• Robert Fichtner
may. – nov. 2019

On a roadtrip in Canada

Canada becomes the biggest and most interesting challenge for 2019. I like to cycle all through Canada from Vancouver to Montreal and further on. Meeting multiple cultures, different types of nature and find out inspiriations I want share with you. Leer más
  • #peace by chocolate (1)

    9 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 13 °C

    Am nächsten Tag bin ich wieder auf mich allein gestellt. Und - ein Platten kommt selten allein. Ich will weiter aber erstmal Luft aufpumpen. Die hält nicht. Schlauch wechseln. Reifen innen säubern und nach spitzen Sachen absuchen. Ok. Die Luft hält keine 5 km. Die tolle Landschaft entschädigt für vieles. Aber ich gerate aus dem Zeitplan. Ich habe doch schon nette Leute die mir eine Unterkunft bereitstellen können. Es nützt nichts. Aller 5 km aufpumpen... mit Kampfeslust und der Luftpumpe immer griffbereit schlage ich mich bis nach Pictou durch. Der nächste Fahrradladen ist nochmal 15km aber hier mache ich erstmal Halt. In Pictou sind nämlich die Schotten das erste Mal 1773 in der neuen Welt angelandet. Hier wurde Nova Scotia geboren. Heute erinnert das Segelschiff Hector noch daran. Das Örtchen ist ansonsten gespickt von vielen schicken Steinhäusern und einer hässlichen Papierfabrik in der Ferne. Da die Touristeninfo mir nicht wirklich aushelfen kann wie lange denn der Fahrradladen in New Glasgow offen hat gilt es keine Zeit zu verlieren. Aufpumpen - radeln - aufpumpen - radeln. Halb fünf bin ich endlich da und siehe da - ohne mich hätte er zu gemacht. Wir finden tatsächlich wieder mal ein Stück rostiges Innenleben meiner Hinterradfelge. Wenigstens gibt es also einen Grund für den Platten. 11.000km hinterlassen langsam ihre Spuren. Und meine deutschen Ersatzteile sind so ziemlich alle. :( Umgekehrt eine perfekte Planung bis hier her. :) Der Fahrradmann will alles wieder zusammenbauen und hat bald alles einzeln in der Hand während er wegen der lockeren Speichen scheinbar das ganze Hinterrad verbiegt. Das kann so nicht bleiben und er würde mich so auch nicht wieder auf die Straße lassen. Na Gut. Aber die sind zum Glück auch schnell wieder gespannt. Glücklicherweise, ein paar Tage will ich ja schon noch fahren bis zur Generalüberholung.
    Und nach ich glaube zwei Tafeln Frust-Schokolade kann ich nun etwas entspannter gen Nordosten abbiegen.
    Leer más

  • #peace by chocolate (2)

    10 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ☀️ 10 °C

    Mit dem Sonnenaufgang gucke ich aus dem Fenster und ein Reh grast gemütlich bei seinem Frühstück. Nova Scotia hat neben der Geschichte vor allem ganz vielKüste zu bieten. Und wer denkt an der Küste ist es flacher zum radeln - der täuscht sich. (Zumindest dort wo es flach ist bläßt der Wind im Quadrat.) Ich will ja was erleben also muss ich da durch. Der Sunrise Trail führt mich entlang der Küste nach Arsaig auf dem Cape George. Das Kap wird mit der Zeit immer zerklüfteter. Hier lassen sich aber auch wunderbar Fossilien suchen. Und die Küste bietet noch einmal herrliche Ausblicke. Die nächsten Tage soll das Wetter ein wenig wechselhafter werden. Also genießen! Zumal - es ist Kürbiszeit. Ich bekomme zwar kein einziges dieser Monster auf dem Rad weg. Macht aber nix. Es ist trotzdem immer wieder schön. In Calledon haben sie ein Mahnmal errichtet für die Familien blutiger Kämpfe in der Region im 18Jahrhundert. Im April begeht man hier regelmäßig ein Fest dazu. Jetzt weht nur der raue Wind über die Gräber. Die Leute hier wissen um ihre Wurzeln und sie pflegen sie. Ich wünschte das wäre zu Hause öfter der Fall.
    Kurz vor Antigonish hält mich wieder ein Auto an. Einer meiner Gasteltern in Ottawa hat mir hier einen Zwischenstopp organisiert und gut zwei Stunden vor dem finster werden hält man schon eifrig nach mir Ausschau. Bevor ich zu ihnen fahre halte ich nocheinmal am Campus der Stadt an. Aber später erfahre ich dann dass der Großvater meiner Gastmutter die Inschrift für das Mahnmal gemeißelt hat. Die Welt ist so klein.
    Für alle die etwas mit dem X-Ring anfangen können ist die St Francis Xavier University ein Muss. Viele pilgern auf ihrer Urlaubsreise auch einfach mal durch die Uni weil sie wirklich schön angelegt ist. Die meisten Häuser sind aus Backstein und weiß gesäumt. Es scheint ein wenig eine reichere Uni, sie ist aber nicht sehr groß. Jedes Jahr im Sommer versammeln sich hier die Clans zu den Antigonish Highland games. Die Uni bietet jedoch auch eine interessante Ausstellung über Brian Mulroney (18. Premier von Canada) der von hier stammt. Seine Verdienste, seine Orden, sogar sein Office hat man hier ausgestellt.

    Am Abend kommt das Gespräch bei den Gasteltern auch auf Immigranten. Hier eine kleine Erfolgsgeschichte am Rande. Während viele Familien nicht in der Lage sind ihren angestammten Beruf im neuen Land auszuüben gibt es hier eine syrische Chocolatier-Familie. Frei nach dem Motto „Chocolate for peace“ wird hier in Handarbeit jede Tafel einzeln geformt. Ich habe #19092.
    Die Familie ist im Ort gern gesehen und anerkannt. Heute sind sie bereits ein großer Arbeitgeber. Sie haben sich das jedoch hart erarbeitet. Vieles musste Anfangs durch die Gemeinde gestellt werden. Aber das haben die bereits mehrfach wieder gutgemacht. Auch das würde ich mir zu Hause mehr wünschen.
    Leer más

  • Friends United

    11 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 11 °C

    Logbuch - 60.8774•W - Festland ist zu Ende, Kanada immer noch nicht.

    Zuvor habe ich aber noch einen Transfertag vor mir . Die sind hier in Nova Scotia genauso abwechslungsreich wie auch anstrengend! Ich wurde nämlich von einer Gastfamilie zur nächsten vermittelt. Die 93km dazwischen sind dann aber meine Sache.
    Nach einiger Zeit auf dem Rad komme ich durch ein Dorf mit US-Flagge am Haus. Es kommt auch sofort jemand heraus gestürmt und schreit überaus interessiert um sich umher. Der Mann scheint mir sehr durcheinander. Ich gebe ihm eine Chance. Aber wie alle Amerikaner interessiert er sich leider weniger für die Sache als für die Sensation an sich. Immerhin jetzt habe ich meinen Nova Scotia Pin und wurde von ihm mit dem Schwert zum „Ehren Nova Scotist“ geschlagen. Nix wie weiter!

    Da kommt irgendwann das Örtchen Aulds Cove. Wegen einer hochgefahrenen Brücke bildet sich gerade Stau. Ich komme also gerade zur rechten Zeit für einen Zwischenstop beim Friends United Cafe. Deutscher Cafe und Kuchen - zu deutschen Preisen nur in Dollar. Na was will ich denn mehr? Das die Zutaten leider nicht für deutsche Rezepte taugen, dafür kann Rolf der Konditor ja nichts. Hmmmm lecker!
    Sehr hübsch gestaltet mit Blick aufs mehr und leckere Auswahl von 9 verschiedenen Kuchen. Der Spaß wird nur noch besser als ich mit ein paar anderen deutschen versuche den Angestellten die Aussprache von Bienenstich, Karottenkuchen oder Nussecken beizubringen.

    Über eine unscheinbare Zugbrücke verlasse ich das kanadische Festland. Nach gut 11.000 km mit gerade mal 5000 km kleineren und größeren Umwegen - so viele wie möglich - geht es nach Breton zum Inselhopping über. Hier ist die Festival Saison im Herbst noch im vollen Gange. Mit den Celtic Colours wird in jedem Dorf irgendwo aufgespielt, gefiedelt oder mit der Mundharmonika gesungen. Grund genug hier wieder einen Ruhetag einzulegen. Es regnet und stürmt ohnehin sehr kräftig. Damit ich gesund bleibe verkrieche ich mich also im Bett und am Nachmittag laden mich die Gasteltern zum Stammtisch ein. Bei Inselbier und Schellfisch habe ich sozusagen mein Thanksgiving zwei Tage vorverlegt. Wer weiß wo ich in zwei Tagen dankbar sitze und zurückblicke.
    Leer más

  • Cape Breton

    13 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 11 °C

    Nachdem ich am Vortag noch viele nette Leute kennen gelernt habe ist heute das Ziel einmal die komplette Insel zu durchqueren. Früh am Morgen erwische ich ein Reh wie es gerade Äpfel liest. Durch die ersten Herbststürme liegen ale unten. Was für ein Festtagsschmaus. Ich bekomme zum langen Wochenende das allererste Sonntagmorgen Frühstücksei. Völlig verwöhnt muss ich dann jedoch irgendwie aufs Rad. Sonst fährt die Fähre ohne mich.

    Bereits nach zwanzig Kilometern habe ich mich für diesen Plan satt und frage mich ob ich das heute schaffe. Nach zwei Stunden liegen schon wieder mehrere hundert Höhenmeter hinter mir. Und da sagt alle Welt - das ist da nicht so bergig. In Neufundland wird es schlimmer. Danke, sehr aufmunternd. Ich habe gerade erst entschieden den Cabot Trail diesen Herbst nicht zu fahren.

    Nach dem gestrigen Regentag bäumt sich der Herbst noch ein wenig auf aber viele Bäume haben die Blätter nun fallen lassen. Die Farben vermischen sich allmählich in gelb und braun. Dennoch muss ich sagen es ist ausgesprochen schön hier. Und das finden scheinbar viele Deutsche. Nirgends wird mehr Land in Kanada von Deutschen gekauft wie hier.

    Die Straße windet sich über verschiedene Berge mit wunderbarem Panorama über die Seen und Buchten. Leider ist das aber alles Salzwasser und mehrfach mit dem Atlantik verbunden. Die Strände sehen selbst jetzt noch zum baden sehr verlockend aus. Aber lieber nicht wenn dann kein Campingplatz mehr geöffnet hat um zu duschen. Je weiter ich in den Norden vorstoße desto schöner werden die alten Häuser wieder angemalt. Ich freue mich schon wie das wohl in Neufundland aussieht.
    Leer más

  • Mit der Laterne nach NFLD

    14 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 9 °C

    „Ich ziehe mit meiner Laterne, und meine Laterne mit mir...“ - Ääh — Nein, es ist noch nicht Martinstag. Jedoch zieht die Fähre gerade einsam ihren Weg unter Vollmondflutlicht gen Neufundland. Da war doch tatsächlich einfach die Straße zu Ende. Und die Insel, und überhaupt.

    Es war gut das ich gestern den Ruhetag eingelegt hatte. Die Fähre blieb nämlich auch im Dock. Dabei hatte es gerade mal Windstärke 5. Die Segler unter euch mögen jetzt die Stirn runzeln - ich auch. Aber ich fahre ja. Heute ist es windstill und spiegelglatt. - Der Sicherheit halber...

    Als Radfahrer gebührte mir die Ehre dass ich als erster Passagier an Bord darf. Gestern war es ein Motorradfahrer. Vor drei Tagen ein anderer Radfahrer und ein Fußgänger. Vielleicht treffe ich den ja noch auf der Straße. :)
    Aber es tut gut zu wissen das man nicht der einzige und letzte ist.

    Die Nacht vergeht im Flug, noch einmal schön kuschelig in die Fließdecke eingekuschelt bevor wahrscheinlich wieder mal gezeltet wird.
    Neufundland erwartet mich mit einen grandiosen Sonnenaufgang. Das war bislang immer ein treffsicheres Zeichen für ein tolles neues Abenteuer.
    Leer más

  • Anguille Mountains

    14 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 15 °C

    Nun bin ich also in Provinz #9. So viele Menschen haben mich durch die Höhen und Tiefen der letzten acht kanadischen Provinzen getragen dass ich das stetige Auf und Ab in Neufundland auch nicht mehr scheue. Ich weiß, vor jedem Hügel denkt der Kopf mittlerweile anders darüber, nicht zum Glück meine Beine.
    Meine Erwartung an Neufundland? Im Voraus wurde ich vor etlichen steilen Bergen gewarnt. Und ja, es gibt eigentlich keine Straße die länger als 300m ohne Steigung ist. Mir wurde gesagt das alles so viel anders ist als in Nova Scotia und deshalb immer eine Rise wert sei. Das gilt es jetzt heraus zu finden. Und mir wurde gesagt es wird kalt. Das wird es aber nur wenn man sich nicht bewegt. Glaubt mir.
    Der erste Tag in einer Provinz ist ja immer sehr spannend. Alles ist neu, sieht anders aus und wartet nur darauf entdeckt zu werden. Und allein auf den ersten zwanzig Kilometern fehlt schon mal der Wald. Die Landschaft erinnert mich zuerst sehr stark an Madagaskar. Weite Prärie und dahinter ein schier unzugänglicher Tafelberg. Auf der anderen Seite der Straße spielen die Wellen am Strand und auch die Hinterlassenschaften der Eiszeit sind allesamt sehr sandig. Schnell steht schon mal fest dass ich hier nicht Off-road fahre!
    Die Steigungen halten sich in Grenzen aber ich fahre gefühlt 95% des Tages bergauf oder stark gegen den Wind.
    Da passt es ganz gut dass ich ohnehin immer wieder eine Foto-Pause mache. Der Indian Summer ist hier schon weiter als in Nova Scotia. Rot sind hier oft nur die Blaubeeren. Ahorn wächst in der Tundra nicht mehr. Dafür stehen hier gerade die Lärchen im schönsten gelb am Wegesrand. Ich weiß, ich rede jetzt schon seit Wochen nur noch vom Herbstlaub. Elche habe ich aber noch keine gesichtet.
    Und ich kann versichern die Entfernungen sind sehr weit und schwer einschätzbar. Man denkt bis zur nächsten Kurve dass man kaum vom Fleck kommt. Vielleicht bringt das auch der Trans Canada Highway mit sich. Ich bieg dann mal nach 150 km links ab. Ein kleiner Umweg kann ja nicht schaden.
    Leer más

  • Port au Port Peninsula

    16 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 8 °C

    Früh ist es sehr frisch auf dem Rad aber die Sonne lacht. Zeit für eine Erkundungstour. Ganz im Westen der Insel gibt es eine Halbinsel die hauptsächlich durch französischstämmige Acadier besiedelt wurde und auch heute ihr kulturelles Erbe wie z.B. Das Brot backen hervorhebt. Auch steht hier die größte Holzkirche in Labrador & Neufundland. Ich muss jedoch zugestehen, ich bin einfach mal der einzige Besucher an diesem Tag und wegen mir werden keine Museen oder Kirchen extra offen gehalten. Zumindest noch nicht wieder. ;)
    Mir bleibt also oftmals nur die spektakuläre Natur. Aber davon gibt es viel und ich teile sie mir ganz allein mit Elchen und Jägern. Damit bin ich beim heutigen Ausflug. Der führt mich in der Morgensonne zuerst in die Gravels. Oftmals hat sich viel loses Gestein hier aufgetürmt. Die Gezeiten legen nun Stück für Stück die wenigen Felsen frei. Und übrig bleiben in der Sonne glänzende Steilküsten und Hoodoos die ein schöner Wanderweg verbindet.
    Leer más

  • Cape St George

    16 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 9 °C

    Die Küstenstraße verläuft weiter im stetigen Auf und ab der Klippen. Keine wirklich großen Berge. Dafür schlaucht der Wind vom Meer mal wieder. Für die 50 km brauch inklusive Fotopausen dann auch nur gerade so 5 Stunden. Da merke ich einmal mehr dass das Seeklima rauer ist als im Land. Und ich bin nun mal auf einer Insel. Was soll ich machen? Vorbei an den Hidden Falls geht es gen Westen an das tosende Cap St George. Zum Glück weht der Wind nicht zu kräftig. Die Klippen sind ziemlich eindrucksvoll aber ausnahmsweise hat mal niemand zuerst an Sicherheit gedacht.
    Im Sommer kommen hier viele Zwergwale vorbei und die Klippen ergeben einen idealen Spot zum Beobachten. Ich sehe heute leider keine Wale. Dafür unzählige Tölpel die sich im Flug kopfüber ins Wasser stürzen um Hering zu fischen. Es sind die größten Vögel im Nordatlantik. Und der wunderbare Unterschied. Sie machen nicht so einen Lärm wie die Möwen und sind nicht auf unsere Essensreste trainiert. Das sichert hoffentlich den Bestand noch sehr lange.
    Im gleißenden Sonnenuntergang trete ich den Heimweg wieder an. Die Sonne geht ja immer schon kurz nach sechs unter. Und der Rückweg ist genauso weit. Zudem mit der Dunkelheit wieder der Wind dreht und ich nicht nur im Gegenwind fahren möchte. Da muss ich schnell sein. Eine Disziplin die ich scheinbar verlernt habe. Nach über 100km bei diesem Ausflug ist mir das jedoch auch egal. Fertig mit mir und dem Tag, aber überglücklich dass ich diesen Zwischenstop eingelegt habe komme ich wieder bei meinen Gasteltern an.

    Beide Lehrer. Was für mich neu ist in Neufundland - hier findet ebenso wie man es aus Australien kennt Tele-Untericht statt. Die Gemeinden sind zum Teil zu weit verstreut als dass jede Oberschule alle Fächer abdecken kann. Die fehlenden Lehrer werden dann via Internet zugeschalten. Vielleicht sollten wir uns dem Beispiel in Deutschland annehmen anstatt Unterricht ausfallen zu lassen...
    Dann wären auch wieder mehr junge Menschen über den Pauschalurlaub hinaus in der Lage kreativ zu reisen. =)
    Leer más

  • Herbststurm

    17 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 6 °C

    Orte wie Stephenville sind an der Südwestküste derart weit abgelegen dass sie als touristisch uninteressant gelten. Die meisten fahren einfach durch. Und dann? Wiederholt sich das Landschaftsbild ein um das andere Mal. Es heißt immer die Insel hat so viel zu bieten. Zuerst steht da aber immer die Arbeit. 30km bergauf. Man muss runter und auch wieder zurück zum Trans Canada Highway (TCH) . Die Karibik hat mir wieder einen Herbststurm geschickt und ich frage mich womit ich das verdient habe. Zwar zieht der Regen mit mir nach Norden, die Straße quert aber immer wieder tiefe Täler und der Wind weht mir ins Gesicht dass ich bald vom Fahrrad falle. Da hilft mir auch mein extra großes Übergewicht nicht mehr. So erreiche ich erst am Abend Corner Brook. Die größte Stadt im Westen. Wie viele von den ohnehin bloß 20000 Einwohnern sind wohl Studenten? Denn es gibt sogar eine eigene Universität. Für mich hat dieser Ort allerdings wenig zu bieten. Viel zu viele steile Berge für einen Blick über nen Fjord. Ich will mich beim frühen Abendbrot aufwärmen und weiter. Ich habe mir vorgenommen in zwei Tagen am nächsten Ziel zu sein.
    Ein besorgter Autofahrer fragt ob es mir gut geht. Ja, soweit. Wahrscheinlich sehe ich mit meiner Campingausrüstung mittlerweile nicht mehr der Saison angepasst aus. Anscheinend wollte er mir das Ja auch nicht abkaufen. Bei heißer Schokolade im Mc Donalds treffe ich ihn wieder und er will mir perdu einen Schlafplatz anbieten. Ich glaube das ist das erste Mal das ich tatsächlich dankend ablehnen musste. Lieber draußen im Regen als in einer warmen Stube - manchmal lässt einen der Ehrgeiz verrückt erscheinen. Und noch viel verrückter da der Wind weiter auffrischt. An diesem Abend schaffe ich anstatt der angepeilten 30km nur noch 10. Hmm - dann also Zelt aufbauen, seit Monaten auch mal wieder extra gegen staken Wind Seile ziehen und ausschlafen. Es regnet früh eh noch ein wenig.
    Das kleine Örtchen Pasadena am Deer Lake muss so etwas wie eine Partnerstadt sein. Von jeder Provinz hängen hier die Wappen und über jeden Teil Kanadas gibt es etwas zu Geografie, Kultur und Klima zu erfahren.
    Letzter Einkauf vor dem Nationalpark. Deer Lake. Während ich beginne genüsslich mein Hühnchen zu essen kommt ein alter Herr mit Vollbart vom Einkauf. „Woblwoglwada?“ - Hä? Sorry again please. „Woblwoglwada?“ Ich frage ob er mir das bitte nochmal langsam wiederholen kann. Und er nuschelt noch einmal „I said, WhobllWoshlwode“ - Ich gebe es auf. Ich erzähle ihm die übliche Geschichte woher und wohin des Weges. Er gibt sich zufrieden. Und ich mich auch. :) Je älter die Generation desto unverständlicher deren Neufundland Englisch. Genuscheltes Englisch in Irischer Geschwindigkeit. Je weiter ich mich Labrador nähere desto verbreiteter ist das ganze unter Männern. Wahrscheinlich deshalb findet man hier auch nur Frauen beim kassieren oder an der Tanke. Die versteht man wenigstens.
    Und dann biege ich wieder links ab. 70km und gut 1200Höhenmeter später soll ich in Rocky Harbour sein. Ich freue mich drauf aber auf die Berge dahin könnte ich gut verzichten. Ok, einen Versuch ist es wert. Fahrrad an die Leitplanke, Robert daneben und beim trampen immer schön grüßen. Ich hatte mir bewusst eine Stelle nach einer Kreuzung ausgesucht um sicher zu gehen dass jeder der hier abbiegt mich nicht nur 5 km mitnimmt. Ich hatte aber wohl nicht bedacht,dass jeder der hier gerade aus in meine Richtung will jetzt extra Gas gibt um auch irgendwann an zu kommen. Frierend gebe ich den Versuch auf, steige aufs Rad und bin binnen Minuten gegen den Wind wieder durchgeschwitzt.
    Leer más

  • Der Viking Trail

    18 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 12 °C

    Oh, wie brauchen meine Beine ihren Ruhetag. Ich mag die Berge hier nicht wirklich muss ich zu gestehen. Von oben hat man ja immer einen herrlichen Ausblick. Aber das dauert immer so ewig bis zum nächsten und steil sind sie auch noch. Selten dass sich hier ein LKW her verirrt. Auf Radfahrer hat man beim Straßenbau noch nie Rücksicht genommen....
    Es ist schon wieder finster als ich in Wiltondale ankomme.
    An der Tankstelle treffe ich auf ein paar Jäger. Bis Neujahr ist hier Jagdsaison auf Elche. Im Nationalpark sogar noch länger um die überaus hohe Zahl an Baumfraß zu reduzieren. „Habt ihr denn diese Saison schon was erlegt? - Du wirst es nicht glauben aber wir sind jetzt seit drei Wochen unterwegs und haben immer noch nichts. Die wissen genau wo wir nicht schießen dürfen. Dort stehen sie dann am Straßenrand.“ Jeder der Jäger hat seine orangene Warnweste an um nicht selbst erlegt zu werden und ich denke mir nur meinen Teil. (Ich fahr ja auch mit Warnweste draußen rum. Bei so viel Aufmerksamkeit braucht sich keiner zu wundern wenn alles Wild verjagt ist.
    Die Frau von der Tankstelle hat Mitleid und bietet mir an auf dem Rasen hinter dem Benzinlager zu zelten. Die Jäger befürworten dass. Es geben aber auch alle zu dass keiner von denen je Nachts im Wald bleiben würde oder Zelten geht.... Dankend lehne ich meiner Gesundheit zu liebe ab. Dann lieber noch ein 200m hoher Anstieg und oben auf dem Windumtosten Picknickplatz übernachten. Dann habe ich morgen früh als erstes auch nicht einen Anstieg, sondern eine schöne lange Abfahrt. (Die darf ich dann in paar Tagen wieder zurück...Ufff)
    Wenn man denn einmal den Fjord bis an die Küste gelangt ist wird es wunderschön. Flache Küstenstraße, links das Meer, rechts die long Mountain Range und immer wieder ein kleines buntes Fischerhäuschen. Herrlich!
    Der Viking Trail führt so noch 300km an der Küste entlang nach Labrador. Auf dem Weg dorthin gibt es extrem viel zu erkunden. Unter anderem L’anse aux Meadows - die erste Landestelle der Wikinger und die Siedlung Eriksons in der heute noch nachgestellt wird wie das Leben vor 1000 Jahren gewesen sein muss. Und weiterhin Port aux Croix. Ein 5500 Jahre alter Friedhof dessen Grabbeigaben heute sehr viel über das Leben der Inuk verraten. Hm, leider liegt beides dann doch zu weit fernab der Route. Und es ist Nebensaison. Das hat alles geschlossen und keiner erzählt einem etwas darüber. Das wäre dann ja wie in einem deutschen Museum - Nein danke. Dann begnüge ich mich sehr gern mit den Fischerhäuschen am Strand. Daran fährt so ziemlich jeder Autofahrer achtlos vorbei.
    Leer más

  • Gros Morne - Western Brook Pond

    20 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 6 °C

    Ich bin am Ziel!

    Nein, das ist nicht das finale Ziel. Ich bin überglücklich in Gros Morne angelangt. Ich lasse die Berge mit dem Rad nun ein paar Tage hinter mir und erklimme sie lieber zu Fuß. Ist das nicht verrückt? Das gerade diese Berge es in sich haben ist der eigentliche Grund warum ich hier bin. Und doch bin ich so fertig dass ich alles am liebsten hin schmeiße um nicht wieder zurück zu müssen. Die hundert Kilometer hier her sind ihren Umweg jedoch vollkommen wert.
    Gros Morne - das beschreibt man in Kanada gerne mit „atemberaubende, wunderschöne Mondlandschaft mit roter Erde“ Dazu sicher später. Die Eiszeit hat hier beachtliche Tafelberge geschmiedet und mit tiefen Gletscherfjorden durchzogen. Gros Morne ist also auch so etwas wie klein Norwegen in Neufundland. Uiii! Da kribbelt es mir in den Füßen wenn ich nur daran denke los zu laufen.
    Erster Tag - Nieselregen. Der Western Brook bietet sich zum ausradeln und einwandern gleicher Maßen an. Ein 600m tiefer Fjord, 16km lang - und fast Menschenleer. Für die Saison hat alles schon dauerhaft geschlossen. Perfekt!
    Ich treffe dann doch noch zwei Frauen auf dem Weg und gemeinsam erkunden wir frische Elchspuren. Das Szenario erinnert mich ein wenig an Madagascar. Offene Graslandschaft von mächtigen Tafelbergen durchzogen. Die Bäume sind durch den stetigen Wind aus dem Fjord mehr horizontal als hoch gewachsen. Trotz dem Nieselregen kann ich gut verstehen warum gerade dieser Ort ein Nationalpark wurde. Noch dazu ein UNESCO-Welterbe. Auch wenn es wie gesagt nicht einzigartig scheint.
    Das Wetter lässt es leider nicht zu auf die Berge zu steigen. Mir bleibt also nur so weit wie möglich um den See herum zu wandern. Irgendwann wechselt der Wanderweg seine Nummer. „Achtung Jagdgebiet, betreten nur auf eigenes Risiko“ steht extra ein Schild. Wer hat solle doch bitte unbedingt etwas orangenes oder neonfarbenes tragen um besser vom Elch unterschieden zu werden. Daneben die üblichen Sicherheitshinweise. Festes Schuhwerk, genügend Trinkwasser, matschige Wege und so weiter. Da steht aber auch dass bei der Wanderung ein Fluss durchquert werden muss. Ich denke das muss eher nicht sein und kehre wieder um. Einen km später ärgere ich mich darüber so sehr dass ich die Meinung ändere. Das Wetter klart nicht wirklich auf aber eine Kneipp Kur hat auch nie jemandem geschadet. Und im Reiseführer steht geschrieben - die Schönheit des Parks findet nur, wer zu anstrengenden Wanderungen befähigt ist.
    Ich laufe zurück zum Fahrrad, schnappe mir meine Warnweste und los gehts.
    Die Brücke wurde irgendwann mal weg gespült. Heute ist über den 20m breiten Fluss nur noch ein Seil gespannt damit man die Richtung nicht verliert. Barfuß und in Unterhosen geht der Spaß los. Für den 20. Oktober fühlen sich die 5Grad Wassertemperatur recht angenehm an. Wärmer als erwartet. Aber das Wasser geht mir irgendwann über die Kniescheiben und ich bin froh dass nach 20m Schluss ist. Wieder alles anziehen und warm werden...
    Am Strand entlang treffe ich auf vier Amerikaner vom Campingplatz wieder. Die waren weniger erfolgreich. Einer ist ins Wasser gefallen und versucht nun seine Sachen über dem Lagerfeuer wieder zu trocknen. Das Leben im Oktober hat schon so seine Tücken. Gemeinsam verbringen wir eine gute Zeit mit Steine schnipsen und grandiosem Ausblick. Die kleine Überwindung hat sich in jedem Fall gelohnt! Ich gehe später zwar den Weg noch etwas weiter, gebe jedoch mein Unterfangen wegen unpassierbarer Schlammlöcher und mittlerweile nasser Schuhe auf. Gut dass ich an Wechselschuhe gedacht habe. Dazu muss ich aber erstmal zurück zum Fahrrad durch den Fluss. Und diesmal habe ich vorher schon kalte Füße. Autsch das Wasser beißt. Nach den zwanzig Metern Fluss sind meine Füße taub. Da brauche ich selbst in den Wechselschuhen eine Stunde um wieder warm zu werden. Ein Feuer auf dem Campingplatz hilft jedoch ungemein. Und am nächsten Morgen sind meine Schuhe zum Glück schon wieder über dem Feuer getrocknet.
    Leer más

  • Gros Morne - Tablelands

    21 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 4 °C

    Ein Freund hat mir geschrieben - „Das Highlight in dem Park ist ja der Fjord und die rote Erde“. Der National Geographic schreibt von einer Mondlandschaft. Soweit ich weiß war das bischen Dreck vom Mond grau. Aber eigentlich kann niemand wirklich sagen welche Farbe die Erde auf dem Mond hat außer Astronauten. Ich frage mich woher dieses Wortspiel stammt?
    Auf jeden Fall macht es neugierig. Was ist da so besonderes? Ich will das auch sehen! Dafür bin ich ja schließlich um die halbe Welt hier her geradelt... Und dann liegt das auf der anderen Seite vom Fjord. Mit dem Rad mal eben gute 84km entfernt. Die Fähre im Sommer ist seit einem Monat out of season. Ich treffe aber glücklicherweise auf zwei Luxemburger die auch ein paar Tage hier verbringen bevor es weiter gen Norden geht. Schnell steht fest dass wir uns zusammen schließen und für einen Tagesausflug zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    Zuerst geht es in die Tablelands.

    Mitten in der grünen Radfahrer Hölle aus schroffer Felsenküste ragt ein Tafelberg empor. Im Nebel grau wie alles andere. Sobald die Sonne scheint wird jedoch alles in ein spektakuläres gelbes Licht getaucht. Und es wirkt so unwirklich dass auf diesem Tafelberg in Mitten all der Fjorde plötzlich nur noch Fleischfressende Pflanzen und ein paar arktische Gräser wachsen. Der Fehler im System ist schnell erklärt und macht diesen Ort doch so einzigartig. Die Plattentektonik ist Schuld! Dadurch wurden hier Gesteine, die Geologen sonst nur in 10-12Km Tiefe finden ans Tageslicht geholt. Sehr viel Eisen für die Farbe, Nitrat und Phosphor fehlen jedoch. Und somit auch so ziemlich jegliche Lebensgrundlage für Pflanzen. Unter Geologen ist dies der einzige derart bekannte Ort auf der Erdoberfläche.
    Und selbst wenn er es nicht wäre. Der Blick von oben ist sicher spektakulär! Ich bin nur froh dass ich nicht im Hochsommer da bin wenn hier die Sonne brennt. Wir begnügen uns mit einer zwei-stündigen Wanderung. Schließlich wartet noch ein zweites Abenteuer heute.
    Leer más

  • Gros Morne - Green Gardens

    21 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 5 °C

    Nur 4km weiter ist immer noch alles Gelb. Aber diesmal wieder vom Herbstlaub. Unsere Wanderung bewegt sich über sanfte Hügel hin zum Meer. Steil fällt hier der Fels aus 200m hinab ins Wasser und der Weg klettert irgendwie da durch. Zum Teil wurden sogar Treppen angelegt. (Fehlt nur noch dass für Stöckelschuh-Wanderer alles betoniert wird ) Was uns erwartet ist auch hier ohne Übertreibung grandios! Auf einem kleinen Küstenstreifen wachsen hier im Sommer alle möglichen Arten von Lilien. Und es scheint wie ein grüner Teppich der über die Klippen ins Meer hängt. Ein Wanderweg führt zu einer Höhle. Nur leider spült gerade die Flut hinein. Wir können uns gar nicht wieder satt sehen. So dass am Ende nichts anderes bleibt als auf einer Nachtwanderung wieder den Heimweg anzutreten. Zu Glück hat sich dabei niemand verletzt. Ein bisschen Abenteuer muss aber schließlich auch sein. :)Leer más

  • Gros Morne - Meisterstück

    22 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 7 °C

    Ich weiß, die Berge waren zuerst da. Und erst dann kam der Mensch auf die Idee sie hochzuklettern. Warum auch immer... das macht aber auch Spaß! Einzig wird wohl der Muskelkater wohl auch noch Tage hinterher anhalten.
    Ich habe es nicht für Möglich gehalten aber während ich so auf die letzten Monate so langsam immer mal zurück blicke habe ich tatsächlich noch keinen einzigen Gipfel in diesem Jahr bezwungen. Das muss ich ändern! Und der einzige gescheite Tag dazu ist heute. Die Wolken brauchen jetzt schon drei Tage um immer ein Stück höher zu klettern und ich hoffe einfach sehr dass sie die 800m bis zum Mittag dann gänzlich überwunden haben. Bislang habe ich immer nur den Fuß der Berge und der Fjorde am North End sehen dürfen. Heute ist aber gleichzeitig der letzte schöne Tag bevor der nächste Regen rein zieht. Also setzte ich alles auf eine Karte. Wenn, dann soll das heute mein Meisterstück für Gros Morne werden - der Weg auf den Gros Morne Mountain.
    Am frühen Morgen verzögert sich erst einmal alles wieder. Schnell habe ich meine Sachen gepackt doch dann kommt unverhofft Besuch in meinen Schlafplatz der letzten Tage. Ein Outdoor-Ausstatter aus Norris Point bereitet ein Seminar für Restaurant Köche vor. Eine Woche lang sollen Rezepte gelehrt werden die die Natur bietet, die aber sonst eigentlich nichts in der Küche zu suchen haben. Sowas wie Apfelstücke mit Pinienkernen und ähnliches. So gerne ich mich noch länger mit ihm unterhalten hätte muss ich zwei Stunden verspätet doch mal los.
    Bis zum Berg sind es noch einmal zwei Stunden Rad fahren. Ich bin erst nach Mittag am Parkplatz. Die Tafel sagt 6-8 Stunden Gehzeit. Und in ziemlich genau 6 Stunden wird es finster. All mein Radfahrtraining der letzten 12000km kommt mir nun zu Hilfe. Langsam aber stetig erklimme ich den Berg. Von 10 auf 806m in 2:10h. Erst geht es ziemlich schlammig berg an. Nach 350m ist aber schon die Baumgrenze erreicht. Durch die stetigen starken und kalten Küstenwinde hat sich darüber ein arktisches Klima festgesetzt wie man es sonst nur hunderte Kilometer nördlich in Labrador findet. Für Neufundland einzigartig. Eine Frostspalte geht es die nächsten 400m Berg an und oben geht es fast orientierungslos durch ein Felsenmeer zum Gipfel. Ich kann mich gar nich genug satt sehen so schön ist das Wetter geworden. Aber auch zehn Grad kälter als unten und da war es schon ungemütlich.
    Die Leute haben hier oben so viele Steinmänchen gebaut und Windschutzmauern das Parks Canada jetzt sogar darauf hinweist man solle doch bitte damit aufhören. Wie sich das für den höchsten Gipfel der Westküste gehört is oben schon mal die Flagge gehisst und wird vom Wind zerzaust.
    Und wieder einmal sage ich mir ich habe an diesem Tag alles richtig gemacht. Die Sonne lacht und gibt ein fabelhaftes Licht hinunter in den Fjord der Rocky harbour hills und öffnet den Blick über beinahe die gesamte Long Range Mountain traverse.
    Dann kommt das bittere. Der Abstieg. Der weg ist zwar eine Einbahnstraße hoch wie runter. Aber runter hat man zur Sicherheit sogar Treppen und Leitern angebracht. ( hoch kann man sehen wie man kommt) Das ist zu viel und bei einem Backcountry Camp raste ich erst einmal bis die Sonne schon beinahe untergeht. Der Glanz der Berge nimmt malerische Gestalt an. Ich verstehe einmal mehr zu gut warum so ein Gipfel die Menschen in ihren Bann zieht. Egal - ich muss auch aufpassen wo ich hin trete. Oahh - wow! Und der Sonnenuntergang wird von Mal zu Mal spektakulärer. Bis die Sonnenstrahlen die gesamten Green Gardens überspannen. Dann wird’s finster. Glücklich und zufrieden bin ich nach sechs Stunden wieder am Rad. So ein Meisterstück kann wirklich alles abverlangen. Eigentlich möchte ich nur noch schlafen. Dafür muss ich aber zunächst mein Zelt aufbauen. Ein felsiges und zeitraubendes Unterfangen. Und doch sagt man sich hinterher immer - Am liebsten mache ich das morgen gleich noch einmal!
    Leer más

  • Ehrentitel & Screecher

    23 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 7 °C

    Da ich längere Zeit hier in Neufundland verbringe war es nur eine Frage der Zeit. Bei 500.000 Einwohnern in ganz Neufundland & Labrador versucht das ganze Volk so viel wie möglich Zuwachs zu bekommen. Und deshalb darf auch ich mich jetzt „Neufundländer zur Ehre“ nennen.
    Die Aufnahme Zeremonie ist ein historischer Mix aus den Wurzeln der Seefahrer, irischer Tradition, wenn auch heute ebenso touristischer Attraktion. Dazu muss man wissen dass die Neufundländer schon immer ein Volk der Seefahrer waren. Es wird gern und viel getrunken. Rum aus Jamaica kommt da recht gut an. Und als Fischer gibt es nichts leichteres als in Jamaica den Fang in Rum umzutauschen.

    Man nennt das Screeching. Unweigerlich kommt unter einheimischen irgendwann die Frage auf - are you a screecher? Wenn nein - dann passiert folgendes:

    Zunächst einmal gehört es sich wie ein Neufundländer zu kleiden. Fischermütze und Schafswolljacke.
    Dann schwöre ich auf ein langes und erfolgreiches Leben auf neufundländisch (in etwa: möge der Wind immer die Segel füllen...) - zugegeben es hat mich einige Zeit gekostet diesen Zungenbrecher zu üben.
    Dann gilt es einen fangfrischen Fisch zu küssen.
    Und als Viertes mit Screech Rum darauf anzustoßen. (Jamaica Rum, abgefüllt in Newfoundland)

    Der Abend wurde von meinem Gastvater und seinem Nachbar organisiert. Normalerweise müssen die Neuankömmlinge dafür in den Pub. Hier hatten wir die Flasche ganz für uns allein. :)
    Leer más

  • Green Bay

    26 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 7 °C

    Zweiter Versuch Nordlichter in dieser Woche. Es scheint alles perfekt. Ein finsterer Holzfällerweg irgendwo 30km bis zum nächsten Ort. Eine Anhöhe von der aus man weit übers Tal schauen kann. Die Wolken verziehen sich über Nacht und die Waldarbeiter haben voriges Jahr sogar extra den Wald gerodet um den Ausblick zu verbessern.
    Am Lagerfeuer wärme ich mich nochmal auf bevor die Nacht lang und kalt wird. Ein leichter Wind lässt die Temperatur schnell mal unter Null rutschen. Nach gut 40 Minuten haben sich die Augen perfekt angepasst. So viele Sterne habe ich zuvor nur in Madagascar und am Lake Superior gesehen. Was fehlt sind wieder die Nordlichter. Dabei war ihre Stärke heute Nacht mit 8/10 angegeben. Leider heißt das immer noch 20% Pech. Und so krieche ich irgendwann halb vier in meinen Schlafsack...
    Kurz nach sieben stehe ich förmlich schon wieder im Bett. Was ich beim Zelten diesmal außer Acht gelassen habe: Die gerodeten Lichtungen sind ideale Orte zur Elchjagd. Deckung! Das erste was ich also tue - ich suche verzweifelt meine Warnweste und bind sie außen an mein Zelt. Dann kommt auch schon der erste Pickup angerollt. Wenn man in Kanada auf der Jagd ist wird nicht gelaufen! In den Wald trauen sich ohnehin die wenigsten. Erst Recht weil die Mehrheit der Jäger nie freiwillig die Nacht im dunklen Wald verbringen würde oder gar zelten geht.
    Am Eingang haben sie einen von vier Elchen erlegt. Der Jäger hat nun gut zu tun alles einzufrieren. Im Minutentakt kommt derweil ein Pick up nach dem nächsten vorbei. Und guckt mich an wie von einem anderen Stern. Die meisten sind genügsam mit meinen Wiederholungen. Nur einer ist argwöhnisch und will per du wissen ob ich ein Jäger bin. - Natürlich! Auf meinem Rad bringe ich den Elch auch ganz bestimmt bis zur nächsten Gefriertruhe... besser ich fahre, bevor ich Freiwild werde.

    Der Herbst bäumt sich immer wieder mal auf in diesen Tagen. Sobald die Sonne jedoch fehlt wird es frisch! Die Farben weichen dem Übergangsgrau. Eine rühmliche Ausnahme hiervon bildet Green Bay. Ein kleiner unscheinbarer Fels in der Bucht lädt zu zwei Aussichtspunkten ein. Rundherum sind die Bäume noch grün. Ok, es sind Nadelbäume. Dazwischen öffnet sich der Blick auf dicke Polster voller Flechten und Moose. Deren Herbst scheint noch lang nicht vorbei.
    Vom Aussichtspunkt sehe ich bestimmt eine halbe Stunde einer Delphin-Schule durchs Fernglas zu die sich im tiefblauen Wasser tummeln. Die Wale sind nun mittlerweile weiter gezogen. Aber diesen seltenen Anblick habe ich nicht erwartet. Die Bucht dient als kleiner unscheinbarer Natur-Tiefseehafen in dem hauptsächlich Golderze aus Labrador umgeschlagen werden. Tief genug für Delphine auf die Jagd zu gehen wenn der Hering gerade da ist. Es gibt tatsächlich immer irgendetwas dass den Tag rettet.
    Leer más

  • Neufundland-Aale

    27 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ☁️ 4 °C

    Die Morgenluft riecht förmlich schon nach Schnee. Dennoch habe ich die Nacht recht glücklich bei 0 Grad im Tiefschlaf verbracht. Am Abend zuvor hielt wieder eines dieser vielen Autos am Straßenrand extra für mich. Und wer saß drin? Die zwei Luxemburger aus Groß Morne waren von ihrem Kurztrip nach Labrador schon wieder zurück. Ich glaube mein Lächeln konnte man selbst in stockfinsterer Nacht sehen.

    Das Zelt ist schnell und trocken verstaut aber statt dem Schnee holt mich heute immer wieder Nieselregen ein. Alles saugt sich voll ... es ist kein schöner Tag zum Rad fahren. Eine willkommene Abwechslung bietet da wieder ein kleiner Naturlehrpfad. Ich hätte es Anfangs für ziemlich unmöglich gehalten dass Aale ebenso wie Lachse über alle klippen springen. Müssen sie aber wohl, denn hier oben in. Den Bergen leben sie. Ihr Lebenszyklus ist jedoch zweigeteilt jedoch umgekehrt zu den Lachsen. Die Larven schlüpfen in der Südsee (SaragossaSee) und treiben dann mit dem Golfstrom nach Norden. Hier in Neufundland ändern sie dann noch einmal komplett ihr äußeres Aussehen und verbringen bis zu zwanzig Jahre in den Flüssen. Dann heißt es wieder in die Saragossa See zu ziehen und zu laichen.

    Der Nieselregen kann mich unterdessen nicht abhalten meine Angel auszupacken (ohne Erfolg) und erfolgreich ein Nickerchen zu halten.
    Der perfekte Start in den grauen Nachmittag. =)
    Leer más

  • Die Straße der Inseln (1)

    29 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 3 °C

    Auf in den Sturm! - war die letzte Ansage die ich von Lesern mitbekommen habe. Dann erwarten mich durchgängig den ganzen Tag Windstärke 5 als Gegenwind auf dem Weg in ein entlegenes Dörfchen. Ich bin es ja nun gewohnt mittlerweile.
    Ich glaube viele runzeln die Stirn bei dem Gedanken. Für die Fahrt nach Twillingate nehme ich 160km Umwege bei miserablem Wetter in Kauf und die! Attraktion in der Hauptstadt der Eisberge ist seit Juli geschmolzen. Ab und zu habe ich mich in den letzten drei Tagen selbst schon gefragt. Habe ich mir nun einmal sowas in den Kopf gesetzt ist es schwer wieder dort weg zu bekommen...
    Die ersten vierzig Kilometer verlaufen recht glimpflich. Danach kennt das Wetter kein Pardon mehr. Statt Regen spritzt Gischt über die Straße und es gilt alles fest zu krallen während ich unentwegt versuche vorwärts anstatt rückwärts zu rollen.

    Ich muss ziemlich bald einsehen dass ich meine Distanz heute überschätzt habe und lasse mich erschöpft neben einer Kirche nieder.
    Der nächste Morgen hat immer noch den gleichen starken Nordwind. Anstatt weiter zu kämpfen entscheide ich weiter zu entdecken und gehe wandern. Am Nordende Neufundlands geht das Festland in viele winzig kleine Inseln über. Heute ist alles durch eine Straße ziemlich leicht zugänglich. Früher waren das alles Outports. Dörfer im Hinterland. Nur über einen kleinen Hafen mit dem Festland verbunden. Wer hier lebte war Teil einer starken Gemeinschaft die in wirklich allen Belangen auf sich selbst angewiesen war. Egal ob in der Saison zum fischen oder wenn der Nachbar mal für eine Woche aufs Festland nach St Johns musste.

    In der Nebensaison gibt es keine Eisberge oder Wale. Ich entscheide mich daher für eine andere außergewöhnliche Tour. Während meiner Wanderung finde ich Ende Oktober noch viele viele Blaubeeren frisch am Busch. *yam yam* Viele Anwohner kommen ebenfalls her und pflücken die Beeren. Sie essen davon aber die wenigsten. Der Großteil geht zur Winzerei. Richtig! Wenn schon keine Trauben hier wachsen aber vergären lässt sich immer etwas. Aus Lokalen Blaubeeren, Himbeeren oder Rhabarber wird mithilfe von extra gesammeltem Eisbergwasser feinster Wein hergestellt. Ich muss zugeben der süße Desertwein war der leckerste beim verkosten. =)

    Ungewohnt und daher schon mit leichtem Kopf radle ich zurück in die Stadt. Es fällt mir echt schwer weiter zu fahren. Irgendwie fehlt auch die Lust. Also auf in den nächsten Pub und fragen ob es irgendwie ein Zimmer für die Nacht gibt. Das ist total ungewohnt ich weiß. Aber aller paar Tage braucht es nun mal etwas zum aufwärmen und erholen. Es gibt aber keine bezahlbaren Zimmer in der Nebensaison. Als das der einzige weitere Gast im Pub mitbekommt lädt er mich spontan zu sich ein. Wo sonst sollte ich einen alten Segler antreffen als in seinem Pub wenn er im Heimathafen ist. Aber es ist ein schöner Zufall. Wir verbringen den ganzen Abend mit allem rund ums Segeln.
    Er will es jedoch auch noch einmal wissen und plant nach verschiedenen Atlantiküberquerungen mit seinen 80Jahren einen Solotrip auf die Azoren und zurück. Ich sags doch immer wieder. Der Mensch braucht Ziele!

    Im Gespräch erinnert er mich daran warum auch ich nach sechs Monaten unentwegt weiter mache. Was treibt Menschen jeden Alters an auf eine lange Reise zu gehen? Ist es der Ehrgeiz? Das Streben nach Glück? Oder alles viel simpler!? Immer wieder ist es dass ich tue was ich im Augenblick am meisten liebe. Davon hält mich auch kein mieses Wetter ab. Und ich bin dankbar dass ich diese Chance nutzen kann.
    Leer más

  • Die Straße der Inseln (2)

    30 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ☀️ 7 °C

    Es hat gut getan den Abend in einer warmen Stube zu verbringen anstatt bei -5 Grad im Zelt. Und eine Belohnung gibt es am frühen Morgen obendrein. Schon früh zum Sonnenaufgang raffe ich mich auf den Berg hinter dem Haus und beobachte den Hafen aus einer einzigartigen Perspektive. Alles scheint noch von der Nacht zu dampfen. nebel hüllt den Hafen ein und die Inselberge gucken oben aus der Zuckerwatte heraus.
    Dennoch heißt es Abschied nehmen. In zwei Tagen erwartet mich schon wieder der nächste Sturm und da will ich nicht unvorbereitet auf der Straße sitzen. Also Fhrrad in die Hand nehmen und weiter kurbeln! Auch wenn das Radfahren mehr oder weniger ein Ersatz für Arbeit geworden ist geht es nicht ganz ohne Spaß von statten. Und dazu gehört auch das Wandern. Ich kann es nicht lassen und erklimme nach dem Mittagessen in Summerford erstmal wieder einen Hügel um mir einen Überblick zu verschaffen. Hunderte kleiner Inseln! Da weiß man warum die Straße auch offiziell so heißt. Von unten sieht man nämlich meist nur Wald oder Wasser.
    Dennoch hat es die Straße in sich und so kann ich gerade noch den goldenen Sonnenuntergang genießen bevor ich totmüde noch etwas esse und in den Schlafsack falle.
    Leer más

  • Halloween

    31 de octubre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 7 °C

    Es ist an der Zeit in Nordamerika den Herbst zu verabschieden und mit dem Winterbeginn an allerlei Gespenster, Magier und Untote zu erinnern die hier mit der dunklen Jahreszeit in Verbindung gebracht werden. Das ganze wird wie Weihnachten zelebriert. Spätestens heute muss alles dekoriert sein und nächste Woche kommt es wieder weg. Aber schön sieht es aus. Das muss ich den Leuten lassen. Ich habe ein paar Impressionen zusammen getragen. Neben den geschnitzten Kürbissen sind aufblasbare Figuren sehr in Mode gekommen.

    Ebenso gespenstisch wirkt das Städtchen Gander auf mich. Der Ort hat vielfach eine unrühmliche Vergangenheit und hat es im Gegensatz zu anderen Orten der Insel nie geschafft dies zu vermarkten. Gander hat einen großen Verkehrsflughafen. Im zweiten Weltkrieg wurde dieser als Basis ziemlich aller Flieger und Bomber auf dem Weg nach Europa genutzt. Danach passierte lange nichts, bis 1985 ein Militärflieger abstürzte. Über 260 Tote - das größte Flugzeugunglück in der Nordamerikanischen Geschichte. Und noch einmal 16 Jahre später am elften September war Gander der Ausweichflughafen für so ziemlich alle Flüge nördlich von New York. Der Ort wurde kurzerhand überbevölkert. Und nun bring mal einer die Leute wieder mit Bussen von der Insel runter...
    Leer más

  • Terra Nova - Neues Land

    1 de noviembre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 14 °C

    Über Nacht hat sich die Lage zugespitzt. Für die nächsten drei Tage sind Sturmböen angekündigt. Zumindest den ersten Tag mit 80Kmh Gegenwind habe ich gut überstanden und eine ‚sichere‘ Zuflucht gefunden. Über den Tag habe ich jedoch lieber die Wandersocken raus gesucht. Von Norden führt die Straße geradewegs durch den Terra Nova Nationalpark. Der älteste seiner Art in Neufundland von 1961. Viel mehr konnte ich leider noch nicht in Erfahrung bringen. Und ich scheine auch der einzige auf einem Zeltplatz mit 300 Stellplätzen zu sein. Es ist echt neben der Nebensaison.
    Kein Grund nicht trotzdem auf die Berge zu klettern. Von oben sehen die Buchten so viel schöner aus! Das Meer glänzt silbern obwohl keine Sonne scheint. Dafür leuchten im Moor die Farben um so prächtiger. Rote Sträucher und weißes Moos bedeckt jeden Zentimeter. Dazwischen trotzen Granitblöcke Wind und Wetter. Es hat aber auch etwas Gutes. Mit dem Sturm steigen die Temperaturen auf sommerliche 14 Grad. T Shirt Wetter im November. Klasse!

    Ich hoffe einfach Mal die Parkwärter haben ihren Baumschnitt schon fertig sturmfest gemacht. Es ist allemal besser auf dem Campingplatz zwischen vereinzelten Bäumen als auf einem offenen Schotterparkplatz am Straßenrand. Ich muss die Gelegenheiten nehmen wie sie kommen.
    Leer más

  • Terra Nova (2)

    2 de noviembre de 2019, Canadá ⋅ ⛅ 3 °C

    Das Zelt hatte ich Sturmfest verzurrt als gegen drei die stärkste Welle herein brach. Soweit alles gut. Und auch der Zeltplatz hat keinen Schaden davon getragen als ich meinen Ofen direkt neben dem Propan für die Waschräume angefeuert habe... es war nun mal der ‚windstillste‘ Ort.

    Mit dem Sonnenaufgang bin ich bereits wieder auf den Beinen. Der Coastal Trail führt mich zu einem versteckten Wasserfall. Im Gelb der Morgensonne leuchtet das Laub. Unterdessen konnte ich erfahren dass dieser Ort bis vor vierzig Jahren trotz Nationalpark noch bewirtschaftet wurde. Im Winter begannen die Männer mit dem Holzfällen um es im Frühjahr mit der Schneeschmelze abzutransportieren. Das meiste wurde jedoch gleich vor Ort verbraucht. Viele Familien bestritten ihr Leben mit Holzfällen und fischen. Es mussten also gleichzeitig alle Boote ausgebessert und für den Sommer fit gemacht werden.
    Heute erinnern noch ein paar Schilder daran dass hier mal ein Sägemühle stand. Der Wald hat sich alles wieder zurück geholt. Aber auch der um den Wald ist es nicht zum besten bestellt. Die Elche haben so ziemlich alles Unterholz gefressen so dass kaum noch etwas nachwächst. So ein Elch verdrückt am Tag durchschnittlich 10.000 Kalorien. Das ist bald dreimal so viel wie ich beim Rad fahren brauche. Wenn Neufundland das nicht in den Griff bekommt stirbt die alte Baumgeneration einfach ab und wird mehr und mehr durch Steppe ersetzt. Das wird dann so eine Prärie 2.0 mit Seeklima. Hoffen wir das mal nicht. Es gibt so schon nur weniges was sich dem schroffen Klima entgegen setzt.

    Am Ochre Hill erkennt man das sehr gut da zum Großteil das blanke Gestein zwischen Toten Baumstämmen herausputzt. Wo es Windgeschützt ist bilden Flechten die Grundlage für das nächste Hochmoor. Wer also kann sollte jetzt die Aussicht genießen, denn die Flugzeugperspektive ist grandios! Es ist sogar noch Blütezeit im November!

    Das Wetter scheint zwar sonnig, aber der Sturm bleibt. Für morgen haben sich dazu noch 20 Liter Regen angekündigt. Prima - immer schön ins Gesicht. Aber der Grund warum ich dann dennoch weiter fahre ist einmal die Temperatur. Auf dem Rad bleibt man definitiv wärmer im Regen. Und wenn der Regen aufhört ist man schon an der richtigen Stelle für den nächsten Regenbogen. =)
    Leer más

  • Der blaue Leuchturm auf der Straße

    3 de noviembre de 2019, Canadá ⋅ 🌧 5 °C

    Zeitumstellung. Heute hat der Tag 25 Stunden. Doch so sehr ich mich jedes Jahr darauf freue. So richtig hilft mir diese Stunde auch nicht weiter. Denn gerade Nachmittag/Abend ist bei mir jene Zeit in der Kopf und Körper die meiste Disziplin zeigen. Und jetzt wird es da eher finster... Warum das mitunter sonst noch wichtig ist will ich heute beschreiben.
    Vielleicht fragt sich der eine oder andere Leser. - Der hat ja immer Sonnenschein. Was macht er wenn es mal regnet? Es regnet schon ab und zu Mal und wenn es regnet dann von oben und von Unten. Die Straßen haben hier keinen Ablauf und daher bekomme ich auch das ganze Pfützenwasser der Autos ab.

    Ich könnte mich getrost irgendwo verstecken und abwettern. Aber darunter leidet die Moral. Dafür gibt es selbst bei schlechtem Wetter noch viel zu viel zu entdecken. Der einzige Tag an dem ich wegen schlechten Wetters wirklich nichts gemacht habe war Thanksgiving. Da war die Zeit ja aber anderweitig verplant. Ansonsten gilt stets die Prämisse: Bei Regen macht man weniger Fotos und kann gut Kilometer machen.
    Ein weiterer Vorteil ist zudem. Egal wie lange es regnet, danach kommt wieder Sonnenschein. Und den will ich möglichst von den besten Plätzen in der ersten Reihe bestaunen.

    Zuerst bei Mc Donalds oder Tim Hortons einkehren und mittels Heißer Schokolade aufwärmen. Mein Tipp bei Mc Donald benutzen sie echte Milch. Den Unterschied schmeckt man heraus.
    Regenfestes Schuhwerk an, Regencape an und Warnweste drüber. Noch ein zusätzliches rotes Rücklicht an die Warnweste geklippt und aus vier Plastetüten regenfeste Stulpen gebastelt. Damit komme ich durch jeden Regen bislang glimpflich bis ganz trocken.
    Habe ich mich dann einmal aufgerafft gilt auf der gesamten Regenfahrt besondere Vorsicht. Ich weiß wie sehr Brummies Respekt haben wenn sie einen sehen. Wenn nicht muss in aller Regel der Radfahrer daran glauben. Und das wäre echt schade wie ich finde.
    Wenn möglich wird bei jeder Tankstelle an der Route angehalten und aufgewärmt. Ein Plausch mit der Kassiererin hebt ungemein die Stimmung und manchmal bekomme ich dadurch Hilfe angeboten. Doch viel wichtiger ist doch wenn der Spuk vorbei ist wartet an einem neuen Ort ein Regenbogen.
    Leer más

  • Auf der Sonnenseite

    4 de noviembre de 2019, Canadá ⋅ ☀️ 8 °C

    Die nächsten zwei Tage versprechen trockenes, warmes Novemberwetter bevor ein neuer Sturm herein bricht. Ich kann nun mal nicht anders als gleich am Morgen den ein oder anderen Umweg einzuplanen. Wegen eines kleinen unscheinbaren Wanderweges im Ort ‚Come by Chance‘ (übersetzt: schau bei Gelegenheit doch vorbei) verlasse ich das sichere Terrain und finde wider besserem Wissen auf der nächsten Schotterpiste wieder. Bis zum nächsten Fahrradladen sind es ja nur noch 300km...
    Der Wanderweg soll heute meine einzige kleine Abwechslung bleiben. Ansonsten heißt es Meter machen. Den kürzesten Weg zurück zum Trans Canada Highway bahne ich mir daher auch mal eben quer durch eine Ölraffinerie. Die Straße scheint danach endlos bergauf und bergab. Was sich ändert ist der Wald. Ich komme aus dem zentralen Neufundland heraus. Den Abzweig in französisches Überseegebiet erspare ich mir ebenso - Europa hat mich früh genug wieder. Und bald befinde ich mich auf Avalon. Die letzte Halbinsel vorm Atlantik. Der Fels wird karger. Wenn Bäume wachsen, dann bei weitem nicht so hoch denn der Sturm fegt regelmäßig über sie hinweg. Avalon hat vor allem wieder sehr abwechslungsreiche Geschichte. Dazu mehr beim nächsten Mal.
    Leer más

  • Die Chronik von Avalon

    5 de noviembre de 2019, Canadá ⋅ ☀️ 6 °C

    Ich habe die Nacht kuschelig warm in meinem Zelt verbracht, aber mein armes Fahrrad bekommt nun doch langsam von Tag zu Tag größere Frostbeulen. Bis das Zelt aufgetaut ist und ich es zusammen legen kann verbringe ich morgens jetzt immer gerne eine halbe Stunde mit Sonnenbaden und nichts tun bzw. nicht ans frieren denken... Dabei hat mir ein Eichhörnchen die folgende Geschichte gesteckt:

    Ausgrabungen konnten zeigen dass sowohl die Wikinger, die Franzosen als auch die Engländer bei ihrer Überfahrt stets auf Neufundland zuerst Amerikanischen Boden betreten haben. Unabhängig davon dass Kolumbus ein paar Jahre zu spät war (das spielt hier ausnahmsweise keine Rolle.) proklamierte natürlich jeder das Neue Land für sich. Es gab zu der Zeit auch noch Beothuk - die Ureinwohner Neufundlands. Mittlerweile sind die ausgestorben und Neufundland ist in seiner Bevölkerung die homogenste Provinz Kanadas. Am besten heißt dennoch nicht perfekt. Und wie schon immer zwischen England und Frankreich werden große Geschütze aufgefahren.
    In Placentia gingen die Franzosen an Land. Eine kleine Bucht die weit ins Land hinein reicht. Links und rechts von hohen Bergen gesäumt von denen sich alles wunderbar beobachten lässt. Der Burgherr hatte sicher alle Hände voll zu tun. Dennoch bezahlte er seine Soldaten so schlecht dass diese sich hauptamtlich um die Fischerei kümmerten. Im 19. Jahrhundert wurde die Stadt - damals noch Plaisance - sogar französische Hauptstadt der Insel. Heuet erinnern noch einige Mauerreste an diese großartige Zeit bevor die Stadt wieder im Dornröschenschlaf versank und nur im Sommer wegen 2 Monaten Fährbetrieb nach Nova Scotia etwas auflebt.

    Auf der gegenüber liegenden Halbinsel in Cubids gingen die Engländer an Land und erklärten alsbald St. Johns zu ihrer Hauptstadt. Nach gewissen Rivalitäten spricht man zwar heute immer noch von einem englischen und einem französischen Teil der Insel aber eigentlich sprechen alle homogenes Neufundländisch.

    Die Franzosen zogen sich derweil in ihr Europäisches Überseegebiet nach St-Pierre & Miquelon zurück. Dort gibt es auch heute noch alle Vor- und Nachteile des französischen Lebens. Das ist beides einmal eine andere Reise wert.
    Leer más