South West Coast Path

May - June 2022
Großbritanniens längster Fernwanderweg - immer die Küste lang Read more
  • 22footprints
  • 2countries
  • 19days
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  • 11videos
  • 360kilometers
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  • Day 7

    Beesands > Dartmouth

    May 30, 2022 in England ⋅ ☁️ 13 °C

    Wir haben es nicht eilig heute, frühstücken lang und ausgiebig, packen in aller Ruhe die Siebensachen in unsere Rucksäcke, schauen noch etwas über den Horizont und gehen schließlich los. Heute fühlt sich das Wandern leicht an. Kein Wunder, es gibt zunächst keinerlei Höhenmeter zu überwinden; es geht kilometerlang direkt am Strand entlang. Der ist zwar steinig und das Laufen auf Dauer beschwerlich, aber irgendwas ist ja immer, wir wollen nicht meckern. In Strete ist es mit dem Strand vorbei. Und da sind sie wieder, diese Höhenmeter, dieses Mal gleich 100 auf einen Kilometer Länge. Und hinauf geht es nur, um gleich anschließend wieder auf Strandniveau abzusteigen zu müssen. Hier liegt dann das Café Venus. Wir wollen nur einmal kurz gucken. Ich überrede Wilfried zu einem Flat White (Americano kann man in GB nicht genießen 😜) und das ist unser Glück. Kaum sitzen wir, da bricht ein Wolkenbruch los, der sich gewaschen hat. Wohl eine halbe Stunde regnet es in Strömen, während wir im Trockenen sitzen. Als die Sonne wieder rauskommt, gehen wir weiter. Der nächste Hügel lacht, doch nach der Pause nehmen wir ihn im Handumdrehen. Noch eine Biegung, dann ist Dartmouth in Sicht. Es liegt ebenso schön wie Salcombe direkt am Meer, die Häuser kleben an den Hängen beidseitig der Mündung des Dart-Rivers. Wilfried meint, hier hat wohl jeder ein Grundstück mit Meerblick. Vermutlich liegt er richtig. Bevor wir in die City kommen, geht es noch am Dartmouth Castle vorbei, das hier seit dem 15.Jhd. steht und der Stadt lange Zeit Schutz bot. Die Innenstadt selbst hat auch einige historische, ziemlich windschiefe Gebäude zu bieten, für die wir aber kein Auge mehr haben, weil wir erst einmal unser B&B aussuchen wollen. Das allerdings liegt 100 Höhenmeter oberhalb der Stadt. Nee! So schnaufen wir den letzten Hügel des Tages hinauf, nur um nach dem Einchecken gleich wieder zum Essen fassen hinunter zu müssen. Heute ist Montag und da haben viele Restaurants zu. Nach einigem Hin und Her werden wir fündig im 'Royal Castle Hotel', einem alt-ehrwürden Hotel, dessen Restaurant anmutet wie ein traditioneller Pub. Heute gibt es wieder einmal Fish & Chips, dazu ein, nein zwei 'Proper Jobs'. Nach dem Mahl stapfen wir wieder den Berg zur Herberge hoch. Für heute reicht's mit den Höhenmetern!
    18km war die Etappe lang.
    PS: die Bilder hat mir Wilfried geschenkt. Meine Kamera quittierte heute ihren Dienst 😤
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  • Day 8

    Dartmouth > Brixham

    May 31, 2022 in England ⋅ ☀️ 17 °C

    Unser B&B liegt hoch über der Stadt, so beginnt der Tag mit einem guten Frühstück bei spektakulärem Blick über Dartmouth und Meer. Später müssen wir dann den Berg runter zum Fluss. In Dartmouth gibt es zwei Fähren über den Dart. Wir nehmen die Dartmouth Passenger Ferry und schauen vom Wasser aus zu, wie die zwei Lower Car Ferries die Autos auf die andere Seite bringen. Aberwitzige Konstruktionen!
    Dann beginnt die eigentliche Wanderung für heute. Der Wanderführer meint zur Etappe: "...führt durch eine eindrucksvolle Klippenlandschaft, die zum Teil sehr anspruchsvoll und häufig ziemlich einsam ist. Der Weg mit zahlreichen An- und Abstiegen führt durch dramatische, wogenden Landschaften, vorbei an beeindruckend steilen Klippen."
    Gut beschrieben! Genau so zeigt sich diese Etappe.
    Zweimal müssen wir vom Strand aus den nächsten Hügel steil auf 100 Höhenmeter erklimmen. Das fordert uns die letzten Kräfte ab. Glücklicherweise steht 'on the top' immer eine Bank zum Luft schnappen und Schokolade naschen. Nach dem zweiten Aufstieg nennen wir die malerischen Hügel, über die wir mussten, die bösen Onkels.
    Vom letzten Hügel aus ist Brixton zu sehen und bald schon laufen wir am Hafen entlang. Hier wurde vor über 100 Jahren ein Freibad in den Fels gebaut. Der Ort lebt seit jeher vom Fischfang. Heutzutage allerdings zunehmend vom Tourismus, wie wir auch unschwer bemerken. Bisher blieben wir von Touristen verschont, hier tummeln sie sich reichlich. Einige von ihnen schmeißen bunte Plastikeimer, an denen ein Seil befestigt ist, ins Wasser, ziehen sie bald darauf wieder hoch. Manchmal ist ein großer Krebs darin. Andere angeln. Und eine Robbe, gar nicht scheu, wartet an der Mole auf ihren Teil.
    Wir aber gehen direkt in unser Hotel, das Smugglers Haunt und dann in den nächsten Pub. Der Hunger ist groß, die Onkels forderten uns alles ab.
    19 anstrengende Km.
    Die Etappe aus Wilfried's Sicht:
    https://www.komoot.de/tour/789643169?ref=atd
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  • Day 9

    Brixham > Babbacombe

    June 1, 2022 in England ⋅ ☀️ 17 °C

    Unser Schmugglerfrühstück im 'Smugglers Haunt' ist schnell erledigt; wir wollen raus in die Sonne, die 'englische Riviera' erleben. So nennt sich die Bucht, die von Brixham nach Torquay reicht, ungefähr die Ausmaße der Lübecker Bucht hat und einfach zu wandern sein soll. "Moderat", nennt mein Wanderführer den Schwierigkeitsgrad der heutigen Etappe. Davon ist anfangs allerdings nichts zu spüren, es geht munter rauf und runter durch dichten Wald und entlang kleiner Buchten. Schon nach vier Kilometer sind wir fix und fertig, brauchen eine anständige Pause. Da kommt ein glatter Baumstamm am Strand gerade recht.
    Danach geht's direkt an der Bahnlinie entlang weiter. Eine alte Dampflok passiert uns laut pfeifend dicken Qualm ausstoßend. Sie verkehrt hier offenbar regelmäßig, denn wir begegnen dem Dampfroß noch öfters.
    Es geht entlang einiger steiniger Strände, an denen viel los ist. Bunte Holzhäuschen säumen Strand und unseren Weg, viele sind verschlossen, doch vor einigen sitzen Menschen und halten Kaffeekränzchen wie bei uns in den Schrebergärten. Ein schönes Bild! Wilfried entwickelt eine neue Geschäftsidee für sich, schließlich wohnt er ja in der Lübecker Bucht: Strandhauswart.
    An der Seebrücke in Paignton ist Volksfest. Bunte Buden und Karussells locken Menschen an, es ist fast kein Durchkommen. Auf den Gang auf die Seebrücke verzichten wir lieber, schließlich gibt's ja immer noch Corona.
    In Torquay haben wir Halbzeit: 200km liegen nun hinter uns. Das will gefeiert werden! Wir steuern ein Café an. Unter Palmen sitzen wir bei Kaffee und Kuchen, Wilfried kriegt einen Cider. Rivierafeeling! Nach langer Entspannungspause geht es weiter. Ein Blick auf die Uhr lässt uns aufschrecken. Es ist schon 16 Uhr durch, dabei haben wir erst 13 Kilometer geschafft und ebenso viele sollen noch vor uns liegen. Wo ist nur die Zeit geblieben? Wir haben uns offenbar hoffnungslos verbummelt. Es hilft nichts, aber wir müssen nun abkürzen. Das ist auch gut möglich, lassen wir eben den Schlenker zur 'Hope Nose' aus, wählen stattdessen den direkten Weg die Ilsham Road hinauf nach Babbacombe. So sehen wir statt Felsen mondäne Villen, die sich an den Berg schmiegen. Einige von ihnen sind Villen nachempfunden, wie man sie am Mittelmeer findet. Irgendwie grotesk, aber irgendwie auch passend beim heutigen Sonnenschein.
    Kurz vor sechs Uhr erreichen wir unser Hotel, heute mal drei Sterne-Luxus. Dazu gehört auch der Speisesaal, den wir kurz darauf in freudiger Dinner-Laune entern. Beim Eintreten staunen wie nicht schlecht, denn wir fühlen uns in ein Seniorenheim versetzt, mutmaßen, dass wir mit unserem Erscheinen den Altersschnitt der Anwesenden entscheidend gesenkt hätten. Wilfried ist mit seinen Muscheln nicht zufrieden, sie sind kalt. So muss er erstmal von meinen Pommes naschen, während er auf sein Essen lange warten muss. Nach dem Mahl wechseln wir noch rüber in die Bar. Wilfried genehmigt sich einen Gin-Tonic und ich mir noch ein Bier (belgisch). So plätschert der Abend dahin, während wir die morgige Tour noch einmal umplanen.
    Wilfried's Bericht und Bilder bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/790683216?ref=atd
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  • Day 10

    Babbacombe > Exmouth

    June 2, 2022 in England ⋅ ☀️ 16 °C

    Das Frühstück in unserem Senioren-Hotel ist heute vom Buffet. Der altersschwache Kaffeeautomat spukt nur gelegentlich aus, was er soll. Die rothaarige, vermutlich irische Bedienung, versucht ihr Bestes. Ihr bezauberndes Lächeln tröstet über manches hinweg.
    Um zehn Uhr sind wir wieder auf dem CoastPath. Zuerst geht's runter zum Strand, dort statten wie der Babbacombe Cliff-Railway einen Besuch ab, die seit 1926 ihren Dienst zwischen Kliff und Strand versieht. Tolles, altes Teil! Fahren tun wir allerdings nicht damit, wir wollen ja weiter auf dem SWCP. Der windet sich auch heute wieder rauf und runter entlang der Küste. Und weil uns das allmählich zu mühsam wird, nehmen wir heute Abkürzungen, wo immer das möglich ist. Dadurch erhaschen wir Fernblicke, die weiter unten auf dem regulären Pfad nicht zu sehen gewesen wären.
    In Shaldon wollen wir die kleine Fähre nehmen, doch es ist Ebbe, sie fährt gar nicht. Etwas weiter landeinwärts gibt es eine Brücke, so können wir den River Teigh ohne allzu großen Umweg doch queren. Unser Weg führt uns noch durch die etwas schräge Innenstadt und dann zum Bahnhof. Wir nehmen den Zug, denn die nächste 10km sollen laut Wanderführer wenig interessant sein und außerdem müssen wir noch die Fähre über den River Exe kriegen, die nur bis 17:10 Uhr verkehrt. Das hätten wir zu Fuß nicht mehr geschafft, aber mit der Great Western Railway sind wir nach 15 Minuten in Starcross. Die Fähre kommt bald, wir setzen mit dem alten Kutter in 20 Minuten nach Exmouth über. Damit sind wir auch schon da. Unser B&B liegt unweit des Fähranlegers direkt am Meer. Wie praktisch! Der Abend klingt wie mittlerweile üblich im nahen Pub aus. Es gibt wieder neue Bierspezialitäten zum Verkosten.
    27km, davon 11km mit dem Zug und 3km mit der Fähre
    Mehr hier:
    https://www.komoot.de/tour/791774008?ref=atd
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  • Day 11

    Exmouth > Sidmouth

    June 3, 2022 in England ⋅ ☁️ 16 °C

    Nach eher kargem Frühstück brechen wir recht früh auf. Zunächst geht es den gestreckten Strand von Exmouth entlang, an dem bereits viel los ist. Gefallen tut es uns hier nicht, es ist viel zu touristisch und der schlichte Promenadenweg folgt der befahrenen Strandstraße. Schließlich führt eine Fußgänger- Serpentine vom Strand weg, die Klippen hinauf. Damit treten wir ein in das UNESCO-Welt-Naturerbe Gebiet der Jurassic Coast, was auf Deutsch einfach 'Jura Küste' bedeutet und nichts mit dem Film 'Jurassic Park' zu tun hat. Lebendige Dinosaurier gibt es hier keine mehr, aber fossile Funde und - für uns viel interessanter - beeindruckende rote Felsformationen. Die sind gelegentlich auch ziemlich hoch. Vor allem der 'High Peak' mit seinen 157m, den wir vom Meeresspiegel aus erklimmen müssen, ringt uns viel Respekt ab. Jedoch stellen wir oben fest: "so schlimm war's gar nicht". Vielleicht gewöhnen wir uns allmählich an das ewige Auf und Ab.
    Zwischen den spektakulären Küstenformationen, die uns gelegentlich an Helgoland erinnern, liegen zwei gigantisch große Ferienwohnparks. Unzählige, immer gleiche Wohncontainer auf Rädern mit Veranda davor stehen Reihe um Reihe den Hügel hinauf. Schön ist anders und es passt nicht recht in diese herrlich hügelige Landschaft.
    Bevor wir unser Ziel erreichen, gibt es eine ausgedehnte Kaffeepause. Wilfried kriegt seinen Cream tea, ich wage mich an eine fette Schokotorte heran, dazu Flat White. Das ist Kaffee, der bis zum Rand mit Milchschaum angefüllt ist. So gestärkt geht es durch Sidmouth. Der kleine Ort gefällt uns auf Anhieb, auch wenn hier zahlreiche Touristen am Strand liegen oder durch die kleinen Einkaufsstraßen schlendern. Hier geht es behäbig zu. Wir gehen bis zum Ortsende, wo der River Sid ins Meer mündet. Dahinter ragt ein riesigen Fels auf, der in der Abendsonne gerade sehr fotogen rostrot schimmert. Nach einer ausgiebigen Fotosession geht's hinauf zu unserem B&B, das nahe des Byes Riverside Parks liegt, durch den wir noch gehen. Mich erinnert dieser grüne, stille Park sehr an einen der Hamburger Elbparks.
    Unser B&B ist schick und auf hohem Niveau, das Essen im angegliederten Pub lecker und gar nicht teuer. So gefällt's uns.
    24km (alle davon gewandert 😏)
    Wilfried's Sicht auf die Dinge:
    https://www.komoot.de/tour/792964912?ref=atd
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  • Day 12

    Sidmouth > Lyme Regis

    June 4, 2022 in England ⋅ 🌧 18 °C

    17 Stunden Regen sind angesagt und 30 Kilometer Strecke liegen vor uns. Der Wanderführer meint zum Schwierigkeitsgrad: " sehr schwierig, dann anstrengend". Da haben wir uns ja etwas vorgenommen!
    Ob der Vorhersage etwas mißgelaunt starten wir in den Tag. Zur Aufheiterung geht es noch einmal durch den schönen Park "The Byes", dann am River Sid entlang runter zum Meer. Regnen tut es noch nicht.
    Und dann geht es los. Die Klippen rauf, runter, rauf, runter. Wir fragen uns, wo der Autor des Wanderführers den Unterschied zwischen 'sehr schwierig' und 'anstrengend' sieht. Wir finden es von Anfang an sehr anstrengend. Ich gebe Gas, denn die Tour ist ja lang, Wilfried kommt kaum hinterher. Er hatte ja auch ein "full english breakfast", das ihn offenbar zunächst behindert, während ich mich auf ein süßes Frühstück fokussiert hatte, dessen Zuckergehalt nun munter verbrennt. Später soll es umgekehrt gehen, da rennt dann Wilfried gegen die nicht enden wollenden Hügel an, während ich wegen Unterzuckerung am 'Beers Head' zu torkeln beginne. Und das ist nicht ungefährlich so nah am Klippenrand. Ein 'Hafervoll', das noch in meinem Rucksack lümmelte, bringt mich wieder auf Spur. Und ein FlatWhite in Branscombe Beach, wo wir gerade wieder einmal auf Meeresspiegelniveau gelandet sind.
    Nach 16km ist etwas mehr als die Hälfte der Etappe geschafft. Wir sind gerade in Beer angekommen und es ist schon vier. "Erst mal ein Bier", meint Wilfried und ordert im Bay View Tea Room, wo's auch kühle Getränke gibt. Mittlerweile ist es warm geworden, von Regen keine Spur. Im Biergarten lassen wir uns von den kühlen Getränken erfrischen, bevor es gilt, den nächsten 100ter zu bezwingen. Danach geht es, wieder zurück auf Niveau Null den Steinstrand von Seaton entlang, der zwar wunderschön ist, aber an unseren letzten Kräften zehrt. Wir müssen uns eingestehen, dass die restliche Strecke heute nicht mehr zu schaffen ist. Wir hatten es bereits morgens geahnt, dass es so kommen wird. Am 'Marine Place' stellen wir uns an die Bushaltestelle und lassen uns kurz darauf nach Lyme Regis kutschieren, wo unser reservierter Pub auf uns wartet. Zwanzig Minuten Fahrt statt mindestens noch drei Stunden Wandern durch die 'Axmouth to Lyme Regis Undercliffs NNR', einem Landschaftsschutzgebiet, das durch Stürme in 2013/14 teils unpassierbar geworden sein soll, wie der Wanderführer meint. Bergstürze hätten die Wege verschüttet, Umwege sind die Folge. Die sind auf der Karte aber noch gar nicht nachvollzogen. Vermutlich haben wir es richtig gemacht, dieses Wegstück des SWCP einfach auszulassen.
    Heute sind wir im Pub "The Nags Head" unter gebracht. Am Eingang ein Schild: "Heute Live Musik". Es könne laut werden, meint die Wirtin zur Begrüßung. Was kann man da tun? Mitfeiern! Das machen wir dann auch. Die Band heißt "Unknown Identity" und ihre Musik ist zwar laut, aber nicht übel. Und mitreißend. Bald ist die Tanzfläche voll. Hier gibt es jedes Wochenende Livemusik.
    Erst nach Mitternacht finden wir in die Betten. Das wird Auswirkungen auf die morgige Etappe haben, befürchten wir.
    31km (davon 12km mit dem Bus)
    https://www.komoot.de/tour/794783004?ref=atd
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  • Day 13

    Lyme Regis > West Bexington

    June 5, 2022 in England ⋅ ☁️ 16 °C

    Lyme Regis ist ein wunderschöner, kleiner Ort. Das merken wir gleich, als wir ohne Frühstück aus unserem Pub loswandern, runter in den Badeort. Die Geschäfte haben schon geöffnet und das, obwohl Pfingstsonntag ist. Wir kaufen einen Scone für den ersten Hunger und suchen dann die Bushaltestelle. Der 'Jurassic Coaster', wie der Bus hier heißt, kommt bald und bringt uns nach 'Chideoc' und damit vorbei an einem Küstenstück, das auf dem SWCP wegen Erdrutschen nicht mehr passierbar sein soll. Wir lassen es einfach aus, haben wir beschlossen und wählen damit nicht den langen Umweg durch's Landesinnere.
    Von 'Chideoc' gehen wir zur Küste runter. Im kleinen Badeort Seatown gibt's zwar eine Strandsauna, aber kein Frühstück. Es muss also so gehen. Nüchtern geht's gleich den ersten Hügel hoch. Er ist nicht so hoch wie das 'Golden Cap', das hinter unserem Rücken mit 192m der höchste Punkt in Südengland ist, doch es langt uns auch dieser. Zwei weitere Erhebungen ähnlichen Kalibers sollen noch folgen, aber insgesamt kommt uns die Strecke komoder vor als sonst. Vielleicht liegt es an den langen Strandabschnitten, die wir heute zu absolvieren haben. Die allerdings haben es auch in sich, das Gehen auf den kleinen Kieselsteinen zehrt eine Menge Kraft auf.
    Bevor wir uns an den spektakulären Klippen entlang marschieren, die den Beginn der 'Chesil Beach' markieren, frühstücken wir endlich in 'West Bay'. Gefallen kann der kleine Hafen uns nicht. Mir kommt Gosch in List auf Sylt als Vergleich in den Sinn.
    Nun geht's am Strand entlang vor Fels- und Sandformationen, die hier senkrecht hoch aufragen und uns mächtig beeindrucken. Gelegentlich bricht wohl mal etwas ab, ganz ungefährlich ist das Gehen hier vermutlich nicht. Unser mulmiges Gefühl ist nicht unberechtigt. Bei Flut kommt man hier gar nicht entlang, dann reicht das Meer bis an das Felsfundament. Im Moment ist volle Ebbe, insofern haben wir Glück.
    In 'Burton Bradstock' senkt der Fels sich ab. Hier liegt wieder einer dieser hässlichen mobilen Wohnparks. Der SWCP wechseln nun auf die andere Seite der Klippe, es ist wieder steigen angesagt. Die Mühe wird mit schönen Weitblicken belohnt Es geht durch saftig grüne Weiden weiter, immer auf bestens gemähten Wegen.
    Schließlich geht's wieder runter, der Weg wechselt zurück zum Strand. Wir kommen zum 'Burton Mere', einem Brackwasserbereich, dessen Ränder mit bunten Blumen und grünen Gräsern üppig bewachsen ist. Nebel und Sprühregen zieht auf und taucht die Gegend in ein gespenstisches Zwielicht. Das erste Mal auf dieser Tour Regensachen anziehen.
    Die letzten zwei Kilometer geht es direkt am Steinstrand entlang. Abertausende kleinen Kieselsteinen rutschen unter unseren Stiefeln hin und her. Das Wandern ist so beschwerlich, dass wir froh sind, in West Brexington Richtung Inland abbiegen können. Eine Queens-Feier am Strandcafe mit nicht schlechter Livemusik lassen wir links liegen, wollen nur noch ins Hotel. Da sitzen wir dann auch bald schon beim Dinner, diesmal begleitet von Otter-IPA, mit herrlichem Blick über die Küste. Sogar die Sonne ist wieder heraus gekommen. Wunderbar!
    28 km, davon 11 mit dem Jurassic-Coaster-Bus
    https://www.komoot.de/tour/795819350?ref=atd
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  • Day 14

    West-Bexington > Castletown ( Portland)

    June 6, 2022 in England ⋅ ⛅ 15 °C

    Bei strahlendem Sonnenschein geht es in West-Bexington los, aber nicht runter an den Strand zu den Kieseln, auf dem der SWCP seinen Weg nun fortsetzen will, sondern auf Feldwegen entlang saftiger Wiesen, von denen aus wir ein prächtige Blicke auf das blau schimmernde Meer genießen können. Es ist herrlich, an Englands Küsten zu wandern und heute liegen wohl auch keine wesentlichen Höhenmeter vor uns. Es wird ein entspanntes Wandern werden, so mutmaßen wir.
    Wir kommen durch Abbotsbury, gehen eine lange Straße entlang, die gesäumt wird von gleichartig aussehenden Steinhäusern von ganz eigener Art. An vielen hängen noch Wimpel und Banner des Platinum Jubelee von Königin Elisabeth, doch das ist nun vorbei. Viel gemerkt haben wir hier in der Provinz von den Feiern nicht. Wir kommen vorbei an einer alten Abtei und wenden uns dann Richtung Küste, zurück zum SWCP, nehmen noch eine weitere Abkürzung durch das Landesinnere, um einem dieser bösen Hügel auszuweichen, die uns stets die Kraft rauben. Zum Steigen haben wir heute gar keine Lust!
    Hinter einer Biegung liegt sie dann vor uns: die Brackwasserlagune 'The Fleet', Teil von Chesil Beach, an der wir seit gestern entlang wandern. Zwischen Meer und Lagune liegend, einen Damm bildend, Millionen oder eher wohl Milliarden von Kieselsteinen, die von West nach Ost immer größer werden sollen. Darauf zu laufen ist beschwerlich, so wird der Pfad auf der Lagunenseite entlang geführt, schlängelt sich dabei stets am Ufer entlang, der Halbinsel Portland zustrebend. Dort vereint sich das Brackwasser mit dem Meer. Der Weg dorthin ist zauberhaft. Wir kommen an Wiesen vorbei, auf denen ein Meer von Margarethen wächst, die gerade weiß schimmernd in voller Blüte stehen. Ein Traum! Der endet, als wir uns Ferrybridge nähern. Seit fast hundert Jahren gibt es hier Damm und Brücke, der die Halbinsel Portland mit dem Festland verbindet. Es ist die einzige Verbindung und der Verkehr über die Brücke ist immens. Laut ist es hier und für Fußgänger sehr unangenehm. Aber rüber müssen wir, denn unsere Unterkunft liegt auf der anderen Seite. So stapfen wir die letzten drei Kilometer tapfer auf dem Damm entlang, nutzen sogar noch die Gelegenheit, auf den nahen Steinwall zu klettern, dessen Steine hier tatsächlich viel größer sind als gestern in West-Bexington. Das Gehen ist etwas leichter hier, aber nur etwas. Wir erhaschen noch einen Blick auf das offene Meer, das blau und in der Sonne gleißend vor uns liegt. Wir hatten es unterwegs noch gar nicht zu Gesicht bekommen, um so schöner ist es jetzt.
    Noch um den Hafen herum, der der größte künstlich errichtete Europas sein soll und während der Weltkriege Liegeplatz hunderter Kriegsschiffe gewesen sein soll, dann stehen wir in Castletown vor dem Hotel 'Aqua'. Beides hörte sich morgens noch gut an, doch weder Ort noch Hotel können nun überzeugen. Der Ort mutet hässlich an, das Hotel ist herunter gekommen. Doch wir werden freundlich empfangen und ein zum Haus gehörender grüner Papagei unterhält sich und seine Umgebung. Bald sitzen wir im 'The Wreck', dem hoteleigenen Pub, der den Charme einer Jugendherbergskantine verströmt. Drei Gerichte stehen zur Wahl, wir nehmen Pizza, auf die wir dann mehr als eine Stunde warten müssen. Dafür ist sie frisch gemacht und schmeckt lecker. Heute gibt es Cider dazu, denn das Bier vom Fass läuft nicht. Na dann, gute Nacht!
    26km
    https://www.komoot.de/tour/797567127?ref=atd
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  • Day 15

    Castletown (Portland) > West Lulworth

    June 7, 2022 in England ⋅ ☁️ 17 °C

    Es regnet. Der Blick über den Hafen aus dem Hotelzimmer des 'Hotel Aqua' verheißt nichts Gutes. Auch das Frühstück kann die Laune nicht heben. Wir wollen hier weg, Portland ist eine Enttäuschung. Die Umrundung der Insel war eh nicht geplant, den Damm wollen wir kein zweites Mal queren, so nehmen wir den Bus, fahren gleich bis nach Weymouth und ersparen uns somit urbane und laute Kilometer auf dem SWCP entlang der Straße. So haben wir mehr Zeit für die Schönheit der Natur, die uns heute erwartet. "Noch Schöner als alles, was wir bisher gesehen haben", werde ich später zu Wilfried sagen. Aber erst einmal geht es durch Weymouth. Zunächst durch den kleinen Hafen, der nicht so recht überzeugen kann, dann biegen wir um ein Eckhaus, das den Blick versperrt auf das, was dahinter liegt. Da liegt er vor uns. "Wow!", entfährt es Wilfried ob der Sicht auf den kilometerlangen Strand von Weymouth. Bevor wir den abschreiten, erst einmal einen FlatWhite in einem Cafe. Dann geht es an den alten Gebäuden auf der Strandpromenade entlang. Der Badeort ist offensichtlich etwas in die Jahre gekommen. Das leer stehende, große und recht hässliche 'Riviera Hotel' markiert das Ende des langen Strandabschnitts. Nun geht es wieder Klippen hinauf auf grün bewachsenen Wegen. Und natürlich auch wieder runter. Doch insgesamt bleiben die Höhenunterschiede zunächst moderat. Eine Pause im 'Smugglers Inn' kennzeichnet eine Wende der heutigen Etappe. Nun geht es höher hinauf, die Landschaft wird spektakulärer. Wir kommen nach 'White Nothe', gehen den Rand hoher, weißer Klippen entlang, deren Wirkung auf uns mit Worten kaum zu fassen ist. Unbeschreiblich! Ein unglaubliches Naturerlebnis! Und so einsam gelegen! Herrlich! Und dann kommt auch noch die Sonne raus, genau im richtigen Moment. Die bis dahin grauen Wolken werden zu Fetzen und verschwinden schließlich ganz. Blauer Himmel, blaues Meer, weiße Felsen, saftig grüne Wiesen! Oft bleiben wir stehen und staunen. Und fotografieren, was das Zeug hält.
    Doch irgendwann muss man weiter. Das nächste Highlight wartet schon: 'Durdle Door'. Da liegt es auch schon vor uns, der Fels in der Brandung. Mit seinem großen Loch, einem Tor gleich, das ihn zu einem Publikumsmagneten macht, der auch heute die Menschen in Massen angezogen hat. Und alle wollen runter zum Felsen, das große Felsentor aus der Nähe betrachten. Eine Treppe macht den Weg nach unten leicht. Zu leicht, wie ich finde. Auch Wilfried will dort runter, er sucht weitere schöne Fotomotive. Ich mache es mir derweil auf dem gut gemähten Rasen bequem und warte bei einem kleinen Nickerchen auf ihn. Mir ist es unten zu quirlig, den Felsen kann man von hier oben ebenso gut betrachten. Groß genug ist er ja.
    Später gehen wir die letzten drei Kilometer nach West Lulworth zum heutigen B&B und kommen an einem riesigen Parkplatz vorbei, der nur zu einem Bruchteil mit Autos gefüllt ist. Was mag hier wohl am Wochenende los sein?
    Kurz darauf sitzen wir im nahen 'Castle Inn', bestellen unser Dinner. Beim obligatorischen Local Beer zeigt Wilfried mir auf Facebook die Posts der Jungs und Mädels, wie sie vor dem Felsen posen, die er heute dort unten getroffen hat. Er weiß, mit welchen Hashtags er suchen muss, denn er ist vom Fach. Geht's da noch um das Felsentor oder ist der nur Kulisse für die eigene Inszenierung? Oh, nee, nix für mich. 'Homo Deus' von Harari kommt mir in den Sinn. War wohl richtig für mich, oben auf ihn zu warten. Aber schöne Bilder hat er gemacht, das muss ich zugeben.
    Zu sehen bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/798706485?ref=atd
    29km, davon 7km bis Weymouth mit dem Bus
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  • Day 16

    Durdle Door Day

    June 8, 2022 in England ⋅ ⛅ 16 °C

    Gestrandet in West-Lulworth? Nur, weil die rote Flagge hoch ist, die anzeigt, dass auf dem riesigen Armeegelände östlich von uns, durch das der SWCP nun verläuft, scharf geschossen wird? Weil wir keine Lust haben, die im Wanderführer genannten Alternativoptionen 1A, 1B oder 2 zu gehen? Pah, never! Wir machen da lieber einen Zero-Day und verpennen den Vormittag. Nachdem auch der letzte Rest Müdigkeit aus den Beinen verflogen ist, machen wir uns auf, die Gegend zu erkunden. Wir können es halt nicht lassen, zu wandern. Keep going! Es soll nur ein kleiner Spaziergang werden, ufert dann aber doch aus zu einer acht-Kilometer-Wanderung. Sie ist einfach zu interessant, diese Gegend. Erst geht's an den Lulworth Cove. Wie wunderbar der ist! Nach einem FlatWhite im Boatshed Café geht's weiter. Noch einmal hoch und wieder runter hin zum Durdle Door. Heute gehe auch ich runter zur Wasserkant', das Tor aus der Nähe zu betrachten. Es sieht vom Wasser aus doch noch imposanter aus, ich muss es zugeben. Instagramsüchtige Poster sind heute komischerweise nicht da, ich bin da etwas enttäuscht. Damit geht's zurück zu unserem B&B zur kleinen Nachmittagsiesta und dann ab in den Castle-Inn, wo es heute legger Guinness zum Essen gibt. Ein schöner Zero-Day es war!
    Wer wissen will, wen Wilfried gestern am Durdle Door beobachtet hat:
    https://www.instagram.com/reel/CeemeNAAddI/?utm…
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