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Feb 23, 2022, 2:05pm · ☁️ 18 °C Altitude: 77 m
Auf der Straße nach Süden

Von Bolnuevo aus zieht sich eine kaum befahrene Autostrada endlos durch Karstgebirge, durch Land ohne Alles, ohne Grün, ohne Charme, ohne Dorf, ohne Wasser. Nur Sonne gibt es und Wind im Überfluss und viele Fragen: Was macht man mit so einem Land? Wozu ist das nütze? Sie sollten aufforsten, meint R, schon lange, das haben sie versäumt.
Auch das Cabo de Gata am südwestlichsten Zipfel Spaniens wirkt eher karg und kahl. Eine Allee mit Eukalyptusbäumen, immerhin, vereinzelt Palmen. Auf fast jedem Hügel Mühlen-Torsos ohne Flügel, die früher den Wind gemahlen haben. Und Dörfer. San José, das mal ein verschlafenes weißes Fischerdorf gewesen sein soll und nun nur noch weiß ist mit aufstrebenden Tourismus, überall wird gebaut. Braucht man weiße Dörfer, wenn die Natur nichts zuwege bringt?, fragt R. Schön ist der Anblick der im Halbrund der Bucht ums tiefblaue Wasser gelagerten Häuschen allemal.
Andalusien! Das Cabo gehört bereits dazu, ebenso wie die Stadt Almeria, die wir auf unserer Weiterfahrt links liegen lassen. Hier ist die Gegend in Plastikplanen verpackt, so weit das Auge reicht. Sieht aus wie Meer, ist aber keins. Unter seiner Oberfläche wird das Gemüse für halb Europa gezogen, ehe es in riesigen Trucks mit Schmitz-Anhängern auf Reisen geht. Die dunkle Seite der Tomate. Auch hier wieder Fragen: Was sind das für Leute, die hier für wen arbeiten, wie und wo leben sie? Eine Art Slum am Straßenrand mit behelfsmäßig aneinandergeduckten Zelten, die aussahen wie Plastikpakete, ehe wir vorhin zur Autobahn zurückgekehrt sind, hat uns Schlimmes ahnen lassen. 50, 60 Kilometer weiter bis hinter El Ejido reicht der Alptraum, dann werden die Plastikfelder kleiner und verlieren sich im steilen Gelände schließlich ganz. Machen einer Landschaft Platz, die man nach all den bisherigen Erlebnissen fast als lieblich bezeichnen könnte: In Terrassen angelegte Gärten und Weinberge, dazwischen Cortijos mit Erkern und Türmchen. Links das Meer. Costa Tropical. In der Ferne die weiße Stadt Motril mit dunkler Kathedrale auf dem Berg.
Noch 60 Kilometer bis Malaga. Jenseits davon soll die Küste mit den Hochburgen Torremolinos und Marbella fest in der Hand des Massentourismus sein. So weit fahren wir aber nicht.
Unsere Unterkunft etwas westlich von Nerja entpuppt sich als wunderschöne, aufs Vollständigste geschmackvoll eingerichtete Wohnung hoch über dem Meer mit Terrasse zum Verlaufen und auch sonst mindestens eine Nummer zu groß für uns. Was solls! Hier bringen uns für den Rest des Tages keine 10 Pferde mehr weg. Bei Vino tinto und Rs Leibspeise Tortellini blicken wir in den andalusischen Sonnenuntergang samt Abendrot.Read more
Traveler
Tolle Farben! 🌺💐🪴
Traveler 😁😍👍
Traveler
Ja, dieser Anblick kommt mir sehr vertraut vor... Plastik bis zum Horizont. Uns haben damals die selben Fragen beschäftigt... Ob der Anbau von Gemüse in solch einer regenarmen Region wirklich das gelbe vom Ei ist? Dass das Gemüse im Supermarkt in Spanien so lange frisch bleibt, wie sonst nirgendwo in Europa ist da auch nur ein kleines Trostpflaster...