Camino Frances 2024

February - March 2024
Start: 20.02.24 in St. Jean Pied de Port
Ziel: Santiago de Compostela
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  • 30footprints
  • 1countries
  • 35days
  • 275photos
  • 1videos
  • 789kilometers
  • Day 11

    Tag 11: Villafranca - Orbaneja Riopico

    March 1 in Spain ⋅ 🌬 5 °C

    Kaum setzten wir die ersten Schritte vor die Tür unserer Pension, rutschten wir auch schon, mit den Armen rudernd nach Gleichgewicht, die Ausfahrt hinunter.
    Die Nacht hatte uns Minusgrade und Schnee gebracht und die Umgebung mit einer ganz anderen, neuen Stimmung versehen. Es war ruhiger geworden.

    Zusammen mit Mike (UK) und Alex (SWE) kletterten wir den eisigen Pfad durch den Wald hinauf, wo uns der wohl schönste Sonnenaufgang unserer Pilgerreise erwartete - da lege ich mich gerne schon fest!
    Mit jeder Minute wurde er noch intensiver, wodurch die Landschaft in sagenhafte Farben getaucht wurde. So rot leuchtende Bäume habe ich noch nie gesehen…!

    Die Kälte kroch uns in die Knochen, da die vielen Eisflächen kein schnelles Tempo zuließen. Außerdem wollte ich mit meinem Knie nichts riskieren. Trotzdem waren die Schmerzen deutlich besser geworden. Grund dafür waren mit Sicherheit die vielen Dehnübungen vom Vorabend. Es lohnt sich halt doch immer wieder, sich für‘s Dehnen nochmal aufzuraffen…

    Es schien fast so, als hätte die Sonne all ihre Kraft in den Sonnenaufgang gesteckt, denn von ihrer Wärme war nichts zu spüren. Gleichzeitig befanden wir und mitten im „sleepy Spain“, um Mike zu zitieren, wo weder ein Café noch sonst eine wärmende Bleibe zu finden waren.
    Erst nach knapp 20 km konnten wir uns endlich in einem Café aufwärmen. Prompt standen Kaffee und Pizzen vor uns auf den Tisch - whoops!

    Mit neuer Energie ging es weiter Richtung Burgos, wo ich gerne schon heute übernachtet hätte. Weil ich jedoch mit einem 71-jährigen Knacker unterwegs bin, der verständlicherweise keine knapp 40 km laufen wollte, blieb ich der Gemeinschaft wegen bei ihm. Außerdem hatte ich mich trotz meiner gestrigen Knieschmerzen gegen einen Pausentag entschieden und da viel es mir schwer, die 38 km vor mir selbst zu rechtfertigen. :D

    So stoppten wir, ohne Alex, der sich früh genug aus dem Schnee gemacht hatte, in einer Herberge 10 km vor Burgos.
    Die Frau schien sehr überrascht davon, dass plötzlich Pilger vor ihr standen.
    Es wurden Fahrräder, Roller, leere Bierkästen, Ziegenfutter und Schuhe aus den Schlafräumen getragen. Selbst der Nachwuchs wurde mobilisiert, um noch schnell eine Speisekarte zusammenzuschreiben.

    Mit vielsagenden Blicken und doch halbwegs glücklich über die brummende Elektroheizung ließen Mike und ich uns auf den quietschenden Betten nieder. Auch wenn die Wärme nicht lange Bestand hatte. Der Nachwuchs wurde um 22 Uhr in unser Zimmer geschickt, um uns die Heizung abzuziehen. Da staunten Mike und ich nicht schlecht… :D
    Wat war des schon wieder für‘n Tach…!
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  • Day 12

    Tag 12: Orbanjera - Hornillos del Camino

    March 2 in Spain ⋅ ❄️ 4 °C

    Wie soll man so einen Tag beschreiben…?
    Schon am Morgen, als wir unsere Herberge verließen, fiel Mike (UK) und mir der starke Wind auf, der uns entgegenschlug.
    Es nieselte leicht; könnte besser sein, aber auch schlechter…
    Im kräftigen Gegenwind stapften wir die ersten 12 km in Richtung ‚Burgos‘, wo uns seine beeindruckende Kathedrale erwartete. Kaum standen wir in ihrem Innenraum, waren die ersten Strapazen vergessen. Ein unglaubliches Gebäude!

    Es ist meistens gut, dass man nicht weiß, was einen erwartet. Andernfalls hätten wir wahrscheinlich gar keine Offenheit für dieses wunderschöne Bauwerk gehabt.
    Kaum hatten wir Burgos verlassen, erwarteten uns Windstöße von über 70 km/h, Dauerregen und keinerlei Unterstellmöglichkeiten. Der Regen fegte horizontal über die Landschaft. Völlig durchnässt und durchgefroren kämpften wir uns bis Tardajos, wo wir uns erstmal in einem Café aufwärmten. Unter den Bedingungen kann man auch mal vor versammeltem Stammgastpersonal die Hosen runterlassen…! (Bild 7)

    Als wir weiterzogen und ich gerade den Gedanken ausformuliert hatte, wie dieser Tag denn noch härter sein könnte, wurde aus dem starken Regen Hagel. Ich konnte nicht anders als loszulachen.
    Den Kappenschirm tief ins Gesicht ziehen, gebückte Körperhaltung, so schnell wie möglich einen durchweichten Fuß vor den anderen setzen. Nur so blieben wir ansatzweise warm.

    Nach insgesamt 34 km kamen wir dann in ‚Hornillos del Camino’ an. Uns erwartete eine volle Herberge, die jedoch zwei reservierte Betten für uns bereithielt.
    Zitternd und mit großer Vorfreude stand ich endlich unter der Dusche und durfte feststellen, dass das Wasser nicht richtig heiß wurde.

    Alles in allem war es heute ein schwerer Tag. Dankbar, für mein warmen Quilt liege ich nun im Stockbett und fühle nach zwei Stunden langsam wieder so etwas wie Wärme im Körper. Ich freue mich auf eine hoffentlich halbwegs ruhige Nacht.
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  • Day 13

    Tag 13: Hornillos - Itero de la Vega

    March 3 in Spain ⋅ ☁️ 8 °C

    Bei -2 Grad machten Mike (UK) und ich uns aus der Herberge in ,Hornillos‘ auf. Wir waren froh, die vielen Menschen und den unendlich feuchten Schlafraum endlich hinter uns zu lassen und durch die weißen Weiten der „Meseta Central“, einer riesigen Hochebene auf der iberischen Halbinsel, zu streifen. Trotz der bezaubernden Landschaft merkte ich noch den chaotischen Tag von gestern in Kopf und Knochen, sodass ich mich entschied, den Tag alleine zu laufen.
    Unterbrochen wurde das wohltuende Alleinsein von einer Begegnung mit einem Chechen. Dieser wohnt im Winter in einem ,Donativo‘ und betreut die Herberge für andere Pilger. Im Sommer pilgert er selbst und ist mit 41 Jahren nun bei 37.000 km. Im Winter schreibt er Bücher, im Sommer läuft er kreuz und quer durch Europa.
    Unser Gespräch bekam schnell eine gewisse biografische Tiefe, die mir eigentlich viel zu viel für den Moment war. Ich lehnte sein Angebot von „Schnitzel und Kartoffelsalat“ dankend ab und zog weiter meines Weges.

    Bis ,Castrojeriz‘ lief ich gemeinsam mit einer Kanadierin, mit dem Namen Nancy. Sie war ausgesprochen fit und ich hätte niemals gedacht, dass sie schon im Ruhestand ist.
    Doch sobald ich in Castrojeriz hinter mir gelassen hatte, war ich froh wieder alleine zu sein. Manchmal gibt‘s solche Tage.

    Nach insgesamt 32 km erreichte ich dann ‚Itero de la Vega‘. Kaum eine Herberge hat in dieser Region offen und so war ich froh, dem Wind und Regen entkommen zu können und eins der letzten drei Betten zu bekommen.
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  • Day 14

    Tag 14: Itero - Carión de los Condes

    March 4 in Spain ⋅ 🌬 11 °C

    Nach einer erholsamen Nacht erwartete mich heute auf den ersten Kilometern mal wieder Regen, Wind und Kälte. Trotzdem sind die ersten Meter immer ein Highlight, denn dann gibt es erstmal Frühstück!
    Dafür weiche ich in kaltem Wasser Haferflocken mit Nüssen, Rosinen und Erdnussbutter ein - fabelhaft! Das gibt so richtig Energie, ist billig und schnell zubereitet. Besser geht‘s nicht…
    Leider merke ich jedoch inzwischen, dass die große Portion längst nicht mehr so lange satt macht, wie bisher. Der ‚Hiker Hunger‘ hat wieder eingesetzt und ich fresse wie ein Scheunendrescher! Inzwischen gibt‘s um 11:30 Uhr das erste Mittagessen.

    Nach dem Frühstück ereignete sich ein Schockmoment! Beim Bücken, um an die Wasserquelle zu kommen, riss meine Windhose - am Arsch; der Riss und die Hose. Mist! Ich hab das Ding echt geliebt und ärgere mich etwas über meine Unaufmerksamkeit. Vielleicht lässt sie sich in der Heimat noch retten…

    Anschließend zog sich der Weg heute lange an einem Kanal, durch Felder und an Straßen entlang, sodass ich, zusammen mit Mike (UK), Alex (SWE) und Ken (KOR) richtig Strecke machen konnte. Insgesamt liefen wir 35 km.
    In einem kleinen Dorf lud uns Ken, der in Seol lebt und Zahntechniker ist, auf eine Cola ein, die uns nochmal die nötige Energie für die letzten 7 km gab. Zwar spricht er kaum englisch, doch aus jeder seiner Handlungen spricht ein so großes Herz, dass er auch nicht viel sagen muss. Wenn er dann doch mal etwas in seinen Übersetzer tippt, sind wir immer wieder über die Tiefe seiner Worte berührt. „He is a Poet, but he doesn‘t know“, pflegt Mike immer zu sagen.

    Nach der Pause dachte ich, dass ich für die letzten ca. 1 1/2 Stunden die Regenjacke mal in den Rucksack packen könnte, aber Pustekuchen. Ich konnte sie gar nicht so schnell wieder rausholen, wie aus strahlendem Sonnenschein ein heftiger Schauer wurde. Das vorletzte Bild zeigt einen typischen Straßengraben, keinen Bach. Da soll noch einer sagen, in Spanien regnet es nicht. :D
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  • Day 15

    Tag 15: Carrión - Terradillos

    March 5 in Spain ⋅ ⛅ 10 °C

    — Halfwaypoint —
    Was zeichnet den Camino aus? Das war für mich wohl die Frage des Tages, als ich die alte Römerstraße ‚Bordeaux-Astorga’ entlanglief.
    Der Weg zog sich durch die endlosen Weiten der Hochebene und dem Auge bot sich wenig Abwechslung.

    Ich dachte zurück an meine letzte Wanderung durch Dänemark und Deutschland. Was unterschied diese beiden Erlebnisse voneinander?
    So richtig greifen konnte ich es noch nicht, denn das eine habe ich bereits von Anfang bis Ende erlebt, beim anderen stecke ich noch mittendrin.
    Ein großer Unterschied sind aber auf jeden Fall die Landschaften und Städte.
    Es gibt andere Pflanzen zu sehen, andere Tiere, eine andere Kultur. Der Camino wird begleitet von einer über 1000 Jahre alten Geschichte, sodass sie für viele zum Protagonisten der Reise werden kann. Dennoch ist sie für mich nur Nebenschauplatz.
    Eine Sache unterscheidet meine beiden großen Wander-/Pilgererfahrungen nämlich voneinander: Das eine Mal war ich fast nur allein, nun bin ich fast nur unter Menschen.
    Obwohl ich mich heute aktiv aus dem gemeinsamen Wandern herausgezogen habe, sind es wohl die Begegnungen, die dem Camino seine ganz eigene Atmosphäre geben. Er lädt Menschen ein, nicht beim Oberflächlichen zu verweilen, sondern auch mal hinter die Fassade zu schauen.
    So wurden heute bei ausgiebigen Pausen in der Sonne unter anderem Fragen diskutiert, wie: „Wenn du 30 Jahre zurückschaust, was hättest du anders gemacht?“ „Warum bist du religiös?“ „Was braucht unsere Gesellschaft?“ „Wo ist mein verdammtes Sitzkissen abgeblieben?!“

    Alles in allem macht es großen Spaß, sich mit den anderen und ihren Sichtweisen auseinanderzusetzen und so würde ich als Zwischenfazit sagen, dass das sich immer wieder Begegnen, Austauschen und gemeinsame Erleben, den Camino zu einer gemeinschaftlichen und spirituellen Erfahrung macht, die es in der Form wahrscheinlich auch nur hier gibt.
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  • Day 16

    Tag 16: Terrarillos - El Buego Ranero

    March 6 in Spain ⋅ ☁️ 6 °C

    Das Erste, was ich hörte, als ich am Morgen aufwachte…:
    „Fuck!“ Mike regte sich in seinem Bett.
    „I need your help, let me turn on the light.“ Schnell stand ich auf und so standen Alex, Mike und ich in der Mitte des Schlafraums. „What is wrong?“, fragte Alex.
    „My Earplug is in my ear. I can not get it out.“ Mike drückte uns eine Pinzette und eine Taschenlampe in die Hand: „Please!“
    Zusammen fummelten wir in Unterhose an seinem Ohr herum. Aber da war nicht viel zu holen…
    Wir entschieden uns, im nächsten Ort einen Arzt aufzusuchen, um das Ohrproblem in den Griff zu bekommen.
    Als alle ihre Sachen zusammengepackt hatten, lag da plötzlich ein Ohrstöpsel auf dem Boden. „No, thats the other one, I can feel it in my ear.“, sagte Mike und fasste sich besorgt ans Ohr. So langsam wurden Alex und ich misstrauisch. „Show us the other one!“ Es stellte sich heraus, dass die ganze Szenerie ein falscher Alarm gewesen war…. Naja. Herzhaftes Lachen im Schlafsaal macht immer noch am besten wach.

    So standen wir da, kannten uns gerade mal zwei Wochen und doch waren wir uns vertraut wie enge Freunde…
    Inzwischen ist nicht mehr zu leugnen, dass ich die beiden Spinner wirklich lieb gewonnen habe.
    Mal vertauschen sie am Morgen ihre Sohlen in den Schuhen und fluchen den ganzen Tag über die anderen verpeilten Pilger, nur um dann am Abend festzustellen, dass sie sich gegenseitig die Einlagen weggenommen haben. Mal diskutieren wir persönlich und emotional über alles Erdenkliche. Einfach herrlich.

    Das Highlight des Wandertages war wohl das Fußbad am Fluss mit einem Schweineohr, das mir Alex angeboten hatte. Auch wenn das Ding wirklich nicht mein Fall gewesen war; die Stimmung des Ortes war bezaubernd…

    Insgesamt haben wir heute 32 km gemacht. In der Herberge, einem ‚Donativo‘ mit 100% Selbstversorgung, sitzen wir nun gemütlich beim Kaminfeuer und genießen die Gespräche. Vertreten sind 7 Nationen und viele unterschiedliche Blickwinkel auf das Leben.
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  • Day 17

    Tag 17: El Buego Ranero - León

    March 7 in Spain ⋅ ☁️ 6 °C

    Vielleicht waren es die zu locker gebundenen Schuhe, das zu hohe Tempo am Morgen oder die Belastung der letzten Wochen, doch nach den ersten zwei Stunden spürte ich plötzlich wieder ein starkes Ziehen in der linken Achillessehne.
    Ich zog die Schuhe enger und drosselte das Tempo, doch zu einer richtigen Pause konnte ich mich nicht aufraffen. Der Boden war nass und der Weg folgte einer Landstraße ohne richtige Sitzmöglichkeiten.
    So lief ich die ersten 20 km ohne Pause durch und kam erschöpft und humpelnd in ‚Mansilla de las Mulas’ an. Bisher standen wir als Gruppe vor der offenen Frage, ob es heute 26 km oder 38 km werden sollten. Grund dafür waren die wenigen zur Verfügung stehenden Herbergen.
    Meine heutige Tagesform machte mir die Entscheidung einfach. Trotz Schmerzen traute ich mir zu, noch ca. 6 km weiter laufen zu können, aber keine 18…

    Bukaharas Album „Strange Delight“ ließ mich die Schmerzen für eine Stunde vergessen, doch als ich mich dem Ziel näherte, waren sie kaum noch zu ertragen. Da kam das kühle Wasser des „Rio Porma“ gerade recht, um die Füße zu kühlen. Unfassbar, was das für einen Einfluss hat!
    Der letzte Kilometer fiel mir wieder deutlich leichter.
    Dann die Hiobsbotschaft: die Herberge hatte, entgegen aller anderen Informationsquellen, geschlossen. Es gab keine Alternative, als die nächste Etappe bis nach ‚León’ anzutreten.
    Ab jetzt hieß es auf die Zähne beißen!

    Um mir nochmal Energie für das Tagesfinale zu holen, bestellte ich mir im nächsten Restaurant einen Tortilla.
    Ken (KOR), der zufällig auch gerade da war, stellte mir sofort eine spendierte Cola auf den Tisch… Unglaublich, was einem das für einen Schub geben kann…
    Langsamen Schrittes machte ich mich auf nach León.
    In solchen Momenten hat es mir immer geholfen, sich nicht reinzusteigern, sondern ruhig zu bleiben und nicht auf Strecke und Zeit zu achten.
    Schneller als gedacht war ich angekommen und durfte nach 38 km feststellen, dass die Schmerzen eher besser als schlechter geworden waren.

    Nach einem fettigem vegetarischen Fastfood-Mahl geht es jetzt in die Horizontale. Morgen schaue ich mir dann in Ruhe León an und werde einen Pausentag machen. Den ersten auf dieser Reise - es wird höchste Zeit!
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  • Day 18

    Pausentag in León

    March 8 in Spain ⋅ ☁️ 1 °C

    Der Pausentag in León war klasse!
    Auch wenn mich meine innere Uhr um 5:45 Uhr weckte, war ich froh, noch liegenbleiben zu können. :D
    Danach ging es in die Stadt zur nächsten Herberge, Rucksack abstellen und die Kathedrale Leóns bestaunen.
    Ich glaube, das war das erste Mal, dass mich ein kirchliches Bauwerk so sehr fasziniert hat.
    Umwerfend schön, in ihrer Schlichtheit, in ihrer beeindruckenden Geschichte und in ihren vielen Details. Die hohen Decken und die insgesamt über 1800 qm Glasfenster wirken wie eine Treppe in den Himmel…

    Und dann noch nen Dosenbier mit Mike - prost!
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  • Day 19

    Tag 18: León - Hospital de Óbrigo

    March 9 in Spain ⋅ ☁️ 6 °C

    Nach dem gestrigen Pausentag war ich heute wieder deutlich fitter. Sowohl mein Knie als auch meine Achillessehne fühlten sich normal an und so startete ich, gemeinsam mit Mike (UK) und Andreas (GER), um 6:30 Uhr in León. Andreas ist Tischler aus Berlin und läuft seit 2 Tagen mit uns.

    Eigentlich hatte ich mit den beiden abgesprochen, ab León mein eigenes „Tempo“ zu gehen, also mehr Km/Tag, als in den letzten Wochen. Die Entscheidung war Konsequenz eines seit Tagen in mir wachsenden Gefühls, mal wieder länger für mich allein sein zu wollen.
    Doch am Morgen waren Mike und Andreas „zufällig“ um die gleiche Uhrzeit wie ich startklar, obwohl ich früher als sonst aufbrechen wollte.
    So liefen wir die ersten Kilometer zusammen, auch wenn ich am liebsten alleine gelaufen wäre. Trotzdem war die Gemeinschaft der beiden nett und wir kehrten nach den ersten 20 km in einer Herberge für jeweils zwei wärmende Kaffees ein… Man, waren wir durchgefroren!

    Der Weg führte heute hauptsächlich an und auf einer wenig befahrenen Landstraße entlang. Da hatte der Wind leichtes Spiel mit uns, der Kopf dadurch eher weniger.
    Als Motivationsanker wurde für mich heute das Bergpanorama am Horizont, was uns mit seinen schneebedeckten Gipfeln schon mal einen Gruß sendete. Denn in 1-2 Tagen geht es hoch in die Berge, da freue ich mich schon wahnsinnig drauf!

    Nach insgesamt 36 km erreichten wir dann die ‚Puente de Óbrigo‘, die für mich schönste Brücke auf dem Jakobsweg! Wahnsinn, was die Römer überall in Europa gebaut haben…
    Was mich an diesem Bauwerk so fasziniert hat; die Brücke bestimmt 200m lang. Sie mündet in eine alte Handelsstraße, auf der ich geradezu die Kutschen und Rittertuniere aus vergangenen Tagen hören konnte…

    In der danebenliegenden Herberge trafen wir Simone (ITA) wieder - was eine Freude! Gemeinsam freuen wir uns jetzt auf das Pilgermahl!
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  • Day 20

    Tag 19: Hospital de Óbrigo - Rabanal

    March 10 in Spain ⋅ 🌬 6 °C

    Wie immer verließ ich heute Morgen im Dunkeln die Herberge. Diesmal allein.
    Mike (UK) hatte sich dazu entschieden, mit dem Bus die 20 km nach Astorga zu fahren und Andreas (GER) hatte ich kommuniziert, dass ich heute allein laufen wollte.
    So lief ich mit bester Laune in den Tag hinein, durch die offene Landschaft und einen von weißen Flechten behangenen Eichenwald. Es war großartig, den Gedanken in dieser wunderschönen Landschaft nachhängen zu können.

    Nach ca. 2 Stunden kam ich an einem sehr hippieesk anmutenden Gebäude vorbei. Dort gab es gegen Spende Obst, Kaffee, andere Snacks und die Möglichkeit auf ein Gespräch. Das ist schon klasse am Camino!
    Da ich gerade aber doch sehr froh über meine Einsamkeit war, machte ich mich recht schnell weiter…

    Das Wetter war heute sehr eigenartig! Es scheinte fast unablässig die Sonne, gleichzeitig regnete es aber nahezu die ganze Zeit. So kamen reihenweise Regenbögen zustande, die teilweise fast schon kitschige Postkartenmotive über den Kirchen entstehen ließen.
    Angekommen in ‚Astorga‘ gab es dann erstmal den obligatorischen Pausenkaffe für 1,20€. Und dazu bekommt man meist sogar noch eine kleine Schnitte… Unschlagbar!
    Leider hatten wir keine Ruhe, um uns die Kathedrale von Astorga von Innen anzuschauen. Wie Mike, den ich mit Andreas in Astorga wiedertraf, es passend zusammenfasste: „Wenn du alle Sehenswürdigkeiten des Caminos anschauen wollen würdest, bräuchtest du mindestens 40 Tage…!“

    Nach Astorga ging es dann nochmal gut 20 km weiter Richtung Westen, bis wir nach heute 39 km durchgefroren von Wind und Regen in Rabana ankamen.

    Ich bin sehr gespannt, wie die Nacht wird. Aus mehreren Quellen wurde mir versichert, dass sich im gleichen Dorf ein spanischer Pilger aufhält, dessen Schnarchen letzte Nacht in einer anderen Herberge wirklich alle um den Schlaf gebracht hatte.
    Eine dieser Quellen war Alex (SWE). Er meinte, das Schnarchen grenze an Körperverletzung! Sogar sein Bett hätte gewackelt! Ob das übertrieben war, werde ich hoffentlich niemals herausfinden…
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