Das Reich der Himmelsberge
5. september 2024, Kirgisistan ⋅ ☀️ 5 °C
Gut ausgeruht starteten wir heute Morgen die Motoren unserer fahrenden Häuser. Kirgistan will erkundschaftet werden. Es wird auch die Schweiz Zentralasiens genannt, und damit ist vor allem der Anteil der Hochgebirge an der Landesfläche gemeint.
90 Prozent des Landes liegen auf einer Höhe über 1500 Meter. Die Landesfläche beträgt jedoch fünfmal mehr als die Schweiz. Es leben gerade ~ 7Mio Menschen in Kirgistan.
Heute gings auf einer guten Strasse gute 100 Kilometer hinab in die " Tiefe" (2000 m) nach Naryn. Vorbei an weidenden Schafen, Pferden, Yaks und Kühen. Und immer wieder ringsum die traumhaftschöne Bergkulisse.
Naryn ist eine Stadt im zentralen Kirgistan und die Hauptstadt der gleichnamigen Region. Sie liegt am Fluss Naryn inmitten einer bergigen Landschaft und ist ein wichtiger Knotenpunkt für Reisende in Richtung China und der Seidenstrasse. Die Stadt ist bekannt für ihr kontinentales Klima mit kalten Wintern und heissen Sommern. Naryn ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Region und bietet Einblicke in die traditionelle kirgisische Lebensweise. In der Umgebung von Naryn gibt es viele Naturwunder, darunter das Tien-Shan-Gebirge und der Song-Kul-See. Die Region ist auch für ihre Viehzucht und die Produktion von Wollwaren bekannt. Touristen kommen nach Naryn, um die unberührte Natur zu erleben und in Jurten zu übernachten. Die Stadt dient oft als Ausgangspunkt für Expeditionen zu entlegenen Bergseen und Tälern. Für uns war es ein Ort um Diesel zu tanken, Wasser zu bunkern und die Lebensmittel wieder aufzustocken. Was für eine Freude: Es gab Käse, Wurst und gutes Brot. Schon lange sehnte ich mich nach einem guten Stück Käse und richtigem, ungesüsstem Brot. Im Kühlschrank liegt immer noch eingeschweisster süsser Käse mit Vanille- und Erdbeergeschmack aus China. 😬
Bei den Fleisch- und Wursterzeugnissen war ich in China sehr skeptisch....
Erstaunlich, wie unsere Gaumen aus Mutters Küche geprägt sind. Eine Weile schätzt man das Fremde sehr, doch plötzlich sehnt man sich nach dem Vertrauten, nach der heimischen Küche. Vielleicht eine Art von Heimweh.Læs mere
Offline
6. september 2024, Kirgisistan ⋅ ☀️ 15 °C
Die Nacht war kurz auf dem Hotelparkplatz. In Kirgistan gelten seit 15. August 24 neue Regeln bezüglich SIM-Karten. Jedes Handy muss registriert werden, das eine kirgisische SIM-Karte benutzt. Unterwegs kommunizieren wir möglichst mit "Signal". Deswegen sollten wir online erreichbar sein. Mit der Registrierung wollte es nicht klappen. Nach 3 Stunden Internet wurde die Verbindung gesperrt. Mit viel Engagement und wahrscheinlich $$$ bemühten sich ein Handyladenbesitzer mit seiner Frau zusammen ab 21.15h in der Hotellobby die Handys zu registrieren. Die ganze Aktion dauerte bis nach Mitternacht.
Meine Internetverbindung klappte genau wieder während drei Stunden.
Peter konnte eine Verbindung in einem Handyladen einrichten. Dank dem, dass er mit Dima und Ararat zusammen am Nachmittag zuvor in der Stadt, dies samt Gasflaschen auffüllen, unterwegs war.
Für die meisten der Mitreisenden kam das "offline" Erwachen am Morgen, wie bei mir auch. Bevor es 138 Kilometer weiter ging, musste dieses Kommunikationsproblem gelöst werden. Uns betraf es weniger, da mir Peter einen Hotspot einrichten kann.
Während mindestens eine Person pro Fahrzeug mit Ararat in die Stadt fuhr, um an Internet zu kommen, zogen Peter und ich bereits weiter, durch die einmalige Berglandschaft des Olon-Passes, der zum Tien-Shan-Gebirge gehört.
Bei einer kleinen Moschee, ganz aus Kontainern gebaut, hielten wir für eine kurze Rast an. Ein lieblicher Bach meanderte durch die satten Wiesen, weit oben auf einer kleinen Ebene weideten Kühe. Die Idylle war kaum zu übertreffen.
Kochkorka war die nächst grössere Ortschaft. Hier wurden wir von zwei kreativen Kirgisinnen erwartet.
Sie zeigten uns, wie in Kirgistan Teppiche gefilzt werden. Die kurze Präsentation war sehr aufschlussreich und eindrücklich. Natürlich durften die schönen ausgestellten Filzarbeiten auch erworben werden. Vielleicht erwecke ich zu Hause die Filzwolle im Hobbyraum zu neuem Leben und wage mich an einen Teppich, oder ein Seidenfoulard mit Filzblumen. An Inspirationen hat es nicht gefehlt.
In Kochkorka schlenderten wir bei stürmischen Winden noch ein wenig über den Markt, bis uns der Sturm doch zu heftig wurde. Bei Cappuccino, Wasser und Geplauder " wetterten" wir mit Ruth und Jean-Claude die Windböen ab.
Irgendwann mussten wir uns den Wetterkapriolen stellen und kehrten zurück in unsere rollenden Hüttli.
Für die Nacht war ein autarker Stellplatz geplant, am Ufer des Flusses Chu.
Der Fluss Chu ist etwa 1 067 Kilometer lang und fliesst durch Kirgistan und Kasachstan. Er entspringt im Tien-Shan-Gebirge und hat ein Einzugsgebiet von rund 62 500 Quadratkilometern. Der Chu-Fluss spielt eine wichtige Rolle in der Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen beider Länder. In Kasachstan mündet er in die endorheische Wüste Moyynkum, wo er ohne Abfluss versickert. Der Fluss bildet auf einigen Strecken die natürliche Grenze zwischen Kirgistan und Kasachstan. Im Laufe der Zeit hat der Chu-Fluss zahlreiche Dämme und Bewässerungssysteme unterstützt. Einer der grössten Staudämme am Fluss ist der Orto-Tokoy-Staudamm, der in den 1980er Jahren gebaut wurde. Der Wasserfluss des Chu varriert stark je nach Jahreszeit, mit den höchsten Pegeln im Frühjahr durch die Schneeschmelze. Der Fluss ist auch historisch bedeutend, da er entlang der Seidenstrasse verlief. In den letzten Jahren wurden verschiedene internationale Abkommen zur gemeinsamen Nutzung und Verwaltung des Wassers des Chu-Flusses abgeschlossen.
Der starke, böige Wind liess auch später nicht nach. Zu einem kurzen Meeting trafen wir uns vor dem Teamfahrzeug. Anschliessend verzogen wir uns wieder in unsere rollenden Zuhause und genossen die Zweisamkeit. Dem Chu-Fluss werden wir morgen noch mehr begegnen. Für heute hatte ich keine Musse mehr, mich durch den Wind und das hohe Gras zu kämpfen. Vielleicht werde ich morgen früh, vor Abfahrt dem bedeutenden Gewässer einen Besuch abstatten.
PS: Das Problem mit den SIM-Karten wurde gelöst. Nun sind wir alle im Besitze eines Routers pro Fahrzeug... Der Handyladenbesitzer machte wahrscheinlich das Geschäft seines Lebens mit uns. 😅
Doch trotz aller Technik und viel Zubehör sind wir wieder offline. Hier, mitten in der kirgisischen Pampas gibts kein Internet.😉Læs mere
Dima auf Wecktour
7. september 2024, Kirgisistan ⋅ 🌫 4 °C
Es klopfte...träumte ich, oder war das reel? Erst als Peter sagte, dass jemand bei uns ans Wohnmobil klopft reagierte ich. Vor meinem Seitenfenster stand Dima, warm eingepackt im tobenden Sturm, mit einer Taschenlampe in der Hand.
Als ich das Fenster schlaftrunken öffnete kamen Dimas klare Worte rüber: " Guten Morgen. Wir verlassen den Platz. Regen und Wind... kommen sonst nicht mehr raus."
Innerhalb einer viertel Stunde standen wir bereits um 6.30 Uhr am Strassenrand. Vorbei an drei stecken gebliebenen WoMo's und Jacques Lastwagen. Peter übernahm sofort die Absicherung für den Gegenverkehr auf der 80er Strecke. Im peitschenden, eisigen Regen hielt er die Lastwagen und Personenwagen an, sobald Jacques wieder ein Wohnmobil an der "Angel" hatte und mit Schwung auf die Strasse stellte. Durchgefroren und tropfnass kehrte Peter in unser warmes Gefährt zurück. Bevor es dann wirklich weiterging wechselte er die Kleider. Da schätzt man es einmal mehr, dass ein kleiner Haushalt inklusive Kleidung immer mit dabei ist.
Die Temperaturen fielen zwischendurch auf 2°C. Rings um uns lagen Hügel mit einer feinen Schneekappe aufgesetzt. Auf dem Display leuchtete das Signet einer Schneeflocke auf. Bis zur lebhaften, in der "samstageinkaufsfiebrigen" Stadt Tokmok, beruhigte sich das Wetter immer mehr. Jetzt wurden wir von Baustelle zu Baustelle mit Einbahnstrassen und Betonblöcken gefordert. Mitten im Verkehrschaos und vielen Fussgängern mussten wir unser Ungetüm wenden. Mit viel Geduld und einer Portion Humor fanden wir zurück auf unsere geplante Route. Die Strasse entsprach nicht ganz unseren verwöhnten europäischen Ansprüchen. Trotzdem erreichten wir 15 Kilometer südlich von Tokmok das wichtigste architektonische Denkmal des gesamten Landes, das berühmte Minarett von Burana. Es hatte ursprünglich eine Höhe von über 45 Metern. Bei einem Erdbeben brach der obere Teil ab und es blieben etwa 22 Meter erhalten. Dieser Stumpf wurde saniert und so kann man über eine enge, dunkle Wendeltreppe bis zur Aussichtsplattform klettern und hat einen herrlichen Panoramablick auf den kirgisischen Alatoo und das Chu-Tal. Klar, dass Peter, trotz Wolken verhangener Berge, die sportliche Herausforderung annahm. Mit Fantasie konnte er sich die Aussicht vorstellen.
Durch kleinere Ortschaften führte uns der Weg schliesslich in die Peripherie von Bischkek, der Hauptstadt Kirgistan.
Unser Giotti steht nun für drei Nächte neben einem Hotelresort.
Nach einem feinen Stroganoff im dazugehörigen Restaurant wandelten Peter und ich noch etwas über die gepflegte Anlage. Ein Reitstall und kleiner Zoo sind angegliedert.
Eine fröhliche "Babyshower-Party" ging im Resort-Garten von statten. Am Schluss, nach diversen Spielen wurde das Geschlecht des neuen Erdenbürgers mit einem kleinen Feuerwerk und einer Rakete verkündet. Rosaroter Rauch hing in der Luft.
Ein kleines Mädchen, vermutlich die Schwester des Ungeborenen, ging weinend zu seinem Grossvater. Dieser tröstete das Kind. War es erschrocken, oder enttäuscht?Læs mere
Mit Bakschisch geht alles
8. september 2024, Kirgisistan ⋅ ☀️ 16 °C
Bischkek ist die Hauptstadt und grösste Stadt Kirgistans, gelegen im Norden des Landes nahe der Grenze zu Kasachstan. Irina, unser Local Guide, führte uns kompetent und locker durch ihre Heimatstadt. Zuerst wurden wir auf den Ala-Too-Platz, das Herz der Stadt, geführt, der als beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen gilt. Die Philharmonie, welche 1980 noch zu Sowjetzeiten gebaut wurde, erstrahlte im morgentlichen Herbstlicht. Davor stolz der kirgisische Held Manas auf seinem Pferd, kämpfend gegen einen Drachen. Manas gilt als mythischer kirgisischer Volksheld mit seinen Gefährten und Nachkommen im 9. Jahrhundert gegen die Uiguren.
Die Sage von "Manas" ist der Goldschatz des volkstümlichen Denkens und spiegelt mehr als 3000 Jahre Erfahrung in der Geschichte und im spirituellen Leben der Kirgisen wider.
Vorbei an den Parlamentsgebäuden und der neuen Nationalflagge, über eine Parkanlage mit Kinderattraktionen und Skulpturen führte uns Irina bis zu einem riesigen, topmodernen Luxuseinkaufszentrum.
Unterwegs weihte uns Irina in die offenen Geheimnisse der politischen und alltäglichen Korruptionen ein. Z.B. erwirbt man in Kirgistan einen Führerschein... nimmt man teure Fahrstunden erklärt der Fahrlehrer vor der Prüfung, dass man unmöglich die Fahrprüfung besteht. Gegen Bezahlung kommt man dann doch noch zu einem Permit. Wird man auf der Strasse wegen zu hoher Geschwindigkeit von der Polizei angehalten, bezahlt man besser gleich unter der Hand. Der Präsident liess gegen viel Geld eine neue Nationalflagge entwerfen. Das Designerbüro gehört einem Familienmitglied. Nun wehen im ganzen Land neue Flaggen, die Pässe müssen gegen Bezahlung gewechselt werden... usw. Die Kirgisen haben gelernt, mit diesen kleinen und grossen Schummeleien zu leben.
Bischkek wurde im 19. Jahrhundert gegründet und trägt heute den Charakter einer modernen Metropole mit sowjetischer Architektur. Bischkek ist das politische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes, mit zahlreichen Museen, Theatern und Universitäten.
Nach einer längeren Mittagspause im Einkaufszentrum gings weiter in die lebendige Marktszene der Stadt, zum Osch-Basar, wo man alles von frischen Lebensmitteln, Bären-, Wolf-, Dachsfett, Heilkräutern, Klamotten aus China, bis zu handgefertigten Waren finden kann. Mit frisch gemahlenen Gewürzen und 4 Filzkissen für die heimische Gartensitzgruppe, kehrten wir gegen Abend zurück auf den Stellplatz.
Einmal mehr gab es ein feines, gemeinsames Nachtessen. Im Restaurant des Hotelresorts wurde uns ein typisch kirgisisches Nachtessen gereicht. Nach einer reichhaltigen kalten Salat-, Käse- und Fleischvorspeise, gab es Rindswürfel mit Kartoffeln und Zwiebeln. Das ziemlich fetthaltige Hauptgericht brauchte anschliessend zur Verdauung einen Vodka.
Vor dem Mahl spielte eine vierköpfige Musikgruppe auf traditionellen Instrumenten folkloristische, kirgisische Musik. Zwischendurch erzählte uns ein Manas Erzähler gestenreich und aus voller Brust ein Epos über einen kriegerischen Zwischenfall. Dank Irina hatten wir eine Ahnung, über den Inhalt des Vortrages.Læs mere
Ein richtig fauler Tag und etwas Action
9. september 2024, Kirgisistan ⋅ ☁️ 14 °C
Auf dem Roadbook stand für heute: Am 09.09. ist freier Tag...und so haben wir es auch verstanden und gehandhabt. Morgens noch länger im Bett mit Lektüre verweilen. In aller Ruhe frühstücken. Ein paar Worte mit Reisegspänli wechseln. Mit dem Staub- respektive Sandsauger durch Giotti laufen. Bei einem Glas Wein und Tiefkühlpizza das frühe Nachtessen geniessen. Dann doch noch eine Aufregung: Während Ruth bei uns Kaffee trank, lag Jean-Claude mit einer Magenverstimmung im Bett. Ein betrunkener Einheimischer schlich auf dem Platz umher. Gerade als Ruth zurück zu Jean-Claude wollte, sah sie den Mann. Leider zu spät. Dieser nutzte vorher die Gelegenheit und entwendete ihre Geldbörse aus dem Wohnmobil. Ruth suchte ihn vergeblich auf dem Gelände. Der Mann war bekannt. Mit Dima und Ararat fuhren Ruth und Jean-Claude zum Dieb nach Hause. Alleine die grosse, kräftige Erscheinung von Ararat half, dass die Geldbörse wieder zurück zu Ruth fand. Leider fehlen nun ~300$. Diese $ wurden von " Freunden" weitergeklaut. Ararat drohte dem Mann mit der Polizei, wenn nicht innerhalb einer Stunde das fehlende Geld zurück gebracht wird. Nun sind wir gespannt.Læs mere
Spuren aus Sowjetzeiten
10. september 2024, Kirgisistan ⋅ ☁️ 20 °C
Auf dem Weg nach Balykchi machten wir einen kurzen Zwischenhalt auf "Hawaii ". Mit viel Plastik und Fantasie war bei einer Hotelanlage ein kleiner künstlicher See errichtet. Die Pedalos mit Schwanköpfen schienen bereits für den nächsten Sommer auf ihren Einsatz zu warten. Es gab jedoch auch echte Schwäne. Die Palmen aus Kunststoff. Bronzene und eiserne Figuren aus bekannten Science Fiction Filmen wie Avatar standen Parade. Schon wollten wir umkehren, als wir lebende Tiere in ihren Gehegen entdeckten. Kleine Affen, Strausse, Schafe und Ziegen mit überlangen Ohren, Meerschweinchen usw. sassen alle gelangweilt in ihren sauberen Gehegen. Es beelendete uns. Lieber zogen wir weiter.
Nahe an der kasachischen Grenze fuhren wir auf der Landstrasse weiter. Alle paar hundert Meter standen Polizisten am Strassenrand und massen die Geschwindigkeit. Nicht weit davon verkauften Kirgisen in Petflaschen abgefüllt kasachisches Benzin. Irina erzählte uns, dass zum Teil Kirgisen bis zu 500 Liter Benzin in Kasachstan tanken und dieses anschliessend in Kirgistan verkaufen. Ein reger Benzinhandel, der von den Zoll- und Polizeibeamten toleriert wird.
Eingangs Balykchi war ein grosses Plakat aufgestellt, auf dem laut Dima die Mitglieder der OVKS willkommen geheissen wurden.
Während zwei Tagen werden Militärübungen von der OVKS abgehalten. "Die Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit", kurz OVKS, ist ein im Jahre 2002 auf Grundlage des 1992 geschlossenen Vertrages über kollektive Sicherheit (VKS) gegründetes Militärbündnis zwischen mehreren früheren Mitgliedstaaten der Sowjetunion, das von Russland angeführt wird. Mitglieder der OVKS sind: Russland, Belarus, Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan.
Auf einem Hotelareal durften wir unsere Wohnmobile für eine Nacht hinstellen. Das Hotel scheint ziemlich ausgebucht zu sein mit hohen Armeeangehörigen aus den oben erwähnten Ländern.
Balykchi ist eine Hafenstadt für den zu sowjetischen Zeiten nicht unbedeutenden Schiffsverkehr und die Fischerei auf dem See, dementsprechend spielte der Schiff- und Bootsbau einst eine wichtige Rolle. Der Hafen war ausserdem Ausgangspunkt von sowjetischen Torpedotests. Die sowjetische Regierung liess Balykchi in den 1950ern und 1980ern Jahren zu einem industriellen Zentrum ausbauen. Nach der Auflösung der Sowjetunion 1991 gingen viele Betriebe bankrott. Die Stadt erschien uns als sehr heruntergekommen. Einzig der Issyk-Kul-See lag majestätisch und prächtig vor uns.Læs mere
Arstan und Ak Kuyruk
11. september 2024, Kirgisistan ⋅ ☀️ 10 °C
Vor 9.00 Uhr startete Peter Giotti's Motor. Es ging weiter, mehr oder weniger dem Issyk-Kul-See entlang. Irina warnte uns vorab. Um rechtzeitig an die Adlerjagd Show zu gelangen brauchten wir für knappe 70 Kilometer gegen zwei Stunden Fahrzeit. Die Strasse wird saniert, was viele Baustellen und Umfahrungen mit sich brachte. Im Hintergrund strahlten die schneebedeckten Gipfel des Kungej-Alatau, welchem wir uns immer wieder näherten.
Pünktlich erreichten wir den Standort, bei dem wir uns alle verabredet hatten. Gegen 11 Uhr gesellte sich Arstan mit seinem 3jährigen Steinadlerweibchen Ak Kuyruk zu uns. Einer der letzten Adlerjäger in Kirgistan. Ak Kuyruk bedeutet " weisser Schwanz". Majestätisch blickte das Adlerweibchen in die Runde. Sehen konnte es zwar nicht...seine Augen waren mit einer Haube verdeckt. Die Haube ist ein bewährtes Mittel um dem Greifvogel unnötigen Stress und visuelle Reize zu ersparen.
Die Kirgisen wollten Tiere nicht mit Waffen jagen, wie es in anderen Ländern üblich ist. Das entspräche nicht der Natur. Ihre Waffe ist der Adler. Kirgistan ist tatsächlich einer der wenigen Orte auf der Welt, wo die Jagd noch mit richtigen Raubvögeln stattfindet. Gejagt werden hauptsächlich Schakale, Füchse, Antilopen, Wölfe, Hasen. Der Adler packt seine Beute am Kopf und bohrt seine Krallen ins Gehirn. Dies tönt sehr brutal, aber in Wirklichkeit stirbt seine Beute innerhalb von Sekunden.
Das Fleisch darf der Adler verzehren. Die Felle werden für Kleidung und Decken verwendet. Bei dieser Art von Jagd geht es um die natürliche Balance in der Natur und für den Schutz der Herdentiere. Die Jagdzeit ist jeweils zwischen dem 24. September bis Ende Februar. Heutzutage gibt es nur noch wenige traditionelle Adlerjäger. Das Familienunternehmen wird in der Regel von Generation zu Generation weitergegeben. Der Sohn von Arstan wird bereits nachgezogen. Die meisten Adlerjäger findet man in der Region am Issyk-Kul-See.
Steinadler können bis zu 60 Jahre alt werden. Arstan erzählte uns wie gefährlich das Unterfangen ist, einen Steinadler aus dem Nest zu "stehlen", um ihn dann zu Hause für seine Aufgabe auszubilden. Die Steinadler haben ihre Nester in den Bergen auf über 3000 Meter Höhe in beinahe unzugänglichen Felsen. Im Nest müssen mindestens zwei Junge sein, damit eines im natürlichen Umfeld zurück bleibt.
Ak Kuyruk wird bis zu 9 Kg schwer. Sie bleibt bei Arstan während ungefähr 16 Jahren. Danach darf sie zurück in die Freiheit fliegen und hoffentlich noch ein paar Junge aufziehen. Wird ein Steinadler grob von seinem " Herr" behandelt, fliegt er weg. Die Tiere sind sehr intelligent und einfühlsam. Die Beziehung zwischen dem Steinadler und dem Adlerjäger ist sehr eng. Der Greifvogel zählt wie ein Familienmitglied.
Arstan zeigte uns, wie gut Ak Kuyruk dressiert ist. Ein junger Mann lief mit dem Steinadler auf dem Arm einen Berghang hinauf. Arstan hielt ein Stück rohes Fleisch in seinem Handschuh und rief Ak Kuyruk zu sich. Sie erhob sich in die Lüfte. Lautlos glitt Ak Kuyruk durch die Bergkulisse, stets den Blick nach unten gerichtet. Im Sturzflug stürzte sie sich auf den ausgestreckten Arm von Arstan.
Das selbe Szenario wiederholten sie, diesmal aber mit einer Fuchsattrape.
Zum Abschluss durften die Mutigen aus der Gruppe Ak Kuyruk auf den Arm nehmen. Peter zählte zu den Mutigen. Ich strich später dem schönen Vogel über sein Gefieder. Sie schien es zu geniessen.
Weiter gings dem Issyk-Kul-See entlang. Er wird auch oft als "das Herz Asiens" bezeichnet. Der Salzwassersee ist nach dem Titicacasee der zweitgrösste Gebirgsee weltweit. Er liegt im Tien-Shan-Gebirge und hat eine Fläche von 6 300 km² und maximale Tiefe von ~ 668 Metern.
Für die nächsten 3 Nächte dürfen wir uns nahe ans Ufer stellen. Der Blick über das tiefblaue Wasser lässt Meeresfeeling aufkommen.Læs mere
Wo sich Juri Gagarin erholte
12. september 2024, Kirgisistan ⋅ ☀️ 14 °C
Vom gemütlichen Städtchen Tamga haben wir noch nichts gesehen. Doch dem Märchen Canyon " Skaza", der zwischen Tamga und Tosor liegt, statteten wir heute Morgen einen Besuch ab. Die halbstündige Fahrt dorthin legten wir in zwei uralten VW-Bussen zurück. Eine kleine Wanderung führte durch die bemerkenswert von Wind und Wetter geformten und gefärbten Felsen. Mit Fantasie konnte man Tiere oder Fabelwesen in den Felsen erkennen.
Nach gut einer Stunde umherstreifen, staunen und Aussicht geniessen kehrten wir zurück zu unseren Mobilheimen.
Tamga wurde durch das Militärsanatorium bekannt, in dem Juri Gagarin und andere Kosmonauten sich von Raumflügen erholten.
Dass die frische Bergluft, das beruhigende Geplätscher des Sees und die natürliche Umgebung einen Erholungsfaktor mit sich bringen, haben wir schnell erkannt. Die Stühle in Richtung See gestellt, genügend Lektüre mit dabei, die Malfarben ausgepackt und dazu für den Abend bereits von Gerd und Ararat ein Erdfeuer vorbereitet für den Grillabend, was will man noch mehr?
Als sich der kalte Wind gelegt hatte zogen Peter und ich, nach einem wohltuenden Spaziergang dem Wasser entlang, die Badekleider an.
Etwas Überwindung brauchte es schon, wenn einem die schneebedeckten Gipfel der Kungej-Alatau- Kette entgegen strahlten. Der See hatte aber immerhin um die 18°C.
Auf das heutige gemeinsame Nachtessen freuten wir uns. Gerd hatte mit Unterstützung durch Ararat mit Gemüse gefüllte Schweinsrollbraten und Folienkartoffeln über dem Erdfeuer zubereitet. Wir steuerten nur noch die Salate und Getränke bei. Bis zum Sonnenuntergang sassen wir alle gemeinsam gemütlich zusammen und erfreuten uns am leckeren Essen.Læs mere
Die Natur holt sich ihren Platz zurück
13. september 2024, Kirgisistan ⋅ ☁️ 13 °C
Während die einen ihre Wohnmobile reinigten oder flickten, die anderen hoch zu einer Schlucht fuhren, zogen Peter und ich die Turnschuhe an und machten uns auf den Weg nach Tamga. Dieses kleine Städtchen mit seinem berühmten "Tamga Militär Sanatorium" liegt oberhalb des Südufers des Issyk-Kul-See. Die Gästeunterkünfte, Restaurants, Beachbars, und Wassersportanbieter schienen bereits in tiefem Winter-, das Sanatorium und der Park im Dornröschenschlaf zu stecken. Anstelle von Kurgästen tummelten sich Kühe und Rinder im Park herum, hinzu gesellten sich Eichhörnchen. Die Natur scheint sich ihren Platz wieder zurück zu holen. Ein paar Ausnahmen gibt es dennoch: Auf diesem riesigen Gelände stehen neben dem Dorfeingang eine moderne Sporthalle und ziemlich einfach renovierte Gästeunterkünfte. Diese Gebäude wurden im vergangenen Jahr mit neuen Fenstern, Böden und Dächern innerhalb von zwei Monaten saniert. Alles vom Staat finanziert, da die Anlage militärisch ist. Es werden hier sportliche Höhentrainings angeboten.
In Tamga selber hatte ich den Eindruck, dass die Zeit seit der Auflösung der Sowjetunion stehen geblieben ist. Alles sah zurück geblieben und im " shabby chic look" aus. Die Sonne heizte richtig ein. Durst meldete sich in meiner ausgetrockneten Kehle und zerrte an meinen Kräften, das einzig geöffnete Gasthaus liessen wir lieber aus...in einem kleinen Tante Emma Laden kamen wir zu Wasser, Brot und Trauben. Den Picnic nahmen wir am Strassenrand ein. Damit wir nicht den selben Weg für den Rückweg hatten, liess sich Peter von einer App leiten. An schönen, romantischen Obstgärten mit schwer beladenen Ästen voller reifer Äpfeln vorbei, gings schnell mal den Hang hinunter. Aus den lieblichen, verträumten Gärten knurrte und bellte es. Ich hoffte, dass die Gartenzäune keine Schlupflöcher für die bellenden Wächter hatten. Als endlich das Gekläffe nachliess, realisierten wir, dass der Weg nicht mehr weiter ging.... Das Gekläffe begann von neuem und der Rückweg führte uns über bekanntes Territorium bis ans Ufer des Issyk-Kul-See. Nach gut 10 Kilometern Spaziergang kehrten wir ziemlich geschafft zurück zu unserem Stellplatz.
Für den heutigen Abend hatte Irina einen Filmabend über ihr Land Kirgistan vorbereitet.
Gerd pokerte gegen den Wettergott und errichtete eine Feuerstelle, trotz Regenwarnung. Ob wir nach der Filmdoku noch ums Lagerfeuer sassen, werde ich morgen verraten.Læs mere
Die sieben Bullen
13. september 2024, Kirgisistan ⋅ ⛅ 13 °C
Das Wetter war uns milde gestimmt. Nach dem eindrucksvollen Dokumentarfilm über das Halbnomadenleben in Kirgistan setzten wir uns noch für eine Weile ans Wärme spendende Feuer und hörten dem Knistern der Flammen und dem Plätschern des Sees zu. Danach gings ins wohlig warme Hüttli.
Gut ausgeruht gings heute weiter in Richtung Karakol. Etwas wehmütig verliessen wir den wunderschönen Issyk-Kul-See. Nach 70 Kilometern bogen wir ins Landesinnere und Gebirge ab. Immer wieder wurde die Fahrt durch Hirten mit ihren Schafen, Rindern oder Pferden unterbrochen. Es schien, als ob die Halbnomaden mit ihren Tierherden langsam in ihre Winterquartiere zurück kehren.
Nach einigen Kilometern verwandelte sich das Landschaftsbild. Eine einzigartige intensiv rostbraunleuchtende Felsformation erhob sich vor uns. Die Jety-Oguz-Schlucht an den Nordhängen des Terskei Ala-Too Kamm. Eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Kirgistans, ein Bergtal, das vom Fluss Dzhety-Oguz gebildet wird, der in den Issyk-Kul-See mündet. Die Felsen werden als "die sieben Bullen und das gebrochene Herz" benannt. In der Jety-Oguz-Schlucht erinnern die roten Felsen an sieben, auf dem Boden liegende Bullen. Eine traurige Legende über die Entstehung dieser roten Felsen wird von den Kirgisen erzählt. Natürlich geht es um Liebe, Macht, Verzweiflung und Totschlag. Am Schluss der Legende gibt es sieben tote Bullen und eine tote Frau, deren Blut die Felsen rot gefärbt hat.
Zum Glück nur eine Legende... nach einem kurzen Aufstieg zu Fuss präsentieren sich das unter uns liegende Tal und die sagenhaft schönen Felsformationen in ihrer ganzen Pracht vor uns.
Einmal mehr können wir über die Schönheiten auf unserem Planeten nur staunen.
Den heutigen Abend haben wir mit Ruth und Jean-Claude in einer Pizzeria in Karakol verbracht. Zur Feier unseres Hochzeittages und des morgigen Geburtstages von Ruth stiessen wir bei einem süffigen Glas Rotwein an. Dazu gabs Pizza. Seit April die erste Pizza.Læs mere
Ein gewöhnliches Provinzstädtchen
15. september 2024, Kirgisistan ⋅ ☁️ 13 °C
Wir fragten uns bereits, was sich wohl hinter den einfachen Kulissen von Karakol versteckt. Um dieses Geheimnis zu lüften stiegen wir heute Morgen gemeinsam in einen VW-Bus.
Karakol ist die grösste Stadt und das grösste Verwaltungszentrum der Region Issyk-Kul am Fusse des Terskey Alatoo-Kamms an der Mündung des Karakol-Flusses. Diese einzigartige Stadt versteckte sich vor neugierigen Blicken zwischen den Kämmen des Central Tien Shan auf einer Höhe von 1770 m über dem Meeresspiegel in der Nähe von so herrlichen Gipfeln wie dem Victory Peak (7439m) und Khan Tengri (6995). Die Fläche der Stadt beträgt 48 km² mit einer Bevölkerung von etwa 70.000 Menschen.
Karakol bedeutet "Schwarze Hand", wie der Fluss an dem es liegt. Diese relativ junge Stadt wurde ursprünglich 1869 von russischen Einwanderen als militärisches Verwaltungszentrum auf der Karawanenroute vom Chuy-Tal nach Kashgaria (Kaschgar/China) gegründet. Forscher kamen später hierher, um bekannte Berggipfel und Täler zu kartieren. Unter den Wissenschaftlern befand sich der berühmte russische Forscher N.M. Przhevalsky ( Przhevalsky Pferde...Mongolei), der einen grossen Beitrag zur Erforschung der Bergregionen Zentralasiens leistete. 1888 starb er hier auf dem Weg zu seiner fünften Reise. Er wurde am Ufer des Issyk-Kul-See in der Nähe von Karakol begraben. Das Museum und sein Grab mit Denkmal besuchten wir auf unserer Erkundungstour.
Von den architektonischen Strukturen sticht die Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit besonders hervor. Dieses Gebäude ist ein klassisches Beispiel für die russisch- orthodoxe Kirche des 19. Jahrhunderts. Ein elegantes Gebäude mit Holzwänden und Ornamenten. Als wir die Kirche besuchten, versammelten sich gerade einige Gläubige zum Sonntagsgottesdienst. Dennoch konnten wir einen kurzen Blick in das Gotteshaus werfen.
Danach besuchten wir die Dungan-Moschee, die ebenfalls zum kulturellen Erbe der Region zählt. Um 1880 flohen Dunganen aus China nach Karakol. Ein Gotteshaus bekamen die muslimischen Dunganen lange Zeit nicht, bis chinesische Kunsthandwerker nach Plänen eines chinesischen Architekten zwischen 1907 und 1910 die Moschee errichteten. Heute wird das Gebäude für die lokale dunganische Gemeinschaft genutzt.
Wir durften die Moschee von aussen betrachten.
Auch ein kleiner und grosser Basar (fakultativ) gehörten zu unserem Ausflug.
Peter und ich kehrten zu Fuss, ziemlich geschafft vom langen Rückweg und herbstlicher Hitze, zum Stellplatz zurück. Viel Zeit für die Regeneration blieb uns nicht. Um 16.30h gings an den Geburtstagsapéro von Ruth. Schnell wurde die Musik lauter aufgedreht und Ruth begann zu " let's Twist again" ihr Tanzbein zu schwingen. Das wirkte ansteckend. Die Seniorendisco war eröffnet. Wir fühlten uns wieder wie 20. 😅
Einen ruhigeren Ausklang des Abends boten uns anschliessend noch Edith und Adrian. Sie präsentierten uns auf einer Leinwand ihre Südamerikareise, welche die Beiden im 2022/23 gemeinsam unternahmen. Peter und ich kamen bereits einmal in den Genuss dieses Filmes. Doch auf einer grossen Bildfläche wirkten die schönen Aufnahmen noch eindrücklicher.Læs mere
Holpriger Ausflug zu heissen Quellen
16. september 2024, Kirgisistan ⋅ ☀️ 14 °C
Zuerst fragte ich mich, wer denn jetzt noch zu uns gestossen ist, mit diesem Lastwagenwomo. Als dann Peter in dieses WoMo hochstieg, brauchte ich eine Weile, bis ich verstand; das ist der "Bus" mit dem wir zu den heissen Quellen gefahren werden. Irina erklärte uns kurz, welcher Knopf gedrückt werden muss, im Falle eines Notfalles. Wir Passagiere sassen abgetrennt von der Fahrerkabine, was sich als Vorteil herausstellte. Der Blick von der Frontscheibe aus, wurde einem so erspart.
Die angegebene Fahrzeit von 2,5 Stunden pro Weg erschien uns sehr grosszügig berechnet zu sein. Es lag eine Strecke von 23 Kilometern vor uns.
Zuerst war die Fahrt etwas holprig. Auf den kirgisischen Strassen aber nicht verwunderlich. Nach etwa 7 Kilometern war der russische Kamaz Motor warm gelaufen. Das Abenteuer konnte beginnen. Es gab keine Hindernisse für den Fahrer. Steine, Bäche, Baumwurzeln und Abhänge wurden sportlich gemeistert. Zwischendurch ein böses Kratzen vom Unterboden her, dann Äste die liebend gerne ins Interieur gedrungen wären. Die Köpfe wackelten auf den Hälsen unkontrolliert hin und her, die Bandscheiben ächzten wie das Getriebe bei jedem Schaltvorgang, die Gesichter immer bleicher. Vorallem bei denjenigen die sich einen Fensterplatz ergatterten. Nach einer Stunde Achterbahn vom Feinsten gabs einen Fotostop. Die älteren männlichen Semester nutzten dies um ihre Blase zu erleichtern.
So ging es weiter, durch das fantastische Hochland bis zur Altyn-Arashan Quelle. Der Name bedeutet "Goldene Quelle". Die Hochgebirgsschlucht befindet sich im östlichen Teil des Terskey-Ala-Too-Kamms. Die Schlucht ist unter Touristen sehr bekannt, da sie mit ihrer einzigartigen Natur, heissen Quellen, schönen Fichtenwäldern und atemberaubenden Aussichten verzaubert.
Bereits zu Sowjetzeiten wurde das Gebiet von Altyn-Arashan als besonders geschütztes Gebiet anerkannt, da es eine grosse Biodiversität aufweist.
Berühmt ist das Gebiet auch für seine heissen Quellen, die sich in Rekordhöhe von 2.600 Metern befinden. Die Quellen haben durch den Radon- und Schwefelwasserstoffgehalt im Wasser eine heilende Wirkung. Die Temperatur bleibt das ganze Jahr über hoch: 35 Grad für die Radonquelle und 41 Grad für die Schwefelwasserstoffquelle.
Die ungewöhnliche Trapezform des Palatka Berggipfels begeistert viele Touristen.
Peter und ich legten uns ins 35° warme radonhaltige Wasser. Gerade gut, um die verspannte Muskulatur nach dieser holprigen Fahrt zu lockern.
Anschliessend gabs ein wärmendes Linsensüppchen, bevor die einen der Gruppe einen Teil des Abstiegs unter die Füsse nahmen. Peter und ich wollten die Umgebung bei einem Spaziergang noch etwas intensiver aufnehmen. Um 15.00 Uhr setzten wir uns zurück ins "Ungeheuer". Schnell bereuten wir, nicht einen Teil der Rückfahrt bereits zu Fuss hinter uns gelassen zu haben. Das Gerüttel, Gehopse, Gerutsche begann von Neuem. Wie Kleider auf dem Bügel, oder die Tassen im Schrank im Wohnmobil schüttelte es uns abermals durch.
Während wir auf dieser "Chilbi-Fahrt" unterwegs waren, stand Ararat am Kochherd und bereitete für die hungrige und müde "Meute" Plov zu. Dankbar für diese Geste sassen alle nochmals zusammen, bevor wir uns müde zurück zogen.Læs mere
Grand Canyon?
17. september 2024, Kirgisistan ⋅ ☀️ 10 °C
Heute war bereits um 5 Uhr Tagwache. Wer meinen Blog regelmässig mitliest, weiss was dies zu bedeuten hat: Grenzübertritt. Dreiviertel Stunde brauchten wir, um startfertig zu sein, inklusive Kaffee. Für die 130 Kilometer bis an die Grenze nach Kasachstan mussten wir ungefähr 3 Stunden Fahrzeit einkalkulieren. Ein Grossteil der an sich sehr schönen, im herbstlichen Gewand verwandelten Landschaft, führte über sanierungsbedürftige Strassen, oder über kilometerlange Baustellen.
Vor der Öffnung des Zollüberganges um 9.00 Uhr standen alle 11 Wohnmobile für den Grenzübertritt an der geschlossenen kirgisischen Schranke bereit. Pünktlich zur offiziellen Öffnungszeit wurden
immer zwei WoMo's zusammen zur Zollabfertigung ins Areal gelassen. Es war einer der angenehmsten Grenzübertritte während dieser Reise.
Der Tag war noch jung. Genügend Zeit um eine Wanderung vom 70 Kilometer entfernten Stellplatz aus zu planen. Umso mehr, da wir im Charyn Nationalpark übernachten. Erstaunlich, wie schnell sich die liebliche Herbstgegend in eine karge Wüstenlandschaft mit zerklüfteten Bergen verwandelte.
Der Charyn Canyon liegt im Südosten Kasachstans und erstreckt sich über etwa 154 Kilometer. Die beeindruckenden Felsformationen sind das Ergebnis jahrtausendelanger Erosion durch Wind und Wasser. Der Canyon ist bekannt durch seine markanten, roten Felsen und tiefen Schluchten. Er wird oft mit dem Grand Canyon verglichen, obwohl er nicht so bekannt ist. Die Schluchten sind in verschiedene Abschnitte unterteilt, darunter das berühmte Tal der Burgen, das mit seinen hohen Türmen und spitzen Felsen beeindruckt.
Langsam zogen immer mehr Wolken und Wind auf. Gut eingepackt, gegen das aufkommende Nass geschützt, stiegen wir in die Schlucht hinunter und staunten einmal mehr über die Vielfalt unserer Natur. Noch rechtzeitig vor dem heftigen Regen liessen wir die letzten Treppenstufen hinter uns, die vom Schluchtboden hinauf zum Infozentrum und Stellplatz führen.
Den Abend genossen wir in trauter Zweisamkeit in unserem Giotti, während der Wind an unserem Hüttli rüttelte. Vor uns lag wie in dunklen Samt eingewickelt der Charyn Canyon. Leider verdeckten die Wolken den Vollmond, der sich diese Nacht besonders nahe an der Erde aufhält.Læs mere
Beliebtes Ausflugsziel der Sowjetelite
18. september 2024, Kasakhstan ⋅ ☀️ 12 °C
Ob es am Supermond lag? Gestern Nacht kam plötzlich eine Hektik neben uns auf. Autos fuhren heran, metallische Geräusche und Menschenstimmen durchbrachen die Nacht, hinzu kam
orkanartiger Wind der an Giotti rüttelte. Als es Peter zu bunt wurde, quälte er sich aus dem Bett und ging nach draussen. Er traute seinen Augen kaum. Der Platz war hell erleuchtet, geschäftige Männer versuchten Zelte aufzustellen und Last- und Lieferwagen standen herum. Es kamen immer mehr hinzu. Vor dem Canyon liefen dunkle Gestalten umher. Peter fragte schlotternd im Pijama einen der Männer auf Englisch, was sie hier machen. Lachend kam die kurze Antwort: " A film. " Erst jetzt las er die Aufschrift an einem Lkw: "Rent a film". Kurz entschlossen parkten wir Giotti auf die andere Seite des Visitor Centers in der Hoffnung, dass es hier etwas ruhiger wird. Irgendwann fielen wir in einen unruhigen Schlaf, der immer wieder von einer weiblichen, französischen Stimme über ein Megafon unterbrochen wurde. Punkt sieben Uhr war der Spuk vorbei.
Für uns gings weiter. Als Tagesendziel war die kasachische ehemalige Hauptstadt Almaty festgelegt. Unterwegs machten wir einen Abstecher zum Issyk See. Eine Berglandschaft wie im Bündnerland mit seinem Caumasee tauchte auf.
Der See, der keinesfalls mit dem weit bekannten Issyk-Kul See und der gleichnamigen Urlaubsregion in Kirgistan verwechselt werden sollte, hat seinen Namen von dem kasachischen Wort "Esik", was soviel wie "Türe", aber auch "Talenge" bedeuten kann.
Die grosse Zeit des Issyk-Sees war die Mitte des 20. Jahrhunderts. Der See war inzwischen weithin als Naherholungsgebiet der stetig wachsenden Stadt Alma-Ata (heutiges Almaty) bekannt und berühmt für sein grün-blaues Wasser und seine Schönheit inmitten des Bergpanoramas. Ab 1939 gab es eine Ausflugsbasis des Allunions-Zentralkomitees der Handelsunionen. Hochrangige Sowjetpolitiker waren seitdem oft zu Gast. 1959 eröffnete der sogenannte Issyk-Park und sorgte für einen enormen Touristenaufschwung.
Zahlreiche Ausflugslokale, Tanzflächen und ein Hotel direkt am Ufer des Sees buhlten nun um die Gunst der sowjetischen Politelite, aber auch des einfachen Proletariats. Mit römischen Säulen verzierte Aussichtspavillons und sozrealistische Statuetten und Plastiken sorgten für ein edles Freizeitambiente wie zu den Hochtagen des stalinschen sozialistischen Realismus. Die Führer der kommunistischen Welt gaben sich nun auf den Terrassen der Tanzlokale am See Issyk die Klinke in die Hand, Nikita Chruschtschow war gerngesehener Gast, auch der Revolutionsführer und Präsident der Demokratischen Republik Vietnam Ho Chi Minh soll hier zur Sommerfrische verweilt haben.
Die Freude in diesem Paradies der kommunistischen Eliten war nur von kurzer Dauer. Der 7. Juli 1963 war ein aussergewöhnlich heisser und schöner Tag. Die Bevölkerung von Alma-Ata strömte zum See und in die Frische der Berge. Der erste Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Nikolajewitsch Kosygin, zu jener Zeit Vorsitzender der Plankommission Gosplan und unter Generalsekretär Leonid Breschnew der zweite Mann im Staate UdSSR, zu einer Stippvisite am Issyk-See.
Zu dieser Zeit nahm die Tragödie hoch oben in den Bergen bereits ihren Lauf. Geröll rutschte ab und Landmasse begann, sich in Bewegung zu setzen. Weiter unten am See ahnte noch keiner der zahlreichen Erholungsgäste, was auf sie zukam, aber der sich bewegende Berg war bereits nicht mehr aufzuhalten. Als die sich unaufhaltsam in die Tiefe bewegenden, gigantischen Felsbrocken den See erreichten, waren Ruderboote und Ausflugsschiffe mit Ausflüglern auf dem Wasser unterwegs.
All die Attraktionen wurden durch die Wucht der Felsbrocken und dem überschwappenden See weggerissen. Ein Grossteil der Stadt Issyk wurde komplett zerstört.
2000 Menschen konnten an diesem Tag gerettet werden. Über den Erdrutsch und das Unglück berichteten die sowjetischen Zeitungen erst zwei Wochen später. Es war die Rede von 100 Todesopfern. Man geht heute eher von ca 2.000 bis 3.000 Opfern aus. Der Erdrutsch von Issyk gilt als einer der grössten und schlimmsten in der Geschichte der UdSSR.
Heute lag ein türkisblauer See mit vielen kleinen Inseln vor uns. Wir ahnten nichts von dieserTragödie und genossen die wärmende Herbstsonne.
Viel Geduld war schliesslich auf dem Weg nach Almaty gefragt. Stossstange an Stosstange erreichten wir in der Dämmerung den Übernachtungsplatz.Læs mere
Mutterland beginnt mit einer Familie
19. september 2024, Kasakhstan ⋅ ☀️ 18 °C
Was schaut man sich in so grossen Städten an? Plätze, Denkmäler, Museen, Pärke, Basare, sakrale und andere historische Bauten. So auch in Almaty, aber mit einer kleinen Überraschung zum Schluss. Um 9.00 Uhr trafen zwei Minibusse auf dem Stellplatz ein, die uns durch den Tag begleiteten. Das Denkmal der Unabhängigkeit, welches sich am Platz der Republik befindet gehört zu den Hauptsymbolen der Stadt Almaty. Hier machten wir den ersten Halt. Zwischen zwei hohen Regierungsgebäuden und im Zentrum des Platzes befindet sich eine 28 Meter hohe Statue. Zuoberst steht stolz ein skythischer Krieger der von einem geflügelten Schneeleoparden getragen wird. Es war das erste Merkmal der staatlichen Unabhängigkeit in den 1990ern. Die umgebenden Reliefs sollen die Zukunft des Staates symbolisieren. Kasachen haben ein Sprichwort " Mutterland beginnt mit einer Familie". Diese architektonischen Elemente sollen dieses Sprichwort darstellen. Dieser Platz hat leider auch seine blutigen Geschichten. Am 16. Dezember 1986 wurde ein Aufstand für mehr Selbstbestimmung im Rahmen der Sowjetunion brutal niedergeschlagen. Auch die Januar-Unruhen 2022 hatten hier ihren Höhepunkt. Während einer Woche gab es grosse, blutige Demonstrationen gegen die enorme Verteuerung von Gas, Wasser und Strom. Die Regierungsgebäude wurden zum Teil angezündet. Heute stehen die Gebäude wieder in frischem Glanz da. Almaty ist eine sehr teure und reiche Stadt. Aber auch hier scheint sich die soziale Schere immer mehr zu öffnen.
Wenig ist erhalten aus der vorrevolutionären Geschichte der Stadt. Die Himmelfahrtskathedrale ist wohl das sichtbarste Symbol dieser Zeit. Sie gehört der russisch- orthodoxen Kirche an. Das hölzerne Gotteshaus wurde anscheinend ohne einen einzigen Nagel gebaut. Leider wurde sie bei ihrer Restauration sehr verkitscht. Mit ihrer durchdachten Holzbauweise überstand sie als einziges grosses Gebäude das verheerende Erdbeben von 1911. Besonders die prächtigen Ikonen haben mich in Staunen versetzt.
Die Kathedrale steht im Panfilow-Park - eine Parkanlage mit Eichen, Espen, Kiefern und Fichten. Der 18 Hektar grosse Park wurde Ende des XIX. Jahrhunderts gegründet. Der Name des Parkes wurde mehrmals geändert. 1942 erhielt er seinen heutigen Namen zu Ehren der 28 Garde-Infanteristen (die sogenannten Panfilowzy), die sich im November 1941 bei den Abwehrkämpfen vor Moskau gegen den Angriff von ungefähr doppelt so vielen deutschen Panzern verschanzt haben sollen. Auf der Ostseite des Parks wurde 1975 das Denkmal des Ruhmes zum 30. Jahrestag des Sieges im grossen Vaterländischen Krieg errichtet. Besonders eindrücklich empfand ich das Denkmal für General I. Panfilow, der die 316. Infanteriedivision leitete. Die Abteilung bestand aus Bewohnern von Alma-Ata und Bischkek. Zum Gedenken an diese Helden brennt ein " ewiges Feuer" vor dem Denkmal.
Nach so viel "Krieg und Frieden" zog es uns zu alltäglicher "Kost" weiter.
Die grosse Halle des Grünen Marktes (Kök Bazar, Zeljonyi Bazar) bietet ein kunterbuntes Sammelsurium aus Obst, Nüssen und Trockenfrüchten, typisch kasachischen Milchprodukten, Honig, Kräutern und Gewürzen und natürlich frisches, sehr naturalistisch dargebrachtes Fleisch aller Nutztiere. Das Interesse meines Mannes bezog sich eher auf die Fleischauslagen, deshalb trennten wir uns für eine Weile. Ich zog in den seitlichen Marktgängen weiter, wo mehr Kleidung, Schuhe, Schmuck, Werkzeuge, Haushaltartikel und Souvenirs angeboten werden.
Nach der Mittagspause trafen wir unsere Mitreisenden wieder vor den Bussen. Wir wurden vor die Tore Almatys gefahren. Von hier aus gings hoch hinauf. Eine der längsten Seilbahnen der Welt führte uns nach zweimaligem Umsteigen zum Skigebiet von Schymbulaq und bis auf den Talgar-Pass auf 3200 Metern Höhe. Das Gebiet ist mit Hotels, Restaurants und ein paar Skilifts erschlossen. Wir genossen die wunderbare Aussicht auf den Bogdanowitsch-Gletscher und die umliegenden 4000er Gipfel. Unter uns lag im Dunst die 2 Millionen Stadt Almaty.Læs mere
Kasachische Gastfreundschaft
20. september 2024, Kasakhstan ⋅ ☀️ 22 °C
Es tat gut, einmal ausschlafen und ohne Programm in den Tag zu starten.
Einige Gspänli widmeten sich intensiv ihren Fahrzeugmotoren und Reifen. Wir wurden vom Reinigungsfieber angesteckt. Besonders Peter. Und wie man so schön sagt, Arbeitende sollte man nicht in ihrem Tun unterbrechen.😉 Während Peter unser Zuhause mit Staubsauger und feuchtem Lappen verwöhnte, schrieb ich für den Blog.
Später zog es uns ins naheliegende Quartier um einen Frisör aufzustöbern. Zuhause hatte ich keine Lust, die Duschkabine freizumachen. Wir brauchen sie meistens als Garderobe. Die für uns reservierten Duschzimmer waren nicht anmächelig. Auch einfache Zimmer kann man pflegen!
Wir wurden in einem relativ modernen Schönheitszentrum fündig. Peter hatte nicht die nötige Geduld auf einen freien Termin zu warten. Für mich war ein Platz frei.
Die nette, russisch sprechende Kasachin bemühte sich meine Haare in eine Position zu kämmen und toupieren, bis ich wie eine russische Babuschka aussah.... das Kopftuch fehlte nur noch. Zurück in Giotti nahm ich den Kamm und rückte meine Frisur in Normalität zurück.
Die Frage, was wir mit dem angebrochenen freien Tag noch anfangen wollen, erledigte sich mit der eintrudelnden Nachricht auf Signal. Eine " Wohnmobil-Community" aus Almaty war auf uns aufmerksam gemacht worden und wünschte, uns ab 16.00 Uhr zu treffen. Dima und Irina erhitzten Wasser für Tee und Nescafé und stellten ein paar Süssigkeiten bereit. Langsam erschienen die ersten Gäste mit Tortenschachteln und Plasticsäcken. Schnell verteilten sie ihre mitgebrachten kasachischen Desserspezialitäten. Auch Aufkleber von ihren Wohnmobil- und Wohnwagenclubs, Bandanas, Schokoladetafeln (der lokale Schokoladeproduzent war einer der Gäste) und Tassen verschenkten sie an uns. Die Community zählt etwa 600 Mitglieder. Langsam erwacht unter den Kasachen das Interesse an Wohnmobilen und Wohnwagen. Der Boom aus Amerika und Europa schwappt nach Asien über.
Als ob wir es geahnt hätten, zeigten wir gerne den Interessierten unsere frisch geputzten Wohnmobile und beantworteten ihre Fragen zu den Fahrzeugen und unseren Reisen, spezifisch die momentane Gruppenreise. Erstaunt zeigten sie sich, dass wir auf der Seidenstrasse frei und nicht im Konvoi fahren.
Das unkomplizierte und lockere Treffen löste sich nach etwa zwei Stunden auf. Ein Berg an Backwaren und Süssigkeiten hinterliessen unsere spontanen Gäste. Dazu eine schöne Erinnerung.Læs mere

Rejsende
Ist das die ganze Crew. Es sieht sympathisch aus. Liebe gruess vo eus
Ein Déjà-vu
21. september 2024, Kasakhstan ⋅ ☀️ 25 °C
Die nächsten Fahrtage werden mit vielen Kilometern belegt sein. So auch heute. Kasachstan ist riesig, hat aber kulturell eher ein bescheidenes Angebot. Bis zum kaspischen Meer liegen für uns noch gut 3.000 Kilometer vor uns. Weitgehend durch Steppe. Heute peilten wir einen bereits einmal ausgewählten Parkplatz bei Taraz an, eine Forellenzucht mit angegliedertem Restaurant und Freizeitanlage. Die Stadt besichtigten wir nicht.
Taraz ist eine der ältesten Städte Kasachstans mit einer Geschichte, die über 2.000 Jahre zurückreicht. Die Stadt hat etwa 350.000 Einwohner und liegt im südlichen Teil des Landes, nahe der Grenze zu Usbekistan. Taraz war einst ein wichtiger Handelsplatz entlang der Seidenstrasse und ist heute ein bedeutendes wirtschaftliches Zentrum der Region. Die Stadt ist bekannt für ihre beeindruckenden historischen Stätten, darunter die Mausoleen von Aisha Bibi und Babaji Khatun. Ein Denkmal für Liebe und Treue einer berühmten adligen Frau aus dem nahe gelegenen Dorf Aisha Bibi.
Bei angeregten Gesprächen und fein zubereiteten Forellen liessen wir mit der Gruppe zusammen den Tag ausklingen.Læs mere
Für den Tourismus wird geklotzt
22. september 2024, Kasakhstan ⋅ ⛅ 22 °C
Heute stand eines der wichtigsten kulturellen und religiösen Hinterlassenschaften in Kasachstan auf dem Programm. Dafür galt es 350 Kilometer zurück zu legen. Ziel war Turkestan im Süden Kasachstans. In der Stadt mit rund 165.000 Einwohnern steht das bedeutende religiöse Zentrum für Muslime, das Mausoleum für den Heiligen Hodzha Ahmed Yasawi. Das Mausoleum ist das einzige epochale Bauwerk aus der Zeit der Timuriden und gehört seit 2003 zum UNESCO-Welterbe. Der Prachtbau aus dem 14./15. Jahrhundert ist die wichtigste moslemische Wallfahrtstätte der Turkvölker. Alljährlich zieht sie hunderttausende Pilger und ein paar Touristen an, nicht nur aus Kasachstan. Drei Besuche sollen gleichwertig mit einem Hadsch nach Mekka sein.
Nach einer stündigen Führung durch das zum Teil immer noch unvollendete Bauwerk wurden wir in ein kommerzielles Zentrum für den Pilgertourismus geleitet. Aus der staubigen Halbwüste wurde und wird immer noch ein etwas seelenloser, dennoch faszinierender Stadtteil wie aus 1001 Nacht oder Las Vegas hingepflastert. Turkestan ist ein Ort, der Geschichte, Kultur und Moderne auf eindrucksvolle Weise verbindet.
Nach einem Tee und Wasser vor dem grossen, goldenen Ei, in dem sich ein 8D Theater befindet, zog es uns zu unseren vertrauten, gemütlichen Hüttlis zurück. Diese standen mitten auf einem belebten Stadt-Parkplatz.Læs mere
Ödland
24. september 2024, Kasakhstan ⋅ ☀️ 22 °C
Weiter auf der Seidenstrasse, weg von der Pilger- und Hauptstadt der gleichnamigen Region Turkestan, zog es uns heute ins 290 Kilometer entfernte Qyzylorda. Eine ziemlich öde, wenig interessante Gegend begegnete uns. Einfache Siedlungen mit rudimentärer Infrastruktur, danach pompöse muslimische Friedhöfe, Kuhherden und viel Steppe gaben der Eintönigkeit etwas Abwechslung. Die Autobahn erforderte sehr viel Aufmerksamkeit. Wir mussten immer mit Löchern, Bodenwellen, Baustellen und freilaufenden Kühen rechnen.
Qyzylorda liegt im Südwesten Kasachstans am Fluss Syr-Darya. Die Stadt wurde 1820 unter dem Namen Ak-Mechet gegründet. 1925 wurde sie in Qyzylorda umbenannt, was auf Kasachisch "Rote Hauptstadt " bedeutet. Zwischen 1925-1929 war Qyzylorda die Hauptstadt der Kasachischen SSR, bevor diese Rolle an Almaty überging. Heute leben in der Stadt rund 240.000 Menschen. Qyzylorda ist bekannt für ihre Nähe zum Weltraumbahnhof Baikonur, der etwa 200 Kilometer entfernt liegt. In den letzten Jahren hat sich die Stadt als wichtiges Zentrum für die Öl- und Gasindustrie entwickelt.
Für uns wurde ein Übernachtungsplatz auf einem Parkplatz neben einer stillgelegten Badeanstalt ausgesucht. Diesen durften wir erst nach 18.00h belegen, wegen Bauarbeiten.
So kam es, dass wir den Nachmittag im nahegelegenen " stieren" Einkaufszentrum (ausser der "Kinderhort" mit Karussell und Spielkonsolen) und dessen Parkplatz verbrachten. Immerhin reichte die Zeit, um Giotti mit einem Hochdruckreiniger von aussen her von den Spuren der letzten Strapazen zu befreien.
Unter Hochdruck machte sich später das Bier aus dem Kühlschrank Luft....Peter war danach nochmals mit der Reinigung beschäftigt, diesmal inwändig. Mit ein paar Gspänli und einem fein gedeckten Tisch liessen wir den Abend gemütlich bei Wein, Bier, Wurst, Käse aus dem Shoppingzenter und angeregten Diskussionen ausklingen.Læs mere
Mitten im Nichts ein Weltraumbahnhof
24. september 2024, Kasakhstan ⋅ ⛅ 25 °C
Abermals stand uns ein langer Fahrtag durch die eintönige, steppenartige Landschaft bevor. Das interessante Zwischenziel lockerte jedoch die ganze Etappe auf. Ein Kaffeehalt
vorerst in einem Autobahnrestaurant zeigte einmal mehr, wie hoch das sowjetische Denken in Kasachstan immer noch in der heutigen Kultur allgegenwärtig ist. Wir betraten einen riesigen, feudal mit Kronleuchtern und dicken Vorhängen eingerichteten Gastraum. Die Behälter auf den Ausgabetischen waren leer, der Kühlschrank gefüllt mit zwei Sorten Süssgetränken. An der Kasse sass ein junger Mann. Wir fragten nach Kaffee. Er zog zwei Päcklein Schnellkaffee aus einem Glasbehälter und gab diese an die Küche weiter. Über der Kasse war ein Schild angebracht, das klar machen sollte, dass Picnic nicht erlaubt ist. Ob diese Gaststätte wohl schon bessere Zeiten erlebt hat?
Kurze Zeit nach der Weiterfahrt durch die monotone Steppe erreichten wir unser Zwischenziel: Am Horizont konnten wir die Umrisse von Gebäuden und Parabolspiegeln erahnen. In den Weiten der kasachischen Steppe versteckt sich der grösste Weltraumbahnhof der Welt - Baikonur. Der 2. Juni 1955 gilt als Geburtstag des heutigen Weltraumbahnhofs in Kasachstan. Von dort aus wurde 12 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges der Satellit " Sputnik 1" ins All geschossen. Dass der erste unbemannte Flugkörper aus der Sowjetunion kam, erhöhte das Bedrohungspotential des kalten Krieges. Vom sowjetischen Weltraumbahnhof aus, begann auch der erste Mensch seinen Weltraumflug - Juri Gagarin. Er gelangte mit dem Raumschiff "Wostok 1" im April 1961 in die Erdumlaufbahn. Das Komitee für Sicherheit der Sowjetunion wollte den genauen Standort des Weltraumbahnhofes vor dem Westen geheim halten. Erst 60 Jahre später wurde die Ortsangabe mit Standort vom Kosmodrom Baikonur öffentlich bekannt. Baikonur ist heute grösster Raketenstartplatz und offizielles Versuchskosmodrom von Russland. Die Russische Föderation zahlt seit 1994 der Republik Kasachstan Miete für die Nutzung der Stadt und des Weltraumbahnhofs. Damals wurde eine Summe von 114 Millionen Dollar festgelegt. Zuletzt hat Kasachstan 2004 die Pacht für Russland bis zum Jahr 2050 verlängert. Die Fläche des Testgeländes beträgt 6711 Quadratkilometer und ist 2,6 Mal grösser als Moskau.
Raketenstarts sind nicht ohne Risiko. Nur in Baikonur kann die russische Trägerrakete "Proton" gestartet werden. 2007 stürzte eine Proton-Rakete 40 Kilometer von der Stadt Scheskasgan entfernt ab. Die Bevölkerung wurde danach aufmerksam, dass der Weltraumbahnhof nicht nur für die Umwelt, sondern auch für sie selber eine grosse Bedrohung darstellt. Anscheinend gibt es Sammelklagen von Einwohnern aus der Altai-Region, weil dort mehrfach hochgiftige Teile von Raketen und Raumschiffen abstürzten.
Weiter als bis zu einem Platz mit diversen Informationen und einer bewachten Sicherheitsschranke kamen wir nicht.
Nach diesem kurzen Informationshalt gings weiter in Richtung Aralsee, der hier leider beinahe ausgetrocknet ist. Darüber werde ich morgen berichten.Læs mere
Menschengemachte Katastrophe
25. september 2024, Kasakhstan ⋅ ☁️ 12 °C
Das Wetter zeigte sich garstig. Mit heftigem Wind und Regen zogen wir weiter durch die kasachische Steppe. Zur Auflockerung der Fahrt trafen wir uns alle um 11.00 h vor dem Fischermuseum in Aralsk. Aralsk gilt als Sinnbild des verschwundenen Aralsees. Ein einheimischer Senior in unserem Alter erzählte uns auf eindrückliche Weise wie ihm sein Bruder auf dem Platz auf welchem wir uns gerade befanden, das Schwimmen beigebracht hat. Die Ufer des Aralsees grenzten an sein Elternhaus. Aralsk war ein florierender Fischerort, die Menschen hatten ein gesichertes Leben und Einkommen. Weiter führte uns der engagierte Mann durch das Museum. Auf dem Trockenen liegende Fischerboote und ein Forschungsschiff zeigten auf schockierende Art, zu was der Mensch fähig ist. Den ehemals viertgrössten See der Erde zu finden ist nicht einfach. Das Städtchen Aralsk lag früher an seinem Ufer. Jetzt rosten die Hafenkräne vor sich hin, im Hafenbecken stehen faulige Pfützen. Die Schiffswracks wurden als Schrott an die Chinesen verkauft.
Der See, früher von den Anwohnern liebevoll Meer genannt, bis in die 1950er noch 68000 Km² gross, ist weg. Laut Aufzeichnungen war der See bereits schon einmal im Mittelalter während ~300 Jahren versickert. Als Beweis dienen mittelalterliche Siedlungsreste auf dem Seegrund. Doch die heutige Katastrophe ist menschengemacht. Die gigantischen sowjetischen Bewässerungsprojekte haben dem Aral das Leben gekostet. Die beiden Zuflüsse Amudarja und Syrdarja wurden grösstenteils umgeleitet, um die Baumwollplantagen zu bewässern und die wachsenden Grossstädte mit genügend Wasser zu bedienen. Vom Gletscherwasser des Amudarja kommt normalerweise gar nichts mehr auf der usbekischen Seite an. Hier ist der See nicht mehr existent, bis auf einen schmalen Streifen im Westen, der keinen Zufluss mehr hat. Das Wasser des Syrdarja schafft es teilweise noch bis zum kleinen bzw. Nördlichen Aral. So heisst der Teil des Sees, der durch ein Staudamm gerettet wurde, welcher verhindert, dass das im Norden zuströmende Wasser nach Süden abfliesst und dort auf den trockengefallenen Flächen des grossen Aral verdunstet.
Hinter vorgehaltener Hand werden auch Vermutungen verbreitet, dass durch die sowjetischen Unterwasser Atomwaffentests, von einer grossen Insel aus mitten im See, Risse auf dem Seegrund entstanden und so das Wasser zusätzlich versickerte.
Nach dieser eher traurigen "Weiterbildung" zogen wir noch kurz über den Basar von Aralsk. Der langsame Verfall einer einst blühenden Stadt, zeigte sich auch hier. An Touristen sind sich die misstrauisch auf uns wirkenden Händlerinnen und Händler nicht gewohnt, fernab vom Rest der Zivilisation.
Wenig bekannt ist die Tatsache, dass es dort im Jahr 1971 zu einem Pockenausbruch kam, nachdem aus einem nahegelegenen Testzentrum für biologische Waffen versehentlich eine waffenfähige Ladung freigesetzt worden war. Die Krebsrate in Aralsk ist besonders hoch. Das Leben in dieser Umgebung erscheint mir trostlos und bedrückend.
Weiter gings durch die Kasachische Steppe, an einem Steppenadler, einer Herde Saiga-Antilopen und vielen Kamelen vorbei. Das Abendrot kündigte die Nacht an, wir kamen mitten in der Steppe zur Ruhe.Læs mere

RejsendeVom warmen Zuhause aus, war uns das Ausmass dieser Umweltkatastrophe nicht bewusst. Hier vor Ort öffnet es uns die Augen. 😏
Der Reichtum kommt von Mutter Erde
26. september 2024, Kasakhstan ⋅ ☀️ 12 °C
Kasachstan ist reich gesegnet mit Bodenschätzen wie Erdöl, Erdgas, Steinkohle, Eisenerz, Kupfer und Gold. Hinzu kommen noch weitere Metalle wie Blei oder das Schwermetall Uran. Kasachstan verfügt über zwölf Prozent der weltweiten Uranreserven und ist seit 2009 der grösste Uranproduzent der Welt. Das Land zählt zudem nebst Südafrika zum wichtigsten Produzent von Chromit. Unter den beiden kasachischen Produzenten von Chromit ist Kazchrome, ein Tochterunternehmen von Eurasian Natural Resources, mit seinem Werk in Aktobe das mit Abstand führende Unternehmen. Mit einer jährlichen Fördermenge von 4.000 Tonnen Chrom ist Kasachstan das zweitgrösste Förderland und mit geschätzten Reserven von 230.000 Tonnen verfügt das Land über die weltweit grössten Chromitreserven.
Die Reiseleitung organisierte für uns eine Führung durch die Kazchrome Giesserei in Aktobe. Vorausgehend mussten wir ein persönliches Formular unterzeichnen, inklusive Passkopie.
Damit wir rechtzeitig zur Führung im 300 Kilometer entfernten Aktobe ankamen, gings für uns bereits bei einem spektakulären Sonnenaufgang vor 7.00 Uhr weiter. Es mussten mindestens 5 Stunden Fahrzeit einkalkuliert werden, da die Strassen in einem katastrophalen Zustand waren. Das goldene Morgenlicht verwandelte die Steppe in eine mystische Landschaft. Für mich als Beifahrerin ein Genuss. Peter hingegen sass vorerst hochkonzentriert hinter dem Steuer, bis ich ihn ablöste. Einmal mehr war die Fahrt wie das Computerspiel "Super Mario", nur eben mit weitreichenderen Konsequenzen... Bei Chromtau hielten wir eine Rast und staunten über das "Giant earth hole", das eine Tiefe von über 200 Metern erreicht. Der Bergbau- und Verarbeitungsbetrieb Donskoi bei Chromtau im Gebiet Aktobe besteht seit 1938 und ist einer der weltweit grössten Tagebaue, in denen Chromit gefördert wird. Die Lagerstätte erstreckt sich über eine Länge von 22 Kilometern und weist eine Breite von etwa sieben Kilometern auf. Das Unternehmen Kazchrome fördert in diesem Bergbau und Verarbeitungsbetrieb Donskoi Chromerz.
Ein paar Fotos später ging die Fahrt weiter bis zu einem Einkaufszentrum in Aktobe, wo wir noch etwas Zeit zur Verfügung hatten, um den Lebensmittelvorrat aufzustocken.
Pünktlich um 14.30h durften wir die Schranke zum Giesserei Gelände passieren. Zur Begrüssung wurden uns vorerst Schutzhelme, Brillen, Handschuhe, Masken und Sicherheitswesten abgegeben. Ein kurzer Film in Englisch erläuterte uns die Sicherheitsvorkehrungen. Dass wir diese nun kannten bekräftigten wir mit unserer Unterschrift auf einem Formular. Per Bus erreichten wir diverse Stationen der Anlage. (Bitte entschuldigt meine oberflächliche Beschreibung. Chromgiessereien und deren spezifischen Fachausdrücke gehören nicht in mein Fachgebiet.🙃)
Der Chef persönlich begrüsste uns in der modernsten Schmelzhalle. Beim Anblick der glühenden Schlacke in den Wannen kam mir der Gedanke, dass es so in der Hölle aussehen muss. Die Schmelzer liefen in silbrig glänzenden Schutzumhängen und goldenen Helmen mit Visier umher. Ein mächtiger Kessel wurde spektakulär mit glühender Schlacke gefüllt.
Der Besuch des kürzlich neu eröffneten Museums gehörte selbstverständlich auch zur Führung. Die Akobe Giesserei, gegründet im Jahr 1934, ist eine der ältesten metallverarbeitenden Fabriken Kasachstans. Die Produktionskapazität der Anlage beträgt rund 150.000 Tonnen Gussprodukte pro Jahr. Etwa 70% der Produktion wird exportiert, vor allem in die GUS-Staaten (ehemalige Sowjetstaaten) und nach Europa. Die Giesserei bietet Arbeitsplätze für etwa 2.500 Menschen und trägt damit wesentlich zur Wirtschaft der Region bei. 1998 wurde die Fabrik modernisiert, um die Effizienz zu steigern und die Umweltbelastung um 20% zu reduzieren. Die Anlage produziert 5 verschiedene Arten von Gusseisen und Stahlprodukten, die in der Bau-, Maschinenbau- und Automobilindustrie verwendet werden. Aktuell wird an einem Projekt zur Erhöhung der Produktionskapazität um 10% gearbeitet, das bis 2025 abgeschlossen sein soll. Die Fabrik spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung lokaler Gemeinden, indem sie 3 Ausbildungszentren für junge Fachkräfte betreibt.
Zum Abschluss dieses Werkbesuches wurden wir zu Kaffee,Tee und viel köstlichem Gebäck eingeladen. Dem war nicht genug: Als Geschenk erhielten wir Frauen einen mit Glitzer bestickten, samtenen, traditionel kasachischen Umhang, ein wärmendes Gilet gabs für die männlichen Besucher.
Einmal mehr staunten wir über die grosszügige kasachische Gastfreundschaft!Læs mere
500 Kilometer geradeaus
27. september 2024, Kasakhstan ⋅ ☀️ 16 °C
Es grauste uns vor dem heutigen Fahrtag. Die Erfahrungen der vergangenen Tage mit dem schlechten Strassenzustand lag uns noch im Blut. Volle Konzentration war gefordert. Bei Ablenkung kam die Rache, respektive das Loch, der Riss quer über die gesamte Fahrbahn oder die Bodenwelle postwendend.
Was für ein Aufatmen. Ein Strassenbelag neuen Datums ohne fiese Überraschungen führte geradeaus 500 Kilometer durch die unendliche Steppe Kasachstans. Die grosse Kasachische Steppe erstreckt sich über 800.000 km² und ist damit eine der grössten Trockensteppen der Welt. Sie bildet den Übergang zwischen der Wüste im Süden und den Wäldern im Norden. Die Steppe umfasst rund 30% der Landesfläche Kasachstans. Die Durchschnittstemperaturen schwanken zwischen -20°C im Winter und 40°C im Sommer. Die Steppe beherbergt etwa 2.000 Pflanzenarten. Etwa 60% der Tierarten der Region sind Vögel, darunter 18 vom Aussterben bedrohte Arten. Die Region hat eine geringe Bevölkerungsdichte, mit nur etwa 4 Menschen pro km². Über Jahrhunderte war die Grosse Kasachische Steppe das Zuhause nomadischer Völker, die hier mit ihren Herden umherzogen. Heute sind es die Lastwagen, welche unter anderem Güter aus Deutschland über Kasachstan nach Russland verschieben. Der allgemeine Boykott gegenüber Russland wird so elegant umgangen... respektive umfahren. Die Zunahme der LKWs hat seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine um 600% zugenommen. Die Strasse A27 wird noch weiter ausgebaut, damit sie dem immer mehr aufkommenden Transitverkehr gerecht werden kann.
Für die Nacht wurde für uns ein Parkplatz ausgesucht vor dem Rathaus in Dossor.
Dossor ist eine Kleinstadt mit ungefähr 10.000 Einwohnern in der Westkasachstan-Region Atyrau und wurde im Jahr 1911 gegründet. Die Stadt ist bekannt für ihre Erdölgeschichte, da hier eines der ersten grossen Ölfelder Kasachstans entdeckt wurde. Die Erdölförderung begann im Jahr 1912, was Dossor zu einem der ältesten Erdölstandorte des Landes macht. Heute spielt die Ölindustrie immer noch eine zentrale Rolle in der Wirtschaft der Stadt, wobei 70% der Arbeitsplätze mit dem Energiesektor verbunden sind. Rund 5% des kasachischen Erdöls wird in der Region um Dossor gefördert.
Die Tage werden merklich kürzer und gegen Abend kälter. Die Campingstühle bleiben immer öfters in der Garage. So auch heute. Nach einem Besuch in einem Bistro zogen wir uns früh in unsere vier Wände zurück und genossen das gemütliche Hüttli.Læs mere
Ja, es gibt ein Ende
28. september 2024, Kasakhstan ⋅ ☀️ 9 °C
Langsam gewöhnen wir uns an die langen, einsamen Fahrten durch die weite Steppe Kasachstans. Am Anfang unserer Reise hatte Dima zu Kasachstans Steppe nur einen Satz gesagt, der mir immer wieder durch den Kopf geht: " Ja, es gibt ein Ende."
Bald haben wir die 3000 Kilometer hinter uns und ich gestehe, dass es mir recht ist. Heute lagen abermals gegen 500 Kilometer Weite, Sand, ausgetrocknete Wasserstellen, zum Glück zu 90% eine gute Strasse, Steppengras, Kamele, Kühe, Pferde LKWs, Polizeikontrollen und kleine Siedlungen, die nur wegen des nebenan liegenden Ölfeldes existieren, vor uns. Der grösste Ort den wir passierten war Beynau. Er liegt 70 Km entfernt zur Grenze zu Usbekistan. Beynau spielt eine Schlüsselrolle im Warenverkehr zwischen Kasachstan, Russland, Usbekistan und China. 2% des nationalen Frachtaufkommens wird im Bahnhof dieser Kleinstadt abgewickelt. Rund 5% des kasachischen Erdöls wird in der Region gefördert. Beynau gilt als wichtiger zentraler Punkt für den Güterverkehr auf der Seidenstrasse.
Unser Nachtlager stellten wir nahe einer Raststätte auf.
Bis uns die aufkommende Kälte in die Knochen fuhr, genossen wir mit Ruth und Jean-Claude zusammen vor unseren Wohnmobilen ein gemeinsames, einfaches Nachtessen.Læs mere
Geschundene Erde
29. september 2024, Kasakhstan ⋅ ☀️ 13 °C
Die restlichen gut 260 Kilometer bis nach Aktau ans Kaspische Meer wollten heute bewältigt werden. Das seit Tagen immer ähnliche Landschaftsbild veränderte sich allmählich. Kreidefelsen erhoben sich aus dem meist staubigen, verdorrten beige-, rosa-, weissbraunen Steppengras. Erdölfelder mit den dazugehörigen trostlosen, in Staub gehüllten Dörfern tauchten immer öfters auf, je mehr wir uns Aktau näherten. Hier wurde uns vor Augen geführt, wie die Erde im Namen einiger Profiteure geschunden wird.
Einerseits kann Kasachstan mit seinem Reichtum an natürlichen Ressourcen punkten. Das Land zählt in mehreren Rohstoffkategorien bei Vorkommen und Förderung international zu den Top 10. Bei Uran liegt Kasachstan sogar weltweit an der Spitze. Wirtschaftlich am bedeutsamsten ist die Erdölförderung. Damit generiert das Land annähernd 60 Prozent der Ausfuhrerlöse. Mit den übrigen Ressourcen sorgt der Rohstoffsektor für etwa 85 Prozent des Exportaufkommens. Er umfasst neben der Ölbranche auch Unternehmen, die Erdgas fördern, eine grosse Bandbreite an Erzen gewinnen und Metalle aus den gewonnenen Erzen.
Anderseits steht für mich ein grosses Fragezeichen im Raum, wer denn jetzt von diesen Bodenschätzen wirklich profitiert. Kasachstan gilt allgemein als das reichste Land Zentralasiens, gemessen am BIP und an natürlichen Ressourcen. Die Schere, zwischen arm und reich ist weit geöffnet. Alleine die Häuser, Geschäfte, Strassen, Autos und der Alltag heben sich gewaltig ab je nach städtischer oder ländlicher Region.
Bei starkem Wind, der mit undefinierbarem Staub uns entgegen blies, erreichten wir Aktau. So schnell wie möglich zog es mich ans Kaspische Meer hinunter. Frische Meeresluft, ohne auffällige Luftverschmutzung genossen wir bei einem Spaziergang am stilvollen, aufwändig erstellten Uferweg entlang.
Die Milchorangenbäume, oder "Tennisballbäume" in Umgangssprache, bereicherten den Park, nahe vom Hotelparkplatz, wo wir unsere Fahrzeuge für vorläufig zwei Nächte hingestellt haben.Læs mere









































































































































































































































































































































































































Rejsende
Wie dihei 🥰
Rejsende😍
Rejsende
Traumhaft schön wie die Rössli ihri gliebti Freiheit dörfet läbe 💖
Rejsende🥰