• Nastasia Kinder
Aug – Dec 2022

Südamerika mit dem Rucksack

Nachdem ich die letzten 5 Monate Osteuropa mit dem Wohnmobil erkundet habe, schnalle ich mir nun den Rucksack auf den Rücken und bereise Südamerika. Es geht von Kolumbien über Ecuador nach Peru, Uruguay, Paraguay und alles dazwischen wird aufgesaugt. Read more
  • Trip start
    August 2, 2022

    Columbia calling

    August 3, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 18 °C

    Das Gefühl, das bei mir aufkommt, wenn ich an die letzten Monate denke, kann ich kaum beschreiben. Meine Dankbarkeit für all die Begegnungen, wunderschönen Landschaften, verrückten Aktionen, verliebten Momente, Erkenntnisse und verschiedenen Kulturen ist riesig und erfüllt mein Herz.
    Es pocht nun ganz doll bei dem Gedanken daran, dass diese wunderbare Zeit nicht zu Ende ist, sondern das nächste Abenteuer beginnt: SÜDAMERIKA. Ein Traum wird wahr und die Vorfreude ist riesig! Geplant ist Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Uruguay, Paraguay und Argentinien näher zu kommen und mit dem Rucksack zu erkunden. Ob das alles so klappt und in knapp 5 Monaten machbar ist, weiß ich jetzt noch nicht aber es wird mit Sicherheit wunderbar!
    Mit vielen Tipps für die Länder im Gepäck gehts erstmal nach Bogotá. Hier treffe ich mich im Hotel mit meiner lieben Freundin Sarah, die mich 4 Wochen begleiten wird. Auf uns wartet die karibische Küste, Yoga Retreat, der Tayrona Nationalpark, Dörfer in den Bergen, Wasserfälle, Kraterseen und sicherlich die ein oder andere chaotische Situation. Von Quito gehts dann für Sarah zurück und ich sammel Paul ein, der mich den Rest der Reise begleiten wird.

    Ich bin so neugierig wie es sein wird, wie werden die Menschen sein, wie fühlt sich die Kultur an, wie ist das Busreisen und Hostelsuchen, wie komme ich ohne Spanischkenntnisse zurecht und wie fühlt sich der Dschungel an.

    Es kann los gehen, ich bin sowas von bereit und voller Vorfreude 🧡☀️🌴
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  • Plaza de BolivarSantuario Nuestra Señora de El CarmenDas werden tolle 5 Monate 🍌🍉🥥🥑Sarah beim Chi Cha kostenMehr Liebe und Freundschaft 🧡Ein anderes StadtbildEin Teil von BogotáAuf 3.135mÜber BogotáEine Mission... versteh mal einer die KatzenPoetry Slam am Plazoleta Chorro de QuevedoLive Musik im HostelBusfahrtHinterland BogotáStausee TominéStausee Tominé und ca. 13 Grad 🥶

    Bogotá

    August 4, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 15 °C

    Wahnsinn… wir sind in Kolumbien. Der Blick aus dem Hotelzimmer macht eine lange Anreise, mit etwas ungemütlichen Flugstunden, wieder wet. Man sieht es sofort: andere Vegetation, brausender Straßenlärm und buntes Treiben, wir sind jetzt auf einem anderen Kontinent.

    Für die erste Nacht, hatten wir uns ein Hotelzimmer gegönnt, um nicht gleich in die erste Tourifalle zu tappen. Nach ein paar Stunden Schlaf sagte dann früh am Morgen die biologische Uhr und der knurrende Magen, dass es Zeit war über das Frühstücksbuffet herzufallen und das taten wir auch. Als wir wiederum mit vollen Mägen auscheckten, machten wir uns auf den Weg zum ersten Hostel. Ein liebevolles, romantisches, südamerikanisches Paradies wartete auf uns und man musste aufpassen, dass nicht zum Standard zu erklären. Für‘s Ankommen in Bogotá jedoch ein Träumchen. Auch wenn hier Winter ist, gibt es kaum Räume die geschlossen sind, alles ist auf Sommer ausgerichtet, viele Pflanzen, bunte Wände und verschiedene Räume für Spiel, Spaß und Spannung. Am Tag erwarteten uns angenehme 18 Grad und wir machten uns bei Sonne-Wolken-Mix auf, die nähere Umgebung kennenzulernen. Die Stadt scheint super voll, als wäre ein besonderes Event aber man sagte uns, dass das ein normaler bogotanischer Mittwoch sei. Wir sehen verschiedene Baustile, hohe Glastürme, enge Gassen, schöne Hinterhöfe, bunte Fassaden, dreckige Ecken, Lamas, kleine Backsteinbauten, SchmuckverkäuferInnen, abgeranste urige Kneipen, bettelnde Menschen, viele Tauben und immer hört man irgendwo Musik. Am Abend genießen wir noch einen Drink an der Bar und fallen 22:00 ins Bett… der Jetleg und die Anfahrt steckte noch etwas in den Knochen.

    Am nächsten Tag meldeten wir uns für eine Free Walking Tour an, um die Stadt wirklich etwas kennenzulernen. 3 Stunden ging es durch die zentrale Stadt und das angrenzende hippe Kneipenviertel. Dabei haben wir allerdings nur einen Bruchteil gesehen, denn bei einer 10 Millionen Stadt, braucht man schon ein wenig mehr Zeit. Wir erfuhren viel über die Kriegsgeschichte des Landes, wie der Kolonialismus gewirkt hat und die Unabhängigkeit erkämpft wurde. Es war irgendwie schwer zu ertragen, gerade als Europäerin schäme ich mich ungemein über die furchtbaren Taten der Vergangenheit, auch wenn ich nicht beteiligt war. Irgendwie hat mir bei der Tour auch noch ein anderer Blickwinkel gefehlt: gibt es Subkulturen und wenn ja welche? Wie geht es dem Land aktuell? Was treibt die Menschen um? Viel erfahren wir darüber nicht. Aber wir lernen ein traditionelles Getränk: Chicha kennen und dürfen kosten. Bogotá liegt auf 2.600m und ist aktuell die am schnellsten wachsende Stadt der Welt, da alle aus dem Umland kommen und hier noch eine winzige Zukunftsperspektive sehen. Es gibt viele Obdachlose, die leider betteln müssen und man spürt, dass viele mit ihren Ideen versuchen etwas Geld zu machen. Entgegen anderen Aussage fühle ich mich jedoch nicht unsicher oder habe Angst in den Straßen. Die meisten Menschen erschienen mir wunderbar lebensfroh und offen für ein freundliches Lächeln. Sie helfen uns wann immer sie können, auch wenn so viele kein Englisch können.

    Am Nachmittag wollen wir die Stadt nochmal greifen und fahren auf einen heiligen Berg des indigenen Volkes namens Cerro de Monserrate auf 3.152m. Leider wurde der Berg zu Kolonialzeiten einfach mit der Aufstellung eines Kreuzes und dem Bau einer Kirche annektiert. Man erreicht den Berg über eine Seilbahn oder über viele Treppen, die wir nur hinunterlaufen. Die dünne Luft macht uns ganz schön zu schaffen und lässt uns tief durchatmen. Schnell bewegen war hier oben nicht möglich. Allerdings haut einen die Dimension der Stadt um. Wohin man auch seinen Blick über das Tal schweifen lässt: nur Stadt. Sie brummt von unten herauf und man spürt das pulsierende Leben.
    Dem Sonnenuntergang entgegen laufen wir den Berg wieder hinunter, bestaunen neue Pflanzen und laufen nochmal in das hippe Viertel, in dem wir Chicha kennengelernt haben. Eigentlich wird das Getränk „Spuckbier“ genannt, da es traditionell durch Fermentierung aus dem Speichel der indigen Frauen gewonnen wird, die den Mais (oder andere Pflanzen) kauen. Wir hatten wohl eine softe und gut schmeckende Variante (fermentierte Ananas mit Korn) bekommen, die wir direkt nochmal kauften. Es war viel los und an einer Ecke standen Welche am Mikrofon und unterhielten ein Publikum. Viele lachten, also setzen wir uns dazu. Es war, als würde wir beiden braunäugigen nicht auffallen und genossen die schöne Atmosphäre. Wir fielen dann wohl doch auf, denn irgendwann sprach uns der Typ am Mikrofon an und wir verstanden natürlich nur Bahnhof. Das merkte er schnell und wir waren für 5 Minuten sein Sketch. Es war wirklich witzig, alle lachten, wie gern hätten wir ihn verstanden. Wir lächelten und winkten einfach nur. Schön, so in das Leben in Kolumbien ein wenig einzutauchen.

    Nach einer unruhigen Nacht, da ein Typ im Zimmer ganze Wälder absägte (das gehört zum Backpacking wohl dazu, aber es ist echt nervend), machten wir uns nach Guatavita auf. Die Stadt liegt an einem sehr schönen Stausee und soll ein Zwischenstopp zu San Gil für uns sein. Wir brechen mit unseren schweren Rucksäcken auf und es fühlt sich an, als ob es jetzt richtig los geht: Bus suchen, umsteigen, öffentliches Netz verstehen und sich hier und da verirren. Im Bus selbst läuft das Ein- und Aussteigen wie folgt: man geht zum Fahrer, wenn man raus will, der öffnet die Tür, bremst so halb, man bezahlt halb im Flug nach draußen und schafft es gerade so auszusteigen, bevor er weiterfährt. Haltestellen gibt es nicht. Also stellt man sich an die Straße und winkt dem Bus zu, in dem man mitfahren möchte. Da man erst beim Aussteigen bezahlt, steigt man quasi in einen fast noch fahrenden Bus ein. Herrlich zu beobachten und alles wunderbar aufregend. Wir haben’s prima gemeistert und waren stolz wie Bolle.
    Am Abend merken wir, dass von Guatavita kein Bus nach San Gil fährt und wir zurück nach Bogotá müssen, darauf waren wir dann nicht mehr so stolz aber nehmen die Erfahrung, den schönen Ort und Sarah’s Badeerlebnis auf 2.600m Höhe gerne mit ☺️
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  • San Gil - nur fliegen ist schöner

    August 7, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 27 °C

    Da wir in Guatavita bemerkt hatten, dass wir nicht auf direktem Wege nach San Gil kommen und zurück nach Bogota müssen, versuchten wir mit dem Bartyp des Hostels eine gute Busverbindung zu recherchieren. Alles mit Google translate und irgendwie nur mit gefährlichem Halbwissen, da der Typ etwas überfordert wirkte. Wir beschlossen früh aufzustehen und einfach den ersten Bus zu nehmen. Dass das Hostel dann doch nicht so der Knaller war, merkten wir nicht nur an dem überforderten Typen, sondern auch im Laufe des Abends. Unser Zimmer war eingekreist von der Reggaeton spielenden Bar und dem Freisitz mit dröhnenden 80igern, obwohl alle anderen Zimmer nicht belegt waren. Es gab keine Küche und die fast außen liegenden Duschen waren auch nur auf Sommer ausgelegt. Am Morgen merkten wir dann, dass wir eingeschlossen wurden und niemand im Hostel war. Wir suchten uns einen Weg nach draußen, schauten uns um und fanden den Schlüssel, um raus zukommen. Dazu musste man durch die Bar, die wir hätten Plündern können, weil ja niemand da war. 😁 Es blieb bei ein paar Wasser, Salzstreuern, Sarah nahm sich ein Dekostück als Souvenir mit und wir machten die Biege. An der Straße entschieden wir uns, eine Frau mit roter Fahne anzusprechen: „die wartet doch bestimmt auch auf einen Bus.“ und das tat sie auch, und sogar nach Bogotá. Aber es kam keiner. Mit Händen und Füßen konnten wir herausfinden, dass die Straßen aufgrund eines Radrennens gesperrt waren. Die Frau - Nydia versuchte ihre Tochter zu erreichen und Sarah holte für alle Kaffee. Die Tochter war schon im Zuge uns abzuholen und uns aus der Stadt zu fahren, da wurden die Straßen geöffnet und es kam ein Bus. Nydia war wirklich so bemüht und hat uns die Sicherheit gegeben, irgendwie aus der Stadt raus zukommen. Eine wirklich liebe Begegnung. Das gehört jetzt zum neuen Reisestil dazu: warten, laufen, Bus suchen und wieder warten, Bus fahren, Hostel suchen. Dabei trifft man aber immer die nettesten Menschen und kommt ins Gespräch!

    Nach San Gil waren es von Bogotá ca. 300km. Wir brauchten dafür gute 9 Stunden… einschließlich einer einstündigen Reifenpanne, ging es viele Stunden entlang auf einer mit Schlaglöchern übersäten Landstraße. Teilweise verließen wir unsere Sitze und hebten bei den starken Huggeln ab. Gegen 22:00 trafen wir dann ziemlich fertig beim Busterminal in San Gil ein. Ein Taxifahrer fuhr uns von dort in das hipste Viertel, zeigte uns ein wirklich cooles Hostel und wollte dafür nur 1€. Klar, dass man ewig von A nach B braucht, wenn das Land so riesig ist, es kaum gute Straßen gibt und die Busse im Durchschnitt 60kmh fahren. Ein bisschen bin ich in die Zeit des BamMobils zurück versetzt aber das war viel bequemer. An diese langen Busstrecken muss ich mich wirklich gewöhnen aber es ist spannend und genau richtig so, denn das alles ist irgendwie so echt.

    Am nächsten Tag machen wir uns auf, die Stadt und die Umgebung zu erkunden. San Gil ist nicht unbedingt dafür bekannt, eine schöne Stadt zu sein aber die Aktivitäten, die hier möglich sind, locken viele Touristen an. Allerdings lassen wir uns nicht die Markthallen entgegen. Es ist Sonntag, Feiertag und der neue kolumbianische Präsident wird vereidigt - dem entsprechend ist irre viel los. Von überall hört man kolumbianische Klänge, die Menschen preisen ihre Ware an und man sieht Früchte in ihrer wahren Größe und sie schmecken in ihrer unvergleichlichen Süße. Wir decken uns also für das Frühstück ein und tanzen durch die Straßen.
    Am Nachmittag suchen wir uns einen Bus nach Curiti, da in der Nähe des kleinen Städtchens der Fluss Quebrada fließt. Dieser hat sich seinen Weg ins Tal gebahnt und es entstand eine Kaskade aus natürlich Pools, Stromschnellen und kleinen Wasserfällen. Ein wunderschöner Ort, an dem sich Leute auf dicken Reifen ins Wasser stürzen und Abkühlung suchen. Wir finden einen kleinen eigenen Pool und sitzen mit Sonne im Gesicht im erwärmten Becken, singen das Lied aus dem Dschungelbuch und probieren es mit Gemütlichkeit ☺️ Um uns kreisen die Geier, die sich an den Resten der Leute erfreuen. Sehr spektakulär diesen Vögeln mal so nah zu sein und ihre große Flügelspannweite in der Luft zu betrachten. Mit einem kleinen Tuk Tuk fahren wir zurück in die Stadt und erfreuen uns später an tollem mexikanischen Essen.

    Voller Aufregung startet der nächste Morgen. Wir haben uns entschieden einen Gleitschirmflug zu machen und werden zum Startpunkt, mit kolumbianischer Gute-Laune-Musik, ins Hinterland gebracht. Ziel ist der Canyon Chicamocha, indem der gleichnamige Fluss fließt. Als wir nach einer Stunde auf der Plattform auf einer Höhe von ca. 1.500m ankommen, flattert das Herz ganz schön dolle. Sarah hat so einen Sprung schon mal gemacht aber unsere gemeinsame Vorfreude war riesig. Als wir sahen, über welche herrliche Landschaft wir fliegen würden, stieg die Spannung noch weiter an. Wir wurden in alles eingewiesen (zum Glück auf Englisch), anschließend ordentlich festgeschnallt und los ging’s. Die Thermik war wohl bestens geeignet, wir standen auf der abfallenden Wiese, mein Sprungmentor hinter mir angeschnallt, mit einem Ruck stellte er den Fallschirm auf, das Kommando lautete „losrennen“ und zack hebten wir vom Boden ab. Was ein unbeschreibliches Gefühl. Selten habe ich mich so frei gefühlt. Ich spürte den Wind, die Sonne auf meiner Haut und wie uns der Schirm immer weiter in die Höhe trug. Wir kamen bis auf ca. 2.600m und schwebten über dem wunderschönen Canyon. Dieser hat selbst bis zu 2.000m hohe Stellwände, sodass die die Schluchten imposant und tief wirken. Wir sind so hoch, dass ich das Gefühl habe die Wolken anfassen zu können. Immer mal wieder sehe ich Sarah und hoffe, sie hat den gleichen wunderbaren Flug wie ich (hatte sie auch ☺️). Zwischendurch fragt mich mein Flugbegleiter, ob wir mal etwas Action wollen und lässt den Schirm von rechts nach links schwingen oder schwebt strudelartig nach unten. Puh das ging gut ab und das Adrenalin schoss in die Höhe. Das Wetter war so gut, dass wir sogar den Berg El Cocuy und seine Schneespitze sahen. Er ist mit 4.900m einer der 5 höchsten Berge Kolumbiens. Langsam drehten wir unsere Runden, ich genoss jede Sekunde und den traumhaften Rundumblick, den man hatte. Langsam glitten wir nach ca. 25min wieder zur Plattform und landeten butterweich und voller Glück. Ich konnte noch gar nicht so richtig fassen, was da gerade passiert ist und fiel Sarah in die Arme, als sie auch wieder zurück kam. Wie schön, diesen besonderen Moment zu teilen! Wir beobachteten voller Faszination weitere Flüge, bis wir wieder aufbrachen und zurück durch die herrliche Landschaft, mit Bob Marley, Richtung San Gil fuhren. Ich bin so glücklich, das erleben zu dürfen!

    In der Stadt San Gil gibt es einen kleinen geschützten Park, der uns einen Vorgeschmack gibt, wie schön die Natur in Kolumbien ist und wie toll es an der karibischen Küste sein muss. Die ist nämlich unser nächstes Ziel. Es wartet eine 14 stündige Busfahrt auf uns, um in Santa Marta anzukommen aber auch hier ist die Vorfreude riesig. Karibik, wir kommen 🌴🥑🐳 🌊

    Kleiner Nachtrag. Wir sind wieder im Hostel, wir wollten 7:30 den Bus vom Terminal nehmen. Der Bus fährt nicht 7:30 am Morgen, sondern am Abend 19:30 und über Nacht. Klar … in diesen Ländern sollte man auf „am“ und „pm“ achten. Absoluter Tourifehler. Man wie peinlich aber gut, dann haben wir noch einen schönen Tag in San Gil 😆 und schauen uns den Wasserfall Cascades de Juan Curi an.
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  • Santa Marta und die karibische Küste

    August 11, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 33 °C

    Da wir nun doch den Bus am Abend nach Santa Marta nahmen, wurde uns noch ein Tag in San Gil geschenkt. Wir fuhren zurück zum Hostel, machten uns ein reichhaltiges Obstfrühstück und planten zu einem Wasserfall „Juan Curi“ zu fahren. Er ist mit der höchste in Kolumbien und liegt mitten im Dschungel. Das Wasser braust hier insgesamt 250m in die Tiefe und das feuchte Klima ändert die Vegetation in einen tropischen Regenwald. Durch diesen muss man einen kleinen Pfad laufen, um zu den Wasserfällen zu gelangen. Wir sehen das erste Mal handgroße blaue Schmetterlinge und andere, sehr große Insekten. Sarah, die Wassernixe nutzt natürlich die Gelegenheit und springt in einen der Pools, an dem ein Wasserfall ins Becken braust. Mir ist es etwas zu kalt 😬 Ein kleiner magischer Ort, den wir wirklich ungern verpasst hätten.

    Als wir zurück in die Stadt wollen, laufen wir einfach schon mal ein Stück die Straßen entlang, da wir mittlerweile wissen, dass die Busse einfach anhalten, wenn man den Arm hebt. Das ist alles so angenehm unkompliziert. Der kleine Bus ist relativ voll, also stehen wir und können beobachten, wie ein Gruppe neben dem Fahrer mit ihm den Spaß ihres Lebens haben. Hier gibts keine Scheibe zum Fahrer und auch kein Schild auf dem steht „Bitte sprechen sie nicht mit dem Fahrer während des Fahrens“. Man sitzt und steht wo man will und auch wenn das alles etwas chaotischer ist, finde ich es so irre sympathisch. Just in time kommen wir wieder am Hostel an, kurz bevor ein Wolkenbruch die Stadt verdunkelt. Es gießt in Strömen und blitz und donnert. Wir sitzen trocken im Innenhof und genießen den Tropenregen, bevor es weitergehen soll. 19:30 ging es dann vom Busterminal an die karibische Küste Kolumbiens. Vor uns lag eine 14stündige Busfahrt, bei einer Strecke von ca. 600km. Der Bus war groß, geräumig und offensichtlich die Premiumklasse. Da er nicht voll war, hatten wir je zwei dick gepolsterte Sitze und konnten die Nacht so gut verbringen. Die Firma „expreso Brasilia“ kann ich nur empfehlen. Und es ist immer günstiger direkt am Terminal die Tickets zu kaufen, als diese online zu bestellen.
    Außer tanken, kurzer Polizeikontrollcheck und hier und da ein Zustieg, war die Fahrt wirklich spitze und zack ist man für 16€ am Meer. Am Ende hat sich alles so wunderbar gefügt, denn wir waren pünktlich am Morgen in Santa Marta und konnten vom Hostel direkt ins Meer springen. Das Hostel „Playa del Ritmo“ ist eine Empfehlung von einer guten Freundin und ist genau das, was ich mir erhofft hatte. Eine kleine Oase mit direktem Meerzugang, Zimmer mit Blick aufs Meer, sodass man nachts die Wellen hört, konstante 30 Grad, Beachbar und schön entspannter Lifestyle 😁 überall rennen Hunde und Katzen rum und die Leguane hängen in den Bäumen ab. Sogar Mini Kolibris gibt es hier. Von hier aus können wir die Gegend erkunden, den Nationalpark anschauen und die Stadt besichtigen.

    Am nächsten Tag nahmen wir uns letzteres zu erst vor und fuhren mit dem Bus in die Stadt Santa Marta, die doch 500.000 Einwohner hat. Ich dachte irgendwie an ein kleines Städtchen am Meer aber weit fehl geschlagen. Es war unheimlich viel Verkehr, alles hupt und blinkt und will zu erst durch. Aber auch hier wieder, der Busfahrer sah uns auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen, er bremste bevor wir überhaupt die Hand gehoben hatten und wartete, bis wir die Straßen überqueren konnten. Man wird begrüßt und angelächelt, sowieso von so ziemlich jedem. Es könnte so leicht sein, all diese lieben Gesten machen das Miteinander so einfach und liebevoll. Ich bzw. wir sind begeistert von den Menschen und es bestätigt sich mal wieder nicht das Vorurteil, man wäre hier nicht sicher. Zum einen habe ich das Gefühl, dass so viele schon vor mir mit dem Rucksack los gezogen sind, um Südamerika mit dem Fuße zu durchqueren und zum anderen gibt es mit Sicherheit Probleme und korrupte Systeme die das Land hat, aber das heißt nicht, dass das ganze Land so einem Stempel aufgedrückt bekommen sollte. Wir selbst können uns von all dem Hörensagen auch nicht befreien, denn unsere Korruption heißt einfach nur Lobbyismus und kriminelle Machenschaften sind auch nicht selten. Ich möchte damit sagen, wir fühlen uns hier sau wohl und willkommen, wir sind nicht leichtsinnig, zu Zweit und tragen das Herz auf der Zunge und das bekommen wir auch direkt gespiegelt.

    Als wir dann die Altstadt von Santa Marta erreicht hatten, fanden wir bunte Häuschen, Fassaden aus der Kolonialzeit und wunderschöne Innenhöfe. Überall tönt karibische Musik und man fühlt sich den ganzen Tag beschwingt. Ein wenig außerhalb der bekannten Straßen sieht man viel Armut, Menschen die auf der Straße liegen, betteln und irgendetwas verkaufen, um an Geld zu gelangen. Uns wird immer wieder gesagt, ihnen nichts zu geben, was mir sehr schwer fällt.
    In Santa Marta ist auf jeden Fall viel los und ich bin froh, dass wir unsere etwas abgelegene Oase haben. Wenn man am Morgen halb 8 in ein 28 Grad warmes Wasser hüpfen kann, ist das wahrlich ein Paradies, das man kaum fassen kann. Und wir setzen noch einen drauf. Morgen gehts für ein paar Tage in den naheliegenden Tayrona Nationalpark. Paradiesische Buchten, Wanderungen und Hängemattenschlafplatz wartet auf uns 🏝🍍🌊☀️
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  • Tayrona Nationalpark

    August 14, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 33 °C

    „Dieser Park gehört allen Kolumbianern. Allen die bereits verstorben sind und all denen die am Leben sind. Die meisten sind noch nicht geboren worden“
    Weisheit am Eingang des Nationalparkes.

    Ein Wochenende im Dschungel - der Wahnsinn. Bereichert mit so viele neuen Eindrücken, Bildern, Gerüchen und Geräuschen versuche ich die letzten Tage in Worte zu fassen. Mit dem Tayrona Nationalpark besuchten wir wohl den schönsten Ort Kolumbiens und blickten ganz aufgeregt auf unser neues Abenteuer, denn das wurde es in der Tat.
    Relativ früh machten wir uns gut ausgestattet auf den Weg zum Bus, der uns zum Shuttle brachte, um zum Haupteingang El Zaino zu gelangen. Dafür brauchten wir ca. anderthalb Stunden, bei nur 45km Wegstrecke. Im Bus gibt es schon ein erstes Highlight. Ein Mann, vermutlich aus dem indigenen Stamm der Kogi, steigte zu. Seine Erscheinung ist von einfacher, heller Kleidung und sehr bewundernswert. Ich bin sofort fasziniert und gleichzeitig voller Fragen: geht es dem noch übrig geblieben indigenem Volk gut? Wie leben sie und was heißt es für sie, mit einem, auf 16 Grad runter gekühlten Bus voller Gringos (Touris aus Mitteleuropa) in ihre marginal übrig gelassene Heimat zu fahren? Die Tairona-Indianer lebten seit Jahrtausenden in der Sierra Nevada und wurden im 17. Jhr. fast komplett von den Spaniern ausgelöscht. Die wenigen Überlebenden flohen in den Dschungel und zogen sich an die Hänge des Küstengebirges zurück. Die Kogi sehen die Tairona als ihre direkten Vorfahren an und sind zugleich das am wenigsten akkulturierte Volk im heutigen Tayrona Nationalpark. Der Mann wird nicht der Letzte sein, der ein Gefühl des Schames und zugleich Ehrfurcht bei uns beiden auslösen wird.

    Aber auch wir entscheiden uns dafür, in den Park zu fahren und die paradiesischen Strände aufzusuchen. Es lohnt sich früh da sein und viel Zeit einzuplanen, denn es gibt nur ca. 1.700 Tickets pro Tag und die Strände an denen man baden darf, sind begrenzt. Noch viel besser ist es, wenn man mind. eine Nacht (besser zwei) im Park verbringt, um einen Eindruck zu bekommen und die langen Wege meistern zu können. Wir bleiben auch über Nacht und reservieren uns Hängematten am Eingang. Es herrscht reges Treiben. Wir sind definitiv nicht die Einzigen, die in den Park wollen und es fühlt sich wie Massentourismus an. Wir zahlen unseren Eintritt, irgend eine Versicherung und lassen uns mit dem Minibus noch etwas weiter in den Dschungel fahren. Wir hofften sehr, dass mit dem Geld der Park unterstützt wird und das indigene Volk seinen Anteil davon bekommt.
    Es war ein irres Gefühl mitten in diesem Grün zu stehen, das so viele Nuancen hat und mit allen möglichen Formen und Gerüchen seine Bewunderung auf sich zieht. Von diesem Punkt hieß es zu Fuß, über Stock und Stein, den Hängemattenplatz finden. Es war schwül, tropisch und wir voll bepackt. Schon nach wenigen Metern blieben wir wie angewurzelt stehen, weil ein Äffchen im Baum saß. Noch nie war ich einem Affen so nah und dann noch in freier Wildnis (zumindest hoffe ich, dass diese das hier noch ist). Voller Bewunderung glotzten wir das kleine Kerlchen, ein Kapuzineraffe an, dass offensichtlich gern eine Banane bekommen hätte aber wie hielten uns zurück. Ein wunderbares Tier, an diesem magischen Ort. Wir stapften also weiter über Holzstege, Wurzeln und Matsch. Hielten immer wieder an, um Flora und Fauna zu bewundern. Sarah, die Biologin, war auch voller Faszination für alle Lebewesen und ich versuchte die Szenarien mit der Kamera einzufangen. Wir brauchten demnach drei Stunden zu unserem Schlafplatz und letztendlich zum Meer, um uns endlich zu erfrischen. Wir sind eben aber auch nicht wie so viele andere, die durch den Wald hetzen, um zum Strand zu kommen, um ihre Selfies zu machen, sondern wollen sehen und erleben. Die Strände des Nationalparks setzten zu der ganzen Dschungel-Schönheit noch einen oben drauf. Man läuft entlang der Küste, um zu den Badebuchten zu gelangen und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Wie drapiert liegen rund gelutschte Felsen am Strand herum und werden von Palmen und den grünen Bergen des Dschungels im Hintergrund umgeben. Es sieht aus wie auf Fotos von den Seychellen! Türkisblaues Meer schwingt sich an malerischen Strände, es ist warm und das Wasser einfach fantastisch. Man kann nicht überall baden, weil die Strömungen und Wellen zu stark sind oder Schildkröten an Land kommen. Die Wege von einem Strand zum Nächsten sind relativ lang und durch das humide Klima recht kräftezehrend. Am ersten Tag bleiben wir daher am nächstgelegenen und genießen die neuen Eindrücke. Dazu zählen auch unsere Beobachtungen der anderen BesucherInnen. Irritierender Weise gilt es wohl als völlig normal mit einer Musikbox und lautem Reggaeton durch einen Nationalpark zu laufen, um dann am Strand die knappeste Bademode zu präsentieren. Bikinis, die nur aus Stricken bestehen oder knappe bunte Badehosen scheinen das „Must-Have“ zu sein und wir fühlen uns mächtig underdressed. Die TikTok Szenen sorgen bei uns für große Unterhaltung aber lange kann man dem nicht zusehen. Es fing auch an zu regnen und gewittern, sodass wir unser Camp aufsuchten, um auch das Salzwasser abzuduschen. Wir fanden einen Schlauch in einer ziemlich heruntergekommenen Hütte, der uns Wasser von oben spendete und genossen die Abkühlung. Mittlerweile war es dunkel geworden und wir standen da, umgeben von den abgefahrensten Tierlauten, nackt, Glühwürmchen schwirrten umher und freuten uns unseres Lebens. Wir gingen relativ früh schlafen, weil es auch einfach umwerfend war, aus der Hängematte heraus den Geräuschen zu lauschen. Auch wenn die Bar des Camps laute Musik spielte, wurde diese zum Glück irgendwann abgedreht und das Gefühl mitten im Dschungel zu schlafen kam auf.

    Am nächsten Tag wollten wir ein paar mehr Strände sehen und hatten uns drei aufeinander folgende herausgesucht. Wir wussten jedoch, dass wir nicht den ganzen Tag Zeit hatten, da uns ja der zweistündige Fußmarsch zurück bevor stand und der Park 17:00 Uhr schloss. Klar, es wird hier ja (leider) jeden Tag 18:00 dunkel und da möchte man nicht mehr durch einen Dschungel laufen. Der erste Strand „La Piscina“ war der Traum einer jeden Liebhaberin eines Sommer Sonne Sonnenschein Strandes. Ich war im Himmel. Den bekanntesten und wohl schönsten Strand „Playa del Cabo“ wollten wir uns auch nicht entgehen lassen und stiefelten wieder 40 Minuten durch den Dschungel. Es erwartet uns eine Horde an Menschen, Zelte dicht an dicht gestellt, überfüllte Restaurants und Sardinenformationen am Strand. Ohne all das sicherlich ein Naturhighlight aber für uns definitiv nicht zum Bleiben gedacht. Also machten wir trotz überhitzten und schwitzigen Körpern kehrt und freuten uns umso mehr auf die Erfrischung. Die Sonne blieb uns bis zu unserem Aufbruch erhalten und so war es nicht ganz so schlimm, das kleine Paradies zu verlassen. 15:00 liefen wir schon wieder durch den Dschungel, um zum Ausgang zu gelangen. Es fing an zu Donnern und in Strömen zu gießen. Irgendwie fühlte ich mich an mein letztes halbes Jahr zurück erinnert, wo es oft vor kam, bei Gewitter zu wandern. Gerade aber in einem Dschungel wird die Stimmung dadurch nochmal verstärkt und wir freuten uns klitschnass zu werden. Wir nahmen uns vor, etwas schneller zu laufen und schafften es genau in zwei Stunden am Shuttlebus zu sein. Dennoch durften wir zwischendurch noch einmal Affen sehen und blieben stehen, um die Familie zu beobachten. Die trugen ihre kleinen Äffchen auf dem Rücken, sprangen von Ast zu Ast und tollten rum. Wunderbar anzusehen!

    Einschließlich der zweistündigen Wanderung brauchten wir dann leider fünf Stunden zum Hostel. Es war ein großes Verkehrschaos nach Santa Marta, sodass wir im, mittlerweile schon gewohnt völlig übertrieben klimatisierten Bus fest saßen und wie verrückt froren. Völlig durchnässt stiegen wir in den abgekühlten Bus und die Klimaanlage pustete munter weiter. Es ist uns ein völliges Rätsel, wie man es bei dieser künstlichen Kälte noch kurzärmlig und bauchfrei aushalten kann, wo hingegen uns, eingepackt mit allem was geht, die Zähne klappern. Mal abgesehen von der Energieverschwendung… Sarahs Vermutung war, dass die schon mit einer klimatisierten Gebärmutter im Bauch aufwachsen und das Fruchtwasser runter gekühlt wird. Eine mir völlig logische Erklärung bei ganzjährigen Temperaturen über 30 Grad 😄
    Endlich angekommen im Hostel, wurden wir fast wie alte Bekannte begrüßt, man hatte uns vermisst und irgendwie tat es gut, ein wenig im hier und jetzt zurück zu sein. Es war irre aufregend und eine umwerfende Erfahrung, die mit einem Caipi von uns gefeiert wurde.

    Ich muss gestehen, dass ich den Dschungelaufenthalt im Vorhinein etwas romantisiert hatte, denn ich dachte, wir sind da alleine in einer Naturwildniss aber klar machen hier auch viele SüdamerikanerInnen Urlaub und wollen die Stände genießen. Ich hatte jedoch keine Gastronomie, Strom und Wifi erwartet. Wenn dann die geführten Touren von Menschen der indigenen Bevölkerung begleitet werden, die zum Kokosnuss-aufmachen benutzt werden, hinterlässt das einen faden Beigeschmack. Sicherlich haben sie dadurch die notwendigen Einnahmen aber warum das überhaupt notwendig ist, muss ich hier nicht erwähnen. Es fühlt sich so an, dass wir Weiße, die ihnen das Land weggenommen haben, nun auch noch den restlichen Platz streitig machen und sie dürfen unsere Sachen schleppen. Ich bin froh über solche Erfahrungen, in der Hoffnung, dass der Respekt für diese Kulturen wiederkehrt und dass man sich selbst immer wieder ins Bewusstsein ruft, was da damals durch den Kolonialismus passiert ist und nach wie vor passiert. Dadurch wächst hoffentlich die Demut bei Vielen und das unheimlich wichtige indigene Wissen wird anerkannt und geht nicht verloren.
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  • Medellin und alles was dazu gehört…

    August 18, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 28 °C

    Nach unserem aufregenden Aufenthalt im Dschungel verbrachten wir noch einen Tag bei unserem Hostel, genossen den naheliegenden Strand, quatschten mit den unglaublich netten Leuten, um auch unser spanisch weiter voran zu bringen und nahmen langsam Abschied vom Paradies.
    Am nächsten Tag ging es wieder los, Rucksack aufschnallen und ins nächste Abenteuer rein. Bei Santa Marta gibt es noch ein kleines Fischerdörfchen namens „Taganga“, dass für seine entspannte Atmosphäre bei vielen Backpackern beliebt ist. Ich hatte darüber gelesen, dass es eigentlich nicht mehr lohnenswert ist, dort einen Abstecher zu machen aber wir hatten noch etwas Zeit, bis der Nachtbus uns nach Medellin bringen würden. Also fuhren mit einem Taxi hin und lernten den nettesten Taxifahrer überhaupt kennen. Er sah wohl zwei Töchter in uns, brachte uns hin, holte uns auch wieder ab, hielt für Fotostopps und sorgte dafür, dass wir für die Fahrt auch genügend Essen hatten. Wirklich zauberhaft. Es war auch schön, dann doch nochmal Taganga gesehen zu haben und sich ein eigenes Bild zu machen. Die Bucht, in der das Dorf liegt ist traumhaft und die Uhren scheinen still zu stehen. Wir sogen alles auf: das Licht, die entspannten Menschen, das Meer und die Stimmung. Der Abschied hätte nicht besser sein können. Einen Bus später als geplant, rollten wir dann gegen 20:00 Uhr gen Süden los. Geplant waren ca. 16h Fahrt, gebraucht haben wir 20h. Was ein Ritt… und das für ca. 600km. Aber wenn es über die Anden geht, es nur einspurige Straßen gibt und man LKWs bei den Serpentinen nicht überholen kann, dann muss man Geduld mitbringen. Das Schöne daran war, dass wir am nächsten Vormittag die traumhafte Landschaft genießen konnten, auch wenn so eine Fahrt ganz schön kräftezehrend ist. Die Busfahrten sind dennoch sehr bequem und das Straßennetz seit 15 Jahren gut ausgebaut. Es gab schon Jahre keine Überfälle oder Unfälle mehr, ein hartnäckiges Vorurteil, dass sich leider hält. Das System wirkt sehr durchdacht und funktioniert einwandfrei. Ich kann nur nicht ganz verstehen, wie die Busfahrer das durchhalten.
    Endlich angekommen, finden wir in einem Hostel im Stadtteil Laureles ein Platz zum Schlafen. Durch eine Empfehlung stolpern wir in einen völlig verrückten Laden. Als wir eintreten, werden wir von prächtig gut gelaunten Menschen empfangen. Rechterhand wurde Schmuck hergestellt, linkerhand tätowierte eine Frau einem Typ den Schädel. Jemand spielte Gitarre und ein süßer Duft lag in der Luft. Dieses Hostel gleicht eher einem kreativen Wohnprojekt, wo gesungenen, gelacht und gechillt wird. Wir zahlten hier 7€ für drei Nächte pro Person, irres Ding. Die Lage ist außerdem perfekt, um die Stadt zu erkunden, was wir auch am nächsten Tag taten.

    Medellin, per Fuß, was ein Kulturschock. Einst die gefährlichste Stadt der Welt, geprägt durch Pablo Escobars furchtbare Machenschaften, hat sie es geschafft, innerhalb von nur zwei Jahrzehnten, eine der innovativsten und sichersten Städte in Südamerika zu werden. Drastische politische Umwälzungen brachten moderne Seilbahnen, Radwege und pulsierende Viertel mit sich. Vor allem die Infrastruktur wurde ausgebaut, um die Viertel an den umliegenden Berghängen an die Stadt anzubinden. Es gibt ein gut ausgebautes Bildungs- und Gesundheitssystem, dass wohl für alle zugänglich gemacht wurde. Wir waren also irre gespannt, was uns erwartet und wie die Stadt auf uns wirkt. Wir haben ja keinen Vergleich, wie die Stadt gewesen sein muss, wo Menschen täglich auf offener Straße erschossen wurden, es kein Tourismus oder Unterhaltung gab, sondern nur Angst. Letztere hatte ich keine aber die Stadt hat wirklich eine ganz besondere Atmosphäre und ist etwas schräg. Es gibt Kneipenviertel, alles ist bunt, laut, Menschen strömen von A nach B, immenser Verkehr, obdachlose Menschen liegen mitten auf dem Gehweg und die Luft ist sehr stickig. Dennoch gibt es viel grün und sehr große Straßenbäume. Wenn man das so sieht, kommt die Frage auf, wie viel bei den neuen Innovationen bei jedem Einzelnen angekommen sind aber auf der anderen Seite, muss man in 20 Jahren eine Stadt auch erstmal so umkrempeln. Bei uns wäre ein erstes Formular ausgefüllt. Auch wenn hier „nur“ ca. 4 Millionen Menschen leben, wirkt die Stadt doppelt so groß. Wir laufen durch die Distrikte, die gefühlt alle ein kleiner Mikrokosmos sind: wir sehen massenhaft Autowerkstätten, dann unzählige Schuhläden, daneben ein Distrikt, indem es nur Motorradwerkstätten gibt, dann läuft man durch ein Haushaltswarenviertel, wieder weiter wird es touristischer mit bunteren Häuschen und an anderer Stelle kann man jeglichen Plastikschrott kaufen. Es ist soviel los, wir kamen uns vor wie Rundumleuchten und nahmen 10 Eindrücke auf einmal wahr. Das hörte den ganzen Tag auch nicht auf, wir waren nur am Staunen. Auf einem zentralen, kulturellen Platz sind die Figuren des Künstlers Fernando Botero ausgestellt. Seine fetten Skulpturen sind beeindruckend und einfach einzigartig. Ein äußerst lebendiger Platz mit beeindruckenden Gebäuden. Als wir weiter gingen, kamen wir an einem imposanten Gebäude vorbei das einst 1920 als Justizgebäude erbaut wurde und nun als Konsumtempel genutzt wird. Spannend sich vorzustellen, wie das damals gewesen sein muss.
    Um ein wenig Abzuschalten gingen wir in den botanischen Garten, der für uns, neben viel Grün fürs Auge, ein Leguan, ein Äffchen und eine Schildkröte bereit hielt. Wir erfahren außerdem, dass eine aus zehn Pflanzen weltweit in den Anden zu finden ist. Das war alles ganz schön beeindruckend. Nach dieser wohltuenden Pause machten wir uns auf, weiter die Stadt zu erkunden. Ein Flaniermeile setzte dem allen nochmal einen oben drauf. Aus sämtlichen Lautsprechern dröhnen Stimmen, die ihre Ware verkauften oder einen in den Laden locken wollten. Und wenn keine Stimme erklang, wurde ohrenbetäubende Musik gespielt. Es gibt nichts, was man nicht in Medellin kaufen kann. Überall wird gehandelt und an jeder Ecke gibt es Obst, Süßigkeiten oder Essensstände. Daneben junge Frauen der indigenen Stämme, die durch Tanzen etwas dazu verdienen wollen und wieder andere, deren Lebensumstand sehr kritisch wirkte. Gen Abend sahen wir Prostitution auf der Straße, die wohl auch ihr ganz eigenes System hat. Es gab einfach so irre viel zu sehen.
    Wir beeilten uns dann doch ein wenig, um vor Einbruch der Dunkelheit im Hostel zu sein. Nicht nur, weil wir die Straßen nicht kannten und nicht leichtsinnig sein wollten aber auch, weil wir völlig überfüllt mit neuen Eindrücken waren und die erstmal kurz sacken lassen mussten, um nochmal los zuziehen.

    Es ist schwer, diese Stadt zu beschreiben. Sie ist beeindruckend, überfordernd, sehr grün, chaotisch, autolastig, überfüllt, etwas angsteinflößend, künstlerisch, vielfältig und hektisch. Die Armut fällt sehr auf, sodass im Gesundheitssystem sicherlich noch Luft nach oben ist. Man spürt jedoch, dass die Stadt sich wohl von dem heftigen Maffiaimage gelöst hat und nun endlich leben will, anstatt nur bekannt durch Pablo Escobar zu sein.

    Wenn so ein Wandel in 20 Jahren möglich ist, seit neustem auch noch eine zukunftsvisionäre Regierung die Fäden in der Hand hält, mit der ersten afroamerikanischen Vizepräsidentin, dann bleibe ich optimistisch und faszinierend.

    Zwei Tage später schauen wir uns noch den mit bekanntesten Stadtteil der Stadt an: Comuna 13. Einst selbst für die Bewohner kaum ein Ort zum aufhalten, nun ein Touristenmagnet. Das Bild, das wir von Medellin gewonnen haben, spiegelt diese Kommune wieder. Divers, laut, kaum zu fassen und viel fürs Auge. Am Hang liegende Häuser, die nur aus Ziegeln bestehen, schmale Gassen, eng gebaute Häuser und seit nunmehr einiger Zeit wunderschöne bunte Fassaden. Es werden unglaublich viele Touren angeboten, um sich ein Bild zu machen. Wir schleichen durch die Gassen, besuchen die berühmte Rolltreppe und ziehen mit den Touris voran. Der Stadtteil wirft viele Fragen auf aber wir sind froh Kinder spielen zu sehen, Jugendliche tanzen und offensichtlich Bewohner, die von der Anbindung und den Besuchern profitieren. Dass es mal das ärmste Viertel der Stadt war, ist unübersehbar aber es birgt seine eigene Faszination. Wir sind schon wieder so bereichert, durch die neuen Eindrücke.
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  • Piedra del Penol und Guatapé

    August 19, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 23 °C

    Der letzte Eintrag über Medellin hatte die Eindrücke recht ausführlich beschrieben, sodass ich mich diesmal kurz halten möchte.
    Während unserem Medellinaufenthalt mussten wir kurz durch schnaufen und sind in die Natur gefahren. Zwei Stunden von der Stadt entfernt liegt auf einer Hochebene die Stadt Guatape, die malerisch vom Wasser umspielt liegt. Zur städtischen Stromversorgung wurde an dieser Stelle ein Stausee geflutet, der eine traumhafte Landschaft erzeugt hat und so gar nicht gekünstelt wirkt. Sehen kann man diese von einem einzigartigen Wahrzeichen: der Piedra del Penol. Ein Fels, der seit unglaublichen 70 Millionen Jahren dort steht. Bei guten Wetter kann man von den 210m über 500km weit blicken. Wir genossen in vollen Zügen, was wir da sahen. Man sollte allerdings sehr früh aufbrechen, um ein wenig dem Touristrom zu entkommen. Schafft man es diesen dann zu ignorieren, spürt man, was dieser Ort alles so zu erzählen hätte.

    Den Nachmittag verbrachten wir in der Stadt Guatape, die mit ihrer Farbenpracht fast schon übertrieben hat und man am liebsten jede Fassade fotografiert hätte. Also lasse ich die Bilder sprechen.
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  • Cali und das IYK Ashram bis nach Pasto

    August 23, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 16 °C

    Wir verließen Medellin etwas wehmütig, da wir von der Hosteltruppe so liebevoll verabschiedet wurden. Ein Drücker hier, ein Winken an der Straße und zack saßen wir im Uber zum Busterminal. Aber wir waren auch bereit für neue Überraschungen und freuten uns auf Cali. Durch einen Kontakt, aus meiner Heimat Leipzig, hatten wir die Möglichkeit in einem Ashram beherbergt zu werden. Wir freuten uns auf etwas ruhigere Tage und den schmerzenden Rücken etwas Gutes zu tun. Es ging also mit dem Nachtbus weiter Richtung Süden. Anders als bisher erfahren, fuhr dieser zwei Stunden schneller als geplant und wir kamen ziemlich überrascht und übermüdet 5:00 an. Mit dem Taxi ließen wir uns zum Ashram fahren, dessen Fahrer uns mal wieder zum Staunen brachte. Taxifahrer können hier keine Karten auf dem Handy lesen. Sie können sich weder die Karte vorstellen, noch haben sie eine Ahnung wo man ist und wo man hin möchte. In unserem speziellen Fall kannte der Taxifahrer nicht mal die große Hauptstraße „Calle 25“, die durch Cali führt. Ich navigierte ihn am Ende und versuchte ihm klar zu machen, wohin wir wollten. Es war kaum möglich aber wir kamen an, es regnete und keiner im Ashram war munter. Um uns die Zeit zu vertreiben, schnitt Sarah mir die Haare und verpasste mir eine neue spitzen Frisur. Zum Glück kam der Besitzer Carlos nach seiner Yoga Session dann an die Tür und sah uns stehen. Wir wurden sehr liebevoll empfangen, ein Zimmer war für uns bereit und fielen erstmal ins Bett.
    Das Ashram schien ein Ort für Alle zu sein. Es rennen Hühner herum, die gestreichelt werden, alles ist eingebettet in Grün, die Häuschen aus Holz und schöne Bäume spenden Schatten. Es gibt Gäste die Mode kreieren und dort schlafen, oder Filme zusammen schneiden, ihre Yogafähigkeiten ausbauen oder einfach einen Platz zum freien Entfalten suchen. Carlos gibt seine Fähigkeiten an alle weiter, die es möchten. Er gibt Yogakurse, bietet seine somatische Therapie an, liest den Majakalender und ist sonst auch schwer beschäftigt mit Beratungen oder seine Therapien in Europa zu verbreiten. Hilfe bekommt er dafür von Sonja, die versucht ihre Kontakte mit seinen zu verknüpfen. Das Ashram hat eine riesen große offene Terrasse, die in den Garten blicken lässt. Man sieht eine kleine grüne Oase, in der man gut abschalten kann. Leider hört man die Hauptstraße doch sehr aber dafür wird man gerade abends mit einem wunderbaren Insekten Konzert belohnt. Überall fliegen Schmetterlinge und Kolibris. Dieser Ort ist wie ein kleiner Mikrokosmos in der spannende Menschen leben, irgendwie ihr Ding machen und man immer so eine esoterische Atmosphäre spürt. Vor allem ist es wohl ein Rückzugsort, der eine Alternative zum südamerikanischen Leben bietet.

    Sehr entspannt geht es nach zwei Nächten Richtung Pasto. Wir näherten uns der ecuadorianischen Grenze. Zum Glück waren wir so im entspannten Modus, da wir anstatt 8h Busfahrt über 13h gebraucht hatten und mitten in der Nacht in Pasto ankamen. Wieder erleben wir eine Taxibegegnung, die völlig überfordert mit einer Hostel Adresse war und uns am Ende dann doch zu einem Hotel bringen konnte. Die Stadt wirkte wie ausgestorben und wir konnten wahrscheinlich von Glück reden, dass etwas geöffnet hatte. Am Ende war es mit die günstigste Unterkunft von 5€ pro Nase und wir hatten ein richtiges Bett. Es fügt sich zum Glück immer alles so schön! Am nächsten Tag machten wir uns ein Bild von Pasto und suchten uns das erste mal seit den letzten 3 Wochen etwas zum Frühstück. Und wir wussten auch wieder warum: es gibt ausschließlich frittiertes Essen und mit Fleisch. Eine Alternative war dann meistens noch ein riesen frittierter Berg Käse aber irgendwo etwas frisches oder Gemüse zu erhalten ist weit fehl geschlagen. Und wenn man sich dann für etwas Süßes entscheidet, bekommt man direkt einen Zuckerschock. Ich habe Angst und Bange um die Gesundheit der Menschen und das eintönige Essen macht mich etwas traurig. Ob zu Hause dann anders gekocht wird, möchte ich gern noch herausfinden aber es scheint nicht so zu sein. Wir haben uns also möglichst auf den Märkten frisch eingedeckt und die Hostelküchen genutzt. Das Obst schmeckt hier einfach himmlisch.
    Pasto glänzt leider nicht durch seine städtische Schönheit. Die triste, industrielle und kalte Atmosphäre lädt keinesfalls zum aufhalten ein aber die Umgebung ist wunderbar. Wenn man Zeit mitbringt sollte man sich den Vulkan, Kraterseen und die Landschaft ansehen. Wir finden Zeit für eine Kirche bei Ipiales, die Las Lajas Sanctuary. So ein Bauwerk hab wirklich selten sehen dürfen. Als Brücke über dem Fluss als Wallfahrtskirche erbaut, scheint die Kirche in dem Tal zu schweben. Der neogotische Bau aus dem 20. Jhr. wirkte mit seinen weißen Spitzen sehr bizarr und irgendwie mystisch, so eingerahmt vom dunkelgrünen Canyon. Auch das bedeckte Wetter trug zur Atmosphäre bei und wir genossen diesen besonderen Ort.
    Als wir wieder die zweistündige Fahrt Richtung Pasto antraten, kamen wir im Dunkeln in der Stadt an und waren auf der Suche nach einem Restaurant. Aber nichts war geöffnet, tote Straßen, kein Abendleben, kaum Menschen und alles verschlossen. Wie gern hätte ich Pasta mit Pesto in Pasto gegessen aber die Stadt machte es uns einfach abzuhauen und einen Tag eher nach Quito überzusetzen. Grenzstädte haben eben so ihre eigenen Dynamiken.

    Es hieß am nächsten Tag also Abschied nehmen von Kolumbien, einer phänomenalen Zeit, voller tollen Begegnungen, vielfältiger Natur, spannenden Städten, unterschiedlichen Regionen und einer Menge Spaß. Wir waren sehr gespannt auf Ecuador und vor allem auf den Grenzübergang, der sich als sehr spannend herausstellte. Wir mussten von Pastor nochmal nach Ipiales. An dieser Stelle würde ich empfehlen, die Nacht dort schon vorher zu verbringen, die Kirche anzuschauen und nicht noch den Extra Aufwand zu haben, wie wir ihn uns gemacht hatten. Da wir aber immer spontan entscheiden, kann man manchmal Umwege nicht vermeiden. Ipiales liegt quasi direkt an der Grenze und es ist nur ein Katzensprung nach Tulcan auf der anderen Seite. Wir waren bereit für Ecuador und freuten uns auf die neuen Abenteuer. Wie spannend schon unsere Einreise war, werde ich in einem anderen Eintrag beschreiben.

    Ich würde an dieser Stelle gern noch nieder schreiben, wie ich/wir Kolumbien wahrgenommen haben:
    Zum Thema Essen, haben ich ja in diesem Eintrag schon etwas geschrieben. Da ist noch ganz viel Luft nach oben. Die Freundlichkeit der Menschen ist überragend. Man muss nur für eine Sekunde irgendwo zu lange stehen bleiben und sich umsehen, es bietet einem sofort jemand seine Hilfe an. Mit allem was sie dann wissen und haben wird unterstützt. Sie sind außerdem unglaublich lieb zu ihren Kindern, was oft ein schöner Anblick ist. In diesem Land wird sehr wenig gelaufen. Busse werden dann angehalten, wenn man aussteigen will, auch wenn jemand zwei Meter vorher den Bus schon mal angehalten hat. Viel wird mit dem Auto erledigt aber man sieht, dass Radsport wohl sehr angesehen ist.
    Es ist zu vermuten, dass die Denk- und Lehrweise eine ganz andere, im Vergleich zu unserem System, ist. Es scheint viel mehr praktisches Wissen und Handlungen verbreitet zu sein, als logisches Kombinieren und strukturiertes Denken. Vieles ist chaotisch, wenn man zum Beispiel zwei super ähnlich klingende spanische Wörter ausspricht werden diese nicht verstanden. Dazu kommt, dass hier fast niemand englisch spricht, gerade in der Tourismusbranche wie in den Hostels und auch nicht den Wert darin sieht, das ist mir wirklich schleierhaft. Dafür wird alles geschafft und angepackt, egal wie.
    Man muss überall viel Zeit einplanen, weil nichts schnell erledigt wird. Dafür klappt das übergeordnete Bussystem wunderbar und man kann so bequem durchs Land reisen.
    Dadurch, dass es immer 18:00 dunkel wird, scheint der Tagesrhythmus ein völlig anderer zu sein. Nur in den großen Städten gibt es ein Nachtleben.
    In Kolumbien gibt es keine Post, Briefe werden nicht verschickt, Briefmarken gibt es nur spärlich. Wir sind kläglich daran gescheitert Postkarten zu finden, da es einfach keine gibt. Letztendlich stellten wir fest, dass es einfach keine bzw. nur kleine private postalischen Einrichtungen gibt. Wie das ohne funktioniert, will nicht in meinen Kopf. Das südamerikanische Leben scheint sehr lebendig. Musik läuft überall auf Anschlag, es wird immer mit Lautsprecher telefoniert, die Filme in den Bussen dröhnen aus den Lautsprechern und YouTube Videos werden vom eigenen Handy entsprechend laut für alle angemacht. Man kann sich gut wie auf keine Zeitangabe verlassen, man sollte immer mehrere Fragen und selbst genügend einplanen.
    Sehr genossen haben ich die unglaublich grüne Landschaft. Alles ist mit Bäumen überzogen und selbst die besiedelten Gebiete, gleichen einem Dschungel. Dazu bietet das Land Andenromantik und karibische Strände. Ein Traum! Kolumbien war der Knaller und ich bin etwas wehmütig, dass diese Zeit ein Ende gefunden hat aber ich bin so viel reicher an neuen Erfahrungen und tollen Begegnungen und für meine phänomenale Begleitung Sarah!
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  • Über die Grenze nach Ecuador

    August 26, 2022 in Ecuador ⋅ ⛅ 18 °C

    1. Illegal:
    Geht in 2 Minuten, ohne Probleme. Wir haben es geschafft einen Tag illegal in Ecuador zu sein und keinem wäre es aufgefallen! Hätten wir mehr damit anstellen sollen?

    2. Legal:
    Mit den entsprechenden Bedingungen stressige zweieinhalb Stunden. Folgendes hat sich abgespielt:

    Angekommen am Busterminal in Ipiales schwirrten sofort penetrant mehrere Männer um uns herum, die sehr lautstark ihr bestes Angebot verkündeten, um uns über die Grenze zu bringen. Man kann kaum einen klaren Gedanken fassen, um sich erstmal einen Überblick zu verschaffen, wie man das am besten anstellt. Wir hatten verstanden, dass man uns nur zur Grenze bringt und man von dort aus weiter nach Tulkan gebracht wird. Da in Ecuador mit Dollar bezahlt wird und wir unsere Pesos gerade so zusammen gehalten hatten, um den Transfer zu bezahlen, mussten wir nochmal Geld abheben, um in Dollar zu tauschen. Alles war etwas chaotisch, jeder rief einen anderen Preis auf und der einzige Bankomat gab uns kein Geld. Wir versuchten es also mit dem was wir hatten, Rehaugen aufsetzen und den nettesten Taxifahrer ausfindig machen. Es gelang uns diesen einen zu finden, der auch noch den Transfer an der Grenze für uns klar machte. An der Grenze ging an sich alles wunderbar schnell, man sah unseren deutschen Pass für Sekunden durchs Taxi an und automatisch ist man vertrauenswürdig und kann weiter. In Tulcan konnte Sarah dann Dollar abheben und hat uns damit gerettet, denn ich habe leider keine Master Card 😬 Wir mussten uns beeilen, da direkt ein Bus nach Quito fuhr und wir den bekommen wollten, da noch 9 Stunden Fahrt vor uns lagen. Diese vergangenen 2 Stunden waren von einer Hektik geprägt, wie wir sie in den letzten Wochen nicht einmal erfahren hatten. Dann war kurz das Busticket verschwunden und der Bus am los rollen, sodass wir kurz vor knapp noch rein springen konnten. Puh was ein Grenzübergang, der an sich unspektakuläre war.
    Als wir los rollten merkten wir dann, dass alles an der Grenze so schnell ging, weil wir keinen Stempel im Pass bekommen hatten. Ein Problem, dass uns bei der dritten Polizeikontrolle etwas Zeit kostete. Wir mussten aussteigen, alle Rucksäcke durchsuchen lassen und erklären, warum wir keinen Stempel hatten. Zum Glück sind wir zwei höchst freundliche junge Damen, die ihren Charme einzusetzen wissen aber das wollten wir nicht aufs Spiel setzen und kümmerten uns in Quito darum. Man sagte uns, da bekämen wir den Einreisestempel. Am meisten haben wir uns über uns selber geärgert, nicht mal kurz innegehalten zu haben, um nachzudenken. Es ist so leicht kurz mal überfordert zu sein, wenn alle auf einen einreden, man kein Wort versteht, kaum Geld hat und einen Weg hinter sich bringen will, der ganz schön weit ist. Aber eigentlich hätten wir es besser wissen müssen … ist uns klar 😁
    In Quito sind wir dann am Morgen zum öffentlichen Amt, die uns sehr freundlich zur Migrationsbehörde weiter schickten. So Behördengänge kann man ja auch mal mitmachen 🙄 Leider hatten wir dort auch keinen Erfolg und uns wurde immer klarer, dass wir tatsächlich zur Grenze zurück müssen. Sarahs Rückflug ging am 28.8., auch noch über die USA und wir waren illegal im Land. Es half nichts, wir sprangen in den nächst möglichen Bus und fuhren mittags wieder zurück Richtung Kolumbien. Zum Glück zeigte der Busfahrer sein ganzes Können (man könnte es auch rasantes Fahren nennen) und 5 Stunden später waren wir wieder an der Grenze. Angekommen bei der Einreise wurde wir von einem vehementen Aufpasser mit einem „No! Imposible“ begrüßt. Einreise war nur bis 17:00 möglich, wir waren eine Stunde zu spät. Aber davon ließen wir uns nicht abhalten beharrlich alle Argumente anzubringen, warum wir heute noch über die Grenze mussten. Außerdem war die Uhrzeit völlig willkürlich, denn es wurde an der Kontrolle noch gearbeitet. Glücklicherweise waren weitere Frauen auch am betteln, die wohl noch dringender über die Grenze mussten. Wir lächelten fleißig, dachten schon an Bestechungsschokolade und hofften das beste, über eine Stunde lang. Irgendwann war es dann wohl möglich, wenn wir ein gewisses Formular online ausfüllen würden. Die Mädels gaben uns einen Hotspot, füllten mit uns das Formular aus und gaben sich als Kontaktperson an. Endlich hatten wir alles zusammen und stolzierten siegessicher zum Schalter. Als die Frau unsere Pässe untersuchte sagte sie, dass der Ausreisestempel von Kolumbien fehlen würde und ohne den, ginge nichts. Sie versicherte uns zu warten und wir stiefelten voll bepackt zum Ausreiseposten. Gleiches Spiel an dieser Stelle: nach 17:00 geht gar nichts. Die wollten uns keinen verdammten Stempel geben, obwohl an allen Schaltern noch Leute arbeiteten und wir versuchten zu erklären, dass bei uns eine Ausnahme gemacht wurde. Ein weiterer Kolumbianer war in der gleichen Situation, der uns beim übersetzen half, aber wir hörten immer wieder nur „No!“. Wir fragten, ob die nicht mal da drüben anrufen könnten, um eine Bestätigung zu bekommen aber nein, es wäre nicht möglich. Außerdem meinten sie, selbst wenn die uns einen Ausreisestempel gegeben hätten, würde ja die Einreise nicht funktionieren, weil die da drüben keine Ausnahmen machten. Die wollten uns einfach nicht glauben oder verstehen. Ich rannte schnell die 100m wieder rüber, um mir einen Zettel mit Bestätigung geben zu lassen aber da hörte ich auch wieder „No!“. Das machen sie nicht. Bei der Ausreise versuchten wir es erneut, mit Engelszungen und Bitten. Dann fiel mir ein, einfach den No-sagenden Polizisten mit zur Einreise zu nehmen, damit er selbst die Aussage bestätigt bekommen könnte. Er willigte ein und lief in einer Arschruhe mit mir zur Einreisekontrolle. Dort erklärte ihm die Frau in kurzen Worten, dass wir einreisen dürfen und er macht nur eine Bemerkung wie „Achso, na dann ist es ja alles ok.“ Ich hab ihn in den Arm geboxt, weil das echt so absurd war und offensichtlich so leicht zu klären war. Wir gingen wieder sehr langsam zurück und bekamen unseren Stempel. Schnell sattelten wir wieder auf und gingen erneut die 100 Meter zur Einreise, denn wir wussten ja nicht, wie lange die Frau auf uns warten würde. Nach etwas anstehen und nochmal zittern war es dann nach zweieinhalb Stunden soweit und wir bekamen unseren Einreisestempel. Wir haben es richtig gefeiert und uns über unsere Beharrlichkeit gefreut. Der Typ, Albert, der uns beim Übersetzen geholfen hatte, hatte leider nicht so viel Glück. Hing zwischen den Ländern fest, fror und war wütend, als Kolumbianer nicht ausreisen zu dürfen. Wir gaben ihm Schokoriegel und Wasser, damit er über die Nacht kam. Wir setzten uns wieder in den nächsten Bus und kamen 2:30 nachts in Quito im Hostel an.

    Mit Sicherheit kann man jetzt sagen, dass wir selbst dran schuld waren und unsere Reiseerfahrungen ausreichend sein müssten, um sowas zu umgehen. Ich kann völlig verstehen, dass einige beim Lesen sich an den Kopf greifen und es besser gemacht hätten. Klar hätten wir das vermeiden können aber die Polizei war auch nicht wirklich hilfreich und wir haben uns bequatschen lassen. Wieder eine Lektion, wieder eine Erfahrung reicher und schön, dass ich das mit Sarah teilen konnte und wir gemeinsam durchgehalten haben. 🎉🌈 und mal kurz illegal unterwegs sein, macht Spaß!
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  • Straße im historischen Zentrum Quito - hier gibts Geburtstagsbedarf
    Quito historisches ZentrumIch weiß leider nicht was das für ein Baum istBasílica del Voto Nacional 19. JhrBasílica del Voto Nacional 19. JhrNeues zu HauseWeg zum TierheimMeine Stofftiere🐕🧡🐕Da geht leider der Unterkiefer nicht mehr richtig zu ☺️Happy dogEine Adoption 🧡Helfen wo man kannDas Team und die PuppiesWenn man zwischendurch mal am Handy hängtOn a mission

    Ein Tierheim im Dschungel

    September 1, 2022 in Ecuador ⋅ ⛅ 27 °C

    Als Sarah und ich, nach unserer aufregenden Grenzüberschreitung, wieder in Quito gelandet sind, waren wir einfach nur noch müde und fuhren zu unserem bekannten Hostel. Dort klingelten wir das Personal 2:00 wach und wurden freudig empfangen. Wir strahlten die beiden Männer an, dass wir uns selbst schon fragten ob das noch freundlich ist oder schon beängstigend wirkte aber es war nach diesem Tag einfach so schön bekannte Gesichter zu sehen und sich auf das weiche Bett zu freuen.
    So hatten wir am Ende nun doch einen Tag Zeit, um uns Quito anzuschauen. Die höchstgelegene Hauptstadt der Welt, mit 2.850m, liegt unweit vom Äquator weg. Also wollten wir als aller erstes auf dieser gedachten Linie stehen. Sarahs großer Wunsch war es, mit den Füßen einmal auf der Südhalbkugel zu stehen. Bei ihrer Recherche nach der genauen Lage und dem damit verbundenen Denkmal stellten wir fest, dass jenes 23km im Norden der Stadt liegt. Beim genaueren Lesen stellten wir dann fest, dass dieses Denkmal allerdings falsch erbaut wurde und die exakte Linie nochmal 230m weiter nördlich lag. Viele offizielle Seiten beschreiben die Lage nach wie vor falsch. Sicher ist allerdings, dass die Inka damals schon mehr wussten und die genaue Lage verorten konnten. Uns beiden war dadurch irgendwie die Lust vergangen. Wir wollten nicht so weit rausfahren, um dann ein Foto zu machen, wo man über einer falschen Linie mit beiden Füßen auf der Südhalbkugel stand. Glücklicher Weise liegt Quito ja schon so weit südlich, dass Sarahs Wunsch erfüllt wurde und wir mehr Zeit zum Rumschlendern hatten. Das Wetter war sonnig, wenn auch nachts richtig kühl und wir bummelten durch die Straßen. Irgendwie passierte jedoch nicht viel. Wir waren den Trubel aus Kolumbien so gewohnt, dass wir ihn in dieser Stadt sehr vermissten. Keine laute Musik, weniger Menschen trotz knapp 3 Millionen EinwohnerInnen und auch nicht so schöne bunte Fassaden. Auch als wir in das bekannte, historische Zentrum fuhren war alles irgendwie nicht so lebendig und die Gesichter nicht so fröhlich. Wir waren etwas irritiert und gleichzeitig fasziniert, einen Unterschied der Länder zu vermerken. Man sagt, dass die Ecuadorianer eher zurück haltender und etwas grimmiger sind. Letzteres kann ich noch nicht bestätigen, denn alle Begegnungen waren sehr freundlich. Dennoch spürt man, dass die Höflichkeit und die Lebensfreude in Ecuador im Vergleich zu Kolumbien wesentlich weniger ist. Ich werde Anfang September nochmal in Quito sein und bin gespannt, ob ich noch einen anderen Eindruck gewinnen kann. Wie Sarah, war auch ich auf dem Sprung Quito zu verlassen. Für sie waren die 4 Wochen nun um und es ging wieder nach Berlin zurück. Für mich ging es Richtung Süden, durch die Anden nach Puyo. Ich finde dieser Satz klingt wunderschön und ich bin voller Ehrfurcht. „Ich fahre durch die Anden“. Dementsprechend sieht man wunderschöne Landschaften, die man aus dem Bus bestaunen kann. Hier in Ecuador zeigt sich auch ein ganz anderer kleiner Mikrokosmos während der Busreisen. Wenn der Bus hält, strömen zumeist Verkäuferinnen in den Bus mit fertig geschnippelten Obstbechern, selbstverständlich jeglichem frittiertem Zeug, Zutrinken oder Nüssen. Sie fahren dann eine Weile mit, steigen wieder aus und fahren dann wieder zurück. Alles ist sehr günstig und man könnte auf keinen Fall verdursten oder verhungern. Ich glaube, ich komme als Melone zurück, oder als Ananas 🍍🍉
    In Puyo, oder genau genommen im nahegelegenen Tarqui ist ein Tierheim, indem ich als Volunt(i)eer arbeiten werde. Ich habe hier 10 Tage Zeit, mal an einem Ort zu sein, den Tieren zu helfen, das Heim zu unterstützen und vor allem massenhaft Liebe zu geben und von den Hunden zu erhalten. Die großartige Auffangstation nimmt Tiere von der Straße auf, oder gerettete aus dem Müll, Verletzte, Misshandelte oder Verstoßene. So schön wie es ist von den Felltieren umgeben zu sein, so sehr schmerzt es mich auch zu sehen, wie sehr sie sich nach einem zu Hause verzehren und teilweise nie abgeholt werden. Gerade die, die nur noch 3 Beine oder ein Auge haben, etwas älter sind oder eine kleine Macken haben, tristen ihr Dasein im Käfig. Gerade um die Verstoßenen versuche ich mich besonders zu kümmern und Liebe zu spenden. Wie sehr mir das ans Herz geht, habe ich an einem Tag bei einer Adoption gespürt. Mir kamen die Tränen vor Freude und ich war ganz ergriffen zu sehen, wie ein Hundchen in die neue Familie aufgenommen wurde.
    Mein Alltag besteht nun darin früh aufzustehen, die Hunde zu füttern und bei ihnen sauber zu machen. Dabei gibts immer wieder Streicheleinheiten und Spielereien. Dazu kommen verschiedene Aufgaben, die erledigt werden müssen: Tabletten geben, Hunde waschen, mit ihnen raus gehen oder die Käfige reparieren. Es macht mir großen Spaß mit anzupacken, neue Dinge zu bauen und mit dem Team zusammen zu sein. Das Auslaufen mit den Hunden ist gar nicht so ohne und ich habe großen Respekt für die, die das täglich machen. Man kann immer nur mit einer bestimmten Anzahl laufen gehen. Sobald man die Leinen in der Hand hält und sie gesichtet werden, bellen alle 40 Hunde gleichzeitig und die, die das Halsband bekommen, flippen völlig aus. Natürlich wollen sie alle aus ihrer Misere raus. Wenn man es dann, mit einige Kratzern mehr, aus dem Gelände geschafft hat, ohne das dabei ein Hund entwischt ist, gehts draußen weiter. Die Hunde ziehen teilweise so stark an den Leinen, dass man eigentlich joggen geht. Und das bei konstanten humiden 28 Grad. Meistens sind wir Menschen danach mehr fertig aber sie sollen ja ihren Auslauf bekommen. Aber dennoch spürt man in diesem Tierheim die mitschwingende ecuadorianische Lebensart. Alles etwas lockerlose, bisschen chaotisch und provisorisch. Was selbstverständlich kein Wunder ist, da alles auf Spendenbasis läuft und die Tiere dennoch verpflegt, operiert oder anderweitig versorgt werden müssen. Dazu benötigen sie eigentlich Spielzeug und die Käfige müssen repariert werden. Bei dem Pensum an Arbeit heißt das aber auch, dass die Freiwilligen mit fürs Kochen zuständig sind, oder abends hungrige GastgeberIn nach Hause kommen und sich über eine warme Mahlzeit freuen. Ich wohne übrigens in einem Bambushaus, das relativ neu errichtet wurde. Von meinem Balkon kann ich in den Dschungel schauen und alles ist offen. Man hört Flora und Fauna und auch hier wohnen 8 Hunde und 3 Katzen. Also den Tag mit Hunden zu verbringen und Nachts mit Katzen einzuschlafen ist mein Himmel auf Erden, auch wenn ich das Bellen echt nicht vermissen werde.

    Durch den hiesigen Austausch kann ich mein Spanisch ein klein wenig erweitern und ich erfahre einiges über die Kultur von Ecuador. Zum Beispiel wird mir erzählt, dass eigentlich nur wohlhabende und gut ausgebildete EcuadorianerIn reisen dürfen. Vielen ist es nicht vergönnt, das Land zu verlassen und sehen die USA als ein Land an, dass sie niemals erreichen werden. Also sagen sie sich, warum sollte man eine andere Sprache lernen, man wird sie ohnehin nie nutzen dürfen. Dennoch wird mittlerweile versucht, gute SpanischlehrerIn an die Universitäten zu bringen, um eine Fremdsprache zu etablieren.
    Ich erfahre auch, dass Ecuador, im Größenvergleich zu den anderen südamerikanischen Ländern, den größten Anteil vom Amazonas Regenwald hat. Dazu leider auch ein hohes Ölvorkommen, dass immer wieder zu Verpestung und Verunreinigung des Waldes führt. Die Leitungen sind schlecht gebaut, das Öl tritt immer wieder aus und die Arbeitsbedingungen sind katastrophal. Seit 2007 wurde von der ecuadorianische Regierung ein Vorschlag gemacht, auf die Erdölförderung in dem bedeutenden Nationalpark Yasuní zu verzichten, wenn sie die Hälfte des zu erwartenden Gewinnes von der Staatengemeinschaft für den Waldschutz bekämen. Es wurden Programme ins Leben gerufen und Gelder gespendet, damit die illegale Holznutzung ein Ende nimmt. Zusätzlich sollten die Indigenen davon profitieren. Auch Deutschland sagte damals zu, aber der FDPler Dirk Niebel nahm die Zusage schnell wieder zurück, ohne weiter darauf eingegangen zu sein. So folgten ihm viele Länder und der Vorschlag wurde 2013 von der ecuadorianischen Regierung für gescheitert erklärt, da nicht mal ein Bruchteil der Ausgleichszahlungen zusammen gekommen waren. Anstatt 4 Millionen ha Waldfläche, wurden nur 600.000 ha kurzfristig geschützt. Im selben Jahr wurden die Ölbohrungen wieder erlaubt. Dabei gilt Ecuador als eines der artenreichsten Länder. Es schmerzt sehr, wir hatten es in der Hand…
    Im Dschungel versucht man den Tourismus mit sogenannten Eco Lodges voran zu bringen. Mit Sicherheit ein wunderbares Erlebnis, mitten im Wald zu schlafen aber mehr und mehr schädlich für den Dschungel. Deshalb sollte man hier auch gut aufpassen, wenn man so eine Übernachtung in Erwägung zieht.
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  • Beste Feierabendterrasse
    Zurück nach QuitoTal bei BanõsCotopaxi VulkanGeburtstags-SelfieBlick aus Stefanies Apartment und ein FensterputzerCotopaxiHinterland von QuitoPaul - Stef - 🎉 - Ariana (eine neue Freundin, die Sarah und ich kennengelernt hatten)Auf dem Weg nach PapalljactaGanz oben angekommen (4.064m)Stefanie und PaulThermalquellen (privat)Über die Anden Richtung PazifikAngekommen in Manta

    Die Reise geht weiter

    September 7, 2022 in Ecuador ⋅ ⛅ 18 °C

    Weitere Tage vergingen im Tierheim. Ich versuchte mit dem was vorhanden ist, den Hunden helfen wo ich kann, einen Unterschlupf zu bauen oder ihre Aufenthaltsmöglichkeiten zu verbessern. Dazu natürlich eine Menge Streicheleinheiten und viel Liebe. Auch die Hunde am Wohnhaus brauchten mal Auslauf und bekamen von Ash und mir eine Sonderbehandlung. Hier werden zwar viele Hunde zu Hause gehalten aber ich sehe kaum jemanden, die ihren Hunden Auslauf geben. Ich denke hier herrscht die Meinung, dass die Hunde ja genug Auslauf im Garten haben aber man merkt, wie sich Langeweile auf die Hunde auswirkt. Ash, eine Schottin, wohnte mit mir im Haus und es war sehr schön in ihrer Gesellschaft zu sein. Wir kochten, pflegten die Tiere und hatten einen tollen Austausch über unser Kulturen und Länder.
    Im Tierheim, aber auch bei sonstigen Begegnungen in Ecuador stelle ich immer mehr fest, dass in diesem Land die Geschlechterrolle noch klar getrennt ist. Das heißt, dass die Frau so ziemlich alles macht und der Mann wenig. Die Machokultur spüre ich hier stärker als in Kolumbien. Außerdem ist Kinderarbeit noch sehr weit verbreitet und sichtbar.
    Mein letzter Tag im Tierheim ist nochmal wunderschön. Ich verabschiedete mich von jedem einzelnen Hund und auch das Team drückte mich mit viel Dankbarkeit, über die ich mich sehr freute. Über die gewonnene Erfahrung bin ich auch sehr dankbar und ich wüsste nicht, ob ich das ein Leben lang ausüben könnte. Von Herzen her ja aber es fordert einen auch sehr. Das laute Bellen fängt ab 5:30 an und begleitet einen den ganzen Tag, dazu stinkt man selbst wie ein nasser Hund und kommt kaum hinterher, die Käfige sauber zu halten. Es ist eine sehr körperlich anstrengende Arbeit, ständig verletzt man sich irgendwie an Zäunen, Krallen oder beim Werkeln und man darf die emotionale Komponente nicht unterschätzen. Wenn dazu alles auf Spendenbasis basiert und man kaum Mittel hat, es den Hunden halbwegs angenehm zu machen, fühlt man sich manchmal ganz schön traurig. Aber nach meinem letzten Eintrag gab es einige Spenden, für die ich sehr dankbar bin!

    Ich fuhr also am Dienstag wieder zurück nach Quito, denn meine neue alte Reisebegleitung war auf dem Weg in die Hauptstadt. Paul wird mich nun bis Dezember begleiten und wir haben wunderbare Pläne im Gepäck. Voller Vorfreude stieg ich in den Bus und fuhr erneut durch das fantastische Tal. Leider wurde meine Freude kurz vor Ankunft sehr betrübt, da man mir unbemerkt aus meinem Rucksack den Laptop, ein altes Handy und die Musikbox stahl. Obwohl ich immer aufpasse, kam ich wohl jetzt an dieser Erfahrung nicht vorbei. Hab im Bus erstmal los geweint und mich tierisch geärgert. Zum Glück bin ich kein materieller Mensch, hatte alle meine Bilder Tage vorher in der Cloud gespeichert und war sehr froh, dass mir an sich nichts passiert ist. Dennoch hängt mein Herz sehr an dem emotionalen Wert des Laptops und natürlich sind auch einige Daten weg. In Quito angekommen machte ich mich auf den Weg zu unserem Treffpunkt. Als Paul vor 6 Jahren Südamerika bereiste, traf er Stefanie an der Küste, die nun in Quito wohnt und uns ihre Wohnung zur Verfügung stellte. Sie empfang mich mit offen Armen, nur mit einem Handtuch begleitet und in einer irre sympathischen Art. Bei ihr konnte ich meinen Ärger erstmal los werden und bekam volles Verständnis. Sie gab mir ihren Laptop, sodass ich meine Apple Produkte von meinem Account löschen konnte und niemand Zugriff auf meine Daten hat. Nach einem Bierchen ging es dann auch wieder und die Vorfreude stieg wieder. Wir quatschten und kochten bis Paul ankam und freuten uns schließlich über das große Wiedersehen. Nur eine Stunde später stand dann die nächste Feierei an, da ich Geburtstag hatte. 34 in Quito fetzt ☺️🎉 Den Tag verbrachten wir in der Stadt und gingen abends schön Essen und in eine Bar. Ich erhielt, auch Dank der Zeitverschiebung, gefühlt über 3 Tage verteilt liebe Nachrichten. Mögen all die schönen Wünsche in Erfüllung gehen.
    Vor zwei Wochen, als ich mit Sarah in Quito war, war ich gespannt, ob sich mein Eindruck der Stadt bestätigen würde. Was soll ich sagen? Leider ja, Quito ist die langweiligste und atmosphärenloseste Stadt, die ich bisher kennen gelernt habe. Und wenn einem die Höhe nicht zu sehr zu schaffen macht, dann bringen einen die Abgase um. Es gibt hier sogar die Regel, dass immer abwechselnd die Kennzeichen mit geraden und ungeraden Zahlen fahren dürfen, damit nicht so viele Autos unterwegs sind. Kaum zu glauben, dass das auch doppelte so viele schwarze Abgase sein könnten. Ich würde diese Stadt für einen längeren Aufenthalt wirklich nicht empfehlen. Wir haben mit unserer tollen Gastgeberin ja auch eine Ecuadorianerin, die uns einen Einblick zu dem Typ Mensch geben kann und bestätigte die Vermutung. An der ecuadorianischen Küste sollen die Menschen viel offener, amüsanter und lebensfroher sein. Vielleicht machen die knapp 3000m einfach zu müde und langweilig aber vor allem haben hier viele in der Stadt Angst und bleiben lieber zu Hause 🤷🏽‍♀️ Interessant finde ich allerdings, dass Quito zwar auch klimatisch eine kalte Stadt ist und dennoch überall große Palmen wachsen und Kolibris in den schönen Blüten den Nektar suchen. Das wird wissenschaftlich „kalttropisch“ genannt. Man würde die Höhe der Stadt nur schwer schätzen können. Die Lage der Stadt und die umliegende Natur ist jedoch sehr einzigartig. Vierzehn Vulkane umgeben die Stadt, von denen der Cotopaxi mit 5897m wohl der Beeindruckendste ist und nördlich über der Stadt thront. Außerdem gibt es zwei Stunden östlich der Stadt, bei Papallacta, heiße Quellen, die wir uns nicht entgehen lassen. Auf dem Weg dort hin überqueren wir den Pass ‘La Virgen’ mit 4.064m. Es zieht ordentlich und die Luft ist recht dünn aber für einen kurzen Fotostopp sind wir natürlich zu haben. Angekommen bei den Thermalquellen springen wir sofort in die sehr warmen Becken. Das Wasser kommt direkt aus den umliegenden Vulkanen, sodass sogar ständig kaltes Wasser hinzugeführt werden muss. Anfänglich konnten wir uns in einen privaten Bereich rein schmuggeln und leere Pools genießen aber wurden dann doch gebeten in den „normalen“ Bereich mit Eintritt zu gehen. Für 9$ hat man dann bestimmt 15 Pools mit unterschiedlichen Wärmegraden zur Auswahl und Genuss garantiert. Ein wunderbare Ort auf 3.300m, umgeben von grünen Hängen und idyllischer Natur.
    Der Naturausflug tat unglaublich gut aber Paul und mich zog es aus der Stadt an die Küste. Es ist Zeit, die nächsten Abenteuer gemeinsam zu entdecken. Es ist aktuell Walsaison und vielleicht haben wir ja das Glück welche zu sehen. Ich freue mich sehr auf den Pazifik, die Sonne und das Flair. Unser erstes Ziel wird Puerto López sein.
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  • Giganten der Meere

    September 12, 2022 in Ecuador ⋅ ⛅ 21 °C

    Wir wussten, dass entlang der ecuadorianischen Küste gerade Walsaison ist und diese im Oktober wieder Richtung Arktis schweben. Aber wie wundervoll unser Ausflug werden würde, war uns nicht bewusst. Bevor wir überhaupt unsere Rucksäcke ins Zimmer des wunderschönen Hostels gestellt hatten, meldeten wir uns schon für eine Tour zur Isla de la Plata an. Die ca. 30km vorgelagerte Insel wird gern von den Buckelwalen umkreist und das dort vorhandene Schutzgebiet ist ein zu Hause für die putzigen Blaufuß-Tölpel.
    Es ging also am nächsten Tag direkt los. Ich war so aufgeregt und freute mich tierisch auf die schönsten Wesen des Meeres. Meine Hoffnung, die Wale auch wirklich zu sehen war groß, aber garantiert war es nicht. Zwischen Purto López und der Insel lagen eine Stunde Bootstour und eine wirkende Reisetablette für mich. Ich liebe diese Tiere aber solche Bootstouren, auf offenem Meer, mit recht hohen Wellen ist so meine kleine Hölle auf Erden aber widerstehen kann ich eben auch nicht. Mit 20 anderen Personen brausten wir auf den Horizont zu. Das Boot hebte und senkte sich, bis wir das Festland nicht mehr sahen. Offensichtlich hatte der Bootsführer seinen Spaß. Als wir die Insel sahen wurde die Crew auch auf einen Wal aufmerksam, dem wir uns vorsichtig näherten. Offensichtlich hatte dieser keine Angst und richtig Spaß im Wasser, denn es war ein kleiner Wal, der ein paar mal aus dem Wasser sprang. Daneben schwomm seine Mutter und sein Vater, die vielleicht weniger als 10m von uns entfernt waren. Ich musste ein bisschen weinen vor Glück. Wie schön kann die Natur sein?! Diese Tiere so nah zu sehen ist atemberaubend. Wir hatten viel Zeit, die Walen zu beobachten und die Sprünge zu bejubeln, bevor wir zur Insel weiter fuhren. Dort angekommen schwammen große Schildkröten um unser Boot, die sehr neugierig den gefütterten Salat begutachteten. Von weitem sah man auch Mantarochen, die immer mal eine Spitze ihres seitlichen Flügels zeigten. Mehr sahen wir leider von diesen faszinierenden Tieren nicht.
    Auf der Insel wurden wir dann von der Crew auf Wegen geleitet, die uns entlang der Brutplätze der Blaufuß-Tölpel führten. Dabei erfuhren wir immer wieder wissenswertes über die Tiere und konnten sie von sehr nah bewundern. Sie sind an die Menschen gewöhnt, aber haben auch generell kein ängstliches Brutverhalten. Die Art wie sie laufen, für ihre Partnerin tanzen und einen anschauen ist wirklich zu lustig. Mit ihren gelben Äugeln scheinen sie zu schielen und wirken in ihrer Art etwas tropsig. Die blauen Füße sind wirklich herrlich aber auch ein wichtiges Indiz für die Gesundheit der Tiere. Ein Weibchen würde immer ein Männchen mit sehr blauen Füßen bevorzugen, da dieser ausreichend Fisch erbeuten kann und gut im Futter steht. Die Insel selbst sieht eher so aus, als ob es sehr lang nicht geregnet hätte, jedoch liegt das nur an dem Monat. Da gerade keine Regenzeit herrscht, besitzen die nicht immer grünen Gewächse keine Blätter. Im Januar ist die Insel jedoch sehr grün. Nach ca. 2 Stunden ging es zurück aufs Boot, wie bekamen Snacks und hielten unweit nochmal an einer Steilküste der Insel, um zu schnorcheln. Auch wenn das Wasser recht kühl war, sprangen wir natürlich rein und bestaunten die bunte Wasserwelt: Kofferfische, „Doris“ und Papageienfische wuselten herum. Als alle wieder an Bord und trocken waren, ging es mir Melone bestückt zurück zum Hafen. Auf dem Weg sahen wir immer wieder Wale, sie sprangen aus dem Wasser, winkten uns mit den weißen Flossen und schossen ihre Wasserfontänen in die Luft. Vermutlich konnten wir an diesem Tag ca. 20 Wale bewundern. Selbst in der Nähe der Stadt zeigten sie sich zahlreich. Einer der Crew berichtete uns, dass wir großes Glück hatten. Zum Einen hatten sie Tage vorher nur mäßiges Glück gehabt überhaupt Wale zu sehen und zum anderen waren die Wale nicht immer so spaßig unterwegs und sprangen so aus dem Wasser. An Land angekommen konnten wir unser Glück kaum fassen. Diese Tiere sind so majestätisch, warmherzig, anmutig und graziös, dass man nur die Luft anhält und staunen kann. Ich bin unglaublich dankbar über diese Erfahrung und werde diesen Tag als ein Geschenk in meinem Herzen festhalten.

    Angekommen im Hostel begrüßten uns unsere neuen Freunde Wendy und Genis. Ein Künstlerpärchen, dass wir sofort ins Herz schlossen und so den Abend mit ihnen verbrachten. Sie reisen seit vier Jahren umher, bieten ihre Kunst in Form von Gemälden, Jonglage oder Belustigung an und konnten dieses Hostel durch ein paar Wandbemalungen verschönern. Es ist egal wo man ist, wenn man Herzmenschen trifft, dann werden die Ort immer zu etwas besonderem.
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  • Ayampe

    September 15, 2022 in Ecuador ⋅ ⛅ 22 °C

    Von Puerto López aus, war es ein Katzensprung südlich entlang der Küste nach Ayampe. Paul hatte vor 5 Jahren seinen 30igsten Geburtstag an diesem paradiesischen Ort verbracht und wollte mir diesen gern zeigen. Puerto López besticht zwar mit einem langen Strand und der Nähe zur Isla de la Plata aber wirklich schön ist das Städtchen nicht. Zumindest nicht, wenn man auf autofreie Straßen steht, es bunt mag, viele Pflanzen zu sehen wünscht und nicht alles völlig verstaubt ist. Ayampe erfüllt all diese Wünsche. Ein kleines, ruhiges Hippie Dörfchen, wo man Bananenbrot kaufen, an Yogakursen teilnehmen und Surfen kann. Keiner schien hier mit Sorgen belastet, man trifft nur auf gut gelaunte Menschen und die Atmosphäre ist fantastisch. Dazu liebevoll dekoriertes und sehr sehr gutes Essen. Hinter Ayampe steigen grüne Hügel auf, von denen man auf den Traumstrand und das tobende Meer schauen kann. Eine kleine Oase an der ecuadorianischen Küste. Damit man nicht abhebt gibt es zu dieser Jahreszeit einen kleinen Haken: die Sonne zeigt sich so gut wie nie. Die Wolken schaffen es leider nicht, sich von den Hügeln zu lösen und man sieht jeden Tag unterschiedliche Grautöne. Ich kannte es nicht anders und irgendwie hat es zur Atmosphäre gepasst, auch wenn ich als Sonnenanbeterin mich schon sehr nach ihr verzehrt habe. Das brausende Meer war immer zu hören und das Klima war dennoch mild. Eine alte Bekanntschaft von Paul, Frisky, beherbergte uns in seinem Hostel. Er arbeitete sogar 2 Tage außerhalb, sodass wir das ganze Gelände für uns alleine hatten. Es wirkte irgendwie wie eine Insellodge auf den Malediven, mit eigenem Strandzugang. Ein Träumchen. Ab und zu kam der lustige Haussitter Galban vorbei und scherzte mit uns rum.
    Als wir uns im Dörfchen umsahen, lernten wir Camilo einen Surflehrer kennen, der noch Platz in seinem Kurs hatte. Ich wollte schon immer mal eine Welle reiten und seine Lehransätze haben mir so gut gefallen und Paul wollte seine Erfahrungen wieder auffrischen, dass wir uns dafür entschieden. Was soll ich sagen? Das hat irre Spaß gemacht! Nach ein paar Aufwärm- und Trockenübungen ging es ins Meer, die Wellen studieren. Camilo sagte mir was zu tun sei, hielt das Brett und sprach über Gefühle. Nicht nachdenken, einfach machen. Langsam tastete ich mich an das Aufstehen auf dem Brett heran und stand schon nach kurzer Zeit meine erste Welle. Der Wahnsinn. Ab da ging es immer wieder zurück, ab aufs Brett, ständig ins Wasser fallen und manchmal etwas gleiten. Ein riesen Spaß. Das hab ich definitiv nicht zum letzten Mal gemacht! Durch die ganze Euphorie hatte ich nicht gemerkt, wie anstrengend das war und so waren anderthalb Stunden auch wirklich ausreichend. Danach quatschten wir noch ein wenig und ich entdeckte mehrere Musiklautsprecher auf einem Tisch. Da mir dieser ja geklaut wurde, frug ich Camilo einfach mal, ob wir uns eine ausleihen könnten. Meine Mama meint immer „Sage was du willst und du wirst es bekommen!“ (klappt schon mein Leben lang) und schwups bekamen wir die Box und durften sie auch noch behalten. Mit der Erscheinung eines fast verrosteten Gehäuses, machte sie uns den ganzen Abend Freude. Schön, dass Dinge so im Umlauf sind ☺️

    Am nächsten Morgen, nach viel Schlaf begeisterte Paul mich, eine Runde am Strand zu joggen. Für mich war es eine große Überwindung aus dem warmen Bett, 8:30, direkt in die Sporthose zu schlüpfen aber was hätte ich da verpasst. Uns begrüßte ein leerer Strand, Grautöne wie jeden Morgen und die beiden Felsen von Ayampe, an denen sich die Wellen brachen. Wir joggten bis zum nächsten Dorf und lernten den Ort Las Tunas kennen, der so gar nicht touristisch erschlossen ist. Sehr spannend. Nach einem langen Frühstück und etwas Zeit am Meer gingen wir nochmal eine Runde durchs Dorf. Dabei besuchten wir Galbans Haus, der uns sein Anwesen mit fantastischem Blick offenbarte, bestaunten die Kolibris und seine zahlreich blühenden Büsche. Im Dorf selbst schauten wir uns etwas das Hinterland an, welches mich total an Tonga erinnerte und schmusten mit vielen Tieren. Wir fanden im Dorf einen Billardtisch, spielten gefühlt auf der Straße und die Lokals saßen um uns herum. Eine coole Szenerie.

    Wir verließen am nächsten Morgen diesen schönen Ort bei Sonne und blauem Himmel. Auch wenn es etwas schmerzte, sahen wir es als Abschiedsgruß. Auf dem Weg entlang am Meer sahen wir dann auch noch aus dem Bus einen Wal mit der Flosse winken. Was könnte es für ein schöneres „Aufwiedersehen“ geben?
    Unser Weg führt uns wieder zurück in die Anden nach Latacunga. Wir wollen ein paar Tage den Quilotoa Vulkan umwandern, worauf ich mich riesig freue!
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  • Quilotoa Loop

    September 22, 2022 in Ecuador ⋅ ⛅ 9 °C

    Vor ungefähr 8 Jahren machte sich Paul auf den Weg, den Quilotoa zu besteigen und zu umrunden. Dieser Weg hatte ihn so begeistert, dass wir ihn unbedingt zu zweit nochmal laufen wollten. Diesmal andersherum und zu einer anderen Jahreszeit. Jeder Tag zeigte sich von einer immer schöneren Seite, sowohl klimatisch, landschaftlich als auch von den Höhenmetern, bis wir am Highlight, dem Quilotoa Kratersee angelangt waren.

    Wir fuhren von der Küste nach Latacunga und wurden mit dem schönsten Sonnenschein begrüßt. Die wohltuenden Sonnenstrahlen, nach der grau in grau Küste konnten wir direkt auf der Dachterrasse des Hostels genießen. Die klare Aussicht zeigte uns die umliegenden Vulkane und vor allem den Cotopaxi in seiner vollen Pracht. Besser hätte die Vorbereitung auf unsere Wanderung nicht sein können.

    Es ging also am Montag mit dem Bus Richtung Sigchos, da wir von da aus unsere Wanderung starteten. Wir fuhren bei Sonnenschein tief in die Berge und genossen die Aussicht, bis wir zu einer Straßensperrung kamen. Im Vorhinein stand eigentlich überall geschrieben, dass man viel Zeit einplanen sollte, um in die kleinen Ortschaften zu gelangen. Es war also keine Überraschung, dass wir dort eine Stunde rum standen. Das gab uns Zeit mit den anderen Touris Kontakt zu knüpfen und eine Engländerin, einen Israeli und zwei aus Bayern kennenzulernen. Außerdem scherzte ein junges Mädchen ganz bezaubernd mit uns. Als es dann endlich weiter ging, dauerte es nicht mehr lang und wir konnten los laufen. Wir kapselten uns ab und liefen von ca. 2.880m los. Das Wetter änderte sich leider sehr zum Nachmittag und hüllte alles in graue Wolken ein. Dennoch war die Weite und die Tiefe der Schluchten erkennbar. Wir überquerten den Fluss im Tal, um dann den gegenüberliegenden Berg wieder zu erklimmen. Schon in dieser Höhe eine merkliche Herausforderung für die Lunge. Nach einem weiteren Hügel und ca. 4 Stunden laufen hatten wir es dann nach Isinlivi geschafft. Es gab zwei Hostels in diesem Minidorf, die beide einen schönen Aufenthalt versprachen, sodass wir uns für das Familiengeführte entschieden. Wir bezahlten 15$ pro Person pro Nacht inkl. Abendessen und Frühstück. Das verführte uns dazu, noch vor dem Abendessen, doch nochmal in das andere Hostel zu gehen, da dieses eine Sauna und einen Whirlpool für 5$ anbot. Nach dieser Wanderung ein absoluter Traum: heißes sprudelndes Wasser mit Ausblick für uns allein. Ich konnte es gar nicht glauben. Nach einer Stunde Tiefenentspannung setzten wir uns dann in unserem Hostel an den gedeckten Tisch und bekamen ein 3 Gänge Menü serviert. Mir kam es so vor, als wäre ich irgendwie falsch: das soll Backpackerleben sein? Irre schön übertrieben. Wir genossen es in vollen Zügen. Dazu ist es in dieser Region wohl Gang und Gebe, dass alle an einen Tisch gesetzt werden. Für diesen Abend waren wir weitere 2 Deutsche, 2 Niederländer und 2 aus den USA. Ein wirklich schöner Abend entwickelte sich. Dennoch fanden wir alle schnell den Weg ins Bettchen, weil wir so knülle waren.

    Unser nächster Streckenabschnitt führte uns nach Chugchilán. Bei leichter Sonne liefen wir talabwärts und sahen bald die grünen Hänge erleuchtet und die Täler strahlend. Aus einem Gebüsch schien sich ein sehr alter Mann den Hang hoch zu quälen, dem Paul nach oben half. Mit wenig Zähnen im Mund strahlte er uns an und quasselte vor sich hin. Wir baten ihm Kuchen an aber eigentlich wollte er nur ein bisschen Geld. Mit ein paar Dollar mehr in der Tasche machte er sich dann wieder im Schneckentempo davon. Unser Weg führte danach eine ganze Weile am Fluss entlang und wir konnten die ganze Naturpracht von unten betrachten. Als es Zeit war für eine Pause, aßen wir bei einem kleinen Laden in der Sonne unser Mittag und bekamen einen Kaffee von einer Frau, die einen total süßen Sohn hatte. Es war schwer, ihn vor die Linse zu bekommen aber dann schielte er doch mal aus der Tür heraus. Ganz aufgeregt war er dann, als Paul mit ihm unsere süßen Säfte teilte. Am liebsten hätte er alles genommen…
    Als die Sonne hinter den aufkommenden Wolken verschwand, machten wir uns wieder auf den Weg und gingen den schwersten Abschnitt der Strecke an. Es ging steil bergauf und die Lunge hatte ordentlich zu tun, genügend Sauerstoff zu bekommen. Mir fiel das Laufen wirklich schwer und man merkte die Höhe in der man sich befand. Dennoch kommt man schnell auch wieder zu Kräften, wenn man eine Pause einlegt. Ich hoffe und denke, die bisherigen 7 Monate Reisen haben zu meiner Fitness positiv beigetragen. Endlich oben angekommen, hatten wir einen phänomenalen Blick auf das Tal. Die Sonne hatte sich leider verabschiedet und es war merklich kühler geworden aber die Sicht war dennoch sehr beeindruckend. Wir hatten jedoch nicht viele Minuten des Genusses, denn sofort kam ein freundlicher Mann an, der uns von seinem Werk: der Aussichtsplattform erzählte. Dies tat er so lang, bis wir etwas kauften und für seine Arbeit spendeten. Es ging weiter auf hoher Ebene Richtung Hostel. Da der Winter einige Straßen zerstört hatte, mussten wir die letzten 2km entlang der Straße laufen und konnten nicht entlang des Tales wandern. Auf diesem Wege machten wir allerdings Bekanntschaft mit einem Ferkel, dass sich lautstark freute geknuddelt zu werden. Herrliche Tiere 🐷
    Im Hostel angekommen, begrüßten uns schon weitere Mitwanderer, die schon eher angekommen waren. Erneut kam uns ein Schwall Freundlichkeit der Betreiberin entgegen und wir bekamen ein Zimmer mit Aussicht und 2 Hängematten. Nach einer heißen Dusche, kuschelten wir uns in warme Decken ein und schaukelten draußen in den Matten hin und her. Ich war wirklich ganz schön platt und freute mich auf das Abendbrot. Dieses war wieder integriert und vom aller Feinsten, mit allem was ein wandernder Körper so braucht. Wir saßen wieder alle zusammen und tauschten uns aus. Eine richtige Reisetruppe entstand, mit der es Spaß machte das Abenteuer zu verbringen. Nach etwas Tischtennis und Billard fielen wir wieder in die (unglaublich bequemen) Betten und schliefen selig ein.

    Auch das Frühstück war der Knaller und bereitete uns auf den schwersten Abschnitt der Wanderung vor: hoch auf den Quilotoa Krater. Jeder Tag wurde sonniger, sodass wir bei herrlich blauem Himmel, dem Ziel vor Augen unsere 14km antraten. Da wir zwei Täler überwinden mussten, ging es wieder rauf und runter. Mit leichtem Muskelkater von den Vortagen und der immer dünner werdenden Luft, war das gar nicht mal so leicht. Aber bei Sonnenschein und vielen Tieren zum streicheln ist alles leichter. In einem hoch gelegen Dorf wurde uns dann vor Augen geführt, was die Lokals in dieser Höhe so machen. Rennen und Spaß haben. Sehr beeindruckend! Erneut sprach uns ein freundlicher Mann an, der uns den Weg zeigte, obwohl der gut ausgeschildert war. Dies passierte so nicht zum ersten Mal und wieder wird von uns Geld gefordert. Bei diesem 5. Mal sagten wir dann mal „nein“. Es scheint sich fast eine Art unverschämte Haltung gegenüber den Touris zu entwickeln. Es wird für jegliche Aktion viel Geld gefordert, da die weißen das Geld doch haben. Ich verstehe es mehr, als dass ich es verurteilen würde. Zumal die hiesige Regierung sämtliche Förderung und Unterstützung der Indigenen eingestellt hat. Völlig verständlich, dass jeder ein Stück vom Kuchen abhaben möchte aber wenn das Bauchgefühl nicht stimmt, können wir auch nicht die Untätigkeit der Politik kompensieren.
    Nach einer notwendigen Pause ging es zur vorerst letzten Etappe, hinauf zum Krater, ab in die Wolken und hoch den Hang. Ich kämpfte mich nach oben, ein Schritt nach dem anderen, voller Vorfreude den Kratersee zu sehen. Man denkt an das türkise Wasser und der Einbettung des Sees von grünen Hängen. Endlich oben angekommen sah man dann genau nichts. Die Sonne hatte sich versteckt und die Wolken hingen dick über dem See. Nebelschwaden glitten über den Krater und wurden vom See verschluckt. Eine spannende Atmosphäre machte sich breit und wir freuten uns über unseren Aufstieg. Wir mussten allerdings noch etwas am Krater entlang laufen, um zum Örtchen Quilotoa zu gelangen. Viele liefen nun mit uns und suchten einen schnellen Weg zum Hostel, um die Beine hochzulegen. Uns fiel auf, dass dabei niemand so wirklich den Ort würdigte oder zumindest nicht so, wie wir es als schön empfanden. Die Wolkendecke brach auf und wir setzten uns an eine windgeschützte Seite und bestaunten diesen besonderen Ort. Ich habe selten sowas Schönes gesehen und war ganz erfüllt von der Herrlichkeit der Natur. Neben uns grasten Lamas und Pferde, die die Landschaft komplettierten. Wir nutzen das Sonnenlicht voll aus, bis sich die Wolken wieder zuzogen und freuten uns nun auch bald anzukommen. Da wir relativ weit nach unten gelaufen waren, mussten wir wieder hoch. Wieder sprach uns ein netter älterer Herr an, der uns seinen Geheimweg zeigen wollte. Der Weg war weder geheim, noch war er einfach nur so nett aber diesmal willigten wir ein und kamen schnaufend oben an. Er verlangte viel zu viel von uns, sodass wir uns kurz mit ihm über die Situation unterhielten aber da haben wohl schon zu viele Touris nachgegeben.

    Richtig doll geschafft und voller Freude über die letzten Tage fielen wir ins Hostel ein. Wir trafen das andere deutsche Pärchen und saßen beim Ofenfeuer zusammen. Sogar in unserem Zimmer wurde der Ofen angeschmissen, sodass wir bei Holzknistern einschliefen.
    Wir entschieden uns für diese Nacht in knapp 4000m Höhe, da wir uns am nächsten morgen den See nochmal bei Sonnenschein ansehen wollten. Der Blick war nochmal schöner, gerade auch weil sich die umliegenden Vulkane zeigten und wir nochmal die gute Luft einsaugen konnten. Diese Wanderung war der absolute Wahnsinn. Herrliche Natur, liebe Mitmenschen, höchstgradig besondere Hostels, verschiedene Landschaften, coole Lokals und ein gigantisches Streckenende. Bin irre glücklich darüber! 🏔🌋
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  • Die Waorani
    Mit Dany im FlugzeugchenDas Dorf der WaoraniUnser SchlafplatzAm FlussuferTagacaPequeHonigblüten direkt aus dem StammNach dem GeschenkevergebenIn der SchuleSchüler der GrundschuleIn der SchuleFußball FanbankDie Lanzen CrewKinder bei der ZeremonieUnsere Wao HochzeitPeque beim Ausflug zur HöhleHelfen beim HausverkleidenBaden am Fluss Tihuano

    Das Dschungel Abenteuer

    September 26, 2022 in Ecuador ⋅ ⛅ 32 °C

    Nachdem wir den letzten Blick auf den Quilotoa Kratersee aufgesogen hatten, ging es zurück nach Latacunga, um unsere großen Rucksäcke zu holen. Das nächste Abenteuer stand nämlich schon vor der Tür: wir hatten vor in den Dschungel zu fliegen. Dazu mussten wir zurück nach Puyo, dem Ort wo auch das Tierheim liegt, um einiges vorzubereiten. Im angrenzenden Amazonas gibt es eine Kommune des indigenen Volkes der Waoranis, die den Zutritt gewähren. Insgesamt leben von ihnen ca. Viertausend im Dschungel, einige mit festem Wohnsitz andere dem Nomadenleben ähnlich. Letzteren sollte man als Gringo (Mitteleuropäer) nicht zu nahe kommen oder wenn, dann nur nackt. Seit der Missionierungen in den 50igern leben viele nicht mehr völlig isoliert und sehen einen Vorteil im kulturellen Austausch, aber dazu werde ich später noch etwas schreiben.

    Die Waoranis haben einen Präsidenten Daniel „Dany“, mit dem wir uns für den Abend in Puyo verabredet hatten. Nach einigen Stunden Anreise, holte er uns vom Busbahnhof ab. Grünes Capi, Poloshirt, passende grün-weiße Sneaker, braune Haut und ein Silberkettchen am Handgelenk. Eigentlich verriet nur sein Gesicht seine Herkunft. Freudestrahlend vielen wir uns in die Arme, da wir es nach viel Kommunikation im Vorhinein, etwas schwierigen Unterhaltungen und nur mit Vermittlungshilfe geschafft hatten, uns leibhaftig zu treffen. Es würde wohl klappen. Wir sprachen 2 Stunden in einem Straßenimbiss, wobei Dany eigentlich ohne Punkt und Komma redete. Wir luden ihn zum Essen ein und lauschten. Er sprach über das Dorf, was uns gezeigt werden würde, wie sie dort leben und verpasste eigentlich keine Gelegenheit, um seine Stellung als Präsident zu betonen und was er alles für die Kommune tut. Wir versuchten zu erklären, dass wir an allem interessiert wären und uns auf den Austausch sehr freuten. Uns war es wichtig, dass das keine Touri-Veranstaltung wird, sondern wir es vielleicht schaffen würden, in den wenigen Tagen die Menschen und ihre Lebensweisen besser kennenzulernen. Man wusste manchmal nicht so genau, ob alles verständlich war, aber wir hofften das Beste. Als es dann ums Geld ging war es dann doch sehr klar, dass wir nun zum Automaten gehen würden, um das Flugzeug und den Aufenthalt zu bezahlen. Taten wir auch, verabredeten uns für den folgenden Tag, bezahlten noch sein Taxi und schnappten uns selbst eines. Am nächsten Tag hatten wir den Vormittag bei Karina und Roberto, bei denen wir untergekommen waren, für uns und regenerierten ein wenig von der Wanderung.

    Ich hatte die letzten Wochen versucht, Geld für das Tierheim zu sammeln. Es kamen wunderbare 630€ zusammen, die ich direkt in der neuen Praxis übergeben wollte. Wir fuhren also am frühen Nachmittag in die Stadt, um die Praxis aufzusuchen. Alle, mit denen ich gearbeitet hatte waren da und die Wiedersehensfreude war groß. Irgendwie größer als die Freude über die Geldspende aber ich glaube das war der Situation geschuldet, da plötzlich aufzutauchen und während der OPs zu stören. Wir warteten außerdem darauf, dass sich Dany melden würde, da wir zum Lebensmittel und Geschenke kaufen verabredet waren. Gegen 16:00 tat er dies endlich und sagte uns einen Ort zum Treffen. Ganze anderthalb Stunde später hatten wir es dann endlich geschafft. Mehrere Telefonate, Erklärungen und Versuche zu navigieren waren notwendig, um ihm verständlich zu machen wo wir sind. Wir kauften Spielzeug für die Kinder, Süßigkeiten und Grundnahrungsmittel in großen Säcken. Das Budget hielten wir dabei nur bedingt ein, aber man konnte auch nur schwer nein sagen. Es war uns allerdings bewusst, dass über Geld eine andere Vorstellung herrscht und manchmal auch gar keine Relation besteht. Nun waren die Gesten gekauft, das Flugzeug bezahlt und wir langsam angefreundet. Die Tage die danach folgten sind nur schwer zu beschreiben. Alles kam irgendwie anders als gedacht und mit verschiedenen täglichen Emotionen.

    Am nächsten Tag waren wir für 7:30 Uhr vor Danys Haus verabredet, um alle Sachen in Roberto’s Auto zu bringen, der uns lieberweise zum Flughafen fuhr. Es dauerte ganze fünfeinhalb Stunden, bis wir einsteigen konnten. Ob das an einer verregneter Landebahn, dem zu spät kommenden Piloten, da seine Nachbarn die Nacht vorher gefeiert hatten oder weil hier so ziemlich nichts nach Absprache läuft lag, weiß man nicht. Man braucht unglaublich viel Geduld und Zeit, wenn man auf unterschiedliche Kulturen trifft. Wir flogen dann also zu viert mit der gefühlt kleinsten Maschine der Welt. Das dieses Propeller tragende Etwas überhaupt abhob, war ein kleines fantastisches Wunder. Wir flogen über dem grünen Dach der Bäume in den Amazonas - der absolute Wahnsinn. Wir sahen Flüsse mäandrieren und grüne Hügel in der Weite hinauf ragen. Schon nach 20 Minuten machten wir unseren ersten Stopp und versuchten auf einer Rasenpiste mit Sumpflöchern zum stehen zu kommen. Aber der Pilot machte das nicht zum ersten Mal und wir konnten die ganzen Pakete aus dem Frachtraum mit zur Kommune tragen. Als alles verteilt war, stiegen wir wieder ein und hebten erneut auf unerklärliche Weise ab, um kurz danach in unserer Kommune zu landen. Die Freifläche zwischen den Gebäuden schien überall als Landefläche zu dienen. Freundlich warteten die Bewohner am Rande und hießen uns Willkommen. Vor allem der Dorfälteste „Peque“ sah mit seinen Gummistiefeln, Baumwollunterhose und Jurrasic Park Shirt ziemlich crazy aus. Der Bruder von Dany, „Tagaca“ zeigte uns unsere Überdachung, unter der wir unsere Hängematten befestigen konnten. Das für Besucher erbaute offene Bambushaus hat zwei Etagen, Bänke zum Sitzen und eine kleine Kochstelle. Es war irre heiß, sonnig und Tagaca schlug uns ein Bad vor. Direkt am Dorf rinnt der Fluss Tihuano, der klares, wunderbares Wasser trägt. Wir zogen uns aus und sprangen nackig ins Wasser. Vielleicht war das die erste Prüfung, wie wir so drauf waren aber da sind wir ja genau die Richtigen dafür ☺️ Nach kurzem Abklären, ob es uns gut geht, ging es schon nach einer Stunde ums Geschäftliche. Er sagte uns, was sein Tagesprogramm alles kosten würde und das wir das noch bezahlen müssten. Gefühlt ein ganz schöner Dämpfer und für uns überraschende Prioritätensetzung, gleich mit sowas einzusteigen aber es war uns wichtig mit Tagaca warm zu werden und zu schauen, was die Tage so brachten. Er zeigte uns später mit seiner Tochter einen Weg im Dschungel und lies uns am ersten Wissen über die heilende Wirkung der Pflanzen teilhaben.
    Im Dorf selbst wird fast jeden Nachmittag Fußball gespielt und Groß und Klein ist mit dabei. Paul gesellte sich dazu und ich versuchte mit den restlichen Dorfbewohnern in Kontakt zu kommen. Ich fing an Gemüse für das Abendessen zu schneiden, dass von vielen Augen neugierig betrachtet wurde. Sie schauen einem zu, lachen dabei, sprechen Waorani und ziehen immer mal die Augenbrauen hoch. Ich merkte schnell, dass viele mit essen wollten und die Küche füllte sich. Am Ende waren es sicher 10 Personen und die Gelegenheiten, dass von uns gekocht wird, wurden stets sehr bereitwillig angenommen.
    Mit bei der Flugzeugfracht war auch ein riesen Lautsprecher. Schon beim Beladen waren wir etwas irritiert, dass so ein technisches Gerät mit in den Dschungel genommen wird. Am Abend wurde uns dann lautstark demonstriert, was dieses Ding, betrieben mit einem Generator, alles kann. Einer von Tagacas Söhnen hing in der Hängematte davor, koppelte sein Telefon mit der Box und spielte für alle hörbar YouTube ähnliche Clips (einschließlich Werbung) ab. Noch mehr hatten sich versammelt aber niemand verstand ein Wort des anderen, so laut dröhnte die Musik. Auch wir hatten keine Chance in Kontakt mit den Einwohnern zu treten. Die meisten schienen es einfach auszuhalten. Die Musik wurde dann für Dany‘s Ansprache ausgemacht und wir lauschten einem sehr langen Monolog auf Waorani und waren uns nicht sicher, ob das überhaupt uns gewidmet war. Kurz dürfen wir uns dann doch vorstellen, jedoch hat irgendwie niemand mehr Energie zu zuhören. Der erste Abend war vorbei und ich war sehr enttäuscht und hing mit vielen Fragen im Kopf in der Hängematte. Was hatte ich mir vorgestellt zu sehen? Gehören moderne Klamotten, jeder mit Smartphone und eine monströse Musikbox dazu? Was ist daran noch ursprünglich und im Einklang mit der Natur? Ist der kulturelle Unterschied so groß? Wollte ich nicht genau diese Erfahrung machen?
    Die Geräusche beim Einschlafen sind allerdings phänomenal. Mit der Milchstraße über uns schliefen wir mitten im Dschungel ein und freuten uns auf den kommenden Tag. Am nächsten Morgen bereiteten wir das Frühstück zu, zudem sich wieder sehr viele Personen gesellten, obwohl die Waorani‘s laut ihrer Aussage gar kein Frühstück essen. Man weiß ja nie, wann es wieder etwas gibt… Natürlich boten wir alles an, wollten teilen und uns erkenntlich zeigen. Für eine Zeremonie wurde eine neue Hütte an unsere gebaut, die weitere Palmenblätter benötigte. Wir halfen die Blätter aus dem Busch zu ziehen und trugen sie über Wasser und enge Dschungelwege. Selbst Peque war mir seinen 80 bis 90 Jahren dabei und zog fleißig mit. Er wirkt noch wie ein Mann aus einer vergangenen Zeit, der viel erlebt hat. Er lachte eigentlich die ganze Zeit und unsere nonverbale Kommunikation war erste Sahne. Am Morgen hatte er uns sogar Waorani Namen gegeben: meiner ist „Waadé“ und Paul‘s „Uña“. Das bedeutet so viel wie: „Frau die Pflanzen mag“ und „spielende Flöte“.
    Nach einer Pause liefen wir wieder in den Dschungel, um einen Wasserfall aufzusuchen. Auf dem Weg lernten wir viel mehr über den natürlichen Medizinschrank des Dschungels kennen. Alles hat eine Funktion: leckere Bonbons zum lutschen, Blätter gegen Grippe, Früchte zum Färben, natürliches Desinfektionsgel aus dem Baum, Shampoo für die Haare, Teeblätter die Energie geben und vieles mehr. Es war unheimlich interessant, Tagaca zu lauschen und die Heilkunst kennenzulernen. Ihm war es unheimlich wichtig, dass wir von allem ein Foto machten. Auch er dokumentierte alles. Dies passierte in einem Ausmaß, mit dem nicht mal ich fotografiere. Ich hatte bei dieser Wanderung und dem dröhnenden Abend zuvor den Gedanken, ob andere Besucher das Bild von Touristen derartig geprägt haben, dass es nun als normal angesehen wird, tierisch laute Musik zu hören und alles zu dokumentieren, anstatt einfach mal zu genießen. Offensichtlich brachten auch wir eine neue kulturelle Seite mit. Tagaca lies jedoch kein Gespräch aus, ohne zu betonen, dass wir die Bilder hinaustragen und unsere reichen Freunde mitbringen sollten. Die Waorani wären arm und bräuchten Unterstützung. Interessant wie unterschiedlich man das sehen kann. Aus meiner Perspektive sind die Menschen hier sehr reich: sie haben alles, was sie brauchen zum Leben im Dschungel und sind noch des ursprünglichen Wissens mächtig. Aber Geld verändert alles und Smartphones, die einem die westliche Welt zeigen erst recht. Ich kann mir vorstellen, dass die Waorani sich nicht über das Ausmaß an Veränderung bewusst sind, den viel mehr BesucherInnen herbeiführen würden. Selbstverständlich treibt sie das Selbe an wie uns beide: los ziehen und fremde Kulturen kennenlernen. Jedoch zeigt diese Kommune, welchen Preis es für die ursprüngliche Kultur hat, wenn man die Fühler zu weit ausstreckt.
    Der angepriesene Wasserfall, der eher einem Rinnsal glich, bot uns eine willkommene Abkühlung. Also ausziehen und abspülen lassen. Dass alle hier so freizügig sind und wir eigentlich die ganze Zeit hätten nackig sein können, war ein sehr willkommenes freies Gefühl.
    Zurück im Dorf gingen wir wieder baden, spielten Fußball und kochten für so manche im Dorf. An diesem Tag bekamen wir allerdings Fisch und Bananen. Wir konnten uns an diesem Abend intensiv mit Tagaca austauschen, Paul übersetzte fleißig und ich füllte mein spanisches Wörterbuch auf. Wir erfuhren zB. dass sie zu Covid Zeiten dazu aufgefordert wurden, alle Häuser zu verbrennen und Neue zu bauen. Deshalb stehen hier leider mehr Wellblechhütten rum, als traditionelle aus natürlichen Materialien. Eine Schande! Außerdem hoffen sie darauf, dass eine vorhandene Straße erweitert wird, um ihr Dorf anzuschließen. Als ich fragte, ob sie das wirklich wollen, dass hier Autos entlang fahren, da sie ja auch immer betonen wie schlimm sie den Lärm der Stadt finden, meinten sie, dass dann nur die Waoranis hier her dürften. Ich bin mir nicht sicher, ob solche Regularien eingehalten werden würden, wenn die Touris erfahren, dass es einen einfachen Weg in den Amazonas gibt.

    Der nächste Tag beginnt mit Frühstück und Helfen am neuen Häuschen für die abendliche Zeremonie. Am Vormittag gingen wir zur Schule, um Englisch-Unterricht zu geben. Erst eine Stunde bei den Kleinen, dann bei den Teenis. Wir fingen ziemlich unvorbereitet bei den absoluten Grundlagen an, wie den Zahlen. Da der Unterricht nicht mehr von ausgebildeten LehrerInnen geführt wird, wissen diese auch nicht die korrekte Aussprache, setzten sich neben ihre Schüler auf die Bank und lernten fleißig mit. Sie erzählten uns, dass es für sie nicht leicht wäre, das Notwendige zu lehren. Alle freuten sich wohl über eine Abwechslung, die mitgebrachten Geschenke und waren wirklich lieb zu uns, auch wenn den Teenis selbstverständlich alles peinlich ist. Wie ähnlich wir uns doch alle in manchen Dingen sind, ist irgendwie schön.
    Später wurden wir dann gefragt, ob wir nun zum Speerwerfen bereit wären. Paul müsse erstmal demonstrieren, ob er ein Tier erledigen könnte, denn die Zeremonie war dazu gedacht uns auf Waorani-Art zu verheiraten. Langsam kamen auch immer mehr vom Dorf hinzu. Teilweise bereits in traditioneller Tracht und roter Schminke im Gesicht, die sie aus einer kleinen Frucht gewinnen und Ketten um die halbnackten Körper. Auch die Männer schmückten sich mit Federgränzen und Ketten um den Oberkörper. Ganz speziell bei ihnen ist die Befestigung des Gemächts an einer Schnur um die Vorhaut. Auch ich wurde um- bzw. ausgezogen, bemalt und behangen. Es wurde dunkler und wir Frauen fingen an zu tanzen und leicht zu tippeln. In dem Sinne ein Tanz für die Männer, die am Rand standen und darüber viel lachten. Andere vom Dorf standen außerhalb der Hütte, um sich das
    Spektakel anzusehen und vor allem mit ihren Handys zu dokumentieren. Als wir fertig waren, kamen die Männer dran, die relativ primitive Affengeräusche von sich gaben. Irgendwie wirkte das alles etwas unkontrolliert und spontan inszeniert. Es wird viel gelacht, geneckt und rum geblödelt. Sicherlich gehört das aber eben auch einfach zu ihrer Art dazu. Ich fühlte mich wie auf einem anderen Stern, in einer Situation in der ich jetzt einfach mal mit mache und gespannt war, was wohl als Nächstes passieren würde. Sie führten uns zusammen, die Männer kreisten uns ein, Peque sagte etwas und alle waren ganz schön aufgeregt. Nun waren wir durch die Waorani verbunden. Als alles vorbei war, gingen wir in unsere Hütte zurück, die zwar angeblich für die Gäste gebaut wurde aber eher als Vereinshaus dient, denn da hingen immer alle ab und hier dröhnte nun auch erneut die Musik aus der Box. Wir sollten mit allen tanzen und die Animateure spielen. Nachdem wir einen Tanz präsentiert hatten, versuchten wir die anderen dazu zu bewegen aber keine Chance bei den Frauen, die schüchterner als ihr Kinder waren und Männern, die sich richtig schlechten Schnaps rein kippten. Obwohl wir die Zeremonie wirklich spannend und schön fanden, hielten wir den weiteren Abend nicht lange aus, fühlten uns irgendwie fremd und wussten nicht genau, ob sie das jetzt für sich oder für uns machten. Gern hätte ich in diesem Moment instrumentale, ursprüngliche Musik gehört, zu der sie vielleicht ihre traditionellen Lieder gesungen hätten. Mitten in der Nacht kam dann der ziemlich betrunkene Sohn von Tagaca in seinen Verschlag, der neben unseren Hängematten lag, getorkelt und schlief zu einem gewalttätigen Film ein. Erst als die Sonne auf ging trauten wir uns, diesen fürchterlichen Geräuschen ein Ende zu machen.

    Meine Laune war am Morgen am Tiefpunkt und der Tag repräsentierte die Achterbahn, die wir die ganzen letzten Tage durchlebt hatten. Es fiel mir schwer das Erlebte einzuordnen. Mal hatte man einen echten Zugang zu den Menschen und einen kleinen Einblick gewonnen, dann war wieder alles höchstgradig übertrieben und so sehr westlich geprägt, dass man es kaum aushielt. Nach einem wohltuenden Frühstück gingen wir mit Tagaca, seiner Frau und Peque zu einer Höhle. Auf dem Weg erfuhren wir wieder viel über den Wald. Es ist wunderbar, durch so einen dichten Dschungel zu laufen. Es gibt in der Nähe vom Dorf zwei riesige überstehende Steine, unter denen sich oberhalb die Frauen und Kinder versteckten und unterhalb die Männer mit Speeren saßen, jedes Geräusch und sämtliche Bewegungen wahrnahmen, um ihre Liebsten zu beschützen. Wir setzten uns an diese Stellen, lauschten Tagacas Erzählungen und dem Gesang von Peque. Es erfüllte mich in diesen Ort einzutauchen, ein Teil davon sein zu dürfen und ich fühlte endlich dieses besondere Gefühl einer langen Geschichte. Solche magischen Momente hatte ich mir gewünscht.
    Als wir wieder im Dorf angekommen waren, gab es einen Kunstverkauf der Frauen der unterschiedlichen Familien. Wir sollten am besten viel kaufen und gleichmäßig auf die Familien aufteilen. Für die gewobenen Taschen verlangten sie viel zu viel Geld und mir war es unangenehm mit ihnen zu feilschen. Selbstverständlich sollten nicht nur die Männer ihren Anteil bekommen aber die Art und Weise hatte mich wieder aus meinem seligen Moment geholt. Alle standen um uns herum, wir waren der Situation ausgeliefert, Paul wurde zu jungen Mädchen geschupst, ob er nicht noch eine Frau wolle und schafften damit eine ganz komische Atmosphäre. Wir kauften etwas und beendeten dieses merkwürdige Gehabe, indem wir Fußball spielen gingen. Manchmal hatten wir das Gefühl, die schnupperten an irgendwelchen Pflänzchen zu lange. Beim Fußball konnten sich alle etwas abreagieren und die Fanbank, die ich lautstark mitriss, hatte mächtig Spaß. Auch der gemeinsame Kochabend war ganz besonders schön. Tagaca und sein Bruder waren an uns interessiert und erzählten uns etwas über sich und die Missionierung. Das war ein sehr emotional aufreibender Tag.

    Der nächste Tag sollte vielleicht unser Abreisetag werden. Wir sollten uns schon mal vorbereiten und packten zusammen. Ich musste ehrlich gestehen, mich auf den Heimweg zu freuen, weil ich nicht so recht wusste, wie ich unseren Aufenthalt fand. War ich zu prüde, unentspannt oder zu deutsch? Das Flugzeug kam auf jeden Fall nicht, sondern erst am nächsten Tag am Nachmittag. Die anfängliche Enttäuschung änderte sich jedoch in Freude, denn an unseren „freien Tagen“ änderte sich etwas. Die Waorani waren mit ihrem „Programm“ durch. Dieses hatten wir zwar nicht gefordert, jedoch schienen sie so in dem Schema drin zu stecken, dass sie sich schwer vorstellen könnten, es könnte darauf unterschiedliche Sichtweisen geben. Außerdem schien das Geld zu verlockend. Wir hatten also Zeit, mal auf eigene Faust die Umgebung kennenzulernen, den Frauen beim weiteren Hausbau zu helfen und ihre Webtechnik kennenzulernen, dem Dschungel zu lauschen und ein paar Gedanken aufzuschreiben. Wir bekamen auch das erste Mal Essen zu bereitet. Anhand dieses Nudel-Reis-getrockneten-Fisch Mixes, konnten wir uns allerdings vorstellen, warum die Waoranis sich zu gern zu uns einluden. Es schmeckte fürchterlich. Mehr als das und ein paar Kochbananen, Papaya und Yucca scheinen sie nicht zu essen.
    Als dann am nächsten Tag das Flugzeug kam, fiel der Abschied schwer. Ich war richtig wehmütig, diese Menschen zu verlassen, die mir so viel gezeigt, mich so viel gelehrt und mir neue Gedanken geschenkt haben. Ich werde diese Erfahrung nie vergessen!

    Wenn mich jemand fragen würde, ob man das unbedingt mal bei dieser Kommune der Waorani erlebt haben müsste, wüsste ich nicht, welche Antwort ich geben würde. Ich weiß nicht mal selber, ob es gut war dort gewesen zu sein. Aus egoistische Denkweise war es natürlich für meine persönliche Entwicklung und Weiterbildung wunderbar und es war wunderbar diese Menschen kennengelernt zu haben aber ich habe das Gefühl, dass es den Waoranis nicht gut tut. Zumal es genügend aktive Waoranis gibt, die sich für ihre zu Hause, den Wald einsetzen und keinen westlichen Einfluss fordern, sondern Respekt für die grüne Lunge fordern. Die Waoranis, die wir kennenlernen durften, haben sich zwar für den Weg des Kontaktes entschlossen, sind sich aber den Konsequenzen in keinerlei Hinsicht bewusst. Ich verstehe völlig, dass wenn man einmal vom Kuchen gekostet hat, mehr davon haben möchte. Dennoch bedarf die westliche Ausrichtung und ein angehender Ecotourismus eine gute Betreuung.
    Im Grunde genommen sollte man diese Völker in Ruhe lassen und kein Geld zu ihnen tragen, es verändert alles und es trägt dazu bei, dass sie ihre Traditionen gegen die vermeintlich besseren westlichen Dinge eintauschen. Aber ohne einen Kontakt kann auch leider ihr Lebensraum nicht geschützt werden. Sie sprechen ständig von ihrer naturnahen Lebensweise und ihren Traditionen. Einerseits soll ihre Tradition durch viele, von ihnen forcierte Fotos in die Welt hinaus getragen werden und man spürt den Stolz ihrer Herkunft aber andererseits scheint bei dieser Kommune der Wert ihres Schatzes, nämlich im und vom Dschungel zu leben, verloren zu gehen. Die eigene Einstellung zu ihrem Status, hat mich doch sehr gewundert, da sie sich als arm bezeichnen und alles was man trägt, oder benutzt haben wollen. Dazu verlangen sie für alles Geld und scheinen an einer echten Interaktion nicht interessiert zu sein. Aber dann wieder doch. Schafft man es, über alle dem hinaus durch die Fassade zu dringen, erfährt man etwas über die wahren Gedanken, ihre lang reichende Geschichte und kann die eigene Sichtweise teilen. Es entstehen Verbindungen, die es sich lohnt einzugehen.

    Ich würde gern noch mehr über die Geschichte der Waoranis berichten, von den Taten der Missionare und Ölkonzerne erzählen aber dazu gibt es einen wunderbaren Artikel, den ich empfehlen möchte:

    https://dewiki.de/Lexikon/Waorani#Rückzug_…
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  • Roberto, Karina,...
    Auf dem Weg nach CuencaCuenca von obenEingang der KathedraleTraditionelle Kleidung der IndigenenInnenhof des GerichtsDie sozialen UnterschiedePaul und die HostelwuffisGrumpy CatNach der OPKraftkussiKathedraleAngekommen im Paradies

    Cuenca und der Chihuahua

    October 3, 2022 in Ecuador ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach unserem Aufenthalt im Dschungel, kehrten wir wieder in das schöne zu Hause von Karina und Roberto zurück. Sie beherbergten uns nicht nur liebevoll, sondern verstanden auch unsere Gedanken, Bedenken und Erlebnisse, da sie die Waorani kennen. Wir genossen nochmal das Einschlafen bei Gewitter, die Dschungelgeräusche und regenerierten von Magenproblemen bevor wir uns weiter Richtung Süden aufmachten. Wir wollten uns die Stadt Cuenca anschauen, die wieder auf einer Hochebene in den Anden lag. Demnach erwartete uns eine recht lange und kurvenreiche Anreise, die uns die verschiedenen Klimazonen von Ecuador zeigte. Vom humiden Dschungel fuhren wir hoch durch die Nebelwälder, schlängelten uns an den Abhängen entlang, bis wir über der Baumgrenze waren und eine Art Heidelandschaft zu sehen war. Mal verschleierten die Wolken den Blick, mal konnte man tief ins Tal hinein blicken. Vom höchsten Punkt abwärts erreichten wir dann auf 2500m Höhe Cuenca, die dritt größte Stadt Ecuadors. Wieder hatten wir eine Busfahrt hinter uns, die uns traumhafte grüne Täler und karge Höhen zeigte, wo Menschen an den mit unerklärlichsten, entlegensten Orten zustiegen und mir die Serpentinen ganz schön zu schaffen machten.
    Wir fuhren zum Hostel Bella Vista, einer Empfehlung von unseren lieben Künstlerpärchen aus Puerto López, die sich dort auch verewigt hatten. Es war direkt wieder so herzlich die Beiden zu sehen. Das farbenfrohe Hostel selbst war auch sehr passend. Betrieben von zwei Brüdern und einer Frau von den Beiden. Offensichtlich ist einer der Brüder schwul und durfte es wohl leider nie zeigen, lebt es aber in der bunten, katholischen und detailreichen Dekoration im Haus aus. Die kreative Atmosphäre zeigte sich auch in der Stadt. Wir unternahmen einen Abendspaziergang und waren ziemlich schnell von Cuenca begeistert. Schöne Kolonialgebäude und Fassaden, eine unübersehbare Kathedrale, grüne Plätze und an diesem Abend Musik und viele Menschen. Auf dem Hauptplatz wird Cumbia gespielt und wir tanzten mit den Einheimischen. Auffällig schön war an diesem Ort, dass die Obdachlosen mitten im Gewusel mit tanzten und es niemandem störte. Sie teilten sogar ihr weniges Geld mit den talentierten Musikern.
    Am nächsten Morgen gönnten wir uns ein sensationelles Frühstück im Café con Amor und waren nach dem Dschungel selig über diese leckere Abwechslung und den lieben Service. Jedoch blieb die Leichtigkeit nicht lang erhalten. Als wir zurück zum Hostel gingen, wollten wir unbedingt ein Foto von der ulkigen Haustiertruppe vom Hostel machen: ein viel zu dicker Mops, eine grimmig schauende Katze und zwei sehr aufgeregte Chihuahuas. Als Paul mit den Süßen fürs Bild posierte, sprang einer der Chihuahuas runter und prallte mit viel Geschrei auf dem Boden auf. Nach dem ersten Schockmoment stellten wir fest, dass er sich beide Vorderbeine gebrochen hatte. Er weinte und wir konnten es erst gar nicht glauben. Als ich ihn hochnahm und tröstete, sahen wir wie die Füße nur noch an den Gelenken baumelten. Ein furchtbarer Anblick. Die Besitzer kamen bei der Aufregung natürlich sofort zu uns und wir mussten von unserer Schandtat berichten. Sie machten sich, bewaffnet mit Stock und Klebeband sofort daran, einfach selfmade die Beine wieder gerade zu biegen. Zu erst konnten wir sie kaum davon abbringen, da sie der Meinung waren, dass der Tierarzt den Hund sofort einschläfern würde aber ich drängte so sehr darauf, das professionell untersuchen zu lassen, dass sie darüber nachdachten. Als wir dann meinten, dass wir als Verursacher natürlich für die Kosten aufkommen und wir den Hund zum Arzt bringen würden, willigten sie dankbar ein. Den Wuffi in eine Decke eingekuschelt liefen wir, mit dem schlechtesten Gewissen überhaupt, zum Arzt. Am Empfang begrüßte uns der netteste Tierarzt und nahm sich unserer sofort an. Juren (der Chihuahua) wurde sofort geröntgt, mit der bitteren Erkenntnis, dass wirklich beide Beine komplett durchgebrochen waren. Der Chihuahua sagte seit dem ersten Schock nichts mehr, zitterte, kuschelte sich an mich und erduldete alles ganz tapfer. Er wurde noch am gleichen Tag operiert, bekam winzige Platten und Schrauben eingesetzt und wir hofften zu tiefst, dass er das überleben würde. Die Besitzer gingen auch erstaunlich gut damit um, waren kaum böse und vielmehr dankbar über unsere schnelle Handlung. An ihrer Stelle, wäre ich richtig sauer gewesen. In so einem Fall, kam uns die hier etwas distanziertere Haltung zu Haustieren vielleicht zu Gute. Allerdings hatte der eine dann auch eingeräumt, dass er uns schon am Abend vorher sagen wollte, die Hunde auf keinen Fall hochzunehmen, es aber nicht getan hatte und uns waren die Konsequenzen einfach nicht bewusst. Das graue, kühle Wetter passte zur Stimmung und uns war nach diesem Vormittag nur nach Aufwärmen zu Mute. Da Cuenca ebenfalls von Vulkanen umgeben ist, gibt es auch heiße Quellen. Wir fuhren also mit dem Bus ins nahegelegene Baños und legten uns in die heißen Thermalbecken „Piedra del Aqua“. Wir erfuhren zwar im Nachhinein, dass diese Becken künstlich angelegt waren und es natürliche tatsächlich gibt, aber das Ambiente war ganz fantastisch und wir lernten ein nettes deutsches Reisepärchen kennen, die aus der anderen Richtung von Südamerika kamen. Sie inspirierten uns dazu, doch Argentinien zu besuchen und wir gaben ihnen Tipps für Ecuador und Kolumbien. Ein schöner kurzer Austausch mit Nadine und Flo, den wir bei einem Wiedersehen auf deren Rückweg vielleicht wiederholen können. Es ist wunderbar so flexibel zu sein und die kleinen Geheimtipps auszutauschen.
    Am Abend war unser schlechtes Gewissen immer noch so groß, dass wir uns kaum ins Hostel trauten, aber wir durften bleiben und besuchten am nächsten Tag Juren. Die OP war super verlaufen, die Kleine stand schon wieder auf vier Beinen und ich kam aus dem Staunen nicht raus, bei diesen kleinen Superhelden. Mit nun etwas Stahl bestückt, brauchte Juren Zeit zum regenerieren und bekam ihre eigene Box und Pflege in der Praxis. Wir versuchten uns mit Leckerlies wieder beliebt zu machen und hatten das Gefühl, sie freute sich über den Besuch. Erstaunlich wie tapfer diese kleinen Kerlchen sind.

    An diesem Tag unternahmen wir auch eine „Free walking Tour“ durch Cuenca, um der Stadt etwas näher zu kommen. Eine hoch motivierte junge Studentin sauste mit uns 2 Stunden durch die Stadt, sodass wir kaum Zeit hatten alles von ihr gesagte aufzunehmen oder mal an einem Ort zu verweilen. Falls es vorkommt, dass SüdamerikanerInnen sehr gut englisch sprechen, übertragen sie ihr spanisches Temperament in die Satzbildung und quatschen sich fast einen Knoten in die Zunge. Es ist daher sehr anstrengend ihnen zu folgen. Dennoch war es hoch interessant etwas über die Stadt, einzelne Bauwerke und Bräuche erzählt zu bekommen. Zum Beispiel wurde die Kathedrale mit verschiedenen Bauepochen erbaut, nur keiner kann die Grenzen so wirklich definieren. Da ohnehin keine ausgebildeten Architekten und Statiker am Werk waren, gab es auch keine Pläne und es reichte statisch nicht die zwei Glockentürme fertig zustellen. Eine heilige Statue, die auf einem Podest zwischen die Glockentürme in ca. 20m Höhe gestellt wurde, war zu schwer und die Frontfassade begann Risse zu bilden. Zwar konnte die darunter liegende Decke stabilisiert werden aber für weitere Belastungen war das Mauerwerk nicht gemacht. An diesem Ort leben auch noch Nonnen, die niemand wirklich zu Gesicht bekommt. Mitten in der Stadt haben sie ihr kleines Kloster und einen Garten, indem sie alles für sich anbauen und auch nach draußen verkaufen. Eine Kommunikation mit der Außenwelt läuft nur über eine Glocke, die man ziehen muss und ein hölzernes Drehkreuz, durch das sie ihre Sachen verkaufen, jedoch nicht zu sehen sind. Fünf unter ihnen leben mit deutlich strengeren Regeln, werden nie gesehen und tragen ausschließlich schwarz. Ein kleiner Stand am Rand des Mauerwerks verkauft nur dort den einzigartigen Saft der Nonnen, der aus vielen Blüten des Gartens besteht und alles im Körper heilen soll (und unglaublich süß ist).
    Wir sahen außerdem erfreulicherweise viel mehr queere junge Leute als in ganz Ecuador und erfuhren, dass es seit wenigen Jahren nicht mehr verboten ist und sie sich auf die Straßen trauen. Dennoch ist die politische Lage im Land katastrophal. Mehrere Präsidenten versuchen seit längerem die Lage zu verbessern (oder auch nicht) aber entweder sind sie selbst korrupt oder wollen nicht mit dem korrupten Parlament zusammen arbeiten. Viele Menschen müssen mit 2$ am Tag auskommen, da die Besteuerung von allem so hoch ist, um die immensen Schulden des Landes zu begleichen. Deshalb streiken seit einiger Zeit die Menschen des Landes und vor allem gehen die Indigenen für ihre Rechte auf die Straßen. Die turbulenten Proteste der „El Paro Nacional“ sind oft recht brutal und führen zu wochenlangen Schließungen des Landes. Für den Oktober sind neue Proteste bereits angemeldet. Das Bussystem funktioniert in diesem Land auch wunderbar, wenn es auch große Unterschiede bei den Anbietern gibt. Wir erfahren, dass die Fahrer ihre Busse selber kaufen müssen und sich erst Jahre später die Fahrten rentieren. Das erklärt allerdings auch, warum die Fahrerräume oft wie kleine Wohnzimmer aussehen.
    In Puyo ist mir auch ein Protest für die Rechte der Frauen aufgefallen. Vielleicht bewegt sich ja was im Machismus von Ecuador. Dennoch konnte ich als Frau sehen, wie Paul beim Essen gehen immer zu erst den Teller bekommen hat oder meistens er angesprochen wird. Männer haben mir eigentlich nie den Vortritt gelassen oder etwas aufgehoben, wenn mir etwas runter gefallen ist. Männer kümmern sich um sich und Frauen machen eigentlich alles andere und vor allem sauber. Es sind die kleinen Dinge, die mir auffallen und sicherlich die Großen, die das Land zerrüttet.

    Nach fünf Wochen war es dann nun endlich Zeit, Ecuador zu verlassen. Wir verabschiedeten uns vom Wuffi, von der Stadt und unseren Hostel Brüdern. Wir fuhren mit dem einzigen Bus nachts über die Grenze und erreichten diese gegen 2:00 am Morgen. Wahrscheinlich der deutscheste Ort in Ecuador, wo alles nach Vorschrift und ohne Spaß lief, aber wir bekamen unsere Stempel und reisten glücklich und übermüdet ein. Noch im Dunkeln kamen wir am Ziel in Mancora 5:00 Uhr morgens an. Wir suchten uns einen Platz am Strand und schlummerten dort noch ein wenig, bevor es zu unserem eigentlich Ziel Punta Sal ging. Nochmal 20 Minuten nordwärts am Meer entlang kamen wir mit einem Sammeltaxi bei Jerry‘s Unterkunft an. Er und sein Haus, hieß uns direkt am Strand bei strahlendem Sonnenschein und Palmen im Sand willkommen. Jerry ist ein Kontakt von einer Freundin und eine echte Hausnummer. Seine spirituelle spaßige Art und die Gespräche versprechen eine verrückte und gute Zeit hier am Meer.

    Ecuador war so ganz anders als Kolumbien. Die Menschen sind nicht so laut, brauchen etwas länger zum Auftauen und die Musik dröhnt nicht aus jedem Winkel. Dennoch sind alle sehr freundlich und empfingen uns mit offenen Armen. Die Erlebnisse der letzten 5 Wochen sind kaum zu beschreiben und so vielfältig und das macht Ecuador so besonders. Auf einer relativ kleinen Landfläche, bietet das Land unglaubliche Natur, besondere Strände, urbane Gegenden, die langweiligste Hauptstadt und abgeschiedene Landschaften. Dazu einen Dschungel, der mehr Vielfalt in Flora und Fauna hat, als Nordamerika. Ich bin sehr dankbar, für all die schönen Dinge, die passiert sind.
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  • Schönster Ort "Punta Sal"
    Jerry's Terrasse 🌴🌊☀️Die Leichtigkeit des SeinsFrühstücksortEine der tollsten Katzen, die ich je getroffen habe.Ein repräsentatives Bild für Abende mit JerryLuis und Paul"Der Körper ist nur das zu Hause der Seele"Jerry's Helferin MariaLife's a BeachGuten Morgen 🧡MassageStets gabs frische KokosmilchEine benachbarte BarTuk Tuk

    Casa de Jerry in Punta Sal

    October 10, 2022 in Peru ⋅ ☀️ 25 °C

    Wir sind nun schon seit einigen Tagen in Punta Sal, an der peruanischen Küste in Jerry‘s Haus. Eigentlich war der Plan nur 3 Tage zu bleiben, um anschließend nach Lima zu fahren, doch Pläne ändern sich. Viele Dinge an diesem Ort fühlten sich richtig gut an und es gab eigentlich keine Gründe zu gehen. Der Sand vom Strand rieselt quasi in die Küche des Hauses, Palmen umgeben das Haus, wir sahen das Meer vom Fenster aus und genossen diesen sonnigen Ort. Fast jeden Tag schauten Buckelwale vorbei und die Sonnenuntergänge waren fantastisch. Zu all der Leichtigkeit des Seins war da noch Jerry. Er ist der erste Strandshamane, den wir kennenlernen und eine echte Hausnummer. Mit seinem Einverständnis blieben wir erstmal auf unbestimmte Zeit und lernten uns näher kennen. Der Ort fühlte sich irgendwie wie ein zu Hause an und unsere kleine Dreier-WG war ein lustiges Match. Jerry redet viel und ausgiebig aber er hat eben auch einiges zu erzählen. Nach einigen Tagen dachte man, er hat schon 7 Leben gelebt. Mit seinen 66 hat er bereits 30 Jahre in den Staaten gelebt, war Oberkellner in den angesagtesten Restaurants, hat als Taxifahrer die High Society rumgefahren, 2 Millionen Dollar an Frauen, Drogen und Spielkonsum verloren, ist 6 Mal im Knast gewesen, hat mit der Band Santana abgehangen und hat seine Gabe, Menschen heilen zu können nicht nur professionalisiert, sondern sich auch selbst damit therapiert. Durch seine vielen Jahre im Ausland spricht er auch lieber englisch als spanisch, jedoch ist bei der Schnelligkeit des Sprechens und gleichzeitigem Nuschelns oft nur Bahnhof zu verstehen. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass er eine völlig andere Sprache mit seinen Freunden spricht und es eher wie Waorani klang, als español. Leider sprechen die Peruaner allgemein bisher viel unverständlicheres Spanisch und ich verstehe wenig. Jerry‘s Lieblingssätze sind „That son of a bitch“, „Concha su madre“ und „Rock‘n‘Roll motherfucker“. Letzteres war lange Zeit sein Lebensmotto und gehört stark zu seiner Identität, sodass gern mal am Morgen eine Line Koks gezogen und am Nachmittag der Joint angezündet wird. Weitere Zaubermittelchen aus dem Dschungel stehen griffbereit neben seinem Bett. Aber er ist auch durch sehr harte Zeiten gegangen, hat viele Menschen verletzt und verloren, war in verschiedenen Einrichtungen und weiß seinen Konsum meistens zu regulieren. Dafür hat die Spiritualität in seinem Leben auch einen viel zu großen Platz eingenommen. Durch seine Erfahrung mit vielen Menschen gearbeitet zu haben und seine sehr sensible Art, kann er sie auch gut lesen und ihnen, bei eigenem Wunsch, auch helfen. Er kennt hier jeden im Dorf und jeder kennt ihn. Ich vermute, dass ihn auch viele für einen Spinner halten aber einige vertrauen auch seinen Heilkünsten, lassen sich reinigen, die Karten vortragen oder massieren. Da Peruaner ohnehin sehr religiös und abergläubisch sind, waren seine Gaben von StrandbesucherIn hier und da gefragt. Das führt bei ihm alles auch zu einer großen Unruhe, einem ständig besorgten Kopf und dem Drang alles kontrollieren zu wollen. Gerade wenn nachts um 3:00 welche mit Depression aus Belgien anrufen. Nach der ersten Nacht fragten wir uns daher, ob wir bleiben sollten, denn irgendetwas stimmte im Haus nicht. Einerseits wohnte zusätzlich ein Italiener bei ihm, der versuchte von seiner Kokainsucht los zu kommen und dem man nur durch starkes Husten und Wutanfälle wahrnahm. Anderseits saugte unter anderen ein junges Mädchen Jerry’s Energie und hinterließ viel Ärger bei ihm. Als wir am zweiten Abend zusammen saßen, war er so erschöpft und ausgelaugt, dass ich ihn versuchte mit meinen Worten zu beruhigen und einfach seine Hand hielt. Daraufhin schlief er ein und wachte erst am nächsten Tag nach dem Mittag wieder auf. Er wirkte wie ausgewechselt und viel präsenter als die Tage zuvor, man verstand ihn besser und er scherzte fröhlich vor sich hin. Seitdem ist er auch davon überzeugt, dass ich heilende Hände und eine Gabe hätte, die er gern hervor holen würde.

    In seiner Abwesenheit verschwand auch der Italiener und die Atmosphäre verändere sich zum Positiven. Zudem kamen drei französische Studentinnen zum Haus, um nach Jerry’s energetischer Massage zu fragen. Da dieser jedoch schlief, boten wir kurzer Hand unsere Dienste an, machten die Drei glücklich und verschafften uns für fast 3 Nächte die Kosten für die Übernachtung. So wuchs bei uns die Idee, Jerry generell zu helfen, etwas Geld zu verdienen und erstmal an diesem Ort zu bleiben. Bei Jerry wuchs wohl der Gedanke, ich könnte ihn heilen. Tja auch Shamanen brauchen mal eine Schulter zum Anlehnen und jemanden, der ihnen zu hört. Gesagt getan, wir entwickelten uns zu Volontären und halfen ihm bei allem was anstand. Zudem traf ich mich regelmäßig mit ihm in seinen heiligen Wänden, massierte seine Schmerzen weg und versuchte etwas durch seine harte Schale zu dringen.

    Am dritten Tag kamen drei Limeños (aus Lima kommende Menschen), Mitte 20, zur Unterkunft, um ein wenig den aktuell einzig sonnigen Strandabschnitt an der peruanischen Küste zu genießen. Im Winter halten sich nämlich die Wolken ganz hartnäckig an der Küste und hüllen alles über Monate in Grau. Sebastian, Ara und Kid genossen ebenso den traumhaften Ort wie wir und ließen sich allmählich von der guten Laune der Dreier-WG anstecken. Erst brachten sie kein Wort heraus aber eines Abends setzten sie sich zu uns und gerade Ara war sehr neugierig, etwas von einer anderen Welt zu erfahren und ihr Englisch zu üben. Für uns war es wiederum auch höchst spannend, von jungen Menschen zu erfahren, was so in Peru geht, wie sie leben und ihre Beziehung führen. Dadurch, dass sie meistens bis zur Hochzeit noch zu Hause wohnen, gibt es für Pärchen so gut wie keine Privatsphäre. Reisen geht aufgrund des geringen Budgets nur bedingt und Romantik wird ohnehin nicht sehr groß geschrieben. Wir sehen leider selten welche, die sich küssen oder umarmen. In Lima bleiben viele einfach nur zu Hause bei der Familie, man geht wenig auf die Straße, teilweise gar nicht zum Strand. Die Menschen scheinen in diesem Land auch sehr ängstlich und das wird noch durch eine dauerhaft instabile und korrupte Regierung gefördert. Schon mit ca. 16 schließen die jungen Leute ihre Schule ab. Die öffentlichen Schulen bieten leider nur eine mangelnde Bildung an und die privaten kann sich keiner leisten. Viele gehen dann also erstmal arbeiten, weil sie noch gar nicht wissen, was sie eigentlich mal werden möchten.

    Wir sahen also Gäste kommen und gehen, mit einigen kamen wir ins Gespräch, mit anderen eher weniger. Da Jerry’s Haus direkt am Strand liegt, kamen viele an, um auf die Toilette zu gehen. Daraus entwickelte sich ein kleines Geschäft und wir wurden am Gewinn beteiligt. Meistens übernahm Paul die Erklärungen, die Abrechnung und die Geduld, die wartende Meute bei Laune zu halten. Mir wurde wieder bewusst, warum ich nach 10 Jahren Arbeit in der Gastronomie, diesen Job nicht mehr machen wollte: man erzählt tausend mal das gleiche am Tag, muss die Leute manchmal in die Toilette schupsen, damit sie sie finden (obwohl diverse Schilder auf Sichthöhe aufgehangen sind), sieht all das schlechte Benehmen vom Menschen und muss dabei immer schön lächeln. Aber das paradiesische Umfeld machte vieles wett und dass wir am Gewinn beteiligt wurden, ist auch nicht die Regel. Jerry ist ein Lebemensch, der in vielen Branchen und teilweise mit einer Menge Geld gearbeitet hat. Er kann nur schwer Aufgaben abgeben und die bunten Scheine spielen eine allzu große Rolle in seinem Leben. Oft spricht er davon, wie viel Geld er wo erworben hat, wie gut er verhandeln kann und welche Deals er gemacht hat. Wir konnten beobachten, wie alles über Kontakte läuft und wie er mit jedem verhandelt. Es heißt, dass PeruanerInnen immer lügen, sich gegenseitig bescheißen und gerne mit Geld protzen. Auch das spüren wir bei unseren Verhandlungen mit Jerry, der jeden Tag seine Konditionen änderte, uns auf einmal an den Strom- und Wasserkosten beteiligte oder uns dann doch von unserem Geld einkaufen gehen ließ, obwohl er das machen wollte. Es war interessant in dieses System einzusteigen, mit der Konsequenz am Feilschen und Tricksen selber teilzunehmen.

    Über mehrere Tage waren auch gute Freunde von ihm da. Sie kochten und aßen gefühlt die ganze Zeit. Gleich am Anfang luden sie uns ein und wir durften in den Genuss des Essens vom Feinschmecker-Papa kommen. Am nächsten Tag kredenzten wir Pancakes für alle und waren froh, über solch liebe Gäste. Immer mal wieder tauschten wir Köstlichkeiten und ich fand es höchst interessant mal eine peruanische Familie, bestehend aus Mama, Papa, 3 Kindern und einer Omi, zu beobachten. Das Kleinste war gerade mal 3 Monate alt, um das sich die Frauen kümmerten. Selten sah ich den Papa mal das Kind halten. Der Mittlere, Luis 8 Jahre alt, hat mich völlig begeistert. Ein ganz schlauer, aufgeweckter Junge, dessen Neugierde grenzenlos schien. Gern hätte ich mich mehr mit ihm unterhalten und war neidisch auf den Austausch, den Paul mit ihm hatte. Die zwei waren beim Spielen und Erklären aber auch einfach zauberhaft miteinander. Die Größte steckt mitten in der Pubertät, hing nur am Handy, spielte Spiele und hielt den Strandurlaub aus. Die Omi schien die ruhige Seele in der Runde, die ihr kleinstes Enkelkind anhimmelte. Die Mama war bekanntermaßen sehr schüchtern und leise. Ihr Mann fragte mich nach einer Massage für sie, was ich ihr natürlich gern schenkte. Ich merkte wie verspannt so einer Mama sein kann aber auch, wie unterschiedlich es ist EuropäerIn und Latinas zu massieren. Leider sind die Frauen hier lange nicht so geübt in Berührungen, wie ich das von zu Hause kenne. Eines morgens stellte sich außerdem heraus, dass die Mama weder das Hakenkreuz kannte, noch Adolf Hitler. Luis kam mit einer geschenkten Kette an, die das Hakenkreuz eingraviert hatte. Paul versuchte ihm sofort zu erklären, was das für ein Symbol ist und dass man das auf keinen Fall verherrlichen sollte. Unwissend darüber aber feinfühlig genug, legte er sofort die Kette ab und war sich wohl, nach der Erklärung, über die Bedeutung bewusst. Als die Mama dazu kam, sah sie auch unser Entsetzten aber hatte keine Ahnung warum und war sich dieser Geschichte in keinem Fall bewusst. Das hat mich doch sehr schockiert. Der Vater hatte sein Spaß mit Jerry und dem Jungen, kochte mit Leidenschaft aber vermied die unangenehme Arbeit (Abwaschen, Putzen, Windeln wechseln etc.). Ich weiß nicht, ob sie als Sinnbild für Peru stehen können, aber ich könnte es mir vorstellen. Bemerkenswert ist aber dennoch, dass er überhaupt kocht, da peruanische Männer eher selten am Herd stehen, wie mir Paul berichten konnte.

    Während die Tage vergingen versuchte ich in vielen Sitzungen, Jerry’s Rücken zu heilen. Oft schlief er ein, oder wir kamen ins Gespräch. Es entwickelte sich eine eigene Dynamik zwischen uns Zweien, in der ich eher die Therapeutin war und einfach zu hörte. Offensichtlich fiel es ihm leicht, sich mir zu öffnen, er weinte oft und erzählte Geschichten von früher. So auch, dass er eigentlich Gerardo heißt aber das niemand in den USA aussprechen konnte und ihn Jerry tauften. Jerry ist allerdings ziemlich arrogant, hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen, macht sein Business, unterbricht einem beim Sprechen, will dass man sofort springt wenn er ruft, hat meistens unerträgliche Launen, konsumiert zu viele Drogen und hat eine ganz harte Schale. Durch sein Öffnen mir gegenüber ist ihm jedoch aufgefallen, dass er so gar nicht sein möchte und gern den alten Gerardo zeigen will. Eine harte Aufgabe in diesem Alter, zumal wenn man sich ein Leben lang in seinem Panzer geschützt hat, um nicht verletzt zu werden. Wir haben hier wirklich einiges durch mit Jerry, teilweise liefen die Szenerien wie im Film ab, dann mussten wir auch mal abends ausgehen, um eine Pause von ihm zu bekommen, dann war es wieder tierisch lustig abends zusammen zu sitzen. Er hat Paul und mich an unsere Grenzen gebracht und manchmal hab ich mich gefragt, wie viel Energie er mir eigentlich saugt. Aber er hat auch viele Weisheiten zu teilen, ein großes Herz, viel Fürsorge und gute Ratschläge gegeben. Wir sind sicher aus einem bestimmten Grund zusammen gekommen und die Begegnung ist eine große Bereicherung für unsere Reise. Unser letzter Tag hat diese gemeinsame Zeit noch abgerundet. Alles war im Sonntagsmodus, die Sonne schien, wir arbeiteten ein wenig, ich verewigte uns an einer Hauswand und Jerry bekam Besuch von ganz alten Freunden und war in Feierstimmung. Nachdem alle Zimmer geputzt waren und sind wir zum Strand, um uns zu verabschieden. Die Sonne wärmte nochmal die Haut, das Meer rauschte und der Wind wehte über die goldenen Härchen auf den Armen. Später konnte sich Paul noch einen Wunsch erfüllen und einmal mit einem TukTuk fahren. Die kleinen Motortaxis fahren und hupen hier überall rum und es machte viel Spaß einfach mal ein bisschen durch die Straßen zu heizen. Wir sagten unserem Lieblingsdamen beim Minimarkt tschüss, kauften für das Abendbrot ein und genossen zusammen mit Jerry den selbst gemachten Pina Colada bei Pasta mit Kochbananen. Trotz, dass das Hostel wieder voll mit alten Freunden war, blieb er (wie eigentlich all die anderen Tage auch) wie ein Magnet bei uns, erzählte uns alte Geschichten und wir lachten viel miteinander. Ich glaube, dass wir ihn nicht verurteilt und ernst genommen haben, hat ihm richtig gut getan. Nach ein zwei Drinks liefen wir nochmal zum Meer, ob nicht doch etwas leuchtendes Plankton zu sehen ist. Viele Abende vorher versprach Jerry immer wieder das Leuchten zu sehen aber es war immer nur dunkel, mit unserer Vermutung er sieht diese Dinge vielleicht in irgendeiner anderen Welt. Aber als ob wir zum Schluss das all-inklusive Paket serviert bekommen haben, sagte auch das Meer Auf Wiedersehen zu uns. In den Wellen tummelten sich hier und da kleine leuchtende Wesen und wurden an den Strand gespült. Wir waren so aufgeregt, dass wir die Klamotten von uns schmissen und rein rannten. Durch Bewegungen im Wasser waren die Punkte überall zu sehen. Ein spektakuläres Naturwunder. Was für ein Abschied 🧡🌊

    Nach 2 Wochen war es dann aber doch Zeit wieder aufzubrechen. War der Ort ein Paradies, mit sehr wenig Internetzugang und versprach Meer, Sonnenuntergänge und das zeitlose Leben, war es mit Jerry doch sehr speziell. Ich möchte es auf keinen Fall missen aber wir wollen hier ja keine Wurzeln schlagen und Südamerika hält noch so viel für uns bereit. Also vamos ☺️
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  • Familienglück in Lamas (Gastbeitrag)

    October 23, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 27 °C

    Für diesen Beitrag hat sich Paul die Mühe gemacht, unsere schönen Erlebnisse zusammenzufassen:

    Seit meiner ersten Südamerika-Reise im Jahr 2014 bin ich von diesem Kontinent fasziniert - vom stetigen Rhythmus auf den Straßen, von der Herzlichkeit der EinwohnerInnen, von der unfassbar vielfältigen Natur und den scheinbar unendlichen Weiten. Letzteres wurde uns einmal mehr bei der Anreise zu unserem nächsten Ziel bewusst. Vom Küsten-Paradies Punta Sal bis zum Dschungel-Dorf Lamas, welches ebenfalls im Norden Perus liegt, sind es knapp 1.000(!) km. Aber was tut man nicht alles, um alte Bekannte wiederzutreffen.

    Der alte Bekannte heißt Alex, ist ein 32-jähriger Franzose, der seit über 10 Jahren in Peru lebt und fast genauso lang eine wunderschöne Peruanerin, namens Lily, an seiner Seite hat. Als ich vor fünf Jahren im peruanischen Dschungel war, durfte ich nicht nur seine zauberhafte Familie kennenlernen, sondern auch eine einzigartige, spirituelle Erfahrung machen (bei Interesse teile ich Details dazu gern persönlich). Alex nannte sich damals noch Schamane und bot gemeinsam mit zwei peruanischen Schamanen spirituelle Zeremonien mit heiligen Dschungel-Substanzen wie z.B. Ayahuasca an.

    Aber die Jahre sind vergangen und nicht zuletzt durch die Pandemie hat sich in Alex' Leben einiges verändert. Er arbeitet nicht mehr als Schamane, litt zwischenzeitlich an schweren Depressionen und zog mit der Familie für eine Weile in die Nähe von Cusco, im Süden von Peru. Als ich ihn kennenlernte wohnte er noch in Iquitos, eine der abgelegensten und verrücktesten Städte der Welt. Trotz der turbulenten letzten Jahre, stellt Alex uns in Aussicht seine Schamanen-Skills zu reaktivieren und eine Zeremonie mit uns abzuhalten. Wir sind neugierig und ich freue mich auf das Wiedersehen.

    Alex' neuer Wohnsitz ist Lamas und nach zwei langen, anstrengenden Busfahrten, einem Zwischenstopp in Piura und über 22 Stunden Reisezeit sind wir endlich da. Obwohl Alex und seine Familie erst seit zwei Wochen in ihrem neuen Mietshaus wohnen, werden wir mit offenen Armen empfangen. Wir Europäer würden sagen, dass sich das Haus noch im Rohbau befindet, aber in Südamerika scheinen die meisten Leute ein Haus zu beziehen, sobald ein Dach drauf ist. Trotz der kurzen Zeit seit dem Umzug der Familie und obwohl nur wenige selbstgebaute Möbel im Haus vorhanden sind, bekommen wir ein eigenes Zimmer mit Matratze und sogar ein eigenes Bad - ein gutes Beispiel für die peruanische Gastfreundlichkeit.

    Im Vergleich zu meinem Besuch vor fünf Jahren ist die Familie deutlich gewachsen. Die Eltern Alex und Lily haben nun bereits drei Kinder: Theo, Lian und ganz frisch Leia (2 Monate jung). Auch Lilys Schwester Pilar wohnt mit im Haus und kümmert sich als Tante sehr liebevoll um die Kinder. Wir werden herzlichst empfangen und mit einem frischen Kaffee und einem ersten 'almuerzo' gestärkt.

    Am Nachmittag des ersten Tages, lassen wir die Familie allein und unternehmen einen Spaziergang durch das Dorf. Lamas liegt auf einer Hochebene auf 814m und wird umgeben von saftig grünen Dschungel-Hügeln. Das Dorf ist sehr beschaulich, die Häuser haben kaum mehr als zwei Etagen und viele Haustüren stehen offen. Fast alle BewohnerInnen grüßen freundlich und die Sonne rückt die bunten Wandbemalungen in das richtige Licht.
    Sinnbildlich für die friedlich-beschwingte Atmosphäre dreht rund um den Hauptplatz ein Eismann seine Runden. Aus dem Lautsprecher seines quietsch gelben Tuktuk-ähnlichen Gefährts schallt die Melodie von "Don't Worry, Be Happy". Wir fragen uns, ob er diese Melodie wohl jeden Tag spielt und ob die BewohnerInnen auch beim zigsten Hören ihre gute Laune behalten, sind aber optimistisch, dass dem so ist. Wir besuchen eine merkwürdige moderne Burg, die einige (vorallem peruanische) Touristen anlockt und entspannen uns anschließend bei Kaffee und Kuchen. Ein pittoresker Sonnenuntergang und ein gemeinsames Abendessen mit der Familie runden den ersten Tag ab.

    Am nächsten Tag begeben wir uns mit Alex auf eine kleine Dschungel-Expedition. Was als kurze Wanderung zu einem touristisch unerschlossenem Wasserfall beginnt, entpuppt sich bald als kleine Survival-Tour. Da irgendwann kein Pfad mehr zu finden ist, schlagen wir uns querfeldein durch das dichte, teils heimtückiche Dschungel-Dickicht. Zahlreiche Sträucher und Bäume geben uns mit ihren spitzen Nadeln zu verstehen, dass wir doch besser umkehren sollten. Aber nicht mit uns. Zusammen mit dem französischen Tarzan und meinem stets optimistischen Glücksbärchen (Nastasia) schlage ich mich in Indiana Jones-Manier durch die wehrhafte Pflanzenwelt. Damit keine Langeweile aufkommt, zieht natürlich noch ein ordentlicher Regenschauer auf und sorgt dafür, dass wir bis auf die Zehenspitzen durchnässt werden. Relativ orientierungslos und nur mit spärlichem Handy-Signal ausgerüstet, folgen wir unseren Instinkten. Wenn wir immer weiter dem Flusslauf folgen, wird der erhoffte Wasserfall schon auftauchen. Denken wir … Nach über 3 Stunden Schlammschlacht finden wir wenigstens eine Lichtung. Der Regen verschwindet wie auf Knopfdruck und wir lassen uns nieder, um unser mitgebrachtes Proviant zu verzehren. Wir genießen Tamales, Oliven, Reis und Bananen und lachen über das ungeplante Abenteuer. Den Wasserfall finden wir auch danach nicht, aber zumindest einen Pfad der den Rückweg zu unserem Tuktuk deutlich erleichtert. Von einigen Schrammen und dutzenden Moskito-Stichen gezeichnet, fahren wir zurück nach Hause. Dort angekommen muss Alex seiner Familie beichten, dass er auch bei seinem zweiten Versuch, den (offenbar gut versteckten) Wasserfall nicht gefunden hat. Die Kinder lachen und wir erklären Alex das deutsche Sprichwort "Alle guten Dinge sind Drei".

    Die Tage in Lamas vergehen und obwohl wir noch immer auf die Lieferung der heiligen Dschungel-Substanzen für unsere Zeremonie warten, wird uns nicht langweilig. Wir feiern Lilys Geburtstag, helfen Alex beim Möbelbauen und werden immer wärmer mit Lily, Pilar und den Kindern. In zahlreichen Gesprächen tauschen wir uns auf Englisch und Spanisch aus, u.a. über kulturelle Unterschiede, aber auch unsere Vergangenheit und Erziehung. Dabei wird deutlich, dass Lily und Pilar ein ganz schönes "Päckchen" zu tragen haben. Ihr Vater war/ist starker Alkoholiker und benannte seine Kinder nach kommunistischen Führern. Ihre Brüder heißen Stalin,Lenin und Fidel…
    Die Schwestern haben heftige Traumata aus ihrer Kindheit mitgenommen und sind dadurch sehr vorsichtig geworden. Vor allem in Bezug auf Männer. Wie schon bei unserem letzten Stop zeigt sich die Gabe von Nastasia, dass sich Menschen in ihrer Gegenwart öffnen können und sehr intime Geschichten erzählen. Immer wieder entsteht ein reger Austausch, der für beide Seiten sehr bereichernd ist. Am Abend von Lilys Geburtstag stellen Alex und ich spontan eine kleine Show auf die Beine. Während er im TukTuk sitzend auf seiner Gitarre jamt, schwinge ich meinen Feuerstab und zusammen bringen wir die Kinderaugen zum Leuchten.

    Als am vierten Tag klar wird, dass sich die Lieferung der Dschungel-Substanzen weiter verzögert, ändern wir unsere Pläne. Statt den Sonntag mit einer spirituellen San Pedro-Zeremonie zu verbringen, organisieren wir einen Ausflug mit der ganzen Familie. Mit zwei Tuktuks fahren wir endlich doch zu einem Wasserfall. Die 'Cascada de Chapawanki' scheint zwar touristischer, dafür aber auch deutlich leichter zu erreichen. Als wir ankommen, eröffnet sich uns ein wundervoller, artenreicher und im Gegensatz zur Survival-Tour gut begehbarer Regenwald. Wir wandern zu einem Wasserfall, der Bilderbuch-artig einen Pool formt, in dem auch kleine Kinder stehen können. Die Sonne scheint und bittet uns förmlich ins ziemlich kühle Nass zu springen. Wir planschen, kreischen, lachen und schießen wunderschöne Fotos. Die Emotionen schwappen über und wir fühlen uns, als wären wir Teil der Familie. Am Abend kochen wir zusammen und schwelgen in den Erinnerungen des Tages. Nastasia und ich haben schließlich nicht das Gefühl etwas (eine spirituelle Zeremonie) verpasst zu haben. Im Gegenteil, schöner hätte der Aufenthalt bei Alex' Familie nicht enden können.

    Bevor wir uns am nächsten Morgen verabschieden, machen wir noch ein Gruppenfoto. Auch das süße Kitten namens Bamboo und das freilaufende Garten-Hühnchen, welches die Nähe von Menschen sehr genießt, ist mit dabei. Wir drücken alle so doll es geht und bedanken uns für die tolle Zeit. Wir bleiben zutiefst beeindruckt, wie herzlich wir in Lamas aufgenommen wurden und wie schnell uns Alex' Famile ans Herz gewachsen ist. Mit wundervollen Erinnerungen und Fotos im Gepäck geht es dann los zur nächsten Station. Auf zum Titicacasee!
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  • Titicacasee - Hola Bolivien

    October 28, 2022 in Bolivia ⋅ ⛅ 12 °C

    Unsere wunderbaren Begegnungen am Meer und im Dschungel von Peru hatten uns dazu verleitet, etwas zu bummeln. Ein wunderbarer Zustand, an Orten verweilen zu können! Es gab allerdings noch einige Stationen in Peru, die wir sehen wollten und dann war die Zeit schon so voran geschritten, dass wir uns überlegen mussten, wie wir weiter reisen möchten. Es lagen noch mehrere Tausendkilometer bis zum Süden von Peru vor uns und wir wollen noch 3 Länder bereisen. Am Ende war es dann klar, dass wir uns entscheiden und einen Sprung machen müssen. Also entschieden wir uns, an den Titicacasee zu fliegen. Es gab eine Verbindung von Tarapoto nach Juliaca, die uns sehr weit gebracht hätte. Da wir nicht mit unserer deutschen VISA Karte online buchen konnten, blieb uns nur die Möglichkeit an den Flughafen in Tarapoto zu fahren und spontan einen Flug zu erfragen.

    Alex brachte uns also am Montagmorgen zur nahe gelegenen Stadt Tarapoto und wir versuchten am Flughafen unser Glück. Man sagte uns, dass man beim Tresen, bei dem man die Koffer einfolien lassen kann, auch nach Tickets fragen könnte. Der dort arbeitende Jungspunt „Pool“ war sofort zur Stelle und fragte Tickets per WhatsApp Kontakt an. Es gab keine Direktverbindung zum Titicacasee, aber es war wohl möglich über Lima zu fliegen. Nach etwas hin und her, warten, erneutem Nachfragen, schien es tatsächlich noch zwei Plätze zu geben und eine Frau auf der anderen Seite des WhatsApp Chats buchte für uns Tickets. Wir sollten die Tickets bar bezahlen, also lief Paul zum Automaten und kam mit einigen Scheinen wieder. Pool hielt es für keine gute Idee, das Geld in der Wartehalle vom Flughafen zu übergeben und verschwand mit Paul auf der Toilette. Gefühlt wartete ich sehr lange auf die Jungs und fragte mich, was da wohl auf dem stillen Örtchen von statten ging. Am Ende hatte die Übergabe geklappt und die Tickets wurden auch mit den richtigen Daten versehen, die die beiden auf der Toilette noch geprüft hatten. Pool half uns dann noch mit dem Gepäck und beim Einchecken. Der Flug sollte nur eine Stunde später nach Lima gehen und wir warteten voller Spannung in der Empfangshalle. Es war verrückt, wie unkompliziert man einen Flug buchen kann und wie das hier in Lateinamerika so laufen kann. Natürlich hatte der Flug Verspätung und es schien, als ob wir den Anschlussflug nicht bekommen würden aber blieben optimistisch überhaupt schneller gen Süden voranzukommen. Am Ende hatte alles geklappt und wir kamen zum Sonnenuntergang am Titicacasee an. Knapp 5 Tage Reisezeit, mindestens 4 lange Busfahrten und mehrere Hostelübernachtungen hatten wir uns mit diesem Sprung durch nur ein Land erspart, auch wenn es mir nicht recht ist zu fliegen. Jedoch bezweifle ich mittlerweile irgendwie auch, dass das Busfahren hier so viel ökologischer ist, wenn man sieht wie viel und wie stark die Abgase schwarz aus den Rohren gepustet kommen. Wir waren jedenfalls glücklich über unsere Ankunft nahe der Grenze zu Bolivien, dass es unsere Rucksäcke auch geschafft hatten und wir schwups auf knapp 4000m waren. Die Höhe haute mich dann jedoch mit einem Schlag um. Wenn man auf einmal über 3000m höher ist, dann gibt der Körper eindeutige Signale: kribbeln in den Gliedern, schnelles Atmen, Schwindel und ganz schön Druck auf dem Kopf. Es war klar, dass wir uns erstmal akklimatisieren mussten und so suchten wir uns eine Stadt weiter, in Puno, eine Bleibe. Am nächsten Morgen besuchten wir bei bestem Wetter den Titicacasee, der sich im schönsten blau zeigte. Langsam schlenderten wir durch die Stadt, erkundigten uns wie wir nach Bolivien fahren könnten und schlichen in Mopsgeschwindigkeit auf die Aussichtsplattform. Selbst das Schuhezubinden war an diesem Tag anstrengend. Jedoch hat sich der Blick auf den See und die umliegenden Berge, trotz des kräftezehrenden Aufstiegs sehr gelohnt. Die Stadt an sich ist sehr hässlich aber wir konnten ein paar schöne Stadtszenen einfangen, ich durfte einen riesen Adler auf dem Arm halten und so war es für einen Zwischenstopp ganz ok.

    Es zog uns ohnehin weiter auf die bolivianische Seite vom Titicacasee, um auf die Insel „Isla del Sol“ zu fahren. Es ging also sehr früh los mit dem Bus Richtung Grenze, die ganz einfach zu passieren war, weiter nach Copacabana. Auch in Bolivien hat sich ein Örtchen so benannt ☺️ Wenig später saßen wir im Bötchen und tuckerten bei herrlichem Sonnenschein der Insel entgegen. Ich war irre gespannt auf das neue Land, das wohl das ärmste in Südamerika ist, welches durch einige Kriege viel Land verloren hat und letztendlich im Salpeter-Krieg mit Chile 1883 auch noch den Meerzugang einbüßen musste. In Bolivien kann man alle Klimazonen vorfinden und viel Artenreichtum erkunden. Durch eine hohe Anzahl an Indigenen und wenig Zuwanderung soll es seine Ursprünglichkeit beibehalten haben und so spricht man Spanisch, Quechua und Aymara.

    Nun saßen wir also im Boot auf dem Titicacasee, knapp 4000m über dem Meeresspiegel, auf einem der größten Seen in dieser Höhe und ich bestaunte die Natur und das klare Wasser. Es kam mir vor, als wären wir auf einem Meer, umgeben von niedrigen Hügeln, wenn da nicht am Horizont hier und da schneebedeckte 6000m hohe Gipfel aufgetaucht wären. Ich vergegenwärtigte mir, wo wir gerade waren und war zu tiefst dankbar. Die Insel selbst wird von Aymaren bewohnt, die sich durch Kartoffel-, Mais- und Quinoaernte selbst versorgen können. Es gibt unheimlich viele Tiere, die die Inselvegetation auf Hufhöhe halten und nur wenig Eukalyptusbäume die Chance haben zu wachsen. Seit einigen Jahren bringen die vielen Touris Geld mit auf die Insel, sodass sich einige Hostels auf der Südseite angesiedelt haben. So kann man auf den Hügeln Pizza bei Sonnenuntergang und Frühstück bei Sonnenaufgang genießen. Auf der Insel selbst sind Hügel, die über 4000m hoch sind und wir suchten uns, ab von der Hostelhochburg, auf so einem eine schöne Bleibe. Bei der dünnen Luft kam man nur sehr langsam voran und wir drehten nur eine kleine Runde, um die Ausblicke aufsaugen zu können. Da Paul schon mal auf der Insel war, wusste er wie besonders dieser Ort ist und wollte ihn mir genau deshalb auch zeigen. Schon am ersten Abend wurde klar, wie traumhaft diese kleine Insel ist. Die Farbe des Wassers, die einzigartige Lage der Insel, die besondere Wärme der Sonne, die Stille des Ortes und den weiten Blick über den See bis hin zu den Andengipfeln war magisch. Dazu färbte sich der Himmel zum Sonnenuntergang in Lilatönen und wir konnten nur da sitzen, die Ruhe aufsaugen und staunen. So einen Himmel hatte ich noch nicht erlebt.
    Aus unserem kleinen und einfachen Zimmer hatten wir auch am Morgen einen wunderbaren Blick auf den See. Wir genossen unser Frühstück auf einer Sonnenterrasse und fühlten uns wie die glücklichsten Menschen der Welt. Unser Ziel war es, bis in den Norden zu laufen, um dort die zweite Nacht zu verbringen. Auf den knapp 9km kamen wir nur sehr langsam voran. Zum einen glich das Wandern in so einer Höhe eher langsamen Gehen und zum anderen bekamen alle Tiere am Wegesrand eine Kuscheleinheit. Hauptverkehrsmittel auf der Insel ist der Esel und steht demnach an jeder Ecke. Aber auch Schweine, Schafe und Kühe ließen es sich an den Stränden gut gehen. Die einzigen Geräusche, die man also wahrnahm, waren die von Tieren. Mich beeindruckten die Bewohner, die stetig die Berge rauf und runter laufen , schwere Sachen auf dem Rücken tragen, sich selbst versorgen und der stetigen Sonne ausgesetzt sind.
    An einer der Strände machten wir eine kleine Pause, eigentlich um etwas zu essen aber dann entdeckten wir die Holzstege. Erinnert an einen schönen Moment in Montenegro, bei dem wir nackt in die Bucht von Kotor gesprungen sind, hatten wir beide den selben Gedanken. Wir bereiteten die Kamera vor und uns selbst, in dem Wissen wohl gleich in sehr kaltes Wasser zu springen. Vorbei laufende Kinder merkten, dass wir da auf dem Steg etwas vorhatten und setzen sich sehr nah dazu und beobachteten sehr genau, was wir da taten. Etwas unsicher, ob wir unser Vorhaben so umsetzen könnten, wickelten wir uns in die Handtücher und rannten dann einfach los und sprangen rein. Es war viel kälter als gedacht, ich schrie, mein Herz hüpfte und musste wirklich einiges aushalten: die Höhe und 10 Grad Wassertemperatur. Aber wann kann man schon mal in den Titicacasee springen? Das sorgte natürlich für Aufsehen und die Kinder mehrten sich, waren an allem interessiert, was wir dabei und an hatten. Wir schossen noch ein paar witzige Fotos, verschenkten unser Anden-Popcorn und machten uns vom Acker, sonst wären sie noch in unsere Rucksäcke gekrochen 😁 Ein wunderbar elektrisierendes Erlebnis.
    Wir fanden auch im nächsten, sehr ursprünglichen Ort eine kleine Bleibe. Der davor liegende Strand war ein Tümmelplatz für Schweine und Kühe, die so traumhaft in die Inselsilhouette gepasst haben. Nach einer frischen Forelle aus dem See, waren wir irre froh, abends die Körper ausruhen zu können. Vom Fenster konnten wir ein Gewitter über den Andengipfeln beobachten, der See lag ganz ruhig davor und wir schliefen selig ein.
    Wir konnten am nächsten Morgen direkt vom Strand aus mit dem Boot zurück zum Festland fahren. Auch das Boot tuckerte mit den geringsten Knoten gen Copacabana und alles war völligste entschleunigt. Ein mitfahrender Reiseleiter erzählte uns noch einiges über die Insel und wie die Inkas hier früher gelebt haben. Es soll wohl auch eine Menge Gold auf der Insel gegeben haben, die die Inkas, vor der wissentlichen Eroberung der Spanier, in den See geworfen haben. Da dieser auch mit knapp 400m sehr tief ist, liegt ein guter Teil davon wohl immer noch da. Wir kamen irgendwann an der Küste an und entschlossen uns kurzerhand, direkt nach La Paz weiter zu fahren, da dies unser nächster geplanter Stop war. Wir bekamen auch direkt einen Bus und kamen abends in La Paz an.

    Das Flair der Insel, die Vogel- und Tiergeräusche, der majestätische See, die Ruhe und hochgradig liebevollen Menschen werden für immer in meinen Erinnerungen bleiben. Der Aufenthalt auf der Isla der Sol war wirklich etwas besonderes und ein ganz zauberhafter Start in Bolivien.
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  • La Paz und Cochabamba

    November 2, 2022 in Bolivia ⋅ ☀️ 23 °C

    Wenn man vom Titicacasee nach La Paz fährt, verlässt man die 4000 Höhenmeter eigentlich kaum und fährt entlang der Hochebene. Zuvor umrundet man den wunderschönen See südlich und kann von diesem tollen Ort Abschied nehmen. Mit einer kleinen Fähre überquert man schließlich noch einen Teil und fährt dann eine recht ungewöhnlich gerade Straße nach La Paz. Die Sonne ließ die Hochebene golden leuchten und strahlte die umliegenden weißen Berggipfel an, die bis zu 6000m hoch sind. Ein sensationeller Anblick. Hier und da sah man vereinzelt Häuser aus Lehmziegeln, die im gleichen Farbspektrum kaum in der Landschaft auffielen. Eigentlich ist diese Bauweise ein Zeichen von Armut, jedoch kam mir der Gedanke, dass das wohl aktuell die ökologischste Bauweise ist, auch wenn die Bolivianer sicherlich aus anderen Gründen so bauen. Überall standen Kühe und Lamas herum und kauten an den vertrockneten Grashalmen. Schon nach gefühlt kurzen 4 Stunden erreichten wir Randgebiete von El Alto, die Schwesterstadt von La Paz. Wir fuhren an schier unzähligen Ziegelbauten vorbei, alle im Rohbauzustand, oft mit herausragenden Stahlarmierung auf weiteren Etagen, kein Putz und eine staubige Umgebung. Es werden all die Baumaterialien verbaut, die da sind, auch wenn dadurch alles halb fertig wirkt. Die Sonne ließ alles noch karger, eintöniger und trockener wirken. Inmitten des Highways verkauften StraßenhändlerInnen Obst, Gemüse, Zuckerrohr und alles was man sonst so gebrauchen könnte. Ein willkommener Farbklecks für die Augen. Die Häuser hörten nicht auf, wurden sogar mehr und der Verkehr verdichtete sich. Ich begriff erst viel später, dass das noch gar nicht La Paz war.

    El Alto ist mit die am schnellsten wachsende Stadt der Welt, unkontrolliert wächst sie in die Weite der Hochebene und immer mehr Menschen strömen in die vermeintlich lebenswertere Stadt. Allerdings hat El Alto nur bedingt Wasser- und Stromanschluss, über 50% sind unter 19 Jahre alt und der indigene Anteil ist mit 75% recht hoch, da sich keiner leisten kann in La Paz zu wohnen. Die Stadt hat nicht mal ein richtiges Zentrum, sondern scheint einfach nur ein Millionen Ballungsraum von La Paz zu sein, der leider eine hohe Kriminalitätsrate hat. Als wir es dann irgendwie durch den Verkehr geschafft hatten, bogen wir in den Kessel ab, in dem sich La Paz befindet. Gefühlt klebten alle Gringos ihre Nasen an die rechten Scheiben, da man nicht glauben konnte was man da sah. Ein Tal voller Gebäude, auch hier die Berghänge zu tapeziert mit Ziegelbauten und das Stadtzentrum mit Glasgebäuden irgendwo im Talboden. Wir fuhren eine ganze Weile den Hang hinab, mitten rein ins Verkehrechaos, hupende Autos überall, Mopeds und Menschen die sich durch die Auto zwängen und eine immer schlechter werdende Luft. Man könnte denken, dass auch in La Paz Millionen Menschen leben, aber es sind gerade mal ca. 800.000. Ich muss sagen, dass ich nach den Aufenthalten an der peruanische Küste und im Dschungel, mit anschließendem traumhaften Stopp am Titicacasee echt irritiert und etwas überfordert von dem Lärm war. Mir war so gar nicht nach einer lauten Stadt zu Mute und das wurde mit der darauffolgenden Taxifahrt auch nicht besser. Wir steckten teilweise in den Straßen fest -rush hour- da alle von der Stadt wieder ins Umland wollten. Es gibt kein öffentliches Bussystem, sondern sogenannte Colectivos, die es massenhaft auf den Straßen gibt. Die Ampelfärbung wird auch eher als Empfehlung gesehen, sodass Kreuzungen verstopft sind und durch wütende Autofahrer ständig frei gehupt werden. Es hat sich da wohl eine eigene Dynamik entwickelt.
    Irgendwann waren wir dann in einem Hostel und wurden mit einem sehr geräumigen Zimmer entlohnt, wenn auch nicht frei von Verkehrslärm. Am Ende blieben wir vier Nächte, schauten uns die Umgebung an, erkundeten die Stadt und lernten sie besser kennen.

    La Paz hat seit 2014 ein ausgebautes Gondel-System, dass den Menschen den Aufstieg erleichtern soll. Auf knapp 4000m fiel es mir nach wie vor schwer richtig Luft zu bekommen aber ich konnte auch beobachten, dass es selbst für die Einheimischen schwer war. Deshalb, aber auch um El Alto an La Paz besser anzubinden, wurde die Stadt seit 2014 mit 10 Linien versehen. Über der Stadt zu schweben ist natürlich auch eine Touristenattraktion und man entgeht dem Trubel und Smog der Stadt. Wir ließen uns also, dem Sonnenuntergang entgegen, über die Stadt gondeln und sahen die verschiedenen Stadtteile, auch wohlhabendere Orte, die umliegenden Vulkane und am Ende die untergehende Sonne auf dem Kesselrand. Es war außerdem auch sehr interessant, mal in die Hinterhöfe schielen zu können, um zu sehen wie die Menschen so leben. Angelangt am oberen Ende des Kessels, war die Atmosphäre der oberhalb liegenden Stadt für uns nicht sonderlich einladend, sodass wir mit der Gondel wieder hinab fuhren. So bot sich uns die Stadt von einem weiteren Blickwinkel, denn es scheint als würde nachts der Sternenhimmel verkehrt herum scheinen, so leuchten all die Häuser der Stadt an den Hängen.
    La Paz bzw. Bolivien hat ein großes Wasserproblem. Alles ist kontaminiert und damit werden die Felder bewässert. Das merken wir deutlich an unseren schmerzenden Mägen und die Flüsse durch die Stadt sind braun und schäumen vor giftigen Inhaltsstoffen. Aber was das für die Menschen in der Stadt bedeutet, ist kaum greifbar. Auch hier gibt es eine große Zuwanderung zu den Städten, die nicht für so viele Menschen gemacht sind. Wichtige natürliche Wasserquellen werden sofort verunreinigt und die Regierung handelt nur wenig. Es gibt wohl aktuell kleine Initiativen, vor allem durch die indigene Bevölkerung, die anhand ihres uralten Wissens und mit Hilfe von neuen Technologien teilweise Stadtteile mit Frischwasser versorgen können. Dazu werden Filteranlagen installiert, um einige Haushalte an den Hängen von La Paz zu versorgen. Aber in Bezug auf die klimatischen Veränderungen und den allgemeinen Zustand des Landes, müsste an vielen Stellen sofort gehandelt werden.

    Um dem Smog ein wenig zu entkommen, wollten wir am nächsten Tag direkt wieder in die Natur und es ging sehr früh raus für uns. Wir hatten eine Tour gebucht, bei der man mit dem Mountainbike die sogenannte „Death Road“ - Camino de la Muerte - fährt. Eine einst sehr gefährliche Straße, wird nun als Adrenalin-Attraktion angeboten. Als Verbindungsstraße zwischen Hochland und Regenwald wurde sie damals von Zwangsarbeitern erbaut, wobei viele ihr Leben ließen. Während des Krieges zwischen Peru und Bolivien kam es bei Kämpfen wohl auch dazu, dass sich die Peruaner lieber die Hänge hinunter stürzten, als zu kapitulieren und auch beim späteren Befahren der Straße sind viele Autos in die Tiefen gestürzt. Aufgrund dessen wurde eine Umgehungsstraße erbaut, die all dem ein Ende setzen sollte aber den Namen hat sie behalten. Der Name ist Programm aber gefährlich ist etwas anderes. Ich fand es richtig schön, dass uns bei der Tour in Pausen auch von den geschichtlichen Hintergründen erzählt wurde.
    Aber erstmal ging es rauf auf 4700m, wo wir ein Frühstück mit Aussicht bekamen. Der hochgradig motivierte, junge Gruppenleiter des gesamten Teams heizte uns gut gelaunt ein, gab uns die Instruktionen und wir zogen unser Equipment an. Nach einem Gruppenfoto und dem tagesbegleitenden Schlachtruf, schwangen wir uns auf die Räder und sausten ca. 16km die Asphaltstraße hinab. Das war ein kleines Warm-up und Adrenalin pur. Zum Glück waren nur wenige Autos unterwegs und man konnte die Steilhänge der Anden und die Straße genießen. Anschließend fuhren wir alle mit einem Strahlen im Gesicht nochmal ein Stück mit dem Auto weiter, zur eigentlich Schotterpiste und dem Anfang des La-Cumbre-Passes. Von braunen Berggipfeln, über Moos bedeckte Steinhänge, waren wir nun im Dschungel angekommen. Es war merklich wärmer und wir sahen, wie die Wolken aus dem Dschungeltal über die Hänge zogen. Wir hatten großes Glück mit dem Wetter und man sagte uns, dass die Sonne den restlichen Nebel noch weg küssen würde. Tat sie auch. Es machte tierischen Spaß noch weitere 50km die Piste runterzubrettern und immer mehr vom Dschungel sehen zu können. Paul kannte die Strecke schon, da er sie vor acht Jahren schon mal entlang gebraust ist und konnte bei mir für Vorfreude sorgen. Auch für ihn hatte es sich so gelohnt, das Abenteuer noch einmal zu erleben. Wir stoppten immer mal, um ein Foto machen zu können, auszuruhen, einen Snack zu bekommen oder um etwas über den Ort zu erfahren. Nach ca. zweieinhalb Stunden waren wir dann am Ziel angelangt: wir wurden zu einem kleinen Lokal gefahren, um dort Mittag zu essen und in den Pool zu springen. Wir konnten ein paar Stunden in der Sonne abhängen, spielten mit den Locals im Wasser Volleyball und genossen die Wärme auf ca. 1000m Höhe. Anschließend wurden wir wieder ca. 3 Stunden nach La Paz gefahren und konnten die Veränderung der Natur mit der Höhe erneut bewundern. Ich hab den Tag total genossen, hatte eine Menge Spaß und würde jedem, der ein bisschen Adrenalin mag, zuraten ☺️

    Am nächsten Tag bin ich nochmal auf eigene Faust los, um die Stadt und ihr Leben besser verstehen zu können. Unser Hostel lag in der Nähe eines recht schönen Viertels und war voll von Menschen die Lebensmittel, Streetfood und Alpakapullover verkauften. Insbesondere sieht man hier die Cholitas. Die Verniedlichungsform von „Chola“, so wie einst die Bezeichnung für die „zivilisierte“, an die spanische Kultur angepasste Mestizin genannt wurde. Und auch wenn sie in Bolivien stark vertreten sind, müssen sie für ihre Rechte und Anerkennung kämpfen. Deshalb sind sie auf die Straßen ausgewichen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dadurch wird jedoch auch ihre Kultur in Form von Streetfood und Kunsthandwerk sichtbar und erhalten. Cholitas haben ein ganz markantes Äußeres, dass sie seit den zwanziger Jahren verändert haben. Sie haben ihre alte indigene Tracht gegen die „pollera“ eingetauscht: sie tragen sehr viele Lagen an Röcken und haben dadurch teilweise 6-8m Stoff um sich gewickelt. Das lässt sie alle etwas übergewichtig scheinen (sind sie allerdings auch oft) aber das ist auch von finanzieller Situation der Trägerin abhängig. Dazu tragen sie zwei geflochtene Zöpfe und einen (Herren-) Hut. Hier hatte im 20.Jhr ein italienischer Huthersteller versehentlich eine große Lieferung Herrenhüte nach Bolivien exportiert, die bei den Männern keinen großen Anklang fanden. Daraufhin wurden die sogenannten „Melonen“ an die Frauen vermarktet. Sie tragen alle ein buntes Tuch auf dem Rücken, mit dem Lebensmittel aber auch die Babys transportiert werden und Goldzähne scheinen extrem angesagt zu sein. Bisher sind mir von ihnen jedoch keine jungen Frauen aufgefallen, bis ich es auf den Marktplatz der San Franzisco Kathedrale geschafft hatte, wo eine große pinke Truppe wohl einen Abschluss feierte. Ich liebe die Farben in diesen Ländern! Das bunte Treiben auf dem Markt, die wenigen Konversationen, die ich mittlerweile hinbekomme und die freundliche Art der Menschen hat mir die Stadt sehr sympathisch gemacht.

    Am Nachmittag zogen wir noch einmal los, um das Mondtal zu besichtigen. Unweit von La Paz gibt es das Valle de la Luna, in dem man wirklich vermuten kann, auf einem anderen Planeten zu sein. Wir schlängelten uns den Weg entlang und waren fasziniert von den Formationen und unterschiedlichen Farben der Steine in der gesamten Umgebung. Ein schöner kleiner Ausflug und ein gelungener Tag.

    Es war nun an der Zeit weiterzuziehen. Unser Ziel war Samaipata aber das war nicht mit einer Busfahrt zu schaffen, sodass wir erstmal nach Cochabamba fuhren. Nun waren wir schon eine gute Woche in Bolivien, dem ärmsten Land des Kontinents und ich ungefähr 3 Monate unterwegs und fuhr nun den bequemsten Bus überhaupt. Die neun Stunden waren also gut zu bewältigen und ein süßer kleiner Junge verzauberte unsere Fahrt. Ich kann jedoch auch beobachten, wie Kinder gern mehrere Stunden sich selbst überlassen werden, da die Eltern ständig am Handy hängen und wenn ein Kind mal gewickelt werden muss, riecht man das im ganzen Bus und dann wird die volle Windel einfach zum Fenster raus geschmissen. Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass einfach keine Sensibilität für die Natur vorhanden ist. Andererseits habe ich das Gefühl mich sehr in Bolivien zu verlieben. Die Menschen sind irre nett, ich verstehe ihr Spanisch gut und die Atmosphäre wirkt sehr herzlich und warm. Dazu kommt die fantastische Umgebung.

    In erster Linie war Cochabamba als Zwischenstopp gedacht, also verbrachten wir nur einen Tag dort. Dieser hielt jedoch eine Überraschung für uns bereit. Wir liefen durch die leeren Gassen und waren ganz froh über den wenigen Trubel. Wir verschafften uns von den umliegenden Hügeln einen Überblick und hatten innerstädtisch das Gefühl, dass die Stadt doch sehr zivilisiert ist. Als wir am Friedhof ankamen, wussten wir dann wo alle Menschen sich versammelt hatten. Vom Hostel wurde uns empfohlen, da Tag der Toten, „Dia de los Muertos“ war, zum Friedhof zu laufen, um dort Geschenke zu bekommen. Erst als wir das Treiben beobachteten begriff ich, was die Tradition und das Geben und Nehmen bedeutete. Unglaublich viele versammelten sich vor den Mauern des Friedhofes, um Bilder ihrer Verstorbenen aufzustellen. Drum herum waren Gaben wie Brot, Obst, Süßigkeiten oder andere Leckereien ausgebreitet. Man stellte sich also vor all den Sachen, sprach ein Gebet, sang ein Lied, spielte ein Instrument und bekam als Dank etwas zu Essen. Viele kamen mit riesen Tüten, die sie sich voll packten. Das ganze glich eher einem riesen Fest. Man sah also weinende Witwen oder Eltern, daneben hüpfende Kinder auf Trampolinen, Jugendliche in knapper Bekleidung, kleine Bands die nebeneinander spielten, sodass man kaum etwas verstand und vor allem ganz viele umherlaufende Menschen. Ein sehr lautes, ungewohntes und surreales Treiben, dass uns da geboten wurde, aber wir waren sehr froh es erlebt haben zu dürfen. Auch wir sagten für einen liebenswerten Mann das Vaterunser auf und bekamen ein paar Gaben mit Getränk.

    Zurück im Hostel war der Kopf ganz schön am Wirbeln und wir entspannten bei einem schönen Wein. Paul lud mich in eine Pizzeria ein und wir schlemmten mal wieder ein wenig ☺️
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  • Samaipata
    Grüße aus dem SommerEl FuerteSamaipataEin herrliches SchweinDer kam dann zu mir auf den Arm geklettertTucanBambiSammyAm Ellenbogen der AndenNeue FreundeHostelfamily - Orla, Aurelie, Theresa, Josin, Gustavo, Eric, PaulHostelterrasse SucreParque Cretácico de Cal Orck'oSonnenuntergang über der Stadt SucreTraditioneller bolivianischer Tanz im Hostel

    Samaipata - Am Ellenbogen der Anden

    November 5, 2022 in Bolivia ⋅ ☀️ 27 °C

    Da unser letzter Stopp, Cochabamba nur ein Zwischenstopp war, fuhren wir am nächsten Morgen Richtung Samaipata. Ich war etwas betrübt, da meine Powerbank im Hostel gestohlen wurde, an in Ort wo man sich in vermeintlicher Sicherheit wähnt. Noch beim Frühstück erfuhren wir, dass im nahe gelegenen Santa Cruz seit Tagen Straßenblockaden errichtet waren und die Menschen streiken würden. Wir mussten also auf die „alte Straße“ ausweichen und buchten einen kleineren Bus. Dieser war tatsächlich geräumiger und bequemer als erwartet. Es ließ sich eindeutig besser zehn Stunden auf einem gepolsterten Sessel, als auf einer Plastikschale reisen, auch wenn es keine Toilette gab. Dennoch war es eine spannende Anreise. Wie so oft waren wir die einzigen Weißen, wurden hier und da kritisch beäugt und auch wir schauten uns verwundert so manche Szenarien an. So auch der Mittagsstop: die Businsassen strömten in ein kleines Haus, in dem wenige Speisen angeboten wurden. Für umgerechnet 2,20€ bekamen wir zwei Mittagessen. Bei mir, wie so oft, einfach nur Reis mit einem Ei und einer Kartoffel (yey 🙄). Von unseren Mitreisenden wurden die Gerichte innerhalb von wenigen Minuten rein gespachtelt, sodass das Lokal eigentlich sofort wieder leer war, wobei wir noch die Hälfte auf den Tellern hatten. Aus Angst, der Bus würde ohne uns los fahren, schaufelten nun auch wir den Rest hinein. Ich konnte gerade noch auf Toilette gehen, aber auch nur, weil ich den Fahrer gebeten hatte zu warten. Nach dessen dicker Mahlzeit war dieser wieder motivierter und sauste die Serpentinen entlang. Untypischer Weise lief in diesem Bus mal kein Fernseher mit ohrenbetäubender Lautstärke aber die Mitreisenden schafften den Lärmpegel dann auch selbst. Nach Beschallung durch YouTube Videos schauende Eltern, rumrennende Kindern, Beruhigung der Babys mit weiteren Videos, Windel- und Hähnchengeruch waren wir dann irre froh, in Samaipata angekommen zu sein.

    Einer Empfehlung folgend waren wir im Serena Hostel untergekommen. Aufgebaut von einem Niederländer, versprach sein schöner großer Garten, der Blick über das Städtchen von unserer Terrasse und das reichhaltige Frühstück einen wunderbaren Aufenthalt. Dieser Ort wurde tatsächlich zu etwas Besonderem, in vielerlei Hinsicht und zusätzlich durch die tollen Menschen bereichert, die wir in dieser kleinen Oase antrafen. Wir blieben sechs Nächte und genossen den Ort.
    Direkt am nächsten Morgen erzählte uns Gustavo, ein Volontär aus Uruguay, dass er vor hätte mit Theresa, einer weiteren deutschen Reisenden, einen Ausflug zu unternehmen. Kurzer Hand schlossen wir uns an und fuhren zu viert zum El Fuerte, einer Festung aus Prekolonialzeiten. Auf einem großen Felsen konnte man verschiedene Gravuren im Stein, Reste von Hütten und spirituelle Stätten der Inka und anderer Kulturen sehen. Man sah von hier aus auch die Weite der Gegend und wir bekamen richtig Lust, weitere Wanderungen an den folgenden Tagen zu unternehmen. Vor allem war der Nachmittag jedoch deshalb so schön, da wir merkten, dass wir auf einer Wellenlänge schwammen und eine feine Zeit miteinander hatten. Am nächsten Morgen gesellte sich noch Eric hinzu, ein weiterer sehr netter junger deutscher Volontär und komplettierte unsere dufte Runde.
    In den kommenden Tagen lernten wir nicht nur uns besser kennen, sondern auch den Besitzer Bert und das Städtchen Samaipata. Gerade mal ca. 4000 Leute leben dort, wobei eine beachtliche Menge aus verschiedenen Ländern zugezogen sind. Mir wurde Samaipata durch persönliche und Blog-Berichte, als künstlerisches, gelassenes und freundliches Städtchen wärmstens empfohlen. Es gibt in der Tat kleine süße Cafés im Hippie-Stil, farben- und pflanzenreiche Hinterhöfe, schöne Läden zum Schmökern und einen kleinen Markt. Alles recht überschaubar und jeder kennt wohl jeden. Das bekommen wir auch mit, als wir merken was so für Geschichten, vor allem über die Zugezogenen, erzählt werden. Bei mir machte sich immer mehr das Gefühl breit, dass dieses vermeintliche Paradies seine tückischen Seiten hat. Wir lernten immer mehr komische Vögel kennen, unseren Gastgeber eingeschlossen. Bert ist kein einfacher Mensch und unseren lieben Volontäre hatten ihre Schwierigkeiten mit ihm. Selbst uns fiel sofort seine pedantische und penible Art auf. Als weitere Gäste (eine Niederländerin und eine Irländerin) neunzehn Minuten zu spät zum Frühstück kamen, wir aber noch am Tisch saßen, bekamen sie dennoch kein Frühstück. Nach deren vierundzwanzigstündiger Anreise, hatte er kein Verständnis, dass sie erstmal Schlaf nachholen mussten.
    Glücklicherweise war Bert nicht die ganze Zeit präsent und wir alle hatten eine fantastische Zeit zusammen. Wir kochten abends zusammen, scherzten, sprachen in mind. drei Sprachen miteinander und genossen den wunderbaren Garten. Der Blick ins Tal erinnerte mich total an die Toskana in Italien.

    In der Nähe des Hostels gab es ein Refugium für Tiere, die verletzt waren oder gerettet werden mussten. Natürlich wollten wir uns die Tiere nicht entgehen lassen und liefen mit Theresa hin. Eine Schweizerin hat an diesem Ort ein Auffanglager für Affen, Vögel, Schildkröten, Wildkatzen, ein Tapir und viele mehr geschaffen. Sie schien leider nicht sehr gesprächig aber wir durften herum laufen und uns alles ansehen. Leider müssen viele in Käfigen gehalten werden aber ich hatte bei einigen das Gefühl, dass sie auch recht viel Platz haben. Vor allem bei einem Gehege, wo es gestattet war hinein zu gehen, da die Tiere alle zutraulich waren. Wieder einmal konnte ich mit so vielen Tieren kuscheln: ein zutrauliches Wildschwein, ein Reh, dass uns als Salzleckstein benutzte, neugierige Tucans und witzige Agutis (Nagetiere). Selbst ein freilaufendes Äffchen hatte sich kurz auf meine Hand gesetzt. Leider konnten wir nicht so richtig heraus finden, welche Tiere nun wieder ausgewildert werden können oder welche ihr Leben in Käfigen verbringen müssen.
    An einem anderen Tag unternahmen wir eine Wanderung zum Ellbogen der Anden. Es hatten sich in der Zwischenzeit eine Französin, Aurelie im Hostel eingefunden, die mit uns drei Deutschen mit laufen wollte. Unsere kleine Hostelfamilie war mittlerweile auf acht Leute herangewachsen und wir hatten eine gute Zeit zusammen.
    Die Tageswandertour begann bei bestem Sonnenschein. Gabi, eine Argentinierin fuhr uns zum Startpunkt und wir kletterten den Berg hinauf. Ab diesem Punkt wanderten wir den Bergkamm entlang und hatten einen fantastischen Blick über die Bergspitzen. Die Sonne schien mit voller Kraft auf uns herab und man konnte sich denken, warum es hier nur wenige Pflanzen schaffen zu existieren. Nur wenige Hügel weiter begann jedoch der Regenwald, alles war grün und von Wolken bedeckt. Faszinierende Landschaftsformationen so nah beieinander. Unser Ziel war der Fluss im Tal und eine wohltuende Abkühlung im frischen Wasser. Nach einem kleinen Badespaß folgten wir dem Flusslauf und endeten an drei sehr schönen Wasserfällen. Unser Guide war leider sehr wortkarg und auch wieder ein recht spezieller Typ, sodass wir nicht so viel über die Umgebung erfuhren, jedoch hatte ich den Tag und die Natur sehr genossen.
    Samaipata ist wirklich ein Besuch wert und man kann hier wunderbar Zeit verbringen. Bert‘s kleine Oase am Hang ermöglicht einem einen ganz besonderen Aufenthalt und die Einheimischen sind irre nett. Ein wenig hatte ich das Gefühl, dass irgendeiner mal angefangen hat, in diese Gegend auszuwandern und viele gefolgt sind. Dadurch hat sich ein kleines Konglomerat an unterschiedlichen, um nicht zu sagen sehr speziellen Charakteren angesammelt, die alle denken, sie wären zu erst da gewesen. Es gelingt allerdings leicht, denen aus dem Weg zu gehen und die Lage der Stadt und die herrliche Umgebung zu genießen.

    Wieder einmal fiel ein Abschied schwer. Besonders Gustavo und Eric hatten uns eine wunderbare Zeit und ein tolles Frühstück gezaubert. Aurelie blieb noch ein wenig bei ihnen aber die restlichen der Truppe machten sich gemeinsam auf den Weg zur nächsten Station: Sucre.
    Mit einem weiteren Bummelbus, viel Sonnenschein und guter Laune im Gepäck ging es weiter 10 Stunden Richtung Westen.

    Sucre ist neben La Paz eine weitere Hauptstadt und hat mich total begeistert. Bisher fällt es mir, außer man fährt durch das tiefste Hinterland, nicht sonderlich auf, dass Bolivien das ärmste Land Südamerikas ist. Sucre wirkt mit seinen vielen weißen Gebäuden fast schon edel. Die Stadt ist recht unaufgeregt, hat viele große grüne Plätze und einen sehr schönen belebten Markt. Leider fiel mir jedoch dann der Kontrast von arm und reich sehr auf: es gibt viele die betteln müssen, vor allem Indigene und noch schlimmer waren darunter viele Kinder. Wiederum fällt auch in Bolivien auf, dass Einheimische immer etwas spenden.
    Wir nutzen ein Angebot des Hostels und ließen uns von einer zauberhaften Studentin 4 Stunden durch die Stadt führen. Wir aßen bolivianische Schokolade, erfuhren mehr über die Stadt und die indigenen Völker und beendeten unsere Tour an einem Aussichtspunkt mit wunderbarem Sonnenuntergang und anschließendem Hagel. Die Regenzeit beginnt nun mit dem Sommer und es regnete das erste Mal in der Stadt in diesem Jahr.
    Wir nutzten die Zeit in Sucre auch, um einzigartige Fußabdrücke von Dinosauriern zu besuchen. Unweit der Stadt wird limestone abgebaut, wobei eines Tages von einem Deutschen ein Fußabdruck entdeckt wurde. Der Fund wurde zu einer Sensationen, denn biologische Prozesse hatten tausende Fußabdrücke konserviert und am Ende versteinert. Interessanter Weise sind diese auf einer flachen Ebene zu sehen, die fast senkrecht zum Boden steht. Auf Grund von tektonischer Verschiebungen wurde der einst horizontale Seeboden aufgerichtet und wirkt nun wie eine Mauer mit Millionen von Jahren alten Zeugnissen von den Dinos. Die detailgetreuen und lebensgroßen Nachbildungen der Dinosaurier im Außenmuseum waren auch sehr beeindruckend und interessant als Größenvergleich.

    Wir blieben etwas länger als geplant in Sucre, jedoch hatte sich die Zeit wirklich gelohnt. So konnten wir auch unsere nächste Tour etwas besser planen und freuen uns nun tierisch auf ein paar Tage in der größten Salzwüste der Welt. Man muss für diesen Ort Touren buchen, sodass wir ab Montag 3 Tage zu sechst und einem Guide unterwegs sein werden. Ich freue mich wie verrückt auf die kommende Zeit, mitten in der Natur, auf 5000 Meter Höhe in einer ganz speziellen Umgebung.
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  • Angekommen in der Salzwüste
    Jedoch vorher zum ZugfriedhofZugfriedhofZugfriedhofWenn einer mit einer Flagge anfängt, dann...Mittag im SalzhausEinfach mal genießen, mit Theresa🧡Insel del Pescado (man achte rechts unten auf den Menschen)Der Sonne auf 4000m ein bisschen näherDie Uyuni TruppeVulkan OllagüeLaguna CañapaLaguna CañapaLagune Hedionda

    Teil 1 Salar de Uynuni

    November 15, 2022 in Bolivia ⋅ ☀️ 17 °C

    Die vergangenen Tage in Worte zu fassen ist diesmal keine leichte Aufgabe. Nicht weil es mir nicht gefallen hat, sondern weil mir die Worte für diese einzigartigen Orte fehlen. Ich bin immer noch ganz verzaubert und versuche all die erlebten Momente und gesehene Natur zu fassen. Ich bin so dankbar und glücklich diese Tage erlebt haben zu dürfen!

    Unsere Tour startete von Uyuni aus, einer Stadt über die es sich nicht lohnt zu schreiben. Ich habe selten so eine tote, hässliche, staubige und trostlose Stadt gesehen. Sicherlich weiß man dann aber auch wieder die wunderbaren Orte mehr zu schätzen. Am Office der Agentur lernten wir unseren Guide Franklin und die anderen Mitreisenden kennen. Zu unserer Gruppe kamen zwei Franzosen (Valentin und Jamal) und ein Engländer (Greg). Theresa hatte uns von Sucre aus begleitet, um gemeinsam auf Tour zu gehen. Wir sechs und Franklin stiegen in den Jeep, es konnte los gehen. Erster Stopp war nahe der Stadtgrenze, nämlich ein verlassener Zugfriedhof. In vergangenen Zeiten wurden in den Bergen Mineralien abgebaut, jedoch wurde der Abbau irgendwann eingestellt und man hatte den Eindruck, dass alles danach verkommen ist. Die alten, eisernen Züge ergaben mit der gleichfarbigen Umgebung eine gute Filmkulisse ab. Wir durften ein wenig auf ihnen herum turnen, bis es schon direkt in die Salzwüste ging. Man fährt staubige Straßen entlang bis man auf einmal den flimmernden Horizont sieht und der Boden sich langsam weiß färbt. Und dann steht man da, auf 3.653m und sieht diese riesige weiße Weite vor sich. Mit über 10.000 km² ist diese Salzwüste die größte der Welt. Entstanden ist sie nach dem Austrocknen eines Sees vor ca. 10.000 Jahren. In Teilen ist das Salz 220m dick und kann mit Hilfe eines Regengusses zum weltweit größten Spiegel werden. Selbst Louis Armstrong soll das vom Mond aus gesehen haben. Am Rande zeigten sich ein paar Spitzen der umliegenden Vulkan, jedoch kaum erkennbar, da sie einfach zu weit waren. Die Sonne brannte von oben und lies alles erstrahlen. Man hatte das Gefühl auf Schnee zu stehen und es knirschte laut, als man über die Salz-Kristalle lief. Nach einem ersten Eindruck fuhren wir erstmal weiter, da uns Franklin zu einem Ort fahren wollte, an dem wir ohne die anderen Touris waren. Er fuhr ca. 40 Minuten und die Umgebung änderte sich kaum. Kleinere und größere Berge zeigten sich am Horizont, zogen vorbei und verschwanden dann wieder. Die Weite war fast nicht greifbar. Als wir stoppten, hatten wir ein wenig Zeit um Fotos zu schießen. Die Salzwüste ist auch für bestimmte Fotos bekannt. Durch die Weite kann man sehr schön mit der Perspektive spielen und lustige Effekte erzielen. Also standen auch wir mit einem Dinosaurier und Bierflaschen in der Weite und spielten mit der Tiefenwirkung. Viel Zeit hatten wir nicht und wir merkten schnell, dass das Programm eng getaktet war, um alles sehen zu können und um die weiten Strecken zu schaffen.
    Wir fuhren erneut eine längere Strecke, um die Insel del Pescado zu erreichen. Auf unerklärlicher Weise wachsen dort Kakteen, die bis zu eintausend Jahre alt sind. Außerdem läuft man auf Korallen, die es vor vielen vielen Jahren im See gegeben hat. Wir erkundeten die Insel und genossen den Blick vom höchsten Punkt. Von dort aus konnte man über die Ebene schauen und hatte das Gefühl ein weißes Meer unter sich zu haben. Die Sonne war am untergehen und hüllte alles in ein tolles Licht, sodass man auch den Vulkan Tunupa (5.432m) gut sah. Unser Guide wollte allerdings, dass wir den Sonnenuntergang an einem ganz besonderen Ort genießen konnten und fuhr uns noch ein wenig weiter zur Grenze der Salzwüste. Zwischen den Bergen ging die Sonne dann unter, färbte alles orange und lies die Kälte Einzug halten. Ich fühlte mich dem Himmel ganz nah und irgendwie ganz klein in dieser Weite unter dem orange lilanen Himmel.
    Der Abend endete in einem Salzhotel, das einem weißen Bunker glich. Aufeinander gestapelte, weiße Salzziegel, Räume ohne Außenfenster und Salzkrümel, auf denen man lief. Wir genossen unser serviertes Abendbrot und fielen ins Bett.

    Am nächsten Tag ging es sehr früh los, denn wir hatten ein vollgepacktes Programm vor uns. Über viele löchrige Pisten ging es immer höher und näher an den Vulkan Ollagüe. Von einem Aussichtspunkt hatte man einen fantastischen Blick auf diesen schönen Berg, der zuletzt 1970 Feuer gespuckt hatte. Von dort aus ging es weiter zur Laguna Cañapa, eine der vielen Lagunen, die wir besucht haben. Durch verschiedene Mineralien, wie Sodium, Magnesium, Gips und Borax oder Bakterien färben sie sich in unterschiedliche Töne und durch bestimmte chemische Zusammensetzungen entstehen die weißen Ränder. Bevor sich die Anden aufgetürmt haben, war an dieser Stelle ein Zugang zu Meer. Mit den tektonischen Verschiebungen haben sich nicht nur die Anden nach oben geschoben, sondern sie hoben auch Teile der Meere mit nach oben. So erklärt sich auch der Titicacasee, die Salzwüste und eben auch die Lagunen. Sie sind in ihrer Schönheit kaum zu übertreffen. Gerade die erste, die wir erkundeten, lag perfekt neben den Vulkanen, hatte tiefblaues Wasser, weiße Ränder und Flamingos, die das Wasser durchschnäbelten. Diese Tiere in so einer Höhe bewundern zu können ist wirklich fantastisch und man ist ganz verzaubert von der einmaligen Szenerie. Eine weitere Lagune „Hedionda“ präsentierte uns sogar noch mehr Flamingos, jedoch eine übel riechende Suppe. Dennoch war auch dieser Ort magisch und mit tollen Farbspielen und Bergkulissen. Wir bekamen unser Mittag an diesem Ort. Selten habe ich mit so einem besonderen Blick gegessen. Als wir schon wieder unterwegs zur nächsten Station waren, sahen wir am Wegesrand einen süßen Fuchs, ein Strauß und viele unglaublich flauschige Vikunjas. Diese, nicht domestizierten Tiere werden in Bolivien verehrt und geschützt. Aus ihnen züchtete man dann die Alpakas und Lamas. Wir hatten damit schon viel mehr Tiere, als im Dschungel gesehen.

    Fortsetzung Teil 2….
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  • Teil 2 Salar de Uynuni

    November 17, 2022 in Bolivia ⋅ ☀️ 14 °C

    Fortsetzung von Teil 1:

    Eine weitere Lagune „Corazon“ lag in Herzform vor uns, deren Wasser fast schon mintfarben war. Die Zeit reichte nur für einen kurzen Fotostopp, da wir eine Weile durch die Wüste fahren mussten, um zum nächsten Highlight zu gelangen. Es ging vorbei an bunten Berggipfeln, über Steine und sandige Wege. Ich genoss den Blick auf die vorbei gleitende Landschaft, die von der Sonne geküsst in den schönsten Rot-, Grau- und Brauntönen erschien. Selten habe ich so eine wunderschöne Landschaft gesehen, die auch ohne einen Grünton traumhaft aussieht.
    Wir kamen schließlich an interessanten vulkanischen Felsformationen an, die ein zu Hause für Vizcachas sind. Diese niedlichen Nager saßen da und waren teils neugierig oder sprangen teils mit ihren flotten Füßen über die Felsen. Ich hatte zu Teenie-Zeiten ihre nahen Verwandten, Chinchillas, als Haustiere und hätte die Flauschbälle zu gern mal gekuschelt.

    An diesem Ort war ein nahegelegener Vulkan vor vielen Jahren ausgebrochen und schmiss bei seiner Eruption mit Vulkanbrocken um sich. Diese speziellen Formen schauten wir uns natürlich auch an, zumal speziell einer als Steinbaum „Arbol del Piedra“ bekannt ist und in der Tat unwirklich aussah. Ständig hatte man das Gefühl, auf einem anderen Planeten zu sein.
    Zum Abend hin erreichten wir die rote Lagune „Colorada“, die all die gesehenen Schönheiten nochmal übertraf. Schwarzer Sand mit goldenen Gräsern, der teils an azurblauem oder teils an rotem Wasser mündete. Dazu weiße Umrandungen und malerische Vulkane am Horizont. Wir konnten uns nur an den Rand setzen, aufsaugen, fühlen, sehen und genießen.
    Zum Abschluss fuhren wir nochmal auf den höchsten Punkt der Tour, auf 4.900m, um die heißesten Quellen zu bewundern. Aus dem 200 Grad heißem Wasser stieg dramatischer Qualm auf, der uns etwas wärmte. Und wäre das nicht alles umwerfend genug gewesen, hatten wir bei der zweiten Unterkunft einen eigenen natürlichen Hot Spring. Wir ließen uns nach dem Abendbrot in die wohltuenden 37 Grad sinken und genossen einen Rotwein unter dem Sternenhimmel auf 4.400m. Das war so irre, dass man dachte, zu Hause glaubt einem das keiner 😁

    Am dritten Tag mussten wir auch wieder früh losfahren, da wir Theresa an die chilenische Grenze fahren wollten, noch einiges zu sehen war und noch über 300km zurück nach Uyuni vor uns lagen. Auf dem Weg zur Grenze hielten wir an einer Wüste mit Gesteinsbrocken, die wohl Salvador Dali für sein weltberühmtes Gemälde als Vorlage verwendet haben soll. Unweit von diesem Ort lag die grüne Lagune „Verde“, in der sich der angrenzende Vulkan Licancabur (5.900m) traumhaft spiegelte. Er markiert gleichzeitig die Grenze zu Chile.
    Man konnte sich an diesen Panoramen einfach nicht satt sehen. Wir trödelten daher etwas und kamen nicht ganz pünktlich an der Grenze an. Dennoch erhaschte Theresa einen Bus, wir verabschiedeten uns nach vielen schönen Tagen miteinander und ließen es uns nicht nehmen, mal kurz über die Grenze zu laufen. Da wir im Zeitverzug waren, bretterte Franklin über die Wege und schüttelte uns ordentlich durch. Ihm war es wichtig, dass wir noch einen ganz besonderen Ort besichtigen konnten und so fuhr er zu einem Tal aus Vulkangestein. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Eine massive Lavafront muss bei einem Ausbruch ins Tal geflossen sein und hatte die verrücktesten Formationen und Canyons entstehen lassen. Dazwischen lag die schwarze Lagune „Misteriosa“, die umgeben von frischen Wiesenflächen war, auf dem Lamas grasten. Dieser Ort hätte auch auf dem Mars sein können und ich hätte zu gern dort mehr Zeit verbracht. Leider mussten wir diesen traumhaften Ort aber recht schnell wieder verlassen, da noch eine lange Strecke vor uns lag. Wir fuhren vorbei an endlosen Weiten, an grünen Gegenden, an staubtrockenen Wüsten und imposanten Bergen bis wir wieder in Uyuni waren.

    Manchmal war ich etwas im Konflikt all diese wunderbaren Landschaften sehen zu wollen aber an einigen Stationen mehr Zeit für Bewunderung gehabt zu haben. Jedoch bin ich über jeden Ort so dankbar und voller Begeisterung. Ich habe selten solche Orte gesehen und bin immer noch dabei, alles zu verinnerlichen. Es ist unglaublich wie schön und einzigartig dieser Planet ist! Durch diese Landschaften zu fahren werde ich für immer in meinem Gedächtnis behalten und bestimmt das eine oder andere mal im Traum zurückkehren. Gern hätte ich die Zeit an manchen Orten angehalten, um sie richtig genießen zu können aber ich weiß leider noch nicht wie das geht. Der Abschied von Bolivien hätte nicht schöner sein können. Nun kann es weiter nach Argentinien gehen 🇦🇷
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  • Humahuaca und die benachbarten Berge
    Denkmal zum Widerstand gegen die SpanierRestaurant in HumahuacaPaul beim Probetraining mit den ChicasDrama baby!El cerro de las 14 coloresSo lässt es sich reisenIruyaFriedhof in IruyaMade by PachamamaEt voilá!Quebrada de las señoritasOmmmmmmh...3 Mio. Jahre alte FelswändeDie Inkas sollen hier irgendwo Gold versteckt haben...... haben es leider nicht gefunden.Argentiniens lebende LegendeAuf dem Weg nach Salta

    Vamos a Argentinia

    November 23, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 25 °C

    Nach unseren phänomenalen Erlebnissen in der bolivianischen Salzwüste, befanden wir uns im Dreiländereck von Chile, Bolivien und Argentinien. Letzteres sollte unser nächstes Ziel werden. Eigentlich hatten wir Paraguay als Reiseland angedacht aber nachdem wir so vielen Reisenden begegnet sind, die enttäuscht von dem Land waren und wiederum so viele von Nordargentinien geschwärmt hatten, entschieden wir uns kurzerhand um.
    Unser Start in Argentinien war jedoch etwas beschwerlich. Von Uyuni (Bolivien) gab es nur einen Bus, der uns nachts um 2:00 an der Grenzstadt absetzte. Wir durften im Bus bleiben, der zu einem Gefrierschrank runter kühlte, um noch ein wenig zu schlafen und weil es draußen wohl zu gefährlich gewesen wäre. Ziemlich müde trotteten wir dann 6:30 zur Grenze und stellten uns 3 Stunden in die Schlange. Gerade die Bolivianer wurden mit unnötigen Fragen schikaniert und unendlich warten gelassen. Die Grenzübergänge werden ohne Stempel ausgeführt, man bekommt nur ein Blatt Papier, was gerade für uns Reisende eine große Unsicherheit bedeutete. Aber tatsächlich bekamen wir dann im Laufe des Tages auf argentinischer Seite eine E-Mail mit der Einreisebestätigung zugesandt. Ein bisschen glich dies einem Wunder, da der Polizist, versteckt hinter einer dunklen Scheibe, die von mir aufgeschriebene Mailadresse händisch abtippte, obwohl er nicht mal richtig meine gedruckte Reisepassnummer lesen konnte. Aber wir hatten es über die Grenze geschafft und wollten weiter nach Humahuaca. Dafür benötigten wir Geld, da das Land wieder eine andere Währung hatte. Argentiniens Wirtschaft ist in einem desaströsen Zustand und die Inflation steigt. Das Geld ist nur noch wenig wert, sodass es eine Art zweite Währung, den sogenannten „Blue Dollar“ gibt. Diesen in Pesos umzutauschen, bedeutet den doppelten Wechselkurs zum Euro zu bekommen. Das geht aber nicht, wenn man einfach Geld von der Bank abhebt, sondern man muss das Geld über Western Union transferieren und an einer Stelle in bar abholen. Auch das gestaltete sich etwas schwierig, da man nie weiß, ob man jemanden antrifft, genügend Bargeld vorhanden ist und solche Läden überhaupt existieren. Dennoch ist dieser Blue Dollar gern gesehen und wird für schlechte Zeiten gehortet. Und als Paul dann nach drei Tagen, in einem unscheinbaren Internetcafé Erfolg hatte, fühlten wir uns mit 67.000 Pesos (in Scheinen für 200€) super reich. Leider hatte ich von all dem nicht viel mitbekommen. Mich hatte es nach Ankunft in Humahuaca ziemlich flach gelegt, sodass ich die ersten drei Tage das Bett eigentlich nicht verlassen hatte und weitere 3 Tage ziemlich angeschlagen war. Zum Glück ist Argentinien kulinarisch schon mal eine Wohltat, sodass ich abwechslungsreiches und gesundes Essen ans Bett gebracht bekommen hab ☺️ Paul konnte sich auch ganz gut beschäftigten und knüpfte mal wieder Kontakt zu den einheimischen Fußballspielern. In diesem Falle zu einer Mädelstruppe, die einfach Spaß am Sport hatten und ihm auf knapp 3000m mit dem Ball weg gerannt sind. Es ist doch faszinierend wie diese Sportart in jedem Winkel der Erde eine Leidenschaft und Gemeinschaft auslöst. Gerade zu diesen WM-Zeiten bei uns beiden ein stark diskutiertes Thema.

    Humahuaca ist ein nettes, kleines und hippes Dörfchen, mit süßen Läden und tollen Restaurants, die sogar vegane Optionen anbieten. Vor allem aber ist die Umgebung sehenswert. Wir schauten uns den Berg der 14 Farben an, das Städtchen Iruya und die sogenannte „Quebrada de las Señoritas“ Schlucht. Letzteres habe ich besonders genossen, da ich wieder wandern konnte und wir uns Zeit für den Ort genommen haben. In diesem Nationalpark kann man zwei Schluchten erlaufen, die durch Plattentektonik vor 3 Millionen Jahren entstanden sind. Die roten Felsen geben einen dramatischen Kontrast zu den dahinter liegenden Schwarzen und die entstandenen Felsformationen wirken irgendwie skulptural. Eine der Schluchten kann man nur mit einem Guide betreten aber es lohnt sich, denn die Felsstrukturen und Farben sind ebenso faszinierend. Außerdem lernten wir auf diese Weise noch ein paar ArgentinierInnen kennen und die ein oder andere Geschichte über den Ort. Obwohl ich so gut wie nichts verstehe, da der argentinische Akzent sehr stark ist und all mein gelerntes Spanisch gefühlt nichts bringt. Die Sonne brannte und auf dem Weg zu den Canyons standen in der Weite riesige Kakteen, als wäre man in einem US-amerikanischen Nationalpark gelandet. Ich würde, trotz der intensiven Sonne, empfehlen, zur Mittagszeit den Ort zu besuchen. So strahlt die Sonne im Zenit in den Canyon hinab und man sieht später die Señoritas in einem schönen Licht.

    Die Stadt Iruya ist ganz schön, aber hier ist der Weg das Ziel. Mit dem Bus fuhren wir 3 Stunden hin, hatten ca. anderthalb Stunden Zeit, um dann wieder 3 Stunden zurück zu fahren. Der Weg war irre holprig und die gerade mal 74km fühlten sich recht weit an, aber es war besser als nur im Bett zu liegen. Dennoch konnte man bei der Fahrt die unterschiedlichen Landschaften auf engstem Raum von Argentinien sehen. Grüne Täler mit Bachlauf folgen auf Wüsten mit Kakteen, um dann von schroffen Felsen abgelöst zu werden. Durch die enthaltenen Mineralien im Stein, erscheinen die Felsen in vielen unterschiedlichen Farben, die teilweise unnatürlich erscheinen.
    Dies konnten wir auf eindrucksvolle Weise bei den „Cercanía de los 14 Colores del Hornocal“ sehen. Der Berg mit den 14 Farben sieht wirklich so aus, als wäre er nicht von dieser Welt. Ein vergleichbares Bild kennt man vielleicht aus Peru, dem „Rainbow Mountain“, der von Touristen überrannt wird. Aus diesem Grund hatte ich mich auch schweren Herzens gegen einen Besuch entschieden aber wenn man vor lauter Menschen keine Natur mehr sieht, ärgert man sich vielleicht im Nachhinein. Außerdem hatten wir den Berg in Argentinien empfohlen bekommen und wurden in keiner Weise enttäuscht. Wäre es mir besser gegangen, wäre wir auch dort hin gewandert und hätten nicht den Bus genommen. So ging uns dieses Naturwunder jedoch nicht verloren und wir hatten etwas Zeit, das Panorama fast für uns alleine zu bestaunen. Die beiden Naturhighlights sind ein absolutes Muss, wenn man hier in der Gegend sein sollte!

    Es geht nun weiter nach Salta. Ich freue mich auf die Busfahrt durch Nordargentinien. Das, was ich bisher aus der Busscheibe sehen konnte, beeindruckt mich sehr. Landschaftlich komplettiert Argentinien auf jeden Fall das Bild von Südamerika, da es recht bizarr und monumental wirkt. Es ist schön in einem Land unterwegs zu sein, von dem man sich noch kein Bild gemacht hat. Vor allem wenn man denn endlich mal weiter kommt. Wir sind wieder on the road 🚎 ☀️💪🏽
    Wir haben uns in einem sehr günstigen Airbnb einquartiert. Seit Monaten sind wir mal wieder in einer Wohnung, für uns, mit Balkon und Blick über Salta. Es fühlt sich wunderbar an und hier kann ich auch wieder ganz gesund werden.
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  • Baum-Pärchen in der 'Garganta del Diablo'
    Garganta del DiabloAuf der Route RN68Schokotorte?Los CastillosEin wundervoller Fahrradtag in der NaturIglesia de CafayateDie Nummer 10Auf Tuchfühlung mit dem Stadt-EselStreetart in CafaIndigene MotiveDer gute argentinische WeinWanderung am Rio ColoradoKaktus-HerzKaktus-Baum-SymbioseDas Ziel unserer WanderungWeinverkostung mit Chato🍷Auf dem Weg nach Tucuman

    Cafayate - die Berge und der Wein

    December 1, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 25 °C

    Empfehlungen folgend sind wir von Humahuaca nach Salta gefahren. Es erwartete uns ein wunderschönes Airbnb, das wir ganz für uns hatten. Als wir in Salta ankamen, lief das Fußballspiel Argentinien gegen Mexiko und Paul wollte gern mal die Stimmung der Locals aufsaugen. Fußball kann in Argentinien mit einer Religion verglichen werden. Jung, alt, Frauen und Männer tragen fast alle blau weiß und verehren Messi. Und auch wenn mich das alles nicht interessiert und ich gerade diese WM äußerst kritisch sehe, hatte ich in dieser kleinen Bar, am Straßenrand, mitten unter den Einheimischen meine Freude daran, die Energie zu beobachten, die dieser Sport auslöst. Es waren 32 Grad und wir befanden uns mal wieder etwas tiefer als 2000 Meter. Die Hitze war wie ein Brett und mir kam der Gedanke, dass so eine Südamerika-Reise doch ganz schön heftig für den Körper sein kann. Man wechselt ständig die Klimazonen, ist in extremem Höhen unterwegs, nachts ist es oft kalt, am Tag jedoch sehr warm und die Luft verändert sich von sehr trocken zu sehr humid. Dafür wird das Bier, gleichermaßen wie Prosecco in Eiskühlern serviert und verschaffte uns eine wohltuende Abkühlung.

    Zu Salta kann ich ehrlicherweise nicht viel berichten. Manchmal kann die Betrachtungsweise so subjektiv sein. Für mich war in Salta echt nichts los. Attraktionen, wie eine Seilbahn auf einen Aussichtspunkt oder eine der höchst gelegenen Eisenbahnen funktionierten nicht oder war zu teuer. Nach dem Ersuchen von Tipps bei der Tourismusinfo waren wir eigentlich noch mehr enttäuscht. Es gab keine Empfehlungen für die Stadt selbst, die Museen waren geschlossen und alles andere wäre mind. 2 Stunden Fahrtzeit entfernt. Was das in Südamerika bedeutet, wissen wir mittlerweile zu gut. Also schlichen wir durch die Stadt, auf der Suche nach einem kalten Getränk und einer Western Union Filiale, die uns Geld geben würde (dies klappte dann am 3. Tag). Es ist aber eben auch mal schön, die Unterkunft zu genießen und zu nutzen. Am letzten Abend fanden wir noch ein bezauberndes Restaurant (Estación Belgrano) und genossen den Sommerabend.

    Wir freuten uns sehr auf unser nächstes Ziel. Kleinere Stadt, etwas milderes Klima und mit Aussichten auf eine tolle Umgebung. Schon die 4 stündige Anfahrt nach Cafayate war der Wahnsinn. Innerhalb von wenigen Metern änderte sich die Landschaft komplett. Mal war man auf dem Mond, dann auf dem Mars, zwischenzeitlich in einem Nationalpark in Arizona und dann kamen wieder grüne Täler neben bunten Felsen zum Vorschein. Es war wirklich ein Träumchen, was da alles am Busfenster vorbei zog. Und auch das Städtchen versprach viel mehr unser Ding zu sein. Klein, gemütlich, mit toller Atmosphäre, kleinen süßen Läden und einem schönen Hostel mit netten Leuten. Zwei davon (Lauren und Michael aus London) luden wir direkt ein, um mit uns am nächsten Tag eine Radtour zu machen.

    Ziel war es, vom sogenannten Schlund des Teufels „Garganta del Diablo“ zurück in die Stadt zu radeln. Es erwarteten uns 50km und ein fantastisches Flusspanorama. Schon der Start am Teufelsschlund war der Knaller. Selten hat mich eine Felsformationen so begeistert. In den vergangenen Monaten sind wir ja schon zu einigen Highlights gewandert aber die Wirkung dieses 200 Millionen Jahren alten Ortes war irre faszinierend. Irgendwie bedrohlich und gleichzeitig majestätisch, als würde man wirklich in einen Schlund hineingezogen werden.
    Ab diesem Punkt ging es dann mit den Rädern zurück Richtung Cafayate. Wir hielten an einigen besonders schönen Felsen und Panoramen, liefen bzw. fuhren weiter in die Canyons hinein und genossen die Berge, die an uns vorbei zogen. Viele Mineralien färbten die Steine bunt und tektonische Bewegungen ließen sie einzigartig aus der Erde ragen. Aylen, unser Guide wusste viel über die Steine und deren Entstehung und war sogar flexibel, auf meinen Wunsch einzugehen, eine bestimmte Felsformation „Los Castillos“ zu erkunden. Am Ende unterschätzte unsere nette Führerin ihre 50km Tour allerdings mächtig. Wir mutmaßten, dass sie womöglich die Tour zum ersten Mal machte und sich der Fitness ihrer Mitfahrenden nicht bewusst war. Gerade Lauren, die nie das Fahrrad in London benutzte, hatte an den Steigungen ihre Probleme. Wir brauchten zwei Stunden länger und die letzten 10km waren für meinen Po auf dem harten Sattel die Hölle. Die geliehenen Mountainbikes erschwerten mit ihren dicken Reifen den Weg auf einer Asphaltstraße mit Gegenwind sehr, sodass wir uns ganz schön abgemüht haben. Unserer super fitten, fünfundzwanzig jährigen Baumkletterin machte das nur wenig aus und sie dachte wohl, dass das alle so leicht weg stecken wie sie. Am Ende konnten wir ihr ehrliches Feedback geben, hatten einen wundervollen Tag zusammen, haben unglaubliche Landschaften gesehen und mit Aylen und ihrem Freund Rodrigo zwei liebenswürdige Menschen kennengelernt. Da sie auch in unserem Hostel schliefen, hatten wir mit ihnen weitere schöne Begegnungen und Abende.

    In das Örtchen Cafayate verliebte ich mich sofort und wir fühlten uns so wohl, dass wir sechs Nächte blieben. Die letzten Wochen der Reise fühlen sich nun so an, als ob wir das Jahr ein wenig ausklingen und nochmal die wunderbaren Monate Revue passieren lassen. Cafayate war ein herrlicher Ort dafür. Die Stadt wirkte super gemütlich, die Menschen sind alle herzlich, die Restaurants servieren fantastisches Essen und überall rannten Hunde rum. Teilweise sind diese Straßenhunde und teilweise gesellten sich die Haustiere dazu aber eigentlich ist die ganze Stadt ihr zu Hause und sie werden liebevoll von allen geduldet. Dazu standen auf dem Hauptplatz Esel herum und hielten den Rasen kurz, ohne Leinen oder Menschen, die sie weg schickten. Die schöne städtische Atmosphäre wurde dann auch noch durch eine traumhafte Umgebung bereichert. Wir erkundeten diese durch eine Wanderung zu einem malerischen Wasserfall und genossen den landschaftlichen Spielplatz durch Klettern, über Steine im Fluss hüpfen und durch die Landschaft streifen. Einen anderen Abend stiegen wir in die hiesige Weinanbaukultur ein und genossen eine Weinverkostung in richtig netter Gesellschaft. Auch wenn der Wein am Ende meinen Geschmack nur wenig getroffen hatte, lernten wir einen Italiener, einen Nordamerikaner und eine Schweizerin kennen und verbrachten einen sehr lustigen Abend miteinander. Außerdem war der Ladenbesitzer Chato ein Riesen Schatz und bezaubernd in seiner Art.

    Wieder einmal fiel ein Abschied von einem Ort etwas schwer. Wir knuddelten alle, die im Hostel arbeiteten und deren Freunde, die nun auch unsere waren. Diesen Ort habe ich besonders genossen und bin dankbar, dass uns unserer Weg dorthin geführt hatte. Aber es ist auch immer wieder schön die Sachen zu packen und weiter zu ziehen, zumal wenn sich diese Momente nun dem Ende neigen. Bevor es nach Buenos Aires, dem fast letzten Stop für dieses Jahr geht, haben wir uns noch ein Highlight vorgenommen und sind nun langsam auf dem Weg Richtung Iguazú-Wasserfälle. Ein paar Zwischenstopps, schöne Fahrten durch das tolle Argentinien, über 30 Grad und über 1000km liegen nun vor uns, ich bin gespannt.
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