• Fernwanderer
September 2012

Leon - Finisterre/Muxia

Camino Frances 2012 Read more
  • Trip start
    September 12, 2012

    Anreise nach Leon

    September 12, 2012 in Spain ⋅ 20 °C

    Gerade als ich Zuhause aufbrechen möchte fängt es an zu nieseln. Nicht sehr stark, aber man kann sehen, dass ein Unwetter aufzieht. Also packe ich den Schirm und mache mich auf die Socken. In Müllheim nehme ich um 12.35 Uhr den Zug nach Basel. In Basel SBB angekommen legt der Sturm richtig los. Ich war schon lange nicht mehr in Basel SBB. Im Gegensatz zum Badischen Bahnhof ist dieser riesig. Ich muss etwas warten , denn mein Anschluss geht erst um 14.30 Uhr.

    Der TGV rast auf der Neubaustrecke in Richtung Paris. Und tatsächlich: Ich erkenne die Brücke, auf der ich diese Strecke 2010 überquert habe. Kurz vor Viller sur Saulnot. Da hat alles „fast“ angefangen. Jetzt liegen bis zum Start dieser Etappe noch viele Stunden Zugfahrt vor mir. Das lange Sitzen im TGV ist nicht unbedingt mein Ding. Mein Rücken schmerzt und ich rutsche von einer Backe auf die andere. Ich dachte erst, in Paris müsste ich mich beeilen. Aber ich habe meinen Ablaufplan falsch gelesen. Ich habe wieder über eine Stunde Aufenthalt.

    Der Gare de Lyon gefällt mir sehr. Dagegen ist der Gare de Austerlitz im Moment eine Baustelle. Beim überqueren der Seine erhasche ich einen Blick auf Notre Dame. Am Abteil des Hotelzuges sind noch zwei andere Reisende: Ein Banker aus New York, der eine Europareise macht und ein deutscher Ingenieur aus Bremen. Wir unterhalten uns in englisch über dies und das. Die Zeit vergeht schnell. Um 21.30 Uhr werden die Betten runter geklappt.

    Um 5.30 Uhr habe ich den Wecker meiner Uhr gestellt. Um 6.00 Uhr fährt der Zug pünktlich in Valladolid ein. Hier habe ich wieder etwas Aufenthalt. Das Cafe im Bahnhof öffnet gerade und die Leute strömen herein, um zu frühstücken. Auch ich bestelle mir einen Kaffee. Schwarz (also Americano).

    Draußen dämmert es langsam. Bis mein Anschlusszug eintrifft höre ich noch mein Hörbuch zuende.
    Das Wetter auf der Fahrt nach Leon sieht durch mein Fenster gesehen nicht immer so toll aus. Einmal ist es richtig neblig, so dass man kaum 50 Meter weit sehen kann. Je näher der Zug Leon komme, desto besser wird es aber.
    Als sich die Tür des Zuges schliesslich öffnet ist draußen strahlend blauer Himmel bei 20° Celsius. Herrlich. Der Weg zur Herberge ist schnell gefunden, etwas kenne ich mich ja noch aus. Die Herberge ist allerdings noch geschlossen als ich sie erreiche. Draußen warten schon die ersten Leute auf Einlass.
    Ich beziehe mein Bett im Schlafsaal und esse erst einmal einen Happen. Heute werde ich nichts mehr unternehmen und mich von den Strapazen der Fahrt erholen.
    Morgen geht es dann los. Hoffentlich bleibt das Wetter so.
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  • Leon - Villar de Mazarife

    September 13, 2012 in Spain ⋅ ⛅ 13 °C

    Heute also meine Einführungsetappe. Es geht gut 20 km aus Leon heraus nach Villar de Mazarife. So um 5.30 Uhr werde ich geweckt. In den großen Herbergen braucht man immer noch keinen Wecker. Ich mache mich fertig und Frühstücke noch eine Kleinigkeit, bevor ich mich auf den Weg mache. Ein bisschen Brot, etwas Marmelade und Margarine und vor allem Kaffee – mehr braucht es am Morgen gar nicht.

    Der Weg von der Herberge führt nochmal ins Zentrum und an der wunderschönen Kathedrale vorbei. Dann führt er in südwestlicher Richtung aus der Stadt heraus in Richtung Virgen del Camino. Unvermittelt treffe ich auf einer Eisenbahnbrücke auf eine junge Wanderin aus Bremen, die ich bereits von gestern kenne. Wir hatten gestern eine Weile auf dem Vorplatz der Kathedrale geplaudert. Welch angenehmer Zufall. Wir laufen ein Stück gemeinsam, so verfliegt die Zeit. Dann trennen sich unsere Wege im wahrsten Sinne des Wortes, denn auch der Weg teilt sich. Viele auf die Straße gekritzelten Pfeile weisen den Weg. Leider sind die Hinweise kaum noch zu lesen. Ich möchte nach Villar de Mazarife, biege also links ein, weg von der N-120. Wie schön.

    Der Weg nach dem Abzweig gefällt mir sehr. Auf einem Wirtschaftsweg geht es durch die Ödnis, bzw. durch verstepptes Land und abgeerntete Felder. Zwischen Stechplamen und Disteln, die meist verdorrt sind, leuchten verwilderte Reben grün hervor. An einigen hängen sogar ein paar Trauben.
    Diese sind zwar etwas kümmerlich, schmecken aber prima.

    In Chozas de Abajo lege ich eine Pause in. Ich esse das Brot und die Wurst, die ich von gestern noch übrig habe. Der Weg bis Villar de Mazarife führt dann entlang einer kleinen Landstrasse. Soweit es möglich ist versuche ich es zu vermeiden direkt auf der Straße zu laufen und laufe auf dem ausgetretenen Pfad am Randstreifen. Erwähnenswert sind sicher die Schlaglöcher, die dass kleine Sträßchen aufweist. Denn ab und zu fährt auch mal ein Auto in nicht geringem Tempo an mir vorbei. Dabei sind die Löcher für meinen Empfinden ziemlich groß und tief. In der Nacht möchte ich hier mit meinem Auto nicht fahren müssen.

    Bereits um 11.00 Uhr erreiche ich mein Ziel. Die Herberge wird gerade geöffnet. Ich ruhe mich erst etwas auf der Veranda der Herberge auf und bummle dann durch das Dörfchen. Im Dorf ist ein älterer Herr, der mich einlädt, sein kleines Privatmuseum zu besuchen. Ich bin zwar erst etwas skeptisch, weil man eben hier auch ab und an abgezockt wird, bzw. allenthalben versucht wird, einem Geld zu entlocken. Das was der Herr aber da in seinem kleinen Museum hortet ist allemal sehenswert: Technikgeschichte des Jahrhunderts würde ich das ganze nennen. Der ganze Keller ist voll mit uralten, technischen Gerätschaften.
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  • Villar de Mazarife - Astorga

    September 14, 2012 in Spain ⋅ 16 °C

    Heute Morgen brummt mir ganz schön der Schädel. Nach einem phantastischen Essen gestern Abend in der Herberge bin ich noch mit einigen anderen deutschen Wanderern in ein Lokal im Ort gegangen. Dort wurde so ein Anisschnaps ausgeschenkt, mit Weinbrand drin. Die Spanier nennen das wohl Sol-i-Sombra oder so ähnlich. Was heissen soll: Sonne (Licht) und Schatten.

    Naja, was das Laufen angeht kann ich heute zumindest erst mal auf Autopilot schalten. Von Mazarife aus geht es nämlich 5 KM schnurgeradeaus. Während ich diese ewig gerade Straße entlang laufe geht in meinem Rücken langsam die Sonne auf. Mir gefällt die Morgenstimmung. Es ist immer so leise um einen herum, dass man die Geräusche bereits aus großer Entfernung wahrnimmt. Z.B. Gesprächs- bzw. Stimmfetzen von Wanderern, die bestimmt 100 Meter weit vor mir laufen.

    In Hospital de Orbigo mache ich Rast. Toll an der Stadt ist die schöne, 300 Meter lange Brücke, die sich mit ihren vielen Bögen über den Rio Orbigo legt. Die Brücke stammt aus dem 10./11. Jht.

    Hinter Orbigo wird der Weg dann abwechslungsreicher und auch hügeliger. Auf Feldwegen ziehe ich durch ausgedorrte Landschaften. Das Getreide ist hier schon lang abgeerntet. Nur ein paar vertrocknete Sonnenblumenfelder sieht man noch ab und an.

    Immer weiter geht es durch kleine Eichwäldchen. Wobei die Eichen, die hier am Weg wachsen, ganz anders aussehen als die Eichen, die ich von Deutschland her kenn. Hier sehen die eher aus wie Büsche. Wären keine Eicheln dran gewesen, hätte ich die gar nicht erkannt, denn die Blätter sind gradmal so groß wie mein Daumennagel.

    Kurz vor Astorga erreiche ich das Wegkreuz von Santo Torbino. Von hier aus ist Astorga schon zu sehen. Doch bevor ich die Stadt erreiche muss ich noch über eine verschlungene Eisenbahnbrücke. Alleine auf dieser legt man bestimmt 500 Meter zurück.

    Die Herberge hat heute im Übrigen eine ganz tolle Aussicht. Heute Abend koche ich selbst: Es gibt Nudeln mit Thunfisch und Tomatensauce. In der Küche geht’s drunter und drüber, da diese, im Verhältnis zur perfekt organisierten Herberge etwas klein geraten ist.
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  • Astorga - Foncebadon

    September 15, 2012 in Spain ⋅ 18 °C

    Habe mir gestern noch den Bischofspalast (Gaudi) und die Kathedrale von Astroga angesehen. In beiden Gebäuden sind viele Kunstwerke und Sakralgegenstände ausgestellt. Ab und an ein wenig Kulturprogramm, das ist schön. Die Herberge gleich zu Beginn der Altstadt von Astorga war ebenfalls toll und prima organisiert. Nur die Küche ist etwas klein geraten. Bei der Menge der Leute die hier gestern übernachtet haben mussten wir, weil viele Gerichte parallel gekocht wurden, uns immer abwechseln im Gebrauch von Messern, Töpfen, Kochlöffeln und nicht zuletzt: Herdplatten.

    Um 6.35 Uhr breche ich dann auf. Was die Markierungen angeht hätte ich mir gleich außerhalb der Stadt ein paar mehr gewünscht. Im Halbdunkel verpasst man ja auch gerne mal eine . Heute geht es durch die Region Maragateria. Eine eher dünn besiedelte Landschaft, die in dieser Jahreszeit fast steppenartig erscheint.

    Auf de steinigen roten Erde wächst kaum mehr als ein paaar Büsche und kleine Bäumchen. Der Weg ist neben einem wenig befahrenen Landsträßchen hübsch angelegt. Über weite Strecken geht es stets geradeaus. Weit reicht der Blick ins Land. In den Dörfern fällt mir auf, dass die Storchennester, die im Mai so zahlreich besiedelt waren, nun alle verweist sind. Die Störche sind wohl alle schon gen Süden gezogen. Mich führt der Weg weiter nach Westen, im Rücken die Sonne, vor mir mein Schatten.

    Am Wegrand hat es überall Hagebutten. Ab und an nasche ich mal eine. Wenn man die Kerne rausmacht, schmecken die eigentlich ganz gut.
    In Rabanal del Camino fülle ich nochmal meine Wasserflasche, die ich bis ins Ziel wieder geleert haben werde (6 KM).

    Ab hier beginnt der eigentliche Aufstieg nach Foncebadon. Ein sehr schöner Pfad führt wenig steil, aber stetig bergauf. Eine Schafherde grast mitten auf dem Weg. Der Schäfer begleitet uns ein paar Meter, denn die Hunde sind riesig und verstehen keinen Spaß, wenn sich Fremde der Herde nähern. Gesäumt wird der Weg hier oben durch kleine Kiefern und Heidekraut. Schatten ist eher selten. Um 12.00 Uhr erreiche ich schließlich das Ziel der heutigen Etappe: Foncebadon.
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  • Foncebadon - Ponferrada

    September 16, 2012 in Spain ⋅ 19 °C

    Noch bei völliger Dunkelheit verlasse ich die Herberge in Foncebadon. Es ist 06.40 Uhr. Da ich bis zum Sonnenaufgang warten möchte, um die Sicht ins Tal zu geniessen, kehre ich einfach in die andere Herberge des Örtchens ein und trinke ganz gemütlich noch einen Kaffee. Dann geht es bergauf.

    Als ich das Cruz de Ferro zusammen mit einigen anderen Wanderern erreiche dämmert es gerade. Aussicht hat man jedoch hier oben keine, steht das das Kreuz mehr oder minder in einer Wandlichtung. Rund herum sind Bäume. Das mag man auf vielen Fotos gar nicht vermuten. Ich gehe also nochmal ein Stück zurück in Richtung Foncebadon bis zu einer Schautafel, auf der die umliegende Landschaft zeigt. Von hier aus ist der Sonnenaufgang ganz herrlich. Das ich hier gewartet habe hat noch einen netten Nebeneffekt: Bis ich zum Kreuz zurückgekehrt bin, sind die ganzen Leute aus Foncebadon, die sich dort versammelt hatten (sicher 50 Menschen) weitergezogen. Andere Wanderer aus der vorherigen Ortschaft sind noch nicht da. So bin ich fast allein hier oben.

    Kurz hinter dem Cruz de Ferro liegt der zerfallene Weiler Manjarin. Hier bewirtet ein etwas schräger Kreuzritter vorbeiziehende Wanderer. Der könnte mal die Leute bitten, etwas Müll herab ins Tal zu tragen, das würden die sicher machen. So gammeln zwischen den Ruinen tausende von Getränkedosen.

    Dann geht es richtig bergab. Immer wieder habe ich tolle Aussichten hinunter ins Tal. Der Weg ist mal felsig, mal sandig, aber immer läuft man auf schmalen Pfaden. Keine Autobahn mehr in Sicht- und Hörweite. In El Acebo gönne ich mir einen Kaffee und ein Schinkenbrötchen. Mittlerweile ist es 10.00 Uhr. Hier treffe ich auch einige Bekannte aus Foncebadon wieder. Der Wirt hier macht sicher das Geschäft des Lebens mit dem Lokal am Anfang des Dorfes. Eine wahre Goldgrube muss das sein. Jeden Tag der Saison voll. Denn von der ersten Gelegenheit einzukehren seit Manjarin machen viele Gebrauch.

    Weiter führt der Weg bergab. Auf den felsigen Abschnitten muss ich sehr aufpassen nicht auszurutschen. Alles ist hier sehr scharfkantig. Bei Regen ist dieser Weg hier sicher kein Spaß. Für mich allerdings der schönste Abschnitt seit Obanos.

    Nach Riego de Ambros stehen rechts vom Weg einige uralten Kastanien, deren Stämme fast so dick sind wie ein VW-Bus.
    In Molinaseca ist der Abstieg dann geschafft. In einer Bar trinke ich ein kühles Bier. Der lange Abstieg hat meinem linken Bein schon etwas zu schaffen gemacht. Das Schienbein schmerzt mal wieder. Kein gutes Zeichen. Deshalb bin ich auch sehr froh, als ich um 14.00 Uhr Ponferrada erreiche. Der Weg von Molinaseca aus hat sich noch ganz schön gezogen. Von der Stadt bekomme ich heute leider nicht viel zu sehen. Da Sonntag ist ist alles geschlossen. Am Abend gehe ich im einzigen kleinen Laden der geöffnet hat einkaufen um zu kochen. Nudeln, Tomatensauce, Thunfisch, Muscheln.
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  • Ponferrada - Villafranca del Bierzo

    September 17, 2012 in Spain ⋅ 18 °C

    Die Atmosphäre in der Herberge in Ponferrada war einfach Klasse. Da gabs im Hof ein kleines Becken, indem man die müden Füße stecken konnte. Genau das habe ich gestern gebraucht. Das Klima ist Abends noch sehr mild gewesen, so das man lange draussen sitzen konnte.

    Am nächsten Morgen ging dann um 6.30 Uhr das Licht in der Herberge an. Zwangsräumung nenn ich das. Aus der Stadt herauszufinden war wiedermal gar nicht so einfach. Die Beschilderung ist eher dürftig. Ich laufe eine ganze Zeit lang gerade aus und über einige Kreuzungen hinweg bis ich wieder eines der sonst sehr deutlichen Zeichen erkennen kann. Gefrühstückt habe ich heute Morgen nix mehr. In der Küche war mir zu viel Trubel. In Camponaraya kehre ich dann ein, trinke eine Tasse Kaffee und esse ein Schinkenbrötchen. Außerdem hebe ich noch etwas Geld vom Automaten ab.

    Der Weg geht ist heute zuerst recht eben. Wenn man aus einem langgezogenen Städtchen herauskommt läuft man durch Gärten und kleine Felder, bis die nächsten Häuser erreicht sind. Alles noch Einzugsgebiet von Ponferrada hier.
    In Cacabelos bin ich um 10.00 Uhr. Dort treffe ich auf drei deutsche Jungs, so um die 20 Jahre, die sich am frühen Morgen schon das erste Bier reinpfeifen. Mir scheint, die Jungs machen hier den Weg zum Ballermann. Auch eine Art, diesen Weg zu gehen, bzw. ihn zu feiern, allerdings eine die mir jetzt nicht unbedingt zusagt. Man muss jedoch bedenken, dass die Motive der Leute die hier laufen durchaus unterschiedliche sind. Sei es wegen (überstandener) Krankheiten, aus Glaubensgründen, kulturelle und sportliche Motive. Und alles hat wohl seine Berechtigung.

    Nach Cacabelos steigt der Weg dann kurz an. Auf der Strasse überholt mich eine geführte Radlergruppe. Die ca. 40 köpfe zählende Gruppe, alle schon etwas älter, hält sich wacker.
    Nach Pieras biegt der Weg dann rechts ab. Man könnte auch weiter der Straße folgen, dass versuche ich jedoch zu vermeiden. Der folgende Abschnitt ist dann auch der schönste des Tages: Mal auf mal ab geht es durch die Weinberge und ich genieße tolle Ausblicke auf die umliegende Landschaft.

    Um 12.00 Uhr bin ich in Villafranca del Bierzo angekommen. Obwohl ich noch weiterlaufen könnte, werde ich hier bleiben. Ich darf ja dieses mal sowieso zwei Tage abbummeln.
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  • Villafranca del Bierzo - O'Cebreiro

    September 18, 2012 in Spain ⋅ 15 °C

    Gleich nachdem ich Villafraca del Bierzo über eine Brücke verlassen habe muss ich mich entscheiden: Man kann weiter der Straße folgen, oder nach Rechts in Richtung Pradela in die Berge abbiegen. Dieser Weg ist etwas länger und wird, da mit viel Auf- und Abstieg verbunden, „Camino Duro“ genannt, was so viel bedeutet wie „der harte Weg“.

    Mir ist jede Gelegenheit recht von der Straße weg zu kommen, also biege ich in die Berge ab. Die Mühe lohnt sich auch. Hat man die Anfangssteigung überwunden geht es mit herrlichen Aussichten immer an der Hangkante entlang. Ganz unten im Tal sieht man, wo die Straße verläuft. Etwas weiter läuft man durch einen lichten Wald aus Esskastanien. Hier oben finde ich es richtig herrlich und lege eine kleine Pause ein. Kurz vor Pradela biegt der Weg dann ab und es beginnt der Abstieg. In Trabadelo trifft mein Weg wieder auf den, der an der Straße entlang führt. Ein Stück begleite ich den Dänen Björn mit seinem Hund. Ein lustiger Kerl. Den Hund Vescan beneide ich nicht unbedingt, denn er hat schließlich vier Pfoten, die potentiell schmerzen könnten. Aber er scheint sich gut an das Wandern gewöhnt zu haben. Der Weg folgt nun eine Weile der alten Landstraße, die druch die Orte Ambasmetas, Vega del Varcarce und Ruitelan führt. Verkehr ist auf der Straße heute nicht mehr viel. Die meisten Autos, insbesondere der Schwerlastverkehr, fährt über die neu gebaute A6.

    Schön wird der Weg dann wieder, als er bei Las Herrerias endlich wieder von der Straße abbiegt. Kurz nach dem Örtchen beginnt der Aufstieg zum O´Cebreiro Pass. Eigentlich wollte ich nur noch ein Stückchen bis La Faba gehen Dort bin ich um 13.45 Uhr angekommen. Das Wetter ist jedoch so herrlich und der Aufstieg so aussichtsreich und schön, dass ich mich entschließe weiter zu laufen. Der Weg, an dem rechts wie links Ginsterbüsche und kleine Eichen wachsen, steigt weiter an. Heidekraut blüht hier und da noch gelb oder lila.

    Sowieso muss man sagen, dass das Tal sehr grün ist. Im Gegensatz zur bisherigen Landschaft. Kurz nach 15.00 Uhr bin ich dann oben. Ich finde, im Gegensatz zu den Wanderern die etwa eine Stunde später eintreffen, noch ein Bett in der städtischen Herberge. Hier oben geht ein ganz schöner Wind. Jetzt bin ich also in Galizien, der allerletzten Region meiner Reise angekommen.
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  • O'Cebreiro - Tricastela

    September 19, 2012 in Spain ⋅ 17 °C

    Da es noch dunkel ist, als ich vom Pass aufbreche, entschließe ich mich, gemeinsam mit zwei anderen Wanderern der Straße bis Alto de San Roque zu folgen. Es ist ganz schön neblig heute morgen. Man sieht kaum den Vordermann. Mit meinem blinkenden Anhänger am Rucksack mache ich die Nachhut. Kurz vor der Alto de San Roque, an dem eine Statue einen Pilger im Sturm darstellt, beginnt es zu dämmern.

    Diese Etappe heute gefällt mir außerordentlich. Die Landschaft um mich herum ist einfach herrlich. Am höchsten Punkt der Etappe, der Alto de Poio, frühstücke ich und lasse mir im Restaurant auch einen Stempel geben. Es ist immer noch recht früh am Morgen und der Wind hier oben ist kalt und scharf. Aber man kann bereits erkennen, dass das Wetter heute super wird. Der Weg hinunter ins Tal ist ein reiner Genuss. Die Aussichten ins Tal sind herrlich. Dort unten wabert noch Nebel. Bis ich dort angekommen sein werde, wird die Sonne diesen jedoch weggebrannt haben. Ab und an kommt man durch kleine Weiler, in denen kleine Cafes oder Restaurants zur Rast laden.

    Ein Bauer treibt mit zwei Schäferhunden und einem kleinen Welpen eine Herde Kühe auf die Weide. Die Hunde wissen ganz genau, wohin die Rindviecher zu laufen haben und bellen sofort, wenn ein Rind mal ausschert. Links und rechts von weg wächst üppig Farn. Überall ist Moos. Auf dieser Seite der Berge ist alles grün.

    Um 12.30 Uhr komme ich bereits an meinem heutigen Ziel in Tricastela an. Ich könnte noch gut weiterlaufen, aber wozu. So setzte ich mich ein Lokal am Wegesrand und beobachte die Leute, die weiter in Richtung Sarria ziehen. Vor hier aus sind es jetzt noch 142 KM bis Santiago – Katzensprung.
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  • Tricastela - Barbadelo

    September 20, 2012 in Spain ⋅ 🌧 17 °C

    Um 7.30 Uhr verlasse ich Tricastela. Die Sonne geht mittlerweile immer später auf. Bis 8.15 Uhr sieht man kaum etwas. So lange warten kann ich aber auch nicht, zumal man meist bis spätestens 06.30 Uhr geweckt wird. Heute geht der erste Teil der Strecke an der Straße entlang in Richtung Samos. Das Stück ist auch im Dunkeln gut zu bewältigen. Der Weg heute bietet mehrere alternative Routen. Ich möchte von Tricastela nach Samos laufen und von dort aus weiter nach Sarria.

    Von San Cristoro do Real führt der Weg dann oft pfadartig in Richtung des Klosters Samos. Auf sehr schönen Waldwegen laufe ich von Weiler zu Weiler. Den Gässchen sieht man an, dass hier jeden Tag Kühe durchgetrieben werden. Leute sehe ich selten.
    Das Kloster in Samos soll eines der ältesten in ganz Westeuropa sein. Ich kann es leider nur von außen betrachten. In einem Kaffee an der Dorfstrasse bestelle ich einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Mensch ist der lecker – sicher selbstgebacken. Den Kuchen, der so safrangelb daherkommt, esse ich hier in der Gegend noch öfters, aber der in Samos hat wirklich ganz vorzüglich geschmeckt.

    Von Samos aus könnte ich nun weiter an der Strasse bis Sarria laufen. Ich entschließe mich wie üblich für die Alternative, die mich durch ganz herrliche Landschaften führt. Durch Eich- und Kanstanienwälder geht der Weg ohne großes auf und ab. Ab und zu mal ein paar Gehöfte oder ein kleines Nest. Auch an einer sehr schönen Landhaus komme ich vorbei. Als mein Weg dann wieder die Variante trifft, die direkt von Tricastela in Richtung Sarria führt ist gleich merklich mehr los auf dem Weg. Man trifft auch seit Ponferrada merklich mehr Radfahrer an.

    In Sarria ist heute Markt-Tag. Zumindest findet oberhalb des Zentrums ein kleiner Markt statt, auf dem neben Kleinvieh auch Obst und Kleidung angeboten wird. Vielleicht wurden in der angrenzenden Halle am Morgen sogar Rinder versteigert – so sieht es nämlich aus. Die Leute sind sehr freundlich. So bekomme ich zu etwas Obst, dass ich mir als Wegzehrung kaufe, auch noch eine gute Handvoll Pfirsiche geschenkt.
    So gestärkt entschließe ich mich, trotz des „Mehrwegs“ den ich heute bereits absolviert habe, bis Barbadelo weiter zu laufen. Eine gute Wahl, denn die Herberge (mit selbstgekochtem Essen), ist sehr schöngelegen und einfach herrlich. Leider geht die Sonne mittlerweile auch viel zu schnell unter. Selten sitzt jetzt jemand abends noch draußen, denn es wird schnell frisch.
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  • Barbadelo - Gonzar

    September 21, 2012 in Spain ⋅ 18 °C

    In Barbadelo lasse ich mir viel Zeit. Ich verlasse die Herberge erst, als kurz vor 8.00 Uhr die Sonne aufgeht. Die Herberge war wirklich klasse. Allerdings glaube ich mittlerweile, dass Herbergen hier das meiste Geld mit dem aufstellen von Automaten verdienen. Wenn keine Küche vorhanden ist, geht man halt an den Automaten und zieht sich dort einen Kaffee, was nicht selten 1 € kostet.

    Die Strecke bis Portomarin ist sehr schön. Links und rechts wieder Kastanien und Eichen. Der Boden ist übersät von Esskastanien. Die Gegend ist sehr ländlich, die Dörfchen klein, oft halb zerfallen. Ab und an treiben Bauern Kühe oder Schafe auf die Weide.

    Kurz hinter Brea steht der 100 KM Meilenstein. Dieser ist mit unzähligen Grüßen beschrieben und mit Blumen geschmückt. Viele Wanderer haben auf oder neben dem Meilenstein kleine Steinchen abgelegt oder andere Kleinigkeiten hinterlassen.

    Portomarin ist dann schon aus einiger Entfernung auszumachen. Um in den Ort zu kommen muss man eine Brücke über einen Stausee überqueren. Es ist Niedrigwasser. Unter der Brücke sind einige Grundmauern des alten Portomarin zu sehen. Der Ort musste einst dem Stausee weichen. Wichtige historische Gebäude und auch die Kirche wurden Stein für Stein abgetragen und weiter oben neu aufgebaut.

    Ich halte mich nicht all zu lang in der Stadt auf, kaufe aber einigen Proviant und gehe weiter in Richtung Gonzar.

    Portomarin verlässt man wiederrum über eine Brücke, dann geht es eine Weile durch ein Wäldchen bergan. Oben angekommen ist von verschnaufen keine Rede. Eine Schweinezucht raubt mir den Atem. Ja, so werden eben unsere Schnitzel heute produziert. Die Augen, bzw. die Nase davor zu verschließen wäre ignorant. Es geht nun ein ganzes Stück an der Straße entlang. Der Weg zieht sich ziemlich. Ursprünglich hatte ich ja geplant bis Hospital da Cruz zu laufen. Das lasse ich aber sein und beende den Tag in Gonzar. Zumal ich erste Regentropfen auf der Haut spüre. Bis zum Abend klärt es sich allerdings wieder auf.

    Morgen steht dann die Etappe nach Melinde an.
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  • Gonzar - Melide

    September 22, 2012 in Spain ⋅ ☀️ 20 °C

    Irgendwann heute Nacht habe ich ein Täschchen, indem u.a. meine Ohrstöpsel drin sind aus dem Bett geschmissen. Heute morgen habe ich fast 30 Minuten danach gesucht. Irgendjemand hat die Tasche genommen und auf die Bar gestellt. Ich hab´s dann nur noch durch Zufall auf der Bar entdeckt. Den die Herberge hat eigentlich zwei Ausgänge – ich wäre da eigentlich nicht mehr entlang gelaufen. Um 07.15 Uhr, und ziemlich als der Letzte, bin ich dann auf der Strecke. Vor 08.15 Uhr ist es aber draußen sowieso noch zappenduster.

    Bis Hospital de Cruz folge ich also erst mal der Straße. Kein Problem, da der Weg sowieso parallel zu selbiger verläuft. In Ligonde will ich eigentlich frühstücken. Aber als ich ankomme ist noch alles geschlossen. So ziehe ich weiter von Weiler zu Weiler, auf bzw. neben kleinen Sträßchen. In Palas del Rei gibt’s dann einen Kaffee. Es ist bereits 10.15 Uhr.

    Der folgende Abschnitt bis O´Coto gefällt mir heute besonders gut. Es geht etwas mehr auf und ab und die Wege sind nun oft unbefestigt, teils felsig, teils mit sandigem Untergrund. Am Wegesrand stehen kleine Mäuerchen. Die Brombeeren sind reif und ab und zu nasche ich ein paar. Aber besonders gut gefallen mir die Eichen, die mit Efeu bewachsen, den Weg beschatten. Ich habe teilweise das Gefühl durch einen grünen Tunnel zu spazieren.

    Vor Melide geht’s dann allerdings durch ein Industriegebiet. Ist aber halb so wild. Auf der nahen Straße brummen getunte Autos an mir vorbei. In Melide findet heute die Galizien-Ralley statt. Im kleinen Park im Stadtzentrum ist eine Rampe aufgebaut. Direkt vor meiner Herberge im Stadtzentrum ist ein Kreisverkehr mit einer Ampelschaltung. Diese ist jedoch defekt. So regelt ein Polizist den Verkehr. Was für ein Job – der Arme. Ich mache erstmal Siesta und werde mir später die Stadt anschauen. Heute Abend will ich in der Pulperia Tintenfisch essen gehen, der hier besonders gut sein soll.
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  • Melide - O Pedrouzo (Arca do Pino)

    September 23, 2012 in Spain ⋅ ⛅ 17 °C

    Es war mal wieder eine unruhige Nacht heute. Im Stockbett hat der Herr unter mir die ganze Breite des Bettes eingenommen. Jedes Mal wenn er sich umgedreht hat, hat das Ding ganz schön gewackelt. Man sieht also: In einer privaten Herberge mit nur 8 Betten schläft man auch nicht zwangsläufig besser.

    Um 07.15 Uhr breche ich in Melide auf. Kurz nach der Stadt zweigt der Weg von der Strasse ab und führt in einen Wald. Zuerst ist das auch kein Problem, aber als meine Taschenlampe wenig später den Geist aufgibt stehe ich im Dunkeln. Um mich herum völlige Stille. Es ist absolut stockfinster und ich sehe kaum meine Füße, geschweige denn den Weg darunter, der zum Glück recht eben ist. Der Weg fällt ein kleines wenig ab. Plötzlich scheint der Weg nur noch als etwas, das mehr wie ein schwarzer Schatten in der Dunkelheit aussieht. Ich bleibe stehen und realisiere, dass ich fast in einen Bach gelaufen wäre, an dessen Rand ich nun stehe. Ein paar Felsen führen ans andere Ufer. Ich bin recht froh, als ich aus dem Wald heraus bin, kann ich mich dort nur in Tippelschritten vorantasten. Im nächsten Dorf warte ich, bis sich die Sichtverhältnisse bessern und setzte dann meinen Weg fort. Um 8.15 Uhr ist es dann hell genug, um den Weg etwas besser zu sehen.

    In der Nacht hatte es geregnet. Auch jetzt setzt leichter Regen ein, der sich immer weiter verstärkt. Dazu kommt ein sehr starker, manchmal fast orkanartiger Wind mit starken Böen. Der Weg geht immer leicht auf und ab und führt durch Eichen- und Eukalyptuswälder, deren Duft ich sehr mag. Es ist, als wenn man sich durch ein Hustenbonbon atmet, als würde man ein Inhaliergerät benutzen. Ich nenne diesen Abschnitt den Hustengutzlewald.

    Der Sturm nimmt immer weiter zu. Einige Meter vor mir bricht ein Armdicker, fast vier Meter langer Ast aus den Bäumen und schlägt knapp neben einem Auto ein.

    Etwas durchnässt komme ich dann um 14.30 Uhr in Arca do Pino an. Und ich bin heute wirklich heilfroh am Ziel zu sein.
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  • O Pedrouzo - Santiago de Compostela

    September 24, 2012 in Spain ⋅ ⛅ 15 °C

    Heute Nacht habe ich wieder kaum ein Auge zugemacht. Nicht wegen Lärm, aber kurz vor Bettzeit kommt eine Frau und zeigt mir ihren Hals. Der ist völlig übersät mit Insektenstichen. Ich frage: Moskitos ? Und Sie antwortet (lächelnd) : No Chinches! Was so viel heisst wie Bettwanzen. Natürlich kribbelt es mich von da an ständig. Um kurz nach 6.00 Uhr bin ich dann auch schon wach. Ich mache mich reisefertig, verbummle aber noch die Zeit bis 8.00 Uhr in der Herberge bis die Sonne genug Licht spendet um loszuzuziehen. Ich laufe heute in sehr gemächlichem Tempo. Wieder geht es durch diese duftenden Eukalyptuswälder. Das hier gestern ein Sturm durchgefegt ist, ist deutlich zu sehen. Anfangs denke ich das Wetter klar auf, doch 14 KM vor dem Ziel setzt erneut heftiger Regen ein. So mancher beneidet mich um meinen, mittlerweile doch sehr ausgeleierten Schirm.

    Einige Kilometer vor dem Ziel umrundet man den Flughafen von Santiago. Hier werde ich in einigen Tagen meine Heimreise antreten. Als ich die Einflugschneise passiere, landet über mich hinweg ein Flugzeug.

    Kurz vorm Monte do Gozo hört es dann auf zu regnen. Allerding – die Kathedrale kann ich von hier aus nicht ausmachen, was auch an der eingeschränkten Sicht liegen kann, die wegen der feuchten Luft eine Fernsicht nicht zulässt.

    Ich kaufe mir am Kiosk einen Schokoriegel – der baut mich auch auf. Dann mache ich mich auf zum letzten Stück nach Santiago. Über eine mit Bohlen belegte Brücke überquert man vom Monte do Gozo kommend die Autobahn, dann ist die Stadtgrenze von Santiago de Compostela erreicht.

    Um ehrlich zu sein, die Kathedrale sehe ich eigentlich erst, als ich direkt vor ihr stehe. Man läuft also noch eine ganze Weile durch die Stadt.

    Am Praza do Obradeiro angekommen habe ich das Pilgerziel , also die Kathedrale erreicht. In Ihr findet gerade eine Messe statt. Ich gehe hinein und treffe drinnen auf viele bekannte Gesichter. Glückwünsche werden ausgetauscht. Wir gratulieren uns gegenseitig zum Erreichen des Ziels. Es ist herrlich hier. Nach und nach laufen immer mehr bekannte Gesichter ein. Viele strahlend, einige völlig ergriffen.

    Im Stadtzentrum von Santiago gibt’s einen Tinnef-Laden am anderen. Und alle verkaufen im Grunde den selben Mist. Im Pilgerbüro lasse ich mir nach der Messe meinen Compostela ausstellen. Weil ich ja noch weiterlaufe und nicht möchte, das diese beschädigt wird, gebe ich sie sofort bei der Post auf und schicke Sie mit einigen anderen Andenken nach Hause.

    Da für mich der Weg noch weiter in Richtung Finisterre und Muxia geht, verzichte ich heute noch auf eine ausführlich Erkundung der Stadt. Ich habe ja wenn ich aus Muxia zurückkehre nochmal einen ganzen Tag Aufenthalt. Jetzt will ich erstmal duschen und mich ein bisschen hinlegen und sich alles setzen lassen.
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  • Santiago de Compostela - Negreira

    September 25, 2012 in Spain ⋅ 🌧 13 °C

    Um 07.15 Uhr ziehe ich los. Das erste Mal so lang ich denken kann bin ich der erste, der die Herberge verlässt. Vermutlich werden doch viele nach Hause fahren jetzt. Meine Sachen hatte ich wie immer schon gepackt. Mein Problem an diesem Morgen: Ich habe gestern schlichtweg vergessen mir eine neue Batterie für die Taschenlampe zu kaufen. Also taste ich mich mehr schlecht als recht nach Sarela de Baixo. Oben angekommen esse ich zwei Müsliriegel und warte erst einmal eine halbe Stunde bis sich der völlig schwarze Himmel langsam ins dunkelblaue färbt. Den folgenden Abschnitt hätte ich ohne etwas Licht auch nicht bewältigen können, denn es geht wieder durch den Wald. Wieder duftet der Eukalyptus – herrlich. Eukalyptus so weit man riecht.

    Der Weg ist heute ziemlich hügelig. Mein Reiseführer weist insgesamt 430 Meter bergan und 530 Meter bergab aus.
    Am deutlichsten wird dies beim Aufstieg auf die Alto do Mar de Ovellas. Hier geht’s nochmal ganzschön hoch. Bringt mich zwar nicht außer Atem, ich schwitze aber wie verrückt. Bei dem Klima auch kein Wunder, es ist unheimlich feucht. Es regnet auch immer wieder, so dass ich die Jacke kaum ausziehen kann. Um 09.00 hat nämlich der Regen wieder eingesetzt. Nun regnet es mit einigen kurzen Unterbrechungen in einem fort. Manchmal schüttet es sogar regelrecht.

    Bei der Puente de Maceira hätte ich mich gerne etwas länger aufgehalten und dem Fischer zugesehen, aber gerade jetzt stürmt und regnet es. Und hier ist keine Möglichkeit sich irgendwo unterzustellen. So mache ich zumindest ein paar Fotos und gehe weiter. Die Brücke find ich jedoch toll. Eine der schönsten am Weg. Bis Negreira ist es dann nicht mehr weit. In der Stadt decke ich mich dann nochmal mit Proviant ein, da dies die letzte Gelegenheit bis übermorgen ist. Zumindest behauptet das mein Reiseführer. Danach setzte ich mich in ein Lokal und warte. Es ist 12.15 Uhr und die Herberge öffnet erst um 13.00 Uhr. Ich hatte noch erwogen bis Vilaserio weiterzulaufen. Da aber der Regen ununterbrochen heftig ist lasse ich davon ab.
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  • Negreira - Olveiroa

    September 26, 2012 in Spain ⋅ 14 °C

    Heute gehts nach Olveiroa – eine lange Etappe. Um 7.15 Uhr mache ich mich auf den Weg. Es ist wie üblich noch dunkel. Eigentlich wollte ich deswegen bis Fornos entlang der Strasse laufen. Aber ich finde nicht den richtigen Abzweig. Da ich gestern Batterien für meine Lampe gekauft habe ist dies jedoch heute kein Problem. Schon bald nach meinem Aufbuch setzt wieder Regen ein. Bis ins Ziel wird es immer mal wieder heftige Schauer geben.

    Auf den Gipfeln der umliegenden Berge stehen Windkraftanlagen, die mit dem Wind betrieben werden, der vom Meer hierherzieht. Im Nebel sehen diese irgendwie unwirklich aus. Auf winzigen Sträßchen wandere ich von Weiler zu Weiler. Ein Bauer treibt eine Herde Kühe auf die Weide. Eine Kuh ist ausgebüchst. Zusammen mit dem Hofhund versucht der Bauer, die Kuh wieder einzufangen. Die anderen Kühe trotten gemütlich der Leitkuh hinterher. In Vilaserio will ich eigentlich einkehren, um mich etwas aufzuwärmen. Aber die Bar hat noch geschlossen.

    Am Morgen und bei Regen ist es recht kalt. Zum Trost esse ich ein Stück Brot und zwei Müsliriegel aus dem Rucksack. Kurz nach Santa Marina geht es nochmal aufwärts, bis hinter dem Berg Aro ein kleiner Pass überwunden ist. Kurz darauf hat man eine nette Aussicht auf einen kleinen Stausee. Hier muss vor einiger Zeit mal ein Feuer gewütet haben. Alles ist völlig kahl und der Boden zeigt Brandspuren.

    Bei Ponte Olveira überspannt eine Brücke den Rio Jallas. Da ist nach dem ganzen Regen der letzten Tage ganz schön Wasser drin. Kurz darauf ist Olveiroa erreicht. Die Herberge ist ganz toll. Sie besteht aus einigen renovierten Altbauten. Kleinen Häuschen. Eines mit Stall. Weiter unten im Dorf gibts auch einen kleinen Tante-Emma-Laden.
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  • Olveiroa - Finisterre

    September 27, 2012 in Spain ⋅ 16 °C

    Um 8.00 Uhr verlasse ich die Herberge in Olveiroa. Wie ich schon erwähnt habe eine ganz tolle Herberge. Obendrein hatte ich quasi die Präsidentensuite: Ein Einzelbett im ersten Stock in einem kleinen Häuschen mit eigener Toilette, in dem im Erdgeschoss noch zwei Betten stehen. Mit eigenem Tisch, eigenem Schrank – der pure Luxus.

    Der Nebel steht noch in den Tälern als es dämmert. Wieder ragen aus dem Nebel die Windräder der umliegenden Windparks empor.

    Dann, kurz nach dem Monte Pedrina, kann ich zum ersten Mal seit meinem Aufbruch in Deutschland und nach über 2500 KM Fussweg am Horizont das Meer ausmachen.

    Der Weg führt durch eine heideartige Landschaft. Die Aussichten sind spektakulär.
    Auf einer Kuppe kurz vor Cee kann ich bis zum Kap Finisterre sehen. Der Abstieg nach Cee ist kriminell. Einmal rutsche ich aus und verdrehe mit fast das linke Knie. So kurz vor dem Ziel wäre meine Tour hier fast zuende gewesen.
    In Cee und Corcubion habe ich etwas Schwierigkeiten dem Wegverlauf zu folgen. Immer wieder verliere ich die Beschilderung aus den Augen. Noch einmal geht es über eine kleine Anhöhe, dann führt der Weg hinunter zum traumhaften Strand von Langosteira.

    Man läuft bestimmt zwei Kilometer am Strand entlang. Der Wind bläst recht heftig. Der Strand ist übersät mit Muscheln und Seetang. Ich nehme mir meine eigene kleine Jakobsmuschel. Die ist viel kleiner wie die, die man überall kaufen kann, etwas kleiner als mein Handrücken. Dafür ist sie echt und unbeschädigt. Viele der Muscheln hier am Strand sind nämlich kaputt.

    Die Herberge in Finisterre ist schnell gefunden. Die erste Nacht verbringe ich in der städtischen Herberge, die ich nicht unbedingt empfehlen möchte. Die sanitären Einrichtungen sind nicht für die Masse der Leute ausgelegt. Da ich hier einen Ruhetag einlege werde ich meine Herberge am nächsten Tag wechseln.

    Am Abend mache ich mich auf zum Leuchtturm, um zusammen mit den anderen Wanderern das Ende der Reise zu feiern. Für den Weg zum Leuchtturm benötigt man, wenn man der Straße folgt, etwa eine halbe Stunde. Die Wanderer versammeln sich jenseits des Faro in kleinen Gruppen zwischen den Felsen. Zusammen mit einigen Spanierinnen feiere ich die Ankunft und das glückliche Ende meiner Reise. Wir stossen an mit Wein und einer Art Schnaps, den die Spanier dabei hatten. Dann wird es still und die Sonne verschwindet am Horizont. Ich freue mich schon darauf, das morgen nochmal geniessen zu dürfen, schliesslich mache ich ja einen Tag Pause hier.

    Ausserdem ist ja meine Reise noch nicht ganz zuende. Ich möchte ja auch noch den Tagesmarsch nach Muxia machen.
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  • Ruhetag in Finisterre

    September 28, 2012 in Spain ⋅ 19 °C

    Heute habe ich das gemacht, was ich schon lange vor hatte: schwimmen. Baden gehen im Meer. Zwar nur kurz, denn das Meer ist recht kalt, aber es war trotzdem ganz toll. Ich sitze eine weile am herrlichen Strand und geniesse die Aussicht aufs Meer.

    Der kühle Wind ist ebenfalls sehr heftig. Immer wieder werde ich quasi sandgestrahlt. Ich spaziere noch etwas den Strand auf und ab, um ein paar Muscheln für die Lieben Zuhause zu sammeln. Danach gehe ich zum Hafen und beobachte das geschäftige Treiben der Fischer. Viele kleine Boote schaukeln vertäut im Haufen auf und ab. Mit den Nussschalen, mit denen die hier aufs Meer hinausfahren würde ich glaub ich das nicht wagen. Am Ende der Hafenmole steht ein kleines Gebäude, welches sich als riesiger Kühlschrank entpuppt. Denn die hinausfahrenden Boote fassen dort Eis, um den Fang zu kühlen. Gestern habe ich mir die Fischversteigerung in der Halle am Hafen angeschaut. Als Besucher kann man das Treiben von einer Galerie beobachten.

    Der Fisch wird in Kisten, sortiert nach Art, Größe und dem Boot, welches den Fisch gefangen hat, ausgestellt. Der Auktionator murmelt mit unglaublicher Geschwindigkeit die Preise. Die Bieter und Bieterinnen, denn es sind mehrheitlich Frauen, bekunden durch Handzeichen und Rufe ihr Gebot. Der Höchstbietende legt einen Zettel in die Kiste.

    Die Leute aus meiner neuen Herberge hatten einen Tipp für mich: Es gibt noch einen weiteren Weg zum Faro. Man erreicht den Leuchtturm auch über die rechte Seite der Landzunge, über den Monte del Facho. Der Weg ist etwas mühsam, es lohnt sich aber auf alle Fälle. Die Aussicht hier oben ist einfach herrlich. Dort oben leben auch, wohl etwas verwildert, einige Pferde.
    Auf der Anhöhe der Landzunge, an deren Ende der Leuchtturm von Finisterre steht, stehen einige alte, halbzerfallene Gebäude. Wie eine alte Wetterstation oder etwas militärisches. Sieht aus, als hätte man hier früher irgendwelche Flugkörper abgeschossen.

    Zwischen den Felsen, von denen man eine herrliche Aussicht hinunter aufs Meer und den Leuchtturm hat, hinterlasse ich den kleinen Stein, den ich von Zuhause mitgebracht habe, und der mich, immer in meinem Rucksack, die ganze Reise begleitet hat. Hier ist ein guter Platz.

    Abends sehe ich mir ein weiteres Mal den Sonnenuntergang an. Irgendwie sogar fast noch schöner als gestern. Ich habe aber auch wirklich Glück, das das Wetter die letzten Tage etwas gewechselt und der Regen aufgehört hat. Die Sicht ist herrlich klar. Ich lasse meine Augen über den Horizont schweifen. Das nächste Land in Richtung Westen ist einige Tausend Kilometer weiter die nordamerikanische Küste.
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  • Finisterre - Muxia

    September 29, 2012 in Spain ⋅ 18 °C

    Am Morgen packe ich zum letzten Mal meinen Rucksack. Um 7.30 Uhr wollte ich eigentlich los. Aber die Küche der Herberge ist noch abgeschlossen und ich habe kein Wasser. Kurz nach 8.00 Uhr entschliesse ich mich dann, ohne Wasser loszuziehen. Ich besorge mir welches in einem Cafe im Ort.
    Den Weg heute finde ich etwas schlechter Markiert als sonst gewohnt. Zumindest habe ich ab und an Schwierigkeiten dem Wegverlauf zu folgen. Leider verläuft er auch über einige Zeit auf den Stasse und weiter weg von der Küste, so dass man nur ab und an einen Blick aufs Meer erhaschen kann. Und das, obwohl ich die küstennahe Variante gehe, die in meinem Reiseführer ausgewiesen ist.

    Aber es gibt auch sehr sehr schöne Abschnitte: Zum Beispiel nach Padris, wo man eine Weile auf einem durch Mäuerchen gesäumten Weg durch einen Wald spaziert. Kurz hinter Morquintian geht es zum letzten Mal bergauf. Zuvor lege ich aber nochmal eine Rast ein. Hier oben finde ich es herrlich.

    Hinter Xurantes verlaufe ich mich beinahe noch einmal. Hier führt der Weg beinahe hinunter zum Strand, der einfach herrlich ist. Ich bleibe eine ganze Weile stehen und sehe den anbrandenden Wellen zu. Der Wind hat wieder ganzschön aufgefrischt.

    Die Herberge in Muxia ist modern, allerdings ist die Küche sehr spartanisch ausgestattet. In der Stadt findet heute ein Fest statt. Ziemlich surreal das Ganze. Wegen des jetzt doch ziemlich starken und kalten Windes ist eigentlich kaum jemand draussen. Am Hafen jedoch beschallt eine Band von einem halboffenen Truck aus den ganzen Ort. Davor tanzen eine handvoll Leute. Sonst wirkt die Stadt wie ausgestorben.

    Am Abend geniesse ich zum letzen Mal den Sonnenuntergang am Meer. Die Wellen brausen auf die Felsen. Das Wasser spritzt hoch in die Luft. Mir gelingen noch einige schöne Aufnahmen. Als die Sonne im Meer verschwindet kehre ich zur Herberge zurück. Morgen geht es mit dem Bus zurück nach Santiago de Compostela und zurück in die Heimat.

    Der Teil des Camino Frances ab Leon hat mir besser gefallen als der zuvor...auch wenn der Weg noch voller war.
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    Trip end
    September 29, 2012