Asia

September 2023 - April 2024
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  • Day 1

    Kuala Lumpur

    September 22, 2023 in Malaysia ⋅ 🌧 28 °C

    So, lange wars ruhig. Ich lebe noch :)
    Nach Natanjas Abreise musste ich mich erstmal neu organisieren. Da es für mich absolut neu ist alleine in der Welt rumzureisen war der Abschied schon eine grosse Wende. Sehr schade dass Natanja wieder zurück in den Alltag gezogen wurde. Aber da bin ich nun in der 'grossen' Stadt, alleine.
    Durch die Plattform 'Couchsurfer' kam ich schnell in Kontakt mit anderen Reisenden. So lernte ich Omaima kennen, eine marokkanische Ärztin, welche als Onkologin in Wuppertal arbeitet. Wir schauten uns einige Sehenswürdigkeiten in der Stadt an und trafen später noch eine Deutsche und einen Finnen von ihrem Hostel. Nachträglich bin ich unfassbar dankbar, dass ich so schnell Kontakt zu anderen gefunden habe. Der Abend mit den 3 ging dann auch bis 5 Uhr morgens in einem lokalen Restaurant, traditionell auf den kleinen Hockern.

    Und wie immer gilt...Schreibfehler dürft ihr behalten🥳
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  • Day 4

    One Night in Bangkok

    September 25, 2023 in Thailand ⋅ ☁️ 32 °C

    Willkommen in Bangkok! Nachdem ich das Standardprozedere am Flughafen durch hatte (Auf den Rucksack warten, Geld holen, Simkarte kaufen), informierte ich mich erstmal wie man am besten in die Richtung meiner Bleibe kam. Gesagt getan, Ticket gekauft, und auf den Zug warten. Und nach ein paar Minuten warten lernte ich Lynnaya aus Australien kennen. Ursprünglich aus Kanada, aber lebt seit 3 Jahren bei den Aussies.
    An der Endstation lernte ich dann auch mal die Regenzeit kennen. Es regnete wie aus Eimern! Die Strassen hatten teilweise kniehohes Wasser. Absolutes Neuland, auch wenn wir jetzt in einigen Ländern waren, wo man sagte es herrscht gerade Regenzeit. Naja, was will man machen🤷
    Taxi bestellt und weiter Richtung Hostel. Ja, Hostel, ich entschied mich das auch mal auszuprobieren. Das 'Once again Hostel' in Bangkok (absolute Empfehlung!). Schon beim einchecken im Dorm lernte ich wieder Leute kennen, und spätestens unten in der Lobby ist man nicht alleine. Ausser man möchte dies explizit.
    So verbrachte ich die Tage zwischen Khaosan Road, diversen Pad Thai Restaurants und Malls in der Stadt.

    Ah ja, Malls, als ich mit ein paar Leuten aus dem Hostel die Malls im Zentrum abcheckte, weil es draussen mal wieder zu schwül war, mussten wir leider noch bei was einer etwas unschönen Sache dabei sein. Wir waren im 5 oder 6 Stockwerk, dort hat es ein grosses IMAX Kino, mit Filmen auf englisch. Aber auch Bowlingbahnen, Restaurants, etc. Und da der nächste Regen sicher nicht lange auf sich warten liess dachten wir man könnte sich doch auch mal einen Film anschauen. So schauten wir uns um was es so an Filmen gab, entschieden uns dann aber später nochmal zu kommen. Wir wollten weiter durch die Stadt ziehen, und sahen viele Lifte in einem Seitengang der zu einem Hotel führte. Lifttüre auf, wir rein, Lifttüre zu, ein Stockwerk tiefer, Lifttüre auf, gefühlt 40 Personen drücken sich in den Lift, Lifttüre zu, dies geht bis ins Erdgeschoss so, nur dass es kein Platz mehr im Lift hatte. Erdgeschoss, Lifttüre auf, die Personen rennen aus dem Lift, als ob jemand seinen Zug verpassen würde. Ich fragte meine Begleiter noch, ob es echt was gratis gibt draussen. Da wir die einzigen waren die gemütlich Richtung Seitenausgang schlenderten. Wir liefen einem Mann mit Coronamaske entgegen, der uns mit seinem Handy filmte, wir fragten ihn ebenfalls ob etwas gratis gibt, er meinte nur so: May you should run, there is a guy shooting'. Und dann hörten wir ein paar Schüsse und realisierten, dass es einen Grund hatte weshalb die ganzen Leute rannten. So nahmen wir unsere Füsse in die Hand und taten das selbe. Draussen angekommen standen wir an der Seitenstrasse zur Mall, dutzende Leute warteten dort schon und ein Auto nach dem anderen fuhr aus der Tiefgarage raus. Und was könnte jetzt noch schönes passieren? Na klar, Regen! Und nicht nur ein bisschen was zur Abkühlung, nein, Badewetter, ohne auch nur in der Nähe von einem Strand zu sein. Die Besucher, ich glaube mehrheitlich Touristen, standen draussen, und man sah in den Augen die eine Frage...'können wir echt hier unter dem Dach warten?' Mittlerweile kam auch ein Polizist auf seinem privaten Blaulicht- Motorrad an. Erneut Schüsse, man merkte wie so langsam alle den ernst der Lage realisierten. Aus dem nichts rannte auf einmal eine Gruppe von Menschen in unsere Richtung und rufte 'RUN'. Somit war die 'warten unter dem Dach'-Frage durch, und wir rannten durch den Monsun in Richtung nächte Mall, immer den anderen nach. Auf halbem Weg kamen wir an gewöhnlichen Streetfood Ständen vorbei, welche sich mit Planen und co vorbereitet hatten auf den Regen. Bei einem Mann durften wir mit unter die Plane mit ein paar anderen. Er gab uns, wie so üblich, Plastiksäcke für unsere Taschen, Handy und ca, damit möglichst alles trocken bleibt. Natürlich waren wir nach 1min schon bis auf die Socken nass. Dort warteten wir dann ca. 10min. Der Regen wurde immer Stärker, die hohen Randsteine mittlerweile nicht mehr zu erkennen. Nur noch eine grosse, knöcheltiefe Pfütze. Der Regen der auf die Plane tropfte war so laut, wir konnten uns nur mit Mühe unterhalten. Aber wie immer in Thailand, die Leute lächeln. Die nächte Traube an Menschen, welche an uns vorbeirennt, ohne gross nachzudenken rennt man mit. Man weiss ja nicht wieso die rennen? Aber das wird schon einen Grund haben. Wir sahen von weitem schon eine Mall mit einem grossen Dach vor dem Eingang. Endstation. Klatschnass prüften wir erstmal ob wir noch alles hatten, ich prüfte mein Fuss, da man bei der Pfütze keine Schlaglöcher mehr erkennt, vertrampelt man sich gerne man den Fuss.
    Somit fühlten wir uns erstmal sicher, denn hier in der Mall läuft der Betrieb ganz normal. So, was nun. A) mit dem Taxi nach Hause umziehen B) mit der 'Tram' nach Hause umziehen? Kein Taxi weit und breit, nich dazu steht jedes Fahrzeug still auf den Strassen. Nachträglich weiss ich, dass die 'Tram' gestoppt wurde, da es einen direkten Eingang in die Mall gibt. So wurde verhindert, dass weitere Personen in die Mall gelangen. Dementsprechend weichen die Menschen auf Taxis aus, die waren aber innerhalb von fünf min alle vergeben, geschweige denn, dass man Stunden wartete um abgeholt zu werden. Beides waren keine Optionen.
    Was nu? Mittlerweile tröpfelte es nur noch ein bisschen. Es müssen neue Kleider her. In der Nähe gab es einen grösseren Indischen Markt. So entschieden wir uns, dass sich jeder für max. 5€ neu einkleidet. So fanden wir einen indischen Kleiderhändler, der wahnsinng schöne Hemden und Hosen hatte. Wahrhaftige Desigerware! (siehe Foto). Da es auch Stunden nach dem Vorfall keine Taxis gab, entschieden wir uns lecker was essen zu gehen, und danach ein Bier auf einer Rooftopbar zu trinken.
    Beim Abendessen checkten wir die News und merkten dass es die richtige Entscheidung war durch den Regen zu rennen. Zwei Tote Touristen und 5 Verletzte Personen, der Täter wurde dansch gefasst.. Der Täter, ein 14(!!!) jähriger Thailänder. Absolut verrückt. Nachträglich weiss ich auch, dass direkt neben der Mall eine grosse Polizeistation ist, und daneben ein grösseres Krankenhaus. Durch das Verkahrschaos wäre auch keine Polizei durxhgekommen.
    Ich ging am nächten Tag nochmal in der Mall vorbei, da ich nebenan im Kunsthaus war, und bemerkte, dass auf einmal die Eingangschecks, ähnlich wie am Flughafen, gemacht wurden. Der restliche Betrieb lief ganz normal weiter.

    Die folgenden Tage pendelte ich zwischen meinem AirBnB und verschiedenen Stadtkernen umher, fotografierte, lernte Leute kennen, genoss leckeres Essen, schaute ein paar Muay-Thai Kämpfen zu und bereitete mich auf meinen Abflug vor. Wieder so viel erlebt...

    Ich muss auf alle Fälle nochmal nach Thailand, aber die Regenzeit kann mich mal so richtig!😅🙈

    Bis gleich mal wieder
    Till

    Berichte über den Vorfall:
    https://www.20min.ch/story/bangkok-polizei-meld…

    https://www.bbc.com/news/world-asia-66994274

    https://der-farang.com/de/pages/ablauf-der-schi…

    https://www.aljazeera.com/amp/news/2023/10/5/tw…
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  • Day 16

    Willkommen im Land...

    October 7, 2023 in Japan ⋅ 🌬 24 °C

    ...der beheizten Klobrillen!
    Von Bangkok bin ich, wiedermal über Kuala Lumpur, nach Tokio geflogen, die grösste Stadt der Welt. Rund 13 Millionen Einwohner zählen dazu.
    Da man hier die Checkin Zeiten absolut rigoros durchsetzt, konnte ich die erste Nacht nicht im Hostel schlafen, da ich nach 22:00 am Flughafen Haneda ankam. So kam ich in einem Hotel unter und konnte am nächten Tag um 16:00 in meinem Hostel einchecken. Natürlich sind Schuhe im Haus strengstens verboten und man bekommt Pantoffeln für die Wohnräume. Yuusuke, der Hostelbetreiber, erklärte mir schonal die wichtigsten Sachen die man über Japan bzw. Tokio wissen muss. spezielle Pantoffeln fürs Klo, wie die Hightechtoiletten funktionieren oder wie man mit der Bahn fährt. Absolutes Neuland.
    So ging es am ersten Abend mit der Bahn in Richtung Innenstadt. Vorher wurde der Hunger an einem lokalen Ramenstand gestillt. Alle sitzen um die Küche herum an einer Art Bar. Bevor man aber essen kann, weil alle Plätze besetzt sind, wartet man draussen auf einer Bank direkt an der Hauptstrasse und bestellt sein Essen. Natürlich ist die Karte auf japanisch. Der Bestellvorgang besteht darin auf Essensbilder zu zeigen. Es funktioniert reibungslos. Nach ca. 5 min wird mir mein Platz gezeigt. Viele Japanische Augen schauen mich an, und sobald man sie anschaut zucken sie kurz zusammen und richten ihren Blick schnurstracks wieser auf ihr Essen. Die Japaner sind sehr schüchtern. Aber immer sehr zuvorkommend und höflich.
    So, startklar für die Stadt, es war mittlerweile gegen 20:00. Natürlich habe ich auch hier schonwieder Couchsurfer gefunden. Anja, eine Slowenin welche in Schwerzenbach wohnt. Wie klein die Welt doch ist. Sie ist am Ende ihrer einmonatigen Reise. Sie erzählt mir viel über ihre Reise, was ihr am besten gefallen hat, welche Komplikationen es gab und wo man das beste Essen findet. Wir tranken ein Bierchen vor einem 7eleven.
    Natürlich geht man davon aus, dass die öffentlichen Verkehrsmittel in einer solchen Stadt rund um die Uhr fahren. Denkste. Um Mitternacht fahren die letzten Züge. Somit sollte man sich gegen 23:00 darum kümmern wie man nach Hause kommt. Eine Taxifahrt zu meiner Unterkunft hätte mich 50 CHF gekostet. Mit leichtem Herzrasen fand ich die richtige Bahnlinien die mich zu meinem Bett brachte. Tokio wird von mehreren Betreibern geführt, so kommt es dazu, dass es an einem Punkt mehrere Bahnstationen gibt. Dies ist nicht in einem Gebäude verpackt, sondern man muss teilweise 2-3 Minuten von einer Station in die Nächte laufen. Abolut irreführend und irgendwie so gar nicht Japan-like. Aber natürlich funktioniert alles tadellos! Die Abfahrtszeiten sind sekundengenau, die Menschen stehen schön geordnet auf dem Bahnsteig und man bekommt alle Informationen in englisch.
    Ich realisierte dass die Stadt einfach gigantisch gross ist. Man könnte hier Monate verbringen, und hätte auch dann noch nicht alles gesehen. Absolut verrückt, und gleichzeitig so interessant zu sehen, wie so viele Menschen einen Weg gefunden haben miteinander zu leben. Sicherlich haben die kulturellen Eigenschaften ihre Schattenseiten (hohe Suizidraten, überalterung der Gesellschaft, massiv sinkende Geburtenrate, etc.) aber es ist faszinieren dies alles mit seinen eigenen Augen zu sehen.
    Am Tag darauf ging ich mit Holger, ein deutscher der gerade ein Jahr Auszeit macht, was essen, und danach nach Shibuya. Hier gibt es die grosse Kreuzung, welche bei grün frei überquert werden kann, und Hashiku, die bekannte Akita Statue. Unterwegs lernten wir noch Fernando aus Italien kennen, er war geschäftlich für eine Messe in Tokio. So zogen wir durch die Stadt und schauten uns um.
    Am Folgetag machte ich alleine viele Kilometer zu Fuss durch die Stadt, meine Kamera natürlich immer mit dabei.
    Auf einem Hochhaus verschaffte ich mir mal einen Überblick über die Stadt. Man sieht einfach nur Stadt. Weit entfernt könnte man bei gutem Wetter den Fuji sehen. Dies blieb mir jedoch verwehrt.
    Jan aus Berlin lernte ich über Couchsurfing kennen, er reiste mit seiner Freundin für ein paar Wochen durch Japan. Geplant war, dass wir etwas essen gehen und danach ein paar Bierchen trinken. Über den Gruppenchat in der Community machte ich mit ein paar anderen 'Surfer' einen Treffpunkt aus um was essen zu gehen. Schon ca. 10 Personen haben sich 'angemeldet'. Wir trudelten nach und nach vor einem Restaurant ein. Leider warteten mittlerweile schon ca. 30 Personen um hier essen zu gehen. Dies ist ganz üblich hier in Japan, sich für eine Schüssel Ramen 1h anzustellen.
    So entschieden wir uns in ein lokales Restaurant zu gehen wo man Platz für 10 Personen findet. Gesagt getan. Mittlerweile waren wir Nationen aus der ganzen Welt: Norwegen, Deutschland, USA, Philippinen, Australien, Korea, Japan. Es ist üblich dass nicht jeder für sich etwas bestellt, sondern alle das selbe essen. Frisches Fisch-Sashimi, frittiertes Hünhchen, grillierter Hünchen Nacken und zum Abschluss gabs noch Sashimi Pferdefleisch. Also rohes Pferdefleisch! Ein Schock für die meisten Surfer. Für mich war es nur speziell da es roh war. War ganz ok, nur ein bisschen eklig.
    Danach gings weiter in eine kleine Bar in einem Kellergeschoss. Mittlerweile sind noch weitere Personen dazugekommen, noch mehr Deutsche und ein Russe.
    Es war ein super Abend mit vielen guten Gesprächen und vllt. auch neuen Freundschaften. Einige der Surfer sind auch länger auf Reise, und man trifft sich bekanntlich immer zweimal.
    Erneut ging es gegen 23:00 zurück Richtung Hostel, vorbei an an vielen Menschen mit gehörigen Alkoholfahnen. denn alle brechen nun auf, um noch pünktlich die letzten Züge zu erreichen. Und natürlich wurde ausgiebig gegessen und getrunken! Die Alkoholkultur hier in Tokio ist echt crazy. Man sieht auch um diese Uhrzeit Geschäftsmänner mit Aktenkoffern, ich gehe davon aus, dass hier direkt nach Feierabend losgelegt wurde. Dementsprechend sitzen in den Zügen einige komatöse Personen, welche so viel Alkohol getrunken haben, dass sie ihr Handy nicht mehr halten können.

    Ach ja, und Shinkansen...die 'Bullettrains' fahren mitten durch die Stadt. Keine Ahnung wieso diese Maschinen so eine Anziehungskraft haben, aber es wirkt schon fast majestätisch wie sie durch die Stadt gleiten. Natürlich nicht mit Hochgeschwindigkeit, aber trotzdem cool zu sehen.

    So, das wars mal wieder von mir.
    Liebe Grüsse in den Westen, oder Osten. Ist wahrschinlich fast gleichweit!😅

    Sajonara Carbonara!
    Till

    PS: Falls die Bilder zu dunkel sind, erhöhe die Helligkeit von deinem Bildschirm😉✌️
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  • Day 20–22

    Hokkaido

    October 11, 2023 in Japan ⋅ ☀️ 16 °C

    Nach ein paar Tagen in Tokio entschied ich mich endlich mal wieder richtig in die Natur zu 'fahren'. So kaufte ich mir ein Flugticket nach Sapporo. Die grösste Stadt auf Hokkaido.
    Schon in Tokio wurde es öfters mal 'frisch' gegen Abend, aber hier sind es nochmals eis paar Grad kälter. Natürlich bin ich eigentlich nicht für kalte Jahreszeiten vorbereitet. Eine lange Hose, ein Fleece-Hemd, eine Weste, 3 lange Socken und eine Wintermütze. Die Temperaturen liegen tagsüber so um die 15 Grad.
    Natürlich hat es auch einen Grund wieso ich hier in den nördlichsten Part von Japan fahre: Momiji, Bären, Wale und sonstige Tiere. Momiji nennt sich der 'Indian Summer' in Japan. Ein Spektakel welches jedes Jahr die Blätter von einigen Bäumen tiefrot färbt. Da auch Japan einen heissen Sommer hinter sich hat, verschiebt sich das ganze weit in den Oktober hinein. Das wird hier sogar so gefeiert, dass der aktuelle Stand der Verfärbung in der täglichen Wettervorhersage seinen Platz gefunden hat.
    Angekommen in Sapporo gings erstmal mit dem Zug in Richtung Stadt. Ca. eine Stunde Fahrt mit den zuverlässigen Zügen.
    Wiedermal ein Hostel muss herhalten, für 20€ komme ich mitten im Stadtzentrum unter.
    Ich hatte mich auf ruhige, einsame Tage auf Hokkaido eingestellt. Nach ca. 10min am Laptop in der Lobby des Hostels lernte ich 'Sni' (Simon) kennen, ein Norweger, der gerade eine Woche Hokkaido hinter sich hat. Wir quatschen mal wieder die Standards durch: Woher kommst du, wie lange bleibst du in Japan, wie lange bist und unterwegs. Das Start-Prozedere ist eigentlich immer das selbe. Aber so hat man auch immer einen Starter für eine Unterhaltung.
    Nachdem sich das Gespräch entwickelte kamen wir schnell auf Reiseanekdoten und das Thema Fotografie. Wir entschieden uns um 22:00 noch ein bisschen Streetart zu knipsen. Ich erklärte ihm die Basics der Fotografie und auf was ich achte. Wir zogen durch die Stadt und verstanden und sehr gut.
    Es endete damit, dass Sni in dem einen Park schön in eine Brunnen lief und klatschnasse Schuhe hatte :) Mittlerweile war es auch schon Mitternacht. Also ab ins Bettchen.

    Am nächsten Tag machten wir aus, zusammen zu frühstücken und die Stadt auszukundschaften.
    Bäckereien in Japan:
    Vorweg, alle Japaner kennen 'Baumekuschen', soll heissen Baumkuchen! Überall gibts den, in jedem 7eleven! Sogar auf Deutsch angeschrieben! Wahnsinn!
    Was mir mittlerweile aufgefallen ist, wenn die Japaner was machen, dann so gut wie immer richtig.
    Wir finden in einem Laden Croissants, Brötchen, Kuchen, Torten und vieles mehr in absoluter Perfektion!
    Eingedeckt mit Brötchen und Gipfeli's ging bei Traumwetter in den Ōdōri-Park. Plötzlich gesellte sich ein älterer Senior zu uns, wir haben den Namen vergessen, wir nannten ihn 'Takadeshi Wakadama'. Er konnte uns auf englisch fragen woher wir kamen, danach war sein englisch am Ende. Trotzdem behalfen wir uns mit Google eine Konversation aufzubauen. Er liess nicht locker und wollte uns alles zeigen. Er zog uns regelrecht an den Kleidern durch den Park, in ein Tourismusbüro und zum Brunnen, wo sich Sni gestern Nacht die Schuhe flutete.
    Wir wollten uns die 'Sapporo'-Brauerei anschauen. Auf halbem weg ist eine kleine Mall an der wir noch einen Stop machen wollten. Insgesamt waren die Orte eine halbe Stunde zu Fuss entfernt. So liefen wir los, Takadishu voll motiviert voraus. Wir wussten mittlerweile dass er gegen 75 Jahre alt ist. Nach ca. 10min gehen hörten wir nur noch 'Taxi' und 'Bus' mit fragender Stimme und Mine. Dies kam für uns aber nicht in Frage, da wir natürlich die Stadt sehen wollten. Er wollte aber auch nicht alleine mit dem Taxi vorfahren wollte. So hielten wir alle 5minuten an um irgendwo auf eine Bank zu sitzen. Dies war für uns alle super, wir konnten fotografieren, und er konnte sich ein wenig ausruhen und hat uns eifrig Sachen erklärt. Natürlich alles auf Japanisch.
    Angekommen in der Mall kaufte er sich als erstes eine Mütze, da er Sni's schon mopsen wollte. So endeten wir gegen Mittag in einem kleine Restaurant, wo sich Takadeshi genüsslich zwei kleine Biere einverleibte. Wir blieben je bei einem. Der Google-Übersetzer liess uns wissen, dass er gerne heute Abend trinken gehen möchte mit uns! Wir zweifelten daran, dass er bis noch bis 15:00 durchhälten, wären aber durchaus nicht abgeneigt gewesen. Sni und ich kauften selbstständig noch in den coolen Läden der Mall ein bevor wir Takadoshi für immer verloren. Wir warteten extra noch 15min bis wir ins Museum weiter gingen. Er hatte schon im Restaurant müde ausgesehen...
    Mittlerweile hat sich Pnong aus Thailand dazugesellt. Sie reist mit ihren Eltern durch Japan für eine Woche. Wir dackeln zu dritt durch das Museum. Der Herr Erfinder war im frühen 1800 (oder so, googlet selbst😉) in Deutschland, und erlente so das Bierbrauen.
    Am Abend haben Sni und ich einen Local, Kudo, aus Sapporo getroffen. Sie hatten sich ein paar Tage zuvor in einem Ramen Restaurant kennengelernt. Kudo's Arbeitsplatz.
    Wir gingen zu Kudo's Freund in sein Izakaya. Dies is eine typische kleine Kneipe, in der getrunken und gegessen wird. So vergingen viele Stunden voller interessanten Themen und Tränen in den Augen vor lachen.
    Ich hatte ihn gefragt wer die hübsche Frau auf seinem Sperrbildschirm ist. Ich ging davon aus, dass es vielleicht seine Freundin ist. Er antwortete mir, dass dies 'Olivia Rodrigo' sei. Seine Lieblingsmusikerin. Ich war baff wie er dies selbstsicher in die Welt posaunte. Niemals hätte ich mich in dem Alter getraut öffentlich meine Liebe zu z.B. Avril Lavigne einzugestehen. Auch sein einziger Besuch in Tokyo war einem Konzert von Bruno Mars geschuldet. Dies finde ich eine sehr schöne Seite die mir mittlerweile schon öfters aufgefallen ist. Nicht nur in Japan.
    Wir aßen noch frittiertes Eis um ein Uhr Nachts, und machten uns dann langsam auf den Heimweg.
    So packte ich, mittlerweile doch schon sehr routiniert, meine Sachen. Am nächsten Tag soll es dann mit dem Bus weiter in den Osten der Insel gehen.

    Die Transportkosten sind in Japan schon sehr teuer, verglichen mit Vietnam. Aber natürlich immer noch günstiger wie die Schweiz. Die teuerste Art sind Schnellzüge wie der Shinkansen oder andere Express-Lines. Daher wähle ich oft Bummler oder Busse. Viel günstiger, und teilweise genau so komfortabel. Vorallem die Busse finde ich cool, da man schön lange sitzen kann und 'Haushalt' machen kann. Sei es einen Pinguin zu schreiben, Kassenzettel einzutippen oder die Kamera zu entleeren. Oder einfach mal wieder Musik auf die Ohren und rausschauen. Das geniesse ich unheimlich🤷😅
    Mit Kopfhörern durch die Stadt zu laufen und Musik zu hören habe ich mir abgewöhnt. Diese Angewohnheit, ohne dies zu verurteilen, wirkt auf mich als Zeichen nicht angesprochen zu werden. Auch höre ich ganz gerne was um mich herum geschieht. Es hat überall so viele Geräusche, Musik aus Lautsprechern, Ansagen von Verkäufern, usw. Wenns zu nervig wird, ja, dann ziehe ich auch die Hörer auf😉 Ist aber bis anhin noch nicht vorgekommen. Daher geniesse ich das beim Busfahren✌️

    Bis die Tage
    Till-san

    - Sni wurde von Japanern in ihrem Youtubekanal interviewt, wer bock hat...
    https://m.youtube.com/watch?si=N6AimvPu9yMcNm1x…

    - Insta Travelaccount Sni:
    @snitravel
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  • Day 22–24

    Kushiro

    October 13, 2023 in Japan ⋅ ☀️ 17 °C

    Am Vorabend noch realisiert, dass der Bus nur gute 3 Minuten vom Hostel entfernt ist. Traumhafter blauer Himmel und ein 5h lange Busreise nach Kushiro liegt vor mir.
    Busticket hatte ich am Abend vorher gebucht. Super easy.
    Kushiro, eine Stadt im Süd-Westen der Insel. Ich musste mir noch etwas Zeit vertreiben, da die Checkinzeiten strikt eingehalten werden. In der Buchungsbestätigung, in Japanisch - welches ich mir natürlich übersetzt habe, wurde erwähnt, dass kein englisch gesprochen wird.
    Es ist echt schwierig mit der Kommunikation. Nur die wenigsten sprechen mit einem in englisch. Und auch nur das minimum. Die Unterhaltungen sind mehrfach sehr zweckorientiert und ohne Tiefe.

    Das sollte sich heute noch ändern.

    So checkte ich gegen 16:00 im Hostel ein und wurde vor ein neues Problem gestellt. Ich habe versehentlich 2 Nächte in einem Frauenschlafsaal gebucht. Doof. Da es aufs Wochenende zuging, war am Folgetag kein freie Bett mehr für Männer verfügbar. Trotzdem erstmal ein klarer Fall: erstmal Prokrastieren. Aufgabe für den Folgetag. Das Worst Case Szenario ist ein teures Hotel.

    Über Couchsurfing hatte ich vorweg Nanako angeschrieben. Sie wohnt mittlerweile in den USA und ist 27 Jahre alt. Mittlerweile betreut ihr Vater den Account. In jedem Profil gibt es 'Bewertungen', welche es Nutzern ermöglicht die andere Person einzuschätzen. Bei ihr wurde beschrieben wie cool ihr Vater sei, und das er sich sehr bemüht Touristen seine Region näher zu bringen. Genau das was ich immer sehr schätze!

    Während ich später in der 'Hostellobby' am Laptop saß, machte sich ein kleines Erdbeben am Haus zu schaffen. Zweimal schaukelt das ganze Haus spürbar hin und her. Die Dame vom Checkin macht komische Geräusche. Sie kam zu mir rüber und zeigte mir auf ihrem Handy mit der Übersetzungsfunktion, dass dies ein Erdbeben war. Level 3 von 10. Ab 5 rüttels recht arg.

    *BrrrrrrrrBrrrrrrr*, eine Nachricht von Nanako. 'Wo bist du? Ich komme dich in 10min holen.' Sehr erfreut über eine Reaktion von Nanako, bzw. ihrem Vater, war ich kurz überfordert. Gesagt getan...10 Minuten später stand ein schwarzer Kleinstwagen vor dem Hostel und jemand stieg aus.

    Fumio, 75 Jahre alt, 1 Katze namens Lucky, betreibt ein kleines Kaffee in seinem Haus und gibt Englisch-Unterricht in seinen Schulungsräumen im Obergeschoss. Nanako, seine Tochter reiste über eine längere Zeit mit Couchsurfing durch die Welt, und als sie in die USA zog, dachte sie, dass es doch super für ihren ledigen Senior wäre um neue Leute kennen zu lernen, und englisch zu sprechen.

    So war der Plan, erstmal etwas Essen einzukaufen, ich hatte hunger wie ein Bär. Wie fuhren zu einer kleinen Mall mit Supermarkt. So lernte ich dass die Märkte, ab 19:00 alles abgepackte Esse heruntersetzen. Das meiste darf nur 24h verkauft werden.
    Eingedeckt mit Sashimi, Nigiri und sonstigem Zeug zogen wir weiter.
    Fumio erzählte von der Region, seiner Tochter und seinem Leben. Es war sehr schnell eine sehr vertraute Unterhaltung. Er fragte mich, ob ich weiss was 'Pachinko' ist. Ich hatte keinen Plan. Gambling! Viele Leute vor Maschinen, wie bei uns vor den Automaten im Casino. Die Luft gesättigt von Zigarettenrauch und die lauten Geräusche der Madchinen. Pachinko wird mit kleinen Metallkugeln gespielt. die Fallen in de Maschinen nach unten. Das macht einen extremen Lärm. Wir liefen 10 Minuten durch die Gänge. Eindrücklich, aber eine eher unschöne Seite. Die Hoffnung auf das grosse Geld ist überall!

    Es ging weiter zu ihm nach Hause. Sein Kater Lucky wartete schon auf dem Parkplatz. Ich ass mein Essen, und er zeigte mir seine aktuelle japanische Lieblingsmusik. Auf seinem riesigen Bildschirm lief die ganze Zeit Musik über Youtube. Wir redeten fast ununterbrochen. Eine sehr schöne ausgegelichen Unterhaltung. Mittlerweile war es auch schon um 22:00.

    'Till, was hälst du davon ein Bad zu nehmen?', fragte mich Fumio😮🫨
    Eine sehr ungewöhnliche Frage um 22:00 von einem 75 jährigen fremden Japaner. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich war leicht zurückhaltend, aber voller Neugier was ein Japaner um diese Uhrzeit unter einem Bad versteht.
    Er drückte mir zwei Handtücher in die Hand und wir sprangen ins Auto. Ich fragt mich wo er seine Handtücher hat. Nach einer kurzer Fahrt waren wir im 'Sento' angekommen. Bis Mitternacht geöffnet. Er holte aus dem Kofferraum einen kleinen Einkaufskorb mit Tuben, Waschlappen und...Handtüchern. Sehr routiniert dschte ich mir.
    Wir zahlten den Eintritt, gingen durch den Männereingang. Im nächsten Raum gab es Schliessfächer, und natürlich keine Umkleidekabinen! Bevor ich fragen konnte was hier abgeht, stand Fumio schon im Adamskostüm vor mir, in der einen Hand sein Einkaufskorb. So läuft das hier, dachte ich mir. So machte ich dass selbe, schnappte mir das kleinere Handtuch und folgte ihm ins Sento. Ein Raum, ca. 30m tief und ca. 8-10m breit. Auf der linken Seite hatte es Sprudelbäder mit Haltegriffen, ein Mineralienbad und eine Sauna. In der Mitte noch mehr Sprudelbäder und ein Kältebad. Und ganz rechts, ca. 50 Spiegel - ungefähr in einer Höhe von einem Meter - eine Spülgarnitur und ein kleiner Plastikhocker.

    Alles voller nackter Männer im Alter von 20-90. Ein sehr komisches Gefühl. Keiner bedeckt sein bestes Stück, so wie ich das aus Europa kenne, das kleine Handtuch haben die meisten über dem Kopf. Ich denke mal für den Schweiss. Die komischen Blicke kenne ich schon, und es ist nach einer kurzen Zeit schon nicht mehr so komisch. Man schnappt sich einen kleinen Eimer, so gross wie eine sehr grosse Suppenschüssel, und deponiert es bei einem der Spiegel.
    Nach einigen Saunagängen und Sprudelbädern gingen wir in den Bereich mit den vielen Spiegeln. Die feinsten Shampoo's, Conditioner und alles was Mann so benötigt hat Fumio in seinem Körbchen. Der Herr ist vorbereitet! Er lässt mich wissen, dass er jeden Tag hier ist.
    So sitzen wir nackig auf dem Plastikhocker. Er bereiten eine länglichen Waschlappen für mich vor. Er macht den Lappen richtig voller Schaum und gibt ihn mir, so kann man sich herrlich den Rücken waschen. Das Eimerchen - das wir zuvor geholt hatten - steht unter dem Wasserhahn und wir dauerhaft gefüllt. Vorzu kippt man sich das Wasser über den Körper.
    Um uns herum sitzen diverse andere Besucher, einer rasiert sich penibel andere schneiden sich die Fingernägel. Es wirkt auf mich ein bisschen wie ein Pub. Es wird zwar nichts getrunken, aber die Männer unterhalten sich teilweise sehr lange. In der Saune kann man einen Newssender schauen - verpackt hinter einer Glasscheibe. Leider verstehe ich nur selten was die Herren besprechen. Sobald die Herren aber sehen, dass Fumio mit mir unterwegs ist, gehen die Leute auf ihn zu und fragen ihn über mich aus. Immer wieder ein 'ooooooh, suiss' staunende Gesichter schauen mich an und fangen an mit mir zu sprechen, auf japanisch. Fumio übersetzte natürlich einiges, oder vertrat mich gänlich komplett. So wie ein Mediensprecher. Wir hatten ja schon so viel besprochen, er wusste viel über meine Reise oder meinen Beruf. Eine lustige Situation.
    Ich lernte noch Fumios drei Jahre jüngeren Bruder kennen. In der 70gern Jahren ist er durch Europa getrampt. Er war so erfreut jemanden kennenzulernen aus der Schweiz.
    Es war mittlweile kurz vor Mitternacht. Wir machten uns auf nach draussen. Im Eingangsbereich kann man sich hinsetzen. Es scheint verbreitet zu sein, sich nach dem Sento ein Gläschen Milch zu gönnen. So taten wir dies, Fumio quatschte noch kurz mit Freunden, und dann fuhren wir zurück zu meinem Hostel. Fumio fragte schon was ich morgen mache. Er hätte Zeit und Lust was zu unternehmen. Da ich nichts geplant hatte, war ich natürlich sofort begeistert von dem Vorschlag.
    Ich erklärte ihm noch kurz mein Problem vom morgigen Tag und fragte ihn ob es möglich wäre bei ihm zu übernachten. Er willigte nach kurzem Nachdenken ein. Thema abgehakt! So einfach kann es sein.

    Wir machten aus, dass er mich um 13:00 im Hostel abholt.

    Am nächsten Tag gegen 08:00 schaute Fumio durch den Vorhang meines Betts im Hostel. Er hatte sich im Hostel dirchgefragt wo denn der grosse Europäer liegt. Er hat mich gefunden. 'Ich habe um 3 Uhr einen Termin, ich dachte ich hole dich einfach ab und wir fahren ins Grüne. Pack deine Sachen, ich warte unten'. Lachend lief er Richtung Treppe. Der Befehl wurde umgesetzt, ich packte kurz meine Sachen, putzte meine Zähne und saß auch schon im Auto.
    Wir fuhren ca. 2h durch die schöne Natur von Kushiro. Ein grosser Nationalpark liegt ausserhalb von Kushiro. 'Kushiro-Shitsugen-Nationalpark'. Wir fuhren durch schöne Wälder, der Indian-Summer, oder auch 'Momiji' genannt, hat schon begonnen. Mega schön anzuschauen.
    Der Tag verlief ein bisschen wie der eines Local. Einkaufen, quatschen, Kaffee trinken...
    Abends kochten wir zusammen typisches japanisches Curry und schauten uns das Feuerwerk in der Stadt an. Es ging 'nur' eine Stunde lang! Feuerwerk ist ein grosses Ding in Japan.
    Danach nochmal kurz ins Sento, Eis aus dem 7eleven gegessen und dann ging Fumio auch schon ins Bett.

    Am nächsten Tag fuhr mein Zug gegen 13:00 weiter in den Norden. So lud mich Fumio gegen 10:00 am Bahnhof aus. Auf dem Weg dort hin sagte er: Till, es fühlt sich an als ob wir viel länger zusammen waren wie nur diese 'paar' Stunden. Wir umarmten uns kurz, was absolut untypisch ist, und so gingen wir unsere eigene Wege weiter.

    Eine absolut schönes und prägendes Wochenende.

    Liebe Grüsse, mittlerweile schon weit im Süden von Japan.

    Till
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  • Day 24

    Kussharo no1

    October 15, 2023 in Japan ⋅ ⛅ 18 °C

    Heute mal wenig Bilder und viel Text🤷

    Die Zugfahrt überraschte mich, der Zug bestand nur aus einer Komposition. Ein Waggon, an beiden Enden ein Führerstand. Das ganze betrieben durch Diesel.
    Um 14:14 ging die Reise los, der Zug war gut gefüllt. Es ging nach Teshikaga, ein Ort in der Nähe vom Kussharo-See. Die Fahrt gleichte mehr einer Touristenausfahrt wie einer regulären Zugfahrt. Schon 15 Minuten nach dem Start wurde es sehr ländlich. Wälder, Flüsse und grüne Ebenen. Mir war bewusst, dass hier oben die Tierwelt sehr eindrücklich sein soll. Im Zug konnte man sich frei bewegen, so konnte man sich neben den Zugführer stellen und direkt vorne aus dem Zug schauen. An beiden Enden. So stand ich meistens am Ende des Zugs und schaute nach draussen. Das Wetter war leicht bewölkt.
    Ich konnte von ganz hinten, durch den kompletten Zug, beobachten was vor dem Zug geschah. Ich schaute nicht schlecht, als auf einmal 10 Rehe (oder Hirsche?) über die Gleise hüpften. Der Zug fuhr sehr langsam, ich vermute, dass der Lokführer genau weiss, wo man mit Tieren rechnen muss. So fuhren wir die guten 1.5 Stunden durch das eindrückliche Gelände. Wenn man sich umschaute sah man oft Rehe oder Hirsche herumstehen am grasen, oder aber auch Füchse die sich versteckten sobald sie den Zug hörten. Eine sehr schöne Zufahrt.
    Wir hielten ca. 3-5mal an ganz kleinen Bahnhöfen an, wo gut ausgerüstete Asiaten aussteigen. Ich denke, dass man von dort aus schöne Wanderungen machen kann, und danach an einem anderen Bahnhof den Zug zurück nach Kushiro, oder Shari nimmt.
    So leerte sich der Zug nach ein paar Stationen.
    In Teshikaga angekommen erwartete mich ein verschlafener Ort. Eine kleine Kreuzung vor dem Bahnhof. Ich war der Einzige der ausgestiegen ist. Ich wusste, dass ich einen Bus zu meinem Hostel nehmen könnte. Unterwegs im Zug hatte ich aber noch die gloriose Idee, meinem Gastgeber eine Nachricht zu schreiben, ob er mich kurz abholen könnte. Währendem ich am Bahnhof wartete meldete er sich, dass er in 15 Minuten bei mir sei. So wartete ich im Bahnhofshäuschen. Dort entdeckte ich zum zweiten Mal etwas sehr Neues. Stempel! Schon in Kushiro hatte ich am Bahnhof einen Tisch mit einem Stempelkissen und einem etwa 5-10cm runden Stempel gesehen. Da ich Zeit hatte schaute ich mir das mal genauer an. Ich weiss bis heute nicht, was genau der Sinn dahinter ist, aber ich finde die Idee echt super. Der Stempel hat einen Bezug zu dem Ort, bzw. der Region. Und natürlich auch ist das Motiv supercool gemacht. So holte ich schnell mein Notizheft aus dem Rucksack und stempelte mir einen. Ich finde das ein mega coole Art ein Souvenir mitzunehmen. Anstatt irgendwas zu kaufen, was man dann rumschleppen muss, hat man ein Buch, wo man die ganzen Stempel sammeln kann. Wie simpel!
    Mein Gastgeber kam auf den Bahnhofsplatz gefahren, stieg aus, fragt mich ob ich Till-san bin, und schon waren wir unterwegs. In seinem Mazda war in der Mitte ein Bildschirm, auf dem ein Konzert lief. 4-5 Mädels, die singen und sich ausgiebig mit ihren Fans unterhalten. In einer riesigen Konzerthalle. Ich denke mal, dass dies eine bekannte J-Pop Band ist. Was ich lustig fand, sie Mädels redeten von der Bühne aus ca. 5 Minuten mit Fans aus der ersten Reihe. Habe ich so noch nie bei uns erlebt. Auch dass der Gastgeber, ein ca. 50 Jähriger Japaner mit längeren Blonden Haaren ein Konzert von geschätzt 20-Jährigen Sängerinnen anhört ist bisschen komisch. Komisch für mich. Naja, andere Länder, andere Sitten.
    Im Hostel angekommen bezahlte ich erstmal meinen Aufenthalt. Da ich sehr weit auf dem Land bin, und ich gelesen habe, dass es hier supergutes Essen gibt, habe ich mit Frühstück und Abendessen gebucht.
    Es war mittlerweile gegen 16:00, die Sonne ging gegen 16:20-16:30 unter. Ich wusste, dass es in der Nähe am See einen Natur-Onsen gab. So packte ich meine Sachen, und wanderte los. In der Ferne sah ich viele Rehe, die um die Wälder rumstanden und wahrscheinlich grasten. Als ich unterwegs war startete der Sonnenuntergang. Es war immer noch leicht bewölkt. Der ganze Himmel war feuerrot. Ein apokalyptischer Moment! Aber natürlich war ich zu spät, um brauchbare Fotos zu machen. Eines kann man so halbwegs brauchen (das in diesem Post). Am Onsen angekommen fand ich zwei, ca. 5 mal 3 Meter grosse Becken vor. Der Rand war aus grossen runden Steinen gebaut, und in der Mitte, als Trennung zwischen Mann und Frau, 2 Meter hohe Steine. Jeweils eine kleine Hütte, wo man sich auszieht, und die Sachen verstauen kann. Ich war nicht allein. Es waren noch ein paar andere Männer im Wasser. Wie immer, Splitter Faser nackt. So zog ich mich aus und lief langsam ins Becken. Es ist unerwünscht, wenn man grosse Wellen schlägt. Das Wasser war sehr heiss, aber nach ein paar Minuten angenehm. Zirka 15 Minuten später kam ein weiterer Mann dazu, und ich bemerkte, wieso mich die anderen Gäste beim Hineingehen komisch angeschaut haben. Am Eingang zum Becken liegt eine Kelle, mit der man sich vorher kurz, mit dem Wasser aus dem Onsen, sauber macht. Das hatte ich natürlich vergessen. Naja, kann passieren.
    Nach 45 Minuten machte ich mich auf den Weg zum Hostel. Ich wusste, dass man überall mit Bären rechnen muss, daher habe ich über mein Handy Musik gehört. Die Strasse war stockdunkel, und es war recht kalt.
    Im Hostel angekommen roch es schon lecker nach Abendbrot. Der Besitzer, der auch der Koch ist, zeigte mir, wo ich mich hinsetzen kann. Anna, eine 30-jährige Französin sitzt schon am Tisch und war am Essen. Ich bekam schnell mein Abendbrot und es bestätigte sich, dass der Koch was kann. Einzelne kleine Schalen mit sehr lecker riechendem und aussehendem Essen. Was für eine gute Entscheidung hier ein Zimmer gebucht zu haben. Anna und ich sprachen noch viel über unserem Trip. Wir stellten fest, dass wir in zwei Tagen an den gleichen Ort fahren werden.
    Mittlerweile war auch ein älteres Pärchen eingetrudelt, es war mittlerweile sicher schon gegen 20 Uhr. Szilvia und Charlie aus Budapest. Sie reisen für einen Monat durch Japan und haben auf Hokkaido einen Mietwagen. Szilvia war sehr gesprächig und es hat sich eine lustige Diskussion entwickelt. So liess ich sie wissen, dass ich morgen gerne mit ihnen die Gegend erkunden würde. Beide waren sofort bereit mich mitzunehmen. Da ich wirklich auf dem Land angekommen war, war ich sehr froh eine Mitfahrgelegenheit gefunden zu haben.
    So ging es gegen 22:00 in Richtung Dusche, das Wasser im Onsen war nicht sonderlich sauber und Seife darf man dort nicht verwenden. Daher duschte ich ausgiebig im privaten Sento und machte mich gegen 23:00 bettfertig.

    Grüsse
    Till
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  • Day 25

    Kussharo no2

    October 16, 2023 in Japan ⋅ ☀️ 17 °C

    Um 07:00 ging ich mit meiner Kamera vor das Hostel, und schaute mich um, ob es war schönes zu fotografieren gibt. Leider war kein Bär oder Reh in Sicht. Charlie und Szilvia waren schon früh unterwegs und kamen mit ihrem Auto im Hostel an. Charlie gut ausgerüstet mit einer grossen Nikon Kamera, ich hatte meine in der Hand. Es stellte sich heraus, dass er ein leidenschaftlicher Landschaftsfotograf ist. Das trifft sich gut dachte ich mir. Sofort hatten wir ein weiteres Thema, worüber man sich ausgiebig unterhalten kann.

    Gegen 08:00 gab es Frühstück. Wieder mal superlecker. Sogar zwei grosse Stückchen Lachs, und allerlei anderes. Natürlich isst man hier salzig zu frühstück. Ich habe nie gesehen, dass die Japaner süss frühstücken. Ich ass mein Frühstück, packte meine Ausrüstung zusammen und traf die beiden Ungaren in Gemeinschaftsraum. Ab ins Auto, und los gings erstmal eine Runde um den Kussharo-See. Überall waren schon die schönen Farben zu sehen vom Momiji. Teilweise knallrote Blätter. Die Sonne war heute sehr präsent. Ein wunderschöner Tag.

    So liefen wir noch eine kleine Runde am Seeufer und fuhren dann weiter um den See herum. Weiter ging es zu den Berg Io (io). Hier tritt Schwefel aus der Erde. Schon Kilometer entfernt roch man die den stinkenden Schwefel. Wie ein richtig übler Furz. Der Geruch wurde, je näher man kam, aber weniger. So meine Auffassung. Ich denke, dies hat mit dem Luft Schwebel Gemischt zu tun. Soll heissen, es stinkt mehr, wenn es mehr mit Sauerstoff gemischt ist. Aber das ist nur eine Vermutung. Wir parkten uns Auto und liefen zu den kleinen gelben Hügeln, welche in einem kleinen Seitental zwischen Bergen lagen. Überall stiegt Rauch auf. Hatte ich so noch nicht gesehen, sehr spannend mit anzusehen. Der Boden um das Schauspiel war sehr warm. An Eingang versuchten uns die Parkplatz Mitarbeiter irgendwas mitzuteilen, irgendwas mit ’20 Minuten’. Wir gingen davon aus, dass es sich um die Aufenthaltszeit neben den Schwefelbergen handelt. Das kann ja nicht gesund sein.

    Nach ungefähr 1h fuhren wir wieder weiter in Richtung Naturonsen, wo es nebenan ein kleines Restaurant hatte. Wir assen eine leckere Schüssel Ramen. Die Strasse dort hin führt war voller Tiere. Füchse sassen neben unserem Auto, und überall hüpften Rehe und Hirsche über die Strasse. So benötigten wir viel Zeit, um zu dem Restaurant zu gelangen. Sobald wieder, was auf der Strasse sass, waren Charlie und ich auch schon wieder ausgestiegen, um zu fotografieren. Szilvia war unsere private Chauffeuse. Charlie war schon auf ihrer ganzen Reise der Copilot.

    Nach der wunderbaren Schüssel Ramen trafen wir noch Anna, Charlie und ich waren mit den Kameras beschäftigt, da am See Schwäne hausten. Ähnlich wie unsere in Europa, aber der Schnabel sieht anders aus. Sollen wohl speziell sein.
    Danach fuhren wir noch zu einer Aussichtsplattform über dem Kussharo-See. Wir wollten schöne Sonnenuntergangsbilder machen. Leider zog langsam Nebel auf und es war sehr windig. So war schnell klar, dass wir weiter Richtung Hostel fahren werden.
    Nach einem abermals leckeren Abendessen quatsche ich noch lange mit Szilvia, Anna und Charlie. Anna hatte keine Rehe und Füchse gesehen. Wir zeigten ihr unsere Ausbeute auf der Kamera. Aber auch ihre Zeit sollte noch kommen, um Tiere beobachten zu können.

    So machte ich mich gegen 22:00 in Richtung Bett. Im Zimmer mit 4 Betten war ein neuer Zimmergenosse eingetrudelt. Da ich mir Namen sehr schlecht merken kann, habe ich auch seinen zwei Sekunden danach schonwieder vergessen. Er erzählte mir in gebrochenen englisch, dass er aus Nagoya kommt und mit seinem Auto unterwegs ist. Einen Fiat 500, in gelb. Ein doch sehr spezielles Auto in Japan. Ich hatte irgendwo aufgefasst, dass allein auf Hokkaido jährlich gegen 4000(!) Wildunfälle registriert werden. Meinem Zimmergenosse ist genau dieses heute passiert. Er hatte mit seinem Zwergenmobil ein Reh angefahren. Zum Glück ist ihm nichts passiert, und auch das Auto ist nur leicht beschädigt.

    So packte ich noch schnell meine Sachen, da Anna und ich morgen um 07:50 an den Bahnhof gebracht werden.
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  • Day 26

    Winnie-san

    October 17, 2023 in Japan ⋅ ☁️ 9 °C

    Um 07:30 war frühstück angesagt, bevor wir pünktlich um 07:50 im Auto sassen und an den Bahnhof fuhren. Die Morgenstimmung war super angehem, leicht kühl, aber die Sonne schien sehr schön durch die farbigen Blätter.
    Der Zug kam, wie so üblich in Japan, pünktlich gegen 08:10 an. Man hört ihn meistens schon von weit her. Die Schienen auf dieser Strecke sehen eher wie weichgekochte Spaghetti aus, so dass der Zug lustige kleine Bewegungen macht. Ein absolut stimmiges Bild zu dem kleinen Bahnsteig mit einem kleinen Container als Aufenthaltsraum.

    In Japan kann man an solch kleinen Stationen kein Ticket kaufen. Es ist üblich, am Einsteigen in den Zug ein kleines Ticket zu ziehen wo die Einstiegsstation aufgedruckt ist. So kann man beim Aussteigen entweder direkt im Zug bezahlen oder bei den Kontrollstellen am Bahnhof. Wie so üblich in Japan gibt es keine Drehkreuze sondern Durchgänge, bei welchen man rechts sein Ticket, in welcher Form auch immer, einliest, und dann nicht geblockt wird. Falls was nicht in Ordnung ist kommen auf Hüfthöhe kleine Barrieren, welche das Durchlaufen verhindern. Eigentlich ganz smart, denn so muss man nichts warten!

    So fuhren wir ungefähr eine Stunde zur Station Shari, von wo aus wir mit dem Bus ins letzte Dorf vor dem Nationalpark fahren mussten.
    Bei der Ankunft am kleinen Bahnhof stiegen wir aus dem Zug und fragten uns, wie wir denn bezahlen sollten. Da ich davon ausging, dass es am Ausgang des Bahnhofs Kontrollstellen hat, liefen wir Richtung Ausgang. Auf dem Bahnhofsplatz merkten wir: Da gibt’s wohl keine Kontrolle mehr. Da hätte man wohl im Zug bezahlen müssen. Der Zugführer hatte uns mit dem Ticket in der Hand beim Aussteigen gesehen. War er wohl zu schüchtern uns darauf hinzuweisen? Schuldig, da bin ich wohl schwarzgefahren. I’m sorry! Der Zug war natürlich schon weg. Ich gehe davon aus, dass in Japans Gefängnissen leckere Ramen serviert werden und es gepflegte Onsen gibt. So sollte ich es aushalten können, falls ich dafür noch belangt werden sollte.

    Wir buchten unsere Tickets für den Bus und verstauten unsere Rucksäcke bei der freundlichen Frau hinter dem Schalter. So sparten wir uns auch gleich die 400 Yen! Wir hatten 2 Stunden Aufenthalt in dem Dörfchen, dies wollten wir natürlich etwas erkunden. Am Schalter gab es natürlich auch schöne Stempel, so dass wir einen neuen Stempel in unserem Büchlein hatten. Die nette Dame hatte uns sogar noch einen Datumsstempel gestempelt. Wenn schon denn schon!

    Wir liefen durch das ausgestorbene Städtchen. Wie schon in Sapporo waren auch hier kleine Lautsprecher an den Laternen montiert. Es lief japanische Musik und zwischendurch eine Durchsage. Wir besorgten uns eine Glöcklein in einem lokalem Souvenirshop. Ich gehe davon aus, dass hier in der Hochsaison viele Menschen herkommen. Aktuell ist es Nebensaison, daher war nicht viel los. In einer Bäckerei deckten wir uns noch mit Leckereien ein. Nach 2 Stunden waren wir wieder am Bahnhof, und unser Bus war auch schon da. Gepäck abgeholt, grosszügig für die gratis Dienstleistung bedankt und ab ging die Busfahrt in Richtung Shiretoko.

    In Shiretoko angekommen suchte ich mein Guesthouse auf, was 1 Minute vom kleinen Busbahnhof entfernt lag. Anna musste einen kleinen Hügel hochlaufen, um zu ihrem zu gelangen. Das Check-in wird hier natürlich auch zeitlich eingehalten. Ab 15:00 kann man einchecken. Es war aber erst ungefähr 13:00. So stellte ich mein Gepäck ab, zog mich noch wärmer an und machte mich auf nach draussen.
    Ich traf Anna am Hafen in einem Informationscenter wieder, wo wir uns kurz die wichtigsten Infos abholten zur Region. Das Wichtigste, was ich mir natürlich erhoffte, waren Bären. Und zwar nicht in einem Zoo, sondern freileben. Deswegen auch die Glocke die ich zuvor gekauft hatte. Ich entschied mich zu einer nahegelegenen Brücke zu laufen. 30 Minuten zu Fuss. Anna blieb im Dörfchen. Ich ging davor nochmal ins Guesthouse zurück, bezog mein Zimmer, und schnappte mir meine Kameraausrüstung.
    Ich lief der Küste entlang zu der Brücke, die Teil von der einzigen Strasse in den Nationalpark ist. Auf der Brücke angekommen sah ich auch schon einen anderen Fotografen mit einem grossen Bärenspray am Gürtel. Ich war wohl auf Gleichgesinnte gestossen. Er lief ungeduldig von einer Brückenseite auf die andere. Er sagte nur ‘Bear’, und zeigte unter die Brücke. Ich war sehr konfus. Ein Bär? So schnell? Die Vorfreude liess aber schnell nach. Kein Bär in Sicht, auch nach 15 Minuten nicht. Ich wusste hier einen guten, und vor allem sicheren Platz gefunden zu haben, um Bären zu sehen. Auf der einen Seite eine Böschung mit vielen Bäumen, und auf der anderen ein schöner Fluss mit ein paar Bäumen. Die Brücke war eine lange Kurve, ungefähr 10-15 Meter über dem Grund. Ich lief die Brücke auf und ab. Ich hatte schon bemerkt, dass im Fluss einige grosse Fische schwammen (komisches Wort). Auf der Brücke war es sehr windig, glücklicherweise war es aber sehr sonnig. Es war mittlerweile sicher schon gegen 14:30.

    Nach ca. 20 Minuten lief ich Richtung Ende der Brücke und inspizierte die Waldseite. Es hatte immer mal wieder schwarze Flecken in der Umgebung, welche sich nachträglich als kleine Höhlen herausstellten. Als ich wieder eine solche schwarze Stelle hinter einem Gebüsch entdeckte, stellte ich fest, dass sich die Stelle auf einmal bewegte. Ich entdeckte zwei Augen. Da war mein erster Winnie Pooh. Mein Herz schlug für ein paar Sekunden schneller. Rein theoretisch wäre er mit ein bisschen Tempo in 30 Sekunden bei mir. Nur kurz die Böschung hinausklettern. Ich winkte noch schnell dem anderen Fotografen zu, mit dem ich davor schon ‘gesprochen’ hatte. Dann hiess es fotografieren. Was für ein Gefühl einen Bären in seiner natürlichen Umgebung zu entdecken. Der Bär hatte sich unterdessen schon langsam aufgesetzt, und machte sich gemächlich in Richtung Fluss. Ich machte tausende Fotos. Da ich natürlich hoffte einen Topshot zu schiessen, und man nie weiss was der Bär als nächstes macht, ist man gezwungen abzudrücken. So kamen innerhalb Minuten hunderte Bilder zustande.

    Die Brücke ist, durch die Nähe des Nationalparks, gut befahren. Auch die Reisebusse fahren langsam, da man weiss, hier öfters Bären sehen zu können. Nach ungefähr 15 Minuten wandelte sich die Strasse zu einem kleinen Parkplatz. Mittlerweile sind auch andere Fotografen mit rieseigen Objektiven am Geländer und beobachten den Bären. Es wirkte ein bisschen wie im Zoo, wenn die Besucher am Geländer stehen. Nur war es kein Zoo. So viele erstaunte Gesichter, die mit dem Finger auf den Bären zeigen. Der Bär krallte sich einen Fisch aus dem Wasser und machte sich danach in Richtung Böschung, und legte sich hin. Relativ weit weg, so dass man ihn von der Strasse nur schlecht entdecken konnte.

    Der Parkplatz löste sich so schnell auf wie er entstanden ist. Der Fotograf kam auf mich zu und wir zeigten uns gegenseitig die Bilder. Er zückte schnell sein Handy und wir ‘unterhielten’ uns. Er kommt aus Sapporo, meine erste Stadt auf Hokkaido, und besitzt die Kamera erst seit ein paar Wochen. Sein neues Hobby. Er war für ein paar Tage in Shiretoko, um Bären zu finden. Das scheint erfolgreich zu sein. Er fuhr dann mit seinem schwarzen Mini Cooper in Richtung Nationalpark weiter. Ich blieb auf der Brücke.
    Ich dachte, da kommt ganz sicher nochmal ein Bär vorbei. Ich lief auf und ab, so wie ich dies vorher auch schon gemacht habe, und schaute immer mal wieder durch bin Zoomobjektiv, ob ich etwas entdecke. Für 30 Minuten blieb es ein hin und her laufen. Der Japaner mit dem Mini hatte mir Bilder gezeigt von einem Bären mit leicht blonden Haaren in Gesicht. Er soll andauernd an den Fluss zum Jagen kommen.
    Nach ein paar weiteren Minuten entdeckte ich dann erneut, dass sich was in der Böschung bewegt. Ein anderer Bär, mit leicht Blonden Haaren im Gesicht. Er kam auf mich zu, schaute mich kurz an, und lief, unter der Brücke durch, zum Fluss. Ich war allein auf der Brücke, niemand war mehr da. Absolut faszinierend zu beobachten, wie der Bär seine Route dem Fluss entlangläuft, und immer mal wieder in Wasser hechtet. Ich hatte ihm gezeigt, wo die Fische sind, da man die von der Brücke aus gut sieht, offensichtlich vertraute er keinen Menschen. Dies ist natürlich auch besser so. So beobachtete ich weiter und fotografierte. Das Licht war nahezu perfekt. Schönes Seitenlicht, welches den Bären schön beleuchtet. Perfekte Bedingungen! Wenn man dann so mit dem grossen Objektiv vor der Nase auf der Brücke steht, ist das wie ein Zeichen für die vorbeifahrenden Autos, dass da was ist. Durch die späte Uhrzeit, ca. 1 stunde vor Sonnenuntergang, sind aber weitaus weniger Menschen unterwegs. So waren nur noch ein paar Fotografen und eine Handvoll Touristen unterwegs.
    Der Bär hatte dann auch einen Treffer gelandet, und verspeist seinen Fisch vor unseren Augen vor der Böschung. Man konnte, wenn keine Autos vorbeifuhren, hören wie er den Fisch auseinanderreisst. Soll heissen, er war höchstens 5-6 Meter entfernt. Super Gefühl!
    Mittlerweile war auch mein japanischer Freund wieder eingetrudelt. Wir blieben bis zuletzt, als auch der Bär seinen Weg in den Wald fortsetzte. Da der Wind immer stärker wurde, und der Weg in die Stadt ca. 1h zu Fuss dauerte, fragt ich ihn, ob mich in die Stadt mitnehmen würde. Schon fast euphorisch bejahte er, und lief im Steppschritt Richtung Auto. Er entschuldigte sich für seine Unordnung im Auto. Was mir natürlich absolut egal ist, und nebenbei bekannt vorkam. Auch ich hatte nie das sauberste Auto, als ich noch eins hatte. Wir verknüpften uns noch über Instagram, und ich bedankte mich ausgiebig für die Mitfahrgelegenheit.
    Ich besorgte mir im neben gelegenen 7eleven noch etwas zu Essen, und verbrachte den Abend im Guesthouse. Was für ein aufregender Tag, wieder mal so viel erlebt!

    Grüsse
    Till
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  • Day 28

    The Translator Ride

    October 19, 2023 ⋅ 🌧 10 °C

    Der Morgen startete so gegen 09:00, ich lief nochmal zu der Brücke, da ich nochmals ein paar Bären sehen wollte. Das Wetter war recht wolkig und so richtig herbstlich. Ich lief die Strecke bis zu der Brücke und traf natürlich meinen Fotografenkollegen von den Vortagen. Wir hatten auch schonwieder einen Bären vor der Linse und ich war wieder mal baff. Es wird nicht langweilig. Im Großen und Ganzen passierte aber nicht viel anderes wie vorgestern. Während einer wieder im Wald war, fragte ich meinen japanischen Freund, ob er die Nachricht auf Instagram gelesen hatte, natürlich alles über Google Translater übersetzt. Er verneinte, und ich fragte ihn per App, wann er losfährt, und ob die Möglichkeit besteht mich mitzunehmen. Er liess mich wissen, dass er gleich losfährt, und ich natürlich mitfahren könne. Jetzt hatte ich aber die zusätzliche Nacht gebucht und natürlich auch nicht mein Zeug gepackt. Man hätte bis 10:00 auschecken müssen. So fotografierten wir noch ein bisschen weiter, und stiegen dann ins Auto in Richtung Guesthouse. Ich ging kurz hinein und er wartete im nahegelegenen 7eleven. Ich traf die Besitzerin und teilte ihr die News mit. Sie war nur bedingt erfreut, und liess mich wissen, dass ich leider trotzdem bezahlen müsse. Dies fand ich leicht übertrieben, bezahlte dann aber trotzdem. Ich packte meine Sachen uns traf meinen japanischen Freund am 7eleven.
    So fuhren wir los, 6-7 Stunden Strasse lagen vor uns. Unterwegs war noch ein wunderschöner Nationalpark, den ich mir vorab schonmal gespeichert hatte. Es gibt dort einen klasse Wasserfall. Da unsere Route sowieso dort vorbeiführte, willigte mein Fahrer ein dort einen Stopp zu machen.
    So sassen wir nun im Auto, er sprach kein Englisch, ich kein Japanisch. Doch trotzdem konnten wir unterhalten. Danke Google! Teilweise übersetzte Google etwas falsch, aber auch dies lösten wir immer schnell in dem wir anders artikulierten. Ich erfuhr von ihm, dass er 33 Jahre alt ist, er einen Hund hat (dessen Name ich natürlich nicht mehr weiss), er eigentlich am Biwa See aufgewachsen ist (In der Nähe von Nagoya), und er die Hitze nicht mag und darum nach Hokkaido gezogen ist. Auf die Frage, was er beruflich macht, bekam ich keine schlüssige Antwort. Meine Frage war so gestellt, dass ich fragte, wie er seinen Lebensunterhalt verdient. Dies beantwortete er damit, dass er von Erspartem lebt. Dies machte es für mich natürlich noch viel spannender zu erfahren, was genau er machte. Denn wer kann schon mit 33 Jahren von seinem Erspartem Leben? Auf die Frage, was er studiert oder gelernt hatte, sagte er mir, dass er keine Ausbildung hat. Merkwürdig. Da ich natürlich nicht aufdringlich sein wollte fragte ich nicht weiter nach. Er erzählte mir, dass er sich in den kommenden Wochen zu einer Prüfung einschreiben möchte, um Jäger auf Hokkaido zu werden. Er wünscht sich ein kleines Häuschen im Wald. So kann er immer mit seinem Hund an die frische Luft. Stelle ich mir schön vor. Absolut idyllisch!
    Wir machten unterdessen einen Halt, er wollte unbedingt seinem Hund ein Geschenk mitbringen. So kaufte er in einem Souvenirshop ein Plüschtier. Wie süss dachte ich mir. Er scheint seinen Hund sehr gerne zu haben. Er hatte mir Fotos von ihm gezeigt, ein superknuffiger Dackelmischling. Er ist aktuell bei seiner Ex-Freundin.
    Er hatte sich vor zwei Jahren getrennt. Auf seinem Instagram Profil zeigt er sich wie ein J-Pop Star. Er sieht klasse aus, super modisch gekleidet, Bilder von Champagnerflaschen, Teuren Markenkleider, teure Parfümflaschen und viel sonstiger Luxus. Trotzdem wirkt das Profil nicht wie eine persönliche Seite. Alles sehr bedacht und emotionslos.
    Ich erzählte ihm von meinem Onsen Erlebnis in Kushiro. Wie cool ich das fand, und was für mich so faszinierend war. Ob er oft in ein Onsen oder Sento gehe, fragte ich ihn, er verneinte. Unvorstellbar für mich als neuen Onsen Liebhaber. Auch die Rückfrage, wieso er nicht in Onsens gehe, sagte er, bzw. der Übersetzer, ‘Dort hat es nur ältere Menschen, und die kümmern sich nicht um ihre Schamhaare. Das widert mich an’. Ich musste die Antwort 3-mal lesen, und wir brachen in Gelächter aus. Ich hätte vieles erwartet, aber ganz sicher nicht diese Antwort. Ich habe Tränen gelacht, und er mit mir.
    Ich fragte ihn, was er denn an Wochenenden mache, wenn er nicht irgendwo Bären sucht. Er meinte, dass das nächste Wochenende für ihn und seinen Hund reserviert sei. Er möchte mit ihm ausgiebig spazieren und vielleicht abends einen Film schauen. Ich habe noch nie gehört, dass jemand mit seinem Hund ein Wochenende plant, aber irgendwie auch süss. Erst nachträglich hatte ich das Thema Vereinsamung in Japan im Kopf. Ob er viele Freunde hat, weiss ich nicht. Aber so kommunikativ wie er war, kann ich mir vorstellen, dass er in unserer Welt viele Freunde hätte. Trotzdem fragte ich ihn noch, wo er denn so feiern geht und vielleicht auch seine zukünftige Frau kennenlernen könnte, wenn er denn mal geht. Darauf antwortete er mir, dass er nicht mehr feiern geht, da dies jahrelang sein Job war. Ich fragte nach wie er das genau meint. Und jetzt wurde es schwieriger mit dem Translater. Aber ich fand heraus, dass er ein sogenannter Host war, für acht Jahre. Ich hatte darüber ein wenig gelesen. Dies sind Etablissements in Japan, wo Frauen sich von Männern umgarnen lassen können. Anfangs dachte ich, dass dies vergleichbar ist mit einem Bordell in Europa. Nur hier ist der Unterschied, dass ein Treffen in einem dieser Läden nicht mit Sex endete (eher in seltenen Fällen). Dies kann einem Host den Job kosten, erzählt er mir. Frauen, welche eine solche Dienstleistung in Anspruch nehmen, werden beim ersten Treffen ca. zehn Männern vorgestellt. Sie entscheidet sich für einen davon. Die Frau bestellt Getränke, alkoholische Getränke, und er erhält pro Bestellung eine Provision. Die Getränke sind extrem teuer. Und die Provision kann gut 50% betragen. Er erzählte mir, dass er in seinem besten Monat 100'000 USD verdient hat. Mir wird klar, wie er sein Lebensunterhalt von Erspartem bestreiten kann. Mittlerweile weiss ich, dass dies nicht unrealistisch ist. Es gibt in Tokio Ranglisten der besten Hosts in Japan. Wir reden hier über ein Millionengeschäft. Ich werde warm und möchte alles wissen. Ich verstehe nur einen Bruchteil wie das genau funktionieren soll, aber es hört sich so surreal an. Frauen die sich Zeit mit hübschen Männern kaufen, nur der Aufmerksamkeit wegen?
    Darf er sich die Frauen aussuchen?
    Welche Motivation hat die Frau diese Dienstleistung zu beziehen?
    Aus Männersicht hört sich das erstmal nach Paradies an. Schnell kommt Ernüchterung auf. Mittlerweile weiss ich auch wie er heisst, Taka. Taka erzählt mir, dass es seine schlimmsten Jahre im Leben waren. Sein Job bestand darin Alkohol zu trinken und jederzeit für die vielen Kundinnen zur Verfügung zu stehen. Es sollen nach 8 Jahren um die 3000 Frauen gewesen sein. Eine Frau davon sei seine Ex-Freundin. Er hat Arbeitskollegen die mittlerweile 3 Kinder haben, mit einer Frau, die sie über diesen Weg gefunden haben. Ich verstehe immer noch nicht, wie das Ganze funktioniert, aber ich sehe seine Mimik, seine mehrfachen Wiederholungen, wenn er ins Handy spricht, um ja keine Fehlinterpretation aufkommen zu lassen. Ich erfahre wieder mal eine Seite Japans die ich nicht verstehe, und die ich vielleicht auch nie verstehen werde.
    Mittlerweile sind wir in der Region Sapporo. Unterdessen hatten wir noch bei dem schönen Wasserfall angehalten. Da es aber regnete war es ein wirklich kurzer Stopp. Wir entschieden uns in Sapporo noch kurz etwas Kleines zu schnabulieren. Wir bestellten und Gydon. Eine Schale Reis, wo obendrauf Rindfleisch und Zwiebeln liegen. Sehr lecker.
    Das Thema war immer noch sehr präsent, ich fragte viel. Vielleicht zu viel. Im Restaurant sagte er mir, dass er es sehr schätzt mit mir darüber zu sprechen. Er wischte sich eine Träne aus den Augen. Ein sehr spezieller Moment. Ich fragte mich, mit wem er sonst über solche Themen reden kann, es wirkte so, als ob er niemanden hat, mit dem er über solche Themen reden kann. Diese Frage wollte ich aber nicht stellen.
    Wir fuhren dann in Richtung Hostel. Er hielt auf der Strasse, und wir hatten nicht viel Zeit, um uns ausgiebig zu verabschieden. So sagte ich ihm, er soll so bleiben wie er ist, und ich hoffe, dass er seine Jägerprüfung besteht und bald sein Paradies erschaffen kann. Irgendwo in der Natur, mit seinem Hund und vielleicht auch mit seiner zukünftigen Frau. Aber inegeheim wünsche ich ihm, dass er Menschen in seinem Leben findet, mit welchen er sein Leben vollkommen teilen kann. Schöne wie auch weniger schöne Momente.

    In dem Sinne, hab euch alle lieb, schön dass ich euch alle habe und ich vermisse euch!
    Merry Christmas!

    Grüsse aus, mittlerweile, Taipei
    Till

    Hier noch ein paar Links zu diesem Hostbusiness auf deutsch:

    https://www.japandigest.de/aktuelles/kolumne/ho…
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