• Daniel Meier
  • Martina Meyer
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Patiperros en la Calle

Rucksackreise durch Lateinamerika Read more
  • San Blas Inseln

    December 11, 2021 in Panama ⋅ ⛅ 29 °C

    Zu viele Köche verderben den Brei 👨‍🍳🍲. Oder in unserem Fall: Vier Kapitäne sind mindestens zwei zu viel🤔. Denn die alte Küchenweisheit gilt auch andernorts, wie wir bereits am ersten Tag unseres Segeltrips nach Kolumbien erfahren mussten. Aber alles der Reihe nach.

    Mit viel Vorfreude, im Falle von Dani aber auch etwas gemischten Gefühlen, packten wir am Abreisetag unsere Rucksäcke und Taschen wie von der Reiseagentur empfohlen. Fein säuberlich verstauten wir alle für den Segeltörn notwendigen Utensilien in unser "Handgepäck" 🎒👜 und kauften genügend Snacks sowie paar Dosenbiere. Alles Übrige steckten wir in Plastiksäcke und dann in den grossen Reiserucksack.
    Die über mehrere Wochen andauernde, regelmässige Kommunikation mit dem Reisebüro war gut, über den Kapitän hörten wir in den vergangenen Tagen nur Positives und auch die Wettervoraussichten waren vielversprechend.

    Frank, unser deutscher Zimmernachbar und Hobbysegler, brachte uns bereits am frühen Nachmittag mit seinem Auto in die Marina. Obschon wir erst um fünf Uhr da sein mussten und das Schiff vor Mitternacht auslief, wollten wir die Zeit nutzen, uns etwas auf die nächsten Tage einzustimmen ⛵☀️🤿🏝. Kaum angekommen, begrüsste uns ein bärtiger, älterer Mann und stellte sich als Hilfskapitän der "Wild Card", unserem Segelschiff, vor. Wir löcherten ihn sogleich mit zahlreichen Fragen und erfuhren, dass uns nicht, wie von der Agentur angekündigt, Charlie nach Cartagena bringen wird, sondern sich sage und schreibe vier Kapitäne um unser Wohl kümmern würden: John, der Schiffseigner, Simon, sein alter Bekannter aus Thailand, Ari aus Kolumbien und Mark, der angegraute Hilfskapitän aus Grand Cayman. Wir beide fühlten uns leicht geschmeichelt, ob so viel qualifizierter Betreuung. Gleichzeitig hatten wir aber auch unsere (berechtigten) Zweifel, was die Anwesenheit so vieler "Alphatiere" betraf 🧐. Denn inzwischen lief schon alles drunter und drüber. Sowohl wir, als auch unsere nach und nach eintreffenden Segelgspändli klagten über die mangelnde Kommunikation, fehlende Informationen und vor allem das Wirrwarr zwischen den Kapitänen. Nichts schien abgesprochen zu sein und zu allem Übel sprach Ari, der hauptverantwortliche Kapitän, kaum englisch sowie die restlichen Drei anscheinend kaum spanisch, was auch in den nachfolgenden Tagen zu mehreren Missverständnissen innerhalb der Crew führte⁉️.

    Doch noch liessen wir uns die gute Laune nicht nehmen und genossen die Atmosphäre in der Marina, wo wir im improvisierten Restaurant auf allerlei angeheiterte alte Seebären, sonnengebräunte Besitzer von teuren Segeljachten und sonstige kauzige Traveller trafen. Viel anders wird sich die Atmosphäre in einer Piratenspelunke vor dreihundert Jahren wohl nicht angefühlt haben 🏴‍☠️🍻. Bier um Bier wurde über die Theke gereicht, undefinierbares grünes Karibik-Fisch-Curry geschöpft und zu fortschreitender Stunde stieg nicht nur der Alkohol- sondern auch der Lärmpegel. Eine ältere Amerikanerin konnte sich beim Karaoke-Singen kaum mehr auf den Beinen halten und traf keinen einzigen Ton. Applaus gab es trotzdem. Von den einen aus Schadenfreude und von den anderen wohl aus Mitleid. Gemeinsam mit unseren Mitreisenden lachten wir über diese ziemlich misslungene Darbietung 🤪.

    Zu unserer Reisegruppe gehörten drei deutsche Jungs um die 25 , zwei Irinnen Mitte 20, eine Holländerin, ein Norweger, ein irisches Geschwisterpaar und ein Amerikaner. Bis auf den Amerikaner waren alle um die 5 bis 10 Jahre jünger als wir und ziemlich gut ausgerüstet mit literweise Bier, Rum und Alcopops 🍹🍻🥃. Uns schwahnte Böses, hatten wir uns doch eher auf einen relaxten Segeltörn mit idyllischen Inselparadiesen, schönen Sonnenuntergängen, guten Gesprächen und chilliger Musik eingestellt. Zumindest der erste Abend liess anderes vermuten. Ach ja: komplettiert wurde unsere Truppe durch Swiffer und Coco, zwei niedliche und seetaugliche "Schiffshunde"🐕🐩.

    Pünktlich um elf Uhr abends verliessen wir den Hafen und fuhren mit der Wild Card hinaus in die Dunkelheit. Die erste Nacht hatte es dabei ziemlich in sich 🌊 und schon nach einer Stunde verabschiedeten sich einige von uns unter Deck oder beugten sich über die Reling 🤮. Letzteres aus unterschielichen Gründen. Denn nicht nur der harte Seegang und der Alkohol machte zu schaffen, sondern auch die nicht gerade sternewürdigen Speisen aus der Marina-Küche, die vorallem Martina auf den Magen schlugen...

    Währenddessen es mit Martinas Magen auch am nächsten Morgen nicht zum besten stand, blieb Dani weiterhin beschwerdenfrei. Die Seasickness-Tabletten schienen zu wirken 💊😀. Doch auch für Martina sollte sich schon bald Linderung einstellen, da für die nächsten zweieinhalb Tage Insel-Hopping angesagt war und im San Blas Archipel das Meer wesentlich ruhiger ist. Aus unnachvollziehbaren Gründen, brauchten wir allerdings für den ersten Abschnitt bereits sechs Stunden länger und trafen somit nicht, wie geplant, bei Sonnenaufgang, sondern spätvormittags beim ersten Inselstop ein.

    Kaum war der Anker versenkt, verschwand langsam die Übelkeit und das Karibikfeeling überkam uns ⚓🌴. Martinas Kraft war gerade ausreichend, um die erste kleine Insel in knapp einer Stunde zu Fuss zu umrunden. Nach der ersten Mahlzeit auf dem Schiff ging es dann wesentlich besser.
    Über 360 Inseln gehören zu San Blas, manche davon durch Kuna-Familien bewohnt, andere kaum grösser als ein paar Quadratmeter 🏝. Einmal konnten wir vom Boot aus fast 40 einzelne Inseln ausmachen. Alle hätten wohl das perfekte Filmset für Pirates of the Carribean abgegeben. Die Inseln sehen genau so aus, wie man sie sich erträumt: weisser und goldgelber Sand, ein paar Palmen, Kokosnüsse, Muscheln, Seesterne und türkisblaues Wasser. Wie im Paradies!

    Wir genossen das tolle Wetter, die Abkühlung im Meer, den feinen Sand zwischen den Zehen während unseren Erkundungstouren auf den Inseln und die farbenprächtige Unterwasserwelt 🏖🩳🐠. Auch mit unserem Mitreisenden verstanden wir uns gut, obschon diese sich bereits frühmorgens ihren Drinks widmeten und die Nächte mit Trinkspielen ausklingen liessen. Auch wir genossen ab und zu kühles Dosenbier, zogen uns aber gegen Abend zurück und liessen die Partytruppe alleine weiter feiern. Auf House-Musik, Ibiza-Feeling und den allmorgendlichen Kater hatten wir einfach keine Lust 😉.

    Ein Insel-Highlight war der Besuch einer Kuna-Familie, wo wir von einer älteren Frau eine traditionelle Mola-Stickerei erstanden. Diese soll dereinst ein Kissen für unsere Hängematte zuhause in Luzern zieren. Ein anderer Höhepunkt war die Entdeckung von verschieden farbigen Seesternen sowie das Lobster-Barbecue 🦞 mit anschliessendem Lagerfeuer auf einer weiteren abgelegenen Insel. Rumflaschen waren genügend vorrätig - für den perfekten Piratenabend fehlten lediglich Johnny Depp und Keyra Knightley ☠. Einziger Wehrmutstropfen war das viele Benzin, welches unser Kapitän fortwährend auf das nasse Holz kippte, um das Feuer am Leben zu erhalten. So etwas hätte es damals im Jungwachtlager nie gegeben 😉.

    Auch die mangelhafte Absprache zwischen den Kapitänen ärgerte uns alle immer wieder. Mal gab es unverhofft eine Mahlzeit, als wir alle auf der Insel am Sonnenbaden und Kokosnüsse knacken waren 🏖🥥. Dann wurde der Lagerfeuerabend verlegt und zuletzt mussten wir satte zwei Stunden früher zur grossen Überfahrt aufbrechen. Noch zwanzig Minuten vorher versicherte uns der eigentliche Kapitän, dass wir gemütlich noch eine Abkühlung nehmen dürften und kein Grund zur Hektik bestünde. Das eingangs erwähnte Sprichwort bewahrheitet sich halt doch...

    Wie viele schöne Orte ist auch das San Blas Archipel bedroht 😥. Nicht nur der Klimawandel, die soziale Ungerechtigkeit und die mangelnde Unterstützung der Regierung machen den Inseln und ihren Bewohnerinnen und Bewohner zu schaffen. Ganze Strandabschnitte sind von Müll übersät. Dieser wird grösstenteils angeschwemmt, aber auch gewissenlose Touristen tragen ihren Teil dazu bei 😡.

    Wer mehr über die Kunas und die Herausforderungen für die San Blas Inseln erfahren möchte, findet hier einen interessanten Artikel aus der Frankfurter Rundschau: https://www.fr.de/panorama/wasser-verdraengt-10…
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  • Auf hoher See

    December 13, 2021, Caribbean Sea ⋅ ☁️ 27 °C

    Als "Binnenländler" und sprichwörtliche Landeier konnten wir uns im Vorfeld nicht so recht vorstellen, wie es wohl sein würde, mit so einem kleinen Boot auf das offene Meer zu fahren 🤔. Wird uns Neptun🔱 gnädig gestimmt sein? Werden wir Delfine oder sogar Wale sehen🐬🐋? Wie funktioniert das mit dem Kochen und können wir bei starkem Wellengang überhaupt schlafen? Das waren die etwas einfacheren und weniger beängstigenden Fragen.

    Es gab aber noch viel mehr, das uns "Wunder" nahm. Vor allem Dani musste sich in Acht nehmen, nicht zu viel zu lesen und das Kopfkino zusätzlich zu befeuern (wie oft "kippen" Segelschiffe eigentlich? Wie tief ist die karibische See und "was" lebt dort?) 🐙🦈🦑. Obwohl wir beide schon mal mit Segelschiffen unterwegs waren - Martina zu den Whitsundays in Australien und Dani zu den Komodoinseln und nach Flores in Indonesien - löste die knapp 45-stündige Fahrt über das offene Meer das eine oder andere Unbehagen aus ⛵. Die Gespräche mit anderen Seglern waren nicht besonders aufschlussreich. Frank, unser deutscher Zimmernachbar in Puerto Lindo, riet uns die "geilen Wellen" zu geniessen (ist er Sadist oder Adrenalin-Junky?), Hans, der Wirt in Puerto Lindo, beschwichtigte uns mit dem Hinweis, dass bei Sturmwarnungen entlang der Küste gesegelt würde (ist das weniger gefährlich?) und ein holländisches Seglerpaar erzählte uns, dass sie aufgrund des zu hohen Wellengangs und der zu starken Winde noch nicht lossegeln würden (hmmm...) 🌊⛈⚡.

    Am 12. Dezember um 14 Uhr war es dann soweit und das Unvermeidbare stand an. Für einen Rückzieher war es zu spät und der Einzige der das Boot in San Blas verliess, war ironischerweise der Schiffseigner John🙈. Dieser verzichtete auf die Weiterfahrt, da er aufgrund der neuen Pandemie-Restriktionen als Ungeimpfter in Kolumbien nicht hätte einreisen können. Mark und Simon, unsere verbliebenen Kapitäne zwei und drei, lichteten den Anker⚓ und wir genossen die letzte Mahlzeit ohne Schaukeln sowie flaue Gefühle in der Magengegend. Wenig später steuerte Ari, Kapitän Nummer eins, das Schiff langsam auf das offene Meer hinaus.

    Bis zum Sonnenuntergang durften wir auf Deck bleiben. Bei Dunkelheit wäre dies zu gefährlich gewesen - zu stark war der Wellengang und zu schwierig eine allfällige Seerettung. So genossen wir alle die frische Luft, die leichte Brise und die letzten Sonnenstrahlen🌞. Wir setzten uns etwas abgesetzt vom Rest der Gruppe ganz vorne am Bug hin, liessen unseren Blick in die Ferne schweifen und sahen dem Schauspiel der Wellen zu 🌊. Das Auf und Ab kommentierten wir anfänglich noch mit "Ah" und "Oh" und fanden es lustig, wenn wir nass gespritzt wurden.

    Mit Beginn der Dämmerung änderte sich allmählich auch der Seegang und damit die Stimmung. Wer konnte, versuchte sich irgendwo festzuhalten und sich noch nicht hinzulegen. Liegt man nämlich erst mal flach in der Koje, ist das Austehen gleich doppelt anstrengend und der Mageninhalt schneller oben, als man denkt 😝. Für diejenigen im oberen Stockbett kam als zusätzliche Challenge hinzu, dass es weder Leiter noch Tritte gab und man sich mit viel Schwung aufs Bett hieven musste. Der einfache Toilettengang 🚽 wurde so zum wohlüberlegten Akt und der Weg dorthin zur Zitterpartie. Auf der Kloschüssel "angekommen", galt es einen möglichst "festen" Sitz zu wahren und nach erledigtem Geschäft die Hose wieder ohne hinzufallen hochzuziehen. Mit Entspannung hatte dies nichts mehr zu tun 🧘‍♂️.

    Nach oder schon während dem Abendessen auf See wurden die beiden Party-Irinnen seekrank und mussten sich hinlegen 🤢. Eine der beiden sahen wir erst bei der Ankunft in Cartagena wieder auf Deck. Urs, einer unserer deutschen Reisekumpanen, klammerte sich derweil verbissen an die Türhalterung des Führerstandes😬. Er hatte sich den Segeltörn als Binnensee-Kapitän etwas ruhiger vorgestellt. Hinter Urs sass das irische Geschwisterpaar bleichgesichtig auf der gepolsterten Sitzbank 🥴.

    Auch uns beiden ging es unterschiedlich gut. Martina hatte mit wiederauftretender Übel- und Appetitlosigkeit zu kämpfen und probierte mit ausgestreckten Armen und Beinen in ihrer Koje nicht hin und herzurutschen 💪. Dani schluckte alle vier Stunden eine der empfohlenen Wunderpillen und versuchte möglichst lange wach zu bleiben💊😶. Zusammen mit Veit, einem weiteren Deutschen, hatte er nämlich den undankbaren Schlafplatz im oberen Stockbett direkt am Bug erhalten (oberhalb von Martina). Am Bug spürte man die raue See am stärksten und da wir gegen den Nordost-Passatwind segeln mussten, war es nicht ganz einfach, auf das Bett zu klettern und dann auch drin zu bleiben. Übrigens erfuhren wir zwischenzeitlich auch, dass es deutlich heftiger ist, von Panama nach Kolumbien zu segeln, als umgekehrt. Macht Sinn: Wir wollen in den Süd-Osten und haben Wind aus Nord-Osten. 🙈 Uns wurde dann auch klar, weshalb wir immer mit der Unterstützung des lärmigen Motors unterwegs waren.

    So hatten wir Landratten in der ersten Nacht auf hoher See allesamt mit grossen und kleinen Herausforderungen zu kämpfen. Unsere Kapitäne genossen währenddessen den Wellengang und amüsierten sich wohl auch das eine oder andere Mal über uns 😅.

    Richtig ruhig wurde die See bis kurz vor Cartagena nicht mehr. Allerdings wirkten Seegang und Wellen bei Tageslicht viel weniger bedrohlich, als bei kompletter Dunkelheit 🌑. Deshalb konnte am nächsten Tag zumindest ein Teil unserer Truppe den Vor- und Nachmittag auf Deck verbringen, den Delfinen zuschauen, Musik oder Podcasts hören und dazwischen die Seekranken mit Essen und Wasser versorgen 🐬🎵🤕. Lesen hingegen ging nicht und schlaue Bilder zu knipsen war ein Ding der Unmöglichkeit.

    Normal zu kochen war bei diesem Wellengang ebenfalls unmöglich, weshalb wir vornehmlich einfache Speisen wie Sandwiches, vorgekochte Pasta oder Dosenfood serviert bekamen 🥪🥫. Lecker war das alles nicht, aber angesichts der Umstände irgendwie akzeptabel. Schwierig gestaltete sich auch die Trinkwasser-Situation. Dieses wurde uns zur Verfügung gestellt und kam aus einem auf Deck platzierten grossen Plastikkanister, welcher seit gefühlt zehn Jahren nicht mehr gereinigt worden war. Da bis auf uns niemand eigenes Wasser mitbrachte, mussten unsere Reisegspändli nach Tagen des exessiven Bierkonsums wohl oder übel mit dieser trüben und gräulich riechenden Brühe Vorlieb nehmen 💦🤮. Hier hätten wir uns von der Agentur eine transparentere Info und von der Crew einen bedachteren Umgang mit der Hygiene gewünscht.

    Die Hygiene auf solchen Trips aufrecht zu erhalten ist so oder so nicht ganz einfach. Weder Toilette noch Kombüse konnten gereinigt werden und das Essgeschirr musste mit kaltem Meerwasser gespühlt werden 🧹🧼. Die permanente Anwesenheit der beiden Hunde war ebenfalls spür- und riechbar. Auch wenn die beiden gute Stimmung aufs Boot brachten, war die Vorstellung, irgendwo in einen frischen Haufen zu treten und denselben Teller wie die Hunde zu benutzen, wenig prickelnd 💩.

    Etwas mehr als 42 Stunden nachdem wir das San Blas Archipel verlassen hatten, konnten wir am zweiten Morgen auf hoher See in der Ferne erstmals grosse Frachtschiffe 🚢 erspähen. Der Hafen von Cartagena war nicht mehr allzu weit entfernt. Nach und nach tauchte am Horizont die Skyline von Cartagenas modernem Geschäftsviertel auf 🏙. Wir waren erleichtert, dass sich dieses Abenteuer dem Ende entgegenneigte und sehnten uns nach festem Boden unter den Füssen 👣.

    Im Hafen von Cartagena liessen uns jedoch zunächst die kolumbianischen Behörden noch etwas "zappeln". Mit der Erledigung der Grenzformalitäten hatten sie es nicht allzu eilig und genehmigten sich vor der Abfertigung unseres Segelschiffs eine grosszügige zweistündige Mittagspause. Ausserordentlich durstig, hungrig und müde freuten wir uns nun alle auf ein kaltes Getränk, einen gesunden Snack sowie eine erfrischende Dusche 🧃🥗🚿.

    Ein solcher Segeltörn war für uns beide etwas wirklich Einmaliges. Allen Unnannehmlichkeiten zum Trotz, fühlten wir uns bei der Wild Card Crew gut aufgehoben und sicher. Würden wir es wieder tun? Sehr wahrscheinlich schon. Aber mit anderen Erwartungen und sicherlich nicht in den nächsten paar Wochen. Reisende auf solchen Segelschiffen sind in den Augen der Crew primär Fahrgäste, die sicher von A nach B gebracht werden müssen. Eine konstante und transparente Gästekommunikation war unseren Kapitänen fremd und vieles wurde spontan Ad-hoc entschieden, was uns manchmal auf die Probe stellte. Wer eigene Bedürfnisse vorübergehend zurückstecken und sich schnell auf Unvorhersehbares einlassen kann sowie auf engem Raum mit vielen unterschiedlichen Menschen und Charakteren zurechtkommt, für den ist eine solche Reise aber sicherlich empfehlenswert!
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  • Cartagena de Indias

    December 16, 2021 in Colombia ⋅ ⛅ 30 °C

    Teuer, schick und wunderschön ist die alte Kolonialstadt im Nordwesten von Kolumbien 💰🌺🤩. Das wurde uns in Panama mehrmals von kolumbianischen Migrantinnen und Migranten erzählt, die einst in Cartagena lebten oder Verwandte in der Karibikmetropole haben.

    Cartagena war das Ziel unseres mehrtägigen Segeltörns durch die karibische See. Kaum aus dem Dingi (Beiboot des Segelschiffs) ausgestiegen, sehnten wir uns zuerst nach Essen, kühlen Getränken, einer Dusche und sauberer Kleidung🌮🥤🛁👕! Mit wackeligen Beinen und etwas ungeduldig suchten wir deshalb als allererstes ein Taxi, das uns möglichst schnell vom Hafen zur Unterkunft bringen sollte. Ziemlich dehydriert und schwindlig schätzten wir die hilfsbereite Kellnerin, die aus dem angrenzenden Restaurant auf uns zu eilte und uns beim Verhandeln des Fahrpreises half.

    Unser Hostel lag im alternativen Getsemaní-Quartier, in Gehdistanz zur berühmten Altstadt. Das farbige, verspielte und lebhafte Quartier gefiel uns von Anfang an 🥰. Dass eines der bestbewerteten Restaurants der ganzen Stadt zufälligerweise zwei Häuser neben unserem Hostel lag, kam uns nach dem "Segeltörn-Food" mehr als gelegen😋. Das Restaurant befand sich in einer ehemaligen Seifenfabrik, deren alte Steinmauern passend im neuen Gebäude integriert sind. Den ersten Abend in Cartagena liessen wir im Garten dieses gemütlichen Ortes bei zwei leckeren Pizzen ausklingen🍕.

    Den nächsten Tag gingen wir gemächlich an, denn der Schwindel, die Müdigkeit und die schweren Beine spürten wir nach wie vor ziemlich stark. Im Getsemaní-Quartier bestaunten wir die Street-Art und genossen es, durch die Gassen zu schlendern. Diese sind oft mit farbigen Wimpeln, bunten Regenschirmen oder glitzernden Girlanden dekoriert🌂🎊. In den engen Gassen spielt sich ein Grossteil der Freizeit der Einheimischen ab. So sitzen sie zum Beispiel auf Plastikstühlen vor ihren Häusern, spielen auf den Gehsteigen Schach oder tanzen zu Sambaklängen, die aus ihren Wohnzimmern tönen ♟️💃.

    Daneben füllen sich die Gassen jeden Tag mit Touris, welche sich das schmucke Quartier ansehen und ab und zu vor einem schönen Wandbild posieren. Die vielen Touristen ziehen auch Strassenkünstler an, welche versuchen, mit ihrer Darbietung etwas Geld zu verdienen. So folgten uns einmal zwei mit Mikrofon und Speaker ausgerüstete junge Rapper🎙🎶 (ausser "corazon" haben wir nicht viel mehr verstanden). Omnipräsent sind auch afrikanische Frauen, welche sich in den Nationalfarben Kolumbiens kleiden, grosse Früchtekörbe mit sich tragen und sich als Fotosujet anbieten.

    Obwohl das Quartier bunt und lebendig wirkt, war es für uns manchmal eine Herausforderung, mittags eine geeignete Essmöglichkeit zu finden. Das lag wohl nicht nur daran, dass einige kleine Lokale tagsüber (oder pandemiebedingt?) geschlossen waren, sondern auch an unseren Glüsten und Abneigungen nach dem 5-tägigen Segeltrip: auf Fleisch und Fisch hatten wir gar keine Lust und alle Restaurants mit penetranten Putzmittelgerüchen in der Luft schlossen wir kategorisch aus. Oft war es nämlich dasselbe ätzende Putzmittel, das uns noch vom Segeltörn her in der Nase lag und dessen Duft vom Schiffsklo aus das ganze Boot "eroberte"🤮. Schlussendlich wurden wir aber immer irgendwo fündig. Schliesslich ist es ja auch nicht falsch, zwei Tage hintereinander Pizza zu essen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet 😉.

    Nach zwei Nächten Aklimatisierung auf dem Festland waren wir zum Glück bereits etwas gestärkt, um neuen Besuch auf unserer Reise zu empfangen: Beim berühmten Torre del Reloj durften wir Andrea (Martina's Schwester) in die Arme schliessen🥰. Gemeinsam mit ihr reisen wir bis Ende Jahr durch Kolumbien. Zunächst ging es aber erst einmal auf Erkundungstour durch Cartagena.

    Ein "Must" für alle Touristen ist das sehenswerte Altstadtviertel. Neben prächtigen alten Kirchen mit hohen Türmen, schmücken lauter herausgeputzte Kolonialhäuser die Gassen🕍. Viele verzierte Fassaden und verschnörkelte Balkone lassen sich hier bestaunen. Im Parterre der Altstadthäuser findet man häufig edle Boutiquen, teure Modegeschäfte oder Touristenshops🛍. Auch die malerischen Nebengassen mit den buntbemalten und von Fliederbüschen bewachsenen Wohnhäuser lohnt es sich zu entdecken. Während man dort etwas Ruhe geniesst, geht es auf den grösseren Plätzen geschäftig zu und her: Dort gibt es lauter Strassenhändler, die Sonnenbrillen, Hüte, Bilder, Fussballtrikots und vieles mehr anpreisen🕶👒👕.

    Doch nebst Schlendern, Staunen und Verhandeln gönnten wir uns ab und zu auch eine Trink- und Kaffeepause☕️. Schliesslich hatte Martina ihrer Schwester viel zu erzählen. Während dem anschliessenden Spaziergang auf der mächtigen Stadtmauer amüsierten wir uns über zahlreiche Reiseanekdoten.

    Von der Stadtmauer aus geniesst man einen tollen Ausblick auf das Meer und den Hafen. Dieser war während der Kolonialzeit von enormer Bedeutung, da Cartagena damals der wichtigste Hafen für die Spanier in Kolumbien war. Deshalb verfügt die Stadt auch heute noch über eine majestätische Stadtmauer und etwas ausserhalb der Altstadt über eine mächtige Befestigungsanlage, die wir jedoch nicht besichtigt haben🏰.

    Am letzten Abend konnten wir mit Andrea nochmals die "Wild Card" erspähen, welche im Yachthafen vor Anker lag⛵️. Das Schiff wartete darauf, in ein paar Tagen die nächste Gruppe nach Panama zu bringen, während wir weiter Richtung Süden reisen werden.
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  • Tayrona Nationalpark und Buritaca

    December 19, 2021 in Colombia ⋅ ⛅ 28 °C

    Der Tayrona-Nationalpark ist ein Must-see im karibischen Norden Kolumbiens. Hier trifft der Regenwald auf eine felsige Küstenlinie mit versteckten, paradiesischen Strandabschnitten 🌴🏖. Der Nationalpark erstreckt sich über eine Fläche von fast 200 Quadratkilometern und befindet sich östlich der Grossstadt Santa Marta.

    Nach Cartagena war der Tayrona-Nationalpark unser zweiter Stopp in Kolumbien und gleichzeitig der letzte Halt an der Karibikküste auf unserer Reise. Wir fuhren zuerst mit dem Bus von Cartagena nach Santa Marta und anschliessend mit dem Taxi bis zum Hotel in der Nähe des Parkeingangs von Zaíno. Unsere Unterkunft für die nächsten Nächte war sehr rustikal und beherbergte neben Touristen zwei Papageien, zahlreiche Kaninchen und Schildkröten 🦜🐇🐢.

    Den ersten Tag nutzten wir für eine ausgiebige Wanderung im Nationalpark. Da im Dezember viele Kolumbianer Ferien haben und unser Wandertag gleichzeitig auf einen Sonntag fiel, waren viele Touristen unterwegs. Gewisse Abschnitte waren eine regelrechte Völkerwanderung 🚶‍♂️🚶‍♀️ und wir waren froh, dass wir wenigstens ab und zu in Ruhe die Flora und Fauna geniessen konnten.

    Zu entdecken gab es neben mächtigen Bäumen, farbigen Blumen mit grossen Blüten 🌺 auch die einen oder anderen Tiere. Während wir die Kapuzineräffchen aufgrund des lauten Raschelns der Baumwipfel schon von Weitem hören konnten, mussten wir uns bei den kleinen Totenkopfäffchen etwas mehr gedulden 🐒. Ab und zu erspähten wir sogar zwischen Ästen und Büschen gut getarnte Vögel 🦉 und einen auffälligen roten Specht, der sich von den lauten Touristen nicht ablenken liess. Entlang des Wanderweges stiessen wir mehrmals auf geschäftige Blattschneiderameisen, welche auf ihren dutzenden von Meter langen Ameisenstrassen Blattstücke und Blütenteile in ihre Bauten transportierten 🐜🍃.

    Nach ungefähr anderthalb Stunden über Stock und Stein, hörten wir in der Ferne das Meeresrauschen und wurden kurze Zeit später mit einer spektakulären Aussicht auf einen wilden Küstenabschnitt belohnt. Das wilde Meer prallte hier mit voller Wucht auf die felsige Brandung und die Gischt war von Weitem her zu sehen 🪨🌊. Kein Wunder, waren die zwischen den Felsen liegenden Strände abgesperrt. Die Strömung hier war schlicht und einfach viel zu stark, um zu baden.

    Wir genossen es trotzdem, durch den warmen Sand zu laufen und liessen es uns nicht nehmen, an einem sicheren Strandabschnitt ins kühle Nass zu hüpfen 🏊‍♂️. Beim anschliessenden Zvieri-Rast mit frisch aufgeschnittenen Mango und Ananas 🥭 🍍 bedauerten wir, dass wir uns bereits wieder auf den Rückmarsch begeben mussten. Gerne hätten wir noch weitere Strände entdeckt und würden bei einem nächsten Besuch eine Nacht in einer der Lodges oder auf einem der Campingplätze im Nationalpark buchen. Für Tagesgäste ist der Nationalpark nämlich nur bis 17 Uhr geöffnet.

    So blieb uns nichts anderes übrig, als am frühen Nachmittag den rund dreistündigen Rückweg zügig und ohne Pausen zurück zu legen. Unterwegs beobachteten wir nochmals eine Gruppe Kapuzineraffen und trafen auf ein paar Einheimische vom Volk der Tayrona. Diese Menschen leben in kleinen Siedlungen im Nationalpark und führen nach wie vor ein sehr traditionelles Leben. Sie kleiden sich in weissen Leinentüchern und die Männer tragen ihre Haare schulterlang. Einen Teil ihrer Einkünfte erwirtschaften die Tayrona mit dem Verkauf von Fruchtsäften, Kokosnüssen und selbstgeknüpften Armbändern, welche sie entlang des Wanderweges an Touristen verkaufen 🍹🥥📿.

    Den zweiten Tag nutzten wir für einen Ausflug zur Quebrada Valencia, einem Wasserfall mit vielen kleinen und grossen natürlichen Badebecken mitten im Dschungel 🏞. Die Wanderung zum Wasserfall war sehr abwechslungsreich und führte an riesigen Bäumen und mehreren kleinen Höfen vorbei. Ingesamt mussten wir sieben Mal den Fluss durchqueren und aufpassen, dass wir auf den glitschigen Steinen nicht ausglitten🙈. Wie schon am Vortag, verkauften Einheimische am Wegrand diverse Leckereien und Kunsthandwerk. Neben einer frischen Kakaofrucht kauften wir unterwegs von einer älteren Frau selbst hergestellte Schokolade und kosteten diverse Brotaufstriche 😋.

    Am Nachmittag wollten wir nochmals etwas Sonne tanken sowie Strand und Meer geniessen. Leider entsprach der vom Reiseführer empfohlene Badestrand von Buritaca überhaupt nicht unseren Vorstellungen. Überall lag viel Abfall herum und die Anwesenheit der zahlreichen herumstreunenden Hunde war nicht gerade angenehm. Wir verzichteten deshalb auf ein Bad im Meer, assen eine Kleinigkeit und machten uns etwas früher auf den Rückweg zur Unterkunft.
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  • Medellín und Communa 13

    December 23, 2021 in Colombia ⋅ ⛅ 23 °C

    Wer Medellín hört, denkt unweigerlich an Pablo Escobar, den wohl mächtigsten und reichsten Drogenbaron der achtziger und frühen neunziger Jahre 💰👨🏻. Die jüngste Geschichte der Stadt ist unmittelbar mit dem Schicksal bzw. dem Aufstieg und Fall von Pablo Escobar verknüpft. Jahrzehntelang galt Medellín als einer der gefährlichsten Orte der Welt, wo Gewalt, Todschlag und Bandenterror an der Tagesordnung waren 😥. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet und Medellín gehört in einigen Bereichen zu den fortschrittlichsten und innovativsten südamerikanischen Metropolen.

    Zusammen mit Andrea, der Schwester von Martina, bereisten wir Medellín über die Weihnachtstage 🎄🎁. Unsere Unterkunft befand sich im Altstadtviertel Prado, in Fussdistanz zum bekannten Botero-Platz. Den nach dem berühmten Maler und Bildhauer benannten Platz besuchten wir noch am Anreisetag. Zwei Tage vor Weihnachten schien hier viel los zu sein. Touristen, Strassenverkäufer, Dirnen und Randständige bevölkerten den Platz. Die Fussgängerzone war gerappelt voll und überall wurden irgendwelche Schnäppchen feilgeboten. Wir mussten uns förmlich durch die Menschenmassen "kämpfen". Offenbar gibt es auch unter den Kolumbianern viele "Last-Minute-Geschenkekäufer" 😉🎅.

    Die folgenden Tage in Medellín waren facettenreich. Wir genossen das milde Wetter, schlenderten durch die unterschiedlichen Barrios und entdeckten schöne Cafés sowie hippe Restaurants ☕🍪🍹. Ein schmuckes Lokal für ein leckeres Weihnachtsessen zu finden, war leider unmöglich. Die vielen Restaurants waren am Weihnachtsabend ausnahmslos geschlossen und viele Paísas (so werden die Bewohnerinnen und Bewohner Medellíns genannt) zogen es vor, im privaten Rahmen zu feiern 🎄. Glücklicherweise gehörte zu unserem Hotel ein kleines Restaurant, welches schmackhafte Gerichte auf der Karte hatte 😋🍽🍷.

    Aufgrund der Feiertage war es nicht nur schwieriger ein schönes Restaurant zu finden, auch andere Einrichtungen waren nur eingeschänkt zugänglich oder wie im Falle des botanischen Gartens ganz geschlossen 🌳🌴🪴. Dafür war auf den Strassen und in den grossen Busterminals umso mehr los. Spätestens ab dem Mittag waren die Hauptverkehrsachsen komplett verstopft 🚗🚃🚚.

    Medellín ist eine durch und durch moderne Stadt mit attraktiven Vierteln, grossen Parkanlagen und einem sehr guten öffentlichen Verkehrssystem 🚎🚝🚠. Mit der Metro gelangt man einfach und unkompliziert in die verschiedenen Stadtteile. Die ärmeren Quartiere an den steilen Berghängen sind durch Seilbahnen erreichbar, welche zum Metro- Verkehrsverbund gehören. Daneben gibt es zahlreiche grosse und kleine Busse, deren genauen Fahrpläne und Strecken sich uns jedoch nicht ganz erschlossen😆.

    Medellín ist auch eine Stadt der Gegensätze. In einigen Quartieren wie Poblado reihen sich Wolkenkratzer an Wolkenkratzer 🏙, während an den Hängen der Anden einfachste Behausungen das Stadtbild prägen. Auf unseren Fahrten durch die Stadt beobachteten wir immer, wieder wie junge und alte Menschen in den Müll-Containern nach Lebensmitteln suchten oder unter Brücken und entlang der Strassen auf Kartons schliefen. Trotz der Bemühungen der Stadtverwaltung und dem Einsatz von NGOs lebt ein grosser Teil der Bevölkerung nach wie vor in bitterer Armut😥. In den letzten Jahren wurden zwar verschiedene Projekte, wie Rolltreppen zwischen einzelnen Quartieren, Schulen, Bibliotheken oder medizinische Einrichtungen realisiert 🏫📚🏥. Dennoch geht es für die arme Bevölkerung täglich von Neuem ums Überleben. Verschiedene Organisationen und Bürgerinitiativen versuchen deshalb seit Jahren, den Anliegen dieser Menschen eine Stimme zu verleihen. Als Vorzeigebeispiel für das Zusammenwirken der Quartierbewohner mit der Behörde gilt die Communa 13. Diese haben wir während unserem Medellín-Aufenthalt im Rahmen einer geführten Tour besucht.

    Die Communa 13 gehört mittlerweile zum fixen Bestandteil der Reiseagenda vieler Touristen und wartet mit einer lebendigen Streetart-Szene und einer traurigen Vergangenheit auf. Wir nutzten den Ausflug, um viel über die Entwicklung Medellíns zu erfahren. Zusammen mit Sebastian, unserem Guide, fuhren wir zuerst mit der Metro ins Barrio San Javier und begaben uns von dort in luftige Höhen. Mit der Seilbahn lassen sich die Quartiere an den steilen Hängen der Cordillera Central nämlich am besten entdecken 🚠.

    Sebastian nutzte die Zeit in der Gondel, um uns die schwierige und traurige Geschichte der Stadt und ihrer Bewohnerinnen während der letzten 80 Jahre zu schildern. Bereits in den Jahren vor Pablo Escobar zogen zahlreiche Familien in der Hoffnung in die Stadt, sich dort eine bessere Zukunft aufbauen zu können. Diese Familien lebten vorher in völlig unterentwickelten Landregionen und flohen während der "La Violencia", des bewaffneten Bürgerkriegs, nach Medellín. Dort besiedelten sie nach und nach die Berghänge rund um die Stadt und gründeten Quartiere wie die Communa 13.

    Gegen Ende der 1960er Jahre wurde der Drogenhandel immer dominanter und lokale Drogenhändler und Schmuggler lieferten sich erste Scharmützel mit der Polizei. Richtig schlimm wurde es dann allerdings erst, als Pablo Escobar begann, in grossem Stil mit Kokain zu handeln und das Medellín-Kartell gründete. Über Jahre hinweg wurde alles von Escobars Bande kontrolliert. Wer nicht in seinem Sinn handelte, wurde kurzerhand umgebracht. Trotzdem genoss Escobar in breiten Bevölkerungskreisen grosses Ansehen, galt als moderner Robin Hood und sass zeitweise sogar als offizieller Abgeordneter im kolumbianischen Parlament.

    Mit den Jahren eskalierte die Gewalt in Medellín und ganz Kolumbien immer mehr und gipfelte nach der Ermordung des kolumbianischen Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán durch das Medellín-Kartell in einem offenen Drogenkrieg. Galán stand mit seinem geplanten Regierungsprogramm dem Kartell im Weg und gefährdete bei einer allfälligen Wahl die Drogengeschäfte. Nach der Ermordung Galánd wurde Pablo Escobar sowohl von der kolumbianischen Regierung gesucht, als auch von US-Sondereinheiten verfolgt. 1993 starb Pablo Escobar schliesslich bei einer Razzia in Medellín. Ein ziemlich authentisches Bild dieser Zeit vermittelt die Netflix-Serie "Narcos". Auch das Buch "Kings of Cocaine" ist lesenswert.

    Aber nun zurück zur Communa 13 und deren Verbindung zu Pablo Escobar. Über viele Jahre hinweg rekrutierte das Medellín Kartell seinen Nachwuchs in den armen Barrios und kontrollierte über ein Netzwerk an Kriminellen das Leben in diesen Quartieren, zu welchen auch die Communa 13 zählte. Auch nach dem Tod Escobars verbesserte sich die Situation für die Bewohnerinnen und Bewohner nicht merklich. Denn anstelle des Kartells traten nun Strassengangs, Paramilitärs und Links-Guerillas, welche versuchten, ihren Einfluss in den Armenvierteln der Stadt auszudehnen. Das harte, intransparente und unüberlegte Vorgehen der Polizei und des kolumbianischen Militärs war ebenfalls nicht friedensfördernd, sondern hinterliess gerade in den ärmeren und von der Gewalt stärker betroffenen Quartieren tiefe Wunden.

    Die jahrelange Gewalt, die schlechte Infrastruktur und der aufgestaute Frust gegenüber der Politik führten irgendwann dazu, dass die Einwohnerinnen und Einwohner der Communa 13 selber die Initative übernahmen. Dies erforderte eine Zukunftsvision und die Verarbeitung der Vergangenheit. Während bei ersterem die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung gesucht wurde, spielte bei der Vergangenheitsbewältigung die Hip-hop-Kultur eine zentrale Rolle. Wut, Trauer aber auch Hoffnung und Freude fanden eine kreative Ausdrucksweise in Graffiti, Musik und Breakdance.

    Auf unserer Tour führte uns Sebastian durch das Quartier und erklärte uns die Entstehungsgeschichte und Bedeutung ausgewählter Graffiti. Die Graffiti erzählen von den tragischen Ereignissen, welche den Bewohnerinnen und Bewohner in den letzten Jahren widerfahren sind. Viele, der in den prächtigen Graffitis verwendeten Symbole, hätten wir ohne Sebastians Ausführungen nicht selber deuten können. Während dem Rundgang besuchten wir mit Sebastian auch eine Bar, welche durch ehemalige Häftlinge betrieben wird und ein kleines Restaurant, welches gemäss Guide die besten Kaffee-Cocktails der Stadt zubereitet (ja, das gibt es tatsächlich). Akrobatische Einlagen einer Breakdance-Formation rundeten unsere Tour durch dieses bunte und lebendige Quartier ab.

    Wir verliessen die Communa 13 an diesem Nachmittag mit gemischten Gefühlen. Die Koexistenz von Armut und einer gewissen Perspektivlosigkeit auf der einen und den hippen Bars, teuren Galerien sowie Heerscharen an Touristen auf der anderen Seite sorgte bei uns für einen etwas bitteren Nebengeschmack.

    Wir waren froh, dank Sebastian mehr über die tragische Geschichte und die aktuelle Situation der Communa 13 erfahren zu haben. Dennoch hatten wir das Gefühl, dass Sebastian gewisse Umstände etwas beschönigte und wir hätten uns gewünscht, von den Bewohnerinnen und Bewohnern selber zu erfahren, wie sie die Transformation der letzten zehn Jahre erlebt haben. Die Frage, wer genau wie und wo von den vielen Touristen profitiert, blieb leider unbeantwortet.

    Hinweis zum Besuch der Communa 13:
    Zahlreiche seriöse und weniger seröse Anbieter bieten mittlerweile Touren in die Communa 13 an. Wir haben uns bei unserem Besuch für "The Communa 13 Tour" entschieden, da ein Teil des Erlöses in Projekte im Quartier zurückfliesst. Unser Guide wusste sehr gut über die Geschichte der Communa 13 und die Hintergründe einzelner Graffiti Bescheid. Allerdings wuchs er nicht im Quartier auf und lebte auch nie dort. Uns fehlten deshalb manchmal gewisse Insights. Bei anderen Agenturen arbeiten teilweise auch Guides aus dem Quartier, welche sicherlich auch aus eigener Erfahrung über die Entwicklung der Communa 13 berichten können. Zudem lassen sich vor Ort freischaffende Guides engagieren. Auf jeden Fall empfehlen wir die Communa 13 mit einer geführten Tour zu besuchen😀.
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  • Salento

    December 25, 2021 in Colombia ⋅ ⛅ 20 °C

    Wer sich einen Alltag ohne Kaffee kaum vorstellen kann und gleichzeitig die Möglichkeit hat, das Anbaugebiet dieser edlen Bohne zu besuchen, sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen 🌱☕️.
    So war es auch für uns Drei: Bei der Planung unserer Reise durch Kolumbien war für uns und Andrea klar, dass wir die bekannte Kaffeeanbauregion nicht missen möchten. Sie wird auch als Eje cafetero ("Kaffeeachse") oder Triángulo del Café ("Kaffeedreieck") bezeichnet. Das Gebiet gleicht nämlich auf der Landeskarte der Form eines Dreiecks🔻und erstreckt sich im Zentrum des kolumbianischen Teils der Anden 🏔 über drei Provinzen (Caldas, Riseralda, Quindio). Der berühmte Touristenort Salento liegt in der nordöstlichen Ecke von Quindio.
    Seit 2011 ist das Kaffeedreieck inklusiv des Valle Cocora sogar UNESCO-Weltkulturerbe. Das Kaffeedreieck umfasst über sechs Landwirtschaftszonen, 18 städtische Zentren, 47 Gemeinden und vier Großstädte. Mehr als 800 Kaffeefarmen soll es hier geben.

    Dieses grüne, hügelige Gebiet, welches sich zwischen 1'200 und 2'000 m.ü.M. befindet, gilt landschaftlich als eines der schönsten des Landes. Schon dies war für uns Grund genug, die Region zu besuchen. Auch die Vorstellung, die Weihnachtstage umgeben von idyllischen Landschaften auf einer traditionellen, abgelegenen Kaffeefarm zu verbringen, stimmte uns erwartunsvoll und neugierig🎅🎄.

    Bereits rund drei Wochen vor dem Besuch klapperten wir sämtliche Empfehlungen von schöngelegenen Kaffeefarmen im Internet ab. Doch nach mehrstündigen Recherchen blieb die Suche leider erfolglos🔎📘: Sämtliche Empfehlungen von Lonely Planet waren entweder bereits ausgebucht, existierten nicht mehr oder schienen uns mit den öffentlichen Bussen zu erschwerlich zu erreichen. Auch die Angebote auf Online-Plattformen wie booking oder tripadvisor halfen nicht weiter. So mussten wir vor unserem Antritt des Segelturns die weitere Recherche an Andrea delegieren und buchten vorerst für die ersten zwei Nächte ein Hostel im Städtchen Salento.

    Eine achtstündige Busfahrt 🚍 von Medellín brachte uns schliesslich über kurvige, schmale Strassen durch die Täler der Zentralkordillere, ins bunte Salento. Laut Wikipedia sind es rund eine Million Touristen, die diesen Ort jährlich fluten. Im Wissen, dass in diesem "Städtchen" nur rund 7'000 Leute leben, tönt das schon recht abschreckend. Dennoch haben uns mehrere Einheimische geraten, diesen Ort zu besuchen. Zudem zeichnete ein amerikanischer Fernsehsender 2016 das Städtchen als einen der architektonisch zehn schönsten Orte aus🏆. Das alles war Grund genug, dass wir uns selber ein Bild machen wollten.

    Bereits der Dorfplatz ist sehenswert und befindet sich am Ende von vielen, steilen Strassen an leicht erhöhter Lage⛪️🏡. Doch nicht nur die steilen, gepflasterten und schachbrettartig angelegten Strassen sind charakteristisch für Salento. Es sind vor allem auch die Häuser, welche diesem Ort einen besonderen - sehr traditionellen, ländlichen Charme verleihen. Hauptsächlich zweigeschossige Häuschen im sogenannten Paísa-Stil prägen das Ortsbild. Die farbigen, hölzernen Türen sowie die bunt leuchtenden Balkongeländer und Fensterläden akzentuieren die charakteristische Architektur. Laut unseren Recherchen sind die meisten Häuser aus Lehm und Bambus gebaut. Auch unser Hostel kam in diesem besonderen Baustil daher🏘. Leider froren wir in den beiden Nächten etwas, als der kalte Wind durch die Ritzen und Türen der Unterkunft zog.

    Einzigartig in Salento sind zudem die Willys-Jeeps, welche nach dem 2. Weltkrieg aus den USA importiert wurden🚗. Sie fahren täglich ein paar wenige Ziele ausserhalb Salentos an. Die meist frequentierte Strecke führt ins 11 Kilometer entfernte Valle de Cocora (mehr dazu in separatem Beitrag). Die bunten Jeeps sind als nachgebasteltes Miniatürformat auf dem Hauptplatz anzutreffen und eine beliebte Attraktion für Kinder. Für einige Pesos können sie sich darin herum stossen lassen.

    Während unserem Besuch bevölkerten viele einheimische Touristen Salentos Plätze und Gassen. Wie wir, besuchten sie die zahlreichen Restaurants, Cafés, Verkaufsstände und Touristenshops, bestaunten die kitschig leuchtetende Weihnachtsdeko und lauschten den weihnächtlichen Klängen der Blasmusikformation🎺🥁. Trotz überfüllten Plätzen und Gässchen genossen wir jedoch das fröhliche Treiben und die positive Stimmung an diesem malerischen Ort.

    Seit Ende der 1980er Jahre erfuhr Salento eine rasche touristische Entwicklung. Insbesondere die Geschäftsidee eines findigen Briten brachte 2008 einen massiven Aufschwung mit sich. Er überzeugte damals einen lokalen Kaffeefarmbetreiber, den Touristen gegen Entgeld eine "Hofführung" anzubieten. Rund um Salento gab es nämlich viele kleine Kaffeefarmen, die mit sorgfältiger Handarbeit und ohne Einsatz von Spritz- und Düngemitteln Kaffee kultivierten. Seine Geschäftsidee schlug immer weiter Funken. So entdeckten mehr und mehr Kaffeefarmbetreiber, dass "Schaulandwirtschaft" und der damit verbundene Tourismus eine lukrative Einnahmequelle sind. Deshalb ersetzten sie Viehwirtschaft und Gemüseanbau durch das Angebot von professionellen Kaffeeführungen.
    Ab diesem Zeitpunkt wurde Salento zum Zentrum des kolumbianischen Kaffeetourismus☕️.
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  • Las Acacias

    December 26, 2021 in Colombia ⋅ 🌧 19 °C

    Beim Besuch von Salento steht für die
    meisten Touristen ein Abstecher auf eine Kaffeefarm und eine Wanderung ins Valle Cocora auf dem Programm☕️🥾. Als wir am ersten Morgen in Salento erfuhren, dass der Besuch des bekannten Tals aufgrund einer kürzlich ausgelösten Schlammlawine nicht möglich ist, war die Enttäuschung zunächst relativ gross😪.

    Denn angeblich kommt es während der Regenzeit regelmässig zu solchen Ereignissen, was dazu führt, dass die Willys erst fahren, wenn die Strassen wieder geräumt sind 🌧. Wann die Strasse wieder befahrbar sein wird, war zu diesem Zeitpunkt unklar. Auch waren die Auskünfte der Jeep-Fahrer teilweise widersprüchlich. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als zu hoffen und unser Programm etwas umzustellen🗓.

    Da es in Salento an Ausflugsmöglichkeiten nicht mangelt, konnten wir uns wenig später bereits für den Besuch einer empfohlenen Kaffeefarm begeistern☕️🌱. So ging es mit dem Jeep über Schotterpisten zur Finca Las Acacias. Dort angekommen war nicht mehr viel vom grossen Touristenrummel im Städtchen zu spüren. In gemütlicher Atmosphäre mit Blick ins Grüne wurde uns gleich ein Kaffee oder Espresso offeriert😋.

    Kurz darauf brachen wir gestärkt mit unserem englischsprechenden Guide Christian auf, um mehr über den Anbau und Verarbeitungsprozess des Kaffees zu erfahren. Schon seine ersten Erklärungen zur Geschichte des Kaffeeanbaus auf der Finca erweckten unsere Aufmerksamkeit. Sie warfen bei uns Frage um Frage zum ökologischen Anbau und die ganzen Labelgeschichten auf🧐.

    Laut Christian verzichten die meisten Produzenten der Region beim Kaffeeanbau auf den Einsatz von Pestiziden☠️. Er erklärte uns, dass die Nachfrage von ökologisch produziertem Kaffee gestiegen sei und derzeit viele Kaffeefarmen in der Umgebung spezifische Qualitätsstandards anstreben. Durch die Einhaltung der entsprechenden Anforderungen erhalten sie international anerkannte Labels, wie z.B."Rainforest"👍.

    Auch kritischen Fragen ging Christian nicht aus dem Weg. Die Vorurteile, dass bei den Label-Kontrollen viel geschummelt werden könne räumte er aus dem Weg. Schliesslich würden mehrmals jährlich Bodenproben genommen, in denen man den Einsatz von Pestiziden und anderen Spritzmittel über mehrere Monate nachweisen könne.

    Christian führte uns nach einem äusserst spannenden Einstieg dieser Tour weiter durch die Farm. Zwischendurch wollten wir immer wieder Mal stoppen, um die prächtigen, uns unbekannten Blumen zu bewundern🥀🌺🌸. Einmal gab es auch eine sehr saure Zitrusfrucht zu verkosten, die äusserst gesund sein soll🍋😝. Ansonsten stand natürlich der Kaffeeanbau im Zentrum, worüber wir einiges dazu lernen konnten.

    Interessanterweise ist in der Eje Cafetera nicht der Kaffee an sich die wirtschaftlich wichtigste Einnahmequelle, sondern der Tourismus. Einige Fincas, mitunter Las Acacias, betreiben deshalb den Kaffeeanbau in erster Linie als "Schaulandwirtschaft" für Touristen und verkaufen den produzierten Kaffee vorwiegend an die Besucher*innen☕️💶.

    In der Eje Cafetera wird aufgrund der optimalen Höhenlage (Region liegt auf 1'200 m.ü.M. bis 2'000 m.ü.M.) vorwiegend Arabica kultiviert. Diese Sorte braucht viel Pflege und mag kein direktes Sonnenlicht🌞. Sie wächst im Gegensatz zu Sorten wie Robustica langsamer und enthält weniger Koffein. Bei Arabica handelt es sich um die weltweit wirtschaftlich bedeutendste Pflanzenart🌱💰. Spitzenkaffees bestehen in der Regel zu 100% aus Arabica. Jedoch ist eine Packung Kaffee mit der Aufschrift "100% Arabica" noch kein Garant für hochstehenden Kaffee. Gerade Mal 5% des weltweit produzierten Arabicas gilt als hochwertig😯.

    Auf Las Acacias werden nebst Arabica vereinzelt andere Sorten angebaut. Diese Kaffeesträucher dienen allerdings nur zu Anschaungszwecken für Besucher*innen. Nachdem uns Christian die verschiedenen Kaffeesorten vorgestellt hatte, erläuterte er uns den Anbau- und Reifeprozess und pflückte zu diesem Zweck ein paar reife Früchte. Die ungefähr traubengrossen Früchte werden auch tatsächlich Trauben oder Kaffeekirschen genannt🍇🍒.

    Die sich darin befindende Kaffeebohne ist der Samen. Es dauert rund zwei Monate, bis daraus wieder eine kleine Pflanze hervor geht. Das Aussäen und Pickieren wird auf dieser Farm allerdings nur exemplarisch in einem Holzkasten vorgeführt. Für den eigentlichen Anbau werden die kleinen Pflanzen zugekauft, denn schon die Aufzucht ist sehr aufwändig🌱. Bis die Jungpflanze das erste Mal Früchte trägt, dauert es zirka drei Jahre. Danach kann jeweils während fünf Jahren, einmal jährlich, geerntet werden. Anschliessend wird die Pflanze wieder auf 30cm zurück geschnitten, damit sie weitere fünf Jahre Ertrag gibt.

    Während der Erntezeit wird auf Hochtouren gearbeitet: Wanderarbeiter arbeiten ca. 12h pro Tag und werden nach der geernteten Menge bezahlt. Der Tagesdurchschnitt liegt bei ca. 100kg/Tag. Den Verdienst wissen wir leider nicht mehr, er ist allerdings sehr tief. Die ausschliessliche Handarbeit ist aufwändig, insbesondere auch, weil nicht alle Kaffeekirschen zum selben Zeitpunkt reif sind. Gleichzeitig ist die Arbeit in den steilen Hängen körperlich anstrengend💪.

    Nach der Ernte werden die Früchte mit einer Maschine geschält. Dabei wird die Schale der Kaffeekirsche von der Bohne getrennt. Die feuchten Bohnen bleiben dann paar Tage in einem Bottich liegen und fermentieren. Danach werden sie während ein bis zwei Wochen, in Trockenschubladen sonnengetrocknet, ehe sie geröstet werden.

    Auf allen Stufen der Produktion gibt es immer wieder Qualitätskontrollen, bei welchen die schlechten Bohnen aussortiert werden. À propos Qualität: Die Sorgfalt und der Erfolg bei den einzelnen Produktionsschritten schlägt sich direkt im Verkaufspreis des Kaffees nieder💰. Zudem muss man sich schon beim Standort der Bepflanzung entscheiden, ob man Quantität oder Qualität höher gewichten will. An sonnigeren Hängen wächst und reift Arabica schneller, dafür ist fällt die Qualität an schattigeren Hängen besser aus.

    Bei all den Erklärungen und Demonstrationen wurde uns vor Auge geführt, wie viel Handarbeit und Aufwand im ganzen Prozess steckt, bis wir eine Tasse Kaffee geniessen können.
    Erschreckend war für uns, wie wenig ein Kaffeebauer für ein Kilogramm getrockneten Kaffee bekommt, wenn man bedenkt, zu welchem Kilopreis er geröstet und verpackt bei uns verkauft wird😡.

    Einmal mehr wurde uns bewusst, dass mit der Veredelung (Rösten) am meisten Geld verdient wird. Leider bleibt somit wenig Wertschöpfung in den Herkunftsländern😥.
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  • Bogotá

    December 30, 2021 in Colombia ⋅ ⛅ 18 °C

    Kälteschock in Bogotá! Nach fast drei Monaten tropischer Hitze und Tagen mit milden Temperaturen in Medellín und Salento, hatten wir mit dem Klima auf 2'500 Metern über Meer anfänglich unsere liebe Mühe. Zum Glück bereitete uns die kolumbianische Busgesellschaft bereits wunderbar auf das Wetter in Bogotá vor 😉. Der Bus von Armenia aus war nämlich derart runtergekühlt, dass locker Frischfleisch damit hätte transportiert werden können, ohne dabei die Kühlkette zu unterbrechen 🧊🥩.

    Aufgrund der hohen Dichte an Universitäten, Museen und Kultureinrichtungen wurde Bogotá früher auch als Athen Südamerikas bezeichnet 🏛. Inzwischen ist Bogotá auch für seine omnipräsente Graffiti-Kunst bekannt. Wir konzentrierten uns bei unserem Aufenthalt primär auf die Alternativkultur im und um das Candelaria-Viertel sowie den Besuch des weltberühmten Goldmuseums.

    Dafür bezogen wir eine zentral gelegene Unterkunft in der Altstadt und in Gehdistanz zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten ⛪🏢. Obschon mit fast acht Millionen Einwohnern mehr als doppelt so gross wie Medellín, schien es uns in Kolumbiens Hauptstadt auf den ersten Blick gemächlicher zu und her zugehen. Die Strassen und Plätze waren weniger bevölkert und die Verkehrssituation entspannter 💤.

    Die rund zwölfstündige Busfahrt noch in den Knochen, gönnten wir uns nach der Ankunft im Hostal zuerst eine heisse Dusche und im nahegelegenen Restaurant ein paar frische Empanadas 🥟. Danach machten wir uns zu Dritt auf zu einem Stadtbummel entlang der wichtigsten Gassen und zu den bekannten Plätzen. Vor allem auf der Plaza Bolívar war viel los. Kinder fütterten die Tauben, alte Frauen verkauften Luftballons und Touristen liessen sich mit hübsch geschmückten Lamas ablichten 🐦🎈🦙. In den Nebengassen boten Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen südamerikanischen Ländern ihren selbstgemachten Schmuck sowie kunstvoll gefertigte Tiere aus Kupferdraht an. Bei so viel Talent liessen wir es uns nicht nehmen und erwarben das eine oder andere Schmuckstück 😃💎📿.

    Der zweite Tag in Bogotá war gleichzeitig auch der zweitletzte Reisetag mit Andrea. Wir versuchten nochmals möglichst viel von der Stadt zu sehen und besuchten am Vormittag zunächst das Goldmuseum 🪙💰. Die früheren Hochkulturen Kolumbiens brachten alle hervorragende Kunstschmiede hervor und hinterliessen ein reichhaltiges Erbe an Kunst und Kultur. Im Museum durften wir jahrhunderte und teilweise sogar jahrtausende alte Exponate aus allen Ecken des Landes bewundern 👑💍. Viele davon waren detailreich ausgearbeitet. Manche dienten als Opfergaben oder wurden zu zeremoniellen Zwecken verwendet, während andere schlicht und einfach zur Zierde getragen wurden. Erstaunlicherweise gab es bereits vor tausend Jahren auch ganze Serien an Ohrringen und Armreifen, welche quasi als Massenware produziert wurden.

    Das Goldmuseum ist attraktiv gestaltet und neben den hunderten zur Schau gestellten Schmuckstücke werden auch die unterschiedlichen Herstellungs- und Veredelungsmethoden gut erklärt. Die hohe Informationsdichte und der schiere Überfluss an Gegenständen war für uns aber eine ziemliche Herausforderung. Hungrig und mit brummenden Köpfen gönnten wir uns deshalb nach zweieinhalb Museumsstunden ein leckeres Mittagessen und stärkten uns für den Nachmittag 😀🍽☕.

    Wenig später erwartete uns bereits Ana von Bogotá Graffiti Tour beim Parque de los Periodistas⛲. Mit ihr und gegen zwanzig weiteren Touris machten wir uns auf zur Erkundungstour durch Bogotás Innenstadt. Ana führte uns zu verschiedenen Graffiti, welche in den letzten Jahren entstanden und inzwischen das Stadtbild erheblich mitprägen.

    Ana ist selber als Graffiti-Artistin tätig und kennt die alternative Szene in Bogotá sehr gut. Viele der Künstlerinnen und Künstler sind politisch aktiv und nehmen an Demonstrationen gegen die Polizeiwillkür, korrupte Behörden oder die untätige Regierung teil 🪧📣✊. Die Missstände in Kolumbien prangern sie in grossflächigen Graffiti an und verleihen ihren Gefühlen Ausdruck in der Kunst.

    Die Graffiti sind in Bogotá über die ganze Stadt verteilt. Man findet sie an Mauern, Fassaden, Brücken und Stromkästen. In ihren Bildern äussern die Künstlerinnen und Künstler Wünsche wie die Versorgungssicherheit für entlegene Regionen, das Recht auf Bildung, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau sowie für ethnische Minderheiten und andere Minoritäten 🏫📚⚖. Einige Graffitis dienen aber auch der Erinnerung und prangern die beispiellose Polizeigewalt an.

    Mit ihrem beherzten Engagement konnten die Künstlerinnen und Künstler zusammen mit einer engagierten Zivilgesellschaft bereits einiges erreichen. So darf die Polizei nicht mehr mit aller Härte gegen Graffiti-Künstler vorgehen und auch bei Demonstrationen darf weder die Polizei, noch das Militär Gebrauch von scharfer Munition machen. Dennoch bleibt vieles unfair und undurchsichtig. Die Rechtssicherheit wird in Kolumbien täglich von Neuem auf die Probe gestellt. Der Beamtenfilz sowie die Korruption haben zur Folge, dass vieles ungesühnt bleibt und insbesondere die Polizeigewalt nur ungenügend geahndet wird.

    Die Tour mit Ana war für uns eine Horizonterweiterung und eine wunderbare Gelegenheit, tiefer in die "Seele Kolumbiens" vorzudringen. Vieles ist in Bewegung und vieles muss verändert werden. Wir bewundern den Mut und das Engagement von Ana und ihren Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

    Nach diesem aufwühlenden und intensiven Nachmittag liessen wir den letzten Abend mit Andrea bei einem leckeren Essen im Candelaria-Viertel ausklingen 😀🍝🍸.
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  • Leticia

    December 31, 2021 in Colombia ⋅ ⛅ 30 °C

    Mitten im Amazonas-Regenwald gelegen, ist das Dreiländereck zwischen Kolumbien🇨🇴, Brasilien🇧🇷 und Peru🇵🇪 eine der entlegendsten Ecken Kolumbiens. Die Provinzhauptstadt Leticia ist nur auf dem Luftweg oder über mehrtägige Schifffahrten von Iquitos (Peru) oder Manaus (Brasilien) her erreichbar 🛩⛴.

    Für uns war Leticia der Ausgangsort zu einer viertägigen Dschungeltour. Bereits auf dem Hinflug von Bogotá konnten wir den sich durch das dichte grün des Regenwalds schlängelnde Amazonas mit seinen vielen Nebenflüssen sehen🏞. Der Regenwald erstreckte sich bis zum Horizont und wurde lediglich durch beige und manchmal rostrote Flüsse unterteilt. Kaum aus dem Flugzeug ausgestiegen, konnten wir das feuchtwarme tropische Klima am eigenen Leib spüren: Sonne und Regen wechselten sich in regelmässigen Abständen ab und wir schwitzten, ohne uns zu bewegen🥵. Und dies, nachdem wir uns für die letzte Nacht in Bogotá ausnahmsweise extra ein Hotelzimmer mit Heizung gegönnt hatten.

    Leticia ist die grösste Stadt der Region und ein wichtiger Warenumschlagsplatz. Neben allerlei Baustoffen, Lebensmittel und Medizin, gibt es hier auch modische Kleider sowie massenhaft Chinaware zu kaufen 🛠🛒. Auf der anderen Seite der Grenze befindet sich der brasilianische Ort Tabatinga und die direkt vor Leticia liegende Flussinsel Santa Rosa gehört bereits zu Peru. Leider ist das Dreiländereck nicht nur bei Touristen beliebt. Verschiedene Schmugglerrouten führen hier vorbei und noch immer transportieren Narcos heimlich Drogen über die weitverzweigten Wasserwege nach Kolumbien. Alle drei Länder verfügen deshalb über eine starke Polizei- und Militärpräsenz 👮‍♀️👮‍♂️. Im Hafen von Leticia sind sogar zwei kleinere Kriegsschiffe stationiert.

    Für Touristen hat Leticia nicht sehr viel zu bieten. Bis auf eine Hand voll schickerer Restaurants, gibt es vor allem Fast-Food-Stände und Poulet-Grills an jeder zweiten Ecke 🍗. Im Stadtpark ist ausserhalb der Hauptsaison ebenfalls weniger los und eines der beiden im Reiseführer erwähnten Museen war inzwischen geschlossen. Trotzdem vertrieben wir uns die Zeit mit einem Spaziergang durch Leticia und entdeckten dabei so einiges Kurioses. So war am 31. Dezember noch vieles weihnächtlich dekoriert und wir erschraken uns beide am wohl hässlichsten Samichlaus, den wir je gesehen haben. Mit seinem für den massigen Körper viel zu kleinen Kopf, wirkte er eher wie eine Figur aus dem Horrorkabinett 🎅🤣🤣. Auch die angebotenen Speisen waren für uns ungewohnt. Während der Pizzabelag gut schmeckte, fanden wir die im Rand eingearbeitete Konfitüre doch mehr als nur gewöhnungsbedürftig 🍕🤷.

    Wie überall in Lateinamerika wurde der Jahreswechsel auch in Leticia "zünftig" gefeiert. In der Nacht vom 31. auf den 1. zündeten die Einheimischen in der ganzen Stadt Böllerraketen 🧨💥💣. Für einmal wurde die Ausgangssperre nicht rigoros eingefordert und die Menschen nutzten die Gelegenheit, wieder einmal ausgiebig zu feiern 🍻🥳. Diese Nacht rissen uns die lauten Knaller gleich mehrfach aus dem Schlaf und für einmal sorgten nicht die bellenden Strassenhunde oder die krächzenden Hähne für Lärm.

    In Leticia war es auch an der Zeit, dass wir uns mit unserer weiteren Reise auseinandersetzten 🌎. Leider blieb auch Südamerika nicht von Omikron verschont. Länder wie Peru, Ecuador oder Chile machten aus Angst vor einem erneuten Lockdown die vorher in Aussicht gestellte Öffnung der Landgrenzen wieder rückgängig ⛔. Hinzu kamen weitere Restriktionen bei der Einreise über den Luftweg. Wir mussten uns deshalb entscheiden, wie die Reiseroute für den zweiten Teil unserer Reise aussehen soll. Schweren Herzens entschieden wir uns gegen Ecuador und besorgten uns stattdessen ein Flugticket nach Peru. Die Einreise nach Ecuador wäre mit einem zusätzlichen PCR-Test möglich gewesen, was für uns jedoch fast drei zusätzliche Tage Aufenthalt in Bogotá zur Folge gehabt hätte. Dies und die stark gestiegenen Flugpreise nach Ecuador und auf die Galapagos-Inseln erleichterten uns die Entscheidung ein wenig 💰😷.

    Allerdings waren wir nicht die Einzigen, welche die Reiseroute anpassen mussten. In Leticia trafen wir auf ein österreichisches Ehepaar, welches erst gerade sein Motorrad nach Leticia hatte fliegen lassen 🏍. Von hier aus wollten die beiden über die Landgrenze nach Brasilien einreisen. Nun standen sie vor der Wahl, das Bike mit dem Camion nach Tabatinga bringen zu lassen und selber auf dem Luftweg via Bogotá-Panama-Rio-Manaus-Tabatinga nachzureisen (5 Flüge über mehrere Tage verteilt!), oder wieder den Rückweg nach Bogotá anzutreten. Wie ihre Reise weiterging, haben wir leider nicht mehr erfahren.
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  • Amazonas

    January 2, 2022 in Peru ⋅ ☁️ 30 °C

    Wie bei vielen anderen Reisenden, stand auch bei uns der Besuch des Amazonas-Regenwald ganz weit oben auf der Wunschliste. Die Vorstellung, fernab von der nächsten Siedlung den Geräuschen des Urwaldes zu lauschen, die riesigen Bäume aus nächster Nähe zu betrachten und Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten, faszinierte uns 🌳🌴🐒🐆🐊.

    Unsere viertägige Dschungeltour führte uns in die mehr als 80 Kilometer von Leticia entfernte Zacambu-Lodge. Diese idyllisch gelegene, rustikale Lodge befindet sich bereits auf peruanischem Boden und wird von einer sympathischen jungen Familie geführt. Zwei Cousins aus dieser Familie erwarteten uns am Anreisetag an der Mündung eines kleinen Nebenflusses des Amazonas. Von dort aus fuhren wir in einem kleinen Boot durch enge und teilweise fast zugewachsene Kanäle zur Lodge 🛶. Unterwegs begegneten wir bereits den ersten wilden Tieren. Diverse Insekten, Spinnen und sogar ein kleiner Frosch fielen zu unserer Freude beim Streifen des dichten Unterholzes in unser Boot und boten sich uns als Fotosujets an 🪲🕷🐸. Aber nicht nur kleine, sondern auch grosse Tiere erwiesen uns bei der Anreise die Ehre. Neben zwei Faultieren (darunter ein junges 🥰🦥) sahen wir auch einen Tukan, viele weitere Wasservögel und unseren ersten Flussdelfin.

    Weitere graue und rosa Flussdelfine sahen wir am Nachmittag, als wir uns mit Jordan, unserem Guide, und Nicola, dem Bootsführer, auf Entdeckungstour begaben 🐬🤩. Wir hätten diesen erhabenen Tieren noch stundenlang zusehen können, wäre diese tropische Hitze nicht gewesen. Der anschliessende Sprung ins kühle Flusswasser kam uns deswegen völlig gelegen und die direkt vom Boot aus gepflückten säuerlichen Camu-Camu-Früchte waren eine wilkommene Erfrischung 💦.

    Nach dem Abendessen ging es nochmals raus. Dieses Mal mit dem Ziel, Kaimane zu finden 🐊. Aufgrund des hohen Wasserpegels ist dies während der Regenzeit kein leichtes Unterfangen und unsere Suche blieb letztlich ergebnislos. Dennoch genossen wir die nächtliche Ausfahrt, den sich im Wasser spiegelnden Mond, das Leuchten der Sterne und die Geräusche unzähliger Insekten, Frösche und Kröten 😃.

    Am zweiten Tag ging es wiederum früh raus. Jordan wollte uns diverse Pflanzen in einem nahegelegenen Waldabschnitt zeigen. Nach einer kurzen Bootsfahrt führte er uns durchs Unterholz und mit einer Machete "bewaffnet" tiefer in den Regenwald rein. Er zeigte uns verschiedene Bäume, Sträucher sowie Dschungelfrüchte 🌴🌱🌸🍈. Einige davon verbreiteten einen süssen Duft, andere rochen leicht nach Vanille. Aus dem weissen Saft des Gummibaums konnten wir selbst ein kleines Gummiarmband herstellen und ein paar Mal flogen sogar handflächengrosse blaue Morphëus-Schmetterlinge direkt vor unserer Nase vorbei 🦋. Dass Jordan ein durchaus geübtes Auge hat, bewies er spätestens, als er hoch oben in den Bäumen einen Ameisenbären entdeckte😯.

    Der nächste Höhepunkt stand am Nachmittag auf dem Programm. Ausgestattet mit einfachen Angelruten und Hühnerhäuten brachen wir zum Piranha fischen auf 🐟🎣. Während Dani von Anfang an Spass hatte, die gefrässigen Fische aus dem Wasser zu ziehen, fand Martina die zappelnden Viecher am Hacken etwas makaber. Die Ausbeute konnte sich aber sehen lassen und zum Schluss reichte es für einen leckeren "Znachtschmaus" mit je einem roten und einem weissen Piranha 😋🍽.

    Wie schon am Vorabend, ging es auch am zweiten Tag nach dem Abendessen nochmals raus. Zuerst mit dem Boot und danach zu Fuss drangen wir immer weiter ins Dickicht vor, auf der Suche nach nachtaktiven Tieren. In der Dunkelheit durften wir dem Tanzen der Leuchtkäfer zusehen, die gelb und hellgrün blinkend herumschwirrten🪲. Auch auf dem Boden war einiges los. Überall entdeckten wir Spinnen in allen Grössen: haarige Taranteln, Skorpion-Spinnen und eine Spinne mit grossen Klauen, die gerade einen Frosch verspiess 🕷🕸.

    Am dritten Tag erhielten wir erstmals Zimmernachbarn. Nachdem wir die vorangehenden Tage die einzigen Gäste der Lodge waren, stiessen nun drei junge Schweizer und zwei Deutsche dazu, welche frühmorgens von Jordan und Nicolas in Leticia abgeholt wurden. Wir durften derweil mit Michael, einem weiteren Familienmitglied, einen anderen Dschungelabschnitt erkunden und waren schockiert, welche Auswirkungen der illegale Holzschlag auf das Ökosystem des Regenwaldes hat. Beinahe alle grossen Bäume wurden in diesem Teil des Dschungels gefällt und über Peru und Brasilien nach Asien verschifft 😢😡. Wie uns Michael erzählte, ist der Dschungel schlichtweg zu gross und die Wasserwege zu weit verzweigt, um das Gebiet mit den vorhandenen Ranger richtig zu schützen. Hinzu kommen Korruption und lasche Gesetze, welche den Handel mit Edelhölzern begünstigen.

    Da inzwischen Danis Magen rebellierte, verzichteten wir an diesem Tag auf die Nachmittagsaktivität und machten es uns stattdessen im traditionellen Rundhaus in zwei Hängematten bequem. Bereits seit November plagten Dani in regelmässigen Abständen Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall 🤮🧻. Am Essen in der Lodge konnte es nicht gelegen haben, wurden wir doch bestens umsorgt und täglich mit einem anderen frischen Fisch aus dem Amazonas und Früchten aus dem Garten verwöhnt. Vielmehr vermutete Dani dieses Mal die in Leticia verspiessenen Rühreier als Übeltäter. Auf jeden Fall wollte er der Sache nach der Rückkehr in die Zivilisation ein für alle Mal auf den Grund gehen und den lästigen "Käfer" endlich loswerden.

    Bioflorin und Urwald-Tinktur sei Dank, durfte sich Dani dann wenigstens auf die Nachtexkursion freuen. Ein weiteres Mal machten wir uns auf die Suche nach Kaimanen 🐊. Die grösseren Exemplare der bis zu fünf Meter langen Tiere verschwanden beim Nähern des Bootes in der Tiefe, weshalb uns Nicolas immer tiefer in die Kanäle hinein navigierte. Michael musste dabei kräftig die Machete schwingen und eine Schneise im zugewachsenen Flussbett schlagen 🔪🌱🌿. Nach und nach näherten wir uns so einem verborgenen kleinen See mit dichtem Schilf und Seerosen. In dieser Vegetation halten sich in der Regel die Jungtiere auf, bis sie gross genug sind, sich im offenen Gewässer zu bewegen.

    Tatsächlich ging es dann dort nicht mehr lange und Michael hievte mit einem geübten Griff ein Jungtier ins Boot. Er erzählte uns ein paar wichtige Fakten zu Kaimanen und erklärte uns die Unterscheidungsmerkmale zwischen Männchen und Weibchen sowie Kaimanen und Alligatoren. Auf dem Rückweg kamen wir in den Genuss eines richtigen Dschungelgewitters ⛈. Der heftige Regen durchnässte uns bis auf die Unterhosen und das offene Boot füllte sich derart schnell, dass Nicola mit einem Kessel Wasser aus dem Rumpf schöpfen musste 💦.

    Am vierten und letzten Tag durften wir mit Michael nochmals einen Hike in einem anderen Teil des Regenwaldes unternehmen. Michael wollte uns unbedingt noch eine Anakonda zeigen und lief mit uns kreuz und quer durch den Regenwald 🐍. Mal mussten wir auf Baumstämmen kleine Bäche überqueren, mal durch Schlammlöcher waten. Zum Glück hatte Michael uns vorgängig mit Gummistiefel ausgerüstet. Leider sahen wir an diesem Tag keine Schlangen, sondern konnten den penetranten, leicht modrigen Duft der Anakonda lediglich riechen 🤢. Dafür waren wir fasziniert, wie Michael auch nach drei Stunden und in unseren Augen gleichbleibender Vegetation die Orientierung behalten konnte 🧭💪. Und wenn schon auf dem Boden nichts los war, dann wenigstens in den Baumkronen. Meistens verriet das laute Rascheln die flinken Kapuzineräffchen, die sich hoch oben von Ast zu Ast angelten 🐒. Da waren die vier kleinen Nachtaffen viel schwieriger zu entdecken. Dicht aneinander gedrängt und mucksmäuschenstill sass das Grüppchen in einer Astgabel und beobachtete uns mit grossen Augen 🤩.

    Wir genossen unsere Dschungelauszeit in vollen Zügen. Die auf hohen Pfählen gebaute und wunderbar gelegene Lodge mit den beiden "Hängemattenhäusern" war für uns ein richtiger Sehnsuchtsort. Die ersten zwei Tage als einzige Touristen in der Anlage verbringen zu dürfen, war für uns ein absolutes Privileg und ein Glücksfall. Auch die deutsch-schweizerische Reisegruppe fanden wir sehr angenehm. Wir schätzten die spannenden Gespräche und die interessanten Reisetipps. So etwas hätten wir uns für die Überfahrt von Panama nach Kolumbien gewünscht 😀.
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  • Lima

    January 8, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 20 °C

    ¡Bienvenido al Perú! Von Anfang an fühlten wir uns sehr wohl in unserem siebten Reiseland. Auch die Hauptstadt Lima entpuppte sich als ziemlich cool und zumindest im Zentrum sowie im Miraflores-Barrio schön "herausgeputzt" und sicher.

    Da wir relativ spontan nach Peru weitergereist waren, mussten wir uns in Lima erst einmal etwas organisieren und uns eine ungefähre Reiseroute zurechtlegen. Den Aufenthalt nutzten wir aber auch für Sightseeing, einen Bummel durch den zentralen Markt sowie den Besuch diverser Touristenshops in der Fussgängerzone 🛍. Ausserdem gönnten wir uns zum ersten Mal ein typisch peruanisches Lomo Saltado und Papas Huancayna 🤤🍽. Einzig das "bisigelbe", zuckersüsse und künstlich schmeckende Inka Cola fand bei uns nicht sonderlich guten Anklang.

    Limas Altstadt war von unserem Hotel aus bequem mit dem Bus erreichbar und auch im Miraflores-Quartier fanden sich zahlreiche gute Restaurants und nette Cafés in Fussdistanznähe 🍜🍸☕. Dani war froh, dass nach mehr als einer Woche sein Magen wieder in Ordnung war und feierte dies mit einer authentischen italienischen Pizza im XXL- Format🍕.

    Auch Martina kam in Lima auf ihre Kosten und konnte ihre Spanischkenntnisse bei Verkaufsverhandlungen unter Beweis stellen. Mit viel Verhandlungsgeschick konnte sie so zwei Wolldecken für die kalten Busfahrten nach Cusco, Arequipa und Nazca erstehen. Dass an diesem Tag noch weitere Käufe dazukamen, versteht sich von selbst 😉 (🛍👑).

    Den letzten Tag vor der Weiterreise nach Cusco wollte Dani unbedingt dazu nutzen, sich wieder einen anständigen Haarschnitt verpassen zu lassen 💇‍♂️. Weder in Panama, noch in Kolumbien hatte er sich getraut, einen Coiffuresalon aufzusuchen. Die Furcht vor einem 0815-Latino-Irokesenschnitt war einfach zu gross 😂 (siehe Beispielbild). Obschon Martina der neue Haarschnitt nicht wirklich überzeugte, war sie dennoch froh, dass der Barbier Dani vor einem Irokesenschnitt bewahrte 🙏😊.

    Ps: Das Bild mit dem typisch kolumbianischen Männerhaarschnitt haben wir hier gefunden: https://elpais.com/elpais/2020/03/10/eps/158384…
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  • Cusco

    January 11, 2022 in Peru ⋅ ☁️ 12 °C

    Cusco - die legendäre Andenstadt und ehemaliges Zentrum des stolzen Inkareiches zieht Touristen aus der ganzen Welt in ihren Bann. Über 1.5 Millionen Reisende besuchten vor der Pandemie pro Jahr die Stadt und unternahmen von dort aus Ausflüge ins Valle Sagrado oder eine Wanderung nach Machu Picchu ⛰.

    Für uns sollte Cusco zur Homebase für die kommenden Tage werden. Wir wollten uns Zeit lassen, um uns an die Höhe von 3'300 Metern über Meer zu gewöhnen und in aller Ruhe durch die verwunschenen Gassen und farbigen Märkte schlendern. Ausserdem mussten wir uns von der 22-stündigen Busfahrt von Lima nach Cusco erholen 🚌. Obwohl wir dank den neuen Wolldecken warm eingepackt waren, erkälteten wir uns auf der Hinfahrt leicht und wollten den lästigen Schnupfen möglichst rasch wieder loswerden🤧.

    Unser Hostal befand sich im Künstlerviertel San Blas, an erhöhter Lage über der Innenstadt und unweit der berühmten Plaza de Armas ⛲. Wir durften ein helles Zimer mit einem grossen Fenster zur Gasse hin beziehen und machten uns sogleich auf zur Entdeckungstour durch die Altstadt. Da wir beide nach der langen Reise hungrig waren, wollten wir zuerst ein gutes Restaurant aufsuchen. Dani kannte sich bei seinem dritten Besuch in Cusco schon bestens aus und wir wurden schnell fündig. Ein leckeres Alpakaspiessli mit Frühlingskartoffeln 🦙🥔 später fühlten wir uns bereits besser, wobei wohl auch der reichlich "gewürzte" Pisco Sour zur guten Laune beitrug 😜🍹.

    So marschierten wir gut gestärkt zum nahegelegenen Handwerkermarkt und feilschten um die Preise für verschiedene Souvenirs und warme Wollpullover. Um einige Soles ärmer und zwei Taschen Mini-Alpakas, Wollmützen und Socken reicher, machten wir uns auf den Nachhauseweg 🛍🧦. Zum Abschluss des Tages gönnten wir uns eine mehr oder weniger erholsame Rückenmassage (in ganz Cusco finden sich kaum beheizte Zimmer - brrr 🥶) und eine warme Suppe in der benachbarten Crêperie 🍲. Bei diesem nasskalten Wetter war die heisse Suppe genau das richtige, bevor wir erschöpft unter die warme Bettdecke schlüpften😴.

    Den nächsten Morgen nutzten wir vorwiegend dazu, uns über die Tourangebote nach Machu Picchu zu erkundigen🏞. Zahlreiche Reisebüros und Strassenverkäufer buhlten mit ihren Angeboten um die Gunst der wenigen Touristen. Wir klapperten mehrere Agenturen ab und verglichen die Angebote miteinander. Obschon wir eigentlich vor hatten den viertägigen Inkatrail zu wandern, haderten wir plötzlich mit dieser Idee. Der Preis schien uns mit knapp 800 Franken im Vergleich mit anderen Angeboten zu hoch 🤔. Zudem hatten wir keine Lust, mit einer Gruppe zwanzigjähriger, selfiestickschwingender Insta-Sternchen nach Machu Picchu zu wandern. Die alternative Salkantayroute kam aufgrund der starken Regenfälle und einiger Hangrutsche ebenfalls nicht mehr in Frage🌧. Nach einigem hin und her entschieden wir uns deshalb dazu, komplett auf eine mehrtägige geführte Wanderung zu verzichten. Stattdessen legten wir uns eine Reiseroute durch das Valle Sagrado zurecht und buchten das Zugticket und den Voucher für den Besuch von Machu Picchu selbstständig. Reisen kann manchmal auch anstrengend sein - insbesondere wenn die Angebotsbreite so gross ist wie in Cusco...

    Am dritten Tag liess sich dann endlich auch einmal die Sonne blicken🌞. Wir nutzten die Gunst der Stunde, um Sacsayhuamán zu erklimmen. Die Überreste der grossen Inka-Festung 🏰 befinden sich 200 Meter oberhalb von Cusco und sind über steile Treppen vom Zentrum aus erreichbar. Beim Aufstieg merkten wir erstmals die Höhe. Uns wurde leicht schwindlig und das Atmen fiel uns schwer 🥴. Oben angekommen brauchten wir deshalb erst einmal eine Verschnaufpause, ehe wir die herrliche Aussicht geniessen konnten. Idyllisch eingebettet zwischen grünen Bergen, gab die Stadt an diesem sonnigen Tag ein wunderbares Fotomotiv ab.

    Überhaupt ist Cusco reich an tollen Fotomotiven. Die Stadt zog Martina von Beginn weg in ihren Bann und Martinas Kameraauslöser klickte praktisch ununterbrochen😉. Auf unseren Spaziergängen entdeckten wir immer wieder schöne Plätze, malerische Gassen und prächtige, auf den alten Inkamauern erbaute Kolonialhäuser. Überall verkauften Einheimische selbstgestrickte Ware, Chicha-Bier und gekochte Maiskolben mit Käse 🧶🥃🌽. An stark frequentierten Orten warteten traditionell gekleidete Frauen auf Touristen, um sich mit ihren farbig geschmückten Alpakas und gegen einen Obulus ablichten zu lassen 📷.

    Mit dem Boleto Turistico und dem Boleto del Circuito Religioso hatten wir zudem Zutritt zu verschiedenen Museen und den berühmten Sakralbauten der Stadt. Von letzteren faszinierten uns vor allem die riesige Kathedrale sowie die Jesuitenkirche⛪. In den beiden Kirchen vermischen sich der Katholizismus und die Inka-Kultur. So war das Jesuskind in der Krippe in einen traditionellen Poncho gekleidet und auf dem grossen Gemälde mit dem letzten Abendmahl assen Jesus und seine Jünger nicht etwa ein Lamm, sondern Cuy (Meerschweinchen 🐹) und Andenfrüchte 🍌🥑🥭. In der Jesuitenkirche zeigte sich uns der unglaubliche Reichtum der damaligen Zeit. Der Jesuitenorden liess beim Bau vor knapp 400 Jahren alle Altare mit Blattgold überziehen und auch die zahlreichen Statuen wurden mit Gold verziert😯. Der goldig glänzende Hauptaltar der Kirche misst sogar stolze 22 Meter!

    Neben viel Kultur und Brauchtum, bietet Cusco aber auch eine abwechslungsreiche Gastroszene 🍴🍸☕. Obschon wir bei der Restaurantwahl nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen, entdeckten wir ein paar wahre "Perlen". Dort genossen wir mutige Neuinterpretationen traditioneller peruanischer Gerichte, saftiges Alpakafleisch sowie würzige Kräutersalate aus den Gärten des Valle Sagrado 🍲🥗😋. LIFE IS GOOD 😀😎😘
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  • Moray und Maras

    January 13, 2022 in Peru ⋅ ☁️ 15 °C

    Einmal mit dem Quad-Töff durch staubige Andenstrassen brausen - warum nicht? Als wir uns in Cusco nach Ausflugsmöglichkeiten nach Moray und zu den berühmten Salineras von Maras erkundigten, kam uns dieses Kombi-Angebot wie gelegen. Und für umgerechnet knapp 22 Franken war dieser Tagesausflug doch fast geschenkt 😀.

    So standen wir am folgenden Tag pünktlich bereit, um zusammen mit anderen Touristen zum Ausgangsort gefahren zu werden. Eine Autostunde und eine kurze Instruktion später, sassen wir beide zum ersten Mal auf einem Quad. Bevor wir auf die "richtige" Strasse durften, mussten wir den beiden Guides aber noch unsere Fahrtauglichkeit beweisen.

    Anschliessend fuhren wir in Einerkolonne und eher gemächlichem Tempo 🐌 nach Moray, wo wir Zeit hatten, uns die von den Inka zu Versuchszwecken gebaute Terrassenanlage anzuschauen. In mehreren bis zu siebzig Meter tiefen Dolinen hatten die Inka kreisförmige Terassen angelegt, um dort Forschung im Anbau von Mais, Getreide und Kartoffeln zu betreiben 🌽🥔. Dabei nutzten sie die durch die Dolinen entstandenen Mikroklimata aus und vergrösserten so ihr Wissen über den Ackerbau. Die Anlage ist wunderschön in die Landschaft eingebettet und wirkte auf uns irgendwie surreal.

    Wie bei solchen Tagesausflügen üblich, war unser Programm dicht gedrängt und wir fuhren wieder zurück zum Hof, wo wir die Quads wieder mit dem Sitzplatz im Reisebus tauschten 🚌. Nun ging es weiter zu den Salineras von Maras. In diesem kleinen Dorf auf 3'000 Metern über Meer gewinnen die Menschen seit über 1'000 Jahren Salz, das von einem kleinen Rinnsal aus dem roten, mineralhaltigen Gestein gespült wird.

    Die warme Salzlake wird in rund 2'500 terassenförmig angelegten, spektakulär gelegenen kleinen Becken gesammelt, wovon jedes einer Familie aus der Region gehört. Anschliessend lassen die Besitzerfamilien die drei bis acht Zentimeter tiefe Salzlake von der Sonne trocknen. Ist dieser Prozess nach einigen Tagen vorüber, wird das übriggebliebene rosa Salz in grosse Säcke abgepackt. Je nach Salzschicht und Qualität landet das Salz als Badesalz oder Speise- und Gewürzsalz in den Verkaufsläden 🛀🧂. In einem kleinen Showroom konnten wir die unterschiedlichen Salze kosten. Sogar schwarze Schokolade mit einem Hauch Fleur de Sel stellt die geschäftige Salzkooperative inzwischen her 😯.
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  • Valle Sagrado

    January 17, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 16 °C

    Pisac, Urubamba, Ollentaytambo: Fünf Tage lang bereisten wir das Valle Sagrado - das heilige Tal der Inkas 🌄. Das auf knapp 2'500 Meter über Meer gelegene, fruchtbare Tal war früher das Herzstück und die "Kornkammer" des ehemaligen Inkareiches. Noch heute wird in der Hochebene Mais angebaut und an den Ufern des Rio Urubambas befinden sich Obst- und Gemüsegärten 🌽🍐🍅. Auch die alten Inkaterrassen an den steilen Hängen der Anden-Cordillera werden nach wie vor genutzt. Unterschiedliche Kartoffelsorten, Quinoa und Amarant gedeihen in dieser Höhe prächtig.

    Das Valle Sagrado ist bekannt für sein reiches Inka-Erbe: Spektakulär gelegene Zitadellen, Wehrtürme und Tempelanlagen finden sich gleich an mehreren Orten. Die terrassierten Hänge erinnern ein bisschen an das Lavaux-Gebiet - nur dass in Peru anstelle von Weinreben Kartoffelstauden das Landschaftsbild prägen 🍇🥔. Und in Ollantaytambo ist der Ortskern nach wie vor so erhalten, wie ihn die Inkas vor über 600 Jahren angelegt hatten.

    Nach intensiven Markt- und Sightseeing-Tagen in Cusco genossen wir die Ruhe im Valle Sagrado. Im Städtchen Pisac gönnten wir uns ein tolles Hotel mit einem angegliederten Feinschmecker-Restaurant 😋🍽. Jeweils abends genossen wir dort am Kaminfeuer regionale Spezialitäten wie Lomo Saltado (Rindsfiletstreifen mit Grillgemüse und Reis), Trucha con Papas (Gebratene Forelle mit Frühlingskartoffeln) oder Sopa de Quinoa (Brühe mit Gemüseeinlage und Quinoa) 🥘🍛.

    Pisac war für uns auch der Ausgangsort für eine ausgedehnte Wanderung zur hoch oben gelegenen Inka-Zitadelle ⛰🏰. Der Wanderweg führte uns an Gärten und einfachen Behausungen vorbei zu einer steilen Treppe. Von dort aus ging es immer weiter nach oben, bis wir die Inka-Terrassen und später die Ruinen erreichten. Der Ausblick auf Pisac und das Tal war einfach fantastisch. Den ganzen Tag über begegneten wir kaum anderen Touristen, was das Erlebnis für uns noch intensiver machte 😀.

    Ansonsten war Pisac aufgrund der Grossbaustelle auf der Plaza de Armas wenig sehenswert. Fast alle den Hauptplatz umgebenden Cafés und Restaurants hatten wegen den Bauarbeiten geschlossen und der berühmte Artesanias-Markt wurde in ein Provisorium verlegt. Das hielt uns selbstverständlich nicht von einem ausgiebigen Besuch ab. Schliesslich galt es nochmals ein paar Geschenke für zu Hause zu besorgen und auch das Verhandeln der Preise machte uns Spass 🎁💸.

    Daneben wollten wir in Pisac endlich herausfinden, was es mit den verschiedenen Wollqualitäten auf sich hat und warum einige Produkte ein Vielfaches teurer sind 🧐. Während wir reine Alpakawolle von Schafwolle noch zu unterscheiden vermochten, war bei sogenannten Mischgarnen definitiv Schluss. Viele der angebotenen Pullover, Schals und Mützen weisen gerademal einen Anteil von 10 Prozent Alpakawolle auf, während der Rest entweder aus Baumwolle, synthetischen Garnen oder im besten Fall Schafwolle besteht 🧶. Vieles wird trotzdem als Alpaka-Produkt angepriesen. Allerdings steht man hier auch als Tourist etwas in der Pflicht. Ausnahmslos alle Verkäuferinnen und Verkäufer geben nämlich gerne Auskunft über die verschiedenen Wollqualitäten und Herstellungsmethoden ihrer Ware. Denn auch bei letzterem gilt es aufzupassen. Längst nicht alles ist handgestrickt oder wird mit dem mechanischen Webstuhl zuhause produziert 🤔. Insbesondere bei den ultragünstigen Handschuhen, Mützen und Strickpullover handelt es sich um industriell gefertigte Massenware. Wer jedoch bereit ist, mehr Zeit und Geld zu investieren, findet aber überall tolle, qualitativ hochstehende und in Heimarbeit hergestellte Produkte.

    Bei solch ausgedehnten Marktbesuchen entstehen immer auch interessante Gespräche. Wir geniessen diese spannenden, bereichernden und oftmals auch berührenden Unterhaltungen. Sie ermöglichen uns einen Blick "hinter die Kulissen". In Pisac erfuhren wir auf diese Weise nicht nur mehr über die Herstellung der Wollprodukte, sondern auch den Lebensalltag der Menschen 🥰.

    Nach drei Tagen in Pisac fuhren wir weiter ins knapp 60 Kilometer entfernte Ollantaytambo.
    Auf der Fahrt kamen wir in Lamay vorbei. In Lamay dreht sich so ziemlich alles um Cuy (Meerschweinchen) 🐹. Die bei uns als niedliche Haustiere gehaltenen Nager gelten im ganzen Andenraum als Delikatesse und werden gebraten, geschmort oder frittiert angeboten🍖. Anders als wir vermutet hatten, ist Cuy in Peru nichts Alltägliches und viel teurer als Alpaka- oder Rindsfleisch. Viele peruanische Familien halten deshalb zuhause Meerschweinchen, um diese dann zu speziellen Anlässen, wie hohen Feiertagen oder Geburtstagen aufzutischen. Da wir gerade vom Frühstück kamen, verzichteten wir auf den Leckerbissen und vertagten unseren Selbstversuch auf später 😜.

    Ollantaytambo ist für die meisten Peru-Reisenden nur ein Zwischenhalt auf dem Weg nach Machu Picchu. Dabei hat dieser malerische Ort weit mehr zu bieten als den Hauptbahnhof von PeruRail und Inca Rail 🚂🏫. Die Anordnung der Häuser, die engen Gassen und die Bauweise entsprechen weitestgehend dem Ortsbild wie zu Zeiten der Inkas. Zudem ist die Ortschaft spektakulär eingekesselt von hohen Gipfeln, welche auf zwei Seiten mit mächtigen Inka-Festungen bewehrt sind.

    Neben der wunderschönen Altstadt, den Inka-Festungen und den Tempel-Ruinen gibt es in Ollantaytambo einen sehenswerten Handwerkermarkt. Frauen und Männer aus den umliegenden Dörfern verkaufen auf dem Markt ihre kunstvoll gewobenen Stoffe, aufwändig geknüpfte Bänder und traditionelle Instrumente 🪡🧵🪕. Mit den einfachsten Mitteln und Wekzeugen und ohne Anleitung weben die Frauen aufwendige Stoffe. Die Muster werden dabei von Generation zu Generation weitergegeben. Eine der Marktfrauen erzählte uns stolz, dass sie ihre Tochter bereits im Alter von zehn Jahren in die Webkunst eingeweiht hat 😯. Für uns ist es immer wieder faszinierend zu sehen, wie in Peru Tradition und Moderne nebeneinander existieren.
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  • Arequipa

    January 23, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 19 °C

    Arequipa- "La Ciuadad Blanca". Die zweitgrösste Stadt Perus lockt mit einladenden Flaniermeilen, hübschen Stadthäusern aus weissem Sillar-Gestein und einer der grössten Kathedralen Lateinamerikas ⛪. Daneben verfügt Arequipa über eine lebendige Gastroszene und gilt als idealer Ausgangsort zum eindrücklichen Colca Canyon.

    Nach eher kühlen Tagen in Cusco freuten wir uns auf das mildere Klima in Arequipa 🌞. Dieses Mal buchten wir ein Zimmer in einem klassischen Backpackers-Hostal. Erfahrungsgemäss lassen sich an solchen Orten eher Gleichgesinnte treffen und Reiseerfahrungen austauschen. Wir hofften, im Hostal Informationen zu den unterschiedlichen Formularen für die Einreise nach Bolivien zu erhalten. Zudem bereitete uns die unklare Situation an der Grenze zwischen Bolivien und Argentinien nach wie vor Kopfzerbrechen🤯.

    Was wir bei dieser Überlegung jedoch völlig ausser Acht liessen, war die Tatsache, dass es in Arequipa weitaus weniger Touristen gibt, als in Cusco🤦. So waren wir denn bis auf eine peruanische Reisegruppe und ein französisches Pärchen die einzigen Gäste.

    Unser Recherche-Marathon im Internet war somit noch nicht zu Ende. Während die Vorschriften bei der Einreise über die internationalen Flughäfen noch einigermassen verständlich kommuniziert werden, präsentiert sich die Situation an den Landgrenzen völlig anders. Die Regelungen ändern gefühlt täglich gelten dann aber meistens nicht für alle Grenzübergänge🤔. Ebenfalls spielen korrupte Beamte eine wichtige Rolle, was zu einem regen Verkehr über die "grüne Grenze" führt. Letztlich sind sich auch die einzelnen Länder nicht immer einig. So öffnete Peru zeitweise die Grenze nach Ecuador, während Ecuador dieselben Grenzübergänge gegenüber Peru geschlossen hielt. So oder so bleiben Grenzübertritte für uns eine spannende und mitunter stressige Angelegenheit 😬.

    Obschon Arequipa einen gewissen Charme versprüht, fesselte die Stadt uns nicht von Beginn weg. Der zentrale Platz mit der gewaltigen Kathedrale, den reich verzierten weissen Fassaden und den Restaurants lud zwar zum Verweilen ein, aber uns fehlte das Leben und geschäftige Treiben von Cusco. So reduzierten wir unsere Sightseeing-Aktivitäten auf ausgedehnte Spaziergänge durch die Altstadt sowie den Besuch des Anden-Museums und der riesigen Klosteranlage von Santa Catelina ⛪.

    Ersteres ist die Ruhestätte der berühmtesten Mumie Perus. Wie Ötzi wurden die sterblichen Überreste von Juanita per Zufall von einem Wanderer gefunden und später geborgen. Anders als bei Ötzi handelte es sich bei Juanita aber um ein Menschenopfer, dass die Naturgötter der Inkas besänftigen sollte. Mehrere dutzend weitere solche Mumien wurden rund um die drei Vulkane Misti Chachani und Picchu Picchu gefunden⛰. Heute geht man davon aus, dass die Inka die Menschenopfer jeweils nach grossen Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüchen, Erdbeben oder Überschwemmungen darbrachten 🌋🌊. Dabei handelte es sich ausschliesslich um Kinder aus adeligen Familien. Diese wurden in speziellen "Schulen" auf ihr späteres Schicksal vorbereitet. Ihre Grabstätten blieben über die Jahrhunderte unversehrt und das trockene Andenklima führte zur Mumifizierung der Leichname. Viele Grabbeigaben, wie die reich bestickten Textilien, kleine Puppen und Gegenstände aus Gold und Silber können mittlerweile im Museum besichtigt werden. Der Besuch des Museums war für uns faszinierend und abstossend zugleich. Menschenopfer sind für uns etwas unvorstellbares obwohl wir wissen, dass es ähnliche Riten vor tausenden von Jahren auch in Europa gab.

    Eine weniger beklemmende Geschichte erzählte uns die gewaltige Klosteranlage von Santa Catelina. Der Komplex erstreckt sich über mehr als 20'000 Quadratmeter und war bis zu seiner Öffnung für die Bevölkerung vor fünfzig Jahren eine autarke Siedlung innerhalb der Stadt Arequipa. Hinter hohen Mauern gab es für die Klosterfrauen eigene Läden, Bäckereien und kleine Parkanlagen⛲. Im Laufe der Zeit wurde die Anlage immer wieder erweitert oder nach heftigen Erdbeben neu aufgebaut. Ein Teil des Klosters steht heute für Besucherinnen und Besucher offen und die farbigen Gässchen sind ein beliebtes Fotosujets bei Brautpaaren 👰🤵‍♂.

    Neben Sightseeing und Spaziergängen liessen wir es uns nicht nehmen, Arequipa auch kulinarisch zu entdecken🍴🤤. Wie an anderen Orten zuvor, gab es in Arequipa ein pandemiebedingtes Beizensterben. Viele der im Reiseführer erwähnten Betriebe waren entweder temporär oder für immer geschlossen. Trotzdem entdeckten wir einige "Perlen". Im veganen Sushi-Restaurant kehrten wir gleich zweimal ein und der in derselben Strasse ansässige Türke vermochte uns ebenfalls zu überzeugen 🍣🌯. Lediglich von den Restaurants am zentralen Platz waren wir enttäuscht. Komplett auf Touris ausgerichtet, stand hier der übliche Einheitsbrei auf der Karte und die Qualität der Speisen liess mehr als zu wünschen übrig. Eigentlich hätten wir dies wissen müssen 🙈🙉🙊.
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  • Colca Canyon

    January 25, 2022 in Peru ⋅ ☁️ 9 °C

    Die Laguna 69, der Salkantay und der Colca Canyon sind laut unserem Guide die drei eindrücklichsten Wanderziele Perus! Erstere lag abseits von unserer Reiseroute, den Salkantay hat Dani schon vor Jahren besucht und das Colca-Tal wollten wir auf dieser Reise durchwandern🥾. Die meisten Touren zur weltweit dritttiefsten Schlucht starten vom 97 Kilometer entfernten Arequipa aus. Für uns war klar, dass wir den Colca Canyon nicht nur von einem Aussichtspunkt bestaunen, sondern zu Fuss erkunden wollten. Daher buchten wir eine zweitägige Tour, mit Übernachtung in der Oase Sangalle🌴.

    Als wir morgens um 4.00 Uhr von einem Minibus abgeholt wurden, wussten wir noch nicht genau, was uns erwarten würde. Hellwach waren alle spätestens dann, als eine junge Australierin auf knapp 5'000 m.ü.M. kurz ohnmächtig wurde und von ein paar Mitreisenden gerade noch rechtzeitig gestützt werden konnte😯. Die Höhe setzte auch einer weiteren jungen Frau zu, die mit Atemproblemen zu kämpfen hatte. Der Fahrer und die verantwortliche Tourbegleiterin blieben ruhig und gaben Watte mit Mentholduft zum Riechen. Sie waren sich offensichtlich an solche Zwischenfälle gewohnt. Bald war der höchstgelegene Abschnitt der Anreise überwunden. Nach einem kurzen Frühstücks- und WC-Stopp fühlten sich die Meisten wieder sichtlich gestärkt. Die Fahrt führte im Anschluss weiter über diverse Andenpässe bis zum Ausgangspunkt der Wanderung⛰️🏔.

    Aus dem Busfenster sahen wir die riesigen Kakteen und die tolle Landschaft, was in uns die Wanderlust weckte. Bevor wir zur Wanderung aufbrachen, stoppten wir beim berühmten Cruz del Condor🦅. Zusammen mit vielen Tagestouristen genossen wir erstmals den gewaltigen Panoramablick in die 1'200 Meter tiefe Schlucht (gemessen vom Rand der Schlucht bis zum Fluss). Der Name der Aussichtsplattform lässt erahnen, dass sie vorallem für das Beobachten von Andenkondoren bekannt ist. Jedoch braucht es etwas Glück, diese mächtigen Vögel, die eine Flügelspannweite von 2-3 Metern aufweisen, zu sichten. Wenigstens einen aus der Ferne bekamen wir zu diesem Zeitpunkt zu Gesicht🤩.

    Beim Ausgangspunkt zur Wanderung, auf 3'300 m.ü.M., warteten mehrere Guides. Touristen aus mehreren Kleinbussen wurden den verschiedenen Wanderleitern zugeteilt und kurze Zeit später ging es los. Bereits nach wenigen hundert Metern eröffnete sich eine spektakuläre Aussicht auf den Fluss, umgeben von bis zu 5'200 Meter hohen Bergen🏞. Nachdem einige Fotos geknipst waren, war klar, dass es von da an für eine Weile ununterbrochen nur noch steil bergab gehen würde. Über 1'000 Höhenmeter stiegen wir während zirka zweieinhalb Stunden auf einem schmalen Zickzackweg immer tiefer und tiefer in die Schlucht hinunter, bis wir schliesslich beim Rio Colca, auf 2'100 m.ü.M. ankamen.

    Während einige unserer Sechsergruppe das Ziel hatten, möglichst schnell unten anzukommen, stand bei anderen der Weg als Ziel im Vordergrund. Immer wieder wurden wir von neuen Perspektiven auf die Schlucht und die imposanten, fast senkrechten Felswände überwältigt. Martina musste regelmässig kurz innehalten und einfach nur staunen. Ach ja und natürlich auch ab und zu ein Foto knipsen... 📷😉. Spätestens als mehrere der mächtigen Andenkondore am Himmel auftauchten, machten auch die restlichen Gruppenmitglieder kurz Pause, um den eindrücklichen Geiern beim Drehen ihrer Runden zuzusehen.

    Zum Glück durften wir alle in unserem individuellen Tempo wandern. Dies führte dazu, dass bald sämtliche Gruppen komplett durchmischt waren. Vom Rio Colca aus dauerte die Wanderung nochmals rund zwei Stunden bis zum Mittagsrast. Die Route führte auf der anderen Seite des Flussufers über eher flacheres Gelände bis zu einer kleinen Siedlung🏡.

    Während der Mittagspause spürten wir zwar, dass wir bereits einige Kilometer in den Beinen hatten. Die Tatsache, dass fast ununterbrochenes, mehrstündiges bergabwandern wirklich anstrengend ist, wurde uns jedoch erst am Nachmittag bewusst. Während etwas mehr als zwei Stunden ging es nochmals einige hundert Höhenmeter bergauf und bergab. Unser Wanderleiter Carlos sorgte mit seinem Humor, einigen Infos über die Flora und Fauna sowie der Degustationen von wildwachsenden Früchten für gute Laune🍊🍐🫐.

    Schon bald konnten wir die Sangalle-Oase (auf 1900 m.ü.M.) sehen. Sogar der vielversprechende Pool unserer Unterkunft leuchtete uns entgegen 🏊‍♂️🥰. Doch der Weg dorthin war etwas heimtükisch. Hinter jeder Haarnadelkurve kam eine weitere und noch eine und noch eine. Zwischendurch kamen wir an einem Wasserfall vorbei. Doch statt etwas Wasser aus der Distanz zu bestaunen, sehnten sich die Füsse nach einer richtigen Abkühlung💧🦶.

    Im Gegensatz zur sehr bescheidenen Unterkunft, inklusive Skorpion im Zimmer, machte die Aussenanlage einen sehr luxuriösen Eindruck🦂😯. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass alles Baumaterial mühsam mit Maultieren nach unten gebracht werden musste🐴. Der Grund, dass hier fast jede noch so spartanisch ausgestattete Unterkunft über einen Pool verfügt, liegt ebenfalls auf der Hand: Die Oase Sangalle liegt an einer Quelle, welche natürliches Thermalwasser spendet. Doch der Begriff "Thermal" trügt: Das Wasser ist nämlich gerade Mal 18 Grad Celsius warm. Brrr🥶... Also nichts mit einer angenehmen Entspannung nach einem rund achtstündigen Wandertag...

    Müde legten wir uns an diesem Abend rechtzeitig ins Bett, um am nächsten Tag wieder fit zu sein🛌. Denn der nächste Tag hatte es in sich. Nach dem Motto, alles, was man Mal heruntersteigt, gilt es wieder hoch zu steigen, erwarteten uns etwas mehr als 1'000 Höhenmeter. Doch bei angenehmen Temperaturen und optimalen Wetterbedingungen lief der Aufstieg wie am Schnürchen. Eine Pause gönnten sich die wenigsten. Ein paar Fotos gab es natürlich trotzdem📷😉. Schliesslich wollte Martina die Diversität der hier wachsenden Kakteen festhalten und ein paar Makroaufnahmen der Kaktusblüten knipsen🌵🌸.

    Nach einem erfolgreichen Aufstieg fühlten wir uns alle erfüllt und unser Wanderleiter Carlos war sichtlich stolz auf uns. Offenbar kommt es oft vor, dass sich Touristen beim Antritt zu dieser Wanderung überschätzen. Einige erreichen daher den Zielpunkt auf Maultieren statt mit ihren eigenen Füssen🐴🦶.

    Die äusserst lohnenswerte Wanderung liessen wir am frühen Nachmittag bei einem entspannenden Bad in den Baños Termales de Chacapi ausklingen👙🩳💧. In dieser in die Natur eingebettete Badeanlage konnte unsere Gruppe den Steinpool mit dem wärmsten Wasser sogar für eine Weile für sich beanspruchen😎. Erfüllt genossen wir das angenehme, 38 Grad warme Wasser😍.
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  • Nazca

    January 26, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 26 °C

    Einmal über die geheimnisvollen Zeichnungen im Wüstensand hinweggleiten: Was für Martina als einmaliges Abenteuer galt, löste bei Dani Herzklopfen und Unbehagen aus. Dennoch wollten wir die weltbekannten Linien unbedingt sehen - sei es aus der Luft oder vom Aussichtsturm herab.

    Wir liessen deshalb bis zu unserer Ankunft in Nazca offen, ob wir den Rundflug im Kleinflugzeug tatsächlich machen würden 🛩. Dass wir dann aber zwei Stunden nach der Ankunft im Hotel und mit einer anstrengenden elfstündigen Busfahrt in den Knochen um zehn Uhr morgens bereits in einer klapprigen Cessna sitzen würden, hätten wir uns nicht zu erträumen gewagt. Die Buchungszusage muss wohl noch im Halbschlaf erfolgt sein 😂.

    Jedenfalls ging alles Schlag auf Schlag. Der Chaffeur holte uns im Hotel ab, dann mussten wir beide auf die Waage steigen, um zu verhindern, dass die maximale Ladelast überschritten wird und anschliessend erläuterte uns der Airline-Betreiber nochmals die Flugroute 🚕⚖🗺. Exakt 48 Flugminutenund 18 verschiedene Zeichnungen erwarteten uns, darunter der weltberühmte Astronaut, der Kolibri oder die Spinne. Wir waren gespannt und aufgeregt!

    Gemeinsam mit zwei Argentinierinnen und einem Deutschen warteten wir an der Flugpiste auf unser Flugzeug und durften wenig später direkt hinter den beiden Piloten Platz nehmen. Als erstes mussten wir uns die Headsets aufsetzen 🎧. Ohne diese wäre der Lärm des Propellers kaum auszuhalten gewesen und wir hätten die Infos zur jeweiligen Zeichnung verpasst. Bevor es losging, gaben die die beiden Piloten noch letzte Sicherheitsinstruktionen und Hinweise zum Flug. Keine zehn Minuten später flogen wir bereits auf einigen hundert Metern Höhe und die Stadt verschwand am Horizont 🛫.

    Während einer der Piloten die Maschine steuerte, erklärte der andere uns die Sandzeichnungen. Einige, wie der Walfisch, waren von dieser Höhe aus kaum zu sehen 🐋. Bei anderen, wie dem Kompass, hatten wir auf den ersten Blick Mühe, das Sujet zu erkennen. Zum Glück flogen wir mehrmals über die einzelnen Zeichnungen und bei beinahe vertikaler Position der Flügel konnten wir diese in ihrer vollen Pracht bestaunen🤪.

    Wir waren fasziniert von den Ausmassen der teilweise sehr detailreichen Scharrbilder (Petroglyphen). Die grösste Zeichnung misst ganze dreihundert Meter! Wie es die Menschen vor tausenden von Jahren fertig gebracht haben, mit solcher Präzision Linien in den Wüstensand zu schaben und zu prachtvollen Kunstwerken zusammenzufügen, beindruckte uns mehr als einmal ⛏. Dies auch im Wissen darum, dass die Erschaffer ihre Werke nie von oben betrachten konnten 🛩.

    Archäologen unterscheiden mittlerweile zwischen zwei Phasen, in welchen die Bilder erschaffen wurden. In der ersten Phase vor 2'200 bis 2'800 Jahren entstanden die zumeist kleineren, dafür filigraneren Figuren. Dazu gehören der Kolibri, der Kondor, der Affe, der Walfisch, die Spinne, der Papagei oder die Hand, welche auch vom Beobachtungsturm an der Panamericana aus zu sehen ist. Alle diese Sujets hatten eine wichtige Bedeutung für die Menschen der damaligen Paracas- und Nazca-Kultur 🦅🐋🐒🕷.

    In einer späteren Phase kamen vor circa 1'500 Jahren weitere, von der Dimension her viel grössere viereckige und trapezförmige Scharrbilder hinzu ◻🔻. Diese geometrischen Formen und die teilweise mehrere Kilometer langen Linien bedecken heute weite Teile der Region rund um Nazca und sehen wie antike Landebahnen aus, die kreuz und quer in der Wüste liegen. Auch wenn wir keiner der Theorien Erich von Dänikens Glauben schenken, können wir seiner Idee eines gewaltigen Flughafens für Ausserirdische zumindest vom Bild her einiges abgewinnen 🛸👽. Der fröhlich von der Hügelflanke winkende Astronaut unterstützt dieses Hirngespinnst zusätzlich 👩‍🚀😉.

    Wir beide genossen den Rundflug in vollen Zügen. Nach einer Dreiviertelstunde waren wir aber dennoch froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben und freuten uns auf einen kühlen Softdrink und etwas zwischen die Zähne. Leider enden nicht alle Flüge so gut, wie wir rund zehn Tage später erfuhren. Offenbar stürzte eine Woche nach unserem Rundflug ein Kleinflugzeug kurz nach dem Start aufgrund eines technischen Defekts ab. Alle Passagiere kamen dabei ums Leben.

    Auf den adrenalingespickten Morgen folgte ein gemütlicher Nachmittag. Für eine Erkundungstour zu den nahegelegenen Ruinen der Paracas-Kultur war es uns schlichtweg zu heiss 🌞. Deshalb entschlossen wir uns kurzerhand für den Besuch des Museo Didactico Antonini. Das nach einem italienischen Archäologen benannte und vom italienischen Staat finanziell unterstützte Museum beherbergt eine grosse Sammlung an Artefakten aus der Paracas- und Nazca-Kultur. Neben farbig verzierten Töpfen und den Resten kunstvoll gewobener Stoffe, gehörten auch Schädeln von Menschenopfern zu den Ausstellungsstücken💀. Einmal mehr wurden wir an das raue Klima und den unzimperlichen Umgang mit Leben und Tod in der damaligen Zeit erinnert.
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  • Huacachina

    January 27, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 30 °C

    Oasen gibt es nicht nur in der Sahel-Zone, sondern auch in anderen Wüstenregionen der Erde🌍. Die wohl bekannteste Oase Perus ist Huacachina. Unweit der nächstgrösseren Ortschaft Ica gelegen, tummeln sich in Huacachina nationale und internationale Touristen👩‍🦰👨🏿👨‍🦲.

    Ringsherum um den kleinen Wüstensee (muss inzwischen übrigens künstlich bewässert werden) reiht sich Hotel an Hotel und der Promenade entlang befinden sich zahlreiche Restaurants. Baden im See ist nicht gestattet, dafür gibt es aber Pedalos und Ruderboote, die für wenig Geld gemietet werden können 🚣‍♀️. Die weitaus spektakulärere Attraktion von Huacachina sind aber die grossen bis 300 Meter hohen Sanddünen, welche die Oase umgeben. Adrenalinjunkies können dort ihren Hunger nach Action mit rasanten Fahrten im Strandbuggy stillen.

    Auf dieses Abenteuer wollten wir natürlich nicht verzichten und buchten uns zwei Plätze für die Sonnenuntergangsfahrt 🌅. Von unserer Freundin Ka wussten wir, dass die Wüstentour je nach Fahrer ein ziemliches Horrorerlebnis sein kann 🥴. In unserem Fall schienen aber sowohl Fahrer, wie auch Fahrzeug in Ordnung gewesen zu sein. Das Anlegen der Sicherheitsgurte wurde sorgfältig kontrolliert und auch unsere Kontaktdame aus der Agentur bemühte sich sichtlich um unser Wohlbefinden.

    Wenig später liess der Fahrer den Motor aufheulen und der Wind bliess uns den feinen Wüstensand ins Gesicht 💨. Wir genossen das tolle Panorama und die unwirkliche Wüstenlandschaft. Von einem Adrenalinkick konnte aber nicht die Rede sein. Unser Fahrer war keineswegs ein Draufgänger und chauffierte uns in eher gemächlichem Tempo über die Dünen.

    Das gross angekündigte Sandboarding in der Mitte der Tour war zwar lustig, hatte aber nichts mit Boarden zu tun 🎿. Anstelle die Dünen auf dem Brett stehend hinunter zu flitzen, nutzten wir die Holzbretter als Schlitten 🛷. Alles andere hätte wohl auch unweigerlich zu komplizierten Knochenbrüchen geführt - die Snowboards waren nämlich nichts anderes als gewachste und lackierte Holzbretter mit zwei Stoffschlaufen 😬.

    Nach knapp vierzig Fahrminuten und zwei Schlittelrunden war das Abenteuer "Sandbuggy" bereits vorbei. Für uns hätte die Fahrt ruhig etwas schneller und waghalsiger sein dürfen. Das erhoffte Achterbahn-Feeling und der Nervenkitzel blieben leider gänzlich aus 😞.

    Offenbar gibt es bei den Dünenfahrten grosse Unterschiede. Wer in naher oder ferner Zukunft eine Reise nach Huacachina plant, sollte sich deshalb vor der Buchung etwas kundig machen über die Fahrzeuge und die Reputation der jeweiligen Agentur. Gegen einen Aufpreis vermieten die Agenturen zudem komplette Snowboardausrüstungen. Ob sich diese Investition für den eher kurzen Ausflug in die Dünen lohnt, bezweifeln wir aber.
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  • Paracas und Islas Ballestas

    January 28, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 21 °C

    Galapagos para los pobres - so werden die Islas Ballestas von den Peruanerinen und Peruanern genannt. Wer es nicht bis nach Ecuador schafft, kann auf dieser, nur wenige Kilometer vor der Küste Perus gelegenen Inselgruppe eine artenreiche Tierwelt mit unzähligen Wasservögeln, seltenen Humboldt-Pinguinen und riesige Gemeinschaften von Seelöwen vorfinden 🐦🐧🦭.

    Da wir uns in Kolumbien schweren Herzens gegen den Besuch von Ecuador und den Galapagos-Inseln und für die unkompliziertere Weiterreise nach Peru entschieden haben, wollten wir uns zumindest "Galapagos light" nicht entgehen lassen. Den Tagesausflug buchten wir von Huacachina aus mit derselben Agentur wie die Strandbuggy-Fahrt.

    Pünktlich um sechs Uhr morgens standen wir vor dem Eingang unserer Unterkunft bereit. Ein Minibus war jedoch weit und breit nirgends zu sehen. Geschlagene 60 Minuten und zwei WhatsApp-Calls später wurden wir dann dennoch abgeholt. Offenbar gab es mechanische Probleme mit dem Bus🔧🚐.

    Zusammen mit einem spanischen Päärchen waren wir die einzigen nicht aus Südamerika stammenden Fahrgäste und gleichzeitig die einzigen Nicht-Muttersprachler. Die Infos unseres Guides flossen denn auch mehrheitlich in spanisch und dann auch noch in einem Tempo, bei dem es uns förmlich schwindlig zu werden schien 🤯. Immerhin konnten wir uns den Tagesablauf +/- zusammenreimen. So stand neben der Bootsfahrt zu den Islas Ballestas auch der Besuch des Paracas-Nationalparks und ein Abstecher zu einem beliebten Badestrand auf dem Programm 🏖👙🩳. Wir waren gespannt, was uns alles erwarten würde, sind wir doch beide nicht unbedingt Fan von solchen organisierten "Kaffeefahrten".

    Am Hafen von Paracas waren wir dann überrascht, so viele mehrheitlich peruanische Touristen anzutreffen. Die Islas Ballestas schienen tatsächlich ein beliebtes Ausflugsziel zu sein und wir vermochten uns nicht auszumalen, wie hektisch und vollgestopft es hier vor der Pandemie zu und herging. Gemeinsam mit etwa 30 anderen Passagieren wurden wir dem Steg entlang auf ein zweimotoriges Schnellboot geschleust. Die Fahrt begleitete zu unserer Freude ein perfekt englisch sprechender Naturkundler.

    Das erste "Etappenziel" war "La Candelaria", eine an einen Kerzenständer erinnernde, riesengrosse Zeichnung im Sand 🕎. Gemäss unserem Guide stammt diese Zeichnung aus derselben Zeit, wie die Nasca-Linien. Ob die Zeichnung nur einen rituellen Zweck erfüllte oder auch als eine Art Orientierungspunkt für die damaligen Fischer und Seefahrer diente, ist offenbar noch immer Gegenstand der Forschung🔬.

    Nach diesem Abstecher in die frühe Geschichte Perus, fuhren wir von der Halbinsel aufs offene Meer und wurden dabei Zeugen eines wahrhaftig eindrücklichen Naturschauspiels. Über uns flogen plötzlich tausende von Wasservögel zur selben Stelle im Meer, um sich dort an den reichen Fischbeständen zu bedienen 🐟🐠🐡. Zu hunderten schossen die Kormorane fasst vertikal ins Wasser und zahlreiche Möwen machten ihnen dabei die Beute streitig.

    Dieser kurze Vorgeschmack auf die Islas Ballestas hielt nicht lange - so schnell die Vögel aufgetaucht waren, so schnell waren sie auch wieder weg. Kaum tauchten die markanten, vom Guano (Vogelkot) weissgetünchten Felsen am Horizont auf, herrschte aber auch über unseren Köpfen wieder Hochbetrieb 🦤🐦. Unser naturkundiger Guide hatte uns nicht zu viel versprochen: So viele Vögel auf einem Fleck hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch nie gesehen 😲 . Und die Vögel waren nicht alleine. Bevor wir ihre schwerfälligen Nachbarn sehen konnten, stieg uns ihr "beissender" Duft in die Nase. Ganze Kolonien von Seelöwen bevölkern die Steinstrände, Höhlen und flachen Felsen der Inseln 🦭. Sie sonnen sich, liegen zu dutzenden aneinandergezwängt in den Buchten oder machen im Wasser Jagd auf Sardinen. Die putzigen, hellbraun gefärbten Jungtiere leben in sogenannten "Schulen" und werden von mächtigen Männchen beschützt, welche sich bei den nähernden Touristenboote bedrohlich in die Höhe recken.

    Hoch oben auf den Felsen zeigten sich dann endlich auch die eigentlichen "Helden" des Tages. Ohne Hilfe unseres Guides hätten wir die kleinen Humboldt-Pinguine 🐧 wohl nicht entdeckt und von den anderen Vögel unterscheiden können. Erst als sie sich bewegten und über die scharfen Felskanten watschelten, waren sie auch für uns sichtbar. Die Humboldt-Pinguine sind die einzige so weit nördlich lebende Piguinenart. Sie leben hier aufgrund der speziellen, durch den Humbldtstrom bedingten, klimatischen Bedingungen.

    Ähnlich wie bei den Äffchen im Regenwald Costa Ricas, hätten wir den tollpatschigen Pinguinen und den Seelöwen noch lange zuschauen können. Dies liess jedoch der straffe Zeitplan nicht zu und unser Schiff musste pünktlich wieder im Hafen sein, damit wir mit dem Bus in den Paracas-Nationalpark weiterfahren konnten 🕑.

    Ein Nationalpark, der zu einem Drittel aus Sandwüste und zu zwei Dritteln aus Wasser besteht, tönte für uns zu Beginn etwas komisch. So assoziieren wir mit Nationalparks ja in erster Linie eher eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, als eine karge Wüstenlandschaft 🏜. Vor Ort wurden wir dann aber schnell eines Besseren belehrt. Vom Aussichtspunkt genossen wir einen fantastischen Blick auf die starken Farbkontraste beim Zusammentreffen der weiss-gelben Wüste, des roten Sandstrandes und des tiefblauen Pazifiks. Die Playa Roja war denn auch der zweite Höhepunkt des Tages und wir konnten uns an den intensiven Farben kaum satt sehen 🟨🟥🟦. Als wir eine Gruppe junger Deutscher trafen, die den Nationalpark mit Buggies erkundigten, bereuten wir es, den Ausflug nach Paracas nicht auf eigene Faust unternommen zu haben.

    Trotzdem bietet ein geführter Ausflug auch diverse Vorzüge. Wir müssen uns nicht um die Bustickets kümmern, uns mit unzuverlässigen Fahrplänen herumschlagen und werden abends bequem vor die Haustüre chauffiert. Auf der anderen Seite dürfen wir an solchen Tagen nicht in unserem Tempo unterwegs sein, was wie in Paracas auch schade sein kann.

    Nach der Playa Roja fuhren wir mit unserem Minibus ein paar Kilometer weiter zum Badestrand La Mina. Durchgetaktet wie unser Ausflug war, durften wir dort genau eine Stunde baden, wobei wohl bereits das Anstehen für die Umkleidekabinen die Hälfte der Zeit in Anspruch genommen hätte. Wir entschlossen uns deshalb kurzerhand für einen Spaziergang am Strand entlang und sonnten uns etwas im Sand ⛱☀️.

    Das wenig später anvisierte Hafenrestaurant stellte sich als Touristenfalle heraus. Die Preise waren höher und die Qualität des Essens schlechter als andernorts. Für den Schreck des Tages sorgte allerdings der Moment, als wir uns alleine mit dem spanischen Päärchen auf dem Busparkplatz wiederfanden, währenddessen wir in der Ferne einen identisch aussehenden weissen Minibus davonbrausen sahen 😨. Glücklicherweise beobachtete ein Angestellter die Szene und zeigte uns den zweiten, hinter dem Gebäude liegenden Parkplatz, wo unser Fahrer bereits wartete. Ufff 😅.

    Damit war das Abenteuer jedoch noch nicht zu Ende. Auf halbem Weg nach Hause riss uns ein Ruckeln aus dem Dämmerschlaf 😴. Der Fahrer fuhr halbwegs auf dem Pannenstreifen und halbwegs neben der Strasse. Offenbar bereitete der Motor wieder Probleme. Weder das Nachfüllen des Kühlwasser, noch das Kontrollieren des Motorenöls halfen. Nach wenigen hundert Metern war endgültig Schluss und wir schmolzen im ungekühlten Bus in der peruanischen Pampa dahin 🧊🌡. Es dauerte mehr als eine Stunde, bis der Busbesitzer mit einer Ersatzbatterie auftauchte und wir die Reise fortsetzen konnten.

    Mit reichlich Verspätung und einem "Loch im Bauch" wurden wir kurz vor dem Eindunkeln wieder vor unserem Hotel abgesetzt und liessen den Abend auf der Rooftop-Terrasse ausklingen 🍹🍸.
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  • La Paz

    February 1, 2022 in Bolivia ⋅ ☁️ 11 °C

    Herzlich willkommen auf 4'000 Meter über Meer - herzlich willkommen in La Paz! La Paz ist die höchstgelegene Millionenstadt der Erde. Und: La Paz ist entgegen der landläufigen Meinung nicht die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens, sondern "lediglich" der Regierungssitz 😉.

    Nachdem wir diese Fakten geklärt hätten, folgen nun unsere Eindrücke dieser lebendigen Metropole, welche fast ein wenig an einen umgekehrten Ameisenhaufen erinnert 🐜🔻. Denn in Bolivien konzentriert sich alles auf La Paz. Von allen vier Himmelsrichtungen führen die Strassen über die Anden-Cordilleren in die Grosstadt. Zuerst über den auf über 4'000 Meter hoch gelegenen Altiplano nach El Alto und dann die dicht besiedelten, steilen Hänge hinunter in den Talkessel von La Paz. Überall herrscht Betrieb. Rauchende und die Luft verpestende Busse suchen den Weg zur nächsten Haltestelle, an einfachen Ständen verkaufen warm eingepackte Cholitas Maiskolben oder Salteñas und hunderte von Menschen bevölkern die Plätze, engen Gassen und Gehsteige 🚌🌽🥟.

    Bereits um 4 Uhr morgens, als wir mit dem Taxi vom Flughafen in die Altstadt fuhren, waren die Marktfahrerinnen damit beschäftigt, ihre Stände aufzubauen. An den Strassenkreuzungen warteten die Minibusse auf Fahrgäste und Strassenkehrer bereiteten die Stadt auf den neuen Tag vor. Hundemüde von der Anreise liessen wir uns in unserem Hotel aber erst einmal in die weichen Betten fallen 🛌😴. Entdecken konnten wir La Paz ja auch später noch.

    Die folgenden Tage in La Paz hätten kontrastreicher nicht sein können: Spaziergänge durch die Altstadt, Spitalbesuche im modernen Business-Bezirk und Shoppingtouren durch den Mercado de las Brujas sowie den Mercado des Artesanias wechselten sich nacheinander ab 🏘🏥🛍. Dazwischen gab es Essenspausen im immergleichen Restaurant und wir mussten die vielen Quartierapotheken auf der Suche nach den richtigen Medikamenten abklappern 💊.

    Der Grund hierfür war Dani. Bereits seit Ende Oktober klagte er über regelmässige Magendarmprobleme. In Guatemala waren dies zunächst heftige Brech-Durchfälle und später alle zwei Wochen wiederkehrender Durchfall, verbunden mit Appetitlosigkeit und Bauchweh🤢. In Costa Rica und Panama versuchte Dani den Problemen noch mit Bioflorin und Loperamid Herr zu werden. Als alles nichts mehr half, wagte Dani mangels qualifizierter Ärzte in der Abgeschiedenheit des Amazonas eine Selbstdiagnose und liess sich von einer Apothekerin Antibiotika gegen "Giardiasis" verschreiben. Nachdem dieselben Krankheitszeichen auch in Peru wieder auftauchten, war es nun in La Paz an der Zeit, dem "Käfer" endgültig den Garaus zu machen 🪲☠.

    Reisen kann manchmal ganz schön anstrengend sein - insbesondere mit einem mühsamen Parasiten im Körper. Glücklicherweise verfügt La Paz über eine Reihe guter Krankenhäuser. Auf Empfehlung der deutschen Botschaft suchten wir die Clinica Alemana auf. Leider sprach die anwesende Ärztin weder Deutsch noch Englisch, weshalb für die Amnese das Handy der Ärztin hin und her wanderte. Es lebe der Google-Übersetzungsdienst 😉.

    Nach zwei Tagen lag schliesslich die Diagnose vor: "Giardiasis". Wie von Dani vermutet, hatte er diesen lästigen Parasiten wohl über das Essen oder verseuchtes Wasser in Guatemala aufgenommen. Giardiasis ist eine der häufigsten Reisekrankheiten und nicht weiter schlimm. Dennoch waren wir froh, jetzt endlich schwarz auf weiss zu wissen, an was Dani litt. Nachdem die erste "Rosskur" im Amazonas nicht den erwünschten Effekt brachte, verschrieb die bolivianische Ärztin nach Danis Rücksprache mit der Schweizer Hausärztin ein stärkeres Medikament. Bye bye Käfer 🪲👋.

    Der krankheitsbedingte längere Aufenthalt in La Paz hatte auch seine guten Seiten. Gleich zweimal besuchten wir die von oben bis unten zugestellten Verkaufslokale im Mercado de las Brujas und bestaunten allerlei Kuriositäten. Im Mercado de las Brujas vermischen sich jahrtausendealtes Wissen über Heilpflanzen mit schamanischen Kulten und dem christlichen Glauben. Mumifizierte Schweine- und Alpaka-Embryos, ausgestopfte Lama-Babys, Kröten-Preparate, christliche Symbole und Schalen voller Heilkräuter zierten die Auslage. Die tüchtigen Ladeninhaberinnen haben für jede Lebenslage das richtige Produkt zur Hand 😉.

    Ebenfalls kümmerten wir uns in La Paz um unsere Reiseroute durch Bolivien und die Tour zur Salar de Uyuni. Bei dieser Gelegenheit buchten wir beim selben Anbieter gleich noch zwei Bikes für die Abfahrt auf dem legendären Camino de la Muerte 😎🚴‍♀️. Auch hinsichtlich verlässlicherer Informationen zur Grenze zwischen Villazon und La Quiaca tat sich etwas. Als beste Informationsquelle stellte sich dabei die Online-Plattform Couchsurfing heraus. Ein in der nächstgrösseren Ortschaft Tupiza wohnhafter Couchsurfer versicherte uns, dass die Grenze inwischen auch für Touristen offen sei. YAY - unserer Weiterreise nach Argentknien steht nichts mehr im Weg 🥳🥳🥳.
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  • El camino de la Muerte

    February 5, 2022 in Bolivia ⋅ ☁️ 20 °C

    Der Camino de la Muerte (auf Deutsch: Todesstrasse) war bis 2007 die einzige Verbindung zwischen La Paz (4'000 M.ü.M.) und der bereits im Amazonas gelegenen Yungas-Region (600 - 1'200 M.ü.M.). Jährlich forderte die spektakulär in die steilen Hänge der Cordillera gebaute Serpentinenstrasse zahlreiche Todesopfer ✝️. Ganze Reisebusse, mit Dschungelfrüchten beladene Lastwagen und klapprige Pickups stürzten beim kreuzen mit anderen Fahrzeugen hunderte von Metern in die Tiefe 😯.

    Mittlerweile führt der Fernverkehr zwischen den beiden Regionen über eine neue und gut ausgebaute Strasse 🛣. Der Camino de la Muerte wird lediglich von den Bewohnerinnen und den Bewohner der kleinen Streusiedlungen genutzt und gilt inzwischen vor allem bei Reisenden aus aller Welt als actiongeladenes Bolivien-Highlight. Reihenweise Reiseagenturen bieten Tagesausflüge zum Camino de la Muerte an. Ausgestattet mit Schutzausrüstung und Kameras stürzen sich täglich unzählige Touristen auf mehr oder weniger gut unterhaltenen Bikes die 60 Kilometer lange Teilstrecke des Camino de la Muerte hinunter 🚴‍♂️.

    Auch wir wollten dieses Abenteuer unter die Räder nehmen. Für Dani war es nach seiner Südamerikareise 2011 bereits die zweite Abfahrt über die holprige Dschungelpiste, während Martina zum ersten Mal überhaupt auf einem Bike sass. Zu unserer munteren Velotruppe gehörten zwei junge Holländer, zwei Franzosen, drei Argentinier, eine Gruppe aus Brasilien sowie eine bolivianische Familie. Begleitet wurden wir von drei Guides und zwei "Besenwagen" 🚐.

    Nach einer kurzen Sicherheitsinstruktion auf der Passhöhe von Le Cumbre (4'700 M.ü.M.) und dem obligaten Gruppenfoto ging es los. Brav in Einerkolonne fuhren wir die ersten 22 Kilometer auf der asphaltierten Passstrasse bis zum ersten Checkpoint. Unterwegs mussten wir mehrmals grossen Schlaglöchern ausweichen und auch sonst gut auf den Verkehr achten. Keuchende Sattelschlepper kämpften sich die Passstrasse hoch und verleiteten die übrigen Verkehrsteilnehmer zu waghalsigen Überholmanövern, was mitunter zu brenzligen Situationen für uns Velofahrer führte⚠️.

    Beim Checkpoint wurden die Bikes nochmals auf die Busse geladen. Offenbar trauten die Guides uns nicht zu, dass wir die mittlere Etappe von knapp acht Kilometer leichtem bergauf fahren auf dieser Höhe konditionell auf die Reihe kriegen würden. Wirklich traurig darüber war niemand von uns. Die Vorfreude auf die 30 Kilometer lange Abfahrt auf der alten Yungas-Strasse war schlichtweg zu gross.

    Nach dem kurzen Bustransfer orientierten uns die Guides nochmals über einige Basics zur Abfahrt. So gilt auf der engen Strasse ausnahmsweise Linksverkehr. Mit dieser Massnahme wollte die Regierung die prekäre Sicherheitssituation etwas entschärfen. Bergabwärts fahrende Fahrzeuglenker können so den Strassenrand am sich stets links befindenden Abgrund besser im Blickfeld behalten und zudem Gegenverkehr früher erkennen. Auch wir mussten uns an diese Regelung halten. Zudem herrscht an mehrere Stellen akute Steinschlaggefahr 🪨.

    Die unbefestigte Naturstrasse war gespickt mit grossen, spitzigen Steinen, Pfützen und Schlaglöchern. Mehrmals durchquerten wir kleine Bäche oder fuhren an und unter Wasserfällen vorbei 💦. Da es bei zwei Abschnitten aufgrund heftiger Regenfälle zu Erdrutschen kam und die Strasse teilweise weggespühlt wurde, gab es mehrere Stopps, um die Gruppe zusammenzuhalten. Ausserdem durften wir den zu vorderst fahrenden Guide nicht überholen.

    Unterwegs änderte sich das Klima je nach Höhenlage: Wir starteten im Nebel und bei leichtem Nieselregen, ehe es allmählich wärmer wurde und wir uns den Wollmützen, Pullovern und Windjacken entledigten 🥵. Schon bald verschwand die karge Andenlandschaft und an ihre Stelle trat zuerst dichter Nebelwald und später tropischer Regenwald 🌴🌱🌿. Rasant ging es in dieser spektakulären Landschaft Meter für Meter dem Ziel in Yolosa entgegen.

    Für uns war kaum vorstellbar, unter welchen Strapazen die paraguayanischen Kriegsgefangenen während dem Chaco-Krieg diese Strasse bauen mussten. Bereits während dem Bau in den 1930er Jahren starben hier viele Menschen. Wie gefährlich diese Strasse war, davon zeugen auch heute noch die unzähligen Kreuze und Gedenktafeln, welche den Wegrand säumen. An all diesen Stellen stürzten Menschen in den Tod. Viele der Fahrzeuge konnten aufgrund des unwegsamen Geländes nie geborgen werden. Das wohl schlimmste Unglück ereignete sich 1983, als ein Reisebus mit 100 Fahrgästen den Abhang hinunter stürzte. Nachdenklich blickten wir an der Absturzstelle in die Tiefe.

    Obschon die Abfahrt mit dem Mountain Bike als relativ sicher gilt, muss man trotzdem gut aufpassen. Das musste auch einer unserer beiden holländischen Velokollegen schmerzlich feststellen. Bei hohem Tempo verlor er in einer Kurve die Kontrolle über sein Rad und stürzte bergseitig in die Büsche. Wäre er auf die andere Seite gestürzt, hätte das ganze nicht so glimpflich geendet 🤕🩹. Nicht nur der Temporausch führt auf dem Camino de la Muerte zu Unfällen, sondern auch altes und schlecht gewartetes Material. Einer der Argentinier musste alle paar Kilometer diverse Schrauben nachziehen, Martina fing sich einen Platten ein, weil der Pneu schon von Anfang an komplett durch war und Danis rechtes Bremskabel löste sich während der Fahrt plötzlich aus der Halterung🔧🪛🧰. Letzteres hätte an einer anderen Stelle der Strasse gehörig in die Hose gehen können...

    In Yalosa angekommen, schmerzte uns allen der Po und die Hände, denn Velohosen und -Handschuhe hatte selbstverständlich niemand mit dabei. Linderung versprach dafür das kühle Bier, welches im Restaurant praktischerweise gleich in Literflaschen verkauft wurde 🍻🤪.
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  • Salar de Uyuni & Cementerio del Trenes

    February 9, 2022 in Bolivia ⋅ ⛅ 16 °C

    10'000 Quadratkilometer misst die Salar de Uyuni. Die Fläche des grössten Salzsees der Erde entspricht somit fast einem Viertel der Grösse der Schweiz 😯. Jeweils während der Regenzeit sammelt sich das Wasser auf der bis zu acht Meter dicken Salzkruste, was zu surreal scheinenden Spiegelungen des Himmels auf dem sonst schneeweisssen Untergrund führt 🤩. Auf unserem dreitägigen Trip durch Boliviens Südwesten durften wir einen ganzen Tag in der Salar verbringen und die unwirkliche Szenerie mit den unzähligen Sinnestäuschungen geniessen 😎.

    Der Start zu unserem mehrtägigen Ausflug verlief mehr als holprig. Bereits in La Paz holte uns der Chef der Reiseagentur eine halbe Stunde zu früh vom Hotel ab, was uns zeitlich arg in Bedrängnis brachte, da wir vor der knapp neunstündigen Busfahrt noch etwas zu Abend essen wollten. In Uyuni angekommen, stand wider Erwarten niemand bereit, um uns abzuholen. So warteten wir morgens um sechs eine geschlagene Stunde, ehe wir von einer Frau zu einem Hostel geführt wurden und etwas zum Frühstück bekamen. Weder unsere Kontaktperson in La Paz war zu dieser Uhrzeit erreichbar, noch die zuständige Agenturleiterin in Uyuni 😫.

    Glücklichweise war der Ärger schnell vergessen, als uns David mit seinem Toyota-Geländefahrzeug abholte und wir den Rest unserer kleinen Reisegruppe kennenlernten. Neben uns waren ein Ecuadorianer und drei deutsche Volunteers mit dabei 🇪🇨🇩🇪. Letztere sind von Beruf Zahnarzt und leisteten während einigen Wochen einen Freiwilligeneinsatz in den Armenvierteln von Santacruz 🦷. David begrüsste uns alle herzlich und gab das Programm für die nächsten Tage bekannt. Uns erwarteten zahlreiche Highlights und eine vielversprechende Wetterprognose. Nach wochenlangem Regen wurden endlich einige sonnige Tage vermeldet 🌞.

    Sofort fuhren wir zum Cementerio de los Trenes🪦🚂. Dieser liegt direkt vor der Stadt, neben der Bahnstrecke nach Potosí. Dutzende von Dampflokomotiven und Bahnwagen aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts rosten dort vor sich hin und sind inzwischen ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen. Die Loks wurden früher für den Transport von Silber, Kupfer und Erz eingesetzt, welches aus dem Cerro Rico bei Potosí geholt wurde💰. Inzwischen werden auf der Strecke modernere Zugfahrzeuge eingesetzt.

    Anschliessend fuhren wir weiter nach Colchani, wo uns der Inhaber einer kleinen Salzfabrik erklärte, wie das aus der Salar gewonne Salz verarbeitet wird 🧂🍚. Die Führung dauerte keine zehn Minuten und der ältere Herr war dann auch eher am Trinkgeld und dem Souvenirverkauf interessiert, als an den Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das war für uns insofern verständlich, da der Tourismus in dieser Region in den letzten beiden Jahren komplett zusammenbrach und viele Familien eine wichtige Einkommensquelle verloren 😥. Inzwischen gibt es zwar wieder Tourismus, dies aber auf einem viel tieferen Niveau, als vor der Pandemie.

    Etwas ausserhalb von Colchani bezogen wir unsere Unterkunft für die nächste Nacht. Das komplett aus grossen Salzblöcken gebaute Hotel glich auf den ersten Blick eher einem Bunker, als einer gemütlichen Herberge. Wir waren denn auch überrascht, als wir ein hübsches Zimmer zugeteilt erhielten. Stilecht waren sowohl die Ablage, wie auch das Bett aus Salz gebaut und anstatt eines ausgetretenen Teppichs lag auf dem Fussboden eine zentimeterdicke Schicht feiner Salzkristalle. Barfuss fühlte sich das ganz ähnlich an, wie trockener Sand am Strand ⛱️.

    Das Salzhotel war unser letzter Stopp im Trockenen. David verteilte uns allen Gummistiefel, da während der Regensaison an gewissen Stellen bis zu 20 Zentimeter Wasser auf der Salar liegt 💦. Ebenso musste David unsere Route für den Nachmittag minim anpassen. Die Fahrt zur Kakteen-Insel Incahuasi ist während der Regenzeit nur selten möglich. Neben dem zu hohen Wasserpegel ist die Fahrt dorthin aber auch wegen den unzähligen Löchern in der Salzkruste gefährlich 🕳. Immer wieder kommt es vor, dass unvorsichtige Fahrer mit ihren Gästen auf der Salzkruste einbrechen und das Fahrzeug aufwändig geborgen werden muss 🚒.

    Uns war die neue Route egal. Zu sehr fesselte uns das Licht- und Schattenspiel in der Salar 👥. Die weit entfernten Vulkane spiegelten sich ebenso wie die Sonne und die Wolken im klaren Wasser 🌤. Irgendwann verschmolzen Himmel und Wasser zu einer einzigen Masse und der Horizont verschwand komplett. Fasziniert gaben wir uns diesem surreal scheinenden Naturschauspiel hin, liessen uns von den Elementen verzaubern und von unseren Sinnen täuschen 🥰. Entgegenkommende Autos wirkten auf der spiegelglatten Oberfläche wie in der Luft schwebende UFOs und die Spaziergänger schienen auf dem himmelblauen Wasser zu laufen🛸. Es ist schwierig in Worte zu fassen, wie es sich in einer solch unwirklichen Umgebung anfühlt. Ebensowenig lassen sich die Eindrücke in aussagekräftigen Bildern festhalten.

    Bei einer kleinen Insel, etwa 20 Kilometer vom Ufer entfernt, legten wir unsere Mittagspause ein. Geschützt vor der brennenden Sonne, zauberte uns David in einem ehemaligen Salzhotel ein leckeres Mittagessen auf den Tisch. Diese Stärkung war bitter nötig, denn David hatte Grosses vor mit uns. Die Salar de Uyuni ist nämlich bekannt als Spielplatz für Hobbyfotografen und Instagram-Sternchen 📷⭐️. In der endlosen Weite lassen sich von Godzilla verfolgte Touris ebenso fotografisch festhalten, wie verliebte Liebespaare, die sich einander gegenseitig aus dem Hut zaubern. Nach zwölf Jahren als Guide kannte David alle Kniffs und Tricks, um grandiose Bilder zu schiessen. So stellten wir uns alle brav als Statisten zur Verfügungen und liessen uns mit einem Dino, einer Packung Pringles oder einem Paar Wanderschuhen ablichten 🦖🥾. Mit Abstand am spektakulärsten wurden aber die Bilder auf der offen Wasserfläche. Im Zusammenspiel mit der Sonne sieht unser Siegelbild aus, wie ein riesengrosser Skorpion! Wäre David zwanzig Jahre jünger, würden seine Bilder auf Instagram wohl hunderte von Likes erhaschen😉.

    Nachdem wir alle erdenklichen Sujets ausprobiert und uns fertig ausgetobt hatten, fuhr uns David wieder in die Nähe des Ufers. Dort durften wir den atemberaubendsten Sonnenuntergang miterleben, den wir je gesehen hatten 🌅💖💖. In satten Farbtönen spiegelten sich die Sonne und der Himmel im Wasser. Dunkelblau, violett, rot, orange, gelb - wir konnten uns kaum satt sehen am Zauber der Farben🌈 und fühlten uns wie in einem Traum. Nie hätten wir gedacht, in Uyuni etwas derartiges erleben zu dürfen!

    Mit dem Sonnenuntergang war unser Tag jedoch noch nicht zu Ende. Unverhofft fädelte David für uns beide einen weiteren Ausflug ein und wir durften zusammen mit einer anderen Gruppe um elf Uhr nachts nochmals zur Salar fahren, um dort abseits der Lichter der Siedlung den Nachthimmel zu bestaunen💫. Ohne Lichtverschmutzung und an diesem abgeschiedenen Ort schienen uns die Sterne für einmal viel näher als sonst 🥰.
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  • Siloli-Wüste & Eduardo-Abaroa-Reservat

    February 10, 2022 in Bolivia ⋅ ☀️ 9 °C

    Auf durchschnittlich 4'500 Metern über Meer gelegen, zählt die Siloli zu den höchstgelegenen Wüsten der Welt🏜. Als bolivianischer "Teil" der direkt angrenzenden chilenischen Atacama-Wüste heimst die Siloli gleich noch einen weiteren Rekord ein: Sie gilt als die weltweit trockenste Region🥵. Dass es auch in solchen Gegenden Leben gibt, durften wir am zweiten Tag unserer Tour durch das südwestliche Bolivien erfahren.

    Für uns ging es bereits um fünf Uhr in der Frühe los. Wiederum hatten wir das Privileg, mit einer anderen Gruppe mitfahren zu dürfen, um dieses Mal den Sonnenaufgang zu erleben 🌄. Obschon wir den Sonnenuntergang mit seinem Farbenspiel tags zuvor spektakulärer fanden, konnten wir auch dem Glitzern der ersten Sonnenstrahlen im Wasser einiges abgewinnen. Die Magie des Morgens, der frischen Brise und der erwachenden Natur zog uns auf den Fall in ihren Bann🤩.

    Zum Frühstück ging es nochmals zurück ins Salzhotel, ehe wir uns mit Sack und Pack ins Auto zwängten und in Richtung Siloli-Wüste aufbrachen. Die zunächst noch asphaltierte Strasse führte uns entlang von Quinoa- und Amarant-Plantagen sowie offenen Weideflächen mit riesigen Lamaherden ins verschlafene Örtchen San Cristobal 🌾🦙. Dort durften wir für mehrere Stunden das letzte mal die Annehmlichkeiten einer richtigen Toilette und fliessend Wasser geniessen🚽🚰. Danach ging es über unbefestigte Holperpisten nach Alota und weiter durch die immer spektakulärer werdende Landschaft zur Weggabelung für die Siloli-Wüste.

    Insbesondere der letzte Halt vor der Wüste hatte es in sich. So weit man blicken konnte, prägten grosse Felsen vulkanischen Ursprungs in allen möglichen Formen die Landschaft. Einige glichen Tieren, andere sahen von weitem aus wie Häuser und über allem thronte der fast 6'000 Meter hohe Cerro Caquello mit seiner schneebedeckten Kuppe🏔. Wir genossen es, durch das unwegsame Gelände zu streifen, über ulkig wirkende Steinformationen zu lachen und hohe Felsen zu erklimmen. Genau so fühlt sich Freiheit an😎!

    Von nun an führte der schmale Pfad immer weiter in die Wüste und in die Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Abaroa. Die letzten Zeugnisse der Zivilisation liessen wir hinter uns und für mehrere Stunden sahen wir weder andere Autos, noch menschliche Behausungen. Hügel um Hügel kämpfte sich der Toyota durch den Sand und der aufgewirbelte Staub drang durch alle möglichen Ritzen ins Fahrzeuginnere. Auch wenn unsere Augen fortan förmlich an den Scheiben klebten, weil uns die spektakuläre Landschaft so sehr fesselte, so war die Fahrt keineswegs angenehm. Der Hintern schmerzte vom ewigen auf und ab der holprigen Piste, die Luft war stickig und die beklemmenden Platzverhältnisse sorgten nicht unbedingt für Begeisterungsstürme😅🌡.

    Jede Möglichkeit, uns die Beine zu vertreten und unsere Körper zu strecken, nahmen wir dankbar an. Da wir uns mittlerweile an die Höhe gewohnt waren, bereiteten uns die kurzen Spaziergänge im Gegenteil zu den deutschen Reisekumpanen keine Mühe. Diese klagten nämlich über Kopfschmerzen und weitere Symptome der gefürchteten "Soroche" (Höhenkrankheit)🤯.

    Wir durften glücklicherweise "beschwerdefrei" die endlosen Weiten, kuriosen Steinformationen, grünen, weissen und rotgefärbten Lagunen bestaunen und dem Rauschen des Wüstenwindes lauschen 🟢⚪️🔴. Nichts und niemand wagt das Leben in dieser Einöde zu stören. Es gab kein Handy-Signal und bis auf das Motorengeräusch keinen Lärm. Wir waren fasziniert von der Stille und Einsamkeit dieses Ortes. Gleichzeitig waren wir beindruckt, dass es in dieser, auf den ersten Blick lebensfeindlichen Umgebung trotzdem Leben gab. Hie und da konnten wir vom Autofenster aus Vicuñas entdecken, zwischen den Steinen versteckten sich kleine und grosse Echsen und in den Lagunen standen sich rosafarbene Anden-Flamingos zu hunderten die Beine in den Bauch🦙🦎🦩.

    Die abwechslungsreiche Landschaft im goldenen Sonnenlicht fesselte uns alle gleichermassen. Mehrmals konnten wir David dabei beobachten, wie er begeistert Fotos knipste, obschon er dieselbe Strecke jedes Jahr dutzende Male zurücklegt. Wie wir alle, wähnte wohl auch er sich wie in einem nie endenden Traum mit bizarren Landschaften, unwirklichen Spiegelungen und magischen Farbschattierungen. Es war schön mit an zu sehen, wie sich David nach all seinen Berufsjahren als Guide noch immer für seinen ungewöhnlichen Arbeitsort begeistern konnte💪👍.

    Nach und nach näherten wir uns gegen Abend dem Tagesziel an der südlichen Grenze Boliviens zu Chile. Davids Vorschlag, die Nacht in dem von der Agentur vorgeschlagenen Hostal zu canceln und stattdessen in einer Herberge direkt neben einer natürlichen heissen Quelle zu nächtigen, stiess bei uns allen auf Zustimmung. Die paar Bolivianos extra waren wir gerne bereit zu bezahlen, wenn wir im Gegenzug dazu ein Bad im 38 Grad warmen Wasser geniessen durften 🩳🛀. So schmorrten wir nach Einbruch der Dunkelheit im heissen Wasser und genossen eine Flasche bolivianischen Cabernet Sauvignon, den uns David spendierte🍷. Über uns leuchtete währenddessen die Milchstrasse in ihrer ganzen Pracht und ab unz zu konnten wir am Nachthimmel eine Sternschnuppe entdecken💫. Life is soo good😍!
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  • Sol de Mañana & Laguna Colorada

    February 11, 2022 in Bolivia ⋅ ☀️ 11 °C

    So spektakulär der zweite Tag auf unserer Tour im Südwesten Boliviens endete, so spektakulär startete auch der Dritte! Die Salvador-Dalí-Wüste verzauberte uns mit ihren sanften, in allen rot- und brauntönen gefärbten Berg- und Hügelzügen, beim Geysir-Feld von Sol de Mañana wähnten wir uns am Tor zur Hölle und bei der Laguna Colorada konnten wir tausenden von Flamingos beim Sonnenbad zuschauen 😯.

    Auf den Sonnenaufgang verzichteten wir am dritten Tag und genossen dafür die zusätzliche Stunde unter der warmen Bettdecke😴. Die zusätzliche Ruhe tat uns gut, denn es erwartete uns ein langer Tag mit vielen Stunden im Auto. Nach dem Frühstück fuhren wir los zur südlich gelegenen Salvador-Dalí-Wüste. Tatsächlich gleicht die Landschaft in dieser knapp 110 Quadratkilometer grossen Wüste den berühmten Uhren-Gemälden des spanischen Meisters ⏱️🎨. Ob der Maler die nach ihm benannte Wüste je selber besucht hat, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen. Auf jeden Fall schien ihn die Landschaft aber inspiriert zu haben. Auch wir genossen den Blick auf die von der Sonne angeleuchteten Berge und Dünen und entdeckten im Wüstensand sogar die Spuren eines einsamen Vicuñas 🦙. Was das arme Tier in dieser trockenen Gegend wohl zu suchen hatte?

    Die Salvador-Dalí-Wüste war der südlichste Punkt unserer Tour mit David. Von hier aus fuhren wir zurück ins 320 Kilometer entfernte Uyuni. Zuerst durften wir aber nochmals in aller Ruhe die Laguna Colorada bestaunen, an welcher wir tags zuvor bereits einen kurzen Stopp eingelegt hatten. Die Laguna ist etwa halb so gross wie der Vierwaldstättersee, misst aber an ihrer tiefsten Stelle nur gerade 150 Zentimeter. Ihren Namen hat die Laguna von der roten Färbung des Wassers durch eine auf dieser Höhe häufig vorkommende Algenart. Dieselbe Algenart ist auch der Grund für das rosagefärbte Federkleid des Anden-Flamingos🦩.

    Zu tausenden bevölkern diese Wasservögel die Laguna Colorada und ernähren sich von den roten Algen. In Einerreihe marschieren sie durch das flache Wasser, balzen um die Weibchen oder fliegen aufgeschreckt zur nächsten seichten Stelle. Bei strahlendem Sonnenschein spiegeln sich ihre Körper im ruhigen Wasser, während im Hintergrund der majestätische Vulkan Ollagüe die Landschaft dominiert🦩🏔. In Gedanken versunken schlenderten wir dem kleinen Uferpfad entlang, bestaunten das geschäftige Treiben auf dem Wasser und genossen die prächtige Aussicht vom Mirador. Vor Corona tummelten sich an solchen Tagen Heerscharen von Touristen an diesem Ort, während wir nun als einzige die Ruhe und Aussicht für uns beanspruchen konnten. Was für ein Glück🥰!

    Von der Laguna Colorada aus ging es weiter nördlich zur Sol de Mañana. Die Sol de Mañana ist ein zwei Quadratkilometer grosses Geothermiefeld. Auf fast 5'000 Metern über Meer befinden sich hier dich höchstgelegenen Geysire der Welt. In dieser unwirklichen Kraterlandschaft faucht und brodelt es überall und schwefliger Geruch macht sich breit♨️. Die Dämpfe und Mineralien liessen über die jahrtausende eine farbige Mondlandschaft entstehen, welche wir nun eigenhändig entdecken durften. Kreuz und quer wanderten wir zwischen den kleinen und grossen Kratern hin und her. Einigen näherten wir uns vorsichtig, andere bestaunten wir aus sicherer Entfernung. Das Zischen des heissen Dampfes tönte bisweilen bedrohlich und in der Nähe der kochenden Schlammpfützen wähnten wir uns zumindest akustisch wie in einem Sprudelbad. Es schien fast so, als gäbe es ausgerechnet in dieser Höhe eine direkte Verbindung zur Hölle😈. Wiederum waren wir die einzige Gruppe vor Ort, was das Erlebnis für uns umso intensiver machte🤩.

    Nachdem die Salvador-Dalí-Wüste den südlichsten Punkt unserer Tour darstellte, war das Geysir-Feld der höchstgelegenste. Von nun an hing es nur noch nordwärts und runter. Beim berühmten Arból de Piedra legten wir nochmals eine Bio-Pause ein, ehe uns David aus der Wüste zurück in die Zivilsation führte. Unterwegs überraschte er uns ein letztes Mal mit einem Highlight und fuhr uns zur etwas abseits der Strasse gelegenen Laguna Turquin. Die Lagune ist bekannt für die bizarren Gesteinstürme, die ihr südliches Ufer zieren 🪨. Diese teilweise mehrere Meter hohen natürlichen Türme erinnern ein wenig an die Hoodoos in Alberta, Kanada.

    Danach ging es weiter nach Alota, wo wir unseren Mittagsrast einlegten und nach San Cristobal für eine weitere Bio-Pause 🧻. Unterwegs erfreuten wir uns einmal mehr an den grossen Lamaherden🦙🦙🦙, welche sich tagsüber in der Gegend frei bewegen dürfen, ehe sie ihre Besitzer für die Nacht wieder in die charakteristischen, runden Steingehege einpferchen. Dass David durchaus auch Kenntnisse über Land- und Pflanzenbau besitzt, bewies er uns bei seinem fachkundigen Vortrag über den lokalen Quinoa-Anbau. Offenbar führte die grosse Nachfrage in westlichen Ländern dazu, dass in gewissen Regionen inzwischen im grossem Stil Quinoa angebaut wird und die Produzenten einen nicht gerade zimperlichen Umgang beim Einsatz von Pestiziden pflegen 😞.

    Müde und voller Eindrücke dösten wir die weitere Zeit im Auto vor uns hin, bis uns ein lauter Knall aus dem Dämmerschlaf riss💥. David hatte den vom Fahrtwind eines Lastwagens aufgewirbelten Stein gerade noch kommen sehen und vorsorglich mit der rechten Hand die Windschutzscheibe nach vorne gedrückt🪨. Mit voller Wucht prallte der Stein auf die Scheibe und hinterlies eine kreisrunde Bruchstelle mit einem Durchmesser von etwa zwanzig Zentimetern. Weitere Steine verursachten einen Blechschaden im vorderen Bereich der Motorhaube und einige Dellen am Kühlergrill. Unzählige Glasplitter bedeckten zudem das Armaturenbrett und David zog sich ein paar kleinere Schnittwunden zu. Nie hätten wir gedacht, dass ein paar Steine einen solchen Schaden anrichten können. Mit einem gehörigen Schreck in den Knochen setzten wir unsere Rückreise fort und waren froh, dass nichts schlimmeres passierte auf unserer Tour🙏.

    Die dreitägige Reise durch den Südwesten Boliviens war ein von unzähligen Higlights gespicktes Abenteuer. Die Fahrt durch die atemberaubenden Landschaften und menschenleeren Gegenden können wir allen Bolivien-Reisenden wärmstens empfehlen. Bei der Wahl des Anbieters raten wir vorsichtig vorzugehen und gut zu recherchieren. Nicht alle Guides sind so seriös und den Umgang mit Touristen gewohnt, wie David. Ebenso stellen manche Anbieter schlecht gewartete Fahrzeuge zur Verfügung und sparen bei der Beherbergung und Verpflegung.
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  • Sucre

    February 13, 2022 in Bolivia ⋅ ☁️ 14 °C

    "La dolce vita in Sucre". Sucre ist die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens und die Heimat der bolivianischen Chocolatiers 🍫🍬. Die Stadt wirkt auf den ersten Blick viel europäischer, als andere Orte Boliviens. Es gibt Strassencafés, sonnige Plätze und gemütlichen Parkanlagen. Die gepflegte Altstadt mit stolzen weissgetünchten Kolonialhäusern und prächtigen Sakralbauten zählt zu den schönsten in ganz Südamerika.

    Ursprünglich hatten wir geplant, drei Tage in Sucre zu verbringen und uns dafür ein Zimmer in einem wunderschönen Boutique-Hotel reserviert. Da uns die entspannte Atmosphäre und die interessante Mischung aus europäischer Kultur und den Traditionen der Anden so gut gefiel, verlängerten wir unseren Aufenthalt spontan um zwei Nächte.

    Wir genossen es, den malerischen Gassen entlang zu schlendern, das Angebot in den Schaufensterauslagen zu bestaunen und in den Cafés einen anständigen Espresso zu trinken☕️🇮🇹. Am Valentinstag machten wir einem Abstecher zum bekannten Chocolatier "Para ti" und besorgten uns ein paar Pralinen und ein grosses Stück Sachertorte für Martina 🍰. Beides hätte genauso gut von Sprüngli sein können und Martina schwebte auf Wolke sieben.

    Sucre ist eine Universitätsstadt und so etwas wie die Seele Boliviens. In der Stadt wurde 1825 die Unabhängigkeit von Spanien ausgerufen und José Antonio de Sucre zum ersten Präsidenten ernannt. Er, Simón Bolívar und andere südamerikanische Freiheitskämpfer waren massgeblich für die Unabhängigkeit verschiedener lateinamerikanischer Länder von der Kolonialmacht Spanien verantwortlich. Das revolutionäre Erbe wird bis heute hoch gehalten. Voller Begeisterung erzählte uns unser Guide im Casa de la Libertad von der bewegten Geschichte Boliviens und den Eskapaden einiger Expräsidenten. Auch der Salpeter-Krieg mit Chile war ein Thema. Noch immer leidet Bolivien darunter, dass es damals den wichtigen Zugang zum Pazifik mit der Hafenstadt Antofagasta an Chile verlor.

    Sucre ist auch eine Museumsstadt. Beinahe jeder christliche Orden war hier vertreten und gefühlt jede Kirche verfügt über ein kleines Museum. Da wir beide den Museumsbesuchen etwas überdrüsdig waren, verbrachten wir unsere Zeit lieber damit, das Leben draussen zu beobachten. Im Park schauten wir den Schachspielern zu, am Markt liessen wir uns über die verschiedenen Chili- und Kartoffelsorten aufklären und im Café Negro amüsierten wir uns über die illustre Kaffekranzrund♟️🥔🌶☕️.

    Der Zufall wollte es, dass wir während der Vorfasnacht in Sucre waren. Einige der Bräuche wie Konfettis, Luftschlangen und Musikkapellen sind ähnlich wie bei uns zu Hause🎊🎉. Andere wiederum komplett anders. Zum Beispiel werden in Bolivien ausschliesslich Volkslieder mit traditionellen Instrumenten gespielt. Für den Carneval kleiden sich die einzelnen Formationen zwar einheitlich, aber weitaus weniger ausgefallen und farbenprächtig als wir es aus Luzern kennen. Es gibt keine "Grinde" und auf Schminke wird grösstenteils verzichtet. Dafür tragen die Tänzerinnen aufwendig geschneiderte Kostüme, welche sie während der Darbietung mehrmals wechseln💃🩰.

    Wir freuten uns über die ungewohnte Unterhaltung und waren beeindruckt, mit wieviel Temperament und Lebensfreude die Musikerinnen und Musiker zum Tanz aufspielten. Da wir an diesem Tag neben zwei älteren Pärchen die einzigen Touristen waren, wurden wir von der städtischen Kulturbeauftragten kurzerhand zu Ehrengästen ernannt und Dani durfte auf der Bühne ein paar gebrochene Worte Spanisch ans Publikum richten😜. Bereits zuvor wurde Martina von einem Tänzer aus dem Publikum geholt, um beim letzten Lied mit ihm das Tanzbein zu schwingen🤗.
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