Ruhrpottkind, das nie mutig war. Mit einer Erkrankung kam die Lust auf Abenteuer: Spontan 1300 km mit dem Flohmarktrad & Zelt bis nach Skagen. Inzwischen auch wandernd unterwegs. L(i)ebt Kaffee im Morgengrauen, Begegnungen & die Schönheit in Dingen. Read more Bochum, Deutschland
  • Day 5

    Kilometer beißen

    July 31, 2021 in Denmark ⋅ ⛅ 19 °C

    Mein Tag beginnt im Meer bei Nyborg. Ich dachte, morgens um sieben wäre ich hier alleine. Doch es herrscht schon reger Betrieb der Einheimischen, die ihr Morgenbad nehmen. Eine Dänin im Bademantel kommt mit dem Rad an den Strand. Wir kommen ins Gespräch. Sie lädt mich auf Toast und Eier ein. Leider kann ich nicht annehmen. Ich muss zum Bahnhof, meinen Zug nach Korsør bekommen.

    12 Minuten, 1 Station, 78 Kronen für mich und das Rad. Ich bräuchte die Taschen gar nicht abbauen, aber mit bekomme ich das Rad nicht die Stufen hoch. Zwei Rennradfahrer nicken beeindruckt.

    Ein paar Minuten später eine Vollbremsung. Fast hätte ich den kleinen Smørrebrød-Laden übersehen. Leider gibt es keine vegetarischen Brote. Mit viel Liebe bekomme ich ein Sandwich gemacht.

    Es geht durch den Wald. 47 Mücken gefällt das. Ich fahre über Nebenstraßen ein wenig im Hinterland. Bei Skælskør esse ich das Sandwich, schaue auf den Hafen, beobachte ein Fest, dessen Anlass mir verborgen bleibt.

    Heute ist es windig. Sehr windig. Der Wind kommt gefüllt immer von vorne. Die dunklen Wolken bleiben hinter mir. Ab und an komme ich ans Wasser. Der Weg führt über einen kleinen Trampelpfad direkt am Ufer. Eher für Mountainbiker ausgelegt, ich muss mich konzentrieren. Dann ein Gatter. Ich muss anhalten und ein Stück zurück, um es zu umfahren. Ich stelle mich beim Wenden des Rades ein wenig blöd an. Dann passiert es. Der Wind drückt das Rad um, es fällt auf die Seite. Die scharfkantige Pedale begrüßt mein Schienbein. Natürlich sind Wanderer in der Nähe, bieten Hilfe an. Ich bedanke mich und fahre beschämt weiter ohne mir den Schmerz anmerken zu lassen. Klar, ich bin müde, der Kampf mit dem Wind.

    Auf und ab bis Næstved. Kurz vor der Stadt ein Regenguss ohne Gleichen. Bevor ich die Chance habe, meine Jacke anzuziehen bin ich nass. Immerhin ist die Wunde am Schienbein jetzt sauber. Ich biete falsch ab und bin schon fast aus der Stadt raus bevor ich es merke. Der Regen stoppt, ich will nur in ein Café. Dann ein Diner. Ich kaufe Eis mit Streuseln und einen Kaffee. Der Lautsprecher plärt Elvis. Der Regen setzt wieder ein. Ich bleibe sitzen. Nass bin ich eh.

    Der Blick ins Wetter sagt Regen für die nächste Stunden. Ich beschließe weiter zu fahren. Eigentlich ist die Distanz zum nächsten Campingplatz zu groß und ich wollte in Næstved übernachten. Aber wenn ich ein Stück an der 22 lang fahre, müsste ich es schaffen. Ich buche den Campingplatz vor. Bei Wind und Regen geht es sturr an der Landstraße lang. Auf und ab, immer wieder Regengüsse. Immer dann, wenn ich einen Unterstand erreiche, hört er auf. Ich beiße mich durch die Kilometer. Zähle rückwärts bis ich kurz vor Vordingborg nach Ore abbiege.

    Ich dusche bis ich wieder warm bin. Nudeln und ein Eis. Nachts warte ich auf den angekündigten Sturm. Er bleibt aus oder ich schlafe zu fest. Die Hälfte des Weges ist geschafft.
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  • Day 4

    Erster bester Tag

    July 30, 2021 in Denmark ⋅ ⛅ 19 °C

    Heute wache ich den ersten Tag mit Wecker auf. Ich bin müde, bleibe noch liegen. Ich trödle ewig rum und quatsche noch eine Weile mit einer Radfahrerin. Sie kommt von Kopenhagen runter. Los komme ich heute erst um zehn. Dafür frühstücke ich direkt am Strand. Mein Plan steht: ich fahre nach Svendborg und trinke einen guten Kaffee. Dann entscheide ich, ob ich mit der Fähre nach ærø rübersetze und heim fahre oder weiter nach Nyborg fahre, um mit dem Zug nach Korsør zu gelangen und noch Falster, Lolland und Langeland mitzunehmen. Das Wetter, die kaputte Hand vs. freier Kopf und Glücksgefühl im Bauch.

    Heute verfolgen mich dunkle Wolken, aber es bleibt erstmal trocken. Nach zehn Kilometern komme ich gut gelaunt in Svendborg an und finde ein kleines Café. Hier in der Sonne fällt mir die Entscheidung leicht. Ich rufe die dänische Bahn an und melde mein Rad für die Zugfahrt über die Storebæltverbindung an. Ich will nicht auf den letzten Drücker rüber fahren, daher buche ich das Ticket für den nächsten Tag. Ich finde das wohl letzte freue B&B und bin wieder entspannter. Ein warmes Bett, trockene Wäsche und Schuhe klingen super.

    Die Entfernung nach Nyborg habe ich völlig falsch im Kopf. Ich kann ganz entspannt radeln. Vorher halte ich noch beim Bäcker an. Dänische Bäckereien sind wie Bonbonläden, nur besser. 15 Kilometer weiter finde ich eine kleine Bucht. Obwohl dunkle Regenwolken über mir schweben, mache ich Mittag am Strand und gehe schwimmen. So habe ich mir das alles vorgestellt :)

    Es geht weiter die Küste hoch. Ich verfahre mich ordentlich. Direkt an der Küste zufahren ist nicht möglich. Eigentlich ist die Beschilderung gut. Manchmal sind die Routen-Schilder jedoch zugewachsen oder fehlen. Ab und an weicht die Beschilderung auch von meiner Karte ab. Das hier alles gleich aussieht, macht es nicht einfacher. Ich finde die Route wieder. Und fahre, hauptsächlich im Hinterland, immer auf und ab. Ich sehe das erste Mal in meinem Leben Schweine auf einer grünen Weide. Das Bild ist für mich vollkommen ungewohnt und ich beobachte sie eine ganzen Weile. Ein paar Mal werde ich heute noch nass, aber kein Vergleich zu den Sturmfluten der letzten Tage.

    Ich bin jetzt ans Fahren gewöhnt, schneller unterwegs und fahre 30 km/h auf den Geraden. Aber meine "Berg"leistung wird nicht besser. Außerdem gibt es immer wieder einen grobporigen Asphalt, an dem meine Reifen zu kleben scheinen. Die Wege sind jetzt insgesamt sandiger und oft liegt viel Kies drauf. Einmal rutscht mir in einer Kurve fast das Hinterrad weg. Ich schaffe auf einer Abfahrt noch einmal 49 km/h, aber ich traue mich nicht mehr zu schnell so zu fahren. An einem Straßenverkauf, nach einer gefühlt endlosen Steigung, gönne ich mir ein kleines Eis für etwa fünf Euro.

    Nachmittags komme ich in Nyborg an. Ich hätte es wirklich noch locker rüber geschafft. Und das Wetter hat auch gedreht. Wahrscheinlich hätte ich meine Wäsche auch auf einem Campingplatz trocken bekommen. Aber so ist es auch gut. Ich fahre am Bahnhof vorbei und bezahle schon die reservierten Tickets. Fahrradkarten kosten hier fast soviel wie Personenfahrkarten.

    Das B&B wartet nicht mit Komfort auf. Ich gestehe aber auch, dass ich keine Beschreibung oder Bewertung gelesen habe. Nach zehn Absagen am Telefon habe ich das einzige B&B auf Booking gebucht. Ich schlafe im Grunde in einem einem winzigen Zimmer im Keller. Es wäre bestimmt größer, hätte man keine Küche miteingebaut. Im Vorraum ist eine weitere Küche für ein anderes Zimmer und eine Dusche. Gemeinschaftsbad habe ich irgendwie anders verstanden.
    Ich dusche schnell bevor die anderen Gäste kommen und wasche meine Wäsche in der Maschine. Schleudern auf 1400 Umdrehungen, damit auch alles morgen früh trocken ist. Alles andere breite ich in dem kleinen Raum aus. Ich verzichte aber darauf, das Zelt auszubreiten. Ich wüsste auch nicht wohin damit.

    Ich hätte gerne Pizza. Aber laut Google sollte ich besser etwas anderes essen. Ich fahre zum Strand und hoffe auf eine Imbissbude. Am anderen Ende der Stadt gibt es wirklich eine, jedoch ist sie geschlossen. Ich fahre ins Zentrum und schaue mir ein paar Karten von Restaurants an. Am Ende lande ich im Hafen in einem Imbiss. Ich genieße ein frisch gezapftes Bier und kaue lustlos auf meinem Burger. Ich habe gar keinen Hunger. Ein Spatz hüpft auf den Tisch und hilft mir.

    Auf dem Rückweg zum B&B setzte ich mich noch auf einen Steg in die Sonne. Das Wasser ist kristallklar und voll mit Feuerquallen. Am Horizont die riesige Brücke über die ich morgen mit dem Zug fahre.

    Im B&B falle ich ins Bett. Erster bester Tag.
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  • Day 3

    Nass, nass, nass

    July 29, 2021 in Denmark ⋅ 🌬 18 °C

    Der Tag startet perfekt. Um 6 Uhr schwimme ich im glasklaren Gamborg Fjord und trinke den ersten Kaffee auf dem Steg. Gegenüber auf den Inseln regnet es. Wenn man genau hinsieht, erkennt man den Regenbogen. Breit, fast wie ein Block.

    Das Zelt ist fast trocken, die Kleidung weiterhin nass. Ich schlüpfe in die Ersatzgardrobe. Um acht sitze ich auf dem Rad motiviert meine Tageskilometer runterzuspulen. Es regnet heftig. Aber ich komme nicht weit. Meine Kette spinnt, ich kann nicht mehr schalten. Mühsame Kilometer bis Assens. Ich finde einen Radladen, der mein Rad fertig macht. Ich bin durchnässt, mir ist kalt. Ich überlege meine Stimmung mit Pommes zu heben. Funktioniert nicht. Selten so schlechte Pommes gegessen. Immerhin finde ich eine Drogerie. Ich erkläre das Projekt Bambuszahnbürste und Zahnpastatabletten für gescheitert und kaufe eine normale Bürste und Zahnpasta. Die feste Seife hingegen funktioniert super.

    Mein Rad ist fertig und ich arbeite mich durch den Regen. Immer auf und ab. Es passiert nicht viel. Am Ende des Tages stehen 108 Kilometer auf dem Tacho. Denke ich. Die Werkstatt hat meinen Tacho resetet.

    Ich bin müde und friere. Ich nutze eine Regenpause und koche Nudeln. Morgen erreiche ich Svendborg. Von hier aus kann ich 500 Kilometer nach Hause abkürzen. Heute Abend ein verlockender Gedanke.
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  • Day 2

    Dem Regen davon fahren

    July 28, 2021 in Denmark ⋅ 🌧 17 °C

    Ich bin früh auf, Alwin schläft länger. Wir versuchen die Zelte bestmöglich zu trocknen. Dann Reste von gestern zum Frühstück. Gegen halb 10 sind wir unterwegs. Heute fahren wir viel den Radweg an der Hauptstraße. Das hat Alwin sich gewünscht. Er will vor dem Wochenende die Fähre nach Schweden bekommen. Ich habe nichts dagegen. Aber meine Hoffnung, dass mich an der Hauptstraße weniger Auf und Ab erwartet, wird mir schnell genommen.

    Heute fahren wir immer vor dem Regen her, nach jeder Pause hat er uns eingeholt und wir werden so nass, das dass wir das Wasser aus den Schuhen kippen können.

    Nach 30 Kilometern gönnen wir uns einen Kaffee in einem Café. Bach 50 Kilometern sind wir in Kolberg, wir kaufen Essen ein und suchen uns einen Unterstand. Am Fjord finden wir eine Hütte, die man mieten kann. Schön hier. Wir schnibbeln Salat und essen reife Erdbeeren vom Stand am Straßenrand. Nach einem Espresso geht es weiter. Unsere Wege trennen sich nun. Alwin fährt die Küste weiter hoch, ich muss über durBrücke auf die Insel Fyn.

    Zu zweit fahren war schön, aber ich freue mich alleine zu sein. Ich winke noch mal und stelle mich der nächste Steigung.

    Abgesehen vom Brennen in den Oberschenkel läuft es gut. Mit 46 km/h abwärts, mit 11 hoch. Ich werde kein Bergfahrer mehr.... :) Ich gehe auf Risiko und steuer den letztmöglichen Campingplatz an. Wenn er voll ist, muss ich umkehren, den die kommenden 30 Km kommt laut Karte keiner meht. Aber ich habe Glück. Der Platz kostet 4 mal soviel wie der gestern. Aber ich bin froh, dass ich unterkomme. Abendroutine und Nudeln mit Pesto. Ich kriege die Wäsche von gestern fast trocken.

    Meine rechte Hand ist wie bei der letzten Tour wieder taub. Ich wollte mir einen neuen Lenker besorgen, aber die Tour war ja gar nicht geplant. Die kleinen Finger sind angewinkelt und ich kann sie nicht bewegen. Abends spiele ich mit dem Gedanken abzukürzen oder abzubrechen. Über die Gedanken schlafe ich ein...
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  • Day 1

    Eingerostet

    July 27, 2021 in Denmark ⋅ 🌧 16 °C

    In Hamburg treffe ich Alwin. Er ist auf dem Weg zum Nordkap. Wir verpassen gemeinsam den Anschluss nach Flensburg. Wir quatschen viel und beschließen zusammen zu starten.

    Im Zug nach Flensburg sind viele Reiseradler. Die Stimmung gut, alle sind aufgeregrt, voller Vorfreude.
    "Bergen - Nordkapp in drei Wochen? Du bist doch verrückt!"
    "Wie kommst du mit der Ultraleicht-Ausrüstung klar?"
    "Ja, da war ich auch schon. Richtig schöne Strecke."

    Ein kurzer Stopp am Radladen, weil ich die Luftpumpe vergessen habe. Alwin versucht noch ein digitales Impfzertifikat in der Apotheke zubekommen, aber das System ist immer noch gesperrt.

    Wir brauchen etwas bis wir die Nationalroute 8 finden. Die Østerrøute. Erstmal Kaffee von Alwins Brenner. Dann geht es links der Flensburger Förde hinauf. Ich bin eingerostet. Es ist hügeliger als gedacht und immer wieder rutscht das Rad im tiefen Schotter weg. Aber die meisten Wege sind super. Mit dem Wetter haben wir Glück. Es regnet etwas, aber den großen Regen haben wir mit dem Zug am Morgen verpasst.

    Wir quatschen viel mit Menschen, nach 50 Kilometer der erste Stop. Hungrig und durstig machen wir Picknick am Aabenraa Fjord.
    Dann noch mal 25 Kilometer und die Luft ist raus für heute. In Genner Strand steuern wir einen Campingplatz an. Zelte aufbauen, duschen, kochen. OK ehrlich gesagt kocht Alwin. Das kann er gut. Im Gepäck hat er tausend Gewürze. Es ist super lecker, aber ich bin viel zu müde zum essen. Es ist 23 Uhr als ich todmüde ins Zelt krabbeln. Schöner, langer erster Tag.

    Heute geht es weiter die Küste hoch, bis sich unsere Wege trennen.
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  • Day 1

    Auf nach Flensburg

    July 27, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 16 °C

    Ich komme aus dem Tiefschlaf und bin total benommen. Nach zwei Kaffee wird es besser. In die Radklamotten, noch schnell die dicke Jacke in den Rucksack gestopft und spontan entscheiden, welche Schuhe ihre letzte Reise antreten. Meine letzte Raderinnerung im Norden sind zwei Wochen Regen und verschlimmelte Schuhe...

    Das Rad wartet fertig gepackt in der Garage. Ich biege auf die Hauptstraße, der satte Klang der Reifen auf dem Asphalt. Auf geht es! Statt Wandern an der Mosel, spontan 800 km über die dänischen Ostseeinseln. Mit Rad und Zelt.

    Auf dem Gleis treffe ich den ersten Reiseradler, wir tauschen Erlebnisse aus, fachsimpeln über Lenker. Der Zug verspätet, das Radantrieb überfüllt. Wir puzzeln gemeinsam bis es passt. Auf meinem Sitz liegt ein kleiner Junge und schläft. Ich wecke ihn nicht. Ich mache eh kein Auge zu und haue mich im Rad-Abteil in eine Ecke. Ich atme auf. Froh, dass ich im Zug bin. Das erste Mal Zeit in die Karte zu schauen. Noch nie war ich so unvorbereitet unterwegs...
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  • Day 7

    Rewiev mit dem IC

    September 27, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 12 °C

    Die Nacht ist lang. Es ist windig und es regnet stark. Ein paar kleine Äste fallen auf mein Zelt. Immer wieder wache ich auf. Ab 5 Uhr bin ich endgültig wach, kuschle mit meinem Schlafsack.
    Ich lasse den Tag langsam angehen. Der Zug geht um 12 Uhr 34. Frühstück. Langsam packen.
    Um kurz vor 9 rolle ich Richtung Emden. Dabei sammel ich noch mal richtig viel Dreck auf den Wegen auf.

    Ich habe viel Zeit. In einem Café bestelle ich mir Frühstück, vertrödle die Zeit. Zufällig treffe ich eine Gruppe Radler aus Walchum wieder.

    Am Bahnhof sind die Aufzüge defekt. Rad abschließen, Taschen hochtragen, Rad hochtragen, Rad abschließen, Taschen runter, Rad nachtragen. Ich bin übervorsichtig, ich weiß. Mit Sport bin ich für heute durch.

    Entspanntes Einsteigen in den Zug, der zwanzig Minuten Aufenthalt hat. Ich habe ein wenig Angst, dass ich mit dem dreckigen Rad nicht mitkomme.

    Der Zugverlauf gleicht meiner Hinfahrt. Mit jedem Halt lasse ich meine kleine Reise Review passieren. Leer, Papenburg, Meppen, Lingen, Rheine, Münster, Recklinghausen. 2,5 Stunden braucht der Zug. Meine Fahrtzeit laut Tacho 27:50 Stunden. 476 entspannte Kilometer.

    Es ist anders in Deutschland auf Radreise zu sein. Es fühlt sich vertrauter an, weniger Abenteuer. Und niemand fragt: "Wie? Ganz allein? Als Frau?"

    Meine nächste Tour wird wieder am Meer entlang gehen. Ein kleines großes Abenteuer in Skandinavien. Sobald die Zeiten wieder normal sind.

    Von Wanne-Eickel geht es noch mit dem Rad nach Hause. Dann heißt es Waschen, Putzen, Trocknen. Material einlagern und ersetzen. Auch das gehört dazu zum Radabenteuer.

    Eine Woche radeln mit Abstechern bei lieben Mebschen geht zu Ende. Heute Abend gibt es Nudeln mit Pesto, eine heiße Dusche und ein weiches Bett. Wie schön, sich darauf zu freuen!
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  • Day 6

    Schafe und Deiche

    September 26, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 15 °C

    Draußen sieht man den Atem. Leise sortiere ich meine Sachen. Die Platzkatze leistet mir Gesellschaft. Das Kaffeewasser kocht schon. Ich freue mich auf die Brötchen, die ich bestellt habe. Frühstück. Dann das nasse Zelt abbauen.

    Später geht es auf der Deichverteidigungsstraße Richtung Leer. Auf und hinterm Deich entlang. Es ist kalt. Es ist sehr kalt. Ich wünsche mir, dass die Sonne raus kommt. In Papenburg muss ich mich für die richtige Emsseite entscheiden, sagte der Platzwart, weil ein Schiff gegen die Brücke gefahren sei. Aber ich kann doch später noch wechseln. Ich bleibe rechts und nehme Leer mit. Nach 15 km wird mir wärmer.

    Frühstückspause zwischen den Schafen auf dem Deich. Nach Leer kommt nichts mehr. Ich wechsel auf die linke Emsseite. Schafe, Deich, Schafsgitter. Es geht immer geradeaus. Immer, wenn man Tempo aufgebaut hat, kommt ein Schafsgitter, das man langsam umrunden muss.

    Es sind viele Reiseradler unterwegs. Ins Gespräch komme ich heute nur mit älteren Leuten. Sie wünschen mir keinen Nachtfrost.

    Mittags bin ich an der kleinen Emsfähre in Ditzum. Zeit für das Weizen und ein Eis. An der Fähre ist es voll. 25 Leute dürfen mit. Mehr nicht, wegen Corona. Aber alle passen drauf und dürfen mit rüber nach Pektum. Ich fahre zum Endpunkt des Ems-Radwegs. Ein Schild. Unspektakulär.

    Ich fahre die Landzunge noch 15 Kilometer weiter bis nach Knock. Nach 77 Tageskilometern bin ich am Ziel. Auf dem Campingplatz gibt es kein Dach und keinen Strom für mich. Ich stehe in den Duschen rum, bis das Handy voll ist.

    Brot mit Camembert, Tomate, Gurke und Pancakes mit Nutella. Zum Abendessen gibt es heute Reste. Es ist so windig, dass der Spirituskocher immer wieder ausgeht. Ich bin müde. Möchte schnell ins Zelt bevor es anfängt zu regnen.

    Beim Einschlafen dreht der Wind mächtig auf. Es schüttet. Im Schlafsack ist es schön warm. Morgen geht es entspannt zum Hauptbahnhof und dann nach Hause.
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  • Day 6

    Verfahren unmöglich

    September 26, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 5 °C

    Regen prasselt aufs Zelt. Hier unter den Bäumen ist es nicht so schlimm. Ich drehe mich noch mal um. Viel Schlaf habe ich nicht bekommen. Da waren zu viele Geräusche.

    Ich stehe auf, die Zeltwiese steht unter Wasser. Zufrieden stelle ich fest, dass ich einen guten Platz für das Zelt gewählt habe. Trotzdem ist unter der Isomatte Wasser im Zelt. Kondenswasser?

    Draußen ist es kalt. Ich setze Kaffee auf und beginne in der Hütte zu packen. Heute früh ist Zeit für Pancakes aus der Hand. Obwohl ich mir Zeit lasse, komme ich früh vom Platz.

    Der Campingplatt lag direkt am Radweg, so dass ich nicht groß suchen muss. Erst ein Stück an der Bundesstraße entlang. Ich finde eine Milchtankstelle. Erste Pause nach drei Kilometern.

    Den Tag über geht es immer an der Ems entlang. Über Meppen, Haren und an Lathen vorbei. Verfahren ist unmöglich. Die Wege sind wie gehabt. Mal gut, mal springt mir fast das Gepäck vom Rad. Ich liebe die gut gesteerten Stücke ohne Wurzelwerk auf denen die Reifen leise summen und die gut ausgefahrenen Feldwege. Frühstückspause ist heute auf einem kleinen Steg am Wasser.

    Nach 40 Kilometern finde ich einen offenen Biergarten. Ich habe schon gelernt, dass man sich keine Chance entgehen lassen darf. Jetzt hat viel zu. Ich gönne mir ein alkoholfreies Weizen. 10 Kilometer noch, dann erreiche ich pünktlich Walchum. Hier treffe ich mich mit Detlef. Er lädt mich zum Mittagessen ein. Wir haben eine schöne Zeit.

    Frisch gestärkt geht es auf die nächsten 30 Kilometer. Der Himmel ist dunkel, aber ich bleibe trocken. In Aschendorf steuer ich einen Supermarkt an. Jetzt fahre ich mit Tasche am Lenker weiter. Ich muss ziemlich beladen aussehen, jedenfalls überholen plötzlich alle mit Abstand.

    Detlef hat mir eine Ausstellung empfohlen. Ich nehme mir kurz Zeit und besichtige ein paar expressionistische Werke.

    Der Campingplatz in Höhe Papenburg ist nicht mehr weit. Schon beim Reinfahren habe ich das Gefühl, dass es nicht sehr komfortabel für mich wird. Leider behalte ich recht. Immerhin gibt es einen Tisch auf dem ich mich sortieren kann.

    Ich koche mir noch mal Nudeln. Währenddessen werde ich von Mücken zerstochen. Wo kommen die jetzt noch alle her? Ich esse schnell und verkriechen mich ins mückenfreie Zelt.

    Entspannte 75 Kilometer waren es heute. Morgen ist die letzte Etappe. Schade eigentlich. Ich könnte noch eine Woche weiterfahren.
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  • Day 4

    Felder, Felder und taube Finger

    September 24, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 15 °C

    4 Uhr. Ich lausche dem Regen. Das Bett ist warm und ich erwische mich bei dem Gedanken ob ich wirklich die nächsten vier Tage draußen verbringen will. Klar will ich das!

    Um acht gibt es einen heißen Kaffee und warme Brötchen. Ein Ei vom glücklichen Huhn. Schöne Zeit mit Sarah. Dann werde ich unruhig. Ich packe meine Sachen und los geht es.

    Zuerst 30 km mit Google durch die Felder bis Emsbüren. Dort geht es zurück auf den Radweg. Vor Lingen treffe ich wieder auf den Dortmund-Ems-Kanal. In der Lingener Innenstadt bekomme ich mittags ein alkoholfreies Weizen.

    Heute wechseln sich Bundesstraßen und gute Radwege mit Buckelpisten und Feldwegen ab. Entsprechend fahre ich mal 30 mal 15 km/h. Insgesamt bin ich zügig unterwegs. Mit Klappi wäre ich niemals so schnell gewesen.

    Ich treffe jetzt mehr Reiseradler, wechsle ein paar Worte. Eine ältere Frau fährt in einer Trinkpause an mir vorbei und verspricht den Wind ab zu stellen. Das wäre wirklich ganz hilfreich.

    In Geeste am Speichernsee trinke ich einen Milchkaffee und schaue auf die weite Wasserfläche. Lese ein paar Seiten..Noch zehn Kilometer. Ich bin früh dran.

    Um 16 Uhr erreiche ich nach 78 km den Campingplatz, schlage mein Zelt auf und lasse es in der Sonne trocknen. Ich bin alleine und breite mich in der Hütte aus, sortiere meine ohnehin sortierten Sachen, gebe Luft auf die Reifen, klebe Isolierband um die Flaschenhalterung, damit die Aluflasche nicht mehr so klappert. Eine Aluflasche.... Auch so eine Fehlinvestition.

    Es gibt Nudeln mit Pesto. Und ein Bier vom Platzwart. Meine rechte Hand ist taub. Ich habe Probleme das Feuerzeug anzubekommen. Zuhause brauche ich andere Lenkergriffe, die die Nerven entlasten.

    Noch ist es trocken, ich kuschel mich ins Zelt und warte auf den Regen. Ich höre die Tiere vom Tierpark nebenan und versuche sie zu erraten. Der Wald knirscht und knackt. Ein wenig unheimlich ist mir schon.

    Morgen geht es bis nach Papenburg. Vorletzte Etappe.
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