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- Dag 52
- fredag 23 december 2016 21:00
- 🌙 14 °C
- Höjd över havet: Havsnivå
ChileCaleta Ossa25°23’51” S 70°29’11” W
Taltal

Die Küste von Chile entlang zu Fahren ist, zumindest im Norden, nur wenig spannend. Denn obwohl wir ein Stück der legendären Panamericana hinunterfuhren, die hier auch „Ruta Cinco“, genannt wird, waren wir die meiste Zeit unserer Fahrt noch in den Ausläufern der Atacamawüste. Unbewachsene Berge wechelten sich mit unbewachsenem Flachland ab.
Taltal erreichten wir am frühen Abend. Wir hatten beschlossen hier ein paar Tage zu verbringen und einmal nichts zu tun zu haben. Taltal ist ein kleiner Küstenort in der Region „Antofagasta“, die sich im Nordteil Chiles erstreckt. Die Stadt wurde ursprünglich wegen einer nahegelegenen Kupfermine. Bedeutung erlangte es als Ort zur Verschiffung von Kaliumnitrat, das eine entscheidende Rolle bei der Herstellung von Schwarzpulver und Düngemitteln spielt. Es ist auch unter dem Namen „Salpeter“ bekannt und war der Anlass für den Krieg gegen Bolivien im 19. Jahrhundert.
Heute ist Taltal ein verschlafenes Nest, das einen entfernt an Ortschaften im Süden der Vereinigten Staaten erinnert. Dazu muss ich sagen, dass ich dort noch nicht war und mein Wissen nur von Bildern beziehe. Silke, die ja mehrfach in den Vereinigten Staaten war, empfindet das weniger als ich. Mir geht es dabei aber auch weniger um den Baustil der Gebäude. Vielmehr ist es eine Art Gefühl des Wohlstands, trotz der Tatsache, dass es sich bei Taltal mit Sicherheit nicht um den reichsten Ort Chiles handelt. Im Vergleich zu Peru und Bolvien aber, scheinen wir in einer anderen Welt angekommen zu sein. Auf den Straßen fahren glänzende Autos, oftmals Pickups herum. Die Weihnachtsdekoration ist bunt und leuchtend und die öffentlichen Plätze sind mit üppigen Grünanlagen versehen.
Man möchte fast glauben, dass der, im südamerikanischen Vergleich, hohe Wohlstand in Chile einfach schon immer so da gewesen ist. Chile hat aber eine ungemein bewegte Geschichte. Wie alle Länder der „Neuen Welt“ wurde es vor Jahrhunderten durch eine europäische Großmacht kolonisiert. Die Spanier hatten es hier aber verhältnismäßig schwer. Neben unzähligen und andauernden Angriffen durch die indigene Bevölkerung waren Naturkatastrophen, wie Vulkanausbrüche, Erdbeben oder Tsunamis eher die Regel als die Ausnahme. Während Napoleon halb Europa regierte, wagte Chile den ersten Schritt in Richtung Unabhängigkeit und sagte sich von Spanien, dass zeitweise von Joseph Bonaparte regiert wurde, los, nur um kurz darauf wieder durch die Spanier übernommen zu werden. Ein Unabhängigkeitskrieg folgte, den Chile und Argentinien in Form der sogenannten „Andenarmee“, für sich entscheiden konnten.
Eine Zeit politischer Instabilität folgte, die unter anderem von regelmäßigen, teils auch kriegerischen, Streitigenkeiten um die Grenzverläufe zu den Nachbarländern, begleitet wurde. Trotz dieser Lage wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts ein Sozialversicherungssystem in Chile eingeführt und eine lange Zeit waren die führenden politischen Kräfte des Landes sozialdemokratisch orientiert.
In den 30er Jahren wurden dieser Instabilität durch zahlreiche erfolgreiche Putsche und Putschversuche unterstrichen. Die Weltwirtschaftskrise traf Chile, das auf die Exporte seiner Minenerzeugnisse angewiesen war, ungemein hart und auch hier versuchte eine nationalsozialistische Bewegung Fuß zu fassen. Diese Bewegung hatte ihre ideologischen Wurzeln im deutschen Faschismus, was auf der engen Verflechtung von Deutschland und Chile durch die vielen deutschen Auswanderer im 19. Jahrhundert und andere politische Verflechtungen zurückzuführen war. Spannend ist hierbei, dass die deutschstämmigen Chilenen zu einem großen Teil ganz wunderbar gleichgeschaltet werden konnten, da sie bis dahin ihr deutsches Leben einfach in Chile fortgeführt hatten und somit sozusagen „integrationsunwillig“ gewesen sind. Auch standen sie der Weimarer Republik eher feindlich als positiv gegenüber. Dennoch konnten sich die Faschisten zu diesem Zeitpunkt nicht durchsetzen.
Stattdessen kam 1970 das linke Bündnis unter Führung Salvador Allendes an die Macht. Unter Allende wurden große Industriezweige, wie etwa das Bankenwesen, die Minen oder die Landwirtschaft verstaatlicht, was unweigerlich den Zorn der Landbesitzer und der USA auf die linke Regierung Chiles zog. Henry Kissinger ließ dazu verlauten: „Ich sehe nicht ein, weshalb wir zulassen sollen, dass ein Land marxistisch wird, nur weil die Bevölkerung unzurechnungsfähig ist.“
Trotz massiver Proteste wurde Allende, sogar mit einem noch größeren Stimmenanteil, bei einer erneuten Wahl im Amt bestätigt.
Die linke Regierung Chiles fand ihr Ende durch einen Militärputsch, angeführt von dem General Augusto Pinochet. Kurz vor dem Putsch hatten die USA ihre Militärhilfen für das Land stark erhöht. Auch wusste die CIA im Vorfeld von dem Putsch. Offenbar hatten sie den Bundesnachrichtendienst informiert. Hier wurde es aber unterlassen die Information an den Bundeskanzler Willy Brandt weiterzuleiten. Allende beging während der Präsidentenpalast gestürmt wurde Selbstmord mit einer AK-47.
Es folgte eine der wohl blutigsten Diktaturen, die Südamerika je gesehen hatte. Pinochet regierte das Land für die nächsten 17 Jahre mit „eiserner Hand“ und schreckte dabei nicht vor Mord, Folter und dem Veschwindenlassen politischer Gegener zurück. Dieses Verschwindenlassen hat in Südamerika sogar einen eigenen Begriff erlangt: „desaparición forzada“. Zur Aufarbeitung und Aufklärung dieser Vorfälle wurde im Jahr 2001 eine „Wahrheitskommission“ ins Leben gerufen, die im Jahr 2004 ihren Abschlussbericht vorstellte, der für jedermann frei einsehbar ist. In der deutschsprachigen Wikipedia finden sich hierzu auch Auszüge aus den Berichten der Opfer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Valech-Kommission…
Nachdem der Putsch gegen Allende erfolgreich gewesen war, setzten die Wirtschaftshilfen der westlichen Länder wieder ein und stiegen sogar sprunghaft an. Nachdem aber internationale Proteste die Situation in Chile anprangerten wurde der Druck auf Pinochet so groß, dass er eine Verfassung verfasste, die im Jahr 1988 ein Referendum darüber enthielt, ob Pinochet bei der Wahl 1989 als einziger Kandidat antreten dürfe. Dies wurde von der Bevölkerung mehrheitlich abgelehnt, was dazu führte, dass bei der Präsidentenwahl ein Christdemokrat gewählt wurde, der zwar die neoliberale Wirtschaftspolitik Pinochets fortführte, nicht aber seine Methoden anwandte. Er versuchte die beiden Lager in Chile, bestehend aus Pinochetanhängern und der politischen Linken zu versöhnen. Sein Motto bei der „behutsamen Aufarbeitung“ der Gewalttaten im Land war „Gerechtigkeit soweit es geht“. Pinochet selbst blieb noch bis Ende der 90er Jahre Heereschef und danach „Senator auf Lebenszeit“, was in erster Linie seiner politischen Immunität diente. Er wurde zwar mehrfach unter Anklage und unter Hausarrest gestellt, wurde aber nie in einem rechtstaatlichen Verfahren verurteilt. Stattdessen wurde ihm 2005 nach langem Tauziehen eine „Prozessunfähigkeit“ attestiert. 2006 verstarb er.
Insbesondere der Umgang mit der deutschen Siedlung „Colonia Dignidad“ seitens der Bundesrepublik hat mich nachhaltig schockiert. Neben der, insbesondere wirtschaftlichen, Unterstützung für Pinochet, schien es auch eine Blindheit gegenüber den eigenen Landsleuten zu geben, die fast schon wie eine Verschwörung anmutet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Colonia_Dignidad#…
Etwas erinnert mich das ganze an die Situation, die wir derzeit in Europa erleben. Während wir (als NATO oder als „Westen“) im „Nahen Osten“ in den letzten Jahren fleißig Autokraten gestürzt haben, sind wir -in Bezug auf die von uns hochgehaltenen Werte- sehr unkritisch gegenüber diveresen, eindeutig sehr undemokratischen, Regierungen. Und das nur, weil wir in der Zusammenarbeit eine politische Notwendigkeit sehen. Ähnliches geschah auch hier. Zugegebenermaßen ist das ungemein verkürzt dargestellt, aber das neue Südamerika scheint der Orient zu sein.
Ich habe allerdings pro Beitrag nur 10.000 Zeichen und wollte ja noch ein oder zwei Sätze über Taltal erzhählen :-)
Es ist gemütlich, fast ein wenig langweilig. Die erste Nacht verbrachten wir in einem heruntergekommenden Hostelzimmer ohne Fenster mit einer sehr netten und bemühten Besitzerin. Nichtsdestotrotz zogen wir am zweiten Tag in ein anderes Hostel mit hohen Decken und Holzdielen am Boden. Die Besitzerin war sogar noch netter. Ihre Mutter versorgte uns Abends mit Tee und Gebäck und als wir erfuhren, dass unser Bus nach „La Serena“ erst um 2 Uhr nachts gehen würde, ließ sie uns noch den gesamten Tag im Zimmer verbringen ohne einen Aufpreis zu verlangen.
Die Tage verbrachten wir meistens lesend oder schreibend oder indem wir etwas im Ort herumbummelten. Neben den unzähligen Möwen fliegen hier auch Truthahngeier, die wir schon in Paracas kennengelernt haben durch die Lüfte. Die vielen Hunde im Ort machen sich einen Spaß daraus, zu versuchen die Laternenmaste hinaufzuklettern, auf denen die großen Vögel, mit den halbweißen Schwingen, sitzen. Sie sehen dabei ein wenig lächerlich aus, zumal ihre Versuche die Geier ziemlich unbeeindruckt ließen.Läs mer
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- Dag 55
- måndag 26 december 2016
- ☀️ 21 °C
- Höjd över havet: 32 m
ChileLa Serena29°54’10” S 71°15’7” W
La Serena

Die Fahrt nach „La Serena“ war trotz der Tatsache, dass es erst um kurz vor 2 in der Nacht losgehen sollte, fast ausgebucht. Unmengen von Menschen mit großen Tüten voller Geschenke fuhren an diesem Abend durchs Land. Wir schliefen nur leidlich, wie immer in den Nachtbussen, wenn wir uns die Liegesessel nicht leisten können.
Als ich morgens aufwachte, war der Bus deutlich leerer geworden. Silke und ich konnten nun zusammensitzen. Im Vorfeld hatten wir nur noch zwei Plätze links und rechts vom Gang ergattern können.
In La Serena hatten wir uns ein Hostel in der Nähe des Strandes ausgesucht und wurden von einem Taxifahrer dorthingefahren, der dachte, es sei für uns einfacher sein Chilenisch zu verstehen, wenn er ganz langsam und mit abgehackten Silben sprechen würde. Dazu muss man wissen, dass die Chilenen zwar auch Castilianisch sprechen, aber eine sehr eigene Interpretation gefunden haben. Sie verschlucken manchmal ganze Worthälften und weigern sich das „S“ am Wortende auszusprechen. Aus „los dos“ wird „lo do“, aus „gracias“ „gracia“ und das ganze wird dazu noch so ungemein schnell gesprochen, dass zeitweilig noch viel mehr verloren geht, etwa bei „graia“ (wer hat es erkannt?). Daneben verwenden sie Begriffe, oftmals entlehnt aus nativen Sprachen, die in keinem anderen Land von Südamerika bekannt sind. Einen kleinen Einblick findet Ihr hier:
https://www.youtube.com/watch?v=k440LyK7xeo
Dementsprechend ist es nicht sehr hilfreich, wenn man um hilfreich zu sein, die einzelnen Siblen überbetont. Wir brauchten eine Weile, um uns an die neue Sprachbariante zu gewöhnen. Umso erstaunter waren wir, als wir in unserem Hostel auf Franzosen trafen, die sich fließend mit unseren Gastgebern unterhalten konnten. Das Hostel gehörte einem älteren Ehepaar, mit dem wir auch am Weihnachtsabend zusammen aßen. Insgesamt waren wir dabei zu siebt. Die Franzosen, das Besitzerehepaat, wir und die kolumbianische Hostelangestellte, die auch dort wohnte. Wir glauben, dass die Besitzer uns alle an einen Tisch gebracht haben, um es gemütlich für ihre Angestellte zu machen, die die Festtage offenbar ziemlich weit weg von Zuhause verbringt.
Ganz im Allgemeinen waren die Besitzer, insbesondere die Frau, allerdings etwas zerstreut. Als ich mir am nächsten Morgen Brötchen aufbacken wollte und beim Versuch den Gasherd anzuzünden einen Großteil meiner Unterarmbehaarung verloren habe, hat sie wie wild versucht mir zu helfen. Dazu hat sie aufgerollte Servietten angezündet, die sie dann in den Gasherd gehalten hat. Mit wenig Erfolg, es hat sich nämlich immer nur eine der Gasleisten anzünden lassen. Dauerhaft gebrannt hat keine. Bei diesen Experimenten sind auch mehrfach brennende Serviettenstücke auf den Holzfußboden gefallen, die ich versucht habe, ganz dezent und unauffällig auzutreten. Das Ende vom Lied war, dass ich die glutenfreien Brötchen, die ich einen Tag zuvor in dem gigantischen Supermarkt nahe des Busterminals gefunden habe, in einer Art Pfanne aufgebacken habe.
Den Tag über verbrachten wir, indem wir etwas in der ausgestorbenen Stadt herumliefen. Für die Chilenen ist nicht Heiligabend, sondern der erste Weihnachtsfeiertag der Entscheidende und so hatte alles bis auf ein paar verloren wirkende Ständte auf einer Art Weihnachtsmarkt geschlossen. La Serena ist die zweitälteste Stadt Chiles und verfügt daher über ungemein viele Bauwerke aus der Kolonoalzeit. Einer der berühmtesten Söhne der Stadt ist der Tangosänger Pepe Aguirre, obwohl der Tango historisch gesehen nicht viel mit Chile zu tun hat.
https://www.youtube.com/watch?v=lI734xXr1C8
Den Tag darauf wanderten wir am Strand entlang nach Coquimbo, das fließend aus La Serena hervorgeht und auf der anderen Seite der Bucht liegt. Man muss sich das Ganze wie ein Hufeisen vorstellen, dessen eine Hälfte La Serena und dessen andere Coquimbo ist. Von den Franzosen wurden wir etwas vorgewarnt. Coquimbo habe etwas bedrohlich auf sie gewirkt. Es ist tatsächlich keine schöne Stadt, so richtig gefährlich kam es uns aber nicht vor. Die einizigen Sehenswürdigkeiten im Ort sind wohl das „Kreuz des dritten Jahrtausends“, das hoch überdie Stadt hinausragt: http://www.chilereisen.at/Fotos1/DSC_0122Lo2_Co…
...und die Mosche, die in einer Kooperation mit dem Königreich Marokko gebaut und der Mosche auf dem Djemaa el Fna („Platz der geköpften“) in Marrakesch nachempfunden wurde:
http://www.nomadicchica.com/mosque-in-coquimbo-…
Außerdem sollen hier manchmal Seelöwen auf den Straßen anzutreffen sein. Wir sind aber leider keinen begegnet.
In einem kleinen Kaffee hatte ich die Gelegenheit mich etwas länger mit einem Angestellten zu unterhalten, der ziemlich begeistert von Deutschland war. Im Gegensatz zu vielen Orten der Welt, hat Deutschland in Chile einen ausnehmend guten Ruf.
Am Abend dann holten wir unser Weihnachtsessen nach, dass wir eigentlich a Heiligabend geplant hatten. Wir aßen Sushi in einem Restaurant an der Strandpromenade, von wo aus wir den Sonnenuntergang über Coquimbo sehen konnten.
Den letzten Tag verbrachten wir im kleinen japanischen Garten von La Serena und mit einem guten Buch am Strand. Zum Schwimmen es ist hier, zumindest für uns, eindeutig zu kalt. Der Humboldstrom zieht von der Antarktis hier herauf und macht die Westseite Südamerikas zu einem weniger guten Badeparadies als seine Atlantikküste, die zum Teil vom warmen Brasilstrom versorgt wird: https://de.wikipedia.org/wiki/Meeresströmung#/m…
Ich habe es, nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit gebraucht habe, endlich geschafft, die Biografie von Che Guevara auszulesen. Geschrieben wurde sie von Jon Lee Anderson, der extra für sie für einige Jahre mit seiner Familie nach Kuba gezogen war. Sie ist wirklich sehr zu empfehlen. Da ich durch sie noch mehr Lust auf „südamerikanische Persönlichkeiten“ bekommen habe, habe ich abends noch mit der Serie „Llámame Francisco“ („Call me Francis“) über Jorge Bergoglio angefangen und mir die anderen Folgen für die nächsten Tage im Valle de Elqui runtergeladen. Als nächstes ist dann Pablo Escobar dran.Läs mer
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- Dag 58
- torsdag 29 december 2016 22:00
- 🌙 14 °C
- Höjd över havet: 619 m
ChileVicuna30°1’55” S 70°42’29” W
Valle de Elqui

Mit einem etwas kleineren Bus als üblich fuhren wir am Mittag des 28.12. in Richtung Vicuña, einem Ort im sogenannten Valle de Elqui. Das Valley liegt noch in der Südspitze der Atacamawüste, wird aber durch einen großen Fluß mit Wasser versorgt und eignet sich aufgrund der Bodenbeschaffenheit und der Höhe von etwa 2.000 Metern sehr gut zum Weinanbau. Aufgrund der Sonneneinstrahlung enthalten die Trauben soviel Zucker, dass auch Pisco aus ihnen destilliert werden kann.
Zwischen den Bergen ist so ein blühendes Tal entstanden, dass eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen beherbergt. So haben wir an unserem zweiten Tag im Ort Fahrräder gemietet und sind etwas durch die Gegend gefahren. Uns wurde empfohlen die Pisco-Destille und eine Bierbrauerei zu besichtigen. Bei der Destille wurden wir tatsächlich auch über deren Weinfelder geführt und in die Funktion der Destillerierkessel eingeweiht. Spannend war, dass es nach dem Destillieren wohl mehrere Schichten im Destillat gibt, von der nur die mittlere, das „Corázon“ (Herz) verwendet wird. Die anderen beiden Schichten der „cabeza“ und der „cola“ (Kopf und Schwanz“) werden in der Industrie verwendet, denn sie bestehen aus Methanol bzw. Fuselalkoholen. Das hat mich ein wenig an die Bezeichnungen bei Parfümen erinnert, die oft aus einer „Kopf-“ einer „Herz-“ und einer „Basisnote“ bestehen. In der Cervezaria konnten wir uns die Fabrik leider nicht anschauen, dafür konnte Silke eine Bierverkostung machen. Sie hatten sogar einen „Biergarten“ dort.
Nach unserer Fahrradtour sind wir noch über einen Kunst- und Krimskramsmarkt in der Stadt gelaufen. Ich habe günstig ein gebrauchtes Exemplar von Pablo Nerudas „Zwanzig Liebesgedichte und ein Gedicht der Verzweiflung“ auf Spanisch gekauft. Wir haben schnell festgestellt, dass wir beide noch ein Menge mehr lernen müssen, um es lesen zu können. So verschwand es schnell in den tiefen unserer Rucksäcke.
Auch gab es im Ort ein kleines entomologisches Museum, in dem Insekten aus aller Welt ausgestellt waren. Der Eintritt war für chilenische Verhältnisse unheimlich günstig, was wohl auch im leidlichen Zustand der Exponate begründet lag. Vielen Käfern fehlten Beine, einige Glaskästen hatten risse und bei einigen Schmetterlingen hingen die Flügel traurig in Fetzen.
Nichtsdestotrotz hatte ich meinen Spaß dabei, mir die chilenischen und argentinischen Krabbeltiere anzuschauen und die Hinweisschildchen zu lesen. Die haben wir auch mit unseren bescheidenen Spanischkenntnissen ganz gut entziffern können. Besonders interessant war hier, dass eine ungemein giftige Spinne in fast der Hälfte aller Haushalte Chiles vorkommt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Loxosceles_laeta
Die „Araña de Rincón“ lebt dicht beim Menschen und hält sich (wie der Name vermuten lässt) gerne in dunklen Ecken auf. Auch in Deutschland haben wir eine „Winkelspinne“ - Beide Arten sind aber nicht miteinander verwandt.
Die Araña de Rincón ist nachtaktiv und jagt frei, baut also keine Netze. Aufgrund ihrer Scheu kommt es aber nur sehr selten zu Bissen bei Menschen, die auch tödlich enden können.
Durch Handel und Tourismus ist sie mittlerweise auch außerhalb Südamerikas verbreitet. Besonders kurios ist, dass sie in Schaaren in den Tunnelsystemen unteriridscher Einkaufszentren in San Francisco vorkommen sollen.
Am Abend sind wir dann zum „Star Gazing“ gefahren. Nachdem wir in San Pedro de Atacama einfach nur so den Sternenhimmel bewundert haben, waren wir nun neugierig, wie das Ganze mit einer professionellen Führung aussehen würde. Der Himmel über dem Valle de Elqui ist zwar nicht ganz so sternenprächtig, wie in der Nähe von San Pedro, aber immer noch unfassbar vielfältig.
Nach einer kurzen Filmshow über die Entstehung des Universums und der Erde bei Wein und Käse (die Observation fand außerhalb von Vicuña auf einem Weingut statt), wurden wir zum Teleskop geführt. Mars und Venus damit zu beobachten war etwas ernüchternd. Zwar waren sie sehr deutlich, nur war das Teleskop, trotz seiner etwa 2 Meter Länge, bei weitem nicht so stark, um etwas von ihrer Oberfläche sehen zu können. In Bezug darauf waren wir wohl etwas zu voll mit naiver Vorfreude. Das Bestaunen der Galaxien allerdings war ungemein spannend. Die meisten von ihnen konnte man mit bloßem Auge lediglich erahnen. Aber auch andere Himmelphänomene kannten wir noch nicht. So zum Beispiel befindet sich im Schwert des Sternbildes Orion (das hier unten auf dem Kopf steht) eine „Nebula“:
https://en.wikipedia.org/wiki/Orion_Nebula
Mir ist es sogar gelungen, mir bei der Vielzahl der Berichte ein paar Namen zu Merken.
(Zumindest in der aktuellen Konstellation)
Sirius ist einer der hellsten Sterne und liegt etwas abseits von Orion.
Bellatrix ist der Stern, der die linke Schulter von Orion bildet.
← Beide Namen wurden später bei Harry Potter verwendet
Beetlejuice funkelt rot und bildet die rechte Schulter des Orion
Aldebaran liegt etwas neben bzw. über Orion (gesehen von der nördlichen Halbkugel aus)
Eine spezielle Ansammlung von Sternen, die ohne Teleskop nur zu erahnen ist, heißt Subaru: https://en.wikipedia.org/wiki/Pleiades (Daher kommen auch die 7 Sterne im Logo der Autofirma)
Auch die Magellan Galaxien und das Südkreuz („Cruz del sur“) konnten wir sehen. Besonders gemütlich wurde es allerdings, als etwa bei der Hälfte der Veranstaltung, die ja immerhin in der Kälte draußen stattfand, eine heiße Spargelcremesuppe serviert wurde.
Als wir wieder im Hostel waren fielen wir ziemlich schnell und hundemüde ins Bett. Am nächsten Tag mussten wir nochmal nach La Serena, um von dort den Bus nach Valparaíso zu nehmen, wo wir Silvester verbringen wollten.Läs mer
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- Dag 62
- måndag 2 januari 2017 19:00
- ☀️ 23 °C
- Höjd över havet: 12 m
ChileEdificio Isabel Brown Caces - Pontificia Universidad Católica de Valparaíso33°2’50” S 71°36’46” W
Valparaíso

Kurz vor 11 am Abend erreichten wir Valparaíso. Die Stadt ist auf verschiedenen Hügeln errichtet, die als „Cerros“ bezeichnet werden. Diese sind mit einer Vielzahl an Bauwerken bestückt, die teilweise eng ineinander verschachtelt wurden. Dementsprechend verwirrend ist es, sich in dem Ort zurecht zu finden. Wir nahmen ein Taxi, dessen Fahrer die Verkehrssituation rund um Silvester auszunutzte und uns für die kurze Strecke nach Playa Ancha 15.000 Pesos berechnete, was in etwa 22 Euro sind. Unsere Rückfahrt haben wir dann mit dem Omnibus gemacht, was uns nur etwa 900 Pesos, also etwa 1,30 Euro, gekostet hat.
Wir erreichten das Viertel in dem unser Hostel liegen sollte und bekamen gleich einen kleinen Einblick darin, was einige Internetberichte mit der bedrohlichen Atmosphäre in bestimmten Stadtteilen meinten. Ein offenbar geistig verwirrter Mann regelte den Verkehr auf einer kleinen T-Kreuzung. Das Viertel war ungemein klein und ruhig und der Verkehr dementsprechend nicht wirklich nennenswert. Dennoch stand er selbst nachts um 11 da. Auf den kleinen Treppen vor den Häusern saßen Jugendliche mit tiefhängenden Jeans und Baseballcaps und schauten interessiert zu unserem Taxi hinüber.
Als wir unser Haus gefunden hatten, wurde die Tür von einer offenherzigen älteren Dame geöffnet. Sie überschüttete uns gleich mit einem Schwall Chilenisch, bei dem wir nur schwer mithalten konnten. Wir ließen uns unser Zimmer zeigen und fielen, erschöpft von der langen Fahrt, ins Bett. Am nächsten Morgen servierte sie uns Frühstück und war anhaltend bemüht, uns immer wieder in Gespräche zu verwickeln. Ihre Lieblingsthemen waren dabei ihr Haus und ihre Krankheiten. Auf diese Weise erfuhren wir einiges über Gelenkbeschwerden, grauen Star und die besonderen Geleekapseln aus Muschelextrakt, die sie dagegen einnimmt.
Den Nachmittag schloßen wir uns einer Tour durch die Stadt an. Kurz zuvor hatten wir uns noch mit Katalina, die wir in Bolvien kennengerlernt hatte, zum Mittagessen getroffen. An jeder Ecke wurden Silvesterutensilien, wie Luftschlangenspray, Plastikhüte und Konfettikanonen verkauft. Ein Feuerwerk in Eigenregie, wie in Deutschland, gibt es in Chile nicht. Stattdessen wird traditionell um 0 Uhr über dem Hafen ein großes zentrales Feuerwerk gezündet. Bereits am Nachmittag positionierten sich viele Chilenen mit Klappstühlen, Wolldecken und Campingtischen an den langgezogenen Terassen der Stadt, die dem Hafen zugewandt waren.
Unsere Tour führte uns mit Hilfe eines sogenannten „Acensor“ den „Cerro Allegre“ hinauf. Die Acensoren sind große Außenaufzüge, die an den Felswänden entlangfahren und so das Hinaufkommen erleichtern sollen. Der Cerro Allegre ist für seine Graffitis und populärkulturellen Einflüsse berühmt und ein erklärter Lieblingswohnort von Studenten und Künstlern. Auch ganz im Allgemeinen sind viele Wände Valparaísos bunt bemalt. So gilt die Stadt als kulturelle Hauptstadt Chiles. Einige sehr berühmte Persönlichkeiten wurden hier geboren. Darunter Salvador Allende, Augusto Pinochet, David Pizarro und Rodrigo González von der deutschen Band „die Ärzte“.
Auch der Nationaldichter Pablo Neruda lebte einen bedeutenden Teil seines Lebens in Valparaíso. Allerdings war sein Leben geprägt von Flucht und Vertreibung. So musste er Ende der 40er Jahre aus Chile fliehen, nachdem ein Gesetz erlassen wurde, dass ihm seine kritische Haltung als Poet und Senator verbot und seine Verfolgung trotz politischer Immunität ermöglichte. Neruda starb nur Tage nach der Machtübernahme Pinochets unter nicht eindeutig geklärten Umständen in einer Klinik in Santiago. Bis heute wurde sein Leichnam mehrfach umgebettet und exhumiert, um die genaue Todesursache zu ermitteln. Aktuell sieht es nach offiziellen Berichten des chilenischen Innenministeriums so aus, als sei eine Fremdeinwirkung wahrscheinlich gewesen. Allerdings wies das Ministerium gleichzeitig darauf hin, dass das Urteil der Forensiker nicht abschließend sei. Neruda wurde im April 2016 zum vierten Mal bestattet.
Bevor wir die Stadt wieder verließen kauften wir noch etwas für den Silvesterabend ein und liefen dann zurück nach Playa Ancha. Dabei sahen wir auch die berühmten Oberleitungsbusse, die wie eine Straßenbahn ohne Schienen funktionieren, mit denen wir allerdings leider über die Feiertage nicht fahren konnten: https://de.wikipedia.org/wiki/Oberleitungsbus_V…
Den Abend verbrachten wir weintrinkend mit der „Dame des Hauses“. Sie war wirklich eine nette alte Person. Offenbar ist ihr Sohn vor einiger Zeit verstorben, sie wollte das Thema nicht vertiefen. Auch verlässt sie das Haus nur wenig. Sie umgiebt sich aber gerne mit ihren vorwiegend jungen Gästen und umsorgt sie. Dementsprechend wollte sie um halb 12 auch nicht mit zum „Paseo 21 de Mayo“ von dem aus, man einen guten Blick auf das Feuerwerk haben sollte.
Schon auf dem Weg dorthin kam uns zugute, dass die Chilenen unheimlich kontaktfreudige Menschen sind. Bereits nach ein paar Minuten freundeten wir uns mit eine bunten Gruppe von Menschen an, mit denen wir gemeinsam das Feuerwerk anschauten. Um Punkt 12 wurden parallel zum Feuerwerk auch überall Luftschlangen- und Kunstschneespraydosen eingesetzt, so dass wir danach eindeutig schmutziger waren, als wir es in Deutschland gewesen wären. Außerdem musste jeder von uns einen Löffel gekochte Linsen essen. Das bringe „prosperidad“ für das kommende Jahr. Auch hat einer unserer Begleiter 12 Weintrauben in 12 Sekunden hinuntergeschlungen, was ebenfalls Glück für das neue Jahr bringen soll: http://www.sixt-malaga.com/malaga/spanische-tra…
Kurz darauf wurden wir von unseren Mitfeiernden noch in deren Hostel eingeladen, von dem wir bis heute nicht wissen, ob es ihnen gehörte oder ob sie dort nur Gäste waren. Auch wissen wir nicht, ob die Gruppe schon länger zusammengehörte oder ob sie sich spontan gefunden hatten. Zumindest aber war sie sehr bunt gemischt. Drei von ihnen waren offen homosexuell, einer von ihnen zeigte mir auch Fotos von sich als Dragqueen. Den Kontrast dazu bildete die eher kleinbürgerliche Familie, die mit mehreren Generationen angereist war. Sogar ein kleines Kind lief uns immer mal wieder zwischen den Beinen durch. Dazu kamen noch ein paar Asiaten. Insgesamt also eine wirklich witzige Mannschaft. Dementsprechend intensiv wurde gefeiert, was uns am nächsten Tag erst gegen 5 das Haus verlassen ließ.
Wir liefen nochmal zum Cerro Allegre, aßen zu Abend und legten uns wieder ins Bett.
Am Morgen unseres letzten Tages machten wir eine weitere Stadttour, die uns unter anderem zu einem der ehemaligen Foltergefängnisse aus der Zeit von Pinochet führte. Mitte der 2000er Jahre wurde das seit einigen Jahren geschlossene Gefängnis von Künstlern umfunktioniert und dient nun als Kulturstätte. Die Idee war, dem Gebäude, der das Viertel so lange in einen Ort der Angst verwandelt hatte, ein neues Gesicht zu geben.
Zum Abschied aus Valparaíso aßen wir nochmal Sushi auf dem Cerro Allegre, wobei ich die Idee besonders schön fand, eine Sommerrolle, die normalerweise wie eine Frühlingsrolle aussieht, die in Reispapier eingewickelt ist, ebenfalls in kleine stäbchengerechte Stücke zu zerschneiden. Unsere Hauswirtin erlaubte uns im Anschluss daran, den Nachmittag ohne Aufpreis noch auf unserem Zimmer zu verbringen, da unser Bus nach Pucón erst am Abend gehen sollte.Läs mer
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- Dag 67
- lördag 7 januari 2017 21:00
- ☀️ 19 °C
- Höjd över havet: 211 m
ChileRío Claro39°16’22” S 71°58’27” W
Pucón

Als wir Valparaíso verließen wütete grade ein großer Waldbrand am Rande der Stadt. Er war so weit entfernt, dass man sich keine Sorgen machen musste und dennoch zog der Rauch über die ganze Stadt und es regnete zeitweilig Asche vom Himmel: http://www.rp-online.de/panorama/ausland/so-tob…
In Pucón teilten uns das Hostel vornehmlich mit einigen Israelis und ein paar Italienern, mit denen wir aber in den ersten Tagen, abgesehen von einigen kurzen Gesprächen mit den Israelis, nicht viel zu tun haben sollten.
Ich suchte mir für den ersten Tag in Pucón eine Rafting-Tour im nahegelegenen Fluss aus, zu der ich am späten Nachmittag abgeholt wurde. Unser Rafting-Guide hieß Atilla, kam aus Bulgarien und sah so aus, wie eine fleischgewordene Actionmanfigur – nur in blond:
http://i.dailymail.co.uk/i/pix/2009/10/02/artic…
Er sprach in etwa so gut Spanisch wie ich und ich verstand sein Englisch kaum. Allerdings war sein Deutsch ausnehmend gut. Unsere Gruppe bestand aus drei Chilenen (die kein Englisch konnten), zwei Koreanern und mir. Demenstprechend schwierig war in meinen Augen die Kommunikation vom Guide zur Gruppe. Beim Rafting sitzt der Guide hinten im Boot (Raft) und gibt bestimmte Kommandos vor, die die Gruppe dann ausführen muss, um in den Stromschnellen nicht zu kentern. Wir sind trotzdem kurz vor dem Ende der Tour einmal untergegangen. Wir steuerten auf eine schmale Öffnung zwischen den im Wasser liegenden Felsen zu und wurden auf einen von ihnen hinaufgeschoben. Hätten wir uns alle auf die rechte Seite des Rafts geworfen, hätten wir ein kentern vermutlich verhindern können, das scheiterte allerdings an unserem untrainierten Team.
Als das Raft sich überschlug fielen wir alle übereinander und jeder hatte das Gefühl, derjenige zu sein, der ganz unten lag. Während man versucht denjenigen wegzuschieben, der auf einem gelandet ist, reißt einen die Strömung weiter den Flußlauf entlang. Zeit um zu schauen, wohin man treibt hat man keine. Kommt man an der Wasseroberfläche an, wird man fortgetragen. An und für sich sollte man jetzt die Sicherheitshaltung einnehmen, bei der man aussieht wie eine umgedrehte Schildkröte im Wasser. Ziel ist es, dass sich die Füße nicht in einem Stein am Boden verfangen und man den Auftrieb der Schwimmweste nutzt. Gleichzeitig aber, wird einem vom Safety-Kajak, einem Kajakfahrer, der die Rafts begleitet und durch seine enorme Wendigkeit schnell bei gekenterten sein kann, zugerufen, man möge doch bitte da und dahin schwimmen. Das Schwimmen war aber nur für einen Teil von uns möglich, nämlich für diejenigen, die sich dicht am Ufer und somit nicht zentral in der Strömung befanden. Ich wurde zusammen mit zwei der Chilenen auf einige Felsen gespült. Nur einen Moment später kam Atilla angebraust. Er hatte das Raft inzwischen umgedreht und versuchte nun, uns alle wieder einzusammeln. Er griff nach meinem Paddel, dass ich ihm entgegengestreckt hatte und zog mich ins Raft. Meine Aufgabe war es nun, die anderen Gruppenmitglieder einzusammeln, während Atilla das Raft steuerte. Dazu greift man die Riemen der Schwimmweste seines gegenübers und lässt sich rückwärts ins Raft fallen, um das eigene Körpergewicht als Kraftverstärkung nutzen zu können. Die Rettungsaktion verzögerte unsere Ankunft am Ziel etwas, trotzdem schaffte ich es schon am frühen Abend wieder zuhause im Hostel zu sein. Hier brannte der der Kamin. Obwohl wir uns auf dem selben Breitengrad befinden, auf dem auch Madrid liegen würde, wäre Spanien auf der Südhalbkugel, ist das Klima in Patagonien eher gemäßigt und dementsprechend kalt.
Unsere Strecke hatte die „Wildwasserstufe IV“ (http://www.rafting-tour.org/wildwasserstufen/). Ich habe hier mal ein Video rausgesucht, dass auch eine IV zeigt:
https://www.youtube.com/watch?v=86BeH27mGmk
Leider habe ich kaum Fotos von unserer Fahrt.
Am nächsten Tag sind Silke und ich in einen nahegelegenen Nationalpark gefahren. Patagonien sieht etwas aus, wie man sich Kanada vorstellt. Sehr grün, mit vielen Flüssen und Seen. Ich hatte alledings zum Mittag hin keine wirkliche Motivation mehr zum Laufen und bin schonmal ins Hostel gefahren. Im Bus habe ich dann tatsächliche eine Bekannte aus der Sprachschule in Peru von vor über 2 Monaten getroffen, die normalerweise in Hannover lebt, aber sich mit ihrem Freund -ähnlich wie wir- eine Auszeit genommen hat. Die beiden waren schon auf Chiloé, dem südlichsten Punkt, den wir bei unserer Reise erreichen wollen. Dort soll man wohl Wale sehen können. Sie waren kurz nach dem großen Erdbeben dort, dass Ende letzten Jahres stattfand als wir noch in La Serena waren. Es gab kaum Zerstörungen. Chile ist die häufigen Erdbeben gewöhnt und hat seine Bauweise entsprechend darauf ausgerichtet: https://www.youtube.com/watch?v=WlMqMqCISUg
Die Faustregel für Touristen lautet wohl: „Wenn kein Chilene rennt, musst Du auch nicht rennen.“
Die Einwohner sind hier an vieles gewöhnt. So heißt der berühmteste Cocktail des Landes auch „Terremoto“.
Ich hatte ja auch schon von den Zahlreichen Vulkanen hier geschwärmt. Den letzten „wirklich aktiven“, den wir gesehen haben war ja der Sabancaya in Perú. Der ist inzwischen übrigens ausgebrochen: https://www.youtube.com/watch?v=KqCy4H0phiQ
In Pucón hatten wir die Gelegenheit selbst auf einen Vulkan zu steigen. Der Villarrica ist zum letzten mal im Jahr 2015 ausgebrochen: http://volcano.si.edu/volcano.cfm?vn=357120
Für die Besteigung hatten wir allerdings nur ein schmales Zeitfenster, denn die Besteigung ist nur an Sonnentagen mit klarer Sicht erlaubt. Zudem musste unser Aufstieg einmal verschoben werden, weil über Nacht Neuschnee gefallen war, der unseren Aufstieg deutlich schwerer hätte werden lassen.
Wir standen morgens um 5 Urh auf und trafen uns um 6 zur Einkleidung. Jeder von uns erhielt schneefeste Kleidung und einen Rucksack, der mit Steigeisen, zusätzlichen Handschuhen und einem Einspickel bepackt war. Zudem bekamen wir einen albernen Helm und Bergstiefel mit extra harten Sohlen ausgehändigt.
Der Villarrica liegt etwas außerhalb von Pucón. Seine Basis liegt auf etwa 1500 Metern und seine Spitze liegt etwa 1400 Meter darüber. Der erste Abschnitt kann noch von einer Seilbahn überbrückt werden. Auf diese Weise kann man etwa ein Viertel des Aufstiegs sparen. Silke und ich haben uns, in einem Anflug von Selbstüberschätzung, dagegen entschieden den Lift zu nutzen. Das erste Viertel des Aufstiegs liefen wir auf einem Untergrund aus schwarz verkohltem Sand und Vulkangestein, der unter den Süßen wegrutschte. Kurz darauf begann bereits der Schnee. Zunächst versuchten wir in der Gruppe noch mit einer speziellen Tritttechnik, die uns unser Guide gezeigt hatte, voranzukommen. Wir stellten uns, selbst unter Zuhilfenahme des Eispickels, aber alle als recht untalentiert dar, so dass wir schon früh auf die Steigeisen umsteigen mussten. Wir rutschten nun nicht mehr weg, jeder Schritt war aber umso anstrengender.
Als wir etwa die Hälfte des Berges bestiegen haben, zog der Himmel zu und Wolken blieben am Gipfel hängen. Streng genommen hätten wir, wie die meisten der zahlreichen Gruppen, an dieser Stelle umkehren müssen, da ein Besteigen des Vulkans bei dieser Wetterlage verboten war. Die größte Gefahr sind dabei Steine, die sich durch den Wind lösen und einem durch die Wolkenwand entgegenrollen. Man bemerkt sie zu spät und kann dadurch stürzen. Unser Guide bot uns aber an, weiterzulaufen, sagte allerdings, dass wir auf der Stelle umkehren müssten, sobald sich die Sicht noch weiter verschlechtern würde.
In den Wolken machten uns der Wind und die Kälte deutlich mehr zu schaffen, als noch zuvor. Und die Sicht betrug nur einige Dutzend Meter. Etwa eine Stunde vor dem Gipfel hatten wir bereits das Gefühl, dass wir keinen Meter mehr weitergehen konnten. Selbst den Israelis und den Italienern, die mit in unserer Gruppe waren und deutlich fitter wirkten, sah man die Erschöpfung an. Am Anfang hatten wir noch viel gescherzt und gelacht. Jetzt hörte man keinen aus der Gruppe mehr sprechen. Nur noch der Wind, unser lautes Atmen und unsere Füße im Schnee waren zu hören.
Grade als wir dachten, dass unsere Kraft uns vollkommen verlassen würde, waren wir am Ziel. Der Krater lag in den Wolken verborgen und auch von dem Gletscher über den wir gewandert waren, sahen wir kaum etwas. Wir rochen nur die schwefelhaltigen Gase des Vulkans und konnten sehen, dass der Boden auf dem wir standen, einige Meter vor uns steil abfiel. Wir trugen spezielle Atemmasken, um den Geruch länger ertragen zu können. Positionierte man sie neu und atmete dabei etwas von der ungefilterten Luft ein, brannten einem die Lungein.
Wir blieben nur kurz oben. Wir waren ohnehin die letzte Gruppe, die es hinauf geschafft hatte. Auch einige andere hatten den Aufstieg gewagt. Hinunter rutschten wir etappenweise mit kleinen Sitzschlitten, dabei bremsten wir mit den Eispickeln, um nicht zuviel Fahrt aufzunehmen.
Als wir später, bei strahlendem Sonnenschein, wieder im Hostel ankamen, erschien uns unser ganzes Abenteuer sehr unwirklich. Wir verabredeten uns in der Gruppe für den Abend zum kochen. Wir alle sollten in den nächsten Tagen aufbrechen, so dass wir uns nicht wiedersehen würden. Die Israelis hatten die Idee, gemeinsam mit uns ein „Kiddusch“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Kiddusch), also die Segnung von Wein und Brot am Vorabend des Sabbat, zu veranstalten. Wir sagten natürlich neugierig zu und verbrachten die nächsten Stunden mit den Vorbereitungen für unser „Siegesmal“.
Am Samstag machten Silke und ich, trotz schmerzender Muskeln noch beim Canyoning mit. Dabei klettert und läuft man den Flussverlauf in einem Canyon entlang und erhält auf diese Weise Einblicke, die einem sonst verwärt geblieben wären. Am Sonntag sollte es dann weiter nach Puerto Varas gehen.Läs mer
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- Dag 71
- onsdag 11 januari 2017 21:00
- ⛅ 16 °C
- Höjd över havet: 64 m
ChilePuerto Varas41°19’0” S 72°58’60” W
Puerto Varas

In Puerto Varas kamen wir in einem kleinen Hostel unter, das maßgeblich, wie wir es auch schon aus Pucón kannten, von „Volonteers“ am Laufen gehalten wurde. Für die Hostelbetreiber ist das ein gutes Geschäft: Sie bieten Betten gegen Arbeit und sparen so Betriebskosten.
Ich hatte in Pucón eine Weile überlegt, ob ich das Ganze nicht etwas missbräuchlich finde. Dort waren die meisten Volunteers junge Mädchen, die grade mit der Schule fertig waren. Sie arbeiteten 6 Tage in der Woche täglich je eine Schicht (Früh- oder Spätschicht) und erhielten dafür ein Bett in einem Schlafsaal und Kostgeld. Ich hatte überlegt, ob ich das nicht als zu wenig empfand. Im Grunde aber liegt das Problem nicht in einer Ungerechtigkeit gegenüber den Volunteers, sondern gegenüber dem chilenischen Arbeitsmarkt, denn lokale Kräfte wären teurer gewesen. Für die meisten Volunteer schien auch ihr geringes Auskommen kein größeres Problem darzustellen. Sie waren froh, das erste Mal weg von den Eltern und ihrem „Leben in der Heimat“ zu sein. Sie lernten etwas Spanisch und genossen das Leben, wenn sie mit den Gästen Karten spielten. Die meisten von ihnen hatten ihr Abi im Rahmen der G8-Reform gemacht und waren froh, dass sie jetzt ohne jeden Druck von Außen vor sich hin leben konnten. Ich habe mich mit fast allen von ihnen unterhalten und wiedermal festgestellt, dass ich nichts von dieser verküzten Gymnasiallaufbahn halte. Sie wirkten so unheimlich jung. Fast etwas als ob sie nach ihrem Schulabschluss noch eine Weile im Weg rumstehen würden, bis sie in der „realen Welt“ ankommen würden.
In Puerto Varas war ich froh, dass die meisten Voluntäre älter waren und nach Südamerika gekommen waren, um mal etwas anderes zu machen, als bisher. Eine von ihnen kam aus Deutschland und hatte bisher als Eventmanagerin große Ärztekongresse organisiert, wollte aber nicht für den Rest ihres Lebens ihre Freizeit mit Überstunden verbringen müssen. Durch sie lernten wir ein schönes landestypisches Rezept kennen:
Man nehme eine Melone (keine Wassermelone!), höhle sie aus, belasse aber etwas Flüssigkeit und Fruchtfleisch in ihr. Sie sollte nun etwa zur Hälfte gefüllt sein. Den Rest gießt man mit Weißwein auf und fügt etwas Zucker hinzu.
Für den Sommer ist das ein wirklich schönes Getränk. In Puerto Varas war es fast schon ein wenig zu kalt dafür. An den Abenden musste auch hier der Kamin angeworfen werden.
Die Stadt selbst war leider weniger schön, als wir es erwartet haben. Die meisten Teile von Puerto Varas wirken nur wenig einladend. Es liegt allerdings an einem großen See, dessen Namen ich weder aus dem Kopf aufschreiben, noch aussprechen kann, dem Llanquihue-See. Hier hat man einen schönen Blick auf den Vulcan Osorno und kann an der Promenade entlangspazieren, die etwas nach denjenigen aussieht, die man so häufig in Ostseebädern vorfindet, inklusive eines kleinen Pavillions und eines kleinen Stegs, auf dem man den See überblicken kann.
In den zahlreichen Cafés an der Promenade kann man Kuchen essen, der hier „Kuchen“ und in der Mehrzahl „Kuchenes“ genannt wird. Auch begenet man hier Feuerwehrautos auf denen „Feuerwehr“ und nicht „Bomberos“ steht.
Vor allem das Scheitern der deutschen Revolution von 1848/1849 führte zu einer großen Einwanderungswelle in den Süden Chiles, die vom Staate gefördert wurde. Aufgrundessen existieren auch heute noch etwa 35.000 deutschsprachige Menschen in Chile. In der Region um Puerto Varas und den See, dessen Namen ich nicht aussprechen kann, hat sich sogar ein eigener Dialekt, das Launa-Deutsch, entwickelt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Launa-Deutsch
Die Förderung der Einwanderung war eine rein politische. Chile proklamierte den Teil des Kontinents bis hinunter zum Kap Horn als sein offizielles Territorium. Unterhalb des Río Bío Bío (ja, der heißt wirklich so), haben sich die Spanier, die bis 1818 über das Land geherrscht hatten, aber nie gegen die eingeborenen Mapuche behaupten können. So dass das Land unterhalb des Flusses nahezu unbesiedelt war. Die Chilenen haten infolgedessen Angst, dass die großen Kolonialmächte, wie etwa Frankreich oder Großbritannien, Anspruch auf das Land erheben könnten und förderten so die gezielte Einwanderung, um seine Besitzansprüche zu wahren. 1883 wurden die Mapuche gewaltsam unterworfen.
Während des Naziregimes in Deutschland flohen zudem weitere Menschen nach Chile, unter ihnen etwa 15.000 Juden. Paradoxerweise bot Chile vielen geflüchteten Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls Asyl. Neben diesen reiste Anfang der 1960er Jahre auch ein gewisser Paul Schäfer in das Land ein und gründete, nachdem er in Deutschland wegen eines Vergewaltigungsdeliktes vor Gericht gestellt werden sollte und geflohen war, die berüchtigte Colonia Dignidad: https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Schäfer_(Col…
Unglaublicherweise entzog er auf diese Weise auch fast die gesamten Zeugen der Anklage, immerhin 150 Heimkinder, dem Zugriff der deutschen Behörden. Sie wurden in einer Nacht- und Nebelaktion aus Deutschland ausgeflogen.
In den folgenden Jahren schaffte Schäfer es, sich zahlreiche politische Kontakte, unter anderem zu dem chilenischen Diktator Pinochet und dem damaligen bayrischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß zu sichern.
Um etwas über die Auswanderer aus dem 19. Jahrhundert zu lernen, besuchten wir den kleinen Ort Frutilla, der ebenfalls an dem großen See liegt. Dort gab es ein Museum mit mehreren „Siedlerhäsuern“, die mit den typischen Einrichtungen der damaligen Zeit ausgestattet waren. Besonders spannend waren hier die alten landwirtschaftlichen Maschinen und Haushaltsgeräte. Auf ihnen waren die Orte ihrer Herstellung eingeprägt und nicht selten fanden wir den Namen „Hamburg“ vor. Wir aßen auch etwas „Kuchen“ in einem kleinen Café mit deutschem Namen, an dessen Wand große Stammbäume der Familie hingen.
An den Abenden spielten wir im Hostal im Jenga und unterhielten uns mit den Gästen. Hier trafen wir auch die ersten Türken auf unserer Reise. Sie planten, gesponsort von irgendjemandem, mit Motorrädern über den gesamten Kontinent zu fahren und wollten etwa ein Jahr unterwegs sein. Ein anderes Pärchen arbeitete im Hostal und baute sich in ihrer Freizeit einen Bus aus, mit dem sie das Land erkunden wollten. Wir hatten dort wirklich eine gute Zeit mit netten Gesprächen.
Am letzten Tag in Puerto Varas mieteten wir uns ein Doppelkajak, um den See etwas zu erkunden. Zwar kamen wir nicht so weit, wie eigentlich gehofft. Es war aber ganz schön an der Küstenlinie entlang zu fahren und ein paar der dort eingelassenen Höhlen zu sehen.
Unser nächstes Ziel wird gleichzeitig unseren südlichsten Punkt auf unserer Reise darstellen. Auf der Insel Chiloé hoffen wir Wale sehen zu können. Dort soll es zu bestimmten Jahreszeiten sogar Blauwale geben.Läs mer
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- Dag 77
- tisdag 17 januari 2017 20:00
- ☀️ 15 °C
- Höjd över havet: 79 m
ChileCanán42°36’2” S 73°48’37” W
Chiloé

Die Fahrt nach Chiloé war eine der kürzesten, die wir bisher hatten. Von Puerto Varas mussten wir nur eine gute Stunde weiter nach Süden fahren, um in Puerto Montt auf die Fähre zu kommen. Von dort aus ging es nochmal eine Stunde weiter, um Ancud zu erreichen.
Wir sind nach Chiloé gereist, in der Hoffnung Wale und andere dort lebende Tiere sehen zu können. Neben zwei verschiedenen Arten von Delphinen kommen in der Region auch noch Orcas, Buckelwale und sogar Blauwale vor. Bei den Landtieren war ich besonders am Pudu, einer winzigen Hirschart interessiert.
Ich hatte vor einigen Wochen ja erzählt, dass Peru als die Heimat der Kartoffel gilt, es jedoch in Bezug darauf ein paar Unklarheiten gibt. So ist es möglich, dass die Kartoffel auch aus anderen Regionen Südamerikas kommt und in Peru nur eingeführt wurde. Eine dieser Regionen ist Chiloé. Die Insel bietet über 400 Sorten einheimischer Kartoffeln und konkurriert damit mit Peru, bzw. der Andenregion, um die Frage nach dem eigentlichen „Geburtsort“ des Erdapfels.
Auf der Insel lebten einst ausschließlich die Huiliche, die zur Gruppe der schon erwähnten Mapuche-Indianer gehören. Die Zuordnung erfolgt unter anderem aufgrund der Sprache. Denn alle Mapuche, gleich welcher Untergruppe, sprechen Mapudungun. Das ist insofern bedeutend, als dass es heute hunderte von Begriffen im chilenischen Spanisch gibt, die dem Mapudungun entnommen sind. Chileno gilt daher selbst für Spanischsprecher als „eigen“ und schwer zu verstehen.
Hier findet man die wohl häufigsten Worte im Überblick:
http://www.allchile.net/chileforum/viewtopic.ph…
Ich habe mich damit aber nur oberflächlich beschäftigt. Mein Spanisch ist definitiv noch nicht ausgereift genug, um mich tiefer in solche Dinge einzuarbeiten. Nachdem in Chile unsere Spanischfortschritte (gefühlt) weniger geworden sind, habe ich mir eine Tandempartnerin aus Kolumbien gesucht, mit der ich jetzt regelmäßig telefoniere.
Die Mapuche glaubten, dass der oberste Schöpfer der Sonnengott sei. Hier gibt es also deutliche Parallelen zu den Inka, wobei ergänzt werden muss, dass die Sonne in vielen Volksgruppen der Welt und insbesondere Südamerikas eine zentrale Rolle gespielt hat. Die besondere Stellung der Sonne bei den Mapuche war allerdings, dass sie nicht nur einen Vater (männlicher Sonnengott) oder eine Mutter (weiblicher Sonnengott) repräsentierte, sondern zugleich auch als Bruder und Schwester angesehen war. Sie spielte also die Rollen von Ernährer, Beschützer, Weggefährte und eines zu beschützenden Wesens. Auch sind den Mapuche die Himmelsrichtungen Süd und Ost heilig. Aus diesen Richtungen kommen „die guten Winde“. Noch etwa 20% der heute lebenden Mapuche gehören dieser Religion an, wobei die zentralen Feste und Rituale auch bei den christianisierten Mapuche eine große Rolle spielen.
Das spannendste an der Volksgruppe ist wohl, dass sie es als wohl einziges indigenes Volk Südamerikas, sieht man einmal von den „Unkontaktierten“ ab, geschafft haben, sich den Spaniern zu widersetzen. Dies geschah jedoch nicht ohne „zivilisatorische Opfer“. Die Mapuche lebten in der vorkulumbianischen Zeit ohne Schrift, Hierarchien und Oberhaupt. Sie waren beinahe anarchistisch organisiert (und das in einem funktionsfähigen Sinne) und erkannten keinerlei Obrigkeiten an. Die Schamanen hatten zwar eine Vormachtsstellung in Bezug auf ihren Einfluss, nicht aber in Bezug auf tatsächliche Zwangsmittel. Nach dem Eintreffen der Spanier erkannten die Mapuche allerdings, dass sie ihnen eine neue Organisationsform entgegensetzen mussten.
Die neue Gesellschaft der Mapuche war nun straff und militärisch organisiert. Bereits die Kinder wurden zum Hass auf die Spanier erzogen. So dass nicht nur der bewaffnete Kampf, sondern auch Folterungen, Vergewaltigungen und kannibalistische Taten zur Einschüchterung der Besatzer genutzt wurden.
Dies führte zu der ungemein spannenden und einmaligen Situation, dass der Chilenische Staat den Staat der Mapuche, unterhalb des Río Bío Bío, als existent anerkannte. Ein indigener Staat ist (mir) sonst nirgendwo anders bekannt. Wie ich im letzten Bericht schrieb, hielt diese Zeit allerdings nicht lange. Aus Angst vor der Kolonisierung Südchiles durch die Franzosen und Engländer entschloss sich die chilenische Regierung dazu, selbst Siedler (vornehmlich aus Deutschland) einzuführen und die Mapuche zu vertreiben. Seither haben die Mapuche, ähnlich wie die „Natives“ Nordamerikas, in kleinen Reservaten auskommen müssen, in denen Kriminalität, Sucht und Armut gedeihen konnten. Viele von ihnen zog es in die Städte. Verbesserungen ihrer Lebenssituationen wurden erst wieder von der Regierung Allendes durchgesetzt. Unter Pinochet verschlechterte sich ihre Situation allerdings wieder dramatisch. Er negierte einfach ihre Existenz, so stammt folgender Satz von ihm: „Es gibt keine Ureinwohner, wir sind alle Chilenen.“
Dies führte unter anderem dazu, dass der von Allende geplante zweisprachige Schulunterricht nicht eingeführt und der Río Bío Bío gestaut wurde (was viel Land der Mapuche vernichtete). Im Gegensatz zu anderen Ländern Südamerikas schützt Chile seine indigene Bevölkerung auch heute noch nicht durch einen Verfassungsparagrafen.
Den Huiliche auf Chiloé ist es leider damals nicht gelungen, sich gegen die Spanier zu behaupten. Dafür existiert auf der Insel auch heute noch eine starke indigene Tradition. In den Nationalparks existieren sogar noch einige kleine Dörfer.
In Ancud sind wir in einer netten Hospedaje untergekommen (Hostales und Hospedajes unterscheiden sich darin, dass Hospedajes untervermietete Zimmer in bewohnten Häusern sind), die über eine Küche mit einem herrlichen alten Holzofen zum Kochen verfügte. (http://bild4.qimage.de/wer-verschenkt-holzofen-…). Wir hatten hier die Chance erneut auf eine Fahrt zu den Brutplätzen von Pinguinen zu fahren. Dabei haben wir nicht nur Humboldtpinguine gesehen, die wir ja bereits in Paracas bewundern durften, sondern auch Magellan-Pinguin. Beide gehören zur Gattung der Brillenpinguine und unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre Zeichnung auf der Brust. Zudem sind die Magellan-Pinguine größer und etwas schlanker, denn beide Vögel weisen bei einem durchschnittlichen Größenunterschied von 25 cm das selbe Gewicht auf. Interessanterweise sieht der Magellan-Pinguin manchmal deutlich kompakter aus, wie der Bildvergleich hier auf Wikipedia zeigt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Humboldt-Pinguin
Ein Teil unseres Aufenthaltes auf Chiloé war allerdings anders und etwas ernüchternder als erwartet. In Quellon, dem Ort an dem wir gehofft hatten, Wale sehen zu können, gab es außer einer etwas heruntergekommenen Stadt und einigen Betrunkenen am Hafen nicht viel zu sehen. Wir fanden zwar einen Touranbieter, mit dem ich telefonisch eine Tour in den Nationalpark ausmachte, als wir jedoch zu dieser abgeholt werden sollten, kam einfach keiner. Und trotz meines meist recht durchwachsenen Spanisch, bin ich mir sicher, dass das nicht an mir lag. Und Waltouren haben wir leider erst recht keine gefunden.
Etwas entschädigt wurden wir dann in Castro, dem Hauptort der Insel, der über eine wunderschöne bunt gestrichene Holzkirche verfügt. Hier fanden wir zumindest eine Delphin-Tour und unheimlich gute Papas Bravas zum Abendessen.
Für die Tour mussten wir schon früh morgens nach Queilen fahren, um dort auf das Boot zu steigen. Wir nahmen dazu einen regionalen Bus, die hier immer dann anhalten, wenn sie jemand heranwinkt oder wenn jemand aussteigen möchte. Im Großen und Ganzen also ein sehr gemütliches Fahren.
Die Tour selbst war wirklich großartig. Vor Chiloé leben sowohl Burrunan-Delphine, die auch „Australis“ genannt werden und die sehr „delphintypisch“ aus dem Wasser springen als auch Weißbauchdelphine, die ausschließlich vor Chile vorkommen. Sie gelten als besonders schlau, denn sie sind die einzige Delphinart, die nicht gerne in den Bugwellen von Booten schwimmt. Meeresbiologen nehmen an, dass sie sich dieses Verhalten im Rahmen ihrer Bejagung abgewöhnt haben. Neben den Delphinen konnten wir auch hier zahlreiche Pinguine und Seelöwen sehen.
Auf der Rückfahrt waren wir beide müde vom Essen und dem Wein, die während der Tour angeboten wurden. Wir wurden grade noch rechtzeitig geweckt, um bei den Palafitos am Rande von Castro austeigen zu können. Palafitos sind Häuser, die zum Teil direkt über dem Wasser errichtet sind, und die an diesen Stellen auf Stelzen stehen. Meistens sind die bunt angemalt und in einigen von ihnen befinden sich heute Cafés oder Hostels. Wir tranken, zum Ausklang des Tages hier noch einen Kaffee, und gingen in unser Hostel zurück. Am nächsten Morgen wollten wir schon früh nach Valdivia aufbrechen.Läs mer
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- Dag 80
- fredag 20 januari 2017 23:00
- 🌙 16 °C
- Höjd över havet: 11 m
ChileValdivia39°49’3” S 73°14’33” W
Valdivia

Valdivia trägt seinen Namen durch den spanischen Conquistadoren Pedro de Valdivia oder besser durch den König, dem er diente. De Valdivia war nämlich eines der prominetesten Opfer der Wehrhaftigkeit der Mapuche Indianer. Nach seinem Tod wurde die Stadt durch Karl I. nach ihm benannt. Er war es auch, der die Hauptstadt Santiago gründete. Sein Auftrag war, nachdem er zunächst für Francisco Pizarro, den „Unterwerfer der Inca“, gekämpft hatte, die Kolonisierung Chiles.
Der Ort Valdivia wurde mehrfach zerstört. Erst durch ein großes Erdbeben, dann durch die Mapuche, dann durch ein Großfeuer und dann, im letzten Jahrhundert, durch das stärkste Erdbeben, dass jemals aufgezeichnet wurde. 40 % der Häuser wurden zerstört. Neben den zahlreichen Toten gab es in ganz Chile etwa. 3.000.000 Obdachlose.
Heute gilt der Ort als Zentrum des deutschen Siedlertums. Denn hier landeten die meisten von ihnen bei ihrer Ankunft. Auch heute noch sind zahlreiche Straßen nach den Emigranten benannt und deutsche Bezeichnungen, wie etwa „Feuerwehr“, sind erhalten geblieben. Auch die erste Brauerei Chiles wurde durch hier durch die Einwanderer gegründet (Kunstmann).
Wir sind hierhergekommen, um ein paar entspannte Tage vor unserer Ankunft in Santiago verbringen zu können. Wir fliegen von dort aus am 27.1. nach Buenos Aires weiter. Ich freue mich schon sehr auf Argentinien und habe mir fest vorgenommen, mich in den nächsten Tagen verstärkt mit unserem neuen Ziel zu beschäftigen.
Das wohl gemütlichste an Valdivia ist der Fischmarkt. Weniger wegen der Fische, die dort verkauft werden, sondern wegen der Seelöwen, die davor im Wasser schimmen und sich auf den Anlegern ausruhen. Sie werden permanent von Geiern, Seemöwen und Kormoranen umflogen, die an den Resten vom Fischmarkt interessiert sind. Direkt neben dem Markt, vor der naturwissenschaftlichen Universität, steht ein großes foucauld‘sches Pendel. Ich musste im Hostel nachschlagen, wie es funktioniert und bin auch jetzt noch begeistert von der Idee.
Noch etwas spannender fand ich die kleine Austellung, die in einem der Seitenarme der Universität gezeigt wurde. Organisiert wurde sie von den Meeresbiologen, die den Besuchern die Anatomie und Physiologie von Walen und Delphinen nahebringen wollten. Neben den gigantischen ausgestellten Blauwalbarten war eine Abbildung zur Extremitätenevolution am interessantesten. Sie zeigte den Aufbau verschiedener Wirbeltierextremitäten und machte durch die Lage der Knochen, auch wenn sie mal kürzer, mal länger, mal dicker oder mal dünner waren, deutlich, dass zwischen all diesen Tieren eine evolutionäre Verwandtschaft besteht. Hier ein Beispiel einer ähnlichen Abbildung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Extremitätenevolu…
Auch konnten wir eine kleine Bootsfahrt auf dem Fluss machen. In einem Arm des Cau-Cau befindet sich Chiles erste Zugbrücke, die Cau-Cau-Brücke. Auch sie folgt einer gewissen deutschen Tradition, denn ähnlich wie der Berliner Flughafen, Stuttgard 21 oder bis vor kurzem auch noch die Elbphilharmonie hat sie viel Geld gekostet, funktioniert aber nicht. Da die Firma international operiert, hat es sich zu einem herrlichen Politik entwickelt. Selbst die Dailymail ist auf die Brücke aufmerksam geworden. Die Einwohner nehmen es mit Humor und nutzen die Brücke, um sie Touristen zu zeigen und gemeinsam mit ihnen Witze über ihr neues Wahrzeichen zu machen.
http://www.dailymail.co.uk/news/article-2536666…
http://www.azvi.es/en/the-back-to-front-bridge-…
Am zweiten Tag in Valdivia sind wir nach Niebla gefahren, um uns die Verteidigungsanlage dort anzuschauen. Den Namen trägt der Ort wegen der tiefhängenden Wolken, die ihn manchmal in einen dichten Nebel tauchen (Niebla). Das Fort selbst war eine der größten Verteidigungsanlagen in Chile.
Zwischenzeitlich, als Valdivia von den Spaniern aufgegeben waren, haben sich dort sogar die Niederländer aufgehalten, um ihren Angriff auf die Spanier zu koordinieren. Aber auch sie wurden von den Mapuche vertrieben. Auch andere Großmächte waren an dem Standort interessiert. So wurden große Teile der Küste Chiles und Perus durch Francis Drake angegriffen. Als Konsequenz entschloss sich die spanische Krone nach ihrer Rückeroberung des Gebietes zum Bau großer Verteidigungsanlagen.
Heute sind noch die Grundmauern und die Kanonengräben erhalten. Die ausgestellten Kanonen sind Repliken, sehen aber ungemein beeindruckend aus, wie sie so auf das offene Meer ausgerichtet sind. Außerdem gibt es viele Aussichtspunkte von denen aus wir einen Blick auf den Pazifik werfen konnten. An einem von ihnen ereignete sich vor 8 Jahren eine Tragödie, als ein 20 Jahre alter Mann beim Fotografieren die etwa 80 Meter tiefe Steilklippe hinabfiel. Ein Kreuz erinnert heute an ihn.
http://www.adnradio.cl/noticias/nacional/joven-…
Eine etwas schönere Erinnerung an das Fort war der Kleiderstand, an dem sich vornehmlich Kinder, aber auch Erwachsene Kleidung aus dem 17. Jahrhundert anziehen konnten, um damit durch das Fort zu laufen. So kam es vor, dass einem beim Spaziergang durch die Ruinen eine kleine Patrollie von halwüchsigen Musketieren entgegenkam.
Zwar sollte auch unsere letzte Station votr Santiago, Concepcion, am Meer liegen. Den Pazifik würden wir allerdings schon in Valdivia das letzte Mal auf dieser Reise zu gesicht bekommen.
Nach dem Besuch im Fort wollten wir eigentlich noch gerne in ein im Fluss ausgestelltes U-Boot gehen, auf dem auch immer einer der Seelöwen lag. Dafür kamen wir aber leider zu spät und begnügten uns an unserem letzten Abend in dieser zwar nicht besonders schönen, aber wirklich gemütlichen Stadt mit Wein und Papas Bravas.Läs mer
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- Dag 83
- måndag 23 januari 2017 23:03
- 🌙 17 °C
- Höjd över havet: 18 m
ChileLaguna Las Tres Pascualas36°49’12” S 73°2’40” W
Concepcion

Auf dem Weg nach Santiago haben wir noch für zwei Nächte in Concepcion gehalten. Auch diese Stadt, die eine der größten Chiles ist, wurden von Pedro de Valdivia gegründet, wobei sie nach mehrfacher Zerstörung durch Naturkatastrophen zwischenzeitlich verlegt wurde. Diese Verlegung geschah „von Menschenhand“. Im Gegensatz dazu, wurde die Stadt auch einmal durch die Natur selbst verlegt. Bei dem großen Erdbeben von 2010, bei dem mehr als 500 Menschen ums Leben kam, konnte im Nachhinein mit GPS-Technologie festgestellt werden, dass sich die gesamte Stadt um 3 Meter bewegt hatte.
Obwohl Concepcion als eine der Universitätsstädte Chiles gilt, gab es für uns nur wenig Einladendes. Die Straßen waren die meiste Zeit menschenleer und die Geschäfte geschlossen oder aufgegeben. Auch von der Musikkultur der Stadt, die Heimat zahlreicher Rockbands sein soll, bekamen wir nicht viel mit. Die Straßen hatten sogar etwas trauriges.
Ich habe vor gut zwei Jahren einen Bericht über Detroit im Fernsehen gesehen. Nach dem Zusammenbruch der Autoindustrie der USA, schoss die Arbeitslosenquote von „Motorcity“ in die Höhe und die Stadt zerfällt seither. In Conception fiel mir das, auch wenn es anderes aussah, als die Bilder in der Dokumentation, wieder ein.
Untergekommen sind wir in einem kleinen, im Internet nur als „mäßig rezensierten, Hostal ohne Fenster. Wir haben uns notgedrungen hierfür entscheiden müssen, weil wir, trotz erwähnter Größe der Stadt, kein anderes finden konnten. Wir verbrachten den Tag, den wir zur Verfügung hatten damit, zu einer kleineren Handwerksaustellung zu gehen, auf der verschiedene Nationen Süd- und Mittelamerikas vertreten waren. Hier konnten wir auch eine Kleinigkeit essen und in einem nahegelegenen Einkaufzentrum stöbern. Dort gab es auch eine Spielhalle mit ganz unterhaltsamen Light-Gun-Spielen. Auch der Hauptplatz mit der futuristischen Kirche war wirklich schön.
Alles in allem aber, können wir nicht empfehlen hierher zu kommen. Immerhin aber, hatte ich etwas Zeit mir Gedanken über Chile zu machen. Ich muss sagen, dass mir Perú und Bolvien fast etwas mehr Spaß gemacht haben.
Chile ist sehr in der „westlichen Moderne“ angekommen. Die Menschen fahren SUVs, halten sich an die Verkersregeln, das Wasser aus der Leitung ist trinkbar. Die Mittelklasse ist breit, überall Smartphones… Fastfood, und zwar die besonders fettigen Varianten, sind Verkauftsschlager. Ich war ja noch nie in den USA, hatte aber immerwieder das Gefühl, dass es sich dort stellenweise so anfühlen muss.
Das ist eine harte Kritk und ich tue Chile unrecht, wenn ich den Eintrag mit ihr beende, denn das Land bietet jedem Reisenden wirklich viel. Von Wüsten, über Küsten, über Vulkangebirge bis hin zu Seenlanschaften haben wir alles gesehen. Wir durften in Städten feiern, durch Canyons laufen und auf Berge klettern. Viele Erfahrungen, habe ich hier zum ersten Mal gesammelt und ich möchte sie nicht missen. Außderdem haben wir nur einen winzigen Teil des Landes gesehen. Im so beliebten, umschwärmten Patagonien waren wir nur kurz und nur in der ganz nördlichen Spitze. Insofern ist es wohl zu früh für ein objektives Urteil. Und ein letzter Halt steht uns ja noch bevor...Läs mer
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- Dag 86
- torsdag 26 januari 2017 23:16
- 🌙 23 °C
- Höjd över havet: 538 m
ChileQuinta Normal33°26’56” S 70°40’9” W
Santiago

Nach den eher ernüchternen Tagen in Conception haben wir es endlich zu unserer letzten Station in Chile geschafft. „Endlich“ sage ich weniger, weil es mir hier keinen Spaß gemacht hat, sondern vielmehr, weil wir uns sehr auf Santiago gefreut haben. Katalina hatte uns bereits in Bolivien von dem „Museo de la Memoria y los Derechos Humanos“ erzählt. In diesem Museum wird die Militärdiktatur Pinochets aufgearbeitet bei der mehrere tausend Menschen getötet wurden oder „verschwunden“ sind. Zudem wurden unzählige von ihnen Opfer grausamster Folter.
Auf der Fahrt sahen wir auch einige der Waldbrände, die Chile derzeit heimsuchen. Sie gelten als die schlimmsten Brände, die es hier in den letzten Jahrzehnten gegeben hat. Ich habe dazu eine wirklich gute Bilderschau gefunden:
https://www.nzz.ch/panorama/bildstrecken/bildst…
Santiago liegt in einem Kessel aus Bergen, so dass der Rauch, vielleicht war es auch Smog, fast durchgehend über der Stadt hing. Ein Taxifahrer hat uns erzählt, dass es in Chile keine hauptamtlichen Feuerwehrleute gibt. Das heißt, dass der gesamte Einsatz zur Brandbekämpfung von Ehrenamtlichen geleistet So mussten zahlreiche Anfragen an das Ausland getätigt werden. NACHTRAG: Etwas später als ich diesen Eintrag begonnen habe, sollten wir erfahren, dass die Stadt Concecion maßgeblich von den Bränden bedroht war und, so zumindest die Nachrichten, nur das Eingreifen von russischen Flugzeugen ein Übergreifen der Brände auf die Stadt verhindert werden konnte.
Unser Hostal in Santiago lag etwas außerhalb, so dass wir immer erst eine halbe Stunde in die Stadt fahren mussten. Etwas zentraleres konnten bzw. wollten wir uns nicht leisten. Dafür war es bestens ausgestattet, so dass wir hier -seit langem das erste Mal- wieder etwas kochen konnten. Wir schleppten seit Ewigkeiten eine große Einkaufstasche mit Lebensmitteln mit uns herum, hatten aber seit Puerto Varas keine gute Küche mehr.
In unserer Nähe lag auch ein Einkaufszentrum, so dass wir den ersten Tag eigentlich nur mit Bummeln verbracht haben. Am Abend haben wir uns nach dem Essen „Animales fantasticós“ von J.K. Rowling im angeschlossenen Kino angeschaut. Toller Film. Die Story ist zeitweise etwas dünn, wird aber durch die magische Welt, die man kennenlernt und die zahlreichen guten Interpretationen der 20er Jahre in New York wieder wettgemacht.
Am zweiten Tag sind am Morgen noch schnell auf einen Abstecher ins Museum der schönen Künste gegangen. Wir wollen eigentlich nur Zeit überbrücken, bis unsere Tour anfing, sind aber auf eine Austellung von Godoy gestoßen. Er malt hauptsächlich nackte Männer, manchmal in Sadomasosituationen:
http://d2vpb0i3hb2k8a.cloudfront.net/wp-content…
Das war ein wenig schräg, aber für so ein eher konservatives Land auch spannend. Dafür fand man dann in der zweiten Etage wieder die für Südamerika typischen katholisch inspirierten Gemälde von Maria, Jesus und kleinen dicken Engeln.
Vor dem Museum startete auch unsere Tour durch die Stadt. Die wohl interessantesten Punkte, an denen wir Halt gemacht haben, waren das „Centro cultural Gabriela Mistral“, der Präsidentenpalast und das frühere Hauptquartier der „Radikalen Partei“. Sie alle hatten mit der Regierung Allendes zu tun.
Das Kulturzentrum wurde ursprünglich für ein Treffen der Vereinten Nationen errichtet. Es sah allerdings zunächst so aus, als wäre es nicht möglich, es bis zur Konferenz fertig zu stellen. Da Allende das Land von seiner besten Seite präsentieren wollte, startete er einen Aufruf:
Alle Arbeiter Chiles sollten sich, sofern möglich, in Santiago einfinden, um das Gebäude zu errichten. Und Tausende folgten seinem Ruf. So schafften sie es, anstatt der ursprünglich angesetzten 2 Jahre, lediglich wenige Monate mit dem Bau zu verbringen. Die Konferenz konnte wie geplant abgehalten werden. Nach deren Ende widmete Allende den Bau den Arbeitern Chiles und füllte es mit sozialistisch angehauchten Dovotionalien.
Nach seinem Sturz wurden diese durch Pinochet entfernt. Da der Präsidentenpalast zerstört war, bezog er die Räume zunächst und machte sie zu seinem Hauptquartier. Dies ist eine ganz typische Vorgehensweise für das Regime gewesen:
Die Vernichtung der Symbole der vorangehenden Gesellschaft war eines der Kerngeschäfte der neu errichteten Diktatur. Es erinnert dabei ein wenig an die Bücherverbrennung der Nazis. Nichts sollte existieren außerhalb des neuen Regimes. So kam es auch in den ersten 2 Jahren zu den meisten Menschenrechtsverbrechen. Chile sollte „kulturell gesäubert“ werden.
Das selbe galt auch für das ehemalige Hauptquartier der Radikalen Partei, die Allende unterstützt hatten. Nach der Machtergreifung Pinochets wurde es zum Stützpunkt der Geheimpolizei. Es muss ein furchtbares Gefühl gewesen sein, in seiner ehemaligen politischen Heimat von einem folternden Polizeiapparat verhört zu werden… Auch hier zeigt sich wieder, welche Macht Umdeutungen haben.
Der spannenste Abschnitt der Tour war aber der Präsidentenpalast. Der Sturz Allendes war nicht so, wie es der Sturz von der Witwe Peróns in Argentinien Mitte der 70er Jahren war. Sie hatte damals die Möglichkeit einfach frei abzuziehen und das Land zu verlassen. Danach zog auch hier der Schrecken ein.
Der Sturz Allendes war mit einem militärischen Angriff auf den Palast verbunden, der dabei durch die Luftwaffe fast vollständig zerstört wurde. Die letzte Rede Allendes ist bis heute erhalten geblieben:
https://www.youtube.com/watch?v=HC8UirZLCZQ (Untertitel verfügbar)
Kurz danach setzte er seinem Leben ein Ende, um der Gefangenschaft zu entgehen. Der Film „Allende en su laberinto“ (auf Netflix verfügbar) ist dabei eine verhältnismäßig authentische Erzählung seiner letzten Stunden. Auf IMDb hat der Film eine recht geringe Gesamtbewertung. Schaut man in die Kommentare sieht man, dass noch heute der Konflikt zwischen Amerikanern und Chilenen schwelt. Alle positiven Stimmen kommen aus Chile, während die Kritk aus Nordamerika kommt:
„Allende was not a bad president in the eyes of many president but had ideals much too close to communism. This meant he was the US's enemy and we had to do something about it.“
Man sieht also, dass auch heute noch eine ideologische Aufladung des Themas besteht.
Ich persönlich kann den Film nur empfehlen. Auch wenn er, wie alle Nacherzählungen, seine Schwächen hat. Gemacht wurde er vom großartigen Miguel Littin, über den Gabriel García Márquez, ein schönes Buch geschrieben hat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Abenteuer_des…
In angesprochenem „Allende-Film“ ist das eigentlich beeindruckende die Art und Weise, wie Allende dargestellt wird. Aufrecht und rechtschaffend. Ob er das wirklich war, kann ich natürlich nicht sagen. Eine Szene aus dem Film hat mich trotzdem besonders beeindruckt. Allende schickt darin seine Verteidiger nach draußen, um dem Tod zu entgehen. Er selbst bleibt zurück, um sich zu opfern. Bevor er seine Männer entlässt, gibt er, bei anhaltendem Beschuss, jedem einzelnen von ihnen die Hand. Das hat schon etwas ungemein anrührendes und eben „aufrechtes“.
Wie geplant haben wir es auch noch in das erwähnte Museum geschafft. Wir haben knapp 3 Stunden benötigt, waren aber bereits nach einer schon so erschlagen von all den Informationen und Hintergründen. Der Rundgang durch das Museum beginnt mit dem Sturm auf den Präsidentenpalast und endet mit Pinochets Rücktritt. Die Themen Gewalt und Folter sind zwar allgegenwärtig, aber dennoch nur ein kleiner Teil der Austellung. Viel wird auch über die politischen Strategien der Junta erzählt, viel auch über die Gegenbewegungen und die Rolle der Kirche.
Das Museum stellt auch eine online zugängliche digitale Bibliothek mit einer gigantischen Menge an Material zur Verfügung: http://www.bibliotecamuseodelamemoria.cl/gsdl/c…
Das Museum ist, vor allem unter Chilenen, ungemein populär. Es kommt jedoch öfter die Kritik auf, dass es die Zustände in Chile vor dem Putsch nicht beleuchte und so die Realität verzerre. Dem halten die Macher des Museums allerdings entgegen, dass die Zustände, die unter Allende geherrscht haben, keine Rolle in Bezug auf die Menschenrechtsverletzungen unter Pinochet spielen. Dem schließe ich mich an. Ob man Allende nun politisch mochte oder eben nicht, entbindet die nachfolgende Regierung nicht von ihrer Pflicht zur Achtung des menschlichen Lebens. Im Report der Valech-Komission, den ich ja schon einmal verlinkt hatte, werden Details offenbart, die keinerlei Dikussion in Bezug auf den Daseinszweck des Museums zulassen.
Trotz alledessen hatte Santiago natürlich auch schöne Seiten. Eine witzige Geschichte rankt sich um den sogenannten „Kaffee mit Beinen“ (Café con piernas). Chile ist aufgrund seiner Seefahrertradition eigentlich ein Teetrinkerland. Kaffee hat hier nie den Stellenwert erhalten, den es heute in den meisten andren Ländern Süd- und Mittelamerikas hat. Da sich aber einige Leute in den Kopf gesetzt hatten, mit Kaffee in Chile Geld zu verdienen, wurde der „Kaffee mit Beinen“ erfunden. Überall in Santiago finden sich heute Kaffeeläden mit schwarzgetönten Scheiben, in die nur Männer hineingehen. Ausgeschenkt wird tatsächlich nur Kaffee, kein Alkohol und die Beine sind natürlich die der leichtbekleideten Bedienungen.
Richtig guten Kaffee findet man in Chile kaum. Die meisten Haushalte und sogar die meisten Restaurants servieren Nescafé. Oft bekommt man einfach eine Tasse heißes Wasser und drei Plastikbeutel serviert: Zucker, Nescafé und Kaffeeweißer…
...ich war also ganz froh, dass wir bald schon in Buenos Aires sein sollten, welches maßgeblich durch italienische Einwanderer beeinflusst wurde. Insofern hoffte ich dort mal wieder einen richtigen Kaffee trinken zu können.Läs mer
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- måndag 30 januari 2017 19:53
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ArgentinaObelisco34°36’12” S 58°22’54” W
Buenos Aires I

Buenos Aires hat wirklich ungemein guten Kaffee. Zumindest, wenn man sich die Mühe macht, und ein anständiges Lokal sucht. Warum hier Kaffee im Gegensatz zu anderen südamerikanischen Ländern eine lange Tradition hat, liegt an der bewegten Geschichte der Stadt.
Vermutlich war einer der Hauptgründe für die Errichtung von Buenos Aires, die gute Lage als zentraler südamerikanischer Hafen auf der Ostseite des Kontinents. Ein weiterer war allerdings, dass man große Silbervorkommen in der Region vermutete. Daher rührt auch der Name „Río de la Plata“ für den dortigen Fluss und der Name Argentinien, der von Argentum stammt. Das meiste Silber kam allerdings aus Potosí im heutigen Bolivien. Silber wurde hier keines gefunden. Aber die sich zunehmend vergrößernde Stadt wurde zum Zentrum eines Landes, dass sich maßgeblich mit Argrarwirtschaft finanzierte.
Im Jahr 1810 erlangte Argentinien seine Unabhängigkeit infolge der Thronbesteigung von Joseph Bonaparte, dem Bruder Napolenos, in Spanien. Das „Mutterland“ hatte daraufhin soviele innenpolitische Instabilitäten zu bewältigen, dass es seinen kolonialen Ideen nicht mehr gerecht werden konnte. Infolge dieser Unabhängigkeit wurde zwar eine Republik gegründetm diese wurde aber maßgeblich von Oligarchen dominiert, welche über gigantische Ländereien verfügten. Ein paar Jahrzehnte später öffnete sich Argentinien für europäische Aussiedler. Etwa 50 % waren Italiener, daneben viele Nordspanier aus dem Baskenland und Galizien. Infolgedessen und durch die indigenen Einflüsse u.a. aus dem Guaraní, dem Mapundugun und dem Quechua, bildete sich der für Argentinier so eigentümliche Dialekt heraus. Aus „J“ wird hier eine Art „Che“. Aus „llamar“ (sprich: jamar) wird hier also „dschamar“. Einer der berühmtesten Söhne Argentiniens, Ernesto Guevara, erhielt seinen Spitznamen durch diese Besonderheit.
Neben der Sprache veränderten sich auch die Brauchtümer innerhalb des Landes. So gelangte der Kaffee, neben dem Nationalgetränk „Jerba Mate“, zu großer Beliebtheit.
Buenos Aires ist eine fantastische Stadt. Ich habe mich innerhalb weniger Stunden verliebt und plane schon jetzt fest, hier nocheinmal für eine längere Zeit her zu kommen. Die Stadt ist ein wirklicher „Melting Pot“ mit Einflüssen aus allerlei Kulturen, Trends und Weltanschauungen. Die Architektur ist auf die Zusammenstellung bezogen eine Katastrophe. Alt neben neu. Glashochhaus neben florentiner Bauweise. Und dennoch schafft es die Stadt, wie aus einem Guss zu wirken. So als habe sie dieses Chaos als einen Teil von sich akzeptiert und beschlossen es stolz und mit Würde zu betonen.
Gleich am ersten Tag machten wir eine Tour durchs Zentrum. Die damalige Oligarchie war stets bemüht, dem Ort ein „kulturell Wertvolles“ Antlitz zu verleihen. Auf diese Weise entstanden hier gewaltige Prunkbauten in den verschiedensten Stilrichtungen… nur viel größer als sie es in Europa gewesen wären. Beim Kongress, an dem auch unsere Stadttour begann, ging man sogar soweit, jedes einzelne Teil, jeden Stein, jeden Türbeschlag aus Europa zu importieren. Auf diese Weise formte sich die Innenstadt ganz im Sinne der damaligen Oberschicht.
Mit dem fortschreitenden Zuzug von immer mehr Aussiedlern, entschieden sich die damaligen Oligarchen, sich etwas aus dem Zentrum zurückzuziehen und andere Quartiere einzunehmen, was es einigen Neuankömmlingen ermöglichte auch in den schönen Bauten im Zentrum zu leben. Das natürlich nicht so prunkvoll, wie es ihre Vorgänger getan hatten, sondern mit deutlich mehr Personen pro Zimmer. Küchen wurden gemeinsam genutzt, was die heutige argentinische Küche formte, die zahlreiche europäische Einflüsse aufweist.
Die Lebensbedingungen der Zuwanderer waren allerdings oft fatal. Viele Männer hatten ihre Familien zurückgelassen und lebten in der Hoffnung, sie durch die Früchte ihrer Arbeit irgendwann in die neue Heimat holen zu können. Und die, die es bereits geschafft hatten, lebten oftmals trotzdem unter erbärmlichen Bedingungen. In dieser Zeit entwickelte sich auch der Tango, der eine Mischung aus Tanz, Gesang, Schauspiel und Gedicht ist. Er gilt als das Produkt der Tragik, die die Menschen aus allen Himmelsrichtungen damals umgab. Er weist Einflüsse aus Afrika, Osteuropa und zahlreichen anderen Erdteilen auf (https://de.wikipedia.org/wiki/Tango_Argentino).
Wir wurden auf unserer Tour auch am Kaffee Tortoni vorbeigeführt, dem ältesten Kaffee der Stadt, wo wir einen Abend später eine Tango-Show besuchen sollten.
Die wirtschaftliche Situation Argentiniens verbesserte sich zusehends. Zwischenzeitlich war Argentinien eines der wohlhabensten Länder der Erde. Doch durch die Weltwirtschaftskrise wurden die aufkommenden Hoffnungen auf eine goldene Zukunft schon rasch wieder zerstört. Die Situation der armen Arbeiter, grade auf auch auf dem Land, wurde immer prekärer und auch die Oberschicht, immer in der Angst vor Bauernaufständen und Rebellionen, wurde zusehends nervös.
Und dann trat eine der interessantesten politischen Figuren Südamerikas auf den Plan, Juan Perón. Er war ein großer Bewunderer Mussolinis und des Faschismus, was es, nebenbei bemerkt, so vielen Nazis ermöglichte vor den Alliierten nach Argentinien zu fliehen. Trotz dieser Tatsache war seine Sozialpolitik durch marxistische Einflüsse geprägt. So verstaatlichte er zahlreiche Industriezweige und verbesserte maßgeblich die Situation der armen Bevölkerung. Der Peronismus war geboren. Diese politische Denkrichtung versteht sich selbst als dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Er versucht die Klassen der Gesellschaft zu erhalten, aber gleichzeitig einen starken staatlichen Fürsorgecharakter zu etablieren. So wurden die Industriebesitzer zum Beispiel nicht, wie es klassisch sozialistisch gewesen wäre, enteignet, sondern mit horrenden Summen abgefunden. Unter anderem dies führte zur Absetzung Peróns, denn die Staatskasse war auf diese Weise bereits nach einigen Jahren hoffnungslos geleert. Der nächste Halt unserer Tour war ein gigantisches Konterfei seiner ersten Ehefrau Evita. Noch heute wird sie von vielen Argentiniern verehrt. Sie war Radiosprecherin und fungierte als die Stimme des „kleinen Mannes“. Sie hatte einen gewaltigen Einfluss auf ihren Mann, der aus ihre beinahe die Vizepräsidentin des Landes gemacht hätte. Sie starb mit Anfang 30 an Gebärmutterhalskrebs. Ihre Beerdigung wurde zu einem Volkstrauertag. Aber sie und ihr Mann waren umstritten. So wurden nach ihrem Tod zahlreiche Mauern der Stadt mit dem Slogan „Viva el cancer!“ besprüht. Um ihren Leichnam, der auf dem Friedhof in Recoletta ruht, ranken sich zahlreiche Legenden und Geschichten.
Unser nächster Halt war der Plaza de Mayo, der seinen Namen nach dem Monat trägt, in dem Argentinien unabhängig wurde. Hier erinnern Bodenbedruckungen in der Form von Kopftüchern an die Bewegung der „Madres des Plaza de Mayo“. Nachdem Peroń abgesetzt wurde, lief es trotzdem nicht so recht in der Politik, so dass er auf großen Druck der Bevölkerung in den 70er Jahren aus seinem Exil in Spanien heimkehrte und sich nochmal zur Wahl aufstellen ließ. Er starb allerdings kurz nach seiner Amtsübernahme und seine Frau, die gleichzeitig Vizepräsidentin war, übernahm die Amtsgeschäfte. Sie galt es etwas verrückt. Angeblich hat sie einmal Versucht sich auf den Leichnam von Evita zu legen, um sich mit Hilfe eines Magiers ihrer Seele zu bemächtigen. Sie scheitete als Präsidentin und wurde von einer Militärjunta abgesetzt.
Diese bestand aus den wohl übelsten Menschen Argentiniens. Sie waren hoch konservativ und traditionalistisch und wohl auch von den Altnazis beeinflusst, die noch unter Perón vielfach als Militärberater eingesetzt wurden. Es wirkt so, als würden sie nicht ertragen, dass die Erde sich entwickelt. Ein berühmter Ausspruch von einem der Oberkommandierenden lautete:
„Die aktuelle Krise der Menschheit ist drei Männern geschuldet: Zum Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichte Marx die drei Bände seines Kapitals und säte mit ihnen Zweifel an der Unverletzlichkeit des Eigentums; Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die geheiligte Intimsphäre des Menschen angegriffen durch Freud mit seinem Buch die Traumdeutung, und schließlich hat Einstein 1905 mit seiner Relativitätstheorie die statische Vorstellung von der Materie und ihrem Untergang untergraben.“
Er erwähnte zudem, dass es sich bei allen dreien um Juden gehandelt habe.
Infolge der Machtübernahme begannen zahlreiche Menschen zu verschwinden. Sie wurden in Foltergefängnisse verbracht, dort verhört und hinterher beseitigt. Gängig war es zum Beispiel die Verletzten noch lebend aus einem Helikopter oder Lastenflugzeug in den Rio de la Plata zu werfen. Zum Ende der Militärdiktatur galten etwa 30.000 Menschen als „Desaparecidos“. Demonstrationen waren zu dieser Zeit verboten, aber den Müttern der Verschwundenen war klar, dass sie als Mütter eine hoch geachtete Stellung in der Gesellschaft hatten. Sie beschlossen Demonstrationen zu wagen, indem sie, die alten Stoffwindeln ihrer verschwundenen Kinder zu Kopftüchern gebunden, schweigend im Kreis über den Plaza de Mayo liefen, wo auch der Regieruntgssitz liegt.
Der Plaza de Mayo wird auch heute noch für Demonstrationen genutzt. Die letzte war ein Aufmarsch der transnationalen Bewegung „Ni una menos“, die sich gegen die Gewalt an Frauen in Argentinien und Südamerika stellt. Mehrere hunderttausend Menschen kamen.
Wir besichtigten auch noch den Friedhof von Recoletta, zu dem es zahlreiche Geschichten gibt. So zum Beispiel die eines Mannes, der Angst davor hatte, lebendig begraben zu werden und deshalb sein Grab mit allerlei Mechanismen ausgestattet hatte, um in einem solchen Fall entkommen zu können. Er testet diese Vorrichtungen bis zu seinem Tode jedes Jahr einmal. Immer an seinem Geburtstag…
Unsere Reise durch Argentinien beginnt in Buenos Aires und wird auch hier enden. Ich freue mich schon, wenn wir in 3 Wochen wieder hier sein dürfen...Läs mer
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- onsdag 1 februari 2017 19:20
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ArgentinaPosadas27°21’44” S 55°54’3” W
Posadas

Argentinien ist das zweitgrößte Land Südamerikas. Es ist fast 8 mal größer als Deutschland, hat aber nur halb soviele Einwohner. Demenstsprechend gering ist die Bevölkerungsdichte und dementsprechend leer ist das Land an manchen Stellen. Und das Land ist flach, zumindest in großen Teilen… Lange Busfahrten sind also hier ein eher unangenehmer Teil unserer Reise.
Von Buenos Aires aus wollten wir nach Iguazú, dass im Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Paraguay liegt. Dort befinden sich die berühmten Iguazú-Wasserfälle. Die Busfahrt dorthin hätte in einem Stück allerdings etwa 18 Stunden gedauert, so dass wir uns entschieden haben, einen Nachtbus bis Posadas zu nehmen, dort eine Nacht zu bleiben und am nächsten Tag das letzte Reststück mit einem anderen Bus fahren zu können.
Die immerhin noch zwölf Stunden im Nachtbus konnten wir dann schlafend verbringen. Unglücklicherweise saß neben uns eine Familie mit etwas quirligen Kindern, die abends vom Bordsteward (jeder Bus hat immer einen Fahrer und einen Kontrolleur, der auch Getränke und Snacks serviert und das Filmprogramm aussucht) noch mit reichlich Cola versorgt wurden. Vor uns saß eine Truppe betrunkener Argentinier im fortgeschrittenen Alter und aus Geiz hatten wir uns gegen Liegesessel entschieden. Die Nacht war also verhältnismäßig durchwachsen und wir waren froh, dass als wir am Morgen aussteigen konnten.
Posadas liegt am unteren Rand der Provinz Misiones. Ähnlich wie Deutschland ist auch Argentinien ein föderaler Staat. Die Provinzen ähneln den Bundesländern und haben alle ihre eigene Verfassungen. Der gesamte Staat ist als Zentralstaat organisiert und in den Entscheidungsbereich der Provinzen fällt nur, was nicht ausdrücklich aufgabe des Zentralstaates ist.
Die Provinz Misiones liegt in dem kleinen keilförmiges Ausläufer Argentiniens, der wie ein kleiner Haken zwischen den Nachbarländern verläuft. Die Region hat eine recht lange Geschichte und trägt ihren Namen aufgrund der Jesuitenreduktionen, die sich im 17. und 18. Jahrhundert dort befanden. Diese Reduktionen waren kleine Dörfer, in die die indigene Bevölkerung umgesiedelt wurde, um ihnen „den Glauben nahezubringen“. Die erste Versuche der Christianisierung der Ureinwohner waren nur teilweise erfolgreich. Immer wieder mischte sich der aufoktroyierte Glaube mit den bereits bestehenden spirituellen Vorstellungen der Menschen, wenn er überhaupt gelang. Oftmals wurde den Missionaren auch einfach nur feindlich begegnet.
Die Reduktionen dienten somit als Versuch eine Art Ausbildungslager zu etablieren. Das wirkt zunächst abschreckend. Man muss allerdings dazu sagen, dass die Reduktionen, trotz ihrer paternalistischen Funktion auch dem Schutze der indigenen Bevölkerung dienten. Das beste Beispiel hierfür sind die Reduktionen hier in der Provinz Misiones, die auch ihren Namen daher hat. In ihnen wurden die Guaraní ausgebildet. Sie waren eines der ersten Völker Südamerikas, das mit den Europäern in Kontakt kam. Unter anderem da schon der erste spanische Gouverneur Paraguays die „Vermischung“ von Guaraní und Zuwanderern förderte, sind sie auch heute noch eine verhältnismäßig bedeutende Volksgruppe. Zumindest im Vergleich zu vielen argentinischen Stämmen, die durch die Skrupellosigkeit der Kolonialherren heute nicht mehr existieren. Allerdings waren die Guaraní auch bedroht. Sie wurden von Sklavenhändlern gejagt und oftmals in sklavenähnlichen Beschäftigungsverhältnissen durch die weiße Oberschicht ausgebeutet.
Die Reduktionen setzten hier an und ermöglichten den Guaraní neben dem Erwerb einer formalen Bildung, die zur Selbstbehauptung nötig war, auch sich selbst zu schützen.
Der Ort Posadas liegt in der Nähe von San Ignacio, wo eine der berühmtesten Ruinen der Reduktionen steht. Auf unserer Rückkehr von Iguazú wollen wir dort halt machen. Leider bietet Posadas wenig schönes. Zumindest haben wir nur wenig schönes gefunden. Es ist hauptsächliche eine Drehscheibe zur Einreise nach Paraguay.
Auch mit dem Hostal hatten wir etwas Pech. Es war unglaublich schmutzig und in unserem Nachbarzimmer verbrachten einige Mädchen ihren Abend damit eine Küchenschabe zu jagen. Bei uns wohnte nur ein kleiner Gecko im Zimmer, an dem wir uns nur wenig störten. Unser Fenster war vergittert und wir konnten auf eine Art Podest im Garten schauen, auf dem eine selbstgemachte Langhantel lag. Alles in allem fühlte es sich ein wenig wie Gefängnis mit Freigang an.
Wir verbrachten einen großen Teil vom Tag also außerhalb, tranken Kaffee, aßen Obstsalat oder Eis und liefen herum. Die Innenstadt war stellenweise ganz gemütlich. Diese Gemütlichkeit war allerdings nur ein kleiner Streifen, zwischen den traurigen Straßen, die das Zentrum umrandeten und dem Kern der Innenstadt, bei der ein hässliches Geschäft neben dem anderen stand.
Zur Ehrenrettung von Posadas muss man allerdings die Promenade am Fluss Paraná erwähnen. Hier konnte man am Abend, bei tief stehender Sonne, sehr gemütlich spazieren gehen und nach Paraguay hinüberschauen. So erging es nicht nur uns. Viele Menschen kamen zum Ausklang des Tages hier her, bepackt mit großen Matevorräten und manchmal auch Klappstühlen. Misiones ist DIE Provinz für den Mateanbau. Unter anderem hatten Che Guevaras Eltern hier eine Plantage. Wir wandeln daher etwas auf seinen Spuren, denn er wird uns noch bei mindestens zwei weiteren Stops begegnen…
Wir liefen bis zur großen Statue eines indigenen General Commander, die sich am Flussufer auftut und gigen dan nach Hause, um genug Schlaf für unsere Fahrt nach Iguazú zu finden…
Die Geschichte dieses General Commander ist eigentlich ganz interessant, denn an und für sich war es der indigenen Bevölkerung anfang des 19. Jahrhunderts nicht erlaubt, einen solchen Rang zu bekleiden. Er wurde, eigens zu dem Zweck der Einschreibung in die Armee, von einem Argentinier adoptiert und durfte damit den Nachnamen „Artigas“ tragen. Sein wirklicher Name, Andrés Guazurary, hätte ihm diese Karriere verwährt. Er galt als als Vorbild für die Guaraní und war zeitweise sogar Provinzgouverneur. Im Jahr 2014 wurde er durch Chrstina Fernandez de Kirchner posthum zum General befördert:
https://www.tripadvisor.de/LocationPhotoDirectL…
PS: Etwas würde ich gerne noch nachreichen. Beim Beitrag über Buenos Aires hatte ich schon die maximal erlaubte Zeichenanzahl erreicht. Hier also noch ein kleines Video von den „Madres de Plaza de Mayo“:
https://www.youtube.com/watch?v=S3me2wogxNcLäs mer
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- Dag 97
- måndag 6 februari 2017 20:34
- 🌙 25 °C
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BrasilienRío Iguazú25°35’41” S 54°35’42” W
Iguazú

Iguazú kommt aus dem Guaraní und bedeutet soetwas wie „großes Wasser“. Tatsächlich handelt es sich mit bis zu 13.000 m³/s in der Regenzeit um einen der wasserreichsten Fälle der Welt. Das entspricht etwas mehr als fünf Wettkampfschwimmbecken nach olympischen Vorgaben… pro Sekunde.
Die Guaraní haben einen schönen Entstehungsmythos. Demnach sollen die Wasserfälle vom Gott „Mboi“, einer gewaltigen Schlage, erschaffen worden sein. Mboi verlangte jedes Jahr nach einer Jungfrau. Eine von ihnen versuchte mit ihrem Gebliebten in einem Boot den Fluss hinab zu fliehen. Darauf wurde Mboi rasend und schlug eine gewaltige Schlucht in den Boden. Die Seele des Mädchens sperrte er in einen Stein am Fuße des Wasserfalls. Ihr Geliebter verwandelte sich daraufhin vor Schmerz in einen Baum, der am Ufer stand, um sie für immer beobachten zu können.
Die Fälle liegen in einem Nationalpark, der einen brasilianischen und einen argentinischen Teil hat. Kurz neben der Stadt, in der wir wohnten (Puerto Iguazú) liegt auch die Grenze zu Paraguay, so dass man von hier aus alle drei Länder bereisen kann.
Wir machten uns auch gleich am ersten Tag auf, um einen kleinen Eindruck dieses Dreiländerecks zu erhalten. Als erstes wurden wir nach Ciudad del Este in Paraguay gebracht. Ein furchtbarer Ort, der ausschließlich aus Kaufhäusern besteht. Paraguay gilt als das Einkaufsparadies der Region. So ziemlich alles ist günstiger als in den Nachbarländern. Aus diesem Grunde entstand hier ein gigantischer Einkaufstourismus, der die Stadt in eine Art Konsumwasteland verwandelt hat. Es ist wirklich furchtbar…
https://www.youtube.com/watch?v=yAhhITkI0gU
Wir kauften auch etwas, ließen uns ein wenig mit dem Umrechnungskurs bescheißen, übergingen die merkwürdigen Kommentare des Verkäufers über die Berliner Mauer, von der er glaubte, dass sie immer noch stünde und seine Fragen, ob wir Hitler nicht aus super finden würden und tranken dann einen Kaffee, um die Zeit zu überbrücken, bis wir endlich weiter konnten.
Die Paraguayaner haben historisch bedingt ein komisches Verhältis zu Deutschland und insbesondere zu den Nazis. Das Land wurde Jahrzehnte lang von dem deutschstämmigen Diktator Alfredo Stoessner beherrscht. Zugleich gibt es eine große deutsche Aussiedlercommunity. Wir fahren als nächstes nach San Ignacio, in dem Beitrag erzähle ich etwas mehr dazu, weil wir auch planen uns einige der Reduktionen in Paraguay anzuschauen, die ich im Artikel über Posadas erwähnt habe.
Unser nächster Halt war ein gigantisches Mittagessen in Brasilien. Ich habe noch nie ein Bufet gesehen, dass so reichhaltig war. Auf mehreren gigantischen Tischen waren rundherum alle möglichen Speisen angerichtet. Man konnte sich durch die halbe südamerikanische Küche essen, obwohl der Schwerpunkt auch hier auf der sehr fleischlastigen, deftigen Küche der Region lag. Ich kam trotzdem nicht zu kurz. Am Ende konnte man sich noch am ebenfalls gigantischen Dessertbuffet bedienen. Das schönste war hier, dass man sich selbst Eis in super spannenden Geschmacksrichtungen auftun konnte. Ich kleckerte dabei etwas von dem Avodacoeis auf den Rand der Anrichte und machte mich auf die Suche nach einer Serviette. Genau in diesem Moment kam eine kleine, ältere Frau mit wirklich großen Brüsten, die genau bis zum Rand der besagten Theke reichten. Sie hat nicht gemerkt, dass sich nun ein großer grüner Fleck auf einer von ihnen ausgebreitet hat…
Bevor wir uns die Wasserfälle anschauten, gingen wir noch in den Vogelpark auf der brasilianischen Seite. Ein Großteil der Vögel hier ist vor Tierfängern und privten Sammlern gerettet worden. So hatten wir die Chance Einblicke in die heimische Vogelwelt zu bekommen. Wir sahen Tucane, hsePapageien, Harpyen und allerlei Federvieh, dass wir nicht benennen konnten. Zusätzlich waren auch noch einige Schmetterlinge und Reptilien ausgestellt. Einmal lief uns eine gigantische Echse von bestimmt einem Meter Kopf-zu-Schwanzspitzen-Länge direkt vor die Füße. Ob das so gehörte oder ob sie ausgebüchst war, wussten wir nicht genau. Den Tierpfleger der in der Nähe stand hat es aber recht kalt gelassen, so dass wir davon ausgingen, dass das alles schon so passte. Ein tolles Tier, unheimlich groß und wieselflink.
Auch bei den Wasserfällen begrüßten uns einige Tiere. Das Gelände war voll von Nasenbären, die unheimlich niedlich aussehen, die aber auch unheimlich verfressen waren. Jede Tüte mit Essen musste vor den kleine Biestern mit den unheimlich scharfen Krallen, die sie normalerweise zum Buddeln benutzten in Sicherheit gebracht werden. Trotzdem gehören sie definitiv in die Kategorie „Tiere die man gern haben muss“:
https://www.youtube.com/watch?v=RrjjRCBOXUc
Daneben haben wir hier das erste Mal die gigantischen Webspinnen der Selva gesehen. Ihre Beinspannweite betrug bestimmt 10 cm und ihr Körper erreichte eine Länge von etwa 4-5 cm. Sie hingen vermehrt direkt über dem Wasser in großen mehrdimensionalen Netzen. Ich habe versucht sie anhand von unseren Fotos zu bestimmen, bin aber bisher gescheitert. Ich wollte in Hamburg nochmal in die Unibibliothek dafür.
Die Wasserfälle selbst waren gigantischen. So als habe die Welt einen Riss bekommen und nun fließe ein Ozean darüber. Man konnte, stand man in der Mitte, nach links und rechts schauen und sah nur herabfließendes Wasser.
An einigen Stellen konnte man auf langen Steegen direkt an die Fälle herangehen. Hier wurde man von dem dabei entstehenden Sprühnebel durchgeweicht bis auf die Knochen, man konnte über den Rand des Wassrfalls in die Tiefe schauen und hinter einem bildete sich ein Regenbogen, der eine perfekte Kreisform annahm.
Nach diesem Erlebnis planten wir natürlich gleich in den nächsten Tagen auf die argentinische Seite zu fahren. Nach unserer Rückkehr tranken wir nach unserer Rückkehr aber noch einen Cocktail, um einen kleinen dekadenten Plan von uns zu verwirklichen:
Kaffee am Morgen in Paraguay, Mittagessen in Brasilien und am Abend Drinks in Argentinien.
Einen Tag schauten wir uns auch in Puerto Iguazú um und mussten nach einem ewigen Spaziergang durch den Ort feststellen, dass eine Art Regenwaldpark, den man besichtigen sollten hätte können, seit einem guten Jahr geschlossen hatte, obwohl er noch auf den offiziellen Karten eingezeichnet war. Stattdessen besuchten wir einen kleinen privat betriebenen Kolobrigarten. Der Besitzer hatte in seinem Garten mehrere Kolibritränken aufgestellt. Die sehen aus, wie Trinkfläschchen für Hamster oder Mehrschweinchen, haben an ihrem Ende aber kein Metallrohr, sondern eine Plastikblüte, in die ein Loch eingelassen ist. Mit ihren langen Schnäbeln können nur die Kolibris an die Zuckerlösung in der Tränke gelangen. Alle anderen Vögel und selbst die Bienen scheitern beim Versuch, etwas davon zu trinken. Die Kolibris schweben dann für eine Weile vor den vermeintlichen Blüten, die Flügel kaum sichtbar, so schnell schlagen sie. Dann plötzlich verschwinden sie, blitzartig, man sieht sie kaum, wenn sie ihre Position wechseln. Dann aber stehen sie erneut in der Luft, an einer anderen Stelle.
Auch auf der argentinischen Seite der Wasserfälle soll man welche sehen können. Uns ist das allerdings nicht gelungen. Stattdessen sind wir erneut zahlreichen Nasenbären begegnet. Einer von ihnen hätte auch fast unser Essen geklaut. Grade noch rechtzertig habe ich es vom Tisch gezogen, aber seine Krallen hatten sich schon in die Tüte geschlagen, so dass wir sie danach wegschmeißen konnten. Auch Affen haben wir gesehen. Sie lauern beim Eingang und hoffen auch darauf, etwas zu essen ergattern zu können. Die wohl spektakulärsten Tiere, die wir hier gesehen haben, waren wohl die Kaimane, die in den ruhigen Abschnitten des Flusses lagen. Urprünglich hatten wir noch vor, einen der Waldpfade zu nehmen, in der Hoffnung, auch Ameisenbären und Tapire sehen zu können. Hier streunte aber grade ein Jaguar umher, so dass man nicht tiefer in den Wald gehen durfte.
Die Wasserfälle waren auch von hier aus unglaublich. Hinter ihnen nisten die Rußsegler, kleine Vögel, die in der Lage sind fliegend Wasserfälle zu durchstoßen und dahinter ihre Nester anzulegen.
Grade das Ende des oberen Besichtigungspfades eröffnet einem einen Einblick in die Wassermassen, die hier hinabstürzen.
Unseren letzten Tag in Iguazú wollten wir eigentlich am Itaipú-Damm verbringen, einem Wasserkraftwerk, dass zwischen Brasilien und Paraguay liegt. Er war lange Zeit der Leistungsstärkste Staudamm der Erde und ist heute noceih führend in Bezug auf die Jahresenergieproduktion. Der Damm ist, wie es die meisten Dämme sind, hoch umstritten. Er stellt zwar für eine normalerweise enorm umweltschädliche Region, eine ungemein Klimaschonende Energiequelle dar, dafür musste allerdings ein nicht unerheblicher Teil des Regenwalds abgeholzt werden und viele Guaraní wurden umgesiedelt. Da der Touranbieter aber unheimlich unfreundlich war, hattem wir keine Luste mehr und planten stattdessen eine Regenwaldtour.
Die fiel allerdings, im Wortsinne, auch ins Wasser und so verbrachten wir unseren letzten Tag im Dreiländereck damit, dem Regen zuzuhören, zu lesen und zu entspannen.Läs mer
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- torsdag 9 februari 2017 20:24
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ParaguayDepartamento de Itapúa27°5’21” S 55°38’28” W
San Ignacio und Paraguay

Der Ort San Ignacio liegt ganz dicht bei Posadas, das wir auf dem Hinweg nach Iguazú besichtigt hatten. Mitten in der kleinen, eher unscheinbaren Ortschaft liegt San Ignacio Mini, die Ruine einer der Jesuitenreduktionen, über die ich ja bereits etwas geschrieben habe.
Die Jesuiten sind ein katholischer Glaubensorden, dessen Mitglieder sich zur Armut, zum Eheverzicht und zur Gehorsamkeit verpflichten, ohne in einem Kloster zu leben. Ihre Ausbidung ist in mehrere Abschnitte unterteilt und wird nochmals erweitert, wenn sie sich für das Priesteramt entscheiden. Normalerweise ist es ihnen Verboten hohe Ämter zu bekleiden, außer auf Anordnung des Papstes. So war es es auch für einen gewissen Jorge Mario Bergoglio möglich zunächst Bischof und später zum Kardinal zu werden. Heute nennt er sich Franziskus und lebt im Vatikan.
Er gilt wohl als der fortschrittlichste Papst, den in den letzten Jahrzehnten gegeben hat. So zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, dennoch ist er kein Befreiungstheologe. Diese Denkrichtung des Katholizismus stammt aber ebenfalls aus Südamerika, hat basis-demokratische und ansatzweise sozialistische Standpunkte und stellte sich in der Vergangenheit offen gegen eine Vielzahl von Diktatoren, was nicht selten zu intensiver Verfolgung durch diese führte.
Bei Franziskus gibt es sogar Ungereimtheiten in Bezug auf sein Verhältnis zur Militärjunta in Argentinien. Mitte der 1970er Jahre wurden zwei Priester, die unter Bergoglios Verwantwortung standen, von der Junta entführt, gefoltert und mehrere Monate angekettet und mit verbundenen Augen gefangen gehalten. Sie warfen ihn im Nachhinein vor sie nicht geschützt oder sogar denunziert zu haben. Anderen Aussagen zufolge soll es allerdings er gewesen sein, der ihre Freilassung erwirkt habe. Ich habe versucht mich etwas in das Thema reinzulesen und mir parallel „Llámame Francisco“ anzuschauen, bin aber nicht viel schlauer als vorher.
Die Jesuiten haben schon immer einen starken missionarischen Ansatz vertreten und waren dabei nicht selten sehr erfinderisch. So wurden zum Beispiel traditionelle Kirchenlieder in Guaraní gesungen. Auf diese Weise entstanden hier ganz neue einzigartige Chorstücke.
Auch von Ennio Morricone gibt es ein „Ave Maria“ in Guarani. Es wurde für den Film „The Mission“ von 1986 geschrieben, in dem ein unheimlich junger Robert De Niro mitspielt:
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Mission_(1986…
https://www.youtube.com/watch?v=VSWWLTqNRoU
San Ignacio Mini ist nicht mehr vollständig erhalten. Die meisten Teile der Anlage sind verfallen, nachdem die Reduktionen aufgegeben wurden. Misiones liegt schon in der Regenwaldzone, so dass sich die Vegetation alles, was nicht geflegt wird, in kürzester Zeit zurückholt. Die Ruinen sind heute ein Traum für Vögel, die ihre Nester hier anlegen und für kleine Geckos, die sich auf den Steinen sonnen und in den Ritzen zwischen ihnen verstecken können.
Der Aufbau der Missionen ist immer sehr ähnlich, so auch in Paraguay, das wir zwei Tage später besuchten. Wir wurden hierzu mit einem Taxi auf eine Fähre gebracht, dessen Fahrer uns in Paraguay herumfahren sollte. Das ganze war also nicht so recht eine richtige Tour. Mehr ein koordinierter Transport zu den wichtigsten Stätten und zum Mittagessen. Wir teilten uns das Taxi mit einem britischen Bankangestellten, der sich zwei Jahre Auszeit genommen hatte und unheimlich aufgeschlossen und liebenswürdig war.
In der ersten Reduktion wurden wir auch durch eine Expertin herumgeführt, so konnten wir uns ihren Aufbau nochmals verdeutlichen. Zumeist bestand eine Reduktion aus mehreren Gebäudetrakten, in denen die Guaraní lebten. Sie waren so angelegt, dass es ihnen möglichst schwer gemacht werden sollte heimlich polygam zu leben, was bis vor ihrer Christianisierung ein fester Teil ihrer Kultur gewesen war.
Zudem verfügte jede Reduktion über Werkstätten, wo handwerkliche Fertigkeiten vermittelt und Produkte hergestellt wurden und einen Hauptplatz, auf dem das soziale Leben stattfand.
Und natürlich durften die großen Kirchenanlagen nicht fehlen. Die Bauweise war recht fortschrittlich. So gab es zum Beispiel ein Abwassersystem für die Toiletten und Belüftungssysteme für die Räume in denen gekocht wurde.
Unsere Führerin sprach sogar ein wenig Deutsch. Sie war auch, im Gegensatz zu allen anderen Paraguayianern, die wir bisher kennengelernt hatten, strohblond. Offenbar war ihre Familie deutscher Abstammung. Das ist ein wenig prekär und wir fragten nicht weiter nach ihrem Stammbaum, denn Paraguay galt als Naziparadies nach dem zweiten Weltkrieg. Bereits zuvor waren hier deutsche Siedler, die in recht isolierten Gemeinden lebten. Viele von ihnen engagierten sich während des 3. Reiches auch in einer Art Auslandsorganisation der NSDAP.
Einer dieser Orte, den wir uns auch im Vorbeifahren anschauen konnten, war Hohenau. Bekanntester Gast des Städtchens war der KZ-Arzt Josef Mengele, der hier mehr oder minder offen lebte. Er hatte die paraguayanische Staatsbürgerschaft angenommen, um sich vor einer Auslieferung zu schützen. Er floh von hier aus weiter nach Brasilien, aus Angst, dass der Mossad ihn genau wie Eichmann aufspüren und nach Israel bringen würde.
Silke hat einen spannenden alten SPIEGEL-Artikel aus den 60er-Jahren dazu im Internet gefunden:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46174853.…
An einem anderen Tag schauten wir uns auch noch die Reduktionen rund um San Ignacio an. Natürlich sah man immer das selbe, aber es war gemütlich in den grünen Wäldern zwischen den Ruinen spazieren zu gehen. Immer mal wieder sah man dann doch etwas neues. So zum Beispiel fanden wir auch hier die riesigen Spinnen, die wir in Iguazú gesehen hatten. Außerdem noch gewaltige Käfer, die sich wohl auch häuteten, denn wir sahen einen Baum voll mit aufgeplatzen Käferpanzern, aus denen der Käfer selbst offenbar verschwunden war.
Auch in einem kleinen Nationalpark liefen wir an diesem Tag herum. Hier gibt es ein Haus, in dem etwas Meißner Porzellan und ein paar Nazi-Münzen gefunden wurden. Irgendwie wurde daraus über die Jahre eine absurde Geschichte, denn angeblich habe sich in dieser Hütte Martin Bormann versteckt, der Deutschland nie verlassen hatte. Man hat ihn zweifelsfrei an den Restens seins Leichnams identifizieren können. Die Geschichte wurde nie anständig aus der Welt geräumt, so dass jeder der Anwohner im Ort noch heute davon überzeugt ist, dass es sich bei der verfallenen Hütte um das „Casa de Bormann“ gehandelt habe:
http://cicero.ccknackmuss.de/wp-content/uploads…Läs mer
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- Dag 102
- lördag 11 februari 2017 20:29
- 🌧 21 °C
- Höjd över havet: 28 m
ArgentinaSanta Fe31°36’38” S 60°41’50” W
Santa Fe

Bereits kurz hinter der Grenze von Misiones, etwa auf Höhe von Posadas, versändert sich die Landschaft. Ab hier wird Argentinien wieder ein wenig langweilig. Man sieht lange Feldabschnitte, kaum Bäume und zahlreiche Kuhweiden. Wir fuhren durch Corrientes, das berühmt für seinen Karneval, der ein wenig mit dem in Río verglichen wird, ist. Daneben gibt es hier eine spezielle Musikrichtung, die eine Mischung aus Polka und indigener Musik ist. Die Polka kam mit den Jesuiten, die oftmals aus Osteuropa stammten, nach Argentinien:
https://www.youtube.com/watch?v=keUPh3fDrR4
Unser Ziel war Santa Fe, das die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ist. Die berühmteste und größte Stadt der Region ist allerdings Rosario. Dort liegt auch das touristische und kulturelle Zentrum der Provinz. Wir planten dort einen Halt auf dem Weg von Cordoba nach Buenos Aires zu machen. Die Stadt Santa Fe hingegen ist aus historischen Gründen der Gouverneurssitz.
Bemerkenswert ist hier der Hafen, der zwar nicht sonderlich spektakulär aussieht, es kleineren Hochseeschiffen aber ermöglicht über den Río Paraná ins Zentrum von Argentinien vorzudringen.
Dieser verleiht der Stadt noch heute eine große Bedeutung für die Argentinische Wirtschaft, wobei ihr der Rang vom Hafen Rosarios abgelaufen wurde.
Die gesamte Provinz Santa Fe war am zweitstärksten von der Einwanderungswelle Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts betroffen. Dabei wurden Rosario und die Stadt Santa Fe, ähnlich wie Buenos Aires, nur in geringerem Ausmaße, zu kleinen Schmelztigeln. In der gesamten Provinz entstanden aber viele Städte aus homogenen Gemeinden, die „colonias“ genannt werden. So kommt es vor, dass mitten in der Provinz eine Stadt eine starke schweizerische, deutsche oder italienische Tradition hat.
Wir kamen in Santa Fe an, ohne vorher ein Hotel gebucht zu haben. Wir hatten im Internet gesehen, dass der Busterminal im Zentrum lag und von zahlreichen Unterkünften umgeben war. Wir klapperten ein paar von ihnen ab, darunter eine, die so ziemlich das heruntergekommenste Loch war, dass wir auf der Reise gesehen hatten, bis wir ein kleines, anspruchsloses Hotel fanden.
Nachdem wir eingecheckt hatten, erkundeten wir etwas die Stadt. Wir wollten ja schon am nächsten Morgen weiter und hatten somit nur den Tag, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Santa Fe steht in kaum einem Reiseführer. Es hat keine nennenswerte touristische Infrastruktur und bietet einem Besucher nicht viel. Aber ähnlich wie wir es in Taltal, Posadas und Concepcion gemacht hatten, war uns ein Zwischenstopp wichtig, um zum einen die Fahrtzeit zu verkürzen und zum anderen ein wenig mehr vom Land kennen zu lernen, als nur die Touristenroute.
Wir bummelten also etwas durch die Stadt, die um die Mittagszeit menschenleer war. Irgendwann kamen wir zum Plaza de Mayo, der überraschend schön aussah. Auch hier fand sich ein starker Einfluss europäischer Bauweisen in den Gebäuden. Die paar Jugendlichen, die auf dem Platz Tütenwein tranken, fielen da kaum ins Gewicht. Wir bummelten, bis die Stadt zum Nachmittag hin wieder erwachte. Diese „Siesta“ haben wir erst in Argentinien kennen gerlent. Zwar schließen auch in Peru, Bolvien und Chile einige der Geschäfte über den Mittag bzw. Nachmittag, aber hier wurde das von von allen Geschäften so gehandhabt. Man fühlte sich also jeden Nachmittag so, als würde man am Sonntag durch eine deutsche Innenstadt laufen. Am Abend dann, war alles ganz normal.
Wir wechselten ein paar Dollar, die wir in Paraguay geholt hatten. Das verfahren hierfür war unheimlich kompliziert. Man musste sich an einer Schlange anstellen, wartete dort eine Weile, registrierte sich dann als Kunde, musste seine Identität nachweisen. Es wurden Kopien des Passes angefertigt, einige bekamen dann einen Passierschein. Wir bekamen keinen, wohl weil wir Ausländer waren, durften uns dann aber trotzdem bei der zweiten Schlange anstellen. Hier wartete man nochmal, musste dann sagen, wieviel Geld man tauschen möchte, musste sich erneut ausweisen und konnte dann sein Geld entgegennehmen. Zählte man es nach, wurde man aus allen Richtungen böse angeschaut. Das mag ein wenig daran liegen, dass man recht lange zählte. Zwar gibt es inzwischen in Argentinien auch 500-Pesos-Scheine, es existieren allerdings viel zu wenige, so dass man für etwa 240 Dollar 40 Scheine ausgehändigt bekommt. Will man ihre Echtheit prüfen, was dringend empfohlen wird, muss man auf den Sicherheitsstreifen achten. Die Wasserzeichen werden wohl schon erfolgreich kopiert, einen durchgehenden Sicherheitsstreifen aber, konnte noch nicht, oder zumindest selten, von Fälschern produziert werden. Durch die gigantische Inflation des Landes ist die Notenbank mit dem permanenten Nachdrucken von 100-Pesos-Scheinen beschäftigt gewesen, was (für meine zugegebenermaßen sehr rudimentären volkswirtschaftlichen Kenntnisse) nicht ganz unproblematisch ist. Damit kam man allerdings nicht hinterher, so dass man in Brasilien angefragt hat, ob sie beim Drucken aushelfen konnten. Die Brasilianer sagten zu, konnten aber eine bestimmte Nummer nicht in einer bestimmten Farbe drucken. Da zwischenzeitlich auch mal das Design der Scheine geändert wurde, Eva Perón ziert die neuen Exemplare, sind hier nun 3 verschiedene Sorten von 100-Pesos-Scheinen im Umlauf, was grade bei Touristen ein paar Sorgen erzeugt. All die Verwirrung machen sich Fälscher natürlich zu nutze.
Den Abend verbrachten wir mit einem Spaziergang zum Hafen, wo auch ein Casino und eine mittelgroße Einkaufspassage liegen. Wir aßen etwas, gingen aber schon zeitnah nach Hause, um am nächsten Morgen pünktlich aufstehen zu können.
Das Frühstück in unserem Hotel war besser, als wir es erwartet hatten. Richtiger Milchkaffe und Croissants, die ich zwar nicht essen konnte, die aber wirklich gut aussahen. Die Argentinier, zumindest in dieser Region, mögen süßes Frühstück. Höchstens Käse findet einmal seinen Weg auf den Teller. Schinken oder Wurst findet man, in dem Land, das neben italienischer Küche eigentlich nur „Asado“ zu kennen scheint, so gut wie nie am Morgen.
Bevor wir abfuhren kaufte ich mir noch einen etwas albernen Hut, von dem ich glaube, dass er zu einem Aufenthalt in einer Tango Bar in Buenos Aires passen würde...Läs mer
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- Dag 105
- tisdag 14 februari 2017 20:31
- 🌙 23 °C
- Höjd över havet: 416 m
ArgentinaCórdoba31°25’12” S 64°11’20” W
Córdoba

Nach Córdoba brauchten wir etwa 4 oder 5 Stunden. Unsere Reisebusse sollten ab jetzt von Mal zu Mal einfacher werden. Auf der Fahrt nach Santa Fe wurde uns abends noch ein Abendessen und Wein serviert. Auf dieser Fahrt waren bereits die Polster zerschlissen und auf der späteren Fahrt nach Rosario fiel Silkes Sitz ganz auseinander.
Córdoba trägt den Beinamen „La docta“, was soviel wie „die Gelehrte (Stadt)“ heißt. Sie ist eine der argentinischen Städte mit den meisten Universitäten, die im Gegensatz zu vielen anderen Ländern Südamerikas ohne Studiengebühren finanziert werden.
Wir kamen in einem Viertel etwas außerhalb des Zentrums unter. Unser Hostel war auf der ersten Blick sehr nett. Offenbar wohnen hauptsächlich jüngere Argentinier dort. Die Ausnahme bildete ein älterer Mann, der den ganzen Tag Mate trank und immer sehr hilfsbereit war. Suchte man etwas in der Küche und er hörte das, kam er gleich aus dem Nachbarzimmer angelaufen, um beim Suchen zu unterstützen.
Mate ist, das hatte ich ja schonmal geschrieben, DAS Nationalgetränk der Argentinier. Es wird aus den Blättern einer hier ansässigen Stechpalme zubereitet. Diese ist im Gegensatz zur europäischen Variante nicht, bzw. kaum Giftig. In ihren Blättern kommen unter anderem die Stoffe Koffein und Theophyllin vor, dass früher oft in der Asthmatherapie eingesetzt wurde. Aufgrund seines Wirkungsprofils, das mit einer starken Anregung des Herzens einhergeht, wird es aber zusehends seltener in der aktuellen Medizin angewendet. Man kann sich, wenn man diesen Hintergrund kennt, allerdings vorstellen, wie Mate wirkt. Man muss allerdings dazu sagen, dass der Wirkstoffgehalt ungemein gering ist. Dementsprechend unterscheidet sich die aufputschende Wirkung kaum von der eines Kaffees. Ich finde allerdings, dass Mate deutlich „runder“ ist. Es macht wach, aber auch in größeren Mengen nicht aufgedreht oder hektisch. Dem Tee werden zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Etwa eine kreislaufstärkende Wirkung. Allerdings sind auch Nachteile, wie etwa eine (verhältnismäßig geringe) Risikosteigerung für bestimmte Krebsarten, bekannt. Man geht davon aus, dass dieses Risiko beim Herstellungsprozess entsteht und nichts mit dem eigentlichen Strauch zu tun hat.
Die Blätter werden bei einem bestimmten Verfahren noch an ihren Ästen über offenem Feuer getrocknet. Hierbei, so nimmt man an, reichern sich die krebsförderlichen Stoffe in den Blättern an, die danach kleingeschnitten werden und somit aufgussfertig sind. Die Risikoerhöhung ist also in etwa so hoch, wie bei geräucherten Fleisch- und Fischprodukten und da ich ja Vegetarier bin, erlaube ich mir hier (statt Katenschinken) regelmäßigen Matekonsum :-)
Denn grade diese geräuchert zubereitete Variante ist besonders lecker. Der Tee ist insgesamt sehr bitter, wird von einigen Argentiniern also noch mit Zusätzen, wie etwa Organgenschalen, Zimt oder Zucker getrunken. Neben der fruchtigen Bitterkeit hat der Tee ein leichtes Tabakaroma und schmeckt ein bisschen so, wie Pfeifenrauch riecht.
Das wirklich spannende ist aber die Zubereitung. Man benötigt neben dem Jerba, wie er in Argentinien, Paraguay und Uruguay genannt wird, noch eine Kalebasse, die eigentliche „Mate“ und einen Strohhalm (Bombillo), der meistens aus metall, seltener aus Holz angefertigt ist. Am Ende dieses Strohhalms ist ein kleines Sieb, so dass keine Matepartikel in ihn gelangen können. Man füllt nun den Jerbe mindestens bis zur Hälfte in den Mate (die Kalebasse) und legt eine Hand auf die Öffnung. Jetzt schüttelt man das Ganze auf dem Kopf stehend, um eine bestimmte Anodnung der feinen und groben Jerba-Partikel zu erzeugen. Nun neigt man die Kalebasse auf die Seite, immernoch zugedeckt, schüttelt ein paar mal hin und her und nimmt nun seine Hand weg. Das Ergebnis sollte eine Art Aufschüttung in der halben Kalebasse sein. Man kann es sich ein wenig so vorstellen, wie bei den gefüllten Milka-Eiern, die es zu Ostern gibt. Beißt man in sie hinein ist die Füllung oftmals nur in einer Hälfte vorhanden. In der anderen befindet sich Luft. Genau das möchte man hier auch erreichen. Nun füllt man etwas kaltes Wasser hinzu, um die Nährstoffe im Jerba vor dem heißen Wasser zu schützen und steckt den Bombillo in die Hälfte mit der Luft. Jetzt kann man die Kalebasse mit Wasser aufgießen, dessen Temperatur zwischen 70 und maximal 90 Grad liegen sollte. Klingt alles kompliziert, ist aber schnell gemacht. Und der Vorteil ist, dass man nun eine Ganze Weile beschäftigt ist. Ist nämlich die Kalebasse leer getrunken, gießt man einfach neues Wasser hinein. Zur Nachmittagszeit sieht man unheimliche viele Argentinier auf öffentlichen Plätzen mit ihrer Mate sitzen, neben sich eine große Thermoskanne mit heißen Wasser.
So auch im Zentrum von Córdoba. Wir lebten allerdings wie bereits gesagt etwas außerhalb. Unser Viertel war zudem auch etwas dubios. Niemand hielt sich in den Straßen auf und alles war verfallen. Am ersten Abend bei der Suche nach einem Supermarkt wurden wir zeugen eines Autounfalls. Ein, in Deutschland würde man ihn wohl Zuhältertyp nennen, ist mit etwa 40 Stundenkilometern verkehrtherum in eine Einbahnstraße gefahren und erwischte ein ankommendes Taxi frontal. Allen Beteiligten schien es gut zu gehen. Für den Taxifahrer war das natürlich trotzdem eine mittlere Katastrophe. Nebenbei bemerkt ist der argentinische Verkehr wieder deutlich gefährlicher, als er es in Chile war.
Am zweiten Tag holte ich unsere Wäsche aus einer nahegelegenen Wäscherei und wurde Zeuge, wie eine sehr betrunkene (oder noch sehr nüchternde und daher unzufriedene?) Frau irgendeinem Fremden seine Kopfhörer im Vorbeigehen aus den Ohren riss. Am dritten und letzten Tag konnten wir beobachten, wie zwei ältere Typen einen jüngeren Typen durch die Straßen jagten und fanden ein kleines improvisiertes Messer auf dem Boden. Es sah so aus, wie eines, dass man im Knast selbst hergestellt hatte. Der Sinn dahinter hat sich uns nicht so recht erschlossen, da die Waffengesetzgebung hier relativ lax ist und man sich an jeder Ecke ein vernüftiges Messer kaufen kann.
Córdoba hat aber natürlich auch nette Seiten. Wie „fast“ überall in Südamerika (die Ausnahme ist wohl Bolvien), sind die Menschen hier ungemein gesprächig und freuen sich, wenn sie feststellen, dass man als „Extranjero“ ein paar Brocken Spanisch kann. Wir warten hier oft an Kassen von Supermärkten, denn durch den Bargeldmangel zahlen die meisten Argentinier ihre Einkäufe mit Karte. Die Kassensysteme sind aber zumeist uralt, so dass 4 Leute vor einem mindestens 10 Minuten warten bedeuten. Besagte Gesprächigkeit der Argentinier verlängert die Wartezeiten zwar manchmal auch etwas (immerhin entwickeln sich so auch schneller Gespräche zwischen Kassieren und Kunden), ist aber eine tolle Möglichkeit, um ein paar Worte mit Einheimischen zu wechseln, während man wartet.
Etwas weiter im Zentrum offenbart Córdoba schöne Kirchen und belebte Plätze. Besonders spannend ist ein ehemaliges Frauengefängnis, welches mitten in der Stadt lag und dessen Räume heute als Kulturzentrum genutzt werden. Auf den Treppen davor sitzen an den Nachmittagen zahlreiche Argentinier und trinken Mate.
Wir machten bei einer Städtetour in der Gegend mit. Da Sonntag war waren wir die einzigen Teilnehmer, was ein wenig irritierend war. Ganz zu Anfang wurden uns 3 mehr oder minder kleine Fehlschläge der Stadt gezeigt. Vor eine Kunstmuseum steht die Statue eines Eisbären, die urpsprünglich für einen von Argentinien beanspruchten Anteil der Antarktis gedacht war… bis man feststellte, dass dort keine Eisbären leben. Sie wurde nach Córdoba zurück gebracht und dort, wegen Massenprotesten und unpassierbaren Straßen einfach irgendwo abgeladen. Es hat ein gutes halbes Jahr gedauert, bis mal irgendjemand in die große Holzkiste geschaut hat, die nun auf einem der Plätze stand. Aus Verlegenheit hat man den Eisbären dann vor einem Museum aufgestellt.
Der zweite Fehlschlag war eine Statue von Anne Frank, die zu Ehren der jüdischen Community in Córdoba aufgestellt wurde. Die Statue war wunderbar gearbeitet und sah wirklich gut aus, bis ihr -ebenfalls im Rahmen eines Massenprotestes- der Kopf abgetrennt wurde. Eine Zeit lang war sie also ohne Kopf und deprimierte ihre Umgebung mit diesem Anblick. Ein Nachbar hielt es nicht mehr aus und bot an, den Kopf zu rekonstruieren. Das Ergebnis kann man sich hier ansehen:
http://staticf5a.lavozdelinterior.com.ar/sites/…
Der dritte Fehlschlag war Leuchtturm, den man als Städtewahrzeichen etablieren wollte. Er ist von tribünenartigen Strukturen umgeben, die große Wellen darstellen sollen. Das Ganze sieht auch wirklich gut aus, wenn es in Betrieb ist. Unser Guide hat uns ein Foto gezeigt. Das Problem war allerdings, dass niemand vor der Inbetriebnahme des Leuchtturms, an die Nachbarn gedacht hat, deren Schlafzimmer für einige Zeit nun sehr hell wurden, bis der Leuchtturm gerichtlich abgeschaltet wurde. Außerdem, hier wird es jetzt tragisch, starb ein 4-jähriges Mädchen bei dem Versuch die Tribünen herunterzurutschen, was eine Zeit lang bei den Kindern der Gegend zur Mode geworden war. Auf den „Wellen“ sind seither lange Rohre installiert, um das zu verhindern.
Die schönsten Teile der Tour waren der große Park, in dem es neben zahlreichen Wiesen auch ein günstiges Freibad und einen Rummelplatz gibt und ein ehemaliges Arbeiterviertel, das den selben Wandel durchgemacht zu haben scheint, wie die Sternschanze in Hamburg. Ein großer, regelmäßiger Kunstflohmarkt lädt zum Bummeln ein und zahlreiche Hauseingänge zu den ehemaligen Arbeiterwohnungen, die traditionelle mit einem Innenhof ausgestattet waren, eröffnen einem den Zugang zu Restaurants und Bars, die in den alten Quartieren untergekommen sind.Läs mer
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- Dag 108
- fredag 17 februari 2017 20:36
- ☁️ 27 °C
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ArgentinaRosario32°56’39” S 60°39’2” W
Rosario

Nach Rosario fuhren wir nur ein paar Stunden. Wir waren froh, dass das unsere vorletzte Busreise sein sollte. Wir haben in den letzten Monaten etwa 12.000 km per Bus zurückgelegt und sind froh, wenn wir davon bald mal eine kleine Pause haben.
Wir kamen in einem kleinen, unheimlich netten Hostal unter, das von einem langhaarigen, sehr gemütlichen und sehr gesprächigen Mann betrieben wurde. Man hatte eigentlich nie die Gelegenheit, heimlich an ihm vorbei zukommen, ohne in ein Gespräch verwickelt zu werden. Das war natürlich manchmal etwas anstregend, trainierte im Grunde aber nochmal unsere Spanischkenntnisse. Das Hostal war mit einigen netten Details ausgestattet. So gab es für den nachmittäglichen Jerbagenuss extra Thermoskannen, die man sich mit heißem Wasser füllen und dann mit auf sein Zimmer oder auf die Dachterasse nehmen konnte. Ich fiel natürlich gleich beim ersten Mal eine der steilen Treppen zum Dach hinunter, erlitt zwar nur ein paar Prellungen, zerdepperte allerdings eine der Thermoskannen. Die Kannen waren von der Sorte, die einen Glaskern hat. Den konnte man allerdings austauschen, so dass alles laut unserem Gastgeber nur halb so schlimm gewesen sei. Ich bezahlte ihm den Ersatz natürlich.
Ein besonders schöner Teil von Rosario ist seine Innenstadt. Hier gibt es ein großes Flaggendenkmal, das zu Ehren der argentinischen Unabhängigkeit aufgestellt wurde und in dem eine ewige Flamme brennt. Ganz in der Nähe gibt es auch ein Museum für Inneneinrichtung, dass zwar hässliche Sachen ausstellt, aber in einem wunderschönen Gebäude eines ehemaligen Landbesitzers untergebracht ist, der es der Stadt als Museum vermacht hat. Leider war es wegen renovierungsarbeiten abschnittsweise geschlossen und wir sahen nur einen wirklich kleinen Teil. Wer möchte, kann sich aber hier einen kleinen Teil anschauen:
http://www.museoestevez.gob.ar/
Rosario liegt an einem kleinen Fluss, in dem schöne, grüne Inseln liegen, die man mit einem Boot besuchen kann. Wir fanden die Fähren allerdings nicht.
Wenn wir ganz ehrlich sind, hatten wir in Rosario ein wenig Pech. Wir wollten noch gerne in das Museo de Memoria, das von der Militärdiktatur berichtet. Das hatte allerdings geschlossen als wir dort ankamen, so dass wir auch das von unserer Liste streichen mussten.
Am selben Tag stellte ich fest, dass meine Hosentasche ein Loch hat. Ich stellte es fest, nachdem ich unseren Zimmerschlüssel nicht mehr in ihr gefunden habe. Ich lief also nochmal einen Teil unseres Weges ab. Wir hatten in einem großen Park gepicknickt, in dem sich ein großer Laubengang unter Rosenbögen befand. Hier suchte ich alle Bereiche ab, in denen wir gewesen waren, war aber erfolglos. Zu dieser Zeit schien die halbe Stadt auf den Beinen. Kinder spielten im Park und Trainingsgruppen und Fußballmannschaften trainierten hier. Das war, obwohl ich natürlich nicht sonderlich gute Laune hatte, wirklich sehr schön. Ich habe mir vorgenommen, unsere Grünanlagen in Hamburg auch wieder mehr zu nutzen.
Ich kehrte also ins Hostal zurück und wir berichteten dem Besitzer von unserem Pech. Er war wie immer nett und machte uns keine Vorwürfe. Er versuchte eine Weile selbst die Tür zu öffnen, musste dann aber einen Schlüsseldienst kommen lassen. Ich war ganz froh, als ich erfahren habe, dass dessen Arbeit, auch im Notdienst nur 400 Pesos gekostet hat, was in etwa 24 Euro entspricht. Wer in Deutschland schonmal eine zugefallene Tür hatte, wird das sicher nachvollziehen können. So fiel auch unser Hauswirt vom Glauben ab, als ich ihm sagte, was das Ganze bei uns gekostet hätte.
Am selben Abend erfuhren wir übrigens, dass unsere Buchung für unser Hostel in Buenos Aires storniert wurde. Sie hatten Probleme mit ihrem Buchungssystem, so dass unsere Buchung über das Internet angenommen wurde, obwohl keine Zimmer mehr frei waren. Es hätte so ausgesehen:
http://www.del900hostel.com/homeen
Alles in allem also, hatten wir in Rosario ein wenig Pech. Trotzdem hatten wir ein paar entspannte Tage. Grade die Spaziergänge durch die Innenstadt mit ihren herrschaftlichen Gebäuden haben uns für viel entschädigt. Wir würden jedem raten, der nur wenig Zeit hat, eher auf Córdoba und Santa Fe zu verzichten als auf diese Stadt.
Trotzdem freuten wir uns natürlich schon sehr auf unsere Rückkehr nach Buenos Aires und unseren kleinen Ausflug nach Uruguay.Läs mer
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- Dag 108
- fredag 17 februari 2017 21:04
- ☀️ 29 °C
- Höjd över havet: 18 m
UruguayColonia del Sacramento34°27’39” S 57°50’2” W
Colonia de Sacramento

Von Buenos Aires aus, kann man mit einer Fähre nach Uruguay übersetzen und dort dann einen Tag in Colonia de Sacramento verbringen. Natürlich kann man auch weiter nach Montevideo. Wir haben uns allerdings nur für den Kurztrip entschieden.
Streng genommen waren wir also erst in Buenos Aires, dann in Uruguay, dann wieder in Buenos Aires. Ich fasse aber die Zeit in B.A. im nächsten Beitrag zusammen, um es nicht unnötig zu verkomplizieren.
Uruguay wird, insbesondere von jungen Tourguides, zur Zeit gerne als das fortschrittlichste Land Südamerikas vorgestellt. Dabei ist es deulich ärmer als etwa Chile. Grund für diese Aussage ist, dass Uruguay vor kurzem Cannabis legalisiert hat. Im Grunde liegt Uruguay wirtschaftlich und sozial auf einem ähnlichen Level wie Argentinien. Manche Argentinier bezeichnen es sogar als Provinz mit eigener Flagge.
Es hat aber natürlich seine eigene Geschichte stand aber politisch fast immer an der Seite Argentiniens. So zum Beispiel auch im Krieg gegen Paraguay Anfang des 19. Jahrhunderts, bei dem etwa 80% der dortigen männlichen Bevölkerung vernichtet wurde. Auch hatten die Länder etwa zur selben Zeit einen Militärregierung.
Colonia de Sacramento ist eine der ältesten Städte Uruguays, die Altstadt im Kolonialstil ist UNESCO-Weltkulturerbe. Der Ort ist toll, um aus dem Lärm von Buenos Aires zu entfliehen. Er ist an zwei Seiten vom Wasser umgeben und man hört auch in der Altstadt bei gutem Wind noch die Wellen. Viele argentinische Familien machen hier Ausflüge hin.
Wir spazierten eine Weile durch den Ort, aßen ein großes Mittagessen zu einem fairen Preis und saßen etwas auf den Steinen am Meer. Hier probierten wir die Videofunktion von Silkes Kamera aus. Aktuell überlege ich, ob ich für unsere Asienreise einen Videoblog anlegen soll. Ich bin mir da allerdings noch nicht so sicher. Mal schauen. Ich habe übrigens schon in Córdoba mit dem Spanischlernen aufgehört und damit begonnen, Vietnamesisch zu lernen. Natürlich nur das Touristenvokabular und natürlich setze ich das Spanischlernen danach wieder fort.
Vietnamesisch ist eigentlich keine sonderlich schwere Sprache. Zumindest, wenn es zum die Grammatik geht. Die Sprache ist „isolierend“, die Wörter verändern sich also nicht. Zeitformen werden über zusätzliche Wörter im Satz ausgedrückt. Auch das Alphabet ist einfach, denn es entspricht weitestgehend dem Lateinischen mit ein paar Modifizierungen. Wirklich sehr schwierig ist allerdings, dass es sich um eine „tonale Sprache“ handelt. Das heißt, dass das unterschiedliches Aussprechen eines Wortes seine Bedeutung massiv verändert. Hier findet man das etwas näher erklärt: https://de.wikipedia.org/wiki/Vietnamesische_Sp…
Ich bin also nicht sicher, inwieweit meine Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden.
Nachdem wir am Wasser gesessen haben, besichtigten wir noch einen der alten Leuchttürme und tranken Jerba in einem kleinen Kaffee. Wir schauten ein wenig den Papageien zu und liefen durch die gemütlichen Straßen. Viel zu erzählen gibt es also garnicht. Es war einfach nur ein schöner Tag am Wasser :-)
Achso, doch, eine Sache: Uruguay hat die schönsten Geldscheine und Münzen Südamerikas, denn die neuen Auflagen verzichten auf Köpfe berühmter Persönlichkeiten und bilden stattdessen Tiere ab. Man findet Jaguare, Gürteltiere und viele andere heimische Tierarten. Das ist wirklich ein schönes Bekenntnis zur eigenen Heimat...Läs mer
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- Dag 112
- tisdag 21 februari 2017 08:00
- ⛅ 26 °C
- Höjd över havet: 22 m
ArgentinaObelisco34°36’13” S 58°22’54” W
Buenos Aires II

Unser letzter Stop in Südamerika ist erneut Buenos Aires. Für mich, ich bin mir grade nicht sicher, ob ich das schon geschrieben habe, wohl eine der schönsten Städte, die wir kennengelernt haben. Wenn nicht sogar die schönste…
Wir haben uns nachdem wir aus Uruguay zurückgekehrt waren an die letzten beiden der vier Free-Walking-Tours der Stadt gewagt. Zum Einen haben wir das Bohème-Viertel Recoleta angeschaut und zum anderen das Künstler- und Tangoviertel La Boca besucht. Die Recoletta-Tour startete am Teatro Colon, dem prunkvollen Opernhaus der Stadt. Es dauerte zwei Jahrzehnte, bis es fertig gestellt wurde. Damit kann es locker mit der Hamburger Elbphilharmonie konkurrieren. Die Tour selbst war leider deutlich größer, als die ersten beiden Touren, so dass wir etwa bei der Hälfte beschlossen haben, uns abzusetzen und die Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Einen Teil hatten wir ja schon bei der Friedhofstour kennengelernt. Recoleta entstand maßgeblich in seiner heutigen Form als in Buenos Aires Cholera- und Gelbfieberepidemien wüteten. Die Stadt war damals noch kleiner und viele der heutigen Viertel waren umliegende Ortschaften, so auch Recoleta. Die wohlhabenderen Bevölkerungsschichten flohen hierher, um den Erkrankungswellen zu entgehen. Ganz im typischen Stil der damaligen Oligarchen formten sie nun auch diesen Ort, indem sie mit Prunkbauten ihren sozialen Status darstellten. Auf diese Weise entstanden die zahlreichen Gebäude im Stil der Belle Epoque. Später wurde Recoleta zu einem Stadtteil von Buenos Aires und somit zu einem Vorzeigeviertel. Noch heute sind die Mieten hier deutlich höher als etwa in San Telmo oder Palermo.
Noch spannender ist allerdings die Geschichte des Stadtteils La Boca, der noch heute zum größtedn Teil als No-Go-Area für Touristen ausgewiesen ist. La Boca beherbergte früher den großteil der vorwiegens italienischen Arbeitsmigranten. Sie lebten hier in Zimmern voller Stockbetten, die sie sich mit etwa 30 bis 40 anderen Personen teilen mussten. In den Hinterhöfen von La Boca entstand auch der Tango, der zunächst eine „schmutzige“ Arbeiterkunstform war und erst in Paris „schick“ gemacht und nach Argentinien als „hohe Kunst“ reimportiert wurde.
Tango zeichnet sich durch eine intensive Beinarbeit aus, bei der die Partner gegenseitig ihre Beine mit grazilen Bewegungen umeinander schlingen. Ursprünglich sollen diese Schritte allerdings etwas anders gemeint gewesen sein. Tango wurde in La Boca hauptsächlich von Männern getanzt und das Umschlingen der Beine soll ein Versuch gewesen sein, sein Gegenüber zum Stürzen zu bringen.
La Boca hat sich diese raue Identität bis heute bewahrt.
Das Viertel beherbergt zahlreiche Künstler und ist bunt bemalt. Diese interessante Kombination hat zahlreiche potentielle Investoren angelockt, die La Boca „aufwerten“ wollten. Daraufhin haben die Einwohner aber recht schnell eingegriffen, um ihr Viertel zu schützen. Ein paar wenige Straßen in La Boca wurden infolgedessen für Besucher geöffnet, hier bieten allerdings nur Einheimische ihre Waren und Dienstleistungen an. Es werden dabei keine externen Investoren von den Bewohnern geduldet. Der Rest des Viertels bleibt Sperrzone für Fremde, mit dem Risiko bei Widerhandlungen ausgeraubt oder verprügelt zu werden. Ob das so nun stimmt oder ob es sich um eine Art bewusst gestreuten Mythos zum Schutze des Viertels handelt können wir nicht beurteilen. Vorstellbar ist beides. Die Bewohner von La Boca waren schon immer eigen, so haben sie zum Beispiel zweimal ihre Unabhängigkeit als Republik erklärt, wurden aber jedesmal wieder mit sanftem Druck der Regierung mit Unterstützung der Armee in die Stadt reintegriert.
La Boca zählt daher definitiv zu den Vierteln, die man gesehen haben sollte, wenn man Buenos Aires besucht. Allerdings sollte man nicht auf zu viel Alternatives hoffen. In dem kleinen für Fremde offenen Areal tummeln sich die Touristen und ein Souvenirshop reiht sich an den nächsten. Zudem wird man ständig angesprochen, ob man nicht gestellte Tanzfotos mit ihrendwelchen klassisch gekleideten Tänzern machen möchte…
Nachts konnten wir das Viertel übrigens einmal aus dem Taxi sehen. Hier liegt nämlich auch der Hafen und unsere Rückkehr aus Uruguay war am späten Abend. Es war tatsächlich voll mit Polizei, wobei uns der Taxifahrer erklärte, dass es sich um die Bundespolizei handle, die eigentlich nichts mit Streifendienst zu tun habe.
Wir haben uns für die letzten Tage ein besseres Hotel als sonst genommen. Es lag direkt an der Avenida de Mayo, gegenüber von Palacia Barolo. Von unserer Dachterasse aus, hatten wir einen herrlichen Blick auf seinen zentralen Turm, indem ein Leuchtsignal verbaut ist. Der Palast hat eine sehr mythische Geschichte. Gebaut wurde er von dem Architekten Mario Palanti im Auftrag von Luis Barolo. Barolo war begeisterter Fan von Dante Alighieris „Göttlicher Kommödie“. Er beauftragte den Architekten damit ein Gebäude zu erschaffen, dass größer war als alle anderen Häuser der Stadt und das voller Symbole mit Bezug auf Dantes Werk stecken sollte. Entstanden sind daraufhin 22 Stockwerke, deren Maße dem Versmaß der in Strophen aufgebauten Erzählung entsprechen. Die verschiedenen Stockwerke symbolisieren die verschiedenen Stufen, durch die Dante auf der Suche nach Erlösung gehen muss: Hölle, Fegefeuer und Paradies. Palanti hat dabei darauf geachtet, dass keine Fahrstühle installiert werden, die direkt von der Hölle in das Paradies fahren. Jeder Besucher muss im Fegefeuer umsteigen. Die Turmspitze mit dem Leuchtsignal, das bis nach Montevideo reicht, ist die Krönung des Bauwerkes. In der uruguayanischen Hauptstadt steht das Schwestergebäude, der Palacio Salvo, der ebenfalls über einen Leuchturm verfügt. Ursprünlich war geplant, dass sich beide Lichtstrahlen berühren sollten, die Erdkrümmung machte diesem Vorhaben wohl aber einen Strich durch die Rechnung. Wir haben an einer sehr spannenden Führung durch das Gebäude teilgenommen, bei der wir durch die verschiedenen Etagen geführt und mit den zahlreichen Anspielungen auf die Erzählung Dantes vertraut gemacht wurden.
Es gibt zu dem Gebäude übrigens einen sehr spannendes Mythos. Barolo wollte mit dem Bau des Hauses einen Teil der europäischen, insbesondere der italienischen, Kultur retten, die er von den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs bedroht sah. Dazu gehörte auch eine eigens aus Italien importierte Statue von Dante auf dem Rücken eines großen Vogels. Sie wurde jedoch noch im Hafen von Buenos Aires gestohlen und tauchte erst Jahrzehnte später wieder im zerstörten Zustand auf. Barolo beging daraufhin Selbstmord. Es ist nicht so richtig klar, wieso diese Statue in Italien angefertigt werden musste, obwohl man dies auch ohne Weiteres in Buenos Aires hätte bewerkstelligen können. Der Mythos ist nun, dass vermutet wird, dass sich Dantes Gebeine in der Statue befunden haben könnten. Mit ihrem Verschwinden wäre dann das gesamte Lebenswerk Barolos auf einen Schlag zu Nichte gemacht worden.
Wir aßen oft in einem Lokal direkt bei uns um die Ecke, dass ein sogenanntes Kilobuffet anbot. Die Idee war, dass man sich soviel nehmen konnte, wie man wollte und dann nach Gewicht bezahlen konnte. Ein kleines Highlight für uns, denn das argentinische Essen war weniger reichhaltig als es das in Peru gewesen war. Das machten wir auch am Abend nach unserem Besuch des Palacio Barolo, kurz bevor wir den Abend mit einem etwas merkwürdigen Konzert mit interessanter Lightshow ausklingen ließen, das auf unserer Dachterasse abgehalten wurde.
Die Musik war sehr sphärisch und nicht unser Fall, spannend war aber, dass gigantische Bilder und Videos auf die umliegenden Gebäude projiziert wurden und dort die Musik rhythmisch begleiteten.
Alles in allem war die Zeit in Buenos Aires wohl eines der Highlights in Argentinien, nur der letzte Tag war etwas hetkisch, als wir fürchteten, dass wir wegen einer Großdemonstration nicht mehr rechtzeitig zum Flughafen kommen würden. Da ich diesen Beitrag ja aber erst zwei Wochen nach unserer Rückkehr anfertige, scheint ja alles gut geklappt zu haben :-)Läs mer
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- Dag 112
- tisdag 21 februari 2017 12:00
- ⛅ 8 °C
- Höjd över havet: 22 m
TysklandBaumwall53°32’42” N 9°58’54” E
Frankfurt/Hamburg

Heute geht es zurück über Frankfurt nach Hamburg...
Das ist somit der letzte Eintrag des Reisetagebuchs.
Es war eine wirklich großartige Reise. Wir haben tolle Menschen kennengelernt, uns mit neuen Sprachen, Kulturen und Gebräuchen vertraut machen dürfen und einmalige Orte gesehen. Dafür sind wir sehr dankbar!
Ich habe mir aber auch Gedanken dazu gemacht, wie priviligiert wir eigentlich mit unserem Wohlstand sind und welche Verantwortung wir deshalb in der Welt tragen müssen. Für diese Reise und die Zukunft habe ich daher beschlossen, dass ich das durch die Strecken entstandene CO2 über https://www.atmosfair.de/ kompensieren und mich verstärkt für soziale Projekte in Südamerika einsetzen möchte.
Ich habe mich zum Abschied nocheinmal durch alle Bilder des Blogs geklickt. Das war ein wirkich spannender Kurzrückblick. Wer also 5 Minuten Zeit dafür aufbringen kann, dem kann ich das nur ans Herz legen...
Vielleicht mit diesem Lied im Hintergrund:
https://m.youtube.com/watch?v=Gvyl_zdji2k
Es gilt noch heute als ein Lied des Widerstands gegen die Militärdiktatur und Willkürherrschaft in Argentinien.Läs mer