Skandinavien im Frühling 2023

Nisan - Haziran 2023
Jeanine tarafından 62 günlük bir macera Okumaya devam et
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  • Gün 21

    Luxuriöses Pfadfinderleben

    16 Mayıs 2023, Finlandiya ⋅ ☁️ 18 °C

    Es ist so friedlich und entspannend hier, dass wir noch einen Tag einfach in Ruhe und Natur ohne Zeitdruck bleiben wollen... Frühstück wird bald zur Gewohnheit, draussen an der Sonne und frischer Luft. Eine warme Tasse Kaffee in den Händen haltend und beinahe meditativ in den Tag hinein träumen. Bei einem guten Buch lassen wir unsere Gedanken in eine andere Welt eintauchen. Das späte Mittagessen bestehend aus Brötchen und Krabbenmischung kommt aus Schweden. Der Rohschinken aus Deutschland, Salat aus Finnland, holländischer Käse aus Marokko... Spuren unserer Aufenthaltsländer.
    Ein luxuriöses Pfadfinderleben , wovon viele Menschen träumen. Wir versuchen uns immer wieder dieses Privileg in Erinnerung zu rufen und dankbar dafür zu sein!
    Als sich vor 11 000 Jahren die Gletscher der Eiszeit zurückbildeten und der Landschaft Flüsse und Seen schenkten, erschlossen immer mehr Menschen die Gegend in welcher wir uns befinden und wanderten von der Küste weiter landeinwärts. Die Region wurde so von den ersten Siedlern erschlossen, die von der Jagd und vom Fischfang lebten. Schon bald ergänzte die Zucht von Rentieren die Art, den Lebensunterhalt zu finanzieren. Die Gegend, durch die wir mit unserem Wohnmobil fahren, ist also geprägt von den harten Lebensbedingungen dieser Völker. Viel Weite, dichte Wälder, Flüsse und Seen liegen vor uns. Insgesamt leben noch ungefähr 9'350 Samen (Urbevölkerung/ veraltet Lappen was als abwertend empfunden wird) im Finnischen Lappland. Die Samen selbst nennen ihr Siedlungsgebiet Sápmi oder Same Ätnam. Dieses erstreckt sich über Norwegen, Schweden, Finnland und Russland. Die Bevölkerungszahl der Samen beträgt ungefähr 70'000 Personen. Die meisten von ihnen leben in Norwegen. Vieles im traditionellen Leben der Samen hat sich verändert. Zogen sie früher als Nomaden durch die karge Landschaft, so sind sie heute meist sesshaft und benutzen moderne Technik. Die Hälfte aller Samen spricht neben der jeweiligen Landessprache zusätzlich eine eigene Sprache, das Samisch. Die samische Sprache ist eng verwandt mit Finnisch, Estnisch und Ungarisch. Sie wird in den samischen Siedlungsgebieten von vielen Menschen auch heute noch gesprochen. Geprägt ist die Sprache mit all ihren Dialekten besonders mit einem grossen Wortreichtum für die umgebende Natur.
    Von dieser Natur lassen wir uns heute besonders einhüllen. Nach einem Spaziergang will Peter noch ein Feuer entfachen. Bereits schön vorbereitet, liegen neben einer Feuerstelle trockene Holzstücke bereit. Aus Schweden haben wir noch Grillwürste im Kühlschrank. Im Geschmack und Aussehen ähnlich unserer Schweizer Kultwurst...
    Langsam ziehen Regenwolken auf. Die ersten Tropfen zischen in der heissen Glut. Wir legen noch ein paar Holzstücke neben die Feuerstelle. Die nächsten Besucher dieses idyllischen Plätzchen Erde sollen es genau so vorfinden, wie wir es taten.
    Ich wische den Elchkot etwas zur Seite. Nimmt mich wunder, ob es morgen frische Elchspuren gibt.
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  • Gün 22

    Wird heute Nacht Schnee fallen?

    17 Mayıs 2023, Finlandiya ⋅ 🌧 8 °C

    Kein nachweisbarer Elchkot- Beweis für nächtlichen Besuch kann ich heute Morgen erkennen. Wahrscheinlich ist der ansässige Elch froh, dass wir ihm sein Revier wieder überlassen. Für uns heisst es nämlich weiterziehen wie die Nomaden. Einen "Futterplatz" finden wir nur 12 Kilometer weiter nordwärts im Kreisel von Sodankylä im K-Supermarket Pohjantähti mit einem riesigen Sortiment! Es fehlt an Nichts! Von Kombucha über Hafermilch bis zu den frisch hergestellten Sushis. Ich staune nur. Nun sind unsere Vorräte wieder aufgefüllt. Bereit um weitere Tage in der Natur völlig autark zu verbringen. Bei einem Campingplatz der seine Pforten offiziell noch nicht geöffnet hat, können wir unsere WC-Kassette entleeren. So steht unserem Vorhaben nichts mehr im Wege.
    Sehenswert in Sodankylä ist die älteste Holzkirche Lapplands. Sie wurde 1689 errichtet. Leider hat auch sie ihre Tore noch verschlossen. Durch eine Holzritze bei der alten eisernen Türverriegelung können wir einen Blick nach innen erhaschen. Ein schlichter, aber stimmungsvoller Gebetsraum versteckt sich hinter dem Tor. Wir sind erstaunt, ob der alten Gräber, welche gleich nebenan im Wald mit wunderbarer Aussicht auf den Kitinenfluss verteilt liegen. Nicht wenige davon sind noch aus dem 19. Jahrhundert.
    Wir folgen nun weiter der E75/Finn4. Weite Teile der Landschaft sind flach und moorig. Zwischendurch erhebt sich die Tunturi, die Bergtundra. Die Berge Luosto (514m) und Sokosti (718m). Die drei Nationalparks Urho Kekkonen, Pyhä-Luosto und Sompio gehören ebenfalls in das Gebiet, welches immer noch zur Gemeinde Sodankylä gehört. Ein Viertel der Gemeinde steht unter Naturschutz, was in der Vergangenheit zu Konflikten zwischen Naturschützern und der Forstindustrie führte.
    Wir fahren an einem selbsternannten Goldgräberdorf vorbei. In Tankavaara findet alljährlich die finnische Meisterschaft im Goldwaschen statt, auch die Weltmeisterschaft wurde mehrfach hier veranstaltet. Leider sind auch hier die Tore erst ab Ende Mai geöffnet. Eine Aufbesserung des Reisebatzens hätten wir gerne entgegen genommen.
    Bei Saariskelkä wird das Phänomen der "Nordlichter" kräftig touristisch vermarktet. So bietet zum Beispiel das Iglouhotel Kakslauttanen für seine Gäste ein Glasiglu zur Nordlichtbeobachtung.
    Irgendwo auf der E75 genehmigen wir uns eine Kaffeepause in einem Kaffeehaus mit angegliedertem Fischgeschäft. Die kleinen Lachsbrötchen, welche wir dort kaufen, essen wir etwas später "on the road". Fantastischer Lachs offenbart sich da unseren Gaumen!
    Auf der Strecke bei Ivalo steht ein Wegweiser in Richtung Murmansk 295 Km. Jetzt wird uns die Nähe zu Russland so richtig bewusst.
    Langsam wird es Zeit, dass wir einen Übernachtungsplatz möglichst alleine an einem See finden. In Finnland kein Problem! Zuerst versuchen wir unser Glück am Inarisee, dem grössten See Finnlands. Da die gleichnamige Stadt in der Nähe liegt, gibt es viele Wohnbauten. Ein "no go" das Wohnmobil nebenan zu stellen.
    Bald werden wir fündig. Zwar nicht am Inarisee dafür irgendwo in freier fantastischer Natur an einem verträumten See.
    Ein Wetterumbruch hat uns nun Regen gebracht. In der Nacht soll es noch zu Schneefall kommen. Der vor uns liegende See mit seinen kleinen Inselchen wird sicher noch mystischer im Winterkleid aussehen! Falls nötig, werden wir hier abwettern...die nächste Wärmephase ist bereits aufs Wochenende vorhergesagt.
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  • Gün 23

    Hyvästi Suomi - Hei Norge

    18 Mayıs 2023, Norveç

    Ein trüber, schneekalter Morgen bringt mich nur etwas widerwillig unter der Bettdecke hervor. Wir entscheiden uns zur Weiterreise. So können wir das Gas für die Heizung sparen. Bleiben wir vor Ort müssen wir durchheizen. Sonst lässt der Frostwächter unser Wasser ab, wenn die Temperaturen unter 5°C fallen. Wir haben viel Gas dabei. Doch wissen wir ja nicht, was für Wetterbedingungen uns noch erwarten. Da wir bereits mit Gasflaschen aus Deutschland und der Schweiz unterwegs sind, möchten wir nicht noch eine neue Nationalität in unsere Sammlung aufnehmen. Jedes Land hat seine eigenen Gasflaschen inkl. Anschlüssen. So in etwa wie bei den Staubsaugern mit ihren Säcken...
    Die Gasflaschen von unterwegs aus auffüllen zu lassen, birgt gewisse Risiken und wird auch nicht überall angeboten. Oft ist dies sogar verboten.
    Bei Schneegestöber und starken Windböen ziehen wir weiter. Vor lauter Geradeausfahren, müssen wir darauf achten, die Abzweigung auf die 92 nach Nordwest nicht zu verpassen. Hier ist erstmals ein Schild mit der Aufschrift "Nordkapp" zu sehen. Die schmale Strasse verläuft nun schnurgerade. Es bestehen lange Zeit keine Haltemöglichkeiten. Wir sind beinahe alleine auf weiter Flur. An uns ziehen immer wieder wildrauschende mit Schmelzwasser prall gefüllte Bäche und Flüsse vorbei, welche sich später in die vielen Seen ergiessen. Ansonsten sind wir mitten in der Tundra - sandig, flach und von Gestrüpp bewachsen. In der Ferne tauchen plötzlich Berge auf. Wir befinden uns quasi auf der Zielgeraden zur Staatsgrenze zu Norwegen. Die finnisch-norwegische Grenze liegt in der Mitte eines Flusses: dem Tanaelv bzw. dem Tenojoki. Zum Nordkapp sind es nun noch 277 km.
    Hyvästi Suomi! Hei Norge! Auf Wiedersehen Finnland! Hallo Norwegen!
    Auf der E6 gehts für uns nun weiter bis nach Lakselv. Es liegt landschaftlich schön am Ende des Porsangerfjords.
    Von unserem Übernachtungsplatz aus sehen wir über den Fjord. Am Horizont umarmen Berge die ganze weite Bucht.
    Es ist dringend notwendig, dass wir einen Wäschenachmittag einlegen. Dieses Vorhaben erweist sich als grössere Herausforderung. Mit der Campingwartin und dem Handbuch zur Maschine zusammen versuchen wir eine Waschmaschine in Gang zu bringen. Zum Glück wird eine andere Maschine frei. Nun steckt die Wäsche noch im Tumbler. Peter hat das Nachtessen zubereitet. Jetzt kommen wir zum gemütlichen Teil und geniessen die Sonne, welche sich wieder strahlend am Horizont zeigt.
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  • Gün 24

    "Bamse Mums "

    19 Mayıs 2023, Norveç ⋅ ☁️ 11 °C

    Wir bleiben noch für eine Nacht hier in Lakselv. Die Wetterprognosen für das knapp 200 Kilometer weit entfernte Nordkapp tönen ziemlich garstig. Mit Regen können wir uns noch anfreunden, aber wenn Windböen bis zu 90 Stundenkilometer mit ins Spiel kommen, könnte es doch etwas zu ungemütlich werden. Wir sind nicht die einzigen Wohnmobilreisenden hier auf dem Campingplatz, welche ebenfalls besseres Wetter abwarten. Hier treffen etliche Nordkappfahrer ein. Vor uns steht ein Wohnmobil mit der Aufschrift: " We are not old! We are recycled teenagers!" So kann man es auch nennen. Wer hat schon die nötige Zeit, um sich bis ans Ende der Welt zu begeben! Entweder der Sekundärrohstoffgewinn, die Müllverwertung oder Wiederaufbereitung von Teenagern...ich bleibe lieber bei Generation Silberlocke...
    Der kleine Ort Lakselv ist ziemlich überschaubar. Er liegt am Porsangerfjord und Lakselva Fluss. Dem Fjord entlang, immer geradeaus bis zum Nordkapp, könnte man sagen. Zuerst streben wir das Ortszentrum an. Es besteht aus ziemlich unpersönlichen Betonbauten, mit etlichen Geschäften. Lebensmittel, Kleider, Bürobedarf, Schuhe, Elektrobedarf, Autowerkstatt usw. werden hier feilgeboten. Auch gibt es ein paar Bistros und Pizzerien.
    Aus Neugierde betreten wir "X Extra" mit seinem Coop. Wir finden es immer interessant, was so an Lebensmitteln in den verschiedenen Ländern angeboten wird. Ausser, dass die Auswahl an Patisserie viel bescheidener ausfällt als zum Beispiel in Schweden, ist das Sortiment ähnlich wie in Finnland und Schweden. Die Süssigkeit, von welcher ich auf YouTube gehört habe finde ich aber nur hier: "Bamse Mums" (Teddybär oder Bärendreck). Nervenfutter für die langen Fahrten.
    Heute gibts "Bamse Mums" als Stärkung für unseren Spaziergang . Durch ein Wohnquartier suchen wir den Weg hinunter zum Fluss Lakselva.
    Wir beobachten eine Möwe, die sich vom Wind tragen lässt! Wie ein Spiel mit den Gewalten der Natur.
    Jetzt machen wir uns zum Nachtessen bereit. Auf dem Campingplatz gibt es ein Wirtshaus. Lassen wir uns von der lokalen Küche überraschen. Es soll Rentierfleisch geben.
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  • Gün 25

    71° 10' 21 " Nördliche Breite Nordkapp

    20 Mayıs 2023, Norveç ⋅ 🌧 9 °C

    Stimmungsvolle Musik ertönt aus den Lautsprechern mit der bekanntesten Norwegischen Samisängerin Marie Boine, während wir unser Tête à Tête bei Kerzenschein, Rentiergeschnetzeltem, Kartoffelstock und Gemüse geniessen. Die Chefin hat persönlich für uns das gestrige Nachtessen gekocht und aufmerksam bewirtet.
    Nach dem Frühstück verräumen wir unsere "sieben Sachen" sicher, damit während der Weiterfahrt alles schön am Platz bleibt.
    Der Himmel ist bewölkt. Die Wetterprognosen nicht allzu stürmisch. Bald haben wir Lakselv hinter uns gelassen. Links ragen schroff die Ausläufer des Stabbursdalen Nationalparks empor, auf der rechten Seite strahlt in mystisches Grau und Blau gefärbt der Porsangerfjord. Die E6 läuft jetzt nicht mehr dem Ufer entlang, sondern etwas erhöht, sodass wir eine bessere Sicht auf den Fjord haben. Wir erreichen Russenes / Leaibevuotna / Leipovuono. Das Ortsschild ist auf Norwegisch, Samisch und Kvenisch, der Sprache der finnischen Minderheit beschriftet. Die kvenische Sprache ist eine ostseefinnische Sprache. Sie wird von den Nachkommen der finnischen Einwanderer in Nord-Norwegen gesprochen, etwa 10'000 Menschen.
    Wir sind noch früh unterwegs. Deshalb entscheiden wir uns für die Weiterfahrt direkt ans Nordkap, anstelle einer Übernachtung auf dem Camping in Russenes. Das Wetter scheint sich einigermassen von der ruhigeren Seite zu zeigen. Schon bald durchqueren wir den 3 Km langen Skarvberg-Tunnel. Der Tunnel ist ziemlich eng und kaum beleuchtet. Peter fährt unseren Giotti in der Mitte der Fahrbahn, wegen der Höhe unseres Gefährtes. Der Tunnel führt quer durch den Fels unter dem Gurrajohkafluss hindurch. Nach 7 Kilometern folgt der 500 Meter lange Sortvig-Tunnel. Als Krönchen folgt nun der Nordkaptunnel. Er ist der nördlichste Unterseetunnel der Welt und der drittlängste Unterseetunnel in Europa. Seit 1999 verbindet er die Insel Magerøya (Nordkapinsel) mit dem Festland. Der Tunnel ist 6,8 km lang und verläuft bis 212 m unter dem Meeresspiegel. Diese 3 Tunnel sind alle Mautfrei. In Honningsvåg, das "nördlichste Fischerdorf Europas" füllen wir unseren Dieseltank. Irgendwie ist hier in der Gegend so ziemlich alles "das Nördlichste", was uns mit der Zeit etwas abstumpft.... Der Hafen in Honningsvåg ist einer der bedeutensten in Nordnorwegen, da hier viele Kreuzfahrtschiffe anlegen. Die Kreuzfahrtschiff- Passagiere werden von hier aus mit Bussen ans Nordkap weiter befördert.
    Schon bald nach Honningsvåg erreichen wir unser Ziel, das Nordkap! Auf dieser Reise haben wir bis hierhin 4'040 Kilometer mit Giotti zurück gelegt.
    Zuerst müssen wir Eintritt bezahlen. Damit erkaufen wir uns das Recht, auf dem Nordkapgelände zu verweilen. Die Sehenswürdigkeiten sind zum Teil durch einen unterirdischen Gang zu erreichen. Aber vorerst stossen wir mit Prosecco auf das erreichte Ziel an! Wir lassen uns von Österreichern vor der stählernen Weltkugel auf dem Plateau fotografieren. Im Gegenzug halten wir sie auf ihrer Handykamera fest.
    Ein Ort mit vielen Geschichten. Historische Ereignisse und kriegerischen Dramen. Alles in einer Ausstellung mit Bildern erzählt.
    Im Kino schauen wir auf einer 180°-Panorama-Leinwand einen sehenswerten Kurzfilm über das Nordkap an.
    In der Cafeteria schalten wir eine kleine Pause ein, um gestärkt anschliessend einen kurzen Spaziergang den Klippen entlang zu machen. Der Wind wird immer garstiger...Regen zieht auf. Zeit um zurück in unser gemütliches Hüttli zurück zu kehren. Die Nacht wollen wir hier verbringen. Obs stürmt oder regnet, egal.
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  • Gün 26

    Die Nacht die eigentlich gar keine ist!

    21 Mayıs 2023, Norveç ⋅ ☁️ 12 °C

    Seit dem 11. Mai 2023 gibt es am Nordkap eigentlich gar keine Nacht mehr bis zum 31. Juli 2023. Als Mitternachtssonne wird die Sonne bezeichnet, wenn sie in Gebieten nördlich des nördlichen und südlich des südlichen Polarkreises im jeweiligen Sommer auch zum Zeitpunkt des tiefsten Punkts ihrer täglichen Bahn am Himmel noch oberhalb des Horizonts sichtbar ist! Sofern sie nicht durch Wolken versteckt wird, wie vergangene Nacht. Doch hell bleibt es trotzdem. Wir müssen unser Hüttli ziemlich verdunkeln, damit wir schlaftrunken werden! Wenn das nicht genügt kann ich noch die Schlafmaske mit feinen Lavendelblüten über die Augen legen. Dieses sehr nützliche Gadget habe ich in guter Vorausschau von unserem Sohn und seiner Verlobten zum Geburtstag erhalten.
    Ausser uns, zählen wir noch sieben weitere Wohnmobile, welche die Nacht hier in Wind und Regen verbringen. Zum Glück hat Peter unseren Giotti in den Windschatten gestellt. Uns rüttelt es nicht durch und wir schlafen sehr gut.
    Nach dem ausgiebigen Frühstück, werfen wir noch Postkarten in den Briefkasten beim Nordkapcenter, damit diese mit dem einmaligen Poststempel vom Nordkap versehen werden.
    Der feine Sprühregen, die Windböen und der Nebel welcher die Sicht auf die Klippen beinahe verunmöglicht, begleitet uns bei der Weiterfahrt. Als heutiges Tagesziel steuern wir Alta an. Dieses liegt 236 Kilometer weit entfernt in Richtung Süd-Westen. Von Olderfjord bis zum Nordkap gibt es nur eine Strasse. Demzufolge fahren wir diese Strecke heute in entgegengesetzter Richtung. Die Landschaft ist so schön und beeindruckend, dass wir abermals entzückt und beeindruckt sind. Der Gegenverkehr hat deutlich zugenommen, im Vergleich zu gestern. Hoffentlich kommt die Sonne noch etwas zum Vorschein für all diese "Abenteurer". Wäre ja schade, wenn das Nordkap seine schroffen und steilen Klippen nicht zeigen würde.
    Immer wieder kommen wir an kleinen Siedlungen und Fischerhäfen vorbei. Mal sind die Häfen recht gross, wie in Honningsvåg wo auch Kreuzfahrtschiffe anlegen, auf der berühmten Hurtigroute, dann sind es wieder kleine. Aber alle wirken im arktischen Licht sehr eindrücklich und zeugen von hartem Leben in diesen unwirtlichen Breitengraden.
    Bei der Abzweigung in Olderfjord folgen wir der E6 weiter nach Alta. Die Landschaft verändert sich völlig. Wildrauschende Bäche, Berge im Hintergrund, die ich Stracciatella-Berge nenne, weil sie mich an Stracciatella-Eiscake erinnern, und viele Ferienhütten. Wir befinden uns im Skaidi Skiresort, das mit zig Kilometern an präparierten Loipen und Hunderten von Kilometern an Schneemobilpfaden aufwartet. Der Schnee schmilzt jedoch allmählich, was den Pisten nicht gerade zuträglich ist. So gibt es nur noch einzelne Hartgesottene, welche ihre Schneemobile und Langlaufschier nicht verstaut haben.
    Durch die überwiegend baumlose Gegend fliessen der Skaidielva und der Repparfjordelva. Letzterer gehört zu den lachsreichsten Flüssen Norwegens.
    In Alta direkt im Hafen mit uneingeschränktem Blick auf den Altafjorden werden wir die heutige Nacht verbringen. Alta mit ihren 12'000 Einwohnern besteht aus mehreren Teilen, die sich der E6 entlangziehen. In der Nähe von Alta wurden die ältesten Besiedlungsspuren Norwegens gefunden: Schon vor 10'000 Jahren haben hier Menschen der Komsa-Kultur gelebt. In der letzten Zeit hat man auch Felszeichnungen entdeckt, die zwischen 2000 und 6000 Jahre alt sein sollen.
    Die Sonne scheint uns direkt in die warme "Stube"....und lässt die Nacht zum Tag werden.
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  • Gün 27

    Schweinswal zum Frühstück

    22 Mayıs 2023, Norveç ⋅ ☀️ 12 °C

    Der Nachthimmel gegen Mitternacht zeigt sich von der dramatischen Seite. Die Wolken verziehen sich langsam und machen den Sonnenstrahlen etwas Platz. Es reut mich beinahe, das Fenster zu verdunkeln. Die Aussicht auf den Altafjord ist so schön!
    Umso mehr geniesse ich bereits vor dem Frühstück eine Tasse heissen Kaffee vor unserem Giotti und atme die frische und salzige Meeresluft tief ein. Mein Blick wandert über die spiegelglatte Wasseroberfläche. Möwengekreische von jungen Dreizehenmöwen erfüllen die Luft. Sie schreien nach Futter. Ein paar aufgeregte Fische springen hoch...die Möwen lauern über ihnen. Aber auch vom Wasser her scheint Gefahr zu drohen. Eine kleine, dunkle, dreieckige Rückenflosse ist zu erkennen. Dann ein kurzes "uschsch", welches durch das Ausatmen ertönt und Wassergeplätscher. Ein dunkler Körper zeigt sich für kurze Zeit über der Meeresoberfläche, bis er wieder im kalten Nass verschwindet. Ein paar Meter weiter vorne, beginnt das selbe Schauspiel. Mit dem Feldstecher erkennt Peter einen, nein zwei oder gleich drei Schweinswale, welche auf der Jagd nach ihrem Frühstück unterwegs sind. Bei diesem fantastischen "Hafenkino" nehmen wir unseren Porridge sitzend auf einem mit warmen Kissen belegten Mäuerchen direkt vor unserem Hüttli ein. Später erkundige ich mich bei einem Fischer, ob es denn hier Schweinswale gibt. Er strahlt mich an und erzählt stolz, dass ungefähr 60 dieser Delfinähnlichen Wale im Fjord leben.
    Erst auf der Weiterfahrt wird uns so richtig bewusst wie riesig der Altafjord ist und was für ein Glück wir hatten, diese Wale beobachten zu können.
    Eine wunderschöne Küstenstrecke offenbart sich uns. Rechterhand immer tiefblaues Wasser und im Vordergrund die mit Schnee bedeckten Lyngsalpen.
    Zwischendurch führt uns die Fahrt an Fischzuchten oder wie es etwas gehobener tönt an Aquakulturen vorbei. In den kalten, klaren Salzgewässern der norwegischen Fjorde finden sich perfekte Bedingungen für die Aquakultur. Die Anfänge der norwegischen Fischzucht liegen in den 1970er -Jahren. Norwegischer Lachs war der erste Fisch, der in schwimmenden Gehegen vor der Küste aufgezogen wurde. Heute nutzt Norwegen jahrzehntelange Erfahrung in der Tierhaltungsforschung, Meeresbiologie und modernste Technik, um Lebensmittelsicherheit zu garantieren und die Branche zukunftssicher zu machen. Durch strenge Regeln wird sichergestellt, dass sich die Aquakultur weiterentwickeln kann, ohne dass dies zulasten der umliegenden Ökosysteme geschieht. Die Aquakultur ist in Norwegen ein wichtiger Wirtschaftszweig und das Land ist der grösste Produzent für Atlantischen Lachs weltweit. Sicher werden wir uns in Zukunft an dieses schöne Land zurückerinnern, wenn wir in der Schweiz Atlantischen Lachs im Grossverteiler einkaufen.
    Norwegens Küste erstreckt sich über 2'532 Kilometer. Eine nicht enden wollende Küste, die von einer unbeschreiblichen Vielfalt gekennzeichnet ist. Allerdings vergrössert sich die Länge der Küste auf etwa 29'000 Kilometer, wenn bei ihrer Berechnung der Umfang aller Fjorde und Buchten Berücksichtigung findet.
    Diese Nacht werden wir am Ufer des Straumfjordbotn frei stehen. Bei einer sämigen Blumenkohlsuppe, Wein und Brot lassen wir den heutigen Tag in Ruhe ausklingen.
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  • Gün 28

    Die Nacht im Windkanal

    23 Mayıs 2023, Norveç ⋅ 🌧 6 °C

    Tobender Wind hat uns diese Nacht um unseren Schlaf gebracht. Ziemlich gerädert machen wir uns relativ früh auf die Socken. Es gilt die 10.05 Uhr Fähre von Olderdalen nach Lyngseide zu erwischen. Ein paar wenige Fahrzeuge warten bereits beim Abfahrtssteg. Der Café Americano wurde mit ziemlich viel heissem Wasser verdünnt. Aber er tut sein Nötiges und lässt die Spuren der schlaflosen Nacht etwas vergessen, während wir ruhig über einen Seitenarm des Ullsfjorden geführt werden. Petrus hat inzwischen seine Schleusen geöffnet. Wie eindrucksvoll muss wohl diese Landschaft bei schönem Wetter sein! Eine zweite Fährenüberfahrt braucht es noch von Svensby nach Breivikeidet, um auf schnellstem Weg ins "Paris des Nordens" nach Tromsø zu gelangen.
    Wir freuen uns, wieder einmal etwas Stadtluft schnuppern zu können.
    Per Bus fahren wir die kurze Strecke bis zum Stortorget. Um so richtig in der Stadt anzukommen setzen wir uns vorerst ins Kaffebonna und geniessen diesmal einen sehr starken Macchiato. Wieder sind wir in die Falle getappt: In Skandinavien muss man explizit einen Latte Macchiato bestellen. Ansonsten erhält man einen Espresso mit wenig Milchschaum.
    Dazu ein sehr delikates luftiges Hefeteilchen genannt "Skoleboller" mit einem Klecks Himbeerkonfitüre zur Abrundung.
    Jetzt bin ich bereit für einen Besuch im Polarmuseum. Das Museum zeigt Ausstellungen über norwegische Polarexpeditionen und Fangtraditionen in den Polargebieten. Dazu zählen Sonderausstellungen über Eisbären und das Forschungstreiben von Fridtjof Nansen und Roald Amundsen. Die Eröffnung des Museums im Jahr 1978 fiel auf den 50. Jahrestag, an dem Roald Amundsen innerhalb einer Rettungsaktion zu seiner letzten Polarfahrt aufbrach. Von Tromsø aus begab sich der Polarforscher Richtung Spitzbergen, um nach Umberto Nobile und dem Luftschiff Italia zu suchen. Das Flugzeug mit Roald Amundsen und seiner Besatzung gilt seitdem als vermisst.
    Beeindruckt verlassen wir das Museum und erkunden das Hafengebiet. Riesige Fabrikschiffe haben angelegt. Diese Hochseefischereischiffe sind speziell ausgerüstet, um den Fang von Grossmengen an Fischen bereits auf hoher See endverbrauchergerecht zu verarbeiten (zerlegen/filetieren und ausnehmen, verpacken und tiefgefrieren). Ob da auch Fishfingers /Fischstäbchen übers Förderband laufen?
    Unser Nachtessen besteht heute aus Fisch, Kartoffeln und Gemüse. Das gute Restaurant haben wir über Google Maps ausgesucht.
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  • Gün 29

    Trolle und Ølhallen

    24 Mayıs 2023, Norveç ⋅ 🌬 6 °C

    Mutig mit Regenschirmen, gutem Schuhwerk und warmen Jacken ausgerüstet machen wir uns zu Fuss in die Stadt. Der stürmische Wind zerstört jede noch so akkurat zurecht gemachte Frisur. Zum Glück fällt gerade kein Regen. Die Sonne blinzelt scheu durch das schwarze Gewölk. Der gewählte Weg führt uns durch ein gepflegtes Einfamilienhausquartier. In der Ferne hebt sich die berühmte und architektonisch sehenswerte Eismeerkathedrale oder Ishavskatedralen von den anderen Bauten ab. Die Öffnungszeiten sind von 13.00 - 17.00 Uhr. Das haben wir nicht einberechnet. So sehen wir uns diesen aus Beton und Aluminium errichteten eisschollenartige Bau von aussen an. Am Ostgiebel gibt es ein 140 m2 grosses Fenster von Victor Sparre, welches aus farbigem Gussglas besteht.
    Über die 1,016 Km lange Tromsøbrua (Brücke) gelangen wir zum Verftsgata. Der Wohnungsmagel scheint auch Tromsø eingeholt zu haben. Als gäbe es kein morgen mehr, wird ein riesiges, modernes Wohnquartier aus dem Boden gestampft. Ein altes Werftgebäude wurde in ein nobles Wirtshaus umfunktioniert. Hier wärmen wir uns bei einem Latte Macchiato auf. Dieses stürmische und wechselhafte Wetter lädt zu Museumsbesuch oder Pédicure ein. Der Beautysalon ist bis Ende dieser Woche ausgebucht, das angestrebte Museum öffnet seine Tore Mitte Juni. Also schlendern wir etwas unmotiviert durch die Einkaufsstrassen Storgata und Grønnegata. In jedem zweiten Geschäft werden Norwegische Pullover, Handschuhe, Mützen, Rentierfelle, Tassen, Gläser, T'Shirts, Bücher,Trolle usw. feilgehalten. Das Preisniveau in recht gehobenem Rahmen.
    Die Norweger wissen nicht genau, wann und wo die Geschichte der Trolle begann. Sie sind aber Teil der mündlichen Überlieferung und tauchen schon seit dem Mittelalter in ersten schriftlichen Quellen und Sagen auf. Laut dem Film Trollhunter von 2010, sind Trolle Säugetiere. Sie können 1000 bis 12.000 Jahre alt werden. Bei der Geburt haben sie einen Kopf mit einem Auge. Doch später wachsen ihnen zwei weitere Köpfe, um andere Trolle abzuschrecken, obwohl viele immer noch ein Auge haben.
    Sie fressen Holzkohle und Beton.
    Sie streifen nur nachts umher.
    Wenn sie in Sonnenlicht geraten, verwandeln sie sich zu Stein oder explodieren (wenn sie alt sind).
    Sie können nur einmal im Leben Eltern werden.
    Die scheinbaren Strommasten, die wir manchmal in den Berggebieten Norwegens sehen, sind eigentlich elektrische Zäune, die die Trolle in ihrem Territorium halten sollen - sie werden nicht zur Stromversorgung verwendet....
    Nur mit Mühe können wir unsere Regenschirme vor uns her halten. Möglichst knapp unter der Bespannung umklammern wir das schützende "Dach". Zum Glück liegt der älteste Pub von Tromsø gleich um die Ecke. Es soll einer der ikonischsten Veranstaltungsorte in Tromsø sein. Es ist ein Ort, an dem sich die Stadtbewohner aller Altersstufen treffen und die besten Biere kosten, die von Mack gebraut wurden und wie könnte es anders sein: Die nördlichste Brauerei der Welt! In den Ølhallen gibt es seit 1928 Bier der Brauerei Mack im Ausschank. Zur Zeit serviert die Bierkneipe norwegisches Qualitätsbier aus 72 Zapfhähnen.
    Auf dem Nachhauseweg begegnen wir immer wieder Trollen, mit jeweils einem Augenpaar.... Diese stehen jeweils vor den Souvenirshops. Das liegt also nicht am Bier...
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  • Gün 30

    Regen, Schnee und starke Windböen

    25 Mayıs 2023, Norveç ⋅ ❄️ 3 °C

    Es braucht schon etwas Überwindung, bei so starkem Wind und peitschendem Regen aus dem warmen Hüttli zu steigen, um die Sanitäranlagen des Stellplatzes aufzusuchen.
    Über ganz Norwegen herrschen aussergewöhnlich garstige Wetterverhältnisse, erklärt mir die sehr freundliche Rezeptionistin. Wir entscheiden uns trotzdem für die Weiterfahrt auf die zweitgrösste Insel in Norwegen. Den Storsteinen mit seinem 421 Meter hohen Gipfel wie der Hausberg der Stadt Tromsø heisst haben wir wegen der unfreundlichen Witterung nicht besucht. Ein unvergesslicher Ausblick auf die grösste Stadt Nordnorwegens ziehe die Besucher in ihren Bann.
    Mit einem für meine Begriffe beinahe trockenen Dieseltank geht die Reise also weiter. Peter will nicht bei der erstbesten Tankstelle Kraftstoff auffüllen. Vielleicht ist ja die nächste Tankstelle etwas günstiger! Wie sich herausstellt liegt die nächste Zapfsäule 50 Kilometer weiter in der arktischen Pampa entfernt... der Diesel ist etwas günstiger und Peter strahlt!
    Die 1,2 Kilometer lange Gisundbrua (Brücke) führt uns von Finnsnes auf dem Festland über den Gisund nach Silsand auf der Insel Senja. Die Insel befindet sich 350 Kilometer nördlich des Polarkreises. Ein Outdoor-Inselparadies in Norwegen. Für viele noch schöner als die Lofoten. Malerische Sandstrände neben atemberaubenden Fjorden und aussichtsreiche Berge liegen dem Besucher zu Füssen. Sofern Petrus den Wolken- und Nebelschleier etwas anhebt. Wir können nur erahnen, was für ein gewaltiges Naturschauspiel sich hinter dem momentanen Wettertreiben verbirgt.
    Bei einem sehr feinen Nachtessen mit Fisch aus dem anliegenden Fjord hebt sich unsere Stimmung merklich.
    Die Wetteraussichten für die kommenden Tage sind nicht unbedingt prickelnd, was uns aber nicht abhalten soll, neue Ecken in Norwegen zu entdecken.
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