• Hari 212

    Pepper, Sea and Crash

    22 April, Kemboja ⋅ 🌙 28 °C

    Verliert man etwas oder geschieht ein Unfall, frage ich mich gerne, ab wann lief es schief oder in diese unglückliche Richtung oder was wäre passiert, wenn ich dies oder jenes nicht gemacht hätte. Alles beide führt zu nichts, so wie beiElia, der sein Handy weder durch den Besuch bei der Polizei noch in der Touristinfo zurückbekommen hat. Die Gesichter des Kommandanten, in voller Montur, also unzähligen Abzeichen auf beiger Uniform, und seines Adjutanten, normal gekleidet mit ganz weichen Zügen, sprachen Bände zu unserem Anliegen und schwankten zwischen völligem Desinteresse und blankem Unverständnis darüber, wie man mit so einer Bagatelle zu ihnen kommen konnte. Wir mussten auf einem wahllos herbeigeholten Papier meine Telefonnummer schreiben, die aber niemanden interessierte, genauso wenig wie das Fabrikat des verloren gegangenen Handys. Es war ein Zettel, den der Adjutant sofort auf den betonierten Hof werfen würde, damit der Wind ihn verwehte.

    Elia wollte versuchen den Tag über seine verlorenen Daten zu sammeln. Lorin und ich machten uns mit einem scooter ins Landesinnere auf. Aus der Stadt heraus fuhren mal er und ich, wir kamen gut voran, es war heiß, die Straße staubig, mal aufgerissen, mal sandig, gesäumt immer wieder von den Verkaufsständen. Auf dem Land nahm der Abstand der Häuser zu, Felder lagen zwischen ihnen, Palmen, grüne Wiesen, irgendwie ansehnlicher als in anderen Gegenden. Der Weg wurde holpriger und wir passierten einen See mir Niedrigwasserstand. Zwei weiße Kühe auf grünem Ufergrund weideten träge. Aus dem Wasser wuchsen mehrere bewachsene Buckel empor, auf einem von ihnen befand sich sogar eine Hütte. Wieder formte das Zusammenspiel von Land und Wasser faszinierende Formationen und in sich ruhende Aussichten. Nicht weit entfernt gab es die anvisierte Pfefferfarm BoTree. Eine Französin, die für drei Wochen hier Volunteersarbeit betrieb, führte uns in weissem Hemd über schwarzer kurzer Hose und Shirt zu den ersten Pfefferpflanzen, die sich an Zieglsteinpfählen emporrankten. In Zukunft würden es Holzpfähle sein, erklärte sie, während sie uns die Pfefferkörner daran zeigte, grüne und rote. Der Pfeffer wurde in einem Topf gekocht und die Länge des Kochens machte, wenn ich es richtig verstand, den Geschmack aus. Eine kambodschanische Familie mit kleinem Kind ruhte sich gerade neben der Feuerstelle von der Arbeit aus. Die roten und grünen Pfefferkörner landeten dann auf einem dünnen Lochblech zum Trocknen und waren so ab einer gewissen Menge reif für den Abtransport. Verkaufsfördernd durften wir dann die verschiedenen Pfefferaetenkosten, wobei nur manchmal unsere etwas ungeübte Geschmacksnerven Unterschiede erkannten. Doch wir beschlossen beide etwas Pfeffer einzukaufen und mit nach Hause zu bringen.

    Die Fahrt setzten wir in Richtung Kep fort. Bald sahen wir das Meer, grünlich leicht bewegt, beschlossen das Motorrad abzustellen und zu baden sofort wurden eir aufgefordert, 5 Euro für einen Schattenplatz zu zahlen, schüttelten den Kopf und legten unsere Sachen einfach in den Schatten des Sonnenschirms. Das kostete nichts. Später glaubte ich aber, daß hier irgendwo meine schlechte Laune begann. Denn das Wasser war einfach nur lauwarm. Und die Wellen waren lauwarm. Und es gab keine Abkühlung. Ich merkte plötzlich, wie ich die Spritzigkeit und Kühle eines Sees oder des Meeres im Frühjahr oder Spätherbst bei uns in Europa liebte. Auch die Strandbars, zunächst interessant in ihrem doppeltbettgroßen Lager mit drei darüber im leichten Wind schwankenden Hängematten, brachten mit dem pappsüßen Winter Melon Tea aus einer Dose keine Linderung meiner plötzlichen Sehnsucht nach einer Mittelmeerpromenade mit Espresso, vielleicht einem Cocktail oder einfach einen Smoothie. Die Luft machte weiter müde. Über uns am Berg stand eine verlassene Villa. Der Garten gepflegt, das Innere leer, das Haus fast im Stile Le Corbusiers, mit großen, gegen die Sonne farbigen Fenstern, geschwungenen Terrassen, übereinanderliegenden Pavillons mit Blick zum Meer. Warum war so etwas Schönes aufgegeben worden? Eine Familie lag im Schatten, hatte eine Hängematte aufgespannt, ein Hund bellt, ein Kind schrieb. Wärter? Gärtner? Einfach eine Familie, die einen Ausflug machte?

    Die Sonne senkte sich und wir beschlossen zurückzufahren. Wie gestern sammelte sich bald Staub neben meiner Kontaktlinse, dass ich anhalten und Lorin weiterfahren lassen musste. Es tat weh, es war heiß und meine Laune war nicht gut. Vielleicht sollte ich mehr auf solche Stimmen hören. Denn dann kamen daheim die Montagsmails dazu, die Gedanken darüber und ein gewisser Missmut. Essen sollte die Lösung bringen. Wir fuhren nach dem Sonnenuntergang los, passierten die Bahnlinie , die völlig chaotische Kreuzung, ich jonglierte zwischen Scootern und einer einfach den ganzen Verkehr unterbrechenden alten Händlerim zum Restaurant des vergangenen Abends. Lorin stellte seinen scooter ab, ich sah keinen Platz mehr für meinen, nur ganz am Rande der Schräge. Und als hätte sich die seltsame Unzufriedenheit um meine Hand gelegt, gab ich zuviel Gas, um an die freie Stelle zu kommen, vergaß zu bremsen und knallte gegen eine Schilfwand, die an ein Hauseck grenzwertig und widerstandsfähig genug war, um die Scheinwerferabdeckung zu zerstören. Wie konnte mir das nur passieren?! Elia eilte sofort zu Hilfe und wir beruhigten zwar den immer noch laufenden Motor des Scooters, aber nicht meine allgemeinen Selbstzweifel, die sofort einsetzten. Zu alt, zu unfähig, zu blöd, und so weiter. Die vegetarische Pizza half dagegen wenig, auch das Kartenspiel nicht, das ich verlor, ein wenig vielleicht dann der Nachtisch, den die Jungs natürlich noch orderten.

    Was kann ich ändern? Nichts. Morgen muss ich den Schaden zahlen, aber ich bin unversehrt geblieben außer ein paar kleinen Schrammen.
    Die Grillen zirpen neben dem Guesthouse, ich denke an die Affen neben der verlassenen Villa und an die leuchtenden gelben Blüten an den Sträuchern dort, deren Namen ich nicht weiß.
    Es ist die Gelbe Trompetenblume, flora inkognita sei dank
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  • Hari 212–215

    Der Tag der Scooter

    22 April, Kemboja ⋅ ☁️ 27 °C

    Ein Tag der Scooter. Ein Kambodschaner brachte den ersten vorbei. Er wäre legal, nicht so wie die anderen hier. Ob wir achon mal gefahren wären, fragte er. Ich nickte, verschwieg aber, dass es das letzte Mal auf Santorin gewesen ist, als Matian wohl fünf Jahre alt war. Als erdte Übung fuhr ich dort erst einmal gegen eine Garagenwand. Elia blieb bei der Wahrheit und sagte nein, doch als der Mann sagte, dann könnte er die uns nicht geben, preschte lorin mit seinen 'illegalen' Vietnamerfahrungen vor. Wir bekamen die Scooter. Kurze Einführung, Erklärung des Schlüssels und Tschüss. Elia und ich probten in der Garageneinfahrt, das war die ganze Fahrschule und schon bei der ersten Kreuzung wurden wir in das Getümmel geworfen, ohne Rechts vor Links, einfach Recht des Stärkeren. Getankt, dann über eine Blechbrücke die Straße zum 30 km entfernt liegenden Nationalpark gefunden. Fahrtwind, Sonne, Konzentration, dann Serpentinen hinauf, immer dichter werdender Wald, erste weite Aussicht bis zum Meer, unter einer riesigen weiß-blau angezogenen Buddhastatue(?) Zweiter Ausblick. Vor der Statue kleine Opfergaben, unter einem Baldachin eine Gruppe Musiker mit mir unbekannten Schlag- und Blasinstrumente. Um diesen ersten Gipfel zogen bereits Wolken, unter denen wir gerade durchschauen konnten. Das änderte sich leider, als wir weiter zum Gipfel fuhren. Eine französische Kirche von 1920 lag bereits im dichten Nebel. Das Innere drei geteilt, ich stellte mir wieder die roten Khmer vor, die sich gegen die Vietnamesen verteidigten, die dunkelbraunen Wände mit vielen Namen versehen, düster, in der Silhouette wie aus einem Horrorfilm. Aucj die weiteren Gebäude lagen um Nebel. Den Rest zum Gipfel gingen wir zu Fuß, passierten ein neueres Hotel, dann zwei Villen, alle nur noch bestehend aus den Außenmauern, aber immer noch die Fenster udn Terrassen aufweisen für den wahrscheinlich vorhandenen unglaublichen Ausblick. Die besondere Stimmung und unsere Gespräche ließen uns dann, wie wir am Abend feststellten, die Hauptattraktion verpassen, den roten Tempel im Gipfelgelände. Er wäre auch noch im Nebel gewesen.... Eine halbe Stunde lang. Auf dem Weg zurück, von einer kühlen zu einer angenehmen dann erneut zu einer heißen Temperatur fahren, sahen wir, wie sich auch auf dem Gipfel alles auflockerte.

    Es war erst drei Uhr und wir beschlossen zum Meer zu fahren. Zurück nach Kampot, dort abgebogen Richtung Meer, erst auf Asphalt, dann auf rotem festgeklopftem Boden, schließlich auf einem Feldweg mit tiefen Schlaglöchern. An einer Hütte mit Getränken stellte ich den Scooter ab, worauf der Besitzer es gleich markierte. Er würde sicher Geld dafür haben wollen. Lorin war schlauer. Wir gingen in der Spätsonnenhitze zum Coconutbeach, ich bemerkte meinen Sonnenbrand auf den Armen, ehe wir die sechs etwas armselig wirkenden Palmen über dem winzigen Steinstrand mit Sandeinsprenkseln vor uns sahen. Und den Pazifischen Ozean, zumindest ein Teil von uns. Das Wasser war hunderte Meter hinaus flach vor uns, die Wellen bewegt mit Schaumkronen, aber nicht wild. Neben dem Gelände, das durch eine Mauer abgetrennt war, ein Flusszulauf, in dem Reifen lagen. Auch er war seicht, das Wasser warm, der Boden weich. Wir durchquerten ihn, weil.auf der anderen Seite eine Bar lockte. Ein paar Mönche eilten hin und her, was mich erst zur falschen Vermutung drängte, dass es sich hier um klösterliches Gelände handelte. Sie verschwanden wieder und wir legten uns, jeder mit einem Getränk versehen, in die Hängematten unter den Schilfdächern von ein paar aufgestellten Hütten. Das Licht färbte sich Orange. Die Bilder wurden fernosturlaubstypisch. Die Landschaft war aber auch wirklich wunderschön, durchzogen von Wasserläufen, bergig im Hintergrund, verwunschen im Vordergrund. Nachdem ich meinen halben Dollar für das Parken meines Scooters bezahlt hatte, gerade soviel, dass ich dachte 'Gönn es ihm', erreichten wir bald wieder die Salinen und Reisfelder. Lorin schoß ein 100-Dollar-Bild, wie ich es nannte, mindestens schon das zweite, wie ich bisher gesehen hatte, Bilder, an denen man verweilt, Bilder, die halten, die richtige Bewegung, Komposition haben.

    Nach diesen Lichtmomenten des Tages, an denen man einfach nur glücklich ist und zu schweben meint, kamen leider Störungen, Beeinträchtigungen, die uns wieder auf die Erde zurückbrachten, mich erst der Staub in den Augen, der weiteres Fahren unmöglich machte, und Elia nach einem guten Abendessen der Verlust seines Handys. Ich sehe ihn noch an der dunklen Straßenkreuzung stehen udn nach dem Weg schauen, dann fuhren wir, ich hinten drauf, während Lorin fuhr, voraus, passierten eine Bahnlinie und erreichten unser Domizil. Auf der Treppe nach oben bemerkte Elia, dass er sein Handy verloren hatte. Zusammen mit Lorin suchte er es, aber er hatte es beim holprigen Bahnübergang verloren. Der Wärter dort erzählte ihnen, dass es nachfahrende Scooter Fahrer aufgehoben und mitgenommen hätten. Es machte mich so traurig für ihn. Wir leben inzwischen mit diesem kleinen Computer, haben alles darin gespeichert, ich weiß, wie das ist, dieses erst einmal zu verlieren.

    Inzwischen ist es Morgen. Die Jungs schlafen noch, Scooter Fahrer drängen der Stadt zu, ich höre die Bahn sich ankündigen, sehe sie mit hunderten Wagen im Schlepptau den Bahnübergang passieren. Der Nationalpark liegt mir gegenüber ohne jede Wolke. Zeit. Vergehen. Geschichte.
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  • Hari 210

    Kartoffelsuppe mit Bockwurst

    20 April, Kemboja ⋅ ⛅ 34 °C

    Nach langer Busfahrt ermüdet stellen wir unsere Rucksäcke vor dem Monica Guesthouse ab. Vielleicht hätte uns der Name bei der Auswahl stutzig machen sollen. So erwartet uns ein Sachse aus Meissen, der gerade vier ältere weiße Männer aus Sachsen bewirtet, während aus den Lautsprechern Musik der 70er und frühen 80er Jahre erschallt, gefühlt alle schon, so gut die Songs gewesen sein mögen, zu oft gehört. An der Eingangstür wird Kartoffelsuppe mit Bockwurst und Thüringer Bratwürste angeboten. Im Hintergrund steht ein Riesenbildschirm, auf dem die Männer, na was, natürlich Bundesliga heute anschauen wollen. Alle diese Männer entsprachen den Klischees, die man haben kann über 60jährige weiße Männer aus Deutschland...
    Das Frühstück mit Leberwurst und Schinken bewirkte dementsprechend wenig Freude bei Lorin, aber auch ich hatte mir den Aufenthalt in Kampot anders vorgestellt. Aber es half ja nichts, wir bestellten ein Tuktuk in die Stadt, die Hitze umfing uns und wir fanden erst etwas bessere Laune, als wir in einem Kaffeeshop einen doppelten Espresso für mich und ein paar Mangoshakes bestellten, zudem miteinander Stechen spielten, bevor wir uns unterhalb eines kleinen Goldfischaquariums heimischer Zeitungslektüre zuwandten.

    Und dann...nachdem wir das Bockwurst-Schild hinter uns gelassen hatten, gingen wir in den dritten Stock über glänzende Treppenstufen hinauf, die selbst meine Mutter als sauber angesehen hätte, und öffneten die Tür zu einem großen Zimmer, dessen eine Wand hinaus zu den Bergen nur Fenster und davor einen Balkon aufwies. So sauber, so großzügig, wie man es sich kaum hätte erträumen können. So kann der erste Eindruck täuschen
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  • Hari 210–213

    Von Flüssen, Filmhelden und Bussen

    20 April, Kemboja ⋅ 🌙 27 °C

    Es gibt viele schlimme Nächte, manchmal ganz schlimme und dann sogar solche, bei denen man denkt, sie enden nie. Immerhin ist die Nacht dem Tag gewichen. 5 Uhr 35. Irgendwo an einem staubigen Platz am Rande Phnom Penhs werden grüne Ssäxle aus unserem Bus entladen. Was mag darinnen sein. Eine Frau mit glitzerndem schwarzweißen Oberteil zählt Geld wie ein Mafiaboss in ihrer Hand, gibt Order, die schweren grünem Säcke werden auf kleine Pickups gehievt. Kurze Zeit später, wir fahren weiter, Busbahnhof Phnom Penh. Draussen wartende Menschen, drinnen macht sich mein Bettnachbar auf auszusteigen. Ich hatte es gehofft. Bettnachbar? Ja, elia hatte für die Fahrt von Seam Reap nach Kampot einen Nachtbus organisiert. Ich hatte mich bettschwer gefühlt durch einen film, begleitet vom zwei Gläsern Wein über Henry Fonda, den ich für das Festival sichten wollte und auf der Berlinale verpasst hatte. Ein Streifzug durch die amerikanische Geschichte vom dem Anfängen bis leider nur 1980, als Fonda starb und nicjt er, sondern ein anderer Schauspieler Präsident wurde, für den Autor der Anfang vom Ende . Bilder vom Mop 1919, der an den Stirm auf das Kapitol 100 Jahre später erinnerte. Dazwischen immer wieder mir so bekannte, so vertraute, mit so vielen persönlichen Geschehnissen und Gedanken verbundene Bilder, natürlich kulminierend in der Szene mit dem fast schwebenden Stuhl aus MY DARLING CLEMENTINE, Sinnbild des Endes der raubtierhaften Eroberung Amerikas und Übergang zu Recht, Ordnung und Gesetz. Filme können so etwas finden. Henry fpnda als Limcoln, Henry,Fonda als Joad aus GRAPES OF WRATH, als Zweifler in 12 GESCHWORENE.
    Ich war also bettschwer, während wir warteten in den Bus gelassen zu werden. Elia hatte gebucht, aber die Buchung war nicht durchgegangen. So warteten wir müde kurz vor Mitternacht auf den Einlass in den Luxusbus. Orangebebluste junge Männer zählten die Schlafkojrn nach. Zwei unten, einer oben wäre noch frei. Wir nickten erleichtert und die Jungs nahmen sofort zusammen die untere Koje. Warum muss das immer so sein, dass die Jugend alle Vorteile bekommt? Ich krabbelte über einen auf dem Rücken liegenden Kambodschaner hinweg, breitete mich aus, was man so ausbreiten nennen kann. Die Koje war 180 cm lang, ich scheine immer noch trotz Alter mehr zu haben. Schwierig also die Lage, zumal der Kambodschaner schon seinen Platz ein bisschen über seine ihm zustehende Hälfte erweitert hatte. Naja, wenigstens liegend dachte ich, schaltete die Klimaanlagenauslässe aus, zog die Vorhänge zu, wollte einschlafen, als mein Nachbar zu schnarchen begann, wohlig, gekonnt, in verschiedenen Rhythmen und Lautstärken. Gerne hätte ich über Henry Fonda und die Erinnerungen an den vergangenen Tag in den Schlaf gefunden, aber in dieser totalen Begleitung war nicht daran denken. Ich probierte es aus, auf dem Bauch, auf der Seite, mit dem Finger im Ohr, bis er erlahmte, das Schnarchen meines Nachbarn war nicht zu überhören. Dann, bei einem Halt, schienen sich alle Hoffnungen zu erfüllen und er stand auf. Ich hoffte,, dass bösartig, dass auch er danach nixjt mehr einschlafen würde, doch nun, kaum zurückgekehrt, zückte er sein Handy, das dazu auf den weissesten mir bekannten Display eingestellt war, hielt es so, dass es mich gleissend blendete udn begann schließlich zu telefonieren. Naja, wahrscheinlich wollte er abgeholt werden, alles verständlich....

    Nun ist die Kabine leer,die Sonne ist erwacht, die Vororte Phnom Penhs ziehen an mir vorbei, kambodschabische Straßenbild. Tuktuks, scooter, Fahrräder, mal ein Van, selten Autos. Ein Tuktuk voller Warwn, vorbei an Lagerhallen. Gestern fuhren wir zu zwei weiteren Sehenswürdigkeiten nich weiter aus Seam Reap hinaus, mit dem gleichen Tuktukfahrer der Vortage. Das Land in der Trockenzeit und unter der Hitze. Keine Touristenzeit. Auch in unserem Soben Guesthouse sind wir de letzten. Die Häuser der Bauern auf Stelzen, an der Straße ihre Stände, der Stadt zu mit Fleisch und Grill, auf dem Land mehr mit Früchten und Gemüse. Lorin kauft eine unbekannte, klebrige Frucht, deren orangenes, eher saures Innere man eher Lutscher muss, bevor man die großen Kerne ausspuckt. Zurück liegen zu dem Zeitpunkt schon die kleine Bergwanderung und der Besuch des letzten Tempels. Die Wanderung in den Dschungel führte uns zu einer Natursteinbrücke über einen Bach, der kein Wasser mehr führte, nur an ein paar tiefen Stellen Reste davon gesammelt hatte, in denen sogar kleine Fische hofften, es bis zum heiß ersehnten ersten Regen durchzustehen. An der Natursteinbrücke hatten Memschen vor 1000 Jahren Bilder eingemeindet, von den Heiligen, von Tempelanlagen und von Noppen, deren Sinn wir nicjt erschließen konnten. Mit Lorin stieg ich das Flussbett hinunter, bis mir einfiel, dass man wegen immer noch bestehender Minengefahr die Wege nicht verlassen sollte. Auch hier faszinierende Lichtspiele, ein einzelner Backpackertourist aus Frankfurt und schließlich eine Familie, bei der die Frau vor einem Stein kniete und betete. Im Abstieg unterhielten wir uns wie beim Aufstieg über das richtige politische Verhalten in Israel oder der Ukraine. Aber auch uns fiel nichts Neues ein ...
    Der letzte Tempel wirkte indischer, wie die beiden Jungs sagten. Leider wurde der Genuss durch eine große sich ständig fotographierende Touristengruppe gestört. Besonders filigran waren hier die schmuckvollen Reliefs über den Türen und an den Wänden. Umgeben war auch dieser Tempel von verschiedenen Barays, Wasserbecken, die in der Trockenzeit kaum Wasser beinhalteten. Eine Famile Wasserbüffel trottete durch das bauchhohe Wasser innerhalb herauswachsender grüner Gräser. Wir genossen den Nachmittag, sahen noch drei Männer, die im Schlamm standen und offensichtlich nach winzigen Fischen suchten. Oder passierten erneut Stände, Palmen, kleine Bauernhäuser, ehe wir in unser Domizil kamen und die Abreise vorbereiteten. Die überaus nette, lächelnde, ein wenig deutsch sprechende Angestellte verabschiedete uns. Es war zehn Uhr. Sie machte zu. Die Stadt war fast leer.
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  • Hari 208–213

    Weltwunder

    18 April, Kemboja ⋅ ☀️ 35 °C

    Manchmal genügen Worte nicht und manchmal genügen sie, um alles auszudrücken. Ein Weltwunder. Die Tempel um Angkor Wat. So rIchtig wiederentdeckt erst letztes Jahrhundert. Davor fast 700 Jahre in Vergessenheit. Ein ganzes Reich, mit seiner Ordnung, seinen Herrschern, seinen Bauwerken, ehe der Dschungel alles überwucherte und erstaunlicherweise nicht ganz zerstörte. Die Mauern stürzten zwar ein, manches Gebäude verschwand für immer, anderes konnte restauriert werden. Jeder der Tempel ein neuer Höhepunkt samt der daraus sich ergebenden Gedanken. Wie kann etwas nicht mehr wert sein, wie ändert sich alles, was zu jener Zeit galt und für selbstverständlich gehalten wurde? Wie gilt das Gleiche für uns? Abends noch einen film über unsere teils geheimnisvoll agierenden Wirtschaftsherrscher gesehen, in Davos und anderswo. Ihre Macht gründet sich auf dem, was gerade als wertvoll angesehen wird, egal ob es ein Mercedes ist oder jetzt Daten. Wer sie hat, herrscht, bekommt unglaubliche Gehälter, wird als wichtig angesehen, kann seiner Herrschaft Zeichen oder Bauwerke geben, größere als der Vorgönger womöglich. So geschehen bei den Römern, bei den Azteken, bei den Amerikanern oder eben vor bald 1000 Jahrem bei den Khmer. Der Glaube schuf Unglaubliches wie bei den Pyramiden.
    Der Verlauf des Tages hier aus Lorins Blog. Zusammen mit ihm und Elia haben wir das erlebt:
    Ein Tuk Tuk Fahrer wird uns den heutigen Tag über begleiten und die verschiedenen Orte des, 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe gekürten, Geländes anfahren. Das Areal, welches über 400 km² umfasst braucht mindestens zwei Tage zur Besichtigung, heute werden wir nur den südlichen Teil sehen. Angefangen mit dem Prachtstück: Angkor Wat. Eine der letzten und die größte Baute des ehemaligen Khmer Reiches.
    Gebaut wurde der anfängliche Hindu-Tempel im 12. Jahrhundert in weniger als dreißig Jahren. Wir durchqueren das prächtige Westtor, welches sich im Wasser des breiten künstlichen Beckens, welches den Tempel umgibt, spiegelt. Schon hier kann man die feinen Schnitzereien von Kampfszenarien oder Tänzerinnen bestaunen. Es ist wirklich unglaublich, wie viel des Originalbaus noch übrig geblieben ist. Natürlich wurde durch die "Wiederentdeckung" durch die Franzosen im 19. Jahrhundert schon vieles restauriert und teils neugebaut, aber der Großteil wirkt authentisch und schlichtweg beeindruckend. Schon ein Portugiese im 16. Jahrhundert meinte, dass dieser einmalige Komplex nicht mit Worten auf dem Papier beschrieben werden können. Der schwarze Tempel ist wie ein Berg gestaltet. Steile Stufen führen zu dessen Spitze, zu einem Plateau mit Altaren, welches zu früherer Zeit nur dem Klerus vorenthalten war. Vor dem Tempel ist eine grüne Wiese mit ein paar alten "Bibliotheken", auf dem Rasen standen vermutlich die Holzhäuser. Umgeben ist der Rest vom dichten Dschungel in dem immer noch Dörfer sein sollen, die schon zur Khmer Zeit existiert haben sollen. Die Hitze ist groß. Wir sind alle klitschnass unter den t-shirts. Hibter angkor war wird der Rasen besprenkelt, ich gehe durch die Wasserspeicher- ein wenig Erleichterung.
    Hinter dem Osttor wartet unser Fahrer, der uns vor das Eingangstor Banteay Kdais bringt.
    Erst einmal laufen wir aber zu Srah Srang, einem von vielen künstlichen Becken zur Wasserversorgung. Ganz still, friedlich mit einem Tempel mittendrinnen und einem verfallenen Podest am Ufer wirkt es in der majestätischen Umgebung eher unscheinbar. Doch ist es ein schöner Ort, um sich kurz an die Ghats zu setzen.
    Banteay Kdai ist wirklich ein Tempel, wie im Dschungelbuch oder aus Indiana Jones.
    Hinter grünen Blättern der hochhaushohen Teakbäume versteckt, liegt ein schiefer und mancherorts zusammengefaller Tempel.
    Es ist aber doch erstaunlich, wie viele Decken noch erhalten, wie viele Statuen noch erkennbar und Gänge noch passierbar sind.
    Es ist schon früher Nachmittag, wir gehen essen. Elia nimmt Lok Lak mit Rind (ein Gericht aus der Khmer Küche), Lorin Tofu, Zwiebeln und Reis und ich gemischtes Gemüse. Dazu einen Kokos-, einen Mango- und einen Bananenmilchshake. Das Essen ist gut, aber teuerer.
    Ta Prohm ist auch bekannt als Baum-Tempel. Über 80.000 Menschen sollen hier gelebt haben. Hauptattraktion ist der Tetrameles, dessen gigantische Wurzeln über das Dach eines Tempeldaches wuchern. Ein einmaliges Bild. Auch ist der Ort bekannt geworden durch den Film "Tomb Raider".
    Beachtlich sind nicht nur die Gebäude selber, sondern auch die Wiederherstellung durch Archäologen. Oft sehen wir auch nur riesige Seinhaufen, die noch darauf warten zu scheinen sortiert und als 3D Puzzle wieder zusammengesetzt zu werden.
    Als der Tag sich dem Abend zuneigt bringt uns unser Faher noch zum eher unbekannten Takeo Tempel. Auch zum "weltweit größten religiösen Komplex" gehörend zählt er eher zu den älteren Modellen. Sehr massiv und weniger verziert.
    Wir klettern die Stufen empor und genießen den Blick über den Dschungel mit all seinen verschiedenen Grüntönen. Im Innern des zentralen Turms befindet sich noch ein kleiner buddhistischer Schrein, der magisch durch das orangene Licht der Abendsonne beschienen wird.
    Der letzte Stopp soll eines von vielen Zentren von einer von vielen Hauptstädten gewesen sein. Doch der 82 Meter hohe Phnom Nakheng und dessen Architektur wird weniger beachtet, als dessen Aussicht. Vor allem der Sonnenuntergang soll hier sehr schön sein. Doch der Feuerball färbt sich erst in ein tiefes rosarot, dann verschwindet er hinter den Wolken. Irgendwo hinter dem Westlichen Baray, dem größten künstlichen Beckens aus der Angkor Zeit, sollte die Sonne dann hinter dem Horizont verschwinden.
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  • Hari 205

    Hitze und Heiterkeit

    15 April, Kemboja ⋅ 🌙 30 °C

    Weiterhin bestimmen die Neujahrsfeiern das Straßenbild und das Leben in Kambodscha. Junge Leute in vielfacher Zahl auf scootern oder Pick ups stehen am Rand der Straße oder fahren auf und ab, um alle Passanten mit Wasser zu bespritzen oder eben mit Babypuder einzureiben. Wir hatten am Morgen etwas Mühe mit der Entscheidungsfindung, entschlossen uns dann auf Anraten von Katy, der Besitzerin der Villa Papillon, zum Ausflug nach Oudong mit einem Tuktuk. Oudong ist, wie mir Lorin erst jetzt gerade sagte, einmal Hauptstadt Kambodschas gewesen. Der Weg dorthin erwies sich durch eine falsche Zielangabe als typisch für das Helwigsche Reisen, wss meinte, dass wir bald auf Abwegen landeten, tiefste Schlaglöcher umkurvten, nach dem Weg fragen mussten aber dabei an Stellen vorbeikommen, die sonst kein Tourist sieht, meist aber auch nicht so sehenswert ist. Ein paar Wasserbüffel an einem Tümpel im einem knochentrockenen, dürren, staubigen Landstrich. Dünne bis auf die Knochen abgemagerte Kühe, die den geringsten Schatten suchen. Menschen unter Vordächern die Hitze verbringend, Waren anbieten von billigem Wert, aber doch irgendeinem, von dem sie vielleicht leben können. 2021 war das Jahresbruttoeinkommen eines Kambodschabers durchschnittlich bei 1800 Euro. Das sagt alles.

    Wir erlösten den Tuktukfahrer nach zweieinhalb Stunden am Marktplatz in Oudong. Doch der Markt dämmerte bereits der Siesta entgegen, es lagen zwar noch Fleischstücke parat oder ein paar Früchte, aber danach suchten wir nicht. Wir schlurften wieder zum Ortsrand und fanden Schatten bei einer chinesisch wirkenden Familie. Ich fand ein Getränk, Elia ein Essen und Lorin nach gebührendem Zögern die Einsicht, dass Reis mit Spinat besser war als gar nichts. Dazu erklärte sich der Junge der Familie bereit, uns mit dem Tuktuk zu den Tempeln zu fahren. Dort angekommen wurden wir sofort von der feiernden Masse umtost. Kurz fanden wir gegen den Techno-Sound Ruhe in einer buddhistischen Anlage. Das Bild des Dalai Lama prangte schweigend zwischen den Zweigen einer pinkfarbenen blühenden Bourgainvillea. Stufen führten zum Tempel empor, in dem sowohl eine riesige Buddhastatue zu bewundern war wie die in Blau gehaltenen Bilder seines Erkenntnisweges. Irgendwie angenehmer für mich als die sehr abstruse Marien- und Leidensgeschichte im Christentum. Wir verließen das Areal und stiegen bei glühender Hitze die Stufen hinauf zu weiteren Stupas und Tempeln, an diesem Feiertag von vielen Familien besucht. Der Ausblick über das Land war weit, hier und da ein Gewässer, eine geplante Ansiedlung, sonst Bauernland, nicht nur ausgetrocknet. Vom Dorf unter uns schollen Klänge empor, zunächst wie von einem chinesischen Theater, dann abgelöst von Techno-Rave-Musik. Nachdem wir ein paar kluge Affen, die sich am Plastilmüll abarbeiteten, passiert hatten, sahen wir, dass Wasser von einem Feuerwehrauto auf die tanzende junge Menge gespritzt wurde. Es gab keinen Weißhaarigen weit und breit, wahrscheinlich sah ich, ohne dass ich es spürte, unter den kleinen Kambodschanern wie ein steifer uralter Methusalem aus. Besser ging es den Jungs, die von den Mädchen angehimmelt wurden und sogar das Feuerwehrauto erklimmen konnten. Wir kämpften uns neben dem Autocorso einem Platz zu, von dem wir uns ein Tuktuk zurück nach Phnom Penh erhofften. Nach einigen Zögern des anvisierten Fahrers schafften wir es auch und handelten den Preis auf 15 Dollar herunter. Doch je länger die Heimfahrt dauerte, desto mehr Staub setzte sich an meine Kontaktlinse und desto müder wurde ich. Vielleicht auch weil ich mich daran erinnerte, dass ja daheim ein normaler Montag war und Filme bestellt werden, die Presse benachrichtigt und Entscheidungen getroffen werden mussten. Zwar hatte ich alles vorbereitet, doch die gute Laune wollte sich trotz guten Abendessens nicht mehr so recht einstellen, zumal sich auch mein Handy nicht mehr aufladen lässt und dies damit eventuell erst einmal der letzte Eintrag sein wird. Mal schauen. Morgen ist auch noch ein Tag. Sp heißt gerade ein Filmtitel bei uns daheim und er weist mit seinem berührende Ende in eine positive Zukunft.
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  • Hari 205

    Baden im Mekong

    15 April, Kemboja ⋅ ☀️ 30 °C

    Es gibt ein ikonisches Bild von Mao Zedong, wie er im Yangtsekiang schwimmt, schwarz weiß und seht unscharf in damaligen Zeiten. Irgendwie muss ich daran denken, während ich auf dem Holzplankenweg stehe, der von der Silk Island hinunter zum Mekong führt, genauer gesagt zu einem schmalen Nebenstrang. Grünbraun, umgeben von hohem grünen Schilf liegt er vor mir. Kurz zuvor ist ein Tscheche in das Wasser getaucht, ein kleiner Kopf, immer noch im Wasser. Ohne ihn wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen. So aber bekam ich Lust. Die kambodschanische Freundin sagte, dass es nur am Anfang gefährlich wäre. Ich rätselte, was sie meinte. Sie lachte und sagte, ich sollte einfach hineinspringen. Ich zögerte. Sie lachte erneut auffordernd. Ich tastete mich vor und sprang schließlich hinein, schluckte Wasser, tauchte wieder auf und befand mich in einem sehr warmen Badewasserwasser, weich und warm, kaum dahinfließend. Der Mekong, Fluss Indochinas.
    Vorher waren wir mit dem Tuktuk zur Fähre gefahren, Erinnerungen auch hier an viele andere Fähren. Während die Auto- und Motorradfahrer auf dem Unterdeck blieben, erklommen wir über eine steile Treppe das Oberdeck und blickten über den Zusammenfluss von tonle sap und Mekong zu den Hochhäusern Phnom Penhs, so dünn gebaut, dass sie schräg und fragil wirkten. Angekommen auf der Insel umfing uns Land, also kleinere Häuser, Schilf, Bananen- und Mangobäume und viele andere Pflanzen. Elia hatte Hunger und wir fanden die Hotelfarm eines Österreichern, der mit seiner frau das Anwesen gemietet hatte. Die Grundstückspreise wären immens hoch, sagte er, Kaufen unmöglich. Auf einer dunkelblauen Holzterrasse saß man über dem Mekong, nachdem man ein Areal mit Hühnern passiert hatte. Relaxtes Leben an einem Feiertag. Die älteren Frauen lagen in Hängematten, der Rest der Familie saß an einem Tisch, der Österreicher Markus später an einem anderen. Während des guten Essens sprachen wir über die Zukunft des Furtanger Hauses, Aufteilung von Räumen, Ideen für Zugänge, Küchen , etc.

    Vielleicht führte das zu den Gedanken und Träumen in mir über den Raum. Wie der Verkehr sich aufblähte, weil der Europäer in seinem Reichtum den Raum eines ganzen Autos braucht. Wie die Entwicklungsländer erst einmal nur Fahrrad, dann scooter, dann tuktuk haben. Ist dieses Streben nach Raum dem Menschen inhärent, endend in Schlössern? In meinen starken Träumen, in die ich nachmittags noch schnell wegen der Zeitverschiebung falle, tauchen Bilder von Räumen auf, die ich in anderen Träumen mir mal erfand. Ich weiß, dass sie nicht Wirklichkeit sind, dass sie aber immer wieder auftauchen als Erweiterung der Wohnung in Geisenbrunn oder eines imaginären Kinos. Sie sind da keine Ahnung warum.

    Nach dem Essen gingen wir zu der Silkfarm. Ein einheimischer Führer erklärte uns die Entstehung der Seide von den Raupen am Maulbeerbaum über die Kokons und die Entfaltung der Motten. Frauen ziehen die Fäden aus den Kokons und weben daraus in ca. 10 Tagen einen Rock. Bei unserem Mindestlohn wären es 1000 Euro. Wir können ihn für 15 Euro erstehen. An diesem Feiertag arbeitet keiner, die Webstühle stehen verwaist im Schatten unter den Holzhütten, in denen die Arbeiterinnen manchmal schlafen. Der Führer verweist darauf, dass auch sie liebendgerne geheiratet würden, um ein besseres Leben woanders zu führen. Ich denke an Brasilien und die vielen jungen Frauen, die dort wie wahrscheinlich überall versuchen Männer zu kriegen, die sie mitnehmen ins vermeintliche Paradies.
    In einem Bassin schwimmen zwei welsgroße Fische. Der Führer wirft ein Stück Mango hinein und einer der beiden schießt laut und blitzschnell aus dem Wasser danach - angsteinflößend und kurz bevor ich am Mekong stehe, mit diesem schnappenden, beissenden Geräusch im Ohr.

    Der weitere Tag verging mit nachmittags Schlaf, Suche nach Abendessen und Sichten von Filmen. ANTIER NOCHE war ein Dokumentarfilm zum Hinschauen. Junge Leute in der Estramadura. Eigentlich nicht mehr. Ihre Begegnungen, ihre Liebe zu Tieren. Bilder, die man anschauen muss bei denen man verweilen muss, wie in einem Museum. Kaum einer will und wird das tun. Keine Zeit und wo ist der Nutzen? Trotzdem werde ich ihn auf dem Festival zeigen, zur Verfügung stellen, für die wenigen, die so etwas noch sehen wollen. Abends sehe ich mit den Jungs Ausschnitte aus dem Fernsehen, Tiktok, Aussagen von AFD-Politikern quasi als Gegenentwurf für das Wahrnehmen.
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  • Hari 204

    Happy new year

    14 April, Kemboja ⋅ ⛅ 31 °C

    Zeiten sind anders, werden anders gezählt auf der Welt, anders gefeiert von Menschen und Völkern. Sie sind nur ein paar Flugstunden entfernt und doch sind es ganz andere Gebräuche und Lebensweisen. Es ist warm an Neujahr hier, tagsüber über 36 Grad, nachts vielleicht 28 Grad. Es ist der White Day. Und weiß wird man mit babypuder beschmiert, was zum Neujahr irgendwie passender wirkt als Raketen bei uns. Das Wasser aus den Wasserpistolen hat auch mehr mit einem neuen Lebensanfang zu tun. Vor allem erfrischt es hier. Man weiß, dass es sicher trocknen wird. Wir denken uns gern der fröhlichen dicht gedrängten Stimmung meines ersten Tages hier aus. Vorher standen wir am Zusammenfluss des Mekong mit dem tonle sap river. Das Ufer sehr hoch, wenig Wasser in dem weiten Bett. Gegenüber eine riesige Carlsbad Reklame, später in der Dunkelheit grün leuchtend. Und weiter weg ein noch gewaltigerer Hotelkomplex, leicht 20 bis 30 Stockwerke hoch, gute 200 Meter oder noch mehr breit. Ausflugsboote wie überall an solchen Promenaden, auch sie später in vielen Farben beleuchtet. Glatte weiße Steine als Unterlage der Promenade der Markt geschlossen, aber in den Nebenstraßen junge Leute auf Pickups, bewaffnet mit bunten wasserpistolen, genauso wie die jungen Menschen an den Straßenrennen, manchmal unterstützt von den Älteren. Dazwischen immer wieder kleine Stände mit Waren, Fischen in Wasser, Kokosnüssen, Obst. Unter leuchtenden Baldachinen geraten wir in die Masse herein, die sich einem Hügel, Wat Phnom, entgegenwälzt, zu techno Musik tanzt. Wir erklimmen den Hügel, auf dem ein Palast steht, eine Familie vor einem dartähnlichen Heiligenbild betet, weiße Stühle auf eine Zeremonie warten, bleiben sitzen und sehen durch die Zweige der Bäume, vielleicht Eukalyptus, vielleicht Mango, die tanzenden Menschenmassen. Eine Gruppe tanzt am Fuße der Treppe einen traditionellen Tanz, ein Mädchen hält einen spendenkorb und ist unter der weißen schminke bezaubernd mit ihrem Augenaufschlag anzusehen. Sie gibt ein Bild ab wie für eines unserer magazine, in denen wir dann in die fremden Welten tauchen.

    Die Besitzerin der Villa papillon legt klaviermusik auf, vielleicht Schubert oder Schumann. Kultur, Bildung. Mag sein, dass es Pol Pot in der Jugend auch hörte. Er hatte einen anderen Namen, wuchs im bildungsbürgertum auf, radikalsierte sich Anfang der 60er Jahre immer mehr und kam mit Gleichgesinnten auf die Idee, wieder mit der Geschichte von vorne anzufangen, einen neuen Menschen zu schaffen, mit dem eine bessere Welt möglich wäre. Der Aufstieg wurde durch die verrückte Politik der Amerikaner unterstützt, die Kambodscha in einen geheinen Krieg hineinzog, der bedeutete, dass mehr bomben als im gesamten zweiten Weltkrieg auf die indochinesischen Länder Kambodscha und Laos abgeworfen wurden. Pol pot schien eine Lösung aus diesem Elend zu bedeuten. Er marschierte in Phnom penh ein und innerhalb kürzester Zeit verordnete er die Evakuation der gesamten Bevölkerung auf das Land. Inmitten der leeren Stadt wurde eine Schule, genannt Schule der Mangobäume, in ein Foltergefängnis umgewandelt. Wir besuchten es. Die Worte können das Gesehene und Geschehene kaum beschreiben. Die einzelnen Stahlbetten in den Schulräumen, die Luftzufuhr abgeschnitten, auf den Eisenbetten die Eisenstangen, mit denen die Gefangenen angedeutet waren, die Box für die Notdurft und sonst nichts. Bilder der Folterungen an den Wänden, später fotographien der Wärter, der Gefangenen, Aussagen von Wärtern, die nur noch Maschinen waren, traten, foltern, ohne noch den Memschen zu sehen. Ein ehemaliger Aufbau für eine Schaukel umgemutzt als grausames Folterinstrument, die schulräume durch Ziegel udn im ersten Stock durch Holz in Zellen unterteilt, die gerade so groß waren, dass sich ein Mensch hinlegen konnte. Alles so unfassbar, was sich menschliche Gehirne ausdenken können, sogar wenn sie anfangs gebildet waren. In dieser haben sie den Menschen vergessen. Sie wollten erneut Gott spielen, Herrscher, fühlten sich allmächtig. Auch wenn die schreckensherrschaft dreieinhalb Jahre später beendet wurde, fanden pol pot und seine Leute bis in die 90er Jahre Unterstützung. Ist Bildung wirklich die einzige Hoffnung? Und ich wusste in den 70er Jahren von den Vorkommnissen, aber es dauerte lange, bis sich auch Deutschland darum kümmerte. Währenddessen starben Menschen grausam in diesem Lager S 21. Genauso geschieht es heute.
    Die Musik ist in der Villa Pavillon verstummt, eine leichte Brise lindert die Hitze und vertreibt die Gedanken. Ein Motorrad rast vorüber, elia lernt japanisch, ich esse einen pancake. Das Leben geht weiter, in einem neuen kambodschanischen Jahr.
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  • Hari 203

    Villa papillon

    13 April, Kemboja ⋅ ☁️ 32 °C

    Erdte Stunden in kambodscha. Elia holte mich vom Flughafen ab, was sehr angenehm war. Ein Schwall warme, dicke Luft umfibg mich, als ich das flughafengebäude verließ, mit dem Visum für 35 Dollar in der Tasche. Taxifahrer umstanden uns, wollten uns mitnehmen, aber elia hatte schon alles organisiert. Das Auto brachte uns durch die Stadt. Viele autoscooter, Tuktuks, aber auch viele normale Autos. Vorbei an Läden, Gebäuden einer großen Stadt, zwei Millionen Einwohner. Wir erreichten nach 20 Minuten die Villa papillon. Eisentor dann schöner Innenhof unter grünen Bäumen, im ersten Stock unser Zimmer mit vier Betten. Ich war nur müde, schaffte es gerade noch ins Bett. Als lorin aus vietnam kam, konnte ich mich wieder aufraffen, duschen, fand die Kraft noch auszugehen vor allem vom Hunger getrieben. Ein paar Straßen weiter ein veganes Restaurant, liebe Bedienung, vier blonde touristinnen, sonst keiner, Karte entsprechend in Auswahl und dollarpreisen. Anruf aus München wegen der Pressemitteilung und ich merkte, wie schwierig mein Anliegen zu vermitteln ist, denn die Journalistin stellte zurecht fest dass wegen dieser Kürzungen das Festival ja nicht gefährdet wäre. Da hat sie recht. Es geht eher darum, dass ich als Veranstalter nicht weitermachen will. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe, diesen Übergang hinzukriegen. Nach dem Essen noch ein Gang durch die Straßen, dabei auch durch eine Nebengasse, in der wir sahen, wie die kambodschaner leben. Eine Mutter saß auf dem Boden und spielte mit ihren vielen Kindern in einem Raum. Am Ende der Gasse machten Kinder ein Wettrennen mit den Rädern, aber anders herum. Die Aufgabe war, ohne treten möglichst weit zu kommen. Die Gasse befand sich neben dem touristischen Ausgehviertel mit allen speiserichtungen, live musik und anderen Attraktionen. Schirme über der blessac street wie in jerusalem oder Wien. Ein paar Meter weiter Park und prachtstraße um den Tempel, in dem eine Statue von König sihanouk gute fünf Meter hoch ragte, etwas weiter noch ein von Polizisten bewachtes Schloss. Einer stand von den Polizisten, der andere schlief in einer Hängematte. Müdigkeit stlltw sich wieder ein und wir gingen zurück ins Zimmer, schauten uns noch vier kurzfilme an und schliefen ein.
    Erwachen am white Day. Nach dem pol pot Regime kamen die Leute vom Land und besiedelten die Stadt wieder. Am white Day kehren sie dorthin zurück wo sie herkommen. Dies erzählte uns die engagierte Besitzerin der Villa pavilon. Sie kam aus einer reichen, einflussreichen Familie, musste während der pol pot Zeit alles aufgeben und floh nach vietnam für drei Jahre. Kambodscha ist für sie nurmehr eine chinesische Provinz. Politik, Macht, Geld, das Trauerspiel dieser Welt, die nennt Syrien Ukraine, Israel und Palästina. Ein kleiner Windhauch bewegt die Blätter in dem Innenhof, ein Motorrad knattert vorbei, neben uns sitzt ein französisches Paar, das schon wieder weiterzieht. Die Besitzerin fragt, wie ihnen kambodscha gefiele. Sie sind noch nicht lange da. Wie ich. Zu früh um etwas zu sagen
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  • Hari 202–206

    Zwischenstopp

    12 April, Qatar ⋅ ⛅ 24 °C

    Sitze im bisher größten Flughafen, den ich bisher gesehen habe...vielleicht mit Ausnahme von Paris orly...schon am richtigen gate. Braune ledersessel, gesichter aus aller Herren und Damen Länder, gegenüber schwarz gekleidete dunkelhäutige frauen, woher wohl, im Gespräch mit einer rosa gekleideten und ein paar sitze weiter blau gekleidete Männer, mit einem blauen Fez auf dem Kopf, woher sie wohl kommen? In der anderen Richtung, Europäer oder Amerikaner, Australier, weißhäutig, mit handy wie ich. Wie eigentlich alle hier. Hiter mir der erste teil des Fluges, noch nicht einmal die Hälfte. In der Dunkelheit unter mir plötzlich die Städte des vorderen Orients, afghanische, irakische, dann Kuwait. Ich gleite darüber wie auf einem fliegenden Teppich und erinnere mich an die Geschichte, die ich elia immer zur guten Nacht erzählte, über Mannomann, Mann aus Oman, quadlatsch und ich weiß nicht mehr wen, nehme mein Camembertbrot mit geramontkäse heraus ubd esse die letzten Stücke. Jetzt habe ich bald nixhts mehr von daheim. Au den Bildschirmen nachrichten aus Palästina. Unten drunter steht genocide in gaza. Da gibt es gar keine debatte darüber. Da sist die offizielle Lesart. Morgen nachmittag werde ich erst in Phnom penh ankommen. Es wird eine kurze Nacht, denn ich fliege ja der Sonne entgegen. Die Menschen um mich herum kommen aus Nigeria und fliegen heim.Baca lagi

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