Medellín-eine weitere Großstadt
19. joulukuuta 2023, Kolumbia ⋅ ☁️ 27 °C
Nach den beiden letzten ländlichen Zielen sollte es nun über die Weihnachtstage wieder in eine große Stadt Kolumbiens gehen: nach Medellín, der zweitgrößten in Kolumbien. Früher gehörte diese Stadt zu den gefährlichsten der Welt 🙈.
Wir haben in zwei verschiedenen Vierteln übernachtet. Zunächst in „El Poblado“ und anschließend in „Laureles“, die zu den besten Vierteln der Stadt zählen.
Über Weihnachten wollten wir nicht reisen und da Medellin so groß ist, kann man hier gut eine längere Zeit bleiben.
Da wir beide sehr gerne tanzen, haben wir bereits während unserer Vorbereitungen in Deutschland von einem temperamentvollen lateinamerikanischen Salsa-Lehrer geträumt, der uns dann für „Let‘s Dance“ vorbereitet. 🤪
Kolumbien eignet sich fürs Salsalernen besonders gut. So buchten wir bereits in Guatapé Einzelunterricht für 4 Tage. Bisher haben wir oder habe ich in der Vergangenheit immer nur Tanzunterricht in Gruppen gehabt. Einzelunterricht zu bekommen, ist wirklich eine ganz andere Nummer. Es hat uns selber erstaunt, wie viele Figuren wir in den wenigen Tagen gelernt haben, wie schnell man vorankommt.
Mit Julián hatten wir einen super aufmerksamen und gleichzeitig lustigen Tanzlehrer an unserer Seite. In Deutschland wollen wir das bisher Gelernte unbedingt weiter vertiefen. 💃
Ansonsten haben wir, typisch für uns, auch diese Stadt über die Kulinarik kennengelernt und unter anderem „Arepas rellenas“, gefüllte Maisfladen mit Käse, gegessen.
Bis heute verbinden viele Menschen mit Kolumbien direkt Drogen, primär Kokain und auch an Pablo Escobar denkt man sofort . Und das hat auch seine Geschichte. Die gute Neuigkeit ist, dass es in der heutigen Zeit mit dem ganzen Handel nicht mehr so extrem wie vor einigen Jahrzehnten ist. Wir haben mehrfach gehört, dass Kolumbianer selber eher zu Marihuana greifen. Das riecht man hier, wie in Amsterdam, an jeder Straßenecke 😅.
Die Geschichte des Drogenhandels findet ihren Ursprung in der „Kommune 13“, die auf einem Berg liegt.
Die Städte in Kolumbien sind in Kommunen aufgeteilt und in der 13. entwickelte sich der Hauptplatz dieses Handels. Aber warum ausgerechnet hier? Das lag an dem Zugang zu der Hauptroute, die zu den Häfen im Pazifik führt. Somit konnte man ohne Probleme und Hindernisse die Drogen in andere Länder verschiffen.
In den 1980er Jahren hatte Pablo Escobar die komplette Macht über diese Kommune.
Die Bewohner der Comuna 13 waren von ihm eingeschüchtert und trauten sich kaum auf die Straße. Auch war dieser Bereich Medellíns gekennzeichnet von hoher Arbeitslosigkeit, was es den Kartellen vereinfachte, junge Männer “anzuwerben” für das dreckige Geschäft. So arbeiteten sie dann als Drogendealer oder sogar als Auftragskiller. So rutschte die Comuna 13 sozial immer weiter ab.
Zum Glück gehört all dies der Vergangenheit an. Über den Grund der Veränderungen lässt sich moralisch streiten. Im Jahre 2002 wurden die Kartelle dieser Kommune durch eine schreckliche Militäroperation vernichtet. Leider verloren dadurch auch viele schuldlose Zivilisten ihr Leben.
Ab diesem Zeitpunkt veränderte sich nun alles.
Heute ist die Comuna 13 ein Ort des Friedens, der Hoffnung, der Dankbarkeit und voller herzlicher und lieber Menschen. So geht man hier wirklich mit schwerem Herzen durch die Gegend, da es so eine furchtbare Geschichte ist, die in diesen Straßen steckt. Aber zugleich ist man selber so dankbar für die Menschen, die im Hier und Jetzt nun voller Frieden und Geselligkeit leben können.
So trafen wir auf viele freundliche Menschen, auf tanzende Gruppen (die vor allem während der Coronazeit gegründet wurden), auf Straßenmusiker und auf viele eindrucksvolle Graffitis. Auch dies war ein Projekt während der Pandemie, um Kindern und Jugendlichen eine Beschäftigung zu geben. Viele dieser Kunstwerke stellen die Vergangenheit sowie die heutige Transformation dar.
Straßennamen gibt es hier übrigens nicht. Jedes Haus hat lediglich eine individuelle Zahlen-und Buchstabenfolge. Wenn man hier etwas im Internet bestellt, wird es zu einem zentralen Punkt geliefert, weil der Paketbote ansonsten Schwierigkeiten hätte 😅. Die gesamte Kommune befindet sich ja auf einem Berg. Dieser ist sehr steil. So wurde für die Touristen ein Netz an Rolltreppen gebaut 😂, damit man sich alle Ebenen anschauen kann. Hingefahren sind wir übrigens dorthin zuerst mit einer Seilbahn und anschließend in einem engen stickigen Bus. Unser Guide hat uns die ganze Tour über immer wieder mantraartig an unsere Handys in den Taschen erinnert. Wir sollten immer wieder checken, ob noch alles an „belongings“ da ist.
Einen Tag vor Weihnachten haben wir dann unsere Unterkunft gewechselt, denn über die Weihnachtstage wollten wir uns, wie zu unseren Geburtstagen, eine richtig luxuriöse Wohnung gönnen.
Nun waren wir in dem Viertel „Laureles“ und hatten es nicht weit zum „Parques del Rio“, in dem wir uns die bekannten „Alumbrados“ ansehen konnten. In Medellín gibt es weltweit die großflächigsten Weihnachtslichter. Mehrere Viertel in dieser Stadt sind voll mit Lichtinstallationen. Das war echt ein richtiges Spektakel☺️.
Leider fing es an dem Abend an, dass es Marcel nicht gut ging: Er bekam Fieber, Bauchkrämpfe,Kopfschmerzen und noch allerhand andere Symptome.
Leider geht es ihm bis heute nicht richtig gut. So haben wir Heiligabend alle Pläne verworfen und waren nur in der Wohnung bzw. Marcel im Bett. Wir haben einige Videotelefonate mit der Familie gehabt 🥰 und haben uns ansonsten sehr sehr über die schöne Wohnung gefreut. Mittags habe ich mich bei knapp 30 Grad auf der Terrasse gesonnt. Sowas hatte ich an Weihnachten bisher noch nie 😁.
Am 1. Weihnachtstag haben wir dann Kekse gebacken und weitere Telefonate geführt. Zu so einer Zeit wie Weihnachten war es besonders emotional, alle nur auf dem Bildschirm zu sehen und niemanden drücken zu können.
Am 2. Weihnachtstag wollte Marcel trotz weiterer Beschwerden raus und etwas erleben. Also machten wir eine Freewalking-Tour durch Medellin Downtown, der Altstadt. Diese Tour war nicht sooo der Knaller. Es war sehr politisch (jeder weiß, dass ich von Politik keine Ahnung habe🙈) und sehr geschichtlich. Es ging wenig um die Gegenwärtigkeit von Menschen, Stadt und Kultur. Das hatten wir eigentlich erfahren wollen. Den Guide konnte man obendrein bei dieser schweren Kost nur schlecht übers Headset verstehen und die Hälfte der Zeit hat es aus Eimern geregnet 😅. Was ich aber richtig toll fand: es gibt einen Platz in der Stadt, an dem sich Menschen einfach zum Tanzen treffen. Was für ein Lebensgefühl 💃.
Abgeschlossen haben wir den Abend mit Sushi, was ebenfalls nicht so der Wahnsinn war 🙈.
Am nächsten Morgen haben wir noch schön in unserer Wohlfühl-Wohnung gefrühstückt und uns bereit für den Flug nach „Cartagena“ gemacht. Ab da ging es leider wieder bergab mit Marcels Gesundheit 🥺. So haben wir auch in Cartagena die meiste Zeit auf dem Zimmer verbracht. Aber dazu mehr im nächsten Blogeintrag.
Noch ganz wichtig: Wir wünschen euch allen einen phänomenalen Start ins neue Jahr 2024, das euch hoffentlich lauter schöne, neue und besondere Momente schenken wird.Lue lisää
Matkaaja 😍