Hellas - südostwärts

August 2023 - March 2024
Via Oberitalien an die Adria-Küste, durch das slowenische Soça-Tal nach Ljubliana. Dann gemeinsam mit Renata nach Montenegro, Albanien und schließlich auf den Peloponnes. Ob daraus wieder eine Überwinterung wird? Wir nehmen es wie's kommt . Read more
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  • Day 214

    Oh, wie schön ist Panama

    March 30 in Switzerland ⋅ ☁️ 17 °C

    GNV hat kurzfristig die Fähre umgebucht; so geht's am Dienstagabend eineinhalb Stunden früher und mit Moby Wonder in Palermo los. Kein schlechter Tausch für mich: es schläft sich erstaunlich ruhig und komfortabel in der Kabine. Tagsüber dann eine bewegte Fahrt bei spürbarem Wellengang und meist stark bewölktem Himmel, jedoch nicht unangenehm.

    Speditiv auschecken im Hafen von Genua und gleich geht's - durch ein heftiges Hagel-Gewitter - über die Berge in die Gegend von Tortona. Auf einem Bauernhof-Stellplatz treffe ich mich für ein Abendessen und ausgiebigen Austausch mit unserer Freundin Therese, welche ihrerseits auf dem Weg in die Toskana ist. Ein sehr stimmiger Übergang für uns beide.

    Am Gründonnerstag folgt die Fahrt in die Schweiz: Aufgrund der Aussicht auf vier Tage Regenwetter im Tessin verzichte ich auf den vorgesehenen Zwischenhalt in Mendrisio. Ich nutze das niederschlagsfreie Zeitfenster, um kurzerhand weiterzufahren durch die verhangene Schneelandschaft am Bernardino. So gelange ich ohne Regen ins Bündnerland und durch das zunehmend freundliche Rheintal in die gegen Abend vollends sonnige Ostschweiz.

    Beim Anblick von Alvier, den Kreuzbergen und dem Hohen Kasten drängt sich dann unweigerlich das Bilderbuch von Janosch ins Bewusstsein: "oh, wie schön ist Panama!".

    Nach genau sieben Monaten und mit vielen tollen Eindrücken im Gepäck lande ich um 18.30 Uhr wohlbehalten in Trogen. Wie schön das herzerwärmende Wiedersehen im Familienkreis ... und unvergesslich die ersten innigen Tage mit dem zweiten Enkel Emil. Dankbarkeit pur, in jeder Hinsicht.
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  • Day 210

    Adio Palermo

    March 26 in Italy ⋅ 🌙 17 °C

    Die "Stadt in der goldenen Muschel" liegt in einem feuchtwarmen Dunstschleier. Nachts hat es gar etwas geregnet - der Frühlingsvollmond ist vorüber und das Wetter stellt um. Oder ist es bloss, weil Engel reisen ...?

    Den Tag vor der Fährüberfahrt verbringe ich mit gemütlichem Bummel durch mir bereits bekannte Gassen. Erinnerungen auffrischen ... Die Kathedrale von Palermo, dann vorbei an der Chiesa della Magione, über die Piazza Rivoluzione, die Piazza St.Anna, zum Ballaró-Markt. Auch die Gelati in der Gelateria d'Orléans darf natürlich nicht fehlen.

    Mit der Bus-Tageskarte ein wenig kreuz und quer, zum Abschluss mit dem 812er auf den Monte Pellegrino und zurück.

    Die Moby Wonder bringt mich schließlich bequem nach Genova.
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  • Day 208

    Letzte Tage in Sizilien

    March 24 in Italy ⋅ 🌩️ 19 °C

    Nochmals zuŕ Spiagga San Marco bei Calatabiano: der Stellplatz von Sergio ist gerade ideal, um mich wieder an die Zivilisation zu gewöhnen.

    Dann nochmals zwei herzerwärmende Tage in Ali Superiore - bei Franco und Carmela. Hier decke ich mich mit Salami und Käse aus echter Handwerkstradition ein. Man weiß ja nie ....😉
    Keine Promo-Tour, sondern ganz einfach ein schöner Zufall, dass an diesem Freitagabend der eine Metzgerssohn mit einem Freund vor der Metzgerei spontan mit sizilianischen Weisen aufspielt. Salami, Brot und Wein inklusive.

    Via Linguaglossa und Randazzo am Fusse des Aetna entlang fahre ich am Samstag durch die Nebrodi-Berge nach Furnari. Giuseppe - unser "Salsa-Lehrer" in St.Gallen - beherbergt mich für zwei Nächte und zeigt mir die Schönheiten seiner Heimatgegend: das Santuario am Capo Tindari und der erhabene Blick auf die wunderschöne Lagune von Marinello. Den Capo Milazzo - wo am Palmsonntag gefühlt halb Sizilien einen Auto-Korso aufführt. Das Highlight aber ist die gemeinsame frühmorgendliche Suche nach Wildspargeln und das anschließende Kochen und Essen. Grazie mille, Giuseppe.

    Auf dem Weg nach Palermo gibt's einen Mittagshalt in Cefalú: Erinnerungen auffrischen.
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  • Day 204

    Ich gehe freiwillig ...

    March 20 in Italy ⋅ ⛅ 17 °C

    "Die Vertreibung aus dem Paradies" ist zwar ein häufiges Motiv in der klassischen Malerei. Ich bin aber weder Adam noch Eva und gehe überdies freiwillig weiter; ein Paradies jedoch ist es schon, was ich da zurück lasse.

    Es war eine ganz besonders schöne, friedliche und beschauliche Zeit im Workaway auf der Cugni-Hochebene. Nun aber freue ich mich auf das Wiedersehen mit meinen Lieben zuhause und auf die erstmalige Begegnung mit Enkel Emil. Mit der Fähre Palermo-Genova möchte ich rechtzeitig zu Ostern nach Trogen zurückkehren.

    Über den so herrlich unspektakulären Alltag hinaus sind aber schon noch einige Perlen der letzten Wochen erwähnenswert:
    Das gemeinsame Müllsammeln an der Cugni-Bergstrasse mit der lebhaft-aktiven Gruppe der Nachbarn.
    Die medienwirksame "Strandputzete" in Fontane Bianche mit der italienweiten Bewegung von "plasticfree italia".
    Der überraschend bunte und vielfältige Mercatino am Bauernhof von Ivana und Alessandro.
    Das Tanzfest auf dem Dreschplatz vor dem Haus von Dino und Hélène.
    Der dreitägige Besuch von Anke&Beat (und Nona) bei mir/uns.
    Die Wanderung in die Cava di Cugni und zu den Höhlenwohnungen der Cava di Bauli.
    Die Orangenlese im verwilderten Orangenhain an der Mündung des Cassibile ... und die wundervollen frischgepressten Früchtsäfte (und Müesli) zum Frühstück.

    Grazie tanto, caro Dino e cara Helena, e arrivederci, sicuro! Era "suuper" con voi.
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  • Day 189

    Lebenszeichen aus dem Paradies

    March 5 in Italy ⋅ 🌬 16 °C

    Ja, ich bin immer noch hier und ich werde gleich noch zwei weitere Wochen anhängen. Zu Beginn der Karwoche nehme ich dann die Fähre von Palermo nach Genua, um auf Ostern in Trogen zu sein - so der momentane Plan.

    Ruhige, unspektakuläre und friedliche Tage auf einem zauberhaften Fleck Erde. Viel schlafen, viel Lesen - und jeden Tag ein Bisschen Arbeiten: nachdem ich das Brennholz zersägt hatte, geht es jetzt ans Stapeln. Zudem Jäten, Düngen, Säen, Wässern - und ab und zu eine wildernde Kuh vertreiben (und danach das Loch im Zaun suchen und Steinmauern flicken).

    Und so nebenbei entwickeln sich neue Pläne: Dino möchte einen Natur-Badeteich anlegen und da kann ich meine diesbezügliche Erfahrung gut einbringen, zunächst in der Konzeption und Planung. Den April/Mai 2025 solle ich mir doch schon mal vormerken, um dann mit Renata wiederzukommen zur Realisierung, legt mir Dino nahe. Inshallah.

    Die Natur ist derzeit unerhört grosszügig. Die Rosmarinsträucher in voller Blüte, der Salbei steht kräftig da; Fenchel, Lauch, Chicorée, Mangold (bietola) und Spargel wachsen wild auf dem Gelände. Als leidenschaftlicher Koch bedient mich Dino stets wieder mit neuen Tipps und Zutaten. Die gemeinsamen Pausen, das gemeinsame Essen und der Amaro zum Abschluss ... es fehlt nichts.

    Vorgestern ein kurzer Sonntsgsausflug zum Naturschutzgebiet an der Mündung des Cassibile. Ein wunderschöner Strandabschnitt mit wunderbarem Farbenspiel im Wasser, ein idyllischer Klippenpfad entlang der wilden Küste. Der kalte Wind hält mich leider ab vom Baden, aber ich bleib ja noch in der Gegend ....
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  • Day 175

    Gast auf Erden

    February 20 in Italy ⋅ ☁️ 14 °C

    Meine Reiseform hat viele Vorteile: ich stosse beinahe täglich
    auf schöne Ausblicke die das Herz erfreuen,
    auf kleine Flecken Erde, die Menschen mit ihren Händen liebevoll gestaltet haben,
    auf wundervolle Details in der Natur, die sich erst bei genauerem Hinsehen oder längerem Verweilen erschließen,
    auf freundliche Gesichter und überraschende Begegnungen.

    Ich darf Freundschaften pflegen, von denen ich bislang noch gar nicht gewusst hatte.

    Ich darf mich in Gespräche verwickeln und einladen lassen, mich für besondere Lebensgeschichten interessieren und zuweilen engagieren, am einen oder anderen Ort mitarbeiten und etwas länger bleiben, mich an den Gelegenheiten, die am Wegesrand auftauchen, erfreuen.

    Ich muss mich kaum mehr um die oft lästigen Folgen von Besitz kümmern, muss kaum Angst vor Diebstahl oder andersartigem Verlust von Eigentum haben, darf mich den günstigen Zufällen überlassen, dem "carpe diem" eben.

    Das Unterwegssein bringt mich der grundsätzlichen Erfahrung, dass ich Gast sein darf auf dieser Erde, schon ziemlich nahe. Auch dem Diktum aus der Bergpredigt übrigens, (das an unserem ersten Wohnort, dem Stöckli auf Burkhalten im Emmental an der Hausfassade geschrieben stand):
    "Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; ... Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?" (Matth 6,26 / fühlt sich grad sehr eigenartig an, nach sehr langer Zeit wieder mal einen Satz aus der Bibel zu zitieren. Lässt das der Zeitgeist überhaupt noch zu? Ach, was kümmert mich der Zeitgeist ...)

    Der originelle österreichische Unternehmer Heini Staudinger hat aus ähnlich tiefen Erfahrungen der Gastfreundschaft heraus "GAST AUF ERDEN" zu einem der vier Grundsätze seiner Firma gewählt. Sein T-Shirt trage ich gerne, wenn ich im deutschen Sprachraum unterwegs bin. Ich bräuchte dereinst noch eine mehrsprachige oder zumindest englische Fassung davon.

    Und Dino, auf dessen Grundstück ich derzeit als Workawayer stehen darf, lebt diese Gastfreundschaft ganz natürlich und selbstverständlich. Das ist der Kern des Lebens.

    PS: Der erste Entwurf zu diesem footprint entstand vor einem Jahr in Marokko. Er stimmt für mich noch immer ... und passt jetzt hier in Sizilien und auf Dinos Platz ganz besonders. Deshalb nun die Veröffentlichung mit kleinen Ergänzungen.
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  • Day 171

    Siracusa

    February 16 in Italy ⋅ ☁️ 13 °C

    Bereits an meinem Ankunftstag und auch jetzt wieder konnte ich eine Nacht bei meinen Workaway-Gastgebern Helena und Dino in einem Palazzo in der Altstadt von Siracusa, genauer in Ortigia, verbringen. Die beiden hatten diese Dachwohnung im Stockwerkeigentum gekauft und zusammen mit den anderen Bewohnern saniert, als die Altstadt noch sehr heruntergekommen und baufällig war. Inzwischen hat sich hier ein In-Viertel entwickelt mit überwiegend ausländischen Besitzern, mit mehrheitlich zu Tourismuszwecken vermieteten Wohnungen (das AirB&B-Phänomen lässt grüßen). Auffallend, wie sauber und aufgepeppt die Fassaden und Gassen daherkommen; viele Gebäude sind inzwischen wirklich schön renoviert und die Lage der Altstadt-Insel ist zweifellos traumhaft.

    Helena versichert aber, dass schon wenige Strassen landeinwärts, in Siracusa, das Müllproblem und die Sanierungsbedürftigkeit augenfällig seien. An der politischen Grundproblematik habe sich wenig geändert, bloss die touristischen Hotspots seien sichtbar aufgehübscht.

    Am Donnerstagabend (ab 21 Uhr) hatte ich Gelegenheit, am wöchentlichen freien Tanz-Event auf dem Domplatz teilzunehmen. Wie in vielen Städten Italiens gibt es unter dem Titel "BalFolk" oder "Mazurka Klandestina" auch hier eine lebhafte Volkstanz-Szene. Tatsächlich ein sehr sympathischer offener Anlass, bei dem auch stets wieder zufällig vorbeigehende Passanten mit einbezogen werden. Helena moderiert diese Tanzabende und bringt auch mir einige Schrittfolgen bei. Nun, ich war auch schon gelenkiger ....😜
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  • Day 170

    Mein lyrisches Tagewerk

    February 15 in Italy ⋅ ☀️ 17 °C

    Mich durch die Nacht stehlen

    Sterne gucken

    Den Stimmen der Nacht lauschen

    Im Dunkeln schauen

    Der Stille zuhören

    Den Tag pflücken

    In der Sonne baden

    Mut sammeln

    Freude säen

    Ruhe genießen

    Geistesblitze jagen

    Farben aufsaugen

    Der Nase nach fahren

    Den Blüten zunicken

    Den Ameisen bei der Arbeit zusehen

    Den Aetna grüssen

    Puuh, dieser Tag war wieder voll

    ***

    Im Kühlschrank sitzen
    (um 4.30 Uhr hat's 7 Grad im Auto und 4 Grad im Kühlschrank).

    Die Kühle der Nacht und die Inspirationen aus der Traumwelt begünstigen den Fluss der Gedanken.

    Das ist das Praktische am All-Eine-Unterwegssein: du kannst zu jeder Tages- und Nachtzeit aufstehen, Notizen machen, Memos aufsprechen, ohne jemand anders zu stören oder zu beeinträchtigen. Auch und gerade am Valentinstag.
    Liebe geht auch auf Distanz.

    (Schon klar, wem dieser Beitrag gewidmet ist, gell.🥰)
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  • Day 169

    Probewohnen im Paradies

    February 14 in Italy ⋅ ☀️ 16 °C

    Ganz alleine stehe ich auf einem grosszügigen offenen Grundstück in den Monti di Cassibile zu einem weiteren Workaway-Einsatz; umgeben von Frühlingsblumen und Vogelstimmen, Sonne und Wind, majestätischer Ruhe und Sternenhimmel.

    Dino und Hélène haben dieses Grundstück vor gut zwei Jahren erworben; jetzt wird kontinuierlich renoviert und angepflanzt. Ein Lebens- und Wirkungsort für das Pensionsalter soll hier entstehen.

    Während beide noch für wenige Jahre im Berufsleben stehen - und in Ortigia, der Altstadt von Siracusa wohnen - sind die Workaway-Helfer jeweils direkt auf dem Gelände. Gut, dass ich mit dem Camper komplett autonom bin. So hab ich's auch abends und nachts gemütlich warm auf "meinem" ganz privaten Stellplatz.

    Die beiden haben früher in Sozialprojekten in Palermo gearbeitet. So verbinden uns nicht bloss eine ähnliche Lebensphase und die Freude am Musizieren, Spielen etc.., sondern auch andere Lebens-Themen. Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden und konnte am Montag bereits einen ausgiebigen Spaziergang durch Ortigia machen.

    Pflanzen setzen, Baumscheiben ausjäten, Gründüngung einsäen, einen Sägebock bauen und Brennholz sägen, das sind die vorläufigen Aufgaben. Hauptsächlich aber einfach Da-Sein. Kommt mir vor wie in einer Retraite; der Lauf der Sonne gibt den Tagesrhythmus vor. Natur pur: Wunderbar.

    Schon irgendwie verrückt: hier fühlt es sich ähnlich an wie auf der Alp im Bündnerland, bloss dass es hier vier Monate früher Frühling ist, dass wir auf rund 180 MüM statt 1800 MüM liegen und dass die Sonne (fast) jeden Tag scheint. Paradiesisch, jedenfalls jetzt im Frühling. (Mitunter auch mal "höllisch" dann im Hochsommer.)

    Heute Nachmittag habe ich mit dem Rad die Ausläufer der Monti Iblei überquert. Diese "Jura"- Landschaft zeigt sich karg und fruchtbar gleichzeitig. Zwischen den unzähligen Trockensteinmauern hat es immer wieder kleine Flächen mit Getreide - und stets von neuem grüsst der Aetna am Horizont.
    Dann noch der Blick in die Cava-Grande-del-Cassibile, eine imposante Kalkschlucht mit direktem Ausgang/Ausblick zum Meer.

    Philosophische Nachbemerkung: natürlich bliebe da noch der Begriff "Paradies" zu definieren. Für mich gewiss nicht im katholischen Sinne (" Das Paradies kannst Du Dir mit artigem Benehmen, Demut und Selbstaufopferung verdienen"), obwohl ich ganz früher mal katholische Theologie studiert hatte. Näher liegt mir, das Ganze systemisch zu sehen: Dann wäre "Paradies" jedenfalls eine Frage der Wahrnehmung, völlig subjektiv, da wo ich mich ganz und gegenwärtig fühle, mitunter auch und gerade im All-Ein-Sein.
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  • Day 166

    Zwischen Welten

    February 11 in Italy ⋅ ☁️ 13 °C

    Dieser Titel ist geklaut .... passt aber gerade sehr gut. Zum Einen, weil ich gestern Abend bis Mitternacht das Buch von Juli Zeh/Simon Urban mit ebendiesem Titel ausgelesen habe. (Es ist gewohnt spannend und vielschichtig, meiner Ansicht nach aber nicht ihr bestes Buch; muss auch nicht. Der sich durch das ganze Buch ziehende WhatsApp/Mail-Dialog ist zeitweise erfrischend heiter und frech, für mich auf die Dauer aber etwas platt, schnoddrig und langatmig. Dennoch, die Dilemmata und Befindlichkeit der "Protagonist*innen"😉 werden gut nachvollziehbar. Die sehr intelligenten, filigranen und komplexen Themen-Verbindungen ihrer früheren Bücher bleiben mir jedoch stärker haften.

    Zwischen Welten zum Andern, weil sich mein Status massiv geändert hat: Renata ist am Donnerstag nach Hause geflogen und gut angekommen. Im Solo-Stil bin ich noch selben Tags durch die sizilianischen Berge in die Gegend von Enna gefahren. Da der Agro-Stellplatz des "Oliven-Onkels" Antonino zwar sehr ländlich ruhig, um diese Jahreszeit aber etwas schattig in der Senke liegt, bin ich anderntags weiter dem Aetna entgegen gefahren. Wunderschöne Ansichten.

    Die Stadt Adrano ist mir noch genauso vermüllt aufgefallen wie vor 4,5 Jahren; so habe ich gar nicht erst angehalten, die Stadt im Mittagsverkehr rechts liegen gelassen. Schade, ich hätte eigentlich gerne die sehr interessante Begegnung von damals im Pro-Loco-Büro (mit dem ehemaligen Anti-Mafia-Komissar Nicolo Moschitta) wieder aufgefrischt.

    Der Camping Mons Gibel oberhalb von Belpasso, an der Südflanke des Aetna und unweit der früheren Lavafelder ist schön und praktisch angelegt. Das durchgehende Hundegebell vom angrenzenden Tierheim/Hundeschule empfand ich allerdings ziemlich nervig (und traurig). Der Camping müsste also eher "Mons Gebell" heißen. Das und der Nieselregen waren Grund genug, weiterzuziehen.

    In Acireale ist an diesem Samstag "Siziliens größte und schönste Fasnacht" im Gang. Auf einem der Fest-Parkplätze kann ich eine überraschend ruhige Nacht verbringen. Schon imposant, welche grosse Gefährte - sehr fantasievoll, bunt und aufwendig, aus Cartapesta (Papiermaché) gestaltet- von Traktoren durch die Gassen gezogen werden. Die Wagen sind innwendig auf massive Eisengerüste gebaut und tatsächlich so bemessen, dass sie gerade noch knapp an den Balkonen vorbei durch die Gasse kommen. Imposante Bauwerke zwar, aber einfach unendlich laut; auf jedem Wagen riesige Mega-Lautsprecher und vor jedem Wagen ein DJ, langsam rückwärtsschreitend. Schade, hier hat die Technik die Menschen bzw Musikgruppen weitgehend verdrängt. Mein Fazit: muss man nicht gesehen haben; und ich kann damit gleich auch den Carneval von Rio, die Zürcher Love-Parade und Ähnliches abhaken.

    Am Sonntag schließlich die Weiterfahrt nach Siracusa, wo ich auf die Mittagszeit zum Workaway verabredet bin. Eine neue Welt.
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