India - Sri Lanka - Nepal

March - May 2019
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  • Day 35

    Von der Ruinenstadt ins Paradies

    May 4, 2019 in Sri Lanka ⋅ ☁️ 29 °C

    Den gestrigen Tag in Kandy verbrachten wir damit, herauszufinden, was wir eigentlich von unserer Hotelrezeptionistin aus Colombo schon wussten: Kandy ist nichts Spezielles. Die etwas grössere Stadt bietet einen Tempel (dem wir wegen Tempelüberdrüssigkeit fernblieben), einen künstlichen See (von einer Pufferzone umgeben, in der es Vogelkot regnet) und jede Menge Verkehr (fast schon indische Verhältnisse!). Wir genossen noch einmal das Schönste in Kandy, nämlich den Blick auf die grünen Hügel der Stadt aus unserem Hotelzimmer, und verliessen die Stadt dann relativ bald.

    Unser Ziel an diesem Tag war die Ruinenstadt Sigiriya weiter im Norden. Diese Fahrt führte uns nun definitiv aus dem srilankischen Hochland hinaus in grünes, dicht bewaldetes und deutlich tropischeres Flachland. Das Klima lässt es zu, dass hier vielfältige Arten von Gewürzpflanzen wachsen: Vanillebäume, Kakaopflanzen, Kardamom, Kurkuma, Pfeffer, Ingwer und vieles Weitere. All diese Pflanzen wurden uns in einem Gewürzgarten präsentiert, in dem unser Fahrer einen Zwischenstopp einlegte. Ein srilankischer Junge führte uns fachmännisch durch den Garten - auf Deutsch! Wir waren so beeindruckt, dass wir uns beim anschliessenden Besuch des Gartenshops mit Gewürzprodukten leicht selbst vergassen und kräftig zuschlugen...

    Am Abend kamen wir dann in Sigiriya an, wo es in der Nacht rund um unser Hotelzimmer so intensiv raschelte, dass wir kurz meinten, ein Elefant (der in dieser Region wild vorkommt) statte uns einen nächtlichen Besuch ab. In Tat und Wahrheit dürften die Urheber des Geräuschs aber eher kleineres Getier wie Affen oder Ratten gewesen sein. Affen waren es auf jeden Fall, die uns heute Morgen verdutzt anguckten, als wir uns um 7 Uhr von unserem Hotelzimmer auf den Weg zur Ruinenstadt machten.

    In Sigiriya regierte im 5. Jahrhundert der zentral-srilankische König, der in seiner Extravaganz einen Palast oben auf einem 200 Meter hohen Felsen bauen liess und den Felsen als Löwen dekorierte. Daher auch der heutige Namen des Felsens: Lion's Rock. Rund um den Felsen befindet sich ein Park mit weiteren Ruinen, den man für den bescheidenen Preis von 30 US-Dollar betreten (betreten, nicht kaufen) kann.

    Inbegriffen im Parkeintritt ist die Möglichkeit, auf den Lion's Rock hochzusteigen. Trotz unserer ernüchternden Bergsteiger-Erfahrung am Adam's Peak nahmen wir die 200 Höhemeter unter die Beine, die immer noch vom Muskelkater unserer Regen-und-Nebel-Wanderung schmerzten. Bei deutlich besserem Wetter als bei unserer letzten Bergbesteigung stiegen wir die Treppenstufen hinauf und wurden dieses Mal auch wirklich mit einem Gipfel belohnt, von dem aus man eine Aussicht hatte - ein Novum! Indes war der Gipfel selbst eher ernüchternd, da von den "Ruinen" ausser Grundmauern nichts mehr übrig ist, aber darüber sahen wir einmal grosszügig hinweg. One step at a time.

    Nachdem wir den majestätischen Lion's Rock wiederheruntergestiegen waren (Jede Treppenstufe - au! - eine wahre Wohltat - aua! - für unseren Muskel- - au! - kater) und ihn zum letzten Mal bestaunt hatten, setzten wir uns abermals ins Auto und liessen uns nach Nilaveli an der Ostküste der Insel kutschieren. Hier wollen wir nicht nur unseren Muskelkater, sondern auch unsere Gemüter kurieren und zwar mit dem allgemein anerkannten Heilmittel namens "4 Tage in einem wirklich schönen Strandhotel".

    Unser Hotel hat uns mit unserem Design-Zimmer, dem menschenleeren Strand und einem Abendessen direkt am Meer schon die ersten wohltuenden Pflaster verpasst. Besser noch, dass das Hotel auch versucht, die Wunden zu heilen, welche der von 1963 bis 2015 tobende Bürgerkrieg hier hinterlassen hat. Im Bürgerkrieg standen sich die singhalesische Mehrheit und die tamilische Minderheit gegenüber, wobei Letztere für einen eigenen tamilischen Staat im Norden des Landes kämpften, wo wir uns derzeit auch befinden. Viele der Auseinandersetzungen (und der Kriegsverbrechen, die von beiden Seiten verübt wurden) geschahen in einfachen Fischerdörfern wie Nilaveli, in denen viele Menschen deswegen oft keine Ausbildung genossen haben und bis heute nicht richtig ins Arbeitsleben kommen. In unserem Hotel werden junge Tamilen aus dem Dorf deswegen zu Hotelfachleuten ausgebildet, um die Nachwirkungen eines Konflikts zu heilen, die bei der ganzen Strandidylle ganz leicht übersehen werden...
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  • Day 36

    Strandtag in Nilaveli

    May 5, 2019 in Sri Lanka ⋅ ⛅ 28 °C

    Nach den sehr ereignisreichen Tagen der letzten Wochen lassen wir unsere Zeit in Sri Lanka nun mit einigen Strandtagen zu Ende gehen. Unser Hotel ist wie geschaffen dafür: Da es an der touristisch wenig erschlossenen srilankischen Ostküste liegt, sind an dem kilometerlangen Strand keine anderen Hotels zu sehen. Andere Badegäste stammen nur aus unserem Hotel und sind aufgrund der bescheidenen fünf Zimmer unseres Hotels in nicht allzu grosser Zahl vorhanden.

    Die Kleinheit des Hotels macht sich auch darin bemerkbar, dass das Hotel seine Küchenaktivität ganz nach unseren Wünschen richtet. Das heisst konkret, dass man morgens um 10 Uhr gefragt wird, was man zu Abend essen will und ob man gedenkt, am speziellen srilankischen Motto-Abend im Hotel teilzunehmen. Mit zu wenig Teilnehmern würde die Sache abgeblasen. 30 Minuten nach dem Frühstück eine eher unerwartete Frage!

    Abgesehen von überrumpelnden Fragen und dem Besuch eines Pelikans war unser erster Tag hier aber entspannend ereignislos - keine Treppenstufen, keine alten Gemäuer, keine Fahrt zur nächsten Stadt. Die sengende Sommerhitze lässt es kaum zu, dass man etwas anderes tut als am Strand zu liegen, und selbst das wird um die Mittagszeit herum unangenehm. Wir widmeten uns umso aufmerksamer unseren Büchern, dem gelegentlichen Bad im Meer und dem Krabben-Curry, das es schliesslich zum Abendessen gab. Unsere Entscheidung von 10 Uhr morgens bereuten wir nicht!
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  • Day 38

    Schnorchelausflug nach Pigeon Island

    May 7, 2019 in Sri Lanka ⋅ ⛅ 31 °C

    Erst kürzlich hatten wir uns noch gedacht, wie schnell doch die Zeit vergeht, wenn man ständig unterwegs ist und von Attraktion zu Attraktion eilt. Damals wussten wir noch nicht, dass die Zeit noch viel schneller vergeht, wenn man nichts tut! Diese Erfahrung machten wir hier in Nilaveli, wo wir heute bereits unsere letzte Nacht verbringen.

    "Frühstück, Strand, Zimmerpause, Lesen, Abendessen" hat sich in den vergangenen Tagen schon als Routine eingebrannt, die wir wohl noch gut ein paar Tage mit grösstem Genuss aufrechterhalten könnten. Da allerdings die Abreise wie ein Damokles-Schwert über uns hängt und wir unbedingt noch die Unterwasserwelt von Sri Lankas Ostküste sehen wollten, brachen wir heute aus unserer Routine aus und gingen morgens statt zum Strand auf einen Schnorchelausflug nach Pigeon Island.

    Über einen Anbieter in der Nähe unseres Hotels organisierten wir diesen Ausflug, bei dem wir erst mit Neoprenanzug ausgestattet und dann per Boot auf die etwas vor der Küste gelegene "Taubeninsel" übergesetzt wurden. Tauben waren dort allerdings keine zu sehen, stattdessen Riffhaie (versetzten uns im ersten Moment einen Schock!), Meeresschildkröten (grösser als man denkt!) und Fische (in allen Formen und Farben!). Schade nur, dass unser mittelmässig motivierter Guide uns relativ schnell über das Riff scheuchte und wir keine Möglichkeit hatten, Tiere und Insel zu fotografieren.

    Schade auch, dass wir morgen das schöne Nilaveli bereits verlassen müssen. Allerdings tröstet es doch relativ gut drüber hinweg, dass unsere nächste Station der Flughafen in Colombo ist. Von dort geht nämlich unser Flug nach Nepal, jenes Land, auf das wir uns schon die ganze Reise über freuen!
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  • Day 39

    Reise nach Nepal

    May 8, 2019 in Sri Lanka ⋅ ⛅ 34 °C

    Nach vier Tage der fast vollständigen Immobilität am Strand standen die vergangenen zwei Tage ganz im Zeichen des Unterwegs-Seins. Erst ging es in Sri Lanka per Auto einmal quer über die ganze Insel, von Nilaveli im Nordosten bis nach Colombo im Südwesten. Unser Fahrer wollte dabei die Auswirkungen von Polarwind auf sonnenverwöhnte Touristen prüfen - anders gesagt belüftete uns die Klimaanlage im Auto 5.5 Stunden lang permanent und intensiv, sodass wir am Ende durchgefroren aus dem Auto stiegen.

    Nach einer kurzen Nacht in einem eher trostlosen Flughafenhotel ging es heute Morgen auf die zweite Etappe unserer Verschiebung, deren Ziel unser drittes Reiseland Nepal war. Nach sage und schreibe 5 Sicherheitschecks am Flughafen Colombo (jedoch eher nach dem Motto Quantität vor Qualität organisiert) bestiegen wir um 8 Uhr früh unser menschenleeres Flugzeug, das uns - zu höchstens einem Fünftel der Kapazität besetzt - erst einmal nach Delhi brachte.

    Zum Flughafen Delhi gibt es nicht viel zu sagen, ausser dass wir ihn gerne schnell wieder verliessen, weil in Delhi selbst der Flughafen etwas vom lauten Strassengetümmel der Stadt hat. Auf unserem Flug nach Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, mussten wir zwar mit einem vollen Flugzeug vorlieb nehmen, wurden aber mit ersten Blicken auf die Giganten des Himalaya entschädigt.

    In Kathmandu schliesslich nahmen wir uns den Abend zur Entspannung "frei" und blieben im Hotelzimmer, um morgen voll ausgeruht unsere Erkundungstour durch das vielversprechende Nepal zu starten.
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  • Day 41

    Kathmandu: Swayambhunath Stupa

    May 10, 2019 in Nepal ⋅ ☀️ 28 °C

    An unserem ersten Tag in Nepal konnten wir ein Frühstück geniessen, das erstmals seit Langem nicht aus der srilankischen Triade von Toast, Omelett und Curry bestand. Eine wahre Wohltat! Danach musste ich mich leider erst einmal alleine auf den Weg machen, um Kathmandu zu erkunden, da sich Ines im Moment nicht gut fühlt und im Hotelzimmer bleiben musste.

    Die ersten Eindrücke von den Strassen Kathmandus machten mir vor allem die Unterschiede zu Indien bewusst: Zwar sind die Strassen auch laut und voll, aber alles (Häuser, Strassen, Verkehr) scheint im Vergleich zu Indien wie eine Nummer kleiner und ist deswegen weniger erdrückend. Ich fühle mich auf jeden Fall sehr wohl hier. Ausserdem ist Nepal kulturell deutlich vielfältiger: Chinesische und tibetische Menschen, Schriftzeichen und Läden sind prominenter Bestandteil des Stadtbildes.

    Ich fühlte mich an meine Zeit in China erinnert und fand auch tatsächlich ein Restaurant, das eines meiner Lieblingsessen aus China anbot, das ich ausserhalb von China noch nie gesehen hatte: geschmorte, von Hand gezogene Nudeln (炒拉面). Meine bettlägerige Freundin versorgte ich mit (echtem!) Brot aus einer nahegelegenen Bäckerei, deren Bäcker von Deutschen ausgebildet wurden. Der passende Name: Pumpernickel Bakery. Den Tipp hatten wir von einem schwäbischen Pärchen am Frühstücksbuffet bekommen. Angesichts der Herkunft eigenartig, dass beim Tipp nicht miterwähnt wurde, dass das Brot nicht nur köstlich, sondern auch preiswert war!

    Nachdem Ines dem Vernehmen nach ihr leckerstes Essen seit Anbeginn der Zeit zu sich genommen hatte, machte ich mich auf einen ausgedehnten Stadtspaziergang. Dieser Spaziergang führte mich aus unserem Viertel (Thamel, von Restaurants und Läden geprägt) durch verschiedenste Wohnquartiere bis an den Fuss eines Hügels im Westen der Stadt. Von da aus führten 300 Treppenstufen (alte Bekannte!) zur Swayambhunath Stupa hoch. Von diesem Tempel, im typischen Stil des Himalaya-Buddhismus gebaut, hat man eine tolle Sicht auf das Häusermeer von Kathmandu, jedenfalls soweit es Smog und Staub über der Stadt es zulassen.

    Nach einer kurzen Verschnaufpause auf dem Hügel ging es durch den Staub und die Hitze Kathmandus (mit gegen 30°C erstaunlich warm für eine Stadt auf 1400 m. ü. M.!) zurück zum Hotel. Dort gratulierte ich meinem Vater zum Geburtstag, der heute 57 wird (Happy Birthday, Papi!), und kehrte schliesslich ins Hotelzimmer zurück - selbstverständlich mit einer zweiten Ladung Brot, die mit leuchtenden Augen empfangen wurde!
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  • Day 42

    Kathmandu: Durbar Square & Pashupatinath

    May 11, 2019 in Nepal ⋅ ⛅ 29 °C

    Auch die vergangenen zwei Tage in Kathmandu verbrachten wir mit eher bescheidenem Sightseeing. Ein wichtiger Grund dafür ist Ines' etwas fragiler Gesundheitszustand, den wir nicht noch unnötig gefährden wollen, bevor es bald auf Bergwanderungen geht. Gestern früh wagte sich das zerbrechliche Geschöpf aber doch aus dem schützenden Umfeld des Hotelzimmers und blinzelte in die nepalesische Morgensonne - allerdings nur, weil ein ganz besonderes Objekt des Begehrens lockte: Ich zeigte Ines die Bäckerei, in der ich am Tag davor deutsches Brot für sie gefunden hatte und die spontan zu ihrem Lieblingsort in Südasien mutierte. Es brauchte wohl zwei Monate fern der Heimat, um in Ines die Liebe für Brot zu erwecken!

    Nach einem kurzen Eintauchen in die Welt der Wanderartikelläden Kathmandus (wir haben die Materialanforderungen wohl doch etwas unterschätzt!) kehrte Ines in ihr Refugium zurück, während ich mich der nepalesischen Tourismusbürokratie widmete. Wer in Nepal wandert, braucht stets eine allgemeine Wanderbewilligung (TIMS) und eine spezielle Zulassung des Gebiets, in dem man wandert (für uns Annapurna) . Diese Registrierungen dienen offiziell dazu, den Behörden einen Überblick über die unzähligen Wanderer zu geben, die in den Bergen herumwandeln. Angesichts der gesalzenen Preise dieser Zulassungen (20$ für TIMS, 30$ für den Nationalpark) drängt sich allerdings der Verdacht auf, dass der Einnahmeaspekt dieser Vorgaben nicht zuletzt kommt. Das wäre auch halb so schlimm, wenn das Beantragen dieser Zulassungen schnell und unkompliziert möglich wäre. In Tat und Wahrheit musste ich allerdings erst Passfotos und Passkopien organisieren, dann das nepalesische Tourismusministerium aufsuchen, nur um dort zu erfahren, dass das TIMS-Büro trotz anderslautenden Angaben im Internet geschlossen hatte. Das Büro für die Annapurna-Bescheinigung war immerhin von einem mürrischen Beamten besetzt, der mich zwei Formulare ausfüllen liess, schliesslich unsere Passfotos an einen Zettel tackerte und mir dafür dann 60$ abknöpfte. Wer liebt sie nicht, die gute Bürokratie?

    Auf meinem Fussweg vom Tourismusministerium zurück erreichte ich mit einem kleinen Umweg den Durbar-Platz, einen zentralen, von Pagoden besetzten Platz in Kathmandu. Ich machte einige Fotos, um Ines später auch an dieser Erfahrung teilhaben zu lassen, und machte mich dann auf den Heimweg. Zurück im Hotel konnte ich Ines dazu überreden, unweit unseres Hotels mit mir Hot Pot essen zu gehen. Dieses chinesische Gericht ist der Ursprung unseres Fondue chinoise und besteht aus zwei Suppen (eine scharf, die andere schärfer), in denen man nach eigenem Gusto Fleisch, Gemüse und Nudeln kochen kann. Meinem Eindruck nach belebte die Schärfe die Lebensgeister von Ines durchaus!

    Auch heute war Ines noch nicht fit genug für Sightseeing, weswegen ich wiederum alleine durch die Stadt zum Pashupatinath fuhr. Auch in Nepal ist der Hinduismus die mit Abstand grösste Religion, was sich an Grösse und Popularität dieses hinduistischen Tempelkomplexes zeigt. Der Pashupatinath dient allerdings nicht nur als Stätte eines bedeutenden Tempels (den man als Nicht-Hindu nicht besuchen darf), sondern auch als eine Art Freiluft-Krematorium: Am Fluss, der den Tempelkomplex durchzieht, verbrennen Hindus ihre kürzlich verschiedenen Verwandten. Ich war von der ganzen verrauchten Szenerie so beeindruckt, dass ich mich erst nicht traute, ein Foto zu machen - aus Angst, pietätslos zu sein. Als allerdings kurz darauf drei Schausteller mit Gesichtsbemalung um mich herumtanzten und mich zu einem überteuerten Foto überredeten, schien es mir ganz, als sei dies doch kein Ort der respektvollen Besinnlichkeit.

    Leider war auch der "heilige" Fluss dreckig und zugemüllt, was allerdings ganz gut zum Sauberkeitszustand von Kathmandu passt. Zwar ist das Abfallproblem hier nicht ganz so schlimm wie in Indien, die Luftverschmutzung aber umso schlimmer. Da die Stadt im Tal liegt, im Verkehr erstickt und grösstenteils mit Kohle heizt, liegt der Luftqualitätsindex hier bei 171, während in heimischen Breitengraden Werte von 20 bis 30 normal sind. Auf die Schnelle fand ich keine andere Stadt auf der Welt mit höherem Wert... Anders gesagt: Wir freuen uns auf Stille und unberührte Natur in den Bergen!
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  • Day 44

    Reise nach Pokhara

    May 13, 2019 in Nepal ⋅ ⛅ 32 °C

    Nach unserem gemütlichen Nepal-Start mit Erholungscharakter schalteten wir heute einen Gang hoch: Das heutige Ziel war, in die Stadt Pokhara zu gelangen, die 200 Kilometer weiter westlich in Nepal liegt. Wer beizeiten in Pokhara sein will, muss in Kathmandu früh aufstehen, denn das unwegsame Gelände und die teilweise prekären Strassenverhältnisse Nepals kosten einen Reisebus gut 7 Stunden für die 200 Kilometer. Um knapp 7 Uhr morgens fuhren wir deshalb auch in unserem vorab gebuchten "Super Deluxe Bus" los, der sich als ganz normaler, aber doch schon eher betagter Reisebus herausstellte. Man mag sich nicht ausdenken, welch lotteriges Gefährt wohl der ebenfalls verfügbare "Deluxe Bus" gewesen wäre - wohl knapp besser als der supergünstige öffentliche Bus, wo man anscheinend realistischerweise damit rechnen kann, die Fahrt mit einer Ziege auf dem Schoss zu verbringen.

    Was der Bus an versprochenem Komfort schuldig blieb, machte die Landschaft auf der Fahrt wieder wett: Über unzählige Haarnadelkurven schlängelte sich der Bus steile Berghänge hinunter und reissenden Flüssen entlang. Vom grün bewaldeten Hügelland rund um Kathmandu gelangten wir in die gut 600 Meter tiefer gelegene Ebene rund um Pokhara. Hier ist es feuchter und heisser als in Kathmandu, was wir beim Aussteigen in Pokhara unmittelbar bemerkten.

    Nach der Ankunft am Busbahnhof in Pokhara ging unser heutiges Abenteuer aber erst richtig los. Da wir uns nach x Wochen in Hotels und Restaurants danach sehnten, einmal selbst europäisch zu kochen, hatten wir uns entschieden, in Pokhara in einer Ferienwohnung mit eigener Küche zu nächtigen. Dafür mussten wir allerdings auf Seenähe verzichten und uns mit einem gar nicht touristischen Wohnquartier zufrieden geben, worauf uns unser Taxifahrer auch gleich verwundert hinwies. Desweiteren hatte er auch noch nie von unserem Ferienwohnungshaus gehört und setzte uns einfach irgendwo in der groben Umgebung ab. Tatsächlich schien an dem Ort, wo Google Maps unser Hotel verortete, auch nur eine eingezäunte Brache zu sein. Wie um dramatisch zu unterstreichen, dass wir allein und verloren waren, begann es in just jenem Moment, wie aus Kübeln zu giessen...

    Wir flüchteten unter das Vordach eines Anwohners und fragten ihn, ob er für uns die Kontaktperson bei der Ferienwohnung anrufen könne. Der Anwohner bellte etwas in Nepali in sein Telefon und teilte uns schliesslich mit, dass uns der Check-in verweigert werde, weil unsere Buchung untergegangen sei und die Wohnungen schon alle besetzt seien. Stattdessen sollen wir doch ins OYO-Hotel gleich gegenüber gehen. Weil uns die ganze Sache eigenartig vorkam (wir hatten eine Buchungsbestätigung der Wohnung) und wir nicht auf eine Küche verzichten wollten, nahmen wir schliesslich selbst Kontakt auf - erst per Telefon, wo wir kein Wort verstanden, dann schliesslich per SMS. Nach einigem Hin und Her und der Erwähnung meines vollen Namens und der Booking.com-Reservationsnummer hiess es dann plötzlich, dass unsere Buchung sehr wohl existiere und wir gerne kommen könnten. Blieb noch die Frage, wo sich das gute Appartment befand. An unserem Standort abholen wollte uns der Besitzer der Ferienwohnung nicht, weil es regnete...

    Schliesslich fanden wir die Ferienwohnung in einem obskuren Seitenarm einer Parallelstrasse, in dem wir uns mit unseren grossen Taschen über Riesenpfützen hinwegsetzen mussten. Als wir schliesslich tropfnass in unserer Wohnung (mit Küche!) standen, blieben viele Fragen offen: Hatte die Tatsache, dass der Anwohner beim OYO-Hotel arbeitete, dazu geführt, dass er uns die Aussage des Ferienwohnungsbesitzers falsch wiedergab? Dazu passte allerdings nicht, dass wir vom Ferienwohnungsbesitzer selbst erst eine Absage und dann eine Zusage bekommen hatten. Wieso plötzlich dieser Wechsel? Wir liessen diese Frage erstmal offen und fragten uns stattdessen, was wir mit unserer hart verdienten Küche nun anstellen sollen.

    Aus kulinarischem Heimweh entschieden wir schliesslich, zu versuchen, die notwendigen Zutaten für Käsespätzle anzuschaffen. Ich hätte an dieser Stelle gerne erwähnt, dass Ines sich nach diesem Gericht sehnte ("Man kann die Schwäbin aus Schwaben herausholen, aber niemals Schwaben aus der Schwäbin"), aber in Tat und Wahrheit war es ich, der den Vorschlag brachte. Nach einigem Suchen fanden wir tatsächlich alle nötigen Zutaten - inklusive feinem Yak-Käse! - und machten uns sogleich ans Werk. Die eher spärlich eingerichtete Küche verlangte uns einiges an Findigkeit (Wie misst man 500g Mehl ohne Waage ab?) und Handarbeit (fertige Spätzle mit Gabel aus dem Wasser fischen) ab. Der Kraftakt lohnte sich aber: Ganz neutral gesagt schmeckten unsere nepalesischen Yakkäse-Spätzle ausgezeichnet! Vom Kochen waren wir allerdings so geschafft, dass wir uns bereits wieder freuen, morgen im Restaurant zu essen...
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  • Day 45

    Pokhara

    May 14, 2019 in Nepal ⋅ ☀️ 26 °C

    Der heutige Tag diente der Vorbereitung unserer Wanderung im Annapurna-Gebiet: Wir errangen endlich unseren Sieg über die Bürokratie und bekamen unsere Wanderzulassung, kauften für Ines regenfeste Kleidung und genehmigten uns eine Flasche Wein, mit bestem Blick auf den Phewa-See in Pokhara und das darüber tobende Gewitter. Hoffentlich werden uns die zuverlässig eintretenden Abendstürme in den kommenden Tagen nicht allzu oft in die Quere kommen!Read more

  • Day 46

    Ghandruk-Trek: Pokhara nach Pothana

    May 15, 2019 in Nepal ⋅ ☀️ 22 °C

    Lange haben wir uns darauf gefreut, lange haben wir uns darauf vorbereitet, nun galt es heute ernst: Unsere erste Mehrtageswanderung in Nepal begann heute! Um erst einmal Erfahrungen zu sammeln, haben wir uns für den eher leichten, dreitägigen Ghandruk Circuit Trek entschieden. Drei Tage lang wandern wir nun durch das grüne Vorgebirge des sogenannten Annapurna-Gebiets.

    Weil wir gestern beim Wein am Phewa-See die Zeit vergessen hatten, mussten wir heute jedoch erst einmal Schlafsäcke organisieren. Wie wir hier erfahren haben, sind die Betten in den Berghütten Nepals alles andere als frisch angezogen, weswegen sich ein Schlafsack aufdrängt. Wir machten einen Kompromiss zwischen den qualitativ sehr guten, aber sehr teuren Daunenschlafsäcken etablierter Marken (Z. B. Northface) und den qualitativ zweifelhaften, aber günstigen Fälschungen und kauften zwei Schlafsäcke einer nepalesischen Marke. Mit Schlafsack im Gepäck fühlt man sich doch gleich wie ein Wanderprofi!

    Nachdem wir unser grosses Gepäck im Hotel deponiert hatten, in dem wir bei Rückkehr nach Pokhara logieren werden, nahmen wir ein Taxi zum Ausgangspunkt der Wanderung, dem Dorf Phedi. Bereits die Anfahrt war abenteuerlich: Schotterpisten, die so staubig waren, dass man keinen Meter mehr sah, und Schlammbahnen, in denen unser Kleinwagen-Taxi fast versank, wechselten sich ab. In Phedi angekommen, hatten wir schliesslich alles andere als einen sanften Start vor uns: Sofort ging es steil den Berg hoch, mittels - wie könnte es auch anders sein - Treppenstufen. Da die Uhrzeit mit 11 Uhr zu diesem Zeitpunkt schon fortgeschritten war, gestaltete sich der Aufstieg heiss und schweisstreibend. Entschädigt wurden wir aber mit der stetig besser werdenden Aussicht über den Talboden und die Reisterrassen auf beiden Seiten des Tals.

    Als wir 500 der heutigen 800 Höhenmeter geschafft hatten, erreichten wir das Dorf Dhampus und der Wanderweg flachte etwas ab. Statt Treppen und Steinwegen über Reisfelder wanderten wir nun über einen Höhenweg am Hang entlang, in dschungelartigem, tiefgrünem Wald. Zur Dschungelatmosphäre trugen auch die gelegentlichen Regenschauer und die hohe Luftfeuchtigkeit bei, auf die wir uns aber bestens mit Regenjacken gewappnet hatten. Wir lernen dazu!

    Nach etwas mehr als 4 Stunden, in denen wir alte Kinderlieder aus dem Gedächtnis hervorkramten, um unsere eigene Begleitmusik zu erzeugen, hatten wir das Lied "Das alte Haus von Rocky Docky" endlich gemeistert und kamen an unserem heutigen Zielort Pothana an. Dort bezogen wir unsere Zimmer in einer einfachen Lodge, wärmten uns mit einer heissen Linsensuppe und einer lauwarmen Dusche und liessen unseren Wandertag schliesslich mit einer Qualitätsprobe unserer neuen Schlafsäcke ausklingen. Fazit: Die Schlafsäcke müssen sich in den kalten Bergnächten hier erst noch beweisen!
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  • Day 47

    Ghandruk-Trek: Pothana nach Ghandruk

    May 16, 2019 in Nepal ⋅ ☀️ 14 °C

    Nachdem wir heute Morgen zu Gesängen unserer Zimmernachbarn erwacht waren, uns aus den (einwandfreien!) Schlafsäcken geschält hatten uns uns mit einem zünftigen Bergfrühstück aus tibetischen Brot gestärkt hatten, stand heute die zweite Etappe unserer Dreitageswanderung an. Um 8 Uhr früh war Abmarsch zum Tagesziel Ghandruk-Dorf, das der Wanderung den Namen gibt.

    Kurz nach dem Frühstück gab es gleich einmal 200 Höhenmeter zu erklimmen: Das Ghandruk-Tal ist von Pothana über den Pass Piman Deurali zugänglich, der auf 2100 Metern über Meter liegt. Vom Pass aus sollte man eine gute Sicht auf den über 7000 Meter hohen Annapurna-Süd haben, seines Zeichen 101. höchster Berg der Welt. Der omnipräsente Dunst des Annapurna-Gebiets erlaubte uns allerdings nur einen getrübten Blick auf den Bergriesen. Das mit den Aussichten ist auf dieser Reise wohl einfach nicht unser Ding!

    Das so zu sagen wäre allerdings auch nicht fair, denn wir konnten wunderschöne Aussichten auf das Ghandruk-Tal geniessen, als wir vom Pass über einen Höhenweg ins Dorf Landruk abstiegen. In Landruk wäre unsere heutige Route gemäss Online-Routenempfehlung eigentlich zu Ende gewesen, aber weil wir den Ghandruk-Trek in drei statt vier Tagen machen wollen, hatten wir geplant, die Route von Landruk nach Ghandruk gleich anzuhängen.

    Dieses Routenstück hatte es allerdings in sich: Erst ging es von Landruk 400 Höhenmeter steil durch Reisterrassen runter, bis wir mit zitternden Knien unten im Talboden standen, wo so tropische Luftfeuchtigkeit herrschte, dass uns der Schweiss übers Gesicht strömte. Gemächlich, aber entschlossen machten wir uns an den Aufstieg von 800 Höhenmetern nach Ghandruk. Auf dem Weg erhielten wir moralische Unterstützung von einer Art nepalesischem Sennenhund, der uns treu die ganze Strecke bis nach Ghandruk begleitete. Ines stellte ausserdem einen Sherpa an, der eigens aus der Schweiz eingeflogen worden war...

    Durchgeschwitzt und erschöpft, aber stolz auf unsere Leistung kamen wir nach einer Gesamtheit von 7.5 Stunden schliesslich in Ghandruk an. Dort geht es nun - wie überall hier in den Bergen - wegen früher Tagwache und mangelnden Ablenkungsmöglichkeiten früh ins Bett - um 20 Uhr!
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