Aus dem Alltag - In das Leben

diciembre 2018 - agosto 2019
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    Alles wird gut in Hokitika

    8 de marzo de 2019, Nueva Zelanda ⋅ ⛅ 18 °C

    Es regent die ganze Nacht in Strömen und die Luft kühlt stark ab. Draußen ist es so dunkel, dass ich keine 2 Meter aus meinem kleinen Campervan-Fenster blicken kann. Eine etwas beklemmende Atmosphäre. Für einen Moment muss ich an die Erdrutsche denken, die letzte Woche in dieser Region aufgrund des starken Regenfalls stattgefunden haben und einige Straßen versperrt haben. „Hoffentlich komme ich hier morgen wieder gut weg...“ denke ich. Erstmal bin ich froh jetzt nicht in irgend einem Zelt zu liegen und in meine beiden Decken eingewickelt zu sein. Und ich schlafe gar nicht mal allzu schlecht, denn der prasselnde Regen wirkt irgendwie auch angenehm hypnotisierend.

    Ich wache früh auf und wage ein paar Schritte vor meinen Camper. Der Regen hat zum Glück endlich aufgehört. Die Luft ist feucht, frisch und belebend. Die Landschaft wolkenverhangen. An diesem Morgen hätte ich noch nicht im Kühnsten erahnen können, dass ich am Abend den spektakulärsten Sonnenuntergang meiner Reise sehen werde. Aber jetzt hält mich erstmal nicht viel in dieser Einöde und ich begebe mich direkt auf den Weg nach Arthur Pass, einem kleinen Ort auf 900m, der Ausgangspunkt für viele Wanderungen in den Bergen darstellt. „Zurück in die Zivilisation“ denke ich und hoffe darauf dort auch wieder mit Empfang zu haben. Und tatsächlich leuchten etwa 30 Minuten später die Balken wieder in schönem grün auf und ich kann Susi endlich ein Lebenszeichen geben. Ich nehme ein kleines Frühstück zu mir und entwickele so langsam wieder Lust auf die Weiterreise. Wäre da nicht noch dieser defekte Gaskocher, der mich gestern um ein schönes warmes Getränk gebracht hat. Aber dazu später mehr...

    Ich nutze die frische Luft und mache zwei kleinere Tracks zu einem hohen Wasserfall. Schön anzusehen, insbesondere weil er durch die Regenfälle der letzten Tage gut gespeist wurde. Einen Teil des Weges laufe ich spontan mit einem Engländer in meinem Alter, der ebenfalls allein unterwegs ist und seine Frau in der grauen Heimat gelassen hat. Alleine zu reisen scheint also durchaus keine Ausnahme zu sein, auch für Paare...

    Gegen Mittag überquere ich dann den Pass und die Straßen führen mich durch Landschaften, wie wir sie aus unseren geliebten Alpen in Österreich kennen. Die gelben langen Gräser haben ich inzwischen wieder in grüne Wiesen verwandelt, auf den hier und da Kuhherden friedlich grasen. An den Seiten des Tals wachsen hohe steile, nur schwach begrünte Berge in den Himmel. Diese Landschaft durchfahre ich noch etwa 50 km, dann plötzlich verlasse ich die Berglandschaft und hinter der nächsten Kurve erblicke ich auf einmal wie aus dem Nichts die Wellen der Tasmanische See. Ich habe die Westküste erreicht. Es verwundert mich immer wieder, wie schnell sich hier die Landschaften innerhalb kurzer Strecken verändern können. Wenn man ein paar Stunden in Neuseeland mit dem Auto unterwegs ist kann man durchaus ohne Probleme Gletscher, steinige Berge, sanfte Hügellandschaften, flache Täler, endlose Kiesstrände und schroffe Steilküsten sehen. Ähnlich verhält es sich mit der Vegetation: noch eben denke ich in einem schönen deutsche Laubwald unterwegs zu sein, dann wenig später laufe ich durch regenwaldähnliche Gewächse, suche Schatten unter Palmen oder erblicke dichte Teebaum-Wälder wie in Australien. Langweilig wird es hier wirklich nicht...

    Gegen frühen Nachmittag erreiche ich Hokitika, eine schöne schnuckelige Küstenstadt mit reichlich Kunsthandwerk, insbesondere auch bekannt für seine Kunstwerke aus dem schönen grünen Jadestein, der in dieser Region zu finden ist. Bevor ich mich hier aber auf Entdeckungsreise machen kann, will ich erstmal das lästige Gaskocher-Problem lösen. Ein Anruf bei der Mietgesellschaft hilft mir nicht wirklich weiter. Sie übernehmen gerne die Kosten für die Nachfüllung oder Austausch der Flasche, aber ich solle mich mal bei den Locals durchfragen, wo mir geholfen werden kann. Eine Rückfahrt zur Mietgesellschaft ist auch absolut keine Option für mich, da mich das mindestens einen Tag kosten würde. Ich versuche also erstmal mein Glück bei einem Angestellten meines heutigen Campingplatzes, der mich zumindest an eine Tankstelle verweisen kann, bei der ich Gas nachfüllen lassen kann. Ich mache mich also zuversichtlich auf den Weg zu Tankstelle. Hier scheitert man aber beim Nachfüllen. „Die Flasche ist randvoll“ heißt es. Fragezeichen schwirren in meinem Kopf. Was nun? Ich beschließe nochmal zum Camping Platz zurückzufahren und mit dem Angestellten zu sprechen. Vielleicht hab ich einfach irgend einen dummen Bedienfehler gemacht, der einem zweiten auffällt. Fehlanzeige. Daran liegt es nicht. Auch der Angestellte bekommt den Kocher nicht zum Laufen. Endlich macht sich meine Experimentierfreudigkeit als Physiker bezahlt und ich beginne eine systematische Fehlersuche. Ich lasse mir am Camping Platz eine andere Gasflasche zur Probe geben und siehe da: Der Gaskocher funktioniert. Es liegt also definitiv an der Gasflasche. Der Angestellte vermutet, dass an der Tankstelle ein Fehler gemacht wurde und die Flasche doch leer sei. Ich also wieder zurück zur Tankstelle, um dem Personal dort die Situation zu schildern. Zum Glück sind diese sehr freundlich und hilfsbereit und wir versuchen erneut die Befüllung, diesmal in meinem Beisein. Hilft aber nichts, die Flasche ist tatsächlich voll. Nach etwas hin-und herschreiben erkennen wir, dass das Ventil der Gasflasche defekt ist und sich nicht mehr öffnen lässt. Okay, also Gasflasche austauschen, aber wo? Ich frage an der Tankstelle nach. Der freundliche Inder teilt mir jedoch mit, dass sie leider keine Gasflaschen in dieser Größe verkaufen und er auch sicher ist, dass ich sonst in Hokitita keine kaufen kann. Verdammt!!! Beim Verlassen der Tankstelle starte ich noch einen letzten Versuch und spreche noch einen weiteren Angestellten an. Irgendwie hatte ich ein merkwürdiges Gefühl bei der ersten Auskunft und meine mich zu erinnern, dass Inder lieber eine falsche Antwort geben anstatt einzugestehen, die Antwort nicht zu kennen. Meine Hartnäckigkeit macht sich bezahlt. Siehe da, der zweite Angestellte nennt mir einen Baumarkt eine Straße weiter, die Gasflaschen verkaufen. Glücklich und in meiner Hartnäckigkeit bestätigt ziehe ich also zum Baumarkt weiter. Ja, hier verkaufen sie Gasflaschen und ich bekomme eine Auswahl demonstriert. Aber alle zu groß... Andere haben sie leider nicht. „Ich glaub ich spinne...“ Dann erblicke ich in einem Regal in der hinteren Ladenecke doch noch kleinere Gasflaschen. „Was ist denn mit denen?“ frage ich. „Ja, die könne ich natürlich auch kaufen.“ Innerliches Kopfschütteln. Aber ich bin zu Geschäft, um mich aufzuregen und zu glücklich, endlich fündig geworden zu sein. Gasflasche gekauft, zurück zur Tankstelle, auffüllen lassen, wieder eingebaut und... die Flamme lodert 😀 Endlich bin ich wirklich voll ausgerüstet und muss mich die nächsten Tage nicht nur von kaltem Wasser und Brot ernähren.

    Ich lächele wie ein Honigkuchenpferd und kann mich endlich auf die Reise an sich konzentrieren. Ich nutze den verbleibenden Tag, um das schöne Hokitika per Fuß zu erkunden, entlang alter historischer Gebäude zu schlendern und entlang des schönen grauen Strandes entlangzuspazieren. Das Wasser ist rauh, die Luft vom Wasserdunst getränkt, grauer Sand, graues Wasser und grauer Himmel gehen nahezu nahtlos ohne klare Grenze ineinander über. Eine tolle Atmosphäre. Am Strand sind Unmengen an Treibholz angeschwemmt, die von Besuchern und Künstlern verwendet wurden, um Skulpturen und kleine Kunstwerke zu errichten. Ich fühle mich wie in einem wilden Freiluftmuseum und kann den Fotoapparat kaum aus der Hand legen. Ich hatte keine Ahnung, was mich in Hokitika erwartet und habe es einfach mal auf mich zukommen lassen. Ich werde absolut positiv überrascht.

    Als am Abend die Sonne beginnt, sich langsam zu senken und das Wetter ideal für einen beeindruckenden Sonnenuntergang aussieht, beschließe ich, nochmal in meinen Campervan zu springen und die ca. 15 Minuten vom Campingplatz zum Strand zu fahren. Der Aufwand erweist sich als mehr als lohnenswert. Was ich an diesem Abend zu sehen bekomme, ist einer der schönsten Sonnenuntergänge, die ich auf dieser Reise oder vielleicht insgesamt überhaupt gesehen habe. Entlang eines groben Steinwalls haben bereits viele Zuschauer ein Plätzchen gefunden und nehmen das farbige Spektakel sprachlos wahr. Am dunklen Strand glitzern tausende flache Steine wie Diamanten im Sonnenlicht, das Meer wirkt wie flüssiges Gold und spiegeln die flach am Horizont stehende Sonne, ein dichter Wolkenteppich drückt den Himmel dramatisch in Richtung Boden, das wilde Meer rauscht ohrenbetäubend, der aufsteigende Wasserdampf schafft eine mystische Atmosphäre, Seemöwen tapsen durch den feuchten Sand auf der Suche nach einem Leckerbissen oder kreisen in den letzten Sonnenstrahlen. Für einen Moment werde ich zutiefst von dieser unglaublichen Atmosphäre erfasst und meine Augen werden. Schade, dass ich diesen Moment jetzt nicht mit Susi teilen kann 😔 Nach dem gestrigen trüben und eher niederschlagenden Tag, ist dieser Anblick ein absolutes Geschenk des Himmels, dass ich am liebsten für immer festhalten würde...
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  • Día 71

    Mountain Oysters meet Dicks on Sticks

    9 de marzo de 2019, Nueva Zelanda ⋅ ☀️ 14 °C

    Der kleine Küstenort Hokitika ist heute außer Rand und Band. Am frühen Vormittag wird das 30. Wildfood Festival feierlich eröffnet. Auf einem großen Festivalgelände kommen aus dem ganzen Land Abenteurer mit besonderen kulinarischen Vorlieben oder aber auch einfach Feierlustige zusammen, die sich bei Live Musik, Bier und guter Stimmung einen fröhlichen Tag machen wollen. Über das Festivalgelände erstrecken sich unzählige Imbissbuden mit exotischen Leckereien: von Hühnerfüßen über Mountain Oysters (Ziegenhoden), Dicks on Sticks (Genitalien am Spieß), Schnecken, Babyoktopus, Hühnerherzen, und und und findet hier jeder mutige kulinarisch Neugierige für sich den richtigen Leckerbissen (für den gemäßigten Besucher gibt es aber auch „normale“ Leckereien 😉). Zudem gleicht das Festival teilweise einer Kostümparade. Die meisten haben sich bunt, schrill und wild verkleidet, teilweise mit äußerst aufwändigen Kostümen. Das Ganze wirkt etwas wie eine gesunde Mischung aus Street Food Festival und Kölner Karneval. Dieses Spektakel lasse ich mir natürlich nicht entgehen, wenn sich heute schon einmal zufällig die Gelegenheit bietet. Die exotischen Speisen haben zwar auf mich eher geringen Anziehungsfaktor (sehe ich eher als Mutprobe à la Dschungelcamp denn als echten Leckerbissen), aber ich möchte das ganz Drumherum erleben und auf mich wirken lassen. So verbringe ich einen vergnüglichen Tag auf dem Festival und lasse als stiller passiver Beobachter die Eindrücke auf mich wirken. Insbesondere die Kostüme sind wirklich der Hammer. Bei einer etwa 1,5 Stunden langen Kostümshow kann sich schließlich jeder vor dem Publikum und einer Jury präsentieren und hat die Aussicht als Sieger 1000 Dollar mit nach Hause zu nehmen. Es wird getanzt, geposed, geschauspielert und viel gelacht. Absolut sehenswert. Allein hierfür haben sich die knapp 30 Euro für den Festivaleintritt voll gelohnt: ein kleiner Betrag für eine außergewöhnliche Erinnerung 🙂Leer más

  • Día 71

    Auf zu neuen Ufern

    9 de marzo de 2019, Nueva Zelanda ⋅ ⛅ 13 °C

    Jetzt bin ich auch mal dran ;-) !

    Hello , my name is..., I am from China, I am from Taiwan and I am from Japan. Ich bin doch in Neuseeland oder? Denke ich mir innerlich...doch gefühlt sind nur Asiaten um mich herum , also nicht nur gefühlt sondern es ist so!

    Aber erstens einen Gang zurück!
    Ich hatte mich dazu entschieden einen Sprachkurs für zwei Wochen in Christchurch zu machen. Ich möchte einfach noch besser kommunizieren und ich möchte noch mehr Kontakt zu anderen Leuten haben und auch herausfinden wie es sich anfühlt alleine unterwegs zu sein. Was macht das mit einem selbst.

    Also hatte ich für Sonntag einen Wagen von Queenstown nach Christchurch gemietet,den ich dann am Flughafen dort abgeben sollte. Eine lange Fahrt, ungefähr 5-6 Stunden, aber eine tolle Landschaft die mich begleitet. Es ist natürlich ungewohnt alleine zu fahren und es ist nach einer gewissen Zeit natürlich auch anstrengend.Trotz alle dem, hat sich die Fahrt gelohnt. Einsame Straßen mit Blick auf Berge , grüne Wiesen und Schafe. Vorbei am Lake Tekapo, der mit seinem fantastischen türkisblau es garnicht zu lässt, dass man nicht anhält! Nur leider hab ich nicht ganz so viel Zeit wie Jens, denn ich muss das Auto schließlich zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder abgeben. Dennoch lasse ich mir eine kleine Pause dort nicht entgehen!

    Nun bin ich angekommen. Momentan bin ich noch in einer Unterkunft, die in der Nähe vom Englisch College liegt und ich bequem zum Unterricht gehen kann.Mein Zimmer ist ein Wintergarten, der zu einem gewöhnlichen Zimmer umfunktioniert wurde. Natürlich ist es in den nächsten Tagen so heiß, das ich einfach nur Abends wieder in diese Unterkunft will, da es tagsüber leider absolut nicht wegen der Hitze auszuhalten ist. Der Wintergarten gehört zu einem Haus, welches einer malaysischen Frau gehört. In diesem Haus wohnen momentan noch zwei andere Studenten. Eine aus Japan und eine aus Malaysa. Wir sind sozusagen eine vierer Frauen WG.Der Wintergarten ist nur mein Schlafquatier und im Haus hab ich Zugang zum Bad und zur Küche.
    Was soll ich sagen, es ist ganz gut und die anderen Frauen sind wirklich super nett, dennoch habe ich mir für die zweite Woche eine andere Unterkunft gesucht, in der ich mich vielleicht noch ein Quäntchen wohler fühle!
    Erst vor ein paar Tagen haben wir im English College über Feng Shui geredet und das man sich den Platz im Raum aussuchen sollte an dem sich wohl fühlt.
    Es ist okay mit der Unterkunft aber wirklich wohl fühlen tu ich mich nicht. Also das Feng Shui passt nicht so ...;-)

    Bei mir heißt es momentan wieder ein bisschen mehr Alltag! Jeden Tag früh aufstehen und jeden Tag um die gleiche Zeit Unterricht.Ich muss sagen so ein bisschen Regelmässigkeit fühlt sich nicht so schlecht an. Dennoch habe ich genügend Zeit um auch das zu machen was ich möchte.

    Die erste Woche vergeht ziemlich schnell. Geprägt ist sie unterem von vielen neuen Leuten, die ich kennen gelernt habe und den ersten Eindrücken von Christchurch unter anderem Botanischer Garten, ein kleiner Street Art Walk, von der Schule organisiertes Fussballspiel ( zwei Frauen unter anderem ich und ansonsten Männer gefühlt 15 Asiaten, ein Brasilianer und ein Kolumbianer) und eine Wanderung entlang des Taylors Mistake.
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  • Día 72

    Bis ans Ende der Welt

    10 de marzo de 2019, Nueva Zelanda ⋅ ☁️ 16 °C

    Nachdem ich Hokitika verlassen habe, setze ich meinen Weg weiter in Richtung Norden fort. Einen genauen Plan habe ich noch nicht. Ich weiß nicht genau was mich erwarten wird und irgendwie fühlt sich das gut an. Denn dadurch kann ich mein kleines Abenteuer ohne jegliche Erwartungen genießen. Ich fahre entlang der Westküste, immer weiter und weiter, der Weg wechselt regelmäßig zwischen langen schnurgeraden und schlangenlinienähnlicher Straßen, die Landschaft zeigt sich mal in flachen weiten Wiesen, dann wieder in dichten subtropischen Wälder, gen Osten in Richtung Inland ragen hohe grüne Berge empor, gen Westen stets die rauche Tasmanische See im Blick. Kurzum, die Strecke ist alles andere als eintönig. Ich folge der Straße schließlich so weit bis ich nach etwa 250 km am Ende angelangt bin, zunächst geht es noch ein paar letzte Kilometer auf Schotterpiste weiter, dann ist endgültig Schluss. Ich scheine das Ende der Welt endgültig erreicht zu haben 😊 Am Kohaihai River hört die Straße endgültig auf und mündet in einem schönen wilden malerischen Campingplatz direkt zwischen Flussmündung und weitem Strand. Hier werde ich mein Lager aufschlagen, von meinem Bettchen aus mit Blick auf die unermüdlichen Wellen des Ozeans. Ein tolles Plätzchen Erde, welches ich nur mit einer Handvoll anderer Camper teilen muss. Ich mache mir heute Abend ein schönes Omlett, öffne mir das obligatorische Bierchen des Tages und genieße mein Abendmahl bei untergehender Sonne und Meeresrauschen. Einfach unbezahlbar und für mich von keinem Luxushotel dieser Welt zu toppen.

    Kohaihai ist letztlich nur das Sahnehäubchen einer großartigen Fahrt entlang der Westküste. Der wilde Westen hat mich voll gepackt, die Natur wirkt hier an vielen Stellen noch verlassen und unberührt, die dunklen Strände (teils Kies, teils Sand) erstrecken sich weiter als das Auge reicht, der ununterbrochene starke Wellengang wirbelt Wasserdampf auf und erzeugt entlang der gesamten Küste einen sanften Nebel, der eine mystische Atmosphäre erzeugt und ein angenehmes Gefühl von Leere und Einsamkeit schafft. Immer wieder mache ich einen kurzen Halt an einem Ausblickspunkt oder vertrete mir die Beine an eine, der schönen Strände.

    Die Westküste ist insgesamt nur schwach besiedelt, die wenigen Städte und Dörfer wirken teilweise wie aus dem letzten Jahrhundert. In der Regel gibt es in jedem Dorf entlang der Hauptstraße stets eine Tankstelle, einen General Store (Gemischtwarenladen) und eine Kneipe. Halt alles, was man so zum Leben braucht 😉 An ausgewählten Tagen findet ein Markt statt. An einem solchen lege ich spontan einen kleinen Stop ein, gönne mir einen Cappuccino und beobachte das Treiben der Locals. Jeder scheint hier jeden zu kennen. Auf einer kleinen Bühne wird der Markt musikalisch von einem rüstigen Cowboy mit Countrymusik untermalt. Eine schöne entspannte Stimmung, bei der ich Kraft für die Weiterfahrt sammeln kann.

    Gefühlt scheinen in dieser Region auch deutlich weniger Reisende und Touristen unterwegs zu sein als noch auf meiner Route von Queenstown. Ich passiere letztlich nur eine große offenkundige Touristenattraktion, die auch als solche mit sich anschließenden Busparkplätzen, Kiosken und Cafés entsprechend ausgebaut ist. Hierbei handelt es sich um die sogenannten Pancake Rocks des Ortes Punakaiki, skurrile Gesteinskulpturen, die durch Wind und tosende Wellen über Jahrmillionen geformt wurden. Besonders charakteristisch hierbei sind ist die schichtartige Steinformation, die aufeinanderliegenden Pfannkuchen gleicht und somit den entsprechenden Namen geprägt hat. Ich erreiche zum Glück das Gelände am frühen Morgen und kann dieses Naturwunder noch in aller Ruhe genießen, bevor die Ausflugsbusse in Scharen anrollen und bin sichtlich dankbar, mit dem eigenen Camper vollkommene Freiheit und Unabhängigkeit erleben zu können.
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  • Día 73

    Road Runner auf Hochtouren

    11 de marzo de 2019, Nueva Zelanda ⋅ ⛅ 14 °C

    Zentimeter für Zentimeter setze ich meinen Campervan (der übrigens in großer Beschriftung den Namen Road Runner trägt) vorwärts, schaue immer wieder aus dem Fenster nach oben, halte an, steige aus, begutachte die Lage. Ich bin dabei, meinen Campervan sorgsam unter einem Stahlbarren hindurchzuschieben, der als Höhenbegrenzung für Fahrzeuge auf den Weg zum „Oparara Basin“ fungiert und ungeeignete Fahrzeuge für die Strecke ausmustern soll. Nicht ganz einfach für mich, Fahrer und Beobachter gleichzeitig zu sein. Schließlich kann ich die Situation gut überblicken; „Hat noch eine daumenbreite Luft, passt perfekt!“ murmel ich zufrieden vor mich hin und setze unter der Barriere ohne Kontakteinwirkung hindurch. Vor mir liegt eine enge, holprige Schotterpiste, häufig nicht mehr als einspurig, maximal eineinhalb spurig, Steigungen bis zu 15%, kurvig, die Fahrbahnränder überwiegend stark zugewachsen oder leicht abschüssig, keinerlei Wendemöglichkeiten entlang des Weges. Ein gelbes Warnschild signalisiert unverständlich „Not suitable for campervans!!!“. „Gut, nun ist so ein Warnschild ja kein Verbotsschild“ denke ich. Außerdem bin ich ja nur ein „kleiner“ Campervan und habe die Messlatte doch sichtbar unterschritten. Vielleicht hätte ich an diesem Punkt tatsächlich umgedreht, wenn ich nicht am Tag vorher mit dem netten Kollegen des Infocenters gesprochen hätte. Er war zuversichtlich, dass ich es mit meinem Campervan schaffe. Ist ja nicht viel breiter als ein normales Auto, ich müsse halt schön vorsichtig fahren und keine ruckartigen Ausweichmanöver starten. Seine Worte noch in meinem Ohr beginne ich also mit gemischten Gefühlen die abenteuerlich Weiterfahrt. Ich bin extra früh aufgestanden und habe das Frühstück ausfallen lassen, um der erste mutige Fahrer an diesem Morgen zu sein und mir Zeit lassen zu können. Die Strecke schüttelt mich ordentlich durch, das Geschirr im Rückraum klimpert ordentlich, die Fahrerkabine gerät in den engen Kurven ordentlich in Seitenlage, so dass ich mich instinktiv in die Mitte lehne um Gegengewicht zu schaffen, und der Motor läuft auf Hochtouren, sobald ich mich im ersten Gang einen steilen Anstieg emporkämpfe. „Geht eigentlich, hätte schlimmer sein können!“ beruhige ich mich selbst. Allerdings ist mir im gleichen Moment auch bewusst, dass ich momentan die Strecke für mich alleine habe, keinem Gegenverkehr begegne, dem ich ausweichen muss. Das wird auf der Rückfahrt leider anders sein. An einigen Stellen graut mir die Vorstellung, hier einem anderen Fahrzeug auf der Rückfahrt zu begegnen und ich spiele bereits in meinem Kopf das Disaster durch, sollte ich an einem steilen kurvigen Anstieg zurücksetzen müssen um einem Hindernis auszuweichen. Aber soweit ist es ja noch nicht und nach etwa 30 Minuten Fahrzeit erreiche ich erstmal sicher den großzügigen Parkplatz des Oparara Basins, der trotz seiner Abgelegenheit offensichtlich für eine große Zahl von Besuchern ausgelegt ist. Jetzt gerade, gegen 8:20 Uhr morgens, steht neben mir nur ein weiteres Fahrzeug auf dem verlassenen Gelände. Sehr schön, somit kann ich also in aller Ruhe diese Natursehenswürdigkeit entdecken. Das Oparara Basin ist letztlich ein kleines Flussbecken innerhalb eines dichtbewachsenen Regenwalds. Zur Touristenattraktion ist es allerdings durch seine monströsen Gesteinsbögen geworden, die der Fluss in unermüdlicher Arbeit geformt hat. Der größte unter Ihnen, der sogenannte Oparara Arch, überspannt den Fluss in einer Breite von knapp 50 Metern mit einer Höhe von knapp 40 Meter. Beeindruckende Maße.

    Ich verbringe meinen Vormittag mit ein paar kleineren Wanderungen, die mich zu den verschiedenen Highlights bringen werden. Neben den berühmten Archs führt mich der Weg entlang eines Mirror Tarn, einem seichten kleinen See, in dem ich sich der umliegende Regenwald in unglaublicher Weise spiegelt und den Augen ein mehr als surreales Bild liefert. Für mich das wirkliche Highlight des Oparara Basins. Am Schluss meiner Entdeckungstour wage ich noch einen kurzen Ausflug in eine dunkle Höhle. Mit Stirnlampe bewaffnet begebe ich mich die steilen Stufen ins lichtlose Gewölbe hinab. Laut Infotafel erwarten einen tierische Höhlenbewohner wie zum Beispiel eine seltene Spinnenart. Ich selbst entdecke nur Leere und bin um die ausbleibende Begegnung mit den Mehrbeinern auch nicht wirklich traurig. Trotzdem war der kleine Ausflug in das dunkle verlassene Höhlensystem ein spannendes Abenteuer, weil ich nicht wirklich wusste, was mich erwarten würde.

    Die Wanderwege sind sehr schön, extrem grün umwachsen, die Temperatur belebend frisch und feucht und die Stimmung im Morgengrauen wunderbar ruhig. Trotzdem fühle ich eine innere Unruhe und hetze die Strecke schnellen Schrittes entlang. In meinem Hinterkopf kreist ständig noch die bevorstehende Rückfahrt. Ich habe mir ausgerechnet, dass die meisten Besucher sich etwa gegen 11 Uhr auf den schottrigen Weg zum Oparara Basin begeben werden. Das heißt für mich bis 10:30 Uhr die Rückfahrt antreten, um die Rush Hour und damit zu viele Begegnungen auf der Rückfahrt zu vermeiden. „Zügig, zügig“ schallt es in mir innerlich und ich gönne mir daher selbst an den Sehenswürdigkeiten nicht allzu lange Verschnaufspausen. Mein Plan geht aber wenigstens auf, ich verlasse rechtzeitig das Gelände und begegne auf der gesamten Rückfahrt an glücklicherweise gutmütigen Stellen nur einer Handvoll von Fahrzeugen, so dass ich wenig später erleichtert und ohne Zwischenfälle wieder auf der großzügigen gutbefestigten Hauptstraße einbiegen kann. Rückblickend bin mir nicht sicher, ob ich den Weg für das Oparara Basin ein zweites Mal auf mich nehmen würde, aber insgesamt gesehen war die Tour ein spannendes Abenteuer, welches ich bestimmt in Erinnerung behalten werde...

    Meinem Road Runner bin ich jedenfalls dankbar, dass er der Zerreißprobe Stand gehalten hat. Immer wieder bemerke ich beim Aussteigen, dass der Gute ganz schön schnauft und der Motor ordentlich heiß gelaufen ist. Als meine Augen zufällig auf den Kilometerstand schweifen, wird mir noch viel mehr klar, dass der alte Greis eine rollende Zeitbombe ist und am Ende seines Lebenszyklus angekommen ist: 250000 km sind für einen Benziner ein gutes Alter. Ich bin mir sicher, er hat bisher ein spannendes Leben hinter sich... 😄
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  • Día 73

    Untertage schuften mit Panoramablick

    11 de marzo de 2019, Nueva Zelanda ⋅ ☁️ 14 °C

    Der Tag ist noch jung. Nachdem ich die abenteuerliche Fahrt zum Operara Basin erfolgreich überstanden habe, setze ich gegen Mittag bereits wieder meine Rückreise Richtung Westport an, wo ich eine weitere Nacht verbringen möchte. Der restliche Tag soll eher entspannt verlaufen, die Seele braucht auch mal etwas Ruhe, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten, und der Adrenalinspiegel muss etwas Zeit finden, sich wieder in den Normalbereich zu senken. Für die heutige Nacht gönne ich mir daher auch mal wieder einen Stellplatz in einem luxuriösen Camperpark, anscheinend einer der Top 10 Camperparks Neuseelands. Die knapp 50 $ Gebühr finde ich zwar inakzeptabel hoch, aber ich brauche einfach mal wieder halbwegs zivilisierte Infrastruktur: eine gute heiße Dusche, normale Toiletten, Frischwasser und Strom, um die Batterien meines Campers aufzuladen 🙂 Zudem verliert Pasta mit Tomatensauce auch so langsam seinen Reiz und so gönne ich mir zur Feier des Tages zwei schöne neuseeländische Rindersteaks, die ich mir am Abend gemütlich in meiner kleinen Küche zubereiten und dann bei einem kühlen Bierchen genießen werde. Ein besonderer Genuss, den man erst richtig zu schätzen weiß, wenn man eine Zeit lang auch mal auf den im Alltag schon fast selbstverständlichen Luxus verzichtet 😀

    Noch ist es aber nicht Abend. Auf dem Rückweg mache ich zunächst noch einen kurzen Zwischenstopp an einer Lagune kurz hinter Karamera, um auf Vogelbeobachtung zu gehen. Es herrscht gerade Ebbe und so ist die Lagune trocken gelegt und lädt zu einem Spaziergang in der weiten Sandlandschaft ein. Mein kühner Entdeckungstrieb wird jedoch bestraft. Unerfahren wie ich bin, werde ich jedoch von den Gezeiten überrascht und die schnell zurückkehrende Flut schneidet mir den Rückweg ab und beschert mir nasse Füsse. Auf sicherer Anhöhe angelangt lasse ich mich auf einem Stein nieder, um meine Füße trocknen zu lassen, und beobachte, wie die Flut zügig die Lagune füllt und Vögel nahrungssuchend durch das seichte Wasser stolzieren. Ich nehme mir Zeit und genieße die Ruhe. Lediglich einige Sandfliegen, die mich hungrig umgarnen, mindern ein wenig die schönen Eindrücke. (Zur Erklärung: Sandfliegen haben etwa die Größe unserer heimischen Fluchtfliegen und schwirren absolut lautlos durch die Lüfte. Allerdings haben sie ein sägeartiges Werkzeug, mit dem sie die Haut aufreißen können und sich dann am Blut ihres Opfers laben. Dabei injizieren sie ein blutverdünnendes Mittel, welches nach ihrer Attacke ein nerviges Jucken verursacht. Leider bemerkt man die Sandfliegen erst, wenn sie bereits eine kleine Wunde in die Haut gerissen haben 😩).

    Wieder auf der Rückfahrt nach Westport entdecke ich zufällig ein Straßenschild mit der Aufschrift „Denniston Coal Mining Historic Area“. Ich meine mich wage zu erinnern, dass es sich hier um ein verlassenes Dorf der Kohle-Minen-Industire handelt. Das könnte interessant sein und so biege ich spontan in eine Nebenstraße ein, die mich schließlich einige Kilometer lang über sehr steile Serpentinen auf eine ca. 600 m hohe Anhöhe bringen wird (Road Runner wird hier ein weiteres Mal ordentlich gefordert, diesmal aber auf einer gewöhnlichen Straße 🙂). Auf der Anhöhe angelangt erwartet mich ein exzellent ausgebautes Freilichtmuseum: ein Rundweg führt mich entlang der Ruinen des einstigen Dorfes, alte Maschinen und schwere Stahlwerkzeuge befinden sich noch immer auf dem verlassenen Gelände, die Überreste des Schienensystem mit den schweren Transportwagons schaffen eine besonders eindrucksvolle Szenerie. Zahlreiche Stationen mit alten Fotos, Geschichten von ehemaligen Kumpels und technische Erklärungen lassen einen für einen kurzen Moment zurück in die Vergangenheit versetzen. Vom frühen 19. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert wurde ihr mit schweren Maschinen Knochenarbeit verrichtet. Einzigartig und von den damaligen Einwohnern als „Achtes Weltwunder“ bezeichnet, war das Schienensystem, welches die tonnenschwere Kohle über eine extrem steile Route vom 600 m hohen Gipfel bis zum Hafen beförderte. Leicht vorstellbar, dass hier auch einige Kumpels ihr Leben lassen mussten, wenn Maschinen oder Material versagten und ein tonnenschweren Wagon ins Tal raste. Denniston war ein kleines Dorf, welches eine komplette Infrastruktur fürs alltägliche Leben bietete: Wohnkasernen, eine Schule, ein Arzt, Werkstätten, eine Kapelle, Gemischtwarenladen und natürlich als Lebensmittelpunkt die Kneipe, die nach einem harten Arbeitstag den Kumpels einen warmen Zufluchtsort bot. Jeder kannte hier jeden, eine besonders feste Gemeinschaft. Bei all dem harten Arbeitstag wurden die Kumpels allerdings auch mit einem besonders schönen Panoramablick belohnt, wenn sie abends die Minen verließen und in die Ferne blickten. Von Denniston aus hat man einen tollen Ausblick über die Westküste und die Tasmanische See. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass hier am Abend einige kühle Bierchen beim Sonnenuntergang genossen wurden (ähnlich wie bei mir 😊).
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  • Día 73

    Wir brauchen viel mehr Farbe ...!

    11 de marzo de 2019, Nueva Zelanda ⋅ ⛅ 18 °C

    Hier eine kleine Street Art Gallery die ich letzte Woche entdeckt habe. Christchurch hat nach dem Erdbeben 2011 vieles wieder neu aufbauen müssen und unter anderem wurden auch viele neue Dinge von Künsterln erschaffen, wie das Monument der weißen Stühle im vorherigen Blog, wo jeder Stuhl ein Unikat ist um zu zeigen das jeder Mensch der durch das Erdbeben gestorben ist individuell und einzigartig war.
    Des weiteren wurde auch dieser kleine Street Art Walk von einheimischen Künstlern erschaffen.Auch über Christchurch hinweg sind immer wieder viele große Graffitis zu sehen....
    Ich finde einfach den Gedanken schön, dass man versucht nach etwas schrecklichem, wie dem Erdbeben wieder etwas neues zu schaffen, Veränderungen zu schaffen. Durch die vielen Graffitis wirkt auch alles etwas bunter und lebendiger. Vor allem wenn es mal regnet sind die Bilder einfach ein toller "Eyecatcher"!
    Ich finde daran sollten sich manche Städte mal ein Beispiel nehmen!
    Hier nur ein kleiner Ausschnitt , da ich nicht so viele Bilder hochladen kann.
    Manche Bilder sind Panoramas da die Bilder so groß waren...
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  • Día 74

    Let's go surfing with Fur Seals

    12 de marzo de 2019, Nueva Zelanda ⋅ ☀️ 19 °C

    Es schüttet in Strömen. Ich würde mal sagen, ideale Vorraussetzungen, um meine Surfambitionen fortzusetzen, die ich in Australien begonnen habe. Die schlechten Witterungsbedingungen bin ich ja bereits gewohnt... Und um ehrlich zu sei, könnte ich den regnerischen Tag ja gar nicht besser nutzen. Im Meer werde ich ganz andere Sorgen haben als mich um ein paar Regentropfen zu scheren und die Strände werden schön leer sein, so dass niemand Gefahr laufen wird meinen wackeligen unkontrollierten Surfschwüngen zum Opfer zu fallen 😊 Ich habe also für heute Morgen einen dreistündigen Surfkurs in der Gruppe gebucht. Wie hat mal ein Kollege an der Uni zu mir gesagt: „Du musst immer zu den Besten gehen“. Er bezog seine Aussage damals auf die Auswahl der Professoren, aber ich nehme mir den Rat heute auch bei meinem Surftraining zu Herzen. Und so habe ich heute die Ehre, eine Surfstunde bei einer Surfikone Neuseelands zu erhalten: Mark Perana surft seit 44 Jahren, war selbst schon Landesmeister, hat die Nationalmannschaft Neuseelands trainiert und sitzt heute in der Jury zahlreicher internationaler Wettbewerbe. Ich denke, einen besseren hätte ich kaum auswählen können.

    Um 10 Uhr komme ich also am ausgeschriebenen Treffpunkt am Strand von Tauranga Bay an. Noch immer regnet es heftig und ich parke auf einem verlassenen Parkplatz. Einige Minuten später fährt auch ein kleiner Van mit der Aufschrift „West Coast Surfing“ vor. Dass muss Mark sein. Ich steige frohen Mutes aus und begrüße Mark freundlich, er Anfang 60, gut gebräunt und in Topform, so dass man ihm das Alter kaum ansieht. Er scheint allerdings zunächst sichtlich überrascht: „Good morning, what can I do for you?“. Ich erkläre ihm, dass ich für heute eine Surfstunde gebucht hätte und nach kurzem Hin- und Her muss er sich eingestehen, meine Buchung übersehen zu haben. Aber kein Problem, er verbringt sowieso den Großteil seines Tages am Meer und steht natürlich auch spontan für den Unterricht zur Verfügung. Da niemand weiteres für heute gebucht hat, komme ich auch in den Genuss eines ganz persönlichen Coachings. Könnte kaum besser laufen... 😊 Ich spüre schnell, dass Mark Trainer aus Leidenschaft ist und Surfen seine Berufung darstellt. Er nimmt sich viel Zeit mir alle Tricks ganz genau zu erklären, gibt mir sorgfältige Sicherheitsunterweisungen und beantwortet geduldig meine Fragen. Dann geht es auch schon los in die Wellen, ich bekomme die Lage der Strömungen gut gezeigt und erfahre, in welchem Bereich ich gefahrlos surfen kann. Ein absoluter Unterschied zum lausigen Surfunterricht der Sunny Boys am Bondi Beach in Australien.

    Schließlich wird es ernst. Immer und immer wieder lege ich mich aufs Brett, beobachte die heranrauschende Welle, fange an mit den Armen zu paddeln, nehme Fahrt auf, versuche mich aufzurichten und... kippe vom Bord und schlucke salziges Meerwaser. Dabei mache ich wohl die lustigsten Verrenkungen und meine Beine und Hüfte wackeln wie eine watschelnde Ente. Mark hat sichtbar Spaß, meine unbeholfenen Bewegungen zu beobachten und muss immer wieder laut lachen. Aber er hat gleichzeitig auch immer den richtigen Blick für meine Fehler und gibt mir wertvolle Tipps, die ich so gut es geht versuche direkt umzusetzen. Dabei ist er unglaublich motivierend, lobt mich für jede Sekunde, die ich mich auf dem Surfbrett halte und gibt mir nie das Gefühl, dass ich wahrscheinlich ein hoffnungsloser Fall bin... Und tatsächlich schaffe ich es das ein oder andere Mal tatsächlich aufrecht auf dem Brett zu stehen und einige Meter über die Wellen zu surfen. Ich klopfe mir stolz auf die Brust 😉 Mark und ich haben eine Menge Spaß zusammen und die Zeit vergeht wie im Fluge. Nach drei Stunden lässt mich Mark dann alleine und gibt mir noch etwas Zeit, selbst in den einsamen Wellen zu üben. Komisches Gefühl so alleine am Strand und in den tosenden Wellen. Dennoch bin ich motiviert und verdränge meine Bedenken. „Einmal noch raus, einmal noch aufs Brett legen, einmal schaffe ich es noch aufzustehen“ denke ich. Doch meine Kräfte schwinden allmählich, bereits jetzt spüre ich den Muskelkater in Schultern und Rücken (am nächsten Tag macht er sich dann so richtig bemerkbar 😩).

    Ich bringe meinen Wetsuit und Surfbrett zurück zum Surfer Van und Mark und ich plaudern noch eine Weile. Er erzählt mir, wie er im Alter von 16 Jahren mit dem surfen begonnen hat, in einer Phase seines Lebens, in denen er in einer Gang zu Hause war und die Zeit größtenteils damit verbrachte, um die Häuser zu ziehen, sich zu schlagen und Alkohol zu trinken. Surfen hat ihm in dieser Phase einen Sinn gegeben und Struktur in sein Leben gebracht. Eine echte Erfolgsstory also. Und die Frauen hätten vielmehr Augen für die gutaussehenden Surfer gekappt als für die schlagende, saufende Bande... 😉 Heute verbringt er jeden Tag mit dem was er liebt... die Wellen an der Westküste schlagen 365 Tage im Jahr. Für ihn somit der ideale Ort zu leben auch wenn er an der Ostküste deutlich mehr Geschäft machen könnte. Aber „Business“ ist halt nicht das einzige was im Leben zählt und er wirkt sichtlich ausgeglichen und zufrieden.

    Beiläufig erwähnt Mark dann am Schluss noch, dass hier an der Küste auch einige Haie unterwegs seien. Allerdings habe er in den 21 Jahren, die er nun hier lebt, nur ein einziges Mal eine Naherfahrung mit einem Hai machen müssen. Denn glücklicherweise befindet sich am Kliff am Ende des langen Strandes eine Seelöwen-Kolonie. Die Haie wüßten das und ziehen daher in der Regel zielstrebig am Strand vorbei, vorbei an mageren Surfern und hin zu deutlich schmackhafteren und fetteren Leckerbissen. Ich verabschiede mich von Mark und nutze die Gelegenheit meinen „Lebensrettern“ einen kleinen Besuch abzustatten. Wie es der Zufall so will, ist die Seelöwen Kolonie am Tarangau Bay eine der besten Möglichkeiten in Neuseeland, um ohne großen Aufwand Seelöwen zu beobachten. Das lasse ich mir doch nicht entgehen, schließlich hatten wir selbst in Australien nicht die Gelegenheit bekommen, Seelöwen zu sehen. Hinauf auf die Anhöhe des Kliffs erreiche ich ein paar Minuten später eine Aussichtsplattform von der man direkt ans steinige Ufer blicken kann, an der die Seelöwen ihren Alltag verbringen. Einige von ihnen liegen faul und vollkommen relaxed auf den Steinen, andere genießen die Abkühlung in den rauhen Wellen und zeigen sich sichtlich verspielt. Ein paar Seelöwenbabys watscheln unbeholfen über die Felsen, um schließlich bei ihrer Mama ihre Nahrungsaufnahme zu beginnen. Wie immer, ist es ein besonderes Erlebnis, dieses Treiben in der freien Natur und nicht in einem heimischen Zoo zu erleben. Und zum Glück scheinen am heutigen Tage die Seelöwen auch von Haiattacken verschont zu bleiben... 🙂
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  • Día 76

    Take a closer look....!!

    14 de marzo de 2019, Nueva Zelanda ⋅ ☁️ 17 °C

    So langsam kann ich die chinesischen Gesichter von den japanischen und von den taiwanischen unterscheiden. Ich glaube ich war noch nie mit so vielen Asiaten zusammen wie jetzt. Erst gestern wurde von allen, die diese Woche ihre letzte Sprachkurs Woche haben, ein Bild gemacht. Ich möchte nicht wissen wie das aussieht, ich in mitten von Asiaten, wirklich nur Asiaten und davon 20 Stück.Und immer schöne lächeln ;-)

    Auch in meiner zweiten Unterkunft habe ich es mit Asiaten zu tun. Ein junges chinesisches Paar. Super nett und gastfreundlich.Das Haus in dem sie wohnen ist schön hell und mein Zimmer hat große Fenster. Mein Blick aus dem Fenster ist in ihren Garten. Eine Amerikanerin ist auch hier, denn das chinesische Paar Wynston und Joice vermietet auch noch ein zweites Zimmer. Also quasi wieder eine WG! Leider bekomme ich nicht sehr viel von der Amerikanerin mit, halte nur anfangs ein kurzes Gespräch mit ihr somit weiß ich nur das sie ein Auslandssemester hier in Christchurch macht.Ansonsten verschwindet sie immer recht schnell in ihrem Zimmer.

    In dieser Woche merke ich, dass es wichtig ist mal etwas genauer hin zu gucken und selbst wenn man länger an einem Ort bleibt, gibt es viele Dinge zu entdecken auch wenn es nur kleine sin
    Die Woche startet mit vielen kleinen Schmetterlingen, die morgens nach dem Aufstehen mit Blick aus meinem Fenster zu entdecken sind. Einfach schön so aufzuwachen...Viele kleine schwarze gemusterte Schmetterlinge die sich um eine Blume, die direkt an meinem Fenster liegt, herumtummeln. Ich muss meine Augen kurz schließen und wieder öffnen um auch wirklich zu schauen das ich nicht mehr träume. Aber dem ist nicht so.So kann der Tag starten denke ich mir...

    An diesem Tag (nach meinem täglichen Sprachkurs) entdecke ich einen noch existierenden Waldabschnitt von Christchurch ,der mir empfohlen worden ist. Eine kleine Oase der Ruhe mitten in der Stadt mit vielem Vogelgezwitscher wartet auf mich. Diese Bäume sind hunderte von Jahre alt und als ich diesen kleinen Abschnitt spazieren gehe,fühle ich mich komplett in einer anderen Welt. Die Wurzeln der Bäume winden sich in die verschiedensten Richtungen.Kleine Vögel ziehen an mir vorbei und ich fühle mich ein wenig wie im Regenwald. Dieser sogenannte podocarp Wald besteht vor allem aus Kahikatea Bäumen, die sonst an allen anderen Stellen der Stadt nicht mehr existieren. Eine schöne Stelle und etwas besonderes von Christchurch.

    Ich habe mir unter anderem auch vorgenommen abends zu einer kleinen Meditation und Lehrstunde zu gehen.Das Ganze wird von einem buddhistischem Institut angeboten. Ich fahre also wieder gefühlt eine halbe Ewigkeit mit dem Bus zu meinem Ziel und bin gespannt was mich erwartet. Insgesamt muss ich mich natürlich sehr konzentrieren, weil alles auf englisch ist.
    Der Abend hat immer ein bestimmtes Thema und heute geht es darum wie unser Geist funktioniert bzw. was uns glücklich macht, wie wir den inneren Frieden halten können und wie wir versuchen können möglichst wenig negative Gedanken zu zulassen. Am Anfang und am Ende wird noch eine Meditation gemacht und alles in allem hat es mir schon etwas mitgegeben, was ich auch versuchen will ein wenig um zusetzen.

    Diese Woche hatte ich mir auch fest vorgenommen, mich nochmal auf die Suche nach einem Klavier zu machen. Ich wusste, dass an der Uni neben der Bücherei, ein Raum ist, indem ein Klavier drin steht. Ich versuche erneut mein Glück, da beim ersten Mal der Raum zu war und siehe da nun war er auf und ich konnte meinen Fingern freien Lauf lassen. Viele Leute saßen außen herum und haben gegessen, es war mir erst ein wenig unangenehm, da das Klavier total verstimmt war.Ich konnte quasi keine Oktave spielen die normal harmonisch klang. Kurz hatte ich überlegt das ganze abzubrechen, doch dann dachte ich mir: "ach es kennt mich ja eh keiner und ich möchte das jetzt machen, die werden sich schon beschweren"Somit habe ich mein Repatoire gespielt und am Ende hatte sich sogar die Dame hinter der Theke bedankt, sodass ich doch mit ein wenig stolz hinaus gegangen bin...

    Ich wusste das auch in Lyttleton, eine kleine Hafenstadt in der Nähe von Christchurch, ein Street Piano ist.Somit war das noch ein weiteres Ziel dieser Woche.
    Knapp eine Stunde Busfahrt sowohl hin als auch zurück, dennoch wollte ich dies unbedingt nach dem Kurs machen.
    Es hatte sich gelohnt, denn das Street Piano,welches direkt vor einem Supermarkt steht war in bester Verfassung, dennoch gab es keinen Stuhl und ich musste im Stehen spielen. Das hat mich aber natürlich nicht daran gehindert, dennoch war es dann doch nach ner gewissen Zeit etwas anstrengend, sodass ich dann noch eine kleine Tour durch Lyttelton gemacht habe, die geprägt war von schönen Blicken aufs Wasser und der Insel Quail.
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  • Día 77

    My memories of Christchurch

    15 de marzo de 2019, Nueva Zelanda ⋅ 🌧 16 °C

    Leider hätte ich mir meinen letzten Tag in Christchurch etwas anders gewünscht und wer von den Anschlägen gehört hat weiß warum. Wirklich ein schwarzer Tag für Christchurch... Dennoch bin ich sehr froh, dass Jens und ich nicht davon betroffen waren und es uns gut geht!

    Ich möchte meinen Fokus auf die Tage davor richten und blicke somit gerne auf die letzten zwei Wochen in Christchurch zurück. An meinem vorletzten Tag mache ich nochmal einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt, verabschiede mich von allen Asiaten, die ich kennen lernen durfte und bin gespannt ob ich mit manchen noch den Kontakt halten werde.
    Wenn ich es zusammenfassen müsste, wie Christchurch ist, würde ich sagen, dass es auf jeden Fall eine sehr grüne Stadt ist, die immer wieder Plätze zum Abschalten bietet. In der Innenstadt selbst gibt es doch immer wieder neue Dinge zu entdecken. Multikulti ist es auch, die Leute sind sehr hilfsbereit und freundlich. Das Bussystem ist trotz meist langer Fahrt ( auch wenn man mal eben nur gefühlt um die Ecke muss ) sehr gut und günstig, ich hab kein Auto vermisst.
    Ob der Englischkurs mir was gebracht hat kann ich nicht wirklich sicher sagen, die Zeit war ja jetzt auch recht kurz. Nichts ist umsonst und allein schon die Erfahrung war es wert. Ausserdem habe ich einen kleinen Einblick ins alleine reisen beziehungsweise alleine auf reisen zu sein bekommen.

    Hier ein kleines Video von den besten Eindrücken der Stadt mit einem eingespielten Klavierstück von mir!
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