Gebirge und Wüste. Vermehrte Checkpoints und eine persönliche Kontrolle brachten etwas Abwechslung in die Fahrerei bis Maschad, der zweitgrössten Stadt im Iran. Eine freudige Überraschung erwartete uns nach der Ankunft. Sirus unser Iranischer Guide kommt aus Maschad. Er lud uns zu Tee ein, in seinem Zuhause. Mit dem Taxi wurden wir abgeholt und bis vor seine Hofeinfahrt hingefahren. Von Sirus Mutter und später eine seiner Schwestern wurden wir herzlich empfangen und grosszügig bewirtet. In einem grossen Empfangsraum, der mit mehreren Schichten wertvoller, antiker Teppichen ausgelegt ist, wurden wir mit Tee, Süssigkeiten, Melone, Suppe und Kartoffelküchlein verwöhnt. Sirus erzählte uns ein wenig über die Teppiche, die im Raum verteilt waren. Es gibt nicht wenige, welche schon gegen 200 jährig sind. Sein verstorbener Vater war ein angesehener Teppichhändler. Heute sind diese wertvollen Teppiche nicht mehr so gefragt. Sirus hat noch einen Bruder und sechs Schwestern. Keines seiner Geschwister oder er wollten weiterhin im Teppichhandel tätig sein. Ein schöner Abend mit der sagenhaften und berühmten Gastfreundschaft wird immer in unseren Köpfen bleiben.
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  • Unter Beobachtung

    5. juni 2024, Iran

    Maschad ist ein politisches und religiöses Zentrum, das jährlich von mehr als 23 Millionen Touristen und Pilgern besucht wird. Die Stadt gilt als eine der sieben heiligen Stätten des schiitischen Islams, denn dort befindet sich der heilige Schrein des achten schiitischen Imans Reza als einzige Grabstätte eines schiitischen Imams auf iranischem Boden.
    Als streng gläubiger schiitischer Moslem war dies natürlich ein "Muss" für unseren Guide Sirus. Um 8.30 Uhr standen wir alle bereit, um mit dem Bus zum heiligen Schrein gefahren zu werden. Der Imam-Reza-Schrein in Maschad ist nicht nur das heiligste Gebäude in der Stadt, sondern bildet auch den Hauptanziehungspunkt für die Pilger und Touristen.
    Kaum hatten wir vor dem Gelände Fuss gefasst, mussten wir weiblichen Besucherinnen einen geblumten Tschador überziehen, was nicht ganz so einfach war, bei so viel Stoff und einer kleinen Öffnung für den Kopf. 🤔
    Von weitem sah man uns an, dass wir "Ungläubige" sind. Eine Begleiterin achtete genau darauf, dass bei keiner Frau Haare sichtbar waren.
    Beeindruckend ist der ganze, gigantische Komplex. Der Schrein selbst umfasst eine Fläche von 267'079 m², die sieben Innenhöfe, die den Schrein umgeben, haben zusätzlich eine Fläche von 331'578 m² - insgesamt also 598'657 m². Wir durften die Grabstätte und Gauhar-Schad-Moschee nicht besuchen.
    Wir fühlten uns stark beobachtet. Frauen mit blauen "Staubwedeln" und Männer mit Funkgeräten schienen die Menschenmassen unter Kontrolle zu haben. Nicht ganz grundlos: Am 20. Juni 1994 gab es einen Bombenanschlag auf den Schrein, 70 Menschen wurden dabei getötet und 100 verletzt.
    Wir Frauen waren erleichtert, als der um den Kopf enganliegende Tschador wieder abgelegt werden durfte. Danach gings mit dem Bus 25 Kilometer weiter bis zum Ferdowsi Mausoleum in Tus.
    Das Grab des grossen Dichters Abulqassem Firdausi (Ferdowsi) kann auch als eine Kultstätte angesehen werden. Liebende der Persischen Literatur zieht es gerne hier hin.
    Firdausi, der einflussreiche persische Dichter und Autor des persischen Epos Schahnameh, starb 1020 n.Chr. in Tus, seinem Geburtsort.
    Das monumentale etwa 60'000 Verse umfassende Nationalepos der persischsprachigen Welt "Buch der Könige" ist das weltgrösste Epos eines Einzeldichters. Die Bezeichnung Epos kommt aus dem griechischen und bedeutet "Wort", "Rede", "Vers" und ist ein langes Gedicht in Versform, das in einem feierlichen Stil von mythischen oder historischen Ereignissen erzählt.
    Ein paar Schulklassen schienen mit uns zusammen dem grossen Dichter Ehre zu erweisen. Dementsprechend ging es auch laut und fröhlich zu und her.
    Der Himmel verdunkelte sich plötzlich immer mehr. Wir wurden unruhig. Im Hinterkopf sahen wir unsere geöffneten "Hekis" (Dachfenster) und die darunter gezogenen Sonnenschutzgitter. Ein Wolkenbruch über dem Stellplatz würde geflutete, fahrende Zuhause bedeuten. 😞
    Die kleine Mittagspause konnten wir nicht richtig geniessen. Anstelle eines Einkaufsbummels in einem Shoppingcenter gings anschliessend direkt zurück zu unseren Fahrzeugen. Zeus meinte es gut mit uns. Die Regenfront machte einen Bogen um unseren Platz. Es war uns eine Lehre! In Zukunft werden die Dachfenster geschlossen, sobald wir das Wohnmobil für längere Zeit alleine lassen.
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  • Cho.daa.haa.fes Iran

    6. juni 2024, Iran ⋅ ☀️ 30 °C

    Langsam werden wir uns vom Iran verabschieden. Für den heutigen Tag gab es ein paar Fixpunkte, wie Tankaktion, Besuch eines Safrangeschäftes und die Verabschiedung von Sirus, unserem Iranischen Guide, bei einem gemeinsamen Nachtessen. Im Hinblick auf den nahenden Grenzübertritt zu China (25.6.) verglich Gerd bei allen Fahrzeugen die Motoren- und Fahrgestellnummern welche von den Chinesischen Behörden bereits auf den Einfuhrpapieren festgehalten sind.
    Achim und Dani verbrachten den halben Tag in einer Autowerkstatt. Stossdämpfer wurden innerhalb von 24 Stunden aus Teheran nach Maschad geliefert und binnen zwei Stunden für ungefähr 30€ die Arbeit gewechselt. Christof und Ingrid waren damit beschäftigt, ihr zerbrochenes Seitenfenster zu reparieren. Bei der Rückfahrt von der Tankaktion streifte Christof mit seinem Bimobil eine Kamera, welche zur Absicherung des Stellplatzgeländes installiert ist. Ärgerlich. Zum Glück haben wir Sirus mit seinen Connections mit dabei. Immer ruhig und überlegt konnte er eine Plexiglasscheibe auftreiben. Bis an die Grenze zu Uzbekistan sollte das Provisorium halten. Eine Ersatzscheibe wird nach Uzbekistan geliefert. Einmal mehr sehen wir die Vorteile einer so toll geführten Reise. Unser Giotti darf sich wieder zeigen. Er strahlt und blendet beinahe im Sonnenlicht. In der grössten Hitze hat vorallem Peter unser Gefährt mit viel Wasser auf Vordermann gebracht.
    Bevor wir uns einem neuen Land auf der Seidenstrasse zuwenden, möchte ich mich vor den Menschen und einem Land verneigen, das uns so herzlich empfangen hat. Wo immer wir uns aufhielten wurde gewunken, gehupt, Fotos und Videos gemacht und versucht, mit uns ein Gespräch zu führen. Wir fühlten uns willkommen im vielleicht gastfreundlichsten Land der Welt. Aber auch ein Land mit prachtvoller Architektur und wunderbarer Landschaft, spannender Geschichte und hoher Kultur.
    Morgen früh werden wir die Grenzen nach Turkmenistan überschreiten. Ein neues Land, eine neue Kultur. Für kurze fünf Tage....ohne Internet.
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  • Willkommen in Turkmenistan?

    7. juni 2024, Iran ⋅ ☀️ 18 °C

    Bereits um 4.00h surrte der Handywecker von Peter. Ein langer Tag stand uns bevor. Ungefähr 240 Kilometer waren wir vor der Turkmenischen Grenze entfernt. Vorsichtiger als üblich verliessen besonders die hohen und grossen Fahrzeuge den Platz. Alle waren durch Christof vorgewarnt, was geschehen kann, wenn man die gut "getarnten" Überwachungskameras übersieht. 😢
    Bereits reger Stadtverkehr erwartete uns nach 5.00h morgens. Peter war froh, als endlich Maschad hinter uns lag und die Kulisse sich in eine riesige fruchtbare Ebene verwandelte. Umso mehr hielten "Schlafende Polizisten" unseren Adrenalinspiegel hoch. Ob wir etwas wenig Schlaf hatten, vergangene Nacht? Nach Quchan veränderte sich die Landschaft immer mehr. Zeitweise fühlte ich mich wie im Gotthardgebirge. Blumen in allen Farben leuchteten in der Morgensonne aus den Magerwiesen. Schafherden weideten an den Hängen, oder wählten dieselbe Strasse wie wir um an eine neue Futterquelle zu gelangen. In Bajgiran erreichten wir gegen 8.45h unseren Sammelpunkt, damit wir im Konvoi den Grenzübertritt antreten konnten.
    Die Iranische Grenzkontrolle konnten wir relativ bequem im Wohnmobil innert 4,5 Stunden über uns ergehen lassen. Zwischendurch legte ich mich aufs Bett und holte den Schlaf von vergangener Nacht nach. Nach einer herzlichen Verabschiedung von Sirus beim letzten Kontrollpunkt auf iranischer Seite begann ein neues Prozedere für Turkmenistan. Giotti musste durch ein Becken mit einer Desinfektionslösung fahren. Danach gings weiter in eine Halle wo wir erstmals von Nathalia, unsere lokale Reiseleiterin und ihrem Fahrer begrüsst wurden. Eine bodenstämmige, respekteinflössende und regimetreue Frau. Wir erhielten ein bereits ausgefülltes Formular, welches wir nur noch unterzeichnen mussten. Einen PCR-Test, in Massenabfertigung liessen wir ohne Mucks über uns ergehen. Nathalia begleitete uns. 😉
    In der Abfertigungshalle war viel Betrieb. Turkmeninnen und Turkmenen kamen mit dutzenden von schwarzen, kehrichtsackähnlichen Plastiksäcken aus dem Iran kommend zur Grenzabfertigung. Die Säcke waren mit Waschmittel, Colagetränken, Kleidern, Pommeschips usw gefüllt. Sicher werden diese Artikel weiterverkauft.
    Endlich erhielten wir unsere Pässe zurück. Die Fahrer durften zu den Fahrzeugen zurück. Die Beifahrerinnen mussten die Grenze zu Fuss überschreiten. Bevor wir aber zur Kontrolle konnten musste ich noch ein grösseres Gepäckstück im Wohnmobil holen. Meine Handtasche reichte nicht von der Grösse her. Ich schnappte mir einen Rucksack und steckte einen Apfel, ein Kopftuch und Wasser hinein. Andere aus der Gruppe steckten Unterwäsche in ihr "Reisegepäck". Bei der Kontrolle wurde dann dieses Gepäckstück geröngt. Bis unsere Fahrer mit den WoMo's durch die Kontrolle kamen warteten wir sicher nochmals zwei Stunden. Im kurzen Briefing erfuhren wir, dass ab heute keine ausländischen Fahrzeuge durch Ashgabat fahren durften. So musste kurzerhand ein neuer Stellplatz für zwei Nächte gesucht werden. Brav im Konvoi fuhren wir hinter Nathalia her. Zwischendurch gab es eine Polizeikontrolle. Auf der gesamten Strecke hatten wir striktes Verbot zum fotografieren. Schade! Die grüne Gebirgslandschaft hatte sich in der langsam untergehenden Sonne ganz lieblich gezeigt. Die kommenden zwei Nächte verbringen wir ungefähr eine Stunde weit ausserhalb von Ashgabat auf einem riesigen LKW-Parkfeld unter einer Strassenlaterne.
    Ob wir wirklich willkommen sind in diesem Land erfahren wir vielleicht morgen, bei einer geführten Stadtbesichtigung. Jetzt gehen wir mit drei Stunden Zeitverschiebung zur Schweiz und 8,5 Stunden Zollabfertigung in unser vertrautes Bett.
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  • Im Märchenland

    8. juni 2024, Turkmenistan ⋅ ☀️ 30 °C

    Es war heiss. Bereits um 8.30h zeigte das Thermometer 31°. Umso mehr schätzten wir den vollklimatisierten Bus, der uns treu " Hop on- Hop off" durch Ashgabat, der Hauptstadt und Visitenkarte von Turkmenistan chauffierte. Beinahe wie kleine Kinder, die beim naschen von Süssigkeiten nicht erwischt werden wollen, versuchten wir durch die Fenster im Bus mit unseren Handys ein paar Bilder einzufangen. Wir kamen am schönsten und grössten Flughafen von ganz Zentralasien vorbei. Das ausladende Gebäude hat die Form eines tollkühnen und eleganten Falken.
    Nathalia erzählte uns vom verheerenden Erdbeben am 6. Dezember 1948. Von den damals 200'000 Einwohnern starben rund 176'000 Einwohner. Die Stadt lag in Schutt und Asche. Die Hauptstadt der Turkmenischen Sowjetrepublik war de facto ausgelöscht. Alles, was man heute in der Stadt sieht, ist somit jünger als 76 Jahre. Zum Gedenken an die Verstorbenen von damals wurde eine riesige Gedenkstätte errichtet. Da durften wir aus dem Bus aussteigen und während 10 Minuten Fotos erstellen. Nathalia begleitete uns und gab Erklärungen ab. Dabei kamen wir mit ihr in ein interessantes Gespräch. Aus Respekt und Vorsicht gehe ich hier nicht näher darauf ein.
    Sie führte uns weiter zum Neutralitätsdenkmal, ein 95 Meter hohes turmartiges Gebäude auf drei Beinen. Es trägt eine vergoldete Statue des Türkmenbaschi. Das Denkmal wurde 1998 noch zu Lebzeiten desselben aufgestellt. Die 12 Meter hohe Statue drehte sich so, dass der Hochverehrte immer der Sonne ins Gesicht sah - oder sie ihm.
    Vom Zivilstandesamt aus, das anscheinend aussieht wie eine Waschmaschine 😉 gem. Nathalia, hatten wir eine wunderbare Aussicht über die märchenhafte Stadt, von einem prächtigen Park aus. Die Fassaden aller Neubauten wurden und werden mit Carrara-Marmor aus Carrara/Italien verkleidet. Das Land ist durch sein Erdöl und Erdgas sehr reich geworden. Die Prunkbauten übertrumpfen sich gegenseitig. Nach diesem Blick von oben gings weiter zum nächsten Denkmal: Park der Unabhängigkeit. Das Denkmal soll eine Yurte darstellen, mit diversen vergoldeten Figuren der turkmenischen Geschichte. Man darf nicht vergessen, dass die Turkmenen vor der Sowjetzeit hauptsächlich als Nomaden gelebt haben. Nathalia ist russischer Abstammung aber in Turkmenistan geboren. Sie spricht nur etwa 15% Turkmenisch. Was ihr aber im Kontakt zu den " Ureinwohnern" im Alltag zu Gute kommt.
    Im Park waren fleissige Frauen und Männer beim jäten und putzen zu sehen. Ansonsten sahen wir kaum andere Menschen. Erstaunlich, bei einer Stadt mit ungefähr 800'000 Einwohnern. Da während des Tages das Thermometer in gesundheitlich kritische Höhen klettert, bleiben anscheinend die Menschen in den gut klimatisierten Büros und Wohnungen.
    Auf der Fahrt zum Russischen Basar fuhren wir durchs Zentrum von Ashgabad. Hier bat uns Nathalia eindringlich, dass wir keine Fotos machen. Wir rauschten an den unwirklichen Fassaden im Regierungsviertel vorbei. Der gut geschützte Präsidentenpalast von Oguz Khan mit seiner goldenen Kuppel tauchte wie eine Fata Morgana auf.
    Für Gebäude die noch im Bau stehen wissen die Menschen noch gar nicht welchem Zweck sie später zugedacht sind. Aber in Turkmenistan fragt man nicht.... fast wöchentlich werden neue Bauten vom amtierenden Regierungspräsidenten persönlich eingeweiht.
    Die Mittagspause verbrachten wir im Russischen Bazar. Auch hier war ein klares Fotoverbot. Peter und ich erstanden uns sehr bequeme und gute Sandaletten. Für umgerechnet je ~ $10.-. Die lokale Währung "Manat" können wir über unsere lokalen Führer gegen $ tauschen. 🤫 Ausländische Kredit- oder Debitkarten funktionieren nicht. Bei einem strudelähnlichen sehr feinen Gebäck für mich und einem saftigen Döner für Peter, verbrachten wir anschliessend noch ein paar ruhige Minuten bis um 12.30h. Anschliessend gings zu einem Hotel, wo für uns obligatorisch 5 Zimmer gebucht waren. Gerne stellten wir uns unter die erfrischende Dusche. Danach setzten wir uns bei Bier, Kaffee und Biscuits an einen runden Tisch im Esssaal des Hotels. Eine fröhliche Gesprächsrunde ergab sich. Dima erzählte Episoden aus früheren Wohnmobiltouren. Für die nächsten drei Stunden gings danach in ein prächtiges, riesiges und gut klimatisiertes Shoppingcenter. Wir mussten die heissen Stunden möglichst gekühlt verbringen. Die WoMo's standen in brütender Hitze. Mehr als die diversen Denkmäler, Parks und Basar durfte uns Nathalia nicht zeigen.
    Mit Gerd, Bakim, Peter und ich zusammen kauften wir für den morgigen Abend die Zutaten für eine Sauce Bolognese ein. Die Maccaroni spenden Peter und ich, respektive Claudia, eine liebe Freundin von uns. Beim Abschied vor der Abreise zu unserem Abenteuer schenkte sie uns unter anderem einen 5Kg- Sack Maccaroni. 😁
    Bei einer Bierdegustation liessen wir unsere ausgetrockneten Kehlen befeuchten. Bakim, der zweite Führer oder Fahrer von Nathalia, wollte unserer Gruppe Bier spenden. Gerd, ziemlich einfallsreich, machte den Vorschlag, diesen Trank im Bus auszuschenken. Also brauchte es noch Eis um das Gebräu bis zum Ausschank kühl zu stellen und genügend Becher. Das Eis erhielten wir in der Fischabteilung. Wohlgemerkt frisches Eis, direkt aus der Eismaschine.
    Zurück auf dem LKW-Parkplatz erwarteten uns völlig überhitzte Fahrzeuge. Langsam wird es jetzt um 23.30h etwas angenehmer. Die Innentemperatur beträgt "nur" noch 32°C.
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  • Tor zur Hölle

    9. juni 2024, Turkmenistan ⋅ ☀️ 31 °C

    Wie eine Karawane zogen wir heute um 8.00h hinter unseren Local Guides los. Nach der obligaten Tankaktion mit angenehmen Dieselpreisen von 5 Cent per Liter verliessen wir immer mehr die perfekten Strassenverhältnisse. Die Kamele am Strassenrand fragten sich sicherlich was das für eine komische Nomadengruppe ist und weideten geruhsam weiter unter der brütenden Sonne. Die Fahrweise und Strassenverhältnisse, wenn man das noch Strasse nennen kann, erinnerten mich an das Videogame Supermario.😅 Die Hindernisse waren Schlaglöcher, Spurrillen und tiefe Gräben ohne Ende. Ich fragte mich, ob hier der Pelzebube mit seinem Schwanz wütend über den Asphalt geschlagen hat, und mit den Krallen Spurrillen und Risse eingekratzt hat. Mit unserem zum Wüstenschiff mutierten Giotti versuchten wir wie vorgegeben im Konvoi zu fahren. Das vorgegebene Tempo des Turkmenischen "Anführers" mit einem 4x4 Geländewagens schien zu vergessen, dass unsere Fahrzeuge länger, höher und schwerer sind.
    Dies funktionierte unter Stress einigermassen gut. Die Anforderungen an die Fahrer waren sehr hoch. Die Konzentration und das Reaktionsvermögen wurde während neun Stunden ununterbrochen auf die Probe gestellt. Zwischendurch gab es zwei kurze Fahrpausen und ein Tankstop. Es reichte nicht einmal die Zeit, um schnell auf die Toilette zu gehen. Bis wir zu einer "Abzweigung" gelangten, nach gut 270 Kilometern. Von da an gings vorerst über eine Sandpiste bergauf. Das musste mit Schwung und Traktionsunterstützung gemeistert werden. Es ging nicht lange, schon steckten Jean-Claude und Ruth im Sand fest. Dies bedeutete den ersten Einsatz für Jacques mit seinem LKW. Kein Problem...innert ein paar Minuten waren sie wieder frei. Für mich aber genügend Zeit um auf unsere Toilette zu gehen...
    Kurz darauf steckten wir fest und hinter uns Adrian und Edith. Jacques war gleich zur Stelle. Wir Schweizer haben da ganz schön zusammengehalten.... 😉
    Die verbleibenden 8 Kilometer verliefen anschliessend problemlos.
    Unser Tagesendziel galt dem "Tor zur Hölle". In den vergangenen Jahren entstand östlich der Strasse Nr 1 unweit von Darwaza ein regelrechtes touristisches Mekka. Ein spektakulärer
    Krater. Sein Durchmesser beträgt ca 200 Meter mit einer ungefähren Tiefe von 50 Metern. Seit 1971 brennt in ihm ein wahrhaftiges Höllenfeuer. Der Krater entstand bei Erkundungsarbeiten, Gas strömte aus und wurde von den Geologen angezündet, weil man glaubte, es sei eine Blase und sonst nichts. Die Blase erwies sich als gut "vernetzt". Der Präsident gab 2010 die Anordnung, den Krater zu schliessen, aus Umwelt- und Sicherheitsgründen. Getan wurde bis heute nichts.
    Bevor wir den Krater etwas näher betrachten wollten, galt es erstmal dem Gerd unter die " Arme zu greifen". Die von Claudia an uns geschenkten Maccaroni kamen in den grossen Topf. Gemeinsam wurde unter der Regie von Gerd ein wunderbarer Bolognesesugo kreiert. Bei einem sehr gemütlichen gemeinsamen Abendessen warteten wir auf den Sonnenuntergang um das Höllenfeuer in seiner ganzen Pracht betrachten zu können.
    Die Nacht mitten in der Karakumwüste unter dem Sternenbaldachim tat gut, nach zwei "heissen" Nächten auf einem LKW-Parkplatz.
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  • Supermario ein Level höher

    10. juni 2024, Usbekistan ⋅ ☀️ 39 °C

    Noch war die Wüste angenehm in den Temperaturen, ein lauer Wind ging und das Frühstück konnten wir in Gesellschaft von drei Kamelen einnehmen. Etwas vor acht Uhr starteten wir die Motoren. Wir wussten, dass uns ein langer Fahrtag von 298 Kilometern bevorstand. Dies bei einem Durchschnittstempo von maximal 20 Kmh. Die Sandpiste meisterten wir diesmal ohne Hilfe von Jacques. Zurück auf der Strasse Nr. 1 erwarteten uns schadenfreudige Schlaglöcher. Es dauerte nicht lange bis die Blechkarawane an der ausgefransten Schlaglochpiste einen ersten Nothalt einläutete. Gerd und Jacques waren gleich bei Achim und Dani. Wieder war es der Hymervan der ein Problem hatte. Ein Reifen verlor Luft. Gerd steckte ins Loch einen " Kaugummi" und Jacques pumpte die Reifen zu einem guten Pneudruck auf.
    Die Wüste begann sich unerbittlich aufzuheitzen. Karakum, fälschlicherweise als " Schwarzer Sand" übersetzt, bedeutet in Wirklichkeit " grosse Wüste ". Das können wir sehr gut nachvollziehen. Wir fuhren stundenlang auf überwiegend schlechten Strassen durch die einförmige Landschaft,
    deren karge Schönheit sich von der Strasse aus nicht erschliesst. Immer wieder lagen zerfetzte Auto- und Lkwreifen im Strassengraben, dann zog sich eine lange Ölspur über die "Fahrbahn" und erhitzte Taxipassagiere warteten auf das erlösende Ersatzfahrzeug. Lastwagenfahrer hielten im Schatten ihrer Fahrzeuge eine kurze Teepause, oder versuchten die Reifen zu wechseln. Zwischendurch kam von Peter ein Fluchwort über seine Lippen, wenn unser Giotti wieder zu stark durchgeschüttelt wurde weil ein Schlagloch einfach nicht zur Seite springen wollte. Nach gefühlten unendlich langen elf Stunden Fahrt oder Gehopse erreichten wir bei Ruhubelent die heissersehnte Strassenkreuzung welche wir in östlicher Richtung verlassen mussten.
    Plötzlich veränderte sich das Landschaftsbild. Tamarisken und landwirtschaftlich genutzte, fruchtbare Böden gaben einen neuen Farbton preis.
    Endlich in Daschauz angekommen stellten wir uns zuerst unter die Dusche im Hotel. Danach genossen wir in diesem Hotel ein leichtes Abendessen, bevor es in unseren "Backofen" zurück ging. Sämtliche Regale im Schlafbereich waren leer. Der ganze Inhalt lag verstreut über unseren Betten. Müde und doch etwas stolz, dass wir innert knapp 20 Stunden Fahrzeit unbeschadet die 600 Kilometer mit viel "fluchen" und strengster Konzentration hinter uns gelegt haben legten wir uns beinahe komatös auf unsere Betten.
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  • Poolbar und Märchenwelt

    11. juni 2024, Usbekistan ⋅ ☁️ 38 °C

    Ein Grenzübertritt lag vor uns. Die kurze Besprechung hielten wir ausnahmsweise am Morgen vor der Abfahrt inne. Langsam werden wir zu Profis, was die Grenzabfertigungen anbelangen... vor der Turkmenischen Grenze war ziemlich ein Gedränge. Ein Feiertag schien mehr Menschen auf die Strassen zu locken. Doch Dima und Nathalia hielten für uns die Schalter frei. 😊
    Die letzten Manats mussten noch unter die Leute gebracht werden. Ein Restaurant direkt vor dem Zollgebäude verkaufte uns Wasser, Cola und Kaugummi. Von unserem Wohnmobil aus beobachtete ich Hi-Suk, als sie den Fahrer von Nathalia auf Deutsch fragte, ob man hier etwas kaufen könne. Dieser antwortete spontan auf Deutsch mit ja, und wechselte gleich wieder ins Englische mit "yes". Diese Beobachtung erzählte ich Nathalia, weil sie uns im Vertrauen erzählt hatte, sie wisse nicht ob der Fahrer Deutsch verstehe und sie bespitzle...im Auftrag der Tourismusbehörde. Sie bedankte sich bei mir für die Info und meinte, sie habe es vermutet und passe dementsprechend auf.
    Den Übertritt nach Uzbekistan "meisterten" wir in einer neuen Rekordzeit von nur 2,5 Stunden. Eigentlich hatten wir uns innerlich schon auf einen unendlich langen Wartetag eingestellt. Umso freudiger fuhren wir nach der Begrüssung von Ararat unserem zusätzlichen Guide direkt nach Chiwa, wo uns ein kühlender Pool entgegenwinkte. Aber vorerst mussten unsere langen Gefährte in die ziemlich engen überdachten Unterstände gestellt werden.
    Peter und ich zogen nach einem erfrischenden Bad im Hotelpool in das stille, heisse und beinahe menschenleere Chiwa. Eine über 2500 Jahre alte Wüstenstadt, welche auf der UNESCO Liste fungiert. Wir staunten über die Schönheit der Bauten und freuten uns auf den Abend. Diese Märchenstadt im Lichterglanz musste unendlich schön sein. Wir zogen nach dem Abendmeeting alleine los und setzten uns in ein Teehaus. Später gesellten sich Ruth und Jean-Claude zu uns an den Tisch. Ein gemütlicher Abend mit Bummel durch die nun stark belebten Gassen beendeten wir an der Poolbar mit Dima und Ararat zusammen. Die Nacht wurde kurz, aber der Preis dafür lohnte sich. 😊
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  • Bitte nicht stören!

    12.–18. jun. 2024, Usbekistan ⋅ ☀️ 30 °C

    Den ersten Eindruck von der Wüstenperle Chiwa hatten wir und ein paar andere aus unserer Gruppe bereits tags zuvor. Umso mehr freuten wir uns auf die Führung durch die Stadt mit Dima "by himself". Als Uzbeke aus Samarkand macht es ihm sichtlich Freude, uns über sein Heimatland viel historisches und gegenwärtiges zu vermitteln. So zogen wir bereits morgens um 8.00 Uhr durch das langsam erwachende Chiwa. Ausser einer portugiesischen Reisegruppe die ziemlich lauthals unterwegs war, schwebte eine mystische Ruhe über den Dächern von Chiwa.
    Die Stadt erhielt als erste usbekische Stadt 1990 den Weltkulturerbe Status. Xiva oder Chiwa liegt zusammen mit Urganch in der Oase Choresm an der alten Seidenstrasse. Die Herstellung von Seide, Baumwolle, Teppichen, Fellmützen ( dies bei bald 40° im Schatten) und Keramikprodukten gehört noch heute zu einem wichtigen Wirtschaftszweig.
    Der Tourismus spielt ebenso eine wichtige Rolle.
    Die graue Vorzeit Chorezmiens war grün. Die Grossoase im alten Delta des Amudarja im Süden des Aralsees gehört zu den ältesten Siedlungsräumen Zentralasiens, die Anwesenheit des Menschen ist seit dem 6. Jahrtausend vor unserer Zeit nachgewiesen. Die Geschichte von Chiwa wurde durch den Amudarja bestimmt. Heute ist der ehemals wilde Strom gezähmt. Den Grossteil seines Wassers, welches von den Gletschern des Pamir und Hindukusch stammt, verliert er im Mittellauf an den Karakum-Kanal und weitere Kanäle für die Bewässerung der gigantischen Baumwollfelder.
    An der Tür der Wüstenfestung Chiwa hing lange ein unsichtbares Schild: " Bitte nicht stören". Wer es missachtete wurde auf dem grossen Marktplatz hingerichtet oder als Sklave verkauft. Die Sklaven wurden unter anderem für die Baumwollpflückerei eingesetzt. Der Sklavenmarkt von Chiwa war bis 1873 in Betrieb. Chiwa lebte von den Überfällen auf vorbeiziehenden, oder Schutz suchenden Karawanen. "Lieferanten" waren vor allem die Turkomanen, wie die kriegerischen turkmenischen Wüstennomaden bis ins 19. Jahrhundert genannt wurden. Die Oase von Chorezmien und besonders Chiwa war bis ins späte 18. Jahrhundert hinein nicht viel mehr als ein Nest von Karawanenräubern, das unbehelligt hinter den gewaltigen Sperren der Wüste lag. Ali Baba und die vierzig Räuber lassen grüssen! Zu dieser Zeit jedoch und möglicherweise im Zusammenhang mit dem Raubüberfall des persischen Eroberers Nadir Schah auf Zentralasien kam es plötzlich zu einem Wiederaufleben der künstlerischen und kulturellen Betätigung in Chiwa. Heute lebt Chiwa vorallem vom Tourismus. Die Besucher wollen möglichst die innere Festung, Itschan Qala sehen.
    Gegen Mittag brannte die Sonne unerbittlich über unseren Köpfen. So waren wir froh, dass unsere geführte Besichtigung bis um 20.00 Uhr unterbrochen wurde.
    Wir hingen alle mehr oder weniger wie faule Hunde herum, oder schrieben an unseren Blogs. Ruth und Jean-Claude luden zu Bier und Sekt ein, was meinen Geist nicht unbedingt erhellte.🫣
    Pünktlich um 20.00 Uhr zogen wir nochmals los. Dima und das Team hielten für uns eine Überraschung bereit. Bevor es zum gemeinsamen Nachtessen ging, standen für uns vor dem Restaurant Stühle bereit. Es ging nicht lange, bis eine Folkloregruppe für uns zu musizieren, singen und tanzen begann. Immer mehr Zuschauer standen hinter uns. Etwas peinlich wurde es mir, als plötzlich eine Tänzerin mich zum mittanzen aufbot. Zum Glück holte sie noch mehr Frauen aus unserer Gruppe. Langsam begann der Tanz Spass zu machen, vorallem als Peter auch noch aufgeboten wurde.😂😂
    Handys wurden gezückt, Fotos und Videos gemacht, geklatscht und gelacht... ob sich die Fernsehcrew vom Vormittag ebenfalls darunter mischte, wissen wir nicht. Am Morgen wurden wir für eine Fernsehsendung gefilmt. Die Sendung werde in ein paar Tagen ausgestrahlt....
    Das feine Nachtessen mit grünen Tagliatelle (Dillteigwaren) einer lokalen Spezialität, mit Rindsgulasch und Kartoffeln, verlief anschliessend ruhiger. Vorerst gab es "zum Schutz vor freien Radikalen" einen Wodka. Ganz befreit vor russischen Einflüssen sind die Uzbeken doch nicht.🤪
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  • Grosser Durst und Kohletabletten

    13. juni 2024, Usbekistan ⋅ 🌬 36 °C

    Für die heutige Fahretappe wählten wir vorerst eine Landstrasse aus, welche an vielen gepflegten kleinen Bauerndörfern vorbeiführte. Der Amudarja spendet hier das wichtige Nass. Sattes Grün bestimmte hier das fruchtbare Landschaftsbild, bis wir an einer Kreuzung nicht mehr weiterkamen wegen Bauarbeiten. Eine Umleitung über eine unasphaltierte Strasse wurde angezeigt. Unser Navigationsgerät meckerte und wollte uns immer wieder zurück führen. Nach einigen Minuten Fahrt gab uns ein Taxifahrer Zeichen, dass es für uns da nicht mehr weitergehe. Mit viel Gestik erklärten wir, unser Ziel sei Bukhara. (~350km) Der Taxifahrer hielt ein anderes fahrendes Auto an und fragte den Fahrer, ob er uns den Weg für die Abzweigung vor fährt. So kamen wir ohne Manöver zurück auf die geplante Route über eine Eisenbahnbrücke. Hier mussten wir vorerst den Zug abwarten, bevor die Fahrt über das Gleis für uns freigegeben wurde.😅
    Von da an tauchten wir auf einer guten Autobahn in die "Kizil-Kum" Wüste ein.
    An einer von der "Rennleitung" empfohlenen Autobahnraststätte gings zur Mittagspause. Marie und Sigi hattten die selbe Idee. Etwas geknickt sassen die Beiden an einem Tisch und erzählten uns, dass sie bei der Wegfahrt aus dem Hotelareal in Chiwa ein Mäuerchen übersahen. Dementsprechend sieht jetzt die rechte Seite ihres sonst so gepflegten Wohnmobils aus. Die Hitze und das straffe Fahrprogramm zeigt langsam Müdungserscheinungen auf. Ein paar aus der Gruppe, darunter zählen auch Sigi und ich, haben den Griff zu Kohletabletten an normalen Mahlzeiten vorgezogen. Zum Glück nur eine kurze Schwächeperiode. Der Hunger hat sich bei den meisten wieder zurück gemeldet. Das permanente Durstgefühl versuche ich mit sehr viel Wasser zu stillen. Der hohe Bierkonsum abends in der Gruppe scheint ein anderer Weg gegen den Durst zu sein.
    Den Abend in Bukhara verbrachten wir ganz nahe unseres Stellplatzgeländes in der Altstadt. Fröhliche Zuschauer sahen sich moderne, musikalische und tänzerische Darbietungen von Kindern und Jugendlichen an. Auch wir genossen unter dem allmählich abkühlenden Nachthimmel die ausgelassene Stimmung. Bei Bier und für mich Tee sassen wir gemütlich noch eine Weile mit Jacques und Tatiana zusammen.
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  • Wie ein Gemälde aus 1001 Nacht

    14. juni 2024, Usbekistan ⋅ ⛅ 25 °C

    Um 8.00h in der Früh gings auf zur Stadtbesichtigung von Bukhara. Damit wir bis 13.00 Uhr durchhielten, bei bereits gegen 30°C wurden wir mit "Elektro-Rikschas" mitten ins Herz von Bukhara kutschiert. Vor dem Mausoleum Chashma-Ayub gings zu Fuss weiter. Der Legende nach soll der Prophet Hiob an dieser Stelle der dürstenden Bevölkerung Bukharas einen Brunnen beschert haben. Das Gebäude wirkt eher schlicht. Die Bauzeit erstreckte sich vom 12. Jahrhundert bis ins 16. Jahrhundert.
    Nicht weit von diesem sakralen Bauwerk befindet sich das Samaniden-Mausoleum. Ein Meisterwerk der Einfachheit. Es wurde einige Zeit vor Ismail Samanis Tod 907 erbaut. Während der mongolischen Invasion unter ihrem Anführer Dschingis Khan ins Khwarazmian Reich im Februar 1220 wurde Bukhara völlig zerstört. Zuvor überdeckte die einheimische Bevölkerung dieses Meisterwerk der Einfachheit mit Erde. Man fand das Mausoleum auf einem alten Friedhof und musste es ausgraben. Der gesamte Bau besteht aus getrockneten Ziegeln, die horizontale, vertikale und diagonale Muster auf den Mauern bilden. Die sorgsam symmetrische Ausrichtung nach allen vier Seiten erinnert an einen zoroastrigen Feuertempel.
    Wir kamen an vielen Moscheen und zahlreichen Metresen vorbei. Unterwegs gab es aber auch viele kleine Souvenirläden mit einheimischen Handwerkern. Handgemalte Bilder, Messer, Kleider usw. standen zum Verkauf an. Vor einer Holzwiege gabs einen erklärenden Halt. Dima erzählte uns anschaulich, was es mit dieser Wiege auf sich hat: Das Neugeborene schläft für etwa 6 Wochen bei der Mutter im Bett. Danach zieht das Baby in eine Beshik (Wiege) um, die geschmückt ist mit schönen verzierten Kissen und Decken. Das kleine Kind hat darin wenig Bewegungsfreiheit und wird mit Bändern und Decken fest geschnürt. Muss das Baby nachts ein kleines Geschäft erledigen, gibt es dafür spezielle Vorrichtungen. Denn es sind keine Windeln, wie wir sie kennen, üblich. Ein Utensil dafür ist die sogenannte "Urin-Röhre. Das wird beim Jungen über das kleine "Pfifeli" gestülpt. Für die Mädchen gibt es eine Art "offener Kanal". Ein etwa 12 Zentimeter langes Röhrchen leitet den Urin ab. Dazu ist im Boden der Matratze und der Wiege ein Loch, damit der Urin in einen Behälter tröpfeln kann, welcher unter der Wiege befestigt ist.
    Dima meinte, dass allmählich auch Pampers bevorzugt werden. Die Baby's sind ihren Eltern sicher dankbar.... Seine beiden Söhne gehörten zu den Windelträgern. 😉
    Ein alteingesessenes Familienunternehmen, welches sich mit der Herstellung von Marionetten seit Jahrzehnten etabliert hat, wurde uns inklusive einer kleinen Vorführung vorgestellt.
    Nach viel Historie verbrachten wir den Nachmittag dösend unter schattenspendenden Apfel- und Mimosenbäumen. Ein Bad im Pool brachte meine Lebensgeister wieder in Schwung. Nach dem Meeting gings mit Edith und Adrian zusammen in ein nahegelegenes Restaurant auf die Dachterrasse. Allmählich wurden die Temperaturen erträglicher. So zogen Peter und ich noch schlendernd durch die wunderschöne Altstadt. Die herrlichen, beleuchteten Bauten strahlten wie ein Gemälde in den Nachthimmel.
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  • Plov

    15. juni 2024, Usbekistan ⋅ ☀️ 30 °C

    Für den heutigen Reisetag dachten sich unsere Reisebegleiter etwas besonderes aus. Vorerst mussten aber noch 255 Kilometer zurück gelegt werden, bis Uklyan. Unterwegs steuerten wir eine uns empfohlene Keramikwerkstatt in G'ijudvon an. Leider war sie um 9.30h noch geschlossen. Dafür erhaschten wir einen kurzen Blick in einen schönen Park mit Moschee und kauften am Wegesrand frisches Brot.
    Die Gegend an welcher wir vorbeizogen zeugte von viel fruchtbarer Erde. Nach 14.00 Uhr erreichten wir das kleine Bauerndorf Uklyan. Hier durften wir am Strassenrand unsere Wohnmobile über Nacht hinstellen. Herzlich wurden wir von Valentina, ihrem Ehemann und ihrer Tochter Angela begrüsst. Die Familie ist mit Dima befreundet. Ihr Sohn verstarb vor einem halben Jahr 38jährig an einem Herzinfarkt. Er war ein enger Freund unseres Reiseleiters.
    In ihrem Garten stellten wir unsere Tische und Stühle unter die schattenspendende Platane. An einem Ast hing ein Vogelkäfig in dem zwei Wellensittiche uns neugierig beobachteten. Valentina stellte auf alle Tische frische Äpfel, Aprikosen und Kirschen. Dazu reichte sie frischen Apfelkirschsaft und Tee.
    Valentina und Angela führten uns gerne durch ihren wunderbaren Nutzgarten, dabei begleitete uns ihr kleiner, weisser 12jährige Terrier. Später gesellte sich ein Freund der Familie hinzu. Ohne viele Worte begann er für uns "Plov" auf dem Feuer zu kochen. Dabei durften wir ihm behilflich sein und zuschauen.
    Hier das Rezept für ~30 Personen, so wie ich es verstanden habe, ohne Gewähr auf gutes Gelingen 😉 :
    Feuerstelle ( altes Eisenfass)
    Grosser Eisentopf
    2 Liter Sonnenblumenöl
    1 ganze Zwiebel
    1 Kg fein geschnittene Zwiebeln
    5 Kg fein geschnittene Karotten
    5 Kg Reis
    3 Kg Rindsfleisch durchzogen mit Knochen
    Salz, 1 Handvoll Kreuzkümel
    Wasser nach Gefühl
    ca 2 Stunden Zeit
    Öl erhitzen, ganze Zwiebel ins heisse Öl um ein feines Aroma zu erhalten. Ganze Zwiebel wieder herausnehmen.
    Das Fleisch ins heisse Öl geben. Ein paar Minuten anbraten.
    Die geschnittenen Zwiebeln hinzufügen. Nach ein paar Minuten die Karotten darüber legen. Nicht umrühren. Kreuzkümmel darüberstreuen, salzen, sorgfältig Wasser hinzufügen. Einige Minuten erhitzen. Langsam Reis darüber streuen, nochmals Wasser und Salz nach Gutdünken. Den Reis gleichmässig wie einen Deckel über die Gemüsefleischmischung verteilen. Mit einem Holzstab Löcher in die Masse stechen, damit die Flüssigkeit und der Dampf aufsteigen können. Eine feuerfeste Schüssel über das ganze Chef-d'Oeuvre stülpen und vor sich hinschmoren lassen.
    Sobald der Reis gar ist, das Fleisch herausnehmen, in kleine Stücke schneiden. Die Gemüse-Reismischung auf den Tellern anrichten, das Fleisch obenauf und geniessen.
    Während der Plov vor sich hinschmorte, zeigte uns Valentina, wie die Familien in Uzbekistan traditionell im Lehmofen ihr Brot backen. Eine ziemlich heisse Angelegenheit und nur für geübte Hände zu empfehlen.
    Das feine und gemütliche Nachtessen beendeten wir mit dem Schlaflied "Guten Abend, gut Nacht..." Valentina verbrachte ihre ersten Lebensjahre in Deutschland.
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  • Wo man singt, da lass dich nieder

    16. juni 2024, Usbekistan ⋅ ☀️ 28 °C

    Diesmal war es nicht der Muezzin, welcher uns mit seinem Morgengebet geweckt hat. Es war der "Hofhahn", der zum Anwesen von Valentina und ihrer Familie gehört. Um 8.00h stand ein schmackhaftes Frühstück für uns bereit. Vom Brot, über die Butter und der Konfitüre stammte alles aus der Eigenproduktion. Sogar die Hühner schienen bereits fleissig Eier gelegt zu haben. Gerne assen wir ein frisch gelegtes Ei. Als die ganze Meute ihren Hunger gestillt hatte, begann Valentina aus einem Singbüchlein alte deutsche Lieder anzustimmen. In friedlichem Beieinander versuchten wir Valentina stimmlich zu unterstützen. Gegen 11.00 Uhr brachen wir unsere " Zelte" schweren Herzens ab und machten uns nach einer herzlichen Verabschiedung von der Familie auf den kurzen Weg nach Samarkand. Diese sehr persönliche Begegnung tat uns allen gut.
    Erst gegen Abend setzten wir unsere müden Glieder in Bewegung um einen ersten Eindruck von der über 850.000 Einwohner zählenden Stadt zu erhaschen. Die wunderbar eindrücklichen Metresen und Moscheen stimmten uns auf die kommende Führung durch die Stadt vom nächsten Tag ein. Das eher enttäuschende Nachtessen in einem Hinterhof- Restaurant bei Rindfleischspiessen und Salat hinterliess seine Spuren, wie sich ein paar Stunden später herausstellte.
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  • Die Seele der Welt

    16. juni 2024, Usbekistan ⋅ ⛅ 27 °C

    Mitten in der Nacht stürzte sich Peter ins Bad. Die letzte Mahlzeit schien ihm alles andere als gut bekommen zu sein. Der Darm und Magen rebellierten und wollten die Speisen von sich geben... 🤢 Nach dieser struben Nacht war klar, dass für ihn Bettruhe angesagt war. Unsere beiden Mediziner Franz und Jean-Claude machten Visite und gaben dem Patienten und mir gute Ratschläge. Jacques überreichte Coca Cola und ein Gläschen Cognac. Schön zu sehen, wie die Gruppe füreinander da ist, wenn es drauf an kommt. Peter hatte das Gefühl, dass ich trotz seines misslichen Gesundheitszustandes an der Stadtbesichtigung von Samarkand teilnehmen solle.
    Die Schöne aus dem Morgenlande, hat viele Beinamen, aber " die Seele der Welt" dürfte der poetischste und aussagekräftigste sein. Wenn man die Ruinenstadt von Afriasab als Vorläuferin des mittelalterlichen Samarkand nimmt, hat man es zweifellos mit einer der ältesten Städte unseres Planeten zu tun. Mit seinen fast 2800 Jahren, durch archäologische Untersuchungen verifiziert, ist Samarkand so alt wie Rom. Unser erstes Ziel galt dem Registan-Platz, dem Herzen der Stadt. Registan bedeutet Sandplatz. Unter der Herrschaft Timurs wurden die hier lebenden Bauern im 14. Jahrhundert enteignet und für den im Aufschwung befindlichen Handel ein grosser zentraler Kuppelbasar angelegt. Der Sand auf dem Sandplatz war insofern von entscheidender Bedeutung, damit die vielen Karawanenkamele hier problemlos niederknien konnten. Der Platz wurde 50 Jahre später für Versammlungen, Paraden, Verkündungen, Feierlichkeiten und Hinrichtungen genutzt. Ab 1417 entstanden die drei fantastischen Medresen: Ulugh Beg, Scherdor und Tillya Kari. In der Tillya Kari Medrese bewunderten wir die prächtige Kuppel. Auf dem grossen mit Marmorplatten belegten
    Platz der heute nicht mehr sandig ist, beobachtete ich diverse Fotografen mit ihren Modellen die sich in prächtigen Gewändern räkelten.
    Der Hintergrund bot genügend Inspiration. Bevor es uns weiterzog bekamen wir einen kurzen Ohrenschmaus mit landestypischen Musikinstrumenten. Anschliessend gings mit dem Bus weiter zum Gur Emir Mausoleum. Timur liess diese Grabstätte für seinen auserkorenen Nachfolger und Enkel Muhammad-Sultan erbauen. Timur ahnte da noch nicht, dass Muhammad bereits mit 27 Jahren sterben wird und er kurz darauf 1405 an den Folgen eines Gelages am Beginn seines China-Feldzuges sein Leben verlieren wird. Nun liegt er hier neben seinem Enkel.
    Ein kurzer Blick in eine russisch -orthodoxe Kirche zeigte uns , dass auch ein schlichtes Gotteshaus viel Ambiance ausstrahlen kann. Die wohlverdiente Mittagspause verbrachte ich mit Ruth, Jean-Claude, Edith und Adrian zusammen in einer Pizzeria. Ziemlich kurz darauf versammelten wir uns alle wieder vor dem Bus. Die Seidenpapiermüle Konogil-Meros wartete auf uns. Das handgeschöpfte Papier stammt ursprünglich vom Maulbeerbaum. Das konnte ich mir nicht verkneifen: ein paar Seiten Seidenpapier nenne ich jetzt mein Eigen. Das Sahnehäubchen für die heutigen Besichtigungen war der Besuch des Sharisabz. Ein Friedhof etwas ausserhalb der Stadt, dessen Gräber nur für Adlige bestimmt waren. Trotz aufkommender Müdigkeit versuchte ich möglichst eindrucksvolle Bilder für Peter zu machen. Das gemeinsame Nachtessen unter einem schützenden Blätterdach und gemütlichen alten Lampenschirmen lockte sogar Peter von seinem "Krankenstuhl" hervor.
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  • Die Verdauung spielt verrückt

    18. juni 2024, Usbekistan ⋅ ☀️ 33 °C

    Der Gesundheitszustand von Peter verbesserte sich deutlich. Das Angebot von Gerd, unseren Giotti von Samarkand nach Tashkent zu fahren konnten wir mit guten Gefühlen ablehnen. Zum Glück, wie es sich später herausstellte. Ein kurzer Halt in der Nähe einer Apotheke war Gold wert. Diverse Schutzmassnahmen bei Darmproblemen konnten nun vorgenommen werden. 🫣
    Die über 300 Kilometer lange Fahrstrecke zwischen Samarkand und Tashkent entpuppte sich als schlechte Strasse und noch schlechtere Fahrzeuglenker. Immer wieder wurden wir wegen Unfällen abgebremst. Meistens waren die Fahrzeuge dermassen demoliert, dass diese sicher auf dem nächsten Schrottplatz gelandet sind.
    Für die Mittagspause wählten wir eine " Autobahnraststätte " aus. Peter war noch sehr vorsichtig. Für ihn gabs nur Cola. Mein Magen zeigte sich etwas zickig...also wählte ich eine klare Gemüsesuppe. Die obenauf schwimmenden Fettaugen und das Schaffett stoppten meinen Appetit abrupt. Etwas Gemüse fischte ich aus der matten Brühe. Ziemlich unbefriedigt zogen wir in der
    Kornkammer Uzbekistans weiter. Lastwagen mit riesigen, gewagten Strohladungen begegneten uns.
    Störche beobachteten den vorbeiziehenden Strassenverkehr von ihren Nestern aus. Eine plötzliche Müdigkeit überrollte mich. Deshalb legten wir 100 Kilometer vor Tashkent eine kleine Siesta ein. Wie praktisch sind wir unterwegs mit unserem fahrenden Zuhause. Auf kleinstem Raum alles vorhanden, was man halt so braucht...
    Bevor wir zu unserem Übernachtungsplatz fuhren, hielten wir vor einem gut sortierten Lebensmittelgeschäft an. Peter schien es wieder besser zu gehen. Er wusste genau, an was es uns fehlte. Meine ganze Konzentration war auf Körperbeherrschung eingestellt. Es ging soweit, dass ich aus dem Laden stürmte und zurück in Giotti "den Krähen" rief. Anscheinend war Peter höchstansteckend. Zum Glück fuhr Gerd nicht unser Fahrzeug.
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  • Schlechter Spuk

    20. juni 2024, Usbekistan ⋅ ☀️ 21 °C

    Eine Nacht lag hinter mir, die ich niemandem wünsche. Welcher Virus, Fleischspiess oder was auch immer Peter und mich lahm gelegt hat bleibt unerforscht. So um die zwei Tage dauerte der schlechte Spuk. Zuerst ging Peter durch die Hölle, dann ich. Von Taschkent habe ich eine Apotheke und ein Lebensmittelgeschäft gesehen, nachdem Ruhe in meinen Gedärmen und Magen herrschte und es mir deutlich wieder besser ging. Peter verzichtete einmal mehr auf eine Stadtführung, aus Rücksichtnahme gegenüber der Gruppe, obwohl es ihm bereits wieder gut ging. Bei einem kurzen Spaziergang dem Anchor-Kanal entlang, durch einen vereinsamten Vergnügungspark und zu einem Denkmal, das den Erdbebenopfern von 1966 gedacht ist, konnte Peter sich ein kleines Bild von dieser modernen Metropole machen. Taschkent, mit 2,9 Millionen Einwohnern, ist die bevölkerungsreichste Stadt Zentralasiens. Die Stadt ist über 2200 Jahre alt. Es gab Zeiten da wurde mit Ehrfurcht vom reichen Schasch (Tschatsch) gesprochen. Der Handel zwischen den Nomadenvölkern des Nordens und den Sesshaften im Süden fand hier statt. Später dann auch zwischen Russland und den zentralasiatischen Khanaten.
    Beim Abendmeeting wurden die Stühle ziemlich weit auseinander gestellt.... da uns der morgige Grenzübertritt nach Kasachstan bevorstand, wollte ich daran teilnehmen.
    Ziemlich früh war Schlafenszeit angesagt. Den Wecker stellte Peter auf 2.45h .🫣
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  • Der frühe Vogel fängt den Wurm

    20. juni 2024, Usbekistan ⋅ ☀️ 28 °C

    Jetzt können wir jedem Bäcker nachfühlen, wie es ist zu später Nachtstunde sein kuscheliges Bett zu verlassen. Schlaftrunken suchte ich meine Klamotten zusammen...Peter schien fitter zu sein. Jedenfalls war ich mit meiner Garderobe noch nicht so weit, als der Motor von Giotti die Nachtruhe durchbrach und wir durchs schlaftrunkene Tashkent fuhren.
    Bis zum vereinbarten Sammelpunkt war aber auch ich gekleidet und wach.
    Ab hier versuchten wir im Konvoi an die Grenze zu fahren, was den anderen Verkehrsteilnehmern nicht immer passte. Es wurde gedrängelt. Jeder Frühaufsteher der über die Grenze nach Kasachstan wollte schien mit langen Wartezeiten zu rechnen und wollte zuvorderst in der Kolonne stehen. Nach gut einer Stunde Wartezeit kam Dima bei allen Teilnehmern vorbei und erklärte, dass wir hier nicht über die Grenze dürfen und 100 Kilometer weiter fahren müssen. Anscheinend wurde das "Wohnmobil" von Jacques und Tatiana als Lastwagen eingestuft. Wir warteten etwas zerknirscht auf die neuen Koordinaten für den anderen Grenzposten und machten uns auf noch längere Wartezeiten in brütender Hitze gefasst. Wie waren wir froh, als plötzlich von Dima eine Nachricht auf Signal erschien: Wir bleiben hier. Anscheinend schienen weitere Verhandlungen 💵💵🤔 gefruchtet zu haben. Einmal mehr waren wir froh über unsere Annehmlichkeiten an Bord. So legte ich mich noch einmal aufs Ohr und verschlief einen Teil der Wartezeit während Peter in aller Ruhe den Tagesanzeiger las. Zuvor gabs ein kleines, leichtes Frühstück. Mit Tee, Banane und Reiswaffeln begann ich meinen Magen langsam wieder an feste Nahrung zu gewöhnen. Die starken Magen- und Darmprobleme haben wir beide glücklicherweise hinter uns gelassen.
    Nach ungefähr 5 Stunden Wartezeit durften wir endlich langsam vorrücken. Die Beifahrerinnen gingen wie gewohnt zu Fuss über die Grenzkontrolle. Die Wohnmobile wurden ziemlich genau kontrolliert. Aus Distanz beobachtete ich Peter, wie er den ganzen Inhalt der Garage vor sich auftürmte. Bei einigen wurde ein Drogenspürhund in die Garage gehetzt, Medikamentenlisten genau kontrolliert und verglichen und dies alles für die Ausreise aus Uzbekistan.
    Die Fahrer mussten unverständliche Formulare unterzeichnen... aber anscheinend hatte alles seine Richtigkeit.
    Wir Frauen, Dima und Adrian liefen weiter über die Grenze in Richtung Kasachstan. Unkompliziert und sehr freundlich wurden wir von den Zollbeamten mit einem "Welcome to Kasachstan" begrüsst und gleich darauf von Aishe, unsere "Local Guide" . Welch eine schöne Überraschung: Neben dem Zollgebäude war ein wunderbar klimatisiertes und sauber eingerichtetes Restaurant. Die kommenden Stunden konnten wir hier bei Getränken entspannt abwarten.
    Aishe überreichte uns Tenge (die lokale Währung) im Wert von 50 Euro und eine SIM-Karte mit unbeschränktem Internetzugang. Diese Karte können wir im September, bei der Rückreise nochmals nutzen.
    Nach ungefähr 10 Stunden Zollabfertigung waren auch die letzten WoMo's im neuntgrössten Land der Erde, in Kasachstan angekommen.
    Auf sehr guten Strassen mit zum Teil "singendem Belag" erreichten wir Schymkent nach gut 90 Kilometer. Riesige Ebenen mit Weizenfeldern, kleine bäuerliche Siedlungen, Dörfer und scheu im Hintergrund das massive Tian-Shan-Gebirge säumten unseren Weg.
    Schymkent ist die flächenmässig grösste Stadt Kasachstans. Es leben 1,1 Mio Menschen im Ballungsgebiet, welches über 1000 Quadratkilometer Stadtfläche aufweist. Für uns galt es, möglichst schnell den Stellplatz zu erreichen, ab in die Badekleider und in den Pool. Diese Abkühlung und entspannten Stunden im Schatten bis gegen 22.00h in netter Gesellschaft mit Ruth und Jean-Claude hat unsere Batterien für weitere Abenteuer aufgeladen.
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  • Korrupte Polizisten

    21. juni 2024, Kasakhstan ⋅ ☁️ 34 °C

    Ausschlafen, regenerieren und Bankangelegenheiten regeln, war für den heutigen Vormittag angesagt. Um einen kurzen Blick in die Strassen und Läden von Schimkent zu werfen war es uns zu schwülwarm. Schnell kletterte das Thermometer weit über 30°C. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren stark modernisiert, mit neuen Wohn- und Geschäftsvierteln sowie verbesserten Infrastrukturen, was sie zu einem attraktiven Ort zum Leben und Arbeiten macht. Geschichtlich betrachtet ist Schimkent eine alte Stadt mit reicher Vergangenheit. Sie wurde im 12. Jahrhundert gegründet und war ursprünglich ein Handelszentrum an der Seidenstrasse. Zeugen der reichen Vergangenheit sind leider nur wenige. Zum Beispiel die alten Überreste einer Zitadelle. Viele Wohnquartiere mit ihren Plattenbauten erinnern stark an die Sowjetzeiten.
    Gegen Nachmittag brachen wir unsere Zelte ab und zogen in nordöstlicher Richtung. Eine Signal Nachricht erreichte uns kurz vor der Abreise: Torsten und Silke wurden von der Polizei angehalten, wegen Trunkenheit am Steuer. 1000$ wollten sie kassieren. Torsten, der klar nüchtern war verlangte, dass er mit dem Polizeichef in einem Krankenhaus einen Alkoholtest machen wolle... dies schien Wirkung zu haben. Einer der Polizisten bediente sich an
    einer Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und liess sie ziehen.
    Ziel für heute war das ungefähr 200 Kilometer weiter entfernte Taraz. Eine malerische Landschaft mit Nationalparks und dem Ausläufer des Tian-Shan-Gebirges zog an uns wie in einem Film vor unseren Augen vorbei. Kleine Bauerndörfer wechselten sich mit riesigen Kornfeldern ab. Allmählich wandelte sich das Bild. Von Nutzfläche in Steppe. Der Himmel verfärbte sich dramatisch in Antrazit und stürmische Winde fegten über die Ebene. Steppengras und Sand wirbelten durch die Gegend. Wie in einem Westernfilm. Wir waren nicht alleine auf der Seidenstrasse. Wo früher die Karawanen mit ihren Kamelen unter den widrigsten Wetterbedingungen monatelang unterwegs waren sind es heute gut klimatisierte, hochmotorisierte Last- und Personenwagen.
    Kurz vor 18.00h trafen wir rechtzeitig für das Meeting auf dem Übernachtungsplatz ein. Für die Einen war die Fahrt nicht ganz reibungslos abgelaufen. Korrupte Polizeikontrollen und ein Rückspiegel weniger bei einem aggressiven Kasachen, der es gegen Jacques mit seinem 12T WoMo aufnehmen wollte....hoffentlich ohne Konsequenzen beim baldigen Grenzübertritt nach China. Wir sind nur im Transit bis 25.6. in Kasachstan. Im September werden wir dieses riesige reiche Land nochmals bereisen und Land und Leute (mit stark asiatischem Einschlag) ausgiebiger kennenlernen. Die Empfehlungen des EDA's (Eidg. Amt für auswärtige Angelegenheiten) werden wir im Auge behalten... );🤔
    Ein geselliger Abend in netter Gesellschaft und feinem Nachtessen rundeten wir schlussendlich noch bei einem Schlummertrunk ab.
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