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- Jun 29, 2024, 12:10 PM
- ⛅ 14 °C
- Altitude: 109 m
IcelandWestHraunhreppur64°43’21” N 21°58’39” W
Silfra Schnorcheln
![](http://d2k8htqlk8yn1a.cloudfront.net/img/flags-png/is.png)
Schnorcheln in Silfra ist nicht irgendein Schnorcheln, sondern Schnorcheln an dem tektonischen Graben zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen Kontinentalplatte, die jedes Jahr um zwei Zentimeter weiter auseinanderdriften. Besonders auch weil das Wasser hier so glasklar ist (weltweit tatsächlich das klarste Tauchgebiet), dass man bis in über hundert Meter Tiefe alles vollkommen klar sehen kann - alles Gletscherwasser, das über die Jahrzehnte sich durch das ganze Vulkangestein seinen Weg bahnt und an dieser Stelle hervorsprudelt. Das ist auch der Grund, dass das 2 Grad kalte Wasser nicht gefriert, weil es ständig eine leichte Strömung gibt.
Ich war seit gestern, seit wir uns endlich entschlossen hatten dieses Abenteuer tatsächlich zu buchen, schon etwas aufgeregt, vorfreudig, hatte aber auch etwas Respekt davor...
Doch eher eine Extremerfahrung.
Nach einer etwas missglückten Anreise (falscher Ort in Laugarvatn anstelle Parkplatz in Pingvelllir) waren wir eh etwas knapp dran, konnten aber trotzdem noch zur 12 Uhr Gruppe dazustoßen (6 Personen und ein Guide).
Die Prozedur des "Ankleidens": über die eigene warme doppelte Merinounterwäsche und 2 Paar Socken zieht man erst einen warmen, gefütterten Drysuit (ein sehr warmer Jumpsuit) an, darüber dann einen schweren, wasserdichten Wetsuit (eine Art Taucheranzug, in dem man wie ein Michelinmännchen aussieht und sich kaum bewegen kann). Das Anziehen ist nur mit Hilfe der Guides, mit extremen Gezerre und brachialer Gewalt möglich - überall total enge Gummimanschetten damit ja kein Wasser eindringen kann - zur Erinnerung zwei Grad. Am Ende noch ein Gummiband um den Hals, das eng geschnürt wird, so dass über den Nacken kein Wasser eindringt, aber man auch kaum mehr Luft kriegt... das ist der erste Moment, wo ich über Aufgeben und bloß nur noch weg nachdenke... weil das echt extrem ist. Klaustrophobikern sei davon dringendst abgeraten!
Dann noch eine Neoprenhaube über den Kopf gezerrt bekommen, in dicke Neoprenhandschuhe gequetscht werden und in voller Montur, mit schweren Flossen und Schnorchel noch gut fünf Minuten (bei heute mal Sonne und warm) zum Einstiegsplatz gehen, wo man noch warten musste bis die Gruppe davor losgeschwommen war... dann (vom Guide, da selbst vollkommen bewegungsunfähig) die Schnorchelmarke aufgesetzt bekommen und ab da nur noch Schnappatmung durch den Mund bis es losging.... man muss schon sehr leidensfähig und opferbereit sein für diese Erfahrung... ab hey, es würde sicherlich großartig werden! Once in lifetime ... und so...
Stefan: Ich war ja schon im Vorfeld eher skeptisch, denn was bringt das klarste Wasser der Welt mit hunderten Metern Fernsicht, wenn es da nichts zu sehen gibt - keine Tiere, keine Pflanzen etc, weil halt einfach zu kalt? Hab mich dann aber gerne mit drauf eingelassen, schließlich war ja eine der Überschriften dieser Zeit "Raus aus der Komfortzone" - und das ist hier definitiv gelungen.
Agnes: Dann letzte Einweisungen, Notfallsignale und Notfallposition im Wasser geübt ("mach rolle") und Gesicht ins 2 Grad kalte Wasser (weniger schlimm als gedacht) und dann geht's endlich los!
Wow, wow, wow.....WOW..... absolut irre Erfahrung! Das Wasser ist wirklich klarer als klar. Man kann alles, jedes noch so kleinste Detail in 60 bis über 100 Metern Tiefe erkennen, es ist als gäbe es das Wasser gar nicht und man würde nur schweben über dieser (teilweise sehr engen) Felsspalte an der zwei Welten sich treffen und ganz tief (unten) verbunden sind... es ist absolut still, man nimmt nur seinen ruhiger werdenden Atem wahr und schwebt schwerelos dahin in diesem blauen Licht, das heute dank Sonne noch mal strahlender und klarer ist. Fische und Lebewesen gibt es hier keine mehr - zu kalt. Dafür aber hellgrüne, fluoreszierende Algen, die bis zu drei Metern lang werden und sich wie in Zeitlupe in der Strömung hin und herwiegen... es ist als wäre alles verlangsamt, schwerelos, außerhalb von dieser Welt...ein wirklich unglaubliches, nein, eher unbeschreibliches Erlebnis... irgendwie ein anderer Bewusstseinszustand.... tranceartig...
Stefan: Stimmt, eine Stelle gab es, wo dieses Gefühl - ups, jetzt schnorchelst Du zwischen den Kontinenten - wirklich da war und ziemlich mächtig.
Agnes: Ja, großartige Eindrücke, zur Trance kam es bei mit leider nicht, da mein Anzug undicht war und ich dafür in den einzigartigen "Genuss" der anderen Art gekommen bin: echtes Schnorcheln in 2 Grad kaltem Wasser ohne die Warmverpackung... erst dachte ich, es sei möglicherweise nur kalt vom Gesamtgefühl weil kaltes Wasser, aber schon bald war klar, dass da Wasser reinläuft... und auf dem letzten Teil der Strecke, hatte ich echt Mühe mich noch über Wasser zu halten, denn das was bei den andern die Luft im Anzug war, der für Auftrieb gesorgt hat, wurde bei mir zunehmend schwerer... dann noch mit dem wassergefüllten Anzug zurück zum Ausgangspunkt schlurfen.
Alles hat dann doch für ein wenig Aufregung bei der Besatzung vor Ort gesorgt, als ich rausgeschlüpft bin und mein persönlicher Silfra-Foss an mir runtergetropft ist... musste mich noch gleich komplett ausziehen und wurde kurzfristig in der Notfallstation zum Aufwärmen untergebracht... nun weiß ich auch wie sich eine Unterkühlung anfühlt.... auch eine spannende Erfahrung, wenn auch nicht erstrebenswert. Mal kurz ins kalte Wasser springen, ist belebend und fühlt sich gut an, aber 40 Minuten in dem eiskalten Nass... hm...
Ja, Fazit: möchte die Erfahrung nicht missen (dessen was ich gesehen habe) - gehe davon aus, dass "mein Fall" eher die große Ausnahme ist und man normalerweise beglückt und bereichert aus so einer Schorchelei rausgeht... Also auf jeden Fall machen, wenn zufällig sich mal die Möglichkeit bietet!
Bilder folgen noch, sobald vom Anbieter runtergeladen - bisher funktioniert der Link allerdings nicht ...
Stefan: Puh, ein ganz schöner Schock war das, und ich hab ja gar nichts davon mitbekommen erst, weil selbst noch im Wasser. Aber als sie dann da zitternd im Container beim Sanitäter saß, wurde einem schon ein bisschen anders. Aber auch das hat sie heldenhaft weggesteckt, noch Reserveklamotten von mir bekommen (und ein T-Shirt erbeutet). Nur um die versprochene heiße Schokolade sind wir so gekommen - das ist zu verschmerzen. Ich war schon überzeugt, das wars dann für den Tag und wir fahren heim und stecken uns ins Bett - aber tatsächlich ging es dann doch noch weiter...Read more
Traveler Das ist doch ein echt tolles Erlebnisbild. Wow! Wir hatten hier etwas mehr Grad :-)
Traveler
Wow, sehr beeindruckend!
Traveler Wow 🥺😍
Traveler Ihr habt es getan💥um diese Erfahrung beneide ich Euch am meisten. Das ist so beeindruckend! Einfach spektakulär 🐬