• Jour 252–256

    Frankreichs Provinz

    1 juin, France ⋅ ☁️ 15 °C

    Meine Ziele an diesem Tag waren das Viadukt von Chaumont, im 19. Jahrhundert erbaut, dann Troyes, das vor bald 50 Jahren Start der schlösser der Loire-Reise mit Mutter war, und dann ein Zeltplatz in der Nähe von. Flughafen Charles de Gaulle, weil ich morgen früh sehr zeitig elia abholen will. Letzteres hat nicht geklappt. Zwar höre ich über mir in den grauen schweren Wolken, die mich dem ganzen Tag begleitet haben, das Geräusch der abfliegenden Maschinen, aber leider nicht im sicheren Zeltplatz. Als ich fort ankam, erklärte mir ein fleischiger und massiger Patron, dass die Schranken bis acht Uhr geüh geschlossen blieben, und er mir deswegen keinen Platz geben könnte. Nun war guter Rat teuer. Ich befand mich zwar ik der Provinz, aber doch dichter besiedelt als zuvor. Nach einem Ausflug auf einen Feldweg, der im völligen Matsch endete, beschloss ich einmal vernünftig zu sein und lieber rückwärts wieder rauszufahren als vorwärts irgendwo in einem wasserloch zu landen, aus dem mich nurmehr ein traktor würde ziehen können. Ein paar Kilometer weite röag zur linken ein Wäldchen, ich bog ab fand einen düsteren Parkplatz, auf dem ein weiterer Wagen mit Fahrer stand, keine Ahnung warum, aber auf alle Fälle nixjt beruhigend. Ich aß erdt einmal das Baguette auf, das ich der Reise gemäß in einer Boulangerie samt einer 'Cravatte' erstanden hatte, süßer zopf mit vanille und Schokolade Stückchen. Die Cravatte war im Laufe des Tages schon in meinem Magen verschwunden, das restliche Bagette auf diesem Platz mit einem Glas Wein. Während des Verzehrs ging ich , mit Anorak, kein anderes Kleidungsstück passt so zum Wetter dieses Tages, zu einer Karte, die am Eingang des Weges in den Wald aufgestellt wsr. Sie zeigte den Wald als Naherholungsgebiet mit winem weiteren Parkplatz weiter oben in der Nähe einer Kapelle. Da stehe ich jetzt. Die Bäume bewegen sich leicht im Wind, es ist frisch, fast kalt, hinter mir liegt hinter einer vermoosten Steinmeier ein anwesen, das restauriert wird, dahinter ein wunderschönes Park mit weiter Wiese, alten Mauerresten, einem düstern Turm mit Eigenmitter und eben jene Kapelle, jetzt, kurz vor neun Uhr natürlich verschlossen. Mal schauen wie die Nacht wird....

    Vorher Troyes in der Champagne. Nixhts erkannte ich wieder von damals. Ich hatte damals nur ein Bild gemacht. So war die Zeit . Ein Fachwerkhaus. Davon ist die Stadt geprägt, in allen Farben zwischen den braunen Stämmen, mal schräg, mal gerade, fast alles restauriert, beherbergend viele Restaurants für die Touristen
    Dazu drei Kathedralen, alle gotisch, nicht alle beendet,mit geschmückten Fenstergläsern, gotischen Bögen und Rosetten, Gewölben aus den verschiedenen Jahrhunderten alle kündend von dem einstmaligen Reichtum der Stadt, der durchaus geblieben ist. An der Mairie diesesmal eine von der Polizei bewachte Denonstration von in regenbogenfarbenen t shirts gekleideten Jugendlichen. Bilder der verschiedenen Tour de France-Etappen in der die Stadt umgebenden kanalisierten Seine. 1926,1960,1997, dann farbig die 2000er Zieleinfahrten, Startsituationen. Der Friseur kostete 10 Euro ich fand einen Moment, da ich sofort drankam, danach füllte sich der Laden mit den vier arabisch wirkenden Friseuren sofort wieder, so dass alle vier Wartestühle besetzt waren. Leider war ein Spiegel auch so angebracht, dass ich die Kopfrückseite bewundern konnte - und dadurch leider auch die weiter gewachsene Glatze im weissen Haar. Traurige Erkenntnis und Gegenentwurf zu der im Innern immer noch spürbaren Jugend.

    Abfahrten Troyes in ein stetiges Grau hinein und ein riesiges leeres Land manchmal mit Windradparks im Nebel. Ansonsten Felder über Felder, kleine Dörfer, die meisten verlassen wirkend, nur mehr mit einer Pizza a Exporteur, diese sogar manchmal in kleinen Containern abrufbar. Häuser aus grauen Steinen und dann wieder Felder, wie wir sie bei uns kaum kennen. Landflucht hier, das Nichts der Provinz, manchmal das Plakat eines Sommerfests, viele verschlossene Herrachaftshäuser. Das Geld wird woanders verdient. Wer hier wohl gewählt wird. Während der Fahrt höre ich JAHRESTAGE von Uwe Johnson, September 1967. Die Nachrichten, die damals schon schlimm waren. So viel hat dich nicht geändert, jeden Tag Tote aus dem Vietnamkrieg, Rudi Dutschke wird erwähnt, Prozesse gegen Nazis als Kriegsverbrecher und noch weiter zurück, fast genauso minutiös wiedergegeben die Zeit vom Februar 1932 in Jerichow/Mecklenburg. Alles ist inzwischen vergangen, längst Geschichte das Kind in dem Epos etwas älter als ich. Haben wir etwas gelernt? Ist etwas besser geworden? Ja, die Klospülung und das warme Wasser, wenn ich den Berichten folge.

    Es wird dunkel, ein Auto kam und fuhr wieder. Etwas unheimlich. Ich geh jetzt schlafen.
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  • Jour 251

    Ronchamps

    31 mai, France ⋅ ☁️ 16 °C

    Manchmal braucht es eine Zeit, bis man endlich das sieht, was man schon immer sehen wollte. Ich denke, es war in den 70er Jahren, dass ich le corbusiers Meisterwerk das erste mal sah und so begeistert war, dass es i mer auf meinem Plan stand. Aber mal waren es nur die Vogesen, mal nur besancon, mal nur Dijon, mal nur die loireschlösser, die den Ausflug in die südvogesen verhinderten. Diesesmal habe ich es mir einfach als Ziel währwnd des kurztrips nach Frankreich vorgenommen und diesesmal habe ich diese exzeptionelle Kirche, teilweise auch schon wieder restauriert, gesehen, ein würdiges weltkulturerbe, jeden Architekten zu empfehlen.
    Im Moment sitze ich der Saone, genauer gesagt auf einem Campingplatz in Scey sur Saone,, das Wasser rauscht von einem Wehr, das si groß ist wie das vom Lech in landsberg, die Sonne ist ein bisschen herausgekommen, der Platz ist nass vom Regen, ich sollte nicht am Wasser meinen Bus hinstellen, Tropfen dangereux, vor mir ist ein kleiner bouleplatz, wie es sich gehört für einen französischen Campingplatz, ein paar Meter weiter befindet sich eine Anlegestelle für flussboote. Scey sur Saone ist eines jener vielen französischen Dörfer, die einstmals hinter schmiedeeisernen Eingangstoren schöne Villen hatten, auch ein schönes Schulhaus mit lavendelfarbenen Läden oder eine Mairie mit Balkon auf die Straße und den Heldengedankplatz füe die französischen Krigstoten. Jetzt ist alles mehr und mehr verlassen, sind die Fensterläden geschlossen, das Dach eines Türmchens schwer beschädigt,ist die Hauptstraße verlassen, hat keine Läden mehr, es gibt kein Restaurant mehr, immerhin eine take away Pizzeria, von der ich eine Pizza mitgenommen habe und die steht jetzt vor mir, daneben ein Glas Rotwein und darüber die Abendsonne im Westen.
    Um ronchamps zu verstehen, war es gut, dass ich vorher durch das Elsass gefahren bin, durch wogende, dicht bewaldete Hügel, nur dünn besiedelt, da mal ein nachkaufen durch eine Wiese mit einem kleinen Wehr, dort plötzlich zwei braune Pferde auf einem Hügel in der Sonne über saftig grünen Wiesen. Ronchamps ist ein Hügel,von dem man weit über das Land blicken kann. Schon immer gab es dort Kapellen und Kirchen, wurden zerstört und wieder errichtet, brannten ab und wurden wieder gebaut. Nach dem Krieg beauftragten die Eigentümer den damals schon berühmten Le Corbusier und gaben ihm freie Hand. Er versprach einen kühnen Entwurf und verwirklichte ihn in gerade mal vier Jahren. Später in den 90ern baute ein weiterer großer a
    Architekt, Renzo Piano, das Kloster und die weiteren Räume dazu, fast gänzlich unter Wiesen in den Hang hinein. Ronchamps ist von innen weit und geheimnisvoll, mit einzigartigen Lichtspielen durch die teils bunten Fenster, die Seitenkapeĺlen, die den Lichtausgang im Dach haben und den Eingang, der ins Grün hinausweist. Der Inbegriff einer modernen Kirche. Von außen dominiert das Betondach, eien leichte Hügelwelle quasi, die von in den Mauern unsichtbaren Säulen getragen wird. Dadurch wirken die Wände leichter und scheint das Dach zu schweben. Viele weitere Details laden zum Verweilen und Staunen ein, auch die drei Glocken ohne Glockenturm und immer wieder der Ausblick in die grüne Natur.

    Ich höre dem Rauschen des Wassers der Saone zu, mag es. Stetig, ohne Unterlass, angenehm. Über mir zirpt ein Vogel. Ein Rentner hat Frankreich vom Atlantik bis hierher durchquert und zeltet neben mir, ein Stuttgarter hat ein Boot gemietet und ist die Saone bis hierher gefahren. Die Welt öffnet sich, wenn man unterwegs ist, entfaltet sich. Und langsam werden die Regenwolken weniger.
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  • Jour 251

    Regen

    31 mai, Allemagne ⋅ 🌧 10 °C

    Anders kann man den footprint nixht nennen. Regen auf den Wiesen, auf den Straßen, am der Windschutzscheibe, über dem See. Ich stehe auf der Fähre nach Konstanz, der Himmel ist grau, das Wasser etwas dunkelgrauer, das licht fehlt. Gestern war ich auf einem Zeltplatz und habe Marian, Caro ubd die Kinder getroffen. Zeltplatz, wiese, Pfützen, grüne Wiesen, Spielplatz. Ein wenig spazierengegangen, später mit marian noch in einem Aufenthaltsraum des Platzes gesessen und geredet. Nur wir saßen an dem holztisch, lampe darüber, sonst kein Gast. Schöner Moment. Die Fähre bewegt sich, da Santorin schaukelt leicht, die Tropfen platschen an die Scheiben, wie immer viele Erinnerungen, an Fähren, die ich benutzt habe, Übersetzungen, neues Land. Wie ist es dort aufzuwachen, welche Zufälle prägen einen, gestalten einen? Gleich treffe ich Michael, dann will ich weiter nach Westen fahren, mit vielen kreisenden Gedanken, wie ich mein Leben ausrichten könnte, dabei lebt es sich von alleine, geht weiter, tag für Tag. Bei DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM wurde Katharina Blum gefragt, wie denn die vielen Kilometer zusammen kämen auf ihrem Tachometer. Sie wäre eben herumgefahren, sagte sie. Und wusste gar nicht wieviel. Ich habe sie sofort verstanden damals. Das Reisen, das Fahren, den Gedanken nachhören, das Neue aufnehmen. Gleich kommt die Fähre an, immer noch Deutschland, grau im ständigen Regen.En savoir plus

  • Jour 224

    Kinotag in Linz

    4 mai, Autriche ⋅ ☁️ 10 °C

    Regen. Die Straßen nass, ideales Kinowetter. Vier Filme, zwei gute, zwei weniger gute. In GERLACH geht es um den letzten unabhängigen Bauern in der Niederlande, die wesentlich bürokratisierter sind als wir. Hier darf man nur anbauen, was vorgeschrieben ist und auch noch zu der Zeit, da es vorgeschrieben ist. Man wird beobachtet und muss Strafe zahlen, wenn ma es nicht tut. Gerlach, gebeugt von der becherew Krankheit, geht über seine Äcker und macht mit Hilfe der Brüder seinen Weg, verkauft auch nicjt, obwohl um ihn die Hallen der Großhändler wachsen und die Gemeinde die Steuereinnahmen will. ULTIMA THULE führt mit einem jungen Polen, der den Tod seines Vaters verarbeitet, auf den letzten Ort der shetland Inseln. Ich mag diese nordischen Landschaften. Dieses Nichts mehr. Nur Heide , Schafe, Felsen zum Meer hinab, völlige Einsamkeit, ein weißes Haus, 30 Einwohner. ARTHUR UND DIANA ist vielleicht die neue Art Filme zu machen. Schlechte handykamera verfolgt einen Familientrip mit Kleinkind Lupo über Frankreich nach Italien. Wunderschöne ferienbilder sind in den Pixeln fast unkenntlich. Sicher Absicht und Gegenbewegung zu den Massen an urlaubsbildern. Die Familie streitet und versöhnt sich, das Kind ist herzallerliebst, die Familie weitverbreitete. TIGRU THE AY OF THE TIGER war für rumänische Verhältnisse einfach eine Enttäuschung. Wieder einmal hat ein Filmemacher zwei Geschichten im Kopf und will sie unbedingt zusammenbringen. Kenne ich auch von mir und klappt seltenst. Hier auch nicht.
    Zwischendurch viel Planung für das Festival, Gedanken an Finanzierung und Zukunft. Das macht unruhig.
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  • Jour 222

    Linz,Lentos und Lichter am Nachthimmel

    2 mai, Autriche ⋅ 🌙 18 °C

    Ein letzter Frühlingstag vor dem angesagten Regen. Nach einem frugalen und dementsprechend teuren Mahl, für dessen Preis in Kambodscha Unterkunft, Essen und sämtliche Fahrtkosten eines Tages möglich wären, noch an der Donau spazierengegangen, begleitet von den Lichtern des rötlich beleuchteten Lentosmuseums, der violetten Frachtschiffform des Elektronikmuseums und den vielen Leuchten des Frühlingsfestes samt Riesenrad, Kettenkarussell und weiteren Fahrtgeschäften. Währenddessen fließt die Donau ungerührt dahin und läßt an die fernen Geschichten der beiden heute gesehenen Filme denken. FOREST über eine Familie mit drei Kindern, die imEinklang mit der Natur an der belorussischen Grenze leben will, aber immer wieder mit dem Flüchtligselend konfrontiert wird, und STEPNE über ein ukrainisches Dorf in der Nähe von Saporischja. Nur noch alte Leute leben hier und wenn sie sterben, vergehen die Geschichten der Jahre 1930 bis 1970. Ein Film, der viel mehr von diesem Land erzählt als jede Kriegsdokumemtation heute. Wie wenig wissen wir wirklich von den Menschen dort!En savoir plus

  • Jour 217–219

    Rückflug

    27 avril, Cambodge ⋅ ☀️ 38 °C

    Ich sitze im Flugzeug. Die Gedanken wandern noch zurück, vor allem zu den Jungs. Erst Elia umarmt und verabschiedet. Er war mit seinen Gedanken schon bei der Verabredung ein paar Stunden später. Inzwischen sitzt er schon neben ihr ich hoffe, es geht ihm gut dabei und er findet die richtigen Worte, Gedanken und natürlich auch Gesten. Ein letztes Mal kurz vorher im 'Tatie' gegessen und Stechen gespielt, wie mindestens einmal am Tag. Mit Lorin dann noch zur Aba-Bank gegangen, weil ich festgestellt hatte, dass ich aus dem Bankautomat in Sihanoukville eine falsche 100 Dollar Note bekommen habe. Unmöglich, aber geschehen. Ob ich das Geld zurückbekomme, naja, so ganz glaube ich nicht daran. Noch eine Sonnenbrille im Markt gekauft, unter hohem beige-gelben Dom, sowie ein Aufladekabel für das Handy, beides auf der Reise verloren, und dann nochmals zum Phnom Wat gegangen. An der gleichen Stelle gesessen, an dem wir zwei Wochen vorher bei HAPPY NEW YEAR gesessen waren. Es ändert sich immer der Blick und das Erleben. Es geht immer weiter und jeder wird etwas anderes sehen, der am nächsten Tag, zur nächsten Stunde kommt. Mit einem Tuktuk zum Apartmenthaus The Artist, Gepäck aufgeladen und zu Lorins neuer Unterkunft gefahren. Verabschiedet. Umarmt. Zwei Wochen waren wir wie selbstverständlich zusammen, ohne Streit, nur im gemeinsamen Erleben. So unvergesslich.
    Was bleiben wird, weiß ich nicht. Die Jungs ziehen weiter, ich kehre zurück. Dort ist viel zu tun, aber ich freue mich darauf. Unser Leben ist so anders, sicher überzogen im Reichtum, aber auch voller vieler Errungenschaften. Hier ist alles in Entwicklung. Jeder versucht irgendwie an Geld zu kommen, der Tuktukfahrer, der Händler mit dem Zuckerrohr oder der Wagenlenker mit den Matratzen, die Frau, die die Fleischspieße am Straßenrand brutzelt. Alles spielt sich an der Straße an. Es ist heiß, Staub und Abgase liegen in der Luft, Lärm. Man lebt in den Tag hinein, man ergreift den Tag und wenn er vergangen ist, ist er vergangen. Es gibt keine Versicherung. Wie ich es in Brasilien auch erlebt habe. Das sind jetzt 25 Jahre her. Es macht einen demütig und man schaut anders auf das völlig überzogene, weltfremde Deutschland. Ich kann nur Filme zur Verfügung stellen, immer wieder zum Anschauen und Sich-Einfühlen. Nicht viel. Aber auch nicht Nichts.
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  • Jour 217

    The Artist

    27 avril, Cambodge ⋅ ☀️ 30 °C

    The Artist, so heißt die Residenz, in der wir wohnen und in der ich gerade bei einem doppelten Espresso die letzten Stunden in Kambodschs verbringen, The Artist heißt ein Stummfilm, der zu den ausgewählten Bildern an den Wänden passt, Postern aus der Kolinialzeit oder ausgewählt künstlerischen Porträts in unserem Zimmer, The Artist kann auch Künstler sein, welcher ich vielleicht gerne wäre, was in meinem Falle aber eher mit 'nie erwachsen geworden oder Träumer' gleichzusetzen ist.
    Gestern abend jedenfalls kamen wir wieder in Phnom Penh an, fast zwei Wochen, nachdem wir von hier aufgebrochen waren. Die Stadt hatte nach einer langen Fahrt, auf der es sogar kurz mal ein paar Tropfen - die ersten hier - geregnet hatte, durch menschenleere, abgeerntete Felder abrupt angefangen. Sobald die ersten Behausungen sichtbar wurden, umgab uns ein unglaublicher, immer wieder stehender Verkehr, der sich fast ohne jede Regulierung bis zur Innenstadt wälzt, zur Hälfte bestehend aus Scootern, zur anderen aus Tuktuks und großen Karossen. Aus dem mit Air Conditon gekühlten Bus stiegen wir an einer Straßenecke aus, sofort umfangen von einer schwülen, lauten, dreckigen Hitze. Ein Tuktuk brachte uns zu dem ungewohnt geschmackvoll eingerichteten Zimmer mit Balkon, auf dem eine blaue Badewanne stand und wartete, das stand sie befüllte und hinter einem schilfvorhang badete. Aber es stellte sich bei dieser Hitze keien Lust dazu ein.
    Stattdessen trieb uns der Hunger hinaus und wir redeten über die teuren Inseln, die sich kein normal verdienender Kambodschaner leisten könnte. Sie wsren den Reichen und den Touristen vorbehalten, die sich eine willkommene Abwechslung, ein Stück Paradies leisten konnten. Wir gingen an Massagesaloons vorbei und bemerkten, dass sie hier viermal so billig waren. Nach dem äthiopischen Essen unter Karikaturen von Haile Selassi oder Bilder vom dort noch die Berge heunterstürzenden Nilzufluss standen wir wieder vor so einer gelb leuchtenden Massagetafel. Drei nicht gerade schöne Mädchen hatten uns hergewunken und wollten vor allem die Jungs überreden, die Massage zu nehmen, verständlicherweise. Wir fragten nach der Dauer, aber sie verstanden kein Wort englisch. Die Jungs meinten, ich sollte es ausprobieren, und so nickte ich der kleinen, hart wirkenden Frau zu. Vorher gab ich Elia noch das meiste meines Geldes, weil ich dem Ganzen nicht traute. Dann verschwand ich mit der Frau durch einen Vorhang im Inneren des Erdgeschosses. Sie öffnete eine klapprie Tür zu einem rosagestrichenen Holzverschlag, ausgefüllt mit einem Doppelbett, das zu kurz war, dass ich in ganzer Länge darauf passte. Es war bezogen mit einem blauen, beblümten Tuch. Was tun, fragte ich. Sie deutete auf t-shirt und Schuhe und Hose. So weit so gut, dachte ich, fühlte mich aber überhaupt nicht wohl, weil sie währenddessen telefonierte und ich schon irgendeinen hereinstürmen und meine Hose mit dem Handy nehmen sah, in dem immerhin einiges Wichtiges abgespeichert war, zwang mich aber dazu zu entspannen. Schließlich wollte ich eine Massage. Sie begann am Rücken irgendwie zu klopfen , das Handy klingelte erneut und ich hatte eine weitere Horrorvision, versuchte dennoch die Augen zu schließen. Die Fingernägel der Masseurin waren zu lang, so dass sich kein Wohlgefühl einstellte. Wieder klingelte das Handy und ich erstarrte weiter, zumal sie aufhörte zu massieren, als sie ein Bein ungekonnt geknetet hatte. Ich drehte mich um und sah sie fragend an, ob ich irgendwie mich drehen sollte oder so, schließlich war ich ja ein bisschen geübt von Thai Massagen in München. Da saß sie vor mir in ihrem roten Kleid und machte eine unmissverständliche Bewegung, was sie eigentlich beabsichtigte. Jetzt kapierte ich es. Wie blöd war ich eigentlich gewesen. Und das in meinem Alter! Die junge Frau wiederholte ihre eindeutigen Bewegungen. Ich sagte No. Sie bat mich weiter, als ob davon etwas abhinge. Erhoffte sie sich mehr Geld? Keine Ahnung. Ich erhob mich, während sie den Raum verließ, ich nochmal kurz Panik bekam, weil ich das Gefühl hatte, dass sie mich einsperren wollte. Dazu bemerkte ich, dass plötzlich eine Tür das Regal verschloss, in das ich meine Kleidung gelegt hatte. Zum Glück ließ sie sich aber öffnen und ich entschwand dem Massagesalon - ohne Massage.
    Ich war traurig. Mit neuem Blick sah ich plötzlich die Vielzahl der Massagesalons in der Straße. Das war also auch Phnom Penh. Natürlich. Ich war aus dem Paradies gefallen. Im Zimmer angekommen wuschen wir noch Wäsche und Lorin musste natürlich gleich meine ganze Blödheit veröffentlichen, naja, recht geschieht es mir.
    Es ist acht Uhr. Der Kaffee war gut. Ein letzter Tag hier beginnt.
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  • Jour 215–219

    Paradise lost

    25 avril, Cambodge ⋅ 🌙 31 °C

    Ruhe gibt es auch im Paradies nicht. Es muss immer etwas los sein. Musik oder Telefongespräche.
    Aber auch das ist am nächsten Morgen vergessen. Ein letztes Mal die Ebbe gesehen, ein letztes Mal im Meer sich treiben lassen, knapp über dem Sand, ein letztes Mal den aus Italien stammenden Barkeeper um einen Honey lemonTea, einen Fruchtsalat mit joghurt und später einen Kaffee gebeten, ein letztes Mal, dann schon wieder bei unbarmherzig Hitze, über den weißen weiten Strand der Sarazenenbucht geschlaüpt, bepackt mit Rucksack und Tasche. Schweistreibend im wahrsten Sinne des Wortes.
    Mit dem Speedboot umfahren wir diesesmal die Insel, kamen zum Hauptort,der schon wie ein Dorf wirkte, schon einen Schritt weiter in der touristischen Entwicklung war. Darauf wieder eine brausende Rückfahrt nach Sihanoukville, zurücklassend das kleine grüne Eiland mit seiner genauso bewaldeten etwas größeren Schwester.
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  • Jour 215

    Paradies 2

    25 avril ⋅ 🌙 31 °C

    Was wäre, wenn Eva nicht den Apfel vom Baum der Erkenntnis genommen hätte und wir immer noch im Paradies lebten? Wäre es dann so wir hier? Aufwachen in einlullender Wärme, sehen, dass Ebbe ist, weit hinausgehen für ein Bad, zurückgehen, die Muscheln im Wasser spüren, vielleicht ein bisschen jelly von winzigen Quallen oder anderer Materie, vor der Hitze flüchten, den Schatten suchen, soch müde fühlen,aufraffen zu ein paar Gedanken, andere hören. Französisch, englisch, immer natürlich mit wunderbarem Ausblick, das Meer, das Meer, das Meer, hellblau, türkis, blendend, gleißend ab 15 Uhr, gelb nach Sonnenuntergang, violett gegen 18.30 Uhr, während die ersten lichter der anderen Bars angehen. Drei haben wir ausprobiert, dazu Lazy Beach besucht, die aber nichts Neues gegenüber dem Ort hier brachte. Jetzt sind es nur noch ein paar Stunden, eine Übernachtung in drückender Schwüle trotz Ventilator. Ja, könnte man in diesem Paradies leben? Wir sind, glaube ich. alle nicht die Typen dafür. Es ist das Nichts. Es könnte das Alles sein, doch wir wollen an der Welt teilhaben, die Jungen sowieso und auch ich. Ein schöner Traum, ein kurzes Verweilen und natürlich das Mitnehmen von unglaublicher möglicher Schönheit auf dieser Erde. Straßen für die Zukunft wurden schon in den Wald geschlagen, scooter fahren auf dem Wasser, damit etwas los ist, nachher werden die wummernden Rhythmen wieder aus Richtung des Hostels ertönen. Der Weg hier ist vorgezeichnet aber ich werde den Blick heute abend nicht vergessen, weit weit weg von zuhause. Jeder Augenblick ist wunderschön. Verweile doch !En savoir plus

  • Jour 213

    Das Nichts, das Alles und der ganze Rest

    23 avril, Cambodge ⋅ ⛅ 30 °C

    Das Restaurant am Ende des Universums scheint ungefähr so weit weg zu sein wie diese Insel Koh Rong vom Leben bei uns daheim. Fast absurd der Gedanke, dass ich dort in fünf Tagen wieder sein werde. Bevor wir hier ankamen, mussten wir auschecken. Ich vergaß meine Turnschuhe und Elia brachte sie nach, vergaß meinen Hut im.Zug und Elia brachte ihn mir nach, und vergaß mein Handykabel, was Elia nicht nachbrachte. Ansonsten war der Reisetag irgendwie anstrengend, auch wenn wir uns nicht viel bewegten, jedoch viel bewegt wurden. Der Schaden von gestern wurde teuer beglichen und es half nur das Gefühl, dass ich daheim viel mehr bezahlt hätte. Zum Bahnhof führte ein Schotterweg und das war auch genug, denn in kambodscha gibt es auf einem einzigen Gleis nur einen Zug, das heißt in Wahrheit einen Triebwagen mit integriertem Personenabteil, der einmal.am Tag fährt,von Battambang über Phnom penh und nach Sihanoukville und dann wieder zurück. Mit Verspätung natürlich. Zuerst bis 12 Uhr. Dann bis 12.20 Uhr, dann 'in 20 Minuten', was irgendwie natürlich immer stimmte, je nachdem wann man darauf schaute. Er kam ungefähr gegen eins und fuhr bis 15 Uhr. In Siehanoukville ging alles dann ganz schnell die Suche nach einem Tuktukfahrer, das Lösen eines Tickets und das Erreichen eines Schnellboots. Und Schnellboot meinte Schnellboot. Der Bug ragte von den Motoren getrieben gen Himmel, und klatschte nur manchmal auf die Wellen, dann aber hart. Sonst schien er über die Wasserfläche erhaben und unbeeindruckt zu schießen. So erreichten wir die Sarazenenbucht von Koh Rong , das Nichts von der Welt mit ihren Autos und Dreck, Müll und Problemen, das Alles von seichtem hellblauen Wasser, weißem Sandstrand, sanfter Ruhe mit Hängematten, Liegestühlen, Liegeschaukeln und dahinspielenden Wellenböglein, die fast das einzige Geräusch machten. Mit unseren Rucksäcken wanderten wir die ganze Bucht zu unserem Domizil ab, einer Holzhütte neben dem Restaurant Dolphin bay, so gut wie ohne Internet bei der die Schöpfkellle mit Wasser besser funktionierte als die Dusche. Der ganze Rest fiel hier ab. Es gab ihn nicht. Er war weit weg, ließ sich endgültig nicht mehr korrigieren, lenken. Nur die lauten Geräusche und Stimmen aus den Handys der Einheimischen störten. Ihnen kann man nixht mehr entkommen.

    Ich blicke von einer Liege in den Himmel. Sterne sind zu sehen, ein Boot tuckert aus, die Küste ist von Lichtern gesäumt, mit wenigen Gästen, das Meer mit den Lichtern von Fischerbooten. Keine Autos. Dies sind immer die schönsten Orte auf dieser Erde. Aber natürlich mit Musik, sie schallte über das still daliegende Wasser. Es geht wohl nicht ohne, selbst zum Einschlafen höre ich das Ferne Wummern. Dabei ist doch der 24. April der Tag gegen den Lärm. Aber wer beachtet das schon außer ein paar Zeitungsartikel?

    Am nächsten Morgen hat sich das Meer wegen der Ebbe weit zurückgezogen. Ich lege mich weit draußen ins Wasser. Es ist für hiesige Verhältnisse fast frisch. Alle Touristen schlafen noch, nur die Arbeiter sind wach und die verschiedenen Tiere. Der Hahn hatte mich endgültig von einer schweißnassen Nacht erlöst. Die Uhrzeiten müssten eigentlich anders hier sein, dann würden sie den Zeitunterschied zu uns besser zeigen. Jetzt um sieben Uhr steht sie Sonne bereits hoch am Himmel und um sechs Uhr ungefähr geht sie bereits unter. Aber es ist, wie es ist, die Sonne legt sich für einen weiteren Tag über diese Insel.
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