Jakobsweg Via de la Plata 2017

November 2016 - May 2017
A 168-day adventure by Guido Meyer Read more
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  • Day 131

    Castilblanco - Almadén de la Plata

    April 3, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 21 °C

    Die Nacht in der Herberge war wegen den Ohrstöpsel einigermaßen gut. Die Doppelstockbetten waren gut, aber wenn sie wackeln, nicht so geeignet. Um ruhig in den Schlaf zu kommen, darf der andere sich nicht bewegen. Gegen 07:00 Uhr wurde die Herberge geöffnet und es war noch sehr dunkel draußen. Der Sonnenaufgang wurde mit 08:06 Uhr angegeben. Ich las am Abend zuvor über die Strecke, dass sie zunächst 18 km auf der Asphaltstraße entlang ging. Sämtliche Proteste der Pilgervereine haben da nicht geholfen, eine andere Strecke zu finden. Um diese Uhrzeit war schon recht viel los in dem Ort und auf der Straße. Ich setzte meine Stirnlampe auf, um rechtzeitig für die Autofahrer gesehen zu werden. Und tatsächlich, es ging nur auf dieser Straße entlang. Der Verkehr nahm etwas ab und es wurde richtig ruhig. Der Morgen kam und tauchte die grüne Landschaft in ein sanftes Erwachen. Herrlich und schon war die Straße wieder vergessen. Nach einer hohen Funk-Antenne, welche gleichzeitig die höchste Erhebung dieser Etappe darstellte, dauerte es nicht mehr lange und der Weg führte in den Parque Natural und hier gab es Ruhe und Natur pur. Unglaublich wie das auf einen wirken kann. Es gab sehr viele Korkeichen, denen man die Schälung ansah. Kleine plätschernde Bäche und quäkende Frösche. Eine kleine Bachüberquerung war leicht überflutet und so musste man auf den Steinquadern auf der Brücke entlang gehen. Eine herrliche kleine sportliche Abwechslung. Dann eine Ruine eines Bauerngehöfts und weiter durch die Natur. Vorbei an zufrieden grasenden Rindern, die nicht angekettet war. Hin und wieder durchquerte ich einige Gehege, welche man selbst durch ein Gatter öffnen und wieder schließen musste. Die Rinder lagen zum Teil wiederkäuend unter einem Olivenbaum. Was für ein schöner Anblick. Aber weniger schön war der Anblick, wie der Weg auf seinen letzten Zügen verlief. Er stieg steil an, um dann auf der anderen Seite vom Bergrücken zum Ort "Almadén de la Plata" zu führen. Das war eine echte Herausforderung bei dem Sonnenstand. Beim Abstieg ging man entlang des alten Pilgerweges durch einen Hohlweg. Das war aber recht beschwerlich, weil dieser mit der Zeit extrem uneben und steinig war. Deshalb führte daneben ein neuerer Weg. Ich erreichte "Almadén de la Plata" und war ziemlich verschwitzt, weil ich wegen der Sonne noch meine Jacke an hatte. Am Kirchplatz war eine private Herberge. In zwei DZ je 4 Doppelstockbetten. Es gab WLAN (👍) und unten gleich eine Bar. So brauchte ich nicht weiter durch den kleinen Ort zu gehen, um etwas zu essen. Leider schien der kleine hiesige Einkaufsladen geschlossen zu haben. Auf der alten Kirche haben sich zwei Storchenpaare niedergelassen und klapperten ganz vergnügt, wenn der Partner zurück kam.Read more

  • Day 132

    Almadén und Monesterio

    April 4, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 21 °C

    Am Abend zuvor berichtete ein spanischer Pilger, dass die öffentliche Herberge in "Monesterio" geschlossen habe. Da sich die Pilgergemeinschaft wie ein Tross von Etappe zu Etappe schiebt bestand die Möglichkeit, dass man kein Bett mehr bekommt. Wer mich kennt weiß, dass ich bei dieser Androhung immer Panik schiebe. So habe ich dann über Booking.com ein Hostal in "Monesterio" ausfindig gemacht und gebucht. Sicher ist sicher und so konnte ich mir dann für die 37km Etappe auch Zeit für Pausen nehmen.

    Morgens aus dem Bett, das fällt mir nicht schwer. Auch ohne Frühstück kann ich los gehen. Aber ich brauchte etwas Proviant und logischerweise Wasser. Und genau das ist unterwegs immer Mangelware. Denn die Landschaft ist kaum besiedelt und man kommt meist durch keine Ortschaft um etwas Wasser zu kaufen. Das bedeutet, man muss mindestens 2 Liter mitschleppen. Das Klima ist der Wahnsinn, abends recht kühl und tagsüber bekommt wird einem die Platte auf dem Kopf gebrutzelt. Sonnencreme ist auch hier Pflicht. Ich habe genug verbrannte Pilger gesehen.

    Kurz vor dem Verlassen von "Almadén de la Plata" geht man an der kleinen Stierkampfarena vorbei. Sie ist (Gott sei dank) schon lange nicht mehr benutzt worden. Ich folgte dem Weg, der anch einiger Zeit zu einem Hohlweg wurde. Rechts und links am Weg wuchsen meterhohe Kakteen. Sah beeindruckend und etwas gruselig aus. Schon am Morgen bin ich von der Landschaft beeindruckt. Herrliches Grün und zwitschernde Vögel. Dazwischen Rinder, ziehen, Schafe und die bekannten schwarzen Schweine. Alle friedlich beisammen. Da können wir Menschen uns ein Beispiel dran nehmen. Es liegt noch Tau auf den Bäumen und Gräsern und wenn die Sonne darauf scheint, glitzert es wie kleine Diamanten. Wunderschön. Der Weg ist gut, schlängelt sich sanft durch hüglige Landschaften. Kleine Bäche mussten überquert werden und an kleinen, nebelwallenden Seen kam ich auch vorbei. Hin und wieder musste ein Gatter auf- und später wieder zugemacht werden. Plötzlich und unerwartet, steht eine große Herde von Schafen und Ziegen hinter einer Biegung. Ich überlegte kurz was ich nun mache, damit die Herde nicht auseinander stobt. Deshalb ging ich am Rand entlang und sie sind weniger panisch geworden. Dann begrüßte mich ein extrem lieber Hirtenhund. Auf einem Auge schien er blind zu sein. Den hätte ich wirklich sehr gerne mitgenommen. Bald erreichte ich "El Real de la Jara". Das war eine 14 Km lange Etappe nach "Almadén de la Plata". Da mir diese Etappe aber zu kurz war, habe ich die nächste noch dran gehängt. Ich ging also gegen 11:00 Uhr durch den mittlerweile recht lebhaften kleinen Ort. Alte Männer saßen bereits auf den Bänken und beobachteten das Treiben. Leider habe ich nicht daran gedacht mir Wasser zu kaufen. Bei diesem Ort liegt ein Castell. Sah recht mächtig aus, aber ich wollte weiter. Ich verließ den Ort und kam in einen herrlichen Wald aus Kork- und Steineichen. Dann sah ich eine andere Ruine und diese war bereits nicht mehr in der Provinz Andalusien, sondern der Extremadura - welche ich nun erreichte. Hier gilt eine andere Bezeichnung. Hässliche Metallblöcke mit grünem und gelben Strich. Sie symbolisieren den Originalweg (grün) und den Jakobsweg heute (gelb). Keine Ahnung warum die das so gemacht haben. Ich finde Muscheln und gelbe Pfeile super. Vorbei an grasenden Rindern und Ziegen, führte der recht breite Weg. Die Sonne stieg immer höher und da ich nun auch die Eichenwälder verließ, brannte sie ganz gut herab. Hier noch einmal ein Hinweis zu Sonnencreme und Wasser - beides UNBEDING IMMER mitnehmen. Letzteres ging mir bald aus und es war nicht angenehm. Ich folgte weiter dem Weg und erblickte weit hinten bereits den Pass in den Bergen nach "Monesterio". Oh mein Gott - dachte ich, da musst du noch lang. Meine Pausenintervalle verkürzten sich und der Rücken schmerzte. Meist ging es sanft bergauf, aber manchmal auch kurzzeitig kräftig. Der Verlauf des Weges war sehr interessant. Er schlängelte sich über Kreisverkehre und einer Autobahnbrücke. Nicht ganz einfach mit dem Gepäck auf dem Rücken schnell über die Straße zu huschen. Die letzten 8 km ging der Weg neben der Autobahn weiter - was nicht großartig störte. Es war trocken und staubig und hatte ich schon erwähnt, dass ich kein Wasser mehr hatte? Ich kam an einer stinkenden Hühnerquälfarm vorbei und beschleunigte etwas mein Tempo. Es ging erneut wieder bergauf zum Pass. Oben am Pass Puerto de la Cruz, konnte man einen Blick auf "Monesterio" werfen. Es sollten nur noch 20 Minuten bis dorthin sein. Dort saß ein älteres Pilgerpärchen welche mich auf englisch fragten, ob ich von Ihnen beiden auf der Bank vor dem Kreuz ein Foto machen könnte. Klar habe ich das. Sie bedankten sich recht herzlich. Das tut gut. Mein Motto ab heute: Jeden Tag eine gute Tat.

    Ich folgte nur der Hauptstraße durch den Ort und erreichte das Hostel "El Pilar", welches ich gestern gebucht hatte. Der spanische Rezeptionist, schon etwas reif im Alter, kam mit der Computertechnik nicht so ganz zurecht. Ich musste mich wegen den Rückenschmerzen setzen. Er lachte darüber und fragte mich irgendwas auf spanisch. Ich deute es so viel wie "... lange gelaufen heute...". Er erzählte mir etwas während er mir den Schlüssel gab und verschwand. Keine Ahnung wo ich hin musste, um mein Zimmer zu finden. Ich verließ erst das Gebäude um nach einen anderen Eingang zu schauen. Dann ging ich zurück und die unscheinbare Treppe nach oben. Dort fand ich mein Zimmer und mein Bett und schlief gleich ein.
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  • Day 133

    Monesterio - Fuente de Cantos

    April 5, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    Es wird heute eine Etappe von 20km werden. Ein halber Ruhetag sozusagen. Das Hostal war ok, nicht der Brüller - aber ok. Da ich morgens nie oder kaum frühstücke, bin ich gleich los gegangen. Aber um diese Zeit hatten schon einige Bars auf, wo man Desyanunos bekommen kann oder nur einen Café. Auch machte ich unterwegs wieder relativ wenig Pausen und an diesem Punkt gelobte ich mir Besserung.

    Als ich um 07:10 Uhr aufbrach, war es natürlich noch dunkel. Aber es war auf den Straßen schon einiges los. Irgendwie lustig fand ich, wie die Pilger so aus den Häuser kamen. Jedoch gingen alle in die entgegengesetzte Richtung. Ich überprüfte 3x meinen Standort und meine Richtung. Ich war richtig. Ich kann es mir nur so erklären, dass sie "alle" auf der Suche nach Frühstücks-Futter waren.

    Ich folgte dem Weg aus dem Ort hinaus. Es ist immer etwas unheimlich, im Dunkel zu wandern. Aber es dämmerte schon leicht und von daher waren die "bösen Geister" vertrieben. Es wurde sehr ländlich und grün und wieder gab sehr viele Tierbegegnungen, welche zwischen den Steineichen auf der Wiese grasten. Eine sehr große Herde von Schafen begegnete mir. Einfach so - ohne Hund und Hirte. Ich schätze, es waren so an die 200 Tiere.

    Einige Gatter mussten wieder geöffnet und geschlossen werden. Heute mal kein treu blickender Hund, was mich ein wenig traurig stimmte und Erinnerungen an den gestrigen Hund wach werden ließen.

    Bereits gestern Abend schrieb ich ein Hostal in "Fuente de Cantos" mit der Bitte an mir mitzuteilen, ob sie Angebote für Pilger haben. Da ich kein Spanisch spreche, bediente ich Goolge. So oder so. Diese Übersetzung verstand ich nicht und es wanderten einige Mails hin und her bis klar war, was ich wollte. Dämliche Technik. Da hilft nur Sprache lernen.

    Aber zurück zum Weg. Es war wieder sehr ruhig, bis auf meine Geräusche beim gehen, hörte ich Vögel zwitschern. An einem Bach angekommen, überquerte ich diesen auf Steinen, welche im Wasser lagen. Dann eine kleine Pause und weiter geht es. Schnell mal Emails checken wegen dem Hostal und wieder Google benutzen. Irgendwie trotzdem lustig. Anfangs gab es noch Bäume, nun aber nur weite Landschaft. Das vermittelt einem das Gefühl, man komme nicht voran. Etwas deprimierend. Von der Ferne sah man schon "Fuente de Cantos". Aber das waren bestimmt noch 12 km zu gehen. Wieder einen Bach überqueren, etwas hoch und etwas runter. Dann wieder Pause und Email gecheckt - hehe. Ich ging weiter und die Sonne wurde recht kräftig. Sonnencreme wollte auf meiner Haut verteilt werden. Nach einer Weile stellte ich fest, dass ich bei einer Rast mein Basecap liegen gelassen haben musste. Egal. Dann soll es wohl so sein.

    Ich erreichte "Fuente de Cantos". Mehrere Reklameschilder versuchten Pilger in ihre Unterkünfte zu ziehen. Ich entschied mich, da das Hostal per Email nicht mehr antworte, für die öffentliche Herberge. Es war ein modern umgebautes Kloster. Sehr freundliche Hospitaliera. Ich war natürlich zu früh da, aber man nahm mich auf und zeigte mir die Räume. Alles sehr gut gemacht. War doch eine gute Entscheidung von mir gewesen. In der Küche fand ich noch Linsen. Da mache ich mir heute was draus. Gestern im Supermarkt gab es eine Offerta. Mischgemüse im Glas. Das kaufte ich und die Flüssigkeit trank ich aus. Jetzt mache ich mir gleich die Linsen mit dem Mischgemüse. Motto heute. Es kommt wie es kommt.
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  • Day 134

    Fuente de Cantos - Zafra

    April 6, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 30 °C

    In dem Kloster war es in der Nacht recht kühl. Mehrmals bin ich aufgewacht und habe die Stille in der Nacht genossen. Dann bin ich wieder eingeschlafen und durch Geräusche außerhalb meines Zimmers wach geworden. Es war das französische ältere Ehepaar, welches gestern Abend angekommen war. Ich hatte sie beobachtet, wie sie gemeinsam ihre gewaschene Wäsche ausgewrungen und aufgegangen haben. Ein schönes Bild und ich sah gerne zu. Beide versuchten im völligen Dunkel, hatten wohl kein Handy 😉, eine offene Tür zum Verlassen der Herberge zu finden. Ich war ebenfalls gerade beim packen und versuchte meinen Schlafsack in den Rucksack zu stopfen. Dann gelang es den beiden die "eigentliche" Tür zum zu finden. Ich war froh, denn dadurch wusste ich nun auch wo sie war.

    Es war kurz nach 07:00 Uhr und wieder war zu dieser Uhrzeit erstaunlich viel los. Gestern bin ich mir zum Supermarkt gegangen und Brot für meine Linsen zu holen. Eine Besichtigung des kleinen Ortes hielt ich für nicht notwendig. Das was ich am Morgen nun sah, ließ mich doch meine gestrige Entscheidung etwas bereuen. Ein schöner Vorplatz an der Kirche und die Kirche selbst in Palmen. Ein schönes morgendliches Bild. Nach ca. hundert Meter und ich hatte den Ort verlassen. Es folgte eine Landschaft, welche durch Viehzucht geprägt war. Ein Mast Hof nach dem anderen und hier wurden hauptsächlich die schwarzen Schweine gehalten. Die meisten liefen tatsächlich draußen herum und man konnte ihrem Treiben zusehen. Anfangs kam mir die Gegend wie ein Vorort einer großen Stadt vor. Überall landwirtschaftliche Gebäude, der typische Geruch von Tieren und natürlich deren Geräusche. Aber eines viel mir auf, es gab so gut wie keine Bäume. Weit und breit nur Wiesen, Ackerbau und Weinanbau.

    Die Sonne stieg langsam höher und es wurde wärmer. Jedoch nicht so warm, dass man hätte seine Jacke ausziehen können. Später sah ich einen Pilger vor mir. Zuerst dachte ich, dass es einer von dem französische Paar sein musste. Aber es war ein anderer Pilger. Da dachte ich - ok - die Ehefrau sitzt noch in einem Café und der Mann geht vor und macht das Bett klar. Als ich näher kam und ihn überholte stellte ich fest, den kannte ich nicht. Ein betagter älterer Herr. Ich weiß nicht ob ich das schon einmal geschrieben habe. Aber die Via scheint ein Pilgerweg für ältere Menschen zu sein. So ging ich denn in Gedanken über das Verbleiben von dem französische Paar einfach den Weg weiter. Kleine Rinnsale mussten überquert werden und kleine Hügel. Nichts bemerkenswertes. Allerdings gibt es keine Gehöfte mehr, sondern nur noch eine flache, sanft-hügelige Landschaft. In der Ferne sah ich eine, eigentlich für Andalusien typische, große Stier-Silhouette.

    Es ging weiter durch diese Landschaft, bis ich erneut zwei Pilger sah. Ich dachte natürlich an mein lieb gewonnenes französisches Paar. Beide gingen kurz auf eine Straße zu, an dieser ebenfalls kurz entlang, um dann quer in ein Weizenfeld hinein zu gehen. Nach ca. 1 km kam mir der Mann entgegen. Wieder war es nicht der Franzose. Er fragte mich auf englisch ( und ja, es war ein Engländer) , ob ich eventuell ein Smartphone in einem Etui gefunden habe. Dies sei ihm aus seiner Jackentasche gefallen. Leider ist mir unterwegs nichts entsprechendes aufgefallen. Ich hatte Mitleid mit ihm. Er ging den Weg zurück, sein Smartphone suchen. Ich ging weiter und traf die Frau an einer Stelle, die im Wanderführer schon als besondere Vorsicht beschrieben ist. Vorsicht deshalb, weil es ein kleiner breiter Bach mit Unebenheiten war. Entweder sollte man sich laut Buch die Schuhe ausziehen und barfuß durch gehen, auf den Steinen im Bach hinüber springen oder zurück zur Straße und auf dieser entlang gehen. Ich entschied mich für das balancieren mit einem Rucksack auf rutschigen Steinen. Es gelang mir sicher auf der anderen Seite anzukommen. Ich erklärte der Frau mein Bedauern zu dem Smartphoneverlust und ging weiter. Aber irgendwie spürte ich ihre Blicke hinter mir. So als würde sie mich nach einem Etui mit einem Smartphone absuchen. Weiter und weiter ging ich, ohne mich umzudrehen.

    Irgendwann musste ich mal eine Pause machen. Aber ich fand keine gute Gelegenheit zum sitzen. Gut das ich damit gewartet habe, denn ich sah schon in der Ferne einen von der Sonne geschützten überdachten Rastplatz. Den ersten Restplatz überhaupt auf dem bisherigen Weg. Eben die Erdnüsse gezückt und Wasser getrunken. Und natürlich Schuhe zum Ausdampfen ausgezogen. Dort blieb ich ca. 16 Minuten und ging weiter, durchquerte die Ortschaft "Puebla de Sancho Pérez". Ein Ort an einer Weinstraße. Was ständig mit Reklame bekräftigt wurde. Bis nach "Zafra" sollte es von hier nicht mehr weit sein. Im Wanderführer habe ich erneut von unterschiedlichen Angaben zur Routenführung gelesen. Ich wollte mich dann doch lieber auf die örtlichen Markierungen verlassen. Und tatsächlich, der "neue" Weg wich etwas von dem beschriebenen im Buch und App ab. Aber nicht schlimm. Ich kam in Zafra an. Scheint mit seinem fantastischen Parador sehr sympathisch zu sein. Der sah aus wie eine kleine Festung. Zwar sah ich die "Kult-Pilgerherberge", ließ sie aber links liegen. Sie war mir zu overdressed und so etwas brauche ich nicht. Ich bevorzugte dann lieber wieder eine Herberge, in einem ehemaligen schlichten Kloster. Sie gefällt mir ebenfalls und hatte einen super netten Hospitaliero. Geduscht und mit meiner mobilen Waschmaschine Wäsche gewaschen und diese aufgehangen, dann etwas gegessen und geruht. Bestimmt werde ich heute zum Abendessen etwas in die Altstadt gehen. Und es hat sich gelohnt. Ein wirklich schöner kleiner Altstadt-Kern mit einem hübschen Platz zum Verweilen. Motto des Tages: Wo sind die Franzosen? 😊
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  • Day 135

    Zafra - Villafranca de los Borros

    April 7, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 26 °C

    Ich habe eine angenehme Nacht gehabt. Meinen Rucksack brauchte ich gar nicht auspacken, da genügend Decken vorhanden waren. So war mir in der Nacht auch nicht kalt geworden. Schon komisch. Nachts noch ziemlich kalt und mittags in der Sonne brütende Hitze. Wieder ging ich los ohne Frühstück. Jedoch habe ich es etwas bereut, nicht in einem der hübschen vielen kleinen Cafés etwas zu mir genommen. Denn angesichts der bevorstehenden kurzen Etappe und der sehr wenigen Pilger (insgesamt waren wir 4), war es mehr als unwahrscheinlich, dass mir ein Bett am Ende der Etappe weggenommen werden kann. Wie immer meine größte Angst. Die rührt wahrscheinlich von meinem ersten ersten Camino 2008 her. Dort stand ich erschöpft häufiger vor Herbergen die "Completo" waren. Wenn man erschöpft ist, beginnt man diese Worte zu hassen und die Schilder auf den sie geschrieben sind und die Tür an dem das Schild hängt und das Haus an dem das Schild hängt und die Straße in dem das Haus steht ... Ich schweife ab. Ohne Frühstück also los. Der Engländer neben mir war auch wach und bereitet sich ebenfalls vor. Ich Prinzip packe ich abends immer so meinen Rucksack, dass ich morgens nur sehr wenig da ran muss und gleich losgehen kann. Andere packen morgens immer noch am Rucksack herum. Zum restlichen packen verließ ich das Zimmer, um den anderen nicht zu stören. Im Flur fiel mir meine Wasserflasche herunter und das weckte offenbar den Hospitaliero. Denn keine zwei Minuten später stand er mit einem Lächeln neben mir und erzählte mir irgend etwas. So viele "rollende R" in einem Satz, da wird einem ja schwindelig. Er wollte mir nur den Weg erklären und das es 19,7 km sind und dass die private Albergue - El Carmen in "Villafranca" sehr gut sei. Wir verabschiedeten uns am Tor vom ehemaligen Kloster und ich ging durch die ruhige Stadt. Erstaunlich. Im Gegensatz zu den vorherigen Ortschaften, war bei denen um diese Zeit schon wesentlich mehr los. Ich überprüfte die Uhrzeit - es war wie immer wenn ich losging 07:00 Uhr. Die Straßenlaternen waren hell genug aber ich wusste, dass ich bald Zafra verlassen werde und auf meine Stirnlampe zurückgreifen muss. So war es denn auch. Nach nicht einmal 20 Minuten waren keine Laternen mehr da und auch keine Häuser.

    Der Weg führte auf eine kleine Bergkuppe und man konnte am Horizont schon erkennen, dass es bald grauen wird (schreibt man das so?). Laut Reiseführer soll der Weg über die Bergkuppe hinunter zu einem Ort namens "Los Santos de Maimona" führen - ein schöner Name wie ich finde. Oben auf der kleinen Bergkuppe machte ich zunächst eine kurze Pause und genoss den beginnenden Sonnenaufgang mit einer Banane und zwei Neapolitanern (darf man das heute noch so sagen? Stand zumindest so auf der Verpackung). Dann kam ein Auto den Berg herauf gefahren und parkte hinter mir. Irgendwie unheimlich, denn es stieg niemand aus. Zwei Minuten später kam ein weiteres Auto und parkte ebenfalls. Es stieg eine Frau aus und ging zu dem anderen Auto. Ein Mann stieg aus, beide waren in den 40er und begrüßten sich kurz. Während die Frau mit erhobener Stimme wie viele "R's" trällerte. Beide gingen dann in den Wald und nun begann meine Fantasie eine Geschichte zu basteln. Beide liebten sich. Das wäre ja sehr romantisch, aber so gingen beide nicht miteinander um. Also anderes Szenario. Er will Sex und beide sind verheiratet. Heimlich treffen sich beide hier oben. Der Sex muss sein, damit die Straße vor dem Haus der Frau geteert werden kann. Sie macht das, damit ihre alte Mutter beim Verlassen des Hauses den Rollator besser schieben kann. Er hingegen ist eher ein frustrierter Hausmann, die Frau geht arbeiten und hat das Sagen zu Hause. Beide treffen sich unter dem Vorwand, eben mal schnell Brötchen zu holen. Tja - was für ein blöder Vorwand. Denn als ich mit dem Picknick aufhörte und bereits den Berg hinunter gegangen bin, kam mir ein anderes Auto entgegen. Eine Frau Mitte 40 am Steuer und eine alte Frau als Beifahrerin. Ich wusste es. Jetzt kommt die Ehefrau von dem Mann und bringt ihre Mutter mit. Dann erschlagen sie den Mann und die anderen Frau mit dem Rollator der Schwiegermutter. Was für eine Geschichte. Das ist ja Hollywoodreif. Ich ging mit diesen Gedanken noch weiter und erreichte den Ortskern. Die Kirche war schön anzusehen. Nettes Portal mit tollen Reliefs.

    Auch dieser Ort ist schnell durchquert und es wurde wieder ländlich. Und der Geruch ebenso. Offensichtlich wurde Gülle versprüht, was sehr lange anhielt. Auch kam ich wieder an vielen schwarzen Schweinen vorbei, welche durch einen süßen Hund betreut wurden. Die Sonne stieg langsam höher und offenbarte eine flache, fast baumlose Landschaft mit Ackerbau und - jawoll, Weinanbaugebiete. Alle Reben fein säuberlich gestutzt. Manche hatten schon kleine Triebe. Aber mehr auch nicht. Es ging weiter den Weg entlang. Dann kamen Olivenplantagen dazu. In den Plantagen wurde kräftig gearbeitet und die Olivenbäume wurden beschnitten. Immer wieder schön anzusehen, die blühenden Wildblumen rechts und links vom Weg. Auch der Geruch wurde besser und erinnerte an viele Kräuter.

    Laut Reiseführer kam ich an einer ehemaligen Herberge vorbei, welche geschlossen sei. Nun, es handelte sich dabei wohl eher um eine Ruine und die war schon seit Jahren verfallen. Am Weg zeigte die Markierung mit den grauen Granitquadern an, dass ich mich auf dem original Jakobsweg befinde, aber auch auf der alten Römerstraße. Hin und wieder sah man alte Brunnen, welche früher der Versorgung der Reisenden und Tieren mit Wasser dienten.

    In der Ferne sah man schon "Villafranca de los Barros". Nach dem unterqueren der Autobahn, folge ich der Landstraße bis zum Ortsrand. Ich habe mein Ziel bald erreicht und es war noch nicht einmal Mittag. Jedoch stand mein Entschluss hier zu bleiben fest, um mich für die kommenden langen Etappen zu schonen. Außerdem soll die empfohlene Herberge "El Carmen" sehr gut sein und einen Yorkshire haben. Endlich wieder einen Hund streicheln. Von außen war die Herberge eher unscheinbar - neutral. Was schon einmal sympathisch ist. Man muss klingeln und sofort bellte es. Wie süß. Eine telefonierende Spanierin öffnete mit die Tür und wieder so viele "R's". Beide begrüßten mich - die Yorkshire-Dame eher demütig und die Spanierin verschwand erst einmal zum telefonieren. Als sie zurück kam, bekam ich einen Stempel und mein Bett. Dann zeigte sie mir die Herberge, was offensichtlich auch ihre Wohnung war. Aber eher wie eine sehr große "WG". Sehr sympathisch diese Frau.

    Es trafen dann noch der Spanier aus "El Real de la Jara", die zwei Briten die das Smartphone verloren haben (er ging zurück und fand es nach 6 km wieder) und meine zwei Franzosen aus dem Kloster. Man trifft sich auf dem Weg eben mindestens zwei mal wieder.
    Mal sehen wie oft ich einige noch weiterhin sehen werde.

    Mein Motto heute: Glaube nicht alles was du siehst!
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  • Day 136

    Villafranca de los Borros - Torremejío

    April 8, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 24 °C

    Ich konnte leider nicht gut einschlafen, viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Zum einen, dass ich gestern eine Pilgerin aus Deutschland kennengelernt habe. Sie kam aus meiner (ursprünglichen) Heimat dem Harz und das auch noch 10km von meinem Heimatort "Westerhausen" entfernt. Die Welt kann echt klein sein. Zum anderen ging mir die heutige Etappe und für die nächsten Tage ansteigende Temperaturen durch die Gehirnwindungen. Die Etappe sollte laut Wanderführer sehr Kontrastlos und öde sein. Zusätzliche Langeweile der Etappe kam durch ein wirklich 10km lang gestrecktes , schnurgerade Stück des Weges. Aber irgendwann kam ich dann doch zur Ruhe und konnte einschlafen.

    Die Nacht war ok. Da ich seit Jahren kaum durchschlafe und jede Nacht mehrmals wach werde, war das nichts Neues für mich. Erneut war es von großen Vorteil, dass ich am Abend zuvor den Rucksack komplett gepackt habe und nur noch los zu gehen brauchte. Es ärgerte mich etwas, dass ich die Übernachtung der Herberge mit Frühstück bestellt hatte und nun nichts frühstücken werde. Die wundervolle Hospitaliera und der Hund Nora waren "Schuld", dass ich Desayuno dazu bestellte. Aber ich brach auf und verabschiedete mich von meinem Bettnachbar der mich ebenfalls mit einem Kompliment, ich sei ein guter "Kompagnon", verabschiedete. Und das in der Hoffnung, dass wir erneut in der selben Herberge sein werden. Aber nun endlich raus und ab auf den Weg.

    Diesmal war es 06:00 Uhr als ich losging und das mit Absicht. Ich wollte es vermeiden, auf dieser baumlosen Etappe in die Mittagshitze zu kommen. Zuerst musste ich etwas den Weg suchen, da die Herberge etwas abseits gelegen ist. Aber dank der App kein Problem. Es war natürlich noch sehr dunkel und auch hier diesmal kaum Menschen auf dem Weg. Den Ort haben ich an den zwei Kirchen schon nach 15 Minuten verlassen und dann wurde es dunkel. Dabei war es wirklich toll und hat mich immer wieder zu innehalten veranlasst, den Sternenhimmel anzusehen. So viele Sterne sieht man nicht häufig und nachts im hell erleuchteten Berlin, sah man fast keine mehr. Immer mal wieder musste ich meine Stirnlampe aufsetzen. Schon allein deshalb, damit mich überholende Traktorfahrer sehen konnten. Erstaunlich viele fahren so an mir vorbei. Langsam dämmerte es und ich machte eine Pause, aß mein Brot und meine Banane und beobachtet den Sonnenaufgang. Weiter ging es auf der trockenen Straße. Hin und wieder roch es nach verbrennendem Olivenholz und tatsächlich. An manchen Stellen brannten große Holzscheite und Männer bewachten den Platz. Ich glaube ich Deutschland ist so etwas verboten oder nur an bestimmten Tagen zulässig.

    Es gibt tatsächlich nicht viel über den Weg zu erzählen. Er war geradeaus, hatte kaum Höhen und Tiefen, schon gar keine Kurven und es war außer mir kein Pilger unterwegs. Letzteres gefiel mir am besten. Ab und zu überquerte eine Autostraße (oder die Via die Autostraße?) den Weg. Mal war da ein Auto, aber meistens Stille. Bis auf wirklich wenige Vögel. Das war wirklich etwas öde und so hörte ich ein Hörbuch. Theodor Storm - Der Schimmelreiter. Warum entschied ich mich für dieses Hörbuch? Lag es daran, dass der Weg so trocken war? So ging es dann sage und schreibe 5 Stunden und dann sah ich das Ziel. "Torremojía". Ich konnte mich nicht entscheiden - soll ich die private Herberge "El Rojo" nehmen oder mich lieber doch für die touristische Herberge in einem Adelspalast entscheiden? Ich entschied mich dann doch für die letztere. Ich unterquerte eine Bahnstrecke und nährte mich über einen Feldweg (offizieller Weg) dem Ort. Immer mal wieder begrüßten mich Menschen sehr freundlich und ich grüßte zurück. Der Ort selbst ist, was ich bisher gesehen habe, keine architektonische Schönheit. Aber dafür der Adelspalast, der nun eine Herberge ist. Modern ausgebaut und modern ausgestattet, war ich der erste Pilger an diesem Tag. Eingecheckt, etwas geschlafen und dann kamen auch schon andere. Eine furchtbar laute Familie (Mann, Frau, Sohn) aus Frankreich. Die schmissen mit den Türen, sprachen extrem laut und all ihre Handlungen waren hektisch. Hätte ich Ritalin dabei gehabt, ich hätte ihnen welches angeboten😜

    Motto des Tages: in der Einsamkeit eines langen Weges liegt sich Würze!
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  • Day 137

    Torremejía - Aljucén

    April 9, 2017 in Spain ⋅ ⛅ 24 °C

    Obwohl gestern eigentlich Samstag war und die Supermercado's so wie ich es kenne auch abends geöffnet haben, war es in diesem Ort leider nicht so. Alles war geschlossen. Hin und wieder hatte jedoch eine Bar auf. Mir blieb nichts anderes übrig, als in der Albergue ein Menü für Pilger zu essen. Es war ganz gut und völlig ausreichend. So hatte ich auch am Abend keinen Hunger mehr. Die Pilger versuchten sich zu entspannen. Manche mit lesen, manche mit ihrem Smartphone und manche mit Wein oder Bier. Ich hingegen beobachtet die verschiedenen Szenerien. Dann traf der ältere Mann ein, der schon in der Albergue "Fuente de Cantos" (das modern ausgebaute Kloster) ich als "unheimlich" bezeichnet" hatte. Ein betagter Mann mit weißen Haaren und weißen Bart. Er wirkte sympathisch, aber gleichzeitig auch auch irgendwie "schmuddelig". Der ältere Mann kam mit seinem weißen Pferd und seinem schwarzen, kurzgeschorenen Pudel. Das Zaumzeug vom Pferd war bunt und es war gesattelt. Er hielt es am Zaum und führte es an die schattige Hausseite der Herberge. Dort band er es an und gebot seinem Hund dort ebenfalls zu bleiben. Dann ging er in die Herberge, wohl um sich und seinen Tieren diesen Platz zu sichern. Er bekam einen Platz. Der Hund konnte dort im Schatten bleiben, das Pferd musste er aber an der anderen und sonnigen Hausseite anbinden. Das sollte jedoch kein Problem sein. Eine neue Szenerie bot sich an. Es war Zeit, für einheimische und Interessierte, an der Messe der ebenfalls an der Herberge liegende Kirche teilzunehmen. Ich habe nicht bemerkt, dass auch nur einer von den Pilgern zur Messe ging, aber scheinbar das gesamte Örtchen. Es wurde am Platz so richtig voll. Gut gekleidete Menschen in jedem Alter. Die französische Familie von gestern, welche so furchtbar laut und hektisch waren, schliefen in ihren Betten. Mein Drang sie zu wecken war extrem groß. Aber ich ließ sie schlafen. Das hätte ich allerdings mir von ihnen gestern auch gewünscht.

    Die Nacht wahr ruhig und so warm, dass ich meinen Schlafsack nicht benutzen musste. Die Decken vor Ort haben ausgereicht. Gegen 05:45 Uhr stand ich auf und nahm alle meine Sachen aus dem Zimmer, um andere nicht weiter zu stören. Nachdem ich meine Wasserflaschen aufgefüllt und die Nachrichten gecheckt bzw. die Wander-App gestartet habe, ging es los.

    Natürlich war es um 06:00 Uhr noch dunkel. Der Ort war schnell durchquert. Aber dadurch, dass so viele landwirtschaftliche Betriebe gab, war es lange am Weg erleuchtet. Dieser führte zunächst links an der Straße entlang, um später rechts an dieser weiter zu führen. Man kam sogar recht nahe an die Autobahn heran. Erneut war meine Stirnlampe sehr nützlich. Denn dadurch konnte ich Unebenheiten schneller erkennen und Verletzungen durch umknicken oder ähnliches vermeiden. Diese Investition hat sich schon einmal gelohnt. Später führte der Weg zwischen Weinanbaugebiete und Olivenhaine entlang nach "Mérida". Direkt über die alte und sehr lange Römerbrücke, gelang man in die Stadt. Es gab Ausgrabungsstätten direkt in der Stadt, aber ansonsten empfand ich sie bis auf das Aquädukt ganz ok. Vergebens suchte ich an diesem Sonntag eine geöffnete Panaderia. Also weiter und Mérida hinter sich gelassen, ging es dann in Richtung Stausee. Welcher auch als Erholungsgebiet und auch zum baden diente. Interessant hierbei, auch dieser ist sehr alt. Es ist wirklich ein schönes Plätzchen dort und man kann es sehr lange dort aushalten. Nach einer kleinen Pause ging ich weiter. Zunächst auf einer Landstraße und später bog die Via von dieser ab und verlief weit durch das Gelände. Herrlich blühende und duftende Kräuter und Blumen am Wegesrand und im Hain. Wirklich wunderschön. Meine Stimmung stieg bei diesem Anblick, war ich doch schon seit 6 Stunden unterwegs. Leicht beschwingt ging es durch die wellige grüne Landschaft.

    Eigentlich wollte ich in "El Carrascalejo" in die Herberge. Aber in Wanderführer stand, dass an dieser seit 2015 gebaut wird und diese eventuell noch nicht geöffnet hat. So war es dann auch. Äußerlich sah sie fertig aus. Aber geöffnet hatte sie trotzdem nicht. So musste ich 2,5 km weiter bis nach "Aljucén", in der Hoffnung, dort noch ein Bett zu bekommen. Die Strecke war schnell gegangen und der Ort ist Mega-klein. Die Herberge auch erreicht und das letzte Bett bekommen. Direkt an der Herberge ein kleiner "Kiosko", wo sich offensichtlich auch die Einheimischen trafen. Es war sehr voll. Nach dem ich eincheckt hatte, trank ich dort draußen im Schatten ein köstliches Bier.

    Mein Motto heute: Gut Fuß will Weile haben
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  • Day 138

    Aljucén - Alcuéscar

    April 10, 2017 in Spain ⋅ ⛅ 21 °C

    Die gestrige Herberge war in ihrer Ausstattung für mich die bisher Beste auf der Via. Leider habe ich keine Fotos gemacht, aber in meiner Erinnerung wird sie bleiben.

    Die Nacht war mäßig. Das lag vielmehr am Bett. Es handelte sich wieder um ein Doppelstockbett. Es sah eigentlich recht stabil und wackelfest aus, aber das war es nicht. Jede kleinste Bewegung von dem Mann unter mir reichte zum schwanken aus. Und er bewegte sich nach meinem Empfinden sehr häufig. Ja es machte mich sogar etwas wütend, so dass ich mich mit Absicht auch ein-zwei-mal stärker hin und her wälzte. Damit hoffte ich für ihn, dass er ein Gefühl dafür bekam, wie das eben so ist. Gegen 05:15 Uhr standen schon die ersten auf. Es waren Franzosen. Licht im Bad an, Tür auf und Tür zu, am Rucksack herum packen, wieder Bad, Tür auf Tür zu Rucksack, am Bett fummeln. Die versuche dabei leise sein zu wollen, störten mich am meisten. Egal. Die Nacht ist vorbei und ich stand mit einem strengen Blick zu meinem unter mir liegenden Bett-Nachbar auf. Ich nahm meinen bereits erneut am Abend zuvor gepackten Rucksack, meine Gürteltasche und Brille und verließ das Zimmer. Draußen zog ich mich an, bei langsam immer nervöser werden Mitpilgern, denn das Frühstück wurde schon am Abend zuvor bereitgestellt. Man möchte ja schließlich nicht nur bei den Unterkünften der oder die Erste sein ;-)

    Gegen 06:20 Uhr verließ ich die Albergue und machte mich auf dem Weg. Vorbei an dem Kiosko von gestern Abend, wo ich gut und günstig gegessen habe. Vorbei an der alten Kirche, welche von zwei Palmen eingerahmt war und vorbei an einem noch zu dieser Zeit beleuchteten Brunnen. Die kleine Ortschaft war schnell durchquert und ich musste erneut wegen der Dunkelheit meine Stirnlampe aufsetzen. Der Weg folgte einer alten Landstraße. Diesmal war wirklich niemand unterwegs. Der Mond schien sehr hell, es war zunehmender Mond - fast Vollmond. Ich überquerte den Rio Aljucén, kam an einer verlassenen Tankstelle vorbei und betrat den Parque Natural "Cornalvo". An einigen Schaubildern konnte man etwas zur Flora und Fauna erfahren, aber leider alles auf spanisch. Die Bilder waren aber sehr gut gestaltet. In weiter Ferne hörte man sehr leise aber präsent, die Autobahn. Und wenn ich stehen blieb, wurde ich von einem herrlichen Konzert der verschiedenen Vögel, leisen Kuh- und Schafsglocken und entferntem Hundegebell eingenommen. Einfach Fantastisch und völlig kostenlos. Immer wieder blieb ich so stehen und lauschte dem Konzert. Gaaaaanz laaaaangsam ging die Sonne auf und durch den Tau tauchte sie die Umgebung in eine glitzernde, mit blühenden Blumen und Pflanzen bestückte Landschaft. Dazu dann noch das Konzert der Tiere. Es war einfach wunderschön. Von dem Konzert nahm ich Audiotöne auf, mal sehen ob die zu Hause auch noch so gut klingen.

    Es ging gute 2 Stunden durch diesen Park. Hin und wieder mussten erneut ein paar Gatter geöffnet und auch wieder verschlossen werden. Rinder und Kälber lagen nur 5 m von mir frei auf den Wiesen und kauten genüsslich vor sich hin. Manchmal gab es kleine Steigungen, aber die sind eigentlich keine Erwähnung wert. Ein kleiner Bach musste über Steine überquert werden und dann verließ man den Naturpark. Aber es blieb weiterhin so schön. Blühender Lavendel, Ginster und Zistrosen, schmückten nun den Weg. Der Geruch war überwältigend.

    Heute wollte ich mit Absicht keine lange Etappe machen. Es sollten 20km sein, denn heute war mein Geburtstag und den ich wollte ihn in einer schönen Atmosphäre verbringen. Leider gab es in Alcuéscar kein Hotel oder andere nette Unterkunft für mich alleine, so dass ich wohl dann in die Albergue der "Kongregation der Brüder und Schwester und der Armen" gehen musste. Es war nicht nur eine 100 Betten Herberge (ich bezweifle sehr, das diese voll geworden wäre), sondern auch eine Wohnstätte für Behinderte. Auf Spendenbasis, gab es ein gemeinsames Abendessen und Andacht. Hmm... habe ich darauf an meinem Geburtstag wirklich Lust? Nicht wirklich. Ich las meinen Reiseführer erneut und benutzte Google. Bei Google wurde ich nicht fündig. Aber in einem meiner Reiseführer stand etwas von einer Deutschen, die hieß Dorothea und sie möchte eine kleine private Herberge für Pilger aufbauen. Zum Stand der Redaktion 2016, war Dorothea noch nicht sehr weit mit dem Aufbau der Pilgerherberge. Jedoch nehme sie bei Voranmeldung Pilger auf. Das klang zwar etwas unsicher, aber es war besser als die Alternative noch weiter zu gehen und in ein noch kleineres Dorf zu gelangen, wo es keine Einkaufsmöglichkeit gab. Das war mir dann doch nicht so recht. Also rief ich Dorothea an und sie ging auch gleich an das Telefon. Eine sehr freundliche und offene Stimme. Wir duzten uns gleich und sie sagte, klar könne ich bei ihr übernachten. Im Moment wäre ich auch der einzige. Wo ich den wäre? Ich sagte ihr, dass ich bereits in Alcuéscar bin und an dem Konvent stehe. Sie beschrieb den Weg zu einem Café, welchen in 5 Minuten entfernt lag. Sie sei gerade noch in der "Landschaft unterwegs", käme aber in 15 Minuten vorbei und hole mich ab. Gesagt getan. Ich ging zu dem Café, wo der Besitzer gerade den Fußboden mit Wasser säuberte Deshalb konnte ich dort keinen Kaffee trinken. Dann stellte ich mich eben daneben. Sie wird mich schon finden. Und tatsächlich. Nach guten 20 Minuten kam eine schwungvolle ältere Dame und fragte mich auf deutsch, ob ich Guido sei - sie sei Dorothea. Eine sehr nette Frau. Sie kam zu Fuß und wir gingen kurz durch zwei Gassen und waren auch schon bei ihr. Sie wohnt in einem Haus und teilt ihre Wohnung mit pilgern. Sie gibt Auskünfte zu Herbergen, dem Weg, der Stadt und Einkaufsmöglichkeiten. Ich hatte viele Fragen 😬. Aber sie leider keine Zeit. Sie hätte noch Besuch. Es waren zwei Klientinnen, welche sie noch zum Flughafen von Sevilla bringen muss und käme erst gegen 20:00 Uhr wieder zurück. Sie zeigte mir alles was zu beachten ist und auch, wenn neue Pilger kämen und überließ mir einen Schlüssel zu ihrer Wohnung. Was für ein Grundvertrauen in Menschen muss diese Frau haben? Einfach toll. Sie war die Via schon 3,5 mal gegangen sagte sie. Auch die anderen großen Jakobswege habe sie schon gemacht. Im Flur hingen die Pilgerausweise mit den Stempeln und die Urkunden. So wie ich ihre Wohnungseinrichtung deute, arbeitet Dorothea mit Heilsteinen. Das Wasser holt sie immer aus einer Quelle in der Nähe und hat es auch mir empfohlen. Wer mich kennt weiß, dass ich jetzt schon begeistert bin.

    Als Dorothea mit den zwei Klientinnen weg war, wusch ich meine Wäsche und duschte. Dann klingelte es auch schon zum ersten Mal. Ich ging hinüber und öffnete. Es war Kai, welchen ich in der dritt vorletzten Herbergen kennengelernt hatte. Er war aus Hannover und hat eine Tochter. Auch ein ganz netter Kerl. Der machte jedenfalls große Augen als ich die Tür öffnete. Ich zeigte und erklärte ihm alles und kam mir dabei wie ein Hospitaliero vor. Ein saugutes Gefühl. Einkaufen musste ich auch noch, denn alle meine Reserven sind durch das vergangene Wochenende drauf gegangen.

    Kai und ich quatschten erst einmal eine Runde lang. Dann wollte er einkaufen gehen, was nicht ging, weil alles zwischen 13 und 17 Uhr geschlossen hatte. Irgendwie wollte er es nicht ganz glauben. Also ging er los und kam geläutert nach 30 Minuten zurück. So quatschten wir weiter, wobei er sich über sich selbst wunderte, warum er mir als eigentlich wildfremden Menschen so viel privates aus seinem Leben erzählte. So ginge er die Via, um am Ende eine Entscheidung zu treffen. Letztes Jahr sei er den Camino del Norte gegangen und habe eine Frau kennen und lieben gelernt. Nun gehe er die Via, um zu erfahren, welche Entscheidung am Ende die Beste sein sollte. Neue Liebe oder alte Liebe. Und noch so andere Dinge kamen auf den Tisch, außer was zu essen. Wir hatten Hunger und so gingen wir kurz vor 17:00 Uhr los, um rechtzeitig was zum Essen kaufen zu können. Aber Pünktlichkeit von Öffnungszeiten, wird in Spanien anders definiert. So gingen wir zuerst in die Kirche und konnten dort zusehen, wie "Jesus auf dem Pferde" zum bald beginnenden Osterfest sauber gemacht wurde. Es handelte sich dabei um eine 1:1 Statue. Den Altar zeigte man uns auch voller Stolz. Machte sogar die super Beleuchtung dazu an und erklärte uns, das die Madonna dort im Altar die Schutzpatronin des Ortes sei. Voller Ehrfurcht und Demut gingen wir einkaufen. Nach dem Einkauf trafen wir auf dem Rückweg Nico, ein junger studierender Däne, der mit seinem Vater auf der Via unterwegs ist. Der Vater hat unglaublich viel Blasenpflaster an den Füssen . mindestens 15 habe ich gezählt. Nico erwähnte, dass er in dem Konvent sei und dort eine ganz schreckliche Atmosphäre herrsche. Wir waren froh bei Dorothea untergekommen zu sein. Zurück gab Brot, frisches Gemüse und eingekochte Bohnen. Dazu Weißwein - lecker. Und natürlich haben wir wieder gequatscht. Alles in allem ein schöner Abend.

    Motto von heute: Trau dich!
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  • Day 139

    Alcuéscar - Valsador

    April 11, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 27 °C

    Gestern Abend waren Dorothea, Kai und ich noch bei Paco. Er ist der Kompagnon von Dorothea und unterstützt sie bei ihrem Herbergsvorhaben. Dafür empfiehlt Dorotheas das Restaurant von Paco an Pilger - wo ich zuvor wegen Fußbodenreinigung nicht pausieren konnte. Eine WinWin-Lösung wie ich finde. Wir haben also bei bei Paco bis ca. 00:30 Uhr gesessen und geredet. Was wir so alle beruflich manchen, was uns so antreibt und wo wir hin wollen. Erstaunt stellten wir viele Parallelen fest. Aber vor allem saugten wir aus Dorothea die Informationen rund um die Via de la Plata. Insbesondere wegen den bevorstehenden Osterfeiertagen. Sie empfahl uns, Unterkünfte soweit möglich, im Voraus zu reservieren. Sie zeigte sich nach unseren Berichten erstaun, wie viele Pilger gerade auf der Via unterwegs sind.

    Dann gingen wir zurück und gingen zu Bett. Mein Geburtstag war zu Ende. Ein schöner Tag war es.

    Am nächsten Morgen ging ich erst kurz nach sieben los. Denn ich brauchte mich ja nicht beeilen, da wir auf Empfehlung von Dorothea reserviert hatten. Entspannt ging ich in den Morgengrauen. Vorbei an landwirtschaftlichen Betrieben und frei laufenden Schafen und Rindern. Sie waren sehr glücklich - das sah man ihnen an. Die Wiesen waren wieder voller Tau gewesen und glitzerten in der aufgehenden Sonne. Blühende Pflanzen scheint es, im Gegensatz zu gestern, weniger zu geben und es erweckt sich der Eindruck, das sich die gesamte Vegetation in der Landschaft ändert. Hin und wieder, sehr vereinzelt, mal eine Steineiche. Meist ausgeblühter Ginster und weite, sehr weite Landschaften.

    An der ersten Ortschaft machte ich an der alten Römerbrücke meine Frühstückspause und beobachtet einen Storch auf dem nahegelegenen Neststand. Der klapperte so toll und da viel mir ein, dass ich schon lange keine Störche mehr gesehen hatte und erst recht nicht so viele besetzte Nester wie hier auf der Via. Dann kam Kai des Wegs daher. Er brauchte einen Kaffee und so suchten wir in dem Ort nach einer Bar. Es gab jedoch keine, was uns ein Einheimischer irgendwie zu verstehen gab. So tröstete sich Kai mit dem Gedanken, eventuell in einem anderen Ort eine Bar zu finden. Wir folgten der Bezeichnung der Via. Manchmal gingen wir auf der alten Römerstraße und manchmal auf dem "neuen Weg". Im Prinzip aber meist auf dem alten Weg - der Römerstraße. Dann kam ein Wegweiser nach "Aldeo del camo" und Kai witterte Kaffee in diesem Ort. So ging er dorthin und ich war wieder alleine auf dem Weg. Die Landschaft schien weniger abwechslungsreich zu werden. Über Steine überquerte ich kleine Rinnsale und es gab sogar zwei Rastplätze. Somit summieren sich die bisher von mir gezählten Rastplätze an der Via auf 4. - keine große Zahl.

    Ein Kuriosum gab es noch auf dem Weg. Die Via führte quer über einen kleinen, zu Zeit nicht benutzten Sportflughafen und das genau über die Landebahn. Beim überqueren der Landebahn hatte ich ein ein unwohles Gefühl und die Szenerie war irgendwie surreal. Vor dem "Tower" grasten die Schafe, beim "Check-in" verrostete die Bank und zwischen den "Abfertigungshallen" liegen Ziegen. Dem Weg folgend ging ich weiter und es wurde heißer und heißer. Erneut musste ich eine Pause einlegen. Später überquerte ich erneut eine Römerbrücke und näherte mich schon dem Ziel - "Valsador". Gleich am Ortsanfang war die öffentliche Herberge. Da wir aber gestern, dank Dorothea, bei der Pension Concha reserviert haben, ging ich mit erhobener Brust an der öffentlichen Herberge vorbei und suchte die Pension. Nach einigem Hin und her fand ich diese auch. Keine Kennzeichnung, dass es sich um eine Pension handelte. Von außen sah sie aus, wie ein normales Haus in der Straße. Ich fragte ein gerade vorbeigehende Frau, ob das die Pension Concha sei. Sie bestätigte dies mit den Hinweis, dass man anrufen müsste. Also rief ich an, aber wir verstanden uns nicht. Da fiel mir Dorothea ein und ich schickte ihr mit der Bitte Kontakt zur Pension aufzunehmen eine Nachricht. Die liebe Dorothea tat es auch und wenig später kam eine Spanierin vorbei und schloss mir die Wohnung auf. Es handelte sich dabei wirklich um eine Wohnung mit 3 DZ, Bad, Küche und Waschmaschine war im Preis inbegriffen. Ganz verstanden habe ich nicht, woher ich nun noch den Stempel für meinen Credential bekomme. Sie zeigte mit ausfahrenden Bewegungen und ganz vielen "R's", wo sich, so verstand ich es oder auch nicht, eine Bar befindet. Denn in jeder Bar kann man seinen Pilgerausweis stempeln lassen. Ich ruhte ein wenig aus und dann erschien auch schon Kai. Er ging dann nochmals in den Ort um Ausschau zu halten, ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt Nudeln oder ähnliches zu kaufen. Ich bin gespannt.

    Motto des Tages: Trittsteine sind toll
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  • Day 140

    Valsador - Casar de Cacéres

    April 12, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 27 °C

    Gestern Nachmittag sind Kai und ich in dem Dorf auf der Suche nach Futter gewesen. Kai hatte Heißhunger auf Kohlenhydrate und es MUSSTEN Nudeln sein. Einfach und vor allem schnell zubereitet. Wir fanden eine (die einzige) Bar in dem Dorf und fragten nach einem Supermercado. "Uno momento" sprach der Barkeeper und kam auf die Straße. Er rief etwas und nach wieder ganz vielen "R", kam eine ältere Frau und wies uns an mit ihr zu kommen. Wir folgten brav. Sie deutete uns bei einem Haus zu warten und betrat das Gebäude durch eine Seitenstraße. Dann öffnete sie von innen und uns tat sich tatsächlich ein Paradies auf. Ein echter Supermarkt - von außen absolut als solcher nicht zu erkennen. Zwar hauptsächlich Konserven und lang haltbare Lebensmittel , aber auch frisches Gemüse. Wir kauften die von Kai ersehnten Nudel, frittierte Tomatensoße, grüne Paprika, Knoblauch, eine kleine Flasche Olivenöl, Zwiebel und Zucchini. Sowie 2 Liter Bier - hehe. Wir bedankten uns tausendfach bei der älteren Frau und gingen schnellen Schrittes zurück zur Unterkunft. Dort waren wir kurze Zeit noch allein, aber bereits bei Aufbruch zum Shoppen kamen noch 4 Franzosen und die kleine Pensionen war voll.

    Weil wir jetzt nicht mehr alleine waren, wollten Kai und ich uns beim kochen mit dabei viel verwendeten Knoblauch bei den neuen Gästen "bedanken". Wir bereiten das beste Mahl auf der ganzen Welt zusammen und genossen es mit dem Bier. Danach ging ich zur Bar, weil es dort kostenloses WLAN gab - hehe. Kai legte sich hin. Wenig später rief Dorothea an. Sie sei mit Gerd (ein 65 jähriger deutscher Pilger den ich auch einige Etappen zuvor kennengelernt habe) in Cacéres. Gerd habe einen "schlimmen Zeh" und er müsse zum Arzt und neue Schuhe kaufen. Dorothea wird mir immer lieber. Wie sie sich um "ihre Pilger" kümmert. Einfach toll. Dann kamen Dorothea und Gerd, wie versprochen, mit dem Auto zu der Bar in dem kleinen Ort vorbei. Gerd berichtete, dass der kleine rechte Zeh sich durch eine Blase (und er hatte extrem viele davon, wie zuvor von mir erwähnt) entzündet hatte. Sie waren im Krankenhaus bei einem Arzt und dort erklärte man ihm, einen Tag länger und sie hätten den kleinen Zeh amputieren müssen. Er bekam Antibiotika und sollte sich am nächsten Tag noch einmal im Krankenhaus vorstellen.

    Nach ca. einer Stunde verabschiedeten wir uns (möglicherweise diesmal tatsächlich 😬) und ich ging zurück zur Pension. Kai schlief schon was mich in eine schwierige Situation brachte. Ich konnte meinen Rucksack nicht für morgen früh ohne ihn zu stören vorbereiten. Dann ließ ich es dabei und ging ebenfalls zu Bett.

    Am nächsten morgen berichtet Kai mir, dass ich sehr geschnarcht hätte. Das lag wohl eher am gestrigen vielen Bier 😜

    Ich wollte wieder früh los, da am heutigen Tag bis zu 31 Grad werden sollten und das in flacher Landschaft ohne Bäume. Furchtbar. Denn ich hatte vor einer Woche meine Kappe verloren und somit, bis auf meine Kapuzenjacke, keinen Kopfschutz. Gegen 06:20 Uhr brach ich auf und natürlich war es noch dunkel. Das Dorf war in 2 Minuten durchquert (😜) und es ging an der Straße weiter. Die gesamte Etappe war dadurch gekennzeichnet, dass diese immer an einer Straße entlang oder später sogar direkt auf der Straße verlief. In der dunklen Ferne sah ich pendelnde Lichter. Das deutete darauf hin, dass vor mir ebenfalls Pilger mit einer Stirnlampe waren. Und so war es auch. Ich überholte Franzosen (nicht die aus der Pension) und den Australier. Mal überquerte ich die Straße, dann unterquerte ich die Autobahn. So ging es bis nach "Cacéres" weiter. Der Vorort von "Cacéres" ist keine Schönheit, aber ok. Ich folgte nicht der Via, sondern eine andere, im Wanderführer beschriebene Variante durch die Altstadt.

    Und in der Tat war diese wirklich ganz nett anzuschauen. Durchaus könnte ich mir vorstellen, hier ein oder zwei Nächte zu bleiben. Es ging jedoch weiter, denn die Etappe war noch nicht beendet. Es sollten noch 10km bis zum Ziel sein. Der Weg aus "Cacéres" heraus war besser, als das hinein. Aber dafür ein Stück, ca. 5 km, direkt am Rand der Straße. Man muss schon mit einem großen Rucksack sehr gut aufpassen wenn große LKW vorbeifahren. Denn der nachfolgende Wind kann ganz schön stark sein. Später ging der Weg zunächst etwas an der Straße und wieder etwas später verließ er die Straße und ging ins Landesinnere. Auch hier keine Bäume und die Sonne stieg höher und höher. In der Ferne sah man schon "Casar de Cacéres". Unterwegs habe ich einige spanische "Pilger" überholt, welche offensichtlich (nur) die 10km gehen wollten. In diesen Momenten steigt immer etwas Wut in mir hoch wenn ich daran denke, dass diese "Kurzläufer" den "Langläufern" die Betten weg nehmen. Und so war es dann später auch. Jedoch war ich zunächst der Erste, auch "Primero" genannt - vom Hospitaliero und Barkeeper im Restaurant. Dann kamen auch schon die "Kurzläufer" und nach dem stempeln im Credencial, führte er seine Pilgertruppe zur Albergue. Sie war recht einfache, kostete 5€, kostenlose Waschmaschine, Trockner und WLAN. Was will man mehr - Lach. Dann begann das Warten auf Kai. Er kam dann 3 Stunden (!) später an und da man in einer öffentlichen Herberge nicht reservieren kann, befürchtete ich, dass er womöglich keinen Platz mehr bekäme. Aber es klappte noch und er erhielt noch eines der letzten Betten, weil ich diese zuvor mit meinen Sachen belegt hatte. Dann ging es kurz zum shoppen und in eine Bar etwas trinken und essen.

    Eines weiß ich aber jetzt schon. Da die morgige Etappe insgesamt 36 km weit ist, werde ich wieder früh aufstehen. Ach ja und einen schicken Strohhut habe ich mir auch gekauft.

    Motto des Tages: Es lohnt sich auch einmal der Erste zu sein
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