Portugal Ende offen

April - June 2024
Lissabon > Sabóia das kenn ich wohl. Vielleicht folgt eine Wanderung, vielleicht auch nicht. Südspanien auch noch nie gesehen. Aber knapp 6 Wochen habe ich Zeit. Daher ist das Ende offen. Also frei nach dem Motto "Das entwickelt sich im Prozess!" Read more
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  • Day 16

    Und wieder Strandtag

    May 8 in Portugal ⋅ ☀️ 25 °C

    Am Wochenende wurde schon wieder der Plan geschmiedet am Mittwoch an den Strand zu fahren. Die Wetterprognose war der Knaller und die Kinder hatten lange Schule, also wurde sich mit Freunden am Strand verabredet.
    Und es war wieder so so schön am Strand von Almograve. Wieder ein wunderbarer Teaser, denn dieser Strand wird der erste Stop auf meiner Etappe sein. Die Vorfreude ist also riesig.
    Wir hatten eine so gute Zeit mit Lesen, Podcast und dem absoluten Highlight. Meinem ersten Mal in Portugal im Meer baden (oder nennen wir es dem Schockfaktor sei Dank 'Eisbaden').
    Egal, wenn man den ersten Schock überwunden hat, ist es ja einfach oftmals alles Leid wert und so war es auch diesmal.
    Es ist einfach schön zu wissen, dass ich nochmal da sein werde und an dem großartigen pink/blauen Haus vorbeischreiten kann!
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  • Day 17

    Rauf und runter und Jobauftrag

    May 9 in Portugal ⋅ ☁️ 30 °C

    Da am Samstag Dorffest in Sabóia angesagt war und Sandra ja dort mit einer Freundin eine KunstInstallation geplant hatte, mussten die letzten Vorbereitungen getätigt werden. Ich habe hier einen neuen Job ergattert und kümmere mich um die Fotos der Werke und habe Sandra eine Lehrstunde zum Thema "Instagram" gehalten (nicht, dass das mein Steckenpferd wäre, aber immerhin ganz unbekannt ist mir dieses Gefilde ja nicht).
    Sandra musste dafür noch ihre Bilder herrichten und ich konnte die Zeit noch nutzen mein erworbenes Buch zu lesen und noch einmal einen langen Spaziergang zu machen, diesmal im besten Sonnenschein!
    Das Motto schweißegal stand wieder auf der Tagesordnung, also rauf und runterlaufen und wieder rauf. Ich liebe einfach diese Umgebung!
    Und dann hat es am Nachmittag einfach unfassbar Spaß gemacht die Fotos zu machen und dann ihre Seite mit frischem Content zu füllen. Ausstellung, Online-Shop, Insta-Schulung, es geht voran und die Sachen, die sie webt sind wirklich so so schön! Die Vorfreude auf die Ausstellung war also groß! Richtig was weg gearbeitet heute!
    Da hatten wir uns wieder ein Festmahl verdient. Und es wurde nicht nur ihre Kunst auf Insta in Szene gesetzt, auch die Katzen waren heute in Form :-)
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  • Day 18

    Die letzten Vorbereitungen

    May 10 in Portugal ⋅ ☀️ 29 °C

    Die klassische Morgenroutine muss ich ja schon gar nicht mehr erwähnen, die tut einfach zu gut. Also erstmal das Herz öffnen - Namaste und dann ran an die Arbeit. Wir haben heute die Zeit genutzt, um die Installation vorzubereiten. Und der Waschraum im Dorf ist einfach ein echt cooler Ort, aber auch echt groß, den muss man erstmal 'bespielen', aber in der Kunst gilt ja auch oft mein Prinzip "das entwickelt sich im Prozess"! Und so war es auch, viele Köpfe haben Ideen und so waren am Ende wirklich alle zufrieden und glücklich! Was die Installation uns sagen will, lass ich nochmal offen. Das wird morgen klarer werden, wenn alles fertig sein wird!
    Herrlich war, dass eine Dame des Dorfes, die ihre Wäsche dort waschen wollte (also ja, das passiert hier immer noch sehr traditionell), sehr verwirrt war, ob unserer Arbeiten ;-)
    Abends kam dann noch eine Freundin vorbei und es wurde Pizza gemacht und lange getagt. Da fiel es mir beim Essen dann wie Schuppen von den Augen! Wie konnte denn dieser Abend plötzlich der letzte zu Hause in Sabóia sein - morgen werden wir ja auf dem Fest sein. Ist mir immer noch ein Rätsel, wie ich eigentlich in diesem Jahr immer so sehr im Moment bin und die Zeit sich dann aber gleichzeitig dann doch so beeilen kann.
    Aber es nützt ja nichts. Wir hatten eine so feine Zeit und werden morgen einen großartigen Abschluss haben - Punkt. Traurig sein kann man ja immer noch später!
    Aber ich habe es mir dann nicht nehmen lassen, das fertig geklöppelte Beet bildlich festzuhalten und natürlich auch meinen vor zwei Jahren gepflanzten Mandelbaum. Ich bin schon wieder so gespannt wie es nächstes Jahr hier aussehen wird. Und schon wieder enorme Vorfreude auf die kommenden Osterferien und der Traditionsreise ins Alentejo!
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  • Day 19

    Aldeias a Vista

    May 11 in Portugal ⋅ ☀️ 25 °C

    Heute war der große Tag der Ausstellung. Sandra und Jan waren schon früher da, um alles vorzubereiten. Da hatten Tiago und ich noch Zeit zu zeichnen - auch sein Projekt musste dringend noch heute fertig werden.
    Und dann ging es los! Der Raum ist wirklich toll geworden. Die Idee war es Gabis und Sandras Kunst zusammenzubringen. Gabi arbeitet mit Formen und Farben auf alten Buchseiten, die eine Message haben. So war es vor allem 'Historia do Mundo', um zu zeigen, was von früher heute noch übrig bleibt und was vergänglich ist. Sandra webt vor allem mit Gräsern, die ihre Substanz verändern, sodass heute nicht mehr alles so ist, wie es mal war. Daher passt der Titel "What remains of the day":
    Words flow like water,
    sentences weave themselves into images,
    time flows by,
    structures of memories
    Und es ist daher besonders schön, dass die Ausstellung in dem sehr alten Waschsalon ihren Platz fand, an dem früher - wie heute die Dorfdamen zusammen kommen und Geschichten über früher und heute austauschen.
    Alles im allen, war es sehr gelungen und es gab ausschließlich positives Feedback. Die nächste Ausstellung kann also kommen, hoffentlich kann ich wieder dabei sein.
    Ansonsten war das ganze Dorf auf den Beinen - by the way habe ich lange nicht mehr soviele Hippies, Gewänder und Dreadlocks gesehen...
    Die Stimmung war aber so schön. Es gab Essenstände, Flohmarkt (ja, ich brauchte dringend einen neuen Ring!), Spiele für Kinder und Musik (na klar mussten da zwei Surfermenschen auf ihren Gitarren ihre Coversongs feilbieten).
    So haben ich am Ende meines letzten Tages in Sabóia mit so vielen tollen Menschen geredet und es wurde sogar noch richtig was weg getanzt. Hier wurde auch klischeehaft viel mit Tüchern hinter uns barfuß (natürlich!) etwas dargeboten und die lustigen 3 Eumel mit ihren bunten Hüten und Brillen und ihren Tröten haben balkanbeatsmäßig das Dorf bespielt. Es hatte zwischenzeitlich auch etwas von einem Animationsteam im Hotelresort (I like to move it move it...), aber das lassen wir mal unbeachtet. Wir hatten einfach einen so schönen Tag und einen so wunderbaren Abendausklang. Danke Sabóia, ich habe schon wieder alles an meinem Aufenthalt in vollen Zügen genossen! See you next year!
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  • Day 20

    Vila Nova de Milfontes > Almograve

    May 12 in Portugal ⋅ 🌬 20 °C

    Heute ging es los! Meine Wanderung auf der Rota Vicentina - die den Fischersweg und den Historischen Weg einschließt. Ich habe mir 11 Etappen (knapp 200 km) rausgesucht, um am 22. Mai in Lagos zu landen. Von da aus nehme ich dann den Zug und dann treffe ich Wiebke für eine Woche in Faro. Große Vorfreude by the way!
    Diese Wanderung stand schon lange auf meiner inneren Liste und ich bin so froh, dass das Sabbatjahr mir diese Zeit in Sabóia geschenkt hat und diese ganze Zeit zum Wandern.
    Ich habe sowas noch nie alleine gemacht - auch dies war eine Challenge, der ich mich in diesem Jahr stellen wollte. Also ran da.
    Ich werde also eine Woche alleine wandern und dann die Familie im Süden nochmal treffen. Großartig ist, dass Sandra auch drei Tage mir mir laufen wird. Irgendwie hat sich doch wieder alles gefügt.
    Heute dann also von Milfontes, bis Almograve - 15,5 km (5 1/2 h)
    Alleine loszulaufen war seltsam zunächst, weil ich wieder dachte 'was mach ich hier gerade nochmal genau?', aber das ist dann schnell verflogen. Irgendwie tat es mir so gut mich wieder mit dem Rucksack und den Outdoorklamotten zu bewegen und ich hatte einfach so Bock diese Küste zu sehen. Erstmal musste ich mich ein wenig durch Wald und Wiese schlängeln, bis ich dann das erste Mal die Küste sah. Das ist einfach zu flashig, jedes Mal wieder. Diese Klippen, dieses Meer, diese Farben, einfach unfassbar schön. Ich habe versucht auch zu sitzen und alles auf mich wirken zu lassen. Das fiel mir aber gar nicht so leicht, weil das Duracel-Häschen in mir on fire war.
    Das hat auch dazu geführt, dass ich dann 4 Stunden gebraucht habe. Aber das ist ja gut zu wissen, dass die offiziellen Zeitangaben offensichtlich nur eine grobe Richtlinie sind.
    Am Ende sah ich dann halt schneller als erwartet das wunderschöne rosa Haus mit der kobaltblauen Umrandung, das ich ja letzte Woche schon so sehr ins Herz geschlossen habe. Dann habe ich nochmal 10 Minuten gerastet und vor allem 1 Liter Sand aus jedem Schuh geschüttet, bevor ich dann die letzten Meter gegangen bin. Bis zur Holztreppe. Die bin ich dann hinunter und habe mir mein Handtuch und den Kindle geschnappt und einfach alles genossen.
    In der Strandbar gab es dann die verdiente Coke Zero, bevor ich dann die gleißende Sonne hinter mir gelassen habe, um mich ins Hostel zu begeben. Auch da ist alles fein gewesen inklusiver einer großartigen heißen Dusche. Und es gab WLAN, welches dann mal wieder ein Videotelefonat zugelassen hat - unfassbare Glückseligkeit. Call it a day :-)
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  • Day 21

    Almograve > Zambujeira do Mar

    May 13 in Portugal ⋅ ⛅ 19 °C

    Heute stand eine längere Etappe an! Aber es gab Müsli im Hostel, was sollte also passieren. 21,6 km galt es zu bezwingen. Es war bedeckt, sodass der LangeHosen-langärmlige Traum dran glauben musste. Aber egal, hab ja alles dabei - und auch die Regenjacke sollte kurzfristig zum Einsatz kommen, aber wirklich nur ganz kurz.
    Erst aus dem Dorf geschlängelt, vorbei am Kläranlagensystem, dann kam ich auch schon wieder an die Bucht, an der ich gestern noch gelesen habe. Es ging erstmal ein bisschen über eine Schotterpiste, aber das konnte man ganz gut vertragen, wenn man immer das Meer zur rechten hat. Aber dieser Weg war ja nicht lang und schon ging es links (immer die richtige Wahl, wissen wir ja!) hoch und dann begann der Spaß. Im doppelten Sinne: 'Spaß mit Ironie versehen' (7km im Sand ist ja eher so geht so) und 'Spaß ironiefrei', weil es so unfassbar schön aussah alles. Dann nochmal rüber über zwei Sanddünen und dann kam ich auch schon wieder nah an die Steilküste. Und es ist unfassbar verrückt auf diese Klippen zu gucken und die Störche fliegen über einen hinweg! Der Storch neues Lieblingstier - gibt ja hier keinen Condór und keinen Flamingo - Einfach für jeden Kontinent neu auswählen. Punkt.
    Nach wieder 80 geknippsten Fotos ging es zum Schutz der Küstenlandschaft ins Landesinnere durch einen Zauberwald (klar den brauchen wir auch!). Da musste ich erstmal rasten und die Stille genießen. Das klingt absurd, ich bin ja die ganze Zeit allein und habe meine Ruhe (nagut und meine Gedanken... auch immer so eine Sache...) Aber es ist seltsam, wenn man plötzlich keine Wellen mehr hören kann. Ich wurde noch kurz von einer Wanderin gefragt, ob ich "alright" sei, aber nun gut, hockt wohl keiner einfach so im Wald rum ;-)
    Dann ging es wieder an die Küste. Alles ohne Worte, einfach nur fantastisch. Und diese Farben vom Sand, den Blumen, den Gräsern, den Felsen und dem Himmel - Danke nochmal liebe Sonne du warst so gut zu mir!
    Der Weg führte dann in ein Dorf in dem ich mir meine erste Cola Zero des Tages einverleibt habe und da habe ich dann tatsächlich auch 20 Minuten Pause gemacht. Das tat ganz gut, denn der weiche Sand hatte dann doch Spuren in meinen Gebeinen hinterlassen - alt werden ist sowas von abzulehnen. Aber es nützt ja nichts, Schmerzen kann ich ja ganz gut wegignorieren und dann musste ich eben an die homöopathische Wirkung des Voltarens am Abend glauben.
    Gott sei Dank wurde die Strecke dann stabiler, aber es war erst die Hälfte geschafft. Dann habe ich Trick 17 angewandt Podcast rein und voran voran. Dennoch konnte ich den Rest der Strecke vollends genießen, vor allem ging es dann natürlich nochmal an die bezaubernde Küste und noch durch ein kleines Fischerdorf.
    Das Schöne war, dass ich ja schon einmal hier war, also konnte ich mich auf meine Belohnungs-Cola und die herrliche Bucht von Zambujeira freuen, die mir ein wunderbares Abendlicht hingezaubert hat. Viel mehr wäre wirklich nicht gegangen, aber es tat rückblickend so gut heute mit meinen Gedanken in dieser Kulisse zu sein, das war schöner, als mit meinem Körper ;-)
    Daumen sind gedrückt für die diabolische Wirkung der Creme und dann gucken wir morgen weiter. Vorfreude ist auf jeden Fall wieder sehr groß.
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  • Day 22

    Zambujeira do Mar > Odexeice

    May 14 in Portugal ⋅ 🌬 18 °C

    Heute stand die dritte Etappe an, etwa 18 km. Ich war super früh wach, hatte aber Angst aufzustehen, denn ich war nicht sicher, was die Wade und der Rest der Gebeine sagen würden, aber es war deutlich besser. Also merklich, aber kein Vergleich zu gestern. Ein Hoch auf Voltaren!
    Dann also in die Küche ("Coffee is free and here are some leftovers", so war die Ansage gestern) und die Lage checken. Kaffee wurde gefunden, Espresso-Maschine auch sowie Haferflocken und Müsli - und das kann man wunderbar mit Heißwasser anrühren fürs Porridge-Feeling und den Sparfuchs. Da ich also nirgends mehr frühstücken musste, konnte ich schon um 9 los. Da dies wohl eine begehrte Uhrzeit ist, war ich umso glücklicher, ob meines besseren Fitnessgefühl und konnte erstmal einige Outdoorpaare überholen, bevor ich meine Ruhe hatte. Herrlich! Somit war ich ganz beruhigt, dass die Maschine wohl wieder zu laufen schien.
    Nachdem ich mich dann noch etwas durch den Sand und diese herrliche Dünenlandschaft sowie einem Kiefernwald über Pfützen manövriert hatte, kam ich auch schon wieder an wunderbare Streilküstenabschnitte, wieder eine schöner als die andere mit ihren beeindruckenden Felszacken. So ist das hier im Alentejo!
    Dann ging es wieder an einem Parkplatz hinunter und wieder hinauf und weiter ging die Panoramaline per pedes. Kurz vor dem nächsten Abstieg überholte ich 3 Leute mit einem Hund. Sehr klein, sehr entzückend, sehr wieselig, aber auch sehr anhänglich. Nachdem er mir dann zwischen den Beinen rumlief und ich fast stolperte, fragte ich den Trupp, ob es ihr Hund sei. Nope, der sei hier frei am rumlaufen. Nun gut, seit dem Moment war ich dann nicht mehr frei am rumlaufen, sondern hatte einen Begleiter. Das hatte mich hart verwirrt, aber gut erstmal wegignoriert. Dann lief der Hund vor mir und wir schlossen auf zu einer Wanderin. Ich habe sie vorgewarnt, dass da ein Hund sei. Sie hat dann nur die Augen verdreht und sagte, dass er sie schon seit Zambujeira verfolgte. Aber irgendwie war es dann eine ganz gute Fügung, weil wir dann darüber lachen konnten. Der Hund hat uns also zusammengebracht und so sind wir dann zu dritt weitergelaufen.
    Das Gute war, wir hatten wirklich viel zu quatschen, sodass der etwas tristere Teil Richtung Landesinnere uns gar nicht weiter auffiel. Bei einer kurzen Klopause beim Café hatten wir kurz die Hoffnung, dass 'Lucky' dort sein Glück finden würde... Dem war aber nicht so. Er kam mit. Egal, das sehen wir dann und die weitere Strecke mit der Zauberküste war unfassbar schön - Überraschung.
    Anders als die letzten beiden Etappen lag der Zielort etwas weiter landeinwärts. Der Praia de Odexeice mit seinem Fluss bot ein krasses Panorama. Und an diesem Punkt haben wir dann das Alentejo verlassen. Dann also noch die langweilige Straße weiter zerreden, und dann waren wir irgendwie schon da. Das ging fix. Dann haben wir uns für später zum Essen verabredet und der Hund musste sich entscheiden - er kam mit mir. Bei meinem Belohnungsgetränk erklärte mir der Besitzer, dass sowas wohl öfter vorkommt, und er hat dann direkt Fotos gemacht und sie in den bekannten Gruppen verbreitet. Als ich dann los bin, blieb er liegen, versteh ich, er hatte ja auch 18 km abgerissen, nur halt ohne Essen. Zumindest weiß ich jetzt, warum Menschen dazu neigen Hunde aus dem Ausland einzupacken, er war halt schon putzig :-)
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  • Day 23

    Odexeice > Aljezur

    May 15 in Portugal

    Ich konnte es nicht fassen heute morgen, es gab Rührei zum Frühstück. Das ist ja immer schon der reine Traum für mich. Ich bin vor 9 losgegangen, habe noch einmal das entzückende Örtchen genossen und konnte dann das traumhafte Licht über dem Fluss auf dem Weg raus aus Odexeice zurück zur Küste vor Schönheit nur schwer ertragen - Außerdem stand da ein Esel!! Das war irgendwie ein Motivationsboost - vielleicht auch gepaart mit dem Rührei - der mich durch den Tag beflügelt hat.
    22,6 km standen heute auf dem Tableau, passte also gut, dass ich auf Spur war.
    Nach dem Tal hochgestapft und wieder am Praia de Odexeice angekommen, war die erste Luft raus und ich natürlich direkt wieder verzaubert. Ich kann mich einfach null satt sehen an diesem Küstenrelief. Und das Laufen auf Sand und die Waden und die Blase (stimmt die hab ich ja auch dank des Sandes eingekauft) merk ich ohnehin nicht mehr bewusst.
    Die heutige Etappe hatte im Vergleich zu den letzten Tagen auch eine erhebliche Strecke durchs Landesinnere. In einschlägigen Blogs wurde dies als zäh und langatmig deklariert. Der erste Abzweig ins Landesinnere war in der Tat etwas unspektakulär, aber ich hatte mich ohnehin mit Podcast auf den Ohren massiv eingelatscht. So hatte mich auch die Teerstraße zwischendrin nicht gestört und ein bisschen Wald hatte man ja auch mit bei. Dann ging es noch einmal kurz an die Küste, aber da hatte ich mich eher auf das Spiel "Wie viele Menschen kann ich überholen?" konzentriert. Okay, es wären dann alle gewesen. Hier wieder der Verweis auf das Rührei und die Erwähnung, dass auch viele ältere Paare oder Damenclubs aus Italien (warum auch immer, es gibt so viele) dabei waren. Daher gibt es auch keine Fotos dieses Abschnitts ;-)
    In Rogil habe ich mich dann gezwungen zu rasten, um meine Cola Zero ausgiebig zu zelebrieren. Es war auch erst 1 Uhr und es lagen nur noch etwa 2 Stunden vor mir. Rogil ist by the way ein seltsamer Ort. Schranzig, ausgestorben, voller Bauten, die mich an Rumänien - nicht im guten Sinne - erinnert haben, daher war die Motivation, hier auch wieder wegzukommen schon groß. Dann also weiter auf der Schotterpiste. Ich fand es aber ganz cool, da durch das Nichts zu stapfen inmitten von diesem satten Grün und den bunten Blumen, gespickt mit vereinzelten Häusern und vor allem diesem schönen Himmel über mir.
    Kurz nach einem sehr gruselig verlassenen Grundstück konnte man schon auf Aljezur blicken und die Vorfreude war riesig. Dies war wieder ein Tag ohne Zeit. So ist das, wenn man wohl in diesem ominösen Flow-Erleben ist :-)
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  • Day 23

    Entzückendes Aljezur

    May 15 in Portugal ⋅ 🌬 17 °C

    Schon als ich Aljezur ankam, und sah, dass die Altstadt, in der auch mein Hostel lag, so hübsch in den Hügel eingearbeitet wurde, wusste ich, dass ich hier nochmal durch schlendern muss. Aber erstmal den Belohnungs-Galão in einem ganz entzückenden Café. Warum ich da der einzige Gast war, hab ich wahrlich nicht verstanden. Man hatte einen so schönen Blick auf den Fluss. Dann habe ich erstmal eingecheckt. Da bin ich dann wieder dem schon bekannten Bayern-Paar begegnet, die dann nach 'Lucky' gefragt haben. Und auch Kristine schickte mir ein Bild aus einer Hundelauffangstation, ob das 'unser Hund' sei. Die Bayern konnten die Sache auflösen, denn sie haben nachgefragt und es war tatsächlich Lucky, ein Mädchen, die wohl wirklich schon seit einigen Tagen unterwegs war. Aber sie ist ja so entzückend und wird bestimmt schnell ein Neues Zuhause finden. Das hatte mich beruhigt.
    Dann war ich erstmal einkaufen auf der anderen Seite des Flusses. Auch hier sah es so hübsch aus und mir ist noch ein großartiges Vintage-Geschäft untergekommen - immer wieder gut, dass ich nichts transportieren kann :-)
    Dann die Habseligkeiten abgelegt und dann bin ich nochmal los. In Aljezur gibt es eine Festung. Also durch die Gässchen und hoch da. Einfach ein unfassbar schöner 360° Blick. Und auch hier war ich wieder alleine. Glück gehabt! Dieser Ort ist entzückend. Schranzig und schön und bunt, so wie ich es liebe. Treppen und Gässchen mit viel Kopfsteinpflaster. Ein Ort, den man sich hochmotivieren muss, um dann panoramamäßig runterzuschauen und zu guter letzt einen Fluss. Was will man mehr, achso ja noch eine großartige blaue Stunde - dieses Licht, man man man. Keiner kriegt hier die Tür zu!
    Gut, dass dieser Ort auf der Etappe lag. Was für ein Tag!
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  • Day 24

    Aljezur > Arrifana

    May 16 in Portugal ⋅ ☀️ 18 °C

    Meine erste Nacht seit 98 Jahren in einem Mehrbettzimmer habe ich ganz gut überstanden - abgesehen davon, dass ich spät eingeschlafen bin und ich mir eine zweite Decke mopsen musste von oben aus dem Etagenbett. Zu meinem Glück war das Zimmer nur halb belegt. Dann war ich aber auch zeitig wach, hatte aber ohnehin Bock auf Kaffee ("Coffee is free!") und den Tag.
    Da man ja auf so einer Wanderung immer die gleichen Menschen trifft, habe ich mich den morgen wieder Mal mit dem Ehepaar aus Bayern verquatscht. Dabei gab es dann noch diverse Wandertipps, die dann direkt in meinen Notizen gelandet sind. Somit bin ich erst um viertel vor 10 los, aber es waren heute 'nur' knapp 18km. Dazu passte auch mein Plan, dass ich ohnehin etwas langsamer machen wollte nach dem über 42.000 Schritt-Rekord gestern. Außerdem ist ja eigentlich völlig egal, wann man am Ziel ankommt - soweit die Theorie.
    Der Tag begann wieder bewölkt. Dieses tolle Licht, ich weiß ich wiederhole mich.
    Es war wunderschön aus Aljezur runterzulaufen und dann auch wieder hoch. Ich habe es die grüne Wander-Panoramaline genannt. Der Weg führte dann auf eine breite Fahrbahn, aber die Panoramaline blieb bei mir. So habe ich auch nach einer Stunde direkt eine kurze Pause gemacht, meine Banane genossen und auf das Tal geblickt. "Auch mal mehr Pausen machen, vielleicht schaff ich es ja heute!?" Der Weg bis zur Küste war schon knapp 4 Kilometer, aber ich bin auf dem Teilstück auch an ganz wunderbaren Häusern vorbeigekommen - da hätte ich mich gut einmieten können! Angekommen an dem süßen Strand Praia de Amoreira ging klischeehaft die Sonne auf. Ja, ja Engel und so...
    Der erste Küstenabschnitt war sehr wild und das Meer so schön dunkelblau und hellblau und sowieso, und diese alten Männer, die geangelt haben. Wow! Wieder kurz hingesetzt - Aufsaugen die Chose! Der Weg führte unfassbar nah an der Küste vorbei bis ich zum Praia de Monte Clérico kam. Dieser grandiose Sand. Spannend wie sich die Landschaft verändert und man jetzt durch diesen gelb-weißen feinen Zucker stapft. Da habe ich dann den nächsten Stop gemacht mit der Mittags-Cola-Zero. Und hier hab ich es dann gemerkt. Ab hier beginnt wohl der deutsche Hipster Surftraum. Alentejo hat die Hippies, die Algarve die ManBuns und Surferdudes - macht Sinn. Ich hatte ein kurzes Heimweh-Alentejo-Aufflammen. Diese SurferAttitude... Da hab ich im Studium zuviel negativen Einfluss in Form von aufgesetzter Lässigkeit gehabt. Egal, tut ja der wunderschönen Landschaft keinen Abbruch. Also bin ich weiter. Und die Spinner haben ja Recht, dass sie hierherfahren. Diese Wellen, diese Küste - heute Küstenfotos rauszufischen, war zum wiederholten Male kein leichtes Unterfangen. Auf jeden Fall war es wieder etwas rougher und weniger blumenbunt, aber viel steiler und man war nochmal dichter dran am Klippen-Wellen-Brandungstraum. Während dem bestimmt zweistündigen Abschnitt (Zeit ist ja momentan so eine Sache, keiner weiß es) habe ich immer wieder innegehalten und die Veränderung des Bodens, der Pflanzen und der Farben wahrgenommen - und klar es ging wieder viel über Sand. Die Schuhe musste ich glaube ich zum dritten Mal ausschütten - aber Gamaschen gehören für mich in die Kategorie Zipperhose ("Auf gar keinen Fall!"), da sperre ich einfach, außerdem hat man dann immer eine Rast extra mit bei. Kurz bevor es von der Küste wegging, wurde es wieder bewölkter. Das tat gut, denn trotz der Küstenbrise war es schon muggelig und ich mag ja die verschiedenen Lichter und wie die Wolken dann aussehen.
    Als ich abgebogen bin, tat sich wieder eine neue Umgebung auf - einfach wieder alles grün, in allen Nuancen. Und wieder viiiiiel Sand (Wadenmuskeln hab ich ja, tun auch weh, aber dran gewöhnt).
    Nach meinem Gusto hätte es daher auch weiter bewölkt bleiben können, aber die Sonne knallte wieder auf dem letzten Wegabschnitt, wobei ich dachte es wäre waldiger, war es aber nicht. Das war nur ein ganz kurzer Abschnitt. Also bin ich mit dem Ohrwurm 'brennend heißer Wüstensand' vorangeschritten. Dabei musste ich auch an die Wettervorhersage nach dem Motto "Wir haben 20° - gefühlt 30° Grad" denken. Als es am Ende dann massiv bergab ging, als man Arrifana schon erblicken konnte, habe ich die Rechnung ohne 'Wo es runter geht, geht es auch wieder rauf' gemacht. Dementsprechend war die Vorfreude auf ein Kaltgetränk groß und ich war ja ohnehin eine Stunde früher da, als gedacht - das mit den Pausen hab ich mal wieder nicht ganz so hinbekommen wie gedacht. Aber egal, den Flow kann man nicht stoppen.
    Angekommen in Arrifana habe ich schon unzählige Vans gesehen und diese Surfermenschen und als ich dann von oben in die Bucht geguckt habe und alle da wie Sardinien auf ihren Brettern lagen, war mein Wunsch nach einem Surf-Kurs erstmal auf Eis. Aber gut, gibt ja viele Orte, und Hotspots sind ja ohnehin nicht so meins.
    Dann also rein in das einzige Café und rasten, wo ich dann ein bisschen die alten Männer der Muppet-Show für mich alleine gespielt habe, bevor ich dann in meiner Unterkunft einchecken konnte. Der Host sagte mir, dass der nächste Supermarkt 20 Minuten entfernt sei. Nun gut, ein paar Schritte gehen wohl noch, Wasser brauchte ich dringend und erleben wollte ich auch nichts mehr, außer ein wunderbares Telefonat und eine ruhige Nacht mit hoffentlich viel Schlaf.
    Das war wirklich eine krasse Etappe heute. Ohne die Bilder, hätte ich es kaum wiedergeben können, da war einfach so viel schönes und amüsantes dabei!
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