Camino Frances 2012 Read more
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  • Day 25

    Leon und Heimreise

    May 25, 2012 in Spain ⋅ ⛅ 27 °C

    Ich habe mich noch ein wenig auf den Platz der Kathedrale gesetzt, weil ich warten musste, bis die Kirche geöffnet wird.
    So einen Weg zu gehen hat auch immer viel mit Warten zu tun. Eigentlich wartet man fast mehr als man läuft. Aber es gibt angenehmes und unangenehmes Warten. In diesem Moment geniesse ich die freie Zeit auf dem Platz und beobachte das geschäftige Treiben.

    Ein kleines Kind spielt seelig mit dem Hund einer älteren Dame. Der Hund interessiert sich weniger für das Kind als für das Eis, das das Kind in der Hand hält. Dabei fällt dem Kind, zunächst unbemerkt, die Eiskugel des Eises zu Boden. Als die Dame weitergeht und das Kind sich voller Glück wieder dem Eis widmen will, bemerkt es sein Unglück. Das Drama ist groß. So nah liegen Freude und Leid beieinander. Eine ca. 20 köpfige Gruppe Radfahrer kommt angerollt und lässt sich von Ihrem Führer kurz die Fassade der wunderschönen Kathedrale erklären. Weil die Kathedrale noch zu ist saust die Gruppe weiter. Nochmal ein ganz anderer Weg, das Ganze anzugehen: Camino-Rush. Ich habe ein wenig Mitleid mit der Gruppe.

    Als die Kathedrale öffnet mache ich eine Besichtigungstour. Der Audio-Führer, den jeder Besucher in seiner Sprache bekommt, hilft mir das Ganze besser zu verstehen. Ich bewundere die vielen tollen Fenster, für die dieses Bauwerk so berühmt ist. Genau so gut gefallen mir aber die uralten Holzportale mit ihren kunstvollen Schnitzereien. Lustig finde ich auch das alte Ziffernblatt, welches im Museum der Kathedrale ausgestellt ist. Zeigt es doch statt des gewohnten 12-Stunden-Zifferblatts eines mit einer 24-stündigen Einteilung.
    Ich wollte mich ja noch ein wenig nach ein paar Souveniers umsehen. Aber ausser einem tollen T-Shirt für meinen Neffen find ich nichts Gescheites. Für mich kaufe ich mir in der Markthalle etwas Cecina. Das ist getrockneter Rinderschinken. Sehr lecker.

    Ich spaziere noch ein wenig durch die Altstadt. Ein Gewitter zieht auf. Kaum habe ich mit einigen anderen Wanderern im „feuchten Viertel“ niedergesetzt um etwas zu Essen und den Tag zu beschliessen schüttet es wie aus Kübeln. Das Viertel macht also seinem Namen heute, wenn auch aus einem anderen Grund, alle Ehre.

    Es war eine schöne Reise mit vielen interessanten Begegnungen. Landschaftlich fällt der Camino Frances weit hinter die bereits gegangenen Abschnitte durch Frankreich zurück. Filme präsentieren diesen Weg in meinen Augen völlig realitätsfern. Die Wahrheit heißt N-120 !
    Ich war darauf eingestellt, dass der Weg jenseits der Pyrenäen frequentierter ist. Diese seltsame Prozession, die ständig auf der Jagd nach dem nächsten Bett zu sein scheint, hat mich in der Masse jedoch schon etwas geschockt.

    Morgen geht also mein Zug zurück in die Heimat. In Valladolid werde ich in einen Hotelzug umsteigen, der mich zurück nach Paris bringt. Von dort geht es mit dem TGV nach Deutschland.
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  • Day 25

    Reliegos - Leon

    May 25, 2012 in Spain ⋅ ☀️ 27 °C

    Der Sonnenaufgang färbt den Himmel über den Kantabrischen Bergen in orangerot. Um 06.30 Uhr mache ich mich ein letztes Mal auf die Socken, denn in Leon ist für mich die diesjährige Reise zuende.

    Heute Nacht hatte ich einen Wadenkrampf. Das tat vielleicht weh. Kam irgendwie völlig untervermittelt. Und ich spüre das sogar jetzt noch. Vielleicht habe ich gestern Abend zu wenig Wasser getrunken. Ich geniesse den Weg in der Stille des Morgens. Nur die Vögel singen schon in den Feldern. Ausser mir und den netten Australischen Wanderinnen die ich von Hontanas kenne ist kein Mensch unterwegs

    Viele Wanderer sind am Vortag bis Mansilla de las Mulas weitergelaufen, um heute Morgen den Bus nach Leon zu nehmen. Leute, die keinen Ruhetag in Leon eingeplant haben, haben so die Gelegenheit, wenigstens einige Sehenswürdigkeiten der Stadt zu streifen.
    Für mich kommt das nicht in Frage. Auch wenn der Weg wiedermal als wenig schön beschrieben wird, und er tatsächlich nicht zu den Highlights zählt, zum Weg gehört er allemal dazu. Und wirklich „schön“ war der Weg ab Obanos sowieso selten – zumindest landschaftlich.

    In Mansilla de las Mulas gefallen mir die Reste der alten Stadtmauer, die man von der Brücke der Stadt betrachten kann. Die Stadt war einst ein wichtiger Verkehrsknoten und Handelsplatz. Heute führt der Ort vor Leon wohl nur noch ein Schattendasein.
    Die Sonne brennt schon früh am Tag recht kräftig. Nach dem Ort gehts erstmal ein ganzes Stück neben der viel befahrenen N-601 entlang. Viele Wanderer treffe ich unterwegs nicht. Mehrfach muss die sehr stark befahrene Einfallstrasse nach Leon überquert werden. Besonders in Puente Villarente muss ich höllisch aufpassen. Auf einer alten Brücke kommt man der Straße und damit den LKWs verdammt nah. Ich muss den kurzen Moment einer Lücke zwischen zwei LKWs abpassen, um über diese Brücke zu huschen. Kurze Zeit später geht der Weg dann glücklichwerweise etwas von der Straße weg. Auf und ab geht es an den Vorstadtsiedlungen vorbei. Hier wurde kürzlich eine weitere kritische Stelle durch eine neue Fußgängerbrücke entschärft. Nachdem ein kurzer Anstieg genommen ist, liegt mir Leon zu Füssen. Leider verdeckt ein Werbepaneau den Blick auf die Kathedrale.

    Bis in die Innenstadt ist es noch ein ganzes Stück. An einer Tankstelle kaufe ich mir ein Eis um mir den Weg zu versüßen. Der nette Tankwart händigt mir noch einen Stadtplan aus und erklärt mir den Weg.
    So ist meine Herberge im Kloster der Benediktinerinnen in Leon schnell gefunden. Die Schlange derer, die hier um Einlass bitten ist jedoch lang. Ich muss mich also erstmal anstellen und warten, bis ich mich duschen und mich um eine Wäsche kümmern kann.
    Aber die Schlange hat auch etwas positives. Hier treffe ich viele nette Menschen wieder, die ich unterwegs kennenlernen durfte. Wie in Le Puy en Velay und Navarrenx ist es ein sehr trauriges Gefühl, andere weiterziehen zu sehen, während man selbst die Heimreise abtreten muss.

    In Leon will ich heute lediglich die Kathedrale besuchen und mich danach ins „feuchte Viertel“ begeben, um den Tag ausklingen zu lassen. Morgen um 17.00 Uhr geht dann mein Zug zurück in die Heimat.
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  • Day 24

    Bercianos del Real Camino - Reliegos

    May 24, 2012 in Spain ⋅ 23 °C

    Heute Nacht habe ich super geschlafen. Hatte diesmal nicht nur mit der Herberge Glück, sondern auch mit den Insassen. Da die Etappe heute mit etwa 20 Km richtig kurz ausfällt, lasse ich mir wieder richtig Zeit bevor ich aufbreche.
    Kurz nach Sonnenaufgang, ca. um 7.30 Uhr, gings dann auch für mich los. Als einer der letzten verlasse ich die Herberge und verabschiede mich von den netten Hospitaleros.

    Der Weg an sich gibt heute nicht viel her. Es geht den ganzen Tag über recht eben immer auf einem gut ausgebauten Fußweg entlang einer wenig befahrenen Landstrasse. Eine Frau zieht ihren Rucksack, bzw. ihr Gepäck auf einem kleinen Wägelchen hinterher, den sie an einem Geschirr trägt. Für die Wegbeschaffenheit auf dem Camino Frances ist so ein Teil sicherlich nicht schlecht. In Frankreich käme man mit dem Ding allerdings nicht sehr weit. Mein Reiseführer schreibt heute etwas von quakenden Fröschen entlang des Wegs. Trotz der vergangenen Regentage ist von den Amphibien nichts zu hören. Was ich schön finde ist, dass zumindest auf einer Seite des Weges die Landschaft noch ursprünglich, also quasi Brachland ist.

    In El Burgo kehre ich ein und trinke einen Kaffee. Heute laufe ich in netter Gesellschaft einer Nürnberger Wanderin. Es ist schade das man die interessantesten Leute meist so spät auf dem Weg kennenlernt. Das war auch schon die letzten zwei Jahre der Fall.
    So fiegen beim Plaudern die Kilometer an einem vorbei. Ich geniesse richtig diesen wenig anstrengenden Wandertag.
    Ca. auf der Hälfte der Strecke treffe ich auf eine andere junge Wanderin, die furchtbare Probleme mit der Achillessehne hat. Aus meinem Erste-Hilfe-Set kann ich noch ein wenig Anti-Entzündungs-Pflaster hervorzaubern. Ich hoffe sehr, dass dies Ihr hilft, denn die junge Frau läuft mit einem Handicap und muss sehr langsam gehen.

    Bald ist Reliegos erreicht. Die städtische Herberge gefällt mir sehr gut. Die Betten sind alle neu, zumindest die Matratzen. Auch die Küche sieht super aus.
    Aus dem Fenster beobachte ich die vielen Schwalben und Mauersegler die akrobatisch über bzw. durch die Gassen sausen und dabei wie vor Begeisterung kreischen.
    Unter dem Dach der Herberge sind einige Nester, so dass ich die Vögel immer wieder dabei beobachten kann, wie sie den Küken kleine Insekten heranschaffen. Heute Abend werde ich nochmal essen gehen. Gemeinsam mit zwei Wanderern aus dem Sauerland verbringe ich einen netten Abend.

    Der Herbergswirt zeigt uns vor dem Essen noch eine Bodega von innen. Diese Höhlen, die z.T. heute noch als Vorratsraum genutzt werden, sind im inneren immer gleich warm, bzw. kalt. Die warme Luft zieht durch einen Kamin nach draussen ab. Als ich hineintrete fröstelt es mich sofort. Wenns draussen ganz heiß wird, können sich die Leute hierher zurückziehen und Karten spielen.
    Zum Abendessen gibts heute Tintenfisch, sehr lecker.
    Ich hätte gerne mehr Fisch gegesssen auf meiner diesjährigen Reise, aber irgendwie hat das nicht so geklappt. Vielleicht auch, weil ich ja im Moment noch ein ganzes Stück weit weg vom Meer bin.
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  • Day 23

    Legidos - Bercianos del Real Camino

    May 23, 2012 in Spain ⋅ 18 °C

    Heute Morgen bin ich um 06.30 Uhr aus der Herberge aufgebrochen. Die Sonne geht gerade auf. Am Ortsausgang muss ich mich erstmal entscheiden, wie ich laufen möchte: Auf der Stasse sind viele Pfeile eingezeichnet worden – zwei nach links und sechs nach rechts. Ich gehe also erstmal rechts herum.

    Das ermöglicht mir, in Terradillos de los Templarios in ein Cafe einzukehren. Hier treffe ich die netten Australierinnen wieder, die ich schon von Hontanas kenne. Bei einem Schwätzchen wird ausgiebig gefrühstückt. Ich habe ja entgegen meiner ursprünglichen Planung den Etappenzuschnitt etwas geändert. Ca. 26 KM sind es also heute. Kein Grund zu hetzen.

    Bei dem Dörfchen Moratinos fühle ich mich sofort an den Film „Der Herr der Ringe“ erinnert. Die in den Berg gebauten Bodegas erinnern doch stark an Hobbingen. Das Wetter ist herrlich heute. Nicht zuletzt deswegen wähle ich hinter San Nicolas die etwas ausschweifendere Wegvariante. Diese wird wohl lediglich in meinem Reiseführer beschrieben, denn alle ausser einem weiteren deutschen Wanderer mit dem selben Führer ignorieren den unmarkierten Abzweig und laufen an der Straße weiter. Mein Weg führt etwas von der N-120 und der Autobahn weg.

    Wie üblich setzt die Markierung etwas nach dem Abzweig wieder ein.
    Die Aussicht auf die Felder des Umlands sind sehr schön. In Sahagun halte ich mich nicht all zu lange auf, treffe jedoch auch auf das ein oder andere bekannte Gesicht der letzten Tage. Weiter gehts dann entlang der Stasse durch die sanft hügelige Landschaft.
    Kurz vor Calzada de Coto muss man sich erneut für eine Wegvariante entscheiden: Links oder Rechts – Beide Wege kommen dann erst bei Reliegos, also etwas mehr als 30 KM später, wieder zusammen. Reliegos ist mein morgiges Ziel.

    Ich gehe den linken Weg. Dieser ist etwas frequentierter. Die Herbergen werden hier als angenehmer beschrieben. Um 13.30 bin ich dann am Ziel. Ich muss noch einen Moment warten, bis die Herberge öffnet, also setzte ich mich ein wenig in die Sonne. Andere Wanderer nutzen die Wartezeit, um schon einmal ihre Wäsche zu waschen. Über dem Waschplatz sind einige Schwalbennester. Man muss also zusehen, dass man beim Waschen nicht zugeschissen wird. Eine arme Portugiesin hat wenig Glück. Bei Ihr landet eine Schwalbe einen Volltreffer.

    Mit der Herberge in Bercianos del Real Camino habe ich dann einen echten Glückstreffer gemacht. Für mich eine der schönsten Herbergen am Weg. Nicht unbedingt wegen des Schlafsaals, aber in dieser Herberge hat einfach alles gepasst: Die Hospitaleros waren superfreundlich. Das Essen wird gemeinsam zubereitet und verspeist. Es war superlecker. Zum Abschluss trällert die Gruppe jeder Nation noch ein Liedchen. Wobei unsere Gruppe der Deutschen leider echt Schwierigkeiten hat, da was passendes, lustiges zu finden.
    Nach dem Essen sitzten wir noch eine ganze Weile draussen und geniessen auf dem Dach einer Bodega bei Gitarrenliedern den tollen Sonnenuntergang. Ein rundrum gelungener Tag.
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  • Day 22

    Carrion de los Condes - Legidos

    May 22, 2012 in Spain

    Zum Frühstück gibts heute Kekse und Instant-Kaffee. Die „Küche“ der Herberge in Carrion de los Condes gibt nicht mehr her.
    Um überhaupt irgenwie essen zu können, habe ich in einem kleinen Laden gestern erstmal 3 bunte Plastikteller gekauft. Leider sind diese (so lese ich das auf dem Etikett) nicht geeignet für die Mikrowelle. Und eine Mikrowelle ist das einzige, mit dem die Küche aufwartet.

    Nach einem kleinen Stück auf der Strasse biegt der Weg hinter San Zoilo in die Felder ab. Hier beginnt die Via Aquitana. Den ganzen Tag geht es heute fast schnurgerade und relativ eben durch die Felder. Ich bin relativ spät los heute, so um 7.30 Uhr. So überhole ich Massen von anderen Wanderern, eine Prozession von Rucksackträgern.
    Aber mir gefällt das heute ganz gut. Die Strasse ist erstmal weit weg, der Himmel strahlend blau. Am Wegesrand blühen bunte Blumen und man hört eigentlich nur das zwitschern der Vögel. Ab und an singt auch mal einer der Wanderer leise oder pfeift vor sich hin.

    Bei einem Rastplatz werden die Felder unterbrochen von einem uralten Weideweg, dem Canada Real Leonesa. Diese Weidewege führen über hunderte Kilometer durch ganz Spanien und werden z.T. noch immer benutzt.
    In Calzadilla de la Cueza lege ich eine kurze Rast ein. Danach geht es weiter entlang der Landstrasse in Richtung Ledigos. Na wenn das mal nicht die alte N-120 ist! Der Weg neben der Strasse ist aber sehr schön hergerichtet und wird teilweise von kleinen Bäumen beschattet.

    In Ledigos ist für mich heute Schluss. Ich könnte zwar noch viel weiter – aber wozu. Die morgige Etappe hätte, wenn ich weitergegangen wäre, gerademal 13 Kilometer gehabt. So packe ich morgen vielleicht vorne und hinten 3-4 KM dran und habe eine sinnvolle Einteilung.
    Um 12.45 Uhr bin ich bereits geduscht und habe den Waschkram erledigt. Genug Zeit also, um meine Beine etwas zu erholen. Für diejenigen, die von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago laufen ist hier Halbzeit.
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  • Day 21

    Um kurz vor sieben mache ich mich wieder auf den Weg. Es gibt im Moment überhaupt keinen Grund früher loszuziehen. Das Wetter ist schlecht, also muss man die Mittagshitze nicht fürchten. Es hat zwar aufgehört zu regnen, aber es ist immer noch frisch. Es weht ein starker kalter Wind über die Ebene.

    0Kurz nach Boadillo del Camino läuft man ein Stück an einem Kanal entlang. Ein sehr schöner Abschnitt des Wegs. Auf dem alten Treidelweg gehts flott voran. Vögel, die im Schilf sitzen, knarzen immer wieder die selben Lautfolgen.
    Bald ist Fromista erreicht, wo ich in einer kleinen Bar mein zweites Frühstück einnehme. Hinter Fromista überquert der Weg die Autobahn. Danach geht es ein Stück entlang der viel befahrenen Landstrasse P-980.

    Bei Poblacion de Campos teilt sich der Weg. Ich wähle die etwas längere Variante abseits der Straße. Das ist eine gute Entscheidung. Zwar führt der Weg erst eine Weile auf einem Feldweg schnurgerade durch weite Agrarflächen, dann folgt der Weg aber ein kleinen Bach, dessen Name mit „Rio Ucieza“ etwas großspurig daherkommt. Dieser Abschnitt gefällt mir sehr gut, hört man doch außer Vögeln nichts. Der Bach verschwindet immer wieder im Schilf. Blühende Schwimmpflanzen bedecken das fast stehende Gewässer. Am Weg hat man junge Bäume gepflanzt. In ein paar Jahren wird das hier ein herrlich schattiger Wegabschnitt sein. In der Ferne sehe ich die andere Wanderer an der Strasse entlanglaufen…die Armen. Meseta² (Meseta hoch zwei). Zermürbender als den ganzen Tag an dieser Strasse entlangzulaufen kann nichts sein.

    Die sechs Kilometer, die ich der Strasse folgen muss nachdem sich der Weg wieder vereinigt hat, reichen mir vollkommen.
    Immer noch bläst mir ein kalter Wind ins Gesicht. Ohne meine Handschuhe hätte ich sicher auch eiskalte Hände.
    In Carrion de los Condes quartiere ich mich im Klarissenkloster ein. Ich freue mich auch den Vergleich mit den Klarissen aus Montbrison. Ob die wohl hier auch so hübsch singen? Pustekuchen. Von den Schwestern sieht man den ganzen Tag nichts. Die Herberge wird von einem Angestellten geleitet, der uns alles zeigt.
    Ich bin schrecklich hungrig. So enschliesse ich mich zu einem Stadtbummel.
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  • Day 20

    Hontanas - Boadillo del Camino

    May 20, 2012 in Spain

    Nach einem kurzen Stehfrühstück verlasse ich Hontanas um 06.30 Uhr. Der Beginn des Weges gefällt mir sehr. Ein breiter Fußpfad führt parallel zur Straße das Tal hinab. Allerdings beginnt es kurz nach meinem Aufbruch wieder zu regnen. Aber nicht sehr stark. Ich hole zwar die Regenhülle aus dem Rucksack, meine Regenjacke bleibt aber erstmal drin. Ich hab ja meinen Schirm.

    Interessant: Im nächsten Ort, im Convento de San Anton, wurde der Weg bzw. die Strasse durch das Kirchengebäude gebaut. Ein großer Bogen der Kirchenruine überspannt den Weg.
    Vom Convento de San Anton bis Castrojeriz folgt der Weg dann der kleinen Landstrasse. Heißt er verläuft „auf“ ihr. Aber es ist im Grunde überhaupt kein Verkehr.
    Der Weg führt hinauf in den Ort. Man durchquert Castrojeriz indem man im Ort quasi um den Burgberg herumläuft. An der Iglesia de Santo Domingo fallen mir gleich die zwei Totenköpfe an der Fassade ins Auge. Welche Bedeutung wohl dahinter steckt. Sieht auf alle Fälle schaurig aus.

    Nach Castrojeriz gilt es, den Tafelberg Alto de Mostelares zu erklimmen. Auch ein gutes Beispiel dafür, dass die Landschaft hier nicht nur eben ist. Man sieht schon aus einer ganz schönen Entfernung, wo der Weg verläuft, denn man erkennt die bunten Rucksäcke und Regencapes der andern Wanderer.

    Es geht eine Weile ziemlich steil nach oben. Ich mag das. In den Verschnaufpausen geniesse ich den Blick zurück auf Castrojeriz. Oben angekommen wartet eine kleine Schutzhütte. Hier packe ich erstmal mein Vesper aus. Ich esse etwas Brot und Wurst und grüße diejenigen, die gerade über die Hangkante kommen und ebenfalls die Höhe erreicht haben.

    Schon nach wenigen Schritten geht es auf der anderen Seite des Hochplateaus genau so steil wieder herab.
    Von der Meseta hab ich immer gehört sie sei flach und heiss. Mir zumindest und allen anderen heute zeigt sie sich von einer ganz anderen Seite: kalt…und vor allem feucht. Kurz nach dem Abstieg beginnt es nämlich wieder richtig zu regnen. Der Abschnit vor Itero de la Vega ist richtig schlammig. Der Dreck klebt mir wieder an den Schuhen.
    Lustig sehen die ganzen bunten Ponchos aus, die hier durch die Felder wackeln.

    In der kleinen Herberge von San Nicolas kehre ich kurz ein. Ich geniesse die herrliche Atmosphäre in der kleinen Kapelle, die nun als Pilgerherberge dient. Mit einer Tasse Kaffee wärme ich mich auf. Kurz darauf überquert man die Provinzgrenze von Burgos und Palencia. Ein großes Paneau informiert wieder über die kommenden Etappen.
    Nach Itero de la Vega wird der Weg dann breiter und ist trotz des Regens gut zu gehen. Allerdings zieht sich der Weg bis zu meinem Ziel in Boadilla del Camino ganz schön.

    Ich erreiche die Herberge kurz vor 13.00 Uhr. Es ist eine wirklich schöne Herberge mit einem toll gestalteten Innenhof. Wie auf vielen Kirchen der Dörfer brüten auch in diesem Dorf die Störche. Vor der Kirche steht eine alte Gerichtssäule, die ganz toll verziehrt ist.
    In der Herberge spule ich dann das gewohnte Programm ab: Duschen, Waschen, Wäsche zum trocknen aufhängen, ausruhen… Gegen Abend setzt wieder etwas Regen ein. Zum Glück kann man sich in der Herberge die Wäsche auch trocknen lassen. Ich ergreife die Gelegenheit, denn bei dem Wetter habe ich sonst keine Chance die Sachen bis morgen trocken zu bekommen.
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  • Day 19

    Burgos - Hontanas

    May 19, 2012 in Spain ⋅ 12 °C

    Heute Morgen sind die meisten umsonst früh aufgestanden. Die Herbergstür ist nämlich verriegelt und wird erst 06.30 Uhr geöffnet. Viele Wanderer warten im Aufenthaltsraum darauf auf die Strecke zu können. Ein junges Päärchen ist sehr aufgeregt. Die beiden müssen ihren Bus für den Rückweg bekommen. Irgendwann findet jemand heraus, dass man das Haus über die Dachterasse, wo man die Wäsche aufhängen kann, über eine Treppe verlassen kann. Da ist ein Knopf, der die dort ebenfalls verriegelte Tür öffnet.

    Wie bei einer riesigen Stampede stürzen die Leute aus der Herberge heraus.
    Kurz nach dem Start beginnt es etwas zu tröpfeln. Also wird erstmal wieder der Rucksack verpackt. Der Wetterwechsel hatte sich schon gestern Abend angekündigt. Am Mittag war es zwar noch heiß, gegen Abend allerdings zog sich der Himmel schnell zu.
    Der Weg hinaus aus Burgos ist wesentlich angenehmer als hinein. Ich habe das Gefühl ruckzuck aus der Stadt draussen zu sein. In den Gräsern am Wegesrand sucht jemand nach Schnecken. In dieser Gegend wohl ebenfalls eine Delikatesse.

    In Tardajos kehre ich in eine Bar ein und kaufe mir ein Salamibrötchen und ein Coissant. Zweites Frühstück.
    Endlich geht es auch von der Strasse und der Autobahn weg. Stille. Leicht aufsteigend führt der Weg durch ein schönes Tal an Getreidefelder vorbei. Ab und an habe ich schöne Aussichten auf die kommenden Wegabschnitte. Zum Beispiel herunter nach Hornillos del Camino.

    Hinter dem Ort, so hat man mir jemand erklärt, beginnt dann die Meseta…der „Tisch“. Eine Hochebene. Im Grunde eine sehr flache Agrarlandschaft. Was habe ich da vorher gelesen: unendlich, potteben, baumlos. Alles ein wenig übertrieben. Der Weg führt durch eine ganz sanft hügelige Landschaft. Bäume gibts reichlich, allerdings nicht am Weg, dieser ist schattenlos. Links und rechts nutzen Windräder die über die Landschaft streifenden Winde. Am nördlichen Horizont kann ich die Berge gut sehen. Für mich ist diese Agrarwüste nicht halb so eindrücklich, wie sie ab und an beschrieben wird, aber es ist schön mal von der Strasse weg zu sein und die Stille zu geniessen und einfach mal den vielen Vögeln zu lauschen, die hier in den Feldern zwitschern.

    Es regnet. Der Weg ist durch die Feuchtigkeit etwas matschig geworden. Bei San Bol wird der Schauer stärker und anhaltender. Ich hole schnell meinen Schirm aus dem Rucksack. Allerdings weht auch ein ganz schöner Wind. Der Regen kommt fast waagerecht daher und mein Schirm hat auch schon bessere Tage gesehen und ist ziemlich ausgeleiert.
    In einer Senke taucht dann unvermittelt (abgesehen von einigen Werbetafeln) das Ziel der heutigen Etappe auf: Hontanas.

    Ich erreiche den Ort kurz von 13 Uhr. Das ist gut, denn später setzt noch stärkerer Regen ein. Viele Wanderer in Regenausrüstung passieren meine Herberge bei strömendem Regen. Die gehen wohl weiter bis Castrojeriz.
    Ich habe bisher gute Erfahrungen gemacht, einfach da zu bleiben, wo ich um 13 Uhr bin. Bisher hatte ich eingentlich noch keine Probleme, eine Unterkunft zu finden. Allerdings habe ich schon oft erlebt, dass Leute, die erst später eintrafen abgewiesen wurden.
    Abends kucke ich mir gemeinsam mit einigen anderen das Spiel Bayern gehen Chelsea an. Da das Spiel bis zum Elfmeterschiessen geht, werde ich heute nicht mehr allzulange schlafen können.
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  • Day 18

    Agés - Burgos

    May 18, 2012 in Spain ⋅ 18 °C

    Der heutige Morgen beginnt richtig gemütlich. Ich habe prima geschlafen (man hat mich auch gelassen). Bis Burgos ist es heute ja nicht weit. Also frühstücke ich in der Herberge ausgiebig und mache mich um 7.30 Uhr auf den Weg.
    In den Tälern liegt noch Nebel, der sich aber bald lichtet.

    Nach dem ersten Dörfchen, Atapuerca, biegt der Weg von der Strasse ab. Wegtechnisch ist dieses kurze Stück hinter dem Örtchen ein echtes Highlight seit Obanos. Ist es doch nicht wie sonst ein dröges dahinschlendern auf breiten Wirtschaftswegen (bevorzugt in Strassennähe).
    Nein – der Weg heute nimmt einen Knick und führt auf natürlichem, etwas felsigem Untergrund hinauf auf das Hochplateau von Matagrande. Wie ich dass geniesse. Auch die Aussicht ist herrlich. Beim Aufstieg kann ich über den Nebel hinaus auf die Kuppen der umliegenden Berge sehen. Diese sind oft mit Windrädern bestückt.

    Oben dann auf dem Hochplateau kann man dann bis Burgos sehen. Beim Abstieg ist die Aussicht nochmal so schön. Auf dieser Seite des Berges hat sich auch der Nebel bereits verzogen. Das Ziel des Tages habe ich also bereits vor den Augen. Der Weg bis Burgos zieht sich allerdings noch ein Stück.
    Kurz nach der Hochebene teilt sich der Weg. Ich wähle die vom Paneau empfohlene Variante und bin auch sehr glücklich damit.

    Am Rand eines Dorfes steht ein uralter schrottreifer Doppeldeckerbus mit einer Duscholux Werbung. Wie der wohl aus Deutschland hierher gekommen ist.
    Kurz nachdem man die Autobahn überquert hat teilt sich der Weg ein zweites Mal. Mein Reiseführer empfiehlt hier eine Variante, die nicht so durch die Industriegebiete von Burgos führen soll. Diese Variante führt mich um den Flughafen herum zur bereits bekannten N-120. Wirklich schön ist diese Variante auch nicht. Zumindest kann ich es noch ein ganzes Stück vermeiden auf Teer zu laufen. Die Vororte entlang der lärmenden N-120 sehen ziemlich heruntergekommen aus. Nachts möchte ich hier nicht allein unterwegs sein.

    In eine große Stadt hinein zu wandern ist immer ungewohnt. Es geht so turbulent zu. Ich muss sehr auf den Verkehr achten. An einer Tankstelle kaufe ich mir ein Eis, welches längst verputzt ist, ehe ich das Zentrum erreiche.
    In der Stadt schaue ich mir natürlich zuerst die Kathedrale an. Was für ein Protzbau. Die Vielzahl von Schnörkeln, Erkern, Giebeln, Stuck, Figuren, Glas und Gold. Man weiß gar nicht, wo man hinsehen soll. Ich bin etwas erschlagen. Vermutlich ging es des Leuten früher genau so und der Effekt ist beabsichtigt. Es ist auf alle Fälle unmöglich, diese Kathedrale auch nur ansatzweise in der Zeit in ihrer Gänze zu sehen, die mir zur Verfügung steht.

    Ich setzte mich in eine Tapas-Bar und schreiben Postkarten. Ein paar gesammelte Souveniers schicke ich ebenfalls nach Hause. Das erleichtert meinen Rucksack immerhin um 400g.
    Welch ein Zufall: Auf dem Weg zur Post treffe ich auf einen österreichischen Wanderer, den ich vom Sehen her aus dem letzen Jahr, von der Via Podiensis, kenne.
    Ich bummle noch etwas durch die Altstadt und schaue mir die Gebäude und Denkmäler der Stadt an. Besonders gefallen mir die Glasbalkone oder Fenster an vielen Gebäuden.
    Den Tag lasse ich auf einer netten Bank am Flussufer unter Plantanen ausklingen.
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