- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 31
- quarta-feira, 20 de dezembro de 2023 13:08
- ⛅ 22 °C
- Altitude: 13 m
Nova ZelândiaPakiri Stream36°15’51” S 174°43’38” E
Aufgeben oder nicht?
20 de dezembro de 2023, Nova Zelândia ⋅ ⛅ 22 °C
Ich wache ausgeschlafen im Riverside Holiday Park in Mangawhei auf. Jetzt geht’s erstmal ab in die Dusche, wer weiß, wann es die nächste Gelegenheit dazu gibt. Aber im Waschraum geht oder besser gesagt, läuft gar nichts. Keine Klospülung, kein Wasser aus dem Hahn, keine Dusche. Auf Nachfrage heißt es, „die Pumpe ist kaputt“, man will sich jedoch schnell um eine Reparatur bemühen. Ich bin stinkig deswegen, weil ich jetzt (weiter) stinken muss.
Die heutige Etappe haben wir nicht wirklich geplant. Der Trail geht wieder 14 Kilometer am Strand entlang. Wir überlegen, ob wir uns das ersparen, das Laufen im Sand, die glühende Hitze und wieder eine Flussüberquerung - alles sehr beschwerlich. Dann lieber gleich die übernächste Etappe angehen, da kommen wieder Berge und Wiesen, und die Chance auf Schatten und ein kühles Lüftchen ist größer. Wir wollen schon fast aufbrechen, als Danny sicherheitshalber nochmal schnell googelt, wo der nächste Supermarkt ist. Dann der Schock: 70 Kilometer müssen wir mit unseren „Resten“ auskommen: 2 Packungen Instandnudeln, ein paar Nüsse, etwas Schoki, Cracker, paar Energieriegel. Das ist zum (Über)Leben eindeutig zu wenig. Die Rezeption im Holidaypark hat eine Mini-Auswahl an Fertiggerichten, mit denen wir uns eindecken. So fühlen wir uns gut gerüstet für die Etappen im Wqld. Bis zum Ausgangspunkt müssen wir wieder 2x trampen.
Peter, ein sehr gesprächiger Geschäftsmann, der sein eigenes Reiseunternehmen hat, bringt uns bis zu einer Kreuzung. Von hier aus brauchen wir eine weitere Mitfahrgelegenheit nach Pakiri Beach. Die Sonne brennt und wir stehen freundlich lächelnd am Straßenrand, heben unsere Arme, setzen sogar die Sonnenbrillen ab, aber alle rauschen vorbei. Nach einer Stunde (!) hält Misha an und fährt uns zuliebe noch ein paar Kilometer extra. Weil er selbst auch Wanderer ist, schenkt er uns noch einen Energieriegel und gefriergetrocknetes Essen. Wir sind überwältigt und sehr dankbar.
Es ist 12:30 Uhr und wir starten endlich in unsere heutige Etappe. Auf dem Wegweiser steht: 7 Kilometer bis zur Matakana Valley Road, 4-5 Stunden🥵. Es geht sofort steil nach oben und schon nach 5 Minuten kann ich nicht mehr. Ich japse und ringe nach Luft. Es ist sehr heiß. Danny gibt mir seine Wanderstöcke und ich stütze mich mühsam auf ihnen ab und drücke mich nach oben. Es wird nicht besser. Eher schlechter. Wir machen ein Pause im Schatten, trinken Wasser, ich knabbere an einem Riegel. Wir laufen langsam weiter, aber der ganze Körper rebelliert gegen den Anstieg. Alles in mir schreit nach Aufgeben. Ich fühle mich wie eine alte Frau, die selbst mit Gehhilfen nicht vom Fleck kommt. Tränen laufen mir übers Gesicht und es ist das erste Mal seit Beginn dieser Reise, dass ich großes Heimweh verspüre. Ich will jetzt am liebsten Stolle und Lebkuchen in mich reinstopfen, Glühwein trinken und bei meiner Familie sein.
Ich schleppe mich irgendwie Schritt für Schritt nach oben. Danny versucht, mir gut zuzureden, aber auch das will heute nicht helfen. Ständig müssen wir meinetwegen stehenbleiben, das frustriert mich zusätzlich. Nach dem steilen Hügel geht’s in den Wald. Wieder steile Anstiege, Abstiege, teilweise wieder sehr schlammige Abschnitte. Meine Kräfte verlassen mich und ich teile Danny mit, dass ich den Trail hier abbrechen möchte, denn weder körperlich noch mental habe ich die notwendigen Voraussetzungen. Er bleibt wie immer sehr ruhig und überzeugt mich, wenigstens bis zum Zeltplatz durchzuhalten. Übernachten müssen wir ja heute trotzdem irgendwo.
Im Schneckentempo geht’s weiter und nach besonders für mich qualvollen 6 Stunden passiert etwas Unglaubliches: Wir stoßen auf eine Kiste. „Trail Magic” - Wander-Zauber steht drauf. Als wir sie öffnen, trauen wir unseren Augen nicht: Sie ist voll mit Cola und Fanta. Jemand hat die Kiste also hierher in den Wald geschleppt und mit Getränken gefüllt für erschöpfte Wanderer. Während Danny schon voller Gier eine Cola schlürft, heule ich vor Rührung wie ein Schlosshund. Alles kommt raus: die ganze Anstrengung, die Zweifel, die Freude über Cola - ich bin so überwältigt und voller Gefühle!
Es ist schon 19 Uhr und wir müssen noch mindestens 3 Kilometer bis zu unserem Zeltplatz laufen. Wir sind fast da, als ein Ehepaar anhält und uns spontan zwei Erdnussbutter-Riegel aus dem Auto reicht. Das ist ein hochkalorischer Snack und sehr gut als Energieschub für Wanderer. Wieder bin ich den Tränen nah über so viel Hilfe und Wohlwollen.
Wir kommen sehr spät bei Alan an und es ist schon fast dunkel. Er stellt uns ein Stückchen Wiese zur Verfügung und frisches Wasser. Mehr brauchen wir heute auch nicht. Zum Abendessen kocht Danny die geschenkte Kost von Misha. Wir sind fertig und erschöpft von den Strapazen der Etappe und gerührt von der wieder grenzenlosen Gastfreundschaft der Neuseeländer.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 33
- sexta-feira, 22 de dezembro de 2023 15:35
- ☁️ 24 °C
- Altitude: 131 m
Nova ZelândiaRodney County36°29’48” S 174°36’18” E
Von Menschen und Momenten
22 de dezembro de 2023, Nova Zelândia ⋅ ☁️ 24 °C
Ich frage mich manchmal, ob ich mich auf den Tag einließe, wenn ich vorher wüsste, was alles auf mich zukommt. Krass ist, dass wir meistens einen groben Plan haben, und es am Ende oft ganz anders kommt. Oder wir landen am geplanten Ziel, haben aber zwischendurch spontane und unerwartete Begegnungen mit Neuseeländern, die wir nie für möglich gehalten hätten und die uns staunen lassen.
So landen wir gestern zum Beispiel durch einen großen Zufall in einer Fischfarm. Wir standen beim Trampen vor deren Betrieb, und sie boten uns an, uns zum Trail zu fahren. Zuvor gab‘s für uns sogar noch eine Betriebsführung. In der Firma wird - und das einmalig auf der Welt - der legendäre Whitebait gezüchtet. Whitebait ist eines der kultigsten Lebensmittel in „Aotearoa“ (Neuseeland). Das sind Jungfische, fast noch Larven, und die werden als Whitebait Fritters gegessen, eine Art frittiertes Fischlarven-Schnitzel, paniert in Ei und Mehl. Keine Ahnung, ob das schmeckt, aber wir wollen das bei der nächsten Gelegenheit unbedingt probieren.
Die anschließende 22 Kilometer-Berg-Etappe schaffen wir diesmal ohne größere Probleme. Dafür gönnen wir uns am Abend - pünktlich zur Happy Hour - ein paar Bier im legendären Puhoi Pub. Heute Morgen bekommen wir nach einem englischen Frühstück im Puhoi Cottage Tearoom wieder ziemlich leicht eine Mitfahrgelegenheit nach Wenderholm. Danny hat kein Problem, die Neuseeländer einfach so anzuquatschen und nach dem Weg zu fragen. Ich kann das grundsätzlich auch, tue mich aber dennoch etwas schwer damit. Dank Dannys Engagement lernen wir Rob kennen, der ein Herz für TA Hiker hat und uns schnell mal ebenso nach Wenderholm fährt. Von dort soll es wieder einen unglaublich schönen Küstenweg geben, den man bei Ebbe bis nach Orewa Beach zurücklegen kann.
Am Anfang ist’s auch echt noch nett. Bis zu dem Punkt, wo wir mit unseren schweren Rucksäcken über schroffe Felsen klettern müssen. Ich rede mir ein, dass es nur ein kurzes Stück ist, aber im Endeffekt sind es fast 3 Kilometer. Hochkonzentriert setzen wir einen Schritt vor den anderen, damit wir Weihnachten nicht in der Ambulanz verbringen müssen. Fazit des Tages: Wenn der (Wander)weg sich leicht laufen lässt, ist es nicht der richtige (Wander)Weg. Für diesen Nervenkitzel belohnen wir uns am Ende mit unglaublich leckerem neuseeländischen Frucht-Softeis.
Durch einen Tipp an der Eisdiele erfahren wir, dass in der Nähe ein Einkaufszentrum ist, wo wir neue Wanderstöcke für mich kaufen können. Laufen wollen heute aber nicht mehr, ein Bus soll uns dorthin bringen. Während wir an der Haltestelle warten, kommt Jim, ein älterer Mann, mit dem Fahrrad vorbei und fragt uns, ob wir TA Hiker sind. Er spricht gutes gebrochenes Deutsch, hat viele Jahre bei der Berufsfeuerwehr gearbeitet und in seinem Leben schon wahnsinnig viel erlebt. Er besteht darauf, uns persönlich ins Einkaufszentrum zu fahren, denn er wohnt nicht weit von hier. Gesagt, getan. In 10 Minuten ist er mit seinem Kleinwagen wieder da. Er unterhält uns mit seinen erlebten Abenteuern (er war Fallschirmspringer), erzählt Witze (die ich nicht gleich verstehe) und bringt uns zu allen Fachgeschäften, die wir brauchen. So erfahren wir auch, dass er Krebs hat, genau wie seine Frau. Wir sind sehr betroffen darüber, aber er scherzt und sagt, er hat schon alles in seinem Leben erlebt und ist froh, wenn er 80 Jahre alt wird. Am Ende fährt er uns sogar noch zum 15 Kilometer entfernten Campingplatz in Stillwater, von wo aus unsere letzte Tour startet, bevor wir eine Weihnachtspause in Auckland einlegen.
Drückt uns die Daumen für die große Flussüberquerung, die wir morgen - an Heiligabend - hier zurücklegen.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 35
- domingo, 24 de dezembro de 2023 09:33
- ☁️ 22 °C
- Altitude: 17 m
Nova ZelândiaDacre Point36°39’31” S 174°43’43” E
Frohe Weihnachten aus Auckland
24 de dezembro de 2023, Nova Zelândia ⋅ ☁️ 22 °C
Wir sind wieder in Auckland, da, wo unsere abenteuerliche Reise vor gut einem Monat begann. Pünktlich zu Weihnachten legen wir eine kleine Pause ein und genießen Bett, Dusche und leckeres Essen.
Auf dem Weg hierher bekommen wir allerdings nochmal nasse Füße, denn wir überqueren die sogenannte Okura Flussmündung. Wir (Danny) haben uns über diesen Abschnitt genau informiert und viel darüber gelesen, denn so ganz ungefährlich ist das Ganze nicht. Die Mündung darf nur bei Ebbe überquert werden und die liegt heute bei einer Wassertiefe von ca. 71 cm, an ausgespülten Stellen sogar noch etwas tiefer. Im Internet sehen wir Bilder, wie Wanderer bis zur Brust im Wasser laufen und ihre Rucksäcke hoch über dem Kopf halten, damit sie nicht nass werden. Noch gestern Abend hätte ich nicht gedacht, dass ich da durch gehen würde. Als mir Danny dann noch beichtet, dass Stachelrochen in diesem Gebiet leben, ist es bei mir aus. Sie sind zwar nicht aggressiv, mögen es aber nicht, wenn man auf sie tritt. „Da gehe ich auf keinen Fall durch.“
Heute Morgen sprechen wir nochmal in Ruhe bei einem heißen Kaffee. Das Koffein entfaltet seine Wirkung und ich möchte es zumindest probieren. Zumal die Alternative wieder das Laufen auf einer Straße bedeuten würde. Also laufen wir - hoffentlich letztmalig - mit unseren Monster-Rucksäcken los. Bis zur Mündung läuft der Weg wieder durch einen kleinen Urwald. Viel zu früh sind wir da, aber das ist gut. Wir verschaffen uns somit einen Überblick, essen einen Energie-Riegel und erledigen ein menschliches Bedürfnis hinter den Felsen. Die Wetterlage ist perfekt und mit dem Handy in der einen und dem Wanderstock in der anderen Hand laufen wir eine halbe Stunde vor Ebbe los. Bis auf eine kleine Stelle, die ganz schön schlammig ist und mir den Schuh fast vom Fuß zieht, kommen wir gut ans andere Ufer. Wir sind stolz wie Bolle, dass wir das geschafft haben 💪🏻.
Jetzt müssen wir nur noch 10 Kilometer bis Browns Bay wandern und von dort in einen Bus Richtung Auckland steigen. Aber das Universum meint es mal wieder gut mit uns. Es schickt uns Philippa, eine Britin, die gerade allein in Neuseeland Urlaub macht und Freunde besucht. Wir treffen sie, als wir wie nasse Pudel aus dem Wasser steigen und kommen ins Gespräch. Auf Nachfrage, wo wir herkommen, erzählen wir ihr, dass wir gerade durch den Fluss gewatet sind und jetzt weiter nach Auckland wollen. Das ist genau ihre Route und sie bietet uns sofort an, uns mitzunehmen. Wow! Was für ein Zufall. Oder Schicksal? Egal, wir freuen uns riesig und sind somit schneller in Auckland als gedacht.
Im Bavaria Boutique Hotel empfängt man uns sehr herzlich und lädt uns gleich zu Schinken, Pavlova Torte und Wein ein. Gemütlich sitzen wir mit allen zusammen, stopfen das leckere Essen rein und erzählen von unseren Erlebnissen. Nach einem Monat in diesem wunderschönen Land fühlen wir uns reich beschenkt. Und das an Heiligabend.
Frohe Weihnachten 🎄🎁 !Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 38
- quarta-feira, 27 de dezembro de 2023 12:13
- ☁️ 24 °C
- Altitude: 67 m
Nova ZelândiaMount Saint John36°52’40” S 174°46’55” E
Abgespeckt durchs Sumpfland
27 de dezembro de 2023, Nova Zelândia ⋅ ☁️ 24 °C
Ihr Lieben, nach 3 Tagen Luxusleben in „unserem“ wunderschönen Bavaria Boutique Hotel geht’s zurück auf den Trail. Je länger wir nämlich noch rumlümmeln, umso schwieriger wird es, wieder reinzukommen. Wir haben übrigens abgespeckt! Nicht nur unsere Körper, sondern auch unsere Rucksäcke wiegen jetzt ein paar Kilo weniger. Ein paar warme Sachen schicken wir zu einem Trail Angel auf die Südinsel, denn dort kann es nachts sehr kalt werden. Trail Angel, sogenannte Wanderengel, sind liebe Menschen, die in der Nähe des Trails wohnen und sich freiwillig bereit erklären, Te Araroa Wanderern in irgendeiner Form zu helfen, sei es mit Unterkunft, Verpflegung, Dusche, Wäscheservice oder eben dem Aufbewahren von persönlichen Sachen. Wir sind sehr dankbar dafür, denn es erspart uns die Lagerkosten bei einem offiziellen Postamt. Im Hotel haben wir ganz viele Sachen aussortiert, die wir laut unserer Ansicht gar nicht mehr brauchen. Besonders Dannys Rucksack ist jetzt erheblich leichter. Dafür hat er nur noch eine einzige Hose (am Körper), und ich frage mich gerade, was er machen wird, wenn die mal gewaschen werden muss…🤔.
Normalerweise müssten wir die nächsten Tage durch die ganzen Wohn- und Industriegebiete von Auckland laufen. Das wäre der offizielle Weg. Wir erlauben uns aber, diese Abschnitte zu überspringen, weil wir das als sehr öde und langweilig empfinden. Wir sehnen uns zurück in die Natur. Unser Ausgangspunkt ist die Stadt Mercer, 58 Kilometer südlich von Auckland. Bis dahin fahren wir zwei Mal mit dem Bus, einen dritten müssen wir auch noch schaffen. Doch den verpassen wir, weil es einen mega Stau in Auckland gibt. Wir trampen und erst sieht es aus, als hätten wir heute kein Glück. Aber dann hält Linda an, eine ältere Frau, und obwohl sie eigentlich einkaufen wollte, fährt sie uns mal eben 20 Kilometer nach Mercer. Dannys Ärger über den verpassten Zug ist im Nu vorbei. Ein Guiness Bier im naheliegenden Pub gibt‘s auch noch. Na jetzt aber los.
Von Mercer geht die Etappe laut App „entspannte“ 8 Kilometer nach Meremere (sprich: „Merrimerri“). Doch es wird hügelig, sehr hügelig, am hügeligsten und geht steil nach oben - und schön rutschig auf lehmigem Boden wieder nach unten. Ich bin schon wieder voll am Keuchen. Ob das je aufhört? Ja, tut es. Auf steil folgt nass. Denn jetzt kommen wir in das Whangamarino Wetland, den zweitgrößten Moor- und Sumpfkomplex auf der Nordinsel. Mannshohes Schneidegras schneidet uns an den Waden, Armen und Beinen, während es unter unseren Füßen wieder gluckst und schlürft. Am Ende vom Sumpf kommen wir auf den Whangamarino Redoubt Track, ein wichtiger Schauplatz des Konflikts zwischen den Briten und Mãori während des Waikato-Krieges von 1863-64.
Die letzten Kilometer laufen wir auf einem kleinen Weg parallel zur Autobahn. Und weil‘s am Ende immer spannend wird und es KEINE Brücke gibt, sprinten wir auf die andere Seite. Drüben angekommen, kämpfen wir uns mit unseren Wanderstöcken an einer zugewachsenen Böschung hoch und gelangen so heil und unversehrt auf die Straße, die zur Unterkunft führt. Was für unglaublich „entspannte“ 8 Kilometer 🤪.
Wir übernachten heute Abend bei Worran, einem Künstler. Er kocht sehr leckeres indisches Essen für uns aus selbst angebauten Zutaten. Es schmeckt wirklich sehr köstlich. Ein kleiner Wermutstropfen: All unsere Versuche, mit ihm zu plaudern, laufen ins Leere. Selbst Danny kann kaum ein Wort aus ihm herausbringen. Vielleicht gibt es zu diesem Tag auch nichts weiter zu sagen, vielleicht ist Schweigen hier Gold.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 39
- quinta-feira, 28 de dezembro de 2023 12:26
- ☁️ 24 °C
- Altitude: 10 m
Nova ZelândiaTe Wheoro Redoubt37°25’37” S 175°7’47” E
Am Ende der Straße…
28 de dezembro de 2023, Nova Zelândia ⋅ ☁️ 24 °C
Der Morgen bei Worran beginnt genauso wie der Abend aufgehört hat. Im Schweigen. Da wir kaum was ausgepackt haben, sind wir innerhalb von einer halben Stunde startklar und verlassen bereits 07:50 Uhr unseren sehr „gesprächigen“ Gastgeber. Absoluter Aufbruchrekord!
Ungefrühstückt, aber immerhin mit geputzten Zähnen, laufen wir los. Zielort: Rangiriri, 19 Kilometer auf wenig befahrenen Straßen. Klingt nicht so toll. Aber wir beschließen, beim Supermarkt in der Nähe frische Milch zu kaufen und ein leckeres Frühstücks-Picknick einzulegen. Doch der hat zu und wirkt - wie der Ort Meremere - verlassen. Ein 4-seitiges Metallgitter schützt ihn wie eine Festung. Ob das an dem Raubüberfall vor ein paar Jahren liegt, wo der Inhaber bei einem Messerangriff schwer verletzt wurde? Zumindest lesen wir im Internet darüber und sind schockiert. Allerdings, so ehrlich müssen wir sein, ist Meremere der erste Ort seit Beginn unserer Reise, in dem wir uns alles andere als wohlfühlen. Er wirkt überhaupt nicht einladend und hat seine besten Zeiten vermutlich hinter sich. Vor, hinter, neben und an den Häusern steht unglaublich viel Müll. Unzählig geparkte Autos auf perfekt gemähtem Rasen ersetzen die Begrünung im Vorgarten. Es scheint, als hätte hier jeder seinen eigenen kleinen Schrotthandel. So sehr wir uns auch anstrengen, es gibt kein einziges „gepflegtes“ Haus. Wir sehen auch niemanden auf der Straße. Dieser Ort wirkt einfach nur gespenstig und wir sind froh, als wir nach ein paar Kilometern endlich raus sind und auf einer Schotterstraße landen, die leicht nach oben führt. Die Aussicht auf den Waikato River ist toll und der perfekte Platz für ein Frühstück. Da in Neuseeland links und rechts vom Straßenrand alles eingezäunt ist, kochen wir am Gittertor zu einer Kuhweide einen Kaffee. Dazu gibt’s Edamer Käse, spanische Salami und dünne Kracker, denn wir sind noch richtig gut bevorratet. Sehr lecker 😋!
Gestärkt geht’s weiter, wir kommen gut voran. Allerdings ist das Laufen auf Asphalt echt anstrengend und beschwerlich für die Füße. Ja, irgendwas ist wirklich immer, was es einem schwer macht und heute ist es eben die asphaltierte Straße. Unsere Füße fühlen sich an wie Briquettes, als wir endlich Rangiriri erreichen. Vorher machen wir aber noch einen kurzen Zwischenstopp bei der Rangiriri Gedenkstätte. Hier fand am 20. November 1863 eine der härtesten Schlachten des Waikato-Krieges zwischen den Mãori und Briten statt, wo es auf beiden Seiten schwere Verluste gab.
12:30 Uhr haben wir die heutige Etappe bereits geschafft. Danny trinkt im Pub ein kaltes Zischbier und ich eine Himbeer-Cola. Was ordentliches zum Essen bekommen wir heute von Cathy, auf deren Grundstück wir zelten und die berühmt für ihre legendären Pies ist und damit sogar schon Preise gewonnen hat. Es gibt Beef-Cheese Pie und Veggie-Pie. Kulinarisch betrachtet, ist es das Beste, was wir hier bisher gegessen haben. Und weil 1 Mal kein Mahl ist - gibt’s einen fetten Nachschlag. Fazit: Am Ende einer langen Straße wartet der leckerste Pie deines Lebens auf dich 😋.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 40
- sexta-feira, 29 de dezembro de 2023 08:27
- 🌧 21 °C
- Altitude: 11 m
Nova ZelândiaRangiriri37°25’52” S 175°8’4” E
Tierische Begegnungen
29 de dezembro de 2023, Nova Zelândia ⋅ 🌧 21 °C
Heute Morgen sind wir sehr froh über unsere gestrige Entscheidung, nicht zu zelten, sondern in der kleinen Cabin zu schlafen. Letzte Nacht hat es in Strömen geregnet. Normalerweise ist diese Cabin die Küche für Wanderer. Aber Cathy hat uns angeboten, bei Regen dort zu campen. Inzwischen finden wir solche kleinen Cabins echt gemütlich, Hauptsache, ein Dach über dem Kopf und Schutz vor Regen.
Nach einem kleinen Frühstück brechen wir auf Richtung Huntly. Der Weg verläuft auf einer Wiese parallel zum Waikato River. Klingt eigentlich ganz idyllisch, wäre da nicht das klatschnasse kniehohe Gras. Unsere Schuhe sind innerhalb von Minuten von innen und außen nass und geben schon wieder glucksende Geräusche von sich. Eine Chance auf Sonne, die alles wieder trocknet, scheint es heute auch nicht zu geben. Der Blick in den Himmel verheißt nichts Gutes.
Aber plötzlich stehen wir im wahrsten Sinne des Wortes noch vor einer ganz anderen Herausforderung: junge Kälber. Während wir noch dabei sind, den Regenschutz über unsere Rucksäcke zu ziehen, kommen sie neugierig auf uns zu.
Ich will eigentlich schreiend wegrennen, aber Danny beruhigt mich und geht forsch auf sie zu. Ich bin noch etwas skeptisch, aber je länger ich sie anschaue, umso süßer finde ich sie. Am Ende bin ich ganz entzückt von einem Kalb, das aussieht wie Bambi.
Nach 7 Kilometern im strömenden Regen erreichen wir einen Golfplatz und stellen uns dort im Clubhaus unter. Wir machen ein kleines Picknick, denn wir haben noch zwei Pies von Cathy übrig. Als Danny auf seinem Handy checken will, wie lange es noch regnet, stellt er mit Erschrecken fest, dass Wasser in sein Display eingedrungen ist. Was für eine Katastrophe. Er fönt es kurz mit dem Händetrockner im Herren WC. Ich googele und lese, dass man es ausschalten und in Reis legen soll. Dann hoffen wir mal, dass der Reis die Feuchtigkeit rausreißt. Also auf zum Supermarkt in Huntly.
Auf dem Weg dorthin werden wir verfolgt. Ein Rotweiler Mischling, der schon auf dem Golfplatz rumgetobt ist, klebt uns an den Fersen, springt über jeden Zaun und sieht uns als sein neues „Rudel“. Erst sind wir sehr amüsiert, aber dann machen wir uns Sorgen, ob wir nicht jemanden kontaktieren sollten? Wir rufen im Golf Club an und glücklicherweise kennt man dort den Besitzer. Der kommt mit dem Auto angebraust und holt seinen Hund von uns ab. Wir wundern uns, dass er seinen Hund gar nicht vermisst hat. Ohne Rudelsführer laufen wir weiter.
Der Regen wird wieder stärker und wir sind heilfroh, als wir nach gut 20km gegen 16 Uhr bei Dawn eintreffen. Sie ist ein Trail Angel und beherbergt uns für eine Nacht. Wir bekommen ein eigenes Zimmer, können unsere klammen Schlafsäcke in den Trockner werfen und heiß duschen. Herrlich!! Abends kocht sie ein leckeres Essen für uns. Wir sitzen zusammen am Tisch und unterhalten uns über alle möglichen Themen. Gesellschaft leisten uns ihre 3 Katzen, von denen wir Kater Luis besonders ins Herz schließen. Draußen gießt es weiter in Strömen, während wir im warmen Bett liegen und Luis vor unserer Tür schnurrt.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 41
- sábado, 30 de dezembro de 2023 08:39
- ⛅ 21 °C
- Altitude: 16 m
Nova ZelândiaHakanoa Lake37°32’17” S 175°10’1” E
Harakiri Track
30 de dezembro de 2023, Nova Zelândia ⋅ ⛅ 21 °C
Das Gefühl, am Morgen in feuchte Socken und nasse Schuhe zu schlüpfen, an denen unzählig viele Grannen und Spelzen vom Gras kleben, ist unbeschreiblich. Dazu noch der Geruch aus Schweiß und Matsch - einfach himmlisch. So freut man sich doch gleich viel mehr, in die nächste Etappe aufzubrechen. Diese hat den wohlklingenden Namen „Hakarimata Summit Walk“ - Hakarimata-Gipfel -Weg. Ein sehr anspruchsvoller 12 Kilometer langer Wanderweg über die Gipfel von Huntley bis nach Ngaruawahia (inzwischen kann ich den Ortsnamen durch viel Übung fast perfekt auf Mãori aussprechen).
Die Aussichten, dass die Schuhe weiter nass bleiben und stinken, stehen heute besonders gut, denn es hat letzte Nacht in Strömen geregnet. Jetzt kommt also noch Schlamm dazu, das gibt den Schuhen immer so ein besonderes Aussehen, das man sich hart erarbeiten oder „erwandern“ muss. Wir werden oft dafür beneidet.
Die Temperaturen für diese wieder mal sehr herausfordernde Etappe sind optimal: Durch den Regen laufen wir bei einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit und schwülwarmen 26 Grad los. Wir sind noch keinen Kilometer gelaufen, da sind wir schon klatschnass. Andere gehen dafür in die Sauna.
Der Weg ähnelt den bereits absolvierten Etappen durch die Northland Forests. Steil nach oben, steil nach unten, der Boden übersät mit unzähligen Wurzeln, umgefallenen Bäumen, tiefe Mulden, die mit Wasser gefüllt sind, lehmiger und rutschiger Boden. Inzwischen sind wir da recht unempfindlich. Nervig ist, dass wir durch diese Bedingungen nur schleppend voran kommen und für 1,5 Kilometer fast eine Stunde brauchen. Richtig frustriert allerdings sind wir, als uns 3 jüngere Te Araroa Wanderer überholen, als sei der Weg ein Kinderspiel. Was zur Hölle machen oder können die besser als wir? Ist es wirklich unser Alter, das uns im Schneckentempo vorankommen lässt? Der Clou ist dann ein (deutscher) Jogger, der zwar ohne Rucksack, dafür im Sprint an uns vorbeisaust. Wir zweifeln an uns, schimpfen, fluchen und bekommen uns kurzzeitig sogar deswegen in die Haare. Ich will nämlich auch so schnell sein wie die Jungspunde und falle dafür richtig auf mein Hinterteil. Danny meckert, dass er keinen Bock hat, wegen so was den Trail abbrechen zu müssen, das sei falscher Ehrgeiz. Wir dürfen uns nicht mit anderen vergleichen, aber genau das fällt uns schwer.
Statt der angegebenen 5 Stunden brauchen wir 6,5 bis zum Aussichtspunkt. Wir sind - mal wieder - am Ende unser körperlichen Kräfte. An den Stellen, wo mein Rucksack am Rücken aufliegt, bin ich wundgescheuert. Aber das spielt jetzt alles keine Rolle mehr, denn wir haben den Gipfel erreicht und haben eine wahnsinnig schöne Aussicht. Am Geländer hängt auf einem Schild ein Spruch: „Es ist nicht der Berg, den wir bezwingen, sondern uns selbst“. Mir kommen ein bisschen die Tränen, weil ich in dieser Etappe tatsächlich wieder sehr mit mir selber oder meinen (Leistungs)Ansprüchen kämpfe. Es ist viel schöner, den Fokus auf Erreichtes anstatt Unerreichtes zu legen.
Jetzt müssen wir nur noch 1496 Treppen nach unten ins Tal steigen und dann gibt’s ne Cola und ein Eis. Wir laufen los und es läuft sich tatsächlich recht flüssig. Doch ab Stufe 600 werden meine Füße müde und meine Knie fangen wieder an zu zittern. Ich muss mich arg konzentrieren, dass ich wirklich nicht ausrutsche oder stolpere. Wir haben es fast geschafft, als Danny vor mir beschließt, die letzten Stufen zu fliegen. Allerdings kommt es erst zu einem Aufschrei und dann (fast) zu einer Bruchlandung. Das Handgelenk rechts schmerzt und 2 Finger sehen irgendwie verbogen aus. Fast wie die Spitze meines Wanderstocks. Wir beschließen, direkt zur Unterkunft zu laufen. Es ist wieder ein Trail Angel, also eine Einheimische, die uns auf ihrem Grundstück zelten lässt. Glück im Unglück: Sie ist Ärztin und arbeitet in der Notfallambulanz im 20 Kilometer entfernten Hamilton. Sie untersucht Dannys Finger und bietet an, ihn am nächsten Tag im Krankenhaus zu röntgen. Das Angebot nehmen wir gern an.
Am nächsten Morgen steigen wir zu ihr ins Auto. Sie setzt uns nach ein paar Kilometern ab und meint, es sei so ein schöner Wanderweg am Waikato River, die letzten Kilometer sollen wir ruhig zu Fuß gehen und die Landschaft genießen, das mit dem Röntgen könne warten. Das nenne ich mal „Prioritäten setzen“. Also gehen wir die letzten 12 Kilometer zu Fuß. Dannys Gesicht ist leicht schmerzverzerrt, aber er genießt den Blick auf den Fluss. Im Krankenhaus müssen wir zum Glück nicht lange warten, was uns trotzdem gegenüber den anderen Patienten etwas unangenehm ist. Nach sämtlichen Untersuchungen dann endlich Entwarnung: nix gebrochen, nur verstaucht. Puh. Das war knapp, denn nach Bruch kommt ab 🤪.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 43
- segunda-feira, 1 de janeiro de 2024 16:19
- ☀️ 23 °C
- Altitude: 31 m
Nova ZelândiaHamilton37°46’23” S 175°16’58” E
Neujahrsspaziergang
1 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☀️ 23 °C
Silvester verbringen wir ganz entspannt bei Pizza und Wein mit Philippa in Hamilton. Aufmerksame Leser erinnern sich vielleicht daran, dass wir ihr in die Arme gelaufen sind, nachdem wir an Heiligabend die Flussüberquerung mit Stachelrochen-Risiko absolviert haben. Sie hat uns in ihrem Mietauto mit nach Auckland genommen, und seit dem sind wir in Kontakt geblieben. Philippa macht „dog sitting“ bei Neuseeländern, die gerade im Urlaub sind und passt auf deren Hund, Suki, auf. Auf Nachfrage bei den Eigentümern dürfen wir (als Fremde) sie im Haus besuchen und mit ihr gemeinsam den Abend verbringen. Ein großer Vertrauensvorschuss, über den wir sehr dankbar sind.
Den Neujahrstag nutzen wir wieder zum Einkaufen für die nächste Etappe und Wäsche waschen. Unsere Schuhe behandeln wir erfolgreich mit Natron, damit der Geruch rausgeht. Schließlich wollen wir mindestens genauso gut riechen, wie die Rosen in den Hamilton Gardens, in die wir heute Vormittag einen kurzen Abstecher machen. Auch Philippa wollen wir dort wieder treffen. Die Gartenanlage ist international ausgezeichnet und eine touristische Hauptattraktion in der Region Waikato. Dementsprechend voll und überlaufen ist es dort, so dass wir in die Außenanlagen fliehen, die ebenfalls sehr schön und recht leer sind. Wir freuen uns sehr, Philippa und Suki wiederzusehen. Sie ist so lieb und fährt uns zum Ausgangspunkt unserer heutigen Etappe. Das erspart uns ein großes Stück Laufen an der Straße.
Heute ist der Weg super entspannt, das Wetter perfekt und ich wünschte, wir hätten immer solche Bedingungen. Es geht wieder durch Wiesen, Farmland und über Hügel. Alles an uns bleibt trocken.
Am späten Nachmittag kommen wir nach 20km in Whatawhata an. Findet ihr die Ortsnamen eigentlich auch so originell wie ich? Wir übernachten wieder bei Trail Angeln in einer gemütlichen Cabin und dürfen uns im Garten mit frischem Gemüse und Obst eindecken. Letztmalig genießen wir diese Kost, bevor es für die nächsten 5 Tage in die Berge geht und wir uns kulinarisch sehr einschränken müssen, denn von nun an gibt’s keine Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten mehr. Nur noch Wiesen, Wälder, Berge und elend lange, einsame Anstiege. Und hoffentlich nicht wieder so viel Schlamm…
Zum ersten Mal verlassen wir für mehrere Tage am Stück die Zivilisation. Ob wir erreichbar sein werden, ist ungewiss. Bleibt geduldig und seid gespannt, wir tauchen schon wieder auf ☺️.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 45
- quarta-feira, 3 de janeiro de 2024 17:32
- ☁️ 20 °C
- Altitude: 122 m
Nova ZelândiaKaniwhaniwha Stream37°56’20” S 175°4’29” E
Grenzerfahrungen
3 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☁️ 20 °C
Es ist jetzt 21:02 Uhr und während ich diesen Eintrag schreibe, liege ich irgendwo in der Nähe vom Pirongia Forest Park im Zelt. Wir schlafen bei Casey und John, die uns als Trail Angel in ihrem Garten Asyl gewähren. Im Kühlschrank steht kaltes Bier für uns und vom Christmas Cake ist auch noch etwas übrig. Es ist ein ganz friedlicher und idyllischer Platz hier und ich wünschte, ihr könntet jetzt so wie ich die verschiedenen Vögel zwitschern hören. Ihre Stimmen klingen alle so exotisch und ganz anders als zu Hause in Deutschland.
Ich bin ziemlich erschöpft von den vergangenen 3 Tagen. Die Traverse über den Mount Pirongia hat mich körperlich und letztlich mental sehr an meine Grenzen gebracht. Vielleicht auch ein bisschen darüber hinaus. In der Te Araroa App wird die Etappe als sehr anspruchsvoll beschrieben:
„Die Strecke ist größtenteils unbefestigt mit steilen, rauen oder schlammigen Abschnitten.
Geeignet für Personen mit guter Kondition. Mäßige bis gute Kenntnisse und Erfahrungen im Gelände, einschließlich Navigations- und Überlebenskenntnisse erforderlich.“
Das mit den Überlebenskenntnissen hat mich im Vorfeld sehr abgeschreckt. Und vielleicht habe ich insgeheim auch gehofft, dass wir diese Etappe auslassen (müssen), weil Danny mit der rechten Hand immer noch nicht richtig den Wanderstock greifen kann. Aber Danny wäre ja nicht Danny, wenn er sich davon abhalten ließe. Im Gegenteil, er sieht darin eine Herausforderung und will es zumindest probieren. Und so erarbeiten wir uns wie bei einer Himalaya-Expedition gemeinsam einen Plan, wie die Etappe für uns Anfänger mach- und schaffbar wäre:
1. Tag - Ankunft am Basislager / Campingplatz
2. Tag - rauf auf den Berg, inklusive Übernachtung
3. Tag - Abstieg
Bis zum Basislager sind es ca. 20 Kilometer, die in der App als „easy stroll“ bezeichnet werden. Das heißt so viel wie „leichter Spaziergang“. Es geht wieder über steile Hügel hoch und runter. Ich keuche. Kann nichts Leichtes daran finden. Wir bleiben stehen und machen Pause, bis sich der Atem beruhigt hat. Dann geht es von vorn los. Am späten Nachmittag erreichen wir das Basislager, also den Campingplatz. Er liegt direkt an einem kleinen Fluss, der eiskalt ist. Eine Wohltat für unsere müden und angeschwollenen Füße.
Am nächsten Morgen brechen wir gegen 9 Uhr auf. Bis zum Gipfel sind es nur 8 Kilometer, 4 Stunden steht auf dem Schild. Der Gedanke, dass ich 13 Uhr ein kleines Mittagessen auf knapp 1.000 Höhenmetern einnehmen kann, treibt mich an. Die ersten 5 Kilometer laufen sich ganz gut, danach wird’s wieder steil, schlammig und rutschig. Außerdem lässt die Kraft nach, die Pausen werden länger, das Vorankommen mühsamer. Mit letzter Kraft ziehe, drücke und schiebe ich mich nach oben, zum Teil über senkrecht aufragende Felsblöcke. Und dann, nach 4,5 Stunden sind wir endlich da, auf dem Mount Pirongia. Normalerweise tief und dicht im Nebel verhangen, empfängt er uns mit einer klaren Sicht in die Ferne. Wir genießen diesen An- und Ausblick, staunen, machen Fotos und sitzen mit einem heißen Kaffee in dieser atemberaubenden Kulisse.
Als wir uns für die Nacht fertig machen, passiert etwas Ungewöhnliches. Wir trennen uns. Während ich in der Hütte gemeinsam mit 7 anderen Wanderern im Zimmer schlafe, wählt Danny den Campingplatz. Mir ist es draußen zu kalt und Danny mag nicht mit Fremden in einem Raum schlafen. Und so wählt jeder von uns die für ihn bessere Variante. Wir verabreden uns für 6:30 Uhr am nächsten Morgen, der Abstieg hat es in sich und soll wieder sehr „muddy“, d.h. schlammig sein.
Wir schaffen es tatsächlich am nächsten Morgen um 07:18 Uhr aufzubrechen. Das ist Rekord! Wir trinken einen Kaffee und ich stopfe mir noch eine Hand voll Nüsse rein. Dummerweise reicht das aber nicht. Das merke ich allerdings zu spät, da sind wir schon mittendrin im Schlamassel. Jetzt erst sollen wir erfahren, was es heißt, richtig im Schlamm zu stecken. Auf steilen Abhängen versuchen wir tanzend über die Wurzeln zu hüpfen und die Schlammfelder zu umgehen. Wir rutschen mehrmals aus und fallen hin. Ich bekomme Angst und meine Tritte werden unsicherer. Alles fühlt sich qualvoll an und ich stelle mir erneut die Frage, warum ich mir das antue. Es fällt mir schwer, diese Etappe zu genießen. Mit dem klassischen Wandern, so wie ich es bisher kenne, hat es kaum noch was zu tun. Danny ist oft außer Sichtweite und viel schneller als ich. Das frustriert mich zusätzlich. Ich heule. Ist das hier ein Wettkampf? Nein. Warum empfinde ich es dann so. Ich weiß es nicht und kämpfe mit mir, dem Schlamm und meinem Ego.
Als wir endlich unten sind, kommen uns gut gelaunte Wanderer entgegen, die gerade nach oben steigen wollen. Sie fragen uns, wie der Weg ist und wir erzählen vom Schlamm und dem steilen Anstieg. Sie lachen und freuen sich drauf. Ich schüttele den Kopf und brauch dringend ne Pause und Ruhe. Die finde ich bei Casey und John in ihrem riesigen Garten, eingebettet in Hügel und umringt von Pinienwäldern.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 48
- sábado, 6 de janeiro de 2024 18:49
- ☀️ 23 °C
- Altitude: 66 m
Nova ZelândiaKapongaru38°15’40” S 175°6’31” E
Postkartenmotive
6 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☀️ 23 °C
Die nächste Etappe bis nach Waitomo kann ich wegen einer bösen Migräne-Attacke nicht wandern, so dass wir dahin trampen. Dank einer sehr lieben Mitfahrgelegenheit sind wir bereits am späten Vormittag dort. Der Ort ist bekannt für seine Glühwürmchen-Höhlen, die wir aber wegen Dannys Klaustrophobie nicht betreten können. Macht aber nichts, ich wollte mich ja ohnehin ausruhen und einfach mal nix tun. Einen kleinen Abstecher ins Waitomo Museum machen wir aber trotzdem und erfahren viel Interessantes über die Geschichte der Höhlenforschung in Neuseeland. Es gibt auch einen nachgemachten „Höhlenkriechgang“, durch den man sich quetschen kann. Reinpassen würden wir locker, denn wir haben etliche Pfunde verloren. Wir entscheiden uns dann aber doch lieber, ins Hotel zu kriechen und dort ein schönes Mittagsschläfchen zu machen. Und weil Nichts-Tun hungrig macht, schlagen wir uns abends im Pub die Bäuche voll und trinken ein paar Bierchen. So schnell gibt’s dafür nämlich keine Gelegenheit mehr.
Noch ist es allerdings nicht so weit. Von Waitomo laufen wir am nächsten Morgen nach Te Kuiti, wo wir einen Rundumschlag im Supermarkt planen. Bis dahin wandern wir mehrere steile Hügel rauf und runter. Doch heute habe ich das Gefühl, dass ich für jede noch so kleine Anstrengung visuell doppelt und dreifach belohnt werde. Ein Postkartenmotiv reiht sich ans nächste, ich kann mich gar nicht satt sehen. Zu meiner großen Freude treffen wir das vermutlich zutraulichste Pferd, was uns je begegnet ist. Es schmust mit uns und will gar nicht von unserer Seite weichen. Aber wir müssen weiter, und zwar durch eine Bullenfarm. Ein großes Schild am Zaun warnt vor möglichen Gefahren und ich sehe mich schon von Hörnern aufgespießt. Zum Glück sind die Bullen alle jung und haben mehr Angst vor uns als umgekehrt.
Beim allerletzten Hügel, d.h. nach 15km, mache ich schlapp und sehe auf der Karte eine Abkürzung über eine Straße. Danny will es aber unbedingt durchziehen, so dass wir getrennte Wege gehen. Während ich ziemlich schnell an eine Tankstelle gerate und mir eine kalte Cola reinziehe, kämpft sich Danny noch den letzten steilen, fast senkrecht nach oben verlaufenden Hügel hoch. Ein bisschen schadenfreudig schicke ich ihm ein Foto von mir mit der kalten Cola. Ich kaufe eine zweite und verstaue sie im Rucksack. Danny trifft 30 Minuten später total erschöpft und durchgeschwitzt in Te Kuiti ein. Ich reiche ihm gönnerhaft die Cola und lobe ihn für sein Durchhalten.
Es klingt vielleicht komisch, aber ich glaube, die ersten 6 Wochen dieser Reise waren trotz all der Anstrengungen nur ein kleines Vorspiel, eine Art Einleitung oder Aufwärmübung für das, was uns in den nächsten Monaten erwartet. Alle 2-3 Tage haben wir in Cabins, Holiday Parks oder bei Trail Angels geschlafen und es gab genug Einkaufsmöglichkeiten. Dieser Luxus wird jetzt immer seltener. Wir sind bei Kilometer 870 und können erst wieder bei Kilometer 1031 neue Lebensmittel kaufen. Wir müssen ausreichend essen, um Kraft für den Trail zu haben, gleichzeitig dürfen die Rucksäcke nicht zu schwer sein. Keine leichte Aufgabe. Besonders jetzt, wo es auf den Timber Trail geht, einen 84 Kilometer langen Weg im Pureora Forest Park. Wir haben jetzt für 6 Tage Lebensmittel eingekauft (für insgesamt 162 km Wanderung) und unsere Rucksäcke sind wieder sauschwer. Wir hoffen, dass das Essen reicht, uns satt macht und im besten Fall noch bisschen schmeckt. Gerade trinkt Danny genüsslich den letzten Schluck Bier aus seiner Flasche. Das nächste gibt’s erst wieder in 6 Tagen. Genauso wie den nächsten Bericht von mir, denn auch am Strom müssen wir sparen. Lademöglichkeiten gibt es keine.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 50
- segunda-feira, 8 de janeiro de 2024 10:19
- ☁️ 22 °C
- Altitude: 62 m
Nova ZelândiaTe Kuiti38°20’17” S 175°10’8” E
Auf Karl Mays Spuren
8 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☁️ 22 °C
Ihr erinnert euch: Wir sind jetzt für 6 Tage unterwegs ohne Einkaufsmöglichkeiten. Wir haben eine große Sektion von 161 Kilometern vor uns bis wir wieder in zivilisierte Gebiete kommen und uns versorgen können. Unser nächstes Ziel, der Timber Trail, ist noch 55 Kilometer entfernt.
Dafür, dass wir so viel vorhaben, bummeln wir ganz schön rum. Es ist schon kurz vor 10 Uhr und sehr heiß. Mit bis zum Rand gefüllten Rucksäcken ziehen wir endlich von Te Kuiti los in Richtung Zeltplatz. Am nächstgelegenen Supermarkt kaufen wir sicherheitshalber noch 2 weitere Packungen gefriergetrocknetes Essen. Wir wollen für alle Fälle gewappnet sein und vor allem nicht hungern.
Der Weg lässt sich anfangs noch sehr entspannt laufen, es geht vorbei an Kalksteinfelsen, einer alten Zementfabrik und über eine Brücke. Ein bisschen fühlen wir uns wie in einer Kulisse aus „Der Schatz im Silbersee“ mit Winnetou und Old Shatterhand. Statt von Banditen werden wir aber zum Glück nur von meckernden Bergziegen beobachtet.
Irgendwann hört dieser schöne Western mit Danny und mir in der Hauptrolle abrupt auf. Die Wege sind keine Wege mehr, und wenn doch, dann kaum noch als solche erkennbar. Sie werden schmal, noch schmaler und führen steil zum Mangaokewa River hinab. Durch Starkregen und Unwetter ist der Trampfelpfad an einigen Stellen sehr aufgeweicht und unterspült. Mehrfach rutscht einer von uns aus und hängt mit einem Bein schon im Fluss. Nach steil hinab folgt steil hinauf. Meine absolute Lieblings-Vorwärtsbewegung! Das Ganze wiederholt sich zig-tausend Mal und ich bin schon wieder am Drehzahlbegrenzer.
Immer, wenn man denkt, es geht nicht mehr, wird‘s erst recht besonders schwer. Jetzt dürfen wir uns durch Dornen, Disteln und Brombeerbüsche schlagen. Ein Busch ist stacheliger als der andere und zerkratzt Arme, Schienbein und Waden. Meine Wut nimmt Fahrt auf.
Als dieser Dornengang endlich vorbei ist, geht’s…wieder steil hinab zum Fluss! Ich werde unaufmerksam, trete auf einen nassen Stein, rutsche aus und falle auf mein Schienbein. Ich schreie kurz auf und schaue nach Danny. Aber er ist mal wieder außer Hör- und Sichtweite. Nur gut, dass ER den Notfallsensor bei sich trägt. Dann ist wenigstens einer von uns gerettet. So erhebe ich mich klagend und fluchend und humpele weiter.
„Am Ende wird immer alles gut. Und wenn es nicht gut wird, dann ist es noch nicht das Ende.“ Es ist leider noch nicht gut. Die Etappe hat als ganz besonderes Highlight noch einen 45 Grad steilen Hügel für uns im Angebot, den wir zu guter Letzt erklimmen dürfen. Wer, bitte schön, denkt sich so einen Weg oder sagen wir, so eine Tortur aus?
Es ist 18:30 Uhr als wir endlich bei einer abgelegenen Wiese ankommen, die ein netter Farmer mit einem Plumpsklo, einer Blechhütte (inklusive Picknick-Tisch!) und einem Wasseranschluss versehen hat. Das ist heute unser Zeltplatz. Außer uns ist nur Brian, ein Australier, da. Es ist ein ganz abgelegener ruhiger Ort, eingebettet in Hügel, auf dem Schafe grasen. Wir sind so erschöpft und haben gar keinen großen Hunger mehr. Aber der Appetit kommt beim Essen und so teilen wir mit Brian unseren letzten Muffin, tauschen uns über den Tag aus und kochen eine Packung gefriergetrocknetes Essen. Winnetou-Danny und das Halbblut Apanachi-Charlotte sind endlich angekommen.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 52
- quarta-feira, 10 de janeiro de 2024 09:52
- ☀️ 21 °C
- Altitude: 614 m
Nova ZelândiaWhareana Stream38°31’6” S 175°34’53” E
Timber Trail
10 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☀️ 21 °C
Ich habe einen Traum: Ich möchte auf dem Te Araroa Trail einen richtigen Wanderweg laufen. Einen Weg, der gut ausgebaut ist, der Steigungen und Gefälle bietet, ohne, dass ich es großartig merke oder mein Körper Narben davonträgt.
Herzlich willkommen auf dem Timber Trail, einem 84 Kilometer langem Radweg im Pureora Forest Park 🚴🏻♀️🥳.
Es ist kaum zu glauben. Wir laufen tatsächlich einen richtig ausgebauten Weg ohne Schikanen und kommen dadurch sehr gut voran. Das ist fabelhaft, denn so bleibt genug Zeit für Fotos und einen kleinen Abstecher zum Caterpillar Crawler Traktor. Ursprünglich in den USA gefertigt, importierte man ihn 1942 nach Neuseeland für den Transport von Pfählen und Pfosten für Weidezäune. Diese Pfähle wurden tief im Wald aus Bäumen geschlagen und mit dem Traktor aus dem Dickicht gezerrt. Mit der zunehmenden Besiedlung Neuseelands durch Europäer wuchs die Nachfrage nach Holz und die Holzfäller setzten ihre Sägen an, wo sie nur konnten. Zum Glück stoppte man diese Aktionen 1978, so dass heute ein Großteil dieses Urwalds erhalten geblieben ist. „Timber“ heißt auf deutsch „Holz“, wir befinden uns also auf dem Holzweg.
Während ich mich noch wie ein Honigkuchen-Pferd freue, dass keine Schikane auf mich wartet, befinde ich mich schon wieder auf dem Holzweg. Wir überqueren eine 115 Meter lange Schwingbrücke. Links und rechts geht’s tief nach unten. Mir stockt der Atem. Also kralle ich mich an Dannys Rucksack fest und bitte ihn, mir irgendwelche Fragen zu stellen, die mich von meiner Höhenangst ablenken. Je mehr wir Richtung Mitte laufen, desto mehr schwingt sie und desto schlechter wird mir. Danny hingegen feiert dieses Nervenkitzel. Als wir endlich drüben angekommen sind, gesteht er mir, dass er mit seinem Gewicht ein bisschen gespielt und die Brücke damit absichtlich mehr zum Schwingen gebracht hat. Und weil er sich - im Gegensatz zu mir - immer bestens über alle Etappen informiert, teilt er mir gleich noch etwas schadenfreudig mit, dass 8 weitere solche Brücken auf mich warten. Na toll! Ich versuche es sportlich zu sehen: Eine Möglichkeit, meine Höhenangst zu überwinden.
Nach 26 Kilometern kommen wir an einem nicht ganz legalen Zeltplatz an, der eher ein Picknick-Platz ist. Ganz in der Nähe fließt ein eiskalter Fluss, wo wir unsere Wasserflaschen füllen. Und weil wir seit Tagen nicht geduscht haben und alleine sind, ziehen wir unsere Sachen aus und gehen - trotz der Eiseskälte - ins Wasser und waschen uns. Was für eine Wohltat! Wenn man stinkt, nimmt man jede Art von Körperpflege in Kauf, Hauptsache, der Dreck kommt runter. Ganz ohne Kollateral-Schäden geht der Abend leider nicht zu Ende. Auf dem Weg runter zum Fluss, stürze ich und falle auf mein Knie. Das gibt ne schöne Schotterflechte. Aber vielleicht auch ein schönes Andenken an einen wunderschönen Tag auf dem Te Araroa Trail in Neuseeland.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 53
- quinta-feira, 11 de janeiro de 2024 11:59
- ☁️ 21 °C
- Altitude: 446 m
Nova ZelândiaPangopangonui Stream38°38’26” S 175°29’34” E
Outdoor Romantik
11 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☁️ 21 °C
Campen und Glamour, passt das zusammen? Und ob! Es nennt sich „Glamping“. Nach so vielen Tagen ohne Dusche, Schlafen auf der Luftmatratze und Essen aus der Tüte wollen wir diesen Modetrend einmal ausprobieren. Wir finden, das haben wir verdient. Danny recherchiert und entdeckt tatsächlich das Glamping Camp „Epic“, das nur 17 Kilometer entfernt ist. Der Clou: Ganz in der Nähe liegt die sogenannte Timber Lodge, die neben Unterkünften auch PIZZA anbietet. Danny klickt auf „Jetzt buchen“ - ungeachtet des doch etwas erhöhten Betrages. Wir gönnen uns ja sonst nix (gibt halt auch wenig Gelegenheiten dazu😉).
Die 17 Kilometer bis zum Camp Epic laufen sich fast wie von allein. Zum einen, weil der Weg leicht abfällt und gut ausgebaut ist, zum anderen, weil die Vorstellung, heute Abend sauber und satt in ein richtiges Bett zu fallen, bei uns den Turbogang einschaltet.
Wir sind schon mittags vor Ort und freuen uns, dass es eiskalte Cola gibt. Dann bekommen wir unser Glamping-Zelt zugewiesen. Darin stehen richtige Betten mit ganz vielen Decken und für jeden zwei Kopfkissen! Ich bin sooo glücklich 😍. Und da wir aktuell die einzigen Gäste sind, hüpfe ich schnell unter die Dusche, bevor sie besetzt ist. Mega! Einfach nur der Hammer, wie das warme Wasser mit Kokosmilch-Duschbad über meinen Körper läuft. Die Duschen sind nach oben halboffenen und ich kann sogar in den Wald schauen und Farnbäume und Palmen sehen. Das ist die beste Dusche meines Lebens.
Jetzt habe ich einen Mordshunger. Wir müssen zwar nochmal anderthalb Kilometer bis zur Timber Lodge laufen, aber für eine Pizza machen wir das liebend gern. Am Ende war es dann nicht nur eine Pizza sondern 5! Drei haben wir gleich verspachtelt und zwei haben wir für später mitgenommen. Besser man hat als man hätte. Danny hätte gern noch Bier dazu getrunken. Es wurde auch verkauft, aber nur an Übernachtungsgäste. So gab es für ihn nur ein Heineken alkoholfrei, aber das bisschen Biergeschmack hat ihm schon gereicht.
Abends sitzen wir mit anderen Gästen am Lagerfeuer und erzählen von unserer Reise. Alle staunen. Ich glaube, wir sind die ersten Te Araroa Wanderer, die sich zum Übernachten ein Glamping Zelt gebucht haben. Zugegeben, ganz schön dekadent. Aber gerade, weil wir diesen Komfort sonst nicht haben, war es für uns so besonders und wohltuend. Solange dieser Luxus nicht zur Selbstverständlichkeit wird, kann man auch mal eine Nacht glampen.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 54
- sexta-feira, 12 de janeiro de 2024 10:45
- ⛅ 20 °C
- Altitude: 541 m
Nova ZelândiaTaumarunui County38°41’6” S 175°24’42” E
1000 km und es geht noch weiter!
12 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ⛅ 20 °C
Kaum zu glauben, wir haben die 1000 Kilometer Marke geknackt. Nie im Leben hätten wir noch vor ein paar Monaten gedacht, dass wir so weit kommen (ich schon gleich gar nicht).
Wenn wir jetzt auf die vergangenen 7 Wochen zurückblicken, müssen wir uns manchmal kneifen, um zu glauben, dass wir es tatsächlich bis hierher geschafft haben. Wir waren weder wandererfahren noch campingerprobt und hatten zuvor noch nie ein Kuppelzelt aufgebaut. Manche Sachen haben wir verloren oder sind kaputtgegangen (1 Powerbank, 3 Sonnenbrillen, 1 Sonnenhut). Aber das ist alles ersetzbar und bis auf eine Verstauchung, eine Schürfwunde und 2 Nervenzusammenbrüche (=ich 😜) sind wir ziemlich gut durchgekommen.
Der 84 km lange Timber Trail liegt seit gestern hinter uns. Eine wirklich sehr schöne Etappe, mit leicht begehbaren Wegen und vielen Relikten aus der Zeit der Holzindustrie: Ein großer Teil des Timber Trails folgt den Spuren der damaligen Eisenbahn, deren Trassen Anfang des 20. Jahrhunderts in den Wald geschlagen wurden. Ich habe diesen Weg so genossen, er ließ sich erstaunlich gut laufen, Aussicht und Wetter waren fabelhaft und selbst der Nervenkitzel über die großen Hängebrücken hat mir zum Schluss kaum noch was ausgemacht.
Jetzt sind wir gerade dabei, die nächsten Etappen zu planen und die haben es echt in sich. Wir (vor allem Danny) lesen geographische Karten, recherchieren mögliche Übernachtungsorte und planen die Routen: Erst 6-7 Tage wandern zu Fuß in die Berge (bis 2.000m hoch) und anschließend weitere 5-7 Tage Kanufahrt. Endlich mal eine andere Fortbewegung! Die Beine können sich ausruhen während meine Streichholz-Arme das Ruder schwingen. Die Herausforderung: Es gibt vorerst mal wieder keine Supermärkte. Wir müssen jetzt schon das ganze Essen für die gesamte Zeit (2 Wochen) einkaufen. Die Lebensmittel für die Kanufahrt geben wir morgen ab und bekommen sie wieder, wenn wir ins Kanu steigen.
Wir überschlagen grob, was wir morgens, mittags und abends essen wollen. Im Supermarkt nehmen wir jeder einen Wagen. Einer ist für die 7 Tage in den Bergen und der andere für die Kanufahrt. Es läuft wieder auf gefriergetrocknetes Essen, Müsli und paar Kräcker, Käse und Wraps hinaus. Meine Erfahrung ist: So richtig satt wird man mit dieser Nahrung nicht. Es ist eher ein „Nicht-Hungern“. Danny ist natürlich der Meinung, wir hätten genug dabei. Außerdem weigert er sich vehement, noch mehr zu schleppen, als unbedingt nötig. Heimlich werfe ich im Supermarkt den einen oder anderen Artikel zusätzlich in den Korb, ohne, dass er es merkt. Nichts ist schlimmer, als hungrig einen Berg hochzuklettern oder mit knurrendem Magen einzuschlafen.
Als wir mit den Einkäufen fertig sind, gönnen wir uns noch ein typisches neuseeländisches Frucht-Softeis. Während wir da so stehen und am Eis schlecken, kommt ein älteres Ehepaar mit einem Trike angefahren. Im Gepäck haben sie zwei ultra süße Pomeranian Zwergspitz Hunde. Einer trägt sogar eine Sonnenbrille. Ich bin total entzückt. Vom Trike und auch von den Hunden. Auf diese Art könnte ich auch Neuseeland entdecken.
Heute Abend muss ich zeitig ins Bett. Morgen früh werden wir 06:50 Uhr abgeholt und 07:00 Uhr gibt’s schon eine Sicherheitseinweisung zum Kanufahren. Die Wetter-App sagt, dass es morgen kühler ist und regnet. Tolle Aussichten, Wasser von oben und von unten. Ich kuschele mich in meine Decke vom Hotelbett und beschließe, dass ich im nächsten Leben ein Zwergspitz werde.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 57
- segunda-feira, 15 de janeiro de 2024 08:43
- 🌧 19 °C
- Altitude: 210 m
Nova ZelândiaTunakotekote Stream38°54’41” S 175°14’41” E
Regen bringt Segen
15 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ 🌧 19 °C
Punkt 6:50 Uhr werden wir vom Hotel in Taumarunui abgeholt und zur 4km entfernten Kanu-Ausleihstation gefahren. Dort sollen wir heute eine Einführung und Sicherheitsunterweisung erhalten. Gleichzeitig geben wir einen Teil unserer gekauften Vorräte ab. Sie werden dort vorübergehend gelagert, bis wir die Fahrt am 25.01. antreten. In der Zwischenzeit absolvieren wir einen mehrtägigen Rundkurs über die alpinen Berge und hiesigen Vulkane, an die sich die Kanu-Etappe direkt anschließt.
Es regnet in Strömen und mein Magen knurrt. Ich habe noch nicht gefrühstückt, nur schnell einen Kaffee getrunken. Der Regen prasselt gnadenlos auf die Frontscheibe und die Scheibenwischer des Kleinbusses laufen auf Hochtouren. Ich frage mich gerade, ob es wirklich eine so gute Idee ist, nach der Kanu-Einweisung noch 22 Kilometer bei diesem Wetter nach Owhango zu laufen. Danny meint, das wäre „part of the game“, also Teil des Spiels und gehört zum Wandern des Te Araroa Trails einfach dazu. Ich rolle mit den Augen und hoffe innerlich auf eine göttliche Fügung, damit ich und meine ganzen Sachen heute trocken bleiben.
Bei der Kanu-Station werden wir mit selbstgebackenem Brot und italienischen Heißgetränken versorgt. Meine Laune hebt sich. Ich setze mich neben Max, einen Mitwanderer aus Frankreich. Wir sind ihm während der letzten Etappen immer mal wieder begegnet und er ist sehr nett. Danny kommt als Letzter in den Raum und dann sind wir endlich vollzählig und die Vorführung beginnt.
Der „Lehrer“ zeigt und erklärt uns anhand eines aufgestellten Kanus, wie man richtig in die Stromschnellen paddelt und den über den Fluss rasenden Jet-Booten ausweicht. Das Ganze untermauert er noch mit einer Video-Präsentation. Wir sehen Videos, wie man es richtig macht aber auch solche, wo die Kanufahrer alles falsch machen, was man falsch machen kann und daraufhin kentern. Mir wird etwas mulmig zumute und ich habe Sorge, dass auch von uns bald ein Video gezeigt wird, wie wir alles falsch machen. Sozusagen als Warnung für die anderen. Ich will mir alles merken, gleich alles verstehen und richtig machen, habe aber schon beim 3. Video vergessen, was im 1. gezeigt wurde. „Kann ich mir das alles nochmal auf YouTube anschauen?“, frage ich und der Lehrer lacht und schüttelt den Kopf. An dieser Stelle hätte ich gern gesagt, dass ich die Kanu-Fahrt nicht antreten möchte, weil ich zu unerfahren bin. Ein bisschen kommen mir tatsächlich die Tränen, aber Danny lacht nur und sagt, er freut sich schon, wenn wir kentern und ich ins Wasser fliege. Das sei wieder „Part of the game“. Und während ich noch überlege, wie ich beim Kentern am besten das Ruder festhalte, damit es nicht verloren geht, stehen wir auch schon an der Rezeption und unterschreiben den Kanu-Kenter-Vertrag.
Karen ist für die ganze Administration verantwortlich. Um sie und ihren PC herum liegen gefühlt zig-tausend Pudel, einer niedlicher als der andere. Ich bin überrascht und entzückt zugleich, unter welchen Bedingungen man hier arbeiten darf. Als Karen uns dann fragt, ob wir mit ihrem Mann nach Owhango fahren wollen, weil er dort zufällig hinfährt, juchze ich sofort „JA, ich will!“. Danny überlegt noch, ob er die Etappe im strömenden Regen allein läuft. Ich könne ja seinen Rucksack mitnehmen. Im Endeffekt entscheidet er sich fürs Mitfahren und obwohl er es nicht wirklich zugeben will, glaube ich, dass er letztlich froh über diese Entscheidung ist.
Karens Mann fährt uns zum Blue Hill Café nach Owhango. Dort frühstücken wir nochmal ausgiebig, bevor wir unsere AirBnB Unterkunft in MONNZ beziehen. MONNZ steht für „Middle of nowhere New Zealand“. Es ist eine echt süße kleine Cabin, diesmal sogar mit Dusche und WC. Die Dusche hat den besten Wasserdruck Neuseelands. Und während draußen der Regen auf unsere Cabin prasselt, sprudeln die Wasserstrahlen der Dusche auf mich. Ein herrliches Gefühl.
Frisch geduscht sitze ich auf dem kleinen Barhocker in der Cabin und lese eine laminierte Information unseres Vermieters. Darin steht, dass wir eine Heidelbeer-Pflanze adoptieren können. Das klingt ungewöhnlich, aber wir sind uns sofort einig, dass wir das machen wollen. Der Regen hat inzwischen auch nachgelassen.
Unser Vermieter führt uns über kleine Plantage, erklärt, was er bereits angebaut hat und noch anbauen will und dann dürfen wir auch schon loslegen. Loch buddeln, Blaubeerpflanze rein, zuschütten. Einen Namen vergeben wir auch noch und ich entscheide mich für „Chandra“, in der Sanskrit-Sprache steht es für „Mond“ oder „leuchtend“. Alles wird sogar schriftlich in einem Buch festgehalten. Der Vermieter will uns über den Wachstums-Fortschritt auf dem Laufenden halten.
Ich hoffe auf viel Regen und (Ernte)Segen, damit aus unserer Heidelbeer-Pflanze „Chandra“ bald ein Heidelbeer-Busch wird und viele Früchte trägt.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 58
- terça-feira, 16 de janeiro de 2024 09:09
- ☀️ 19 °C
- Altitude: 454 m
Nova ZelândiaOwhango38°59’54” S 175°23’3” E
37 auf einen Streich
16 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☀️ 19 °C
Wir wachen bei strahlendem Sonnenschein auf, die Regenwolken sind weitergezogen. Danny kann es kaum erwarten, wieder los- und weiterzuwandern. „Schon“ zwei Tage haben wir uns jetzt ausgeruht und sind kaum gelaufen. Er scharrt förmlich mit den Hufen, äh, mit den Füßen. Zuerst stärken wir uns mit einem ausreichenden Frühstück. Ich esse Müsli mit Nektarine und Danny schmiert sich einen Wrap dick mit Nutella. Danach bekommt er Bauchschmerzen. Aber die bekommt ja jeder einmal, also auf geht’s mit Sack und Pack.
Wir laufen heute die 42 Traverse, eine alte Holzfäller-Route, ähnlich wie der Timber Trail. Heute wird diese Strecke vor allem von Mountain-Bike-Fans genutzt, weil sie viele aufregende Abfahrten und knifflige Anstiege zu bieten hat. Insgesamt über 40 Kilometer lang, wollen wir uns die Etappe ein bisschen einteilen und schauen, wie weit wir kommen. Während ich das schreibe, hallen Dannys Worte von gestern Abend in mir nach: “Ich hätte mal Bock auf 'ne richtig krasse Etappe, wo man vollkommen fertig abends irgendwo ankommt.“
Nach zwei mehr oder weniger freiwilligen Ausruhtagen starten wir 8:30 Uhr und kommen überraschend gut in die Gänge. Der Weg läuft sich leicht, die Sonne ist noch nicht zu heiß. Nur Dannys Bauchschmerzen gehen nicht weg und werden immer stärker. Er hat Hunger und isst eine Nektarine. Der Bauch krampft. Die Cola in Dannys Rucksack soll Abhilfe schaffen. Cola kann manchmal Wunder bewirken. Oder auch nicht. Die Chancen stehen 50:50. Danny kippt einen großen Schluck in sich rein. Besser geht’s ihm dadurch leider nicht. Schade, hätte ja klappen können.
Wir laufen weiter, die ersten Anstiege kommen und Dannys Gesicht ist schmerzverzerrt. Ich biete ihm einen Kamillentee an, den ich als Teebeutel dabei habe. „Willst du mich umbringen?“, ist seine Antwort. Danny wird langsamer, so dass ich heute mal das „Rudel“ anführe. Ich mag keine Anstiege und mache am iPhone Musik an. Damit gelingt es mir erstaunlich gut, nach oben zu laufen und ich werde immer schneller. Danny schleppt sich hinterher, er hat sichtlich Probleme, mit mir Schritt zu halten. Ich bin plötzlich bergan so stark wie nie zuvor und ziehe ihn mit meiner Kraft nach oben. Leider laufe ich dadurch etwas zu weit in die richtige Richtung, die dann die falsche wird. Wir verpassen den Abzweig. Zum Glück merkt es Danny noch rechtzeitig, so dass wir nur 1,5 Kilometer zurücklaufen müssen. Zu meiner Verwunderung ist er gar nicht sauer darüber, sondern sogar sehr dankbar. Er hätte diesen Anstieg ohne mich nicht geschafft und ist überwältigt, über welche Kräfte ich verfüge.
Wir schauen auf der Karte nach und haben immer noch 14 Kilometer vor uns. 23 sind wir schon gelaufen. Danny mag heute aber nicht irgendwo zelten. Mit seinen Bauchschmerzen will er abends lieber in einem Bett liegen. Da wir bisher gut vorangekommen sind, wollen wir durchziehen bis zum Holidaypark. Leider haben es die letzten Kilometer in sich. Durch den gestrigen Starkregen sind die Abschnitte sehr schlammig und zerfurcht. Der Weg wird enger, überwachsener und ein kräftezehrender Anstieg folgt einem rutschigen Abstieg. Wir durchqueren zudem mehrere kleine Bäche und einen größeren Fluss, dessen Strömung es in sich hat. Nur sehr langsam kommen wir voran. Danny stöhnt und ächzt vor Schmerzen und Anstrengung. Kalter Schweiß läuft ihm in Bächen über das Gesicht. Mehrfach biete ich ihm an, irgendwo zu zelten und die Etappe abzubrechen. Aber er will nicht und sagt, die Anstrengung lenke ihn zumindest von den Bauchkrämpfen ab. Das nenne ich mal ne Schmerztherapie.
Unfassbar und kaum zu glauben sind wir gegen 18 Uhr abends aus dem Wald - oder besser gesagt - Dschungel raus. Was für ein befreiendes Gefühl. Jetzt noch 2 Kilometer an einer kleinen Straße entlanglaufen bis zum Highway. In der Ferne sehen wir stolz und mächtig die Vulkane, Vorboten der nächsten Etappe. Wir erreichen völlig verschwitzt und ausgezehrt den Highway und heben den Arm. Etliche Fahrzeuge rauschen vorbei. Dann kommt aus der Nebenstraße ein Fahrzeug mit Bootsanhänger. Danny ruft dem Fahrer zu - und schwups - hält er an. Wir werfen unsere Rucksäcke direkt ins Boot und sind ruckzuck im Holidaypark, wo wir eine Cabin beziehen. Eis und Cola gönnen wir uns jetzt um 19:30 Uhr auch noch. Dannys Magen wird langsam ruhiger. Nach 37 Kilometern und so viel Cola, Eis und Anstrengung meldet er sich nicht mehr. Und wir? Melden uns ab vom Tag und fallen in einen tiefen Schlaf.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 60
- quinta-feira, 18 de janeiro de 2024 06:47
- 🌫 14 °C
- Altitude: 689 m
Nova ZelândiaOkahukura Bush39°3’55” S 175°40’8” E
Man sieht nur mit dem Herzen gut
18 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ 🌫 14 °C
Das Klingeln des Weckers reißt mich erbarmungslos aus dem Schlaf. Es ist 5 Uhr morgens und noch stockdunkel. Mein Körper weigert sich strikt, willkürliche Bewegungen auszuführen und bevorzugt weiterhin die Schlafstarre. Alles in mir schreit: „Ich will nicht!“ Das sage ich auch Danny. Sein Mitgefühl hält sich in Grenzen und er knipst das grelle Deckenlicht an. Im Gegensatz zu mir ist er schon wieder sehr aktiv. Er kramt in seinem Rucksack, holt Kaffee und Müsli raus und macht sich auf in Richtung Küche vom Holiday-Park.
Ich rolle seitlich aus meinem Bett und schlurfe ins Bad, erstmal Zähneputzen. Danach brauche ich dringend einen Kaffee, sonst geht bei mir um diese Uhrzeit gar nichts. Als ich aus dem Bad komme, hat Danny schon zwei Tassen mit Instant-Kaffee aufgegossen. Das freut mich, und ich nehme einen großen heißen Schluck aus dem Becher. Zu meiner Verwunderung ist schon ziemlich viel los um diese Uhrzeit und es herrscht reges Treiben in der Gemeinschaftsküche. Was machen die alle hier zu dieser unchristlichen Zeit? Schnell bekommen wir durch Gespräche mit, dass wir heute alle den gleichen Plan haben: Die Tongariro Alpine Crossing. Der Mount Tongariro ist einer von mehreren aktiven Vulkanen der Nordinsel.
Die Tongariro Alpine Crossing gilt als die beste eintägige Wanderung in Neuseeland und wird als eine der zehn besten eintägigen Wanderungen der Welt angesehen. Man muss diese Wanderung sogar online buchen, damit die Behörden wissen, wie hoch das Personenaufkommen am jeweiligen Tag ist. Während die Massen den Berg über den leichteren Zugang von Süden nach Norden überqueren, laufen Te Araroa Wanderer von Nord nach Süd - also gegen den Besucherstrom und mit einem wesentlich schwierigeren Anstieg. Gegen den Strom schwimmen, das gefällt mir :-). Es wird empfohlen, zeitig aufzubrechen, denn je nach Wetterlage wird die Überquerung mit 6-8 Stunden angegeben.
Schnell trinke ich meinen Kaffee aus und stopfe mir ein paar Löffel Müsli rein. Viel kann ich zu dieser Uhrzeit noch nicht essen. Es ist 6 Uhr, als wir den Holiday-🏔️Park verlassen und die Sonne langsam aufgeht. 6 Kilometer an der Straße müssen wir bis zum Fuß des Vulkans laufen. Darauf haben wir natürlich keine Lust und so versuchen wir es mit hitchen. In Neuseeland sagt man „hitchen“ statt trampen. Wir heben unsere Arme und etliche Autos rauschen vorbei. Innerlich habe ich mich schon davon verabschiedet, dass es mit einer Mitfahrgelegenheit klappt. Und genau dann passiert das Unerwartete: Ein Auto hält an. Zu unserer Freude sind es zwei junge Frauen aus Chemnitz. Die Rückbank ihres Kombis ist umgeklappt und voll beladen mit sämtlichen Taschen und Tüten. „Wo sollen wir da mit unseren Rucksäcken Platz finden?“, frage ich mich. Zu meinem Erstaunen sagen sie allen Ernstes, dass wir ja über den Kofferraum einsteigen und uns oben drauf auf ihre Sachen legen können. „Auf gar keinen Fall“, sagt meine innere Stimme, während ich gleichzeitig zu Danny in den Kofferraum krieche und versuche, eine halbwegs bequeme Haltung einzunehmen. Wobei mit „bequem“ eher „aushaltbar“ gemeint ist. Danny jauchzt vor Vergnügen und ist schon tief im Gespräch mit den Mädels, während ich Atemübungen mache, um die 6 Kilometer irgendwie zu überstehen. Es klappt, nach 10 Minuten ist der „Fahrspaß“ vorbei und wir steigen unbeschadet aus.
Jetzt geht’s an den Aufstieg und als ich die Massen auf dem Carpark sehe, bin ich heilfroh, dass wir aus einer anderen Richtung zum Gipfel emporsteigen. Leider fängt es genau in diesem Moment an zu nieseln. Erst noch ganz leicht, dann etwas stärker. Wir steigen unzählige Treppen hinauf. Immer wieder muss ich stehenbleiben, bis sich mein Atem beruhigt hat. Es ist trüb, nebelig und nasskalt. „Das ändert sich noch“, denke ich. Hoffe ich. Aber mit jeder Treppenstufe, die ich emporsteige, nimmt der Regen zu und die Sichtverhältnisse nehmen ab. Meine Regenjacke schützt mich noch halbwegs vor der Nässe, während meine Wanderhose schon nass an meinen Beinen klebt. Ich ignoriere dieses Gefühl, bis zu dem Punkt, wo die mit Regenwasser vollgesogene Hose die Nässe an meine Schuhe weitergibt. Es läuft von oben rein und schon nach ein paar Minuten machen meine Schuhe wieder glucksende Geräusche und die Füße schwimmen in einem kleinen Pool. Plötzlich kommen aus der Gegenrichtung die ersten Wanderer auf uns zu. Wir fragen, wie lange es noch bis nach oben dauert und wie die Sicht ist. Ihre Gesichter sehen fröhlich enttäuscht aus. „Nicht viel zu sehen, aber der blaue See ist erkennbar“. Der oder die blauen Seen sind das Fotomotiv schlechthin, wenn man die Tongariro Alpine Crossing macht. Natürlich habe auch ich mir erhofft, ein besonders schönes Beweisfoto von unserem Aufstieg zu bekommen.
Wir laufen weiter nach oben, meine Sachen sind inzwischen klatschnass, selbst die Regenjacke hat ihre Funktion aufgegeben. Je höher wir steigen, desto windiger und kälter wird es leider auch. Inzwischen kommen uns immer mehr Wanderer entgegen, die von der anderen Seite aufgestiegen sind. Ein nettes sympathisches Paar sagt uns, dass es noch ca. 1 Stunde bis zum Gipfel dauert und das letzte Stück sehr steil und sandig ist. Meine Vorfreude kennt keine Grenzen! Ich will hier einfach nur noch durchkommen, drüber kommen. Der Gedanke an eine heiße Dusche motiviert mich. Es ist der einzige Antrieb, der noch funktioniert.
Danny ist mir etliche Aufstiegsmeter voraus. Aber er wartet auf mich, bis ich keuchend und frierend aufschließe. Im Gegensatz zu mir (und allen anderen) hat er nur ein T-Shirt an. Ein Mann fragt ihn besorgt, ob er einen Fleecepulli braucht. Danny lacht nur und ruft ihm zu, dass ihm „sehr warm“ sei.
Meine gekrümmten Finger scheinen mit den Wanderstöcken verwachsen zu sein. Ich kann sie nicht mehr öffnen, sie sind weiß, steif gefroren und nur noch teilweise durchblutet. Dann sind wir endlich am angekündigten, letzten steilen Stück des Aufstiegs. Wir sehen wenig bis gar nichts. Um uns herum ist eine Nebelwand, die ihresgleichen sucht. Ich ramme meine Wanderstöcke Meter für Meter in den sandigen Lava-Boden. Meine Wut über die nicht vorhandene Aussicht hilft mir dabei, Energie freizusetzen und mich nach oben zu kämpfen. Gleichzeitig weiche ich entgegenkommenden Touristen sämtlicher Nationen aus. Rutschend versuchen sie hilflos, ihren Weg nach unten fortzusetzen, ohne hinzufallen, während wir uns mit unseren Stöcken an einer sandigen Steilwand nahezu senkrecht einen Weg nach oben bahnen.
Dass wir den Gipfel erreicht haben, merke ich nur daran, dass ich keine Kraft mehr aufbringen muss, um voranzukommen. Ich ringe nach Luft und friere. Zitternd hole ich mein Handy aus der Tasche und bitte zwei junge Deutsche, ein Foto von uns zu machen. Ich lächele etwas gequält, während Danny im T-Shirt neben mir sein schönstes Sonntagslächeln zeigt. Das Foto hätte überall gemacht werden können: Auf dem Fichtelberg, der Zugspitze oder dem Brocken. Keiner sieht, dass es auf dem Gipfel des Tongariro Vulkans auf 1987 Höhenmetern aufgenommen worden ist.
Wir treten den Abstieg an und der Regen lässt etwas nach. Der Wind beruhigt sich und erste Sonnenstrahlen durchdringen die Nebelwand. Langsam wird die Sicht freier und vor unseren Augen entblößt sich eine beeindruckende Vulkanlandschaft. Es ist kaum zu glauben, aber mit jedem Schritt nach unten wird das Wetter besser und die Sicht klarer. Die Sonne wärmt uns auf und trocknet gleichzeitig unsere nassen Sachen. Wir treffen auf ein sehr nettes Ehepaar aus Holland und kommen mit ihnen ins Gespräch.
Sie sind es auch, die uns später mit ihrem Campervan auf der Straße aufgabeln und bis nach Whakapapa zum Holiday-Park mitnehmen, wo wir wieder eine Cabin beziehen. Wie immer kaufen wir uns Cola und Eis. Ich mache mir noch einen Tee und stehe lange unter der heißen Dusche. Während das warme Wasser über meinen Körper läuft und ich über den heutigen Tag nachdenke, kommt mir das Zitat von Antoine de Saint-Exupéry in den Sinn: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“.
Das passt zum heutigen Tag: Mit meinem Herzen habe ich den Tongariro Vulkan gesehen.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 61
- sexta-feira, 19 de janeiro de 2024 10:48
- ☁️ 17 °C
- Altitude: 1.114 m
Nova ZelândiaWaipuna Stream39°11’58” S 175°32’18” E
Rendezvous in Gollums Pool
19 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☁️ 17 °C
Der Nebel vom Vortag hat sich aufgelöst und gibt den Blick frei auf Neuseelands größtes Skigebiet in Whangapapa. Erst jetzt sehen wir, dass unser Holiday-Park am Fuß des Mount Ruapehu liegt. Er ist mit 2797 Metern der höchste Vulkan Neuseelands und der höchste Punkt der Nordinsel. Wir schauen auf seine schneebedeckten Gletscher und erst jetzt verstehe ich, was die Dame an der Rezeption gestern meinte, als sie über Lahar-Warnung und Evakuierung sprach. Beim Einchecken gestern war die Sicht so vernebelt, dass wir gar nicht sehen konnten, wie die Umgebung aussieht.
Der Mount Ruapehu war übrigens auch Schauplatz für das Romanland „Mordor“ im dritten Teil der Verfilmung von „Herrn der Ringe“. Das passt ganz gut zu unserem heutigen Ausflugsziel, denn statt wandern wollen wir einen weiteren Drehort aus dieser Trilogie besuchen: Gollums Pool oder die sogenannten Tawhei Falls. Dazu müssen wir nur 4 Kilometer an der Straße entlanglaufen und dann rechts abbiegen. Ein Klacks für uns TA Hiker.
Als wir den Parkplatz erreichen, stehen schon etliche Fahrzeuge dort, ich hoffe, dass der Ort nicht so überfüllt ist. Wir laufen ein paar Stufen hinunter und dann sind wir auch schon da. Zusammen mit anderen Touristen bahnen wir uns einen Weg über die felsigen Steine, gelangen Stück für Stück weiter nach vorn und suchen uns ein schönes Plätzchen zum verweilen.
Ich bitte Danny, ein Foto von mir vor dem Wasserfall zu machen. Er erfüllt meinen Wunsch, will dann aber unbedingt in diesem Naturpool baden. Er zieht sich aus und wirft sich ins kalte Wasser. Dabei jodelt und jubelt er ganz laut. Mir ist es ein bisschen unangenehm, weil ich Sorge habe, andere Touristen könnten sich davon gestört fühlen. Nachdem er eine Weile im Wasser war, kommt er auf die tolle Idee, in den Pool von weiter oben reinzuspringen und ich soll ihn dabei filmen.
Eigentlich will ich ja immer nicht auffallen und bin sehr angepasst. Aber wenn Danny jetzt mit lautem Gejodel in den Pool springt, dann ist’s vorbei mit dem „Nicht-Auffallen“. Dann sind alle Augen der anderen Touristen auf uns gerichtet. Zumindest rede ich mir das ein. Viel Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, habe ich nicht. Danny springt, jodelt und klatscht ins Wasser. Ich habe alles auf Video aufgenommen.
Niemand schaut irritiert oder böse auf uns. Im Gegenteil, Dannys „Auftritt“ ermutigt andere Touristen, es ihm gleich zu tun. Eine 4-köpfige Familie kommt und geht ins Wasser sowie ein Pärchen.
Es ist eine ganz besondere und gleichzeitig entspannte Stimmung an und in Gollums Pool. Nur die Romanfigur selbst, die haben wir heute leider nicht gesehen.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 62
- sábado, 20 de janeiro de 2024 11:57
- 🌩️ 21 °C
- Altitude: 557 m
Nova ZelândiaERUA FOREST39°9’48” S 175°19’37” E
Tiefpunkte und Lichtblicke
20 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ 🌩️ 21 °C
Es ist nicht leicht, jeden Tag aufs Neue zu starten und loszulaufen. Manchmal habe ich schon nach 10 Minuten keine Lust mehr. Danny möchte oft wissen, bei welchem Kilometer wir gerade sind. Wenn ich dann auf der App nachschaue und ihm die Zahl sage, rechnet er aus, wieviele Stunden wir bis zum Ziel noch benötigen. „Wenn wir weiter so laufen wie bisher könnten wir in 5-6 Stunden da sein“, sagt er. Mich frustriert das manchmal eher, weil es noch so lang klingt und ich gar nicht weiß, ob ich oder wir dieses Lauftempo durchhalten. Das kommt auch immer sehr aufs Höhenprofil an.
Heute laufen wir den Fisher‘s Track. Er wird hier eher als Mountainbike-Tour beworben. Das Wetter sieht trüb und nach Regen aus. Gleichzeitig ist es schwülwarm und ich überlege die ganze Zeit, ob ich die Regenjacke anlassen soll oder nicht. Anlassen bedeutet, man schwitzt unten drunter wie verrückt und ist nass vom eigenen Schweiß. Nicht anlassen bedeutet, wenn der Regen schlagartig einsetzt (und das geht hier schneller als man denkt), ist man ebenfalls sofort nass. Ich kann also zwischen nass von innen oder nass von außen wählen.
Das erste Stück Weg ist wieder Schotterstraße und geht leicht bergauf. Von der Umgebung sehen wir aktuell noch nicht sehr viel, der Weg ist links und rechts sehr hoch mit Bäumen bewachsen. Wir laufen nebeneinander her, reden nicht und unter unseren Schritten hören wir das Geräusch der Schottersteine. Der Rucksack drückt auf meine Schultern. Ich spiele mit dem Gewicht und ziehe an den verschiedenen Riemen. Keine Einstellung ist wirklich perfekt. So geht das eigentlich schon von Anfang an. Und heute habe ich es besonders satt. Ich fange an, rumzumeckern: Doofer Weg, keine Aussicht, Rucksack drückt, schwülwarme Luft, keine Lust…
Danny ist genervt. Auf der einen Seite versteht er mich, auf der anderen Seite wünscht er sich, dass ich neben all den negativen Ausführungen auch mal was Positives sage. Ich gebe mir Mühe und strenge mich an. Die Schotterstraße hat aufgehört und wir laufen jetzt leicht bergab in ein Tal und durch üppiges Farmland. Alles sieht so wunderbar satt und grün aus.
Es nieselt immer mal wieder, manchmal regnet es auch kurzzeitig. Wir haben beide Hunger und kochen uns am Straßenrand gefriergetrocknetes Essen. So romantisch, wie das für euch klingt, ist es aber für uns gar nicht (mehr). Wir haben das jetzt schon so oft gegessen und können es nicht mehr sehen. Über die Verträglichkeit dieser Kost möchte ich jetzt gar nicht anfangen, zu schreiben. Wir müssen nochmal nach Alternativen suchen. Heute gibt es erstmal keine. Auf dem Speiseplan steht „Chicken Teriyaki“. Heißes Wasser drauf, umrühren, ziehen lassen, fertig. Dazu gibt’s immerhin ein paar Stückchen Salatgurke und Oliven. Mampf, mampf, alles irgendwie grob ausspülen, verstauen und weiter geht’s.
Ich höre es donnern und keine Minute später laufen wir im Starkregen. Am schlimmsten sind für mich immer die Schuhe. Matsch, platsch, quatsch schlurfen wir weiter. Nach „nass“ kommt „klamm“, kommt Geruch, kommt Gestank. Einfach nur ekelhaft.
Abends sitzen wir mit Sharon und Roger zusammen. Sind sind Trailangel und weil weiterer Regen angekündigt ist, schlafen wir bei ihnen in der Scheune. Mal wieder ein sehr spezieller Übernachtungsort, an dem sich Hund und Katze über Bett und Sofa jagen.
Sharon hat viel zu erzählen und es ist sehr spannend, ihre Geschichte zu hören. Wir erfahren, dass sie einen schweren Schlaganfall hatte und schlecht laufen und nicht sprechen konnte. Der Kontakt mit den Wanderern hat ihr Mobilität und Sprache zurückgegeben. Durch sie war Sharon gezwungen, zu kommunizieren und sich zu bewegen. Die Begegnung mit Fritz, einem Te Araroa Wanderer aus Holland, hat in ihr neuen Antrieb ausgelöst. Fritz war über 50, als er von den Ärzten die Diagnose Krebs bekam. Er sollte sofort die Therapie beginnen, entschied sich aber, erstmal den Te Araroa Trail zu laufen. Das hat etwas in Sharon bewegt und sie begann, Tagebuch zu führen. Sie hat sich Schritt für Schritt ins Leben zurückgekämpft. Fritz geht es soweit gut und er will Sharon noch dieses Jahr besuchen.
Ihre Geschichte und auch die von Fritz haben etwas in mir ausgelöst, was ich noch nicht so richtig in Worte fassen kann.
Es passiert hier jeden Tag so viel und nicht immer ist der Weg ein Zuckerschlecken, auch wenn es auf den Fotos vielleicht so aussieht. Man kämpft hier mit den gleichen Herausforderungen wie im Alltag, nur auf eine andere Art und Weise und begegnet sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst. Es kann im ersten Moment sehr brutal sein, seinem Ego direkt ins Auge zu blicken. Gleichzeitig wird mit dieser Erkenntnis Energie freigesetzt und ein Tor geöffnet. Zu mehr Mitgefühl und Toleranz mit sich selber? Oder der Erkenntnis, den Fokus zu verlagern auf das, was schön ist? Ich weiß es (noch) nicht. Ich weiß nur: Nach Regen kommt immer Sonnenschein. Das habe ich heute erlebt.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 64
- segunda-feira, 22 de janeiro de 2024 07:50
- ☁️ 19 °C
- Altitude: 214 m
Nova ZelândiaOkahukura38°47’46” S 175°13’23” E
Reise in die Vergangenheit
22 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☁️ 19 °C
Am nächsten Morgen frühstücken wir zusammen mit Sharon und Roger in der Scheune. Sie nehmen uns mit nach Ōwhango, und wir laufen von dort die Etappe nach Taumarunui, die wir vor ein paar Tagen wegen Starkregen übersprungen haben. Es ist brütend heiß und die Kilometer ziehen sich. Trotzdem schaffen wir die 26 Kilometer in 6 Stunden. Hungrig und durstig steuern wir direkt ins „Rusty Nail“, ein uriges Pub/Restaurant, und bestellen Steak und Burger. Gierig und ausgehungert schlingen wir das wirklich leckere Essen in uns rein, während wir Bier (Danny) und Weißwein (ich) dazu trinken.
Unsere Beine fühlen sich müde und schwer an. Wir brauchen eine Pause. Zum Glück haben wir ein paar Tage Zeit, bis unsere Kanu-Etappe auf dem Wanganui River beginnt. Die freie Zeit wollen wir nutzen, abseits vom Trail etwas zu erleben. Am besten etwas, das nichts mit wandern zu tun hat. Wir finden das perfekte Ausflugsziel. Wir wollen ins Hinterland des Hinterlandes, wollen entlang des Forgotten World Highways reisen und vergessene Orte besuchen.
Nicht einmal 24 Stunden später erfüllt uns der Veranstalter „Forgotten World Adventures“ genau diesen Wunsch, denn die Firma hat umgebaute Golf Carts, mit denen man auf einer stillgelegten Eisenbahnstrecke in dieses abgelegene Gebiet fahren kann.
Es ist ein unglaublicher Spaß. Wir steuern unser Wägelchen wie richtige Lokführer über die Schienen. Unsere Tour führt uns 82 km nach Südwesten, immer tiefer in eine vergessene Welt. Immer wieder halten wir an und erfahren von unserer Reiseführerin - die im Wagen vor uns fährt - die abenteuerlichsten Geschichten über die Orte am Rand der Strecke. Es sind Dörfer, die vor 100 Jahren durch die Eisenbahn und den Kohleabbau in der Region boomten, seit Jahrzehnten aber dahindarben. Oft wohnt dort nur noch eine Handvoll Leute, es gibt weder Geschäfte noch Kneipen, nur ein paar übrig gebliebene Häuser und dazwischen hier und da eine Farm.
Es ist eine Reise zurück in die Vergangenheit. Vor unseren Augen wird sie wieder lebendig. Neben vielen Geschichten bekommen wir auch selbstgebackene Kekse und Kuchen serviert, dazu frisch gepflückte Pflaumen und leckere Sandwiches. Letztere gibt’s in der verlassenen Bahnhofsstation von Tokirima. Sie steht mitten im Nirgendwo und ist nicht größer als eine Bratwurstbude. 500m entfernt ist eine alte Poststelle, die noch kleiner ist. Und daneben eine Schule, in die 12 Kinder gehen. Immerhin, die Schule ist noch offen, während die Bahnhofsstation und die Poststelle längst geschlossen sind.
Acht Stunden dauert unsere Fahrt über die Schienen. Wir durchqueren dabei mehr als 20 Tunnel (der längste misst über 1,5km) und fahren über unzählige Brücken. Geländer gibts meist keine, und unsere Golfcarts haben außer einem Hüftgurt auch keinen Schutz. In Deutschland wäre eine solche Fahrt allein schon wegen der Sicherheitsbedenken unmöglich (wie so vieles andere auch), aber hier in Neuseeland traut man sich und anderen mehr zu und liebt das Abenteuer - und wir lieben es auch.
Unsere Reise endet in Whangamomona. Der Ort hat 11 Einwohner und einen legendären Pub mit angeschlossenem Hotel. 1989 wurde dort die freie Republik Whangamomona ausgerufen. Der Grund: die elf Einwohner konnten sich bei einer Gebietsreform nicht entscheiden, zu welchem Distrikt sie gehören wollen und machten sich daraufhin selbstständig. Seitdem nennen sie sich Republik und wählen regelmäßig ihren eigenen Präsidenten. Das kann auch mal ein Schaf oder eine Ziege sein. Ganz wie in einer „richtigen“ Republik, mit „richtigen“ Politikern und Präsidenten.
Unser Schlafplatz ist die alte Fleischerei des Ortes. Die ist zwar seit 1970 geschlossen, wird aber als Unterkunft vermietet. Praktischerweise liegt sie direkt neben dem Pub. Und noch praktischer ist es, dass der Mann unserer Vermieterin (ein Farmer) heute Geburtstag hat und im Pub feiert. Es dauert nicht lange, da sind wir Teil der einheimischen Trinkgemeinschaft und lernen viel übers Schafe scheren, die Herstellung von Manuka-Honig (der wird in diesen entlegenen Winkeln in großen Mengen produziert) und über das Leben im Hinterland allgemein.
Und während wir in diesem Pub sitzen, trinken und reden und hören, da merken wir, dass wir nicht nur in die Vergangenheit gereist sind, sondern uns auch in einer ganz anderen Welt befinden. Deutschland und Leipzig scheinen unendlich weit weg. Whangamomona, dieses entlegene Fleckchen Erde, mit seinen hart arbeitenden Schäfern und seinen trinkfesten Farmern, ist uns in seiner raubeinigen Herzlichkeit dagegen ganz nah.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 65
- terça-feira, 23 de janeiro de 2024 14:39
- ☁️ 22 °C
- Altitude: 176 m
Nova ZelândiaWaiau Stream39°1’51” S 174°48’6” E
Lost in Tahora
23 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☁️ 22 °C
Heute setzen wir der Abgeschiedenheit noch einen drauf: Wir laufen 19 Kilometer von Whangamomona nach Tahora, ein Dorf, das ebenfalls am „Forgotten Highway“ liegt. Mobilfunk gibt es hier nicht. Nur ein paar Häuser und eine alte Gemeinschaftshalle, die früher sehr belebt war. Dort wurden Geburtstage und Dorffeste gefeiert oder einfach nur Badminton gespielt. Heute wird sie vor allem über AirBnB vermietet an Touristen, die sich diesen Spaß einmal geben wollen. Mit den Einnahmen finanzieren die Dorfbewohner den Unterhalt der Halle.
Danny hat diese „Perle“ bei seinen Recherchen zum „Forgotten Highway“ entdeckt. Ich war sofort fasziniert von der Idee, mit ihm in dieser Halle zu übernachten, durch die Überreste des Dorfes zu laufen und mit ihm am Abend im wahrscheinlich abgeschiedensten Ort von Neuseeland Badminton zu spielen.
Schon das Ankommen in Tahora empfinden wir sehr speziell. Am Ortseingangsschild lesen wir, worauf wir uns eingelassen haben: „Welcome to Tahora. You’re lost“ (Willkommen in Tahora. Hier bist du verloren). Im Gegensatz zu Whangamomona wirkt der Ort eher einfach, und das ist noch sehr vorsichtig ausgedrückt. Wir laufen an Häusern vorbei, die dringend mal wieder eine Renovierung benötigen und vor allem eine Entrümpelung. Wenn der Schuppen im Garten droht, einzufallen, baut man hier einfach einen neuen daneben. Der alte bleibt trotzdem stehen.
Wir laufen zu Tamara, unserer Vermieterin. Ihre Kinder heizen abwechselnd mit einem Mini-Quad über den Rasen. Es riecht nach Benzin. Mindestens 4 Hunde unterschiedlicher Rassen kommen auf uns zugerannt. David, ein stürmischer und wilder Labrador, haut mich dabei fast um. Aber alles gut, ich lebe noch.
Tamara gibt uns den Schlüssel zur Halle und ein paar Minuten später öffnen wir ein weiteres Tor in die Vergangenheit und stehen in der Tahora Hall, die 1924 gebaut wurde. Erster Eindruck: Wow! Wie cool! An den Wänden hängen Erinnerungs-Fotos aus alten Zeiten. Unvorstellbar, dass hier mal der Bär gesteppt hat. Wir schauen uns um und entdecken die Badminton-Schläger. Aber erstmal kochen wir uns Nudeln in Tomatensoße mit Parmesan aus der Tüte. Danach machen wir einen Rundgang durchs „Dorf“. Bei Tamara können wir das WLAN nutzen. Sie zeigt uns, was sie alles angebaut hat, um möglichst weitestgehend von Selbstversorgung zu leben. Noch schnell ein Abstecher zum alten Friedhof und dann…sind wir bereit für unser großes Badminton-Match: Charlotte gegen Danny
Wir haben unglaublich viel Spaß, jagen uns gegenseitig von einer Ecke in die andere und versuchen den anderen, mit Schmetter-Bällen zu schlagen. Am Ende sind wir erschöpft und außer Atem. Ich weiß nicht, wann wir das letzte Mal so viel zusammen gelacht haben. Vielleicht sollten wir öfter mal eine Wanderpause einlegen. Es hat sich jedenfalls sehr gut angefühlt, sich nach Tahora zu „verirren.“.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 66
- quarta-feira, 24 de janeiro de 2024 16:16
- ☁️ 21 °C
- Altitude: 179 m
Nova ZelândiaWhanganui River38°52’59” S 175°15’57” E
Abenteuer auf dem Whanganui River
24 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☁️ 21 °C
Was bin ich aufgeregt: Heute endlich geht unsere Kanu-Tour auf dem Whanganui River los. Obwohl es sich um eine Flussreise handelt, ist die Etappe mit knapp 120 km Teil des Te Araroa Trails. Gestern Abend haben wir extra dafür noch 3 Steaks (Danny zwei, ich eins) im „Rusty Nail“ gegessen. Erstens, um Kraft und Energie zu haben und zweitens, weil wir die nächsten Tage wieder nur die übliche Wander-Nahrung zu uns nehmen können und da wollten wir noch ein letztes Mal schlemmen.
Treffpunkt ist 6:45 Uhr beim Kanu- und Bootsverleih. Damit wir zu dieser unchristlichen Zeit pünktlich auf der Matte stehen, haben wir gleich dort im Mehrbettzimmer im Doppelstock-Bett geschlafen. Das war sehr speziell und ich habe mich an meine früheren Klassenfahrten erinnert.
Schnell verstauen wir unsere letzten Habseligkeiten in den Tonnen, die gleich mit aufs Boot kommen. Die große Frage: Handy mit in die wasserdichte Tonne legen oder am Körper tragen? Da ich panische Angst habe, wir könnten kentern und alles inklusive Handy wird nass, verstauen wir unsere mobilen Endgeräte sicherheitshalber in den Tonnen.
Ein weiteres Mal nehmen wir an der Sicherheitsunterweisung teil. Der Raum ist brechend voll. Diesmal finde ich es schon weniger aufregend als beim ersten Mal. Der Trainer macht die gleichen Witze an den gleichen Stellen. Es gibt Kaffee aus der Barista-Maschine und selbstgebackenes Brot. Wir bekommen Schwimmwesten, werden in Gruppen eingeteilt und schon sitzen wir im Bus nach Whakahoro, von wo unsere Kanu-Tour startet.
Vor Ort herrscht ein ganz schönes Wooling. Alle helfen mit, die Kanus und Tonnen vom Hänger zu laden. Ein Glück ist alles gut beschriftet, denn ich habe schon befürchtet, dass unsere Tonnen bei anderen auf dem Boot landen und die dann meinen leckeren Käse und die Kräcker essen. Wir bekommen verschiedene Seile, ein Ersatzpaddel und eine Schöpfkanne. Jetzt sollen wir alle Tonnen fest mit dem Kanu verzurren. Das überfordert uns. Aber nur kurz, denn schnell zeigt uns ein Mitarbeiter der Kanu-Firma wie man es richtig macht. Plötzlich muss ich vor lauter Gewusel aufs Klo. Sowas gibt’s hier aber nicht und außerdem steigen alle schon in ihre Kanus ein. Kurz entschlossen, renne ich die Straße hoch und hocke mich schnell an eine Ecke. Wenn jetzt ein Auto kommt, bin ich restlos verloren. Es kommt keins und erleichtert renne ich zurück. Schnell noch ein letztes Foto und dann sitze ich auch schon vorn und Danny hinten. Ein kurzer Schubs und wir schippern los.
„Wer vorn sitzt, ist der Motor und wer hinten sitzt, ist der Steuermann“ - so hat es uns der Trainer erklärt. Das eine geht nicht ohne das andere. Alles gut und schön, wären da nicht diese gemeinen Stromschnellen, „rapid“ genannt auf Englisch. Die ersten Minuten laufen noch recht entspannt und wir gleiten mit der Strömung sanft flussabwärts. Doch dann höre und sehe ich es schon plätschern. Wie in der Unterweisung gelernt, presse ich meine Knie nach außen und beuge mich nach vorn. Und dann - platsch! bekomme ich auch schon einen Schwall Wasser ins Gesicht. Danny schreit von hinten „rechts!“ oder „links!“. Ich werde hektisch, verliere fast mein Paddel und verwechsle die Seiten. Klatsch! Die nächste Welle schwappt über den Bug, meine Hose und Unterhose sind komplett nass. An dieser Stelle bin ich eigentlich schon im wahrsten Sinne des Wortes durch. Ich möchte aussteigen. Dankeschön. Auf Wiedersehen. Die Weiterfahrt bitte ohne mich.
Geht aber nicht, denn es ist keine Anlegestelle in Sicht und der Fluss treibt unser Boot gnadenlos weiter. Ich schimpfe, fluche und jammere leise vor mich hin. 4 Tage soll dieses „Spektakel“ gehen. Dabei ist Wasser - im Gegensatz zu Danny - doch gar nicht mein Element. Der jubelt sich von Stromschnelle zu Stromschnelle und hat natürlich den Spaß seines Lebens hinter mir. Klar, er kriegt auch nicht das ganze Wasser in die Gusche wie ich. Außerdem wippt das Kanu vorn viel mehr als hinten.
Die ersten Stromschnellen sind geschafft, der Fluss wird ruhiger und im Sonnenlicht offenbart er die einzigartige Schönheit der buschbewachsenen Täler und abgelegenen Hügel. Wir fahren an Enten und Gänsen vorbei, Wasservögel flattern vor unseren Augen davon und erheben sich stolz in die Lüfte. Es ist ein weitestgehend naturbelassenes Paradies, in dem ich mich hier befinde.
Spät am Abend kommen wir an unserem Campingplatz an. Die Anlegestelle ist schmal, es gibt nicht viel Platz zum Aussteigen. Da der Fluss durch Regen pro Stunde bis zu einem halben Meter anschwellen kann, liegt der Campingplatz sehr hoch. Ein glitschiger Trampelpfad und ausgewaschene Treppenstufen führen nach oben. Wir schleppen unsere 7 schweren Tonnen hinauf und sind danach fix und foxi. Die 1.5 Liter Flasche Cola trinken wir noch am selben Abend aus. Sie sollte eigentlich für 4 Tage reichen. Ok, das war etwas naiv. Nach und nach treffen die anderen Te Araroa (Wasser-)Wanderer ein, die mit uns im Kanu gestartet sind. Wir sitzen zusammen am großen Holztisch, tauschen Erlebnisse aus und teilen unser Essen. Irgendwann verschwinden wir alle in unsere Zelte. Nachdem die Geräusche vom Auf- und Zuziehen sämtlicher Reißverschlüsse verstummt sind, höre ich nur noch das Rauschen des Flusses und die Stimmen der Vögel. Noch ein bisschen spüre ich das Schaukeln des Kanus. Es wiegt mich in den Schlaf.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 68
- sexta-feira, 26 de janeiro de 2024 11:48
- ⛅ 21 °C
- Altitude: 100 m
Nova ZelândiaMaringana39°16’17” S 174°58’20” E
In den Stromschnellen
26 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ⛅ 21 °C
Heute machen wir einen Ausflug. Also eigentlich ist diese ganze Reise ja ein Ausflug, aber heute haben wir alle noch ein besonderes Ziel: Die „Bridge to nowhere“ (Brücke nach Nirgendwo“). Ich finde, das klingt voll spannend und freue mich darauf, loszupaddeln. Ein paar Stromschnellen weiter sind wir auch schon da. Das „Ufer“ ist eine Steinmauer, die ein paar Aushöhlungen hat. Wir klettern hoch und binden unser Kanu fest. Der Weg bis zur Brücke wird mit 40 Minuten durch den Urwald angegeben, Danny ist allerdings mal wieder im Turbo-Modus. Man merkt, dass seine Beine Pause hatten und sich nach „Arbeit“ sehnen. Deshalb sind wir keine 30 Minuten später bereits am Ziel. Die „Bridge to nowhere“ ist eine Betonbrücke über dem Mangapurua Stream und komplett von Urwald umgeben. Sie ist das Überbleibsel einer gescheiterten Besiedlung und führt zu beiden Seiten ins „Nirgendwo“ - oder in den Urwald.
Die restliche Flussfahrt verläuft ziemlich ruhig, so dass sich Steuermann Danny auch mal zurücklehnen kann. Reicht ja, wenn eine rudert. Unser heutiger Campingplatz heißt Ngaporo und liegt direkt hinter einer Stromschnelle, die es in sich hat, wenn man sie nicht im richtigen Winkel ansteuert. Danny wird gerade noch im letzten Moment wach und reagiert blitzschnell. Voll Karacho steuern wir das Ufer an und gleiten hinauf. Wir kommen schnell ins Gespräch mit zwei älteren Herren. Einer erzählt uns, dass es seine 48. Kanu-Fahrt auf dem Whanganui-River ist und lädt uns spontan zum Abendessen ein. Nach und nach bekommen wir mit, dass er zu einer größeren Freundesgruppe gehört, die sich 1 mal im Jahr trifft, um gemeinsam Kanu zu fahren. Alle sind schon längst in Rente und dennoch begeistert sie das gemeinsame Hobby. Sie kennen gefühlt jede Stromschnelle in- und auswendig. Freudig erregt erzählen sie uns, was morgen auf uns zukommt: Die Fifty-Fifty-Rapid. 50% der Kanufahrer scheitern hier und kentern oder fallen aus dem Boot. „Und wenn ihr nicht kentert, dann fahrt ihr danach ans Ufer, klettert hoch, lauft zurück und springt von oben in die Stromschnelle rein“, sagt eine ältere Frau zu uns, die ebenfalls Teil der Freundesgruppe ist. Ich kann es kaum glauben, wie fit die alle in diesem Alter noch sind und wie unbeschwert und fröhlich sie sich den Launen des Flusses hingeben.
Am nächsten Morgen wache ich mit einem mulmigen Gefühl auf. Fifty-fifty-Rapid, das geht bestimmt nicht gut aus für mich. Ich sehe mich schon ins Wasser fliegen. Es regnet leicht und alles ist klamm. Meine Laune sackt in den Keller. Da fällt mein Blick auf die Kanu-Rentner-Gruppe. Sie frühstücken entspannt am Holztisch im Nieselregen, lachen, schnattern und essen ihren Porridge. Das Wetter scheint ihnen überhaupt nichts auszumachen. Ich bin total baff und gleichzeitig sehe ich an ihrem Verhalten, was ich schon wieder für eine Miesepetra bin. Also Schalter umlegen.
Wir packen ruckzuck unsere Siebensachen zusammen, verstauen die Tonnen und legen kurz nach den Kanu-Rentnern ab. Schnell haben wir sie eingeholt und überholt. Schade, ich wollte doch beobachten, wie sie durch die Fifty-fifty-Rapid paddeln. Nun sind wir die Ersten. Aber wann genau kommt diese Stromschnelle? Wir wissen es nicht genau. Wir paddeln und der Fluss wird wilder. Von Weitem sehe ich es schon plätschern und die Wellen schlagen. Ist sie das? Wir kommen näher und näher, ich gehe wieder in Deckung, und als wir drin sind, ziehe ich voller Kraft das Ruder durch‘s Wasser, während Danny hinten das Kanu lenkt. Dreimal wippt das Kanu durch die Wellen, dreimal kommt ein Wasserschwall reingeschossen. Aber ich lasse mich nicht ablenken und paddele, als gebe es kein Morgen. Dann sind wir durch. Es ist eine Menge Wasser im Boot gelandet, aber Danny ist schon am Schöpfen. Sollte es das gewesen sein? Ganz so schlimm wie befürchtet war es nicht. Die nächsten Stromschnellen meistern wir ebenfalls. Kurz vor Pipiriki wird es nochmal spannend. Der Fluss wirkt hier fast wie ein wogendes Meer. Danny schreit als Steuermann seine Kommandos, ich kreische und gebe alles. Das war heftig. Aber egal, Hauptsache, nicht gekentert.
Ich bin gerade dabei, mich zu beruhigen, da kommt Danny auf eine - Entschuldigung - hirnverbrannte Idee: Er will sich wie das Kanu durch die Stromschnelle treiben lassen und ich soll es auf Video festhalten. Ich habe keine Zeit, ihm Einhalt zu gebieten. Er ist schon am Ufer zurückgeklettert und läuft barfuß auf den glitschigen Steinen in die Mitte des Flusses. Plötzlich ein Schrei. Er hat sich den großen Zeh an einem Stein aufgeschrammt. Soll ich jetzt helfen oder filmen? Da wirft er sich auch schon laut tobend und voller Jubel in die Stromschnelle rein. Ich sehe nur seinen Kopf auf und ab vorbeisausen und bete, dass er nicht von einem im Wasser liegenden Ast aufgespießt wird. Zum Glück endet seine Aktion ohne Hals- und Beinbruch, und die Fleischwunde am Zeh fällt in die Kategorie „Selbst schuld!“
Wir sind inzwischen ein richtig gut eingespieltes Team und kommen dadurch schnell voran. Abends sind wir die Ersten in der Downs Hut, eine Hütte im Wald mit 5 Betten. Die anderen Te Araroa Wanderer wollen hier heute Abend auch übernachten. Ich fürchte, wir müssen kuscheln, damit wir hier alle reinpassen. Wieder haben wir Glück. Es kommt keiner mehr. Wir bleiben allein in der abgelegenen Hütte mitten im Urwald über dem Whanganui River. Wie romantisch! Nur nachts schleicht sich ein Opossum heran und springt auf unsere Tonnen, die draußen stehen. Ich kreische auf, aber Danny beruhigt mich und sagt, es sei alles sicher verschlossen. Ein wenig unheimlich sind diese Geräusche dann aber doch.
Am nächsten Morgen werden sie wieder von den vertrauten Geräuschen der ins Wasser stechenden Paddel abgelöst. Wir sind wieder auf dem Weg. Wegen des einsetzenden Regens entscheiden wir uns kurzerhand, die beiden letzten Etappen zu einer großen zusammenzufassen und schaffen die verbleiben 45 km bis Whanganui in 7 Stunden - und das, obwohl wir ein gutes Stück des Weges gegen die einströmende Flut anpaddeln. Klitschemadennass kommen wir an, machen noch schnell ein Foto der Wegmarke (1.370 km), packen eilig im Regen unsere Sachen aus den Tonnen zurück in unsere Rucksäcke und bekommen im Holiday-Park die letzte freie Cabin - mit eigener Dusche und WC. Aus dem Paradies der Natur sind wir zurück im Paradies der Zivilisation.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 72
- terça-feira, 30 de janeiro de 2024 14:34
- ⛅ 23 °C
- Altitude: 8 m
Nova ZelândiaWhangaehu River40°2’40” S 175°6’13” E
Treibholz
30 de janeiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ⛅ 23 °C
Ein Hoch auf die Frauen! 3 x müssen wir wegen der großen Hauptstraßen (zu langweilig und zu gefährlich) heute jeweils ein kurzes Stück „hitchen“ (also trampen), und 3 Mal halten Frauen an. Eine Privat-Lehrerin für Vorschulkinder, eine pensionierte Kunstlehrerin und zwei junge Frauen aus Uruguay (eine von beiden wohnt hier in Neuseeland).
Nach einer laaangen Pause für die Beine laufen wir heute gute 20km nach Koitiata, ein Ort am Turakina Beach, unterhalb von Whanganui. Er ist der Mittelpunkt des längsten und sich stets verändernden Sand-Dünen-Systems von Neuseeland, welches sich über 130 Kilometer erstreckt. Durch den Wechsel von Ebbe und Flut wird das Holz immer weiter nach Süden gespült.
Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Treibholz am Strand gesehen. Es ist faszinierend und gespenstisch zugleich. Der ganze Strand ist kilometerweit damit übersät. Es wird von den Flüssen aus den Bergen mitgebracht, die sich ihren Weg bis ins Meer schlängeln. Manche Baumstämme liegen da wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten, glattgeschmirgelt oder ausgehöhlt vom Salzwasser. Das Ergebnis sind teilweise richtig künstlerische Skulpturen. Ich bin fasziniert über diesen Kreislauf.
Kurz bevor wir den Campingplatz erreichen, müssen wir noch einen Fluss überqueren, den Turakina River. Bis zum anderen Ufer ist es nicht weit. Aber es ist gerade Flut und an ein Rüberkommen nicht zu denken. Danny läuft den Fluss entlang bis zu seiner Mündung ins Meer. Ich will nicht so weit laufen und lieber warten, bis die Flut vorbei ist. Da sitze ich nun auf einem Stück Treibholz und schaue aufs andere Ufer. Danny ist am Horizont kaum noch zu erkennen. Ich weiß nicht, ob das Wasser wirklich sinkt im Fluss. Danny jedenfalls will nicht warten und kämpft sich an der Flussmündung durch die Fluten. Das Wasser ist nur knapp hüfttief, aber die Strömung ist stark. Danny schafft es, rüberzukommen, und wenig später stehe auch ich an der Stelle. Danny kommt zurückgewatet und hilft mir ans andere Ufer. Guter Danny! So ein Fährmann, der einen heil und sicher ans andere Ufer begleitet, ist gar nicht so übel.
Als wir in Koitiata ankommen, setzen wir uns auf eine Bank und wollen gerade unsere Schuhe wieder anziehen, als uns eine Frau mit langen blonden, lockigen Haaren anspricht. „Herzlich willkommen in Koitiata“ sagt sie freundlich. Danny fragt sie, ob es hier ein Lebensmittelgeschäft gibt. „Ich bin das Lebensmittelgeschäft. Was braucht ihr?“ Danny hätte gern ein Bier. „Ich trinke kein Bier“, sagt die Frau. „Aber Wein. Wie wäre es mit einem Glas Wein? Ihr könnt auch gern mit uns zu Abend essen.“
Wow - wir sind keine zwei Minuten in diesem kleinen Örtchen und werden gleich zum Abendbrot von Einheimischen eingeladen. Wie krass ist das bitte? Und schon sitzen wir bei Antipasti und Weißwein mit Shona und Ian zusammen und reden, als würden wir uns ewig kennen.
Ihr Wohnzimmer wirkt wie ein Sammler-Paradies. In jeder Ecke und an jeder Wand gibt es unzählig viele Regale mit Sammel-Artikeln: Flaschen, Figuren, Skulpturen, Vasen, Gemälde, Stühle usw.. Bei Wein und Käse stellt sich heraus, dass sie Antiquitätenhändler sind und zu den besten Neuseelands gehören. Sie reproduzieren sogar antike Stücke, so dass man danach das Duplikat vom Original nicht mehr unterscheiden kann.
Shona gibt uns ihren Kontakt und begleitet uns noch zum Zeltplatz, der fast neben ihrem Haus liegt und vom Dorf betrieben wird. Wie so oft hier in Neuseeland gibt es eine Kasse des Vertrauens, und für umgerechnet gerade mal 5,50€ haben wir einen Zeltplatz, Dusche, Toiletten und frisches Wasser. Perfekt! Shona erklärt uns noch, dass wir uns unbedingt melden sollen, wenn wir Hilfe brauchen oder irgendwelche Probleme haben. Wir verabschieden uns herzlich und machen uns an den Zeltaufbau. Sofort werden wir von einem Ehepaar mit Campervan angesprochen. Binnen Minuten entsteht nicht nur ein Gespräch zu ihnen, sondern auch zu anderen Campern. Einer schenkt uns spontan eine Avocado, andere bieten uns heißes Wasser für Kaffee oder Tee an. Als wir unser Geschirr abspülen, sind wir nach ein paar Minuten ein bunter Haufen von Menschen, die sich angeregt unterhalten, ausfragen und austauschen. Jeder quatscht mit jedem. Alle sind entspannt, alle wirken glücklich und zufrieden.
So schlafen wir ein, so wachen wir auf. So geht der Tag am Turakina Beach weiter. Wir treffen Jenny und Terry, ein Rentner-Ehepaar aus dem nahegelegenen Städtchen Feilding. Sie angeln am Strand und haben ihr Quad in der Nähe eines dicken Baumstammes geparkt. Ihr Hund Beesley rennt auf uns zu und wedelt freundlich mit dem Schwanz. Wir kommen ins Gespräch und wieder scheint es, als wären es gute Freunde, die man plötzlich wieder getroffen hat.
Wir haben den Strand schon längst verlassen und laufen wieder auf Asphalt. Es ist heiß und die Straße wirkt wie ein Ofen. Wir haben schon wieder gute 20km in den Knochen. Plötzlich hören wir das Geräusch eines Fahrzeugs. Es wird langsamer und stoppt neben uns. Es sind Jenny und Terry, das Rentner-Ehepaar, das wir vor ein paar Stunden am Strand getroffen haben. „Können wir euch ein Stück mitnehmen?“
Bis nach Bulls sind es nur noch wenige Kilometer, aber auf dem heißen Asphalt macht das Wandern einfach keinen Spaß. Wir springen hinein ins klimatisierte Auto. Beesley wedelt vergnügt mit dem Schwanz und gibt uns einen feuchten Hunde-Kuss.
In Bulls steigen wir aus und gehen…na…wer errät es? Genau, ins „La Bull“ Restaurant. Der Ort macht viel Werbung mit seinem Namen und versucht dadurch, mehr Touristen anzuziehen. „UnforgettaBull“ bleibt unser Besuch im Restaurant: Omelette, Muffin, Cappuccino, Limo und Bier retten uns erstmal über den Nachmittag.
Heute Abend übernachten wir bei Mike und Jo. Sie sind Trail-Angel und haben ein großes schönes Grundstück mit Hühnern, Hunden, Gänsen und einer Schildkröte. Wir bekommen eine kleine Holzhütte und haben eine Dusche und ein Bio-WC. „Wollt ihr mit uns Abendbrot essen? Wir machen heute BBQ. Es gibt Steak“. Das lässt sich Danny nicht zwei Mal sagen. Und so sitzen wir wenig später mit Jo und Mike zusammen, essen Steak mit Gemüse und schwatzen über alles Mögliche. Später bekommen wir noch frische Eier, Tee und selbstgebackene Kekse als Betthupferl.
Die Gastfreundschaft der Neuseeländer kennt keine Grenzen. Wir sind jedes Mal so überrascht und überwältigt. Gleichzeitig sehen wir daran aber auch, wie reserviert, voreingenommen und misstrauisch wir Deutschen sind. Wir möchten gern ein Stück Neuseeland-Spirit mit nach Hause nehmen und dort verbreiten. Es ist so leicht, jemandem einfach nur ein Lächeln zu schenken und zu fragen, wie der Tag war. Es sind diese kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen.Leia mais
- Exibir viagem
- Adicionar à lista de metasRemover da lista de metas
- Compartilhar
- Dia 74
- quinta-feira, 1 de fevereiro de 2024 11:37
- ☀️ 23 °C
- Altitude: 53 m
Nova ZelândiaOhakea40°11’58” S 175°24’41” E
Nix als Straße
1 de fevereiro de 2024, Nova Zelândia ⋅ ☀️ 23 °C
Der Te Araroa Trail läuft auch immer mal wieder an Straßen entlang: Kleinere Straßen, größere Straßen und manchmal sogar direkt auf dem Highway. Das Laufen auf einer Straße hat durchaus Vorteile: Man kommt schlicht und ergreifend schneller voran als wenn man zum Beispiel durch einen zugewachsenen Pfad im Urwald läuft.
Trotzdem ist es anstrengend, wenn man kilometerweit auf brütend heißem Asphalt läuft. Die Füße brennen und sind schwer, als hätte man Briketts unten dran geklebt. Als Wanderer laufen wir am Straßenrand, um dort möglichst sicher vor den vorbeifahrenden Autos zu sein. Dort herrscht aber meistens ein Quergefälle, wodurch die Beine ungleich belastet werden, was zu Schmerzen führen kann.
Manchmal „hitchen“ (trampen) wir diese Etappen oder zumindest Teilstücke aus den o.g. Gründen. Aber heute entscheiden wir uns bewusst dafür, die zu laufen. Warum? Weil man sich nicht immer nur die Rosinen vom Trail rauspicken kann. Außerdem wollen wir uns für das Straßen-Laufen belohnen. Mit Essen :-) Der Gedanke an eine warme Mahlzeit und ein kühles Getränk zündet bei mir den Turbo an. Trotzdem zieht sich die Strecke wie Kaugummi und der teilweise durch die Sonne geschmolzene Asphalt klebt geradezu an unseren Schuhen.
Nach 23 Straßen-Kilometern kommen wir in Fielding an. Meine Füße kochen, sind geschwollen und ich habe das Gefühl, die Schuhe sind mindestens zwei Nummern zu klein.
Wir landen in der „Focal Point Coffee & Wine“ Bar. Danny bestellt sich eine Pizza und ich einen sehr leckeren Jungle Salat.
Satt und zufrieden überlegen wir, wie wir von Fielding nach Palmerston North kommen. 16 Kilometer Straße müssten wir bewältigen. Die Versuchung, zu hitchen, ist einfach zu groß. Wir heben unseren Arm und wenig später hält ein junges Paar an und nimmt uns mit nach Palmerston North. Eine leckere Rosine, die wir uns da rausgepickt haben. Aber wir wissen, der nächste Straßenkilometer kommt bestimmt und den laufen wir dann wieder. Allein schon wegen der leckeren Belohnungen danach.Leia mais


























































































































































































































































