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  • Dag 19

    Schmetterlinge in Santa Cruz

    12. januar, Bolivia ⋅ ☁️ 30 °C

    In Santa Cruz haben wir nicht viel vor, der Grund für unsere Reise hierher besteht darin, Kolya zum Flughafen zu schaffen, damit er nach Buenos Aires fliegt und dann morgen auf sein Campamento mit seinen Scouts in der Nähe von Villa la Angostura geht.
    Diese Aufgabe erledigen wir also als erstes, alles funktioniert – überraschenderweise – reibungslos, wir warten noch, bis Kolyas Flieger (mit Verspätung) in der Luft ist und nehmen dann ein Taxi zurück zum Hotel.
    Dort schnappen wir uns unser Auto, das auf der letzten Etappe ein Scheppern hören ließ, das uns etwas unruhig machte. Die Werkstatt, die Sissi uns empfohlen hatte, hat leider zu, so dass wir uns einen der vielen Talleres suchen, die am Cuarto Anillo zu finden sind. „Picky“ bockt also das Auto hoch, wackelt an allem mal rum, was sich am Unterboden befindet, und schlägt dann vor, die Gummihalterungen auszutauschen, mit denen der Auspuff befestigt ist. Die Ersatzgummihalterungen schnitzt er aus einem Hartgummiblock – überzeugend ist das nicht, aber was sollen wir machen, wenn man selber nicht mehr Ahnung hat …
    Im Anschluss entscheiden wir uns, Ullis Hinweis zu folgen und den Biocentro Guembe zu besuchen. Da gibt es ganz hübsche Dinge zu sehen, Schmetterlinge, Äffchen, die um einen herumtanzen, ein großer Vogelkäfig, in dem der Zoff zwischen dem Tucan und einem der Aras ums Fressen besonders beeindruckt, ein Tapir. Gefällt uns.
    Danach geht es, weiterhin ohne Klappern und Scheppern, ins Hotel, noch eine Pool-Einheit, abends noch einmal Ceviche (geht immer …), und morgen geht es dann nach Cochabamba. 9 Stunden Auto, wenn nichts Besonderes passiert, da wird es mal keinen Eintrag geben.
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  • Dag 18

    Über El Fuerte nach Santa Cruz

    11. januar, Bolivia ⋅ ⛅ 31 °C

    Unweit der Strecke von Samaipata nach Santa Cruz de la Sierra liegt „El Fuerte“, ein Ort, den sie Spanier als Festung verwendeten, woher der Ort seinen Namen hat. Tatsächlich war der Ort aber schon viel früher besiedelt, wohl seit ca. 800 v.Chr., erst durch autochthone Stämme, dann eine Zeitlang durch die Guaraní, schließlich durch die Inka, die hier einen Außenposten anlegten. Es war ein zeremonieller Ort mit politischen und administrativen Funktionen, durchaus von größerer Bedeutung, allerdings noch recht unerforscht.
    Das alles hört sich interessant an, und so entschließen wir uns, den kleinen Abstecher nach El Fuerte zu unternehmen. Nach Zahlung der Eintritts – mal wieder doppelt so viel wie für Einheimische – betreten wir einen schön gestalteten Rundweg, der uns zunächst bergan führt und nach einem schönen Blick ins Tal von Samaipata zügig zum Highlight des Ortes führt, dem Cerro Esculpido ("behauener Berg"): Auf einem Bergrücken befindet sich ein gewaltiger Sandsteinfels, der weltweit wohl größte skulpierte Fels, der mit Reliefs verschiedener Tiere versehen ist – eine riesige Schlange, ein Puma und ein Jaguar. An den Seiten sind Nischen in den Stein gehauen, in denen Mumien wichtiger Anführer aufbewahrt wurden.
    Der Zweck des Ganzen ist nicht erschlossen, ob es sich nun um einen Ort für die Anbetung heiliger Tiere, für astronomische Studien oder, wie Erich von Däniken meint, um eine Abschussrampe für Außerirdische handelte. Na ja, da kann sich nun jeder seine Meinung zu bilden …
    Vervollständigt wird das Ganze durch ca. 500 Wohnhäuser, ein großes Verwaltungsgebäude, ein zeremonielles Gebäude (Kallanka; so etwas gab es auch in der Ausgrabung in Shinkal bei Belén), und ein Wächterhaus, wie es wohl auch eines in Machu Pichu gibt.
    Die großartige terrassenförmige Anlage der Stätte beeindruckt uns sehr, und die wunderbar grüne Vegetation verstärkt diesen Eindruck noch!
    Im Anschluss geht es dann über eine kurvige Straße immer weiter hinab, bis wir in den Vororten von Santa Cruz de la Sierra ankommen. Hier tanken wir erst einmal wieder – nach einer längeren Diskussion mit den Angestellten, die eigentlich Ausländern kein Benzin geben wollen (das System würde es nicht vorsehen) – und kommen dann in eine Straßenblockade. Bauernproteste auf bolivianisch, warum soll es uns hier besser ergehen als in Deutschland? Jedenfalls stehen wir vor einem auf die Straße gekippten Sandhaufen und hundert bis zweihundert Ortsansässigen, die gegen irgendetwas protestieren (wogegen, konnte mir einer der Demonstranten auch nicht erklären), Böller in die Luft schießen, langsam alkoholisiert werden und sich irgendwann in Schlägereien mit den Bolivianern verstricken, die genauso wie wir an ihr Reiseziel gelangen wollen.
    Nach zwei Stunden tut sich plötzlich und aus unerfindlichen Gründen ein Fenster auf, es werden Autos durchgelassen, und da wir durch eine kleine Umgehung, die wir gefahren sind, ziemlich weit vorne stehen, können wir dieses Fenster nutzen und kommen doch noch bei Tageslicht in unserem Hotel in Santa Cruz an. Ein bisschen Pool, ein Ceviche und ein Pisco Sour zum Abend, das lässt den Tag noch positiv enden.
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  • Dag 16

    Der Codo de los Andes

    9. januar, Bolivia ⋅ ☀️ 31 °C

    Die Anden-Kordillere verläuft vom südlichen Südamerika ausgehend in Richtung Norden. Auf der Höhe Boliviens macht sie dann einen Knick nach Westen, und dieser Knick wird als Ellebogen – codo – bezeichnet.
    Unsere Tour heute führt uns in das Gebiet des Codo. Leider geht es Emil nicht gut, auch Kolya fühlt sich unausgeschlafen, so dass Luzie und ich alleine losziehen, während Nicole bei den Jungs bleibt.
    Wir fahren mit unserem Guide Tibu und einer weiteren Touristin, Doreen aus Zwickau, die Hauptstraße 15km in Richtung Santa Cruz, biegen dann in einen Feldweg ein und fahren dann 5km stramm bergauf, bis wir in der Nähe eines kleinen Weilers anhalten. Hier geht unsere Wanderung los. Zunächst müssen wir Höhenmeter machen, bis wir uns nach einer Stunde und einem guten Kilometer auf einer ersten Höhe befinden. Von hier aus haben wir einen grandiosen Blick in die umliegenden Berge – vor uns der Catedral, etwas entfernter, aber mindestens ebenso markant, der Loro. Wir erfahren hier auch, dass der Codo dadurch geprägt ist, dass hier kein Gebirgsmassiv anzutreffen ist, sondern viele einzelne Berge, die sich stärker voneinander abheben.
    Weiter geht es einige Kilometer über einen Grad, immer mit einer hervorragenden Aussicht, bis es bei Kilometer 6 recht steil bergab geht hinunter zu einem Bachlauf, der uns zur Mittagsrast einlädt. Hier steigt auch gleich Luzies Laune, der zwischenzeitlich die Hitze aufs Gemüt geschlagen war; das Proviant und ein wenig Kletterei über dem kühlen Nass helfen hier weiter.
    Nach einer dreiviertel Stunde machen wir uns wieder auf, nun immer den Bachlauf entlang, es wird deutlich heißer, aber ein Stündchen haben wir noch vor uns. Der Gedanke an unser Ziel hilft uns nun – ein Wasserfall, in den wir uns werden stürzen können, wenn wir erst einmal angekommen sein werden.
    Unterwegs kreuzen wir noch einmal den Bach, und plötzlich stehen wir inmitten einer Vielzahl von Schmetterlingen. Als ich Tibu frage, wo die plötzich herkommen, meint er, dass diese von der Säure des Urins der Rinder angezogen würden, die hier ihre Wasserstelle hätten - na ja, wieder was gelernt.
    Das mit dem Wasserfall war dann auch nicht zu viel versprochen. Genauer gesagt sind es drei aufeinander folgende Wasserfälle, von denen wir uns den hintersten aussuchen. Badesachen haben wir dabei, so dass wir nun anderthalb Stunden plantschen können. Unser Guide holt unterdessen das Auto – man hat schon fast ein schlechtes Gewissen, freut sich aber doch, nicht selber laufen zu müssen. Knapp 10 Kilometer bei der Hitze und den Steigungen haben ausgereicht.
    Dann geht es zurück nach Samaipata – es war eine wunderschöne Tour.
    Leider stellt sich dann heraus, dass Emil doch etwas härter angeschlagen ist – was auch immer sein Magen da nicht vertragen hat –, so dass wir uns entscheiden, den dritten Ausflug ausfallen zu lassen und am Folgetag nichts weiter zu unternehmen.
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  • Dag 15

    Zum Bosque de los Helechos Gigantes

    8. januar, Bolivia ⋅ ⛅ 26 °C

    Mit dem Tourunternehmen „Samaipata Tours“ werden wir die nächsten drei Tage verschiedene Wanderungen unternehmen. Heute geht es zum Wald der Riesenfarne.
    Um 9 Uhr holt uns Bryan, unser Guide, an unserer Unterkunft ab, und wir fahren mit dem Jeep aus Samaipata heraus, biegen schnell auf einen Feldweg ein und fahren dann 12km meist bergan in die Landschaft hinein.
    Nach einer knappen Stunde steigen wir aus, zahlen den Parkeintritt, schnappen uns bereit gestellte Wanderstöcke und marschieren stetig bergan. Der Weg wird schmaler, feuchter, steiler, wir kommen nun in die Wolken hinein. Sind wir hier schon in einem Nebelwald? Muss ich mal die Geographen fragen …
    Und dann tauchen sie bald auf, die Riesenfarne, deretwegen wir hergekommen sind. Diese sind teils mehrere Meter hoch, und wenn man bedenkt, dass sie ca. 2-3 mm pro Jahr wachsen, kann man sich vorstellen, wie alt diese Pflanzen werden. 7500 Jahre alt ist der älteste aktuelle nach Aussage unseres Guides. Diese Farne haben im Übrigen gar keine richtigen Stämme und Wurzeln, statt Holz bestehen sie aus Fasern, ganz ähnlich dem Ombú, den wir vergangenes Jahr in Uruguay kennengelernt hatten; das macht alles einen eher morschen Eindruck, der natürlich durch die Feuchtigkeit noch verstärkt wird.
    Wir machen eine Tour von ca. 8km, erst tief hinein in den Wald hinein, dann wieder auf die Höhe zurück, bis wir auf eine Terrasse kommen; vor uns geht es steil hinab, und wir haben einen fantastischen Blick über die Berge und das weite Tal, in dem auch Samaipata liegt.
    Nach einer Weile des Genusses dieser Aussicht steigen wir wieder ab, und zurück geht es zu unserem derzeitigen Urlaubsort.
    Der Nachmittag wird dann eher ruhig verbracht, das Hotel hat einen Pool, der den Kindern gefällt, es wird ein wenig gearbeitet (Kinder: Mathematik; ich: Aktionsplan), dann geht es zum Abendessen. Kolya und ich bestellen gemeinsam ein Pique Macho, ein Berg aus Rindfleisch, Wurst, Ei, Käse, Tomate, Paprika, Chili … der Berg reicht vollkommen zum Sattwerden. Das Hähnchen von Nicole und die Pasta von Emil und Luzie fallen daneben gar nicht auf …
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  • Dag 14

    Auf ins Tiefland!

    7. januar, Bolivia ⋅ ☀️ 28 °C

    350km in 7 Stunden liegen heute vor uns, um von Sucre nach Samaipata in der Provinz Santa Cruz zu kommen, wo wir uns dann zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder auf einer "normalen" Höhe von knapp 1700m befinden. Wieder geht es hoch und runter, mehr runter allerdings, auch mal einige Flusstäler entlang, immer kurvig und meist eng, aber wieder haben wir viele tolle Ausblicke, wobei die Landschaft nach und nach lieblicher, tropischer wird. Tanken funktioniert heute, ohne Diskussion, zum nationalen Preis, na ja, nehmen wir dann halt so mit.
    Angekommen in Samaipata im "Landhaus" (die Vermieter haben deutsche Vorfahren, daher der deutsche Name), gibt es erst einmal Apfelstrudel, Schokoladencroissants, auch mal lecker. Danach einkaufen, Käsebrot zum Abend und frühes Zubettgehen, da morgen die erste Wanderung auf dem Programm steht.
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  • Dag 13

    Dinos und Kirchen

    6. januar, Bolivia ⋅ ☀️ 25 °C

    5km vor den Toren von Sucre wurde Ende der 40er Jahre eine Zementfabrik gegründet. Diese baute den zu ihrem Gebiet gehörenden Berg ab. Irgendwann stieß man in dem Berg auf Wasseradern, was den Aushub unbrauchbar für die Verarbeitung zu Zement machte, und man wendete sich einem anderen Gelände zu, wo man den Abbau fortsetzte. Der ursprüngliche Berg wurde sich selbst und den Niederschlägen und den Winden überlassen. Die dadurch erzeugte Erosion legte im Laufe der Jahre mehr als 12000 Spuren von Dinosauriern frei, die heute über einen dazu gegründeten Dinosaurierpark "Cal Orck'o-Museum" oder auch "Parque Cretácico" zugänglich gemacht wurden.
    Als wir davon lasen, zögerten wir zunächst, ob wir dies in unser Programm aufnehmen sollten, aber da Emil und Luzie weiterhin von den Dinos fasziniert sind, raffen wir uns doch auf, nehmen uns ein Taxi und fahren zu der Anlage, um ihr eine Chance zu geben. Wir haben gut daran getan!
    Die herumstehenden Fiberglas-Dinosaurier finde ich weiterhin nicht so fürchterlich spannend, aber wir haben Glück und kommen auf eine der beiden täglichen Führungen, die an die Wand heranführen, auf der die Spuren zu finden sind. Warum sie sich auf einer Wand befinden? Weil sich der vormalige Boden durch Verschiebungen von Erdschichten im Laufe der Zeit aufgerichtet hat und nun eben als Berg vor uns liegt.
    Wir kommen ganz nah an die Wand heran, sehen die Spuren, die die Wand durchqueren, ordnen sie auch vier verschiedenen Typen zu (vier- und zweibeinige Pflanzen- sowie Fleischfresser) - das beeindruckt. (Hier ist das Ganze noch ein wenig genauer beschrieben: https://www.inxtagenumdiewelt.de/reiseblog/sued…).
    Nach diesem Abstecher in die ferne Vorvergangenheit kehren wir zurück in die Stadt, essen für 2€ ein leckeres Pollo Picante auf dem Mercado Central und schauen uns dann verschiedene Kirchen an, die wir uns ausgesucht haben. An einer Straßenkreuzung einen Block von der Plaza 25 de Mayo mit der Kathedrale entfernt liegen die Iglesia de la Merced und die Iglesia de San Felipe Neri. Erstere ist leider verschlossen, aber in letztere kommen wir hinein. Es ist eine Konvent-Anlage, mit einem wunderschönen Innenhof und zwei darauf gesetzten Stockwerken, von deren oberstem aus man einen wunderbaren Blick über die Dächer von Sucre hat. Wunderschöne Fliesen, Türmchen, Glocken und gewölbte Böden machen diesen Ort zu etwas ganz besonderem, an dem wir uns gerne länger aufhalten.
    Das übrige Tagesprogramm streichen wir nach diesem Highlight, so dass wir dann eine kurze Siesta halten und dann zum Abendessen zur Plaza 25 de Mayo zurückkehren, um koreanisch (sic!) zu speisen - lecker.
    Als wir das Lokal verlassen, ist es bereits dunkel, und nun leuchtet die Plaza hell von all den Weihnachtsbirnen, die immer noch hängen und verschiedenste Motive erzeugen - auch Dinosaurier sind dabei. Muss man nicht mögen, ist aber auch ein Erlebnis.
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  • Dag 12

    Streifzug durch Sucre

    5. januar, Bolivia ⋅ ☀️ 24 °C

    Wir starten zu Fuß vom Hotel aus, das schon im historischen Viertel liegt, um die Stadt zu erkunden. Diese ist tatsächlich historisch, da sie seit der Gründung Boliviens eine zentrale Rolle in diesem Land spielte und daher auch, was ich gar nicht wusste, die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens ist.
    Wir ziehen zunächst vorbei an einer der vielen Kirchen der Stadt, Santa Clara. Die Kirchen sehen alle, von innen wie von außen, recht ähnlich aus (das sage nicht nur ich als Banause, sondern auch Nicole), weiß getüncht, Glockenturm und Fassade in einem usw.
    Dann geht es durch die Pasaje Santa Teresa hindurch, eine hübsche Gasse, zum Mercado Central. Das ist wirklich ein toller Markt, relativ geordnet und sauber, ganz anders als der in Tupiza. Eine riesige Abteilung für Hühner und Hühnerteile, Obst und Gemüse, Fleisch und Blumen, ein großer Comedor, wo uns die Köchinnen alle versuchen, in ihre Etablissements zu ziehen. Ist aber irgendwie nett. Witzig sind auch die Obstfrauen, die uns gerne Kostproben anbieten und in Gespräche verwickeln wollen.
    Am Justizpalast vorbei - in Sucre sitzt der Oberste Gerichtshof Boliviens - geht es in den Park Simon Bolivar, in dem auch ein Miniatur-Eifelturm steht (soll zumindest eine Miniatur sein) und von dort zum Mittagessen bei Doña Irma. Die hat nur fünf Gerichte im Programm, von denen wir Mondongo, einen Schweineeintopf, und Falso Conejo (keine Ahnung, warum das "Falsches Kaninchen" heißt, ist halt ein Fleischlappen, vemutlich vom Rind). Insgesamt lecker. Auf die Kutteln verzichten wir jedoch, auch wenn die in irgendeiner Rezension, die ich gelesen hatte, sehr gelobt wurden.
    Anschließend laufen wir zur Plaza 25 de Mayo, die wir gestern schon kennengelernt hatten, essen dort ein Eis und laufen dann stramm bergauf zur Klosteranlage "La Recoleta". Bevor wir dort ankommen, besuchen wir das Museum für indigene Kunst, ein wirklich hübsches Museum, in dem insbesondere die wunderschönen Textilarbeiten, meist Kleider, der verschiedensten bolivianischen Stämme auf sehr reizvolle Weise präsentiert werden.
    Das Kloster schauen wir uns heute nur von außen an, gehen dann aber weiter den Berg hinauf zum Mirador Churuquella, etwas anstrengend v.a. wegen der dünner werdenden Luft (wir kommen schon wieder über die 3000-Meter-Marke), aber mit einem noch schöneren Blick auf Stadt und Umgebung als vom Kloster aus. Ich frage mich allerdings, warum die Einheimischen immer von ihrer Pachamama sprechen, wenn sie doch aufs Grauenhafteste ihren Müll herumliegen lassen. Schade.
    Es ist dann schon nach 18 Uhr, als wir ins Hotel zurück kommen, noch ein kleines Abendessen in einer Bar, dann ist auch dieser Tag schon wieder vorbei.

    Sucre konnte seinen guten Eindruck, das es auf uns gestern gemacht hatte, voll bestätigen. Eigentlich bin ich ja lateinamerikanischen Städten südlich von Mexiko gegenüber recht kritisch - bislang sind alleine Antigua Guatemala, Cartagena, Cuenca, vielleicht noch Valparaiso, und natürlich Rio Städte, deren Besuch ich unbedingt empfehlen würde. Sucre kommt durchaus an diese heran, davon konnten wir uns heute überzeugen.
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  • Dag 11

    Auf nach Sucre, der "weißen Stadt"

    4. januar, Bolivia ⋅ ☁️ 22 °C

    Es geht von Potosí nach Sucre, von 4000m hinab auf 2800m Höhe, von einer Arbeiter- in eine Universitätsstadt, die die eigentliche Hauptstadt Boliviens ist (der Regierungssitz allerdings befindet sich in La Paz). Die Fahrt geht wieder durch wunderschöne Landschaften, immer karg, aber nie langweilig, Hochebenen, Flusstäler, harte Anstiege, bis wir in der weißen Innenstadt von Sucre ankommen. Ein erster kleiner Gang bis zur Plaza 25 de Mayo, der uns einen ersten Eindruck von der Stadt schafft - sehr hübsch, ordentlich, übersichtlich, sympathisch und zugänglich. Die kommenden beiden Tagen werden wir uns hier entlang bewegen.Les mer

  • Dag 10

    Potosi, Stadt des Silbers

    3. januar, Bolivia ⋅ ☁️ 14 °C

    Heute lassen wir unser Auto stehen und lassen uns von Taxifahrer Edy die 15km bis ins Stadtzentrum von Potosí bringen. Dort haben wir eine Verabredung mit Oscar vom Tour-Anbieter CH'ASKITA, der uns mit einer aus Brasilianern, Argentinern, einem Iren und uns bestehenden Gruppe ins Innere des Cerro Rico bringen soll.
    Nachdem wir uns mit Gummi (Jacke, Hose Stiefel) und Helm ausgestattet haben, fahren wir hinauf zum Mercado de los Mineros. Auf diesem Markt decken sich die Minenarbeiter mit Dynamit, Kokablättern (und Pflanzenasche, um die Aufnahme der Wirkstoffe zu verstärken), Alkohol (96%!) und Zigaretten ein, die sie dann mit zur Arbeit nehmen. Bevor sie in den Berg steigen ("Einfahren" gibt es nicht, aber dazu später), nehmen sie diese Mischung zu sich, um die harten Arbeitsschichten zu überstehen (in denen sie nicht zu essen oder zu trinken haben werden). Auch wir kaufen diese Dinge ein, aber dazu später.
    Auf einem Aussichtspunkt am Cerro Pequeño, der neben dem Cerro Rico liegt und von dem man einen tollen Blick auf die Stadt hat, erklärt uns Oscar die Geschichte und Bedeutung Potosís. Es ist mir nicht alles unbekannt, aber viele Einzelheiten eben doch - dass die Indigenas, die vor den Inkas im Raum des späteren Potosís bevölkert haben, schon das Silber für sich genutzt haben, ohne sich dessen Wertes bewusst zu sein; dass die Inka diese Indigenas dann versklavt haben, um sich des Silbers zu bemächtigen; dass die Spanier dann dasselbe getan haben und auch noch die afrikanischen Sklaven hinzugeholt haben, um genügend Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben etc. Und dass die Bedeutung Potosís im 17. Jahrhundert auf einer Stufe mit Städten wie Paris und London war. Und immer mit dem Cerro Rico im Hintergrund, Fluch und Segen der Stadt ...
    Danach fahren wir an den Cerro Rico an einen der Einstiegsschächte, die in diesen Berg führen (und der auch heute noch von den Bergarbeitern genutzt wird). Das ist eine Welt, die wir uns nicht vorstellen können. Das hat nichts mit dem Bergbau zu tun, den wir aus Mitteleuropa kennen. Nichts ist motorisiert, die Loren werden von Hand geschoben, es wird mit Hammer und Meißel und Dynamit gearbeitet, man steigt zu Fuß Hunderte Meter in den Berg hinab ... Außer dass man heute einen Helm mit Lampe auf dem Kopf hat, hat sich zum 17. Jahrhundert wohl nicht so viel geändert.
    Wir steigen in den Berg ein, zunächst ist es noch kühl und zugig, aber schon im ersten Seitentrakt wird die Luft stickig und unangenehm, man mag sich nicht vorstellen, wie es hunderte Meter weiter unten sein mag. Überall Enge, Dunkelheit, Feuchtigkeit. Und dabei machen wir noch nicht einmal die ganz abenteuerliche Tour, auf der man durch engste Schächte kriecht (diese Optionen gibt es auch, da haben wir uns aber gegen entschieden) und auch noch gegen die Platzangst würde ankämpfen müssen ...
    Wir sehen Arbeiter beim Lorenziehen, Silberadern, die sich durch den Berg ziehen und den Mineros zeigen, wo sie langarbeiten müssen, Löcher, durch die man in den Berg hinabsteigt, und schließlich auch "El Tío", die Gottheit der Bergarbeiter, der sie als Opfergaben genau die Dinge darbringen, die wir zuvor auf dem Mercado gesehen und mit denen wir uns eingedeckt haben.
    Das waren faszinierende 4 Stunden, die einen mal wieder tief in die Ungerechtigkeit der Welt haben eintauchen lassen. Dass hier Kinder ab 15 Jahren arbeiten müssen, die kaum eine andere Wahl haben, um sich und ihre Familien über Wasser halten zu können; dass die Menschen eine durchschnittliche Lebensdauer von unter 50 Jahren haben; dass Politik und Kooperativen sich die Gewinne zuschustern, ohne dass ihnen die Arbeiter besonders am Herzen lägen. Vom Einfluss der europäischen Kolonisatoren ganz zu schweigen.
    Im Anschluss an diese Führung geht es zur Casa de la Moneda, in der wir nun sehen, was die Spanier (und später der bolivianische Staat) mit dem gewonnenen Silber angefangen haben. Wie wurden Münzen geprägt, wie wurde der Reichtum verwaltet, wie hart wurde auch hier von Mensch und Tier gearbeitet ...
    Ganz spannend ist hier das Bild eines unbekannten Künstlers des andinen Barocks, der Maria und den Silberberg ein einziges Ganzes darstellt, d.h. die christliche Mutter Gottes wird mit Bodenschätzen, dem Inneren der Erde, in Verbindung gebracht. Wie oben beschrieben wird bis heute im Berg auch die Berg-Gottheit Tío verehrt und gleichzeitig der Pachamama Cocablätter auf dem Boden geopfert. Im Bild wird Maria = Berg von der Dreifaltigkeit gekrönt; zu ihren Füßen befinden sich Papst Paul III., ein Kardinal und ein Priester. Ihnen gegenüber stehen Karl V. und ein Kazike. Zwischen ihnen befindet sich die Weltkugel. Am Fuße des Berges ist der Inka Maita Capac abgebildet. Sonne und Mond befinden sich links und rechts der Bergjungfrau und implizieren den Aspekt der Krönung aus inkaischer Sicht. (zitiert aus: https://www.lai.fu-berlin.de/forschung/lehrfors…; ein weiterer interessanter Artikel hier: https://taz.de/!374013/.)
    Zum Abschluss streifen wir noch ein wenig durch die wirklich hübsche Altstadt Potosí, die wenig vom dem unterwelthaften Chaos der Unterstadt hat, um uns dann von Edy zurück ins idyllische Cayara bringen zu lassen (welch Kontrast!) und den Tag ausklingen zu lassen. Dieser war wirklich ein Erlebnis!
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  • Dag 9

    Ein Tag zum Vergessen

    2. januar, Bolivia ⋅ ☁️ 15 °C

    …so ganz trifft es der Titel nicht, denn auch wenn der Tag einen ganz anderen Verlauf nimmt, als geplant, bleibt er uns als ein ereignisreicher in Erinnerung.
    Nach dem Frühstück auf unserer Hacienda brechen wir Richtung Potosí auf, da wir einen Werkstatttermin haben. Wir wollen neue Reifen aufziehen lassen, ein bolivianischer Freund Milans hat uns an einen befreundeten Reifenhändler in Potosí vermittelt. Ein Glücksfall, denn das Thema neue Reifen ist in Argentinien ein äußerst lästiges und kostspieliges.
    Die Anfahrt gestaltet sich als ein Abenteuer: extrem steil ansteigende Straßen, die von podestartigen Querstraßen mitten im Anstieg - den man mit zusammen gebissenen Zähnen versucht zu meistern - gekreuzt werden. Dann kracht es: der Autoboden hat wegen des steilen Winkels eine der Kanten, die an diesen Kreuzungen bestehen, hart touchiert. Nützt nichts, es geht weiter steil bergauf, Anhalten geht nicht, trotz klapperndem Geräusch unten.
    Wir erreichen den Reifenhändler, werden mit “besos” begrüßt und dürfen das Auto am Steilhang (“normale” Hänge gibt es in Potosí nicht) vor der Werkstatt abstellen.
    Gleich machen sich zwei Arbeiter mit Wagenhebern ans Werk. Ein weiterer checkt und repariert den Unterboden - nichts Gravierendes. Dann sind die beiden Vorderräder gewechselt. Ein weiteres Hinterrad wird abmontiert - und der Wagen setzt sich langsam, aber stetig rückwärts in Bewegung. Geschrei von innen, denn die Kinder sitzen drin, ein Hechtsprung von Philipp über den Beifahrersitz auf den Fahrersitz, um dort die Fußbremse bis zum Anschlag durch zu treten …, zum Schluss hilft auch ein Stein, der zufällig unterhalb des noch montierten Hinterreifens liegt, um das Auto zu stoppen. “Que susto” - “Welch ein Schreck!”
    Egal, die Kinder steigen aus, die fehlenden Reifen kommen drauf, zwei gebrauchte wieder ins Auto, für alle Fälle, und dann geht es zurück zu unserer Hacienda nach Cayara. Die eigentlich geplante Stadttour verschieben wir auf den nächsten Tag. Da bleibt uns noch etwas Zeit, den Schreck zu verdauen und zu überlegen, ob wir nun eine Minentour machen wollen oder nicht.
    Auf dem Rückweg beobachten wir kilometerlange Schlangen vor Tankstellen, es gibt Probleme mit der Benzinversorgung. Eine These, die wir hören, ist die, dass man aufgrund der zahlreichen alkoholbedingten Unfälle die Lieferung von Benzin unterbrochen hätte.
    Zurück auf der Hacienda erhalten wir Tipps zu Tankstellen, wo wir eventuell ohne zu großen Aufwand Benzin für unsere Weiterreise erhalten können. Wir fahren die nächstgelegene an, warten etwa eine Stunde, kommen an die Reihe und erfahren, dass wir nichts bekommen können, da unser Nummernschild nicht ins Computersystem passt. Hier ist Benzin stark subventioniert, der Käufer wird mit DNI registriert, Ausländer dürfen nur nicht subventioniertes Benzin tanken. Die Preise für uns Ausländer sind zwar zu sehen (statt 3,50 etwa 8,50 Bolivianos), aber betanken will man uns trotzdem nicht. Wir bleiben einfach an der Zapfsäule stehen, Philipp zieht alle Register, Bolivianer reden auf die Tankdame ein, es nützt alles nichts: kein Betanken. Mit dem Erscheinen einer Vorgesetzten und eines weiteren hilfsbereiten Bolivianers findet sich schließlich eine Lösung. Die Vorgesetzte bringt zwei 20 l - Eimer samt Trichter, auf der Grundlage des DNIs des Bolivianers werden diese befüllt. Wir zahlen den subventionierten Preis, und bekommen den Inhalt der Eimer in den Tank gegossen.
    Mit diesem Erlebnis am Ende eines schon so etwas speziellen Tages und einigem Grübeln zum weiteren Verlauf unserer Reise machen wir uns auf den Weg zurück zur Hacienda. Dort angekommen, verabschiedet sich Philipp sofort ins Bett. Es geht ihm nicht gut, später am Abend hat er hohes Fieber und ist kaum ansprechbar. Die Reiseapotheke muss herhalten. Wir hoffen, dass diese Episode am nächsten Tag abklingt, denn der Plan zur Minenbesichtigung steht nun.
    [Beitrag Nicole]
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