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  • Day 63

    Baños - Pailon del Diablo

    December 5, 2018 in Ecuador ⋅ ⛅ 25 °C

    Baños de Agua Santa, ein kleiner Ort am Fuße des Vulkans Tungurahua, umringt von einer traumhaften Kulisse aus Bergen, Wald und Wasserfällen mit Thermalquellen, die sich nicht nur unter den Ecuadorianern großer Beliebtheit erfreuen. Kein Wunder, dass Baños sich in den letzten Jahren zu einem kleinen Touristenmekka entwickelt hat - vor allem alles was Action beinhaltet ist hier geboten und hoch im Kurs: Kayak, Canyoning, Rafting, Paragliding, Mountainbike und Downhill-Bike... für jeden ist etwas dabei!
    Nicht wenige der ehemaligen „Touristen“ sind hier „hängen geblieben“, und nicht zuletzt wegen all der Expats sind auch die Lokale und kulinarischen Angebote hier sehr vielseitig, was uns natürlich freut! Neben supergutem Kaffee findet man von Sushi über Schweizer Käsefondue bis zu hausgebackenem dänischen Brot alles, was das Herz begehrt.

    Eine der Hauptattraktionen in Baños ist der „Pailon del Diablo“, der Teufelskessel - ein mächtiger Wasserfall, zu dem man nicht nur ganz nah, sondern sogar direkt dahinter hineingehen kann (wenns einen nicht stört, dass man danach klatschnass ist). Dazu findet man im Stein rundherum mehrere „Teufelsgesichter“, natürliche Steinformationen, denen man mit etwas Fantasie eine Fratze andichten kann. Ganz passend zum heutigen Krampustag!
    Wir leihen uns für den Tag Mountainbikes aus, und zusammen mit einem Schweizer Pärchen (das wir schon in der Tambopaxi-Lodge getroffen haben), machen wir uns auf den Weg zum Pailon, entlang einer lang gezogenen tiefen Schlucht, vorbei bei noch viel mehr Wasserfällen und etlichen „Flying Fox“-Stationen. (Am gespannten Drahtseil kann man quer über die ganze Schlucht fliegen!)
    Der Weg ist echt schön, die Schlucht beeindruckend, und die Wasserfälle toll- allerdings, nach diesem Tag haben Franz und ich nun endgültig genug Wasserfälle gesehen für diese Reise! :)
    Nach der Mountainbike-Tour haben wir uns ein paar Empanadas verdient - neu diesmal: Schoko-Banane, schön heiß und fettig! Aber ganz lecker - zum Glück fahren wir den Rückweg auf der Ladefläche eines kleinen LKWs, der uns gegen kleine Gebühr mit viel Auspuffgestank zurückbringt (es wird bereits dunkel, und der ganze Hinweg war bergab - was für den Rückweg mehr Anstrengung bedeutet hätte, als wir zu opfern bereit sind).

    Am Abend sind wir ziemlich k.o.- die Cotopaxi-Wanderung von gestern macht sich wohl doch nochmal bemerkbar! Wir gehen nach einer ausgedehnten Spät-Siesta noch ein Craft-Beer trinken und dann ab in die Heia - morgen früh steht wieder (spanisches) Yoga am Programm. Der Yoga-Raum des Hostels ist einfach zu schön, und auch Franz hat mittlerweile Gefallen daran gefunden.
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  • Day 62

    Cotopaxi - der längste Tag unserer Reise

    December 4, 2018 in Ecuador ⋅ ⛅ 10 °C

    Der Dienstag begann für uns schon am Montag, nämlich um 23:30, als der Wecker nach ein paar Stunden Dösen erschrillte. Wecker brauchte man sowieso keinen, denn zu dem Zeitpunkt waren bereits alle Gäste am Refugio Jose Rivas auf 4860m am Fuße des Vulkan Cotopaxi wach und räumten herum. Unser netter junger Bergführer Jose sagte uns gleich, dass wir uns Zeit lassen sollten, da es schneit - na super, mal wieder unser Wetterglück. Wir packten unsere sieben Sachen zusammen und tranken einen Tee, dazu ein paar trockene Brötchen mit Marmelade, die für alle auf einem Tisch bereitgelegt waren. Nach etwa einer Stunde verließen wir dann mit Daune und Pickel die Hütte und stapften los Richtung bergauf. Langsam, extrem langsam, Ricarda wurde schon ungeduldig weil wir so langsam foranschritten. Aber schon rasch machte sich die Höhe bemerkbar und wir waren dankbar über die oft eingelegten Pausen. Wir tranken viel Wasser und aßen ein paar Müsliriegel im Schein der Stirnlampen, während wir am Gletscher bei riesigen Seracs und furchteinflößenden Spalten am Seil vorbeispazierten. Es wurde immer anstrengender, das Atmen war schon richtig mühsam, die Füße schwer, und es war eiskalt. Als es dann langsam dämmerte war es aber endlich soweit und wir konnten das erste mal den Kraterrand erspähen. Schwefelgerüche irritierten unsere Atemwege, aber das störte uns schon gar nicht mehr bei dem Anblick des aufsteigenden Rauchs und den umliegenden Vulkanen Chimborazo, Antisana, Cayambe und viele weitere bis nach Kolumbien. Für die letzten 20m benötigten wir dann gefühlte 10 Minuten, und um etwa 5:30, gerade zum Sonnenaufgang, standen wir am höchsten Punkt des Cotopaxi, und damit unserem höchsten erreichten Gipfel. Wir hatten Kopfweh, mir war übel von der Höhe, neben den Atemproblemen teilweise auch ein bisschen schwindlig, aber dennoch glücklich!

    Wir genossen die Aussicht, machten unzählige Fotos und staunten, wie weit man sehen konnte!

    Nach etwa einer halben Stunde machten wir uns dann wieder auf den Weg hinunter, was erstaunlich schnell voranging. Die letzten 200m konnten wir schließlich in einer Schotterrinne hinabgleiten, sodass wir schon um kurz nach 8 wieder auf der Hütte waren, wo wir schließlich ein Frühstück mit frischen Früchten, Pfannküchelchen und Koka-Tee serviert bekamen. Verdient, würde ich sagen.

    Jose war schließlich so freundlich und nahm uns mit seinem Jeep wieder mit hinunter vom Berg, brachte uns aus dem Nationalpark und warf uns an der Panamericana heraus, der großen Nord-Süd-Autobahn durch das Land, wo wir in einen Bus Richtung Süden einstiegen (Mitten auf der Autobahn, ganz normal hier in Ecuador). Um etwa 2 Uhr nachmittags waren wir dann in Baños, einem weiteren kleinen Städtchen in den Anden, umgeben von bewaldeten Hügeln.

    Nachdem wir unserer Gepäck abgeladen hatten, gingen wir schließlich essen, endlich wieder gutes Essen in einem feinen Restaurant mit Bier, eine Wohltat. Wir streunten schließlich ein bisschen durch das Städtchen, kauften ein paar Früchte und gönnten uns dann ein Schläfchen, die wohl beste Entscheidung des Tages.

    Aber auch am Abend war der Tag noch nicht vorbei, da sah ich mich plötzlich in einer spanischsprachigen Yoga-Klasse meine Muskeln dehnen. Was man mit Ricarda so alles erlebt... Nach der entspannenden Stunde gönnten wir uns noch einen Drink in der Hostelbar, spielten 2 erbärmliche Runden Billard (hat Spaß gemacht!), aßen ein Stück Pizza und dann, ... ja dann war der längste Tag schließlich vorbei und wir gingen schlafen. Obwohl es noch nicht einmal 10 Uhr abends war.
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  • Day 60

    Tâmbopaxi

    December 2, 2018 in Ecuador ⋅ 🌧 13 °C

    Akklimatisationsaufenthalt in der Nobelhütte Tambopaxi. Auf 3750m Meereshöhe, bereits im Nationalpark und fast direkt am Fuße des Cotopaxi gelegen, lässt es sich ganz gut aushalten. Tambopaxi ist eher ein Hotel mit Restaurant als eine Berghütte - zu mieten gibt luxuriöse Suites mit Glasfront hin zum Cotopaxi, aber auch Betten in Mehrbettzimmern. Mit letzterem haben wir uns abgefunden (die Lodge an sich ist ob der Lage und der Abgeschiedenheit schon teuer genug) - allerdings haben wir jetzt seit 3 Tagen einen 3-Betten-Dorm für uns allein. Und viel günstiger. Allerdings haben wir nur ein Dachfenster, keinen freien Blick auf den Vulkan - aber das kann man lösen, indem man kurz vors Haus geht oder sich in den Speisesaal setzt und dort beim Fenster rausschaut während man einen Kaffee genießt. Kann passieren, dass haufenweise Hasen vorbeihoppeln :) Und so ganz nebenbei: es zieht spätestens zwischen 10 und 12 Uhr sowieso komplett zu (meistens früher) und man sieht vom Cotopaxi nicht mal die Schneegrenze.
    Hier ist es stets angenehm warm, es gibt gemütliche Couches zum ausrasten, und insgesamt ist es ein optimaler Platz für Franz zum Auskurieren.
    Während er sich gesund schläft und gemütlich in der Sonne lesen kann, kann ich die Gegend aufm Pferderücken erkunden. Reiten ist eine DER Aktivitäten hier in der Lodge - die gutmütigen Pferde (eigentlich eher etwas größere Ponys) tragen einen sanft über die weiten Felder, vorbei an Herden von Wildpferden und Kühen, über Bäche, zu Inkaruinen - und wieder retour. Ein Guide ist natürlich auch dabei :) Das freie Gelände eignet sich super, um mal locker herumzugaloppieren, und es macht echt Spaß, endlich mal wieder im Sattel zu sitzen.

    Sonst vertreiben wir uns die Zeit mit Spaziergängen, Kartenspielen und Essen - das zwar lecker ist, allerdings haben wir mit „vegetarisch“ leichte Verständigungsprobleme. Nach Bestellen einer „reinen Gemüsesuppe“ bekommen wir Hühnersuppe, schön mit großen Hühnerstückchen drin, und ein bisschen reingeschnippeltem Gemüse...

    Nachdem Franz sich dann besser fühlt und wieder normal essen kann, beschließen wir als Akklimatisationswanderung noch den Rumiñahui in Angriff zu nehmen, ein 4600m hoher Berg ganz nah bei der Lodge. Als wir am Gipfel stehn, können wir es kaum glauben: schon da? Das war superlocker, viel geredet, kaum geschnauft, es scheint als ob das Schlafen über 3500m wirklich seine Wirkung zeigen würde!
    Wir fühlen uns gut und denken, dass wir diesmal den hohen Berg auch ohne „Doping“ in Form von Diamox in Angriff nehmen können!
    Morgen Mittag gehts los, da holt uns unser Guide José hier ab und wir fahren bis zum Fuß des Berges und gehen dann auf das Refugio, die Schutzhütte auf 4800m. Nachmittags wird dann ausgeruht bevor man gegen Mitternacht zum Gipfel aufbricht.

    Heute Morgen, als wir aufgestanden sind, hat sich der Cotopaxi endlich mal in ganzer Pracht gezeigt, wolkenlos und sogar mit Sonnenschein! Hoffentlich haben wir in zwei Tagen auch so ein Wetterglück!
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  • Day 58

    El Chaupi

    November 30, 2018 in Ecuador ⋅ 🌧 13 °C

    Illiniza Norte abgesagt. Nachdem Franz gestern schon den ganzen Tag ziemlich müde und abgeschlagen war, kämpft er die ganze Nacht mit einer Magen-Darm-Grippe und Fieber. Zu Schlaf kommen wir darum beide recht wenig, und am Morgen wird erstmal alles umorganisiert. Nachdem ich die Illiniza-Hütte storniert hab und Tambopaxi (die schöne Lodge im Cotopaxi-Nationalpark) für einen Tag früher reserviert, schleppe ich Franz zum Centro medico eine Hausecke weiter. Eigentlich war mein Plan, nur eine Infusion zu holen und ihn dann daheim aufzupäppeln, aber es gibt keine normale Apotheke in dem Kaff und im Centro muss er selbst anwesend sein. Und nachdem der liebe Franz am Morgen mehr einem nassen Waschlappen gleicht als seiner selbst, und ich nicht weiß, wie die Weiterfahrt wird, muss er halt dahin. Wegen Fieber kriegt er ein Antibiotikum verschrieben und für die Bauchkrämpfe eine Ampulle Buscopan - die ich ihm danach erleichert spritze. Dazu ein paar Schätze aus unseren letzten Tablettenvorräten - dann gehts schon besser. Die ganze Sache kostet - nichts! Gratis (sie lehnen sogar Trinkgeld ab). Die Erfahrung, einmal so ein Gesundheitszentrum im Dorf von innen zu sehen, wars wert! Das ist wie eine erweiterte Hausarztpraxis, zwei Krankenschwestern und eine junge Ärztin, es gibt auch einen Raum für zahnärztliche Eingriffe - alles da, und gar nicht mal so schlecht! (Die Hygienestandards sind klar nicht wie bei uns, aber es war okay) Wie das mit Blutproben gemacht wird, hab ich nicht ganz verstanden, soweit ich es mitbekommen habe, dauerts etwas länger. Gemacht wird es aber wohl gelegentlich.

    Was ich insgesamt ganz cool finde hier: Frauen scheinen ziemlich gleichberechtigt zu sein wie Männer. Genaugenommen scheinen sogar häufig die Frauen die „Läden selbst zu schmeißen“! Wir sehen überall Schafhirtinnen, Frauen, die die Hostels führen, Frauen als Ärztinnen (sowohl hier als auch schon vorher in Guayaquil, auf der Straße vorm Krankenhaus), als Verkäuferinnen mit ihren eigenen Ständen, beim Viehverkauf, als Schuhputzerinnen - sogar einmal eine Taxifahrerin. Oft fragen wir uns schon, wo eigentlich die ganzen Männer sind :)

    Wir treten also nachher die Weiterfahrt im Geländewagen an, der sich aufgrund der holprigen Straße in den Park hinein bewährt! Das Wetter ist mal wieder regnerisch-trüb mit Nebel, der die Berge rundum verhüllt. Ich hoffe, dass sich 1) Franz bald bessert und 2) wir am Montag und Dienstag besseres Wetter haben als jetzt! Es wäre schon schön, den Cotopaxi-Krater zu sehen (was je nach Sichtverhältnissen nicht selbstverständlich ist) - wenn wir überhaupt raufkommen.
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  • Day 54

    Quilotoa - Trekking

    November 26, 2018 in Ecuador ⋅ 🌧 15 °C

    Sigchos - Isinlivi - Chugchilan - Quilotoa

    Laguna Quilotoa, eine Kraterlagune wie sie im Buche steht, eine der meist besuchten Attraktionen Ecuadors. Der Weg dorthin ist ein beinahe ebenso bekannter (wenn auch weit weniger besuchter) Trekkingpfad, durch wunderschöne grüne Landschaften mit unnatürlich wirkenden Terrassen und Plateaus vor steil abfallenden Klippen, alles in den frühen Morgen- und späten Nachmittagsstunden in mystischen Nebel gehüllt. Im besten Fall natürlich, im schlechtesten regnets den ganzen Tag und Sicht gibts für 2-5 Meter.

    Die populärste, mittlerweile gut ausgeschilderte Route führt von einem kleinen Dorf namens Sigchos nach Isinlivi. Sigchos erreicht man von Latacunga aus per Bus (wo wir unsere letzte Nacht verbracht haben und auch die meisten unserer Sachen zurückgelassen haben - wir wandern mit deutlich leichterem Gepäck). In Isinlivi gibt es zwei Hostels, darunter das weitum bekannte, sehr neue und moderne Lulu Llama (das uns auch bereits im Vorhinein von einigen Leuten empfohlen wurde). Die Gehstrecke (wenn man sich nicht verläuft) ist gemütliche 3-4 Stunden. So bleiben am Nachmittag noch einige Stunden, um die zahlreichen Spiele im Hostel auszuprobieren (Rommee Cup kann zu zweit schon einige Zeit in Anspruch nehmen), den Spa Bereich zu genießen oder in einer gratis Yogastunde die Muskeln zu dehnen. Mittels letzterer kam Franz erstmals in den Yoga-Genuss - nach anfänglichem Kampf gegen Lachanfälle bei detailliertesten Ateminstruktionen hat er es gegen Ende hin dann doch recht genossen :). Das Essen ist, ähnlich wie bei uns auf Berghütten, mit includiertem Abendessen und Frühstück, und gegessen wird gemeinsam an großen Tischen. Alles in allem eigentlich ziemlich ähnlich wie bei uns, nur der Komfort in Kombination mit dem unschlagbaren Preis ist bei uns nur selten auf Hütten anzutreffen. (Fairerweise muss man dazusagen: alle diese Orte sind auch per Auto oder Bus erreichbar, es gibt eine Straße. Und somit auch Notfalllösungen, falls man einmal nicht mehr weitergehen möchte). Trotzdem: Eine der besten Unterbringungen, die wir bisher hatten!
    Weiter gehts am nächsten Tag nach Chugchilan, dort gönnen wir uns (als nun „Luxusbackpacker“) die teurere Lodge The Black Sheep Inn - eine Ökolodge die zwar gute Prinzipien verfolgt, unserer Meinung nach ihre besten Tage allerdings auch schon gesehen hat. Wir treten kürzer und nehmen zwei Plätze im „Dorm“ - der ein dreistöckiges Häuschen ist. Wir sind die einzigen da (alle anderen sind deutlich ältere Herrschaften als wir, die ihre „Dorm-Zeiten“ schon lange hinter sich gelassen haben und in Privatzimmern schlafen) - also haben wir ein ganzes Haus für uns. Toll an dieser Unterkunft ist: sie ist mit Vollpension, Sandwich zur Ankunft, Lunchpaket am nächsten Tag, und, das allerbeste: unlimitiert Bananenbrot, Brownies und hausgemachte Cookies, stets zur freien Verfügung, zusammen mit Kaffee, heißer Schokolade oder Tee! Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, dass wir diese Occasion ausgiebigst nützen! (Bezahlt ist ja schließlich). Das Essen (nur vegetarisch hier, sehr von Vorteil für Franz) ist superlecker, endlich mal nicht frittiert und mitunter etwas vom besten, was wir in den letzten Wochen gegessen haben!
    Da wir die normalerweise 4-6h Wanderung in knackigen 3 1/2 Stunden beendet haben (Trotz Pause und Ausblicke genießen. Dazwischen wollten wir uns trainingshalber aber mal wieder ein bisschen „richtig“ belasten, das Reisen macht träge und nimmt die ganze Kondition, die wir nicht nur für Cotopaxi, sondern mehr für die Skitour-Saison nachher brauchen!) bleibt am Nachmittag reichlich Zeit für den „Skywalk“, eine nette Rundwanderung um Chugchilan durch Schluchten, über Grate und Hochebenen - und vorbei an viel zu vielen äußerst bösartigen Hunden! Beim Hostel rät man uns, einen „Dogstick“ mitzunehmen. Kein Problem, wir haben ja unsere Wanderstöcke, denken wir - und treffen schon kurz danach auf das erste zähnefletschende Biest. Im ambitionierten Versuch, „sein Gebiet“ zu verteidigen springt er sogar über die Grundstücksgrenze hinaus auf den Wanderweg und lässt mir das Herz in die Hose rutschen. Das erste Mal auf meinen Reisen bereue ich es, keine Tollwutimpfung vorgenommen zu haben, und bitte innerlich inständig, dass er mich nicht beißt. Irgendwie kommen wir dann doch an dem Köter vorbei, doch mein Herz rast auch eine Viertelstunde später noch im Galopp. Wir wandern besser gerüstet weiter, den Stock in der einen, einen Stein in der anderen Hand, und bis auf zwei weitere, etwas weniger schlimme (aber dennoch unangenehme) Hundebegegnungen ist die kleine Wanderung wunderschön: vorbei an Schafherden, steil rauf mitten durch einen halbmeterbreiten Spalt im Fels, entlang eines schmalen Grates mit links und rechts hunderte Meter steil (fast senkrecht) abfallenden Wänden. Die Aussicht ist ein Traum - nur leider haben wir die Kamera daheim liegen gelassen...
    Der Abend ist unterhaltsam in kleiner Runde, wir sind nur 9 Leute insgesamt, und haben an einem Tisch Platz. So erfahren wir zum Beispiel von Deevah, einer Frau aus Puerto Rico, über die äußerst misslichen Zustände in Puerto Rico nach dem Hurrikan Maria (die wir in Europa nur am Rande mitgekriegt haben) und die Gefahren, Korruptionspolitik und Organhandel hier in Ecuador. Letzteres will ich zur Vermeidung allgemeiner Unruhe nicht weiter ausführen, denn ich denke, es betrifft uns auf den Pfaden, auf denen wir uns bewegen, sehr wenig. Dennoch ist es schockierend wie interessant zugleich, was unter Ecuadors Oberfläche zu finden ist (was wir mit unseren nur rudimentären Spanischkenntnissen natürlich gar nicht mitkriegen, es sei denn, jemand erzählt es uns in Englisch).
    Tag 3: Von Chugchilan (3200m) bis nach Quilotoa, der kleinen Stadt am Kraterrand - ein paar schweißtreibende Stunden über steile Abhänge und grüne Wiesen, verlängert indem wir noch die ganze Runde um den Krater dranhängen (mit dem höchsten Punkt auf knapp 4000m). Wunderschöne Ausblicke wechseln sich ab mit steilen Anstiegen, in denen die Luft manchmal ganz schön knapp wird. Das Wetter allerdings meint es gut mit uns, und sobald wir den Kraterrand erreichen blitzt auch immer wieder mal die Sonne durch (was das ganze noch schweißtreibender macht). Bevor wir die Runde bestreiten wird also nochmal ausgiebig pausiert, und in der Sonne mit Ukulele das ein oder andere Liedchen angestimmt. Ist auch eine weise Entscheidung, denn der Weg zieht sich dann...Am Ende geht uns dann fast ein bisschen Kraft und Muße aus, und als wir Quilotoa erreichen, sind wir mehr als erleichtert. Was uns dort erwartet, lässt jedoch den Mund offen stehen: das ganze Dorf ist eine einzige Baustelle, ein großer Hotel-Rohbau reiht sich an den nächsten. Die „Restaurant“ und „Abierto“ Aufschrift steht schon, bevor das Obergeschoss überhaupt Fenster und Türen hat, um schon das bestmögliche rauszuholen. Idyllisch? Nein. Gemütlich? Schon gar nicht! Überall Gehämmer und Baulärm, die Freundlichkeit hat man hier auch nicht unbedingt „mit dem Löffel gegessen“... Profitabler Tourismus scheint das Schlagwort zu sein. Quilotoa ist einer der meistbesuchten Orte Ecuadors, und es scheint, eine ganz außerordentliche Horde ist hier nun auf diesen Zug aufgesprungen.
    Ob der Geräuschkulisse ist das Nachmittagsschläfchen mehr ein seichter Schlummer, und wir beschließen am Ende, das Haus zu verlassen und in der „Stadt“ noch einen Juice trinken zu gehn. Was wir finden ist ein neues, kleines Restaurant mit freundlichem Besitzer, echtem Espresso und Canelazo - einem typischen, alkoholhaltigen Heißgetränk (das uns unweigerlich an Weihnachtspunsch erinnert). Zudem das beste WLAN seit langem (Die letzten Tage war Schneckentempo noch das beste, was uns beschert war. Meistens ging gar nichts).
    Ein kleines Detail unseres Hotels ist allerdings noch erwähnenswert: ein jedes Zimmer hat einen Ofen, und nach dem Abendessen geht ein Mitarbeiter reihum und fragt, ob man Feuer möchte. Mit einem Becher Spiritus und einem Arm voll Holz heizt er im Nullkommanix ein, und das Zimmer verwandelt sich binnen Minuten zur Sauna :) Diese Nacht ist zumindest auf keinen Fall kalt!

    Der nächste Tag beginnt träge und ist ein Relax-Tag, bestimmt vom Transport von Quilotoa nach Latacunga um unsere Sachen wieder einzusammeln und danach weiter nach El Chaupi - dem Ausgangsort für unsere nächste Unternehmung, den Illiniza Norte. Alles im Sinne der Akklimatisierung!
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  • Day 52

    Otavalo

    November 24, 2018 in Ecuador ⋅ 🌧 17 °C

    Eineinhalb Stunden nördlich von Quito liegt Otavalo, eine Kleinstadt, die besonders Samstags richtig aufblüht. Hier ist der größte Markt Ecuadors, was heißt, dass die ganze Hauptstraße kilometerlang von Ständen gesäumt ist. Da müssen wir natürlich hin, also nehmen wir Freitagnachmittag den nächsten Bus aus Quito raus und schauen uns das an.
    Die Busse in Ecuador sind leider nicht so komfortabel wie in Argentinien oder Chile: es ist heiß und holprig, und von Cama (den „Liegestühlen“ in manchen Bussen) kann man nur träumen. Aber es hat jeder seinen Platz (anders, als ich es oft in Afrika erfahren hab), und die Busse sind auf die Minute pünktlich. Die on-board-Versorgung ist extern geregelt („Mangos-Piña-Papas-Agua-Heladoooo!“) und lässt kaum Wünsche offen, dazu wird man nonstop mit ecuadorianischer Musik beschallt. Was will man mehr?

    Unsere supergünstige Unterkunft (kaum raus aus den Großstädten merkt man schon einen deutlichen Unterschied) ist absolut seinen Preis wert (und lässt bis auf die nicht warm werdende Dusche keinen Grund für Beanstandung). Gemütlich ist auch, dass man hier zumindest im Stadtzentrum wieder unbesorgt durch die Straßen laufen kann, auch wenns schon dunkel ist. Taxis sind hilfreich, um die Gegend rundherum zu erkunden.
    Den Freitagnachmittag gehn wir gemütlich an, in der riesigen Markthalle (anscheinend auch die größte Markthalle Ecuadors, ist allerdings hauptsächlich für Obst und Gemüse und ganz abseits vom Samstags-Kleidungsmarkt) setzen wir uns an einen Stand zum Mittagessen (2,50$ mit frischen Juice ) und genießen das Gespräch mit der Standhalterin und Köchin, mit ihrer mütterlich-bestimmenden Art.
    Wir sehen viele Frauen in traditionellen Kleidern: hübsche weiße Blusen mit handbestickten Ärmeln, dazu blaue oder schwarze lange Röcke, eine bunte Schärpe um die Mitte und einfache „Schlapfen“. Das ist die Tracht, die nur Frauen indigener Abstammung tragen, erinnert mich ein bisschen an unsere Dirndl (wenns auch deutlich anders aussieht). Die indigenen Herren tragen, im Unterschied zu den anderen, die Haare lang und hinten zu einem Zopf geflochten. Ich werfe so manch neidischen Blick auf die dicken, glänzenden pechschwarzen Haare (die gelegentlich als Zahnseide missbraucht werden).

    Als Nachspeise gibts Frozen Yoghurt von einem kleinen Geschäft, das wir gefunden haben: mit Maracuja, Mango und viiiel Schokolade! Dann früh ins Bett, denn morgen heißts früh aufstehen und zum Viehmarkt!
    Pünktlich um 7 machen wir uns auf den Weg und schauen uns das bunte Treiben an, in dem die Leute versuchen, ihre überflüssigen Meerschweinchen, Hühner oder Ferkel an den Mann oder die Frau zu bringen. Es erinnert uns etwas an den Tiermarkt in Nizwa, den wir letztes Jahr im Oman gesehen haben, allerdings scheint alles viel ungeordneter als dort... aber dafür verkaufen hier die Frauen ihr Vieh selbst, die Kinder sitzen nebenbei und kuscheln mit einem Kaninchen oder versuchen auf ausgewachsenen Säuen zu reiten. Küken gibts für 1$, ausgewachsene Hühner für 9$ und richtig dicke, fette für 12$. Ein Ferkel kann man ab 35$ erstehen, eine größeres Schwein für 150$ und ausgewachsen sind sie noch einmal einiges mehr wert. Kaninchen und Meerschweinchen gibts für billiger - ist ja auch nicht so viel Fleisch dran. Hat man sich auf einen Preis geeinigt, wird das Tier in einen großen Sack gepackt, oben zugeknotet und ab gehts! (Ja, wirklich: Sack auf, Schwein rein, Sack zu und über die Schulter) Am angrenzenden Bereich für die Kulinarik gibts Spanferkel (schon ab 8 Uhr morgens), Brot und süße Kürbis-Maissuppe, frittierte Empanadas (die wie unsere Tiroler Kiachl schmecken) und zu trinken gibts Tee, süßes Brombeerkomptt oder einen Becher mit roter Gelatine (wie auch immer das schmeckt, wir habens nicht probiert).
    Nach einer Runde herumspazieren und ein paar Geschäfte beobachten haben wir das Gefühl, wir haben genug gesehen. Für Tierfreunde ist es sicherlich nicht der beste Ort, die Tiere sind halt Handelgut und zum Essen gedacht, und der Umgang ist nicht gerade zimperlich - vor allem die Schreie der Schweine, die über das Gelände gezogen werden, gehen durch Mark und Bein.

    Da ist der Kleidermarkt schon annehmlicher - ein Kleider-, Taschen- oder Schmuckstand reiht sich an den nächsten, dazwischen laufen Verkäufer mit Mangos, Kokosnüssen, Schnecken (zum Essen! Ist hier auch eine Delikatesse, werden mit Zitronensaft aus den Häusern geschlürft), Eis und vielem mehr herum. Im Prinzip verkaufen alle Arten von Stände mehr oder weniger die gleichen Sachen: es gibt die mit den typischen Alpacapullis, die mit T-Shirts, welche mit gefälschten Tom‘s-Schuhen, welche mit Schmuck. All diese Dinge werden irgendwo produziert und von diesen Leuten nur vertrieben, niemals selber gestrickt! Immer wieder verstecken sich dazwischen aber auch handwerklich geschickte Leute, die verkaufen, was sie selber machen: Bilder, Holzzeichnungen auf Zuckerrohr-Holz, selbst gemachte Ledertaschen...
    Wir genießen vor allem den Flair (ich vor allem das Essen), und ob unserer voll gepackten Rucksäcke sind die Shoppingerfolge im kleineren Rahmen. Dafür habe ich mich bis Mittag durch die ganze Palette an Marktleckereien gekostet: das Spanferkel ist eindeutig der Hit des Tages!

    Am Nachmittag fahren wir noch zur „Laguna Cuycocha“, ein Vulkansee mit zwei Inseln mittendrin, um den ein schöner Rundwanderweg entlang des Kratergrates führt und von fast jedem Ort spektakuläre Ausblicke auf die Lagune bietet. Hin bringt uns der Taxifahrer unseres Vertrauens mit seinem Hyundai, der schon 550000km auf dem Buckel hat. Darüber, dass wir das lustig finden, lacht er: seine Taxis bringen bis 800-900000km auf den Zähler, bevor sie berentet werden! Wir quatschen und schunkeln zu Salsa-Sounds im Taxi, die er extra für uns auflegt, so vergeht die Fahrt im Nu.
    Der Lagunen-Rundweg ist gesäumt von hohem Gras, Bäumen und Blumen, die es bei uns nicht gibt, und während wir uns an der Landschaft satt sehen versuchen wir, auch unsere Fitness wieder auf Vordermann zu bringen (die Atemfrequenz zeigt, dass zwei Monate reisen nicht gerade das beste Fitnesstraining sind). Wir kämpfen uns über die schweißtreibenden steilen Anstiege und bauen immer wieder Laufpassagen ein... ein bisschen Last-Minute-Fitness für Cotopaxi :)

    Am Abend gönnen wir uns noch ein hippes vegetarisches Essen in einem kleinen Teehaus - IncaZen, geführt von einer superfreundlichen, kalifornischen Auswanderin, die sich hier einen kleinen Lebenstraum erfüllt hat. Leider läuft es nur mäßig, Einheimische haben ihre Liebe für vegetarisch-vegane BuddhaBowls und Breakfast-Wraps noch nicht entdeckt, und als kleines verstecktes Touri-Lokal mit dem Standard hier entsprechend günstigen Preisen ist das Überleben nicht ganz einfach... Wir jedenfalls genießen mal ein nicht-frittiertes Essen mit viel Gemüse (ja, tatsächlich gesund!) und den leckeren Tee.
    Später lassen wir uns mittels eines „Beer Flight“ (kleine Gläser mit 5 verschiedenen Bieren zum testen) in einer Brauerei davon überzeugen, dass das Bier hier nicht viel zu bieten hat und gehen besser schlafen.

    Sonntag Früh stehen noch Wasserfälle und der Condor-Park, ein Park mit vielen Vogelgehegen als Auffangzentrum verletzter Raubvögel aller möglicher in Ecuador lebenden Arten, auf dem Programm.
    Es beginnt damit, dass wir es versäumen, rechtzeitig aus dem Bus auszusteigen und irgendwohin fahren. Als wir es merken, finden wir uns in einem ausgestorbenen Örtchen mit vielen unfertigen Häusern und leeren Straßen wieder - typischer Sonntag Morgen, könnte Kundl sein.
    Kein Problem, zu Fuß brauchts nicht lang zum Wasserfall - einmal den Berg rauf und wieder runter, schon da! Irgendwie haben wir das Gefühl, hier muss man aus jedem Wasserfall so ein Aufheben machen, zig „Viewpoints“ und groß als Touri-Attraktion aufgeführt... ist ja ganz schön und nett aber... halt ein Wasserfall! Schön ist allerdings der kleine (nicht ausgeschilderte) Weg, der uns von den Wasserfällen erst den Berg hinauf in den Wald, dann entlang des Baches durchs grüne Dickicht, und schließlich über Felder zum Condor-Park führt. Und sportlich kommen wir uns auch vor dabei! :)
    Das Vogelreservat beherbergt alles mögliche an Raubvögeln, von kleinen Käuzchen zu dicken fetten Eulen, Bussards, Habichten, Adler bis hin zu dem Herzstück, zwei riesigen Geiern (Condoren) mit wohl knapp 3m Flügelspannweite. Ziemlich beeindruckende Tiere - wenngleich meine Favoriten die Eulen bleiben. Am Schluss gibts noch eine Greifvogelschau, bei der verschiedene Vögel vorgestellt werden, die auch gleich ihre Fotogenität und Flugkünste zeigen können. Der Rückweg ist etwas hektisch, zu spät haben wir uns aufgemacht, und da der Park etwas außerhalb liegt, kommen nicht so viele Taxis vorbei. Im Regen versuchen wir schnellen Schrittes vorwärts zu machen, aber unser Daumen ist rasch erfolgreich und anstatt eines Taxis rettet uns ein Pärchen aus Quito mit ihrem Auto aus dem Nass und nimmt uns mit in die Stadt.
    Aufgepackt mit unseren Rucksäcken gehts dann gleich weiter zur Bushaltestelle, wo wir uns noch schnell was zu essen suchen wollen. Das ist leicht, denn direkt dort sind viele Stände mit den typischen Gerichten zum Spottpreis- wir steuern einen an und setzen uns. Franz bestellt irgendas vegetarisches, ich deute einfach auf irgendwas und schaue, was kommt. Ups. Ein Kutteleintopf!
    Hoppla, das wollte ich eigentlich nicht.. naja, nützt nichts, da muss ich jetzt wohl durch...mühevoll suche ich die klein geschnittenen zotteligen Magenanteile aus der Soße, und ohne die schmeckt es eigentlich sogar ganz gut! Avocado und frischen Saft dazu - und für 5$ haben wir wieder gut gegessen!

    Weiter gehts nach Latacunga....
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  • Day 50

    Quito 2

    November 22, 2018 in Ecuador ⋅ ☁️ 12 °C

    Nach unserem gestrigen Bergtag haben wir das Gefühl, für heute ein bisschen Erholung verdient zu haben! Außerdem gibt es einiges zu erledigen: 1. Geld abheben! Denn wie erwähnt : Cash is King , und die Bankomaten sind nicht besonders gut verteilt übers Land. Ich brauche auch dringend noch eine kurze Hose (mit nur einer einzigen in tropischen Gebieten fühl ich mich schlecht ausgestattet), einen zweiten Bikini (am Galapagos-Cruise mag man vielleicht auch mal wechseln) und ein paar kleinere Sachen wie Linsenmittel, Müsliriegel zum Berggehen usw. All diese Dinge, nehmen wir an, sind einfacher in Quito als sonst wo zu kriegen- drum steht Shopping heute auf der To-Do-Liste.
    Außerdem wollen wir noch einen Ausflug zum Mito del Mundo, dem Mittelpunkt der Erde (naja, zumindest zur Mittellinie der Erde) machen, und Elisabeth, eine nach Ecuador ausgewanderte Tirolerin, über die wir unsere Cotopaxi-Besteigung organisieren, treffen.
    Also viel zu tun!

    Frühstück gönnen wir uns wieder im kleinen Café um die Ecke, diesmal gibts "Tigrillo" (eine Art flach gedrückter Knödel aus Kochbananenteig, gefüllt mit Käse). Ganz lecker eigentlich! Danach gibts ein Crèpe mit Nutella und Minibanane für 1$ zur Nachspeise (ich befürchte, mein halbwegs gewahrtes Gewicht wird hier schlagartig in die Höhe schießen).
    In der Stadt holen wir Geld und Linsenmittel- allerdings scheints mit der Kleidung nicht ganz so einfach zu sein. Erstens ist der Schnitt der Mode nicht unbedingt ganz meiner Figur entsprechend- das größere Problem ist allerdings, dass irgendwie alles auf Wintermode eingestellt ist und kurze Hosen sowie Bikinis grad gar nicht Saison haben 🤔 Hmmm

    Mittags sind wir pünktlich zurück und der Transport zu dem kleinen Äquator-Museum wartet schon! Eineinhalb Stunden Fahrt durch zähen Stadtverkehr später sind wir da: in der Mitte! Die Mitte, die schon vor tausenden Jahren von der indigenen Bevölkerung als solche erkannt und mit Tempeln markiert worden war. (Auf den Punkt genau, wie man heute weiß. Die Franzosen, die das Land im 18. Jahrhundert besiedelt und dann die Mitte mit den damaligen Möglichkeiten berechnet hatten, waren 200m daneben gewesen.)
    Die Führung auf Englisch ist ganz erfrischend, wir erfahren ein bisschen was über die Geschichte der Ureinwohner hier und dessen, wie die Sonne zu welchen Zeitpunkten steht, bevor wir uns mit einigen Versuchen vergnügen dürfen. Am faszinierendsten finde ich das Wasserbecken, aus dem der Stöpsel gezogen wird: auf der Äquatorlinie dreht sich gar nichts, südlich davon dreht sich das Wasser beim rausfließen in die eine, nördlich der Linie (wirklich nur ein paar Meter davon entfernt) in die andere Richtung! Wir lassen rohe Eier auf einem Nagel balancieren (was irgendwie leichter funktioniert als daheim) und versuchen, direkt am Äquator mit geschlossenen Augen auf einer Linie zu balancieren (wesentlich schwieriger als einige Meter daneben!).
    Am Schluss machen wir noch die obligatorischen Fotos mit dem "Mitte der Welt" Denkmal - habt ihr übrigens gewusst, dass man am Äquator wegen der geringerem Erdanziehungskraft durchschnittlich 1 kg weniger wiegt?

    Auf der Rückfahrt steigen wir bei einem Einkaufszentrum aus und wundern uns über die vorweihnachtliche Shoppingstimmung, die hier herrscht. Stimmt, schon in einem Monat ist ja Weihnachten!! Auch wenn es uns gar nicht so vorkommt...
    Wahnsinnig erfolgreich bin ich nicht beim Besorgen meiner Sachen (das einzige Paar kurzer Hosen, das ich gefunden hab, war so kurz und knackig, dass ich es nach Beurteilung von Franzs kritischem Blick lieber wieder zurück gelegt hab)- aber die Zeit lässt sich ganz gut vertreiben hier.
    Elisabeth kommt von ihrer Arbeit direkt hierher und gemeinsam fahren wir dann ins Restaurant- und Ausgehzentrum der Stadt, um uns ein wenig auszutauschen und auch unsere Cotopaxi-Besteigungsdaten zu fixieren.
    Witzig ist, dass sie aus Reith kommt, quasi um die Ecke bei mir daheim- und witzig ist auch die Geschichte, wie sie vor 5 Jahren auf einem Urlaub einfach "hängen geblieben" ist. Ein komplettes Leben einfach spontan umzukrempeln und alles daheim an den Nagel zu hängen - dazu gehört eine ganze Menge Abenteuergeist und Mut!
    Mehrere unterhaltsame Stunden später sitzen wir schließlich wieder im Taxi zurück ins Hostel. Taxifahrer scheint hier der häufigste Beruf zu sein, und es ist so üblich, sich einfach immer ein Taxi zu nehmen, um von A nach B zu kommen. Quito hat den Ruf, die gefährlichste Stadt der Welt zu sein- was so auf uns eigentlich gar nicht so wirkt. Aber es ist schwierig einzuschätzen. Untertags kann man sich in weiten Bereichen der Stadt ganz problemlos bewegen und herumspazieren, kaum wird es aber dunkel (und das passiert schlagartig jeden Tag um 18:00 Uhr) sind alle Straßen wie leer gefegt. Niemand würde hier mehr herumgehen, geschweige denn allein- selbst für kürzeste Strecken steigt man ins Auto!

    Busfahren ist im übrigen auch sehr sicher und problemlos: die Busse sind zwar oft heillos überfüllt, heiß und stickig- aber zumindest braucht man keine Angst haben zu verhungern oder zu verdursten. Bei jeder zweiten Haltestelle laufen Leute mit allen möglichen Sachen durch den Bus: Eis, Früchte, Wasser, Kaugummi, Kekse, Bananenchips, Empanadas.... "Heladithelado50heladitohelado50!!!" ( So wird in einer Tour gerufen)

    Vorm Zu-Bett-Gehen planen wir noch unsere Route weiter:
    Morgen gehts nach Otavalo, wo samstags immer ein großer Tiermarkt stattfindet und wo man auch ganz gut in der Umgebung herumspazieren kann. Am Sonntag machen wie uns dann auf nach Latacunga, um am drauffolgenden Tag wieder einen 3-4-Tage-Trek zu einer Kraterlagune zu starten. Erstmals buchen wir schon viele Hostels jetzt (um dann auch die Zimmer, die wir wollen, in den Hostels, die wir wollen, zur Verfügung zu haben). Man merkt, die Bequemlichkeit bekommt schön langsam mehr Bedeutung 😊
    Die Schlafhöhen auf diesem Trek sind immer zwischen 3000-4000m, die optimale Vorbereitung für Cotopaxi nachher (so hoffen wir zumindest)!
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  • Day 48

    Quito 1

    November 20, 2018 in Ecuador ⋅ 🌧 12 °C

    Nachtbusse sind... naja. Nie wirklich erholsam. Einmal sitzen Leute neben dir, die rücksichtslos um 2 Uhr morgens in voller Lautstärke Musik am Handy hören, dann folgt eine Polizei-Razzia um 5 Uhr... und um 7 heißts dann raus und umsteigen in einen Stadtverkehrs-Trole (so werden die Busse hier genannt). Hallo Quito! :)

    Trole klingt so ein bisschen niedlich, wie kleiner Sammelbus, oder? In Wahrheit sind das ungefähr 3 normale Busse aneinandergekoppelt, ein Trole bietet Platz für 250 (!!) Leute (der Großteil natürlich stehend), und trotzdem scheint es viel zu wenig Platz zu sein. Besonders zu Stoßzeiten ist ein jeder dieser Busse zum Bersten voll, dafür ist es billig - die knapp Dreiviertelstunde Fahrt kostet uns je 25 Cent. Der Bus tuckert im Schrittempo durch den horrenden Stadtverkehr - eine UBahn gibts hier noch nicht (die soll nächstes Jahr eröffnet werden), und vor allem zu Stoßzeiten steht alles. Ein gutes Gefühl, mit einem 20kg-Rucksack am Rücken mittendrin zu stehen...

    Das Hostel ist cool - ein Fuchsbau aus engen Gängen und Treppen über 5 Stockwerke (in dem man sich leicht verlaufen kann), alle Wände und Treppen bunt bemalt und mit vielen „Wohnzimmern“, mit Tischen und Couchen ausgestattet, zum einfach verweilen, lesen oder was auch immer. Unser Zimmer selbst ist winzig und dunkel, nach dem Auspacken unserer Rucksäcke komplett voll, in der Nacht etwas unruhig ob der darüberliegenden Bar des Hostels - aber insgesamt sind wir zufrieden.

    Gleich nach dem Frühstück (wir gönnen uns eine Art „Kochbananen-Gröstl“ mit Ei, dazu leckeren ecuadorianischen Kaffee) schließen wir uns noch der gratis Walking Tour an, die vom Hotel organisiert wird. Nach einer uns mehr als nötig beanspruchenden Einführung vom Leiter des zugehörigen Reisebüros (ein dreißigminütiger Monolog über das Leben, das Genießen dessen und eine Litanei an Lebensweisheiten) kanns endlich losgehen, und Fernando, unser Führer macht seine Sache gut!
    Unterhaltsam leitet er uns durch die Altstadt, erfahren, dass die große Kirche niemals fertiggestellt wird (denn wenn sie fertig ist, naht die Apokalypse), dass Ordensschwestern hier ihr Gesicht nicht zeigen dürfen und ihre Waren durch eine Holzdrehtür verkaufen. Wir besichtigen die „Arbeitskammer“ eines Schamanen, und erfahren über „Schrumpfschädel-Souvenirs“ aus dem 19. Jahrhundert (es mal modern, ausgekochte und dadurch geschrumpfte, präparierte Schädel von indigenen Bewohnern mit nach Hause zu bringen - bis es aufgrund vermehrter Tötungsraten gottseidank verboten wurde). Naturheiler und Schamanen habe hier eine lange Tradition, und dass die Menschen hier auf natürliche Heilung Wert legen, zeigt sich auch dadurch, dass es etwa gleich viele Apotheken wie Naturheilmittel-Geschäfte gibt (auffallender Kontrast zu Chile, wo es einfach nur Apotheken gab).
    Weiter gehts in eine Schokofabrik, wo wir einige ausgewählte Schokoladesorten verkosten dürfen (und nachher natürlich noch mehr kaufen, oder aber eine heiße Schoko trinken) - mmmhhhh! Danach, vorbei am Hauptplatz wo grade eine große Demo stattfindet, auf einen ruhigeren Platz, wo wir ein paar Salsa-Grundschritte lernen (Salsa ist hier sehr populär, Franz und ich haben allerdings noch ein paar Schwierigkeiten damit - die Führungsrolle ist noch nicht ganz geklärt :) , und schließlich zu Stärkung in einen kleinen Juice- und Empanada-Shop. Für 2$ pro Nase lassen wir uns verköstigen - Guanabana-Saft oder Maracujasaft (oder etliche andere lustige Früchte, die wir nicht kennen), Empanadas mit Kochbanane, Polenta in Maisblättern gekocht... Mein Gourmet-Herz schlägt höher!
    Hier bin ich eindeutig frichtig: wir haben uns schon so auf die Obst- und Gemüsevielfalt gefreut - und werden nicht enttäuscht!
    Nachdem wir den Markt noch besucht haben, beginnts zu regnen... die Regenzeit ist noch nicht vorbei hier in Quito!
    Uns passt das aber nicht schlecht, eine Siesta wär sowieso fällig!

    Am nächsten Tag haben wir uns ein nächstes Ziel ins Auge gefasst: zusammen mit noch drei anderen aus dem Hostel wollen wir den Rucu Pichincha besteigen, einen Berg außerhalb von Quito, 4600m hoch. Man kann mit dem Taxi zur Seilbahn fahren und damit bis auf 4000m, von wo man startet.
    Diesmal ungedoped fällt uns der Aufstieg schon um einiges schwerer.... die Luft wird zunehmend dünner, und das steile letzte Stück schnaufen wir wie kleine Lokomotiven rauf, drei Schritte gehn, kurz ausrasten, drei Schritte gehen.... uff, für Cotopaxi sollten wir uns wirklich noch etwas akklimatisieren! Diamox hat uns also doch wirklich geholfen...
    Auf dem Rückweg regnets uns natürlich wieder ein (es regnet jeden Nachmittag, pünktlich so um halb 2-2 beginnts), darum heißts daheim erst mal wieder aufwärmen, bevor wir abends noch ein wohlverdientes Bierchen trinken gehen. Die kleine Brauerei, die uns empfohlen wurde, bietet zwar leckeres Bier, ist aber etwas schräg: man sitzt da mitten in einer kleinen Kirche, die Bänke, der Altar, die Christus-Bilder an der Wand... wir sind uns nicht sicher, ob hier nicht Sonntag Morgens immer noch Messe gehalten wird?

    Und dann gehts, obwohl wir nur zehn Gehminuten vom Hostel entfernt sind, mit dem Taxi heim. Quito bei Nacht ist kein Spazier-Pflaster.
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