Argentinien/Chile 22/23 Teil 3

January - February 2023
A 34-day adventure by Martin & Regine Read more
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  • Day 11

    Homologación - Was ist denn das?

    January 26, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 24 °C

    Santiago de Chile, Donnerstag, 26. Januar 2023

    Am Donnerstagmorgen fahren wir wie geplant vom Landhaus „Huincahue“ in der Nähe von Algarrobo zurück nach Santiago: Am Freitagmorgen geht es für uns ja weiter Richtung Süden…
    Marion chauffiert uns (wie immer) mit sicherer Hand und steuert in Santiago dank Ortskenntnis und Navigations-App den Ort für die „Homologación“ an, den Martin nach langem Recherchieren im Internet gefunden hat.
    Hinweis der Redaktion: Jetzt wird es etwas technisch kompliziert. Wer sich dies nicht antun möchte, kann das Ganze getrost übergehen (verpasst aber eine spannende Anekdote :-) und direkt zum letzten Abschnitt springen.

    Dazu muss man die ganze Geschichte kennen:
    Wir haben vor gut 10 Tagen für unsere Handys zwei chilenische Prepaid SIM-Karten gekauft und erfolgreich genutzt. Aber schon beim Kauf hat man uns davon unterrichtet, dass wir unsere Geräte in Chile „homologisieren“ müssten, weil wir sonst nach 30 Tagen im chilenischen Netz automatisch blockiert würden.
    Martin, der dieses Fachchinesisch aus seinem früheren Job bei einer Schweizer Telekom-Firma bereits kennt, rollt - wie damals schon - die Augen: Homologation bedeutet, dass ein bestimmtes Modell eines Produktes - hier also eines Smartphones - für einen bestimmten Markt - hier also Chile - zugelassen wird.
    Der Hersteller hinterlässt dazu der Kontrollstellle neben den akzeptierten technischen Spezifikationen eine eindeutige Kennung jeder verkauften Einheit des Produktes. Diese Kennung nennt man beim Smartphone IMEI (eine 15-stellige Nummer).
    Chile ist unseres Wissens das einzige Land, das diese Registrierung „netterweise“ den ausländischen Nutzern überlässt.
    Soweit alles klar?
    Nun gut, für die gültige Registrierung gibt es viele Firmen, die dies für circa 25 Euro pro Gerät (!) gerne erledigen. Das ist schon mal eine leichte Frechheit, aber jetzt kommt das Beste: Gültig ist die Registrierung erst dann, wenn man neben der „konfigurierten“ IMEI auch noch die „physische“ mitliefert.
    Damit ist eine irgendwo im Gerät eingestanzte „Kopie“ dieser IMEI-Nummer gemeint. Und wo findet sich diese? Beim iPhone auf dem Träger der SIM-Karte: unlesbar, aber immerhin… Und bei Martins Xiamoi M1 A1? Das weiss nicht einmal das Internet!
    Martin googelt und googelt und verschiebt die Lösung immer wieder bis zum vorletzten Tag in Santiago, Denn wenn nicht hier in der Hauptstadt, wo sollen wir das dann machen lassen??
    Er findet im Internet eine Firma namens Kiwox, die den Service ohne Nennung des Preises und mit Online-Unterstützung per WhatsApp anbietet. Sie haben sogar eine Niederlassung im Viertel „Las Condes“, wo Marion wohnt.
    Also fahren wir dorthin und welch‘ eine Überraschung: Martins Klingeln am Eisentor wird gehört! Eine junge Frau kommt extra aus dem Gebäude, weil Martin sie über das Mikrophon nicht versteht und spricht nun mit ihm *face to face“ durch die Gitterstäbe des Tores.
    Regine kann sich das Lachen kaum verkneifen: Die Szene sieht aus wie ein Treffen am Gefängnistor!
    Die Angestellte gibt Martin ihre Nummer, damit sie das Problem am Nachmittag mit Martin per Chat lösen kann. Wir können es kaum glauben!
    Aber tatsächlich meldet sie sich auf Martins Anfrage dann auch prompt. Er schickt ihr alle benötigten Daten (Kopie des Reisepasses und Einreisebeleg für Chile, konfigurierte und physische IMEI (die ja für das Xiamoi fehlt!), chilenische Telefonnummer und Email-Adresse).
    Im Anschluss daran dauert der ganze Zauber nur circa 15 Minuten und wir bekommen beide per Email die Bestätigung, dass unsere Geräte in Chile jetzt hochoffiziell homologisiert sind.
    Martin ist so von den Socken vor Begeisterung, dass er der freundlichen UND kompetenten Dame ein Dankesschreiben zu Händen ihres Chefs verfasst und dabei mit Komplimenten nicht geizt. Sie dankt es ihm freundlich :-)

    Belohnt werden wir bei Marion zu Hause zuerst mit einem kühlen Bad im Swimmingpool und dann wieder mit einem äusserst leckeren Abendessen (unser Abschiedsessen), das Veronica (genannt Vero), die peruanische Perle des Hauses, gezaubert hat: Thunfisch-Steaks und Salat (Mmmmmmh!!!)
    Zur Nachspeise gibt es dann zur Überraschung noch drei Sorten vom besten chilenischen Eis: Pistazie, Maqui (eine an europäische Heidelbeeren erinnernde chilenische Frucht) und Manjár (chilenische Variante der argentinischen Dulce de Leche).
    Wir platzen zwar schon aus allen Nähten, können aber diesem verlockenden Angebot - natürlich! - nicht widerstehen.
    Zu später Stunde erheben wir uns vom Tisch und Marion hat noch die Energie, uns für die morgige lange Busreise nach Temuco leckere Sachwiches vorzubereiten: mit Käse, Schinken, Tomate, Salatblatt und Avocados. Wir dürfen auf keinen Fall verhungern!
    Jetzt noch packen und dann ab in die Heia: Um 7 Uhr ist Tagwache.
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  • Day 12

    Temuco - Zentrum der Deutsch-Chilenen

    January 27, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 11 °C

    Temuco, Freitag, 27. und Samstag, 28. Januar 2023

    Schweren Herzens nehmen wir am Freitagmorgen Abschied von Marion und Fernando, wo wir 12 Tage lang verwöhnt wurden - sowohl kulinarisch als auch in Sachen „Sightseeing und Kultur“.
    Diese Auszeit hat uns sehr gut getan: Wir mussten uns um gar nichts kümmern, keine Touren ausfindig machen, nichts im Internet recherchieren, keine Fahrpläne studieren oder Bus-Terminals suchen, keine Unterkünfte buchen, keinen Proviant einkaufen und auch nicht „kochen“.
    Mit anderen Worten: Wir haben einen „All inclusive - Urlaub“ erleben dürfen.
    Dafür sind wir sehr dankbar, denn so konnten wir auftanken, wohl wissend, dass die weiteren Etappen „más al sur“ (immer weiter in Richtung Süden) uns sehr fordern würden.

    Nach Santiago heisst unsere nächste Station Temuco, die wir - wie bislang immer - mit dem öffentlichen Verkehr ansteuern.
    Es ist eine relativ angenehme Busreise über eine Autobahn, die in punkto Qualität des Strassenbelags durchaus auch in der Schweiz oder Deutschland liegen könnte :-)
    Regine macht ein Nickerchen, denn sie hat in den letzten Tagen sehr wenig geschlafen. Vielleicht liegt dies am vielen und guten Essen??:-))
    Die ersten 200 km der knapp 700 km langen Strecke zeigen ein ähnliches Bild wie die Gegend um Santiago: Es gibt viel Grün, zahlreiche Bäume und Büsche, aber das Land dazwischen wirkt trocken und ist ganz braun. Oft sehen wir auch abgebrannte Flächen, die zum Teil jedoch wieder aufgeforstet werden.
    Erst ab Los Angeles, das auf Höhe der Hafenstadt Concepción liegt, beginnt die Landschaft sich fast schlagartig zu verändern: Zuerst hat es Schafe, dann kommen endlose Getreidefelder, grüne Wiesen mit friedlich grasenden Kühen und alle paar Kilometer überqueren wir einen Fluss oder einen Bach, die auch tatsächlich Wasser führen!
    Als wir in Temuco beinahe pünktlich nach einer fast 9-stündigen Fahrt um 18 Uhr ankommen, ist es schon ziemlich kühl und in der Nacht fällt das Thermometer auf 6 Grad (!), um am folgenden Nachmittag wieder auf 29 Grad zu klettern.
    Temuco liegt auf dem 39. südlichen Breitengrad, also genau so weit vom Südpol entfernt wie Ankara oder Peking vom Nordpol. Trotzdem kann man das Klima der drei Städte nicht miteinander vergleichen.

    Temuco - so sagt man uns - ist das Zentrum der Mapuche. So heissen die Einheimischen, die seit Jahrhunderten hier lebten und von den spanischen (sowie später von den europäischen) Kolonisatoren bekämpft und schliesslich besiegt wurden.
    Noch immer siedeln die Mapuche hier in der Gegend in grosser Zahl und sprechen neben Spanisch auch ihre eigene Sprache, das Mapudungún. Sie werden vom Staat in vielen Bereichen unterstützt, doch nach wie vor gibt es Spannungen hinsichtlich des Landbesitzes.
    Uns fallen in Temuco als erstes jedoch nicht die Mapuche auf, sondern die vielen deutschen Namen wie Schmidt, Küpfer, Hauenstein etc. Auch bei Bier und Brot hat die deutsche Kultur Einzug gehalten, seit gegen Ende des 19.Jahrhunderts mit der ersten grossen Einwanderungswelle viele Deutsche nach Temuco kamen.

    Doris, eine Schulfreundin von Regine, hat uns in Temuco den Kontakt zu ihren Freunden hergestellt: Gerhard und Hanne Weber sind mit der evangelischen Gemeinschaft „Vereinigte Missionsfreunde e.V.“ vor 45 Jahren (1978) als junges Ehepaar mit zwei kleinen Kindern nach Temuco gekommen.
    Sie arbeiteten mit verschiedenen Mapuche zusammen, gründeten eine Schule und ein Internat für Mapuche-Mädchen, damit diese ihre Schullaufbahn fortführen konnten - waren ursprünglich doch nur vier Schuljahre für die Mapuche vorgesehen.
    Trotz Erreichen des Rentenalters sind Gerhard und Hanne weiter tätig und kehren nicht nach Deutschland zurück. Temuco ist nach so vielen Jahrzehnten ihre Heimat geworden; zudem leben auch ihre drei Kinder und die Enkel in der Nähe.

    Am Samstagmorgen besuchen wir sie in ihrem gemütlichen Haus am nördlichen Stadtrand von Temuco. Der Weg dorthin dauert zu Fuss nur 20 Minuten, obwohl die Stadt über 200‘000 Einwohner hat und trotz einiger Hochhäuser eher eine Streusiedlung ist.
    Bei Kaffee und Hannes selbstgemachten Keksen (mmh! :-) plaudern wir zwei Stunden über ihre Arbeit, das Leben hier und unsere Reisepläne. Gerhard will mit uns am Montag an die knapp 100 km entfernte Küste fahren. Dieses Angebot nehmen wir dankend an.

    Wir verabschieden uns und wollen jetzt auf Empfehlung von Gerhard das „Museo de la Región Araucanía“, den Hausberg „Cerro Ñelol“ und den lokalen Markt „Feria Libre“ besuchen.
    Ersteres ist trotz gegenteiliger Information (sowohl im Internet als auch am Eingang) geschlossen und wir werden unliebsam an unsere Museums-Erfahrungen in Argentinien erinnert!
    Einen Berg kann man ja nicht gut schliessen, weshalb wir zum Cerro Ñelol aufmachen. Aber der erste Eingang ist gesperrt und ein Wachmann bittet uns, doch den anderen zu nehmen, der nur 500 m entfernt sei. Kein Problem!
    Der zweite Eingang ist offen, aber der Eintritt kostet 3500 Pesos (4 Euro) pro Person. Wir fragen zum Scherz, ob es für ausländische Rentner eine Reduktion gäbe. So kommen wir mit dem diensthabenden Wächter ins Gespräch und nach einer kurzen Unterhaltung („Ah, Schweiz und Deutschland? Das liegt doch ganz nahe beieinander!“) wird uns gebührenfrei Einlass gewährt. Wir fragen nicht nach, was den guten Mann dazu bewogen hat, sondern freuen uns einfach darüber.
    Auf den Berg, der sich gut 200 Meter über die Stadt erhebt, führt ein angenehmer Weg (Faule können mit dem Auto hochfahren!) und oben angekommen, haben wir vom 2017 errichteten („neuen“ - wie man auf einer Tafel ankündigt) „Mirador“ (Aussichtspunkt) eine herrliche Panorama-Sicht über die Stadt und die Ebene, in der sie liegt. Ihre Lage mit den bewaldeten Bergen im Hintergrund erinnert uns an die Heimat. Nur der Bambus passt nicht so recht in die Gegend!
    Nach dem Verzehr von drei Orangen (Wir sind seit Santiago ja auf Diät und gleichzeitig auch etwas auf Entzug :-) steigen wir wieder ab, denn wir wollen unbedingt noch die „Feria Libre“, den Bauernmarkt - wie Google das nennt - sehen, bevor dieser um 17 Uhr schliesst.
    Die Feria ist ein riesiger Markt mit Gemüse, Fleisch, Fisch, Käse, getrockneten Bohnen, Hülsefrüchten und Nüssen, alles aus der Region. Daneben gibt es aber auch Kleidung und Schuhe sowie verschiedene andere Artikel des täglichen Lebens. Letztere stammen aber wohl vorwiegend eher aus China als „aus der Region“.
    Wir werden vielfach angesprochen, doch etwas zu kaufen. Aber wir können ja nicht: Für Souvenirs haben wir keinen Platz und Lebensmittel haben wir gestern (noch nichts wissend von der Feria) im Supermarkt (!) teuer eingekauft. Auf dem Markt wäre es um einiges günstiger gewesen.
    Dann geht es - wie immer zu Fuss - zurück in unser „Hospedaje“ (Herberge), wo verschiedene Arbeiten auf uns warten: Martin will seine Wäsche waschen und Regine den Blog bearbeiten und dann müssen wir ja noch das Abendessen zubereiten: Tomatensalat mit Zwiebeln und Gurke, Brot mit Käse und Wurst - unser Standardmenu :-))
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  • Day 14

    Planungstag in Temuco

    January 29, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 27 °C

    Temuco, Sonntag, 29. Januar 2023

    Wie wir schon etliche Male erwähnt haben, bedarf eine Individualreise auch immer der Organisation, d.h. der Planung der nächsten Schritte und Ziele in Bezug auf Reiseziele und Unterkunft.
    Das ist in Chile nur insofern einfacher, als wir hier die Busreisen bis jetzt immer über das Internet buchen konnten; Der Rest ist identisch zu den Herausforderungen in Argentinien.

    Und dann ist da ja noch der Blog: Regine ist in Santiago etwas in Verzug geraten und muss jetzt sprichwörtlich „nachsitzen“ :-)
    Deshalb ist heute - trotz Sonntag - ein Arbeitstag eingeplant: Martin recherchiert den weiteren Reiseverlauf und Regine korrigiert, schreibt und bearbeitet die vielen Fotos.
    Gestern haben wir bereits die Fahrt nach Puerto Montt und die Unterkunft dort gebucht. Und jetzt kommt es Regine wieder in den Sinn, dass wir dann ja die vielen Thermalbäder im Süden von Temuco verpassen! Darüber entfacht sich bald ein kleiner Streit, aber wir sehen, dass es auch an der Carretera Austral (Das ist die einzige Strasse in den Süden auf chilenischer Seite.) noch weitere Möglichkeiten für ein heisses Bad gibt. Da das Um-Organisieren viel Zeit in Anspruch nähme, bleiben wir bei unserem Plan, nach dem Aufenthalt in Puerto Montt über die Insel Chiloé nach Chaitén vorzustossen, wo wir dann an „unserem“ Anfang der Carretera Austral wären.

    Am Morgen war es hier bedeckt, aber mittlerweile ist die Sonne durchgedrungen. Wir packen den Rucksack, um zum „Centro Cultural Expo Milán“ zu gehen. Es handelt sich dabei um einen eindrücklichen, modernen Holzbau, der 2015 bei der Weltausstellung in Mailand (Milano, Italien), den 3. Preis für Architektur erhielt. Nach Beendigung der Ausstellung wurde der gesamte Pavillon nach Chile zurücktransportiert, wo er nach einem landesweiten Wettbewerb der Stadt Temuco zugesprochen wurde.
    Wir sind kurz vor 15 Uhr beim Museum, weil laut Internet um dieses Zeit die Führung beginnen soll. Aber als wir ankommen, teilt man uns mit, dass die Führerin noch beim Mittagessen (!) sei und es deshalb erst um 15:30 Uhr losgehe. Wir spazieren daher durch den Museumsshop, der in punkto Ausstattung und Preisen sehr gut mit jenen in Europa konkurrieren kann. Martin kauft dort für stolze 4,50 Euro eine kleine Flasche eines lokalen Saftes aus Maqui, einer Art chilenischer Heidelbeere.
    Um 15:30 Uhr erfolgt die telefonische Ankündigung der Führerin, es gebe „technische Probleme“ - wobei nicht klar ist, ob mit ihrem Mittagessen oder mit dem Museum:-) - und das Ganze starte erst um 16 Uhr. Wir fassen es nicht!
    Wir vertreiben uns die Zeit mit Saft und Architekturfotografie, denn das Gebäude selber ist - zumindest für hiesige Verhältnisse - spektakulär.
    Um 16 Uhr beginnt dann tatsächlich unsere Führung und wir sind gespannt auf die „interaktiven Erlebnisse“ in den drei Sälen…
    Was dann aber folgt, ist eine herbe Enttäuschung: In Saal 1 wird ein zeitlicher Abriss seit 1900 anhand von Zeitungsausschnitten geboten, mit Bezug zu wichtigen nationalen und internationalen Ereignissen, wie z.B. den zwei Weltkriegen.
    In Saal 2 wird auf einer riesigen halbrunden Leinwand eine interaktive Videoinstallation gezeigt, zu der wir nach Aufforderung hüpfen und mit den Armen rudern dürfen: Es ist ein Trickfilm für Kinder im Grundschulalter! Allerdings sind nur wir beide und noch zwei weitere Erwachsene bei dieser Führung anwesend, so dass die Dame ruhig hätte darauf verzichten können, uns zu diesen Gymnastikübungen zu animieren.
    In Saal 3 gibt es dann noch eine interaktive Sensation: An einem grossen Touchscreen dürfen wir zu verschiedenen vorgegebenen Themen (aus Biologie, Geographie und Technik) eigene Videos aus vorgefertigten Schnipseln zusammenstellen und am Schluss einen QR-Code scannen, mit dem wir anschliessend das „erstellte“ Video auf der Webseite des Museums anschauen können…
    Das war‘s dann und Martin zitiert wieder einmal seinen Lieblingsphilosophen Lupo (aus Fix und Foxi: „Nicht ärgern, nur wundern!“ :-))
    Wir spazieren noch ein bisschen herum, setzen uns an die Sonne und tätigen die unseren Kindern versprochenen Anrufe.
    Dann ab ins Hospedaje, Abendessen und weiterarbeiten! Später meldet sich Gerhard für den Ausflug morgen. Wir freuen uns darauf!
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  • Day 15

    Ausflug an die Pazifikküste / Lago Budi

    January 30, 2023 in Chile ⋅ ⛅ 18 °C

    Temuco, Montag, 30.Januar 2023

    Vorbemerkung der Redaktion: In der letzten Woche sind wir mit unserem Blog gewaltig in Verzug gekommen und sind erst jetzt daran, die Verspätung wieder aufzuholen.
    Aus diesem Grund haben wir (aus Gründen der intelligenten Arbeitsteilung :-) zuerst die Fotos hochgeladen und schreiben nun in einem zweiten Schritt den Text dazu. Dieser wird - dieses Mal aus arbeitsethischen Gründen - kürzer ausfallen…
    Wir entschuldigen uns bei der aufmerksamen Leserschaft dafür in aller Form und versprechen rasche Besserung!

    Es ist immer ein grosses Glück, wenn man in einem fremden Land Freunde hat oder Freunde in der Heimat, die einem ihre Freunde in der Fremde vermitteln.
    So kommt man (meistens) in den Genuss, wieder einmal so richtig draufloszureden, wie einem der Schnabel gewachsen ist (anstatt Spanisch zu radebrechen).

    Nach unserem Aufenthalt bei Marion und Fernando und ihrer Familie in Santiago sind dies nun in Temuco Gerhard und Hanne, die wir über eine Schulfreundin von Regine kennengelernt haben. Obwohl sie auch im Rentenalter immer noch sehr vielen Aktivitäten nachgehen, findet Gerhard Zeit, uns einen ganzen Tag lang mit seinem Mitsubishi 4x4 Pickup an die Küste, zu vielen schönen Orten und alten Freunden und Bekannten zu führen.
    Wir starten an der Ausfallstrasse in Temuco und fahren zuerst nach Carahue, einem Provinzort an der Strecke, wo Gerhard tankt und wir unseren Geldbeutel mit chilenischen Pesos auffüllen: Wir gehen nämlich davon aus, dass wir ab Puerto Montt bis weit runter nicht mehr auf viele Bankomaten treffen werden.
    Weiter geht es zum beschaulichen Dörfchen Puerto Dominguez, das am Lago Budi liegt, einem See, der sich mit hunderten von Armen, Buchten und Inseln ganz nahe des Pazifiks über eine Distanz von circa 40 km erstreckt.
    Nach einem Kaffee geht es in wilder Fahrt auf einer staubigen Landstrasse weiter nördlich Richtung Puerto Saavedra, einem kleinen und sehr touristischen Küstenstädtchen. Auf dem Weg versucht Regine immer wieder, eine Ruka (traditioneller Mapuche-Holzbau mit Schilfdach) zu fotografieren. Die meisten sind aber schwer zugänglich und bei der einzigen, die ganz fotogen gleich am Weg auf uns zu warten scheint, werden wir vom Besitzer (laut Gerhard ein Mapuche) etwas brüsk des Grundstücks verwiesen und dürfen kein Foto schiessen. Man muss dabei wissen, dass gewisse Rukas für die Mapuche auch eine rituell-religiöse Bedeutung haben und durch das Fotografieren vermutlich entehrt würden.

    In Puerto Saavedra kauft Gerhard einen Fisch (Wir glauben, es war ein Merluza.) und wir fahren im 4x4 steil hinauf zu einem Aussichtspunkt und geniessen die prächtige Aussicht auf das Meer und die sanften Hügel. Gerhard zeigt uns, wie nahe der Lago Budi hier dem Pazifik kommt (Es sind vielleicht hundert Meter.) und es wird uns schnell klar, dass er sich bei Flut oder Hochwasser mit Meerwasser vermischt.

    Auf dem Rückweg machen wir dann doch noch Halt bei einer grossen Ruka, deren Besitzerin Gerhard gut kennt. Hier darf Regine nach Lust und Laune das Schilfhaus von innen und aussen ablichten. Dazu kaufen wir im angrenzenden kleinen Laden ein superleckeres Eis (Martin und Gerhard bevorzugen Schokolade mit einer geräucherten Aji-Mischung, Regine wählt Maqui mit Joghurt.) und fahren -zuerst auf schmalen ungeteerten Nebenstrassen, danach auf der Autobahn - zurück nach Temuco.
    Dort holen wir im Hostal die Lebensmittel, die wir vor der Weiterfahrt verzehren wollten und fahren zu Hannelore. Sie und Gerhard haben uns zu einem abschliessenden Abendessen eingeladen: Es gibt den gekauften Fisch, Ofenkartoffeln, Krautsalat, Tomaten- und Gurkensalat sowie unsere wenigen Habseligkeiten.
    Wir verbringen bei Wein und Bier einen gemütlichen Abend und plaudern noch über dies und das. Zum Abschluss gibt es ein Video für Freundin Doris in Deutschland und wir verabschieden uns in der Hoffnung, Gerhard und Hanne würden uns in Europa besuchen…
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  • Day 16

    Puerto Montt- ganz bunt

    January 31, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 16 °C

    Puerto Montt, Dienstag, 31. Januar und Mittwoch, 1.Februar 2023

    Puerto Montt ist - architektonisch gesehen - eine ziemlich hässliche Stadt. Martin vergleicht sie mit Islands Hauptstadt Reykjavik, denn auch dort passt nichts zusammen. Jeder baut so, wie er möchte und es gibt viele alte halbverfallene Gebäude.
    Puerto Montt hat jedoch - genau wie Reykjavik - auch schöne (oder wenigstens sehr pittoreske) Seiten.
    Uns gefallen vor allem die in grellen Farben bemalten kleinen Holzhäuser, die es meist an den Hängen der Stadt gibt. Auch das Haus von Patricia, in dem wir die ersten beiden Tage verbringen, ist ein solches Gebäude (in Rot). Man könnte es problemlos nach Norwegen oder Schweden versetzen.
    Manchmal stehen diese niedlichen Gebäude auch eingeklemmt zwischen oder hinter modernen Glas-und Stahlbauten, so wie das Haus von Dina, unserer zweiten Gastgeberin. Dieses befindet sich hinter einem riesigen Einkaufszentrum von H&M und anderen Ketten, welches ihr die Sicht auf die Meeresbucht komplett verdeckt. Wir fragen, ob sie dies nicht stört. Nein, meint sie, im Gegenteil: Das Gebäude hält den Wind und die Gischt vom Meer ab (!). Wir lernen: Man muss alles mit dem richtigen Blick sehen und nicht aus der Optik eines Touristen :-)
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  • Day 18

    Auf dem Fischmarkt in Puerto Montt

    February 2, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 18 °C

    Puerto Montt, Donnerstag, 2.Februar und Freitag, 3.Februar 2023

    Die Reise von Temuco nach Puerto Montt verläuft reibungslos - ganz so, wie wir uns die chilenische Pünktlichkeit vorgestellt haben.
    Vorbei an vielen Gemüse- und Kornfeldern, grossen Weingütern und Simmentaler Kühen erreichen wir Puerto Montt nach knapp 7 Stunden Fahrt.
    Wie immer nutzen wir den örtlichen Nahverkehr, um unsere Unterkunft „Mi Hostal, Tu Casa“ zu erreichen, aber oh weh: Hier sind die Bus-Nummern und - Richtungen anstatt aussen nur innen angeschrieben, warum, das wissen allein die Götter!
    Wir steigen darum in den vermeintlich richtigen Bus, dieser fährt aber eine leicht andere Route, so dass wir mit einem Notstopp aussteigen müssen. Dann finden wir das niedliche farbige Haus von Patricia ohne Probleme. Es steht mitten in einem Viertel mit älteren Holzhäusern hoch über der Bucht von Puerto Montt und Patricia entschuldigt sich für den schlechten Zustand vieler Fassaden. Wir finden es aber sehr schön und äusserst pittoresk.
    Das Hostal ist blitzblank sauber und das Internet überirdisch schnell!

    Wir merken jetzt, dass wir von der Reise etwas ausgelaugt sind und etwas schnell in Streit über Unwesentliches geraten. Wir müssen also etwas kürzer treten und uns gleichzeitig auf die Weiterreise konzentrieren. Darum unternehmen wir hier nur wenig.

    Wir spazieren der neugestalteten Uferpromenade entlang und erkunden ein wenig das (hässliche) Stadtzentrum. Das einzige historische Museum ist „vorübergehend geschlossen“, d.h. für immer.
    Nach zwei Nächten müssen wir die Unterkunft wechseln und kommen zu Dina, die neu ein kleines AirBnb direkt hinter der riesigen Mall betreibt. Sie ist noch etwas unerfahren, aber wahnsinnig nett, lädt uns sofort zum Kaffee ein und serviert Regine für ihre Arbeit am Blog einige Kekse, uns beide am Abend Rotwein (den sie selber nicht mag) und umsorgt uns wie alte Freunde. Wir sind sicher, dass sie eine grosse Zukunft als Gastgeberin haben wird.

    Am Freitag, unserem letzten Tag in Puerto Montt ist der Himmel wolkenbedeckt und es bläst ein kalter Wind. Regine arbeitet gut eingepackt am Blog, Martin beliefert sie mit Kaffee und Dinas Keksen. Dann stellen wir mit Dina und ihrer Schwester die Küche um; mit den vielen einzelnen Schränken geht dies mühelos. Jetzt sieht der Raum viel heller, freundlicher und grosszügiger aus :-)
    Dann müssen wir unsere unterkühlten Glieder aufwärmen, packen uns gut ein und spazieren zum Fischmarkt Angelmó. Dort essen wir auf einer Bank an der Sonne fritierte Empanadas con Marisco (Pfannkuchen mit Meeresfrüchten) und Ceviche (mit Zitronensaft kalt gegarter Fisch und Meeresfrüchte), alles seeeehr lecker. Auf dem Heimweg kaufen wir für uns, Dina und ihre Tochter chilenische Süssigkeiten, die wir am Schluss alle selber essen! :-)) Die anderen sind vom Abendessen gut gesättigt.
    Bei Dina treffen wir zwei sehr sympathische Jungs aus Israel, die wie wir schon lange unterwegs sind. Einer der beiden ist ein Drummer und spielt in der international bekannten Band „Ras El Hanout“ (Apple Music). Martin speichert natürlich sofort all ihre Alben in seiner Mediathek.

    Wir verbringen einen urgemütlichen Abend am grossen Esstisch, trinken Wein, essen chilenische Süssigkeiten und hören israelische, arabische und lateinamerikanische Musik, die Matan (der Drummer) für uns laufend kommentiert.
    Martin schreibt den letzen Blog und Regine korrigiert ihn. Morgen geht es weiter nach Castro, der Hauptstadt der Insel Chiloé.
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  • Day 20

    Nach Chiloé - mit einigen Stolpersteinen

    February 4, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 25 °C

    Castro, Isla de Chiloé, Samstag, 4. Februar 2023

    Am Morgen nehmen wir fast überschwenglich Abschied von Dina, unserer Gastgeberin in Puerto Montt, die uns in ihrer einfachen und freundlichen Art ans Herz gewachsen ist.

    Auf geht es nun auf unsere erste Insel: Chiloé. Sie ist nach Feuerland die zweitgrösste Insel Chiles, liegt südlich von Puerto Montt und erstreckt sich über eine Länge von circa 175 km. Laut vielerlei Aussagen ist sie noch sehr urwüchsig, bekannt für ihre Holzkirchen und bewohnt von vielen Mapuche. Letzteres bemerken wir allerdings vorläufig nicht.

    Unser erstes Ziel ist die Hauptstadt Castro mit circa 45‘000 Einwohnern, gelegen an der Küste etwa in Inselmitte. Etliche vorgelagerte Inseln und Halbinseln schützen die Stadt vor Wind und Wellen.
    Der Bus, welcher uns in knapp 4 Stunden von Puerto Montt nach Castro bringt, muss mitsamt allen Passagieren auf die Fähre, die die Insel mit dem Festland verbindet. Obwohl die Überfahrt nur 20 Minuten dauert, dürfen wir aussteigen, werden vom Beifahrer jedoch zur pünktlichen Rückkehr ermahnt, weil sonst…. und hier folgt eine richtige Moralpredigt über verlorengegangene Passagiere, Verspätungen und Reklamationen.
    Wir sind also - wie alle anderen Passagiere - brav und rechtzeitig zurück auf unseren Plätzen und erreichen Castro, das malerische Städtchen mit den farbigen Häusern auf Holzstelzen (Sie heissen Palafitos.) gegen 14 Uhr.
    Zu Fuss gehen wir vom Bus-Terminal zur nahegelegenen Unterkunft. Uns erscheint die Temperatur (nach den eisigen Winden in Puerto Montt) sehr hoch und auch für die Einheimischen sind 27 Grad „mucho calor“ (richtig heiss). Jedenfalls sticht die Sonne bei wolkenlosem Himmel gnadenlos.
    Am Ziel angekommen, teilt uns der AirBnB-Vermieter mit, es gebe da „ein Problem mit der Unterkunft“. Was denn, wollen wir wissen. Es habe in der ganzen Wohnung kein Wasser, er wisse aber einen Ersatz für uns - „ganz in der Nähe“. Er bringt uns mit dem Auto in ein Aussenquartier (gar nicht in der Nähe) mit vielen kleinen Holzhäuschen zu Francisco, einem älteren Herrn, der allein im Haus seines Sohnes wohnt und ein Zimmer mit 4 Betten vermietet.
    Wir schauen uns die Wohnung schnell an (,,zu schnell!!) und willigen zum Tausch ein. Wenig später eröffnet uns Francisco dann, dass wir nur im 4er-Zimmer bleiben können, wenn keine weiteren Gäste kommen; denn er vermiete nicht Zimmer - wie er uns sagt - sondern Betten. Die Idee, das Zimmer mit weiteren Gästen zu teilen, passt uns aber gar nicht. Auch hier hat Francisco eine Idee: Wir sollen am Sonntag in ein anderes Haus „ganz in der Nähe“ wechseln, wo uns ein Zimmer mit Doppelbett, eigenem Bad und Blick aufs Meer zur Verfügung stünde.
    Dank Regines ungeduldigem Nachforschen bekommen wir auch die genaue Adresse der neuen Unterkunft und beschliessen - da wir ohnehin einen Spaziergang machen wollen - dorthin zu gehen und mal zu schauen, wie es in der neuen Bleibe aussieht - zumindest von aussen, da uns Francisco sagte, heute sei die Wohnung noch von anderen Gästen belegt.
    Als wir sie nach einigem Suchen finden, stehen uns die Haare zu Berge: Vor dem windschiefen Haus steht im Vorgarten ein komplett verrosteter VW Käfer, hinter dem Haus hat es eine Art Kloake, die bei Ebbe mächtig stinkt und die Sicht aufs Meer wird (hinter der Kloake) durch die Schnellstrasse verhindert.
    Wir melden das und beschliessen, vorläufig im 4er-Zimmer zu bleiben.
    Als wir nach einem ausgiebigen Spaziergang durch den Ort und einem Bier auf einer Terrasse mit schöner Aussicht aufs Meer zurückkommen und unsere Rucksäcke auspacken wollen, trifft Regine beinahe der Schlag: Die Kleidungsstücke können erst versorgt werden, nachdem sie den Schrank von einer millimeterdicken Schicht Staub befreit hat.
    Um das Nachtessen vorzubereiten, muss sie vorher die halbe Küche putzen und das fettige Geschirr waschen.
    Das mit dem Besitzer geteilte Bad ist hygienisch auf dem entsprechenden Stand und nun bellen draussen auch noch mindestens fünf Hunde um die Wette… Wir sind mit den Nerven etwas am Ende und Martin schreibt dem AirBnb-Vermieter ein paar gesalzene, in der Form aber korrekte Nachrichten und teilt ihm unmissverständlich unser Ultimatum für eine Änderung bis morgen (Sonntag) 12 Uhr mit.
    Dann lösen wir (mit Erfolg :-) zusammen ein technisches Problem auf Regines iPhone, trinken einen starken Kaffee und essen dazu ein paar Kekse. So sieht das Leben doch schon wieder viel freundlicher aus! :-))
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  • Day 21

    Ein Unglück kommt selten allein…!

    February 5, 2023 in Chile ⋅ ☁️ 19 °C

    Castro, Sonntag, 5. Februar 2023

    Wie gestern berichtet, sind wir mit unserer Unterkunft - gelinde gesagt - äussert unzufrieden und haben dem Airbnb-Vermieter Hector eine Frist für seine Antwort bis Sonntag, 12 Uhr, gegeben.
    Um 11:30 Uhr platzt Martin der Kragen, weil Hector bislang nicht reagiert hat, und ruft ihn an. Doch oh je! Martin hat seine „bösen“ Klagen über Schmutz und Dreck dem Gastgeber Francisco geschickt - also dem falschen!!
    Als Martin dies bemerkt, schickt er die Nachrichten dem richtigen (Hector) weiter und ruft ihn wenig später an. Dieser verspricht, etwas anderes zu suchen, meldet sich aber über Stunden nicht.
    Wir gehen spazieren, schauen die wunderschöne Holzkirche an, die zum Weltkulturerbe zählt, und Martin ruft den Vermieter von der Plaza de Armas im Zentrum an. Hector hat noch keine Lösung, verspricht aber, zu uns zu kommen, damit wir eine Lösung besprechen können (was für uns am Telefon schwierig ist).
    Er erscheint - zwar nicht gleich (wie versprochen, aber immerhin….) und schlägt uns vor, jetzt doch in seine nahegelegene AirBnB-Unterkunft einzuziehen; das gestrige „Wasserproblem“ sei gelöst… Wir vernehmen dies mit Erstaunen, war es gestern doch Samstag und heute Sonntag und auch in Chile arbeiten die Handwerker übers Wochenende nicht.
    Doch zu früh gefreut! Es gebe da noch ein anderes Problem: Verwandte von ihm seien Mitbesitzer des Hauses, indem er sein AirBnB-Angebot betreibt und würden behaupten, dies sei illegal und sie wollten das nicht. Es könnte sein, dass sie auftauchen und mit uns Streit anfangen würden. Wir sollen dann einfach sagen, wir seien Freunde von ihm… (!)
    Er ist nicht gerade ein Genie in Kommunikation und wir müssen ihm die Information wie Würmer einzeln aus der Nase ziehen.
    Das Gebäude, das ehemalige Hotel Luxor, gehört zu einer Erbmasse, an der seine Mutter und deren Geschwister beteiligt sind. Die Mutter ist für AirBnB die Besitzerin, aber deren Brüder sehen das (natürlich) anders und wollen das AirBnB-Geschäft sofort stoppen; wieso, das wird uns erst später klar.
    Wir lehnen kategorisch ab, zu lügen und so zu tun, als wären wir Freunde; das wäre auch ziemlich lächerlich! Wir nehmen das Angebot jedoch trotz des unabsehbaren Risikos unter folgenden Bedingungen an: Hector holt uns mit seinem Auto mitsamt Gepäck am alten Ort bei Francisco ab und hilft uns beim Umzug; er bleibt für den Notfall während der ganzen Zeit verfügbar und kann schnell bei uns sein. „Kein Problem“, meint er, „die Onkels werden sicher gar nicht auftauchen“. Mal sehen…
    Hector ist einverstanden und wir schreiten zur Tat: Rucksäcke packen, ins Auto laden (Glücklicherweise müssen wir nicht zu Fuss gehen; wir haben ja auch gestern Abend Lebensmittel gekauft!), umziehen, alles wieder bei Hector auspacken.
    Das sehr in die Jahre gekommene Hotel Luxor wäre eine Perle, wenn man es denn renovieren würde. Im jetzigen Zustand ist es eher eine Bauruine mit einzelnen Räumen, die noch einigermassen in Schuss sind (wenn man beide Augen zudrückt). Und immerhin ist es hier - im Vergleich zu Franciscos Haus, wo wir gestern nächtigten - sauber.
    Nach dem Einrichten machen wir einen weiteren Spaziergang und planen die Ausflüge für Montag und Dienstag. Dann gehen wir ins „Hotel Luxor“ zurück und machen uns auf zum Abendessen in die „Hotelküche“ im Erdgeschoss“. Als wir aus dem Zimmer kommen, begegnen wir vier unbekannten Personen, deren „Anführer“ uns fragt, ob wir hier „zur Miete“ seien. Wir bejahen und fragen im Gegenzug (wir ahnen schon etwas), wer denn sie seien. „Die Eigentümer!“, lautet die etwas barsche Antwort. Wir reagieren so, als wenn wir von nichts wüssten, gehen runter und informieren per WhatsApp Hector.
    Noch bevor dieser erscheint und während wir essen, tauchen die vier Gestalten in der Küche auf und beginnen eine Art Kreuzverhör. Sie wollen wissen, wo und wann wir gebucht haben, wie lange, zu welchem Preis und mit welchem Link sie das AirBnB-Inserat sehen könnten, ob wir im Gebäude noch weitere Personen getroffen hätten usw.
    Wir geben uns naiv erstaunt, beantworten aber alles brav in unserem Sinn. Erneut wird uns gesagt, dass die Vermietung illegal sei und wir deshalb morgen leider wieder ausziehen müssten!
    Wir legen ihnen freundlich dar, dass wir einen Vertrag mit Airbnb hätten und nicht ausziehen würden, weil wir ja bereits gezahlt hätten usw. Und überhaupt würden wir am Mittwochmorgen ja sowieso weiterreisen. Sie ziehen endlich ab und wenig später erscheint Hector. Martin hält ihm eine lange Predigt, an was er denken müsse, wenn er nicht will, dass sein Geschäft flöten geht, dann zieht auch er ab und wenig später kommt der Onkel nochmals, ohne uns aber erneut anzusprechen.
    Trotzdem machen wir uns auf alles gefasst, verbringen aber eine ruhige Nacht in einem gemütlichen Doppelbett :-)
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  • Day 22

    Ein Tag auf der Insel Lemuy

    February 6, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 19 °C

    Puqueldón, Montag, 6. Februar 2023

    Beinahe hätten wir für 40 Euro pro Person ein Komplettangebot mit Busreise, Inselbesuch, Curanto (chilotischer Eintopf) und Führung gebucht. Martin ist aber ein eingefleischter Individualreisender und macht partout nichts mit einer Gruppe, wenn er es auch allein organisieren kann. Also verzichten wir auf das Angebot und planen eigenständig.

    Unser erster Ausflug führt uns per Bus von Castro über das Küstenstädtchen Chonchi per Fähre auf die kleine Insel Lemuiy circa 30 km südlich von Castro. Unser Zielort heisst Puqueldón (Betonung auf der letzten Silbe). Es ist der Hauptort der schönen Insel, auf der man sich wie in Irland fühlt, wäre der Boden nicht so trocken. Einige Ausblicke erinnern auch an den Bodensee, wenn man auf einem Höhenweg spaziert und auf den See hinunterblickt.
    Wir glauben, dass Puqueldón die Endstation sei (Zumindest meinen wir, dass der Busfahrer dies geäussert hat) und steigen darum nicht aus, als das Gros der Reisenden an einem Stop aus dem Bus drängt, der nicht unbedingt wie eine Endhaltestelle aussieht. Wir bleiben daher seelenruhig sitzen, realisieren aber schnell, dass auch wir hätten aussteigen müssen.
    Bei Nachfrage stellt sich heraus, dass der Bus quer über die ganze Insel fahren wird und wir notgedrungen bis zur tatsächlichen Endstation in Aldachildo eine Stunde später (!) mitreisen müssen.
    Von dort könne uns der Fahrer dann nach 15 Minuten Pause (Er muss sicherlich auch mal kurz durchatmen.) wieder mit zurück nach Puqueldón nehmen.
    Wir drehen unseren Frust über unser erneutes Pech (Es war jedoch eher ein Missverständnis - trotz aller sprachlichen Fähigkeiten.) ins Positive und bewundern die - tatsächlich sehr hübsche - Insel aus dem Wageninneren. Zudem steht in Aldachildo gleich bei der Bushaltestelle eine der 16 berühmten chilotischen Holzkirchen, welche im Jahr 2000 ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurden. Regine freut es sehr, denn sie liebt Kirchen (und Friedhöfe :-) besonders.
    Zudem kommen wir in dieser „Zwangspause“ bzw. Wartezeit auf den Bus in den Genuss einer warmen Tortilla de pata, die eine fliegende Händlerin anbietet.
    Zurück in Puqueldón schauen wir uns das Städtchen an: Es hat zwar keine UNESCO-Kirche, ist aber hoch über dem Meer gelegen ein schönes Örtchen mit lokalem Souvenir-Markt auf der zentralen Plaza. Regine bewundert die kunsthandwerklichen Gegenstände, kauft jedoch aus bekannten Gründen nichts (dreht aber ein Video….).
    Gleich nebenan befindet sich das Tourismus-Office und wir unterhalten uns eingehend mit der freundlichen Dame, so dass wir beinahe den Bus zurück verpasst hätten! Er ist gemäss Fahrplan auch 10 Minuten zu früh (!) da, was - wie wir bald merken werden - wohl dem rasenden Tempo des Busfahrers zu verdanken ist.
    Auf dem Heimweg machen wir noch Halt in Chonchi (eine weitere UNESCO-Holzkirche), um dann zurück in Castro direkt vom Bus ins Restaurant Travesía direkt am Meer zu spazieren, wo wir gestern nach einem Curanto (einheimischer Eintopf mit Muscheln, Fleisch, Wurst und Kartoffeln) gefragt haben. Schon von unterwegs haben wir erfolglos versucht, telefonisch einen Tisch zu reservieren.
    Als wir ankommen und nachfragen, was denn mit dem Telefon los sei, ist schnell klar: Der Hörer war während vier Stunden nicht aufgelegt (…und niemand hat es bemerkt!?)
    Zudem ist das gesamte Personal um 18 Uhr gerade gemütlich am Essen und wir werden eine volle Stunde nicht beachtet. Regine regt sich über die mangelnde Geschäftstüchtigkeit auf, denn wir bekommen nicht einmal was zu trinken angeboten. Dann erscheint die Chefin an unserem Tisch und teilt uns mit, es sei leider nicht gelungen, Muscheln zu beschaffen, weswegen es keinen Curanto gebe. We are not amused at all!!
    Sie reserviert uns dafür einen Tisch in einem nahegelegenen Lokal, wo wir einen leckeren Eintopf und dazu dunkles Bier geniessen. Zum krönenden Abschluss gibt es an einem anderen Ort noch ein Eis. Nach San Pedro sind dies die ersten Eiskugeln, die wir in Chile essen. So hat der Tag nochmals ein gutes Ende gefunden :-)
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  • Day 23

    Im Nationalpark von Chiloé

    February 7, 2023 in Chile

    Cucao, Dienstag, 7. Februar 2023

    Manche Tage verlaufen nicht optimal und es gibt viel Ärger, aber manchmal klappt einfach alles. Heute ist so ein Tag: Sogar der Himmel, der sich anfangs etwas bedeckt hält, klärt zusehends auf!
    Nach dem gestrigen üppigen Curanto-Essen und dem Nachtisch müssen wir heute dringend Kalorien loswerden. Wir fahren darum nach Cucao in den Nationalpark Chiloé, der mit 440 Quadratkilometern ungefähr so gross ist wie ein kleinerer Kanton in der Schweiz. Allerdings ist nur ein Bruchteil des Parks für das Publikum erschlossen und zugänglich.
    Wir lösen Bustickets hin und zurück, was sich als Vorteil erweisen wird: Damit werden wir bei der Rückfahrt gegenüber „Neubuchern“ bevorzugt und haben schon feste Sitzplätze.
    Die Zuteilung von nummerierten Sitzplätzen (wie im Flugzeug) kennen wir schon aus Argentinien. Das ist eine feine Sache - kann man sich doch bei früher Buchung einen Wunsch-Platz aussuchen und ausserdem gibt es beim Einstieg kein Gedränge.
    Die Hinfahrt über Chonchi dauert eine Stunde und zwanzig Minuten und am Eingang zum Nationalpark steigen fast alle Fahrgäste aus, wir auch :-)
    Nach kurzer Information durch eine Park-Guide machen wir uns auf den ersten Rundweg, der ins Parkinnere führt. Schöne schattige Wege durch einen lichten Urwald, vorbei am Lago Cucao auf Holzstegen über Sumpf- und Moorgebiet, lösen sich ab mit Heide- und Torflandschaften.
    Auf einem der zwei Aussichtstürme im Park treffen wir ein Schweizer Paar (aus Zürich), etwa in unserem Alter, das Chile und Argentinien in gegenteiliger Richtung zu uns durchreist und gerade aus Patagonien kommt. Die beiden waren sogar für 25‘000 Franken (!) mit einem kleinen Kreuzfahrtschiff in der Antarktis und hatten glücklicherweise sehr gutes Wetter. Nach dem Austausch einiger Erfahrungen und Tipps verabschieden wir uns von ihnen. Sie wollen allein weiter.

    Der zweite Weg im Park führt durch Dünen an den Strand nördlich von Cucao und bringt eine Überraschung. Schon von weitem haben wir im Park die Brandung des Pazifiks gehört und wir wollen dieses Schauspiel natürlich nicht verpassen.
    Aber als wir uns dem Strand nähern, fällt das Gelände steil ab und wir stehen…. vor einem kleineren Fluss!
    Dieser führt nur circa 100 m vom Meer entfernt parallel zum Meer von Nord nach Süd. Seine Herkunft ist ein kleinerer See. Von Süden nach Norden ergiesst sich - ebenfalls parallel - ein weiterer grösserer Fluss aus dem grossen Lago Cucao. Die beiden treffen sich in der Mitte und fliessen dort gemeinsam ins Meer.
    Wagemutige durchwaten den Fluss barfuss, wir verzichten aber auf das Abenteuer und betrachten das Naturphänomen aus sicherer Distanz.

    Bald ist es Zeit zum Aufbruch: Unser Bus fährt pünktlich um 18:00 Uhr zurück nach Castro, wo wir zum Abendessen wieder einmal Empanadas einkaufen. Dazu wollen wir mit unseren restlichen Vorräten im Kühlschrank einen Salat zubereiten, aber der Kühlschrank hat sich über Nacht in einen Tiefkühler verwandelt! Tomate, Zwiebel und Oliven sind tiefgefroren!! Regine lässt sich davon nicht beeindrucken und bereitet sich einen „gefroreren“ Salat zu.

    Wir buchen noch die Busreise nach Quellón, wo wir morgen hinfahren und eine Nacht verbringen werden, damit wir am Donnerstag in aller Frühe auf die Fähre nach Chaitén kommen. Es geht immer weiter Richtung Süden.
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