Ruhrpottkind, das nie mutig war. Mit einer Erkrankung kam die Lust auf Abenteuer: Spontan 1300 km mit dem Flohmarktrad & Zelt bis nach Skagen. Inzwischen auch wandernd unterwegs. L(i)ebt Kaffee im Morgengrauen, Begegnungen & die Schönheit in Dingen. Read more Bochum, Deutschland
  • Startklar

    February 22, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 6 °C

    Dienstag. Arbeiten, Kindergeburtstag. Beides braucht seine Zeit. Während fünf Achtjährige um mich herumtoben (sie spielen ein Spiel namens Menschenfresser, in dem der ebenso betitelte Fänger aus irgendeinenm Grund einen Gehilfen mit Maschinenpistole hat), spiele ich Pferdememo mit der Fünfjährigen. Packen, Einreiseformulare, Buspläne, gibt es Supermärkte? Später...

    Ich denke, ich bin zu perfektionistisch für Spontan. Ich gebe nach und entscheide mich alle Unterkünfte durchzubuchen. Portugal will ein Einreiseformular von mir, Spanien (Zwischenstopp in Madrid) auch. Ich checke noch mal die CovPass-App. Impfung 2 von 2. Moment, wo ist die dritte hin? Eine kurze Recherche ergibt ein fehlerhaftes Impfzertifikat. Es ist 19.00 Uhr. Die Großstadt rettet mich. Ich rufe in einer Apotheke an, frage, ob sie es korrigieren. Normalerweise. Aber das System funktioniert heute nicht. Ich sehe mich in der spanischen Transitzone debattieren. Aber ich finde eine zweite Apotheke, die noch geöffnet hat und mir hilft. 19.43 Uhr: "Sie sind aber früh dran", der Apotheker neckt mich, prüft gründlicher als ein Notar. Wieviele Menschn mag es geben mit meinem ungewöhnlichen Namen, die am selben Tag geboren sind? Doch dann nickt er. Kurz darauf zeigt die App 3/3 an. Das beruhigt mich.

    20 Uhr. Schnelle Nudeln mit Pesto. Ich merke, dass ich vor Nervösität gar nicht essen kann.
    "Was wünscht du dir, wenn du zurück bist?"
    "Nudeln mit Pesto...."

    Packen (genau 7,5 Kilo) und Platz für Fotos auf dem Telefon schaffen. "Nur kurz noch..." dauert wieder bis 24 Uhr. Mail von der Fluggesellschaft. "Es wird voll, Sie können Ihr Handgepäck gratis aufgeben...." Einkuscheln. Atmen. Wird alles gut.
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  • Ein bißchen vorbereitet

    February 21, 2022 in Germany ⋅ 🌧 3 °C

    Montag. Auf zum großen blauen Sportladen. Ich kaufe hier selten, weil ich mich immer ärgere, dass Frauen generell pink oder lila tragen sollen. Heute akzeptiere ich klaglos alle Stereotypen und werfe einen Haufen potentiell sinnvolle Bekleidung in den Korb. Nach einer halben Stunde stehe ich mit einem Arm voller Kleidung auf dem Parkplatz. Engere Auswahl. Für finale Entscheidungen bin ich zu gestresst. Ich muss heute noch viel nervigen Erwachsenenkram erledigen und ein Geburtstagsgeschenk für einen Achtjährigen organisieren. Ich arbeite meinen Plan ab und schaffe es mit Verspätung zu einer Freundin. Wir laufen im Dunklen zwei Stunden durch die Felder. Entschleunigung tut gut.

    Trotzdem ist es irritierend, dass ich noch nichts geplant habe. Aber das halte ich auch nicht lange aus... Ich schaue noch nach Schlafplätzen. An jedem meiner Tagesziele könnte ich günstig im Etagenbett im Schlafsaal schlafen. Mit Blick auf Corona buche ich mir ein günstiges Einzelzimmer für die erste Nacht.

    Und der Flug geht vor dem Aufstehen. Kann das die Bahn? Aufgrund der Sturmwarnung für Dienstag Nacht, entscheide ich mich für ein Taxi zu Flughafen. Um 5 Uhr morgens mag ich keine Experimente. Dann falle ich ins Bett. Ich fliege also nach Portugal.
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  • Spontan wie nie

    February 20, 2022 in Germany ⋅ 🌧 8 °C

    Ich wache auf und weiß: Ich fliege nach Portugal. Ich laufe den Fischerweg. Naja, einen Teil davon. Ich bekomme 4 Tage voll Sonne, Wind und Meer.

    Ich puzzle lange an der An- und Abreise. Ich weiß nicht, ob es an der Jahreszeit liegt, doch es ist gar nicht so leicht, an mein Ziel zu kommen. Aber möglich. Ich denke noch drei, vier Kaffee lang nach, aber dann buche ich Flüge, fülle Corona-Einreiseformulare für Spanien und Portugal aus. Überhaupt: Corona, meine unbekannte Variable für diesen Trip.

    Ich kläre wichtige Fragen rund um Geld und Gewicht. Zelt und Kocher? Zelt ohne Kocher? Unterkunft und Kocher? Abendliche Temperaturen von 8 Grad und Gesetze norden mich schnell ein. Aber: Möglichst wenig oder möglichst warm und komfortabel? Ich öffne meine grammgenaue Packliste und lösche die allermeisten Dinge, die ich auf einer viertägigen Wanderung mit gebuchten Übernachtungen wohl eher nicht brauche. Dabei wird ein kleiner Gedanke in meinem Kopf immer lauter: 2021 fiel die geplante 2 wöchige Wanderung wegen dem Flut-Leben-Corona-Chaos zwar aus, gepackt war aber alles. Doch "Ich habe alles" bröckelt langsam als ich mich erinnere, dass ich seit Mitte 2021 wegen Medikamenten einiges zugenommen habe. Aus "Ich habe" wird "Ich brauche ALLES".
    Ich überschlage wieviel Zeit ich für "Alles" noch habe und grinse still vor mich hin.
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  • Day 12

    Quer durchs Land

    August 7, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 17 °C

    4 Uhr ist das neue Morgen. Um 5 schleiche ich in die Küche und koche Kaffee. Möglichst leise packe ich das nasse, schlammige Zelt ein. Eigentlich warte ich mit dem Abbau immer bis es etwas lauter auf dem Platz ist. Aber heute will ich früh los. Um 6:45 Uhr verlasse den Platz.

    Es geht weiter an der Flensburger Förde lang. Erst ein Stück Landstraße, dann durch den Wald. Hier war ich schon am ersten Tag meiner Reise. Ich erinnere mich an eine grandiose Abfahrt, die ich das Rad jetzt hochschiebe - zu rutschig ist der sandige, aufgeweichte Untergrund. Ich erinnere mich auch an eine fiese Steigung, die ich jetzt vorsichtig in die andere Richtung runterrutsche. Jetzt bin ich definitiv wach.

    Statt zurück Richtung Padborg geht es heute nach Flensburg. Ein letzter Blick auf das Wasser, dann an dem kleinen roten Grenzhäuschen vorbei. Der Zöllner prostet mir mit seinem Kaffee zu.

    Es geht wieder bergauf, aber dafür wartet eine tolle Abfahrt auf mich. Ich rausche durch Flensburg. Erst am Busbahnhof bremst mich eine rote Ampel.

    Ich bekomme den Zug um 8.15 Uhr nach Hamburg. Vorher ist Zeit für einen Kaffee. Im Zug wickel ich mich in den Schlafsack und schmiede Pläne was ich gerne essen möchte. Etwa acht bis zehn Stunden Regionalverkehr warten auf mich. Die Umstiege sind schon knapp. Dafür bin ich viel früher zuhause als wenn ich den für morgen abend gebuchten IC nehme. Da wäre ich erst nachts um 2 angekommen.

    Es ist unheimlich voll. Super, dass es im Norden so riesige Fahrradabteile gibt. Ich schaffe alle drei Umstiege, aber nur, weil ich das Rad die Treppen runtertrage und die Rolltreppe nutze. Mit dem Aufzug keine Chance.

    Ca. 850 Kilometer habe ich zuhause auf dem Tacho. Ich habe es wieder nicht geschafft mit heilen Beinen nach Hause zu kommen. Ich werde wohl in nicht so scharfkantige Pedalen investieren. Und in einen anderen Lenker. Meine Hände sind zwar noch taub und die kleinen Finger kann ich nicht Strecken, aber es war zum Schluss nicht mehr so schlimm wie am dritten vierten Tag, als ich dachte deswegen abbrechen zu müssen. Der Rest der Ausrüstung hat sich bewährt. Ich hatte nichts überflüssiges mit, außer dem Reparaturzeug war alles in Verwendung. Nur die Spiegelreflex bleibt das nächste Mal daheum. Ich denke zudem darüber nach, künftig den dicken Schlafsack mitzunehmen. Dann brauche ich eine andere Taschenlösung.

    Mir hat der Ostseeradweg in Dänemark super gut gefallen. Die Beschilderung war fast immer eindeutig, aber eine Karte (bikeline) lohnt sich. Hauptsächlich ging es über gut ausgebaute Radwege, die Strecke ist abwechslungsreich. Wasser war immer in der Nähe. Das Campingplatz-Netzwerk ist super, wenn auch teurer als an der Westküste. Ich habe mittags zur Sicherheit reserviert, wenn es nur einen Campingplatz am Ziel gab. Außer auf Æro war es aber nie notwendig. Es gibt aber überall auch Shelter und Naturplätze. Die generelle Infrastruktur ist super.

    Im Vergleich mit dem dänischen Nordseeküstenradweg ist es jedoch sehr viel voller. Es sind viele Bikepacker unterwegs (Sommerferien). Die fahren aber alle die von Bikeline vorgeschlagene Richtung. Rückwärtsfahren geht aber definitiv. Trotzdem ist es super idyllisch und nicht überlaufen.

    Ich freue mich jetzt am meisten auf ein frisches, weiches richtiges Handtuch und darauf meine nassen (und unangenehm riechenden) Schuhe auszuziehen. Bevor ich dann mit tollem Essen auf das Sofa falle, muss ich mich aber leider noch um die nassen Sachen kümmern. Morgen ist dann Zelt- und Radwaschtag.

    Mein nächstes Projekt ist noch offen. Die Ostsee hat mir viel besser gefallen als gedacht. Vielleicht geht es in Richtung Polen. Aber Reiseplanung ist ja immer schon ein Teil des Abenteuers.

    Schön, dass ihr mich auf meiner Tour begleitet habt. Und, dass ihr die Autokorrektur ertragen habt. ;)

    Und falls du noch zögerst: einfach machen!
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  • Day 11

    Heimwärts

    August 6, 2021 in Denmark ⋅ ⛅ 19 °C

    Um 4 Uhr bin ich hellwach. Ich ziehe an den Strand. Das Wasser ist mir noch zu dunkel und unheimlich zum Schwimmen. Kaffee und beobachten, wie die Welt langsam heller wird. Ich gehe schwimmen und frühstücke direkt am Strand.

    Um halb 9 bin ich reisefertig. Bestimmt hätte ich die frühe Fähre auch geschafft, aber ich bin kein großer Fan von Stress am Morgen. Ich vertrödle die Zeit im Hafen. Rein zufällig lande ich beim Bäcker... ;) Ich bin unruhig, ich will auf den Radweg.

    An der Fähre (die fährt übrigens rein elektrisch) treffe ich einen Bikepacker aus Kopenhagen. Er will die Westküste hochfahren. Seine erste Tour. Wie ich damals. Ich warne ihn vor den Sandlöchern auf den Radwegen. Die Østerrøute ist mit den super Radwegen kein Vergleich dazu.

    Heute geht es über Sonderborg und Rinkæs in Richtung Grenze, immer im Hinterland. Aber ich lasse mich überraschen.

    Ich muss mich ein wenig beeilen. Es ist viertel vor eins als ich in Fynshavn loskomme. Knapp 60 Kilometer liegen vor mir. Aber die Wege sind gut. Ich habe eine tollen Ausblick auf das Wasser. Das erste Mal schwitze ich wirklich. Vielleicht, weil es so warm ist. Vielleicht, weil ich mich so beeile.

    Nach 30 km erreiche ich Sonderborg. Ich finde ein kleines Café und gehe am Stadtstrand schwimmen. Brombeeren pflücken. Dann geht es rauf nach Dybbøl. Hier wurde 1864 die Grenze umkämpft. Deutschland gewann, später ging der Teil zurück an Dänemark.

    Herrliche Abfahrten. Ich komme schnell voran. Leider verpasse ich den letzten Supermarkt vor dem Campingplatz. Das heisst nach dem Zeltaufbauen eine Extrarunde für mich ins nächste Dorf.

    Die Gegend hier mag ich nicht so sehr. Es ist mir alles zu voll und zu laut. Im Supermarkt will ich nur schnell wieder raus. Draußen zucken die Blitze über den Himmel. Ich schätze, dass ich die vier Kilometer bis zum Campingplatz trocken und vor dem Gewitter erreiche. Ich verschätze mich. Obwohl ich mit knapp 40 km/h über die Landstraße hetze, holt mich das Wetter ein. Innerhalb von Sekunden bin ich klatschnass. Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Der Regen schlägt wie Hagel in mein Gesicht.

    Ich warte das Gewitter bei einem Bier an der Rezeption ab. Dann dusche ich ewig, bis mir wieder warm ist. In der Küche koche ich heimlich (sie ist wegen Corona gesperrt). Eigentlich möchte ich Pfannkuchen mit Feta und Gemüse machen. Aber das Messer liegt im Zelt und draußen schüttet es. Ich mache also Blaubeer-Pfannkuchen. Das Gemüse gibt es morgen im Zug.

    Ich esse im Zelt. Der Regen strömt noch immer. Aber es wäre ja auch kein richtiges Camping, wenn Zuhause nicht alles klatsch nass und schlammig wäre. :)
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  • Day 10

    Echte-Insel-Tag

    August 5, 2021 in Denmark ⋅ ⛅ 19 °C

    Æro ist nur mit dem Boot erreichbar. Deswegen sagen die Bewohner auch "echte" Insel. Erreichbar oder besser gesagt verlassbar ist sie nur, wenn man eine Kreditkarte (mit) hat oder so jemanden im Backoffice sitzen hat. In meinem Fall ist es Anne. Danke, Anne!
    Ich bin mir sicher, dass ich es auch ohne Ticket zurück aufs Festland gepackt hätte. Aber irgendwie habe ich Angst davor, dass der schimpfende Fährmann Dienst hat. Jedenfalls soll es ab morgen regnen und darum buchen wir das Ticket für Freitag.

    Aber noch mal von vorne:
    Ich wache mitten in der Nacht auf. Weil ich fast alles gewaschen habe, habe ich keine zweite Schicht an und friere ein wenig. Abends hatte ich die schlaue Idee eine Flasche mit warmen Wasser zu füllen und sie in den Schlafsack zu legen. (Die Idee war so lange gut, bis ich mich im Schlaf draufgelegt habe und die dünne Wasserflasche ausgelaufen ist.) Trotz Ohrstöpseln höre ich ein Schnarchkonzert auf dem engen Campingplatz. Da ich eh aufs Klo muss, stehe ich auf. Leise packe ich den Kaffee, den Brenner und den Schlafsack ein und gehe die paar Meter zum Meer. Die nächsten Stunde beobachte ich wie sich die Farben vom Himmel und Meer verändern. Das Wasser ist vergleichsweise warm und ich schwimme eine ganze Weile. Danach bin ich eiskalt und froh über die Idee, den Schlafsack mitgenommen zu haben.
    Ich trinke den besten Kaffee der ganzen Tour.

    Nach und nach kommen Menschen an den Strand. Ich döse vor mich hin, bewundere das Farbspektrum des Meeres. Irgendwann wird mir kalt und ich gehe frühstücken. Dann setzt der Regen ein.

    Bis 12 Uhr döse ich im Zelt und wäge das Tagesprogramm ab. Marstal im Süden der Insel reizt mich nicht. Jedenfalls nicht genug für eine 60-Kilometer-Tour. Ærøskøbing ist wirklich schön, aber dort war ich gestern schon so lange. Als es dann endlich aufhört zu regnen, fahre ich raus zum Leuchtturm und zurück über den Supermarkt. Zufälligerweise komme ich an einer Bäckerei vorbei. Ich suche mir einen ruhigen Strand und warte darauf dass die Sonne rauskommt. Das tut sie bald. Es wird richtig warm und ich genieße mein Picknick am Wasser.

    Auf dem Weg zurück gönne ich mir ein lokales Bier. Das Restaurant im Hafen ist voll. Ich wähle eine kleine Kneipe. Eckkneipen sind überall auf der Welt gleich. Die selben Gestalten am Tresen, die selben Rollen. Hier wird übrigens noch Indoor geraucht.

    Den letzten Abend auf den Inseln beschließe ich- ihr kennt mich - mit Nudeln. Ich überlege kurz in der gut ausgestatteten Küche zu kochen, aber es ist mir zu voll dort. Also packe ich den Brenner ein und erhitze meine Nudeln am Meer. Es ist richtig warm in der Sonne und ich sehe einem Fischer zu, der seine Reusen repariert. Aber irgendwie hatte ich heute zu viel Sonne und zu wenig Schlaf, darum geht es bald zurück zum Zelt.

    Morgen ist vielleicht die letzte Etappe. Es sind noch rund 80 Kilometer bis Flensburg. Aber ich glaube eher nicht, dass ich heute soweit komme. Die Fähre spuckt mich erst um halb eins am Festland aus.
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  • Day 9

    Auf nach Æro

    August 4, 2021 in Denmark ⋅ ☀️ 17 °C

    Heute geht es quer über Langeland nach Rudkøbing. Der Radweg schlängelt sich entlang der Autobahn, später läuft er parallel, dort wo die Brücke über den Siø Sund geht. Ich habe mit Wind gerechnet aber heute ist er gnädig mit mir.

    Es geht am Lunkebugten vorbei hoch zum Thorø Sund. In Troense kaufe ich Kirschen an der Straße und rede lange mit einer Dänin, die in diesem tollen Ort wohnen darf. Rein nach Svendborg. Das kenne ich ja schon von der Hinfahrt.

    Der Plan ist einen guten Kaffee mitzunehmen und dann ein wenig zu bummeln. Eine Erinnerung an die Reise finden, ein Geschenk für Sarah. Doch der kleine Sicherheitsfanatiker in mir möchte erst das Ticket für die Fähre nach Æro kaufen.

    Das geht nur online und nur mit Kreditkarte. Ich rufe die Hotline an und mir wird geraten, es ohne Ticket zu versuchen. Guter Lösungsansatz. Ich entscheide mich es auf der nächsten Fähre zu versucht und sonst über Zuhause ein Ticket für die 3-Uhr-Fähre zubuchen.

    "You are so fucking lucky" brüllt mich der Fährmann an. Der Rest kommt auf dänisch, aber ich verstehe so viel, dass ich mit darf. Ich sitze am Deck in der Sonne und esse die Kirschen.

    Ærøskobing. Ein herrlicher kleiner Ort mit ein paar Lädchen und Cafés. Ich bekomme endlich meinen Kaffee und schlendere durch die Gassen. Ich sehe mir eine Ausstellung an und beschließe dann noch etwas zu essen, weil das Lokal so schön ist. Es gibt ein very, very vegetar Sandwich und ein lokales Bier. Noch ein Teilchen vom Bäcker und auf an den Strand.

    Fast 20 Kilometer noch bis zum Campingplatz, die ich ehrlich gesagt unterschätzt habe. In meinem Kopf waren es nur zehn. Es ist ziemlich warm und geht wieder einmal auf und ab. Bergauf drehen die Reifen auf dem Schotter durch. Ich merke das Bier von meinem späten Mittagessen.

    Einkaufen und einchecken. Ein super schöner kleiner Platz mit Gewürzen zum selber pflücken direkt am Wasser. Ich bekomme, wie telefonisch angekündigt, den allerletzten kleinen Platz. Der reicht mir und meinem Minizelt. Ich wasche Klamotten, damit ich saubere Wäsche für den Zug habe - da mag ich nicht riechen wie ein nasses Merinoschaf.
    Heute gibt es Salat. Ich bin sicher, dass ich Schafskäse gekauft habe, aber er ist verschwunden.

    Ich sehe mir noch den Sonnenuntergang am Meer an, dann wird es kalt und ich gehe schlafen. Das Wetter sagt Regen für Freitag an, also werde ich Freitag runter von der Insel, weiter Richtung Flensburg fahren. Morgen soll es schön werden. Vielleicht erkunde ich die Insel, vielleicht bleibe ich am Strand. Aber erstmal ausschlafen.
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  • Day 8

    Ein Tag am Meer

    August 3, 2021 in Denmark ⋅ ⛅ 17 °C

    Ich werde wach als andere zum Angeln aufbrechen. 4.30 Uhr. Ich drehe mich hin und her, doch ich schlafe nicht wieder ein. Kaffee und Frühstück. Es nieselt ein wenig. Bleiben oder fahren? Der Bauch sagt bleiben. Zuhause ist eh keiner. Ich verlängere den Platz. Später muss ich auf einen anderen Stellplatz umziehen. Ich lege mich erstmal wieder hin und schlafe bis elf. Dann baue ich das Zelt sechs Parzellen weiter links wieder auf.

    Ich fahre landeinwärts zum Supermarkt, kaufe für mittags und abends ein. Strahlend wie ein kleines Kind stehe ich beim Bäcker vor der Auslage. Ich kann mich nicht entscheiden. Zurück zum Strand und ein Platz in den Dünen suchen. Jetzt kommt sogar die Sonne kurz raus.

    Das Meer ist glasklar aber eiskalt. Die Fähren kommen und gehen. Nach dem Essen beobachte ich Kormorane (falls es welche sind) und schon bald schlafe ich ein. Das war echt schön und klingt wahrscheinlich romantisch, aber als ich aufwache bin ich über und über mit kleinen Spinnen und Fliegen überseht. Es ist kühl geworden und ich ziehe meine Jacke an.

    Ich kämpfe mit dem Drang die Insel zuerkunden. Ich überlege auch ein paar Kilometer am Strand zum Leuchtturm zu laufen oder wenigstens mit dem Rad hinzufahren. Aber ich kann mich nicht aufraffen. Ich rede mir ein, dass das okay ist und schaue den Schiffen zu.

    Dann ist die Sonne wieder da. Das Meer schimmert türkis. Plötzlich sind auch andere Menschen da. Ich gehe noch mal schwimmen und genieße die Sonne noch ein wenig. Dann gönne ich mir eine kleine Pommes mit Ketchup und ein gezapftes Bier. Ich nehme noch ein lokales Craft-Beer mit zum Zelt. Ich bin müde vom Nichtstun.

    Der gekaufte Feta will heute noch gegessen werden. Also gibt es Salat zum Bier. Im Schatten wird es jetzt kühl.

    Heute gehe ich früh ins Zelt. Nachts schlafe ich schlecht und schaue lange in den klaren Sternenhimmel. Bei uns im Ruhrgebiet sieht man ihn so nie.

    Morgen geht es auf nach Æro. Das Wetter soll toll werden. Ich bleibe wohl ein wenig.
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  • Day 7

    Jeder Meter zählt

    August 2, 2021 in Denmark ⋅ ⛅ 18 °C

    Ein Bad im Søndersø bei Maribo. Ich komme früh los. Eine Niederländer erklärt mir noch, dass ich als Frau nicht alleine reisen sollte. Dann breche ich auf. Ich erwarte viel Wind und unbefestigten Weg. Es geht südlich bis Rødbyhavn und dann an der Küste hoch bis Naksov.

    Und schon geht es los mit Regen und mit Schotter. Aber ich bin schnell versöhnt, weil der Regen nachlässt und der Feldweg von Bäumen gesäumt ist, die den Wind mildern. Mirabellen- und Apfelbäume über eine Distanz von 10 Kilometern. Ich fahre Slalom, aber die überreifen Früchte am Boden zerplatzen unter den Reifen und der Saft läuft an meinen Beinen runter. Ich esse reichlich, dann baden hinter Rødhavn. Ich seufze, die nächsten 40 Kilometer geht es am Strand lang und der Wind, wie sollte es anders sein, kommt von vorne.

    Ich kämpfe mich durch. Ich muss mich konzentrieren, auf dem Weg zu bleiben. Meine Knie tun weh und meine Hände werden müde. Jede Gelegenheit für eine Pause nehme ich dankbar an. Mein Ziel ist ein in der Karte markierten Imbissplatz. Aber als ich endlich ankomme, finde ich nur eine leere Wiese.

    - oh, hier ist Text verschwunden. Ich versuche es aus der Erinnerung noch mal -

    Rein nach Naskov. Der Fjord ist voller weißer Schwäne. Noch ein wenig Obst pflücken. Ich finde das einzige Café, aber keinen guten Kaffee. Einkaufen und noch zehn Kilometer bis zum Fähranleger raus. Ab auf die Fähre nach Langeland. Ein Feierabendbier an Deck.

    Noch ein paar Meter zum Campingplatz.
    Ich bekomme einen schönen Platz. Heute gibt es Pasta mit Pesto.

    Ein schöner Ort. Noch so wenige Kilometer und noch so viel Zeit bis zum Zugticket. Vielleicht freunde ich mich mit einer Rückreise im Nahverkehr an. Vielleicht bleibe ich auch noch ein wenig hier.
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  • Day 6

    Falster und Lolland

    August 1, 2021 in Denmark ⋅ ⛅ 18 °C

    Ich bade im Meer und trödle herum. Gegen zehn komme ich los. In Vordingborg entscheide ich aus dem Bauch heraus abzukürzen. Ich lasse die Inseln Møn und Bogø aus und fahre direkt über die Brücke nach Falster.

    Nach dem Kampf mit dem Wind auf der Brücke bin ich warm. Auf Falster sind die Radwege toll, nahtlose Übergänge. Ich brauche nicht ständig bremsen, um das Material zu schonen und fahre, angetrieben von dem Gedanken an Kaffee, bis zu 40 km/h Richtung Stubbekøbing. Doch ich finde nicht was ich suche. Ich hänge noch etwas dran und fahre bis Hesnæs weiter. Ein Café im Hafen, empfohlen von einer Freundin. Ich kriege große Augen bei der Auslage. Zweites Frühstück.

    Den Rest des Tages geht es um die südliche Spitze von Falster rum. Immer am Meer lang. Der Wind lässt nach, es gibt nur wenig Steigung. Ich mache noch eine Badepause.

    Die kleinen Inseln sind übrigens voller Reiseradler. Man kommt kaum aus dem Grüßen raus. Aber ich habe immer noch niemanden gesehen, der in meine Richtung fährt. Kurze Gespräche, ein paar Tipps. Ich bin im Alleinmodus und singe laut vor mich hin.

    Ich erreiche Nykøbing. Erstmal ein borne Softeis. Born ist die Kindergröße, hat aber mit klein nichts zu tun. Die Stadt ist bestimmt schön und voller Leben. Heute am Sonntag wirkt sie eher trostlos und ich nehme, nach kurzem In-much-hinein-Horchen die Brücke nach Lolland. 30 Kilometer sind es bis zum Campingplatz in Maribo. Die letzten fahre ich sehr, sehr langsam gegen den Wind, der wieder auffrischt. 120 Kilometer waren es heute.

    Einkaufen, einchecken. Der Platz ist mit 170 Kronen eher teuer, dafür sauber und gepflegt. Ich gönne den Schuhen eine Runde in der Waschmaschine, mir eine lange Dusche. Neban ist eine Waldbühne. Das Konzert begleitet mich durch den Abend. Es gibt Pfannkuchen mit Salat und Feta und ausnahmsweise echtem Bier.

    Morgen geht es südlich um Lolland herum. Dann muss ich mit der Fähre nach Langeland. Aber bis jetzt habe ich den Fahrplan noch nicht entdeckt und ich weiß noch nicht, ob ich morgen noch übersetzen kann. So oder so eine entspannte Etappe mit rund siebzig Kilometern.
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