• Jeanine Graf

Skandinavien im Frühling 2023

Pengembaraan 62hari oleh Jeanine Baca lagi
  • Die Nacht die eigentlich gar keine ist!

    21 Mei 2023, Norway ⋅ ☁️ 12 °C

    Seit dem 11. Mai 2023 gibt es am Nordkap eigentlich gar keine Nacht mehr bis zum 31. Juli 2023. Als Mitternachtssonne wird die Sonne bezeichnet, wenn sie in Gebieten nördlich des nördlichen und südlich des südlichen Polarkreises im jeweiligen Sommer auch zum Zeitpunkt des tiefsten Punkts ihrer täglichen Bahn am Himmel noch oberhalb des Horizonts sichtbar ist! Sofern sie nicht durch Wolken versteckt wird, wie vergangene Nacht. Doch hell bleibt es trotzdem. Wir müssen unser Hüttli ziemlich verdunkeln, damit wir schlaftrunken werden! Wenn das nicht genügt kann ich noch die Schlafmaske mit feinen Lavendelblüten über die Augen legen. Dieses sehr nützliche Gadget habe ich in guter Vorausschau von unserem Sohn und seiner Verlobten zum Geburtstag erhalten.
    Ausser uns, zählen wir noch sieben weitere Wohnmobile, welche die Nacht hier in Wind und Regen verbringen. Zum Glück hat Peter unseren Giotti in den Windschatten gestellt. Uns rüttelt es nicht durch und wir schlafen sehr gut.
    Nach dem ausgiebigen Frühstück, werfen wir noch Postkarten in den Briefkasten beim Nordkapcenter, damit diese mit dem einmaligen Poststempel vom Nordkap versehen werden.
    Der feine Sprühregen, die Windböen und der Nebel welcher die Sicht auf die Klippen beinahe verunmöglicht, begleitet uns bei der Weiterfahrt. Als heutiges Tagesziel steuern wir Alta an. Dieses liegt 236 Kilometer weit entfernt in Richtung Süd-Westen. Von Olderfjord bis zum Nordkap gibt es nur eine Strasse. Demzufolge fahren wir diese Strecke heute in entgegengesetzter Richtung. Die Landschaft ist so schön und beeindruckend, dass wir abermals entzückt und beeindruckt sind. Der Gegenverkehr hat deutlich zugenommen, im Vergleich zu gestern. Hoffentlich kommt die Sonne noch etwas zum Vorschein für all diese "Abenteurer". Wäre ja schade, wenn das Nordkap seine schroffen und steilen Klippen nicht zeigen würde.
    Immer wieder kommen wir an kleinen Siedlungen und Fischerhäfen vorbei. Mal sind die Häfen recht gross, wie in Honningsvåg wo auch Kreuzfahrtschiffe anlegen, auf der berühmten Hurtigroute, dann sind es wieder kleine. Aber alle wirken im arktischen Licht sehr eindrücklich und zeugen von hartem Leben in diesen unwirtlichen Breitengraden.
    Bei der Abzweigung in Olderfjord folgen wir der E6 weiter nach Alta. Die Landschaft verändert sich völlig. Wildrauschende Bäche, Berge im Hintergrund, die ich Stracciatella-Berge nenne, weil sie mich an Stracciatella-Eiscake erinnern, und viele Ferienhütten. Wir befinden uns im Skaidi Skiresort, das mit zig Kilometern an präparierten Loipen und Hunderten von Kilometern an Schneemobilpfaden aufwartet. Der Schnee schmilzt jedoch allmählich, was den Pisten nicht gerade zuträglich ist. So gibt es nur noch einzelne Hartgesottene, welche ihre Schneemobile und Langlaufschier nicht verstaut haben.
    Durch die überwiegend baumlose Gegend fliessen der Skaidielva und der Repparfjordelva. Letzterer gehört zu den lachsreichsten Flüssen Norwegens.
    In Alta direkt im Hafen mit uneingeschränktem Blick auf den Altafjorden werden wir die heutige Nacht verbringen. Alta mit ihren 12'000 Einwohnern besteht aus mehreren Teilen, die sich der E6 entlangziehen. In der Nähe von Alta wurden die ältesten Besiedlungsspuren Norwegens gefunden: Schon vor 10'000 Jahren haben hier Menschen der Komsa-Kultur gelebt. In der letzten Zeit hat man auch Felszeichnungen entdeckt, die zwischen 2000 und 6000 Jahre alt sein sollen.
    Die Sonne scheint uns direkt in die warme "Stube"....und lässt die Nacht zum Tag werden.
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  • Schweinswal zum Frühstück

    22 Mei 2023, Norway ⋅ ☀️ 12 °C

    Der Nachthimmel gegen Mitternacht zeigt sich von der dramatischen Seite. Die Wolken verziehen sich langsam und machen den Sonnenstrahlen etwas Platz. Es reut mich beinahe, das Fenster zu verdunkeln. Die Aussicht auf den Altafjord ist so schön!
    Umso mehr geniesse ich bereits vor dem Frühstück eine Tasse heissen Kaffee vor unserem Giotti und atme die frische und salzige Meeresluft tief ein. Mein Blick wandert über die spiegelglatte Wasseroberfläche. Möwengekreische von jungen Dreizehenmöwen erfüllen die Luft. Sie schreien nach Futter. Ein paar aufgeregte Fische springen hoch...die Möwen lauern über ihnen. Aber auch vom Wasser her scheint Gefahr zu drohen. Eine kleine, dunkle, dreieckige Rückenflosse ist zu erkennen. Dann ein kurzes "uschsch", welches durch das Ausatmen ertönt und Wassergeplätscher. Ein dunkler Körper zeigt sich für kurze Zeit über der Meeresoberfläche, bis er wieder im kalten Nass verschwindet. Ein paar Meter weiter vorne, beginnt das selbe Schauspiel. Mit dem Feldstecher erkennt Peter einen, nein zwei oder gleich drei Schweinswale, welche auf der Jagd nach ihrem Frühstück unterwegs sind. Bei diesem fantastischen "Hafenkino" nehmen wir unseren Porridge sitzend auf einem mit warmen Kissen belegten Mäuerchen direkt vor unserem Hüttli ein. Später erkundige ich mich bei einem Fischer, ob es denn hier Schweinswale gibt. Er strahlt mich an und erzählt stolz, dass ungefähr 60 dieser Delfinähnlichen Wale im Fjord leben.
    Erst auf der Weiterfahrt wird uns so richtig bewusst wie riesig der Altafjord ist und was für ein Glück wir hatten, diese Wale beobachten zu können.
    Eine wunderschöne Küstenstrecke offenbart sich uns. Rechterhand immer tiefblaues Wasser und im Vordergrund die mit Schnee bedeckten Lyngsalpen.
    Zwischendurch führt uns die Fahrt an Fischzuchten oder wie es etwas gehobener tönt an Aquakulturen vorbei. In den kalten, klaren Salzgewässern der norwegischen Fjorde finden sich perfekte Bedingungen für die Aquakultur. Die Anfänge der norwegischen Fischzucht liegen in den 1970er -Jahren. Norwegischer Lachs war der erste Fisch, der in schwimmenden Gehegen vor der Küste aufgezogen wurde. Heute nutzt Norwegen jahrzehntelange Erfahrung in der Tierhaltungsforschung, Meeresbiologie und modernste Technik, um Lebensmittelsicherheit zu garantieren und die Branche zukunftssicher zu machen. Durch strenge Regeln wird sichergestellt, dass sich die Aquakultur weiterentwickeln kann, ohne dass dies zulasten der umliegenden Ökosysteme geschieht. Die Aquakultur ist in Norwegen ein wichtiger Wirtschaftszweig und das Land ist der grösste Produzent für Atlantischen Lachs weltweit. Sicher werden wir uns in Zukunft an dieses schöne Land zurückerinnern, wenn wir in der Schweiz Atlantischen Lachs im Grossverteiler einkaufen.
    Norwegens Küste erstreckt sich über 2'532 Kilometer. Eine nicht enden wollende Küste, die von einer unbeschreiblichen Vielfalt gekennzeichnet ist. Allerdings vergrössert sich die Länge der Küste auf etwa 29'000 Kilometer, wenn bei ihrer Berechnung der Umfang aller Fjorde und Buchten Berücksichtigung findet.
    Diese Nacht werden wir am Ufer des Straumfjordbotn frei stehen. Bei einer sämigen Blumenkohlsuppe, Wein und Brot lassen wir den heutigen Tag in Ruhe ausklingen.
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  • Die Nacht im Windkanal

    23 Mei 2023, Norway ⋅ 🌧 6 °C

    Tobender Wind hat uns diese Nacht um unseren Schlaf gebracht. Ziemlich gerädert machen wir uns relativ früh auf die Socken. Es gilt die 10.05 Uhr Fähre von Olderdalen nach Lyngseide zu erwischen. Ein paar wenige Fahrzeuge warten bereits beim Abfahrtssteg. Der Café Americano wurde mit ziemlich viel heissem Wasser verdünnt. Aber er tut sein Nötiges und lässt die Spuren der schlaflosen Nacht etwas vergessen, während wir ruhig über einen Seitenarm des Ullsfjorden geführt werden. Petrus hat inzwischen seine Schleusen geöffnet. Wie eindrucksvoll muss wohl diese Landschaft bei schönem Wetter sein! Eine zweite Fährenüberfahrt braucht es noch von Svensby nach Breivikeidet, um auf schnellstem Weg ins "Paris des Nordens" nach Tromsø zu gelangen.
    Wir freuen uns, wieder einmal etwas Stadtluft schnuppern zu können.
    Per Bus fahren wir die kurze Strecke bis zum Stortorget. Um so richtig in der Stadt anzukommen setzen wir uns vorerst ins Kaffebonna und geniessen diesmal einen sehr starken Macchiato. Wieder sind wir in die Falle getappt: In Skandinavien muss man explizit einen Latte Macchiato bestellen. Ansonsten erhält man einen Espresso mit wenig Milchschaum.
    Dazu ein sehr delikates luftiges Hefeteilchen genannt "Skoleboller" mit einem Klecks Himbeerkonfitüre zur Abrundung.
    Jetzt bin ich bereit für einen Besuch im Polarmuseum. Das Museum zeigt Ausstellungen über norwegische Polarexpeditionen und Fangtraditionen in den Polargebieten. Dazu zählen Sonderausstellungen über Eisbären und das Forschungstreiben von Fridtjof Nansen und Roald Amundsen. Die Eröffnung des Museums im Jahr 1978 fiel auf den 50. Jahrestag, an dem Roald Amundsen innerhalb einer Rettungsaktion zu seiner letzten Polarfahrt aufbrach. Von Tromsø aus begab sich der Polarforscher Richtung Spitzbergen, um nach Umberto Nobile und dem Luftschiff Italia zu suchen. Das Flugzeug mit Roald Amundsen und seiner Besatzung gilt seitdem als vermisst.
    Beeindruckt verlassen wir das Museum und erkunden das Hafengebiet. Riesige Fabrikschiffe haben angelegt. Diese Hochseefischereischiffe sind speziell ausgerüstet, um den Fang von Grossmengen an Fischen bereits auf hoher See endverbrauchergerecht zu verarbeiten (zerlegen/filetieren und ausnehmen, verpacken und tiefgefrieren). Ob da auch Fishfingers /Fischstäbchen übers Förderband laufen?
    Unser Nachtessen besteht heute aus Fisch, Kartoffeln und Gemüse. Das gute Restaurant haben wir über Google Maps ausgesucht.
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  • Trolle und Ølhallen

    24 Mei 2023, Norway ⋅ 🌬 6 °C

    Mutig mit Regenschirmen, gutem Schuhwerk und warmen Jacken ausgerüstet machen wir uns zu Fuss in die Stadt. Der stürmische Wind zerstört jede noch so akkurat zurecht gemachte Frisur. Zum Glück fällt gerade kein Regen. Die Sonne blinzelt scheu durch das schwarze Gewölk. Der gewählte Weg führt uns durch ein gepflegtes Einfamilienhausquartier. In der Ferne hebt sich die berühmte und architektonisch sehenswerte Eismeerkathedrale oder Ishavskatedralen von den anderen Bauten ab. Die Öffnungszeiten sind von 13.00 - 17.00 Uhr. Das haben wir nicht einberechnet. So sehen wir uns diesen aus Beton und Aluminium errichteten eisschollenartige Bau von aussen an. Am Ostgiebel gibt es ein 140 m2 grosses Fenster von Victor Sparre, welches aus farbigem Gussglas besteht.
    Über die 1,016 Km lange Tromsøbrua (Brücke) gelangen wir zum Verftsgata. Der Wohnungsmagel scheint auch Tromsø eingeholt zu haben. Als gäbe es kein morgen mehr, wird ein riesiges, modernes Wohnquartier aus dem Boden gestampft. Ein altes Werftgebäude wurde in ein nobles Wirtshaus umfunktioniert. Hier wärmen wir uns bei einem Latte Macchiato auf. Dieses stürmische und wechselhafte Wetter lädt zu Museumsbesuch oder Pédicure ein. Der Beautysalon ist bis Ende dieser Woche ausgebucht, das angestrebte Museum öffnet seine Tore Mitte Juni. Also schlendern wir etwas unmotiviert durch die Einkaufsstrassen Storgata und Grønnegata. In jedem zweiten Geschäft werden Norwegische Pullover, Handschuhe, Mützen, Rentierfelle, Tassen, Gläser, T'Shirts, Bücher,Trolle usw. feilgehalten. Das Preisniveau in recht gehobenem Rahmen.
    Die Norweger wissen nicht genau, wann und wo die Geschichte der Trolle begann. Sie sind aber Teil der mündlichen Überlieferung und tauchen schon seit dem Mittelalter in ersten schriftlichen Quellen und Sagen auf. Laut dem Film Trollhunter von 2010, sind Trolle Säugetiere. Sie können 1000 bis 12.000 Jahre alt werden. Bei der Geburt haben sie einen Kopf mit einem Auge. Doch später wachsen ihnen zwei weitere Köpfe, um andere Trolle abzuschrecken, obwohl viele immer noch ein Auge haben.
    Sie fressen Holzkohle und Beton.
    Sie streifen nur nachts umher.
    Wenn sie in Sonnenlicht geraten, verwandeln sie sich zu Stein oder explodieren (wenn sie alt sind).
    Sie können nur einmal im Leben Eltern werden.
    Die scheinbaren Strommasten, die wir manchmal in den Berggebieten Norwegens sehen, sind eigentlich elektrische Zäune, die die Trolle in ihrem Territorium halten sollen - sie werden nicht zur Stromversorgung verwendet....
    Nur mit Mühe können wir unsere Regenschirme vor uns her halten. Möglichst knapp unter der Bespannung umklammern wir das schützende "Dach". Zum Glück liegt der älteste Pub von Tromsø gleich um die Ecke. Es soll einer der ikonischsten Veranstaltungsorte in Tromsø sein. Es ist ein Ort, an dem sich die Stadtbewohner aller Altersstufen treffen und die besten Biere kosten, die von Mack gebraut wurden und wie könnte es anders sein: Die nördlichste Brauerei der Welt! In den Ølhallen gibt es seit 1928 Bier der Brauerei Mack im Ausschank. Zur Zeit serviert die Bierkneipe norwegisches Qualitätsbier aus 72 Zapfhähnen.
    Auf dem Nachhauseweg begegnen wir immer wieder Trollen, mit jeweils einem Augenpaar.... Diese stehen jeweils vor den Souvenirshops. Das liegt also nicht am Bier...
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  • Regen, Schnee und starke Windböen

    25 Mei 2023, Norway ⋅ ❄️ 3 °C

    Es braucht schon etwas Überwindung, bei so starkem Wind und peitschendem Regen aus dem warmen Hüttli zu steigen, um die Sanitäranlagen des Stellplatzes aufzusuchen.
    Über ganz Norwegen herrschen aussergewöhnlich garstige Wetterverhältnisse, erklärt mir die sehr freundliche Rezeptionistin. Wir entscheiden uns trotzdem für die Weiterfahrt auf die zweitgrösste Insel in Norwegen. Den Storsteinen mit seinem 421 Meter hohen Gipfel wie der Hausberg der Stadt Tromsø heisst haben wir wegen der unfreundlichen Witterung nicht besucht. Ein unvergesslicher Ausblick auf die grösste Stadt Nordnorwegens ziehe die Besucher in ihren Bann.
    Mit einem für meine Begriffe beinahe trockenen Dieseltank geht die Reise also weiter. Peter will nicht bei der erstbesten Tankstelle Kraftstoff auffüllen. Vielleicht ist ja die nächste Tankstelle etwas günstiger! Wie sich herausstellt liegt die nächste Zapfsäule 50 Kilometer weiter in der arktischen Pampa entfernt... der Diesel ist etwas günstiger und Peter strahlt!
    Die 1,2 Kilometer lange Gisundbrua (Brücke) führt uns von Finnsnes auf dem Festland über den Gisund nach Silsand auf der Insel Senja. Die Insel befindet sich 350 Kilometer nördlich des Polarkreises. Ein Outdoor-Inselparadies in Norwegen. Für viele noch schöner als die Lofoten. Malerische Sandstrände neben atemberaubenden Fjorden und aussichtsreiche Berge liegen dem Besucher zu Füssen. Sofern Petrus den Wolken- und Nebelschleier etwas anhebt. Wir können nur erahnen, was für ein gewaltiges Naturschauspiel sich hinter dem momentanen Wettertreiben verbirgt.
    Bei einem sehr feinen Nachtessen mit Fisch aus dem anliegenden Fjord hebt sich unsere Stimmung merklich.
    Die Wetteraussichten für die kommenden Tage sind nicht unbedingt prickelnd, was uns aber nicht abhalten soll, neue Ecken in Norwegen zu entdecken.
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  • Das volle Waschprogramm

    26 Mei 2023, Norway ⋅ ☁️ 3 °C

    Wir sind hin und her gerissen, wie die weitere Reise verlaufen soll. Gehts trotz "Sauwetter" auf die Lofoten oder ziehen wir eher in Richtung Schweden und Sonne? Wir sind doch keine Weicheier und setzen unsere Reise wie ursprünglich grob geplant weiter. Die Seabeads gegen Seeübelkeit ziehen wir schon mal prophilaktisch über unsere Handgelenke. Mit einigen Wohnmobil- und wenigen Personenwagenreisenden teilen wir die Fähre, welche uns von Gryllefjord nach Andenes bringt. Der Billetverkäufer kommt durch den peitschenden Regen von Wagen zu Wagen um das geforderte Fährgeld (umgerechnet CHf 150.--) einzukassieren. Wir staunen über den stolzen Preis. Es liegen jedoch über zwei Stunden Fahrt vor uns, was den Preis etwas rechtfertigt.
    Petrus hat für diese Überfahrt das ganze Waschprogramm gewählt. Vom Vorwaschen, Hauptgang, Schleudern und für einige Passagiere auswringen ihrer Mägen über der Reling. Ich übe mich in Körperbeherrschung...schliesse dabei möglichst die Augen. Besonders herausfordernd wird der Höllenritt beim durchbrechen der hohen Wellen, welche so an die 3,5 Meter Höhe haben, laut dem Windfinder. Die Passagiere verlieren mehr und mehr an Farbe in ihren Gesichtern. Die grosse Ausnahme macht da ein Baby. Es versucht seine ersten Schritte zu machen und sprüht so richtig vor Lebensfreude. Peter erträgt diesen Wellenritt mannhaft. Seine grosse Sorge gilt unserem Hüttli....haben die anderen Fahrer die Handbremsen gut angezogen?
    Ende gut alles gut! Die Weiterfahrt kann problemlos angepackt werden.
    Eine Fahrt durch ein legendäres Reiseziel mit faszinierender Natur und lebendiger Küstenkultur. Die Lofoten sind zu jeder Jahreszeit eine Reise wert durch eine überwältigende Natur. Die Kombination aus rauer See, spitzen Bergen, kleinen Fischerdörfern und weissen Stränden mit kristallklarem Wasser macht den Reiz dieses Inselparadieses aus, sofern es sich nicht hinter einem Regen-, Schnee- und Nebelvorhang versteckt... einmal mehr können wir nur erahnen, wie prachtvoll die Natur hier ist. Zwischendurch schiebt Petrus den Vorhang zurück, um uns einen kurzen Einblick ins Paradies zu gewähren.
    Die Norwegische Landschaftsroute Lofoten verläuft zwischen Å und Raftsundet mit Abstechern nach Nusfjord, Vikten, Utakleiv, Unstad, Eggum und Henningsvær. Die Strecke hat eine Gesamtlänge von 230 km.
    Die Lofoten sind dünn besiedelt. Nur 24'000 Menschen leben hier.
    Die Bedeutung des Namens könnte als "die Luchspfote" übersetzt werden, von ló für Fuchs, und foten, die Pfote.
    Von genau heute, 26. Mai bis 17.Juli geht die Sonne während fast zwei Monaten nicht unter....na ja....ich sehe keine Sonne. Ob wir wohl in einer Autowaschanlage für diese Nacht geparkt haben, mit Meeranstoss?
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  • Am schönsten Strand Norwegens

    27 Mei 2023, Norway ⋅ 🌧 8 °C

    Es gibt auf jeder Reise Tiere, welche ich gerne freilebend in wilder Natur entdecken will. Diesmal lege ich ein besonderes Augenmerk auf Puffins /Papageientaucher, Wale, Seehunde, Rentiere und Elche. Rentiere haben wir bereits sehr viele gesichtet. Sie sind ein fester Bestandteil im Norden Europas. Die grossen Herden der Sami bewegen sich frei in der lappländischen Taiga herum. Rentiere sind Herdentiere und benötigen viel Platz. Auf den Strassen wird immer wieder vor Rentieren gewarnt. Ihre etwas schlacksige Gangart bringt mich immer wieder zum schmunzeln. Schweinswale haben uns beim Frühstück in Alta besucht und ihre Schwimmkünste vorgeführt.
    Gestern Abend sichteten wir drei Seehunde, sehr nahe am Ufer, wo wir unseren Giotti für die Nacht platziert haben. In der bewegten See kann es sehr schwierig sein, diese scheuen Robben zu sichten.
    Die Wolken hangen heute vorerst nicht so tief in den Bergen. Ich geniesse meinen Kaffee draussen mit Blick übers Wasser. Für einen kurzen Moment zeigt sich nochmals eine Robbe.
    Auf der Weiterfahrt sind wir immer wieder von den krassen Gegensätzen der Natur beeindruckt. Schroffe Bergwelt und rauhe Küstenlinie zum Nordmeer, dann kilometerlange weisse Strände, türkisfarbenes Meer und sanfte moorige Heideflächen begleiten uns. Manchmal erinnert uns die Landschaft an Schottland oder Irland. Viele Tunnels und einige Brücken passieren wir. Plötzlich will eine Elchkuh die Strasse überqueren. Schade, hinter uns fährt ein PW mit hoher Geschwindigkeit. So können wir keinen Fotostop einlegen...
    Trotz peitschendem Regen wollen wir uns das Städtchen Henningsvaer anschauen. Wir sind nicht die einzigen Besucher. Der Parkplatz ist vollgestellt mit Wohnmobilen und ein paar wenigen Personenwagen. Ein touristisch ausgerichtetes Fischerdorf mit etlichen Beizchen und Geschäften. In einem Interiorgeschäft suche ich 4 hübsche Handtücher aus. Leider funktioniert das Kartenlesegerät nicht! Weder Norwegische Kronen in bar habe ich, noch gibt es einen Bancomat vor Ort. Etwas enttäuscht und mit leeren Händen verlassen wir das schöne Geschäft und das kleine Touristendorf.
    An mehreren Orten fallen uns Holzgestelle auf, an welchen Fisch getrocknet wird. Um Trockenfisch herzustellen wird der Dorsch ausgenommen und drei Monate im Freien getrocknet, wobei Temperaturen um die Null Grad und etwas Schnee für die Konservierung am geeignetsten sind. Die besten Bedingungen bietet das Klima der Lofoten. Nach dem Freilufttrocknen trocknet der Fisch im Trockenraum 2-3 Monate nach. Es riecht streng nach Fisch....
    Am Strand von Unstad treffen wir auf ein paar hartgesottene Surfer. Unstad bezeichnet sich als das Herz der norwegischen Surferszene. Weil sich dieser Spot mitten im arktischen Zirkel befindet, zieht er Surfer seit 1960 aus aller Welt an.
    Peter zieht es aber an den schönsten Strand von ganz Norwegen, Haukland Beach, der nur ein paar Kilometer weiter entfernt liegt. Ein Geheimtip aus dem Internet...Der Parkplatz ist bereits gut besucht. Wir stellen uns zu den anderen Wohnmobilen hin. Alle mit Sicht auf den schönen weissen Strand, umrahmt von wilden Bergen und smaragdgrünem Meer.
    Das Wetter erlaubt einen kurzen Spaziergang im Sand.
    Von all den Tieren, welche ich auf dieser Reise life zu sehen wünsche fehlt nur noch der Puffin. Vielleicht erfüllt sich ja dieser Wunsch morgen...die Gegend und das Klima sprechen dafür. Für heute bringt mich niemand mehr aus dem warmen Hüttli.
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  • Stockfisch als Knabbersnack

    28 Mei 2023, Norway ⋅ 🌬 7 °C

    Bevor uns die Decke auf den Kopf fällt ziehen wir bereits nach dem Frühstück unsere Wanderschuhe und den Regenschutz an. Die Sonne zwinkert uns aufmunternd zwischen den Wolken zu. Schliesslich befinden wir uns ja am schönsten Strand Norwegens. Türkisschimmerndes Wasser, weiss leuchtender Strand und markante Klippen liegen uns zu Füssen. Die Berge wirken etwas bedrohlich...so hoch und steil ragen sie neben dem gut begehbaren aber zwischendurch recht nassen bis matschigen Fussweg empor.
    Erstaunlich, in welchen schwindelerregenden Hängen Schafe nach Futter suchen. Wir treffen aber auch schutzsuchende Mutterschafe mit ihren Lämmern unter Felsvorsprüngen am Wegesrand an. Für die Wanderer gibt es zwei hübsch errichtete Feuerstellen ebenfalls unter Felsvorsprüngen. Zwischendurch ertönen rauhe wie Motorsagen tönende Vogelstimmen. Es könnte der Gesang von Papageientauchern sein. Ob sie sich wohl aus einer erhöhten Position oder aus der Deckung heraus bemerkbar machen? Oder singen sie während des Fluges? Wir suchen mit Handyzoom und blossen Augen die Felsen, das Meer und den Himmel ab. Auf einem Foto könnte mit viel Fantasie, schärfer stellen und definieren ein Puffin zu erkennen sein. Das reicht mir aber nicht...für heute hat es nicht geklappt.
    Der Spaziergang hat uns sehr gut getan, trotz sehr abwechslungsreicher Witterung mit Sonne, Regen und Wind!
    Wir verlassen diese traumhafte Bucht und peilen das Fischerdorf Nusfjord an. Das Dorf gehörte zu den norwegischen Pilotprojekten für das europäische Denkmalschutzjahr 1975. Heute kann man Nusfjord während den Sommermonaten als Freilichtmuseum besichtigen. Anscheinend befinden wir uns bereits im arktischen Sommer, das Tickethäuschen ist geöffnet. Mit dem Erlös des Eintrittspreises werden die Gebäude und Ausstellungen unterhalten.
    Nusfjord verfügt über einen natürlichen Hafen. Wegen der räumlichen Enge wurde das Dorf unter anderem auf Holzstegen errichtet. Der historisch erhaltene Teil des Dorfes besteht aus roten, weissen und ockerfarbenen Holzhäusern, die zumeist aus dem 19. Jahrhundert stammen. Der Ort gilt als eines der ältesten und am besten bewahrten Fischerdörfer in Lofoten. 28 traditionelle Fischerhütten, Rorbuer genannt, sind erhalten und werden als Unterkunft an Touristen vermietet. Die hauptsächlichen Wirtschaftsfaktoren des Ortes sind Fischerei und Tourismus.
    In den Monaten Februar bis April wird Fisch gefangen ( hauptsächlich Kabeljau), vor Ort verarbeitet und auf Holzgestellen am Rande des Dorfes getrocknet. Im Sommer wird der fertige Stockfisch nach Italien, Spanien, Portugal und Afrika verkauft. Der Stockfisch war lange Zeit ein hochbegehrtes Produkt, das der Versorgung der Seeleute auf ihren langen Schiffsfahrten diente. So wurde der norwegische Stockfisch in der ganzen Welt bekannt. Durch seinen charakteristischen Geschmack und seine feine, feste Struktur ist er ein einzigartiges traditionelles Produkt, das als Delikatesse einen Platz in der heutigen Esskultur gefunden hat. In Norwegen wird Trockenfisch auch roh und ungewässert, in mundgerechte Stücke zerteilt, ohne weitere Zutaten als Zwischenmahlzeit gegessen. Eine sehr gesunde Nascherei. Der getrocknete Fisch enthält fünfmal so viel Vitamin B, Kalzium und Eisen wie Frischfisch. Trotz all der Güte dieses natürlichen Produktes überlasse ich diesen ganz besonderen Genuss den Connaisseuren.
    Eine Lebertransiederei ist noch erhalten und wird immer noch benutzt.
    Wir haben eine Schmiede, ein Bootshaus und ein Sägewerk besichtigt. In einer Kolonialwarenhandlung aus dem Jahr 1907 werden typische Lebensmittel aus dieser Zeit und Souvenirs verkauft. In den angrenzenden Räumen ist eine gemütliche Gaststätte untergebracht. Zu Kaffee, Wasser und Lachskrabbenbrot wärmen wir uns auf.
    Der Nachmittag ist schon etwas fortgeschritten. Zeit um eine Nachtbleibe aufzusuchen.
    Wir wählen eine Nebenstrasse und stellen unseren Giotti mit Blick auf den Skjelfjord und die Insel Kunna in einer Parkbucht ab. Die Gasheizung summt vor sich hin und verströmt gemütliche Wärme. Bei Kerzenlicht, Tee und guter Lektüre lassen wir den abwechslungsreichen Tag entspannt ausklingen.
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  • Die Touristen sind im Anmarsch

    29 Mei 2023, Norway ⋅ ⛅ 7 °C

    Nach einer "Hardcorenacht" mit stürmischem Wind und prasselndem Regen zeigt sich der Morgen ganz freundlich und unschuldig, als ob alles nur ein böser Traum gewesen wäre. Unser Giotti hat die Dichtigkeitsprüfung bravourös gemeistert. Draussen riecht es herrlich nach Meer und kühler frischgewaschener Luft.
    Wir fahren von unserem Nachtplatz aus der holprigen Naturstrasse weiter entlang, weil ich gerne noch um die Ecke sehen will. Eine fantastische wilde Bucht mit landestypischen Holzhäusern, eingebettet wie in Nestern zwischen den Felsen, schön geschützt vor Sturm und Wetter, zeigt sich uns. Ein Schneehase im Fellwechsel (sieht grau und weiss gefleckt aus) hoppelt verängstigt vor unserem Giotti davon.
    Jetzt gilt es aber Fahrt zu den Top Sehenswürdigkeiten, oder den "must seen" sogenannten idyllischen Fischerorten aufzunehmen. Orte, welche bereits auf Instagram omnipräsent sind. Viel Verkehr und Busse kreuzen wir auf den eher schmalen Strassen. In einem Hafen steht ein "Aida"-Kreuzfahrtschiff vor Anker. Anscheinend hat die Saison an Fahrt aufgenommen...
    Zuerst kommen wir an Hamnøy vorbei. Das Dorf liegt im Süden der Lofoten und ist eines der klassischen Fotomotive der Lofoten. Hier liegen die typischen roten Holzhäuser (Rorbuer) direkt am Wasser. Im Hintergrund eine imposante Bergkulisse. Es liegt auf der Ostseite der Insel Moskenesøya, nur 1,5 Kilometer vom nächsten Hotspot entfernt dem Fischerdorf Reine. Der kleine Ort gehört zu den meistbesuchten und vor allem auch meist fotografierten Orten auf der Inselgruppe der Lofoten. Reine hat kaum 2000 Einwohner, was für die Lofoten schon relativ viel ist. Herden von topgestylten jungen Wanderern begegnen uns im strömenden Regen. In einer Bakeri und Kaffe beobachten wir die jungen Menschen bei Latte Macchiato und Zimtschnecke. Sie haben sich sicherlich bessere Wetterverhältnisse gewünscht für ihre Trekkings. Reine bietet eine ganz besondere Wanderung an: Der Hausberg Reinebringen. Der Weg ist zwar nicht so lang, ca. eine Stunde, aber er hat es in sich. Sehr steil nach oben, bei Nässe sehr gefährlich. Oftmals ist der Weg ausgetreten und loses Geröll können den Aufstieg erschweren. Es gab schon tödliche Unfälle am Berg. Nun hat die Gemeinde eine "Sherpa-Treppe" errichtet, was den Aufstieg etwas vereinfachen und weniger riskant macht. Wir lassen dieses Unterfangen lieber aus...es regnet zum Glück:))
    So geht es für uns weiter bis nach Å. Das Fischerdorf mit dem kürzesten Namen in Norwegen. Å bedeutet Bach. Es ist der Endpunkt auf Lofoten.
    Bis Ende der 1990er Jahre war Å ein Fischerdorf mit umfangreicher Produktion von Trockenfisch und einer Brennerei. In der Gemeinde gibt es verschiedene Museen über die Fischereigeschichte der Lofoten und der Entwicklung von Trockenfisch. Da wir gestern bereits ein Freilichtdorf mit denselben Themen besucht haben, lassen wir dieses Angebot aus.
    Alle diese Orte sind mehr oder weniger zu Touristenorten mit vielen "authentischen" Übernachtungsmöglichkeiten verkommen. Wie sieht es wohl während der Hochsaison aus? Mich schrecken solche sogenannten Top Sehenswürdigkeiten je länger je mehr ab. Der Overtourismus hat bis in die entlegensten Ecken unseres Planeten Einzug gehalten. Wir sind uns sehr bewusst, dass auch wir einen fragwürdigen Anteil dazu beitragen! Dazu kommt mir nur als Antwort der tiefsinnige Rat: "Love it, change it or leave it..."
    Zurück in Richtung Norden von Lofoten wählen wir die etwas weniger bekannte Insel Gimsøya für unser Nachtlager aus. Hier treffen wir auf viel unberührte Natur, tiefblaue Fjorde und steil aufragende Berge. Der Norden und Westen sind mit Torfmooren bedeckt. Sie sind für das Klima wichtig und werden deshalb geschützt. Aus der flachen Tundralandschaft ragt der 368 Meter hohe Hoven empor. Hier scheint für mich die Welt noch sehr authentisch und ursprünglich zu sein! Vielleicht liegt es auch am strahlend blauen Himmel. Petrus scheint plötzlich wieder gute Laune zu haben!
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  • Eisenerz hinter unserem Schlafgemach

    30 Mei 2023, Norway ⋅ 🌧 6 °C

    Ziemlich enttäuscht über die garstigen Wetterbedingungen, welchen wir auf den Lofoten ausgesetzt sind verlassen wir diese ansonsten so traumhaft schöne Inselwelt. Die Lofoten sind ein versunkenes Gebirge, dessen Spitzen aus der See ragen. Auf Austvågøy, der grössten Insel (527 km2), erreichen die Gipfel im Higravtinden (1161 Meter) ihre höchste Erhebung. Aus der Ferne wirkt dieses Inselgebirge im Nordmeer wie eine einzige, bizarr gezackte Felswand, deren Abwechslungsreichtum sich erst vor Ort enthüllt, sofern es Petrus genehm ist: Schneeweisse Strände, smaragdgrünes Wasser, tosende Wasserfälle und grüne Täler, vom Eis ausgeschliffene Kare ( kesselförmige Eintiefung an einem Berghang mit flachem Boden und steilen Rückwänden) und Taltröge. Uns bleibt diese Märchenwelt in mystisch verschleierter, nebliger, stürmischer, kalter und nasser Erinnerung. Kurze Aufhellungen haben uns einen kurzen Blick ins Paradies erlaubt...
    Die Hålogalandsbrua führt uns über den Rombaksfjorden in die Gemeinde Narvik. Diese Brücke gilt als Norwegens zweitlängste Hängebrücke und hat eine Gesamtlänge von 1.533 m. Wir werden von einer Videokamera erfasst, damit uns die erforderliche Maut von umgerechnet ca Chf 18.20 in Rechnung gestellt werden kann.
    Zu Beginn der Brücke wird die Windgeschwindigkeit von 18 m/s angezeigt, was 64,8 Kilometern pro Stunde entspricht. Die Windsäcke stehen dementsprechend waagrecht im Wind.
    In Narvik steuern wir einen Stellplatz in der Nähe des Zentrums an.
    Vom ständig eisfreien Hafen am Ofotenfjord wird das schwedische Eisenerz aus Kiruna in alle Welt verschifft.
    Die Ofotenbahn wurde von der Marine gebaut, um Eisen von Lappland in Schweden nach Narvik zu transportieren, damit es von dort exportiert werden konnte. Soweit noch harmlos.
    Im zweiten Weltkrieg war Narvik einer der Orte in Norwegen, den die Nationalsozialisten erobern wollten. Einer der Gründe dafür war die Ofotenbahn und die damit verbundene Kontrolle über das transportierte Eisen. Der Einfall in die Region begann am 9. April 1940. Die darauffolgende Schlacht dauerte zwei Monate an. Zu dieser Zeit war Narvik ein sehr abgelegener Ort. Den Truppen machte nicht nur der Kampf zu schaffen, sondern auch die rauen Wetterbedingungen, die steilen Berge und der Mangel an Proviant.
    Vor Ende des zweiten Weltkrieges, nach 5 Jahren Besetzung verliessen die Deutschen nach bekannter Manier, "verbrannter Erde", die Stadt.
    Peter besucht das beeindruckende "Narvik Krigsmuseum". Mich beelendet dieses Thema. Lieber erkundschafte ich das hiesige Einkaufszentrum und richte mein Augenmerk auf ein friedlicheres Thema. Für unser Hüttli besorge ich bei Søstrene Grene Kerzen, Tischsets und Papierservietten.
    Bei diesem Schmuddelwetter lassen wir es uns in einem Fischrestaurant gut gehen. Ein kleiner Rundgang durch die eher fade Stadt bringt uns noch etwas Bewegung.
    Die Nacht verbringen wir direkt an der Ofotenbahnlinie. Zwischendurch rattert ein Zug mit Eisenerz beladenen Wagen hinter unseren Betten vorbei.
    Das rollende Eisenerz wird mit lauten akustischen Signalen angekündigt.
    Gute Nacht!
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  • Viel Wasser und Berge um uns

    31 Mei 2023, Norway ⋅ ☁️ 0 °C

    Zum Glück gibt es in Narvik eine Telenor Vertretung. Pünktlich um zehn Uhr stehen wir vor dem Geschäftseingang. Das Datenvolumen von unserem "Hotspot" ist aufgebraucht und muss deshalb aufgestockt werden. Ein hilfsbereiter Mitarbeiter bedient uns sehr kompetent. Telenor ist in ganz Skandinavien vertreten und funktioniert einwandfrei. Doch haben die einzelnen Länder ihre eigenen Angebote. Das Geschäft müssen wir über die schwedische Internetseite abwickeln weil wir eine schwedische SIM-Karte haben. Eigentlich wollten wir bloss eine Prepay-Karte erwerben.
    Nach dieser Erledigung und Lebensmitteleinkauf zieht es uns aber auf die Strasse zurück in Richtung Fauske. Der Ofotenfjord auf der rechten Seite gibt uns den Eindruck, als ob er ein Bergsee wäre, im Hintergrund einmal mehr eine spektakuläre Bergregion. Immer wieder überqueren wir Brücken, oder durchqueren Tunnels, welche oftmals tief unter den Fjorden und Seen durchführen. Uns fällt auf, dass die norwegischen LKW-Fahrer sehr schnell unterwegs sind. Peter muss sehr achtsam das Lenkrad führen, damit wir nicht zu nahe an diesen Riesengeschossen vorbeiziehen. Bei Skarberget hört jedoch die Strasse für uns auf und wir benötigen die Fähre um nach Bognes zu gelangen.
    Bin ich froh, dass dieses Schiff nicht dermassen schaukelt wie bei der letzten Fährfahrt von Senja nach Andenes/Lofoten. Eine warme Tasse Kaffee in den Händen haltend lassen wir uns über den Tysfjorden chauffieren. Nach ungefähr 30 Minuten Fahrzeit verlassen wir die Fähre bei Bognes. Peter hat in seiner Tagesplanung als Zwischenziel auf dem Navi Tømmerneset eingegeben. Eine 9000 Jahre alte steinzeitliche Felsmalerei mit zwei abgebildeten Rentieren können wir bei einem kurzen Spaziergang entdecken. Die Besonderheit dieser Felsmalerei besteht darin, dass die Zeichnung in den Fels geätzt wurde. Eines der beiden Rentiere kann ich gut erkennen, das andere bleibt mir verborgen.
    Langsam wird es Zeit, die Augen für einen Übernachtungsplatz offen zu halten. Kurz vor Fauske verlassen wir die stark befahrene E6. Unser Nachtlager wollen wir in der Nähe des Rago-Nationalparkes errichten.
    Neben einer überdachten kleinen Feuerstelle finden wir den richtigen Platz. Der Nordfjordelva zieht an unserer warmen Stube vorbei.
    Endlich hält auch hier der Frühling Einzug. Die saftiggrünen Farne strecken ihre "Arme" der Sonne entgegen. Peter versucht ein Feuer zu entfachen. Das Holz ist aber zu feucht. Trotzdem nehmen wir unser Abendessen an der Feuerstelle ein.
    Die Sonne meint es zwischendurch gut mit uns. Wie Süchtige versuchen wir die wenigen Sonnenstrahlen zu erhaschen...
    Inzwischen ist Frau Holle ziemlich fleissig. Ob morgen früh wohl eine weisse Decke über dem frischen Grün ausgebreitet da liegt?
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  • Fähre von Jektvik nach Kilbothamn

    1 Jun 2023, Norway ⋅ ☁️ 4 °C

    Während ich schreibe, ziehen wilde, steil in den verhangenen Abendhimmel hinaufragende Berge an uns vorbei. Es ist für heute die dritte Überquerung eines Fjords mit der Fähre. Es wird beinahe zur Gewohnheit, Abkürzungen übers Wasser zu wählen. Die Fahrten den Fjorden entlang können sich sehr dahin ziehen.
    Das Naturschauspiel wiederholt sich. Aber es gibt immer wieder Orte welche ein besonderes Augenmerk verdient haben. Saltstraumen gehört zum heutigen Tag dazu.
    Wir parkieren unseren Giotti zu einer Gruppe der ähnlichen "Gattung"...und wickeln uns warm ein. Die Temperaturen befinden sich knapp über dem Gefrierpunkt. Da es zu Fuss auf eine hohe Brücke geht, packen wir dazu noch unsere Mützen ein. Ein eisiger Wind färbt uns rote Wangen aufs Gesicht.
    Der Saltstraumen liegt ungefähr 30 Kilometer südöstlich der Stadt Bodø und ist der stärkste Gezeitenstrom der Welt.
    Durch einen 2,5 Kilometer langen und 150 Meter breiten Sund strömen im Wechsel der Gezeiten fast 400 Millionen Kubikmeter Wasser zwischen dem Saltfjord am Meer und dem Skjerstadfjord im Inland. Der Sund befindet sich zwischen der Insel Straumøy im Süden und der Halbinsel Knaplundsoya im Norden. Der Strom erreicht dabei bis zu 40kmh, an seinem Rand entstehen gewaltige Strudel. Sie können einen Durchmesser bis zu zehn Metern erreichen und mehr als vier Meter in die Tiefe reichen.
    Dieses Schauspiel können wir besonders gut von der Brücke aus beobachten. Uns faszinieren ebenfalls die Wasservögel, welche sich gerne über das ziehende Wasser führen lassen.
    Uns zieht es allmählich zurück in die südlicheren Gebiete Norwegens. Deshalb verbringen wir den heutigen Tag vorallem auf Achse. Der Polarkreis liegt bereits hinter uns. Die heutige Route haben wir bewusst der Küste entlang gewählt. Den "Polarkreisrummel" in den Bergen bei Saltfjellet umfahren wir so elegant.
    Langsam sollte die Fähre in Kilbothamn ankommen. Wo wir unsere Zelte für diese Nacht aufschlagen steht noch in den Sternen geschrieben.
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  • Das tut weh!

    2 Jun 2023, Norway ⋅ ☁️ 5 °C

    In einem kleinen Bootshafen kurz vor Mo i Rana verbringen wir eine ruhige Nacht. Bei der Tagesplanung entscheiden wir uns für eine budgetfreundlichere, fährenfreie und schnellere Route der E6 entlang. Sie führt am Ufer des Ranelva entlang in Richtung Røssvoll. Wir geniessen während der Fahrt ein paar wärmende Sonnenstrahlen, welche uns durch das Panoramadach anstrahlen. Immer wieder wechseln die maximalen Geschwindigkeitsvorgaben auf der einsamen Berg- und Talstrasse. Rings um uns viele Bäume und Wasser.
    Da tritt aus einer Ausweichbucht ein gelb leuchtender Polizist auf die Strasse und hält uns an. Wir sind zu schnell unterwegs gewesen...Nach Abzug von 3 Stundenkilometern sind es noch 8 Stundenkilometer für welche wir gebüsst werden. Während der junge, sehr freundliche Polizist auf seinen Kollegen wartet, der mit einem Niederländer mit Wohnwagen hinter uns beschäftigt ist, führen wir mit ihm ein wenig Smalltalk. Die Bussen in Norwegen sind kürzlich um 30 % erhöht worden. Wie hoch denn die Busse für uns ausfallen werde, will Peter wissen. Er wisse es nicht genau, aber sie sei wahrscheinlich so um die NOK 3'000! Umgerechnet sind das ca CHf 250.-- . Uns fällt die Kinnlade herunter! Das ist ja das dreifache als in der Schweiz, welche bekannt ist für saftige Bussgelder. Handy während der Fahrt in der Hand koste NOK 10'000. -- (~CHf 825.--). Unser Handy ist schön über dem Navi aufgestellt, in der dafür vorgesehenen Halterung.
    Der Polizistenkollege kommt jetzt zu uns und lässt Peter noch in ein Röhrchen blasen, dies um 10.00 h morgens! Es sei üblich, nach fehlbarem Fahrverhalten. Natürlich ist dieser Test negativ. Ankertrunk wenn überhaupt gibt es erst am Abend. Die Rechnung wird per Briefpost nach Hause geschickt!
    Etwas "geknickt" setzen wir unsere Fahrt weiter bis Røssvoll. Wir wollen die Staustufe Reinforsen und Schnelle Meforsen besichtigen. Diese befinden sich am Rande des Saltfjellet-Svartisen nasjonalpark. Für diese Strassenstrecke werden wir ebenfalls eine Rechnung für die Maut nach Hause geschickt bekommen. ( Es werden noch einige mehr vom heutigen Tag im Briefkasten landen.)
    Eine gute Gelegenheit, bei dieser kurzen Wanderung etwas den Kopf auszulüften und die Beine in Bewegung zu bringen. Grün und fliessendes Wasser beruhigen...
    Eindrucksvoll tosendes Gewässer heisst uns willkommen. Imposant beim Wasserkraftwerk ist die aus Holz gefertigte Wasserdruckleitung.
    Nach diesem Fussmarsch setzen wir die Reise fort immer in Richtung Trondheim. Das Wetter scheint für eine Weile stabil zu sein. Wasser von oben fällt nicht mehr.
    Die heutige Fahrt lässt uns kaum in Entzücken geraten. Wir haben uns an das bekannte Landschaftsbild Berge, Seen und Wälder gewöhnt. Es erinnert mich oft an ähnliche Landschaften in unserer Heimat. Immer wieder werden wir von Kameras registriert. Wie bereits oben erwähnt flattern die Rechnungen bald in unseren Briefkasten, obwohl sich Peter auf EPASS24 registriert und angemeldet hat. Über diese App sollten die Gebühren direkt von der angegebenen Kreditkarte abgebucht werden. Scheint aber nicht zu funktionieren.
    Bezüglich budgetfreundlichere Route haben wir heute ziemlich daneben gegriffen.
    Umso mehr freut uns der fantastische, freie Schlafplatz direkt an einer wunderschönen Wildwasserstelle mit Stromschnelle.
    So ein eindrucksvoller Ort muss mit einem Ankertrunk gewürdigt werden! Für all die kleinen Tiefschläge von heute werden wir wieder grosszügig entschädigt! Wir versöhnen uns mit Norwegen und seiner einzigartigen Natur!
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  • Von der Wildnis in den Trubel

    3 Jun 2023, Norway ⋅ ☁️ 6 °C

    Der rauschende und meditative Wildbach gleich neben unserem Schlafzimmer hat für einen ruhigen und tiefen Schlaf gesorgt. Wir ziehen nach dem ausgiebigen Frühstück weiter, mit Ziel einer Besichtigung des Lachsaquariums bei Grong. Leider stehen wir vor geschlossener Zufahrt. Ein paar Kilometer weiter ist ein Gasthaus ausgeschildert, dem wir einen Besuch abstatten. Wie sich herausstellt ist die ganze Anlage mit angegliederten Häuschen eine Ferienanlage für Jäger und Fischer. Das kleine Häuserensemble wirkt sehr gepflegt und gut unterhalten. Beim Betreten des Gasthauses sind wir ganz "geflasht". Eine sehr geschmackvolle, gemütliche Gaststube präsentiert sich uns. Sogar die ausgestopften Vögel, Gulo Gulo (Vielfrass), Luchs, Fuchs und Lachse sind imposant integriert. Auf Fotos in Bilderrahmen sind die örtlichen Helden mit ihren Fängen abgebildet. Das Fliegenfischen gehört zum norwegischen "Nationalsport". Kunstvolle Köder werden von Hand angefertigt um die hungrigen Lachse anzulocken.
    Unsere Weiterfahrt setzen wir nun fort mit Endziel der drittgrössten Stadt Norwegens: Trondheim.
    Ungefähr einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt stellen wir unseren Giotti auf dem sehr gut besuchten Stellplatz ab.
    Zu Fuss geht es jetzt in den Trubel dieser quirligen Stadt. Zuerst zieht es uns in die Altstad. Der Weg führt uns über die Brücke Gamle Bybro. Wir werfen unterwegs einen Blick auf die schönen alten und bunten Bryggehäuser, welche alle auf Pfählen stehen und sich am Fluss Nidelva entlangreihen. Wir schlendern anschliessend im Bakklandet Viertel durch die bunten kopfsteingepflasterten Strassen. Das historische Bakklandet ist ein gefragter Treffpunkt, der zugleich hip und charmant ist. In einem Restaurant mit schiefen Wänden und gemütlicher Einrichtung stärken wir uns bei einer aromatischen, feinen und frisch zubereiteten Fischsuppe.
    Zum Stadtzentrum geht's abermals über die Gamle Bybro. Zuerst wollen wir Trondheims gotische Königin bewundern. Das über der Grabstätte des Heiligen Olavs errichtete Gotteshaus ist die grösste Kathedrale in Norwegen. Seit Jahrhunderten ist sie ein wichtiger Wallfahrtsort in Nordeuropa und daran hat sich nichts geändert. Über eintausend Menschen pilgern Jahr für Jahr zum Nidarsdom.
    Über 5000 Skulpturen schmücken den Dom. Gerade findet ein Konzert in der Kirche statt. So bleibt uns eine Besichtigung des Innern der Kathedrale verwehrt.
    Trondheim hat sich zum Vorreiter in Sachen Innovation entwickelt und gilt als norwegische Hauptstadt des Wissens. Das ist teilweise der Norwegisch-Naturwissenschaftlichen Universität zu verdanken, der grössten Hochschule Norwegens.
    Es ist Samstag Abend. Die Menschen treffen sich in luftig leichter Frühlings- und Sommerkleidung in den vielen Restaurants und Bars. Es wird ziemlich gebechert. Fröhliches Gelächter tönt aus den Etablissements.
    Inzwischen ist der Abend ziemlich fortgeschritten. Eine Gruppe betrunkener Norweger führen ihr Besäufnis im Wohnmobil weiter, nicht weit von unserem Giotti entfernt. Ob sie wohl noch zur Ruhe kommen, diese Nacht....oder wir....?
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  • In Schweden ist das Holz trockener

    4 Jun 2023, Sweden ⋅ ⛅ 9 °C

    Die stockbesoffenen Norweger geben doch noch Ruhe zur später Nachtstunde, was unserem Schlaf zu Gute kommt. Nach dem bewährten Morgenhappen machen wir uns startklar. Bereit um die nächsten Nächte frei stehen zu können.
    Langsam schlägt uns das "herausfordernde" Tiefdruckgebiet aufs Gemüt. Wir entscheiden uns in eine trockene und milde Gegend weiter zu ziehen. Schon bald lassen wir die betriebsame Stadt Trondheim und kleinere Dörfer hinter uns und wechseln bei Hell von der gut befahrenen E6 in die 705. Auf dieser Passage werden wir in eine baumlose Hochebene an ursprünglicher Flora und Vegetation geführt. Uns fallen weidende Moschusochsen auf. Rentiere laufen munter über die Strasse. Da wird uns nochmals richtig bewusst, dass wir uns in Lappland befinden.
    Im Radio ertönt Joik Gesang. Sehr passend zur äusseren Umgebung. Dieser Gesangsstil soll der älteste in Europa sein, der im 17. Jahrhundert als heidnisch verboten wurde. Es ist die samische Art und Weise zu singen. Mit dem Jojk schaffen die Samen eine gefühlsmässige Verbindung zwischen Menschen, Tieren und Natur. International bekannte Artistinnen sind von Schweden Sofia Jannok und von Norwegen Mari Boine.
    Ich fühle mich wie im Kino. Fantastische in frühlingshafter Laune grün eingefärbte Natur zieht an uns vorbei. Zwischen Vauldalen und Västra Malmagen überfahren wir die Grenze von Norwegen nach Schweden. Die ersten Gletscher südlich des Polarkreises erstrahlen im nördlichen Sonnenlicht. Funäsdalens Berge ragen bis zu 1796 Meter aus der Landschaft heraus. Wir kommen an Siedlungen der Samen vorbei.
    Unterwegs treffen wir auf ein Hinweisschild zu einem Krater, der durch einen Meteoriten entstanden ist. Diesen Platz besichtigen wir kurz.
    Es wird allmählich Zeit, einen geeigneten Schlafplatz ausfindig zu machen.
    Auf einer holprigen Schotterstrasse entdecken wir einen ruhigen Platz. Eine kleine Lichtung befindet sich gleich hinter unserem Hüttli. Ziemlich makaber und unheimlich zeigt sich diese Lichtung. Sie ist mit Knochen übersät. Es zieht mich weg... wir haben von Braunbären-Populationen gelesen, welche in dieser Gegend zwischen den Baumstämmen und den Mooren herumtapsen, jagen, Beeren pflücken und ihre Jungen grossziehen. Einen kurzen Spaziergang machen wir trotzdem. Dabei treffen wir auf einen jungen Angler. Wir fragen ihn, ob es hier Bären gebe, wegen den Gebeinen, die hier herumliegen. Beruhigend klärt uns der junge Schwede auf: Die Stelle ist ein Ritueller Ort bei den Samen für die Bullenschlachtung der Rentiere jeweils im September. Aber es gebe schon Braunbären in diesem Gebiet. Vor zwei Wochen sei er einem begegnet. Der junge Mann war froh, dass er sich im Auto befand.
    Wir fahren ein Stück weiter. Das Nachtlager errichten wir etwas näher zur Strasse hin. Auch hier finden wir Gebeine. Die Stelle wirkt aber einladender auf uns. Peter entfacht ein Feuer, während ich das Nachtessen zubereite. Bei einem Glas Rotwein geniessen wir das lodernde Feuer. Die Wärme der Sonne und des Feuers, die durch die Haut dringt, scheint uns die Knochen zu trocknen und all die Feuchtigkeit verdunsten zu lassen, welche wir in den vergangenen Tagen und Wochen gesammelt haben. Ein Traum!
    Jetzt gilt es nur noch zu hoffen, dass der Braunbär uns nicht als gutdurchzogenes Frischfleisch verwechselt.
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  • Besuch zur frühen Stunde

    5 Jun 2023, Sweden ⋅ ☀️ 13 °C

    Was für ein Erwachen! Gegen 7 Uhr morgens schiebe ich das Verdunklungsrollo hoch und entdecke eine Gruppe weidender Rentiere neben Giotti. So ein friedliches Bild! Aber auch dieses Vertrauen in uns!
    Die Nacht haben wir nur zwei Kilometer von Högvålen entfernt verbracht. Dieser Ort wird zur Zeit von 14 Menschen bewohnt. Der Grund auf dem sie siedeln, war einst Moor, das die Menschen urbar gemacht und als Ziegenweide benutzt haben. Högvålen ist das höchstgelegene Dorf Schwedens. Es liegt auf 835 Meter. Ein Idyllischer Einblick erhaschen wir bei der Durchfahrt. Auf der Strasse tummeln sich Rentiere herum.
    Heute müssen wir wieder mal unsere Lebensmittelvorräte auffüllen. In Idre, welches zu den berühmtesten Wintersportorten des Landes gehört gibt es gute Möglichkeiten um den Einkauf zu tätigen. Auch der Dieseltank schreit nach Futter... eine Tankstelle ist ebenfalls vor Ort. So sind wir wieder gut aufgestellt um die nächste Nacht in der Wildnis zu verbringen.
    Der mächtige Wasserfall Klingforsen befindet sich nahe von Idra. Da wollen wir eine kleine Pause einschalten und das schäumende, zischende und brodelnde Wasser beobachten. Wir setzen uns auf die glatten, mit Landkartenflechte bewachsenen Felsblöcke und geniessen diese wilde Natur. Dazu ein Kanelbullar als kleine Wegzehrung.
    Tief beeindruckt über die Schönheit dieser Gegend fahren wir weiter zu unserem nächsten Ziel: Der Fulufjället Nationalpark. Erst 2002 führt der Fulufjället den Titel eines Nationalparks. Es handelt sich um Schwedens südlichstes Fjällgebiet. (Berge oder Hochflächen oberhalb der Nadelwaldgrenze)
    Der Wald, durch den wir wandern ist so mystisch und magisch, hier könnte man Inspirationen zu Märchen und Sagen finden. Unser Weg führt zum Njupeskär-Wasserfall der immerhin eine Fallhöhe von 93 Metern misst.
    Ca 100 Meter vor dem Ziel müssen wir uns zufrieden geben: der weitere Weg ist aus Sicherheitsgründen abgesperrt. Einen guten Eindruck können wir auch so erhaschen.
    Uralte bis zu 600 jährige Fichten säumen den Weg. Die kahlen Felsen abermals mit Landkartenflechte bewachsen. Auf Informationstafeln wird auf Besonderheiten der Umgebung hingewiesen. Darunter über die Landkartenflechte. Diese Flechtenart kann ein Alter bis über 1000 Jahren erreichen und somit zum Datieren des Rückgangs von Gletschern genutzt werden. Sie hat ein extrem langsames Wachstum. Sie wächst je nach Standort pro Jahr nur 0,25-0,6 mm radial nach aussen.
    Von der Wanderung und der für uns ungewohnten Wärme kehren wir ziemlich abgekämpft zu unserem Giotti zurück.
    Den heutigen Übernachtungsplatz haben wir wieder in einem Waldgebiet mit grosser Lichtung ausgesucht.
    Im Vordergrund erheben sich die noch zum Teil mit Schnee bedeckten Berggipfel des Fulufjället- Nationalparkes. Diese stehen auf Schwedischem und Norwegischem Grund.
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  • Wasa ist nicht nur Knäckebrot

    6 Jun 2023, Sweden ⋅ ☀️ 15 °C

    Gegen elf Uhr morgens setzen wir unsere Reise fort. Für die kommenden zwei Nächte wollen wir wieder einmal einen Campingplatz aufsuchen und den Motor von Giotti kalt lassen. Die Wäschesäcke sind prall gefüllt und schreien nach einer Waschmaschine. Das herrliche frühsommerliche Wetter zieht uns auch hinaus ans Wasser, in den Wald und in ein Städtchen. Mitten im Herzen von Schweden.
    Auf unserer Fahrt kommen wir in der Nähe von Sälen vorbei. Ein beliebter Wintersportort und bekannt durch den Startpunkt der alljährlich stattfindenden Skilanglaufveranstaltung Wasalauf.
    In Älvdalen planen wir einen Zwischenhalt. Dieser Ort ist besonders bekannt für seine Musikinstrumente: Gitarren und Akkordeons von Albin Hagström werden hier produziert. Ein Museum dokumentiert die Geschichte der Instrumente. Bei der Einfahrt ins Städtchen wird unsere Aufmerksamkeit auf einige Oldtimer gelenkt, die um einen Platz herum abgestellt sind. Eine grössere Ansammlung von Menschen jeglichen Alters in Festlaune lässt uns stutzig werden. Wir setzen unseren Giotti beim Musikmuseum ab und laufen in die Richtung, woher die Stimmen kommen. Eine kleine Gruppe Musikanten in schwedischer Tracht versammelt sich etwas abseits des Geschehens und scheint sich für ihren Auftritt vorzubereiten. Einige Personen stehen in einer Warteschlange um an Kaffee und Kuchen zu gelangen. Wieder Andere haben die besten Sitzplätze eingenommen um das kommende Happening möglichst bequem mit zu bekommen.
    Ein kurzer Blick auf Google gibt uns die Antwort zu diesem Anlass: Heute ist der schwedische Nationalfeiertag!
    Deshalb die Kuchenstücke mit schwedischen Fähnchen. Eine ältere Dame ermuntert uns, ebenfalls Kaffee und Kuchen zu holen. "It's free"!
    Ganz feierlich tritt nun die Musikgruppe mit einigen Offiziellen und einem Fahnenträger vor die Besucher. Fröhliche Geigenmusik ertönt, während die "wichtigen" Leute salutieren und die Schwedische Flagge gehisst wird. Bei der zweiten Ansprache verziehen wir uns möglichst unauffällig. Wir verstehen nur ein paar Brocken....
    Lange Zeit hatte Schweden keinen Nationalfeiertag. Bis 1916 war der 6. Juni nur ein inoffizieller "Nationaldag". Dann benannte man ihn zunächst in "svenska flaggans dag" um und erst 1983 wurde er als offizieller Nationalfeiertag festgelegt. In der schwedischen Geschichte gab es zwei bedeutsame Ereignisse, die an einem 6. Juni stattfanden: 1523 wurde Gustav Wasa zum König gewählt. Und am 6. Juni 1809 unterschrieb der schwedische König Karl XIII. eine neue Verfassung (regeringsformen), die die Grundlage des modernen Schwedens legte.
    Das Musikmuseum hat wegen des Feiertages verschlossene Türen.
    In Mora belegen wir einen tollen Platz mit Flussanstoss. Natürlich erkunden wir das Städtchen. Da ja heute ein Feiertag ist haben die Geschäfte geschlossen. Auf den Strassen treffen wir immer wieder auf junge, fröhliche Erwachsene. Sie sind schön gekleidet und tragen alle einen weissen Kapitänshut mit schwarzem Hutrand.
    Beim Nachtessen in einem lokalen Gasthaus erklärt uns die Kellnerin, dass diese jungen Frauen und Männer ihren " tar studenten" den Schulabschluss während einer ganzen Woche feiern.
    Mora wird vor allem mit dem Wasalauf in Verbindung gebracht, der hier jedes Jahr endet. Das Skilanglaufrennen wird immer am ersten Sonntag im März über eine Distanz von 90 Kilometern ausgetragen. In Mora steht das Zieltor. Natürlich stellen wir uns darunter. Die 90 Kilometer lange Strecke von Sälen bis hierhin haben wir aber in einer weniger anstrengenden Disziplin zurück gelegt.
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  • Die Vögel aus Hitchcok

    7 Jun 2023, Sweden ⋅ ⛅ 19 °C

    Ganz entspannt starten wir in den heutigen Tag. Unsere Nachbarn aus Schweden, der Schweiz und Deutschland ziehen alle weiter. Es ist ein Kommen und Gehen. Mit dem Einzug der Wohnmobile hat sich das Reiseverhalten sicher stark verändert. Wo man früher mit Zelt oder Wohnwagen unterwegs war, sind es heute hauptsächlich Wohnmobile und Vans, die man auf den Campingplätzen antrifft. Bei den Nordländern sind aber auch sehr luxuriöse Wohnwagen beliebt. Dies sind dann wahrscheinlich die guten Kunden, welche sich für ein paar Wochen auf den Plätzen einnisten. Wir bleiben meistens auch nur für ein bis zwei Nächte an einem Ort.
    Für heute haben wir uns einen Ruhetag eingelegt. Die Wäsche riecht wieder frisch und die Heckgarage ist schön sauber gereinigt und aufgeräumt. Peter zieht es mit dem Fahrrad hinaus in die nähere Umgebung, während ich mit hochgelagerten Beinen, im Liegestuhl und guter Lektüre den ruhigen Moment geniesse.
    Die Ruhe wird zwar immer wieder durch zwei übermütige Möwen gestört. Sobald sich jemand in ihrem Revier befindet, starten sie ein Riesengezeter und stürzen sich in Richtung der Köpfe der Eindringlinge. Blöd ist nur, dass auch wir ihr Gebiet überqueren müssen, wenn wir das Servicegebäude aufsuchen wollen. Ziemlich eingeschüchtert wurde ich von diesen beiden Köbis bereits gestern. Habe mir überlegt, ob ich meinen Fahrradhelm anziehen soll um an dieser Gefahrenzone unbehelligt vorbei zu kommen. Peter hat nur gemeint, dass er mich dann einfach nicht kenne...also habe ich eine andere Strategie gewählt und umrunde diese Zone grossräumig.
    Momentan ist es sehr still. Frage mich, wo diese beiden Schreckmöwen sich aufhalten. Sie fehlen mir beinahe schon.
    Bei einem Abendspaziergang schlendern wir durch den idyllischen Ortsteil von Mora. Wie lieblich diese Häuser und Gärten gestaltet sind.
    Für unser "Wohn- und Esszimmer" suche ich neue Kissenüberzüge und ein Tischtuch aus. Etwas hyggelig darf es bei uns zu Hause auch aussehen.
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  • Kunst aus Mora

    8 Jun 2023, Sweden ⋅ ☀️ 15 °C

    Dass Mora eine so geschichtsträchtige Vergangenheit hat wird uns erst richtig vor Ort bewusst. Wir verlängern den Aufenthalt um eine Nacht. Den Morgen gehen wir sehr gemütlich an. Die vergangenen intensiven Wochen immer auf Achse haben eine gewisse Müdigkeit hervorgeholt. Das Wetter ist frühsommerlich herrlich! Die Luft ist von Fliederduft durchtränkt. Es zieht uns ins Zornmuseum. Dabei handelt es sich nicht um eine Ausstellung zum Thema Ärger, Aufgebrachtheit, Empörung, Entrüstung oder einem heftigen, leidenschaftlichen Unwille über etwas als Unrecht Empfundenes...
    Es geht hier um Anders Leonard Zorn (1860 - 1920), einer der bedeutensten schwedischen Kunstmaler, Radierer, Grafiker und Bildhauer. Im Jahr 1860 wurde Anders Zorn in Mora geboren. Hier wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. Bereits in jungen Jahren wurde er unter Anderem durch seine Porträtmalerei bekannt. Einige seiner Werke, darunter auch Aquarelle, Akte und Skulpturen, werden heute im Zornmuseum ausgestellt. Trotz internationaler Karriere, die ihn zu einem der berühmtesten schwedischen Künstlern machte, blieb er seiner Heimat immer treu. Zusammen mit seiner Ehefrau Emma kehrte er nach Mora zurück und machte den Zorngården zu seinem Zuhause. Das Ehepaar Zorn war für seine Gastfreundschaft bekannt und hatte seiner Zeit oft Künstler, Autoren und andere bedeutende Personen zu Gast.
    Anders und Emma Zorn hinterliessen ihr gesamtes Vermögen dem schwedischen Staat.
    Da gerade eine Führung durch Zorngården angeboten wird, entscheiden wir uns für diese, anstelle des Besuches im Zornmuseum.
    Beim Betreten des Hauses fühlen wir uns um 100 Jahre in der Zeit zurück versetzt. Kunst und Kunsthandwerk vermischt sich mit Alltäglichem und Exklusivem.
    Nach der einstündigen interessanten Führung lassen wir es uns kulinarisch bei Räkmacka (Krabbenbrötchen) im angrenzenden Café Zorn gut gehen.
    Um etwas Ausgleich zu schaffen ob dieser eher geistigen und kulinarischen Kost wollen wir noch etwas in die Pedale treten. Es soll nach Färnäs etwas ausserhalb von Mora gehen. In diesem verträumten Dorf werden die bekannten Dalahäst von Hand gefertigt. Das Dalapferd (Dalahäst) ist eine aus Holz gefertigte Figur in Pferdeform, die in der schwedischen Landschaft Dalarna, in welcher wir uns gerade aufhalten, gefertigt wird. Von hier kommt auch die typische rote Farbe der nordischen Häuser. Die hölzernen Pferde, die in der Regel ebenfalls rot bemalt sind, gelten mittlerweile als typisches Symbol für Schweden. Die Werkstatt in Färnäs scheint bereits Feierabend gemacht zu haben. Die kleine Fahrradtour durch dieses typische Dalarnadorf lohnt sich trotzdem.
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  • Das Herzstück Schwedens

    9 Jun 2023, Sweden ⋅ ☀️ 20 °C

    Heute gehts für uns ein Stück weiter, immer der Sonne nach oder eben gegen Süden. Der Campingplatz mit den frechen zwei Möwen und dem Luxus einer Abwaschmaschine (kostenlos) liegt schnell hinter uns. Wir tauchen ein in die Landschaft von Dalarna mit ihren vielen Seen und der Heimatverbundenheit der Bewohner, die hier noch Traditionen pflegen. Wie das heutige grosse Schulschlussfest, nach 4 Tagen "vorglühen".
    Durch duftende, lichte Wälder führt der Weg, und man könnte es auch als Wasserhopping bezeichnen, denn nichts anderes passiert auf dieser Strecke. Seen und Flussmündungen tauchen immer wieder hinter der nächsten Wegbiegung auf. Die Natur scheint sich gerade zu übertrumpfen. Nach den sehr kargen, noch zum Teil im Eis- und Schneekleid gewandeten Bäume, Seen und Berge, die uns in Finnland und Norwegen begleitet haben, kann ich mich kaum sattsehen an der so herrlichen Farbwelt die uns hier im Sonnenlicht entgegenleuchtet.
    Plötzlich sehen die Birken nicht mehr aus wie Streichhölzer. Sie haben sich ein luftiges hellgrünes Sommerkleid übergestreift, das kokett im Wind herumflattert. Farn entrollt seine Blätter, wie das Chamäleon in Zeitlupe, das seine Zunge hinausschleudert um sich ein Insekt als Mahlzeit zu erhaschen. In violett, rosa und weiss säumt wilder Rittersporn unseren Weg und die Waldränder. In guter Nachbarschaft gesellen sich ganze Teppiche mit dem so herrlich riechenden Maiglöckchen. Wilder weisser Flieder rundet dieses Duftbouquet zur Vollendung ab.
    Wir kommen an Dörfern vorbei mit ihren für uns fremd tönenden Namen wie: Hagfors, Sunnemo und Munkfors. Ein paar wenige Kilometer vor Sunne beziehen wir unser Nachtlager. Vogelgezwitscher, Blätterrauschen und zwischendurch das Summen von Insekten bilden die Geräuschkulisse. Mücken sind nur wenige vor Ort. Sicherheitshalber ziehen wir aber lieber die Mückenschutzrollos. Vor uns glitzert einer der vielen Seen. Seerosenblätter lassen erahnen, wie romantisch dieses Fleckchen Erde aussehen wird, wenn die Blüten in ein zwei Wochen über dem Wasser schweben.
    Peter hat sich in den Schatten gesetzt. Er scheint schon genug der Strahlen und Wärme abbekommen zu haben. Für mich ist es an der "Vitamin D Quelle" noch sehr erträglich. Um etwas abzukühlen gönne ich mir jetzt ein Schokoladeeis, das im Tiefkühlfach auf mich wartet.
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  • Wald, Stadt, See

    10 Jun 2023, Sweden ⋅ ☀️ 19 °C

    Dieser verträumte Ausblick von meinem Bett aus! Der Wald verschmilzt im See. Was ist echt, was ist spiegelung? Traum oder Wirklichkeit? Inspirationen für abstrakte und gegenständliche Malerei liegen hier bei Vogelgezwitscher und sanftem Morgenlicht vor mir! Die gestrige Abendstimmung genauso märchenhaft. Langsam zog ein feiner Nebel vom gegenüber liegenden Ufer zu uns herüber...Wie ein feines weisses, seidenes Bettlaken, das sich auf der Wasseroberfläche ausbreitet. Durchtränkt von den letzten Sonnenstrahlen, bevor die uns Leben spendende Kugel sich hinter den Baumwipfeln verabschiedete.
    Nach dem Frühstück zieht es uns weiter. Nur ein paar Kilometer entfernt, in Sunne machen wir den ersten Halt. Der Ort liegt zwischen den Seen Mellan Fryken und Övre Fryken. Schon die Schriftstellerin Selma Lagerlöf muss dieser Ort fasziniert haben, schliesslich verewigte sie ihn in ihrem Klassiker "Nils Holgersson". Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf (20. November 1858 geb. in der Gemeinde Sunne - 16. März 1940 ebenda ) war eine der bekanntesten Schriftstellerinnen aus Schweden. Ihre Werke zählen zur Weltliteratur. 1909 erhielt sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur und wurde 1914 als erste Frau in die Schwedische Akademie aufgenommen.
    Auch der Schriftsteller Göran Tunström (Solveigs Vermächtnis,der Dieb und der Mondtrinker) hat Sunne in seinen Büchern behandelt und spielt in dem Ort bis heute eine wichtige Rolle, was auch viele Künstler und Kunsthandwerker nach Sunne gezogen hat.
    Vielleicht stehen wir in den falschen Strassen und Ecken...aber dem Ort können wir nicht viel abgewinnen. So ziehen wir nach einem kurzen Rundgang weiter über Edane nach Arvika. Am Ufer des Glasfjorden breitet sich mit der Gemeinde zugleich das Zentrum Westvärmlands aus. Es ist ein Dorado für Wassersportler, die hier auf 800 Kilometern genug Möglichkeiten finden. Schon die Wikinger haben diese Strecke genutzt, um an ihre Ziele zu gelangen, deswegen gilt Arvika als grosser Binnenhafen.
    Bei einem guten Kaffee und Pekannussboller und Scone laden wir unsere Batterien auf, um gestärkt die Innenstadt zu erkunden. Unsere Interessen driften da einwenig auseinander. So zieht es Peter doch eher in den Hafen, mich in ein Interiorgeschäft, wo ich auch ganz in Ruhe ein bunt bedrucktes wasserabweisendes Gartentischtuch und Handtücher zum halben Preis erwerbe. Die Stadt ist um 15.00 Uhr bereits ziemlich verwaist, da die Geschäfter bereits Ladenschluss machen.
    Uns lockt es wieder in die Natur. Wir stehen für die Nacht mit traumhaftem Blick direkt am Glafsfjord. Der See plätschert vor sich hin. Die Sonne lacht mir ins Gesicht. Bei einem würdigen Ankertrunk lassen wir den Tag ausklingen. Fischer treiben vor uns in ihrem Motorboot. Sie probieren sich im Fangen von Lachsen und Regenbogenforellen. Auf dem gegenüber liegenden Ufer bereiten bereits zwei junge Jetskifahrer das Feuer vor...vielleicht gibt es ja Fisch zum Nachtessen. Beinahe wie zu Wikingerzeiten.
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  • Der Sommer ist angekommen

    11 Jun 2023, Sweden ⋅ ☀️ 21 °C

    Der Glasfjorden hat es mir angetan. Wir sind vom glasklaren schillernden Wasser umgeben. In "unserem Garten" wächst Rittersporn, Schafgarbe und Brombeeren. Der Wind lässt das Licht klar und leuchtend erscheinen. Fegt alle Feuchtigkeit weg. Unser Frühstück geniessen wir im Windschatten einer Birkengruppe. Sie stehen in einem Halbkreis vor uns, als wären sie gerade in ein anregendes Gespräch vertieft.
    Die heutige Tagesetappe führt uns am Glaskogen-Naturreservat vorbei. Unzählige kleine Seen und dazu dichter Wald begegnen uns. Die nächste Nacht wollen wir wieder frei stehen. Bei so viel wunderschöner Natur und dem "Jedermannsrecht" wollen wir nochmals profitieren, bevor wir das Gebiet um den Vänernsee erreichen. Die grossen Städte Göteborg, Stockholm und Oslo sind nicht allzu weit von diesem Erholungsgebiet entfernt mit all seinen Ferienhäusern. Da wird es sicher schwierig werden, ein ruhiges freies Plätzchen zu finden, in angemessenem Abstand zu den Häusern, damit man niemanden stört.
    Im Sandaholm Camping dürfen wir gegen ein Entgeld unsere Chemietoilette leeren, Frischwasser auffüllen und das Grauwasser ablassen. Eine gute Gelegenheit am Ufer des Järnsjön bei Kaffee und Waffeln eine Fahrpause einzulegen.
    Bei der Weiterfahrt kommen wir an Arjäng vorbei. Die Einwohner sind fest davon überzeugt, dass Trolle sich in der Nähe aufhalten. Immerhin die grösste Trollstatue des Landes ziert das Zentrum des Ortes: Mit ihren acht Meter Höhe und den 3,50 Metern langen Trollschuhen ist sie ein beherrschendes Kunstwerk in der Stadt. Wahrscheinlich hat sich der Riesentroll gerade in den Wald verzogen um Wanderer zu erschrecken. Wir sind ihm nicht begegnet.
    Ziemlich früh wird uns bewusst, dass es schwierig werden könnte, mit einem freien Übernachtungsplatz. Überall wo wir eine ideale Stelle vermuten stehen schöne "Höckli" direkt am Wasser.
    Wir entscheiden uns für den Stellplatz in Dals-Långed Gästhamn.
    Eine wunderbar in Holz gehaltene Freibadanlage steht unmittelbar unterhalb des Platzes. Peter wagt den Sprung ins kühlende Nass. Für mich ist der Kanal Rävarp zu kalt. Die heimische Bevölkerung geniesst den Ausklang des Wochenendes ebenfalls bei einem Abendbad.
    Ein Reh mit ihren beiden "Bambies" macht seinen Abendspaziergang völlig unbeeindruckt ob den riesigen weissen Fahrzeugen, die hier herum- stehen.
    Langsam wird es ruhiger. Die Hollywood-Schaukel wartet bereits auf mich. Ein solcher Tagesausklang finde ich nicht so schnell wieder.
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  • Wenn Schiffe über eine Brücke ziehen

    12 Jun 2023, Sweden ⋅ ☀️ 23 °C

    In friedlicher Stimmung sitzen die Menschen noch spätabends am Wasser und geniessen die warmen Stunden. Die Tage sind auch hier im Süden von Schweden lange. Um 22.17h verabschiedet sich die Sonne und um 04.02h lässt sie uns ihre Kraft wieder spüren. Die Vögel zwitschern den Morgen ein.
    Wir brechen unser Nachtlager gleich nach dem Frühstück ab und wählen eine etwas weniger stark befahrene Landstrasse durch Dalsland, mit Zwischenziel Mellerud. Insgesamt gilt die Region Dalsland rund um Mellerud als Schweden im Kleinen. Durch üppig blühende Wiesen und Felder, an kleinen Dörfern mit den typischen in Pastellfarben gehaltenen Holzhäusern, Bauernhöfen mit grossen Pferde- und Kuhweiden und dichten, märchenhaften Wäldern führt uns der Weg. Zwischendurch erhaschen wir kurze Blicke auf tiefblaue Seen. Dann geht es Hügel hoch und wieder runter. Bei einer Steigung respektive einem Gefäll von bis zu 21%.
    In Håverud machen wir einen kurzen Zwischenhalt um uns eine technische Meisterleistung anzusehen: Dort wird mit einer Trogbrücke eine Wasserstrasse hoch schwebend über die Stromschnellen eines Flusses geleitet. Das Aquädukt in Håverud zählt zu den wichtigsten Attraktionen in der Gegend. Dort treffen Wasserstrasse, Autostrasse und Eisenbahn aufeinander und Techniker haben raffinierte Ideen kreiert, damit sich die Wege trotzdem gefahrlos kreuzen können. Der Dalsland-Kanal gilt als einer der schönsten Wasserstrassen in Europa und besteht aus Perlenbänder von grossen und kleinen Seen, Buchten, Fjorden und Seitenarmen. Der Kanal erstreckt sich von der Westseite des Vänernsee durch Dalsland, nach Värmland und Norwegen. Wir haben Glück und dürfen der interessanten Szenerie beiwohnen: Die M/S Dalslandia wartet vor der Treppenschleuse um langsam durch den Anstieg des Wassers an Höhe zu gewinnen und anschliessend über die Wasserbrücke weiterziehen zu können. Es braucht schon Geschick das Schiff durch diese enge Passage zu lenken. Bis die "Wanne" gefüllt ist, fühlen sich die Schiffspassagiere wohl wie in einem Whirlpool. Die ganze "Zauberei" geht ganz ruhig und erfahren über die Bühne, bis die M/S Dalslandia ihre Fahrt fortführen kann. Auch wir ziehen weiter in das Städtchen Mellerud. Ein kleines Sightseeing genügt uns. Danach fahren wir einige Kilometer weiter bis nach Vänersborg. Im kleinen Hafen stellen wir unseren Giotti kostenlos neben 5 andere Wohnmobile. Die Nacht werden wir hier verbringen. Die Aussicht auf den grössten See in Schweden liegt auf dem Serviertablett vor uns. Die Ufer des Vänernsee umfassen 2000 Kilometer.
    Vänersborg lockt uns ins Zentrum mit seinen Cafés, Läden und Eisbuden. Ein alter Wasserturm dominiert das Stadtbild. In der Fussgängerzone werden wir von Bosse Tallbo angesprochen. Er ist der Gründer des Eishockey Club Vänersborg. Jedes Jahr veranstaltet der Club eine Lotterie mit schönen Preisen. Die Ziehung der Gewinner erfolgt am 28.10.23 um 14.00. Als ersten Preis lockt ein Volvo C40 Recharge Core. Wer wagt, gewinnt! Deshalb kaufen wir ein Los. Wir hinterlassen unseren Namen und Adresse. Falls wir gewinnen wird uns Bosse Tallbo den Volvo in die Schweiz überführen, trotz Eishockey Spielsaison:))
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  • Es zieht uns nochmals an die Nordsee

    13 Jun 2023, Sweden ⋅ ☀️ 19 °C

    Peter geniesst vor unserem Hüttli die Abendstimmung. Vor ihm liegen Boote, darauf wartend in See stechen zu können. Oder genauer gesagt auf den Vänernsee. Der norwegische Nachbar gesellt sich zu Peter, um mit ihm ein paar Worte zu wechseln. Er empfiehlt Peter einen Abstecher in die historische Provinz Bohuslän. Die Provinz besitzt einen knapp 280 Kilometer langen Streifen der schwedischen Westküste, der erst in Norwegen endet. An dieser reizvollen Küste dem Skagerrak sind gut 8000 Inseln vorgelagert. Sie geben ein ganz pittoreskes Bild ab. ( Das Skagerrak ist ein Teil der Nordsee Jütlands [Dänemark], der Südküste Norwegens und der nördlichen Westküste Schwedens.) Während heute Industrie und Fremdenverkehr einen grossen bedeutenden Stellenwert für die Wirtschaftskraft besitzen, lebten die meisten Menschen vor 100 Jahren noch vom Fischfang.
    In Kungshamn füllen wir unseren Früchte- und Gemüsevorrat bei Coop auf.
    Der Ort liegt auf einer Halbinsel und ist seit 1970 durch eine Brücke mit Smögen verbunden. Ursprünglich haben wir Smögen als heutige Tagesetappe geplant. Da ein schön gelegener Campingplatz in Kungshamn liegt, entscheiden wir uns für zwei Nächte hier zu bleiben und morgen die kleine Insel Smögen mit unseren Fahrrädern zu besuchen.
    Wir ergattern noch einen der letzten Plätze direkt am Wasser. Sehr "kuschelig" stehen wir zwischen unseren Nachbarn. Das ist der Preis, den wir für die schöne Lage bezahlen müssen. Umso schneller zieht es uns mit dem Fahrrad ins nahe gelegene Zentrum des Fischer- und Ferienortes.
    Fischerei hat in Kungshamn die längste Tradition und war lange der einzige Wirtschaftszweig des Ortes. In der Mitte des 20. Jahrhunderts gab es mehr als 200 Berufsfischer und viele Personen waren damit beschäftigt, die ankommenden Fische zu verarbeiten. Noch 1953 wurden bei Auktionen über 10 Millionen Kilogramm Fisch angeboten. Danach ging die Fischerei rapide zurück. Die 1927 gegründete Konservenfabrik war lange für den Kalles Kaviar bekannt. Auch die Verarbeitung von Garnelen und Krebsen gehört zum Sortiment, welche heute von Abba Seafood durchgeführt und vertrieben wird.
    Der Fischerort ist ziemlich überschaubar. Die hübschen Häuser an den Hängen über dem Hafen sehen aus, als warten sie auf die nächsten Feriengäste. Als die Fischerei zurückging, begann sich der Ort auf Tourismus zu konzentrieren. Anfänglich kamen die besser gestellten Personen aus Schwedens Grossstädten, doch heute kommen die Besucher aus dem ganzen Land sowie aus dem Ausland. Im Gasthafen legen viele Gäste mit ihren Privatbooten an. Auf dem Campingplatz sind es die "Landyachten".
    Wir besuchen immer wieder gerne die Fisch- und Yachthafen auf unseren Reisen. So auch heute.
    In der Hamnbagerie setzen wir uns in die lauschige Gartenwirtschaft. Zum frühen Abendessen bestellen wir einen Krabbensalat. Die regionale Küche muss doch gekostet werden!
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  • Smögen ein populärer Badeort

    14 Jun 2023, Sweden ⋅ ☀️ 21 °C

    Mir fällt gleich beim morgendlichen Gang zu den etwas in die Jahre gekommenen Sanitäranlagen der feine Duft von Meer auf! Beim Frühstück beobachten wir Steinwälzer, die um ihr Revier streiten. Ziemlich lange verfolgen zwei dieser sonst sehr ruhigen und friedlichen Vögelchen einen Artgenossen unter lautem Gezeter.
    Gleich nach dem Frühstück setzen wir uns auf die "Drahtesel" um der kleinen Insel Smögen einen Besuch abzustatten. Die Insel in Bohuslän hat nur 1300 Einwohner. Im Sommer sollen es doppelt so viele sein. Dazu kommen im Hafen einige Hundert Gäste auf Segel- und Motorbooten. Schon seit über hundert Jahren ist Smögen ein populärer Badeort. Die " bessere Gesellschaft" war hier allerdings nie zu Hause. Heute verbinden viele Schweden und Norweger mit Smögen nicht nur Segeln, Motorbootfahren, Tauchen und anderen Wassersport, sondern auch Partys, Nachtclubs, Alkohol und schnelle Abenteuer. Viele reiche, junge Leute kommen mit ihren Yachten hierher, um Feste zu feiern. Wahrscheinlich ist die Saison erst im Anfangsstadium: Mir fallen einige ältere Menschen auf, die für einen sicheren Gang einen Rollator als Unterstützung brauchen... Auch Generation Silberlocke mit lockerem Geldbeutel in der Hosentasche ist gut vertreten. Diese sitzt dann gerne nippend an einem Glas Prosecco oder Weisswein in einem der vielen gemütlichen Promenadenbeizchen. Dazu die frischen rosafarbenen Krabben knabbernd. Bevor auch wir uns stärken, geht es aber noch zum Ende des Holzsteges, der sich immerhin über beinahe einen Kilometer hinwegzieht. Der grosse Badeplatz Vallevik, lädt zum Sonnenbad auf den Klippen und dem Baden im Meer ein. Vom Sprungturm stürzen sich ein paar wagemutige junge Männer ins Meer. Im seichten Wasser plantschen kleine Kinder. Die Insel besitzt kindgerechte Sandstrände und mehrere fantastische Badeplätze auf den sonnengewärmten Granitfelsen, die einstmals vom Inlandeis glatt geschliffen wurden. Die verschiedenen Inselchen sind über sichere Holzstege verbunden.
    Die Sonne brennt unerbittlich auf uns herunter, als möchte sie sich für ihre Abwesenheit in Norwegen entschuldigen...
    Zurück im Zentrum von Smögen, setzen wir uns in ein Fischrestaurant und lassen uns mit Krabben und Kabeljau verwöhnen. Es fühlt sich so richtig nach Sommerferien am Meer an!
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