Nepal

Eylül - Ekim 2023
19 Tage Trekking auf dem Dach der Welt, 176 km, 8.600m hoch und runter - eine Reise zu uns selbst Okumaya devam et
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  • Gün 11

    Tag 11: Gokyo Ri

    7 Ekim 2023, Nepal ⋅ ⛅ 3 °C

    3,9 km, 600m auf, 600m ab

    Heute war es soweit. Das erste große Ziel, die Besteigung des Gokyo Ri, stand auf dem Wanderprogramm. Immer wieder hatten wir uns in schwierigen Situation die Vorstellung in den Kopf gerufen, dass der Gokyo Ri das große Ziel war. Hier sind wir 10 Tage hingelaufen, um genau das zu machen was wir gerade taten: zu laufen und zwar mitten in der Nacht. Um vier Uhr morgens ging es los. Mit Stirnlampen auf dem Kopf gingen wir dicht hintereinander Schritt für Schritt den Berg hinauf. 600 Meter ging es quasi steil bergauf. Jeder Schritt war höher und die Luft immer dünner. Mittlerweile kroch ich wie eine fitte Omi den Berg hinauf und pustete doch mehr als mir lieb war. Aber wir fühlten uns beide dennoch gut. Wir hatten keine Auswirkungen der Höhenkrankheit und stapften artig immer weiter.
    Langsam dämmerte es und wir hatten erst die Hälfte geschafft, also liefen wir so zügig wie möglich weiter. Das Gefühl völlig kraftlos zu sein obwohl man nach der kurzen Zwischenpause nur wenige Schritte gegangen ist, warf einen immer wieder, auch mental, zurück. Aber wir wollten es beide einfach so sehr. Zwischendurch dachten wir, dass wir einfach stehen bleiben sollten und den Sonnenaufgang von dort aus abwartetenen, denn das Licht wurde bereits intensiver. Aber wir pushten uns immer weiter. Die Gipfel der Everest-Kette um uns herum wurden immer klarer und der Himmel immer heller. Zu diesem Zeitpunkt war jeder Schritt nur noch reine Willenskraft, denn körperlich waren wir beide einfach platt und wollten bei JEDEM Schritt am liebsten Pause machen. Doch es zog uns immer weiter keuchend hoch. So erschöpft hatte ich mich zuvor noch nie gefühlt im Leben. Aber die Füße trugen uns weiter.
    David sagte plötzlich: “Da ist sie, die Sonne!” und ich drehte mich um und die warmen, hellen Strahlen trafen uns direkt im Gesicht. Hinter dem Mount Everest blickte sie hervor. Wir waren oben, fielen uns in die Arme und mussten beide vor Glück weinen. Wir waren da. Die vielen Schritte, die Blessuren, die Zeit, der innere Kampf - all das haben wir erreicht, um diesen Moment zu erleben und es es war einer der intensivsten Momente meines Lebens. Der 360° Blick auf die Everest-Range mit dem Cho Oyu, Makalu, Lothse (ebenfalls alles 8.000er), am Horizont der Gletscher, die Seen - es war Frieden auf dem Berg und wir waren für alles dankbar. Über eine Stunde blieben wir oben und genossen das tolle Gefühl, bis wir langsam wieder die 600m runter nach Gokyo liefen.
    Unten angekommen schauten wir uns aufgeregt alle Bilder an und wieder flossen Tränen der Dankbarkeit sowas in seinem Leben erleben zu dürfen.
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  • Gün 11

    Tag 11 Nachmittag: Gokyo Lake 4

    7 Ekim 2023, Nepal ⋅ ⛅ 3 °C

    4,5 km, 130m auf, 110m ab

    Nach einem großen Erholungsfrühstück sahen wir Melli und Paul wieder. Sie waren heute in Gokyo angekommen und gemeinsam genossen wir die Sonne und teilten die Freude. Mit neuer Energie liefen David und ich nachmittags eine kleine Runde zum vierten Gletschersee und saßen am Rande des Gletschers. Wir lauschten dem Knacken, Schmelzen und Schieben des Eises. Es war wirklich beeindruckend und ich konnte mich gar nicht satt sehen. Wir saßen ganz alleine in absoluter Ruhe. Einfach herrlich. Der Wind nahm zu, es wurde kalt und wir gingen entspannt wieder zurück.Okumaya devam et

  • Gün 12

    Tag 12: Gokyo - Renjo La Pass - Lungden

    8 Ekim 2023, Nepal ⋅ ☁️ 3 °C

    11,4 km, 630m auf, 1020m ab

    Heute war der zweite große Zieltag: wir wollten die höchste und anspruchsvollste Etappe unserer 176km langen Tour meistern - den Renjo La Pass. Als letzter Teil des Three-Passes Track ist er bekannt für einen spektakulären Blick, bevor es den gesamten Weg wieder bergab - über mehrere Tage - ins das tiefe Tal zurück geht.
    Zum Sonnenaufgang ging es wieder an die Wanderstöcke und wir liefen am strahlend blauen Gletschersee und weißen Berggipfeln entlang. Die Schritte heute fielen ein bisschen schwerer. Wir merkten beide den Aufstieg auf den Gokyo Ri vom Vortag in unseren Beinen. Die Devise lautete heute also wieder: Schritt für Schritt und viele Pausen. David nahm lieberweise noch ein paar Sachen aus meinem Rucksack ab. Er war heute fitter als ich und heimlich war ich dankbar darüber. Ganze vier Stunden sollte der Anstieg bis zum Sattel auf 5420m gehen. Wir hatten also eine ordentliche Route vor uns.
    Es ging in steilen und schotterigen Spitzkehren nach oben. Langsam schoben wir uns wieder, wie die Schnecken, voran. Jede Kurve ein kleiner Erfolg. Die Natur wurde immer rauer, kein Baum oder Pflanze wuchs hier mehr. Wir durchliefen riesige Steinfelder. Furba spielte nepalesische Folklore-Musik auf seinem Handy ab und gemeinsam erreichten wir den oberen, finalen Abschnitt. Denn nun lag plötzlich recht frischer Schnee am Boden. Wir fühlten uns jetzt wie richtige Bergsteiger*innen - zwischen recht steilen Passagen, den Weg nach Schneespuren absuchend und mal wieder kaum Luft, ging es langsam aber stetig nach oben. David war recht schnell und war richtig glücklich so mitten drin in der rauen Natur. Er wartete auf mich kurz vor Erreichen des höchsten Punktes. Gemeinsam und jubelnd kamen wir ganz oben an.
    Es herrschte Freudenstimmung. Alle waren erleichtert, verdammt stolz und einfach überglücklich einen unvergesslichen und sogar noch besseren Blick über den Himalya zu haben. Der Mount Everest wirkte noch höher, noch majestätischer und gebannt starrten alle in die Weite. Es war der Moment, auf den wir alle hingelaufen sind. Der höchste Punkt, den wir über hunderttausende Schritte nun erreicht haben. Wir umarmten fremde Menschen, klatschten uns ab und einige verneigten sich nochmal, bevor sie Abschied nahmen und auf der anderen Seite wieder bergab liefen. Lange blieben wir oben bevor es nun auch für uns weiter ging. Es lagen noch weitere drei! Stunden Abstieg vor uns und viele Kilometer.
    Die Landschaft veränderte sich auf der anderen Seite schnell. Nachdem wir einen recht steilen Treppenabschnitt genommen hatten, kreuzten wir einen wunderschönen See und waren schnell wieder auf Wiesenwegen voller kleiner bunter Blumen unterwegs. Wir liefen und liefen und die Landschaft änderte sich gefühlt nach jedem Abschnitt. Erst kamen die Flüsse, dann sogar breite, feinsandige Strandanschnitte (wo kommt denn hier der Sand her ?!) und abschließend weite Blicke auf eine afrikaartige Steppenlandschaft mit einem Flussdelta inmitten von vorbeiziehenden Wolken und herausblitzenden weißen Schneegipfeln. Es war magisch und wir glücklich. Wie in der Hobbitlandschaft legten wir uns zur Pause mit unseren Backpacks auf kleine Hügel und freuten uns wie Kinder. Die Route schloss mit einem steilen, rutschigen Schotterberg ab, den wir aufgrund der starken Winde wieder eingepackt in unseren dicken Sachen mehr schlecht als recht runterstolperten. Wir spürten die lange Wanderung und erreichten Lungden hungrig und erleichtert. Hier blieben wir und ruhten uns den Rest des Tages aus.
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  • Gün 13

    Tag 13: Lungden - Namche Bazar

    9 Ekim 2023, Nepal ⋅ ⛅ 4 °C

    16,7 km, 220m auf, 1040m ab

    Getragen von unserer Energie und der mittlerweile richtig guten Wanderroutine, entschieden wir uns heute die doppelte Etappe zu gehen. Eigentlich sollte heute ein “kurzer” Tag anstehen: nur 3,5 Stunden Laufzeit in den Ort namens Thame. Aber wir bekamen mit, dass mittlerweile ein kleines Transportchaos im Touri-Wander-Wonderland die Runde machte. Seit mehr als fünf Tagen flogen keine Flugzeuge meht nach Lukla. Menschen warteten tagelang am Flughafen und mussten eine lange Jeepfahrt und eine mehrtägige Wanderung durch das Valley zwangsläufig hinnehmen. Für alle, die aus dem Himalya wieder nach Kathmandu fliegen wollten hieß es ebenfalls: Wandern und zwar +2 Tage durch das Valley. Viele mussten sogar auf den Höhen von Gokyo ihre eigentlichen Zieltouren entfallen lassen, damit sie ihren Langstreckenflug in die weite Welt bekamen. Das war wirklich schade. Obwohl wir uns von Anfang an gegen einen Flug und für die lange Tour durch das anstrengende Valley entschieden, hatte dieses Transportchaos auch Auswirkungen für uns: das Valley war voll! Wir wussten also nicht ob wir in den tieferen Lagen überhaupt die geplanten Unterkünfte bekamen, da teils große Gruppen ganze Teehäuser besetzten. Um uns einen Puffertag rauszuarbeiten wanderten wir also die doppelte Etappe direkt nach Namche Bazar zurück.
    Der Weg war heute wieder wunderschön. David flog förmlich über die Wege mit weitem Blick in ein unvergleichlich schönes Tal. Die Sonne strahlte, die Berge waren nun wieder bewachsen von Bäumen und die Artenvielfalt nahm deutlich zu. Wir freuten uns über die Energie, die uns der normaler Sauerstoffgehalt in der Luft wieder gab. Sogar eine lange, hohe Hängebrücke war kein Problem mehr für mich. Mit hochgerissenen Armen und laut jubelnd lief ich über die Brücke.
    In Namche Bazar angekommen gönnten wir uns auf unsere erfolgreiche Etappe ein Stück Kuchen und die erste warme Dusche! Herrlich! Nach so vielen Tagen endlich mal wieder frisch und warm fühlen. Da ist die schwierige Hygienesituation in den Gemeinschaftstoiletten nur noch halb so schlimm - aber nur fast ;)
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  • Gün 14

    Tag 14: Namche Bazar - Nachipan

    10 Ekim 2023, Nepal ⋅ ⛅ 6 °C

    13,5 km, 310m auf, 970m ab

    Wir waren wieder am Drehkreuz der Wandertouren. Die Wanderschlange war wieder da - denn alle mussten diese Etappe bewältigen. David mutierte heute zu einer Gazelle und flog förmlich zwischen den Wander*innen den, doch recht steilen, Abschnitt nach unten. Furba und ich waren hingegen im entspannten Tempo unterwegs. Die Sonne immer noch im Gepäck, liefen wir bis Phakding und machten hier ausgibig Mittag.
    Wir fingen an zu begreifen, dass die letzten Tage angebrochen waren und wir somit den Mammutteil der Route bereits hinter uns hatten. Sogar die fast 1000m Abstieg gingen ohne Knieprobleme und dank gezieltem Wanderstock-Einsatz gut. Also gönnten wir uns zur Feier des Tages in einer Bakery nach dem Mittag eine große Zimtschnecke und einen Schokodonut. Als ich die Bäckerei betrat war die Freude wieder groß. Die Spanier waren (mal wieder) an einem ungewöhnlichen Ort aufgetaucht und wir mussten uns kaputt lachen. Mittlerweile hatten wir uns schon einige Male verabschiedet und uns aufgrund des Transportchaos und spontan wechselnden Routenänderungen immer wieder getroffen. Gestern standen sie in Nachme Bazar in einer Nebenstraße, als wir im Ort eintrafen. Heute nun in einer zufällig ausgewählten Bäckerei. Solche Zufälle reihten sich mittlerweile häufig aneinander. Nepal war einfach ein magischer Ort und irgendwie spürten das viele. Ein schönes Gefühl immer wieder Menschen auf dem Weg zu treffen und sich gegenseitig bei dieser aufregenden Reise auf so positiver Weise zu begleiten.
    Nach einer kleinen Nachmittagsetappe trafen wir in einem schönen Teehaus ein. Wir waren die einzigen Gäste und durften gemeinsam mit Furba und seiner Cousine (die zufällig die Nachbarin war) in der Küche sitzen. Die Gastgeberin war eine geschickte Köchin. Wir bestellen Tomatensuppe mit frischen Tomaten aus dem Garten und vegetarische Momos. Mit Leichtigkeit kochte sie unsere Gerichte über einer Feuerstelle. Wir saßen schweigend daneben und beobachteten jeden ihrer Handgriffe. Es war richtig meditativ. Ein unvergesslicher Abend.
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  • Gün 15

    Tag 15: Nachipan - Chheubas

    11 Ekim 2023, Nepal ⋅ ☁️ 6 °C

    7,8 km, 420m auf, 430 m ab

    Heute sollte es wieder ins Valley gehen - und zwar über den ersten Teil des Eselwegs. Während wir frühstückten kam ein blonder Wanderer in die Tür und fragte ob er die Toilette nutzen dürfe. Was für eine Überraschung! Es war Paul. Wieder einer diesee Zufälle. Also rannten wir nach draußen und freuten uns, dass wir uns nochmal wiedersehen sollten. Melli und Paul waren leider direkt von der Flugpause betroffen und mussten auch durch das Valley absteigen. Als kurz nach unserem Aufeinandertreffen ihre Unterkunft absagte, weil eine große Gruppe eintreffen sollte, organisierte Furba kurzerhand ein weiteres Zimmer für sie in Chheubas (unserem Zielort). Zwar mussten sie am nächsten Tag um 10 Uhr den Jeep in Kharikola nehmen aber mit einem frühen Start um 5 Uhr morgens alles machbar. Wir freuten uns alle und wanderten das erste mal als Gruppe. Sonst waren David, Furba und ich immer alleine unterwegs. Heute war es richtig schön Begleitung zu haben.
    Auf dem Eselweg war es wieder schlammig, voller Kacki und rutschig. Der anstrengende Teil bergab vom Hinweg musste nun leider rund zwei Stunden wieder 400m am Stück bergauf gegangen werden. Es ging besser als gedacht und wir arbeiteten uns gemeinsam hoch.
    Plötzlich sahen wir neben dem Weg eine Touristin mit einem liegenden Esel. Sie gab ihm Wasser und legte Blätter hin. Wir kamen ins Gespräch und merkten schnell, dass etwas nicht stimmte. Der Esel hatte sich auf dem steilen, anspruchsvollen und vorallem nicht Esel-gerechten Weg am Bein verletzt und konnte nicht mehr weiter gehen. Statt sich um das Tier zu kümmern, wurde ihm scheinbar seine Transportware abgenommen und er zum sterben liegen gelassen. Es war furchtbar. Nach etwas hin und her blieb uns nichts Anderes übrig, als die Situation zu verlassen. Es war unfassbar traurig, schmerzhaft und man fühlte sich einfach ohnmächtig. Teilweise gingen die Eselführer nicht gut mit den Tieren um, scheuchten sie mit Stockhieben über die steilen Wege. Immerhin soll in ein bis zwei Jahren eine neue Straße fertig gestellt werden, über die fortan Vorräte und Waren in die Berge gelangen können. Denn irgendwie muss alles, was die Touris verbrauchen hier hoch gebracht werden. Von schweren Gasflaschen, Lebensmitteln und Baumaterial - es gab neben teuren Helikoptertransporten nur diese Möglichkeit. Auch die Porter schleppten teils bis zu 80 Kilo auf ihrem Rücken den Berg hinauf. Insbesondere Gruppen, die ihre Porter mit schweren Taschen beluden, machten uns wütend. Ohne darüber nachzudenken, dass es bei solch einer Reise auch um den eigenen Verzicht ging, stopften die Leute ihre Reisetaschen voll und ließen sie tragen. Sicherlich ermöglicht der Beruf des Porters vielen Nepalesen ein Einkommen, das sie sonst so nicht hätten. Letztendlich ging es für uns um das Bewusstsein für einen würdevollen Umgang mit Mensch und Tier! Und das wurde von vielen Touris leider nicht gesehen, bzw. hingenommen. Wir fühlten uns regelmäßig schlecht wenn ein vollbepackter Porter an uns vorbei lief, der nur halb so groß war wie wir. Ein kleiner Wehrmutstropfen war, dass wir unser eigenes Gepäck trugen und wir uns beim Duschen und Verbrauch von Lebensmitteln, die nicht zum absoluten Grundverbrauch zählten, sehr zurückhielten. Dennoch waren wir Teil davon. Und das war ganz klar die Schattenseite dieser Tourismusindustrie. Es ist richtig sie zu sehen und wir waren teilweise entsetzt wie ignorant oder selbstsüchtig einige Wander*innen sich gegenüber diesen wundervollen Menschen und Tieren verhielten. Die Anzahl an Eseln hat sich laut Furba auch stark erhöht. Mehr als 1000 Tiere laufen Tag für Tag diese Wege entlang. Das Bewusstsein über diese Situation sollte jedem von euch klar sein, wenn ihr in den nächsten zwei Jahren auf den Track geht. Deswegen schreibe ich es nochmal so explizit. Erst wenn die Strasse nach Lukla fertig gebaut ist, wird sich diese Situation hoffentlich verbessern.
    In Chheubas angekommen saßen wir gemeinsam bei einem Tee vor dem Haus und ließen den Tag ausklingen. Das Teehaus war überbucht. Es waren schlichtweg zu viele Menschen im Valley unterwegs und so mussten viele im Gemeinschaftsraum schlafen. Wir hatten Glück und bekamen durch die telefonische Reservierung noch einen eigenen Raum. Allerdings war für Furba auch kein Platz mehr. Wir boten ihm an bei uns mit im
    Zimmer zu schlafen. Aber er wollte nicht und übernachtete in der Küche auf der Bank. Was für ein Chaos.
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  • Gün 16

    Tag 16: Chheubas - Kharikhola:

    12 Ekim 2023, Nepal ⋅ ☁️ 9 °C

    14 km, 410m auf, 910m ab

    Die letzte richtige Wanderetappe war endlich gekommen. Die Sonne schien, es war wieder warm und wir frühstückten auf der kleinen Terrasse mit traumhaften Blick in die Ferne. Heute sollten wir keine allzulange Etappe haben. Lediglich ein Stück über den zweiten Teil des Eselwegs inkl. Baustelle und danach der 900m lange Abstieg zurück nach Kharikula.
    Wir ließen uns also Zeit und gingen gemächlich los. Schnell erreichten wir die Gabelung vor der Bausstelle. Eigentlich war der Weg gesperrt. Auf dem Hinweg pausierten allerdings die Bauarbeiten und so konnten wir ohne Probleme durchhuschen und uns den beschwerlichen Umweg von rund zwei Stunden oberhalb sparen. Allerdings kam uns niemand entgegenen. Wir hörten eine laute Sprengung. Scheinbar waren die Arbeiten in vollem Gange und so sollte es auch sein. Angekommen sahen wir von unten wie der Bagger schwere Steine und Felsteile den Abhang hinunter schob. Neben uns waren noch ca 10 weitere Nepalesen. Es hieß immer, wir sollen warten. Also warteten wir … fast eine Stunde. Die Nepalesen sagten uns, es wäre steil und schmal. Ich fühlte mich nicht wohl. Dann kam das Zeichen, dass die Arbeiten pausieren und sie kletterten los. Wir nahmen links vom Schotterabhang den Weg durch das Dickicht. Dieser Weg war aber verdammt rutschig und steil. Wir zogen uns gegenseitig nach oben und mussten uns teils mit beiden Händen festhalten. Furba bewerkte auf halber Strecke, dass wir nicht weiterkamen. Die andere Strecke am Abhang war auch zu gefährlich. Was nun? Es fing natürlich genau in dem Moment an zu regnen und ich muss sagen: ich war nach längerer Zeit mal wieder bedient. Am letzten Tag begaben wir uns in eine solch unnötige, gefährliche Situation. Langsam stiegen wir wieder ab. Den letzten Teil der Strecke rutschte ich runter, weil es zu steil und unbefestigt war. Wir standen wieder da, wo wir eine Stunde gewartet hatten. Na toll… also den ganzen Weg wieder zurück und nun auch noch die Umgehungsstrecke laufen … wir hatten viel Kraft und insbesondere Zeit verschenkt. Als wir irgendwann die ersten schlammigen Ausläufer der Umgehungsstrecke sahen, fragte ich eine mir entgegenkommende Frau wie der Weg weiter geht. Sie lachte mich aus, denn dieser Weg war der reinste Schlammhorror. Schlamm bis zur Wade und zwar ganze zwei Stunden. Wir stapften, rutschten und keuchten uns den Weg entlang. Immer wieder kamen uns Esel- oder Yakgruppen entgegegen, die genauso wie wir mit dem Anstieg und den Gegebenheiten zu kämpfen hatten. Am Ende des Weges ging es nochmal steil bergab. Die letzten 10 Meter hatten es am Ende nochmal in sich. Ich wollte einen anderen Weg nehmen als David. Denn er endete mit einem Sprung von einem großen Stein. Das wollte ich nicht. Also kletterte ich zwischen lockeren Steinen nach unten. David leitete mich gut durch. Der Weg endete am Fuße der Baustelle und siehe da: Sie war für Fußläufige wieder geöffnet. Wir sahen wie die Leute problemlos durchmarschierten. Was für ein frustrierendes Gefühl. Denn wir waren einfach zur falschen Zeit an der Baustelle angekommen und mussten diesen furchtbaren und teilweise gefährlichen Weg ganz umsonst gehen.
    Am Fuße der Umgehungsstrecke lag dann auch noch ein toter Esel, der ein paar Stunden zuvor von oben abgestürzt sein musste. Deswegen hatte mich David auf dem letzten Stück bewusst weggelotst, sodass ich diesen schrecklichen Anblick nicht sehen musste. Und dafür bin ich ihm mehr als dankbar. Denn David war richtig fertig. Das war einfach alles zu viel. Zwischen Schock, Trauer und Erschöpfung wollten wir einfach nur ankommen. Wir fühlten uns schlecht und gerade auf den letzten Metern unserer so besonderen Reise waren wir ermattet, dass es so Enden sollte. Die Uhr tickte, denn bald wurde es dunkel, unsere Schuhe und Beine waren voller Schlamm und wir hatten Hunger. Also machten wir eine Pause an dem Teehaus mit dem schönen Blick über das ganze Tal. Die Nudelsuppe half - zumindest mir.
    Getrieben vom noch sehr langen Abstieg bildeten sich bei mir plötzlich Flügel der Leichtigkeit. Jeder Schritt ging einfach und ich fühlte mich wieder kraftvoll und sicher mit jedem Schritt. Das gab es - zumindest bei mir - bisher noch nie. David versuchte ich aufzumuntern aber der Tag war mit all den Geschehnissen einfach gelaufen - verständlich. Während ich an den vielen Touris auf der Überholspur vorbeitänzelte, machte sich das pure Gefühl der Freude breit. Egal ob bergauf oder bergab - ich hatte es nun drauf mit dem Wandern. Yes! Auf den letzten 300 Metern vor dem Ziel dann leider das Pech: ein falscher Schritt und ich knickte wieder um. Aua! Humpelnd aber dennoch so richtig beflügelt kam ich unten an. Furba hatte glücklicherweise Kontakt zum Jeep, der uns auf einer Teilstrecke einsammelte. So mussten wir nicht mehr im Dunkeln weiterlaufen bzw. humpeln. Als wir im Jeep saßen schüttete es plötzlich, wie aus Eimern, und nach einer amtlichen Offroad-Fahrt durch die mittlerweile richtig aufgeweichten Strassen, waren wir einfach nur dankbar, als wir endlich (bei Stromausfall)
    im Teehaus ankamen. David und ich umarmten uns - wir hatten es geschafft. Es war vorbei. Im Guten als auch im Schlechten.

    Gesamtstrecke: 176 km, 8.600m auf, 8.730m ab
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  • Gün 17

    Tag 17 - Jeepfahrt Kharikhola - Khoriya

    13 Ekim 2023, Nepal ⋅ ☁️ 12 °C

    Gestärkt und mit besserer Laune stiegen wir heute in den Jeep. Mit nicht mehr als 15km/h arbeitete sich der Wagen die Serpentinen entlang. Die extrem schlechten Straßenverhältnisse schüttelten uns ordentlich durch. Die Strecke verlief durch teils tiefe Schlammabschnitte, Steine aus Erdrutschen und rauschende Flüsse. Aber irgendwie war es auch witzig. Mit Furba als DJ fuhren wir erst ganz nach unten zum Fluss, um uns - Überraschung - wieder komplett bis nach oben zu fahren. An einer sehr! schmalen Durchfahrt durch einen Wasserfall, sahen wir, dass ein Auto, genau an der brenzligen Stelle, feststeckte. Alle stiegen aus. Was nun?! Bei dem besagten Jeep war der Allradantrieb kaputt und er kam den steilen Anstieg hinter dem Flussbett nicht mehr hoch. Gut, dass der Fluss direkt hinter dem Jeep zu einem weiteren Wasserfall mit tiefem Abhang wurde. Hilfe! Also alle Männer ausgestiegen, um den Jeep herum aufgestellt und hoch schieben. War das aufregend! Auf drei schoben sie mit geballter Kraft und der Jeep setzte sich in Bewegung. Meter für Meter meisterten sie den steilen Anstieg. Die Nepalesen feierten und regten sich gleichzeichtig auf, wie der Fahrer ohne Allradantrieb überhaupt diese anspruchsvolle Strecke fahren konnte! Nachdem der gleiche Jeep 20 min später wieder am Berg feststecke und der Trecker ihn abschleppen musste, lachten alle nur noch.
    Weiter ging es nach einer kurzen Mittagspause. Einigen Stunden später stand plötzlich ein winkender, älterer Mann auf der Strasse. Nach kurzem hin und her stieg er ein. Scheinbar gab es einen Trauerfall und er wollte ins nächsten Dorf auf die andere Seite des Bergs. Allerdings merkten wir alle schnell, dass etwas nicht stimmte. Denn er war so richtig betrunken und fing kurz darauf laut an zu singen und wedelte mit den Armen. Er hatten irgendwann so gute Laune und animierte uns zum Mitmachen, dass Furba klar war, dass der alte Mann ihn reingelegt hatte, denn er war einfach nur betrunken und wollte nach hause. Wir lachten herzlich und wippten gemeinsam im Takt bis er irgendwann wieder ausstieg.
    Abends kamen wir in Khoriya, dem ländlichen Wohnort von Furba, an. Im kleinen Dorftreff gab er uns ein Bier aus - das Erste des ganzen Treks.
    Mit seiner wundervollen Familie aßen wir zu Abend. Sie zauberten in der kleinen Küche leckere Kartoffelpuffer mit scharfem Büffel-Schmand-Kräuterdip und frischer Büffelbutter für uns - alles aus Eigenproduktion. Ein Essen für die Seele. Neben seiner Schwester, ihrer kleinen Tochter und der über achtzigjährigen Mutter, lebten einige Waisenkinder und Familienangehörige auf dem Hof. Es gab Hunde, Ziegen, Hühner, Büffel, Katzen und ganz viel zu entdecken. Es war alles sehr einfach eingerichtet. Auch gab es keine Matratzen auf den selbstgebauten Holzbetten. Das waren wir ja zum Glück aus den Teehäusern schon gewohnt. Wir fühlen uns wohl und schnell fielen uns die Augen zu.
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  • Gün 18

    Tag 18: Khoriya Dorfbesuch

    14 Ekim 2023, Nepal ⋅ ☁️ 14 °C

    Nach einem ausgiebigen Frühstück und warmen Sonnenstrahlen im Gesicht, lümmelten wir mit kleinen Ziegen am Hof herum. Wir krauelten sie und schmusten mit ihnen. Danach ging es in einen anderen Dorftreff. Wieder war die Gastfreundschaft groß. Es wurde uns ein Becher schwarzer Tee angeboten und Furba berichtete seinen Freunden vom betrunkenen Mitfahrer im
    Jeep vom Vortag. Als der Wirt seinen Laxmi (nepalesisches weinähnliches Getränk) alleine auf der Bank stehen ließ und in die Küche ging, witterten zwei hereinschielende Ziegen ihre Chance. Schnell kippten sie das Glas um und schlabberten die Laxmi-Pfützen am Boden weg. Die Stimmung war großartig im Dorftreff.
    Am Berg entlang gingen wir bergauf zur kleinen Schule. Aufgrund von Feiertagen hatten die Schüler*nnen (leider) frei. Aber die bunten und insbesonere liebevoll mit Lernmaterial geschmückten Klassenräume ließen nur erahnen, wieviel Mühe sich Lehrer*innen und die Community geben, um ihnen die bestmögliche Bildung zu geben.
    Weiter ging es in ein kleines Kloster. Wir waren beeindruckt von akuraten und insbesondere detaillierten Malereien in den Innenräumen. Alles war bunt, spirituell und friedlich.
    Am späten Nachmittag packten wir mal wieder unsere Rucksäcke, verabschiedeten uns von der Familie und wanderten eine letzte Stunde auf die andere Seite des Berges.
    Irgendwie war es schön nochmal zu laufen. Der Wander-Abschluss vorgestern war nicht so, wie es all die vorherigen, kräftezehrenden Tage es verdienten. Die Erlebnisse, die vielen durchbrochenen Hürden, die Hochs und Tiefs, der Zusammenhalt, die unbändige Natur, die neuen Dimensionen, die Begegnungen, das viele Lächeln, die körperliche sowie mental neugewonnene Kraft, die Herausforderungen, der Mut, die Demut, die Dankbarkeit und so viel mehr ließ uns strahlen und einfach pures Glück empfinden. Die Beine trugen uns leichtfüßig den Berg hinauf und ich habe mir am Ende sogar gewünscht, dass der Weg noch nicht endet. Denn wir fühlten uns beide ausgeglichen und kraftvoll.
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  • Gün 19

    Tag 19-20: Kathmandu & Überraschung

    15 Ekim 2023, Nepal ⋅ ⛅ 23 °C

    Morgens um 4 Uhr ging es wieder in den großen Jeep. 12 Stunden Fahrt hatten wir vor uns. Die Straße war deutlich besser und wir schlängelten uns vom Gebirge bis ins Tal hinab durch die traumhafte Landschaft mit den letzten schönen Blicken in die Ferne. Als die Sonne aufging blitze uns ein letztes Mal der Schnee eines 7.000ers entgegeben. Unsere Seelen-Akkus waren wieder voll und zwischen Dankbarkeit und Abschiedsschmerz rollte mir eine kleine Träne die Wange hinunter bevor der Koloss wieder in den Wolken verschwand.
    Als wir am späten Nachmittag im quirligen Kathmandu eintrafen, freuten wir uns. Der Verzicht auf nahezu alles ausser Grundnahrungsmittel und -bedürfnisse sowie natürlich Bewegung ließ uns beide über so viele Kleinigkeiten, wie ich mich in der Form so nicht erinnern kann, kindliche Freude spüren: Eine Dusche, eine eigene, saubere Toilette (mit Papier), Barfuß laufen, frische Klamotten, Zugänglichkeit und vorallem Vielfalt von Lebensmitteln, Privatsphäre, keinen Verband an den Füssen (ja, ich habe ihn bis zum Ende tragen müssen), kein Frieren, leichte Kleidung, frische Handtücher, ein gemeinsames Bett, eine Bettdecke und kein Schlafsack, eine elektrische Zahnbürste, ein Sprühdeo, ein flüssiges Haarshampoo, angenehme Gerüche. Das alles sind Sachen, die wir nicht brauchen um glücklich und ausgeglichen zu sein. Darüber waren wir uns klar. Aber der langersehnte Belohnungsabend mit Biss in die Pizza und Fruchtsaft schenkte uns beiden ein breites und vorallem ein Grinsen voller Stolz und Selbstvertauen.
    Wir hatten es geschafft! Über 170 km, 8600 Meter hoch und 8730 Meter wieder runter durch das höchste Gebirge der Welt - hätte mir das jemand vorher erzählt wie anstrengend und kräftezehrend sich dieser Weg wirklich anfühlt, hätte ich es vielleicht nicht gemacht. Aber jeden leichten als auch sinnbildlich schmerzhaften Schritt zu gehen und dabei sein Gepäck, seine Träume und Visionen zu tragen - das war das alles so verdammt richtig!
    Abends waren wir bei Furba und seiner Frau zum Abschiedsessen eingeladen. Es gab das leckerste Dhal Bat, der gesamten Reise. Sie gaben sich so viel Mühe und wir ließen die letzten 20 Tage Revue passieren. Wir hatten beide zuvor mit einem vorher Unbekanntem noch nie so viel Zeit von morgens bis abends verbracht. Am heutigen Abend waren wir einfach dankbar und genossen ein letztes Mal die Zeit zusammen. Zum Abschied legte uns Furbas Frau einen weißen Katha (Stoffschal) um die Schultern. Die weiße Farbe wird zur Begrüßung oder zur Verabschiedung gewählt - bei Gästen, die man sehr gerne hat und als ehrenwürdig empfindet. Wir waren seelig und berührt, als wir abends einschliefen.
    Am letzen Tag in Kathmandu, nach 27 Tagen wundervollem Nepal, lagen David und ich morgens im Bett. Wir erzählten uns gegenseitig wie besonders diese Tage für uns waren und, dass auch wir als Paar eine neue Ebene der Vertrautheit, der Stärke und des Miteinanders gewonnen haben. An diesem Morgen machte mir David einen Heiratsantrag und ich habe aus vollem Herzen „ja“ gesagt.
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