Sizilien und Süditalien

марта - апреля 2023
Unterwegs auf Sizilien, den Liparischen Inseln und dem Südzipfel des italienischen Stiefels, für etwas über fünf Wochen Читать далее
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  • День 27

    Die Stadt der Schande

    9 апреля 2023 г., Италия ⋅ ☁️ 11 °C

    Es ist Ostersonntag, dennoch ist einiges hier los. Viele Läden haben geöffnet. Ist etwas anders als in Deutschland. Hier entscheiden die Menschen selbst, wann sie ihre Läden öffnen oder nicht und nicht ein paar Bürokraten. Geöffnet wird dann, wenn etwas los ist, also auch am Ostersonntag.
    Wir haben für heute Morgen eine Führung gebucht, die uns das Leben und die Geschichte des Ortes etwas näherbringt. Die hat es in sich. Kurz zusammenfasst und die Jungsteinzeit, die Römer, Byzantiner, Franken und weitere mal weggelassen, sprich etwa 8000 bis 10.000 Jahre, hatte sich das Leben hier seit Jahrhunderten, seit dem frühen Mittelalter kaum verändert: Die Arbeiter und Armen lebten in den Höhlen, die reicheren Menschen in der Oberstadt in Häusern. Deren Gebäude waren zu den Armen hin schlicht und nur einfaches Mauerwerk, zu der anderen Seite hin mit Fresken und Brüstungen verziert.
    In einer Grotte hausten früher - muss man so sagen, meist um die 15 bis 20 Menschen, bei Finsternis, Fenster gab es meist keine, die Tür war recht klein und mit Holzlatten verschlossen. Für Wasser sorgten offene Zisternen im Höhlenboden, die sich über Kanäle mit Regenwasser füllten. Kühl, feucht und stickig war es, die Wände isolierte man mit den Exkrementen der Tiere. Für etwas Wärme sorgte das Vieh, das mit in den Höhlen bei den Menschen lebte. So sah es sogar noch in den 50- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts hier aus. Abluftkamine oder Abzüge gab es kaum, darüber lagen ja andere Höhlen und darüber die Häuser der Reicheren. Sozialen Halt gab den Armen einzig die Nachbarschaft.
    Christus kam nur bis Eboli, 1945 schrieb der von Mussolini in diese Region verbannte Carlo Levi das Buch über diese vergessene Region am Ende der Welt. Er beschreibt darin die Abgeschiedenheit der Dörfer, die Zustände, unter denen die Menschen hausten. Weit verbreitet war die Malaria, die Kindersterblichkeit lag bei 50 Prozent in der ersten Woche. Dieses Buch ließ Italien Anfang der 50er- Jahre auf diese Stadt blicken, wie auf ein ungeliebtes Schmuddelkind, einen Schandfleck. Damals galt es als Schande, in der Sassi vom Matera zu leben. 15.000 Menschen zählte man 1948, in etwa 3300 Räumen.
    Also entschied die Regierung, in den 1950er und 60er Jahren die Menschen in neu gebaute Wohnblocks umzusiedeln. Quasi eine Zwangsumsiedlung von dem Ort, an dem sie und ihre Vorfahren seit Jahrhunderten lebten. Was viele nicht wollten, kannten nichts anderes. Die Räumung dauerte rund zwei Jahrzehnte, so erzählt uns der Guide. Noch Anfang der 90er-Jahre gab es vereinzelt Schafhirten, die hier lebten. Und die umgesiedelten Menschen, die saßen weiterhin bettelarm in den Sozialwohnungen mit fließend Wasser, hatten aber den sozialen Halt, ihre Freunde, die Nachbarschaft verloren. Die Höhenwohnungen standen leer und verfielen. Ab und an gab es Initiativen, diesen Zustand zu ändern, Nur, es tat sich nichts. Bis die Unesco kam, die 1993 die Besonderheiten dieser Stadt erkannte, sie zum Weltkulturerbe machte und die Italiener überzeugen konnte, Geld in die Restaurierung zu investieren. Aber auch dann geschah wenig. Erst als Mel Gibson die Stadt 2004 als Drehort für seinen Film über die Passion Christi erwählte, bekam Matera unerwarteten Zulauf. Vor etwa 15 Jahren begannen die Restaurierungen dann so richtig, seit fünf Jahren ist Matera in der Reisebranche etwas bekannter und wird vermehrt von Touristen besucht. Die einzige Chance, wie der Guide explizit betont, dass die Menschen von Matera eine Zukunft bekommen, die sie Jahrhunderte nicht hatten. Es gelte nur, die richtige Dosis zu bewahren. Jedenfalls ist die Sassi von Matera ein regelrechtes Museumsdorf, in dem wieder Menschen leben. Nicht wenige Höhlen und Gebäude wurden und werden zu B&Bs umgebaut, Hotels entstanden und zahlreiche Restaurants, Bars, Cafés, ergänzt durch Souvenirshops und viele Ateliers mit Produkten aus der Region etwa aus dem Tuffstein bis hin zu mehreren Museen. In einem kann man sehen, wie eine derartige Höhle eingerichtet war, von einer bessergestellten ärmeren Familie. Und es wird immer noch viel gebaut und restauriert. Viele der Plätze, Treppen, Wege und Straßen sind erst wenige Jahre alt, fügen sich aber wunderbar ins Stadtbild ein, so dass man meint, sie wären deutlich älter.
    Für mehr Besucher sorgt ganz nebenbei die Filmbranche. Was mit der Passion Christi begann, ging und geht mit anderen Produktionen weiter: mit Teilen der Neuauflage von Ben Hur, mit Szenen aus dem Marvel-Film Wonder Woman oder mit dem James-Bond-Film `Keine Zeit zu sterben` mit Daniel Craig. Hier entstanden einige spektakuläre Verfolgungsjagden und Actionszenen mit dem Motorrad und teuren Aston Martin´s, von denen nicht wenige geschrottet wurden. Letztes Jahr konnte man hier auf Angelina Jolie treffen, für ihren jüngsten Film.
    Im Jahr 2019 war Matera Europäische Kulturhauptstadt, mithin wird dieser Flecken am Rand der Basilikata immer bekannter. Wer diese Stadt also mit mehr Ruhe und immer noch etwas Ursprünglichkeit kennen lernen will, sollte womöglichst nicht zu lange warten. Und, ein Tag ist zu wenig. Selbst die zwei Tage, die wir hatten, machen es kaum möglich, alles zu erkunden. Und sei es nur durch verschlungene Gassen zu bummeln, die Museen zu besuchen, versteckte Felsenkirchen zu entdecken oder sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen - wie geschrieben, von der Steinzeit bis zu den Franken habe ich ja mehr oder weniger alles ausgelassen.
    Morgen Abend wäre die Ostermontagprozession durch die Altstadt – eben die Passion Christi. Dann dürfte einiges hier los sein, sieht man schon an den Vorbereitungen. Nur sind wir dann schon weiter. Einerseits schade, andererseits aber vielleicht auch gut so.
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  • День 28

    Florenz des Südens

    10 апреля 2023 г., Италия ⋅ ☁️ 13 °C

    Am Morgen ging es erstmal mit dem Auto auf die andere Seite der Schlucht, um Matera aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Und es schloss sich eine etwa fünf Kilometer lange, ungeplante Wanderung an, an den Rand der Schlucht und hinunter auf halbe Höhe, um die ursprünglichen, nicht restaurierten Felsenwohnungen respektive Behausungen der Hirten an der Felswand zu erklimmen. Stellenweise sollte man schon schwindelfrei sein, so war es früher halt, ein paar in den Stein gehauene Stufen und ein schmaler Pfad mussten reichen. Sehenswert sind etwa die in den Felsen gehauene Ställe, wo man sich fragt, wie die Tiere eigentlich hinkommen. Weiter finden sich Zisternen für die Wasserversorgung des Viehs, kleine Höhlen für die Hirten, dazwischen größere und kleinere Felskirchen, ohne die ging es anscheinend nicht, und immer wieder spannende Ausblicke auf die Stadt durch die Höhlenöffnungen. Motive zuhauf, auch wenn das Wetter nicht mitmachte. Auf dem Rückweg fing es dann an, stärker zu regnen und es blies ein eiskalter Wind. Dennoch, die Wanderung lohnt, auch wenn man sich dafür eigentlich mehr Zeit nehmen sollte. Wir aber wollten ja weiter, wieder gen Süden. Es sind rund 180 km nach Lecce, unserem nächsten Stopp für zwei Tage. Übernachtet wird etwa zehn Fußminuten von der barocken Altstadt entfernt in den Resten eines alten Kastells. Die Fahrt dorthin führt über endlose flache Ebenen auf einer gut ausgebauten Straße. Im schöneren Teil umgeben von Olivenhainen und Zitrusplantagen, im weniger schönen durch endlose Industrieruinen, an verfallenen Hotels und Gebäuden vorbei, durch trostlose Landschaften voll von Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen. Die Menschen hier scheinen es nicht einfach zu haben.
    Lecce wiederum ist eine andere Welt, ein barockes Juwel im Landesteil Apulien gelegen mit etwa 96.000 Einwohnern. Obwohl es Ostermontag ist, mithin der wichtigste christliche Feiertag in Italien, sind die Museen, Kirchen und vieles mehr auch spät am Abend geöffnet. Wie schon gestern am Ostersonntag in Matera. In einem sehr katholischen Land, ohne dass die Kirche damit Probleme hätte. Oder die Menschen und die Regierung ignorieren es einfach. Viele Läden in der Innenstadt haben offen, selbst Kaufhäuser, Geschäfte mit Haushaltswaren oder Lebensmittel, natürlich die mit Souvenirs und viele mit schönen Handwerksarbeiten. Die Menschen drängeln sich durch die Gassen, es herrscht ein südländisches Treiben. Einfach wunderbar. Welch Unterschied zu einem Feiertag in Deutschland. Inzwischen hat sich auch das Wetter wieder gebessert, dennoch ist es immer noch recht frisch.
    Für uns reicht die Zeit nach dem Ankommen, um einen ausgiebigen Bummel mit Shopping durch die nicht kleine Altstadt zu machen. So kommen mehrere Pack Nudeln und drei Liter Olivenöl in den Rucksack, als ob wir nicht schon genügend Lebensmittel eingekauft hätten. Egal.
    Die Altstadt ist von einer Ringmauer mit vier Toren umgeben. In ihr finden sich zahlreiche wunderbare barocke Gebäude, bestehend aus dem im Umland abgebauten sogenannten Kalkarenit, einem weichen Sandstein. Wegen des der Stadt eigenen barocco leccese wurde Lecce auch das Florenz des Rokokko genannt. An Sehenswürdigkeiten findet sich hier im Zentrum viel: Etwa das Kastell Karls V. aus dem 16. Jahrhundert - bereits seit Jahren wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, oder die wegen ihrer Fassade berühmte Basilika Santa Croce, viele wunderschöne Kirchen und ein großer Dom - was mussten die Menschen damals für diese kirchliche Pracht bluten, weiter lohnen mehrere Museen, zahlreiche Piazzas, ein römisches Amphitheater mitten in der Altstadt und vieles mehr einen Besuch. Zu viel für uns, so dass wir gegen 19 Uhr eine gemütliche Wirtschaft aufsuchen, von denen es zahlreiche hier gibt, und den Tag gemütlich ausklingen ließen.
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  • День 29

    Gallipoli - die schöne Stadt

    11 апреля 2023 г., Италия ⋅ 🌬 15 °C

    Heute ging es etwa 40 km an die Küste, nach Gallipoli. Gegründet wurde die Stadt von den Griechen auf einer Insel 265 v. Chr. als Kallipolis, was Schöne Stadt bedeutet. Den heutigen Namen bekamen sie dann von den Römern. Später plünderten die Vandalen Gallipoli, im Mittelalter war sie erst normannisch, später staufisch, bevor sie 1266 unter Karl I. an das Haus Anjou fiel. In dieser Zeit wurde das Kastell errichtet. 1484 eroberten die Venezianer die Stadt. Wir schlenderten gemütlich durch die überschaubare Altstadt, die mit einer aus dem 19. Jahrhundert stammenden Brücke mit der Neustadt verbunden ist. Die ganze Altstadt ist umgeben von einer Stadtmauer und gegen Piraten und Invasoren geschützt von der mächtigen Bastion. Dieser Bereich ist touristisch geprägt, dennoch lohnend. Eine zu große Rolle dürfte der Tourismus bisher dennoch nicht spielen, das zeigen die vielen Fischerboote im alten und neuen Hafen. Entlang der Neustadt finden sich mehrere schöne Strände, hier dürfte im Sommer richtig viel los sein.
    Richtung Süden erreichten wir weitere 40 km später dann den südlichsten Punkt des italienischen Festlandes, den 47 m hohen Leuchtturm Faro di Leuca in Santa Maria di Leuca. Man kann auch hoch, aber angesichts der Warteschlange und deren Geschwindigkeit habe ich hochgerechnet, dass wir wohl bis zu zwei Stunden Wartezeit hätten. Also dankend verzichtet. Auch so ist der Blick auf die Küste und Stadt einfach schön. Dafür die aus dem 18. Jahrhundert stammende, daneben befindliche Basilica di Santa Maria de Finibus Terrae besichtigt. Auch wenn wir, was Kirchenbesichtigungen betrifft, schon unser Limit erreicht hatten.
    Nahe gelegen wird zudem ein Besuch des Scalinate Monumentale empfohlen, eine schöne Treppenanlage mit rund 280 Stufen, entlang eines trockenen Flussbettes, das mal ein Wasserfall gewesen sein soll. Es lohnt die Mühe, die Stufen zu ersteigen, man habe von oben einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt und die Hafenanlage. Also hingefahren und die 280 Stufen erklommen, um festzustellen, dass wir dann wieder nahe am Leuchtturm standen. Wo wir vorher waren. Den Aperitif für heute Abend jedenfalls, den haben wir uns verdient.
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  • День 30

    Poignano d Mare - auf der Klippe gelegen

    12 апреля 2023 г., Италия ⋅ ☁️ 17 °C

    Es geht ein Stück nordwärts, dann in das Landesinnere. Aber vorher besuchen wir noch das Städtchen Polignano a Mare, wunderschön an der Küste gelegen. Und wir schaffen es auch, einen Parkplatz in der Stadt zu ergattern, was allgemein als schwierig gilt. Alternativ hieße es einen längeren Fußmarsch in Kauf zu nehmen. Die Stadt ist eines der meistbesuchten Orte an der apulischen Küste, die Altstadt liegt spektakulär auf einer Klippe. Das historische Zentrum ist meist wunderbar restauriert, ein Gewirr von engen Gassen mit Läden, Restaurants und Kirchen laden zum Bummeln ein. Unterhalb der Ortschaft an der Klippe finden sich zahlreiche Grotten, umspült vom kristallklarem Meer. Bewohnt ist dieser Ort bereits seit der Jungsteinzeit, die heutigen Gebäude basieren auf den Bauten aus dem Mittelalter. Für uns reicht es für einen Bummel durch die Altstadt, für einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Alberobello, wo wir wieder zwei Tage verbringen. Dazu mehr im nächsten Post.Читать далее

  • День 30

    Alberobello, die Stadt der Trulli

    12 апреля 2023 г., Италия ⋅ ⛅ 18 °C

    Am früheren Nachmittag erreichen wir unser Trullo, im Zentrum von Alberobello gelegen. Auch hier finden wir nicht zu weit weg einen Parkplatz, ist halt so, wenn man zentral übernachten will. Nur das nötigste Gepäck geschnappt, der Rest bleibt im Auto und hin zu unserem Domizil. Das ist schon etwas außergewöhnlich, flanieren doch Touristen an unserem Trullo vorbei und besichtigen es. Wir wohnen zwei Tage darin. Das Gebäude ist etwa 400 Jahre alt, wurde vor vier Jahren modernisiert und zu einem B&B ausgebaut. Trulli, der Plural, sind weiß getünchte Gewölbebauten aus Trockenmauerwerk mit schuppenartigen dunklen Bruchsteindächern und für diese Gegend typisch. Ursprünglich standen sie in den Feldern und nicht in einem Ort, bieten durch die Bauweise aus massivem Naturstein mit dicken Wänden und kleinen Fenstern guten Schutz gegen die Sommerhitze. Und im Winter speichert das Mauerwerk die Wärme für lange Zeit. Einst lange dem Verfall überlassen erleben die ‚Arme-Leute-Häuser‘ eine Renaissance und Alberobello ist insofern einmalig, weil hier ein größeres geschlossenes Viertel mit derartigen Gebäuden erhalten blieb. Seit 1996 zählt es zum Weltkulturerbe der Unesco. Errichtet hat man die Trulli ab dem 17. Jahrhundert, im Auftrag eines lokalen Grafen. Für feste Bauten mussten Steuern an die Regierung gezahlt werden, was er aber nicht wollte. Also forderte er seine Bauern auf, Häuser ohne Mörtel zu bauen, sondern nur aus Stein als Trockenmauerwerk. Im Falle einer königlichen Inspektion ließen sich die Trulli teilweise abbauen und später leicht wiedererrichten. So ließ sich den Geldeintreibern zeigen, dass eine armselige Ansammlung von Gebäuden etwa ohne Dach wohl kaum eine steuerrelevante Neubausiedlung sei.
    Besucht haben wir zudem ein zweistöckiges Trullo. Es entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und gehörte einem wohlhabenden Priester. Es ist das einzige mit mehreren Etagen und auch das erste, bei dem Mörtel zum Einsatz kam. Es diente als Wohnung, Kapelle, später als Drogerie, dann als Kloster und Laboratorium. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gelangte es in die Hände der heutigen Besitzer, die den Trullo wieder als Wohnung nutzten. Die Einrichtung wie man sie heute sehen kann ist authentisch. Geschützt ist das Gebäude seit 1909 und seit 1923 nationales Denkmal und seit 1996 Teil des Weltkulturerbes.
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  • День 30

    Das Erbe der Vorfahren

    12 апреля 2023 г., Италия ⋅ ⛅ 17 °C

    Wir haben den ganzen Tag Zeit für die Trulli-Stadt. Heute steht eher Bummeln und Shopping an, obwohl gestern schon Schinken und italienische Salami in den Rucksack fanden. Ich denke, die italienischen Spezialitäten – Pasta, Marmelade, Brotaufstriche, Oliven, Olivenöl, Gebäck, Salami, Schinken, Käse, getrocknete Tomaten, Gewürze, Nüsse, Limoncello und wer weiß noch was, dürften inzwischen einen Koffer füllen. Sind aber im Auto ganz gut verstaut.
    Zurück zu Albertobello. Die Stadt hat etwa 12.000 Einwohner, die inzwischen gelernt haben, das Erbe ihrer Vorfahren zu pflegen. Möglich ist das aber nur durch den Tourismus mit all seinen Schattenseiten, er sorgt für den finanziellen Obolus, auch wenn durch den Touristenansturm manches vom Flair der Trullistadt verloren geht. Aber ohne diese Gelder würden viele alte Gebäude verfallen, eben nicht in B&Bs, in Shops oder Restaurants umgewandelt. Zunehmend bewohnt man aber auch wieder manche Trullis, baut mehrere zu einer größeren Wohneinheit um. Jedenfalls lohnt ein Besuch dieser Stadt, möglichst außerhalb der Saison. Denn was dann los ist, will ich wirklich nicht wissen. Heute gibt es in der Bilderstrecke vor allem Impressionen aus der Stadt.
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  • День 31

    Alberobello von oben

    13 апреля 2023 г., Италия ⋅ 🌬 17 °C

    Später am Nachmittag ließ sich die Drohne vom Stadtrand aus kurz fliegen. Insofern nur ein paar Impressionen von der Luft aus

  • День 32

    Das Erbe der Staufer

    14 апреля 2023 г., Италия ⋅ 🌬 14 °C

    Wir sind rund 80 km nördlich von Alberobello bei Andria. Unser Ziel ist das Castel del Monte, ein ´schwäbisches´ Wahrzeichen Italiens, stammt es doch vom Stauferkaiser Friedrich II, erbaut von 1240 bis 1250. Berühmt ist es durch seine Bauform. Es ist vom Grundriss her achteckig und an jeder der Ecken steht ein ebenfalls achteckiger Turm. Über die Funktion der Burg rätselt man noch heute. Es könnte einst ein Jagdschloss gewesen sein, ein astronomisches Zentrum oder es diente zur Aufbewahrung des Staatsschatzes. Auch die Deutung als steinerne Krone Apuliens, mit der der Kaiser seine Macht demonstrieren wollte, hat Anhänger. Gern bezeichnet man es auch als Wehrbau und Lieblingssitz Friedrich II. Nichts genaues weiß man nicht, es gibt kaum Informationen aus der Zeit. Es einen sich heutzutage keine Arsenale mehr, oder Gräben und Mannschaftsräume, die man bei einer Festung erwartet. Für ein Schloss fehlen Zugbrücke, Graben, Ställe und mehr. Dafür sind am Hauptportal und den Fenstern Verzierungen vorhanden, im Inneren die Reste aufwändiger Sanitäranlagen und mehrere Kamine. Passt alles nicht so richtig zusammen. Dennoch scheint es eine ganz normale Burg gewesen zu sein. So gibt es einen Reisebericht aus dem 17. Jahrhundert, der von Resten von hölzernen Ställen und Hütten im Umfeld spricht. Die heute nicht mehr existieren und nur scheinbar fehlen. Da die Burg zudem auf einem Hügel liegt, war ein Graben nicht existenziell. Außerdem war Friedrich II ein reisender Kaiser, der mit seinem Hof in seinem Reich umherzog. Wohl kaum eines seiner Schlösser konnte den gesamten Hof beherbergen. Dafür baute man vielmehr bei jedem Besuch ein provisorisches Lager auf, mit allem, was für die Anwesenheit erforderlich war. Also war Castello presso Santa Maria del Monte – so der volle Name, wohl einfach alles: Burg, Wohnsitz, Schloss und Repräsentationssitz.
    Im Laufe der Jahre wechselten die Besitzer, relative lange, von 1522 an gehörte es der Familie Carafa, Herzöge von Andria und Castel del Monte. 1876 erwarb der italienische Staat das Castel nach vielen Jahrzehnten des Leerstands und der Plünderung. Um 1900 begann die Restaurierung. Leider achtete man nicht so sehr auf Originalität, man ersetzte beschädigte Steine kurzerhand durch Nachbildungen. Ein um das Kastell befindlicher Schuttkegel mit Mauersteinen und skulpierten Elementen wurde einfach abgeräumt. Irgendwann stand das Kastell äußerlich wie neu da. Seit 1936 ist es ein Nationaldenkmal Italiens, 1970 und 1980 erfolgten weitere Restaurierungen, 1996 wurde es Weltkulturerbe der Unesco.
    Das von allen Seiten auf einem Hügel thronende, weithin sichtbare Bauwerk lohnt den Besuch. So sehen es jährlich mehr als 200.000 Besucher. Fast alle in der Saison, momentan ist es recht ruhig. Innen ist kaum etwas vorhanden und die Säle sind recht schmucklos. Zumal das Kastell im Innenbereich wohl nie ganz fertiggestellt wurde - so vermutet man. Der originale Mosaikfußboden ist nur an wenigen Stellen zu sehen. Aber ein beeindruckendes Bauwerk, das ist das Kastell allemal. Auch wenn nicht einmal nachgewiesen ist, dass Kaiser Friedrich II von Hohenstaufen jemals hier war. Er gab es aber in Auftrag, das ist sicher. So existiert ein Schreiben vom 28. Januar 1240 vom Kaiser an Riccardo von Montefuscolo, Justitiar der Capitanata, in dem er befahl, Vorbereitungen für den Bau des Kastells zu treffen. In einem späteren Schreiben befahl der Kaiser, ihn über die Fortschritte der Baustelle zu informieren und zugleich die anderen Burgen und Schlösser der Capitanata für seine Ankunft mit dem nötigen Proviant vorzubereiten. Insgesamt hat Friedrich II während seiner 30-jährigen Herrschaft als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches über 100 Burgen errichten oder wiederherstellen lassen. Auf der anderen Seite soll Apulien, seit er es zum ersten Male im März 1221 besuchte, sein Herz erobert haben und er machte die Region zu seiner Wahlheimat. Bis zu seinem Tod reiste er mindestens einmal im Jahr her, so ist es wohl nicht unwahrscheinlich, dass er auch das Kastell besuchte.
    Als Friedrich II am 13. Dezember 1250 verstarb, war er Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, König von Deutschland, von Italien, von Sizilien und formal auch König von Jerusalem. Der Philosoph Nietzsche betrachtete ihn als ersten Europäer. Die Geschichte, auch ein Grund, nach Andria zu reisen und das faszinierende Bauwerke zu betrachten. Und im Geiste mit Friedrich II zu reisen.
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  • День 32

    Olive am Stück

    14 апреля 2023 г., Италия ⋅ 🌙 10 °C

    Etwas mehr als die Hälfte der Übernachtungen waren und sind wir in Bed & Breakfast´s. Passt bisher immer, auch wenn die Kommunikation häufiger nicht einfach ist. Englisch ist hier im Süden und in Sizilien recht wenig verbreitet. Gilt aber auch für manche Hotels, in denen wir übernachteten. Eher spricht man schon französisch, das hilft uns aber wenig. Mehrere B&Bs waren Villen, einer sogar mit Swimming-Pool. Einmal waren wir für fünf Tage auch auf einem agriculturo, einer Plantage. Er baute Zitrusfrüchte an, keine Oliven, wie ich gehofft hatte. Versuche ich doch auf dieser Reise immer mal wieder an schönes Olivenholz zu kommen. Stammstücke zum Drechseln, für die man in Deutschland nicht wenig zahlt – für ein Stück im Durchmesser von etwa 15 cm und 30 cm Länge zahlt man bei uns 40 bis 50 Euro. Wir wissen von Griechenland dass es in den südlichen Ländern Olivenholz in Hülle und Fülle gibt, da nimmt man es sogar als Brennholz. Nur bis dato ergab sich nichts. Nach Händlern wollte ich aber keine Ausschau halten. Nach jetzt bald fünf Wochen hatte ich es aufgegeben. Und nun, bei unserer letzten Übernachtung finden wir im Garten des Vermieters große Stapel mit mehreren Holzmetern von Brennholz für den Kamin, alles Olivenholz. Und was für Stücke. Ein Traum (für Drechsler). Drei davon, etwa einen halben Meter lang und 20 bis 25 cm Durchmesser passen noch ins Auto. Die bekommen wir geschenkt.Читать далее

  • День 33

    Republik San Marino

    15 апреля 2023 г., Сан-Марино ⋅ ⛅ 12 °C

    Wir haben Italien verlassen, sind in San Marino. Es soll sich bei dem Zwergstaat um die vermutlich älteste Republik der Welt handeln. So gehe die Gründung auf das Jahr 301 zurück, durch den heiligen Marinus. Hier leben rund 30.000 Einwohnern, mit einer Fläche von 60 Quadratkilometern ist es der fünftkleinste international anerkannte Staat der Welt. Wir sind in der gleichnamigen Hauptstadt San Marino, auch hier spricht man italienisch. San Marino gehört nicht der Europäischen Union an, ist aber Mitglied im Europarat.
    Das historische Zentrum ist seit 2008 Weltkulturerbe der Unesco. Die abgelegene Lage auf einem Felsmassiv bewahrt der Stadt ihre Mittelalterliche Prägung. Der Stadtkern ist von drei Seiten her mit den Stadtmauern aus dem 11. bis 14. Jahrhundert umgeben. Auf engem Raum finden sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten, denen wir uns die nächste Zeit widmen. Zu Fuß, denn gebucht habe ich ein kleines Hotel im Stadtkern. Hin mit dem Auto kommen wir durch eine Fußgängerzone mit Genehmigung der Behörden, die ich mir vorher besorgt habe. Ist möglich, wenn man im Stadtzentrum übernachtet. Natürlich erwandern wir zuerst die drei Wehrtürme auf dem Monte Titano; Wahrzeichen von Stadt und Republik San Marino.
    Was bei der ersten Tour auffällt sind eine Vielzahl von Läden, viele mit Chinaschrott, anders kann man es nicht nennen. Dann sahen wir in der Altstadt ein gutes Dutzend Läden mit Säbeln, Schwertern, Fantasyfiguren und ähnlichem. Und mehrere mit unzähligen Waffen, Softairpistolen, Gewehre, Maschinenpistolen, - alle zum Verwechseln ähnlich mit echten Waffen, weiter Macheten, Messer aller Größe, Armbrüste sowie Pfeil und Bogen. Scheint hier nachgefragt zu werden. Wobei die überwiegende Mehrzahl der Menschen auf den Straßen sind Touristen, aus aller Welt. Sollen um die zwei Millionen pro Jahr sein. Derzeit hält es sich aber noch etwas in Grenzen. San Marino lebt zu 60 Prozent von eben jenen Besuchern. Meist Tagestouristen die etwa von Rimini hierherkommen. Morgens und abends hat man dann seine Ruhe. Weiter finden sich zahlreiche Läden mit Lederwaren – vom Preis her aber auch eher Billigware, mit Brillen, Kosmetika, Kleidern, Nippes, dazwischen auch ein paar mit höherpreisigen Designerwaren. Und natürlich zahlreiche Restaurants und Cafés. Rein rechnerisch kommt auf jeden vierten Einwohner ein Geschäft.
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