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- Giorno 55–56
- 23 aprile 2025 08:50 - 24 aprile 2025
- 1 notte
- 🌧 11 °C
- Altitudine: 97 m
FranciaSaint-Jouin-Bruneval49°39’3” N 0°9’47” E
Regen am Morgen

3.222 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 77 km/ Gesamt 391.386 km / Ø121,47 km)
Wohnmobilstellplatz (frei)
Cauville-sur-Mer
Frankreich
Es gibt lauten und leisen Regen, der dich glauben lassen könnte, dass es ihn gar nicht gibt. Als ich um 4.48 Uhr aufwache, pochen die Tropfen getrieben vom Wind gegen die Fensterscheiben und aufs Dach. Vom Gefühl her hat es gerade angefangen zu regnen, und ich könnte mich eigentlich gleich nochmal schlafen legen. Aber ich möchte heute vor den Schulkindern weg sein, deren morgendliche Unruhe mir einfach zu viel ist.
Als ich dann hinterm Lenker sitze, ist es noch nicht einmal sechs Uhr und schwarze Nacht, ein paar wenige Fahrzeuge sind unterwegs und haben es eilig, uns zu überholen. Gestern haben wir einen kleinen Rastplatz an der Straße gefunden, der unser erstes Ziel ist, weil Hilde dort entspannt spazieren gehen kann. Hier fahren wenig Autos entlang, es gibt gegenüber nur eine Lagerhalle, und der Regen tropft unregelmäßig von den Bäumen.
Gestern sind wir hier einem finnischen Ehepaar in meinem Alter begegnet, die in einem VW Bus reisen und nur rudimentär englisch sprechen. Das klingt nach einem interessanten Abenteuer, ich rate ihnen ab, am Nachmittag noch nach Étretat zu fahren, weil es schon Stunden vorher völlig überlaufen war, sodass wir nur durchgefahren sind. Die Highlights findest du im Internet, darauf kann ich jetzt ruhig verzichten, denn auch die anderen Orte an der Küste haben ihre Reize.
Der Reisetag beginnt großartig am Plage Saint-Jouin. Wir haben Ebbe und so liegt wenigstens ein schmaler Sandstrand unterhalb der durchgängigen Steinwüste frei, auf dem Hilde laufen kann, und ich nicht befürchten muss, ständig zu stolpern.
Frei laufen. Du siehst die Begeisterung in Hilde's Gesicht, die mit der Nase am Boden über den Strand schlängelt, der voller Gerüche ist. Gut, denke ich mir, das mit den Steinen ist zwar blöd, aber ein, zwei Strandbesuche pro Tag dürften schon drin sein. Da waren wir noch nicht in Étretat gewesen.
Die Bauweise der Häuser und Kirchen fasziniert mich. Steine und Farbmuster, die eher unregelmäßig sind, aber dennoch ein gewolltes System beinhalten. Mir fehlt der Sachverstand, um es besser auszudrücken, aber sie gehören in diese Welt von Gelb, Grün und Blau.
Als wir über die schmale Straße den ersten Ort durchqueren, hat linker Hand ein Radfahrer sein Gerät auf den Kopf gestellt, um seinen Reifen zu flicken. Ein Niederländer auf den Weg nach Montpellier, um eine Hochzeit zu feiern, und weiter nach Istanbul zu fahren. Ein halbes Jahr habe er Zeit, schon jetzt wirkt er ruhig und ausgeglichen.
Die letzte Nacht habe er am Mémorial übernachtet, ein schöner Ort hoch über dem Atlantik. "Erleben Sie das große Buch unter freiem Himmel über eine der kühnsten alliierten Operationen des Zweiten Weltkriegs. Das Mémorial de Bruneval befindet sich genau an der Stelle, an der eine der Episoden der Operation Biting (27. und 28. Februar 1942) stattfand: der Angriff auf die deutschen Verteidigungsanlagen, die den Zugang zum Strand versperrten. General de Gaulle weihte am 30. März 1947 ein erstes Denkmal ein. Die Anlage wurde 1975 neu gestaltet und zwei Jahre später durch die Charles-de-Gaulle-Treppe ergänzt. Im Juni 2012 wurde das Denkmal von Kenneth Holden, einem der letzten Veteranen des Überfalls, eingeweiht."
https://de.normandie-tourisme.fr/sehenswuerdigk…
Über kleine Landstraße, auf denen vor Radonneurs und Fahrrädern gewarnt wird, dass man doch Abstand halten solle, kommen wir zu einem alten Schloß, hinter einem rostigen Gitter, in dessen Schatten wir ein kleines Schläfchen am Straßenrand machen.
Durch Étretat hindurch folgen wir einer kleinen Straße, die sich oberhalb vom Meer entlangschlängelt. Hier gibt es einen Landwirt, auf dessen Freifläche Camper kostenlos übernachten können sollen. Da aber das Gelände verwaist zu sein scheint, unternehme ich keine weiteren Anstrengungen.
Von Vattetot-sur-Mer schlängelt sich eine schöne, von bunten Blumen bewachsene Landstraße talwärts zum Plage de Vaucottes, die an einem Durchfahrt Verboten Schild endet. Weit genug vom Strand entfernt, ist das keine Option für uns, dorthin zu wandern, sodass ich von oben einen Blick hinabwerfe, und auf den nächsten Ort hoffe.
Und natürlich ist mein Blick sehr spektakulär, mein Standort auf dem Seitenstreifen im Gegenverkehr hinter einer Kurve allerdings auch. Der nächste Ort an der Küste ist Yport, der ebenfalls einen Strand haben soll, an dem die schmale Straße durch den Ort neben Restaurants und Eisgeschäften endet. Der Parkstreifen ist natürlich komplett voll, aus meiner überragenden Position im Bus blicke ich auf den kleinen Strand neben einem hohen Felsen, zu dem alle aufschauen, das örtliche Highlight.
Ich finde, dass der Ort allerdings mehr zu bieten hat, wie das Restaurant oder das kleine weiße Haus in der Kurve. Über Criquebeuf-en-Caux fahren wir nochmal talwärts nach Grainval, das natürlich auch einen längeren Spaziergang von uns wünscht, wenn wir denn zur Küste kommen wollen, ohne zu wissen, was uns dort erwartet.
Die Orte, die Landschaft, Häuser, Wiesen und das Meer bieten viel fürs Auge, aber wenig für Hilde, um die ich mich jetzt erstmal kümmern muss. So kommen wir zu diesem kleinen Rastplatz mit Bänken unter den Bäumen und reichlich Wiese, um zu schnüffeln.
Das darf sie gleich auch machen, denn trotz des Regens regt sich der Körper ja des Morgens auch. Mittlerweile ist es hell, soweit man davon an einem grauen Regentag sprechen kann. Vielleicht sollte ich eine Kerze zum Frühstück leuchten lassen.Leggi altro
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- Giorno 56–57
- 24 aprile 2025 09:59 - 25 aprile 2025
- 1 notte
- ☁️ 10 °C
- Altitudine: 4 m
FranciaVeulettes-sur-Mer49°51’17” N 0°36’27” E
Veulettes-sur-Mer

3.223 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 92 km/ Gesamt 391.478 km / Ø121,46 km)
Wohnmobilstellplatz
Veulettes-sur-Mer
Frankreich
Wir sind müde. Die Knie tun mir weh. Hilde hechelt wie nach einem langen, schnellen Lauf. Das war ein Ritt. Aber wir sind gesund am Bus angekommen. Ein warmer, sonniger Tag, meine überraschende Begegnung mit Monet, das Gespräch unter den Felsen mit einem deutschen Ehepaar, das später unser Buch kauft. Aus Mitleid. Vielleicht aus Interesse. Sicherlich als Erinnerung an unsere denkwürdige Begegnung. Dreihundert Meter Steinstrand, die Sonne über den hohen Felsen. Über eine freie Treppe rückwärts gehe ich zu einer schmalen Mauer. Mich ganz dem Stock und dem Körper anzuvertrauen, ohne mich festhalten zu können, ist eine Herausforderung.
Dann den schmalen Sims entlang, mit der Hand an der Art Holzzaun nehme ich einen Splitter mit, der mich noch spät abends erinnert. Hilde muss oben an der Treppe warten, drängelt am Sims, bis es ihr zu langatmig wird. Das Meer läuft in die Steine hinein, die wackelig und rutschig sind. Ich kämpfe mich vor zu einem Flecken Sand, auf dem das Gehen leichter wird.
Als wir am Stellplatz bei Saint-Jouin fertig mit unserem Vormittag sind, sind alle anderen Camper weg, sodass wir gemütlich über die Umrandung des Platzes aus Wiese und Sträuchern spazieren gehen können, die für Hilde voller Gerüche ist. Das Gras ist feucht vom letzten Nieselregen, der Boden matschig, wir fahren ein Stück in Landesinnere nach Épreville und von dort hinunter ans Meer in Fécamp. Wir passieren die Kreuzung nach Grainval, wo wir gestern zurückgefahren sind.
Fécamp ist eine gemütliche Stadt am Meer mit deutlich weniger Highlights als Étretat, sodass auch viel weniger Touristen hier die Straßen füllen. Dafür fahren wir einem Boot hinterher und haben die drei Gestalten auf der Treppe überm Strand einen kurzen Moment für uns alleine. Das blaue Wasser der Hafenbecken, die eine Landzunge mit dem Casino zwischen ihre Arme nimmt und zum Atlantik gleitet. Die Kirche auf dem Berg in voller Größe, während der Leuchtturm nur zur Hälfte hinüberlugt.
Links von der schmalen Häuserfront nehmen wir den Weg aus der Stadt, ohne zu ahnen, dass wir Christophbirgit und Monet begegnen werden. Unser nächstes Ziel könnte eng mit mir verbunden sein, denn Saint-Pierre-en-Port trägt meinen Namen. Durch grüne Baumreihen an blauen Blüten im Gras führt die einsame Straße durch stilles, kurvenreiches Land, an dessen Wegesrand sich malerische Grundstücke und Häuser gelagert haben, an denen ich mich gar nicht satt sehen kann.
Und tatsächlich führt die Straße in Les Grandes Dalles bis zu einem Parkplatz am Meer, wo ein Hundeverbotsschild unseren Weg abrupt beenden. Stattdessen kommt ein französisches Paar mit schwerem Schuhwerk und riesigem Outdoorgepäck in den grellen Farben Dunkelblau und Bordeauxrot die Treppe vom Steinstrand hoch, wo oben ein älteres Ehepaar sitzt, das jeden Neuankommenden detailliert betrachtet wie bei einer Volkszählung.
"In der Normandie erwartet euch ein wahres Wanderparadies entlang der Alabasterküste. Mit malerischen Klippen, beeindruckenden Tälern und historischen Sehenswürdigkeiten bietet diese Region ein unvergessliches Erlebnis, denn beim Wandern erlebt ihr die Schönheit der Normandie auf Schritt und Tritt."
https://www.outdooractive.com/mobile/de/wanderu…
Am Château de Sissi unterhalb von Sassetot-le-Mauconduit, wo wir später nochmals durchfahren, kommen wir durch den gleichnamigen Ort zum Plage der Petites Dalles, dem magischen Ort des unglaublichen Lichts.
"Les Petites-Dalles ist ein kleiner Badeort in der Nähe von Fécamp, der für seine weiß leuchtenden Steilklippen bekannt ist. Claude Monet wählte einen Blickwinkel, der ihre Monumentalität hervorhebt. Die Felsen waren ihm nicht nur Motiv, sondern Projektionsfläche für die Reflexe von Wasser und Sonnenlicht. Die starken Farbkontraste steigern die Dramatik der Szene, in der Monet die Strandbesucher mit nur wenigen Pinseltupfen angedeutet hat."
https://sammlung.museum-barberini.de/de/MB-Mon-…
"Les Petites Dalles verdanken ihren Ruf den Klippen, die das Dorf und den Strand einrahmen und impressionistische Maler wie Claude Monet und Berthe Morisot inspiriert haben. Das Dorf ist auch für seine vielen bemerkenswert gut erhaltenen Strandvillen aus dem späten 19.
Das ehemalige Fischerdorf liegt in einem der Täler des Pays de Caux, einem beliebten Ort, an dem einst auch Kaiserin Sissi gerne badete."
https://www.seine-maritime-tourisme.com/de/ange…
Von alledem habe ich keine Ahnung, als wir dem Ehepaar aus dem Kölner Hinterland begegnen, die wahre Liebhaber und profunde Kenner dieser Region sind. Vielleicht eher ein bisschen bodenständig, sind sie gesegnet mit einem Kind, das in Afrika ein Jahr lang gereist ist, und zuletzt auf einer Huskyfarm im Norden von Norwegen einige Jahre gearbeitet hat.
Und so begegnen sie uns mit einer offenherzigen Freundlichkeit und einem ernsten Interesse an unserem Leben. Als ich nassgeschwitzt am Bus ankomme, merke ich zwar die Anstrengung in den Knien, bin aber überrascht, dass der Rücken bei der Kraxelei keinen Mucks von sich gegeben hat.
Ein kleiner Abstecher zum nahen Klosterort Valmont und ein Spaziergang oberhalb des Ortes Veulettes-sur-Mer, wo wir für kleines Geld abseits auf dem gut besuchten Stellplatz am Pont Rouge übernachten. Während die Sonne uns ihr letztes Licht schickt, wacht der Morgen mit einer geschlossenen, grauen Wolkendecke auf.Leggi altro
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- Giorno 57–58
- 25 aprile 2025 09:51 - 26 aprile 2025
- 1 notte
- ☁️ 10 °C
- Altitudine: 148 m
FranciaSaint-Pierre-Bénouville49°44’9” N 0°58’31” E
Saint-Pierre-Bénouville

3.224 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 73 km/ Gesamt 391.551 km / Ø121,44 km)
Wohnmobilstellplatz (frei)
Saint-Pierre-Bénouville
Frankreich
Oben an den Treppen zu den Klippen von Sotteville - sur - Mer komme ich mit Anna ins Gespräch, die hier ihre Tochter absetzt, die sie aus England besuchen gekommen ist. Anna lebt hier in der Gegend, nachdem sie schon südlicher in Frankreich gewohnt hat. Sie ist 84 Jahre alt und überlegt, sich nochmal zu verändern. Zwischen Brüssel, England und irgendwo hier sind ihre Überlegungen, auf jeden Fall möchte sie ihren Wohnraum verkleinern. Ich bin beeindruckt. Ja, in einer anderen Weise als ich, sei auch sie ihr Leben lang unterwegs gewesen. Wir verabschieden uns herzlich voneinander. Und lachen, nein, für die Treppen sind wir einfach zu alt.
"Dieser Rundwanderweg beginnt in der Gemeinde Sotteville-sur-Mer, die an der Alabasterküste liegt. Von der berühmten 231-stufigen Treppe aus, die durch die typischen Landschaften des Pays de Caux führt, können Sie einen herrlichen Blick auf die Küste und die Kreidefelsen genießen. Dieser Rundweg ist für alle Niveaus zugänglich und wird Sie immer wieder überraschen. Sind Sie überzeugt?'
https://www.seine-maritime-tourisme.com/de/ange…
Wir machen lieber einen Spaziergang zwischen den Feldern entlang. Und beenden unsere heutige Küstentour am Leuchtturm von Ailly, um eine halbe Stunde ins Landesinnere zu diesem schönen, kostenlosen Stellplatz zu fahren. Free water and electricity. Toiletten und evtl eine Dusche. Das muss ich aber noch verifizieren.
Für uns ist das Wasser absolut kostbar, weil ich direkt vom Hahn zapfen kann, ohne dass das Wasser durch den Gummischlauch läuft. An einer Seite ein großer Bauernhof, neben uns Wiesen mit einem schwarzen Pferd, einige Häuser drum herum. Vorne, ein Stück entfernt, die gut befahrene Landstraße. Und ein Morgen, der grau beginnt, nachdem die Sonne schön untergegangen ist.
Sonne hats auch mittags noch nicht richtig, als wir vor dem Kirchturm in Conteville stehen, der ohne Fenster übers Land schaut, während sich in seinem Rücken das riesige Kernkraftwerk Paluel aufgebaut hat. Hohe Mehrfachumzäunung und Wikipedia gibt uns einen kleinen Einblick. "Das Kernkraftwerk, das aus vier Druckwasserreaktoren besteht, liegt etwa 40 Kilometer von der Stadt Dieppe und sechs Kilometer südwestlich von Saint-Valery-en-Caux entfernt, an der Küste des Ärmelkanals und beschäftigt ca. 1.250 Personen, Betreiber ist die französische Gesellschaft EDF. Zur Kühlung wird Wasser aus dem Ärmelkanal genutzt.Die vier Druckwasserreaktoren haben eine Nettoleistung von jeweils 1.330 Megawatt (MW) und eine Bruttoleistung von 1.382 MW. Die installierte Gesamtleistung liegt bei 5.528 MW, womit das Kernkraftwerk zu den leistungsstärksten in Frankreich zählt (zweite Stelle) und weltweit an fünfter Stelle steht. Pro Jahr speist es durchschnittlich 32 Milliarden Kilowattstunden in das öffentliche Stromnetz ein."
Ich überlege, ob der Wanderweg an der Alabasterküste zwischen Meer und dem Kraftwerk verläuft, denn kurz bevor wir in Veulettes-sur-Mer starten, sehe ich mein französisches Wanderpaar irgendwo im Grünen an der Küste verschwinden.
Wenn ich so über die Zwischenfälle im Kernkraftwerk lese und an Tschernobyl denke, das von Deutschland ähnlich weit entfernt sein dürfte (vielleicht 400 km mehr), dann macht mich das nachdenklich gegenüber der Frage, ob Deutschland auf Kernkraft verzichten sollte oder nicht.
Der Wohnmobilstellplatz in Saint-Valery-en-Caux liegt direkt am Meer beim Kreuz Jesu, um das die Möwen kreisen, am Ausgang des Hafengebietes, beim Leuchtturm. Alleine die Anfahrt durch die kleinen Straßen ist schon abenteuerlich, und ich denke, mit einem großen Wohnmobil kommst du schnell ins Verzweifeln. Aber die Krönung ist das ungesicherte Stück am Hafenbecken entlang, wo bei Ebbe das Wasser 20, 30 Meter tiefer liegt. Da auf dem Parkstreifen anzuhalten, zeugt von ausgesprochener Tollkühnheit. Steigst du rechts aus, ist dein Sturz an der Kaimauer entlang, der letzte Flug, an den du dich erinnern wirst.
Wir verlassen den Ort durch eine verwinkelte Einbahnstraße voller parkenden Autos und kommen nach Veules - les - Roses, das auch einen Stellplatz abseits auf einer Wiese überm Meer hat. Von dort kannst du mit Pkw in den Ort über schmale Straßen fahren. Dann kommt eine Kreuzung. Du kommst mit einer Einbahnstraße, rechts ist Durchfahrt verboten, und links ist Mittwoch Markt. Und jeder sieht dich, denn die Straßen sind voller Menschen, Hunde, Kinder. Nur um am Ende an einen Parkplatz zu gelangen, der proppenvoll das Meer von dir trennt.
Bergauf dann der sagenhafte Rückblick, und da bist du schon wieder happy, dass du das geschafft hast. Dann kommen die Treppen, das touristisch hochgezogene Quiberville, dann der Leuchtturm, und der Stellplatz ohne ausreichende Spazierwege und Dusche.
Und einem kalten Morgen, zu dem ein Engländer meint, dass sie nach Süden fahren. And you?Leggi altro
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- Giorno 58–59
- 26 aprile 2025 13:18 - 27 aprile 2025
- 1 notte
- ☁️ 16 °C
- Altitudine: 8 m
FranciaArques-la-Bataille49°53’11” N 1°8’9” E
Argues-la-Bataille

3.225 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 95 km/ Gesamt 391.646 km / Ø121,44 km)
Wohnmobilstellplatz (frei)
Argues-la-Bataille
Frankreich
Aus der hinteren Ecke unseres Sees hat sich eine Gruppe von zehn Schwänen gelöst, die dort übernachtet haben, und gleitet still und leise über den See. Aus dem Nebel in die Sonne. Wir sind schon früh draußen, das Gras ist noch nass, und nur weit hinten schüttelt ein nächtlicher Angler sein Zelt aus.
Auf dem Stellplatz ist es noch still. Uns gegenüber ein deutsches Ehepaar, er Lastwagenfahrer, sie hats in der Hüfte, der alte Schäferhund trägt die Ruhe der Welt in seinen dunklen, sanften Augen. Dahinter eine irische Familie. Zwei Eltern, zwei Kinder, vier Hunde, für jeden einer zum Kuscheln. Ganz hinten ein einzelner Franzose, der auch weiblich sein könnte nach den Pantoffeln, die draußen stehen, denn gesehen hat sieihn noch keiner. Es dunkelt schon, als eine kurzsichtige, französische Familie dicht hinter uns parkt, als gäbe es keinen Platz mehr. Schade für sie, dass wir schon früh auf sind. Türen knallen, Motor läuft, Musik an, Sonne scheint.
Ich höre viel Musik heute morgen, während die Schwäne vor meinen Augen sich über den See verteilt haben. Der Morgen war schwer, wie schon die letzten Tage kämpfe ich mich aus dem Schlaf in den Tag, aus den Träumen in die Realität, die wesentlich angenehmer ist, auch wenn ich jeden Knochen spüre.
Die Tage sind voller Geschichten, wenn sie nicht draußen passieren, sind sie in meinem Kopf. Ich sehe und werde gesehen, ein Radfahrer nickt mir zu, später kommen wir ins Gespräch. Er fährt von Portugal nach Norwegen, immer an der Küste entlang, sammelt Geld für ein medizinisches Projekt. Ein Franzose mit einem kleinen Gepäck, darin habe er alles, was er braucht.
Am Geländer mit Blick auf den Ort Houtot-sur-Mer, vor dem sich der Atlantik bis nach England hinüber ausdehnt, steht ein Paar vorm blauen Bus, das schon ein bisschen älter als jung ist. Sie trägt ihr schwarzes Haar lang in Wellen wie das Meer, während er sie mit einem Blick voller Liebe anschaut, als er mit ihr redet.
Es ist ein Land voller Krieg, durch das wir fahren. Ein Meer voller steiniger Strände, an denen sich berühmte Maler verewigt haben. Oder Soldaten und einfache Bauern im Widerstand ihr Leben gelassen haben. Die Schwäne haben sich jetzt in ihren Paaren zusammen gefunden und sprenkeln das grüne Wasser mit ihren weißen Federn. Ich höre Musik. Blues. Saxophon. Eine Frauenstimme. Die Sonne scheint.
Als ich zu der Mauer um den Friedhof ohne Bandagen an den Knien gehe, sagt eine saarländische Stimme, dass ich schlecht zu Fuß bin, sie kenne das. Und erzählt von Georges Brague, der hier beerdigt ist. "Varengeville liegt tatsächlich hoch über dem Meeresspiegel nahe der normannischen Steilküste. Im Ort ist das Meer zunächst gar nicht sichtbar, da es hinter Waldstücken und Hügeln verschwindet. Erst plötzlich gerät der Atlantik mitsamt der Steilküste ins Blickfeld, wenn man sich aus dem Dorf in Richtung Steilküste zur Kirche St. Valéry mit dem berühmten Friedhof „Cimetière marin“ begibt: Dann ist das Panorama atemberaubend...
Mitten auf dem Friedhof erhebt sich die romanisch-gotische Pfarrkirche St. Valéry mit sehenswerter Bauplastik aus dem 15./16. Jahrhundert. Innen sind schöne Glasmalereien des 20. Jahrhunderts (u.a. von Georges Braque) zu sehen sowie Gemälde von Michel Ciry.
Zwei berühmte Künstler, die auch in Varengeville gelebt haben, sind auf dem Friedhof bestattet: der Maler Georges Braque (1882-1963) gemeinsam mit seiner Frau Marcelle, sowie der Komponist Albert Roussel (1869-1937; Roussel war Vorbesitzer von Le Vasterival). Beim Braque-Grabmal hebt ein großer Mosaik-Vogel zum Flug an."
https://nachfrankreich.de/varengeville-sur-mer-…
Die Kirche ist heute unser erste Ziel an der Küste. Ich guck immer, wie weit ich bis zum Wasser kommen kann, und was es dort für besondere Orte gibt. Dort schau ich mich um, und wenn es nötig ist, begegnet mir dort jemand, der mich aufklärt.
Eine Straße weiter soll Monet auf einem Feld 1882 gemalt haben, das Meer schaut durch eine gewundene Straße zu uns hin, ich muss mir meine Wege gut einteilen, auch wenn das verführerisch aussieht. Wir haben das Museum mit Werken von Michael Ciry im Vorbeifahren gesehen, eindrucksvolle Bilder.
Draußen hat ein Pkw angehalten, der Mann steht an seinem Kühler, zündet sich in typischer Weise seine Gauloise an, die Sonne scheint über den Telegraphenmast durch die verschmierten Fenster auf meinen Rücken. Hilde leckt meinen linken, nackten Arm, legt ihren Kopf auf meinen Oberschenkel, ein Motor läuft im Hintergrund, der Franzose ist abgefahren.
Aus den stillen Hügeln kommen wir ans Meer, der Radfahrer ist längst zwischen den Häuserschluchten von Dieppe verschwunden. Eine Küste voller Erinnerungen. Aus dem einen Jahrhundert die Künstler mit der Palette und dem Leben, aus dem letzten die mit den Waffen und dem Tod.
Dieppe ist keine schöne Stadt. Menschenmenge, die Schule ist aus, ein liebloses Gebäude in früherem Weiß, die Wohnhäuser schmutzig dunkel, ein Ton zwischen schwarz, braun und verlebt. Gewundene Straßen, riesiger Asphalt, gekahlte Bäume mit erstem, frühlingshaften Blätterwuchs, wie schütteres Haar.
Mittig das Hafengelände, und als ich mich gerade an die Stimmung der Stadt zu gewöhnen beginne, fangen die Zäune an. Flüchtlingszäune. Erst die Deutschen, die die Stadt besetzt hatten. Dann die Amerikaner, die sie befreit haben. Später kamen die Hippies, die Touristen, die Nordafrikaner, die mit den Schiffen aus der Ferne, und die mit den kurzen Röcken in dunklen Ecken. Aber erst die Flüchtlinge aus der Dritten und Vierten Welt, und die ganz Ärmsten, haben die Stadt um ihren Hafen herum weitläufig zu einem Gefängnis gemacht.
Hier werden nicht die eingesperrten Straftäter an der möglichen Freiheit gehindert, sondern die Flüchtlinge am Großen Brittanien. Der Aufbruch in die Freiheit wurde über Jahrhunderte gefeiert, und heute verflucht. Zwischen hohem Stacheldraht fahren wir alleine durchs Hafengelände, vorbei am Fähranleger, wo die Fahrzeuge auf das Schiff warten, dass sie von Dieppe nach Niewhaven in England bringt, was für manchen Refugee die große Freiheit bedeutet.
Auf Youtube höre ich Musik in englischer Sprache und Werbung auf Italienisch, vielleicht hat ja Google unter meinen Armen geschnüffelt und Parfum vom Po gerochen. Puys ist ein kleiner Ort am Meer. Bis fast hierhin geht der Zaun, und am Strand erinnern sie an 1942, ich nehme das Bild von den Felsen mit, und den alten Menschen, die am Mahnmal sitzen.
Was mögen sie über die Deutschen denken. Kein Blickkontakt, als würden sie mich meiden, aber sicher sind sie eher gelangweilt von den Touristen, falls sich einer hierher verirrt, denn das haben sie alle gemein, sie wollen alleine sein. Immer wieder denke ich, wir sind in England. Und muss mich kneifen, mich erinnern.
Wir fahren von hier aus ins Landesinnere zum Schlafen. Erst auf einen Berg zum Spaziergang, dann eine einsame Straße bergab bis zu einem unscheinbaren Denkmal, eine vergoldete Platte vor einem schwarzen Eisenzaun, während der Blick ins Tal an drei Holzpfosten und einer rostigen Kette verweilt.
Dann eine Nacht am See vor dem Seitenfenster, wo jetzt ein Vater mit seinem Sohn die Angeln ausgeworfen hat, während sich die Schwäne wieder in ihre dunklen Ecken verzogen haben.
"Oh, the swans are on the lake, my love
The swans are on the lake
The winter winds are soft and still
And the swans are on the lake...
And we’ll wake the morn
And greet the dawn
With hearts entwined and free
And when the sun's begun to dance upon you
Filtering through the leaves."
(Foy Vance - The wild swans on the lake)
https://youtu.be/BjT5DV-5tTo?si=SsoeGzIx5xFcORcFLeggi altro
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- Giorno 59–60
- 27 aprile 2025 09:59 - 28 aprile 2025 UTC
- 1 notte
- ⛅ 14 °C
- Altitudine: 25 m
FranciaCayeux-sur-Mer50°11’1” N 1°29’57” E
Cayeux-sur-Mer

3.226 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 115 km/ Gesamt 391.761 km / Ø121,43 km)
Parkplatz (frei)
Cayeux-sur-Mer
Frankreich
Am Vormittag finde ich tatsächlich aus der Erinnerung den Weg, wo wir den Tag zuvor spazieren gegangen sind und Hilde den Hasen gerochen hat. Jetzt hat die Temperatur deutlich zugenommen, und Hilde kommt deutlich verschwitzt vom Feld zurück.
Wir fahren wieder zur Küste und treffen eine Familie aus den Niederlanden, die mit den Rädern unterwegs sind, kaum dass sie mal einen freien Tag haben. Drei Kinder, drei Mädchen, vielleicht acht, zehn, zwölf Jahre alt, wach und neugierig. Sie bedanken sich für diese Begegnung, dass ich mir Zeit genommen habe. Das gebe ich gerne zurück, denn Begegnungen sind das Salz in der Reisesuppe für mich.
Das nächste Kernkraftwerk liegt in Pleny am Weg, nicht ganz so groß, aber genauso gefährlich, wenn es denn losgelassen wird. Wir Menschen haben uns daran gewöhnt, so kommt es mir vor. Davor ein Strand, dahinter der Nächste, ebenfalls mit Steinen. Der eine mit Danger und Parkverbot, der andere mit einem Kinderkarussel.
Wir nähern uns Le Tréport, der nächsten Stadt, die sich wie die anderen mit mehr Schmutz und Unruhe ankündigt. Riesige Plätze mit geparkten Autos und Wohnmobilen, Menschenmenge, gerade ist die Schule aus. Schmale Straßen, die steil hinunter zum Hafen führen, den Mittelpunkt. Wieder ist Ebbe, das Hafenbecken liegt weit weg von den Straßen, die sie umgeben, an der Öffnung zum Meer hat ein Rummel seine Türen geöffnet.
Bois de Cise macht gleich an der Straße zum Meer klar, was sie von Touristen hält. Durchfahrt verboten für Alle. Wir fahren runter bis zum letzten Kreisverkehr, der vom Meer aber immer noch ein Stück entfernt ist. Und langsam den Weg zurück. Bergauf. Vorbei an schönen Häusern, die in den Hang hineingebaut sind, manche haben die Zeit überstanden, andere müssen der Moderne weichen. Zwischen den Bäumen sehe ich weit oben eine große Kirche, in der Farbe der Steine sich kaum vom Wald abhebend.
An der Kreuzung zur Landstraße hat ein Studio mit Frühstück die Zeit nicht überlebt. Nur der Bonsai am Eingang wächst und gedeiht, während die Menschen weitergezogen sind. Ault liegt im Dunst der Spätnachmittagssonne, das Meer zu seinen Füßen ist zu einer flirrenden Einheit von Wasser und Schlick geworden, auf dem sich Menschen wie Schemen bewegen.
Vor Ault dehnt sich ein riesiges Naturschutzgebiet aus, durch das eine Schotterstrasse führt, die wir bis zu einem Parkplatz befahren, um über den Deich zu spazieren und auf der anderen Seite diese Art Meer zu sehen, auf dessen Schlick Angler stehen, um bei der Rückkehr der Flut Beute zu machen.
Unsere Reise endet heute nahe beim Leuchtturm an einem Stellplatz, der noch geschlossen ist, aber zum nahen Spazierwald einige Parkplätze anbietet, auf denen enger Raum für fünf Camper ist. So lernen wir eine junge Frau aus Norddeutschland kennen, die bei Paris ihre Freundinnen abholen will, um am Atlantik eine Woche lang Sonne zu tanken.
So angenehme Nachbarschaft können wir gut leiden. Die Nacht ist still, der Morgen findet mich so früh wach, da ist das Dunkel noch fast vollständig. Spaziergang, hier und da ein Schwatz mit den Nachbarn, die nach und nach aufbrechen. Ein deutsches Paar fährt kurz nach Hause, ab dem Sommer haben sie ein Sabbatjahr, da freuen sie sich riesig drauf. Ein Jahr lang Zeit zum Reisen zu haben, ich könnte gar nicht anders.
Die Sonne hat schon sommerliche Temperaturen, wir frühstücken, es ist windstill, der Himmel ein Fetzen Blau mit weißen Wolkenflügeln, darunter das rote Backsteinhaus meinem Blick gegenüber. Kein Kontrast, eher eine Ergänzung zwischen Himmel und blauem Bus.Leggi altro
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- Giorno 60–61
- 28 aprile 2025 11:27 - 29 aprile 2025
- 1 notte
- ☀️ 16 °C
- Altitudine: 12 m
FranciaCucq50°28’32” N 1°34’38” E
Cucq

3.227 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 99 km/ Gesamt 391.860 km / Ø121,43 km)
Wohnmobilstellplatz(frei)
Cucq
Frankreich
Als wir den Parkstreifen für Wohnmobile in Cucq hinter der Düne entlangfahren, der in einer Sackgasse endet, die in einen noch geschlossenen Campingplatz ausläuft, gibt es einen letzten oder ersten freien Platz, direkt hinter dem Schweizer, der gestern unser Nachbar war. Wie klein die Welt doch ist.
Sie sind auf dem Weg nach Schottland, waren in der Bretagne, und sind enttäuscht von den schlechten Übernachtungs- möglichkeiten in der Normandie. Das kann ich verstehen, weil sie gerne alleine sein möchten, aber für uns waren bisher alle Plätze ziemlich gut.
Am Morgen starten wir von Cayeux-sur-Mer aus und ich muss schnell feststellen, dass es nur Radfahrern möglich ist, durch die Seen- und Naturschutzgebiete um Saint-Valery-sur-Somme zu cruisen, die motorisierten Fahrzeuge aber draußen bleiben müssen. Für die Natur gut, fürs Erleben natürlich nicht. Denn es geht ja auch anders wie wir in Ault gesehen haben.
So kommen wir zwar in die Nähe des Pointe du Hourdel, müssen aber den Restaurants an der Spitze der Halbinsel Vorfahrt gewähren. Es ist Sonntag, sonnig und ohne Wind ziemlich heiß, dabei sind die Franzosen vordringlich alle unterwegs. So ist ein stiller Spaziergang über unebene Lehmwege schon ein Geschenk für uns.
Kurz vor Saint-Valery -sur-Somme biegt links eine kleine Straße ab, die uns zum Cap Hornu führt, wo Segelboote im breiten Delta der Flussmündung der Somme in den Atlantik kreuzen.
"Saint-Valery-sur-Somme ist ebenfalls eine charmante mittelalterliche Stätte. Die Oberstadt und ihr historisches Erbe welche die Bucht überragt, die blumengeschmückten Gassen, der Jachthafen und Fischereihafen und die schöne Damm-Promenade umgeben von Villen, machen daraus ein sehr beliebtes Ziel.
Zu entdecken ebenfalls, das Herbarium der Befestigungsmauern, ein mittelalterlicher Garten welcher unter anderem seltene Gemüse und Pflanzen der Küste der Picardie, birgt."
https://www.france-voyage.com/frankreich-touris…
Ich bin jedesmal froh, wenn hinter der nächsten Kurve in diesen kleinen Orten, die jch ja unbedingt durchfahren möchte, ein Weg ist, der uns Durchlass gewährt. Aber nur so kommst du mit dem blauen Bus an besondere Plätze. Um das nächste Naturschutzgebiet geht wieder eine stark befahrene Straße herum, die in den kleinen Ort Le Crotoy führt. Und von dort am langgezogenen See 'Foraines de Saint-Firmin' entlang. Ein paar Häuschen rechts, links die Pferde auf ihren Weiden.
Durch kleine Straßen abseits des Getümmels fahren wir an Saint-Quentin - en-Tourmont vorbei, und kommen nach Quend, das fast mein Entscheidungsort für den Abbruch der Reise wird. Sandstrand. Hundeverbot. Menschenmenge.
Klar, wir haben Ende April, die Saison wird eröffnet, wir haben hier nichts zu suchen. Ich ärgere mich, dass wir nicht in Mont-Saint-Michel gestartet sind, denn hier sind wir eindeutig zu spät. Fort-Mahon ist auch nicht besser, also ab durch die Mitte.
Die Nase Richtung Luxemburg fahren wir landeinwärts an der kleinen Kapelle vorbei und kommen zu einem furchtbaren Stellplatz im Industriegebiet. Das kann nicht das Ende sein, und weil ich den Platz in Cucq schon vorher gesehen hatte, halte ich ihn für einen würdigen Abschiedsort.
Und tatsächlich ist unser Stellplatz im Schatten neben einem kleinen Wäldchen, das in der Düne mündet für uns wie gelungen. Am Ende der Straße gehen wir in die Düne. Dreißig Meter bergauf, mit Stock, Hilde und Schweißperlen gerade so zu schaffen. Und auf der anderen Seite das Gleiche bergab. Hilde voraus an den riesigen, fast leeren und vollkommen flachen Sandstrand, der wie eine plattgekloppte Flunder aussieht.
Eine halbe Stunde später kämpfe ich mich beim Yachtklub wieder bergauf, dann die Straße hinunter, und dreihundert Meter an parkenden Wohnmobilen entlang zum blauen Bus. Die Knie spüre ich durchgehend, wann immer ich aufwache, und auch zum Morgenspaziergang. Auf meiner diesjährigen Schritttabelle Platz drei mit 4,6 km, da kann ich mich schon drüber freuen.
Hilde erholt sich deutlich schneller, ist aber trotzdem ziemlich schläfrig, und am Morgen guckt sie mich eher überrascht an, als ich weiter gehen will, nachdem sie sich erleichtert hat. Die Nacht war kalt bis auf vier Grad, aber schon am frühen Vormittag merken wir die Kraft der Sonne, die uns ungehindert trifft. Mal sehen, wie es jetzt weitergeht.Leggi altro
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- Giorno 62–63
- 30 aprile 2025 14:31 - 1 maggio 2025
- 1 notte
- ☀️ 19 °C
- Altitudine: 41 m
FranciaWissant50°53’0” N 1°39’53” E
Wissant

3.228 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 113 km/ Gesamt 391.973 km / Ø121,42 km)
Wohnmobilstellplatz
Wissant
Frankreich
Am Morgen ist es windig, und wenn ich aus dem Seitenfenster schaue sehe ich, wie sich das helle Licht der Sonne über die Baumspitzen hebt.
So begann meine Geschichte gestern morgen, bis mir klar wurde, dass ich gar keine Zeit habe, wenn ich früh morgens endlich die dringenden Einkäufe erledigen will. Denn später geht bei der Hitze gar nichts. Heute nochmal das gleiche Spiel, weil ich in der Eile einige wichtige Sachen vergessen habe.
Die nächste Reise nach Frankreich ist erst Ende des Jahres geplant, da brauche ich noch ein paar Kleinigkeiten für zwischendurch. Jetzt ist alles verpackt, wir haben einen Schattenplatz für einige Stunden, die Passanten lächeln mir zu, und Hilde kann endlich schlafen.
Denn an so unruhigen Vormittagen kommt auch sie völlig aus dem gewohnten Rhythmus raus, was sie zusehends angespannt macht. Und ich merke, dass sich diese Stimmung auch auf mich überträgt oder anders herum. Sodass ich dann in einen negativen Lauf hineinfalle, aus dem ich mich nur mit größter Mühe befreien kann.
Auch fällt es mir nicht so leicht, mich tagelang zurück zu denken, weil die aktuellen Eindrücke ja im Vordergrund stehen. Und das ist bei so einer Küstentour immer noch ein wenig intensiver, als wenn ich so durchs Ländle tingele.
Der Morgenspaziergang fällt den schmerzenden Knien nach dem gestrigen Strandspaziergang zum Opfer, sodass ich mich nur bis zum Campingplatz schleppen kann. Das ist natürlich übertrieben, denn im Verhältnis zu heute morgen, war ich vor zwei Tagen noch relativ fit.
Die Sonne, welche gestern hinter dem kleinen Wäldchen untergegangen ist, hat uns heute schon früh beleuchtet, und breitet nach dem Frühstück ihre Flügel so beschützend9 über uns, dass wir schleunigst das Weite suchen müssen. Erstmal Richtung Le-Touquet-Paris-Plage.
So ein Name muss doch eine Geschichte haben, die ich tatsächlich bei Wikipedia finde. "1837 kaufte ein Mann namens Alphonse Daloz (1800–1885) das Dünengelände südlich des Flüsschens Canche, pflanzte einen achthundert Hektar großen Wald aus See-Kiefern, Pinien und Buchen und lud später die Elite des Landes zu Jagdgesellschaften ein. Hippolyte de Villemessant, Gründer und Herausgeber der Zeitung Le Figaro hatte die Idee, auf diesem Gelände eine Ferienkolonie für reiche Pariser Bürger zu bauen. Daloz und Villemessant nannten ihr Projekt werbewirksam Paris-Plage.
Ein britisches Syndikat übernahm um das Jahr 1900 (Belle Époque) die weitere Entwicklung von Paris-Plage (mit Luxushotels und Kasinos, Golfplätzen, Tennisplätzen und einer Pferderennbahn). Pierre de Coubertin war unter anderem drei Jahre lang Sportdirektor der Gemeinde."
Es ist eine grüne Stadt am Ufer des Meeres und der langgezogenen Mündung des Flusses Canche. Und eine reiche Stadt, die auf großen, grünen Tafeln an der Straße für ihre Veranstaltungen wirbt, und am Ende der Stadt ein Museum am Meer anbietet, mit skurillen Skulpturen vorm Eingang.
Auf dem Weg zum Strand von Sainte - Cécile gelingt mir ein Bild der eindrucksvollen Einkaufsmeile, die Saison ist eröffnet, es fehlen lediglich die Menschen. Wobei dies eine Zeitfrage ist, denn am Nachmittag sind alle da.
In einem Kreisverkehr sehe ich den Abzweig Dunes de Sainte-Frieur und finde eine geöffnete Höhenbegrenzung von 2,10m, und einen Strand voller Bunker, die zum Teil halb versunken ihr Dasein fristen. Den Sand durchziehen Streifen von Wasser und tiefe Traktorenspuren, es wirkt alles ein bisschen ölig und schmutzig, aber es gibt wenig Menschen, ein paar Hunde und den üblichen Hildespaß.
Später empfehle ich Antje diesen Platz zur Übernachtung, als wir uns an einem der vielen Kriegsgräberfriedhöfe treffen. Dieses Mal sind es über viertausend Briten, die hier beerdigt wurden. Antje ist uns mit ihrer dicken Berta und den beiden Hunden entgegen gekommen, und es freut mich sehr, dass wir uns hier kennenlernen.
Da habe ich gerade nach der Jugendherberge in Boulogne-sur-Mer gesucht, die jetzt mitten in der Stadt liegt. Mit der alten Herberge an einer Landstraße am Stadtrand hatte ich in den meine besondere Begegnung. Kurz vorher war ich mit meinem VW Käfer in einen Vogelschwarm gefahren, der sich ganz kurzfristig entschieden hatte, die Straßenseite zu wechseln. Überall lagen tote und schwerverletzte Tiere, ich fiel in eine tiefe Melancholie, und sehnte mich einfach nach netten Menschen.
So habe ich an der Jugendherberge gehalten, wo ich der einzige Gast war. In der Küche stand ein freundlicher äjunger Mann mit einem kleinen Kind auf dem Arm, der sich als Herbergsvater entpuppte. Seine Frau betrat den Raum, blonde lange Haare, lieblich anzusehen. Dann drehte sie sich zu ihrem Mann um, und schrie ihn mit einer so hässlichen Stimme an, dass ich umgehend aus dem Haus floh, und im Auto einsam an der Landstraße übernachtet habe.
Die Stadt ist nicht wiederzuerkennen, über fünfzig Jahre verändern fast alles. Die Schlafplatzsuche gestaltet sich heute schwierig. Wir biegen von der D 940 kurz nach Wimereux und Audinghen ab, um zum Cap Gris Nez zu fahren, und landen letztendlich auf dem Stellplatz in Wissant hinter einer Schranke für knapp elf Euro.
Nicht schön, aber zweckmäßig, genügend Schatten am Abend und einer ruhigen Nacht.Leggi altro
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- Giorno 63–64
- 1 maggio 2025 09:42 - 2 maggio 2025
- 1 notte
- ☀️ 18 °C
- Altitudine: 8 m
FranciaWatten50°49’51” N 2°12’36” E
Watten

3.229 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 186 km/ Gesamt 392.159 km / Ø121,44 km)
Parkplatz (frei)
Watten
Frankreich
Ich glaube, es gibt ein bequemeres Leben als meins. Heute morgen fällt es schon schwer, die Stützstrümpfe anzuziehen, weil ich zu lange wach bin, und die unteren Extremitäten schon warm geworden sind, sich dabei ausgedehnt haben. Da reicht schon eine Viertelstunde.
Aber natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau angesichts der Lebensumstände meiner aktuellen Autorin, Helen Thayer, die mit fünfzig Jahren zum Nordpol gewandert ist. Eins meiner älteren Bücher, das ich mir "für später" aufgehoben hatte.
Die Sonne kommt hinter den Häusern am anderen Ufer über die Dächer, scheint übern Fluß und durch die Kronen der Bäume, während sich das frisch gemähte Gras an meine Socken setzt. Eine Entenmama geht schnell ins Wasser, doch als wir näher kommen, schwimmen alle an Land. Zu erkennen, keine Gefahr zu sein, ist mein morgendliches Geschenk.
Das Gehen fällt mir sehr schwer, beide Beine kämpfen mit dem unebenen Boden und der Arthrose, die in der nassen, morgendlichen Kühle einen guten Nährboden gefunden haben mag.
Am Morgen zuvor brechen wir früh vom Stellplatz auf, es ist grade sieben Uhr und beim nahen Sportplatz finden wir genügend Gras für Hilde, brauchen aber einen ruhigen Ort zum Frühstück. Um das Cap Blanc Nez, dieser viereckige Turm auf dem Berg, ist die Landschaft oberhalb vom Meer wunderschön an diesem frühen Morgen. Hier und da übernachtet noch einer in seinem Fahrzeug, und der erste Wanderer kommt voller Elan den Hügel hinauf marschiert, wir werfen uns einen freundlichen Blick zu.
In Sangatte parken die Sportlicheren ihre Autos und wandern von hier aus zum Cap und zurück. Wir frühstücken zügig, Hilde wegen dem Hunger, ich wegen der Sonne, denn um halb neun öffnet der Intermarché, den ich mir ausgesucht habe, eine halbe Stunde Fahrt entfernt.
Einkauf und zurück zum Meer, vor uns liegt der schreckliche Teil der Küste, von der wir gerade schon einen Vorgeschmack erhalten haben, weil wir dem Beginn des Eurotunnels in der Nähe des Cité Europe Shopping Center begegnet sind. Ein Ort des Kommerzes, während die riesigen Zäune die Menschen draußen lassen sollen, denen die richtige Herkunft und die Taschen voll Geld fehlen.
Über den 'Tunnel sous la Manche' sagt Wikipedia "...ist ein 50,45 km langer Eisenbahntunnel zwischen Folkestone in Kent und Coquelles nahe Calais. Mit einem Streckenanteil von 38 km unter der Straße von Dover ist er der längste Unterwassertunnel der Welt. Der Tunnel ist zurzeit der drittlängste Eisenbahntunnel der Erde (U-Bahnen ausgenommen)...Der Tunnel ist 50 km lang, wobei 38 km unterseeisch verlaufen. Die durchschnittliche Tiefe beträgt 40 m unter dem Meeresgrund. An seiner tiefsten Stelle erreicht der Tunnel 75 m."
Calais und Dunkerque haben natürlich auch ein normales Stadtleben, aber die Zäune um die Häfen nach Großbritannien herum sind schon sehr beeindruckend, weil die Menschen, die dort mit ihrem wenigen Hab und Gut lagern, so klein dagegen wirken. Heute ist vielleicht nicht viel los, aber die hundert meist dunkelhäutigen Gestalten wirken schon sehr verloren.
Jeder mag auf die Situation anders reagieren, und sicherlich setzt sich kaum einer dieser Anblicke auf Dauer aus, weil das nicht die üblichen Strecken sind, die Reisende fahren. Wenn du die Fähre nimmst, oder aus England zurückkommst, ist das schon bedrückend, zwischen den hohen Zäunen hindurchzufahren. Aber an ihnen entlang bis weit die Küste hinab, hat schon eine andere Qualität. Denn hier leben natürlich auch seit Jahrzehnten Franzosen in ihren schönen Häusern am Stadtrand, die jetzt eben ihre Idylle mit der Furcht teilen müssen. Dem Unbekannten, dem Fremden, der eigenen Sicht der Dinge. Ein paar Radfahrer, hinter uns ein Fahrzeug, niemand in den Gärten, aber vor den Eingängen einige Gruppen Flüchtlinge, auch auf den Straßen.
Hoffnung bekommt so ein anderes Gesicht. Auch für mich ist das schwierig, über meine Gefühle zu sprechen, weil du schnell in eine Schublade kommst. Man kann nicht pur dokumentieren, ohne Empfindungen zu haben. Ich kann auch nicht sagen, ob Gefahr von diesen fremdländischen Menschen ausgeht, oder ob eine Gefahr nur in unseren Köpfen ist.
Ich bin hier fremd, im wahrsten Sinne des Wortes, aber anders fremd als die Flüchtlinge, die den Anschein machen könnten, als fühlten sie sich heimisch, weil sie schon so lange hinter den Zäunen und vor den Häusern leben. Ich erinnere mich an eine Reise durch Norwegen, als wir hoch im Norden an einer Schule außerhalb des Ortes angehalten haben, in der Flüchtlinge untergebracht wurden. Ein ganz schwarzer Jugendlicher von vielleicht 14 Jahren stand dort, und ich habe überlegt, wie es ihm gehen mag. So fern von seiner Heimat voller Sonne entfernt in einem Land der Kälte, in dem fast ein halbes Jahr Dunkelheit herrscht. Das kann ich einfach nicht nachvollziehen, da fehlen mir die richtigen Gefühle. Vielleicht verstehst du mich.
Natürlich habe ich nichts davon fotografiert, nur die schönen Orte für dich mitgebracht. Obwohl es in einem Land der Bunker nicht einfach ist, diese aufzunehmen, ohne an die Geschichte zu denken. Aber wenn man sich an Zustände gewöhnt hat, kann man ihnen ja auch Positives abgewinnen. Und dabei fallen die Mannschaftswagen der Nationalgarde, die überall rumstehen, vielen gar nicht auf. .....Und wenn Polizisten mit Tarnanzügen und Marschgepäck mir freundlich zunicken, dann hat das was vom Schulausflug an sich. Doch was tatsächlich dahinter steckt, kann ich nicht sagen. Mir macht so etwas Sorgen, weil ich mit Polizeipräsenz in den 70er Jahren gelebt habe, und mich nie sicher dabei gefühlt habe.
Die belgische Grenze ist offen, aber ich entscheide mich, noch einen Tag in Frankreich zu bleiben, sodass wir abends nach Watten kommen, wo wir an der Straße neben dem kanalisierten Fluss Aa übernachten, der bei Gravelines in den Ärmelkanal mündet und auch teilweise schiffbar ist.
Die Sonne scheint zur Seitentür hinein, wir genießen das Sitzen an der offenen Tür, und zum Glück habe ich Hilde angebunden, weil plötzlich eine junge Frau mit ihrem Hund vorbeikommt. Das hätte böse ausgehen können, aber ich verstehe die Menschen einfach nicht, wie gedankenlos manche sind.
Anselm Grün, der vor einigen Monaten achtzig Jahre alt geworden ist, hat gesagt, "Wenn du unter Stress leidest: Halte einmal inne und schaue auf dich. Lächle dir selbst zu und entspanne dich, spüre dich selbst."Leggi altro
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- Giorno 64–65
- 2 maggio 2025 18:42 - 3 maggio 2025
- 1 notte
- ⛅ 24 °C
- Altitudine: 14 m
BelgioHerentals51°9’40” N 4°48’34” E
Kupplungspedal

3.232 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 0 km/ Gesamt 392.415 km / Ø121,41 km)
Parkplatz (frei)
VW Werkstatt
Region Antwerpen
Belgien
"They work on it", sagt der Manager auf meine Frage nach dem aktuellen Stand der Angelegenheit um unseren blauen Bus. Der Mechaniker hat sich den Schaden angesehen, und jetzt warten wir darauf, ob und wann eine Reparatur möglich ist.
Nichts geht in den nächsten zwei Wochen, war die erste Auskunft am Morgen. Vielleicht am Ende der zweiten Woche, ergänzt er freundlich. Sie sind sehr nett zu mir, hilfsbereit, zuvorkommend. So ein T5 California mit 790.000 km in zwanzig Jahren kommt einem dort auch nicht alle Tage vor die Augen.
Also warten wir. Im extremsten Fall bleiben wir übers Wochenende im Bus vor der Tür, bekommen für eine Woche vom Versicherer einen Leihwagen, um alle wichtigen Termine in der nächsten Woche abwickeln zu können, und kommen danach wieder zurück zum Bus und warten.
Aber davon sind wir aktuell noch weit entfernt, so hoffe ich zumindest. Auch heute ist die Sonne mega heiß, obwohl hin und wieder kleine Wolkenformationen über uns hinwegziehen. Vorgestern morgen sind wir noch in Watten am Fluss Aa, und brechen nochmal früh auf, um einige fehlende Lebensmittel im Carrefour zu kaufen. Besonders den leckeren Menthesirup möchte ich habe, den ich liebe zu trinken. Zwölf Flaschen sollten mich weitgehend durchs Jahr bringen, bevor wir wieder nach Frankreich kommen.
Ein paar hundert Meter nach den Einkauf gibt es auf der linken Straßenseite, hinter einem gut besuchten Bäcker einige Parkplätze unterhalb überwachsender hoher Bäume und Sträucher. Wir parken ganz links und haben einen optimalen Sichtschutz, sodass Hilde schlafen kann, und mir die letzte Geschichte einfällt.
Als es uns hier dann auch zu warm und zu unruhig ist, fahren wir weiter zu einem kostenlosen Stellplatz in Sint-Maria-Aalter, wo wir einen Seitenplatz an der Hecke haben, sodass ich die Seitentür auflassen kann, bis die Sonne zu tief ist, und uns ins Herz scheint. Durch den vorgelagerten Parkplatz und die umgebenden Straßen ist der Platz ziemlich unruhig, allerdings gibt es gegenüber ein kleines Wiesengelände mit Bäumen und Bänken, auf dem wir uns vertreten können. Für ne Übernachtung reicht es aus, auch wenn der nächste Tag mit einem Gottesdienst in der nahen Kirche den Parkplatz überfüllt.
Eigentlich waren wir auf dem Weg zu einem Besuch Richtung Rotterdam, den unsere Freundin kurzfristig abgesagt hat, sodass wir die Nase nach Osten richten und nach kleinen Wegen und schönen Kanälen auf der Autobahn um Antwerpen im Stau stehen. Den gibt es im Gegenverkehr Richtung Nordsee schon seit einer Stunde, denn scheinbar jeder Zweite will ans Meer.
Endlich im Osten der Stadt angelangt, ist Mittag durch, und ich brauche einen Schlafplatz. In Grobbendonk, nicht weit entfernt von der Abfahrt ist ein Stellplatz für Wohnmobile, Lastwagen und PKW um ein Sportgelände herum, von einer befahrenen Straße durchquert.
Hier im Schatten schlafen wir eine Stunde, dann lädt uns der Abschleppdienst hinten drauf, und bringt uns zur VW Werkstatt. Das Kupplungspedal hat keinen Widerstand mehr, aus einem der Zylinder tritt Bremsflüssigkeit aus. Entsprechend der Lage des defekten Zylinders wird die Arbeit drei bis vier Stunden dauern, und achthundert Euro kosten, wenn der Umbau glatt verläuft. Der Einbau wird aber erst am 12. Mai erfolgen, eine niederländische Freundin wird uns am Montag vormittag abholen und nach Aachen bringen, (und hoffentlich eine Woche später zurück),
damit wir dort für sieben Tage einen Leihwagen vom Versicherer bekommen, um die wichtigen Arzttermine wahrnehmen zu können.
Wenn du uns finanziell unterstützen willst, würde ich mich sehr freuen. Hier sind die entsprechenden Kontodaten.
Die Überweisung mit den entsprechenden Kontaktdaten auf mein Konto bei der
Nord LB Braunschweig
IBAN: DE72 2505 0000 0201 4093 07
BIC: NOLADE2HXXX
Kontoinhaber: Peter Kopfermann
Zahlungen per PayPal sind unter der E-mail Adresse möglich - bitte unter "Freunde" überweisen -
spaziergaenge.mithilde@gmx.de
Als der Abschleppdienst uns hier absetzt, sind wir in einem Industriegelände angekommen, und die erste Nachricht lautet, dass die Firma erst wieder am Montag ihre Tore öffnet. Da muss ich doch erstmal sehr schlucken, obwohl ich mit allem Lebensnotwendigen ja ausgerüstet bin. Außer Wasser, denn da haben wir nur noch fünf Liter. Das wird sehr knapp für vier Tage, aber zum Glück gibt es noch Säfte.
Wir machen einen Abendspaziergang, Grün gibt es genug um uns herum, Bäume und Licht sind hinter uns. Wir sitzen im lauen Abendwind in der offenen Tür, und ich überlege, was der Sinn sein könnte, dass wir hier stehen. Einer meiner ärgsten Feinde im Leben ist die Sorge, gebunden zu sein. Mich nicht aus eigener Kraft fortbewegen zu können, und unter mich verstehe ich natürlich auch den blauen Bus.
Wenn ich glaube, dass Gott unsere Wege leitet, dann ist Ihm ja auch unsere aktuelle Situation bewusst. Also kann ich um mich schauen, und meine Knackpunkte betrachten. Sozusagen meine Reise auf den Kopf stellen und überlegen, an welchen Ecken und Kanten ich noch schleifen sollte.
Wie gehe ich mit meiner Zeit um, mit meinen Lebensansprüchen und -inhalten, meiner Lebensbalance. Auch meine Reisepläne und meine Wünsche muss ich betrachten, wenn ich ehrlich zu mir sein will.
Ich habe immer so lapidar gesagt, wenn der Bus nicht mehr fährt, dann warte ich halt, bis er repariert ist. Wenn das jetzt zwei Wochen dauert, dann müsste ich da durch, obwohl es mir nicht leicht fällt. Und würde es gar nicht mehr weiter gehen, dann müsste ich auch eine Lösung finden. Alleine schon, um zu überleben. Denn darüber bin ich mir im Klaren, dass unsere Reisen auch meine Überlebensstrategie im Alter sind.
Als ich meinem Sohn letztens erzählt habe, ich könnte ja mit Hilde Rad fahren, also sie in einem Anhänger ziehen, hat er sich schlapp gelacht. Was ich gut verstehen kann. Wir brauchen schon ein kleines Haus aus Blech, um darin schlafen zu können.
Die Nacht ist recht ruhig, nachdem noch zwei Fahrzeuge rechts und links neben uns geparkt haben, und mich Hilde's Gebell jedes Mal geweckt hat. Als morgens die Mitarbeiter des Unternehmens vor der Tür sich treffen, schnappe ich mir den Stock und Hilde, um mal einen Begrüßungsschwatz zu führen, und schon mal ein bisschen mich vorzutasten.
Dann heißt es zu warten, und die Zeit sinnvoll zu nutzen. Die Wasserkanister kann ich in der Firma auffüllen, damit wir übers Wochenende hinkommen. So kann es gehen, wenn man unterwegs ist, und in einem alten Bus lebt.Leggi altro
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- Giorno 65–66
- 3 maggio 2025 20:36 - 4 maggio 2025
- 1 notte
- ⛅ 15 °C
- Altitudine: 14 m
BelgioHerentals51°9’40” N 4°48’36” E
Spuren

In den Anfängen meines Lesens von Reisebüchern bin ich auf Robyn Davidsons 'Spuren' gestoßen, über eine Kamelreise durch die Wüsten Australien's. Ich weiß noch, dass ich ewig lang mich an ihrem mühsamen Schreibstil abgekämpft habe, war aber so fasziniert von ihrer Art des Lebens, dass ich für sechs Euro ein weiteres, recht abgegriffenes Buch über eine andere Reise erstanden habe.
Tatsächlich gehört es zu den wenigen Büchern, die meine regelmäßigen Ausmistungen überstanden haben, und jetzt habe ich es zum Lesen ausgepackt, und dabei überraschend festgestellt, dass das Leben der Autorin im deutschen Wikipedia dokumentiert wird.
Sie hat ein interessantes Leben geführt, ist so alt wie ich, und war mit Salman Rushdie einige Jahre liiert, nachdem sie von der Wüstentour zurückkam. In meinem aktuellen Buch dokumentiert sie das Verschwinden der Kultur der Rajasthani-Schafhirten in Indien, das sie Anfang der neunziger Jahre bereist hat.
Um einen halben Liter Wasser zu kochen, muss ich sämtliche Geräte ausschalten, den Motor anmachen, und brauche dann noch mehr als ein halbes dutzend Versuche, das Wasser weitestgehend heiß zu bekommen. Jetzt habe ich eine Tasse Tee für den Mittag und noch eine nachmittags.
Obwohl der Himmel im Westen zuzieht, scheint die Sonne weiterhin auf die Seitentür in einer Hitze, die sich auf 24°C umrechnen lässt. Der Volkswagenhändler hat geöffnet, einer seiner Mitarbeiter hat ein Ehepaar im Schlepptau, das sich anscheinend zu einer Kaufentwicklung entschließt.
Nebenan ist Körpertraining mit Bewegung und Gewichten im Freien angesagt. Eine durchtrainierte, junge Frau arbeitet mit drei Männern, und sitzt später mit ihren drei Kindern unter zehn Jahren draußen zu einem kleinen Brunch. Als wir langsam vorbeispazieren, wirft sie mir ein freundliches Hallo rüber. Man weiß also von uns.
Plötzlich ein heftiger Regenschauer. Ich bin gerade eingeschlafen, als die Tropfen heftig gegen den Bus prallen, und einmal den Asphalt nässen. Ich sitze mit nackten Oberkörper vor dem Ventilator, der beständig läuft, wenn wir nicht die Seitentür öffnen. Die Temperatur ist weiterhin über zwanzig Grad, die Sonne ist wieder da, ich esse und lese, die Kaufinteressenten kommen und gehen. Bei VW will man Geschäfte machen, drei vier fünf Verkäufer halten sich bereit.
Meine zweite Tasse Tee, ein leichter Wind weht, Hilde schläft. Ich habe Hunger auf etwas Süsses und wähle stattdessen einen Ziegenfrischkäse. Wir spazieren die Straße hinauf an der Seite mit dem Gras vor den Firmen, und auf der anderen Straßenseite in ähnlicher Weise zurück. Weniger als tausend Schritte, viermal am Tag
Die Fahrer nutzen die breite Allee unter den hohen Bäumen, um mal kurz das Gaspedal durchzutreten. An den Seiten sind Radwege, die wir benutzen. Um kurz nach vier Uhr nachmittags werden die Türen geschlossen, Männer fahren in ihren Fahrzeugen weg, ich zieh mir wieder ein Hemd über. Die Sonne ist hinter den Wolken verschwunden, der Wind weht beständig. Immer wenn ein Wohnmobil vorbeifährt, zucke ich zusammen.
Es versetzt mir einen Stich, dass wir nicht fahren können, sondern auf die nächste stille Nacht warten. Während des Spaziergangs schmerzt mein linkes Knie, Hilde hatte mich gestern um ein geparkten Auto herumgezogen, weil da ein Vogel hüpfte, dabei habe ich das Knie verdreht und unglücklich belastet. Jetzt lässt es mich humpeln.
Der Wind ist kühler geworden, Veränderung liegt in der Luft, Hilde spielt intensiv mit einem Ast, der beim letzten Sturm runtergefallen ist. Ich sollte meine Haare kürzen, wenn man zu lange mit einer Entscheidung schwanger geht, dann schafft sie mentalen Unfrieden in der Seele, und mir gehen die Argumente aus.
Seit wir vor der Werkstatt stehen, höre ich keine Musik, mag überhaupt wenig Lautes, und wenn es Nacht wird, ziehe ich mich wie in eine Art Kokon zurück, bis der neue Tag dämmert. Nur mit Hilde lache und spiele ich, wenn sie das möchte. Ich spüre, dass dieser Rückzug einen Charakter hat, der weit zurück in meinem Leben sich entwickelt hat.
Über die beschäftigten Jahre meines Lebens hinweg konnte ich ihn gut vermeiden, und solange ich mich ausreichend bewegen kann, tritt er auch nicht in den Vordergrund, obwohl ich weiß, dass er da ist. Aber hier wird es schwierig, und ich bin sehr froh, wenn ich Montag erstmal wieder unterwegs sein kann.
"Ich darf sein, wer ich bin," schreibt Anselm Grün, "Gott hat mich gut geschaffen. Und all das, womit ich nicht zufrieden bin bei mir, darf sein."
Zum Abend hin kommt die Sonne wieder raus und schenkt uns blauen Himmel auf dem letzten Spaziergang des Tages. Mein Buch liest sich überraschend gut. Hilde ist ein bisschen unzufrieden, dass sie mich nicht noch länger durch die Gegend ziehen konnte.
Baue jetzt das Bett, schicke die Geschichte los, und dann werden wir mit der Nacht einschlafen gehen wollen.Leggi altro
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- Giorno 66–67
- 4 maggio 2025 18:37 - 5 maggio 2025
- 1 notte
- ☁️ 14 °C
- Altitudine: 14 m
BelgioHerentals51°9’40” N 4°48’34” E
Snel

Interessanterweise passieren solche Ereignisse um den blauen Bus herum immer dann, wenn ich wichtige Termine und Verpflichtungen habe, sodass in Not bin, diese nicht erfüllen zu können. Tatsächlich zeigt es mir deutlich, wie abhängig ich von Gottes Hilfe bin, der mir in solchen Situationen immer besonders deutlich zur Seite steht.
Es ist eine Geschichte vom Vertrauen, denn obwohl ich gerade in den letzten neun Jahren erleben durfte, wie Gott uns begleitet, bin ich doch immer unsicher, ob es auch dieses Mal so wird. Vermutlich wäre ich mit dem Namen Thomas besser zurechtzukommen, der ja den Zweifel an der Wahrheit geradezu in sich trägt.
Peter, der Stein, der Fels, der ruhende Pol im Sturm, das bin ich oft, aber eben nicht immer. Und grade dann nicht, wenn mich äußere Umstände fordern. Wäre das nicht so, dann hätte ich vermutlich recht entspannt mit der langen Wartezeit umgehen können. Ich habe genug Essen und Trinken, kann den Motor laufen lassen, weil der Tank voll ist, um den notwendigen Energiehaushalt sicherzustellen. Wasser bekomme ich in der Firma, wo ich sicher auch meinen Müll entsorgen und während der Geschäftszeiten die Toilette benutzen kann. Selbst für die Unterstützung eines kleinen Einkaufs wäre ein Gespräch möglich, weil das nächste Geschäft für mich viel zu weit entfernt ist, um dort hin zu gehen.
Aber nein, ich habe Verpflichtungen. Und im Ausland gibt die Versicherung zwar für kurze Zeit einen Leihwagen, um "nachhause" zu fahren, aber nicht, um die Reise fortzusetzen. Dieses Angebot besteht nur in Deutschland. Sie würden mir selbst die Zugfahrt bezahlen, und da wurde die junge Dame am Telefon ziemlich aufdringlich. Zugfahren kann jeder, sodass ich ärgerlich antworten musste, aber ich nicht. Es ist eine logistische Überforderung für mich, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Zumindest wenn ich alleine mit Hilde unterwegs bin.
Wenn ich auf Fähren im Bus sitzen bleiben kann, ist das natürlich okay. Aber zum Beispiel mit Rucksack, Hilde und Stock eine Schiffsleiter hochzusteigen, dazu brauche ich Hilfe. Aber das gerade eine niederländische Freundin nur eine Stunde entfernt wohnt, und mir helfen möchte, grenzt für mich an ein Wunder. Oder dass eine andere liebe Freundin in Deutschland mir ihr Auto einfach so anbietet, das kann eigentlich gar nicht begreifen. Auch die finanzielle Unterstützung von lieben Menschen ist keine einfache Selbstverständlichkeit, sondern ein liebevolles Herzensgeschenk.
Aber in allem sehe ich Gott, der seine gütigen Hände über mich und Hilde hält, wenn ich nur ernsthaft darüber nachdenke. Heute morgen ist es so kalt, dass ich wieder mit Jacke und langer Hose unterwegs bin. Das Wetter ist aprilig, wiederholt fegen Regenschauern über uns hinweg, die durchaus von warmen Sonnenschein gefolgt sind. Beständiger Wind, interessante Wolkenformationen.
Da ich morgen früh abgeholt werde, muss ich heute packen, aber im Vorfeld braucht es eine Liste, dass ich nicht was Wichtiges vergesse. Ich kann unterwegs bei Freunden nächtigen, und so einigen bürokratischen Kram erledigen wie die Steuererklärung, für die ich die Unterlagen mit mir führe. Medikamente, Hundefutter, Sachen zum Wechseln, Ladekabel, Lesebrille, Seife, Nachtbrille, und vieles mehr.
Ich kann wenig ersetzen, wenn mir was fehlt. Zwischendurch arbeite ich mich weiter durch den Kühlschrank und das Lesebuch. Und tatsächlich ist am Nachmittag auch eine Packung Schokosticks dran, meine Widerstandskraft geht flöten, als Hilde an ihrem Sonntagsknochen kaut.
Der erste Teil ist gepackt, es fehlt noch der Kühlschrank und die Sachen, die ich bis morgen früh brauche. Der Tag bleibt wechselhaft wie meine Stimmung. Am Morgen habe ich richtig Lust auf ein schönes Konzert mit Cockney Rebel, das ich hier mal verlinke.
https://youtu.be/nFb-kQT213g?si=tBgZFLiBZgw7Orcd
Aber später höre ich nur noch dem Ventilator zu. Ich nehme ein Video für Youtube auf, Hilde bearbeitet ihren Stock draußen weiter, den Wind fegt mit den schnellen Fahrzeugen die Straße entlang. Noch eine Nacht und morgen sagen wir dem Bus erstmal Tschüss, machst gut, wir vergessen dich nicht!Leggi altro
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- Giorno 68–69
- 6 maggio 2025 10:47 - 7 maggio 2025
- 1 notte
- ⛅ 11 °C
- Altitudine: 378 m
GermaniaFürstenwald51°22’17” N 9°20’8” E
Peugeot 308

Die Sachen im Bus sind gepackt, die Freundin schreibt, sie sei in einer Stunde da, ich esse noch einen Ziegenfrischkäse, der schon warm ist, denn der Kühlschrank ist abgestellt und gereinigt. Sobald ich den nächsten Hunger habe, werde ich mich weiter durch den Karton, in dem die Lebensmittel sind, essen.
Hilde hat Frühstück gehabt und den Rest vom gestrigen Knochen, den ich ihr abgemopst hatte. Sie liegt mit ihrem Kopf auf meinem Bein und schläft. Der blaue Bus wartet, das kann er viel besser als ich. Blauer Himmel, weiße Wolken, angenehmer Sonnenschein, das richtige Reisewetter, sagt man.
Um halb zehn ist Mariska da, mittags sind wir in Aachen, wo ich den Leihwagen übernehme, einen braunen Peugeot 308, so einen habe ich vorher noch nicht gefahren. Bin ich zu schnell, bubbert es, wird es zu dunkel, geht's Licht an, ist die Windschutzscheibe voller Regentropfen, arbeitet der Wischer. Alles automatisch. Sie müssen nur fahren, sagt der junge Mann, der mich einweist, mit einem irritierten Blick auf den Gehstock.
Mariska lädt meine Sachen um, und hält Hilde fest, ich zieh das Laken über den Beifahrersitz. Umarmung und großen Dank, nach anderthalb Stunden Autobahn sind meine Füße eingeschlafen. Ich quäle mich bei Bauhaus aus dem niedrig gelegten Fahrersitz, beim Einsteigen musste ich erstmal den Sitz ganz nach hinten schieben, um überhaupt hinein zu kommen.
Nächster Halt am TalVital in Saalhausen, um ein wenig mit Hilde spazieren zu gehen. Es beginnt leicht zu regnen, ich habe ein bisschen Rücken und die Knie schmerzen. Der Sitz liegt zu tief, sodass die Gelenke abgewinkelt sind, was beim Fahren eben andere Muskeln beansprucht als vom blauen Bus gewohnt.
Hilde muss sich auch recken, um aus den Fenstern zu schauen, das ist deutlich ungewohnt. Wir brauchen einen Schlafplatz, bei dem wir nicht so offen stehen, und kommen in Ehlen vor einer hohen Hecke, zwischen zwei höheren Kastenwagen zum Stehen.
Ich muss umbauen für die Nacht. Medikamente, Hilde Futter, Fitline, Wassernapf. Es gibt kein Licht im Fahrzeug, wenn der Motor aus ist, kein Handyladen über zwölf Volt, die Außentemperatur fällt bis auf zwei Grad in der Nacht, auch im Peugeot.
Kann nicht schlafen, nicht sitzen noch liegen, während Hilde schon ausgiebig schnarcht. Die altersbedingte, nächtliche Erleichterung muss außerhalb vom Fahrzeug erfolgen, so sieht mich die Nacht mehrfach mit nackten Beinen den Asphalt betreten.
Bis ein Uhr morgens bin ich wach, dann mal eine Stunde Schlaf, und letztendlich sind es um sechs Uhr drei solche kurzen Episoden geworden. Der Tag erwacht, und ich fühle mich überraschend ausgeruht. Hilde ist voller Tatendrang, sie hat ihre volle Stundenzahl erreicht.
Hose anziehen, die Windschutzscheibe frei räumen, Motor starten. Hoch auf dem Parkplatz beim Dörnberg machen wir den Morgenspaziergang durchs nasse Gras, während der Tag erwacht, und mein ganzer Körper leise jammert. Ich bin aus dem Alter raus, in einem Pkw zu leben. Alles ist anstrengend, wenngleich es auch gelingt.
Futter vorbereiten, Frühstück, Zähne putzen, Getränk mixen, durchaus mit anderer Reihenfolge. Ich laufe ein halbes dutzend Mal um den Peugeot mit seinen vier Türen, um da was hinzustellen, Hilde's Futternapf festzuhalten, Essen aufzuräumen, den Zahnputzbecher suchen.
Es hat auch schöne Elemente, das muss ich zugeben, immer noch draußen leben zu können. Ich erinnere mich an ein sehr altes Ehepaar am Fluss bei Caput, da wo Einstein ein Sommerhaus gehabt hat. Nach der Wende sind sie überall herumgefahren, haben sich die Welt angeschaut, vor der sie so lange geschützt waren.
Jetzt sind sie fast neunzig, aber wenn der Körper es zulässt, dann packen sie das Mittagessen in den Kofferraum des alten Mercedes, wo die Gartenstühle immer schon warten, und sie fahren an den Fluß, wo sie mich treffen. Dann holen sie die Stühle raus, und setzen sich mit ihrem Essen an den Fluß. Es geht um die Bewegung, sagt er, einfach zu sehen, wie das Wasser an uns entlangfließt, wo wir jetzt eben uns nicht mehr so weit bewegen können.
An sie denke ich manches Mal, wenn ich merke, es wird schwerer, und ich denke, vielleicht wird es eines Tages irgendso so ein kleiner Japaner sein, mit dem ich im Sonnenschein sitze, und einen Tee trinke. Es ist windig, Hilde schläft mit vielen Träumen, eine geschlossene Wolkendecke zieht hinter den Hügeln über das Blau um mich herum.Leggi altro

ViaggiatoreDas ist natürlich sehr anstrengend für dich, auf so engem und ungewohntem Raum für einige Tage leben zu müssen. Hoffentlich schläfst du nächste Nacht etwas mehr und besser. 🙏
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- Giorno 71–72
- 9 maggio 2025 15:15 - 10 maggio 2025
- 1 notte
- ☀️ 18 °C
- Altitudine: 47 m
GermaniaAltenhagen52°26’13” N 9°21’18” E
Hagenburg

Am Ende des Ortes ist rechts eine Bäckerei. Zwei Männer sitzen draußen an einem Tisch, in angeregtem Gespräch. Als ich hineingehe, kommt einer hinter mir her. Er würde seiner Tochter helfen, eigentlich ist er Architekt und hat sein Büro oben im Haus.
Er spricht mich auf meine langen Haare an und erzählt von seiner Jugend. 1976 ist er nach Deutschland gekommen, hat hier studiert, und ist geblieben. In der Auslage liegt Baklava, die Familie kommt aus der Türkei. Er möchte unser Buch kaufen, wir verabreden uns für Sonntag vormittag, dann hätte er Geld von der Bank geholt.
Mittwoch morgen bekomme ich das LangzeitEKG in Bad Lauterberg, vierundzwanzig Stunden soll das Herz überprüft werden. Ich stürze mich auf einen Betreuerbericht, die Steuererklärung, und meine Patientenverfügung. Drei mehr oder weniger herausfordernde Themen, der richtige Einstieg ins Herzthema, das auch prompt reagiert.
Zwischendurch Erholung im Garten, später ein Stück die Straße hinunter, wo die verwaiste Bushaltestelle wartet, die früher mal den Schulkindern den steilen Berg erspart hat. Abendessen mit den Freunden, die heute lange arbeiten müssen. Am nächsten Morgen gebe ich das Gerät ab, kann meine Papiere postfertig machen, und verabschiede mich mit Hilde bei den lieben Menschen, die sie die Morgende über versorgt haben, während ich die Wege abgefahren bin.
Donnerstag mittag sehe ich meinen Sohn, wir kommen bei der Bank vorbei, und ich stelle fest, dass wir soviele Spenden bekommen haben, die ausreichend sind, die Reparaturkosten zu bezahlen. Wenn man sowas öffentlich macht, dann gibt es schnell jemanden, der mir Verwerflichkeit unterstellt.
Menschen anzubetteln, damit die uns bezahlen, sei doch ziemlich frech. Mal davon abgesehen, dass es Freunde gibt, die einfach wünschen, dass wir weiterreisen können, setze ich als "Gegenleistung" immer schon im Voraus kostenlos Bilder und Geschichten in die weite Welt, aus denen jeder, der das möchte, sich ein bisschen erfreuen kann.
Während die Familie noch packt, bin ich mit Hilde am Feld spazieren gegangen. Zurück am Ende, drängelt einer vorbei, ich bin nicht achtsam und bleibe an der Leine hängen, falle auf die mit Bandagen geschützten Knie, den rechten Arm, der vom letzten Sturz in Scharbeutz noch verletzt ist. Dadurch habe ich weniger Kraft im Arm und brauche länger, um mich mit Stock und Auto von unten hochzustemmen.
Schon halten zwei besorgte Autofahrer, die zurück gekommen sind, ob alles in Ordnung ist. Ja. Den Umständen entsprechend, kommen die Schmerzen erst in der Nacht, am nächsten Morgen. Wie sagte der Orthopäde letztens, wenn sie länger mit den Schmerzen leben, kann nichts gebrochen sein.
Familie abgeholt, ein französisches Mitbringsel erfreut das Herz des Enkelzwergs, wir gehen zu Hilde und begrüßen sie heute ganz vorsichtig, er lacht, als ihre Zunge ihn kurz abwischt. Am Flughafen sehen wir uns wieder, noch ein Stündchen, ein wenig mit meinem Sohn geredet, für mich ist ein Flugzeug immer noch ein fliegendes Wunder.
Im Haus schlafen alle schon, Hilde und ich schleichen sich leise über die Holztreppe hoch, wobei ich überrascht bin, wie wenig Lärm wir machen können, so glaube ich es zumindest. Ein Wasserbett, dreißig Zentimeter hoch, für einen kurzen Moment halte ich die Luft an, während sich Hilde schon mal für die Nacht einrollt.
Hinlegen geht ja noch, ausziehen auch, aber nachts dann aufstehen. Ein Wahnsinn. Und das drei Mal. Ich habe mir eine Flasche mitgebracht, bis zur Toilette würde ich es nie schaffen. Hilde auch, verwöhnt von Klaus' Garten hat morgens echt Not, darauf zu warten, bis ich angezogen bin. Und langsam die Treppe runter, guten Morgen sagen, und endlich draußen zu sein.
Wir fahren ein Stück, dann kann ich sie laufen lassen. Wir sind alleine. Und zum Glück sind Rehe und Hasen schon mal schlafen gegangen. Oder sie lassen sich in der Sonne trocknen vom hohen, nassen Gras. Frühstück im Peugeot, dann fahren wir zum Bäcker.Leggi altro
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- Giorno 75–76
- 13 maggio 2025 11:46 - 14 maggio 2025
- 1 notte
- ☀️ 18 °C
- Altitudine: 86 m
GermaniaBielefeld52°1’7” N 8°38’7” E
Rheda - Wiedenbrück

Es ist Dienstag. Morgens halb zehn. Wir stehen auf dem Autobahnrastplatz Lipperland, unweit von Bielefeld, sofern es das überhaupt noch gibt. Wir sind auf dem Weg nach Berlin, wo wir morgen früh eine Verabredung in der Christlichen Schule haben. Natürlich reisen wir wieder im blauen Bus.
Soweit der aktuelle Stand unseres Reiselebens. Heute morgen habe ich das erste Mal wieder normal gefrühstückt, denn sonst gab es Kuchenstücke und Schokolade. Ja, sagte die Angestellte bei Aral in Haltern am See, gestern abend noch, so ne leckere Kuhflecken - Schokolade und ne Flasche Multivitaminsaft bringt einem schon noch ein, zwei Stunden durch die Nacht.
Am Ende war es dann bis nach Rheda - Wiedenbrück, wo wir auf dem kostenlosen Wohnmobilstellplatz mitten in der Stadt übernachtet haben. Nichts Romantisches, aber einen ruhigen Schlaf gab es trotzdem. Und natürlich war das nicht nur eine Tafel Schokolade in der letzten Woche, da gab es Eis und leckeres Abendessen, Kuchen und Kakao. Und gute Gespräche, liebevolle Geschenke, ein Zimmer zur Übernachtung, und ein weiches Bett.
Ja, wir haben eine gute Zeit gehabt. Sonntag noch eine Nacht im Leihwagen, dann holt uns Mariska in Aachen ab, und bringt uns nach Herentals, wo der blaue Bus sich mit Laub umhüllt hat. Wir fahren noch ein Stündchen zum Mittagessen an den Kanal, den ich unbedingt im Gedächtnis behalten will, denn mit Abzug des radfahrenden Volkes ist dies ein wunderschöner Platz für die Nacht.
Du wirst sicherlich irgendwann mal denken, dass hätten die aber besser planen können. Und ich könnte dir natürlich recht geben, denn die Route Herentals/Belgien - Bad Lauterberg/Harz - Braunschweig - Steinhuder Meer - Aachen - Herentals - Haltern am See - Berlin - Frankfurt/Oder - Berlin - Braunschweig - Bad Sachsa - Hildesheim - Calvörde - Berlin - Danzig als Mai - Programm wirkt nicht gerade lustig.
Aber das konnte ich ja nicht vorher ahnen, und wenn ich nicht in Berlin verabredet gewesen wäre, dann hätte ich das Ende natürlich umgebogen. Denn auch für die nächste Küstentour habe ich mich eigentlich grade eben erst entschieden.
Die Bilder schaffen einen wunderschönen Rahmen für die vergangenen Tage, und weil wir viel Zeit zum Ausruhen gehabt haben, kommt Hilde ganz besonders oft zur Geltung.Leggi altro
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- Giorno 77–78
- 15 maggio 2025 12:38 - 16 maggio 2025
- 1 notte
- 🌬 14 °C
- Altitudine: 35 m
GermaniaLiebenwalde52°52’0” N 13°23’52” E
Liebenwalde

Dreihundertsiebzig Kilometer später, kurz vor 19 Uhr, fahren wir durch den Ortsteil Spandau in Berlin, sind auf einem schönen Parkplatz an der Havel mit Ute verabredet. Ein heißer Tag auf der Autobahn, mit einem Break in Braunschweig, wo wir auf einem bekannten Weg spazieren gehen. Und das Ende einer dreitägigen Odyssee durch Deutschland und Belgien. Immer kurz vor der völligen Erschöpfung und dem unmittelbaren Sekundenschlaf, habe ich mich gegen alle Vernunft durchgeboxt, muss mir aber kritisch entgegenbringen lassen, dass das ziemlich dämlich ist, uns so zu verausgaben.
Wo sind deine Vorsätze geblieben, nur Ausnahmen in der Anreise zum Meer über hundert Tageskilometer mir zu erlauben. Ich habe einen kritischen Sohn, der mich konfrontiert, was nicht immer angenehm ist. Bin Mittwoch in der Schule verabredet, versuche ich zu argumentieren. Kann man absagen. Schwierig.
Kleiner Abendspaziergang zur Havel runter, wo Hilde die Enten ins Wasser jagt. Ein kleines Gespräch mit einer muslimischen Frau, die nach der Arbeit mit ihrem Auto hierher kommt, um etwas zu essen. Sie sei in Berlin geboren, die Kinder haben schon ihr eigenes Leben, der Mann wäre in der Arbeit.
Genießen Sie Ihr Leben in der Natur, das ist wichtig, ruft sie mir aus dem Seitenfenster zu, als sie abfährt. Ob sie die Landschaften in der ländlichen Türkei vermisst. Was mag Heimat für sie sein. Mit Ute, die im Norden von Berlin wohnt, sitzen wir im blauen Bus.
Sie übernachtet gerne in ihrem Bus mit mir irgendwo draußen, wenn wir in der Gegend sind. Der Parkplatz hier ist der kürzeste Weg zu unserem Termin in der Evangelischen Schule Berlin Mitte, mit Glück gerade 45 Minuten mitten durch Charlottenburg, die Siegessäule, das Regierungsviertel, das Brandenburger Tor.
Wir sitzen im Bus, erzählen uns zwischen Fehmarn und Heute, essen zu Abend, während Hilde einen guten Knochen bekommt, den ihr Ute mitgebracht hat. Eine ganze Tüte für unterwegs, da wird Hilde noch lange beschäftigt sein. Als ich in der Nacht wach werde, ist es unglaublich still. Ganz ungewöhnlich dafür, dass wir am Stadtrand sind, und die Stadt, die niemals schläft, einen Steinwurf über die Havel entfernt liegt.
Vor sieben Uhr bin ich mit Hilde draußen, eine Stunde später in der Nähe der Schule, aber viel zu früh. Und dann nimmt das Schicksal seinen Lauf. Ich suche einen Parkplatz zum Frühstück und komme in eine Totalabsperrung des Regierungsviertels, sodass sich die Fahrzeuge auf den verbliebenen Wegen stauend sammeln. Nichts geht mehr. Und wenn, dann nur unheimlich langsam. So komme ich eine halbe Stunde zu spät zu meinem Freund Uli und dem Leistungskurs Religion, wo eine Gruppe von Schülern das Gespräch mit mir sucht.
Meine dritte Veranstaltung in drei Jahren, heute aber noch mit einer zweiten Gruppe am Nachmittag, zahlenmäßig das Doppelte, ein Grundkurs Religion mit einem wachen, neugierigen Blick. Janis joplin ist kein Begriff, aber die Zeile "Freedom is another word, for nothing left to lose" stimmt sie traurig, weil es depressiv klingt, während es für uns damals eine Form des Aufbruchs war. Nichts mehr zu verlieren zu haben, ist auch das Abschütteln aller Bindungen, Konventionen und Komplikationen, die unser Leben bestimmt haben.
https://youtu.be/5Cg-j0X09Ag?si=KtwPJ8c9Ng_o2brq
Das sehen die jungen Menschen heute anscheinend anders. Und wir fragen uns, ob ein solches ausschweifendes Leben tatsächlich nur 27 Jahre möglich ist, weil der Körper nicht mehr aushalten kann.
In der Biografie über Janis Joplin, die ich just vor einigen Monaten gelesen habe, zeichnet die Autorin eine traumatisierte junge Frau, die um Anerkennung ihrer "Über"mutter ringt, und letztendlich scheitert. Der fast klassische Gang vielen Lebens zwischen Kindern und Eltern, der auch heute das Dasein schon sehr junger Menschen beeinflusst.
Mein Freund Uli verspricht ihnen, im Unterricht über Janis und diesen Begriff von Freiheit zu sprechen, während Hilde und ich uns auf den Weg aus der Stadt heraus machen, um Ute nochmals auf dem Stellplatz in Liebenwalde zu treffen.
Sie hat zuhause leckere Suppe für uns gekocht, wir erzählen über den Tag hinaus, was bewegend unser Leben betrifft, und wo es möglich ist, an den Stellschrauben etwas zu drehen. So entwickeln sich solche Begegnungen immer auch zu bereichernden Erfahrungen. Abends ist kühler Wind aufgekommen, der seine Energie am Morgen noch ausgedehnt hat, und von dunklen Wolken begleitet wird, die langsam den Himmel bedecken.
Heute nachmittag gehen wir zur Tierärztin in der Nähe, ich hoffe, dass Hilde's Gesundheitszustand weiterhin unproblematisch ist, wobei ich mir da schon im Klaren darüber bin, dass das ein Geschenk Gottes ist, das ich in keinster Weise beeinflussen kann.
"Wachstum braucht Zeit. Nur wer mit sich selbst geduldig ist, nur wer warten kann, wird auch die Früchte seines Reifens ernten." (Anselm Grün)Leggi altro

ViaggiatoreSuper, dass du mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch kommst und extra dafür die weite Fahrt auf dich nimmst. 👍 Die Jugendlichen sind bestimmt super interessiert an deiner Lebensweise und deinen Gedanken und Anschauungen.

Spaziergänge mit HildeDer Lehrer sagt, wir seien eine Bereicherung für die Schüler, das ist gut!
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- Giorno 78–79
- 16 maggio 2025 12:06 - 17 maggio 2025
- 1 notte
- ☁️ 13 °C
- Altitudine: 38 m
GermaniaLiebenwalde52°51’59” N 13°23’51” E
Schmachtenhagen

Es hat angefangen zu regnen. Hilde liegt hinten im Bus auf dem vollen Wäschesack. Ich habe endlich wieder eine Kerze angezündet. Die hektischen Tage könnten vorbei sein. Wir bleiben noch eine Nacht auf dem Stellplatz im Norden von Berlin, und spazieren drei, viermal über die kleine Lichtung hinter uns, um die Hafengaststätte herum, am kleinen Bootsanleger vorbei. Hilde taucht die Schnauze in das Wasser des Finowkanals, und ich schaue den Seerosen beim Ausruhen zu.
Heute morgen habe ich Richard and Linda Thompson wieder entdeckt. Ich hatte früher zwei Schallplatten von ihnen und mag ihre ruhige, tiefsinnige Musik aus einem vergangenen Jahrhundert, fünfzig Jahren her, da war ich mitten im Studium, mitten im Sturm meines Lebens, hatte den einzigen, ernsten Selbstmordgedanken meines Lebens gerade überlebt, und war zwar nicht voller Glück und voller Lebensfreude, aber doch auf einem guten Weg.
https://youtube.com/playlist?list=PLNPGM2D7aODc…
Gestern mittag fährt Ute weg, und wir haben am Nachmittag den jährlichen Tierarzttermin. Dieses Mal bin ich ein bisschen unruhiger, weil Hilde seit der letzten Läufigkeit eine spürbare Veränderung des Gewebes an einer Brustwarze hat. Ich soll es die nächsten Monate beobachten, wenn es zurückgeht, ist alles gut. Wenn nicht, muss es entfernt werden vor der nächsten Hitze.
Gut. Sie erklärt mir den Vorgang, dass ich bei ihr sein kann, bis sie einschläft, und sobald sie aufwacht. Bis eventuell im August, so verabschieden wir uns. Und ich denke, dass ich wieder eine Vertrauenslektion zu lernen habe, dass ich dankbar bin, zu einem Gott beten zu können, von dem ich weiß, dass er da ist, auf uns achtet, uns liebt. Auch unsere Tiere liebt, die er ja geschaffen hat.
Wir spazieren außerhalb von Schmachtenhagen einen kleinen Feldweg entlang. Kleine Unebenheiten machen mir das Gehen schwer und lassen jedesmal den Rücken vor Schmerz zusammenzucken. Gymnastik wäre gut, doch manch einem Mensch ist der Fleiß anscheinend abhanden.
Ich bin einer, der erst dann handelt, wenn es brennt, obwohl ich doch in vielen anderen Bereichen meines Lebens sehr konsequent handele. Abends sind wir müde, gehen früh schlafen, der Wind hat zugenommen und wedelt mit den Blättern der Hecke neben uns. So sind wir früh wach und spazieren unseren Weg, während die Sonne den Tag begrüßt, bevor sie von den dunklen Regenwolken eingeholt wird.Leggi altro
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- Giorno 79–80
- 17 maggio 2025 15:51 - 18 maggio 2025
- 1 notte
- ☁️ 14 °C
- Altitudine: 49 m
GermaniaHerzberg (Mark)52°54’12” N 12°58’10” E
Herzberg/Mark

,Es ist still im blauen Bus. Gestern mochte ich Musik hören, den ganzen Nachmittag über, aber heute mag ich nicht reden. Hilde schläft, manchmal so Kopf an Kopf mit mir, wenn die Müdigkeit übers Lesen hinausgeht, mich schläfrig macht. Mein Buch ist gut, in einer gewissen Weise, aber manchmal tut es mir weh, weil es das Leid in sich trägt, für das ich grade keinen weiten Horizont in mir trage.
Hilde's Erkrankung geht mir nah, und ich frage mich manchmal, ob sie sie so schläfrig macht. Innerlich versuche ich mit Gott im Gespräch zu sein, und äußerlich schaue ich dem Wind zu, wie er die Wolken bewegt. Es ist so still im Bus, dass ich Hilde's Atem höre oder den Wind rauschen, manchmal meine ich, meine Gedanken Worte sprechen zu hören, wenn ich die Luft anhalte.
Eine der Schülerinnen hat mich gefragt, ob ich aufhören würde zu reisen, wenn Hilde nicht mehr da ist. Nein. Wohin sollte ich denn gehen. Die Straße und der blaue Bus sind mein Zuhause. Auch wenn es einsam wäre. Aber irgendein Zimmer wäre auch leer, selbst wenn ich dort leben würde, ich könnte es nicht mehr mit meinem Dasein füllen.
Ich habe die Frage nicht gestellt, ich stelle keine Vermutungen an, mache keine Pläne in eine Zukunft, die sich mir völlig entzieht. Ich gebe manchmal eine Antwort, auch wenn sie fiktiv sein würde. Denn wer weiß schon, was morgen ist, was hinter dem nächsten Blick zum Horizont sich vor meine Augen legt.
Wir waren drei Tage in Liebenwalde, schöne Tage und schöne Bilder, gute Gedanken zum Lesen und zum Sein, ruhige Nächte und morgens ein Sonnenaufgang. Stille Spaziergänge, ein paar Worte mit dem Hafenmeister, und einigen Anglern am Kanal. Die meisten Menschen hier reden nicht mit mir, antworten nicht auf einen Gruß, schauen an mir vorbei. Herzlich willkommen. Steht auf dem Schild neben der Gaststätte, für die Bootfahrer, wenn sie unter der Brücke hervorkommen.
Meine Knie schmerzen, ihnen ist das Wetter mittlerweile egal, sie haben sich an diesen Lebensabschnitt gewöhnt. Wenn wir langsam gehen, können sie sich entspannen, und in der Nacht ausruhen. Obwohl meine Beine angewinkelt sind, weil Hilde immer vor meinem Bauch schläft.
Die Bilder gehören zu den Tagen hier, wir brechen bald auf. Besuchen Ute am Abend und sind morgen früh bei lieben Menschen in ihrem Schrebergarten. Dann eine Woche im Goldenen Dreieck von Familie, Arzt und Freunden, sozusagen im Land zwischen Harz und Heide, da ist ein Fußballclub bekannt, der morgen ums Überleben in der zweiten Liga kämpft.
Als wir vom Stellplatz in Liebenwalde abfahren, weint der Himmel, und vorm Gut Liebenberg reißt eine Sturmböe einen kleinen Ast ab und wirft ihn durchs offene Fenster in der Bus. Die Kerzen der Kastanien schwingen im Wind wie leuchtende Lichter auf hoher See. Die Wolken sind dunkel, das schwarze Eisentor links schwingt wie von Geisterhand nach außen, hält sich standhaft an der Mauer fest. Ein Fetzen Blau blickt erstaunt über den Horizont auf wogende Wiesen, dessen Grün ins Gelbliche überzugehen scheint.
Am Gasthaus Charlottenhof fährt langsam ein Ice vorbei, während unsere Schranken geschlossen sind. Da, wo die Brücke verloren gegangen ist, lassen junge Männer ihr Leben. Im gleichen 18. Jahrhundert wurden die Fenster in der spätgotischen Feldsteinkirche in Herzberg/Mark erneuert. Gerade als meine Geschichte rund ist, legt sich das warme Sonnenlicht schützend über alle Zeiten, aber wir stehen ein bisschen im Schatten.Leggi altro
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- Giorno 81
- lunedì 19 maggio 2025 21:13
- ⛅ 15 °C
- Altitudine: 54 m
GermaniaLössewitz52°24’39” N 11°19’4” E
Berenbrock

Den letzten Abend in Berlin verbringen wir nochmal mit Ute. Sie hat was Leckeres gekocht, mit Hilde spaziere ich durch den großen Garten, die vielen Katzen haben sich versteckt. Das Korn wogt in dieser wunderbaren Farbe des Wachstums, während ich einen Tag später zweihundert Kilometer westlich bei meiner Tochter feststelle, dass hier schon die erste Ernte aufgrund der Trockenheit erfolgt ist.
Es ist hier und da eine Veränderung im Land und mit den Menschen. Auch für Ute und uns ist das der Fall. So sind wir in Bewegung und haben immer viel miteinander zu erzählen. Das Leben bleibt spannend, sowohl emotional als auch gesundheitlich, und ich merke, dass es immer besser ist, auch eine Entscheidung, zu der ich mich durchgerungen habe, umzusetzen.
Andererseits haben halbwegs spontane Planungen immer noch Konjunktur. Sie halten unser Leben beweglich und verhindern, dass festgefahrene Strukturen sich einnisten können. Ein bisschen ist das Leben wie das Wetter. Die bekannten Module passen nicht mehr, sodass die Vorhersagen ungenau werden. Das kann verunsichern, aber auch beflügeln, aber ich meine, dass der Weg der Positivdenker eher davon profitiert.
Am Sonntag morgen sind wir zu einem zauberhaften Frühstück in einen frühlingshaften Schrebergarten im Osten von Berlin eingeladen. Meine Teeblätter werden frisch am Rand der Beete gepflückt, die goldgrüngelbe Flüssigkeit fließt munter wie eine Fontäne in meine Tasse und schmeckt köstlich.
Zwischendurch regnet es in dicken, platschenden Tropfen. Wir sitzen unter der Terrasse und sehen dem munteren Treiben entspannt zu. Antje bringt uns zurück zum Bus, als Wegzehrung liegt ein leckerer Brownie im Rucksack, wir nehmen die Autobahn bis kurz vor Magdeburg, um dann nördlich nach Calvörde abzubiegen.
Wiedersehen mit der Tochterfamilie, eine Nacht im Gästezimmer, morgens noch ein gemeinsamer Spaziergang mit den Hunden, während die Enkeltochter zur Schule fährt. Wäsche waschen, ein paar Vorräte aufstocken, meine Post der letzten Wochen einsammeln. Hier stehen noch 5 Kartons vom zweiten Band, der Verkauf schleppt sich so dahin, vielleicht teile ich dem Finanzamt im nächsten Jahr die Geschäftsaufgabe mit.
Wir treffen nur noch selten Menschen, die sich ein Lesebuch mitnehmen wollen. Auf die Facebookseite "Spaziergänge mit Hilde" setze ich keine neuen Texte mehr, schlagartig verringert sich die Leserschaft von angeblich mehreren tausend Menschen auf vielleicht knappe fünfhundert, eher ein deutlich weniger.
Es kommt mir vor wie eine Art Rückkehr zum Ursprung, als uns gerade mal ein paar Hände voll Menschen kannten, und sich auf die Geschichten gefreut haben. Nicht, dass ich diesen Ausflug bereut habe. Ganz im Gegenteil, es war ein schöner Flug über den Horizont, und in gewisser Weise auch die Erfüllung eines kleines Traumes.
Aber letztendlich bin ich ein Vagabund, ein Geschichtenerzähler, ein einfacher Wanderer unter der Sonne. Mit einem alten, blauen Bus, und einer Hundefreundin, über deren sanftem Fell die Sterne tanzen, und der Mond sich widerspiegeln kann.Leggi altro
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- Giorno 83–84
- 21 maggio 2025 20:05 - 22 maggio 2025
- 1 notte
- ☁️ 16 °C
- Altitudine: 191 m
GermaniaSeesen51°52’6” N 10°10’17” E
Herrhausen

Hilde hat einen neuen
Lieblingsplatz im blauen Bus. Hinter der Tasche mit der Bettdecke steht der Wäschesack, auf dem sie gerne liegt, und zwischendurch mal die Schnauze in den hinteren Schrank steckt, wo es ganz dunkel ist. Schatten ist unser Lieblingswort geworden, kühl und der Sonne entfernt, gefällt uns am besten.
Am Morgen wachen wir kurz nach acht Uhr an der Ausfallstrasse auf, wo sich Licht und Dunkel abwechseln, während die Fahrzeuge im Stau stadteinwärts fahren. Wir drehen den Bus und fahren zu unserem braunschweiger Spazierweg, der kurz vor der Autobahn ins Feld abbiegt. Zwei alte Männer ernten Spargel auf ihrem kleinen Feld, an dessen Ende ein unvorsichtiger Hase Hilde in den Blick läuft.
Mittags habe ich einen Friseurtermin, den ich schon ein paarmal verschoben habe. Ich würde gerne was mit meinen Haaren nach dreizehn Jahren ändern, fürchte mich aber vor dem Ergebnis. Kurz ist keine Option, aber vielleicht kinnlang, maximal unterhalb der Ohren. Die Friseurin ist mit dem Ergebnis zufrieden, ich zucke mittelprächtig zusammen, als ich die Haare auf dem Kehrblech liegen sehe, hilflos und ein wenig verloren wirken sie schon.
Über Nacht gehen wir auf einen Schafhof in Söhlde, wo ich mich mit leckerem Essen und Trinken eindecke, wir sehr entspannt und gut schlafen. Vormittags ein paar administrative Erledigungen, und das Reifenproblem, das ja unterwegs entstanden ist, vernünftig lösen, damit wir wieder einen Ersatzreifen mit uns führen.
Während Hilde einen Markknochen unterhalb der Sitze erledigt, lasse ich die Tage zwischen den Reisezielen gedanklich an mir vorbeilaufen. Das Thema Freundschaft bewegt mich in der letzten Zeit. Als wir durch Bad Salzuflen gefahren sind, ist mir eingefallen, dass dort der Freund meines Vaters gestorben ist. Wir haben nie darüber gesprochen, und damals war ich knapp 15 Jahre alt, aber im Rückblick meiner eigenen Geschichte wird mir bewusst, wie ähnlich wir uns waren.
Meinen Freund aus den Kindertagen hatte ich zwei Jahre vorher verloren. Und obwohl wir beide sehr kommunikativ waren, haben wir eigentlich keinen Freund mehr gehabt. Freundschaftliche Beziehungen sicherlich, dafür bin ich sehr dankbar, aber niemanden, mit dem man sein Leben uneigennützig teilt.
Gerade wenn man solange an einem Ort gelebt hat, wie um Braunschweig herum, ist das mehr als verwunderlich, wobei ich mich auch nicht erinnern kann, dass mir das irgendwie gefehlt hat. Gab es da ja meistens eine Frau in meinem Leben, mit der ich viel Zeit geteilt habe, Kinder und Tiere, war ich beruflich und kirchlich eingespannt, und in der restlichen Zeit habe ich viel gelesen.
Jetzt, wenn ich in der Stadt bin, und nicht mit dem Sohn unterwegs, fällt mir das auf. Tatsächlich gibt es noch zwei, drei liebe Menschen, die wir treffen könnten. Ich glaube, Martin Lauer, der frühere Weltrekorder im 110m Hürdenlauf, hat das anlässlich eines Jubiläums mal gesagt, dass es wunderschön wäre, wenn man im Laufe seines Lebens fünf Freunde gewinnen würde, mit denen man eng verbunden wäre. Außer mit meinen Kindern scheint mir das nicht gelungen zu sein. Trotz genügend Zeit, die mir zur Verfügung gestanden hat.
Es ist wie es ist. So ist das auch mit den Haaren.
Kleiner Anhang. Die Bilder um die Pilgerherberge stammen aus Steinbrück bei Söhlde. "Die katholische Kirche 'Mariä Himmelfahrt' liegt sehr idyllisch, südlich der B1, zwischen Groß Lafferde und Hoheneggelsen. Die Kirche ist umgeben vom katholischen Friedhof, dem angrenzenden alten Pfarrhaus (Pilgerherberge) mit großem Pfarrgarten und einem kleinen Teich, alles Orte der Ruhe und Entschleunigung. Die Kirche ist die drittälteste im Dekanat Braunschweig. Sie ist im barocken Stil eingerichtet und wurde 2020 zur Pilgerkirche ernannt...
Es lohnt sich, das Gotteshaus nicht nur in den warmen Monaten als Pilgerkirche zu besuchen, sondern auch in der Weihnachtszeit. Dann steht den Besuchern eine große, bis ins Detail liebevoll gestaltete Krippenlandschaft zur Besichtigung zur Verfügung..."
https://www.thzbs.de/jakobsweg/pilgerherbergen/…Leggi altro

ViaggiatoreFind ich super!!! Ich konnte mir das ja auch wenig gut vorstellen, was dann aus dir wird 🤣🤣🤣 Gratuliere zu der Entscheidung und Deinem Mut zur Umsetzung!!! (Jetzt bin ich dran 🐿️🙈)
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- Giorno 86–88
- 24 maggio 2025 09:44 - 26 maggio 2025
- 2 notti
- ☁️ 12 °C
- Altitudine: 65 m
GermaniaSchwülper52°20’0” N 10°25’30” E
Braunschweig

Unser Leben besteht aus Sonnenaufgängen und Sonnenuntergängen. Und dazwischen liegt jeden Tag eine andere Füllung. Nichts Spektakuläres. Gestern ne Fahrt durch den Harz bei starken Winden, heftigen Regenfällen, und wenigen Grad über Null. Am Tag vorher der Angelsee mit meinem Sohn. Einmal ein Spaziergang mit meiner Tochter, ein anderes Mal ein Besuch im Altenheim. Viele Bücherseiten und etliche mit Käse und Leberwurst belegte Zwiebackstücke, Spaziergänge und Hilde streicheln, kurze Schläfchen und manche Denkphasen.
Hier und da mal den Bus saubermachen und den Enkelzwerg treffen. Keine Pläne, keine Reisevorvereitungen abseits der Einkäufe, aber angenehme Gespräche mit lebenden Menschen, und vielfältigen Kontakt mit den Virtuellen. Like a bird on a wire.
Ich höre oft Musik, und Podcasts am Morgen, die mir von Gottes unsagbarer Güte und Liebe erzählen, die wir täglich erleben, und über die ich sehr dankbar bin. Wo wäre ich ohne sie, ohne seine Wunder, jeden Tag uns neu zu gestalten, des Morgens erwachen zu dürfen, und nachts in Ruhe zu schlafen.
Noch müssen die nächsten Meeresküsten warten, ich habe noch Verabredungen mit lieben Menschen, muss einiges Administrative erledigen, und lass so nebenbei die Haare wieder wachsen. Das geht genauso langsam wie so manche andere Entwicklung, aber alleine die Tatsache der Bewegung ist schon ein großes Glück.
Hilde liebt dieses Glück der Bewegung ebenso wie die stillen Phasen der Ruhe im blauen Bus, der zwar klappert und scheppert, aber uns von dort nach hier bringt, und vielleicht gerne rund um den Globus reisen würde.
Wieder ist uns das Wasser ausgegangen. Erneut habe ich gestern bei einem Besuch nicht daran gedacht, mich darum zu kümmern. Das ist so ein Zustand der Zwischenreisen, bei denen ich mich nicht richtig im Geschehen befinde, sondern allen möglichen Ablenkungen Raum gewähre, sodass ich das Essentielle aus den Augen zu verlieren drohe.
Jetzt gibt es natürlich Geschäfte, wo ich Wasser kaufen könnte, was mir widersinnig in einem Land erscheint, wo die Trinkwasserqualität aus dem Wasserhahn so hochwertig ist. Also warten ich auf die nächste Möglichkeit, fürs Frühstück reicht es allemal.
Es wird warm im Bus, Zeit mich anzuziehen, und mal mit Hilde zu gucken, wo die Hasen und Rehe in der letzten Nacht ihre Spuren hinterlegt haben. Das Leben bleibt spannend.Leggi altro
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- Giorno 88–89
- 26 maggio 2025 14:06 - 27 maggio 2025
- 1 notte
- ☁️ 18 °C
- Altitudine: 43 m
GermaniaBerenbrock52°24’36” N 11°18’50” E
Calvörde

On the road again, trällere ich schon den ganzen Morgen vor mich hin, obwohl wir noch einmal schlafen müssen, bevor der nächste Küstenabschnitt in greifbarer Nähe ist, ziemlich genau siebenhundert Kilometer entfernt. Ein Weg, der mich weit zurück bringt in meinem Leben, und ich bin sehr gespannt, wie es heute dort aussieht.
Ich weiß noch, wie ich Anfang der siebziger Jahre dort gestanden habe und über das Wasser zurück auf das nächste Festland geschaut habe. Sozusagen von einem Schloss zum anderen. Und wegen der eventuellen Operation von Hilde im August habe ich mich entschieden, jetzt die lange Reise zu machen, weil dann Hilde sechs Wochen nicht ins Wasser darf, uns dann vielleicht Berge im Wege stehen werden.
Kurios. Auf jeden Fall liegen wir beide seit zwei Tagen besser. Denn das ist das Geschenk von zwei lieben Menschen. Eine neue Matratze für den blauen Bus. Ungewohnt, zwölf Zentimeter hoch, mit einem angenehm harten Liegekomfort, durchgehend vom Kofferraumdeckel bis zum Bettkasten.
Über Nacht besuchen wir die Tochter Family, wo wir an der Pferdekoppel den Tag über stehen, und die Weite des Himmels um uns haben. Am Vormittag regnet es auf das trockene Land, und noch während die Pfützen verschwinden, kommt die Sonne raus. Zum Glück bleibt der leichte Wind kühl, in dem die Fliegen tanzen.
Heute feiere ich mit meiner Tochter Komm-Tag, denn vor 36 Jahren ist sie in mein Leben gekommen. Ein kleiner Tag der Erinnerung, wir treffen uns beim Bäcker auf ein Stück Kuchen, erzählen ein bisschen von früher. Wie wir uns das erste Mal getroffen haben, und dann ging das ganz schnell, mit den Papieren, der Renovierung eines Zimmers für sie durch einen Freund, der sich Zeit für uns genommen hat, ihrem Einzug in unser Leben.
Ein Komm-Tag ist kein Geburtstag, für mich aber hat es Tradition, denn ob Hund oder Kind, wir haben alle einfach in unser Leben aufgenommen. In zwei Wochen feiern ich mit dem Sohn aus der Ferne, im August mit Hilde, im Winter mit dem blauen Bus.
Mein Kalender ist voll mit Erinnerungstagen aus meinem Leben, die mir besonders wichtig sind, weil sie einen Lebensabschnitt geöffnet oder geschlossen haben. Hilde genießt es, hier auf dem Hof frei zu laufen. So für ein zwei Tage ist das okay, aber der kleine Müllschlucker findet überall Essbares, und ist nach einigen Tagen selber rund wie ne Tonne. Ich kenne diese Neigung nur allzu gut.
Heute abend nochmal zu Thomas, um die letzten Handgriffe an den Bus zu legen, morgen früh den Enkelzwerg sehen, und mit dem Sohn noch einiges erledigen. Und dann geht die Reise los. Fahr doch mal in den Süden, sagte letztens jemand zu mir. Vielleicht eine Reise ins Baltikum oder Kroatien. Weißt du noch, wie das mit dem Linksfahren geht, ich bin doch tatsächlich ein bisschen aufgeregt.
Ich muss noch Geld wechseln, ein Ticket kaufen. Oder fahre ich einfach so drauf los. Unvorbereitet wir ne Kuh beim Melken. Vielleicht mit so einem vollen Euter Phantasie und Glücksgefühl, aufgeregt bis in die Haarspitzen einer Frisur, die sich noch finden muss.Leggi altro
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- Giorno 90–91
- 28 maggio 2025 12:44 - 29 maggio 2025
- 1 notte
- 🌧 17 °C
- Altitudine: 63 m
GermaniaNienhagen52°32’47” N 10°7’15” E
Nienhagen

Ich halte an einem Bücherschrank, Hilde bellt zu einem Fußgänger, es beginnt leicht zu regnen. Als ich die Tür öffne, schaut mir der Meeresrand entgegen, ich nehme es, ohne zu zögern, ohne darin zu blättern, ohne nachzudenken. Morgenstern's gesammelte Werke. Nein, das kennt sie nicht. Sagt später eine Frau Anfang Fünfzig, deren Mann auf dem Arm einen kleinen Bub hält, der mich anlächelt. Sie seien eine Kurzpflegestelle, eine Notaufnahme für verwahrloste Kinder, die manchmal Jahre bleiben.
Dieser Kleine mit dem italienischen Namen lächelt mich an. Obwohl er so vieles schon erlebt hat, ist er ein fröhliches, glückliches Kind. Ob der Mensch gut ist, hat mich Uli in Berlin gefragt, vor seiner Klasse aus achtzehnjährigen Religionsschülern, die mich übers Leben ausquetschen.
Ja, das kommt mir leicht über die Lippen, grundsätzlich sind alle Menschen von Geburt aus gut. Und manche bleiben Engel, trotz allem Leid, das ihnen begegnet. Und andere treffen eine Entscheidung aus einer Unschuld heraus, die sie schuldig macht.
No way out. Das habe ich auch gedacht, als ich vierzig war. So alt wie die Autorin. Nein, Morgenstern kennt sie nicht, sie liest Clancey und Grisham's Schuld. Ich werde Meeresrand nicht lesen, aus einem Gefühl heraus wusste ich, dass es nicht fröhlich endet. Aber das will ich, ein fröhliches Ende, eine glückliche Reise am Rand des Wassers, trotzdem was ich weiß, und mit welchen Schicksalen ich mein Leben lang beschäftigt war.
Ich habe mir ein leichtes Herz behalten, mit Augen, die viel weinen können, aber einem Sinn fürs Leben, fürs Sein, fürs Schauen und Hoffen. Und für den Glauben. An das Gute im Menschen, an die Freiheit, auf die ich sehnsüchtig warte. Und da liegt sie, Gary Paulsens Freiheit ohne Grenzen.
Mit fast Sechzig auf einer Harley durch die USA, Erscheinungsdatum im gleichen Jahr wie der Meeresrand. Ich ahne, dass ich es schon gelesen habe, aber ich bin nicht sicher. Und wenn, dann bin ich heute fünfzehn Jahre älter. Weiser. Vielleicht. Auf jeden Fall milder gestimmt, durch die Zeit gereift.
Ob es Freiheit gibt, hat mich der Lehrer auch gefragt. Wenn du nichts mehr zu verlieren hast, sagte Janis Joplin. Das geht nur im Moment des Todes, wird die Mutter der beiden Kinder im Buch vielleicht in ihrem Kopf haben. Im letzten Atemzug mag der Mensch das fühlen. Wenn sich die Wogen glätten. So stelle ich mir das vor, obwohl ich Freiheit nie als erstrebenswertes Ziel im meinem Leben gesehen habe. Weder vorher noch jetzt, ich denke nur manchmal nach, wenn mich jemand fragt.
So haben wir lange geschlafen, heute morgen in Nienhagen, auf dem kostenlosen Stellplatz. Weil niemand auf uns wartet. Nur wir beide da sind. Auf unserer Reise zum nächsten Meeresrand. So lasse ich mir Zeit mit dem Frühstück, mische für Hilde ein paar leckere Zutaten zusammen, habe dem Regen gelauscht, und sitze im Sonnenschein.
Brot trocknet auf der Ablage vorm Fenster. Gestern in Ohof hinter der Radaranlage beim Nah&Gut habe ich drei Baguettes im Arm, eine Tüte Möhren, fünf Notfallsweets, von denen mir eins runterfällt. Ob sie mir helfen könnte, die jüngere Frau kniet nieder, und ich denke für einen Moment, wie absurd das ist.
Dass ich mich nicht mehr gut zu Dingen hinunterbeugen kann, die auf dem Boden liegen, um die Hilfe eines anderen Menschen bitten zu müssen. Sie habe es gerne getan, ich bedanke mich herzlich. In Wienhausen fahren wir ans alte Allerwehr, ein Stück flussaufwärts liegt der Campingplatz, auf dem liebe Menschen übernachten, die wir vor drei Jahren in Spanien getroffen haben, an einem wunderschönen Platz.
Heute besichtigen sie das Kloster und erzählen von ihrer lustigen Begegnung mit den Nonnenchor, während wir uns nahe dem Bootsanleger an einer Wiese getroffen haben. Fast mein Alter, kann ich nicht glauben, wie vital sie sind. Und schaue zwei Jahre zurück, als ich noch viel beweglicher war. Zwei, drei Jahre können eine Ewigkeit sein, vor drei Jahren ist der Enkelzwerg geboren, und schau an, was er alles erlebt hat, wie mein Sohn jedes Wort und jede neue Handlung begeistert feiert, mich daran teilhaben lässt. Und gleichzeitig wird meine Enkeltochter eine junge Frau. Es ist ein Geschenk, zwischen den Zeiten zu leben, die Verzweiflung vergangenen Lebens durchkämpft zu haben, als mir der Boden unter den Füßen weggerissen zu werden schien.
Sie werden lange nach Südamerika gehen, ich freue mich auf ihre Bilder, ihre Geschichten, ihre Sicht der Dinge. Und wie schön, ihnen nochmal begegnet zu sein. Es hat wieder angefangen zu regnen. Wir sind zum Parkplatz vom Schwimmbad in Nienhagen gefahren, wo es auch einen kostenlosen Stellplatz im Grünen gibt. Hilde hat sich hinten im Bus eingerollt, ich habe meine Jacke über sie gelegt, jetzt ist sie in ihrer Höhle.
Die meisten Frühschwimmer sind gefahren, junge und alte Menschen, alleine unterwegs. Heute morgen gibt es wieder Bananensaft, ich werde in der Bibel lesen, bevor wir weiterfahren, so langsam komme ich in meinen alten Lieblingsrhythmus, der zwischen Familie und Terminen nie so entspannt gelebt werden kann.
Obwohl mich die Straße schon wieder neugierig macht, wo werden wir heute unterwegs sein, übernachten, spazieren. Ein Bus ist angekommen, er hat eine Leerfahrt gemacht, eine Schulklasse mit ihren Lehrern steigt aus, strömt ins kalte Becken, Jubelschreie oder der Moment, wo die Erkenntnis den Stand der Theorie überschreitet.
Kinder seien lernfähig, ist die allgemeine Meinung, anpassungsfähig, freiheitsliebend, und von Grund auf gut. Und wenn sie sich diese Neugier behalten, dann kann das Leben spannend werden. Doch kaum sind die Kinder im Wasser fegt ein heftiges Gewitter über den Himmel. Das hat der Lehrkörper nicht kommen sehen, denn er hat wie ich den Wetterbericht vorher nicht gelesen. Oder ihn ignoriert, weil auf dem Stundenplan halt Schwimmen steht, und der Bus schon vor der Schule gewartet hat.
Hilde hat sich auch auf den Fahrersitz gesetzt, Ohren angelegt, wir hören von den Time Runners das Album Journey. Vielleicht brauchst du auch mal eine Gewittermusik. Hier ist der Link:
https://youtu.be/a53aTJqb3oA?si=6HC8Vzti1L1R-hRvLeggi altro
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- Giorno 92–93
- 30 maggio 2025 10:10 - 31 maggio 2025
- 1 notte
- ⛅ 16 °C
- Altitudine: 6 m
SveziaHittarp56°5’28” N 12°38’43” E
Hittarp/Schweden

Am Morgen muss ich mich erinnern. Ich habe die frühen Wecker ignoriert, aber das Medizinläuten zwingt mich aufzustehen. Stützstrümpfe, Medikamente, Körperwäsche,
Tee trinken,
Anziehen.
Es hat geregnet in der Nacht, also habe ich doch nicht geträumt, in den Pfützen steht das Wasser ganz still, spiegelbildstill. Wäre der Himmel nicht grau, würde sich die Sonne wiedersehen können. Die neue Matratze gleicht nicht die Mängel des Älterwerdens aus. Jede Nacht trägt ihre Lasten und nach zwei langen Fahrtagen sind diese groß.
Rechtzeitig habe ich mich erinnert, dass Christi Himmelfahrt am Donnerstag ist, als ich mich Mittwochmorgen in Nienhagen auf den Weg mache. Die Entscheidung, Autobahn zu fahren ist nicht schlecht, aber dennoch nicht glücklich, denn rund um Hamburg ist mindestens StopandGo.
Wir fahren durch Wilhelmsburg an einem sonnigen, emsigen Familiennachmittag rüber zu den Elbbrücken, und sind glücklich, nicht den Elbtunnel im Schritttempo durchfahren zu müssen. Im Gegenverkehr steht man bis Eidelstedt in Dreierreihen, später weit oben bei den Hüttener Bergen ist ein skandinavischer Lastzug in den Straßengraben gerutscht, der vorher gut fließende Verkehr ist ins Stocken geraten und staut sich mehrere Kilometer zurück auf.
Wer in den Süden will, muss Zeit mitbringen, aber uns läuft sie davon. Ein Spaziergang bei Handewitt, dann reihen wir uns auf dem riesigen Stellplatz in Flensburg ein, finden einen schönen Platz zum Grünen hin. Meine Nachbarn haben sich auf eine weniger schöne Art kennengelernt, weil einer nicht rückwärts schaut, tauschen sie jetzt ihre persönlichen Daten aus. So fängt der Sylturlaub doch gut an, während die Kopenhagenreise ein unerfreuliches Ende nimmt.
Wir sind gänzlich unbeteiligt, fahren in einen sonnigen Morgen früh nach Wassersleben, wo wir im letzten Winter schon mal am Strand waren, nachdem wir an der Dänischen Grenze unsere Ostseetour nach Lübeck begonnen haben. Stilgerecht sozusagen. Nein, mit Hunden darf man nicht an den Strand seit dem ersten April, sagt eine Frau auf der Bank vor uns, aber heute schläft die Bürokratie, es ist doch Vatertag. Hinter uns fährt gerade eben ein Polizeibus langsam vorbei. Aber wir sind nicht die einzigen Hunde am Strand, das entspannt.
Dänische Grenze, Frühstück auf einem der nächsten Parkplätze, wo wir ein Paar treffen, die von Cuxhaven und Elbtunnel bis dreißig Kilometer in Dänemark gestern fünf Stunden gebraucht haben. Gerade aufgestanden, unterhalten wir uns über Norwegen, was für ihren vierzehntägigen Urlaub knapp wird.
Dänemark zieht sich, der Verkehr dreispurig an einem Feiertag in beiden Richtungen, bei der Öresundbrücke ziehe ich das erste Mal die Luft hörbar zwischen den Zähnen ein, da muss ich echt hinauf. Merke, dass ich älter werde, aber oben genieße ich den weiten Blick über das blaue Wasser.
Ich kämpfe mit der Müdigkeit. Schon gestern gab es grenzwertige Situationen, heute nehme ich wiederholt kurzzeitige Auszeiten vom aktuellen Leben, erhole mich aber schnell wieder. Dann sind wir an der Fähre nach Schweden, wo ich angesichts der Menge von Reisenden und dem Flow der Kilometerfresserei ernsthaft überlege, gleich weiter in den Norden zu fahren.
Die Skyline von Helsingborg vor dem Bug der Fähre. In der Stadt ist ein Betrieb wie bei einer Bigparty. Besonders viele junge Frauen sind sehr elegant gekleidet, als würden sie zu einem Ball gehen, möglicherweise wird hier so der Schulabschluss gefeiert. Wir tingeln im dichten Verkehr stadtauswärts an der Küstenlinie entlang, die Straßenschwellen entfernen jede Geschwindigkeit, die aufgemotzten Sportwagen können noch so oft ihren Motor aufheulen lassen, zum Trotz gegen die Langsamkeit knattern ihre Auspuffe.
Dann liegt die Stadt hinter uns, ein paar Häuser, ein Supermarkt. Ein junger Vater hält ein so kleines Baby im Arm, dass ihn Spaziergänger grüßen, er ist sichtlich stolz. Dann ein kleiner Wald mit talwärts gerichteten Serpentinen, und wir sind am Meer. Und am Stellplatz, mit Blick auf die Ostsee, Dänemark gegenüber, die vielen Frachter und Fähren, ein kleiner Hundestrand, der nahezu unbegehbar ist aufgrund der Steine und der Spuren von Traktoren.
Aber Hilde ist zufrieden, abends und morgens für den schnellen Schritt im eine entlegene Ecke, der richtige Spaziergang findet oben im ausgetretenen Gras neben der Straße statt. Dann kommt die Sonne raus und der blaue Himmel schlägt sich übers Wasser, dessen Wellen unruhiger werden und kleine Schaumkronen tragen können.
Wir frühstücken, hören Harvest Moon von Neil Young, das ich hier verlinke. Hilde liegt dicht hinter mir, dass wir eine Art Tandem bilden, während die Sonne durchs Fenster scheint, und französische Camper sich im Vorbeifahren grüßen. Eine junge schwedische Familie posiert, auf einem Stein stehen die beiden Jungs, für ein Photo, das der Vater aufnimmt, während seine Frau ihn liebevoll anhimmelt. Sie bewundern die Aufnahmen heute aus glücklichen Zeiten, spazieren Hand in Hand entlang der Coastline, beobachtet aus einem Dutzend Camper, wo vielleicht heute morgen solch glücklicher Momente längst vergangener Zeiten gedacht wird.
https://youtu.be/6eXsn_1t0Go?si=m-EnDI5uMcXMg2w8Leggi altro
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- Giorno 93–94
- 31 maggio 2025 10:12 - 1 giugno 2025
- 1 notte
- ⛅ 13 °C
- Altitudine: 8 m
SveziaBåstads kommun56°21’10” N 12°44’30” E
Vistorps Hamn

Es ist immer noch stürmisch am Morgen und das graue Meer ist so unruhig wie meine Gedanken aus einer Nacht voller Träume. Der Wind weht landeinwärts, als könne er meine Gedanken lesen, die sich auf innere Prozesse richten. Mein Fokus liegt auf uns drei, während der Regen an die Fenster klopft.
Auch wenn ich manche Gespräche führe und Hilde sich auf andere Menschen freut, ist diese Reise doch viel mehr unsere gemeinsame Zeit, eine stille Zeit zusammen in unserem Zuhause, zu dem wir froh nach jedem stürmischen Spaziergang zurückkehren können.
Gedanklich beweglich bleiben, weit draußen auf dem Meer bilden sich weiße Kronen, wenn die Wellen überschlagen. In ihrem Fließen sitzen schwarze Vögel, die aus ihnen herausfliegen, flach überm Wasser mit schnellem Flügelschlag. Kleine Spatzen auf den Zaunpfosten, die bis zum Wasser die Weide begrenzen, auf der Kühe grasen, über deren breiten Rücken der Wind fegt.
Vistorps Hamn. Ein Stellplatz hinterm kleinen Hafen, mit einem Sandstrand, der gebogen wie die Mondsichel sich unterhalb der Dünen ausbreitet. Wir sind alleine auf unserer Seite, Hilde genießt die Nähe zum Wasser, die Rufe der Vögel auf den Felsen, den Wind, der den Sand bewegt, der um den Bus herum weht.
Wir sind im Skälderviken, so nennt sich unsere Bucht, und auf dem Land gegenüber liegt der Kullaberg, auf dem wir gestern im letzten Sonnenschein vor dem Regen versucht haben, zum Leuchtturm zu fahren. Leider auch noch tausend andere Menschen, die durch das Naturschutzgebiet gekraxelt sind, oder von den Parkplätzen die letzten Meter bewältigt haben.
Entlang des letzten Golfplätzen.. , vor der Küste fahren wir zurück nach Mölle, wo große, nasse Tropfen beginnen, aus den Wolken zu fallen. Erst sieht es nach einem Schauer aus, dann nach einem Dauerregen, der Pfützen bildet, und uns auf die Suche nach einen Schlafplatz schickt.
Mit meiner kurzen Hose und den nackten Zehen in den Sandalen bin ich underdresst, finde aber noch Gleichgesinnte unter der männlichen Bevölkerung im Land. Am Morgen in Hittarp sah das eben noch ganz anders aus. Die Straße führt am Wasser entlang, dass dunkelblau zwischen hellen Felsen an Tinte erinnert. Rechter Hand wohnt man in oft kleinen Häusern, und gegenüber ist der weite Blick hinaus auf das Wasser, dass das dänische Land umspült.
Wie oft an den Küsten Europa's führen Radwege an ihnen entlang, wandern Menschen nahe dem Meer übers Land. So treffen wie in Höganäs ein junges, deutsches Paar, das fürs verlängerte Wochenende mal eben mit Bus und Schiff von Rostock herüber gejettet ist, um die Ruhe zu finden.
An Margarethe's Strand, wo wir den nächsten Spaziergang am Wasser machen, begegnen wir ihnen nochmal. Eigentlich ist Hundeverbot vom 15.Mai bis 15.September, aber Badegäste treibt es in der frühlingshaften Kälte noch nicht ans Wasser, sodass wir alleine uns wagen, das Gebot zu ignorieren. Am Strand gibt es kleine Parkplätze, ein Toilettenhaus mit einer Außendusche und einem Trinkwasserhahn, wo ich unsere Wasserkanister auffüllen kann.
Wir fahren weiter an der Küste entlang durch kleine Dörfer, oft nah am Wasser, bis zu jener Landspitze, von der ich eben erzählt habe. Als der Regen nicht aufhören will, suchen wir im Hinterland von Ängelholm nach einem geeigneten Schlafplatz, der sich aber nicht finden lässt.
Dafür treffen wir eilige Reisende auf dem Weg zu den Lofoten oder zu nördlichen, schwedischen Zielen, während ich grade zufrieden bin, dass wir den langsamen Weg gewählt haben. So zehn Tage könnte ich das hier aushalten, denke ich in meinem jugendlichen Leichtsinn, wohl wissend, dass sich das jederzeit ändern kann.
Ich habe das Fenster geöffnet, von draußen kommt es sehr still herein, nur Vogelgezwitscher ist über dem Wasser zu vernehmen, von Wellen und Wind erahne ich lediglich ihre, die Bewegungen antreibende Kraft. Die Tür des Wohnmobils gegenüber öffnet sich, und ich erhasche einen Moment des verborgenen Innenlebens, dem sich Menschen hingeben, wenn sie sich unbeachtet glauben. Nein, nicht was du denken könntest, eher was man von sich nicht zeigen möchte, Krankheit und Tod sind ungeliebte Gäste in unserem Leben.
Als wir an einem stillen Platz in einem Wäldchen am Wasser anhalten, bekomme ich die Nachricht über den Tod eines Menschen, den ich noch rechtlich betreut habe. Es regnet und die Wellen liegen still am Ufer, manchmal ist das Ende des Lebens das Geschenk eines endlosen Schmerzes, eines langen Leidensweges. Und mit fast neun Jahrzehnten Leben ist der Tod nicht unbedingt dein Feind. Sie glaube, der Patient habe keine Schmerzen gehabt, sagt die Ärztin, die Sonne würde scheinen, und es ist ganz frühlingshaft warm draußen.
Was für ein Glück manche Menschen haben, man sollte vielleicht immer so leben, als sei es der letzte, der beste Tag, ob die Sonne scheint oder der Sturm die Wellen jagt. "Einfach leben", sagt Anselm Grün, "die Bereitschaft sich jetzt gerade auf diesen Augenblick einzulassen, genügt, um Freude zu erfahren."
Kurz vor ihrer Abfahrt komme ich mit meinen schwedischen Nachbarn ins Gespräch. Sie tragen Shirts mit der Aufschrift "Ride for Life" und sammeln Geld für krebskranke Kinder. Sie trägt ein Kopftuch, wenn sie den Camper verlässt, und organisiert die Rennen mit, die ihr Mann selbst fährt. Jedes Jahr im Juni gibt es Teams, die bis nach Paris für diese Organisation fahren.
"Wir sind erneut unterwegs, um schwer erkrankten Kindern zu helfen. Von der Arktis im Norden bis in die italienischen Alpen in Lovere begeben sich unsere 68 Teams – mehr als 2.000 Fahrer und über 500 engagierte Servicemitarbeiter – auf die über 1.200 Kilometer lange Reise nach Paris. Diese Reise ist nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch ein lebensbejahendes Erlebnis, das Willenskraft und Ausdauer erfordert und unvergessliche Erinnerungen schafft."
https://www.team-rynkeby.com/paris-2025Leggi altro
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- Giorno 94–95
- 1 giugno 2025 06:41 - 2 giugno 2025
- 1 notte
- ☁️ 13 °C
- Altitudine: 21 m
SveziaFalkenberg56°54’59” N 12°29’45” E
Falkenberg

Wir fahren am Vormittag weiter Richtung Torekev und zum Naturreservat Hovs Hallar an der Spitze. Es ist Samstag mittag, Essenszeit, die Bars und Restaurants haben geöffnet und sind gut besucht. Wandern macht hungrig. Radfahren auch. Und ich muss schon sehr vorsichtig sein, um jeden vorzulassen, dessen dunkelrotes Warnshirt ihn oder sie als alten Radfahrer ausweist. Die haben schon was von Pippi Langstrumpf an sich, mit welcher offensichtlichen Unbekümmertheit sie die Kreuzungen überqueren. No risk, no fun.
Wir biegen nach Kattvik ab. Eine kleine Straße, ein steiler Hang zum Meer, spektakuläre Bilder, wie sich das Blau der See aus dem Grün der Landschaft raushebt, das Rot der Häuser ergänzt den blauen Himmel mit den weißen Wolken.
Dann sehe ich das ganze Dilemma dieses Ortes, der einen Steinstrand hat. Wie in der Normandie. Kein Sand, keine Menschen. So einfach ist das. Aber ein Campingplatz zum Sonnenschein hin, der über dem Meer liegt. Dann kommt Bâstad, das ein Bustreffen veranstaltet. VW Busse wohlgemerkt.
Und kaum nach der deutschen Enklave sind wir in Italien. Hotel Riviera Strand blinkt es mir entgegen. Wir haben wieder Sand. Tourismus und ein Hundeverbot ab dem ersten Mai, das ich angesichts der Menschen dort auch nicht brechen möchte. Obwohl Mellbystrand grad noch ziemlich brach liegt.
Dann geht es an der Küste nicht mehr weiter, weil der Fluß Lägan hier ins Meer mündet, lediglich von der E6 überquert wird. So müssen wir weit ins Landesinnere fahren, da es hier keine Auffahrt gibt, um in Laholm den Fluss zu überqueren. In Snapparp könnte ich tatsächlich die Autobahn befahren, denn eigentlich habe ich schon diese Küstentour als beendet angesehen.
Verfrüht, denn es gibt noch zum Meer hin einige Naturreservate, und in Laxvik und Påarp schöne Aussichten aufs Meer. Tatsächlich hat es was von Lüneburger Heide und stilgerecht hat ein Hsmburger sein Haus unmittelbar am Naturschutzgebiet gebaut. Wie ich es wagen könnte, ihren Parkplatz für ein Photo aufs Meer zu entweihen. Der Sohn beruhigt die Situation, ich verlasse diesen Ort, und bin in der Realität angekommen.
Früh genug, denn nach dem Blick am Ortsende über die Kühe hinweg nach Halmstad, komme ich dort in ein samstäglich, lautes Stadtrandbild just hinter der Autobahn auf einem Parkplatz, wo ich eigentlich mit Hilde spazieren wollte. Ich wusste gar nicht mehr, wie lärmend Menschen sein können. Laute Motorräder kreisen um eine Tankstelle, Kinder schreien in einem Tunnel, ein Lautsprecher dröhnt vom Dach eines Autos. Hau ab, hau ab!
In Falkenberg bietet die Firma Engelsons einen kostenlosen Stellplatz an, der gut besucht ist. Obwohl es nur Schotter gibt, sitzen schwedische Freunde zwischen ihren Fahrzeugen im Gespräch, während ihr Hund sich manchmal selbstständig zu machen versucht. Am Ende des Platzes zwischen abgestellten Werkteilen hat ein Möwenpaar sein Nest gut verborgen, greift uns aber tieffliegend an, sodass wir uns trollen.
Die Nacht ist ruhig, ab zwei Uhr ist es hell, um halb sechs steht die Sonne am Himmel. Da bin ich längst schon wach. Von Halmstad zur norwegischen Grenze sind es knapp dreihundert Kilometer, hier empfiehlt es sich im September wieder zu kommen, oder das Frühjahr zu nutzen. Gerade für das Schärengebiet oberhalb von Göteborg braucht es eine ruhigere Zeit ohne viel Tourismus, das dürfte im Juni kaum möglich sein.Leggi altro