• Kathi.
Feb 2019 – Feb 2020

Kanada

"Barfuß" durch Kanada Read more
  • Grizzly Mama und ihre Tasse

    August 20, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 20 °C

    Ein Tag, der unspektakulär beginnt endet in einem Überfluss an freigesetzten Glückshormonen, die wie verrückt durch den Körper sausen. Möchte man Glück erleben kommt man nach Bella Coola und lebt mit Grizzlys (außer man findet Bären und Berge doof, dann kommt man lieber nicht her, denn dann funktioniert das mit den Glückshormonen auch nicht).

    Eigentlich möchte ich ausschlafen. Gelichzeitig will mir Fraser aber die Schleifmaschine vorstellen, mit der ich draußen das Holz bearbeiten darf (seit dem Workshop, den wir in der Glockenbachwerkstatt Anfang 2019 gemacht hatten, möchte ich am liebsten nur noch mit Holz arbeiten 🙂). Also steh ich um 7 Uhr parat und lasse mich einweisen. Die "Kids", wie ich unsere neuen Workaways nenne (21 ist aber schon wirklich echt jung, oder?!) übernehmen heute Check-in und Trip-Vorbereitungen, daher schlüpfe ich in meine Laufklamotten, koche Kaffee und mache mich auf den Weg zu meinen Lieblingswasserfällen, den 'Schoolhouse Mountain Falls East'. In München radl ich 30 Minuten, um mich auf nen Kaffee zu treffen, hier jogge/wandere ich eben einen Berg hinauf. Ich könnte das jeden Tag machen und ich würde es jeden Tag genießen.

    Zurück - eigentlich sollte es ein kurzer Kaffeestopp werden, aber natürlich sitze ich wieder ewig dort oben - komme ich nicht so in Fahrt, fange etwas an zu schleifen, überlege, wohin ich am Nachmittag wandern möchte und mache ein Nickerchen, bis die Gruppe für die Nachmittagstour kommt. Hier soll sich alles ändern...

    Wir warten auf zwei Gäste. Und wir warten. Und warten. Hm. Damit wären 3 Plätze auf dem Raft frei. Heute morgen wurden 2 Grizzlys gesichtet, einer davon war eine Bärin mit 3 Babys. Wir Workaways packen kurzerhand unsere Sachen, schließen das Büro und hopsen zu Haydin in den Van - wäre ja schade um die leeren Plätze, das Wetter ist traumhaft schön und was macht man sonst?! 😉

    Es ist ein langsamer Start, nur ein Weißkopfseeadler, keine Bären. Aber wie immer ein netter "Float". Und dann, als ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte und wir in einer Bucht ausharren, erspähen wir sie in der Ferne, eine Grizzlymama und ihr kleines helles Baby. Sie kommen flussabwärts auf uns zu. Hayden bringt das Raft auf der gegenüberliegenden Seite in Stellung. Zügig kommen die beiden den Fluss entlang. Ich sitze einfach da und starre sie begeistert an, wie das Baby sich das Wasser aus dem Fell schüttelt und immer wieder in einen kurzen Galopp fällt, um den großen Schritten der Mama zu folgen. Als die beiden uns direkt gegenüber sind, wittert die Sau uns, reckt ihre Nase in die Luft. Grizzlys sehen wohl nicht so gut und wir verhalten uns ganz ruhig. Die beiden ziehen weiter. Mann, was für ein tolles Erlebnis! 🙂

    Alle zutiefst glücklich genießen wir die restliche Tour, bevor es zurück nach Hause geht. Ich habe ein paar Videos aufgenommen, um den Bären meine komplette Aufmerksamkeit schenken zu können, statt ständig durch die Linse zu schauen. Ich könnte die Videos den ganzen Tag ansehen. Besser ist es aber natürlich, einfach raus zu gehen. Hier laufen überall Bären herum. Erst gestern lief einer vor dem Supermarkt über die Straße. Wollte wohl einkaufen gehen, da die Lachse noch auf sich warten lassen.

    Zur Titelerklärung "Grizzly Mama und ihre Tasse": das geht auf einen Witz von Fraser zurück, der nur im Englischen Sinn macht. 'cub' vs. 'cup', also 'Junges' vs. 'Tasse' Wer einen Trip mit Kynoch macht, wird es verstehen 😉
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  • Burnt Bridge Loop Trail

    August 22, 2019 in Canada ⋅ ☁️ 18 °C

    Burnt Bridge Loop Trail ist ein 5 km langer, mittelschwerer Wanderweg im Tweedsmuir Provincial Park in der Nähe von Bella Coola, BC, Kanada. Ein Stück des Weges ist Teil des 'Grease Trails', dem Handelsweg, den voraussichtlich Sir Alexander Mackenzie auf seinen Entdeckungstouren 1793 benutzt hat. Der Weg führt über eine 'Suspension Bridge', eine metallene Hängebrücke mit Blick auf Mt. Stupendus und ins Tal.

    Distanz: 5 km
    Höhenmeter: 200
    Schuhwerk: Barfußschuhe
    Anfahrt: Mitfahrgelegenheit bei Kynoch Adventure Tours

    Nach einem malerischen Vormittag - die Rückseite des Hauses benötigt einen Anstrich - fahre ich Mittags mit Haydin Richtung 'Fischeries Pool Campsite'. Hier warten die Rafts auf die Nachmittagstour. Wir fahren sie zum Einstieg etwas weiter östlich und warten, bis Fraser uns mit den Gästen einsammelt. Ich shuttle den Bus zurück zu 'Fisheries Pool'. Für die 10 Minuten Fahrt habe ich etwas mehr als 2 Stunden Zeit. Diese nutze ich, um endlich den mir schon mehrmals ans Herz gelegten 'Burnt Bridge Loop Trail' zu laufen. 1-2 Stunden werden hierfür im 'Bella Coola Trail Guide' geschätzt. Ich möchte den Weg rennen, plane also auch 1 Stunde ein. Ich will den Weg natürlich 2 Mal laufen. Etwa 28 Minuten hin, 32 Minuten zurück - schließlich unterhalte ich mich unterwegs mit einem älteren Herrn aus New Mexico und sammel Müll. Sogar hierher ins Nirgendwo verirrt sich ein "Quetschie" - warum kann man seinen Müll nicht einfach wieder mitnehmen? Auf den Parkplätzen gibt es doch Mülleimer.

    Der Weg ist sehr angenehm zu laufen. Es geht im leichten auf und ab durch den Wald, über Stock und Stein. Ich laufe erst gegen den und dann im Uhrzeigersinn. Läuft man einmal, würde ich im Urzeigersinn empfehlen. Es geht dann kurz am Highway 20 entlang und dann - nach einem kurzen steilen Stück - stetig leicht nach oben und dann im Auf und Ab zurück zum Parkplatz. Kurz vor dem Parkplatz erreicht man eine Aussichtsplattform, was m.E. zum Ende hin besser passt, als bereits 10 Minuten nach einem steilen Anstieg. Spektakulär ist die Wanderung nicht, den weiten Weg würde ich nicht dafür zurücklegen. Aber schön genug für den heutigen Nachmittag und scheint die Sonne, ist der Blick über das Tal sicher auch beeindruckender.

    Angenehm ausgepowert fahre ich an meinen Ausgangspunkt, 'Fisheries Pool Campground'. Um den Guides später etwas die Arbeit zu erleichtern, hänge ich an den Bus und den Truck noch die Anhänger. Es ist das erste Mal, dass ich einen Anhänger zurücksetze. Und dann noch mit einem riesigen 17-Personen-Bus. Ein paar Deutsche, die gerade auf dem Campingplatz zusammensitzen und nichts besseres zu tun haben, als mir dabei zuzusehen weisen mich ein, als ich rüberrufe: "This is the first time I'm doing this". Insgesamt stelle ich mich gar nicht soooo doof an, finde ich 😉
    Und dann sitze ich mit den beiden Park Rangern am Fluss und warte auf das Auftauchen der Boote. Es gesellen sich ein paar Touristen zu uns. Natürlich alles Deutsche 🙃

    Unser für heute Abend geplantes Barbecue fällt sprichwörtlich ins Wasser. Es fängt an zu schütten, als wir Bella Coola erreichen. Wir grillen unsere vegetarischen Burger daher in unserem kleinen Reich. Schmeckt genauso gut.
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  • Saloompt Bluffs to Goat Mountain

    August 26, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 13 °C

    Saloompt Bluffs ist ein Wanderweg in der Nähe von Bella Coola, Kanada, über den ich so gut wie keine Informationen finden konnte. Die einzige ein wenig brauchbare Info war datiert vom 21.06.2017 (sh. unten). Auch Fraser, Haydin und Angie, meine Ansprechpartner, wenn es um Wanderungen geht können mir nicht weiterhelfen. Zumindest weiß Angie, dass es bis zum ersten Viewpoint 1,5 Stunden sind. Laut der veralteten Beschreibung soll man 6 Stunden für den Aufstieg und 3 für den Abstieg einplanen.

    Distanz: 10,5+ km (meine Tracking App meint es noch nicht so gut mit mir)
    Höhenmeter: 1311
    Schuhwerk: Barfußschuhe
    Anfahrt: eigenes Auto

    Am Morgen gibts erst mal Kaffee, ich bereite die Rafting Tour vor, checke die Gäste ein, packe meine Sachen und stehe um 9 Uhr abmarschbereit am Fuße des Berges. Das kurze Stück Forststraße ist gut machbar für meinen Van und es gibt eine kleine Haltebucht direkt am Eingang des Weges 'Saloompt Bluffs'. Der Eingang ist mit nepalesischen bzw. tibetanischen Gebetsflaggen geschmückt.

    Es geht los in den Wald. Ein gut sichtbarer und zudem gut markierter Waldweg führt erst noch leicht ansteigend, dann ziemlich steil zum tatsächlich fast genau 1,5 Stunden entfernten Aussichtspunkt. Hier mache ich 45 Minuten Pause. Außer Kaffee hatte ich noch kein Frühstück. Ich genieße den Blick auf den gegenüberliegenden 'Schoolhouse Mountain' und die Gletscher.

    Dann gehts weiter Richtung Gipfel. Der Weg ist weiterhin gut markiert, anfangs noch weiter verziert mit Gebetsfahnen und kleinen Schreinen. Ich halte mich an der Kreuzung rechts hinauf an die 'Upper Saloompt Bluffs' und dann weiter Richtung 'Goat Ridge'. Ab hier geht es steil bergauf, fast schon senkrecht 😉. Es ist teilweise etwas rutschig auf den Wurzeln und teils muss man sich durch die Hecken schlagen. Ich verliere auch mal den Weg auf den Granitfelsen (aber das ist meine Dummheit; hält man sich einfach gerade, anstatt wild links und rechts herumzuirren, läuft man automatisch auf dem Weg weiter). Als ich dann vor einer Felswand steh, verlaufen die Fähnchen und auch die Steinmännchenmarkierungen im Nirgendwo. Vielleicht bin ich auch blind. Allerdings zieht sich eine kleine mit Moos und Sträuchern bewachsene Rinne zwischen den Felsen nach oben. Ich versuche dort mein Glück.

    Um 13 Uhr stehe ich oben am Berg und flipp aus: Der Rundumblick ist einfach fantastisch! Endlich kann ich auf die andere Seite des Tales blicken. Kleine Bergseen, Bäume, Sträucher, Vögel - es ist der Hammer. Etwa eine Stunde lang erkunde ich die Gegend und genieße die Aussicht. Es ist so unglaublich ruhig hier oben, kein einziges Geräusch. Wenn ich mich ganz arg anstrenge, dann hör ich ganz weit in der Ferne einen Wasserfall rauschen...

    Am Gipfel nebenan scheint sich was zusammenzubrauen, daher mache ich mich schweren Herzens an den Abstieg. Auf dem blanken Felsen halten zwar die Barfußschuhe super wenn es trocken ist, aber bei Nässe will ich das hier oben lieber nicht testen - geht doch etwas in die Tiefe. Der Abstieg dauert etwa 2 Stunden, inklusive Spechtbeobachtung. Mehrmals rutsche ich aus, so steil und glatt ist es hier auf den Wurzeln. Gut, dass mein Körper dafür trainiert ist und meine Reflexe nach wie vor schnell. Wirklich gefährliche Situationen hatte ich nie, hätte alles jedoch schmerzhaft enden können. Als ich mich einmal grad noch an ein paar Büschen fange, befürchte ich, dass ich mir was im Arm gebrochen hab. Aber scheint alles noch intakt.

    Kurz vor 16 Uhr stehe ich an meinem Auto. Relativ früh eigentlich, daher beschließe ich, mir noch den 'Saloompt Forest Trail' anzusehen (sh. nächsten Eintrag).

    _________________________

    Wen es interessiert: Das ist das einzige, das ich über den 'Saloompt Bluffs und Goat Ridge' finden konnte:

    "Description:

    Gain the striking alpine ridge leading to Goat Peak via Saloompt Bluffs.

    Follow the fairly well established upper Saloompt Bluffs trail to the main lookout; continue west briefly then north and up past orange flagging through several tree terraces, into a distinct pinch point in a steep timbered slot; move upwards to easier ground and open granite slabs. Follow flagging up several slabs and timber ribbons to a small watercourse; follow the water to the base of more slabs and clear views of the alpine. Gain a blunt buttress feature and move upwards along the general prow of it, traversing off to the left or right as needed. After gaining the top of this granite slab/prow feature, alpine meadow strips open to your left below clean granite walls. Continue up through open ground, meadows giving way to rock slabs, to a final treed gully to the right of the attractive and massive summit block.

    Goat ridge opens to the north-west.

    Note - above 1000m there are several long granite slab sections that are easy to walk on in dry conditions, however parallel vegetated gullies offer an alternative in poor/wet conditions. The general route is the same.

    Length:
    Allow 6 hours up and 3 down. First half is moderate hiking through mossy timber. Second half has some steep sections and open granite slabs that may be slippery in wet conditions, but nothing technical."
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  • Saloompt Forest Trail

    August 26, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 18 °C

    'Saloompt Forest Trail' ist ein einfacher Waldlehrpfad in der Nähe von Bella Coola, BC, Kanada.

    Distanz: 300m - 1km
    Höhenmeter: 0

    Als ich diesen Trail kurz nach Ankunft in Bella Coola erkunden wollte, war ich etwas besorgt wegen des Hinweises "Aggressive Bear in Area". Fraser dagegen meinte, dass wäre Unsinn und er wisse nicht, wer das Schild angebracht hätte. Weder er, noch BC Parks, noch die Rangers wüssten von dem Schild, oder einem wilden Bären in der Gegend. Da der We allerdings sehr kurz ist, hat es sich bislang für mich nicht rentiert, extra hinzufahren.

    Zu dem Weg: super-schöner flacher Waldweg. Am Fluss unten bekomme ich fast nen Herzinfarkt. Ich sehe einem Weißkopfseeadler beim Fischen zu, als plötzlich ein Monster aus dem Wasser springt. Ich sehe lediglich etwas riesiges aus dem Augenwinkel und denke an einen Bär, da ich vorher Spuren im Sand entdeckt habe. Derweil ist es nur ein riesiger Fisch.

    Weiter geht es über den einsamen Pfad, vorbei an riesigen Douglasien (dieses Wort hab ich auch noch nie verwendet!), Riesenlebensbäumen (Rotzeder) und Unmengen an Igelkraftwurz (was es alles gibt) - ein sehr beeindruckender Naturpfad!

    Was mich sehr freut: als ich zurück zum Parkplatz komme, parkt ein weiteres Auto und ich begrüße ein Paar, dass gerade seinen Streifzug beginnt. Ich habe die Vermutung, dass viele Touristen sich wie ich von dem Schild abschrecken lassen.
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  • Snooka Trail West

    August 29, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 24 °C

    'Snooka West' eine moderate Wanderung in der Nähe von Bella Coola, BC, Kanada mit malerischem Ausblick auf Bella Coola und die Four Mile-Siedlung sowie die historische Konservenfabrik und den 'North Bentinck Arm'.

    Distanz: 3,8 km (einfach)
    Höhenmeter: 500
    Anreise: Fahrrad (8 km, einfach)

    Nach einem enstpannten Tag an dem ich lediglich zu den Schoolhouse West Falls laufe (die ich komplett unterschätzt habe, denn es gibt hier eine tolle Gumpe mit Dusche von oben, komplett versteckt, in der man sich nach einem Lauf wunderbar erfrischen kann), geht es heute für mich mal wieder Richtung 'Eagle Lodge'. Ich hatte gehofft, dass ich spontan auf eine unserer Bärentouren mitkomme, aber Ryan ist an der Reihe (eigentlich wollte er mit Sofie wandern), also bleibt es bei der Wanderung. Davor kümmere ich mich um unsere Gäste und schleife etwas weiter an den Holzsäulen vor dem Büro herum - das ist aber auch eine niemals enden wollende Tätigkeit!

    Um halb 4 mache ich mich dann auf den Weg. Das Wetter ist traumhaft schön, so dass ich beschließe, mit dem Rad zur Wanderung zu fahren. 8 km sind es. Und dann 3,8 km Wanderung. Was ich nicht bedenke: die Angabe des Weges ist einfach. Also nicht leicht, sondern in eine Richtung. Das bemerke ich, als ich nach 2,8 km immer noch nicht am Ziel angekommen bin. Nun ja, es ist ja lange hell und die Abendstimmung ist wundervoll hier im Wald. Auf dem 'Snooka West' kommt man sich im Gegensatz zum 'East' bzw. 'Lookout', die auch zum Wegesystem hier gehören wenigstens nicht so vor wie in einem verwunschenen Wald. Die Sonne scheint herrlich durch den Wald. Ich wandere den stets leicht bergauf führenden Weg hinauf bis zum Aussichtspunkt. Ein kleines Bankerl steht dort und man hat einen wunderschönen Blick auf Bella Coola und die vorgelagerte Bucht. Dann entdecke ich rechts noch einen Gletscher. Einfach toll. Eigentlich wollte ich nur ein paar Minuten hier oben verbringen. Am Ende sitze ich aber dann fast 45 Minuten in der Sonne und genieße den Abend. Es ist 17:40 bevor ich mit dem Abstieg bzw. Talllauf beginne. Die Strecke ist wunderbar zu rennen. Ab aufs Rad und zurück nach Hause, Bewerbungen schreiben. Die 16 km radln und 7.8 km wandern sind fast genug, um mich ein wenig auszulasten. Zumindest bin ich nicht mehr ganz so hibbelig.
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  • Alexander Mackenzie Heritage Trail

    August 31, 2019 in Canada ⋅ 🌧 13 °C

    Alexander Mackenzie Heritage Trail ist ein 420 km langer historischer Weitwanderweg zwischen Quesnel und Bella Coola, BC, Kanada. Der Weg wird auch unter dem Namen als 'Grease Trail' geführt. Eine der Haupthandelswaren war Fett, das aus einem Fisch (dem Kerzenfisch) gewonnen wurde.

    Distanz: etwa 8 km
    Höhenmeter: etwa 800
    Anreise: Mitfahrgelegenheit 'Kynoch Adventures'
    Schuhwerk: Barfußschuhe

    Früh Morgens um 6:30 schwinge ich mich aus den Federn, packe meine sieben Sachen und warte auf Haydin. Er nimmt mich mit Richtung Tweedsmuir Provincial Park. Am Nachmittag werde ich als fleißiger Workawayer mithelfen, Treibgut und Hindernisse aus dem Atnarko River zu entfernen. Bis 11 Uhr muss ich mir die Zeit vertreiben und habe beschlossen, dem 'Alexander Mackenzie Heritage Trail' einen Besuch abzustatten. Ein Teilstück des 450 km langen früheren Handelswegs der Ureinwohner Kanadas führt durch den Park. Es soll einen Aussichtspunkt geben und wohl auch schöne Bergseen. Mir kann allerdings niemand sagen, wie weit ich zu den Seen brauchen würde, oder ob der Weg überhaupt begehbar ist. Knapp 1,5 Stunden hab ich Zeit, das herauszufinden, wenn ich pünktlich zurück an der Anlegestelle von 'Fisheries Pool' sein möchte.

    Das Wetter zeigt sich heute nicht von seiner Schokoladenseite. Allerdings stört das weder mich, noch den Grizzly, der am Straßenrand grast. Wie immer hoffe ich, keinem der Bären auf meiner Wanderung zu begegnen. Und wie immer hab ich Glück. Außer einer Kröte - vielleicht ist es auch nur eine, die mich verfolgt?? Vielleicht sollte ich sie mal küssen ;-) - habe ich den Weg für mich allein. Es ist eine wunderschöne Wanderung. Nach ca. einer Stunde, etwa 4 km und ungefähr 700 hm erreiche ich den Aussichtspunkt - das ist ja schonmal was. Ich habe noch etwa 20 Minuten Zeit, bevor ich mich auf den Rückweg machen muss. Ich gebe etwas Gas und gebe noch etwas Zeit drauf, doch es hilft nichts. Die Seen bleiben mir verborgen... Alles in allem war der Weg gut ausgebaut, nicht überwuchert und einfach zu finden.
    Jetzt hab ich noch 30-40 Minuten für den Rückweg. Ich sprinte den Berg hinunter, flitze zum Auto und stehe pünktlichst um 11 Uhr mit dem Truck an der Rampe. Puh!

    Fraser, Justin und ich schnappen uns eines der Rafts und fahren zurück zur Ablegestelle. Leider bemerke ich zu spät, dass ich keine Schwimmweste für mich dahehalten hab. Naja, das Wasser ist nicht tief genug zum Ertrinken und eine Rettungsschwimmerausbildung hab ich auch.
    Wir präparieren Kiesbänke, schneiden Gestrüpp zurück und bergen ein Boot aus Treibgut.

    Zurück in Bella Coola fahren wir zum Recyclinghof, um endlich ein bißchen Schrott zu entsorgen und dann verziehe ich mich kaputt zurück in meinen Camper.
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  • Schoolhouse Mountain 2. Versuch

    September 1, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 13 °C

    Es ist Freitag. Wir sind im Legion. Wie jeden Freitag ist Burgerabend. Das Ganze Valley trifft sich dort. Ich gehe bereits etwas früher, will mich mit Angie und Verena treffen. Davor maler ich mal wieder etwas. Diesmal ist der Zaun an der Reihe. In der Abendsonne ist das eine tolle Aufgabe.

    Angie lebt seit einigen Jahren hier. Sie stellt mir einen ihrer Freunde vor, der praktischerweise mit im Team der Leute ist, die die Wanderwege im Tal gestalten. Wir machen gleich aus, am Sonntag zusammen zu wandern, da wir scheinbar beide etwas zügiger in den Bergen unterwegs sind, als die Masse.

    Nun ist Sonntag, 6:15. Ich packe meine Sachen für die Tour, bereite die Snacks und Tee für die morgendliche Rafting Tour vor und checke die Schweizer und Briten ein. Kurz vor 8 steht Andrew parat und wir beschließen, auf den Schoolhouse Mountain zu laufen, auch wenn Regen vorausgesagt ist und die Wolken düster über dem Tal hängen.

    Wir haben Glück. Die Wolken verziehen sich bald - davor bietet sich, wie schon beim letzten Mal, ein toller Blick über ein wolkenverhangenes Tal - und es wird mir fast zu sonnig, als wir den Wald verlassen. Obwohl Andrew den Weg kennen sollte verlaufen wir uns und schlagen uns querfeldein durch Wald und Dickicht. Falsch hatte ich also nichts gemacht, der Weg existiert einfach nicht. Ich habe dennoch Vertrauen in meinen Begleiter. Und mit ihm schaffe ich es tatsächlich durch das Gestrüpp - es hat auch Voreile, da wir uns durch zahlreiche Blaubeerenfelder essen - die Geröllfelder, entlang an tiefen Abgründen und über rutschige Felsen bis auf den Gipfel. Und es sind doch 2.400 Höhenmeter. Andrew meinte es wären 2.600, keiner weiß das so genau hier. Oben angekommen vergesse ich ganz, Fotos zu machen. Bis der Nebel nach gut einer Stunde kommt und uns einhüllt. Auf jeden Fall ist es so traumhaft schön dass ich einfach nur glücklich bin, nicht aufgegeben zu haben, als meine brennenden Oberschenkel nicht mehr wollten. 6 Stunden brauchen wir für den Aufstieg, etwa die Hälfte für den Abstieg.

    Empfehlen würde ich die Wanderung nur Abenteuerlustigen. Die Wegfindung ist katastrophal und hat man den Weg gefunden, ist es auch kein Weg im klassischen Sinne. Eher ein Weg, wie ihn die ersten Menschen auf der Erde vorgefunden haben. Meine Arme sind komplett zerschnitten - no pain no gain kann ich da nur sagen.
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  • Canmore - Auf zum Mt. Assiniboine!

    September 6, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 9 °C

    Nun ist es also soweit: morgen trete ich die Wanderung zum Mt. Assiniboine an. Über 1200 km fahre ich dafür in 1,5 Tagen, 900 davon gestern. Geplant war das so nicht, aber ich schmeiße bekannterweise alles gerne um.

    Am 4. September starte ich mit einer Grizzly-Viewing-Tour ohne die Sichtung eins Bären. Ich schlafe fast ein auf dem Raft. Ich bin bereits seit 6 Uhr auf den Beinen - packen in letzter Minute - und bin auch erst um halb 1 ins Bett - der Wille zum Packen war da!

    Roman, der Koch der Lodge nebenan hat den gleichen Weg vor sich, holt mich um 11 Uhr an 'Fisheries Pool' ab und wir starten gemeinsam Richtung Williams Lake, den Heckman Pass hinauf. Auch wenn Roman im Auto hinter mir nicht viel ausrichten kann, bin ich trotzdem froh, jemanden in der Nähe zu haben. Zu meiner Überraschung stresst mich der Berg allerdings gar nicht. Natürlich geht es diesmal bergauf, das ist bei weitem nicht so schlimm. Aber auch die Schotterstraße, die ich auf der Herfahrt mit 50 km/h bezwungen habe düse ich nun mit 80 Sachen entlang. Ob wohl die Konfrontationstherapie am Tag zuvor geholfen hat?

    Am Dienstag, dem Tag vor meiner Abreise holt Andrew mich ab. Er freut sich, endlich einen abenteuerlustigen Trailrunner gefunden zu haben. Und ich bin lange nicht so abenteuerlustig wie er. Die Idee: mit dem Dirt Bike eine alte Forststraße lang zu fahren und sehen, wie weit wir kommen. Ich möchte natürlich das Packen so lange wie möglich hinauszögern und bin sofort begeistert von der Idee. Und wie durch ein Wunder hab ich keine Angst, kein beklommenes Gefühl, keine Aussetzer meines Herzschlages. Irgendwie fühle ich mich sicher. Auch in den Kurven. Ich erinnere mich noch gut an Asien, als ich bei Syed auf dem Mofa hintendrauf saß. Ich hatte eine Heidenangst und Schweißausbrüche. Nichts dergleichen. Zur "Belohnung" schnappen wir uns danach noch die Fahrräder und fahren zu einem kleinen See zum Baden - der Sommer in Bella Coola ist auch endlich angekommen 😉

    Und nun hier auf den 60 Kilometern Schotterstraße bin ich einfach nur ruhig.

    Die Fahrt durch den Chilcotin ist so wunderschön und ich genieße jeden Augenblick. Und wie immer, wenn ich eine Rafting Tour mit Fraser mache, sehe ich natürlich einen Bären: ein Grizzly will die Straße überqueren, wartet, sieht uns und nimmt reißaus - sooo süß! Genau wie der, den ich bei meiner Wanderung erschreckt hatte. In Williams Lake gehen wir Sushi Essen. Mit einem Koch unterwegs zu sein hat seine Vorteile, er weiß, wo das Essen gut ist. Die Nacht verbringe ich auf dem Walmart Parkplatz. Es ist eine unruhige Nacht, neben mir übernachten irgendwelche m.E. drogenabhängigen Halbwüchsige, die mitten in der Nacht über Geldprobleme streiten. Kein Wunder hab ich Angst, dass ich hier überfallen werde. Ich nehme Früh am Morgen reißaus, um nen Kaffee trinken zu gehen, bevor ich zu meinem Ölwechsel zu 'Canadian Tire' fahre. Während die Mechaniker mein Auto generalüberholen - Hunlen Falls ist wohl doch nix für meinen Van. Statt 65$ für den Ölwechsel sind es mal schnell 500$ und ne Stunde mehr Zeit verloren. Naja.

    Die Fahrt nach Canmore ist traumhaft. Vor allem der Teil zwischen Golden und Lake Louise; Mt. Revelstoke und Yoho lassen mein Herz höher schlagen. Die Bergketten sind einfach atemberaubend. Die Abendsonne gibt dazu ein wunderschönes Licht und die Ziegenböcke am Straßenrand tun ihr übriges, das Landschaftsbild zu perfektionieren.

    Allerdings sind hier sooooo viele Menschen. Ich sehne mich immer noch zurück nach Bella Coola. (Viel bedeutet hier natürlich etwas anderes als in Deutschland. 😉)

    Um 22 Uhr komme ich in Canmore auf dem Parkplatz an, auf dem ich nächtigen will. Kurz nach meiner Ankunft kommt ein Polizeiauto dazu und leuchtet mir ne viertel Stunde in den Van. Sie kommen allerdings nicht her, also denke ich, sie haben kein Problem damit, dass ich hier schlafe 😉

    Heute werde ich dann endlich für die Tour packen, meinem potentiellen nächsten Arbeitgeber in einer Mountain Lodge einen Besuch abstatten und evtl. eine kleine Wanderung machen. Jeremy komm gegen Mittag in Canmore an, mal sehen, was ab dann möglich ist. Jetzt fahr ich erst mal in die Visitor Info für aktuelle Wetterinformationen - sieht gut aus! - und zum Duschen (hier gibt es Gott sei Dank eine Möglichkeit)
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  • Assiniboine Tag 1 - McBride Campsite

    September 7, 2019 in Canada ⋅ ☀️ 18 °C

    km: etwa 13
    Gehzeit: 3,5 Stunden (inkl. 30 Min Pause)
    Unterkunft: McBride Campground (16 C$)
    Wetter: schön
    Temperaturen: warm (ca. 20°)

    Ich kann es kaum erwarten. Endlich geht es los. Wir schlafen die Nacht auf dem Heliparkplatz des Mt. Shark Trailhead. Eigentlich wollten wir gleich am Wanderparkplatz schlafen. Als Jer und ich es uns grad mit einem Bier vor den Bergen gemütlicht gemacht hatten - es ist bereits 19 Uhr - kommt ein Ranger angebraust. Wir können nicht auf dem Parkplatz schlafen, sondern müssen auf den nächsten Campingplatz zurück. Aha. Natürlich machen wir das nicht, sondern fahren gegen später auf den 2 km entfernten Parkplatz, von dem aus der Helikopter die Assiniboine Lodge ansteuert. Hier ist kein Schild, dass das Übernachten verbietet, wie es in der Tat am Wanderparkplatz der Fall ist.

    Wir Frühstücken, packen zusammen und marschieren im T-Shirt los. Wir sind nicht alleine. Viele Hundebesitzer machen wohl einen Tagesausflug.

    Nach einiger Zeit kommt uns der erste Wanderer entgegen. Wir fragen gleich nach seinen Erfahrungen. Muss toll sein! Er erzählt uns von vier jungen Burschen, von denen zwei Barfuß den ganzen Weg gelaufen sind. WOW!! Kurz darauf kommt uns einer der beiden Barfußläufer mit zwei seiner Freunde entgegen. Wir plaudern auch mit den Dreien etwas. Scheint nicht ohne gewesen zu sein die Tour ohne Schuhe. Den linken Fuß hat er getaped. Wir fragen die Jungs auch, wie sie es mit dem Auto machen. "Hitchhiken". Hm. Jeremy und ich laufen weiter. Wir beratschlagen, ob wir es wagen sollen. Wir hatten schonmal darüber gesprochen, ob wir unterwegs jemandem unseren Autoschlüssel geben würden, falls dieser zurück nach Sunshine Village zu unserem Ziel zurück muss. Der letzte der Truppe kommt uns entgegen. Er hat ebenfalls den linken Fuß getaped. Muss irgendwas auf dem Weg liegen ;-) Wir unterhalten uns auch mit ihm ein wenig. Die 4 sind ziemlich Jung, entweder Australier oder Engländer. Sie arbeiten grad in Banff. Wir fragen auch ihn, wie sie wohl zurückkommen. "Versuchen zu hitchhiken." "Was hältst du davon, wenn wir dir unseren Schlüssel geben und ihr damit nach Sunshine Village fahrt? Es ist nur ein Zweisitzer. Aber entweder müssen dann nur zwei von euch ne Fahrgelegenheit finden oder zwei setzen sich einfach hinten rein, uns egal." Er ist sprachlos und schaut uns etwas skeptisch an. Ob es ok wäre, wenn sie in Banff noch ein Bier trinken, wenn sie ankommen. "Wir brauchen unser Auto am 11. in Sunshine Village. Was ihr dazwischen macht, wissen wir nicht. Hier ist der Schlüssel." Ein bißchen mulmig ist mir schon bei der Sache. Es ist eine Stunde Fahrt auf ziemlich ungemütlicher Schotterstraße allein bis Canmore. Jedoch wird damit bereits am Anfang der Tour unser Problem am Ende der Tour gelöst. Und ich möchte Menschen vertrauen und zugleich eine Freude bereiten. Wenn das so einfach geht - warum nicht?!

    Die Wanderung ist wunderschön, meist durch Wald und nicht zu steil. So kann ich mich gleich an den schweren Rucksack gewöhnen. Hab doch etwas zu viel dabei glaub ich. Fühlt sich an wie mindestens 15 kg. Hab noch ein paar zusätzliche Dosen eingepackt (8 an der Zahl und damit fast 3 kg, dazu noch ein klares Wässerchen, falls es mal kalt wird) und die übrige Milch sowie Erdnussbutter (natürlich beides im Glas wg. der Umwelt). Bananen, Müsli, Karotten, Nussmix, Erdnussbutter M&Ms, Wasser + Filter. Zu den warmen Lammfellschuhen, Wechselklamotten und der Campingausrüstung kommt da schon was zusammen an Gewicht.

    Als wir so munter dahinlaufen, stürmt plötzlich ein mittelgroßes, schneeweißes Tier im Schweinsgalopp auf uns zu. Ich denke "oh wie süß, ein Hund", um im gleichen Augenblick mit Schreck festzustellen, dass das eine Bergziege ist! Ich weiß nicht, wen sie erwartet hat, auf jeden Fall haut sie die Hufen in den Boden, kommt Zentimeter vor uns zum Stillstand, überlegt, was sie tun soll und rennt in entgegengesetzter Richtung panisch davon. An der nächsten Biegung hält sie inne, blickt zurück zu uns und springt ins Dickicht. Die ganze Situation ist so unglaublich komisch, dass Jeremy und ich immer noch wie angewurzelt dastehen. Lachend setzen wir unsere Wanderung fort.

    Wir begegnen einigen Wanderern unterschiedlichen Alters, bis wir an unserem Campingplatz ankommen. Außer uns ist noch niemand zu sehen und so laufen wir durch das Labyrinth von Campingplätzen, um unser Nachtquartier auszuwählen. Wir bauen unser Zelt auf Platz Nr. 1 auf, verstauen unser Essen in den bärensicheren Containern und machen uns auf zu einem kleinen nahegelegenen See. Hier treffen wir auf Steve, einen jungen Wanderer aus Wisconsin. Wir verabreden uns für den nächsten Tag in der Assiniboine Lodge, bevor Jeremy & ich es uns am See bequem machen und die Nachmittagssonne genießen.

    Bevor es dunkel wird machen wir uns auf zurück zu unserem Campingplatz, der etwa eine halbe Stunde vom See entfernt ist. Bei unserem mageren Abendbrot unterhalten wir uns mit den einzigen Neuankömmlingen, einem belgischen Pärchen, das sich auf dem Rückweg befindet. Auch die beiden wären Kandidaten für den Rücktransport unseres Wagens gewesen. Aber das Problem haben wir ja schon gelöst - hoffentlich zumindest...

    Alles in allem ein nahezu perfekter Start in das Wanderwochenende!
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  • Assiniboine Tag 2 - Lake Magog

    September 8, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 6 °C

    km: ca. 13
    Zeit: ca. 4,5 Stunden
    Unterkunft: Lake Magog Campground (16 C$)
    Wetter: sonnig mit Wolken
    Temperatur: kühl

    Mann, hab ich gut geschlafen! Mucksmäuschenstill ist das hier. Nicht mal ein Eichhörnchen, das über den Boden tapst. Einfach nichts. Ausgeschlafen wache ich gegen halb 8 auf. Wir Frühstücken bei einem Plausch mit den Belgiern. Meine Finger sind eisig kalt. Sie werden auch nicht beim Zeltabbau wärmer, ganz im Gegenteil. Da hilft nur laufen. Wir marschieren um 9:30  los. Wir wollen über den Wonder Pass, also etwa 500 Höhenmeter hinauf auf 2.370 m. Die Landschaft ist so atemberaubend schön, dass ich fast froh bin, diesen schweren Rucksack zu schleppen, der es mir nicht erlaubt zu rennen. Der 'Marvel Lake' liegt so still da, dass sich die umliegende Landschaft in ihm spiegelt. Lange zieht sich die Wanderung am See entlang und gibt den Blick auf Eisfelder in der Ferne frei. Ich spare mir den Abstecher auf den Wonder Peak. Es ist ziemlich kalt und will meinen Rucksack loswerden, dieses Monstrum. Am Wonder Pass angekommen, bleibt mir kurz die Luft weg, so schön ist der Blick auf den Mount Assiniboine Provincial Park. Ab hier ist mir sogar der Rucksack wieder egal. Es geht bergab und ich flitze durch die Birkenwälder, vorbei an Bächen, bis zu den Naiset Huts. Von hier ist es dann fast nicht mehr weit (haha) bis zu unserem Campingplatz, 'Lake Magog'. Ich verlaufe mich dort sogar, so weitläufig ist das Areal mal wieder. Um 14:15 liege ich dann endlich auf meiner Matte und döse etwas vor mich hin, bis wir uns um vier nach dem Zeltaufbau auf zur Assiniboine Lodge machen zur die Teestunde. Von 16 bis 17 Uhr ist jeder willkommen für Tee & Kuchen, Limonade, Bier & Wein. Steve ist auch schon da und wir plaudern das Stündlein. Mt. Assiniboine versteckt sich leider vor uns. Beeindruckend ist die Landschaft aber allemal.

    Zurück auf dem Campingplaz sitzen wir noch etwas Beisammen. Der Campingplatz hat einen kleinen überdachten Aufenthaltsbereich. Das ist einmalig, zumal es etwas frisch wird und hier alle Camper zusammentreffen.

    Mit Merino- und Wollsocken zu den Legwarmern geht es frühzeitig ins Bett. Hoffentlich wird es nicht zu kalt.
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  • Assiniboine Tag 3 - Nublet

    September 9, 2019 in Canada ⋅ 🌧 3 °C

    km: etwa 5,6 (Nublet) + 3 (Lodge & zurück) + 1,5 (2. Mal von der Lodge)
    Höhenmeter: ca. 400
    Zeit: 2 Stunden
    Unterkunft: Lake Magog Campground (16 C$)
    Wetter: miserabel bis wechselhaft
    Temperatur: eiskalt

    Der Tag beginnt mit Schnee. Als ich mich um 7 aus dem Schlafsack schäle liegt eine feine Schicht wie Puderzucker über dem nahen Mt. Assiniboine. Ansonsten ist bei dem Nebel nicht viel zu erkennen. Ich gehe Frühstücken zum Unterstand und unterhalte mich mit Ed, bis Jeremy dazukommt. Er will sein Zelt bzw. Unterschlupf neu herrichten. Ich muss mich etwas bewegen, da meine Finger ziemlich etwas kalt sind. Dank der Lammfellschuhe sind meine Füße ok. Die Nacht war mir wohlig und warm mit den dicken Socken und der Schlafsack mit -8 Comfort ist auch brauchbar.

    Ich beschließe, die 3 Kilometer zur Assiniboine Lodge und zurück zu spazieren und mir dort den Wetterbericht anzusehen, der jeden Morgen an die Tür gehängt wird, und zu fragen, ob in der Lodge oder in den Hütte ggf. ein Zimmer abgesagt wurde. Leider ist die Tour abgesehen davon, dass mir warm wird, nicht sehr erfolgreich. Wie schon den Tag davor ist die Antwort, dass das Büro nicht aufhat und sie es deswegen nicht wissen (komisch sind die Leute schon etwas). Der Wetterbericht ist auch nicht aussagekräftig. Es ist eine Sonne zu sehen, aber auch Regen, mit 40%iger Wahrscheinlichkeit. Eigentlich nicht schlecht, aber das gleiche hieß es für heute auch.

    Als ich zurück komme, ist Jeremy weg und so mache ich ein Nickerchen. Um 11:30 beschließen wir dann, trotz des immer noch nicht besser gewordenen Wetters, Richtung oder auf den 'Nub Peak' zu wandern. Wir starten die Tour Nr. 16 meines Rother Wanderführers. Erst laufen wir vorbei an der Hütte der Münchenerin Lizzie Rummel und dem 'Sunburst Lake' Richtung Elizabeth Lake. Wir entdecken ein Schild "Chucks Ridge 1 km" und nehmen das auch noch mit. Von hier hat man einen Blicke über ein weiters, wunderschönes Tal.

    Es geht zurück und dann hinauf Richtung Niblet. Je höher wir kommen, umso toller ist der Ausblick. Und trotz Kälte und nicht optimaler Sicht sind wir sprachlos, als wir über den See auf den 'Sunburst Peak' blicken. Wir sind auf dem 'Niblet' angekommen, der ersten "Aussichtsplattform". Von hier aus geht es weiter auf den 'Nublet' von wo aus man den 'Nub Peak' erklimmen kann (er sich diese Namen ausgedacht hat, hatte sicher was geraucht. Morgen laufen wir vom Magag zum Og Lake. Wie kommt man auf sowas??!! ;-) )
    Als wir auf dem 'Nublet' ankommen, wird das Wetter noch garstiger. Wir entscheiden uns gegen den Aufstieg auf den 'Nub' und machen stattdessen Pause unterhalb des 'Nublet' und genießen die Aussicht, bis wir unsere Füße nicht mehr spüren. Wir haben die Hoffnung, all das am folgenden Tag mit Sonne zu sehen. Deswegen hab ich auch gar nicht erst meine Kamera dabei und mein Akku ist bei der Kälte auch in Nullkommanix leer.

    Langsam laufen wir von hieraus zur Assiniboine Lodge zur Teestunde. Alle, wirklich alle Bergsteiger vom Magog Lake treffen sich zum Aufwärmen in der Hütte. Im Anschluss sitzt die komplette Mannschaft dann beisammen unter dem Dach. Die meisten der Wanderer sind Amerikaner, ein paar Spanier, die in Hannover wohnen, eine Deutsche Mutter mit ihrer kanadischen Familie. Bald verabschieden wir uns und verkriechen uns in unser Schlafgemächer, also Zelte.
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  • Assiniboine Tag 4 - beschissener Spaß

    September 10, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 4 °C

    Heute beginnt der Tag noch bescheidener als der zuvor. Nicht nur schneit es immer noch, nein, ich habe auch etwas gefrohren in der Nacht. Ich bin allerdings auch schon kalt in den Schlafsack geschlüpft. Es wurde einfach nicht besser in der Nacht.

    Ich schäle mich um 8:30 dann aus dem Zelt. Meine kalten Hände können fast den Löffel nicht halten, mit dem ich mir das kalte Müsli in den Mund schiebe. Ed gibt mir einen Handwärmer. Entweder ist der kaputt, oder ich fühle nichts mehr, auf jeden Fall passiert den ganzen Tag gar nichts, außer, dass meine Hände schwarz werden.

    Der Nebel will so gar nicht weichen, genauso wenig der Regen. Jeremy und ich überlegen, ob wir unsere Zelte abbrechen sollen. Eigentlich ist unsere nächste Nacht am Og Lake reserviert. Der Campingplatz ist aber nicht voll. Wir spielen erst mal eine Runde Karten und witzigerweise wärmt das sogar die Finger und auch das Gemüt. Dann halte ich es nicht mehr aus. Ich will mich bewegen. Ich schlüpfe in meine kalten Laufklamotten und die kalten und nassen Barfußschuhe und laufe los Richtung Assiniboine Lodge. a) Wetter prüfen, b) nach Platz in ner Hütte fragen, c) Frauendinge an einer Toilette mit zumindest fließenden Handwaschwasser (wenn auch eiskalt) etwas annehmlicher gestalten. Nach 15 Minuten bin ich schon an der Lodge und mir ist pudelwarm. Der Wetterbericht zeigt keine Änderung. Nicht mal, dass es schneit, obwohl es das schon seit Stunden tut. Zimmer sind wohl auch keine frei. Ich jogge zurück und berate mit Jeremy. Wir haben beide keine Lust, bei dem Wetter unsere nassen Zelte zusammenzufalten, bei Regen & Schnee zu wandern und dann schlimmstenfalls im Regen und/oder Schnee die Zelte wieder aufzubauen. Also beschließen wir, zu bleiben. Wir verkriechen uns in unsere Zelte und ich schlafe über eine Stunde, bis es Zeit ist für den Nachmittagstee. 1,5 Stunden dürfen wir heute in der Lodge bleiben und die Inhaberin ist sogar richtig gesprächig und berichtet von dem Notfall, der gerade mit dem Heli abgeholt werden muss. Jeremy und ich vergessen, dass der Tag eigentlich ziemlich miserabel ist. Abends gehen wir zeitig schlafen. Ein verlorener Tag? Nein. Auch beschissener Spaß ist irgendwie Spaß, oder??!!
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  • Assiniboine Tag 5 - Der "Abstieg"

    September 11, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 11 °C

    km: ca. 25
    Höhenmeter: ca. 400
    Zeit: 7 Stunden
    Unterkunft: Motel in Golden
    Wetter: bis Ankunft Sunshine Village Wolken und Sonne im Wechsel, dann Regen
    Temperatur: immer noch kalt

    Als ich um 7 Uhr aufwache, regnet es noch. Meine Nase ist kalt, aber meine Füße sing wohlig warm. In der letzten Nacht lege ich meinen Not-Biwaksack über mich - nur, um sicher zu sein, dass ich die Nacht gut überstehe.

    Der Regen lässt Gott sei Dank nach, als ich das Zelt verlasse. Meine Finger sind wie die letzten Tage schon eiskalt. Während ich Schlafsack, Inlet, Matte, Biwaksack und das Zelt zusammenpacke, muss ich immer wieder innealten und meine Finger wärmen. Es ist saukalt. Die Berge - zumindest soweit man sie sehen kann - sind mit einer leichten Schneedecke überzogen und auf den Tannenbäumen ringsherum hält sich ebenfalls etwas Schnee.

    Ich Frühstücke mein Päckchen Quaker-Müsli, dass ich über Nacht in dem Rest aus Erdnussbutter eingeweicht hatte. Es ist große Aufbruchstimmung. Ein Großteil der mit uns angereisten Wanderer macht sich heute auf den Weiter- bzw. Rückweg. Wir sind jedoch die einzigen, die den ganzen Weg Richtung Sunshine Village meistern wollen. "Es ist ja noch früh", sagen die meisten mit einem Stirnrunzeln. Das macht mir etwas Angst. Sind wir am Ende doch etwas zu ambitioniert? Wenn wir Pech haben und an der Gondel keine Mitfahrgelegenheit finden, haben wir zusätzlich zu den 25 km noch 7 weitere zurückzulegen - und es gibt einiges an Höhenmetern zu meistern.

    Jeremy und ich sind allerdings voller Mut und haben immerhin Zelte einstecken, so dass wir im Notfall jederzeit irgendwo nächtigen könnte. Am meisten Sorgen mache ich mir um meine Füße. Die Barfußschuhe sind nach den letzten Tagen natürlich nass und kalt. Als ich aus meinen warmen Lammfellschuhen wechsle, sind meine Füße sofort eiskalt. Und das 10 Stunden?? Puh! Immerhin regnet oder schnet es nicht mehr. Das macht den Start schon etwas leichter.

    5 km sind es erstmal bis zum Og Lake. Es ist eine angenehme Wanderung durch weite Tundra. Leider sehen wir nicht viel von den Bergen, der Nebel hält sich wacker. Kurz nach Og Lake bessert sich das Wetter. Es wird wärmer, sogar meine Füße sind mittlerweile warm, wobei das durch unseren flotten Schritt bereits nach ein paar Kilometern der Fall ist. Durch die Wetterbesserung überlegen wir, ob wir umdrehen. Mittwoch, also heute soll der schönste Tag der Woche sein. War es ein Fehler, aufzubrechen? Ich habe jedoch überhaupt keine Lust, meinen schweren Ruchsack zurück zu tragen. Und wer weiß, ob das Wetter die Spitze des Mt. Assiniboine überhaupt freigibt, oder es am Ende lediglich hier etwas aufgelockert hat. Wir marschieren also weiter. Die Wanderung ist wunderschön, aber kräftezehrend. Es geht oft steil Bergauf und viele der uns entgegenkommenden Wanderer runzeln die Stirn als wir sagen, wir wollen bis Sunshine Village. Sie würden nicht mal den 'Citadell Pass' hinauf wollen, jammern sie. Es ist in der Tat ein bißchen eine Quälerei. Dem wirklich "schindenden" Aufstieg fürchte ich lange und als wir oben am 'Citadell Pass' ankommen, wundere ich mich, wo denn nun die "Kraxelei" abgeblieben ist. Nun ja, Jeremy und ich sind ja nicht die normalen "Sonntagswanderer".
    Oben am Pass genießen wir unser letztes Bier und ein paar M&Ms, bevor wir die äußerst schöne Hochebene hinunterlaufen. Die Wanderung zum Sunshine Ski Resort ist wirklich traumhaft und ich bin froh, dass wir trotz allem die komplette Tour durchgezogen haben.

    Als wir das letzte Stück die Straße hinunter zum Sunshine Village laufen, nimmt uns ein netter Arbeiter ein Stück mit. Da es mittlerweile ziemlich stark regnet hält er noch für weitere Wanderer und fährt uns prompt bis hinunter zum Parkplatz - Kanadier halt! Am Parkplatz angekommen erwartet uns auch tatsächlich unser Van, zusammen mit einer Flasche Wein als Dankeschön. Was für ein tolles Gefühl, angekommen zu sein. Wir hopsen ins Auto und düsen sogleich los Richtung Field, um uns im 'Truffel Pigs' ein viel zu teures Abendessen, das zudem nicht mal ein Burger ist, einzuverleiben. Etwas entäuscht und nicht mal satt gönnen wir uns ein Motel. ENDLICH mal wieder eine Dusche und ein weiches Bett!

    Zusammenfassend war es eine tolle, landschaftlicht spektakuläre und durch das Wetter anspruchsvolle Tour. Mein Zelt hält Regen, Schnee und Hagel für mindestens 3 Tage stand. Merino von Icebreaker sind auch nach dieser Tour meine absolut zuverlässigen Lieblingsbegleiter (und nicht nur meine. Es war ein kleiner Fanclub hier oben).
    Wer es etwas leichter haben will, sollte von 'Sunshine Village' zum 'Mt Shark Trailhead' laufen statt wie wir andersrum. Und wer Glück mit dem Wetter hat, verbringt mit Sicherheit eine schlafarme Zeit hier oben, mit tollen Sonnenauf- und -untergängen und einem wundervollen Sternenhimmel. Uns blieb das alles leider verwehrt. Das bestätigt nur wieder meine Art des Reisen: lieber lange an einem Ort verweilen und diesen in allen seinen Facetten kennenlernen. Darum gehts jetzt auch zurück nach Bella Coola zu meinen Grizzlys 🥰
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  • Gold für Leguano - Sparta in Whistler

    September 14, 2019 in Canada ⋅ 🌧 10 °C

    Es ist 6:30. Der Wecker klingelt. Zu früh irgendwie. Obwohl die Nacht gar nicht so übel war hier in meinem Bus auf dem Parkplatz von Whistler. Parken ist über Nacht kostenlos, bis 8 Uhr. Allerdings ist das Schlafen im Fahrzeug illegal. Wie gut, dass ich das erst später erfahre.

    Wir fahren den Berg 'Blackcomb' hinauf zum Start des Spartan Race. Gut ausgeschildert ist anders, aber wir sind gestern schon mal alles abgefahren, da ich als Voluntär am Nachmittag helfen möchte und wir dann kostenlos direkt am Gelände parken können. Downtown Whistler werde ich am Vorabend auch schon oft nach dem Weg gefragt. Mit meinem Spartan-Pulli sehe ich wohl schon aus wie ein Voluntär - haha

    Es ist ziemlich kühl, aber regnet im Moment nicht, als wir auf dem Volunteer-Parkplatz ankommen. Mir ist am Tag zuvor aufgefallen, dass ich wohl Open Heat und nicht Age Group gebucht hatte. Was mir da im Mai wohl durch den Kopf gegangen ist? Wie auch immer. Wir kratzen unsere letzten 15C$ für das Upgrade zusammen (ups, die nehmen nur Bargeld). Dann will ich mich als Voluntär anmelden, soll das allerdings nach dem Rennen machen, wenn ich tatsächlich zur Verfügung stehe.

    Das Gelände ist bereits komplett verschlammt, es hat den Tag und die Nacht zuvor ziemlich viel geregnet. Ich bin wie immer ziemlich aufgeregt. Viel Zeit bleibt dafür nicht, ich starte schon um 8 mit einem Teil der anderen etwa 130 Läufern - nämlich den 30-39jährigen, von denen nur etwas weniger als ein Drittel Frauen sind (43). Ein Mitarbeiter der Spartan US Truppe hält die kurze Rede, sogar eine US-Flagge hat er auf dem Arm. Alles ist so anders seit der US-Mutterkonzern die Führung der kanadischen Events übernommen hat. Nun ja, ich bin natürlich kein Experte und heute ist das erste Rennen unter US-Führung und ich war erst bei zwei Rennen dabei. Trotzdem fühlt es sich anders an.

    Es geht sofort Steil den Berg rauf. Im Gegensatz zu Kimberley ist jedoch ein Ende in Sicht. Es geht über ein paar Balken, hinuter, durch den Wald und schon sind sie da, die Ringe. Natürlich nass. Das soll keine Ausrede sein. Auch bei Nässe kann man das Schaffen. Ich allerdings im momentanen Trainingszustand nicht. Nach der Hälfte mache ich bereits schlapp. 30 Burpees. Ein Mädel kickt die Glocke mit dem Fuß - verboten, aber sie wird durchgewunken. Warum? Wenn sie ihr schon erklären, dass es nicht erlaubt ist, warum lassen sie sie dann gehen? Egal. Burpee 15, 16 - oh Mann!! Im Anschluss das Seil. Ich kann den Knoten nicht wickeln, das Seil unten ist zu kurz. Scheiße, nicht mal das? Ein Spartaner ruft im vorbeilaufen "Du schaffst das!" Ich lache hysterisch auf, atme tief durch, lasse mich nach hinten sinken, während ich auf dem Knoten unten stehe, um meine Arme zu entspannen. Ich starte einen neuen Versuch. Es klappt. Puh!! Am nächsten Hindernis, der schräg nach hinten gelehnten Holzwand rutsche ich ab - das ist eines der leichtesten Hindernisse. Wie soll das nur weitergehen? In einem Kraftakt ziehe ich mich drüber. Ich muss definitiv wieder was für die Arme tun!! Speerwurf - Burpees. Die restlichen Hindernisse schaffe ich ohne, bis am Ende die Monkey Bars auf mich warten. Das letzte Mal Burpees. Ein Mädel ist bereits fleißig bei der Sache. Ob sie wohl in meiner Altersgruppe ist? Egal, überholen schadet ja nicht ;-) Ich gebe Gas, bin tatsächlich vor ihr fertig und hopse ins kühle Nass. Naja, so hat das hat der Typ vor mir gemacht, rauf auf den Schlammberg hüpft er ins eisige Wasser und taucht gleich auf der anderen Seite wieder auf. Ich dagegen lasse mich langsam ins Wasser, gehe 2 Schritte, fasse mit dem Arm unter dem Hindernis durch. Die Voluntärin meint "ist nicht so schlimm, auf gehts". Ich nehme tief Luft und tauche unter der Wand durch. Oh Gott, ist das kalt - mein Herz bleibt fast stehen - und schlammig. Auf der anderen Seite angekommen sind es noch 3 Schritte bis zum Ziel. Kein Feuer - wo ist das Feuer??? Alles ist so anders hier!

    Ich laufe zu den Umkleiden, zwei Zelte, Männlein / Weiblein. Sie sind beheizt. Toll. Ich checke meine Ergebnisse. 1.?! Uuuuuiii!! Vielleicht hat alles doch nicht so lange gedauert, wie es sich für mich angefühlt hat.

    Ich will auf Jeremy warten. Wann er wohl kommt? Er ist 45 Minuten nach mir gestartet. Es ist so kalt mit den nassen Sachen, dass ich zwischen dem warmen Zelt und dem Zieleinlauf hin- und herlaufe. Dann erblicke ich Luis Escobar, einer der Charaktäre aus dem Buch 'Born to Run'. Fraser, mein Chef in Bella Coola hat ihm geschrieben, dass ich nach im Ausschau halten werde. Und da steht er. Stimmt, der erste Trail Run in Kanada startet heute. Ich treffe grad noch an der Startlinie ein, um ihn sprechen zu hören. Er selbst läuft nicht mit, aber hält eine kleine Rede. Sympatischer Typ. Zwei der besten Ultramarathonläufer sind auch anwesend und muntern die Läufer auf. Dann sehe ich Jeremy über den Hügel zur Dunkwall sinken. Mist, jetzt hab ich seine Hangelei verpasst. Ich sammel ihn beim Ziel ein, wir holen unsere Getränkemarke und gönnen uns ein Bier - hier in BC kann man wenigstens eins bekommen.

    Dann laufen wir zurück, ich erspähe Luis an der Ziellinie, wie er Medaillen überreicht. Ich laufe hin, rufe seinen Namen und winke ihn herrüber. Wir unterhalten uns kurz über Monkey, Frasers Katze und den Born to Run-Lauf - was für ein charismatischer Typ!

    Es geht weiter zur Siegerehrung. Als meine Altersklasse endlich aufgerufen wird, wird mein Heimatort tatsächlich mit "Canning, Nova Scotia" ausgerufen. Was für ein Schlag ins Gesicht. Warum hab ich nur diese Adresse angegeben, als ich mich angemeldet hab? Kein einziger nicht-amerikanischer Teilnehmer war auf dem Siegerpodest. Wie schön wäre es gewesen "Katharina from Germany" zu hören.

    Ich fahre Jeremy hinunter nach Whistler, wir holen uns einen Burger. Für Jeremy geht es nach Hause. Ich finde mich nochmal bei Spartan ein. Es schüttet aus Kübeln. Soll ich wirklich helfen? Ich laufe zu den Organisatoren. Zum Glück brauchen sie nicht unbedingt Hilfe und nach einem kurzen Plausch bin ich zurück im Auto und auf dem Weg Richtung Bella Coola - home sweet home...

    Das Wetter die nächsten Tage sieht alles andere als rosig aus, daher beschließe ich, die restlichen Wanderungen - Skyline Trail und Berg Lake - an den Nagel zu hängen. Im Moment will ich einfach nur mal wieder in bekannter Umgebung sein und etwas Routine in mein Leben bringen.
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  • Horsetail Falls

    September 18, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 10 °C

    'Horsetail Falls' ist eine kurze, steile Wanderung zu einem Wasserfall im Tweedsmuir Provincial Park, BC, die sich nicht wirklich lohnt - jetzt weiß ich das auch.

    Distanz: 800 m?
    Höhenmeter: 100-200?
    Zeit: 15 Min
    Anreise: Auto

    Im Vorfeld hab ich meine wanderfreudigen Bekanntschaften in Bella Coola über den Weg befragt. Keiner der Vier konnte mir Auskunft geben. Darum probier ich die Tour einfach mal aus.

    Wie ich auf die Tour gekommen bin? Auf dem Weg zu 'Fisheries Pool' zu einem kleinen Staff Meeting (haha) sehe ich einen Wasserfall, der den Sommer über wohl ausgetrocknet war. Zumindest war er mir bisher nie aufgefallen. Fraser meint, es gäbe einen Trail und zeigt mir den Einstieg. Mehr Infos bekomme ich leider nicht, also mache ich mich in freudiger Erwartung auf. Die Entäuschung ist groß, als ich nach weniger als 10 Minuten an einem kleinen Wasserfall ankomme. Hier verlieren sich alle Markierungen und es geht steil den Fels hinauf. Nicht unbezwingbar, aber wie so oft bin ich allein unterwegs und kraxel lieber nicht an irgendwelchen Felsen herum.
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  • Capoose Summer Trail

    September 18, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 14 °C

    'Capoose Summer Trail' ist eine mittelmäßig bis schwierige Wanderung zu ein paar Lookouts in der Nähe von Frivale, Bella Coola Valley, BC. Die Tour ist Teil des 'Alexander Mackenzie / Heritage Grease Trail' und kann bis in den 'Rainbow Range' oder zum 'Burnt Bridge Trail' weitergegangen werden.

    Distanz: etwa 7 km
    Höhenmeter: 800 hm
    Zeit: 2,5 Stunden (inkl. 30 min Pause)
    Anreise: Auto

    Nach der nicht so zufriedenstellenden Wanderung zum Wasserfall, beschließe ich, einen Teil des 'Capoose Summer Trails' dranzuhängen. Wollte ich schon lange machen, aber nicht extra so weit fahren. Es dauert etwas, bis ich den Einstieg finde (war das wirklich so weit zurück Richtung Bella Coola?). Wie fast immer parke ich allein dort und wandere einsam den gut markierten und gut zu laufenden, wie eigentlich auch immer steil nach oben führenden Weg hinauf. Nach den ersten 5 Minuten lädt sogleich ein Bankerl zum Ausruhen ein, das ich aber links liegen lasse und dem weichen Waldboden hinauf zwischen Laub- und Nadelbäumen hindurch folge. Als ich die dritte Aussichtsplattform erreiche, mache ich Pause und genieße den Blick auf die umliegenden Gletscher und die Berggipfel 'Defiance Mountain' und 'Nustsum'. Ich beschließe, den Rückweg anzutreten. Es regnet etwas und in Bella Coola scheint die Sonne zu scheinen. Und tatsächlich. Zurück in Bella Coola werfe ich mich ins Gras und genieße den Nachmittag unter den warmen Sonnenstrahlen.
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  • Mein Leben in Bella Coola

    September 19, 2019 in Canada ⋅ ☁️ 14 °C

    Ich bin nun also zurück in Bella Coola, dem Ort, den ich nicht verlassen wollte. Es ist gut, zurück zu Hause zu sein. Und dennoch hab ich im Moment etwas Heimweh. Wahrscheinlich ist es, weil der Herbst beginnt, das Wetter, das ohnehin nicht so rosig war in letzter Zeit umschlägt und ich noch keinen Plan habe, wie es weitergehen wird.

    Mein Projekt für Oktober - auf einer Ranch in BC aushelfen - hab ich abgesagt. Da ich erst mal hier in Bella Coola was verdienen möchte und bis mindestens 5. Oktober hierbleiben werde, macht es keinen Sinn, dann nur für 2 Wochen auf die Ranch zu gehen. Zudem überlege ich, mit der Fähre nach Vancouver Island zu fahren. Auch wenn es teuer ist mit dem Auto. Die Strecke kenn ich noch nicht und Vancouver Island würde ich schon gerne noch mitnehmen. Ob ich es diesmal schaffe, einfach loszufahren, ohne Plan & Ziel?? Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke, völlig planlos durch die Gegend zu fahren. Aber wieso eigentlich nicht? Ich hab einen fahrbaren Untersatz inkl. Bett. Was meint ihr, ob ich das hinbekomme?

    Mein Bus hat mich nun zuverlässig von Nova Scotia bis hierher gebracht. Ich habe ihn bisher noch nicht vorgestellt, also hier ein paar Bilder meiner fahrbaren Wohnung.

    Ansonsten läuft hier alles nach Plan: Gäste einchecken und abkassieren (was etwa 2 Stunden pro Tag in Anspruch nimmt) und ab und an auf eine der Touren mitgehen. Gestern war ich nach einer Absage wieder mit an board. Keinen einzigen Grizzly sehen wir am Morgen, die Nachmittagstour hingegen darf 9 Bären zuschauen, wie sie im Wasser herumtollen. Gestern war einfach nicht mein Tag. Zum Glück sehe ich ansonsten viele der süßen Riesen. Sie laufen Morgens über die Straße, stehen auf Weiden und Grasen oder fischen am Campingplatz von Fisheries Pool herum, wo ich mich ab und an aufhalte. Bären sind einfach toll!!!!
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  • Herbst ist da

    September 26, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 8 °C

    Am Morgen mache ich nach dem Check-in meine beliebte Jogging-Runde zu den East Falls. Als ich an Nachbars Garten vorbeilaufe, stehen 2 Rehe unter dem Baum, auf dem sich Tags zuvor ein Schwarzbär an den Früchten labte. Wollte Fraser nicht einen elektrischen Zaun errichten? Die Vorrichtung ist da, allerdings fehlen die Stromdrähte. Die Rehe gucken mich frech an, bewegen sich aber nicht von der Stelle, als ich näher komme. Ist mir jetzt eigentlich auch egal. Ich laufe die 25 Minuten, bis es steil zum Wasserfall geht. Es ist alles ziemlich durchweicht nach dem gestrigen Regentag. Man merkt, dass man sich in einem Regenwald befindet. Oben angekommen tost der Wasserfall in einer Lautstärke, dass man sein eigenes Wort kaum versteht (würde man mit sich selbst sprechen). Den Sommer über war der Wasserfall fast ausgetrocknet; nun braust derart viel Wasser den Berg hinunter, dass ich nicht mal auf meinem Lieblingsplatz an der Kante des Abgrunds sitzen kann (was ohnehin sicherer ist 😉) . Wie immer ist es wunderschön und der Nebel, der in kleinen Wölkchen über dem Tal hängt macht die Stimmung einzigartig. Wie werde ich diesen Platz vermissen, wenn ich bald weg bin...Read more

  • Bear Tour die hmmm, wievielte??

    September 27, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 6 °C

    Wie immer um kurz vor 6:30 wache ich auf. Seit ich zurück bin vom Mt. Assiniboine ist es Morgens dunkel, wenn ich von meinem Camper über die Wiese ins alte Postamt laufe. Ich setze Wasser für den Tee auf, bereite die Riegel vor und schmeiße den Computer im Büro an. Heute besteht für mich vielleicht die Möglichkeit, wieder mal auf eine der Touren mitzukommen. Die Fähre hat sich gestern bei Fraser gemeldet. BC Ferries bietet Reisepakete an, in denen auch Frasers Touren entalten sind. Wegen wohl zu schlechtem Wetter ist die Fähre ziemlich spät ausgelaufen. Entsprechend spät trudelt sie dann natürlich auch in Bella Coola ein – 3 Uhr Morgens ist die geschätzte Ankunftszeit. Und nun möchten sie die für den Morgen veranschlagte Tour verschieben. So kurzfristig ist das natürlich nicht möglich, die Rafts sind voll. Daher kann es sein, dass der ein oder andere Passagier lieber nicht um 8 Uhr schon wieder auf irgendeinem Boot sitzen möchte.
    Es ist nicht so schlimm wie befürchtet, fast alle trudeln mehr oder weniger fröhlich ein. Dennoch findet sich ein Platz auf einem der Rafts. Das Wetter sieht zwar nicht vielversprechend aus und auch die Wettervorhersage lässt zu wünschen übrig. Allerdings müssen Bären immer fressen, egal bei welchem Wetter. Da ich auf meinen letzten beiden Touren kein Glück mit Bären hatte, hoffe ich für heute das Beste.

    Es nieselt als wir uns auf die 30minütige Fahrt machen. Dennoch ist die Stimmung gigantisch. Wie schon am Vortag, als ich um 9 Uhr von den East Falls auf ein farbenfrohes Hagensborg und wie mit Zucker bestäubte Bergketten blicken konnte zieht sich der eisblaue Bella Coola River durch das von bunten Laubwäldern und weiß bestäubten Bergen gesäumte Tal.

    Als wir an der Ablegestelle 'Belarko' ankommen, erwartet uns gleich eine Bärenmama mit ihren Jungen. Sie ist schräg gegenüber auf einer Kiesbank. Alle hopsen schnell aus dem Bus, werfen sich die Schwimmwesten mehr schlecht als recht über den Kopf und schon ist das erste Boot unterwegs. Meine Gruppe hat nicht so viel Glück. Fraser muss erst das Boot ins Wasser lassen. Bis dann alle – außer mir älteren Semesters – den kleinen Hang mehr hinutergepurzelt als -gegangen sind und Platz genommen haben, ist die Mama weitergezogen. Glücklicherweise in unsere Richtung und wir können ihr folgen. Sie hängen etwas im Wasser ab, wo wir sie genüßlich beobachten können. Plötzlich sehen wir in der Ferne noch einen Bären. Er sitzt direkt vor der Viewing-Plattform, die BC Parks hier errichtet hat, um Touristen die kostenlose Beobachtung von Bären zu ermöglichen. Da sitzt er nun ne Weile und wir überlegen, ob das die Mutter ist, die wieder flussaufwärts gelaufen ist, oder ein neuer Bär. Die drei Jungen tollen immer noch vor uns im Wasser rum. Langsam, sehr langsam bewegt sich der Grizzly von der Plattform in Richtung Fluß und zu uns fort. Fraser nennt sie „slomo bears“, also „Zeitlupenbären“, weil irgendwie keiner so richtig in die Gänge zu kommen scheint. Plötzlich taucht ein Kopf aus dem hohen Gras auf. Das scheint wohl die Sau gewesen zu sein, die den neuen Bären gewittert hat. In nullkommanix ist die Bärenfamilie im Gebüsch und verschwunden. Auch Bär Nummer 5 wittert die anderen. Kurz zittern wir, ob es sich wohl um ein Männchen handelt und er jagt auf die Jungen machen wird. Doch dann setzt er oder sie seinen oder ihren Weg im Fluss fort, marschiert langsam an uns vorbei, ohne uns zu beachten, schwimmt zu einem kleinen Kanal und verschwindet darin. Hier taucht dann plötzlich Bär 6 auf, macht Jagd auf Nr. 5 und verschwindet mit ihm zusammen im Gestrüpp. Puh, das war ganz schön aufregend!

    Jetzt kann ich mir endlich auch die Landschaft ansehen. Es ist so wunderschön in der Morgensonne! Als wir gestartet sind, hat es prompt angefangen, ziemlich stark zu regnen. Keiner merkt das so, alle sind fixiert auf die Bären. Das es zwischenzeitlich wieder aufgehört hat, bemerke ich auch erst später. Auf jeden Fall ist es ein wunderschöner nebliger Herbsttag und ich bin froh, mit auf der Tour sein zu können.

    Den Rest der Tour sehen wir keine Bären mehr. Dafür ist die Landschaft entzückend. Vor allem, da zahlreiche Weißkopfseeadler umherkreisen und Wasseramseln (Dipper) herum“dippen“. Ich bin überglücklich, dass ich hierher zurückgekommen bin!

    Den Rest des Tages mache ich nicht viel, räume etwas auf, koche, kassiere die Kundschaft ab und überlege, ob der Schwarzbär, der in Nachbars Apfelbaum hängt, wohl doch irgendwann erschossen, oder umgesiedelt wird. Voraussichtlich erst mal umgesiedelt. Zumindest ist das üblich, solange der Bär nicht agressiv wird. Und das wird er wohl nur, wenn man ihn aus dem Baum vertreiben will.
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  • 4 Mile Ridge via Saloompt Bluffs

    September 29, 2019 in Canada ⋅ ☀️ 12 °C

    '4 Mile Ridge via Saloompt Bluffs' ist eine schwierige Wanderung in Hagensborg, Bella Coola Valley, BC mit vielen Aussichtspunkten und Blick über das Bella Coola Valley mit einem natürlichen Pool, der im Sommer zum schwimmen einlädt. (Diese Info hab ich geschrieben, da ich ansonsten nichts gefunden habe.)

    Distanz: 10+ km (hab vergessen die App auszuschalten - ups)
    Höhenmeter: 1291 hm
    Zeit: ca. 7 Stunden (inkl. 2,5 Stunden Pause)
    Anreise: Auto

    6:27. Wie immer um diese Zeit wache ich auf, bevor der Wecker klingelt. Neuer Tag, neue Touris. Ich weise alle ein und um 7:45 ist wieder alles still, bis zur Rückkehr der Tour. Heute ist eine Deutsche an Board, die allen das Leben schwer macht. Sie ist mit Abstand die unentspannteste Person, die mir hier in meiner Zeit begegnet ist. Ich komm mir fast vor wie zurück in München 🤪

    Ich will eine Wanderung machen, kann aber erst nach Rückkehr der Tour starten. Zur Sicherheit frage ich nochmal beim Spezialisten, der die Wanderwege anlegt und pflegt, ob ich die Tour an einem Nachmittag machen kann. Er meint, das sollte kein Problem sein, zur Sicherheit kann ich ja meine Stirnlampe einpacken. Was ich allerdings erst im Nachhinein begreife: ich meine mit der Tour die komplette Tour 'Mile Ridge via Saloompt Bluffs', er dagegen schreibt nur was von den Pools.

    Ich komme noch später los als geplant und starte meine Wanderung um 12:45. Naja, also um 12:50 - mir fällt unterwesgs auf, dass ich meine Kamera vergessen habe und so laufe ich nochmal zurück zum Auto. Ich war zum Glück noch nicht weit. Den Weg bis zum Aussichtspunkt bin ich schon mal gelaufen. Daher spar ich mir das Fotomachen und bin nach 1 Stunde und 5 Minuten oben. Kurze Pause und es geht weiter. Als ich nach einer guten halben Stunde bei den Pools ankomme, laden diese tatsächlich zu einer Badepause ein - wenn es nur nicht so kalt wäre! Ich laufe weiter. Es geht auf und ab, bis ich am Grat ankomm. Irgenwie schon etwas unheimlich. Aber ich bin ja nicht die erste, die hier langläuft. Auf der anderen Seite geht es dann nochmal fast senkrecht den Berg hinauf. Oh Mann! Ich muss doch auch noch zurück! Neugierig bin ich trotzdem. Bis 16 Uhr geh ich noch weiter, das sind noch 15 Minuten. Ich erhöhe nochmal mein Tempo. Oben angekommen erwartet mich nochmal ein wunderschöner Blick über das Tal. Von hier aus gibt es keinen richtigen Weg mehr. Man läuft einfach in den Felsenzwischenräumen. Das wird mir jetzt aber zu viel. Ich sehe, dass es wohl tatsächlich nur noch ein paar Meter bis nach oben sind. Aber es ist auch schon 10 nach 4 und eigentlich wollte ich um 4 mit einem Bier in der Hand in der Sonne sitzen - falls überhaupt noch Sonne da ist. Hier in Bella Coola geht die Sonne im Moment um 19 Uhr unter. Davor verschwindet sie aber schon hinter den Bergen. Hier ist es schon jetzt ziemlich duster. Also mache ich kehrt. Eine Stunde später, um 17:19 sitze ich dann - im Schatten - und genieße den Blick auf den Nusatsum (2.575 m), Schoolhouse Mountain (2.400m) und die Berge und Gletscher dahinter. Obwohl ich weder Socken noch richtig warme Kleidung dabei habe und meine Schuhe (und Füße) komplett durchnäßt sind, beschließe ich, den Sonnenuntergang hier oben anzusehen. Stirnlampe hab ich ohnehin einstecken und die paar steilen, matschigen und anderen etwas anspruchsvolleren Stellen und Flußläufe machen das Ganze erst interessant (oder?). Um meine Beine & Füße zu wärmen, schlüpfe ich in meinen Packraft-Rucksack, den ich glücklicherweise für diese Tour gewählt habe. Zusammen mit Mütze, Handschuhen und Jacke (natürlich alles Merino) lässt es sich die 2 Stunden ganz gut aushalten. Und es rentiert sich. Immer wieder stehe ich zwar kurz vor einer Panikattacke - ich glaub, ich pack das nicht. Es ist jetzt ja schon ganz finster im Wald. Und ich bin doch noch nie Nachts durch den Wald gelaufen. Was mache ich, wenn ich einem Bären begegne? Oder einem Wolf oder Puma? - kann mich jedoch jedes Mal zusammenreißen und den Ausblick genießen. Um 19:20 finde ich, dass ich genug Schönheit aufgesogen habe. Der Himmel hat zwischenzeitlich ein wunderschönes lila-blau angenommen. Ich mache mich auf den Heimweg. Obwohl es schon fast komplett finster ist, renne ich erst mal ohne Stirnlampe los. Umrisse kann ich noch erkennen und für was übe ich denn die ganze Zeit, mich im Dunkeln zurechtzufinden, wenn ich es dann nicht nutze? Eine gute halbe Stunde später schalte ich dann aber die Lampe ein, damit ich auch die ein oder andere Markierung erkennen kann. Der Weg ist zwar schmal, aber (meist) gut zu erkennen. Nur zwei Mal komme ich etwas ab und rutsche auch nur einmal aus. Gute 40 Minuten später komme ich in völliger Dunkelheit ohne das Aufeinandertreffen auf irgendwelche Tiere bei meinem Van an. 20 Minuten Heimfahrt, Dusche, Bett. Eigentlich wollte ich mir einen Burger machen und ein Feuer. Das muss wohl bis morgen warten.

    Was für eine grandiose Tour!
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  • Bella Coola Bears

    September 30, 2019 in Canada ⋅ ⛅ -1 °C

    Und wieder darf ich mit auf eine Tour - juchuu!!! 7:45 springe ich mit in den Bus. Es ist eiskalt, so kalt, dass ich eigentlich nicht aus meinem Bett raus will, als der Wecker klingelt. Warm eingepackt hopsen wir in 'Belarko' auf das Raft, der erste Bär tummelt sich bereits unter der Aussichtsplattform. Er kann unsere Ankunft jedoch nicht erwarten und verschwindet im Gebüsch, bevor wir nah genug rankommen. Wir warten noch etwas, aber umsonst. Nun ja, nicht komplett umsonst. Wir beobachten einen Weißkopfseeadler beim Fischen. Den nächsten Bären sehen wir auch nur kurz. Er nimmt reißaus, als wir den Anker werfen (also nicht werfen, sondern ins Wasser lassen). Allerdings nicht vor uns, wie wir kurz danach feststellen. Chris, einer der Gäste ruft plötzlich "Bär" und alle drehen die Köpfe. Da guckt ein riesiger Grizzlykopf neben einem Baum vorbei, gar nicht weit von uns. Ich hüpfe fast aus dem Boot vor schreck. Mit einem "Mist, sie haben mich doch gesehen"-Gesichtsausdruck macht sich der Riese schleunigst aus dem Weg. Er kommt nochmal schüchtern heraus und wir können ihn kurz beobachten. Bär Nummer 4 kommt angeschlichen, als wir grade unseren Tee schlürfen. Er läuft auf einer Sandbank auf und ab. Weiß wohl nicht so recht, wohin. Dann schwimmt er durch den Fluss um die Kurve. Wir geben ihm ein paar Minuten, ehe wir ihm folgen. Als wir um die Ecke biegen, kommt er grad mit einem riesigen Lachs im Maul an Land. Teilen will er seine Beute nicht, daher flieht er vor uns in den Wald. Danach ist die Tour ruhig. Ein paar Enten geben aber eine tolle Flugshow ab, 2 Weißkopfseeadler - ein ausgewachsener und ein Jungtier - streiten über unseren Köpfen und ein paar Eisvögel und Wasseramseln schwirren herum. Alles in allem mal wieder eine fabelhafte Tour!

    Als wir heimkommen, brauch ich endlich was zu essen. Nach der Wanderung am Vortag war mir das Kochen zu spät und in der Früh vor der Tour bleibt keine Zeit zum Frühstücken. Ich mache mir daher einen fetten Burger.

    Am Nachmittag besuche ich Verena. Sie haussittet gerade ein - im übrigen wunderschönes - Anwesen und wir gehen mit den Ziegen spazieren - mein Gott, sind die süß! Mit einem abermals fabelhaften Sonnenuntergang verabschiedet sich der September.
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  • Port Hardy

    October 7, 2019 in Canada ⋅ 🌧 8 °C

    So, hier bin ich nun. Port Hardy macht einen seltsamen Eindruck auf mich, auch wenn die Stimmung jetzt am Abend - wir laufen um 17:30 im Hafen ein - wunderschön ist. Ich finde über IOverlander einen geeigneten Platz am Hafen zum Übernachten. Ich schlender dort durch den schön angelegten Park. Dann mache eine kleine Tour durch den Ort der winzig ist und mit viele Jugendlichen die überall abhängen. Benzinpreise sind gleich wie in Bella Coola, 1,58 Pro Liter. Das ist das höchste, was ich bisher für Benzin ausgegeben habe, umgerechnet 1,09€. Es kann sicher nur besser werden, oder?! Die anderen beiden kostenlosen Parkplätze zum Übernachten sind etwas unheimlich und leer. Der Hafen scheint die beste Option. Mein Van und ich sind die einzigen, die hier stehen und ich bin abermals froh, dass der Van nicht aussieht, wie ein Backpackervan und auch, dass das Auto keine Fenster hat, durch die neugierige Leute reinsehen können. Die Leute, die ihre Hunde spazierenführen schauen schon immer durch die Windschutzscheibe. Aber es ist ja nichts ungewöhnliches hier, im Auto zu sitzen und die Landschaft anzusehen.

    Nachts tobt ein Sturm über Port Hardy. Mein Van ruckelt ganz schön, der Regen prasselt unaufhörlich auf das Dach. Als ich um halb 8 aufwache ist alles vorbei, die Sonne geht auf. Die ersten Hundebesitzer spazieren am Strand entlang und ich mache mich langsam auf den Weg Richtung dem etwa 2,5 Stunden entfernten Campbell River. Nicht, bevor ich mir einen Kaffee in einem kleinen Café/Buch-/Souvenierladen geholt habe. Ich schließe noch meinen kleinen Adapter an die Autobatterie, damit ich mir unterwegs Tee kochen und mein Handy laden kann.

    Auf ins Abenteuer!
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  • Polizeikontrolle & Telegraph Cove

    October 8, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 8 °C

    Huuui, heute hatte ich meine erste Polizeikontrolle. Und das hier in British Columbia, wo sie so streng sind. Gott sei Dank wollte er keine Fahrzeugpapiere, denn ich weiß gar nicht, wo ich die hin hab (ups, sollte ich bei Gelegenheit mal suchen). Aber zurück zu dem Polizisten. Es passiert an einer Baustelle. Wir müssen wegen einspurigem Verkehr an einer Ampel halten. Neben mir steigt ein Polizist aus einem unscheinbaren Auto. Er hält eine Geschwindigkeitsmesspistole in der Hand. Ooops! Hoffentlich hat er die nicht benutzt. Wobei, ich war nur 10 zu schnell. Wusstet ihr, dass in Canada keine automatischen Radarkontrollen eingesetzt werden dürfen? Die Kanadier haben durchgesetzt dass nur Menschen, also Polizisten eine Kontrolle durchführen dürfen. Da Kanada riesig ist und nicht genug Personal vorhanden, gibt es daher nur sehr selten Geschwindigkeitskontrollen. Und ich hab mich immer gewundert, warum sich keine Sau an Geschwindigkeitsbegrenzugen hält. Der Polizist wandert zum Auto vor mir und plaudert mit dem Herren, der zuvor ausgestiegen ist. Dann kommt er zu mir. Ich kurbel mein Fenster runter. Führerschein. Ich gebe ihm meinen Deutschen und den internationalen. Er fragt, wie lange ich schon in Kanada bin. Seit Februar. Was ich denn für eine Aufenthaltsgenehmigung hätte. Work & Travel Visum. Er will es sehen und frägt, was ich denn arbeite. Ich arbeitet nichts sage ich, dass ich reise und das Visum habe, weil ich länger als ein halbes Jahr in Kanada bleiben möchte. Er schaut sich das Visum an, gibt mir alles zurück und zieht von dannen. Also scheint es in Ordnung zu sein, mit dem internationalen Führerschein zu fahren, solange man keinen festen Wohnsitz hat. Oder aber, er hat keine Lust, sich damit auseinanderzusetzen.

    Ansonsten verläuft die Fahrt ereignislos. Ich mache einen kurzen Abstecher nach 'Telegraph Cove', einem kleinen, verschlafenen Örtchen, dass außerhalb der Touristensaison so gut wie nichts zu bieten hat. Whale watching kann man noch buchen, aber wir haben Wale & Delphine auf der Fähre gesehen und Geld hab ich natürlich auch keines. Aber 'Telegraph Cove' ist super-schön, hat öffentliche Waschräume mit 1$-Duschen und eine nette Geschichte. Hier ein paar Impressionen.
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