• Dzień 101

    Botswana

    14 grudnia 2018, Botswana ⋅ ☀️ 35 °C

    Während wir im Bus nach Botswana saßen, wurde uns einmal mehr bewusst, dass das Reisen neben aller Freuden den Nachteil mit sich bringt, immer wieder Abschied nehmen zu müssen. All unsere neu gewonnenen Freundschaften hinter uns zu lassen, fühlte sich so an als würden wir ganz von vorne beginnen. Wir konnten uns kaum vorstellen in einem anderen Land auch so eine tolle Zeit erleben zu können.

    Aus dem Fenster des Reisebusses blickend, stellten wir fest, dass nicht nur die Grenze Südafrika von seinem Nachbarland im Norden zu trennen schien. Der Verkehr wirkte relaxter, die Fauna schien sich leicht zu verändern und auch die Häuser der Einheimischen unterschieden sich in Baumaterialien und Architektur.

    In Gaborone, der Hauptstadt Botswanas, angekommen, machten wir uns zum einzigen Backpackerhostel auf, das die Stadt zu bieten hatte. Allein dadurch wurde klar, dass zumindest der südliche Teil des Landes weit weniger bereist wird als wir es von Südafrika gewohnt waren. In der Unterkunft selbst wurde dies dadurch, dass wir zunächst die einzigen Gäste waren, noch einmal untermauert.

    In Botswana war es noch heißer als in Südafrika, weshalb wir unseren ersten Tag entspannt am Pool verbrachten, den wir ganz für uns alleine hatten. Lediglich ein Minischweinchen, verschiedene farbenprächtige Vogelarten, Katzen und eine Bullterrierdame leisteten uns hin und wieder Gesellschaft.

    Die Idylle wurde durch ein lautes Knattern unterbrochen, als zwei Backpacker auf ihrem Motorrad die Tore passierten. Mit dem aus Mexiko stammenden Roberto und dem Kanadier Vincent verstanden wir uns auf Anhieb so gut, dass wir uns mit ihnen zu einem abendlichen Grillen verabredeten. Kurzerhand düste Lisa mit Vincent auf dem Motorrad davon, um die dafür nötigen Einkäufe zu erledigen und Feuerholz einzusammeln.

    Die Lebensmittel aufgeladen, eröffnete Vincent, dass er noch eine kleine "Mission" zu erledigen habe. Ehe sie sich's versah, befand sich Lisa inmitten Gaborones Vororten auf der Suche nach holländischer Minze. Zielstrebig näherte sich Vincent der ersten Gruppe Jugendlicher, die am Straßenrand herumlungerte. Es brauchte nur wenige Worte, schon sprang ein Junge mit auf's Motorrad und dirigierte stolz wie Oskar den Weg zum Dorfdealer. Witzig an dieser Anekdote ist, dass uns unsere südafrikanischen Freunde erst tags zuvor dringend vom Umgang mit Cannabis in Botswana abgeraten hatten, da dies sehr schnell in einem längeren Gefängnisaufenthalt enden könne. Wieder einmal ist aber alles gut gegangen und wir konnten wie geplant gemeinsam zu Abend essen.

    Gesättigt und zufrieden wünschten wir den Jungs nach einem gelungenen Grillen eine gute Nacht. Barfuß bewegten wir uns durch den weichen Sand, der sich auf dem gesamten Gelände befand, in Richtung unserer Betten. Bevor wir diese jedoch erreichten, plötzlich der Schreck: ein handgroßer Skorpion krabbelte aus dem Nichts in den Lichtkegel einer Laterne! Im Gegensatz zu unserer Schlangenbegegnung in Südafrika behielten wir dieses Mal die Ruhe und beobachteten interessiert, wie das Insekt mit dem riesigen Stachel seines Weges ging.

    Am nächsten Tag machten wir uns mit Roberto und zwei brasilianischen Neuankömmlingen auf den Weg zu einem nahegelegenen Nationalpark. Da wir uns mittlerweile an das afrikanischen Tempo angepasst hatten, schafften wir es erst am Nachmittag aufzubrechen. Dort angekommen wurde uns der Eintritt zu Fuß aus Sicherheitsgründen verwehrt. Mit dem Fahrrad hingegen dürften wir die Tore passieren. Den Sinn dahinter haben wir nicht so ganz verstanden. Schließlich würden wir einem wütenden Nashorn auch auf dem Drahtesel nicht schnell genug entkommen können. 35 € pro Mountainbike wollten wir für die paar verbliebenen Stunden bis zur Dämmerung jedoch nicht ausgeben. Also erkundigten wir uns nach den anderen Angeboten, die auf den Schildern der Rezeption angepriesen wurden. Von Jeepsafari bis hin zum Besuch eines Reptilienhauses stand zu diesem Zeitpunkt allerdings nichts zur Verfügung. Letzten Endes gingen wir unverrichteter Dinge wieder zurück in unsere Unterkunft.

    Selbstverständlich hatten wir uns im Vorfeld unserer Einreise nach Botswana nicht darüber informiert, was das Land zu bieten hatte. Dies war auch gar nicht nötig: Nach einem regem Austausch mit den anderen Backpackern, weckte das kleine Städtchen Nata, das für seine angrenzenden gigantischen Salzpfannen berühmt ist, unser Interesse. Also fragten wir an der Rezeption nach, wie wir am nächsten Tag am besten dort hinkämen. Freundlich wurde uns mitgeteilt, dass es jeden Morgen und jeden Abend eine Direktverbindung dorthin gebe. Wir entschieden uns für ersteres und bestellten ein Taxi vor.

    In aller Herrgottsfrühe standen wir am nächsten Tag am Busbahnhof, wo wir mit Überraschung feststellen mussten, dass der Rezeptionist falsch gelegen hatte. Es gab am Morgen keinen Bus nach Nata! Da wir keine Lust hatten den Tag in Gaborone zu verbringen, geschweige denn zurück ins Hostel zu fahren, setzten wir uns ohne groß darüber nachzudenken in einen Bus in Richtung Maun. Den Namen der Stadt hatten wir zumindest schonmal gehört und wussten, dass sie irgendwo im Norden liegen musste, wo wir ja schließlich auch hin wollten.

    Bei einem Toilettenstopp kamen wir schnell mit den einzigen anderen weißen Mitreisenden ins Gespräch. Anna-Maria und David hatten sich während ihres Auslandssemesters in Südafrika kennengelernt und reisten nun für einen Monat durch Botswana und Sambia, bevor es für sie zurück nach Schweden und Norwegen ging. Das Pärchen hatte sich bereits um eine Unterkunft am Zielort gekümmert. Da wir uns auf Anhieb gut mit den beiden verstanden, schlossen wir uns ihnen kurzum an und landeten im 'The Old Bridge Backpackers', das uns mit seinem afrikanischen Flair sofort begeisterte. Glücklicherweise ergatterten wir die letzten zwei verfügbaren Betten, die sich in einem kuscheligen Zelt befanden. Die Duschanlagen waren unter freiem Himmel installiert, so dass man bei der Körperreinigung stets die warmen Sonnenstrahlen genießen konnte. Auch der Barbereich war zum Großteil unbedacht und grenzte an einen von Krokodilen und Nilpferden besiedelten Fluss.

    Auf diesem haben wir am zweiten Abend gemeinsam mit unseren neuen skandinavischen Freunden eine Sunset Cruise gemacht. Während dieser herrschte eine fröhliche Stimmung und wir verstanden uns auf Anhieb mit dem Kapitän des Bootes, der Lisa sogar kurz das Steuer überließ. Neben einem wunderschönen Sonnenuntergang, konnten wir seltene Vogelarten, wie den Riesenfischer erspähen, spielende Paviane am Ufer beobachten und eine Nilpferdkuh mit ihrem Kalb vor unserer Nase auftauchen sehen. Als wir letztere passierten, zog der Steuermann das Tempo deutlich an, um die territorialen Riesen, die bekanntlich die gefährlichsten Großtiere Afrikas sind, schnell hinter uns zu lassen. Ein Mitarbeiter, der aus Spaß mitgekommen war, wollte uns imponieren und bot uns mit einem schelmischen Grinsen an, ihn auf eine nächtliche Tour mit seinem eigenem Boot zu begleiten - vorausgesetzt wir hätten keine Angst. Herausforderung angenommen!

    Einige Stunden nach Einbruch der Dunkelheit, kletterten wir mit Anna-Maria und David in ein wesentlich kleineres Boot als noch am Nachmittag. Erst nach einigen Versuchen sprang der Motor an. Wir wunderten uns nicht weiter. Los ging es durch pechschwarzes Gewässer, das gespenstig den Mondschein widerspiegelte. Die Luft roch nach Abenteuer. Hier und da vernahmen unsere Ohren die kräftigen Schwanzschläge von Krokodilen. Plötzlich trafen wir erneut auf das Mutter-Kind-Gespann, die mit einem lauten Schnauben auf sich aufmerksam machten. Abermals passierten wir die beiden Nilpferde mit erhöhter Geschwindigkeit. Ungünstigerweise soff der Motor nur wenige Meter später ab. Mit den Flusspferden im Nacken und Schweißperlen auf der Stirn stehend, gelang es dem Mitarbeiter nach etlichen Versuchen das Boot wieder ans Laufen zu bringen. Die Erleichterung hielt leider nicht lange an. Schon wieder versiegte das beruhigende Motorengeräusch und wir wurden von einer unheimlichen Stille umhüllt. Diese wurde mit einem Mal durch das laute Schmatzen eines Nilpferdes durchbrochen, das keine 15 Meter von uns entfernt genüsslich einen Mitternachtssnack einnahm. Zudem schienen sich die Mutter und das Kind von hinten zu nähern. Wir waren umzingelt. Spätestens als der letzte Funken Hoffnung verschwand, dass der Motor ein weiteres Mal anspringen würde, war uns allen der Ernst der Lage bewusst. Es war stockduster um uns herum. Anna-Maria ergriff eine Panikattacke. Während wir beruhigend auf das weinende Mädchen einredeten, nahm der Bootsführer einen langen Stock zur Hand, der sich an Deck befunden hatte. Damit schlug er zunächst auf die harte Wasseroberfläche, was zu einem lauten Knall führte, jedoch nicht zu dem gewünschten Effekt, die Flusspferde zu vertreiben. Stattdessen schürte er ungewollt Anna-Marias Angst, die mittlerweile wie ein Häufchen Elend auf dem Bootsboden saß. Klar war, dass wir schnellstmöglichst ans rettende Ufer gelangen mussten. Um das Boot fortzubewegen, stieß der Besitzer den langen Stock in den Grund des Flusses. Der Plan schien zunächst aufzugehen, doch nach nicht einmal der Hälfte der Strecke der nächste Schreck: der Stock brach entzwei und war nicht mehr zu gebrauchen. Spätestens jetzt stand auch dem Kapitän deutlich die Nervosität ins Gesicht geschrieben. Trotzdessen wagte er sich mutig ins dunkle Gewässer und zog das Boot durch das unwegsame Schilf bis an den Rand des Flusses. Schnell sprangen Anna-Maria und David an Land, während wir ins Wasser glitten, um dabei zu helfen das Boot an einem nahegelegenen Steg zu befestigen. Als auch wir endlich festen Boden unter den Füßen hatten, waren wir nicht nur wahnsinnig erleichtert darüber, dass die Flusspferde nicht auf die Idee gekommen waren, ihr Territorium zu verteidigen. Auch freuten wir uns über ausgebliebene Krokodilangriffe. Zu Fuß machten wir uns auf den Weg zurück ins Hostel. Ständig bahnten sich dicke Dornen ihren Weg tief in unsere Haut. Mit einem dieser Biester in der Ferse stolperte Lisa in einen Elektrozaun, der dem Schutze eines Privathauses diente. Während unseres Marsches, eröffnete uns der Mitarbeiter, dass das Boot eigentlich gar nicht seines war und wir es uns unrechtmäßig 'ausgeborgt' hatten. Zum Glück ist unser nächtlicher Ausflug nie aufgeflogen, da es gelang, den Motor am frühen Morgen bei Tageslicht zu reparieren und somit das Boot unbemerkt zurückzubringen.

    Dank der familiären und offenen Atmosphäre des Backpackers schloss man schnell neue Bekanntschaften, wie die mit der Niederländerin Delia. Bei einem gemeinsamen Frühstück mit ihr, Anna-Maria und David entschieden wir uns zu einer mehrtägigen Camping-Safari.

    Ausgestattet mit Proviant für die nächsten drei Tage ging es in einem offenen Jeep, in dem noch ein deutsches Pärchen dazu stieß, zum Okavango Delta. Am Fluss angekommen, stiegen wir in kleine Boote, die sogenannten Mokoros, um. Unter strahlend blauem Himmel glitten wir nahezu geräuschlos durch die unberührte Natur. Es dauerte keine fünf Minuten, bis wir die ersten Nilpferde erspähen konnten. Zudem tauchten immer wieder Elefanten am Flussufer auf, die friedlich im Schilf grasten. Niemals hätten wir uns zu diesem Zeitpunkt vorstellen können, dass uns diese in naher Zukunft gefährlich werden würden.

    Nach etwa zwei Stunden erreichten wir unser Lager, wo wir alle gemeinsam unsere geräumigen Zelte aufbauten, einen gemütlichen Feuerplatz einrichteten und ein Plumpsklo aushoben. Den Spaten steckten wir einige Meter entfernt in die Erde und führten folgende Regel ein: Spaten weg, Toilette besetzt.

    Die kommenden Tage verbrachten wir neben Flusssafaris mit langen geführten Wanderungen über die verschiedenen Inseln des Deltas. Dort begegneten uns unzählige Giraffen, Zebras, verschiedene Antilopen, Landschildkröten, Vögel, Affen, Flusspferde, Büffel und Elefanten. Zu den letzten drei der genannten Tiere versuchten wir aus Respekt und Sicherheitsgründen stets gebührenden Abstand zu halten. Leider ist uns dies nicht immer gelungen. Als wir uns an einem Tag vor der heißen Mittagssonne schützend in einer kleinen Formation aus Büschen und Bäumen im Schatten niederließen, hörte Christina plötzlich ein Geräusch. Auch einer der beiden Guides nahm das schwere Fußstampfen wahr. Alle waren alarmiert, doch der zweite Führer winkte ab und sagte, es seien nur die Palmblätter, die im Wind gegeneinander schlügen. Gerade, als sich die Aufregung wieder legte, trat ein riesiger Elefant direkt vor uns aus dem Dickicht hervor. Die Guides riefen nur panisch: "Elephant, elephant!" und rannten uns einfach der offenen Steppe entgegen davon. Wir waren uns sicher, dass es klüger sei, sich entlang der Bäume zu bewegen, um uns hinter den dicken Stämmen verbergen zu können. Glücklicherweise hatte sich der Elefant genauso erschreckt wie wir und entfernte sich in die entgegengesetzte Richtung. Kurz darauf fand sich unsere Gruppe wieder zusammen und die Tour konnte weitergehen.

    Nach den Wanderungen ging es für uns auf Grund der sengenden Hitze in eine lange Mittagspause. Diese nutzten wir zum Beispiel, um uns im Fluss abzukühlen, während die Guides wachsam nach Krokodilen Ausschau hielten. Auch lernten wir, die schmalen Mokoros zu steuern, was bisweilen eine sehr wackelige Angelegenheit war. Einmal wurden wir mittags in unserem Camp von einer Horde testosterongeladener Elefantenbullen überrascht, die auf der Suche nach einem paarungswilligen Weibchen ihr Gemächt in voller Pracht zur Schau stellten. Wir trauten uns kaum uns zu bewegen, da die Männchen in diesem Stadium besonders aggressiv sein können. Mit angehaltenem Atem beobachteten wir, wie die Horde nur wenige Meter entfernt an uns vorbeizog.

    Die Abende verbrachten wir mit Rätseln, Spielen und spannenden Reisegeschichten um das wärmende Lagerfeuer, auf welchem wir auch unsere Abendessen zubereiteten. Immer wieder hielten wir inne, um Flügelschlägen, Fußstampfen, Wasserplatschen oder einem Rascheln im Gebüsch zu lauschen und versuchten die nächtlichen Geräusche den Tieren zuzuordnen. Der strahlende Nachthimmel mit seinen Tausend und Abertausenden von Sternen bot hier, fernab jeglicher Elektrizität, einen noch atemberaubenderen Anblick als wir es vom afrikanischen Himmel bis dahin schon gewohnt waren.

    Vollkommen beglückt von dem gelungenen Safariausflug, machten wir uns am dritten Tag auf den Rückweg. Als wir einen großen Elefanten am Ufer grasend vor uns auftauchen sahen, reduzierten wir unsere Geschwindigkeit und kamen in einiger Entfernung zum Stehen. Unser Guide teilte mit uns die Meinung, dass es sicherer sei zu warten und den Elefanten erstmal seine Mahlzeit einnehmen zu lassen. Als sich zwei von Einheimischen besetzte Boote näherten, die keine Anstalten machten sich von dem Elefanten aufhalten zu lassen, fühlte sich auch unser Guide im Zugzwang, so dass er das Mokoro wieder in Bewegung setzte. Herzklopfend näherten wir uns dem grauen Riesen in Schrittgeschwindigkeit. Als wir gerade auf einer Höhe mit dem Elefanten waren - es lagen keine 15 Meter zwischen uns - passierte, was wir versucht hatten zu vermeiden: der Elefant fixierte uns mit seinem Blick, stellte die großen Ohren auf, die er kräftig nach vorne und hinten schlug, trompetete laut, riss seinen Rüssel von links nach rechts und begann auf uns zu zu rennen. In unserer kleinen Nussschale von Boot, keinen Meter vom Flussgrund entfernt, kamen wir uns absolut winzig, hilflos und vor allem ausgeliefert vor. Glücklicherweise schien der Elefant uns nur warnen zu wollen, da er nach wie vor mit den Ohren schlackernd zum stehen kam, während unser Guide hektisch den Stock in den Boden rammte, um so schnell wie möglich das Weite zu gewinnen. Nach diesem Benjamin Blümchen-Ausraster hatten wir für diesen Tag genug von Abenteuern und kehrten erleichtert wieder im 'The Old Bridge Backpackers' ein.

    Nach einer erholsamen Nacht wollten wir ein erneutes Mal versuchen, unser ursprüngliches Ziel Nata zu erreichen. Abermals informierten wir uns an der Rezeption unserer Unterkunft, nach den örtlichen Busfahrplänen. Man sicherte uns zu, dass es am Nachmittag eine Direktverbindung geben würde. Am zentralen Omnibusbahnhof angekommen, mussten wir laut lachen, als wir herausfanden, dass wir einmal mehr fehlgeleitet wurden. Der letzte Bus nach Nata war bereits Stunden zuvor abgefahren. Plan B war schnell gefasst: Da wir uns ohnehin nicht gerne von Anna-Maria und David verabschieden wollten, schlossen wir uns ihnen auf ihrem Weg nach Kasane an. Mit dem Nachtbus ging es noch am selben Abend los.

    Früh am nächsten Morgen kamen wir in dem kurz vor der sambianischen Grenze gelegenen Ort an. Mit dem Taxi ging es zu unserer neuen Unterkunft, dem 'Bananyana Backpackers'. Da keine Rezeption zu finden war, fragten wir uns bei den ausnahmslos afrikanischen Gästen durch. Keiner konnte uns so richtig weiterhelfen, so dass wir einfach eine Weile warteten, bis endlich ein ziemlich verschlafener, aber freundlicher Mitarbeiter auftauchte. Dieser zeigte uns die vom Komfort her vollkommen unterschiedlichen Zimmer, die anders als im Internet angegeben, alle dasselbe kosten sollten. Ganz ohne Vorurteile schüren zu wollen, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es schnell festzustellen ist, ob ein Backpackers von Einheimischen oder westlichen Personen geleitet wird. Es wunderte uns nicht, als wir gefragt wurden, wie viel wir denn über das Internet schon angezahlt hätten und wie viel wir dem Hostel noch schuldig seien. Trotz solcher und anderer Unorganisiertheiten, hatten wir einen wunderbaren Aufenthalt und fühlten uns sehr wohl.

    Noch geschlaucht von der Übernachtfahrt, gönnten wir uns zunächst ein ausgiebiges Schläfchen, bevor wir am Nachmittag an einem Game Drive durch den nahegelegenen Chobe Nationalpark teilnahmen. Als wir ziemlich zu Beginn einen Elefanten in einer Matschpfütze spielend erblickten, freuten wir uns zwar, aber so richtig aus dem Häuschen waren wir nicht. Schließlich waren wir ja bereits im Okavango Delta einigen Dickhäutern begegnet. Die Safari nahm ihren Lauf. Bereits nach der ersten Kurve erfuhren wir, dass die Rüsseltiere uns nach wie vor aus den Socken hauen konnten. Vor uns tauchten riesige Elefantenherden auf, wovon jede einzelne dutzende Tiere zählte. Eine riesige Fläche, die über Kilometer nur von den grauen Riesen besiedelt zu sein schien. Es war atemberaubend! Im Gegensatz zu den Elefanten im Okavango Delta, waren diese an den Menschen gewöhnt, sodass sie teilweise ohne sich weiter an uns zu stören unmittelbar an unserem Jeep vorbei trotteten. Ein krönender Abschluss unserer Reise durch Botswana.
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  • Dzień 91

    Hogsback

    4 grudnia 2018, Afryka Południowa

    Nach einer gelungenen Zeit in Knysna, traten wir mit Zander, Sam und Sharmwarris den Rückweg an. Im Gegensatz zur Hinreise wollten wir dieses Mal einen Zwischenstopp in Hogsback einlegen. Das inmitten des Amatola-Gebirges gelegene Dorf erreichten wir bei Einbruch der Dunkelheit. Wir checkten im gemütlichen Backpackers "Away with the Fairies" ein, wo uns ein großes knisterndes Lagerfeuer und Livemusik empfingen. 

    Der Legende nach habe sich J.R.R. Tolkien, der Autor der Triologie "Der Herr der Ringe", von Hogsbacks wunderschönen Wäldern, Flussläufen, Blumen und Bergen inspirieren lassen, um Mittelerde zu kreiren. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Wasserfälle pro Quadratkilometer als im Amatola-Gebirge. Wenigstens ein paar davon wollten wir am nächsten Tag entdecken und machten uns, mit einer mehr als ungenauen Wanderkarte bewaffnet, auf den Weg. Bergauf und -ab legten wir eine Strecke von 20 km zurück, auf der wir zum ersten Mal in Südafrika auf Weißkehlmeerkatzen trafen, die uns sketpisch aus Baumwipfeln beäugten und unsere Wanderung mit ihren lauten Rufen begleiteten. Wenn der Schweiß die Nasenspitze herrunterperlte bot uns immer wieder der Fuß eines Wasserfalles eine angenehme Erfrischung. Die Flussläufe und Gefälle tauchten in den verschiedensten Größen und Formen auf: Kleinere fanden wir versteckt in Höhlen, andere stürzten imposant von Bergklippen hinab und waren bereits aus weiter Ferne zu sehen und zu hören. Die spärlich skizzierte Wanderkarte sorgte dafür, dass wir auch schonmal vom Weg abkamen. So gerieten wir gelegentlich auf Privatgelände, wo wir uns in geduckter Haltung an Wohnhäusern vorbeischlichen, um nicht entdeckt zu werden. Manchmal verloren wir auch vollkommen die Orientierung, was uns aber nichts ausmachte, da wir auf diese Weise Orte entdeckten, die manch anderem Reisenden verborgen blieben. Die Wanderung zählen wir zu den schönsten, die wir in unserem Leben je unternommen haben.

    Zurück im Hostel konnte man den Abend entspannt bei einem Klippenbad mit fantastischer Aussicht ausklingen lassen.

    Früh am nächsten Morgen setzten wir unsere Heimreise fort. Auf den letzten Metern, kurz vor Johannesburg, gerieten wir wieder einmal in eine Verkehrskontrolle. Ziemlich schnell war klar, dass der Polizist sich so kurz vor den anstehenden Festlichkeiten ein kleines Weihnachtsgeld dazuverdienen wollte. Da Zander weder Alkohol konsumiert hatte noch zu schnell gefahren war, konzentrierte sich der Uniformierte auf des Fahrers nackte Füße. Zander, der wusste, dass der Polizist die Angelegenheit nicht auf offiziellem Wege klären wollte, bat beharrlich um einen völlig regulären Strafzettel. So ging die Diskussion zwischen den beiden hin und her, bis sich das Wetter auf unsere Seite schlug. Ein plötzlicher Regenguss bewegte den völlig entnervten Officer uns ohne Knöllchen und ohne Bestechungsgeld weiterfahren zu lassen. 

    Unsere letzten zwei Tage in Südafrika verbrachten wir wiedervereint mit Sams Familie. Als Dankeschön luden wir am Abend vor unserer Abreise zu einem gemeinsamen Kinobesuch ein. Nach all den Abenteuern in der Natur, hatten wir nichts gegen ein wenig Stadtleben einzuwenden. Der Abend hätte nicht schöner werden können - wurde er auch nicht. Ganz im Gegenteil: Als Christina noch schnell vorm Schlafengehen ihren Kontostand überprüfte, fiel mit Schrecken auf, dass ihre Kreditkarte missbraucht wurde. Die Karte sperren zu lassen, war das einzige, was zu dieser späten Stunde noch möglich war. An dieser Stelle möchten wir einen herzlichen Dank an Christinas Papa aussprechen, der die darauffolgenden Wochen damit beschäftigt sein sollte, die Angelegenheit mit einer im Vorfeld ausgestellten Vollmacht zu klären.

    Um das unrechtmäßig abgebuchte Geld erstattet zu bekommen, musste eine Anzeige gestellt werden. So blieb uns nichts anderes übrig als an unserem letzten Tag in Südafrika früh morgens zur Polizeistation zu hetzen. Die Zeit war knapp: Für den Nachmittag hatten wir ein Busticket nach Botswana gebucht, weil unser Visum am Folgetag auslief. Eine verspätete Ausreise wollten wir um jeden Preis vermeiden, da diese ein fünfjähriges Einreiseverbot zur Folge haben kann.

    Mit sehr viel Gemütlichkeit und wenig Interesse für unser Dilemma, nahm ein Polizeibeamter unseren Fall auf. Wir fühlten uns absolut nicht ernst genommen. Nur widerwillig lauschte man unserer Beschreibung auf Englisch. Erst als Zander begann, den Sachverhalt auf Afrikaans zu schildern, schien die Polizei aufmerksamer zu werden. Die Uhr tickte und wir wurden immer nervöser, während der Polizist in Zeitlupentempo per Hand die Anzeige protokollierte.

    Nach einer schier endlos erscheinenden Weile, konnten wir die Wache verlassen und rasten ins Stadtzentrum Johannesburgs. Der Motor des Reisebusses lief bereits, als wir knapp zehn Minuten vor Abfahrt fix und fertig ankamen. Saßen wir einmal auf unseren reservierten, äußerst gemütlichen Plätzen, konnten wir durchatmen und für die nächsten acht Stunden eine ausgesprochen komfortable Fahrt genießen. Adieu Südafrika, salut Botswana!
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  • Dzień 86

    Knysna

    29 listopada 2018, Afryka Południowa

    An einem der vielen gemütlichen Abende am Lagerfeuer unserer südafrikanischen Gastfamilie, schlug uns Zander vor, seinen langjährigen Freund Crosby in Knysna zu besuchen. Dieser führe mit seiner Familie ein kleines Airbnb, wo man in außergewöhnlichen Unterkünften, wie Tipis oder Kuppelzelten, mitten im gemäßigten Regenwald hausen könne. Sofort waren wir Feuer und Flamme für diese Idee.

    Während wir die ersten Überlegungen anstellten, wie wir zu unserem nächsten Reiseziel gelangen sollten, schwärmte Zander ununterbrochen von dem Idyll, welches das Zuhause seines Freundes war. Die anhaltende Begeisterung für diesen Ort, entwickelte sich kurzum zu dem fixen Plan, uns gemeinsam mit Sam zu begleiten. Gesagt, getan: Per Tetris-Technik packten wir Sams tiefergelegten BMW, dessen Baujahr irgendwann in den 80ern liegt, bis oben hin voll. Zanders Hund, Shamwarris, fand auch noch Platz.

    Bei der 16-stündigen Fahrt durften wir es uns auf der Rückbank bequem machen, während sich die Männer am Lenkrad abwechselten. Als wir die am indischen Ozean gelegene Stadt Knysna erreichten, ließ uns Crosby via Sprachnachricht wissen, dass es von dort nur noch 15 Fahrminuten über Schotterpisten und Wiesen in den Wald hinein seien. Diese Berechnung hatte er jedoch ohne Sams alten BMW gemacht. Bei einem Tempo zwischen 5 und 10 km/h versuchten wir den Wagen Schritt für Schritt um teils riesige Felsbrocken herum zu manövrieren. Einmal mussten wir sogar aussteigen, um den Wagen zu erleichtern und die Straße manuell zu ebnen, indem wir zur Überbrückung einer hohen, scharfen Kante eine Piste aus Steinen bauten.

    45 Minuten später wurden wir von Crosby, seiner Frau Mashca und den beiden Kindern Laya und Quinn in einem großen Kuppelzelt mit herzlichen Umarmungen begrüßt. Durch die Gastfreundschaft der Familie fühlten wir uns vom ersten Moment an mehr als willkommen.

    Mashca führte uns zu der gemütlichsten Unterkunft, die wir uns hätten vorstellen können: ein geräumiges Tipi, das wie auch alles andere auf dem Gelände mit solarbetriebenem Licht ausgestattet war. Für die nächsten zwei Wochen sollte dies unser Zuhause sein. Viele gesellige Abende verbrachten wir hier mit Disneys König der Löwen, Scrabble, und Marshmallows, die wir knisternd über Kerzenschein rösteten. Die Atmosphäre war perfekt, wenn dazu noch kräftige Regenschauer auf das Zeltdach hinabprasselten.

    Musste man mal für kleine Mädchen, war das Plumpsklo nicht weit. Davon gab es eine überdachte und eine open-air Version mit atemberaubendem Blick auf Nebelschwaden, die mystisch aus dem Regenwald aufstiegen. Geduscht wurde ebenfalls unter freiem Himmel, vorausgesetzt der Tank war ausreichend gefüllt. Hatte man vergessen Wasser aus dem Damm zu pumpen, mussten Alternativlösungen her, so dass wir uns auch schon mal gegenseitig mit Wasser aus Kanistern übergossen.

    Die Mahlzeiten wurden meist gemeinsam mit der Familie zubereitet und eingenommen. Wir fühlten uns absolut in die Familie inkludiert, was unter anderem daran lag, dass uns bei der Beaufsichtigung der Kinder sowie der Bewirtschaftung der zahlenden Gäste 100%iges Vertrauen entgegengebracht wurde.

    Neben einem gemeinsamen Ausflug zum Strand, durften wir Crosby und Mashca auch auf eine Geburtstagsfeier von Freunden begleiten. Wiedergefunden haben wir uns in einer Hippikommune mit Trommel- und viel zu viel Trancemusik. Mehrfach wurden uns von den liebedurchfluteten Partygästen diverse natürliche Glücklichmacher, wie Magic Mushrooms, angeboten, die wir dankend ablehnten. Glücklich waren wir auch so.

    Oft zogen wir auch mit Zander, Sam und Sharmwarris alleine los, während Mashca und Crosby ihrem normalen Alltag nachgingen. Machten wir uns auf den Weg zu weiter entfernten Zielen, waren wir meist auf Sams alten BMW angewiesen, der wie bereits erwähnt, seine Schwierigkeiten mit den wilden Schotterstraßen hatte. Höhepunkt war ein geplatzter Reifen mitten im Dschungel. Glücklicherweise hatte Sam Ersatz an Bord, so dass das Problem schnell gelöst war. Einer weiteren Herausforderung war das Auto ausgesetzt, als die Brücke, die als einziger Weg in die Stadt führte, nach kräftigen Regenschauern überflutet war. Sam wagte sich nach einigem Hin- und Herüberlegen durch die Wassermassen. Zwar wurden wir entgegen aller Sorgen nicht weggespült, doch fielen bedingt durch die Nässe ein paar Zylinder des tiefergelegte Vehikels zeitweise aus. Bis diese wieder vollständig intakt waren, vergingen mehrere Tage, an denen Sam und Zander geduldig im Motorraum herumwerkelten, da sich das Fahrzeug häufig nicht starten ließ.

    Wann immer es ging, ließen wir den Wagen stehen, um diesen nicht weiteren Strapazen auszusetzen. Bei einer unserer Erkundungen des Regenwaldes, entdeckten wir einen natürlichen Swimmingpool am Fuße eines Wasserfalles. Während dieser beim ersten Mal noch paradiesisch ruhig war, hatte er sich bei unserem zweiten Besuch auf Grund starker Regenfälle in einen tosenden, reißenden Fluss verwandelt. Die übermütigere von uns (Lisa) begab sich ohne lange zu fackeln, getrieben von Abenteuerlust, in die Fluten und wurde von der starken Strömung sofort mitgerissen. Zander sprang heroisch hinterher. Kurz vor dem nächsten Wasserfall, der viele Meter in die Tiefe stürzte, bot ein Felsbrocken in der Mitte des Flusses gerade noch rechtzeitig den vorerst sicheren Halt. Nur mit Teamarbeit und viel Anstrengung konnte das rettende Ufer erreicht werden. Puh, da hatte doch beinah jemand die Kraft des Wassers unterschätzt. Noch einmal Glück gehabt!

    Bei einer weiteren Wanderung wurden wir im Ansatz mit den Ausmaßen der vorherrschenden Waldbrände entlang der Gardenroute konfrontiert. Unser Wanderpfad wurde nämlich von einem umgestürzten, noch qualmenden Baum versperrt und konnte nur durch ein waghalsiges Klettermanöver überwunden werden. Ein paar Kilometer weiter stießen wir auf riesige schwarze Flächen, wo statt des saftig grünen Regenwaldes nur noch Staub und Asche übrig waren.

    Manch ein Abend in Knysna wurde krönend mit der Bewunderung der für uns einzigartigen afrikanischen Sonnenuntergänge sowohl am Strand als auch von der Spitze eines Berges abgeschlossen.

    Eines nachts machten wir uns auf die Suche nach Glühwürmchen. Inmitten der Dunkelheit schlug Shamwarris plötzlich Alarm. Grund dafür war ein näherkommender, weinender Mann, der zusammenhanglos versuchte uns etwas zu erklären. Bevor wir richtig begreifen konnten, worum es ging, tauchten zwei weitere Männer auf. Erst, als wir das Licht unserer Taschenlampen auf sie richteten, sahen wir, dass diese blutüberströmt waren. Tiefe Platzwunden zeichneten sich auf ihren Köpfen ab. Nachdem es uns gelang, die unter Schock stehenden Männer etwas zu beruhigen, verstanden wir endlich, was passiert war: In einer Kurve auf der Schotterstraße habe der Fahrer wegen eines technischen Defektes die Kontrolle über das Auto verloren, woraufhin sie eine Klippe hinuntergestürzt seien. Unser erster Gedanke, einen Krankenwagen zu rufen, konnte wegen zweierlei Dinge nicht umgesetzt werden. Zum einen hatten wir keinen Empfang, zum anderen lehnten die Männer dies vehement ab - wir denken, dass diese vermutlich nicht versichert waren. Auch unserem Instinkt die Wunden zu versorgen, konnten wir nur bedingt folgen. Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Südafrika nicht Gesetz Erste Hilfe leisten zu müssen. Ganz im Gegenteil kann man sogar zur Rechenschaft gezogen werden, wenn dadurch weitere Verletzungen zugefügt werden. Außerdem ist das Ansteckungsrisiko mit dem HI-Virus enorm hoch, da jeder fünfte Einwohner in Südafrika damit infiziert ist. So verbrachten wir etwa 1 1/2 Stunden damit, beruhigend auf die Männer einzureden, unsere Jacken mit ihnen zu teilen und entgegen aller Vorsätze zumindest einen provisorischen Kopfverband anzulegen. Dann gelang es Crosby Unterstützung aus der Nachbarschaft zu holen und die Männer wurden letzten Endes doch ins Krankenhaus gefahren.

    Auch während unseres gesamten Aufenthalts in Knysna, waren die Worte 'shap shap' allgegenwärtig. Dies führte dazu, dass wir eine Idee umsetzten, die uns schon länger beschäftigt hatte: ein Freundschaftstattoo. Spontan besuchten wir einen Bekannten von Crosby in seinem Tattooladen. Seitdem zieren die Worte mit den vielen verschiedenen Bedeutungen unsere Arme und werden uns immer an die abenteuerliche und wunderschöne Reise erinnern, die noch lange nicht zu Ende ist!
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  • Dzień 85

    Fallschirmsprung

    28 listopada 2018, Afryka Południowa ⋅ ☀️ 16 °C

    Mit viel Freude haben wir Lisas Geburtstagsgeschenk für Christina eingelöst! Fast wäre es jedoch nicht zum Fallschirmsprung gekommen, da die ersten beiden vereinbarten Termine wetterbedingt gecancelt werden mussten. Als die Sonne endlich zum Vorschein kam und der Wind abflaute, setzten wir uns am dritten Tag des Wartens aufgeregt in Sams BMW, um uns auf den Weg zum Abenteuer Tandemsprung zu machen. Doch dann der Schreck: der Motor sprang nicht an! Nach einer Stunde erfolgloser Bemühungen von Sam und Zander, das Gefährt wieder in Gang zu bringen, riefen wir die Dropzone an, um dieser mitzuteilen, dass wir es nicht pünktlich schaffen würden. Zu unserer Erleichterung ließ man uns wissen, dass dies kein Problem sei, die Sprünge könnten nach hinten verlegt werden.

    Als wir die Hoffnung in das Auto schon fast verloren hatten, ertönte nach etwa zwei Stunden das lang ersehnte Geräusch: der Motor lief! Endlich konnte es losgehen! Doch zu früh gefreut: Erst wenige Kilometer hatten wir hinter uns gelegt, als die einzige Straße, die uns zum Ziel führen konnte, von einem umgestürzten Baum versperrt war. Zum Glück waren die Räumungsarbeiten bereits in vollem Gange, so dass wir unseren Weg mit nur kurzer Verzögerung fortsetzen konnten.

    Am Fallschirmplatz angekommen, wurde nicht lange gefackelt. Nach einer fünf-minütigen Einweisung, während derer uns das Gurtzeug angelegt wurde, und einer kurzen Vorstellung unserer Tandemmaster, saßen wir auch schon im Flugzeug.

    Eine knappe halbe Stunde verbrachten wir in dem kleinen, gemütlichen Flieger, bis wir die erforderliche Höhe von 4000 m erreicht hatten. Der Ausblick von dort oben auf die sandige Küste und das türkisblaue Meer in Miniaturform war wunderschön. Die Tür öffnete sich und neben einem ohrenbetäubenden Lärm, schlug uns kalte Luft entgegen. Bevor wir realisierten, wie uns geschah, ging es für Christina zuerst aus dem Flugzeug, dicht gefolgt von Lisa. Den Freifall bei ca. 200 km/h genossen wir in vollen Zügen. Nach knapp 40 Sekunden öffneten sich die Fallschirme und Christina überkam nach der ersten Drehung eine enorme Übelkeit, von der sie sich erst nach Stunden wieder erholte. Da Lisa unter keiner Reisekrankheit leidet, konnte diese sogar einige Male selber den Schirm lenken, bevor es Richtung Landezone ging.

    Zwar hätten wir mit noch viel mehr Adrenalin gerechnet und waren von unserer entspannten Stimmung hoch oben in den Wolken überrascht, doch Spaß hatten wir allemal!
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  • Dzień 73

    Shap Shap

    16 listopada 2018, Afryka Południowa ⋅ ☀️ 31 °C

    'Shap shap!' - mit diesen zwei Wörtern kann man in Südafrika eine gesamte Konversation führen. Sie dienen unter anderem als Begrüßung, als Verabschiedung, als Danke und vor allem als 'Alles ist easy!'. 'Shap shap!' ist einfach positiv. Zwar waren uns diese Worte schon vorher bekannt, doch wurde uns die Bedeutungen erst während unseres nächsten Stopps richtig bewusst.

    Eigentlich wollte Etienne uns nach der Woche im Cheetah Centre abholen, doch hatte er seine Angelegenheiten in Johannesburg noch nicht vollständig regeln können und versetzte uns. Schnell musste ein neuer Plan her. Die aufmerksamen Leser unseres Blogs werden sich an Tomas erinnern, den wir in den Drakensbergen kennengelernt haben. Er hatte uns von seiner Tante erzählt, die ein Faible für Backpacker hat und diese gerne bei sich aufnimmt. Kurzerhand kontaktierten wir unseren Wanderkumpanen, um zu fragen, ob seine Tante Lust auf spontanen Besuch habe. Das Glück war auf unserer Seite - nicht nur hatten wir eine kostenlose Bleibe gefunden, sondern bestand Tomas auch darauf, uns höchstpersönlich einzusammeln und zu seiner Tante zu chauffieren. Toller Typ!

    Mehr als herzlich wurden wir zwei Tage später in einem kleinen Ort in der Nähe Pretorias, von Eloise, Peter und ihren Söhnen Alan und Sam(uel) begrüßt. Der Beginn einer entspannten und glücklichen Zeit. Wir konnten einfach die Seele baumeln lassen und uns mit Dinge beschäftigen, die schon mal zu kurz kommen: Blogeinträge schreiben, ein gutes Buch lesen, mit Tieren kuscheln, Fitnesstraining, Kochen, Gärtnern und Kreativarbeiten.

    Peter und Eloise arbeiten als freiberufliche Bühnenbildner und haben zu diesem Zweck eine riesige offene Werkstatt auf ihrem Gelände. Sam hilft seinen Eltern aus und ist außerdem ausgebildeter Goldschmied. Ohne einen besonderen Anlass fertigte er uns zwei wunderschöne Gepardenanhänger aus Silber.

    Die Familie hat ein großes Herz für Tiere. So bietet sie einem Taubenschlag, zwei Truthähnen, zahlreichen Hühnern und Gänsen sowie vier Hunden ein Zuhause. Besonders angetan hatten es uns die treudoofen Augen von Sunny, einem Pitbull-Bullterrier-Mix, der kaum noch Zähne besaß, da er statt eines Balles lieber Steine apportierte. Immer wieder hatten seine Besitzer versucht es ihm abzugewöhnen, es jedoch schließlich resigniert aufgegeben. Auch das verwaiste Küken Sparkles, das denkt es sei ein Papagei, gewannen wir sehr lieb. Zu gerne machte es sich auf der Schulter eines menschlichen Freundes bequem und piepste dabei unermüdlich in den höchsten Frequenzen laut in dessen Ohr.

    An einem Tag entschieden wir uns für eine kleine Wanderung zur Spitze des Berges, der auf dem Grundstück der Familie gelegen ist. Auf der Hälfte der Strecke begannen wir fröhlich darüber zu philosophieren, was im Falle eines Schlangenbisses zu tun sei. Schließlich war die felsige Landschaft ein Paradies für Kobra und Co. Nach einigen Hin- und Herüberlegungen kamen wir zu dem Ergebnis, uns besser nicht beißen zu lassen, da wir es je nach Spezies eh nicht rechtzeitig zum Krankenhaus schaffen würden. Oben angekommen genossen wir die Aussicht über Wälder, Berge und Seen. Es sollte die Ruhe vor dem Sturm sein, denn plötzlich sahen wir aus unseren Augenwinkeln etwas Gelb-Braunes direkt an unseren Füßen vorbeikriechen: eine Puffotter! Statt Contenance zu bewahren, sprangen wir kreischend auf und begaben uns in sichere Entfernung. Zwar hat eine ausgewachsene Puffotter laut Wikipedia einen Giftvorrat, der ausreicht, um vier bis fünf Menschen zu töten, jedoch ist sie von Natur aus nicht angriffslustig. So kamen wir noch einmal mit dem Schrecken, viel Adrenalin und einem weiteren Abenteuer davon.

    Die Abende bei der Familie verbrachten wir oft unter sternklarem Himmel am Lagerfeuer mit diversen Musikinstrumenten, Gesang und dem ein oder anderen Bierchen. Gelegentlich sorgte Alans Feuershow für ein besonderes Highlight.

    An einem Samstagabend machten wir uns mit den Söhnen, deren Cousin Jean und den Nachbarn Zander und Jan auf nach Pretoria, um ein Konzert von Tomas zu besuchen. Nach dem gelungenen Auftritt, wollten wir uns noch ein Rugbyspiel in einem Pub ansehen. Auf dem Weg dorthin, gerieten wir in eine Polizeikontrolle. Alan, unser Fahrer, musste ins Röhrchen pusten. Die zwei kleinen Bier, die er intus hatte, überstiegen laut des Verkehrspolizisten die Promillegrenze. Zum ersten Mal wurden wir mit der Korruption im Land direkt konfrontiert. Um einem unmittelbaren Gefängnisaufenthalt übers Wochenende zu entgehen, bot der Ordnungshüter Alan netterweise an, ihm einfach alles Bare, was sich in seinem Portemonnaie befand, zu überlassen. Für ca. 50 Euro drückte der Uniformierte noch einmal ein Auge zu und ließ Alan alkoholisiert weiterfahren.

    Eine von uns (Lisa) erlebte einen absoluten Adrenalinrausch, indem sie sich mit Zander auf sein Motorcrossbike begab. Mit rund 60 kmh über kurvige, rutschige Sandwege zu brettern und über felsige Landschaften einen Berg hoch und runter zu heizen war extremer als jede Achterbahn. Juhu, überlebt!

    Bei Eloise, Peter, Alan und Sam haben wir uns wie zu Hause gefühlt. Wir bedanken uns und sagen auf Wiedersehen: Shap Shap!
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  • Dzień 62

    The Dell Cheetah Centre

    5 listopada 2018, Afryka Południowa ⋅ 🌬 29 °C

    Im Laufe unseres Roadtrips entschloss sich Etienne dazu, uns noch ein wenig länger auf unserer Reise durch Afrika zu begleiten. Weil er hierfür jedoch zunächst noch einige Formalitäten in Johannesburg erledigen musste, entschieden wir uns dafür, die Zeit ohne ihn mit einem weiteren Voluntärprojekt sinnvoll zu nutzen. Aufgrund unserer guten Erfahrungen mit der Affenauffangstation, wollten wir gerne noch einmal mit Wildtieren arbeiten und begaben uns im Internet auf die Suche. Dabei gingen wir mit Bedacht vor, weil in dieser Branche oft der Tourismus als Geldmaschinerie über das Wohl der Tiere gestellt wird. So haben wir zum Beispiel davon gehört, dass Löwenjungen ihren Müttern entrissen und gutgläubigen Touristen als kuschelbedürftige Waisen verkauft werden. Sind die Babys einmal groß, werden diese, anstatt vermeintlich wieder ausgewildert zu werden, hinter dem Rücken bezahlender Voluntäre an Farmen verkauft, wo sie zum Abschuss freigegeben werden. Mit dem ausdrücklichen Hinweis auf der Website darauf, dass bis auf die Fütterung der Raubkatzen keine Interaktion möglich ist, zog The Dell Cheetah Centre unsere Aufmerksamkeit auf sich. In einem kurzen Telefonat gelang es uns, den Preis für einen Aufenthalt von einer Woche von 6000 auf 4000 Rand herunterzuhandeln. Zwar erschienen uns auch ca. 240 Euro recht viel, jedoch ist es in diesem Bereich üblich, für Freiwilligenarbeit zu zahlen. Neben Kost und Logis ist nämlich auch eine Spende an die Tiere mit inbegriffen ohne die sich die Projekte oft nicht über Wasser halten könnten.

    Zwei Tage nach dem Anruf kamen wir auf der Gepardenfarm an, die nach eigenen Angaben zum Ziel hat, die wunderschönen Raubkatzen zu züchten und auszuwildern, da die südafrikanische Wildbahn nur noch etwa 850 Geparden beherbergt. Mit wenig Herzlichkeit und Enthusiasmus, wurden wir von den zwei Projektkoordinatoren Georgia und Michael, der Mitarbeiterin Lizé und einer Voluntärin namens Sarah begrüßt. Im Gegensatz zu Bambelela, fiel es uns von Anfang an schwer uns wohlzufühlen. Insbesondere Georgia ging uns mit ihrer schnippischen, besserwisserischen Art ziemlich auf den Geist. In Momenten wie diesen, wird uns umso mehr bewusst, dass das gemeinsame Reisen für uns nach wie vor die beste Entscheidung ist. Sowie sich in schwierigen Phasen das Sprichwort: "Geteiltes Leid ist halbes Leid." bewährt, so wachsen die vielen schönen und abenteuerlichen Momente im Spaßfaktor exponentiell, wenn wir sie miteinander teilen.

    Neben den zwischenmenschlichen Disharmonien haben uns auch die Gehege und der dortige Umgang mit den Tieren wenig überzeugt. Zwar sind wir keine Experten, doch hätten wir uns etwas mehr Platz und Versteckmöglichkeiten für die Tiere gewünscht. Auch haben wir nicht ganz nachvollziehen können, wie die beiden verwaisten Servalbabys Holly und Buddy jemals wieder ausgewildert werden sollen, wenn der Kontakt zu Menschen während der Fütterung so intensiv ist. Unser Vorschlag, die Tiere mithilfe einer Vorrichtung und ohne direkten Kontakt zum Menschen zu füttern, wurde von Fräulein Neunmalklug sofort zerschlagen. Schließlich müssten die Katzen intensiv beim Fressen beobachtet werden, da sie sich sonst gegebenenfalls am Hühnchen verschlucken könnten. Zudem könne das Futter dreckig werden, wenn es nicht persönlich in Schüsselchen serviert würde. Es ist ja nicht so, als ob Raubtiere ihre Beute in der Natur nicht auf dem Boden, oft staubigen Untergründen, erlegen würden.

    Der Arbeitsalltag auf der Gepardenfarm war wenig ereignisreich. Zweimal täglich halfen wir bei der Zubereitung der Mahlzeiten für die drei in Gefangenschaft geborenen Geparden, die insgesamt vier Servale, den Karakal und die verschiedenen dort lebenden Vögel. Verfüttert wurden hauptsächlich Pferdefleisch und Küken. Auf Grund des hohen Fettgehaltes musste für die jungen Servale das Eigelb aus den Küken entfernt werden. An dieser Stelle verzichten wir auf weitere Details 🤮. Die Fütterung der Raubkatzen war zwar eine schnelle aber imposante Prozedur. Auge in Auge mit den graziösen Samtpfoten zu sein, stellte mit Abstand das Highlight unseres Aufenthaltes dar. Gut gefiel uns auch die von Lizé geführte Tour, bei der wir einige Fragen stellen durften und viel über Geparden lernten. Hin und wieder verfütterten wir einen Apfel an die liebenswerte Duckerdame Heidi, während wir darauf warteten, dass sich der Trog der Zebras mit Wasser füllte. Ansonsten gab es außer gelegentlicher Reinigungsarbeiten nur wenig zu tun, sodass wir viel Zeit mit Herumsitzen und endloser Langeweile verbrachten. Letztere wurde einmal durch einen Hilferuf der Nachbarin unterbrochen: Eine gemeine Krötenviper hatte sich in ihren Garten verirrt. So begleiteten wir Michael, der einen Kurs in der Handhabung von Schlangen abgelegt hat, beim Einfangen und wieder Aussetzen des Reptils.

    An einem Abend besuchen wir in einen südafrikanischen Pub, wo wir mit einem lustigen Trinkspiel vertraut gemacht wurden: Nacheinander schlugen wir mit einem Hammer bewaffnet Nägel in einen dicken Baumstamm. Dessen Nagel am schnellsten versank, gewann die Runde. Der Verlierer musste jedem Teilnehmer einen ausgegeben. Auch das Mitstreiten in einem Billardwettbewerb hat für Heiterkeit gesorgt.

    Nach sieben Tagen verließen wir erleichtert die Gepardenfarm. Zwar sind wir überzeugt davon, dass die Besitzer und ihre Mitarbeiter die Raubkatzen lieben und beabsichtigen Gutes zu tun, es ist für uns jedoch fraglich und bleibt abzuwarten, inwiefern das derzeitige Konzept aufgehen wird. Zu wünschen wäre es auf jeden Fall.
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  • Dzień 55

    Roadtrip

    29 października 2018, Afryka Południowa ⋅ ☀️ 34 °C

    Unsere vier Wochen in Bambelela neigten sich dem Ende zu. Doch wie sollte es nun weitergehen? An einem geselligen Spieleabend, den wir - wie immer heimlich - in unserem Chalet veranstalteten, entschieden wir uns für einen Roadtrip. Etienne, einer der Langzeitvoluntäre, schlug kurzerhand vor uns zu begleiten. Etwas überrumpelt von der Idee, konnten wir uns doch sehr schnell dafür begeistern, da wir uns sehr gut mit ihm verstanden.

    Zwei Tage später saßen wir in unserem gemieteten Auto, das wir - kreativ, wie wir sind - 'CarL' tauften. Just in diesem Moment fiel uns auf, dass wir noch gar nicht wussten, wohin es gehen sollte. Da wir schon viel von der naheliegenden Panoramaroute gehört hatten, sollte dies unser erstes Ziel werden. Lauthals Liebeslieder mitsingend, fuhren wir überglücklich auf teils staubigen Landstraßen der Sonne entgegen - ein Freiheitsgefühl, das kaum zu beschreiben ist. Überraschenderweise fiel es uns nicht schwer, uns an den Linksverkehr zu gewöhnen. Vielmehr machten uns sowohl die schmalen, unbefestigten und von Schlaglöchern übersäten Fahrbahnen als auch die Fahrweise manch eines Südafrikaners zu schaffen. Dies sorgte hier und da für Nahtoderfahrungen. Am ersten Abend unseres Roadtripabenteuers genügte ein kurzer Blick auf die Karten und der Plan für den darauffolgenden Tag stand fest: ein Ausflug in den berühmten Kruger Nationalpark. Da es bis dort allerdings noch einige Kilometer zu fahren waren, kam es leider dazu, dass wir einen Großteil der Strecke, die für ihre atemberaubende Aussicht berühmt ist, in totaler Dunkelheit befuhren.

    Als wir mit CarL pünktlich um 5:00 Uhr des nächsten Morgens die Tore des Nationalparks passierten, dauerte es keine zehn Minuten, bis wir die erste Giraffe erblickten. Dies sollte nicht das letzte Tier gewesen sein. Neben zahlreichen Antilopen und Vogelarten konnten wir vier der berühmten "Big Five" erspähen. Nur der scheue Leopard ließ sich nicht blicken. Obwohl wir bei einer Größe von 20.000 km² lediglich einen Bruchteil des Nationalparks gesehen haben, hat sich der Tagesausflug absolut gelohnt.
    Alles in allem saßen wir während dieses Ausfluges 17 Stunden im Auto, weshalb wir uns dazu entschlossen, den nächsten Tag etwas genügsamer anzugehen. Wir entspannten auf einer Seidenfarm, wo wir viel über fleißig spinnende Raupen lernten, uns beim Tischtennisrundlauf austobten und anschließend im Pool erfrischten.

    Am folgenden Tag ging es zurück auf die Panoramaroute, die wir nun endlich wieder im Hellen bestaunen durften. Einen kurzen Zwischenstopp legten wir in Pilgrim's Rest ein - eine gespenstische ehemalige Goldgräberstadt, die heute als Freilichtmuseum fungiert. Zu spät fiel uns auf, dass wir uns noch um keine Unterkunft für die Nacht gekümmert hatten. Aber warum auch für ein Hostel bezahlen, wenn man CarL hat: Mit drei Personen und jeder Menge Gepäck im Auto, zählten wir diese Übernachtung zwar nicht zu unseren komfortabelsten, dafür sorgte sie aber für jede Menge Lacher. Den versäumen Schlaf konnten wir in der Folgenacht aufholen: über einen Freund von Etienne erhielten wir eine Gratisübernachtung in einem Familienresort. Dort ließen wir es uns richtig gut gehen: Sonne tanken am Pool, intellektuelle Herausforderungen beim Straßenschach und traditionelles Braai mit Gitarrenmusik.

    Immer wieder unterbrachen wir lange Autofahrten, um kleine Wanderungen zu unternehmen, verschiedene Wasserfälle zu besichtigen oder uns eine beeindruckende und lehrreiche Greifvogelschow anzusehen, bis uns unser letzter Stopp in die Amphitheatre Backpackers' Lodge führte . Das nahe der Drakensberge gelegenen Hostel zog uns mit seinem Charme direkt in den Bann. Die mit Kreativität und viel Liebe zum Detail eingerichteteten Steinhäuser, hoben sich von unseren bisherigen Unterkünften ab. In die Wände eingelassen Elemente aus recyceltem Glas, Mosaiksteinen und Schnitzereien machten jeden Raum besonders. Die gewöhnlicher Weise sehr spartanisch eingerichteten Mehrbettzimmer waren mit angeschlossenem Badezimmer sowie internationale Steckdosen, Licht und Tresor an jeder Schlafbucht für unser Empfinden sehr luxuriös ausgestattet. Auch der Barbereich beeindruckte mit seinem inkludierten Jacuzzi. Im gemütlichen Speisesaal ermöglichte uns Etienne am zweiten Abend durch eine Gesangseinlage für alle Gäste ein gratis Abendessen. Das Hostel bot eine große Auswahl an Aktivitäten an. Sofort gefesselt waren wir von den Bildern des Tugela Fall, dem zweit höchsten Wasserfall der Welt. Leider sprengte die geführte Wanderung unser Budget, so dass wir uns gegen Guide und Shuttleservice entschieden und den Ausflug in Eigenregie planten. Am Morgen vor Aufbruch in die Drakensberge trafen wir beim Frühstück auf Tomas und Mirkka. Da sie uns direkt sympathisch waren, luden wir den südafrikanischen Singer und Songwriter und seine finnische Freundin ein uns zu begleiten. Der Ausflug sollte nicht nur unser letzter, sondern auch der Höhepunkt unseres Roadtrips werden: atemberaubende Aussichten, Adrenalinschübe auf unbefestigten Wegen und Leitern sowie vollkommene Körperfreiheit beim Nacktbaden auf der Spitze des Berges.
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  • Dzień 46

    Bambelela

    20 października 2018, Afryka Południowa ⋅ ☁️ 22 °C

    Eigentlich wollten wir nach den zwei Wochen Farmarbeit erst einmal reisen und entspannen. Delia, unsere Gastgranny auf Asher's Farm Sanctuary, erzählte uns jedoch von einer non-profit Affenauffangstation, die verwaiste oder verwundete Affen sowie Ex-Haustiere aufnimmt, mit dem Ziel diese wieder auszuwildern. Das hörte sich so verlockend an, dass wir uns im direkten Anschluss auf nach Bambelela machten, um dort als Voluntäre zu arbeiten. Maximal zwei Wochen Aufenthalt hatten wir uns fest vorgenommen, da wir noch so viel mehr von Südafrika sehen wollten. Ein paar Tage reichten allerdings aus, um unser Herz an diesen wundervollen Ort zu verlieren, so dass wir schließlich einen ganzen Monat dort verbrachten.

    Bambelela kümmert sich hauptsächlich um grüne Meerkatzen und vereinzelt auch um Paviane. An 6 Tagen in der Woche arbeiteten wir von 7:45 Uhr bis 17:00 Uhr. Die meisten Morgende begannen wir damit, Exkremente sämtlicher Art im Handicap von Kletterutensilien zu schrubben. Das Handicap ist das einzige Gehege, das man als Neuling betreten kann, ohne attackiert zu werden. Es beherbergt Meerkatzen, die auf Grund gesundheitlicher und psychischer Probleme nicht rehabilitiert werden können. Zum Beispiel ist Kingsley hier zu Hause. Ihm wurde in einer Silversternacht eine mit einem Böller präparierte Banane verfüttert, wodurch er Teile seines Kiefers, seinen Gehörsinn sowie seine Sehfähigkeit verlor. Eine weitere Bewohnerin des Handicaps ist die kleine Erna. Sie kam nach  Bambelela, nachdem ihre Mutter in einem Verkehrsunfall gestorben war. Das Baby hatte dabei eine schwere Hirnstörung, Erblindung und Querschnittslähmung davongetragen. Durch viel Liebe, gute Pflege und Physiotherapie erlernte Erna das Laufen wieder, allerdings ist die Motorik nach wie vor stark eingeschränkt. Zwar konnte Erna nicht klettern, jedoch liebte sie es, uns von unserer Arbeit abzuhalten. Zu gerne klammerte sie sich an unsere Schuhe und öffnete so recht unkoordiniert, aber oft erfolgreich die Schnürsenkel. Selbst Putzen war für uns das reinsten Vergnügen, wenn dabei kleine und große Affen auf einem herumturnten. Sobald das Gehege wieder glänzte, wurde in Teamarbeit der Rest des Geländes auf Vordermann gebracht. Nach der halbstündigen Frühstückspause um 10:00 Uhr, fand man einen von uns meist spielend oder kuschelnd bei den Pavianbabys Lulu und Nhandi. Zeitgleich begab sich der andere ins Grüne, um „natural feed“ zu sammeln – eine Zwischenmahlzeit für die Affen, bestehend aus verschiedenen Pflanzenarten. Bevor es in die Mittagspause ging, spritzten wir in der Regel Mülltonnen und Aufbewahrungsboxen mit dem Hochdruckreiniger ab, was besonders an heißen Tagen eine angenehme Beschäftigung war. Wie immer, wenn man sich außerhalb eines Geheges oder eines abschließbaren Raumes aufhielt, musste man auch während der Abkühlung stets wachsam sein. Grund dafür waren 4 erwachsene Paviane, die allzu sehr an Menschen gewöhnt waren. Bei Merlin, Suki, Julie und Thandi hat es mit der Auswilderung wegen verschiedener Ursachen bislang nicht geklappt. Statt sich einer wilden Paviangruppe anzuschliessen, beschäftigten sie sich lieber damit, Wasserschläuche für sich einzunehmen, in Unterkünfte einzubrechen und alles zu stehlen, was nicht niet- und nagelfest war. Für Paviane existiert nur eine Regel: Was deins ist, ist meins und was meins ist, ist ebenfalls meins. Dieses Gebot sollte beherzigt werden, wenn man nicht erfahren möchte, wie kräftig der Kiefer eines Pavians ist. Trotz aller Vorsicht, ließ sich nicht jeder Biss vermeiden. Trat bei Merlin allzu große Langeweile auf, versuchte er einen für ein Spiel zu begeistern. Leider begriff er nicht, dass unsere Haut nicht so robust und mit Fell versehen ist, wie die der Paviane. Obacht war auch geboten, wenn die Babypaviane auf einem herumturnten, weil dann der Beschützerinstinkt der Erwachsenen allgegenwärtig war. Nach der einstündigen Mittagspause, die wir oft im Pool verbrachten, bereiteten wir eine der insgesamt 4 Tagesmahlzeiten für die Affen zu.  Die dafür benötigten Lebensmittel erhielt Bambelela von umliegenden Supermärkten, die für diese keine Verwendung mehr hatten. Die abgelaufene Ware wurde täglich eingesammelt und zur Affenauffangstation gebracht, wo wir beim Abladen halfen. Beim Sortieren der teils verschimmelten Lebensmittel, hielten sich Ekel und Spass stets die Waage. War die Essenvorbereitung gegen 15:00 Uhr abgeschlossen,  ging es für uns zur Fütterung zurück ins Handicap. Um sicherzustellen, dass alle Meerkatzen ausreichend Nahrung zu sich nahmen, mussten die blinden Affen per Hand gefüttert werden. Im Anschluss stand das Babysitten der verwaisten Meerkatzenbabys Patrick (bei Ankunft zwei Wochen alt), Ginge (Frühchen, bei Ankunft einen Tag alt) und Gaia (bei Ankunft eine Woche alt) auf dem Plan. Alle drei mussten circa alle zehn Minuten mit dem Fläschchen gefüttert werden. Obwohl nur wenige Gramm schwer, versuchte sich besonders der Älteste schon in den ersten Klettermanövern. So konnte man als Affenersatzmama mit Stolz die täglichen Fortschritte bewundern.

    Gegen 17:00 Uhr wurde der Feierabend eingeläutet. Was sich nach einem langen Arbeitstag anhört, war nur halb so wild. Schnell stellten wir nämlich fest, dass die südafrikanische Arbeitsweise eine andere ist. Stand zum Beispiel ein gemeinsames Projekt an, wie das Ausheben eines Grabens, arbeitete stets einer, während mindestens vier 'Supervisor' gut gelaunt drum herum standen. Anpassungsfähig wie wir sind, glichen wir unsere Arbeitsmoral der unserer Kollegen an - Adieu, deutsche Effizienz!

    Nach der Arbeit spielten wir oft noch eine Runde Fußball bevor wir gemeinsam zu Abend aßen. Manch einen Tag haben wir anschließend unter sternklarem Himmel am Lagerfeuer mit Gesang und Gitarrenmusik ausklingen lassen. An anderen Abenden warteten wir darauf, dass sich unsere Kollegen heimlich in unser Chalet schlichen, um mit uns anzustoßen. Man sollte zwar meinen, dass sich Erwachsene auch ganz offiziell auf ein Bierchen treffen dürfen, aber nicht so in Bambelela. Dort gab es so viele Regeln, die sich je nach Lust und Laune der Chefetage auch mal änderten. So war es den Festangestellten aus unerfindlichen Gründen nicht gestattet, die Unterkünfte der Voluntäre zu betreten. Auch hat es sich uns nicht erschlossen, warum es einem Voluntär nicht erlaubt war, einem Mitarbeiter eine kalte Cola aus dem Bambelela-Kiosk zu spendieren. Nach Christinas feuchtfröhlichem 30. Geburtstag kam dann noch ein absolutes Alkoholverbot hinzu. Was für ein Glück, dass in Südafrika erst kürzlich Cannabis legalisiert wurde ;). Durch das allzu willkürliche Reglement, das keiner so wirklich verstand, fühlten wir uns oft in Teenagerzeiten zurückversetzt. Noch einmal Sweet Sixteen :)

    Bambelela wird für uns immer ein magischer Ort bleiben, nicht zuletzt wegen unserer teils verrückten, dafür aber umso liebenswerteren Kollegen. Allesamt fanden sie Zuflucht in Bambelela. Ob Drogenabhängigkeit, Mobbing, gescheiterte Liebesbeziehungen, Kriminalität, Suizidversuche, ungewollte Schwangerschaften - jeder hatte seine eigene Geschichte zu erzählen. Erstaunt waren wir darüber, mit welcher Offenheit sie uns ihre Schicksale anvertrauten.

    Schweren Herzens haben wir Abschied genommen. Tschüss Bambelela, wir sind uns sicher, dass wir uns eines Tages wiedersehen!
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  • Dzień 43

    Tagesausflug zum Elephant Sanctuary

    17 października 2018, Afryka Południowa ⋅ ⛅ 24 °C
  • Dzień 18

    Asher's Farm Sanctuary

    22 września 2018, Afryka Południowa ⋅ ⛅ 23 °C

    Übersät mit Blessuren aller Art, verursacht durch Schweinebisse, Hühnerattacken, Ziegenangriffe und Farbverätzungen, haben wir die vergangenen zwei Wochen als Voluntäre zwar leicht lädiert, aber glücklich beendet.

    Eine unserer Hauptaufgaben auf dem Gnadenhof für Farmtiere war, Zeit mit den Hühnern zu verbringen. Diese wurden hauptsächlich aus Massentierhaltungen befreit. Aufgrund genetischer Manipulation wachsen die Körper dieser Hühner schneller als die Füße sie tragen können. Leider mussten während unseres Aufenthaltes zwei Hühner eingeschläfert werden, da sie sich nicht länger auf ihren Beinen halten konnten. Es war bemerkenswert, hautnah zu erleben, dass jedes Huhn seinen eigenen Charakter hat. Während sich Linus beispielsweise genüsslich streicheln ließ, machte Zoolac uns das Leben schwer, indem er uns nur zu gerne seinen spitzen Schnabel tief in die Haut rammte. So lieb wir die Hühner gewonnen hatten, wollten wir doch nicht den ganzen Tag im Hühnerstall sitzen. Und so suchten wir uns auch körperliche Arbeit. Diese erledigten wir stets mit deutscher Effizienz, wofür uns sowohl die dortigen Arbeiter als auch die Besitzer mehr als bewundert haben. Besonders viel Spaß hat es uns bereitet, aus alten Reifen einen kleinen Spielplatz für Basil, die Ziege, zu errichten.

    Anfangs haben wir uns auf der Farm tatsächlich noch etwas verloren gefühlt, da unsere Gastgeber selten Kontakt zu uns suchten und uns kaum Aufgaben zutrugen. Wie sich jedoch im Laufe unserer Aufenthaltes herausstellte, war dies vor allem schlechten Erfahrungen unserer Gastgeber mit vorherigen Voluntären geschuldet. Das Prinzip, Arbeit gegen Kost und Logis zu tauschen, endete wohl oft in einer Einbahnstraße. Allerdings verflogen unsere anfänglichen Zweifel und die Skepsis unserer Gastgeber spätestens nach einem gemeinsamen "Braai". Das südafrikanische Barbeque unterscheidet sich in sofern von der deutschen Variante als dass es nicht mit dem Essen beginnt sondern damit endet. Dies wurde uns leider erst im Laufe des Abends bewusst. Trotz unseres Hungerleidens bis kurz vorm Schlafengehen, hatten wir einen fantastischen Abend mit dem sehr lustigen, politisch inkorrekten Kartenspiel "Cards Against Humanity" und interessanten Gesprächen. So erfuhren wir zum Beispiel einiges mehr über die so genannten 'Farm Murders': Was sich für uns wie ein schlechter Horrorfilm anhörte, ist in Südafrika brutale Realität. Dabei handelt es sich um rassistische Gewaltverbrechen gegen weiße Farmer.

    Viel Sonnenschein, frische Landluft, ausreichend Schlaf, veganes, abwechslungsreiches Essen und der Kontakt zu Einheimischen und ihren Farmtieren sorgten dafür, dass wir gestern mit einem guten Gefühl das Asher's Farm Sanctuary verlassen haben und gerne zurückblicken.
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