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- Ahad, 12 Mei 2019 7:00 PTG
- ⛅ 14 °C
- Altitud: 36 m
JermanPoll50°54’12” N 6°59’24” E
Los geht's

Und dann ging es endlich los... heute früh um neun war die Zeit des Abschiednehmens vorbei, und die Reise begann... Und ich bin glücklich: Es ist da, das lang vermisste Reisefieber! Bei wunderbarem Wetter, erst mal durch vertraute Gefilde, und eine nette Eskorte hatte ich zwischendurch. Habe nach siebzig ersten Kilometern aus Rücksicht auf meinen Hintern schon Schicht gemacht, bin aus nostalgischen Gründen doch auf dem Campingplatz der Stadt Köln eingekehrt, statt mich irgendwo am Rheinufer in die Büsche zu schlagen, und hab noch etwas auf die Silhouette der Domstadt geschaut, die ja lang mein zuhause war. Die Sieg und die Eder geht‘s die nächsten Tage lang, dann Richtung Harz und in die Hauptstadt... Und hin und wieder lass ich hier von mir hören.Baca lagi
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- Sabtu, 18 Mei 2019 8:37 PG
- ⛅ 10 °C
- Altitud: 246 m
JermanEsten-Berg51°10’21” N 8°53’21” E
An der Werra

Mein Warmshowers-Gastgeber von heute Nacht ist gestern ein Brevet von 400 km gefahren - dagegen sind meine 590 der ersten acht Tage natürlich läppsch, aber er ging heute früh auch deutlich krummer als ich, obwohl ca. 15 Jahre jünger. Ich durfte in Kassel im Garten einer netten Radfahrerfamilie übernachten, wunderbar unkompliziert.
Eine Woche... und schon ist das Zeitgefühl beinahe weg. Es fühlt sich anders an als Urlaub. Ich hab das Gefühl die Menschen begegnen mir anders, vielleicht sende ich auch anders aus... Ich werde so viel angestrahlt, ob’s am beladenen Rad liegt, den blauen Augen (das wär ja schön ;-)), oder doch daran, dass ich bei ordentlich Fahrtwind vermutlich aussehe wie Pumuckel, der in ne Steckdose gepackt hat.
Viele Lebensgeschichten. Viele Menschen im Umbruch und voller Sehnsüchte...
Ich hab an nem verschwiegenen Siegufer campiert, bei Radlerin Rena im Arbeitszimmer, die schon quer durch Canada und die Westküste der USA runtergefahren ist, eine beeindruckende Kochbuchsammlung hat und mich mit Spargel verwöhnte, auf nem Zeltplatz voller Angler, was vom Aufmerksamkeitsgrad ein bisschen so war wie als Frau Maschinenbau zu studieren... dort hab ich vor lauter Besuch am Zelt das Essenkochen irgendwann aufgegeben. Immerhin bekam ich Bier spendiert.
Gastfreundschaft in Deutschland ist ein interessantes Thema. Es gibt so viel Offenheit und Hilfsbereitschaft, gestern hat mich ein Rennradfahrer ne halbe Stunde quer durch Kassel gelotst. Nun trag ich aber auch weder Vollbart noch Kopftuch...
Habe heute halblang gemacht (Knie und Hintern sagen danke), bin an der Werra hinter Hann. Münden und will gleich entscheiden, wie es denn weiter geht. Die Option ‚Scheiss doch auf Berlin‘, anders als die ursprünglich geplante Route, steht im Raum, ich habe ein nettes Angebot in Tschechien, ein paar Tage für eine Frau ein Häuschen in den Bergen und zwei Katzen zu hüten, und eventuell eines in Polen, fast da wo mein Opa aufgewachsen ist - eine polnische junge Familie, die einen Selbstversorgerhof aufbaut, ich könnte mit der Tochter Englisch üben und zugleich ein paar Brocken Polnisch lernen, wenn ich da ne Woche bleibe. Ist mir beides eher zugeflogen, Internet vernetzt halt.
Denke deshalb aktuell darüber nach, den geplanten Schlenker über Berlin bleiben zu lassen und ab morgen direkter östlich zu fahren... Erfurt, Leipzig vielleicht... kenne so wenig im Osten, muss es mir später noch auf der Karte anschauen.
Auch wenn’s nicht schlecht war/ist, erstmal hier durchs eigene Land zu radeln, und deutsche Flussauen echt schön sind, ist die Neugier auf Unvertrauteres schon da.
Und ich merke jeden Tag, wie stark dieser Drang doch noch ist, Dinge zu entscheiden, statt erst mal fliessen zu lassen, immer vorauszuplanen, Sicherheiten zu schaffen, den Deckel drauf zu machen... mal sehen, wann das nachlässt...
Ansonsten ist das gefährlichste auf Reise gerade mein Hang zu ‚Pasta Wegesrand’ trotz spärlicher Botanikkenntnisse, wobei Bärlauch und Taubnessel wohl safe sind.
Spannendere Reiseberichte als ‚ich bin an nem Pausentag auch ein Stück Rothaarsteig gegangen‘ demnächst.
Ich danke der kalten Sophie, die mich ein paar Nächte in Armen hielt, dass sie jetzt in Sommerschlaf gegangen ist!
Ich entschuldige mich beim Siegerland, ein ganzes Studium lang hab ich ignoriert, wie schön die Natur rundherum war/ist!
Die ersten fast lauen fast Sommernächte machen Lust auf mehr!
Kuckuck früh um fünf ist romantisch... noch schöner, wenn er dann halbsechs endlich fertig ist mit kuckkucken!
Take care, AnnaBaca lagi

PengembaraDas hört sich alles ganz toll an,so wird es bestimmt auch weitergehen...pass auf Dich auf,wir freuen uns auf Deinen nächsten Bericht😘

PengembaraDanke für den wundervollen Reisebericht Deiner ersten Woche, wir fiebern weiter mit und drücken Dich ganz fest, auf weitere tolle Begegenungen und plattenfreie Fahrt :)

PengembaraHey.schön geschrieben. Als ich deinen Text las hatte ich das Gefühl, du sitzt mir im Büro gegenüber und erzählst von deiner letzten Tour. Schreibe weiter. Freue mich auf Mehr.
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- Selasa, 21 Mei 2019 2:23 PTG
- 🌧 16 °C
- Altitud: 235 m
JermanErbstrom50°57’32” N 10°23’27” E
Voll mein Tag heute...

... nee, war trotzdem gut. Und nicht so nass wie gestern 🤪 Grüße aus Erfurt, schön dass Ihr mich begleitet!

PengembaraWünsch Dir barrierefreies Weiterradeln und vielleicht einen Ruhetag in Erfurt? Bemühen uns um besseres Wetter und essen den Teller immer leer, lieben Gruß:)
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- Rabu, 22 Mei 2019 2:42 PTG
- ⛅ 13 °C
- Altitud: 142 m
JermanWenigenjena50°56’14” N 11°36’30” E
Ich lieg nur so rum...

Ich lieg nur so rum im Gras vorm Zelt und tu nix und die Sonne scheint, in Jena.
Ich lieg rum und warte, bis die Ameisen ihre Strasse quer über mich drüber gebaut haben, weil diese doofe Riesenfrau blöd im Weg liegt und nicht aufsteht und zu schwer ist zum Abtransport.
Der Spähertrupp kitzelt auf dem Oberarm.
Ich verscheuch ihn nicht und warte und lieg nur so rum und hör den Vögeln zu.
Ich denk nicht nach.
Nicht über Buchenwald, oder den Schilderwald zur Europawahl.
Nicht ob die Werra immer noch Grenzfluss ist.
Über das ‚ihr und wir‘, das ich doch gar nicht denken möchte. Die mit NPD Plakaten zugepflasterten Vororte von Eisenach bis Gotha, durch die ich gefahren bin. Wo einem diese ‚Wir bauen uns ein neues Europa‘-Sandkastenkampagne irgendwie albern vorkommt. Bienenköniginnen und Schwesterlichkeit vs. Schutzzonen und Migration tötet...
Ich lieg nur so rum und schau in den Europablauen Himmel. Seit Erfurt frisch getüncht und wieder im grünen Bereich. Ich glaub Jena ist ne coole Stadt.
Morgen dann doch Kultur und das neue Bauhaus-Museum, dann der Saale-Radweg, nur für sportlich ambitionierte Radfahrer sagt das Fremdenverkehrsamt Thüringen.
Vielleicht sollte ich noch ein bisschen nur so rumliegen vorher. Dabei denk ich grad schon drüber nach, ob ich was mir durch den Kopf weht nicht mal eben aufschreibe... Nur so rumliegen muss ich wohl nochmal üben...Baca lagi

PengembaraOch, vielleicht mal ne Fahrradtour, Wetter soll ja gut sein 😉 Gewählt ist schon 🙃

Übe noch ein bisschen das Rumliegen und schreibe uns weiter so schöne Ich-denk-grad-drüber-nach-Geschichten. Schönen Gruß an die Ameisen, auch die wachsen mit ihren Aufgaben und hoffentlich Europa auch. Wir denken an Dich!
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- Rabu, 29 Mei 2019 11:07 PTG
- ⛅ 7 °C
- Altitud: 478 m
Republik CzechEger50°4’9” N 12°22’35” E
Rapsodie in Gelb

dobrý večer! Bin heute nachmittag in Tschechien eingerollt, einfach so über eine kleine Holzbrücke, ohne irgendwelche Beweise wie Schilder, Säulen oder Steine am Strassenrand. Und immer wieder ist mir völlig unverständlich, wie Menschen dieses Glück und Gut der offenen Grenzen, diese Freiheit, ihren Ängsten zum Fraß vorwerfen würden.
Noch ein paar Sprenkel zum Weg bislang:
Duft der Reise war bisher eindeutig Rapsblüte, blühender Biodiesel. Falls es ausser mir noch jemanden interessiert: ungefähr sechseinhalb Quadratmeter für einen Liter.
Warmshowers ist für mich eine Wundertüte an Begegnungen. Irgendwie öffnen Menschen mit der Tür zu ihrem Badezimmer wohl auch ihr Herz - nicht nur warme Duschen, auch Gespräche weit über das ‚woher, wohin‘ hinaus wurden mir jetzt schon mehrfach geschenkt. Dankeschön allen Gastgebern!
Ein Tipp für die Packliste (f): Wenn es gen Osten geht, greift zum High-Impact-Sport-BH, und lasst das zarte Yoga-Bustier daheim. Ich sag nur Kopfsteinpflaster...
Und wer glaubt, der Saale-Radweg sei ein Flussradweg, nur weil die Saale ein Fluss ist: im Sinne von ‚wir rollen schön gemächlich am Ufer daher‘ hat man sich da geschnitten, wer hier trainiert, kann sich beim nächsten Alpencross nebenher locker die Fingernägel lackieren...
Nach Rhein, Sieg, Eder, Fulda, Werra und Saar begleitet mich jetzt die Eger, und dann (vermutlich) die Elbe Richtung Riesengebirge.
Nachdem ich in Tschechien mit meinem 40kg Trecker als allererstes auf so ner Art Singletrail in so ner Art Urwald gelandet bin, bin ich selbst gespannt, ob das denn so gemächlich wird, wie es erstmal klingt...
Gutnacht aus Cheb!Baca lagi

Ganz tolle Berichte und Fotos 😃👍🏻!!! Bin gespannt, wie es weiter geht. Werde dir folgen...🤪 pass auf dich auf!🍀🍄🙋🏻♀️

PengembaraBei Eger denk ich an Ernst Mosch😂😂 gute Weiterfahrt. 👍👍Schöne Fotos und Gedankentanken. Ich bleib dran 🌸🥳

PengembaraAls überzeugtem Europäer sprichst Du mir voll aus dem Herzen, und dem Spruch von Jean Paul stimme ich auch gerne zu. Weiterhin gute Reise und viele positive Erlebnisse, an denen Du uns in Deiner wunderbaren Diktion teilhaben lassen kannst. Peter
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- Rabu, 5 Jun 2019
- ☀️ 28 °C
- Altitud: 171 m
Republik CzechLeitmeritz50°32’15” N 14°7’40” E
Flaschenpost von der Elbe

Ahoj aus Leitmeritz, aus dem Kloster, wo ich offenbar hingehör... Echte Mönche hab ich hier keine mehr gesehen, aber Bier wird gebraut. Also auch ein Kulturkloster, Braukultur!
Neben nemluvím česky, was heisst ‚ich spreche kein Tschechisch‘, und was ich inzwischen gut genug sage, um danach auf tschechisch zugetextet zu werden, konnte ich - natürlich - als erstes in der Landessprache ein Bier bestellen. Kommt nur mir das so vor, oder lernt man das immer gleich am Anfang? Ich kann jedenfalls in mehr Sprachen sagen ‚ein Bier bitte!‘ als z.B. ‚ich liebe Dich!‘. Wir sollten unsere Prioritäten überdenken!
Ich durfte mein Rad hier im Kloster zwei Tage parken und konnte so entspannt ohne Ballast Prag besuchen. Danke an die Menschen, die ein gutes Wort für die Stadt eingelegt hatten - ich wäre glatt drumrumgefahren. Wir waren vor Jahren schon mal da, mit dem Rad auf Durchreise, und ich habe irgendwie nur die Menschenmassen wahrgenommen. Wo hatte ich nur meine Sinne? Ich muss irgendwann nochmal länger hin, bin sehr angetan. Vielleicht in irgendeinem melancholischen Herbst, steht der Stadt sicher gut, jetzt war es hot, hot, hot...
Zum Glück taut auch mein aktives Englisch mehr und mehr auf - ich habe in Prag nette neugierige amerikanische Ehepaare und eine Augenärztin aus Peking kennengelernt, die mir erklärt hat, wie Chinesisch auf dem Handy funktioniert.
Mit Tschechen habe ich hingegen (leider) eigentlich noch nicht gesprochen, bis auf meine beiden Stadtführer, die mir vieles viel näher gebracht haben, und die ich glücklicher- und zufälligerweise mit nur wenigen anderen Touris teilen musste.
Auf dem Land dann verwegenere Einheimische, die die Bärte, die auch bei uns die Jungs jetzt so gern tragen, wirklich leben, und wo man sein Wechselgeld hier und da besser kontrollieren sollte (musste ich feststellen). ‚Wer nicht stiehlt, bestiehlt seine Familie‘ hat Stadtführerin Jelena eine tschechische Redensart aus den langen kommunistischen Jahren übersetzt, und ihrem Volk immer noch einen Hang zum Korrupten attestiert.
Wenn man sich die Bilder von gestern Abend anschaut, scheint vielmehr der Wille zum friedlichen Protest gegen einen Korrupten in den Tschechen zu sein. Hoffe sie sägen ihren torkelnden Trump-Verschnitt bald ab.
Ich bin hier fünf km von Theresienstadt entfernt und da immer sehr angekratzt... Habe es mir nicht (nochmal) angesehen, fahre aber an Auschwitz vorbei und werde die Gedenkstätte sicher besuchen - sollte da gut für mich sorgen, dass ich auch jemanden zum Reden habe, vielleicht über Warmshowers...
Der Plan für heute: Die Elbe runter in die Böhmische Schweiz. Mal schaun bis wo, ein Platz am See wär toll!
Hier noch ein paar Fotos aus der Serie ‚Prag - blöd im Bild‘, das Suchbild ‚Finde die fünf Unterschiede‘ von einer Litfasssäule in Karlsbad, und der Beweis, dass ich auch ganz normale Urlaubsphotos machen kann - u.a. die Eger bei Kadań. Und Vorsicht - der Feind hört mit 🙃
Einen sonnigen Tag allseits!
PS: Habe jetzt 20 km lang meine spärlichen Sprachkenntnisse reflektiert und festgestellt, dass das Pendel vor allem hier im Osten Richtung Alkohol ordern ausschlägt. Den meisten feurigen Südländern hingegen könnte ich auch in der jeweiligen Landessprache meine Zuneigung erklären. Vielleicht weil das Bier hier so billig ist? Oder weil Albano und Romina Power im Gegensatz zu Karel Gott nicht alles auf Deutsch gesungen haben?
(Wenn man sich im Grenzort Cheb so umgeschaut hat, scheint zumindest für manche deutschen Herren auch die Liebe hier billiger zu sein als zuhause... sah zumindest billig aus. Wobei man sich bei dieser Art Grenzverkehr wohl nicht mit Vokabeln lernen aufhält...)Baca lagi

PengembaraGuten Morgen aus Neualbenreuth, schöne Fotos Anna. Bin gespannt wie deine Route weiter verläuft. Kann mich erinnern vor einigen Jahren die E442 nach Polen gefahren zu sein. War sehr viel LKW Verkehr. Liebe Grüße Lurchi🦎

PengembaraHi liebe Anna,eine weitere sehr plastische Beschreibung Deiner Reiseroute...ich schau schon jeden Tag nach,ob es etwas Meues gibt.....das Buch zu Deinem Abenteuer sehe ich jetzt schon in den Buchhandlungen liegen....Pass auf Dich auf,und weiter gaaanz viel Spaß

PengembaraHaben schon sehnsüchtig auf ein "Lebenszeichen" und einen weiteren lesenswerten Reisebericht gewartet. Danke dafür und weiterhin alles Liebe!
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- Rabu, 12 Jun 2019 3:36 PTG
- ⛅ 28 °C
- Altitud: 641 m
Republik CzechTannwald50°43’57” N 15°19’48” E
No risk, no fun

Wer hat das nochmal gesungen, hurra, wir leben noch?
Heute gab es zu Abendessen meine ersten selbstgesammelten Pilze. Austernseitling und Marone*. Soo lecker!
Der Zufall (bzw. die Facebookgruppe einer Freundin) hat es mir in den Weg geweht, dass ich aktuell nicht weiter Richtung Odessa radle, sondern für eine Woche ein Häuschen auf dem Dorf hoch über Tanvald und zwei tolle Katzen hüte. OK, Katzen hütet man natürlich nicht, aber sie haben sich auf die WG gnädigst eingelassen.
Hier tue ich nun so grandiose Dinge wie Wäsche waschen, kochen, Brot backen. Lesen! (nach nem Fahrradtag bin ich oft schrecklich faul). Vielleicht morgen zur Elbquelle wandern. Kräuter sammeln, Tannenspitzensirup kochen. Das mit den Maronen* hat meinen Jagdinstinkt extrem angefixt, und so bin ich für Anfang der Woche mit Pawel aus dem Dorf (und mit dem Google-Translator) verabredet, um nochmal in die Pilze zu gehen. Mittwoch kommt die Hausbesitzerin zurück (btw., danke Dir für Dein Vertrauen!), Donnerstag geht es dann weiter für mich.
Vielleicht mit noch mehr Schlenkern als geplant - mir schwant, ich hab doch massig Puffer, um bis Mitte September in Odessa zu sein. Eventuell schwenke ich ab Brünn erstmal Richtung Donau, Bratislava und Budapest, um dann wieder Richtung Krakau zu steuern... Die Slowakei und Ungarn wären beides neue Fähnchen auf meiner Weltkarte, und schöne Hügel gäbe es zwischendrinn auch.
Sollte es mir hier auf‘m Lalalaland einsam werden, ist die Dorfkneipe nur 30 Höhenmeter entfernt. Leider bergab, so dass man zwar über die Wiese hinwälzen, aber nicht ins Bettchen zurückkugeln kann.
Als ich die letzte Etappe hierhin fuhr (Killer übrigens, 80 km aber fast 1500 hm z.T. unbefestigt, ich bin echt ein Tier ;-)) dachte ich och, eigentlich wärste doch gern gleich weiter weiter unterwegs... aber ich revidiere, es ist genau gut so! Mal innehalten. Kann ich nur empfehlen 😘
* wurde von deutschmuttersprachlichen Pilzkennern korrigiert: Rotstieliger Hexenstielröhrling. Keine Marone. Klingt auch viel besser.Baca lagi

PengembaraHallo Anna, das ist kein Marone. Das ist ein rotstieliger Hexenstielröhrling, ein Super Speisepilz (steinpilzähnlich). Merk dir den Fundort. Liebe Grüße von Adi und Gerhard.

PengembaraDanke! Klingt auch viel besser (ist ein bisschen Sprach-Babylon hier). Der Wald ist voll davon. LG retour

PengembaraLiebe Anna, es is so toll so an deiner Reise teilnehmen zu können. Vielen lieben Dank dafür :-) Fühl Dich gedrückt
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- Jumaat, 21 Jun 2019
- 🌧 17 °C
- Altitud: 768 m
Republik CzechBílé Labe50°43’39” N 15°35’41” E
In Wolke 7

Kaum wieder unterwegs, schon lege ich einen Wandertag ein. Denn drei Dinge waren es, die mich am Riesengebirge gereizt haben: Heimat meines Opas besuchen: Check. Zur Elbquelle: Check (von Tanvald aus erwandert). Fehlte noch: Einmal auf die Schneeeekoppe. Warum auch immer die auf meiner To Do Liste stand. Vielleicht habe ich als Kind einfach zu viel Werbung geguckt.
So logiere ich für zwei Tage dekadent in der Villa Stella (zwischen Haus Karin und Pension Marlene) für umgerechnet knapp 20 Euro die Nacht. Mit Sofa, Badewanne, Küchenzeile - und Frühstücksbuffet im Hotel nebenan. Letzteres, weil ich der einzige Gast hier im Haus bin, so unter der Woche. Ist halt nicht gerade Skisaison, und in Spindlermühle gibt es Hotels einmal quer durchs Lexikon deutscher Vornamen. Ich könnte nebenan im leeren Frühstücksraum mit den hochgestellten Stühlen ungestört Parties feiern, würde ich hier wen kennen.
Party gibt es allerdings im Ort selbst schon genug, es wirkt alles leicht überdimensioniert für die paar Vorsaison-Wandergäste. Skiorte zeigen im Sommer ihre Fratze. Pizzeria an Bierbude an Sportgeschäft und wieder von vorn. Wär‘s nicht um die Koppe, ich wär nicht hier, wo man nirgends als auf dem zu teuren Autocamp zelten kann. Naturschutzgebiet 1. Kategorie. Ausser wo gerade ein Skilift steht.
So ging‘s heute vollgefrühstückt hoch in die Wolken. Auch wenn die Aussicht so vernebelt nicht die Beste war, die Stimmung beim Aufstieg war schön mystisch dadurch, besonders in den einsameren Passagen. Oben auf der Sněžka dann eher Ameisenstraße....
Hin über den Ziegenrücken, zurück über den Weg der tschechisch-polnischen oder polnisch-tschechischen Freundschaft. Ein ganz schön steiniger Pfad - weiss nicht, ob das Symbolcharakter haben soll. Vielleicht ist symbolischer, dass - wo immer es der Platz hergab - die Menschen sich kleine Trampelpfade neben dem offiziellen beschwerlichen Weg geschaffen haben, und auf denen läuft es sich wie geschmiert.
Noch ein paar Erkenntnisse vom Fahrradtag gestern, der mich dank einer (für mich) fast unpassierbaren Waldpassage mit 40 km Tagesstrecke mehr fertig gemacht hat als 120 km Straße. Hab zwei Stunden schieben müssen, bergan wie bergab. Nicht, dass ich noch Arm-Muskulatur aufbaue 😉
- Auch mit weniger als 4 km/h kippt man als Radfahrerin nicht zwangsweise seitwärts um.
- Wenn man das vollbeladene Fahrrad bergan schieben muss, ist bremsen das blödeste. Das zweitblödeste sind Bremsen.
- Fliegen sind auch blöd, aber wenigstens körperlich keine Gefahr.
Ab morgen dann weiter Richtung Süden. LG AnnaBaca lagi

PengembaraSchon wieder etwas gelernt und weiter süchtig nach neuen Beschreibungen.....wir laufen alle in Gedanken hinter Dir her,mitfahren würde das Rad zu schwer machen🤪

PengembaraLiebe Anna, danke für eine weitere tolle Reisebeschreibung. Herzliche Grüße von Rügen, Uli und Udo

PengembaraGuten Morgen Anna, also ich bin schon bei ca. 4 kmh vom Rad gekippt 😂 aber das unterscheidet den Laien vom Profi😜. Schneeeeeekoppe kannte ich bisher nur aus der Werbung, ist mir Dank deiner Berichterstattung näher gekommen. 😇
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- Rabu, 26 Jun 2019 11:55 PG
- ⛅ 31 °C
- Altitud: 142 m
AustriaMarchegg48°15’10” N 16°55’4” E
Sbohem & Baba

Jetzt, wo ich zmrzlina so überzeugend aussprechen kann, dass es beim Eiscremekauf nicht mehr zu Nachfragen kommt (btw gibt’s in zmrzlina-Buden eh nur zmrzlina), wurde es Zeit, Tschechien tschüss zu sagen. Ich hab Dich gemocht, Land der Kofola.
Auf zu neuen Ufern - konkret die der Donau. Noch ein paar mal die Kurbel treten, dann verlasse ich gleich nach dem Mittagspäuschen auch mein Transitland, das bisher exotischste meiner Reise (im Ernst... hier in Niederösterreich ticken die Uhren doch... anders) - und rolle in die Slowakei ein.
Was gibt‘s so zu berichten:
Hinter der tschechisch-österreichischen Grenze wurde ich erstmal von der Polizei angehalten. Allerdings nur, weil der beste Freund des Ordnungshüters gerade die Route 66 mit dem Rad fährt, und er neugierig war, wohin ich denn so unterwegs bin. Wenn das mal nicht schwer gegen alle Dienstvorschriften ist, mich dafür rauszuwinken und der ollen Frau nen Schreck einzujagen (irgendwie habe ich zusammen mit meinem Führerschein dereinst auch ein grundlos (!) schlechtes Gewissen bei Polizeikontrollen überreicht bekommen). War ein sehr netter allerdings.
Seit ich blonder bin erhalte ich mehr Aufmerksamkeit und Applaus bei den zahlreichen Straßenbaustellen, und ab und an wird auch mein Fahrrad ‚ganz locker’ über Absperrungen gehoben.
Und natürlich schwitze ich mir gerade die Seele aus dem Leib. Um halbsechs Aufstehen und früh losrollen bringt auch nur bis gegen neun was... egal, keine Beschwerde, es ist Sommer, und es gibt Seen...
Esst Eis, Leute!
Grüße vom Streifenhörnchen (meine Beine sind von der Aufteilung her schwer Dolomiti, zum Glück aber farblich eher Brauner Bär 🙃)Baca lagi

Viel Spaß weiterhin , es ist immer wieder schön von dir zu hören und einwenig an deinem Abenteuer teilhaben zu dürfen 🤗 Liebe Grüße aus Lennep
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- Jumaat, 28 Jun 2019 8:27 PTG
- ☀️ 23 °C
- Altitud: 100 m
SlovakiaKomarno Port47°45’24” N 18°8’12” E
Jetzt mach ich mich mal nackig...

Foto ging nicht, brauchte beide Hände, damit es jugendfrei bleibt ;-)

PengembaraJetzt kann man sich den Farbmix besser vorstellen...Grüße von allen Friseur-Teilnehmern....😘
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- Rabu, 3 Julai 2019 8:39 PTG
- ⛅ 21 °C
- Altitud: 143 m
HungaryBalassagyarmat48°4’53” N 19°17’37” E
Lonesome Cowgirl in the City

Oh lálá, es prasselt Footprints - die Reiseländer geben sich auf meiner Route gerade aber auch die Klinke in die Hand, und ich möchte das schöne Ungarn nicht unerwähnt lassen.
Die Stadt Balassagyarmat an der Grenze zur Slowakei, wo ich jetzt gerade bin, hat gegenüber Budapest, wo ich die letzten zwei Tage war, einen entscheidenden Vorteil: Es gibt absolut nichts, was man sich unbedingt anschauen müsste.
Nicht falsch verstehen, Budapest, Du bist eine tolle Stadt, ein vibrierender Mix aus vielem, und ich komme sicher nochmal für länger - aber nach Tagen auf dem Rad und in der Natur bin ich anders getaktet, muss mich erst eingrooven auf Deine Rhythmen, wo ich so sehr in meinem eigenen Rhythmus war...
Und dann passiert schonmal etwas, was ich auf der Reise sonst gar nicht kenne: Ein Anflug von lonesome Cowgirl in the City. Dann wäre es doch schön, grad nicht allein unterwegs zu sein, wo ich sonst genau das - sowohl das mit mir selbst sein als auch die Offenheit für Begegnungen - sehr genieße.
Ich gehe in den Städten ‚für Geselligkeit‘ gern in Hostels, gern ‚Schlafsaal nur für Frauen‘, denn da trifft man die Europareisenden Asiatinnen, und es ist nicht nur spannend, was die sich so zum Frühstück kochen... Mit etwas Glück stößt man auf man auf eine der irgendwie toughen, etwas älteren alleinreisenden Frauen aus den Metropolen Chinas - und während der jüngeren Generation das Smartphone als Reisepartner offenbar völlig ausreicht, gibt es da Austausch und auch schonmal nen gemeinsamen Absacker.
In Budapest, mit vorhangumzäunten Kojen im Hostel, fast wie ein Kapselhotel, blieb irgendwie jede für sich... aber bevor der Blues sich zu breit machen konnte, traf ich auf Fahrradstadtführer Andrej, der mal in Trier studiert hat, und bei einer Streetart-Stadtführung auf Marianne aus Dänemark, die noch Zeit für eine Limonade im Szimpla hatte. Danach ging Musikhören open air am Akvarium auch wieder solo, mit dem Herz offen für die Welt.
Ansonsten:
Nichts ist geiler als bei 40 Grad Aussentemperatur in die majestätische, aber sanfte, zärtlich-kühle Donau zu hüpfen.
Nichts ist entspannter, als bei der Weiterreise Richtung Tatra einfach den fürsorglich für mich handgemalten Roadbooks von Warmshowers-Gastgeber Zsolt zu folgen.
Und wenn man mit der Methode ‚Hände und Füße‘ versucht, beim Einkauf zu erklären, dass man eine Popocreme für Radfahrer braucht, dann bleibt es nicht bei Händen und Füßen 🙈.
Ein bisschen Budapester Street Art und der wahrlich postkartenkitschige Ausblick von der Terrasse meines letzten Warmshowers-Plätzchen im Anhang. Take care, AnnaBaca lagi

PengembaraSchon wieder neidisch.....eine sooo schöne Aussicht,wieder tolle Eindrücke,freue mich für Dich!!!Weiter solch schöne Erlebnisse(ok,bis auf die Notwendigkeit der Creme)

PengembaraSchöne Bilder und in die Donau würde ich auch mal gerne hüpfen bis es soweit ist springe ich einfach im Büro von Schreibtisch zu Schreibtisch 😆 ja, gebe zu, es ist der Neid, aber den hast du dir echt verdient😊
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- Selasa, 9 Julai 2019 6:24 PTG
- ⛅ 19 °C
- Altitud: 217 m
PolandKazimierz50°3’11” N 19°56’44” E
Big Mac oder Big Boobs...

... oder doch lieber ne Bauchspiegelung?
Die Plakatwerbung an Polens Schnellstrassen konfrontiert den Konsumenten mit vielfältigem Angebot. Ich folge dem Rat meiner Freundin Uli und lass mir nix Aufschwatzen.
Blaubeeren höchstens, die gibt’s direkt vor Ort am Strassenrand von fliegenden Händlern... und zig, ach, hunderte Käsebuden gibt’s, wer auch immer den ganzen Käse kaufen soll...
Harter Fahrradtag heute, vielspurige Strassen, dreistellige km, vierstellige hm... platt und happy in Krakau und hier bleib ich auch erstmal bis Freitag. Dobranoc!Baca lagi

PengembaraHallo Anna, freut mich, dass du vorankommst. Das mit der Plakatwerbung stört schon im Osten Europas so ab und an das Landschaftsbild. Bleib tapfer. Ich selbst habe heute meine Vollmondnachtour von der Oberpfalz nach Leipzig geplant. Melde mich wieder. Liebe Grüße Lurchi 🦎

PengembaraZumindest ist die Plakatauswahl bunt und farbig😂 und blond steht dir auch ganz gut. Schöne Tage in Krakau... und danach wieder schönere Radwege. Danke für die BerichtErstattung
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- Isnin, 15 Julai 2019
- ⛅ 18 °C
- Altitud: 289 m
PolandSanok49°33’20” N 22°12’37” E
Eingemachtes

Ab morgen bin ich für eine Woche verschollen.
Zumindest haben mir Marta und Andrej, die in den Bergen hier einen Hof betreiben, gleich die Koordinaten zu ihrem Anwesen und nicht erst eine Adresse durchgegeben. Ich werde den beiden für ein paar Tage beim Bau ihres Wellerlehmhauses helfen - mein bisher unentdecktes Spezialgebiet. Alternativ gäbe es auch Gemüse zu ernten (da bin ich mir meines Talentes sicherer), die beiden sind Selbstversorger (und pflegen zudem auch den Wald um sich herum).
Bevor es ans Einmachen geht, dann aber doch kurz ans Eingemachte...
Ich habe von Krakau aus Auschwitz besucht, nicht ohne ein wenig Schiss davor. Zum Glück in Fahrgemeinschaft mit einer Großfamilie aus Bremen, die mich gleich ein wenig adoptiert hat. Bei der Führung ist dann noch eine zweite kleine deutsche Gruppe zu uns gestoßen, und deren fünf Teilnehmer waren... besonders. Wie auch immer man es pc sagt, geistig leicht behindert. Sehr interessiert, aber mit einer Art Kindlichkeit in manchen Fragen, die an diesem schweren Ort schon irritierend war.
Und irgendwann musste ich denken, ihr schnallt gar nicht, dass ihr vielleicht selbst hier gelandet oder anderswie ‚aussortiert’ worden wärt, hättet ihr damals gelebt. (Ich bin nicht grad stolz drauf, es ist schon arrogant).
Nachts ist dann noch ein anderer Gedanke dazu über meine Bettdecke geschlichen: Warum kommt mir eigentlich nicht genauso in den Sinn, dass es mich selbst hätte treffen können? Nicht wegen meiner Ethnie oder körperlicher Merkmale, sondern weil ich wie auch immer gegen das Naziregime gehandelt hätte und nicht still mitgelaufen wäre. Weshalb bin ich auch heute noch froh, kein Länderfähnchen anstecken zu haben, wenn uns in Buchenau eine Delegation aus Israel entgegenkommt? Weil ich ihnen doch nicht offen in die Augen blicken und wirklich 100% überzeugt sagen kann, mit mir nicht?
Ich hoffe, ich vertue mich. Mein Selbstbild ist anders, doch schon im Kleinen ist man so oft feige und auf sein eigenes Wohl bedacht. Ich hoffe, wir lassen gar nichts erst groß werden.Baca lagi

PengembaraWellerlehmhaus, eine Bildungsreise für Dich vor Ort und uns alle, die wir Dich begleiten. Viel Erfolg bei und mit Marta und Andrej und bleib gesund. Freue mich schon auf weitere Berichte, Uli

PengembaraDa kann ich mich Uli nur anschließen,muss erst mal im Lexikon(ja,das gibt es noch)“Wellerhaus“nachschlagen,eine echte Weiterbildung.Deine Schilderung vom Besuch im Lager lässt auch mich nicht kalt,Du hast absolut Recht mit Deinen Überlegungen...Viel Freude auf dem Hof und halte uns auf dem Laufenden!!

PengembaraHallo Anna; kann mich Uli und Birgid nur anschließen. Dann warten gespannt auf deine nächste Meldung.
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- Sabtu, 20 Julai 2019 7:30 PTG
- ☀️ 21 °C
- Altitud: 382 m
PolandWańkówka49°28’33” N 22°26’56” E
Wieder einsteigen bitte!

Cześć, hallo aus dem ‚normalen‘ Leben, mit Wlan und warmer Dusche.
Welches ist das normale Leben, gibt es das?
Für meinen ‚Workaway‘-Kollegen Cheng, Anfang 20, aus einer 14-Millionen-Stadt in China, war alles höchst skurril und logisch nicht nachvollziehbar, dieses Leben, das Marta und Andrej, bei denen ich die letzte Woche war, sich ausgesucht haben.
Das Lehmwellerhaus auf ihrem 27 Hektar Anwesen ist ein Riesenprojekt, wer weiss, ob es jemals fertig wird. Die beiden träumen davon, dass es auch ein Begegnungszentrum werden könnte. Und schon jetzt begegnen sich bei den beiden - höchst improvisiert - höchst unterschiedliche Menschen, so wie Christian aus Estland, Cheng und ich.
Ich habe sie genossen, die Zeit auf der Holzpritsche in dem kleinen Kabuff im halbfertigen Haus, der später mal den Ofen beherbergen soll. Die kalte Dusche in der freien Natur nach einem Tag voll Erdbeerbeete mulchen und Gräben in den Lehmboden hacken. Das Wolfsgeheul bei Nacht, das Mäuschen und das Vogelnest in meinem Zimmer.
Wo kann man vom ‚stillen Örtchen‘ aus schon einen Fuchs beobachten? Martas Küche, das selbstgebackene Brot, Milch von der Kuh des Nachbarn mit Sahne obendrauf und Butter mit Geschmack (ich esse auch vegetarisch unterwegs, nicht nur vegan). Die neugierigen Eidechsen. Die Kartoffeln aus der Glut des Lagerfeuers, der Malzkaffee... Jupiter und die ISS nachts am Himmel, wenn mal keine Wolken warn.
Anders ticken und klarkommen miteinander. Marta, die Gastgeberin, und ich, haben direkt gespürt, dass wir eine Verbindung haben. Was Cheng wirklich dachte und fühlte... es wird das Geheimnis hinter seiner Freundlichkeit bleiben (und macht mich neugierig auf China).
Doch obwohl ich mich so wohl gefühlt habe, würde ich selbst nicht in dieser Form ‚aussteigen‘ wollen. Ich teile Martas und Andrejs Achtung vor der Schöpfung und auch ihre Sorge. Aber ich könnte mich nicht so zurückziehen in mein Leben. Mal sehen, was kommt...
Ich drehe jetzt erstmal eine Runde durch die Karpaten (Polen, Slowakei, Ukraine), und bin dann Anfang August ein paar Tage in Lemberg - Lviv.
Es gibt tatsächlich noch unberührten Wald hier, wunderschön, sogar der heutige Nieselregen passt irgendwie. Einen Adler habe ich auch gesehen. Und zig Störche... und und und...Baca lagi

PengembaraSchön von dir zu hören und wundervoll wieder teilhaben zu können. Ist ja teilweise auch wunderlich 😇
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- Sabtu, 27 Julai 2019 8:58 PTG UTC
- ☁️ 19 °C
- Altitud: 166 m
UkraineLyuta48°48’11” N 22°29’22” E
Ab jetzt also Kyrillisch...

... wo in meinem Kopf doch eh schon Babylon herrscht. Frau wächst an ihren Aufgaben...
Für den ersten Abend im neuen Land kuschele ich mich heute aber ins Bettenlager statt auf die Luftmatratze, darf Deutsch sprechen - und kann viele Fragen stellen.
Das hätte der olle Kolchose-Getreidespeicher sich auch nicht träumen lassen, was aus ihm mal werden würde - das erste Radfahrer-Hostel der Ukraine, Bed&Bike Dobra Nuć in Dubrynychi.
Fehlen nur noch die Gäste. Ich bin schonmal da. Alisa, die Besitzerin, organisiert auch Fahrradreisen durch die Westukraine für deutsche Touristen (und 1000 andere Dinge). Sie träumt von offenen Grenzen.
Für mich war es tatsächlich äußerst befremdlich, erst vier verschiedenen und unterschiedlich schwer bewaffneten Vertretern der Staatsgewalt meinen Pass hergeben zu müssen, ein Zettelchen mit Stempeln drauf beim einen zu bekommen, um es beim nächsten wieder abzuliefern, bis ich endlich eingereist war. Alles in äußerster Ernsthaftigkeit. Ich hab nix kapiert... wer da wohl was prüft?
Der Drogenhund (seine Zuständigkeit war mir klar) war ein Lieber, und ich musste auch nicht meine Packtaschen ausschütten. Nach Krankenversicherung und Einkommensnachweis hat kein Hahn gekräht.
Die Oberkontrolleurin jedoch sah aus wie einer Konsalik-Verfilmung entsprungen, blickte streng auf mein Passbild, dann auf mich, und sagte ebenso streng meinen Vornamen. Ich weiß nicht, ob das der ultimative Test war, ob ich’s auch wirklich bin. Hab mal schnell bejaht (bei mir nicht gerade ein Reflex, wenn jemand meinen richtigen (Pass-)Vornamen sagt 😅). Jedenfalls bestanden - ich durfte mit dem Rad dann an der Warteschlange vorbei, ansonsten braucht man echt Geduld, schätze mal Raucher kommen locker auf ein halbes Päckchen...
Mit dem Fahrrad kann man übrigens nicht jeden Grenzübergang in die Ukraine einfach so passieren, an vielen geht‘s nur mit einen amtlichen Kennzeichen, das der Zettelchenbeamte auf das Zettelchen mit draufschreiben kann, und dazu muss der radelnde Reisende dann erstmal einen freundlichen LKW-Fahrer finden, der einen samt Fuhre über die Grenze mitnimmt 🙄.
Zeit um an der Stelle mal meinem Fahrrad zu danken.
Ich weiß, ich hab Dich eingekauft, Du hast mich Dir nicht ausgesucht (die beste Zusammenstellung Ukrainisch-Deutsch Minimalvokabular habe ich übrigens auf einer Partnervermittlungsseite entdeckt).
Wir beide, liebes Velotraum, waren dennoch vom ersten Tag an ziemlich beste Freunde - finde ich. Meinem Hintern und den Knien geht es gut, und Dich hätte es wahrlich auch schwerer treffen können 😉
Ich hoffe, wir bleiben Freunde, trotz der Straßenverhältnisse, die ich Dir jetzt zumute... Gib zu, Du möchtest es doch auch - ein kleines bisschen Abenteuer.
Du warst bisher sehr genügsam, nur ein paar Tropfen Kettenöl und zweimal Luft nachpumpen auf fast 4000 km. Ich verspreche Dir, ab jetzt auch regelmäßig Deine Schrauben nachzuziehen.Wenn Du willst, putz ich Dich sogar mal 🙈Baca lagi

PengembaraDie Herbergen sind jedenfalls schön bunt ,und gemütlich sieht es auch aus...Deine Sprachkenntnisse wachsen ins Unermessliche und auch die an uns alle vermittelten Eindrücke füllen schon viele Gehirnschubladen.Wirklich schön,so dicht am Puls des Geschehens zu sein!!Pass weiter gut auf Dich auf und halte uns auf dem Laufenden,nein,auf dem Rollenden🙋🏼😘

PengembaraDanke an Dein Velotraum, dass es Dich so zuverlässig begleitet, Ihr seid ein Traumgespann, das es auf jedem Kilometer lohnt, im Auge zu behalten. Keep on rolling:)

PengembaraIrgendwo ist mein gestriger Kommentar zu Deinem neuen Bericht im All verschollen... ich kann mich nur wiederholen, und dir herzlich danken, dass wir ständig neue Erlebnisse mit dir teilen können. So hat man wirklich das Gefühl, mit zureisen und somit viel Neues kennen lernen zu dürfen. Pass weiter gut auf dich auf (ist Dir bisher ja gut gelungen) und unterhalte und informiere uns weiter mit deinen tollen Berichten!Ich nehme jetzt in Gedanken auch wieder Fahrt auf und freue mich auf neue Abenteuer!
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- Jumaat, 2 Ogos 2019 UTC
- ⛅ 22 °C
- Altitud: 292 m
UkraineLwiw49°50’36” N 24°1’52” E
Yes! Women are strong!

Seitdem ich in der Ukraine bin, ist da noch viel mehr das Gefühl, dass mein Inneres sich ein wenig reckt und streckt, um über meine Mäuerchen drüberzugucken. Einfach mal machen, nicht so viel mit mir rumdiskutieren. Fühlt sich gut und frei an.
Es ginge auch nicht anders, man ist hier nicht gerade auf ausgetretenen Pfaden des internationalen Tourismus unterwegs. Auch Polen oder Slowaken zieht’s kaum über die Grenze.
Ausgenommen Lviv, wo ich noch übers Wochenende bleibe - die Stadt verdient ihren eigenen kleinen Beitrag, möchte nur meine Reise bis hierher und den Sonntag in der Ukraine nicht unterschlagen...
Die langgezogenen Straßendörfer mit bröckelnden Fassaden und frischgeputzten Fenstern, die unzähligen Kirchen mit den Golddächern, die aussehen wie aus einer anderen Welt dort abgestellt. Die braunen Sonntagsanzüge und die Spitzenkopftücher, die am Glockenseil baumelnden Messdiener, die schnapsseeligen Männerversammlungen vor jedem ‚Magazin‘, das volle Programm eben, inklusive Hühnern, Ziegen und Pferdekutschen (selten, aber doch). Die Hunde waren bei der Hitze zu träge für Verfolgungsjagden.
Die erstmal oft skeptischen Gesichter der Frauen auf den Bänken vor den Zäunen vor den Häusern. Ich glaube, hier wird es den Menschen langsam befremdlicher, dass ich allein unterwegs bin. Und überhaupt, ich auf meinem Rad, das mehr gekostet hat als ein ukrainisches Durchschnittsjahreseinkommen...
Tipp zur Erheiterung des Auditoriums: Einfach mal so tun, als sei man getroffen und kippe vom Rad, wenn ein kleiner Plastikgewehr-Heckenschütze einen anvisiert. Da schmunzelt zumindest auch Opa auf der Bank. Erziehung zum Pazifismus steht in einem Land, das sich im Krieg befindet, wohl nicht zwangsläufig hoch im Kurs. Hier und da sind an den Ortseingängen große Banner mit Fotos der getöteten Soldaten aufgestellt. Keine verwitterten Tafeln mit den Namen von Weltkriegstoten, sondern die Pass- oder Armeefotos von Männern, die zum Teil noch in den Windeln lagen, als ich gerade Abi gemacht habe.
Fast gegenüber jeder Bushaltestelle steht eine kleine Kapelle - und wenn man sich die Busse so anschaut, kann man auch das verstehen. Und die Straßen... bis ganz unvermutet, nach einer weiteren inländischen Passkontrolle (auf dem Pass, wie passend), wie von einer guten Fahrradfee hingezaubert eine aalglatte nagelneue Asphaltbahn begann, sich durch die Hügel Richtung Lviv zu schlängeln. Yeah!
Bei all den Eindrücken wird mir klar, wie wenig ich bislang in meinem Leben gesehen habe von der Welt. Und man kann sich gar nicht davor verschließen, wie gut es uns geht.
Die Szene des Tages am Sonntag jedoch war, als ich den Uschok-Pass angegangen bin, und mir entgegen kam ein junges Paar in einem schicken westlichen Kleinwagen (sonst waren noch viele alte Ladas in allen Farben des Tuschkastens unterwegs). Er, am Steuer, schüttelte ein wenig schmunzelnd den Kopf, von wegen wie verrückt muss man sein, um hier bei über 30 Grad im Schatten mit dem Rad hochzukurbeln. Da reckte sie die geballte Faust aus dem Beifahrerinnenfenster und rief mir zu ‚Yes! Women are strong!‘. Stimmt.Baca lagi

PengembaraSchon riesig groß,allein dieses Europa,von dem Du uns(zumindest mir)ziemlich unbekannte Stücke näherbringst,wunderschön,spannend,aufregend!!😘

PengembaraYes, we are - und Du bist wunderbar, den Anschauungsunterricht zum Pazifismus hätte ich gerne gesehen, genieß Lemberg und bis bald:)

PengembaraWie recht sie hat. Ich kann nur hoffen, dass wir bald viel mehr Frauen als Staatsoberhaupt haben. Also, von Trixie und Alice natürlich abgesehen.
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- Khamis, 8 Ogos 2019 UTC
- ⛅ 23 °C
- Altitud: 479 m
UkraineKrasnyy Ples48°2’21” N 24°10’33” E
Lviv and alive...

... war mein erster Gedanke, nachdem ich mich über die sechsspurige Zufahrtsstraße ins Zentrum gearbeitet hatte. Da kann man echt zum Glauben zurückfinden...
Und kurz drauf war ich schon verliebt. In die Stadt, die quirlig ist und touristisch, der man die Spuren der Geschichte aber noch nicht alle glattrestauriert hat. In das kleine Appartement mit den hohen Decken und der kaputten Wandergitarre, direkt neben der Armenischen Kirche. Für knapp eine Woche meine Heimat, Auszeit vom Vagabundenleben.
So wird das natürlich nichts mit der Anschluss-Karriere als Vortragsreisende, wenn ich mich in einer Stadt so zuhause fühle, dass ich ganz vergesse, Fotos zu machen... Das Zuhausefühlen mag auch daran liegen, dass ich das Glück hatte, die Stadt mit netten Menschen zu erkunden.
Zum Beispiel Kateryna, bei der ich am ersten Abend einen ukrainischen Kochkurs mitgemacht habe (ihr seid schonmal alle zu Borschtsch und Varenyki mit Blaubeeren eingeladen). Wir haben uns gut verstanden, und so hat Kateryna mir in den Tagen danach die vegetarischen Restaurants der Stadt gezeigt und mich in die Geheimnisse der legalen und nicht ganz so legalen Gemüsemärkte eingeweiht...
Tolle Frau, die keine Lust mehr hatte auf 12-und-mehr-Stunden-Arbeitstage als Architektin, mit dem dauernden Druck, trotzdem nicht genug geschafft zu haben, und ihre Passion (Kochen) daraufhin zumindest teilweise zu ihrem Beruf gemacht hat. Auch wenn das in der Saison vier/fünfmal in der Woche Rote Beete Suppe bedeutet...
Interessant, von solch denkoffenen Menschen zu hören, wie das ist, wenn ‚Regierung‘ und ‚Korrupt‘ gefühlt quasi Synonyme sind, und es deshalb so schwer fällt, an Veränderung zu glauben. Und was hier alles - immer noch - nur mit einem Kuvert unterm Tisch funktioniert...
Lviv ist die Stadt des Kaffees und des Käsekuchens, von Bier und Blumenmärkten, Straßenmusik und blätterndem Putz.
Wahrlich ein Engel hat jeden Abend in der Straße vorm Appartement Bandura gespielt. Ich denke, irgendwann fliegt er weg. Fahrt vorher schnell hin!
Straff geht es jetzt auf Rumänien zu, und heute hatte ich zudem die Chance, manches über ukrainische Straßenflickkunst zu lernen (Lernen durch Beobachtung).
So funktioniert‘s:
Vorweg ein älterer Mann in Zivil mit großem Laubbläser, der einmal in jedes Schlagloch pustet. Als ich ihn entdeckte hatte ich noch keinen Schimmer, worum es überhaupt ging. Seltsames Hobby, dachte ich, aber Männer und ihre Laubbläser erschließen sich mir auch im normalen Betrieb (Laubblasen) eher schlecht als recht.
200 Meter weiter - des Rätsels Vorhang lüftet sich. Ein zweiter Mann, diesmal in Warnweste, mit einem Blecheimer voll Teer und einer Schöpfkelle, sucht sich die schönsten Schlaglöcher aus und besprenkelt sie mit dem Eimerinhalt. Er trägt somit die Verantwortung - ist das nun ein flickwürdiges Loch, oder handelt es sich um eine tolerierbare Faust- bis Frisbeegroße Lücke im Straßenbelag? Was er markiert, wird repariert.
Noch 100 Meter dahinter - schweres Geschütz. Gleich drei Männer mit Schippen laufen hinter einem kleinen Ladewagen mit Split her und füllen die teerpräparierten Löcher. Da sie zu dritt sind und keiner überflüssig sein möchte, ist der Materialverbrauch großzügig, es entstehen Hügelketten unterschiedlicher Höhe. Über die walzt der jüngste der Brigade, Kippe im Mund und Handy am Ohr, mit seiner kleinen Aufsitz-Planierwalze so gut es geht einmal drüber. Fertig. Alles im ‚fließenden‘ Verkehr inkl. recht unbeeindruckten Straßenhühnern und seltsamen deutschen Radreisevögeln.
Fazit: Es geht bei der Aktion definitiv nicht darum, eine möglichst ebene, gut befahrbare Straßenoberfläche herzustellen.
Vielleicht wandert vom ein oder anderen der vielen Reifenhändler und Autowerkstätten ja auch das ein oder andere Kuvert... So viele tote Keilriemen wie hier habe ich jedenfalls noch nie am Straßenrand gesehen.
Fahrt vorsichtig!Baca lagi

PengembaraWow, kurz vor Rumänien, hab schon in meiner Neugier ein wenig recherchiert, was Du da im Nationalpark so alles erleben könntest. Jetzt Dein mit Sehnsucht erwarteter neuer Footprint. Lviv, das Appartement, die Köchin - weckt Lust auf einen Besuch dort. Und Dich weiter zu begleiten, wenn auch nur aus der Ferne, das macht richtig Spaß. Danke für die wunderbare Reisebeschreibung, den Fernkurs im Straßen-/Reparaturwesen und einfach alles. Komm gut über die nächsten Grenzen und bleib gesund, wir sind bei Dir und Deinem super Drahtesel:)

PengembaraDen Mann mit dem Eimer und der Kelle gibt es in Remscheid auch;hier wie dort funktioniert das nicht.....aber dafür funktioniert Deine Berichterstattung umso besser!So schnell und viel wie hier lernt man nirgendwo ! Danke liebe Anna und gern weiter so👌😘
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- Khamis, 15 Ogos 2019
- ☁️ 14 °C
- Altitud: 530 m
RomaniaBisircioara47°2’54” N 25°57’39” E
German import. Good quality.

Im Ernst, wenn ich das nächste Mal Rumänien bereise, dann lasse ich mir vorher ein T-Shirt machen mit genau dem Aufdruck. Steht hier gern mal an Second Hand Möbelläden, und natürlich an Gebrauchtwagen. Deutschland ist hoch im Kurs - wenn ich gefragt werde, wo ich herkomme, ernte ich meist freudiges Erstaunen.
Und schon wieder waren ein paar leise Vorbehalte, die ich gar nicht haben will und dann doch habe, unbegründet. Die verstecken sich echt gut, irgendwo tief in der Magengrube, sind mit Wollen und Vernunft nicht zu vertreiben, erst es selbst anders zu erfahren scheint sie auszuräuchern.
Der einzige Straßenköter, der bislang entschlossen (und flott!) Jagd nach meinem Hinterreifen gemacht hat, war ein schmutzig-weißlockiger Zwergpudelverschnitt, der easy in ein Gucci-Handtäschchen gepasst hätte. Und ich war echt froh, am Ende doch schneller zu sein als er, nach dem Winzling hätte ich ja nix werfen mögen...
An ein paar Roma-Siedlungen bin ich vorbeigekommen. Ziemlich verlassen tagsüber, gerade sind alle in den Wäldern und sammeln Steinpilze für Deutschland. Wellblechhütten, Bretterverschläge, alte Wohnwagen. Manchmal ganz schreckliche sozialer-Wohnungsbau Betonbunker, da würde ich auch lieber in ner Bretterbude hausen. Die Kinder winken mir und probieren ihr Englisch aus. Hello, how are you, good bye. Angebettelt worden bin ich nie, nur angelacht.
Der Pilz-Exporteur echauffiert sich, wenn die Sammler versuchen, ein paar der Pilze für etwas mehr Geld als er zahlt am Straßenrand zu verkaufen, über „diese Zigeuner, so sind sie halt“. Er haust nicht in einer Wellblechhütte.
Von den Pilzsammlern erfahren habe ich bei Robert, der mitten in Rumänien den Biker-Treff ˋZur Deutschen Eiche‘ führt. Seine Werbung am Strassenrand hat mich vor Lachen fast vom Rad kippen lassen, und seitdem überlege ich, was für ein Baum ich bin. Deutsch, das merke ich immer mehr, “im Guten wie im Schlechten“. Aber welche Sorte Baum...?
Robert‘s rumänische Frau ist inzwischen seine Ex, trotzdem kann er sich zurück nach Deutschland nicht vorstellen. In Gedenken an seine fränkische Mutter backt er jeden Tag einen phänomenalen Käsekuchen nach ihrem Rezept. Die Gäste freuen sich.
Direkt weitervermittelt hat er mich an Tomaten-Siggie, der auch ausgewandert ist. Er züchtet Samen von Paprika- und Tomatensorten, die so schöne Namen tragen wie Anna Russian und Banana Legs, und exportiert das Saatgut ins Land von Bayer-Monsanto. Vermutlich semi-legal, und man darf die Samen in Deutschland nicht einpflanzen, nur angucken... Bin gespannt ihn kennenzulernen.
Und einen persönlichen Telefonjoker habe ich hier in Rumänien, was Wandertouren betrifft: Ciprian, kennengelernt auf halben Weg zu einem Bergsee vor drei Tagen. Seine Frau hatte er im Kloster im Tal geparkt, weil sie nicht so für Höhenmeter ist. Ciprian hoffte, dass die Messe möglichst lange dauert, damit er‘s bis zum See schafft, bevor sie anruft (hat nicht ganz hingehauen). Er kennt offenbar jeden Berg in seinem Land, und will per Whatsapp Support dafür sorgen, dass ich an den schönsten Ecken nicht acht- weil ahnungslos vorbeiradle. Heute hat er‘s schonmal geschafft mit dem Ceahlâu-Massiv, multumesc, Ciprian!
Überhaupt unglaublich freundliche, offene Menschen bislang. Werde viel angequatscht. Englisch, so gut es geht, italienisch sprechen ganz viele. Leider stammen meine paar Brocken Italienisch noch aus der Zeit, als ich als Schülerin im Eiscafe im Dorf ausgeholfen habe, und Cappuccino in Deutschland noch Kaffee mit dick Schlagsahne obendrauf war...
Angst, mein beladenes Rad vorm Magazin abzustellen, hab ich in Rumänien jedenfalls keine mehr.
Ansonsten:
Ist hier am See - wo ich wohl auch morgen noch bleibe - gerade ein Musikfestival, ob ich will oder nicht lerne ich viel über rumänischen Punkrock...
Liebe ich das Lächeln der verwitterten alten Menschen hier, bei dem Zahngold und Augen um die Wette funkeln. Wir sollten in Deutschland auch wieder Bänke vor die Häuser stellen!
Beeindrucken mich die Heuhaufen. Und die Schnitzkunst. Die schnitzen sich hier echt nen Wolf...
Hat mein scheißteures Icebreaker-Bio-Merino-Treckingunterhöschen trotz sorgfältiger Pflege nicht mal bis Odessa gehalten. Schwache Leistung, Icebreaker. Jetzt besitze ich einen 4 Lei Qualitäts-Schlüpper vom rumänischen Wochenmarkt, in dem Ihr mich vermutlich noch werdet beerdigen können.Baca lagi

PengembaraWieder einmal ein toller Reisebericht. Und wie toll der WhatsApp Support da funktioniert. Das Foto sieht fantastisch aus. Viel Freude weiterhin

PengembaraDem schließe ich mich an und hab tolle neue Bilder zu Rumänien, aber auch zum rumänischen Qualitätsschlüpfer im Kopf, danke, Anna, Germany's best Quality😘
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- Sabtu, 24 Ogos 2019 7:57 PTG
- ⛅ 30 °C
- Altitud: 211 m
MoldaviaCodru46°59’1” N 28°46’35” E
Das unabhängigste Land der Welt

‚Moldova is the most independent country of the world. Nothing depends on Moldova‘ (kleiner Scherz unseres Stadtführers).
Ich habe mein Rad bei Constantin im Dorf Rosu geparkt und bin mit dem Bus, so einer typischen Kleinbus-Marschrutka, nach Chisinau (sprich ‚Kischinau’) gereist. Das ärmste Land Europas… die Hauptstadt wirkt dennoch auf den ersten Blick wie eine riesige Shopping Mall. Die Geldautomaten spucken neben Lei oft auch Euro und Dollar aus, haufenweise Wechselstuben - wer Geld übrig hat, tauscht es lieber und legt es sich in Euro unters Kopfkissen, als es in Landeswährung auf dem Konto zu lassen. Laut der nächsten Statistik ist die Republik Moldau zudem das Land mit der drittniedrigsten Touristenquote weltweit, direkt nach Bangladesh und Guinea. Grosse Sehenswürdigkeiten gibt es tatsächlich nicht zu entdecken... Moldawien produziert Wein und Getreide, die Landschaft ist unspektakulär, die Farben sind irgendwie gedämpft, als würde man durch eine Sonnenbrille schauen, die alles ein bisschen beiger macht.
Busfahren ist natürlich ein Abenteuer für sich. Man wartet an der Strasse an der Stelle, die halt jeder kennt, bis der Bus kommt - Fahrplan hängt gar nicht erst irgendwo aus - und dann Daumen raus. Wichtig ist, wenn der Bus hält, den Betrieb nicht aufzuhalten - also schnell die Tür aufstemmen, dem Fahrer das Ziel zurufen, die Schiebetür mit genügend Schwung wieder zuknallen und - so vorhanden - auf einem freien Sitzplatz niederlassen. Das Geld wird zum Fahrer durchgereicht, das Wechselgeld wandert den Weg von Hand zu Hand zurück, wenn’s sein muss quer durch den ganzen Bus.
Auf der Fahrt gab‘s ne Rauch- und Pipipause, und ich war zum ersten mal auf einer öffentlichen Toilette bar jeder Privatsphäre... zwei Stehklos nebeneinander ohne Kabinen drumrum, und auch nach draussen gab es keine zu schliessende Tür. Männlein und Weiblein immerhin getrennt... also kollektiv pieseln mit den moldauischen Kopftuchomas. Nach zwei Stunden Rumpelstrasse dennoch erleichternd, etwas Frühstückskaffee wieder loszuwerden.
Ein Abstecher nach Transnistrien, in die abtrünnige Republik im Osten des Landes, scheint das aufregendste zu sein, was man so unternehmen kann. Hier liege noch ein Hauch des real existierenden Sozialismus in der Luft, so steht‘s zu lesen - der real praktizierte Tourismus gestaltete sich jedoch eher unspektakulär. Nach freundlicher Grenzabfertigung in fließendem Englisch hatte ich meine Aufenthaltsgenehmigung für einen Tag, Zeit genug, um in der Hauptstadt Tiraspol einmal die Paradestrasse voller Banken, Shops und Kaffeeläden abzulaufen und ein bisschen Sowjetarchitektur und das Konterfei des Genossen Lenin zu fotografieren. Eine eigene Währung gibt‘s, die ausserhalb Transnistriens nicht mehr wert ist als Monopoly-Geld, und auf der Rückseite des Fünfers prangt - wohl aus Denkmalmangel - die bekannteste Schnapsfabrik des Landes.
Ich habe es irgendwie nicht zu einer Meinung geschafft, was den Transnistrien-Konflikt betrifft. Es ist alles kompliziert, Menschen wurden Jahrhundertelang hin- und hergeschoben, um- und angesiedelt, vertrieben, getötet, es wurde eingenommen, abgetreten, Kriege wurden geführt, Grenzen gezogen, Strukturen zerfielen, neue wurden verhandelt, und dazwischen schlagen halt Herzen für irgendeine Heimat.
Ein Fazit dann wenigstens zu Moldawien als Reiseziel: Es gibt definitiv sehr wenig andere Touristen. Dass es nichts zu sehen gibt muss man halt mögen. Nur für Connaisseure ;-)Baca lagi

PengembaraEin Land,dessen Namen ich noch nie gehört habe(Transnistrien),Tiere,die Dein Rad bewachen,neue Architektur in der Keramikabteilung,wieder neue Facetten im Bild von Europa..... und wieder ein bisschen gelernt🤗🙋🏼

PengembaraLiebe Anna, werde dank Dir bei „Stadt, Land, Fluss“ immer unschlagbarer. Wunderbare, und möglicherweise auch mal sehr nützliche Informationen zum Thema ÖPNV und Pinkelpausen, Tourismus in Moldawien und Transnistrien, hab Dank für die langersehnte Reisebeschreibung Nr.19😘 Gutes🚲 ans Schwarze Meer

PengembaraWir schicken Dir immer schonmal jemanden vorbei, aber für unten rechts bin ich nicht zuständig
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- Sabtu, 31 Ogos 2019
- ☀️ 27 °C
- Altitud: 115 m
RomaniaIzvoarele45°2’44” N 28°33’8” E
Donauwellen...

...landen bekanntlich entweder direkt auf den Hüften, oder nach knapp 3.000 km im Schwarzen Meer...
Ein paar Fotos aus dem Delta, Grüße fast schon aus Odessa (in fünf/sechs Tagen bin ich da).

PengembaraVor dreieinhalb Monaten haben wir Dich mit Ziel Odessa verabschiedet, jetzt bist Du fast da und wir haben Dich auf Deinen Fahrradkilometern begleitet und schon viel über Land und Leute auf Deiner Tour erfahren. Wir machen gerne mit Dir weiter🚲☀😘
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- Rabu, 11 September 2019 2:19 PTG UTC
- ☀️ 26 °C
- Altitud: 45 m
UkraineDeribasovka46°24’37” N 30°44’22” E
Die Perle am Schwarzen Meer

Erstmal good news: Bin gestern seetauglich geschrieben worden, von einer russischen Ärztin, die dazu nicht mal das Stethoskop in die Hand genommen hat (wohl aber meine Kreditkarte, 80 Dollar für den Stempel).
Nach vier Monaten gen Osten bin ich damit wohl endgültig in den Fängen der Korruption gelandet... Anstelle von Untersuchungen haben wir uns über die Transsib unterhalten - sie bekam ganz dunkle Funkelaugen voller Kindheitserinnerungen.
Odessa ist vielfältig, ich habe einen ganzen Flickenteppich an Eindrücken. Für den gepflegten Städteurlaub und romantisches Bummeln durch Altstadtgassen würde ich Freunden eher Lemberg ans Herz legen. Wer aber unerschrocken ein bisschen mehr Ukraine wagen möchte: Ab nach Odessa!
Mit Englisch kommt man hier kaum weiter (es gibt auch wenig Westtouristen). Ich gönne mir gerade zehn Stunden Russisch - eher Goodwill und Zeitvertreib. Kyrillisch hat nochmal eine ganz andere Schreibschrift als Druckschrift, und Vokabeln lernen ist auch schon lange her...
Ich begreife fix, behalte nix. Wenigstens hat mein Gehirn inzwischen nachgegeben, was die Druckbuchstaben betrifft, und dafür etwas Platz freigeräumt.
In die Oper kann man in Odessa ab 1,80 Euro. Ich habe mir ganz dekadent ein Fünf-Euro-Ticket für Donnerstag gegönnt, mittlere Preisklasse, Aida. Es gibt einen offiziellen Dresscode, kein Einlass mit pinken Sneakers, also nochmal acht Euro obendauf für ukrainische Ausgehschuhe vom Markt. Hoffentlich lohnend investiert, bin da ja ein bisschen banausig und habe um die drei Stunden rum oft eine Schmerzgrenze...
Am Strand Riesenkirmes: Clubs, Lounges, Beach Bars, gigantische Hotelpaläste. Kilometer um Kilometer. Russischer Rubel rollt, denke ich. Jetzt ist Nachsaison, aber um sich das im August vorzustellen, braucht es kaum Phantasie. Weiter weg vom Zentrum beginnt der Beton dann etwas mehr zu bröckeln, und es wird gemütlicher. Baden allerdings nur für Seetangfetischisten.
Mein Schiff läuft planmäßig am 25. morgens um sieben ein und liegt dann erstmal für 48 Stunden hier. Es ist die CMA CGM Ural. Ankunft in Port Kelang geplant für den 18.10. - Denke aber, ich melde mich vorm Ablegen nochmal!
Soweit der Bericht aus Odessa von der künftigen Leichtmatrosin.Baca lagi

PengembaraLiebe Anna; das Arztabrechnungsmodell werde ich meinem Mann vorschlagen😀 genieße die letzten Tage an Land; bevor es auf hoffentlich nicht allzusehr schwankende Schiffsplanken geht 😂 und danke für die wie immer köstliche Berichterstattung

PengembaraMoin Leichtmatrosin in spe,das ist ja wieder rasend interessant und lädt dazu ein,sich ein bisschen über Odessa zu informieren...werde ich tun...wenn ich mich recht erinnere,bekommst Du doch noch Besuch,bevor es auf den weiten Ozean geht?Danach hast Du Wind und Wellen als Spielkameraden und hoffentlich nette Leute an Bord!!Bin jetzt schon sehr gespannt,wieder von Dir zu hören😘

PengembaraHallo Anna. Ich folge dir schon ein wenig, weil ich dich beim Stöbern auf find Penguin entdeckt habe. Wir sind irgendwie auch Richtung Odessa unterwegs, allerdings mit einem Sprinter. Ich bewundere deinen Mut, und es macht Spaß, deine Texte zu lesen und Fotos zu schauen. Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß und Glück, "Rahmen und Speichenbruch". Martina Selle.
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- Ahad, 15 September 2019 UTC
- ⛅ 20 °C
- Altitud: 68 m
UkraineDeribasovka46°24’45” N 30°43’53” E
Ein kleines post scriptum...

... zum vorigen Eintrag:
Ja, die Investition in ‚Aida-Schuhe‘ hat sich gelohnt. Wunderbare Location, und ein entflammtes Publikum. Da wird ‚Bravo, Aida!‘ auch schon mal mitten in die Arie gerufen, wenn die Seele sich in dem Moment Luft verschaffen muss. Am Ende körbeweise Blumen für Aida (die locker zehn Jahre älter war als ihr Vater, der König).
Habe ergoogelt, dass das Werk zumindest indirekt dadurch entstanden ist, dass Verdi die Eröffnungshymne zur Einweihung des Suez-Kanals schreiben sollte... auch in diesem Sinne eine passende Ouvertüre für meinen nächsten Reiseabschnitt.Baca lagi

PengembaraHallo Anna! Danke für die schönen Beschreibungen und Bilder! Wünsche Dir eine gute Seereise. Bist Du während der Fahrt über Kurzwelle erreichbar? Radio Norddeich gibt es ja leider nicht mehr... Ahoi und liebe Grüße!

PengembaraAnna! Ahoi! Gute Reise und was sagt der Christian Morgenstern so schön - „Erst das Auge schafft die Welt.“ Danke für‘s Mitnehmen. Ich liebe die Fotos von Dir und die Bilder im Kopp.👑
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- Jumaat, 27 September 2019 UTC
- 🌧 15 °C
- Altitud: 11 m
UkraineLymanchyk46°30’3” N 30°43’49” E
Andere gehen ins Kloster...

Morgen früh legen wir ab - bis dahin werden hier vor meiner Luke unentwegt Container geladen, und dennoch wird nur ein Bruchteil dessen bewegt, was der Kahn so über die Meere schippert.
Das Einschiffen war beeindruckend. Der Frachter ist einfach riesengroß, 300 Meter lang. Alle anderen Schiffe im Hafen sind gegen uns Paddelboote.
Und spannend: Meine Reiseagentur hatte die Sache mit dem Fahrrad offenbar nur so halb geklärt - schon, dass es mit an Bord kann, nicht aber, dass es auch übers Sperrgelände bis zum Schiff darf. Zum Glück gabs einen wirklich netten Hafenagenten vor Ort, der eine Sondererlaubnis eingeholt hat, was zwei Tage brauchte... Alles sehr streng im Port, inklusive mürrischem Grummeln, Anweisungen im Befehlston (‚Passport!‘ - ‚open bags!‘), minutenlangem Geblätter im Reisepass unter Abgleich jedes einzelnen Stempels, bei umgehängter Schwerstbewaffnung und skeptischen Blicken. Die Sonderwünsche von so einer dahergefahrenen Touristin scheren erstmal keinen, ist ja kein Kreuzfahrt-Terminal.
Hier auf der Ural hingegen alle sehr freundlich. Ein Seemann hat mein Rad hochgeschleppt, niemals hätte ich das alleine an Bord gekriegt. Die Crew ist zum größten Teil chinesisch, und ein paar Boys aus Sri Lanka in der Küche und fürs Grobe. Bordsprache Englisch. 25 Mann Besatzung und eine struppelblonde Deutsche schwer definierbaren Alters, die alle um mindestens einen Kopf überragt. Gäbe ein super Gruppenfoto. Für den Suez-Kanal wird nochmal eine Extra-Crew an Bord kommen.
Ich wurde im Schweinsgalopp eingewiesen, kann jetzt einen Life-Suit ordnungsgemäß überstülpen, weiss den Zugangscode zur Brücke und schnalle mich im Rettungsboot Portside auf Platz Nummer 7 fest, im Fall des Falles. Es gibt einen Fitnessraum, und eine Sauna, die wohl noch nie jemand benutzt hat (glaube auch nicht, dass ich sie einweihen werde, will ja keinen der Jungs erschrecken, sie ist gleich neben der Pingpongplatte). 10 Decks, und dann noch die Maschinenräume tief im Bauch des Kolosses.
Lächeln und zurückhaltende Höflichkeit, das wird wohl die Kommunikation für die nächsten drei Wochen bleiben. Die Kabine ist zweckmäßig - und den kleinen Passagieraufenthaltsraum habe ich ganz für mich alleine. Tatsächlich kein einziger Mitreisender... kein pensionierter Studienrat, der mir abends Schach beibringt, keine Traveller mit Reisegeschichten aus aller Welt... aber auch keiner, der über die chinesischen Tischsitten nörgelt oder einen immerschlau zutextet. Ob Glück oder Pech weiss ich also nicht. Ein französisches Ehepaar ist hier in der Ukraine von Bord gegangen, eine Frau hatte wohl Istanbul bis Malaysia gebucht, so mein diensthabender Offizier, sei aber nicht aufgetaucht.
Nachdem ich mich zwischendurch (jetzt schon!) gefragt habe, ob die Zeit hier vom Gefühl her so eine Art selbstbezahlter Knastaufenthalt werden könnte, habe ich beschlossen, es möglichst konsequent zum gedanklichen Runterkommen zu nutzen. Hartes Detox. Einen Tagesplan, und einfach nichts entscheiden (müssen) für eine Weile. Keine Nachrichten. FB etc. ertrag ich gerade eh nicht, was geht nur ab, wir spalten uns bröselig... Um sieben, zwölf und achtzehn Uhr Essen, was vorgesetzt wird, Zeiten für Yoga, Sport, Lesen, Schreiben, Schlafen. Manche gehen ne Zeit lang ins Kloster, ich schippere halt durch den Suez-Kanal, fernab von allem... mal sehen, wie das wird. Irgendeinen Sinn wird’s haben, über das Ankommen in Port Klang hinaus.
Wir sehen uns in Kuala Lumpur!Baca lagi

PengembaraHi Seefrau;das hört sich ja wieder spannend an....wenn die Langeweile Dich anspringt,fällt Dir ganz sicher etwas ein...vielleicht machst Du einen Crash-Kurs im Masten-Klettern oder Ölpumpen-Reinigen oder lässt Dich zur Fremdsprachen-Spezialistin ausbilden...jedenfalls mache ich mir keine Sorgen,dass Du die Zeit nicht umkriegst....und wünsche Dir eine tolle Zeit an Bord🚢⚓️🛶
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- Jumaat, 18 Oktober 2019
- ⛅ 29 °C
- Altitud: 69 m
MalaysiaPantai Valley3°7’23” N 101°40’5” E
Lady and Gentlemen...

... ab jetzt wieder ohne die ‚Lady’ in den Lautsprecherdurchsagen des Käptns, Welcome to Malaysia.
Hier hat mich der Frachter also an Land gespuckt, einen mächtigen Stapel Bücher später (mit dem Kindle macht’s nur nicht so viel her), mit frischen Bauchmuskeln und biegsam wie ne Weidenrute, dank meines täglichen Dates mit Adriene von der Yoga-App.
So viele km Luftlinie weg von Deutschland - zum Glück ist die Seele so ein flinkes Organ, einmal kurz rüber zu Euch, in Gedanken, ist für sie nur ein Katzensprung, ganz ohne Jetlag. Ich hingegen bin gerade noch ganz dizzy von sechsmal Sommerzeit direkt hintereinander.
Ich glaube, ich war eine ganz nette Passagierin, zumindest kein pensionierter Oberstudienrat aka Hobbykapitän.
Die Überfahrt war ruhig. Es gab High Risk Areas mit Verdunklung, Ausgangssperre und alle Schotten dicht - aber keine Piraterie (bis auf die Raubkopie eines sehenswerten Tschernobyl-Fünfteilers, die mir der Kapitän gemacht hat). Es gab sanftes Wellengeschaukel, bei dem man Bäume und Kraniche beim Yoga knicken konnte - dafür schlafen wie ein Baby. Es gab für mich zur Abwechslung öfter mal das sri lankische Essen aus der ‚Arbeitermesse’ statt der chinesischen Offiziersverpflegung. Ich war echt happy herauszufinden, dass da noch was anderes in den Töpfen brutzelt - a little more spicy. I like spicy. Chef glücklich, ich glücklich. Sehr lecker.
Es gab eine Offiziersparty, zu der ich eingeladen war. Erst Chinese Hot Pot und vom Master selbst reingeschmuggelten ‚Special Grape Juice‘ (Alkohol war an Bord tabu), und danach schauten wir gemeinsam die Übertragung der Parade zum 70sten Jahrestag der Volksrepublik. Wir haben es also richtig krachen lassen.
Es hat ein bisschen gebraucht, bis ‚die Chinesen’ mir nicht mehr wie eine irgendwie andere Spezies vorkamen. Als wir gestern zum Abschied gemeinsam Chinese Dumplings gemacht haben, hat es sich beinahe schon nach Familie angefühlt. Hey, und die China Jungs konnten alle Kochen! Dabei sind diese Teigtäschchen eher filigran in der Herstellung, nicht wie ein Hühnchen auf ne Bierdose stülpen.
Es gab viel Zeit mit mir selbst. Zwischendurch bin ich tatsächlich in einem ganz eigenen Space gelandet, als ob viel weiter Raum entsteht, wo sich sonst immer alles drängelt. Wenn ich das zulassen konnte, ohne mich aus dieser ‚Lethargie‘ herauszudisziplinieren, war es wie auf ner Wolke, schwebend und schön. Gar kein Zeitgefühl mehr. Falls es so ähnlich ist, wenn man alt wird und auf seinem Sofa sitzt, ist es gar nicht so schlimm. Man muss nur vergessen, wo man sein IPhone hingelegt hat. Oder besser gleich, dass man eins hat.
Kurz hatte ich Schiss, das Handy wieder ‚scharfzuschalten‘. Wie vor ner Flutwelle.
Quatsch natürlich... will ja wissen, wie es der Heimatbasis geht, und nicht auf ner Wolke einsiedeln. Aber vielleicht ist das mit zwei Wochen Kloster zwischendurch gar nicht so dumm wie ich immer dachte. Auch wenn die Beschreibung oben klingt, als könne man alternativ auch einfach nochmal Gras rauchen.
Himmel, freu ich mich auf Bewegung, die Menschen und draussen sein!
Ich werde die Freiheit feiern, mit nem Berg Obst und Gemüse. Hab meine Darmzotten eingeladen, die freuen sich auch schon und machen la ola Wellen.
Und ich glaube Asien wird ganz schön crazy...
Liebe Grüße, AnnaBaca lagi

PengembaraWillkommen zurück unter Menschen auf festem Boden!!!😘Ich meine,unter sehr vielen Menschen im Gegensatz zum Frachter,(hört sich sonst komisch an)Schön wieder mit Dir unterwegs zu sein zu neuen Abenteuern

PengembaraWow, danke, dass wir wieder mit dürfen, sprachlos nach dem Lesen Deines ersten Footprints aus Asien, genieß die Bewegung und wieder gewonnene Freiheit, lass es Dir schmecken☀🍉🍠, take care😘
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- Kongsi
- Sabtu, 26 Oktober 2019 3:16 PTG
- ⛅ 30 °C
- Altitud: 9 m
MalaysiaPulau Giam4°14’14” N 100°32’44” E
FAQ

Eine Woche Malaysia, und ich könnte einen ganzen Stapel Footprints füllen. Darum heute mal ein anderer Ansatz - Antworten auf Fragen, die mir gestellt wurden, daheim und unterwegs, und ein paar von meinen eigenen Fragen hab ich auch reingemogelt. Los geht‘s.
Hey Miss! Do you like Malaysia?
I love! Womit die allerwichtigste Frage beantwortet wäre.
Ich hatte doch keinen Schimmer, war noch nie in Südostasien, hab mich einfach vom Frachter auf gut Glück hier ausspucken lassen. Und ich glaube, es gibt echt nur Lieben oder Flüchten. Mich hat es direkt gepackt, bin wie auf ner Endorphin-Wolke in Kuala Lumpur eingeradelt. Was für ein Riesenglück!
Mit dem Rad durch SOA, ist das nicht viel zu gefährlich?
Es ist hier und da im Straßenverkehr schon etwas crazy, aber ich bin bislang unerschrocken.
Habe noch nie so viele thumbs up dafür gekriegt, fast mein Leben zu riskieren, wie während der Fahrt auf der Autobahn (ging nicht anders, scherte auch keinen) im Linksverkehr vom Hafen Richtung KL. Wenn dazu auch immer ein gutes Wort bei den jeweiligen Göttern für mich eingelegt wurde, hätten mir im Fall des Falles alle Himmel offen gestanden.
Es gibt eine gewisse Verkehrsinfrastruktur für die unzähligen Mopedfahrer, Extraspuren, die ich mitnutze. Und richtig geil radelt es sich dann auf den Nebenstraßen durch die Plantagen - meist 1a asphaltiert, die Palmen spenden Schatten, und Zuckerrohrsaft und Kokosnuss gibts direkt vom Erzeuger.
Und die Tierwelt?
Affenhorden, Warane, sehr bunte Vögel, und sehr laute Vögel. Alle Schlangen, die ich entdeckt habe, waren schon ziemlich plattgefahren. Wasserbüffel habe ich gesehen, aber ich denke, die waren domestiziert, wenn auch unbehütet. Zum Glück keine Bettwanzen o.ä.
Was sagt denn der Hintern nach der Pause auf dem Frachter?
Der hält sich tapfer, dabei bin ich direkt mit langen Strecken wieder eingestiegen. Die Haut ist da schon eher ‚entwöhnt‘, und die Sonne knallt. Fahre eh mit ner längeren Hose über den Bikeshorts, wegen Moral und Sittlichkeit, aber jetzt auch langärmlig und mit Kopftuch, damit nichts verbrutzelt. Macht es auch leichter für Ibrahims am Wegesrand, mich mal auf nen Sirup einzuladen.
Ach ja, Malaysia ist ja ein muslimisches Land. Ist das schwierig, so allein als Frau?
Bislang bin ich ausschließlich auf Menschen getroffen, die mir herzlich und respektvoll begegnet sind, selbst wenn ich schwitzend wie beim Saunaaufguss (aber bekleidet natürlich) vor ihnen stand. Die Frauen offen und selbstbewusst, die Kopftücher bunt und flatterig, gestern rief mir ein Mann, der sehr eilig Richtung Moschee rannte, augenzwinkernd zu ‚Allah never waits‘. Alles in allem wirkt das nicht sonderlich restriktiv und bedrohlich. Hier stehen die Moscheen auch schon immer zwischen indischen und chinesischen Tempeln. Nur für Bierfreunde ist es sicher ein zu muslimisches Land, eine Dose kostet im Supermarkt über drei Euro, beim Essengehen locker doppelt soviel wie das Essen selbst. So wird das nix mit den Westtouristen. Mir ist’s schnuppe, ich steh auf Chrysanthementee.
Ist nicht Regenzeit?
Doch, es kübelt auch gerade wie aus Eimern, während ich das hier tippe. Abends gegen sechs fängt es meistens an, und dann gibt‘s kein Halten mehr. Oben schon erwähnter Ibrahim meinte, ich sei very lucky, früher hätte es im Oktober mehr geregnet. Weather has changed. Er muss es wissen mit seinen 74 Jahren, was hier schon ein viel stolzeres Alter ist als bei uns. Und während wir darüber sprachen, standen wir am Imbiss in der Ölpalmenplantage. Ölpalmen sind übrigens fünfmal ertragreicher als der Raps vom Reisebeginn...
Palmöl, der Klimakiller, schwieriges Thema, finde ich. Der Urwald ist halt weg. Genau wie bei uns. Kann man es den Menschen hier verdenken, dass sie auch Geld verdienen wollen?
Wie kommt man nur auf die Idee, in Kuala Lumpur in Chinatown zum Friseur zu gehen?
Übermut? Jedenfalls bin ich jetzt blonder als die Polizei erlaubt, und die Friseurin, alle im Salon und ich hatten viel Spaß. ‚Westhaar‘ wurde da noch nicht oft geschnitten (no Problem), erst recht keine Kurzhaarfrisur bei Frauen (no problem), und meine Farbmixtur nochmal überzufärben war für alle Beteiligten ein Experiment, das mit einem Spurt zum Auswaschbecken sein Finale fand.
Aber blonde Haare und blaue Augen ernten hier eh offene Kindermünder, da spielt die Nuance keine große Rolle. Den Exotenstatus werde ich in Thailand, wo es von Westtouristinnen wimmelt, wohl verlieren.
Wo geht‘s denn jetzt weiter lang?
Ich bin gerade auf Pulau Pangkor, werde die Westküste Malaysias weiter hochfahren bis Thailand, Südthailand eventuell mit dem Zug überbrücken, dann hochradeln in den Norden des Landes bis Chiang Mai, durch Laos wieder südlich, den Mekong runter, Richtung Kambodscha, dann Vietnam Richtung China. So der Plan. Wenn nicht alles anders kommt.
Where is your husband?
I‘m not married.
Das kann nicht sein. Du musst heiraten. Bald! Es folgen ein paar Komplimente, und bevor am Ende ein übrig gebliebener Neffe oder Cousin für mich ausgegraben wird, mach ich mich besser aus dem Staub.
Welchem Gott huldigt man, indem man einzelne Schlappen oder Schuhe aus dem
Autofenster wirft?
Keine Ahnung, aber es muss eine wichtige Gottheit sein, anders ist die umfangreiche Kollektion am Straßenrand nicht zu erklären.
Und was bitteschön bedeutet das gelbe Verkehrsschild mit den neun roten Punkten?
Grüße von der Insel, AnnaBaca lagi

PengembaraDie letzte Frage kann ich beantworten: "Achtung Hindernis". Liebe Grüße von 12 Stunden weiter (oder vor?)

PengembaraDanke, danke, danke für so viele Antworten und so viel Teilhabemöglichkeit. Du lässt mich Asien ganz anders sehen. Liebe Grüße aus dem Bergischen Herbst😘

Liebe Anna, ein sehr sehr schöner Zwischenbericht. Was für eine schöne Erfahrung auf so viele hilfsbereite und freundliche Menschen zu treffen. Wie wir Radler ja gerne sagen, die Währung ist nicht das Geld, sondern die Zeit. Weiterhin eine wunderbare Zeit, gefüllt von reichen Erlebnissen... Liebe Grüße Theo
PengembaraEine erste gute Nacht deiner Reise liebe Anna, gute fahrt und super Wetter wünsch ich dir😊. P.s. Tolles Outfit👍😉. Lg Anne
PengembaraDanke, dass wir ein kleines Stück Deine Eskorte sein durften. Genieß die Zeit:) Uli und Udo
PengembaraAlle Gute! Ich wünsche Dir ganz viele tolle Abenteuer und Begegnungen!