Camino Frances

julio - septiembre 2022
Una aventura de 54 días de Kike Leer más
  • 106huellas
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  • 54días
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  • 4,4kkilómetros
  • 1,3kkilómetros
  • Día 10

    7 Los Arcos – Viana

    6 de agosto de 2022, España ⋅ ⛅ 32 °C

    Ich bin also in Viana. – wieder so ein klangvoller Name: Viana.
    Heute Morgen bin ich früh aufgestanden und war schon vor 7 Uhr unterwegs. Sogar eine Bar hatte schon geöffnet und so konnte ich meinen Café von Leche, den frisch gepressten Sumo Di Naranja und etwas Süßes frühstücken. Am Anfang war es sogar noch dunkel und ich konnte miterleben, wie die Sonne aufging.
    Unterwegs lud ein kleines Bänkchen aus Paletten zum Pause machen ein: se retrouver – sich wiederfinden: ein schönes Wortspiel: ich habe mich verloren und kann mich im Innehalten wiederfinden.
    Um kurz nach acht hatte ich schon die Hälfte der Tagesstrecke hinter mir und ich wartete in Torres del Rio in einer Bar bei einem zweiten Frühstück mit Bio-Müesli (ich hatte mir aus dem Alu-Deckel und einem Holzstäbchen, das man normalerweise zum Kaffee umrühren benutzt, einen kleinen Löffel fabriziert – irgendwofür soll ja das Kunststudium schließlich gut sein) darauf, dass die nahe Kirche ihre Pforten öffnete. Ich lernte Daniel kennen, einen jungen Mann aus Augsburg, der in Saint-Jean-Pied-de-Port vor den Pyrenäen gestartet ist und auch – so wie ich – einen Umgang mit den Unbillen des Weges zu finden versucht. Und nicht das Ziel verfolgen möchte, sondern im Moment sein möchte – „Der Weg ist das Ziel.“ Er will auch bis Santiago laufen und vielleicht weiter ans Meer. Wir werden uns wohl öfter sehen.
    Das Kirchlein ist eine Templerkirche mit achteckigem Grundriss, ähnlich wie die Ermita de Santa María de Eunate südlich von Puente La Reina, die ich leider nicht besucht habe, oder Zuhause die Kirche von Ottmarsheim im Elsass oder die großen Vorbilder: der Aachener Dom und die Basilika San Vitale in Ravenna.
    Diese Kirche in Torres del Rio beeindruckte durch ihre Schlichtheit: einfaches Mauerwerk, grobe verflochtene Bögen und schmale Fensterschlitze mit milchigen Alabasterscheiben. In einer Apsis war ein Kruzifix zu sehen: diese ruhige Gelassenheit des Christusantlitzes nach dem Todesmoment … irgendwie – wie soll ich sagen? – … tröstlich. All der Stress des Passionsgeschehens ist vorbei – es ist vollbracht! Kein Judas, kein Pilatus, kein Herodes, keine Schächer und Spötter – nur Stille und Gleichmut. Ja, so ist es.
    Nun begann ein langes Stück, ohne Ortschaft unterwegs und mit einigen steilen Anstiegen. Und die hatten es in sich: 12 km. Unterwegs gab es dann doch eine improvisierte Bar mit allem, was ein müder Pilger braucht: Café von Leche, Bitter Kas, Obst und Kuchen. Ich traf Daniel wieder.
    Kurz nach eins – also noch vor Mittag, das nach „wahrer Zeit“ (das Wort habe ich gelernt, weil ich mir eine Organuhr-App runtergeladen habe – so was gibt’s) hier erst um 14:15 Uhr ist – war ich dann in Viana und fand für wenig Geld ein 4-Bett-Zimmer für mich allein in einer Herberge mitten in der Stadt.
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  • Día 11

    All-Ein-Sein

    7 de agosto de 2022, España ⋅ ⛅ 24 °C

    Dann bin ich mal wieder früh losgelaufen. Es ist Sonntag. Die Straßen sind leer und es ist noch dunkel in Viana. Ich hatte noch ein kleines dürftiges Frühstück in der Albergue.
    Gestern Abend habe ich noch in der Stadt nach etwas zu essen gesucht, was aber schwierig war. Die Spanier essen erst spät und fast ausschließlich Fleisch. So bin ich mal wieder an der Tortilla hängengeblieben.
    Heute Morgen der erste Teil der Reise nach Logroño geht ausschließlich eben durch Wiesen und Felder - ein sehr schöner Weg. Ich begrüße die Sonne, als sie aufgeht. „Sonnenlicht, wer zu dem Lichte strebt, schaut auf zum Weltenquell, macht Erdendunkel hell.“ - Das hilft ein bisschen. Seit gestern Abend schon bin ich ein wenig allein. All-ein, alles und eins? Vielleicht besser: einsam.
    Aber das suche ich doch! Ich glaube, durch das Allein-Sein komme ich erst wirklich zu mir & in Verbindung zu anderen & der Welt & der Schöpfung & zu Allem: also doch All-Ein.
    Diese Allein-Sein kann ich zerstören: durch Ablenkung oder Zerstreuung oder durch Einschlafen. Wenn ich allein bin, bin ich verunsichert und suche Sicherheiten, in dem, was ich schon kenne.
    Das habe ich gestern gemerkt. Ich freue mich, etwa deutsch zu sprechen und zu plaudern. Das ist auch schön und heißt dann Kommunikation. Das ist ja auch gut. Aber der Grad, wo es von der Verbindung in die Verbündung kippt ist schmal, wenn zum Beispiel diese feine trennende Haut zwischen den Anderssprechenden und Nichtverstandenen entsteht. Dann bin ich zwar mit einigen verbunden, aber von anderen getrennt.
    Logroño hat mich lieb empfangen. Da war der Platz, wo über 20 Jahren, als ich beim letzten Mal hier war, Felisa gestanden und Feigen an jeden Pilger und jede Pilgerin verteilt hat. Sie war damals schon fast 90 Jahre alt. Ich lese, dass sie 2020 verstorben ist.
    Logroño selbst ist leer - wo sind die Menschen, die Cafés - gerne hätte ich einen Café con Leche getrunken - wo sind die Kirchen?
    Ich finde nur die Santiago-Kirche, groß, mächtig, wie eine Burg. Im Tympanon über dem Portal in 15 m Höhe Santiago als Mata-Moros auf dem Pferd mit Schwert und Speer, auf Menschen einschlagend. Santiago - Mata-Moros - Maurentöter! Das geht garnicht!
    Verbündung auf der einen und anderen Seite - potenzierte Egoität. ???
    Nun, ich bin dann weiter, hinaus aus der Stadt. Da gab es eine bestimmt 5 km lange Pilger-Autobahn, mit zwei getrennten (!) je mindestens 5 m breiten Spuren für Pilger und Radfahrer. Wenigstens gab es Schatten.
    Ich freue mich auf Navarette.
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  • Día 11

    8 Viana – Navarrete

    7 de agosto de 2022, España ⋅ ⛅ 24 °C

    So, dann bin ich in Navarrete angekommen. Es gab da noch einen zähen Anstieg. Fast hätte ich, als ich den Osborne-Stier, der sich von einem Markenzeichen für Brandy zu einem nationalen Symbols Spaniens entwickelte, fotografieren wollte, meinen Wanderstock vergessen. 😅
    Von der Höhe aus konnte ich die Stadt schon lange sehen - der Weg dahin zog sich noch endlos hin.
    Ich habe eine schöne Herberge gefunden - und abends laufe ich noch in die Stadt. Die Kirche ist groß und hat einen noch größeren vergoldeten Barockaltar. Draußen davor treffe ich in einer Bar auf eine Pilgergruppe mit jungen Leuten aus Brasilien, Spanien, Frankreich und einem Asiaten aus Lausanne in der Schweiz. Sie sind alle viel ambitionierter als ich, laufen 30 … 40 km am Tag und sind auch schon viel länger unterwegs: von Zuhause aus losgelaufen oder in Frankreich in Le Puy oder Paris gestartet. Respekt! Aber auch schade, weil ich werde sie wohl nicht wieder sehen.
    Noch ein paar Gedanken zu Verbindung und Verbündung. Verbindung entsteht entweder im Kehlkopf über die Sprache oder im Bauch über ein lebendiges ätherisch-geistiges Netzwerk, was man auch Mycel nennen könnte - also so etwas wie eine unterirdische Wurzelnetz, das sich zum
    Beispiel bei Pilzen über hunderte von Kilometern hinziehen kann. Was ist denn nun die Pflanze anundfürsich: der einzelne Pilz oder das gigantische Netzwerk?
    Und wenn das Bild auf den Menschen übertragbar wäre: wer ist denn dann der Mensch, der Einzelne, das Individuum oder das Menschenwesen selbst?
    Eine Verbündung wird immer abgrenzen gegenüber andere Wesen oder Verbündungen. Verbünden kann ich mich nur gegen etwas oder wen.
    Verbindung muss offen sein und kann nichts ausschließen!
    Und Verbündungen schwächen Verbindung, das Lebendige in mir.
    Das erlebte ich heute und gestern. Ich war allein und versuchte mir Sicherheiten zu schaffen, indem ich das suchte, was ich kenne: zum Beispiel die Sprache oder einen Menschen, dessen Name ich weiß oder die eine oder andere Information über ihn. Ich habe gemerkt, dass dann für mich die Gefahr besteht, dass ich den einfachen Weg wähle, mich verbünde, damit aber alle anderen ausschließe. Gleichzeitig schwächt mich das, ich werde einsam und trübsinnig.
    Das will ich mal weiter beobachten.
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  • Día 12

    You are beautiful

    8 de agosto de 2022, España ⋅ ⛅ 16 °C

    Es ist erst kurz nach acht und ich habe schon eine gute Strecke hinter mich gebracht und genieße nun ein Frühstück.
    Noch im Dunkeln kam mir einer der Jungs von gestern Abend - der aus Paris - entgegen. Er war aufgeregt und suchte seine Börse. O Gott, das wäre der Super-GAU. Er wollte zurück zur Herberge. Später auf dem Weg überholte er mich wieder, er hatte sie gefunden.Leer más

  • Día 12

    9 Navarrete – Nájera

    8 de agosto de 2022, España ⋅ ⛅ 33 °C

    Jetzt bin ich in Nájera. Das ist eine schöne alte Stadt mit maurischem Namen, was so viel wie „zwischen zwei Bergen“ bedeutet. Und die sieht man auch. Gleich hinter meinem Hostal, das im ehemaligen Judenviertel in der Altstadt liegt, ragen zwei rote Sandsteinfelsen empor. Juden und Mauren leben heute hier nicht mehr, aber man spürt noch überall ihren Einfluss.
    Der Weg heute von Navarrete nach Nájera war wunderschön. Es ging durch liebliche Weinplantagen. La Rioja ist weltweit bekannt für guten Rotwein. Die gut 16 km waren wie ein Spaziergang. Auch meine Füße passen sich allmählich an die ungewohnte Belastung an. Danke, ihr lieben Füße mein, das ihr mich so treu tragt. Und der Rücken schleppt ohne zu murren meinen Rucksack.
    Ich war dann schon vor 12 Uhr hier - gute 5 Stunden für gute 16 km, obwohl ich noch gemütlich gelaufen bin.
    Nach der Siesta habe ich mir noch das Kloster Santa Maria la Real angeschaut. Das hat mal vor 1.000 Jahren eine große Rolle gespielt, als Nájera noch ein kleines, aber mächtiges Königreich war. Zum goldenen Altar schreibt das Merkblättchen, das es auch in Deutsch gibt: „Üppigkeit und Selbstherrlichkeit sind seine Hauptmerkmale.“
    Witzig: als ich vor über 20 Jahren schon einmal hier war, gab es in diesem Kloster noch die Albergue - ich glaube 50 Betten in einem Raum. Da hat ein Mann im Schlaf wie ein Hund gebellt. Das soll wohl so eine Art Tourette sein.
    Morgen gehts wieder früh los und dann bis Santo Domingo de la Calzada - der heilige Domenikus von der Straße - er hat damals, wohl auch schon vor langer Zeit, den Camino befestigt und Brücken gebaut, übervdie wir heute noch laufen.
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  • Día 13

    10 Nájera – Santo Domingo de la Calzada

    9 de agosto de 2022, España ⋅ ☀️ 32 °C

    Nun bin ich glücklich in Santo Domingo de la Calzada angekommen. Ich bin in Najerá wieder früh losgekommen und war schon um kurz nach acht im 5 km entfernrten Azofra, wo es das übliche Frühstück gab: Café con Leche, Zumo de Naranja und Croissant. Meine veganen Prinzipien muss ich hier übrigens über den Haufen werfen.
    Dann gab es eine lange Durststrecke: 10 km übers Feld und immer bergan. Oben gab es einen Getränkestand am Stoppelfeld und einen Rastplatz mit Bänken im Schatten - Gott sei dank! Da habe ich auch das universelle Pilgerwort gelernt, das in allen Sprachen verstanden wird: „örg“ - beim Aufnehmen des Rucksacks.
    Nun ging es noch einmal 7 km bergab.
    Weit hinten auf der linken Seite, also im Süden, wuchs die Sierra de la Demanda - das Gebirge der Fragen - auf über 2.000 m empor. Das Gebirge liegt da wie eine geöffnete ausgestreckte Hand mit dem Handgelenk und Puls bei Santo Domingo. Nach einer alten Legende soll hier einer der Standorte der Gralsburg gewesen sein.
    Etwas anderes ist besonders an Santo Domingo de la Calzada. In der Kathedrale gibt es einen Holzverschlag mit einer weißen Henne und einem weißen Hahn. Dazu gibt es eine schaurig-verklärte Geschichte von verschmähter Liebe, Rache und falsche Anschuldigung, Galgentod und Rettung durch Santo Domingo. Die will ich aber gar nicht erzählen.
    Man (wer genau?) erzählt sich auch, dass der Camino de Santiago ein Weg war als Vorbereitung zu einer Einweihung. Wer in Santiago für vorbereitet erwählt wurde, bekam die Anweisung, zurückzugehen, bis an die Stelle, wo der Hahn kräht, was damals ein Synonym dafür war, erweckt zu werden. Und das war in Santo Domingo und südlich davon wurde der Gral aufbewahrt.
    Vor einigen Jahren haben ein paar Freunde und ich einmal danach gesucht. Wir haben ihn nicht gefunden, weil heute kann ein Mensch ihn augenscheinlich nicht mehr da draußen finden, vielleicht nur noch innerlich erleben. Wir sind mit dem Auto im aufsteigenden Nebel über eine schmale Straße einmal rund um den Kamm der Sierra gefahren - es war eine mystische unwirkliche Stimmung.
    Nun ja.

    ******
    Auf dem Weg heute hat mich über eine lange Strecke mein Vater begleitet. Er ist nun schon lange tot - fast 19 Jahre. Er wurde 77 Jahre alt.
    Es gibt so eine Anschauung, die besagt, dass ein Mensch sein Leben nach dem Tod rückwärts durchläuft - und zwar drei Mal so schnell. Dabei arbeitet er oder sie alles, was sie oder er erlebt hat, noch einmal auf. Der Rest kommt in einen „karmischen“ Rucksack und wird fürs nächste Leben aufbewahrt.
    Wenn mein Vater also vor 19 Jahren mit 77 gestorben ist, ist er, was die Überarbeitung seines Lebens betrifft, in seinem 20. Lebensjahr angekommen. (3 x 19 = 57 | 77 - 57 = 20. das ist Biographiearbeit, einrs meiner Steckenpferde)
    Das war - er ist 1926 geboren - 1946. Der Krieg war gerade zu Ende. Er war noch als 17-jähriger zur Kriegsmarine eingezogen worden und ist auf einem Schnellboot in Frankreich an der Kanalküste und in der Ostsee gewesen. Was mag er da erlebt haben? Ich weiß es nicht. Wie so viele andere dieser Generation war er verstummt.
    Ich habe lange damit gehadert, habe, wenn ich etwas wissen wollte, provoziert - das war in den 70er Jahren - aber ein Dialog hat so natürlich nicht stattfinden können.
    Erst als ich bereit war, die Fakten, Bewertungen und Schuldzuweisungen beseite zu lassen und auf meine Empfindungen zu lauschen, hat sich etwas geöffnet. Ich weiß noch, wie erschüttert ich war, als ich realisierte, wie die Jugendjahre meines Vaters durch Nationalsozialismus und Krieg besetzt waren. 1933 war er 7 Jahre alt, kam gerade in die Schule - da wo Jugendliche schwärmen und ihren Idealen folgen, zog er in den Krieg - und mit 19 kam er zurück und stand vor einem Scherbenhaufen: alles, wofür er sich begeistert hatte, war nicht nur nichts, es war ein Weg in die Irre gewesen. Ich könnte heulen.
    Und dann dieses Ertragen und Aushalten, diese Angeklagt sein. Ich verstehe heute diese Stummheit.
    Kurz vor seinem Tod saßen wir zusammen auf der Terrasse eines Restaurants. Wir sprachen nicht, es herrschte so ein Frieden zwischen uns, alles war vergeben - nur noch tiefes Mitgefühl. Ich bin so dankbar für diesen Moment.
    Daran dachte ich heute als ich an all den Stoppelfeldern vorbeistapfte. Das ist nämlich auch ein Teil unserer Geschichte: im Sommer stunden/tagelang nebeneinander auf dem Mähdrescher zu hocken - in Stille - zum Reden und Zuhören wäre es da sowieso zu laut gewesen. Es war ein miteinander eins sein.
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  • Día 13

    Torre

    9 de agosto de 2022, España ⋅ ☀️ 31 °C

    Ich bin heute Abend, also nach der Siesta, noch mal in der Catedral gewesen … und auch auf den Torre gestiegen. Oben habe ich mich sogar rausgelehnt, um auch noch die Turmspitze fotografieren zu können. Ich! … bei meiner Höhenangst!Leer más

  • Día 14

    Grañon

    10 de agosto de 2022, España ⋅ ⛅ 17 °C

    In Santo Domingo bin ich früh los: kurz nach 6. Jetzt bin ich in Grañon, einem kleinen pittoresken Ort und sitze neben einem Foodtruck und genieße mein Frühstück.
    Auf dem Weg habe ich alle meine Morgenlieder gesungen, die mir einfielen.
    - Sonnenlicht, wer zu dem Lichte strebt
    - Es tagt, der Sonne Morgenstrahl
    - Aus der Nacht tief dunklem Schatten (aus Loheland) - das muss ich noch üben
    - Auf, auf Sonnenlicht: da kenne ich nur den halben Text und auch die Melodie verliert sich
    Für „Ein heller Morgen“ habe ich doch tatsächlich 4 km gebraucht, bis es mir wieder einfiel. Je mehr ich es finden wollte, desto mehr entzog es sich.
    Eigentlich suche ich noch ein Lied, das die Sonne in der Erde und die Sonne im Himmel verbindet.
    Nun ist es halb 9 - ich gehe weiter: Ultreia.
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  • Día 14

    11 Santo Domingo – Belorado

    10 de agosto de 2022, España ⋅ ⛅ 31 °C

    Und heute ging es nach Belorado. Das war eine 22 km-Etappe. Der Weg war nicht so anstrengend, wie ich dachte. Ich hatte bei der Beschreibung im Höhenprofil gesehen, dass es ganz schön rauf und runter geht. Dabei waren es nur 200 Höhenmeter. Auf eine Strecke von 20 km macht das Mal grad 10 m auf einen km - billig! Es war den ganzen Tag bedeckt und nicht mehr ganz so heiß. Nach dem Frühstück bin ich von 9 bis 13 Uhr fast durchgelaufen. Es läuft sich immer besser.
    Der Weg führte in weiten Strecken an der viel befahrenen Nationalstraße entlang, also nicht über sondern auf einem Extraweg neben der Straße. Gerade wird auch hier noch ein Abschnitt der Autobahn fertig gestellt, die „Camino de Santiago“ heißt.
    Unterwegs habe ich etwas gemerkt. Wenn ich in eine Kirche gehe, wird mein Blick von dem Chor und in den meisten Fällen hier in Spanien von einem übervergoldeten Altar angezogen. Der Chor weist nach Osten. Da ist auch kein Ausgang - da ist es zu. Drehe ich mich um, schaue ich nach Westen durch die Eingangstür oder, wenn die an der Seite ist, durch ein Rosenfenster Richtung Meer. Das ist ja mein Weg.
    In Belorado angekommen, musste ich noch warten, bis ich in die Albergue konnte. Ich saß auf der Plaza Mayor - da wo ich vor 20 Jahren schon einmal gewesen war. Der Platz war damals schattenlos und heute ist er überdacht von Platanen. Wie dich die Zeiten ändern.
    Tja, die Unterkunft buche ich immer noch im Voraus am Morgen. Dann kann ich entspannt laufen und habe keinen Stress, einen Schlafplatz zu finden.
    Aber jeden Morgen sage ich mir: „Heute nicht! Heute lasse ich es drauf ankommen. Ich schaue, was ich am Ziel finde.“ – Dann überholen mich die Pilgerscharen und mein Sicherheitsbedürfnis wird so groß, dass ich zum Smartphone greife und buche. Booking.com macht’s möglich.
    Irgendwann, wenn ich dann bei mir ankomme, werde ich diese prickelnde Gefühl – ob ich wohl was finde oder nicht oder wo komme ich unter und was erlebe ich da? – auskosten.
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