Living in: Stuttgart, Deutschland Read more Stuttgart, Deutschland
  • Day 37

    Ende einer wunderbaren Reise

    February 27, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 2 °C

    Wir sind wieder daheim - nach 12-stündigem Flug in Zürich in die völlig falsche Zeit gefallen, an die sich Körper und mind erst gewöhnen musste. An die Kälte sowieso. Nun warten wir in Stuttgart auf den Frühling und wärmen uns an den hinreißenden einprägsamen Eindrücken, die wir aus Costa Rica mitgebracht haben.Read more

  • Day 36

    Hasta luego, Costa Rica

    February 26, 2023 in Costa Rica ⋅ ⛅ 30 °C

    Ein letztes Mal vor dem Heimflug heute Abend melde ich mich aus Costa Rica. Im Hotel Paraiso Escondito in Jaco, das wir als Zwischenstation auf dem Weg zurück nach San José gewählt haben, fällt vieles bei Berührung sofort um oder ab (Vorhangschiene, Seifenspender), und die Aircondition führt ein höchst wunderliches, mit unseren Bedürfnissen weitgehend inkompatibles Eigenleben. Aber die Anlage hat einen Pool und einen schönen Garten; in Jaco, einer costaricanischen Miniaturausgabe von Las Vegas samt Spielkasino, gibt es ein strandnahes gutes Restaurant. Der letzte Sonnenuntergang über dem Pazifik, der letzte Ceviche. Kaum zu glauben, dass wir morgen Abend zuhause sein werden. Wir hätten es noch länger aushalten können, kein Zweifel, es gäbe noch so viel zu sehen und zu erleben. Aber ein paar Wünsche müssen unerfüllt, ein paar Must-Do's müssen übrig bleiben, damit man wieder kommen kann (Tapir, Tortuguero, Arenal Obeservatory Lodge, die Kordilleren, die wir diesmal ausgelassen haben.) Und wir WERDEN wiederkommen, I promise! Hasta luego, Costa Rica, mi amor!Read more

  • Day 32

    Corcovado und kein Ende

    February 22, 2023 in Costa Rica ⋅ ☀️ 23 °C

    Nach unserem Strandtag an der Playa Rincon sind unsere Körper gespickt mit geschätzt 1000 Sandfloh-Stichen, gefühlt sind es mehr. Insbesondere die Beine sehen aus, als hätten sie die Windpocken. Das Jucken samt Kratzreflex ist zeitweise so unerträglich, dass man aus der Haut fahren könnte. Dessen nicht genug, pflücke ich auch noch zwei fette Zecken aus der Leistengegend, vollgesogen mit meinem Blut. Die Stimmung bei uns Urlaubern ist etwas gedämpft.
    Es ist einer der schönsten Morgen hier in Costa Rica, jenseits der Drake Bay sieht man die Kordilleren ohne die üblichen Nebelumhänge. Weit hinten über dem Ozean eine einzelne Wolke mit einem Gewitter im Bauch, das uns heute mit Sicherheit nicht treffen wird. Der Regen ist längst Geschichte, seit La Fortuna sind unsere Schirme in den Reisetaschen verschwunden und werden bis zur Heimkehr wohl auch dort bleiben.
    Die letzte Woche unserer Reise ist angebrochen.
    Schon denken wir in Rückblicken, an die schönsten Tier- und auch Menschenbegegnungen - mit den beiden netten Kellnern im Restaurant in Bahia Drake, der Physiotherapeutin im Cariblue in Puerto Viejo, meinen beiden Tourguides. Wo es das beste Essen gab, die besten Betten, wo die leckersten Milchshakes, wo die lautesten Grillen, die fiesesten Insekten, ja, die auch.
    Angesichts unserer Malässen sind wir unschlüssig und uns auch nicht ganz einig, ob wir Osa den Rücken kehren und wieder gen Norden fahren sollen. Wir haben die Staubstraßen von Drake Bay satt, etwas mehr Corcovado- Wildlife könnten wir allerdings durchaus noch vertragen. Zum Beispiel in der Marenco Lodge südlich von Bahia Drake mitten in einem Stück Urwald UND direkt am Meer bzw. hoch ÜBER dem Meer. Mit unserem Umzug dorthin geht der letzte Rest von Zivilisation flöten. Rasieren (Robert) und Föhnen (ich), Aircondition, warm Duschen und Elektrizität im Cottage gehören der Vergangenheit an. Unsere Laptops, Kameras und Smartphones laden wir an einer Steckdosenkonsole im Haupthaus bzw. Speisesaal, die mit Solarstrom gespeist wird. Dafür gibt's morgens wieder Brüllaffen, und man hat gesteigerte Chancen, dass einem Scarlett Macaws oder Tukane vor die Linse fliegen.
    Bei meiner Strandwanderung zur Playa Josecito muss ich auf halbem Weg den Rio Claro überqueren. Um den auf einem Schild am Ufer in Aussicht gestellten Fährverkehr in Anspruch zu nehmen, blase ich pflichtschuldigst in die angehängte Trillerpfeife, leider erfolglos. Worauf ich den Fluss weiter vorne am Strand durchwate. Gleiche Prozedur auf dem Rückweg, buchstäblich in letzter Minute, weil die Flut halt nicht auf einen wartet. Literweise Schweiß vergieße ich und habe am Ende wohl einen leichten Sonnenstich. (Mein Sohn J. erzählt mir später am Telefon, dass er am Rio Claro vergangenes Jahr exakt das Gleiche erlebt hat, einschließlich Trillerpfeife und Zeitnot infolge kommender Flut.)
    Nachmittags, wenn die Sonne in der Lodge um die Ecke kommt und auf den Balkon knallt, weiß man nicht, wo man sich hintun soll, bis das Gestirn schlappmacht, im Meer ertrinkt und ein Abendrot hinterlässt, das jeden Tag kitschiger wird.
    Beim Abendessen kleben Geckos an der Decke, durchsichtig bläulichbleich wie Winterhaut, wie Fingernägel, ab und zu fällt einem einer auf den Kopf, auf den Tisch, ins Essen.
    Nachts läuft der Ventilator auf Stufe drei und erzeugt zusammen mit dem Gedonner der Brandung bei Hightide einen Sound, der einem noch im Schlaf die Ohren abfallen lässt. Heute morgen habe ich zum ersten Mal gedacht, die Natur hat hier auch was Menschenfeindliches, Gewalttätiges, Pura Vida hin oder her.
    Das alles ist vergessen, sobald es hell wird und man zusammen mit seiner Kaffeetasse draußen auf die ersten Tuck-Hähne wartet, die sich dann auch tatsächlich im nächstliegenden Baum einfinden und in Pose setzen. Was für tolle Tiere sind das, wie sie im Morgenlicht geräusch- und bewegungslos auf einem Ast verharren und langsam die Köpfe von der einen nach der anderen Seite wenden. Heute muss mein Glückstag sein. Bis zum Frühstück kommen noch ein Kolibri sowie ein zärtliches Papageienpaar dazu, das auf einem Baum vor Publikum ausdauernd schnäbelt. Der meterlange Leguan, den Robert später in unserem Badezimmer findet, ist Gott sei Dank Single.
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  • Day 29

    Plastic on the Beach - CR mal anders

    February 19, 2023 in Costa Rica

    Ein bisschen Strand muss sein, und in Bahia Drake gibts viel davon. Da die braune Brühe am „Bahnhof“ unterhalb unserer Habitacion nicht zum Baden einlädt, nehmen wir teils weite (Um-)Wege auf uns, um das zu erreichen, was man einen unberührten Strand nennt. Erst jetzt werden die Segnungen unseres Allradwagens so richtig offenbar. Ob Schlaglochkrater, Wasserlöcher, Steilhänge im zweistelligen Prozentbereich, unser Gefährt(e) wird mit allem fertig. Nach einer halben Stunde Gehoppel durchs Nirgendwo eröffnet sich der Sonntagsblick auf eine von Palmen gesäumte halbmondförmige Bucht, die an ein breites Lachen erinnert. Der Pazifik ist gerade auf dem Rückzug und gibt makellosen nassen Sandstrand frei, in dem sich der Abendhimmel samt Eigelbsonne spiegelt. Das Paradies im Paradies, möchte man meinen, bis der Fuß auf die „Geschenke“ tritt, die die Flut angespült und dagelassen hat. Geschenke, die der Mensch mal loswerden wollte und nun wiederkriegt, zerlegt in Einzelteile von etwas Ganzem, das sie mal waren. Made of Plastic. Plastic, Plastik, Plastique, Plastico. In allen Größen, Farben, Formen. Weder der Anblick noch das Thema ist neu. Vor zwei Tagen am Strand von San Pedrillo ist mir eine Halde voller Plastikmüll aufgefallen, der, von Umweltschützern zusammengetragen und in Säcken gesammelt, vor sich hin gammelte, ohne jemals zu verrotten. Und schon vor zehn Jahren bin ich weiter nördlich auf der Halbinsel Nicoya mal an einem Strand entlangspaziert, der, gespickt von kleinen und kleinsten Plastikteilchen, nachgerade bunt war. Krebse mit ihrem Zuhause auf dem Rücken kraxelten dazwischen herum und versuchten, ihrer Vertreibung aus dem Paradies standzuhalten. "Es war auf eine schreckliche Weise schön, oder auch auf eine schöne Weise schrecklich, wie man will.“ So habe ich das in einem meiner Romane später mal beschrieben.
    Am Rincon-Strand sind die Plastikteile noch nicht atomisiert. Ganze Zahnbürsten, Gabeln und Löffel liegen rum, Schuhsohlen, das Körbchen eines Bikini-Oberteils. Trinkhalme - ach wären sie aus Stroh! Tuben, Bierdosen. Schläuche von irgend etwas. Plastikflaschen, vor allem aber Verschlüsse. In grün, gelb, rosa. Als Kulturschaffende würde man aus dem Standgut ein Kunstwerk kreieren, eine Plastik aus Plastik. Doch der Gedanke an Reisegepäck, Zoll, Transport über den Ozean lässt mich von der Idee Abstand nehmen. Im Auto finde ich eine (Plastik-)Tüte. Früher habe ich am Strand Muscheln gesammelt, jetzt sammle ich Plastik. Mehrere Tüten voll, die vorerst im Mietwagen zwischengelagert werden. Nirgendwo in ganz Bahia Drake scheint es einen öffentlichen Mülleimer zu geben. Noch habe ich keine Ahnung, wo ich das Zeug wieder loswerden soll.
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  • Day 26

    Bahia Drake

    February 16, 2023 in Costa Rica

    Am letzten Morgen im Ojo del mar reißt mich ein Vogel mit aufgeregtem Gequassel aus Morpheus’ Armen: Wojozitzdy, grüezi, wohi zieht’s di? Wojozitzdy, grüezi, wohi zieht’s di?
    Der Piepmatz muss ein Schweizer oder ein Bayer sein. Hat der Sehnsucht nach der Heimat? Oder bloß Reisefieber?
    Uns zieht’s heute nach Bahia Drake im Nordwesten der Halbinsel Osa am pazifischen Ozean. Knappe zwei Stunden Fahrt trennen uns von unserem nächsten Etappenziel, und da uns die Autopanne vor einer Woche einen upgegradeten Allradwagen beschert hat, sehen wir keinen Grund mehr, den Weg, wie ursprünglich vorgesehen, mit dem Boot ab Sierpe zu machen. Umso mehr als sich die Sandpiste, die man früher mit Landkarte, Fragen, Nichtverstehen und Verzweifeln unter die Räder genommen hätte, mit Navi geradezu komfortabel anlässt. Ab und zu gibt es sogar einen Wegweiser.
    Bahia Drake ist so, wie Puerto Viejo (oder „Blecho") an der Karibik vor 10 Jahren mal war. Asphaltierte Straßen gibt es keine, Schlaglöcher, Sand und Staub dagegen in Überfülle, die Supermärkte sind winzig, die Anzahl der Souvenirshops ist überschaubar. Doch auch hier ist der Mensch, wie überall, schon da und lässt das Bisschen noch vorhandener Goldgräberstimmung rasch verfliegen. Irgendwie hatten wir gedacht, wir wären gerade hier in Bahia Drake am Ende vom Ende der Welt, aber weit gefehlt.
    Unsere Lodge steht sozusagen am Marktplatz oder auch Bahnhof der Drake Bay. Eine Minute bis zur Landestelle der Boote, und morgens zwischen 6 und 7 hört sich der Lärm auf der direkt unter unserem Balkon entlangführenden Dorfstraße, die die Hotelwerbung auf Booking und Co wohlweislich unterschlagen hat, an wie in der Großstadt. Alles düst, holpert, knattert, röhrt, läuft, humpelt und kriecht da vorbei zur Anlegestelle, PKWs, SUVs, Pickups, die die Touristen zu den Booten nach Sierpe, Sirena, Pedrillo etc. bringen, Lastwagen, Mamas auf Mofas mit Schulkindern auf dem Soziussitz, Backpacker mit Sack und Pack auf ihrem Weg zur nächsten Ziel.
    Meine Tour zur Rangerstation San Pedrillo im Nationalpark Corcovado findet gleich am Morgen nach unserer Ankunft statt. Punkt 6 Uhr stehe ich mit zig anderen Ausflüglern am Strand. Einen Bootssteg gibt es nicht, man muss barfuß durchs Wasser waten, um in die Boote zu steigen, die ihre Warteschleifen in der Bucht ziehen, weil es so viele sind. Mit Fast-Lichtgeschwindigkeit flitzt unser fahrbarer Untersatz durch das blaue Nass nach Süden und verursacht den ersten Adrenalinstoß des Tages.
    Bei dem bleibt es dann auch, obwohl sich der sympathische costaricanische Guide alle Mühe gibt, unserer sechsköpfigen Gruppe Einzigartiges zu bieten oder wenigstens die Illusion davon. Das Abenteuer flieht gemeinhin dort, wo zu viele Menschen danach auf der Suche sind. Auf dem Hiking-Trail ab San Pedrillo begegnet man vornehmlich den eigenen Artgenossen, während sich die Vierbeiner in die oberen Regenwald-Stockwerke abgesetzt haben. Schaulustige scharen sich zu Dutzenden um einen Baum, um ein in schwindelnden Höhen hängendes einsames graues Fellknäuel vor die Linse zu kriegen. Man sieht nicht viel und das Wenige nicht genau. Aber ich weiß jetzt, dass Faultier auf Französisch Paresseux heißt und im Englischen auf die einfallslose Abkürzung Slot hört. Wohingegen das Spanische den wohlklingenden Namen Perezoso kreiert hat und von diesem eine weibliche Form unterscheidet. An die Perezosa auf dem Baum klammert sich ihr Baby. Gelassen ignorieren Mutter und Kind das aufgeregte Gewimmel unter sich; auch die Spidermonkeys hoch oben in den Baumwipfeln haben es nicht nötig, sich über uns aufzuregen.
    Über einen ausgetretenen, mit Palmen und Tropenriesen bestandenen gleichwohl traumhaft schönen Strandweg geht es zurück zur Rangerstation. Die Mittagssonne brennt. Den nachtaktiven Baird’s Tapir, der in meiner Reisemenagerie noch fehlt, gibt es auch heute nicht. Man kann nicht alles haben.
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  • Day 24

    Etwas Wind, Sand und Sterne

    February 14, 2023 in Costa Rica ⋅ ☀️ 28 °C

    Auf unserer Reise sind wir in allen möglichen Lodges untergekommen. Einfachen und komfortablen, mit und ohne Meer, mit und ohne Klimaanlage, Hotels mit Außendusche, Moskitonetzen, Insektengittern; Unterkünften, bei denen man eine Tür zumachen kann, und anderen, in denen man auch drinnen draußen ist. Unser Häuschen in der Ojo-del-mar-Lodge sieht aus wie ein riesiges nach vorne komplett offenes Puppenhaus. Es gibt hier bequeme Sessel mit Sitzpolstern; es gibt genügend Haken, eine Kleiderstange und Kleiderbügel, Dinge, die selbstverständlich sind und hier, wo die Klamotten immer klamm sind, noch selbstverständlicher sein sollten, aber sonst in fast allen Unterkünften fehlen, auch in den guten. Den Paradiesgarten kriegt man hier wie überall gratis. Vom Bett aus hat man einen Blick zu den Sternen, die hier frisch und groß aussehen, als wäre man dem Himmel näher als in Deutschland. Die Luft ist Tag und Nacht voller Rauschen und Geräuschen - von Zikaden und Vogelmonologen, vom Donnern des Meers und den lautstarken Debatten der Lapas Rohas, den roten Aras hoch oben im Flug oder im Baum, die immer nach Dissens klingen. Frühmorgens sehe ich den Pelikanen zu, wie sie über dem Golfo Dulce ihre Kreise ziehen, um dann auf der Jagd nach Fischen kopfüber ins badewasserwarme Meer abzustürzen. Die Schwüle ist hier dank der zeitweisen leichten Brise besser auszuhalten als anderswo. Tagsüber teilen wir uns den Pool mit den Eidechsen, die daraus trinken und manchmal übers Wasser laufen wie Jesus.
    Beim gemeinsamen Essen im Haupthaus kommen wir zum ersten Mal in Kontakt mit anderen Reisenden. Nicht alle machen Urlaub hier. Emil zum Beispiel, kaum 18, leistet seinen Zivildienst in der Tropenstation La Gamba im Regenwald der Österreicher auf dem costaricanischen Festland. Er erzählt von dem Projekt, Korridore zwischen den costa-ricanischen Regenwaldflicken zu schaffen und auf diese Weise die Lebensräume der sich teils rapide reduzierenden Tierwelt auszudehnen und ihre Fortpflanzungsmöglichkeiten zu sichern. Wir reden über den Lebensstandard der costa-ricanischen Bevölkerung, die zum größeren Teil bitterarm ist; viele generieren ihr Einkommen auf den Ananas- und Bananen-Plantagen der United Fruit Company, Chiquita, Del Monte und Co. Dass Costa Rica weltweit Spitzenreiter beim Einsatz von Pestiziden ist, passt nicht ins Bild einer Nation mit grün-ökologischem Anstrich und Nachhaltigkeitsanspruch, die auf den Ausbau der Tourismusbranche setzt wie kaum ein anderes Land. Wir reden über Klimakrise und Bevölkerungswachstum, über Versuche eines bedingungslosen Grundeinkommens für die indigene Bevölkerung mit der Folge, dass etliche von ihnen dem Alkoholismus verfallen, weil sie nichts mehr zu tun haben.
    Amerikanern, Engländern, Kanadiern, aber auch Österreichern und deutschen Landsleuten begegnen wir im Ojo del mar, lauter feinen Menschen mit einem gemeinsamen Bewusstsein, das sich auf den Erhalt der Lebensgrundlagen für Tier und Mensch auf der einen schönen Erde fokussiert.
    Und dann gibt es den Abend, an dem sich spontan eine Minicombo bildet, mit Robert an der Djembe und Clemens, Hotelier vom Wolfgangsee, am Keyboard. Letzterer ein Allrounder, der einfach alles spielen kann, Blues, Boogie, Jazz-Standards, am Ende gar Chopin-Walzer, alles auswendig. Als wir in der fast vollkommenen Dunkelheit den Weg zu uns unserem Puppenhaus suchen, hat, wie jede Nacht, jemand das schwarze Tuch über uns gewaschen und das Tafelsilber darauf auf Hochglanz gebracht. Besser gehts nicht. Niemals, nicht mal in Afrika, habe ich einen solchen Sternenhimmel gesehen. Buenas Noches.
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  • Day 21

    I survived the monkeys of Corcovado!

    February 11, 2023 in Costa Rica ⋅ ☀️ 28 °C

    Das Abenteuer beginnt frühmorgens. Auf dem Weg in den Nationalpark mit dem Pickup kreuz und quer durch den Fluss Rincon frage ich meinen "personal Guide" Juan-Luis, ob manchmal jemand im Corcovado verloren geht. Prompt bekomme ich die Geschichte eines Costaricaners aufgetischt, der sich allein auf den Weg machte und von seiner Mutter vermisst gemeldet wurde. „Was he found?“, will ich wissen. "Yes, they found him“, Juan Luis macht eine bedeutungsvolle Pause, "several months later. They found his bones."
    Das kann ja lustig werden, denke ich mit leisem Grausen, während wir uns an der Rangerstation Los Patos, dem Ost-Eingang zum Park, mit unseren Namen in einem Buch verewigen. Ich überfliege die übrigen Eintragungen dieses Samstags. Die Parkbesucher, alle jünger als ich, lassen sich an zwei Händen abzählen. Manche durchqueren den Corcovado von Ost nach West und müssen um 5 Uhr morgens aufbrechen, um die 25 Kilometer bis zur Rangerstation Sirena am Pazifik an einem Tag zu schaffen, denn auf dem Weg gibt es kein Camp, keine Unterkunft. So weit will ich nicht. Wer Glück hat, sieht auf der Wanderung Affen, Agutis, Ameisenbären; wird das Glück unverschämt, beschert es einem manchmal einen Tapir oder, sehr selten, einen Panter oder gar Jaguar.
    Tapir wäre schon schön, denke ich, aber Juan-Luis dämpft meine Erwartungen und stellt mir ein Faultier in Aussicht. Er ist jung und mit einem freundlichen Ernst bei der Sache, die da heißt, mir das Prinzip des Regenwalds zu erklären. Er existiert, wie jede Art Wald unter einer bestimmten Art Einschränkung, „Limitation“, und, anders als in gemäßigten Zonen, geht es hier in den Tropen nicht um Wasser oder Winter, sondern um „Space“, um Raum. In mehreren Stockwerken bilden die vielen unterschiedlichen Pflanzen, große Bäume, kleine Bäume, Palmen, Farne, Schlingpflanzen ein komplexes, genau ausdifferenziertes Miteinander. Wir wandern durch eine grüne Wildnis, vorbei an Bäumen, die in den Himmel wachsen, deren Alter niemand schätzen kann, auch nicht anhand ihrer mannshohen Brettwurzeln. Eine von weit oben herunterbaumelnde Liane heißt Affenleiter und sieht auch so aus. Ob sie auch für Menschen nutzbar ist? Auf dem von Wurzelsehnen durchzogenen schmalen Waldweg liegen abgefallene Blätter, groß wie alte Autoreifen. Auf Augenhöhe küsst mich der Corcovado mit „Red lips" zweiblättrigen Blütenblättern, die nicht nur so heißen, sondern auch samtig weich und rot sind wie Lippen.
    Zu einem Wasserfall geht es, gesichert durch ein Handseil, steil bergab. Dass wir nach einem erfrischenden Bad von hier aus schon wieder den Rückweg antreten sollen, schmeckt mir nicht recht. Nicht nur wegen des Tapirs, der auf sich warten lässt. Man braucht wohl mehr Zeit und auch Geduld, als für diese Tour vorgesehen ist, denn wie gesagt, ihn zu sehen ist ein unverschämtes Glück und unverschämte Glücke sind selten. Trotzdem reicht mir diese Alte-Leute-Wanderung nicht. Gefragt von Juan Luis, ob wir eine größere Runde drehen sollen, nicke ich heftig. Tiefer hinein geht es in den Corcovado, jetzt auf dem Weg nach Sirena. Immerhin 9 Kilometer haben wir am Ende hinter uns gelassen. Haben jede Menge kleiner Tiere, Eidechsen, Anolis, Vögel gesehen. Ein Faultier hängt sich an diesem Tag für mich nicht einen Baum. Kurz vor Schluss jedoch, als habe sich das Schicksal wie in einem perfekt inszenierten Theaterstück die Pointe möglichst lange aufgespart, gibt es plötzlich Tumult über uns in den Bäumen. Vier Spidermonkeys regen sich über unser Erscheinen auf, diagnostizieren uns als Feinde und holen umgehend zu einem Gegenschlag aus, der sich gewaschen hat. Wie Krieger bauen sie sich mit ihren unendlich langen Gliedmaßen im Astgewirr auf, um nichts weniger als eine Schlacht zu schlagen. Sie nehmen Anlauf, springen mit Wucht auf Palmwedel, rütteln und schütteln sie mit ihren Händen, schimpfen, keifen, giften, knurren. Ein Regen kleiner und größerer Blätter, Schoten, Samenkapseln geht auf uns nieder. Wow, haben die Temperament! Und Ärger! Einen Moment kommt es mir so vor, als würde sich im Krawall dieser vier Affen die Wut der gesamten Kreatur auf uns Menschen entladen, die in ihren Kosmos eindringen und ihnen die Lebensgrundlage wegnehmen. Dann ist der Spuk auch schon vorbei, die Spidermännchen suchen die oberen Etagen ihres Waldes auf, und wir kehren zur Ranger Station zurück. I survived the monkeys of Corcovado!
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  • Day 20

    Pura Vida im Corcovado

    February 10, 2023 in Costa Rica ⋅ ☀️ 28 °C

    Pura Vida 11 Costa-Rica-Reise
    Und da ist er, der neue Tag. Ich erwache inmitten von Lichtkringeln, die die Sonne auf mein Bett malt. Draußen hört man es von den Bäumen tropfen. Nein, kein Regen. Jedenfalls keiner, der von oben kommt. Der Regenwald macht ihn selber. Im Regenwald, da regnets halt. Auch die Morgentoilette ist eine feuchte Angelegenheit. Nach der Outdoordusche steigen wir in die klammen Kleider. Alles ist klamm einschließlich der Klamotten in den Reisetaschen. Allmählich bekommen wir eine Vorstellung, wie Dinge riechen, wenn sie nicht mehr trocken werden: Kleidung, Schuhe, Socken, Bücher, Getränkeflaschen. Na ja. Anderes Thema bitte!
    Auf dem Weg zum Frühstück begegnet uns eine Armada von Birdwatchern, ausgestattet mit breitkrempigen Hüten, kilometerlangen Teleskopkameras und allem Schnickschnack, den man zum Birdwatchen so braucht. Oder auch nicht. Gestern Abend beim Essen war die Gruppe auch schon da und sah genauso aus. Ob die in der Kleidung schlafen?
    Birdwatchen ist allerdings eine gute Idee, und wir haben hier reichlich Gelegenheit dazu. Zum Beispiel auf dem Canopy Tower, der zur Lodge gehört. Morgens, mittags, abends. Der Sound ist jedesmal anders. Bis zum Sonnenuntergang beherrschen Bataillone von Grillen das Phonotop. Dann verstummen sie schlagartig, und die Nachtvögel übernehmen. Plappern, krächzen, flöten. Was für ein Sound! Manche singen wahre Arien! Glühwürmchen werfen ihre Motoren an; sie blinken hier orangefarben.
    Am zweiten Morgen bin ich früh dran. Sehr früh. Punkt 5 Uhr dreißig stehe ich auf dem Aussichtsturm, keine Minute zu früh, um eine Tukanclique auf dem nächst gelegenen Baum landen zu sehen. Tukane geben sich täglich nur einmal die Ehre an Plätzen, die sie immer zur gleichen Zeit aufsuchen. Mindestens acht sind es, die sich ihr Frühstück holen, lauter Paare. Ich bin so begeistert, dass ich den großen weißen Fleck in der Ferne fast übersehe. Was ist das? Ein Teil eines Baumstamms? Nein, ein großer, ein sehr großer Greifvogel. Das Kamerazoom bringt Gewissheit. Ein Adler! Nur ein Klick, dann hebt er sich in die Lüfte.
    Die kleinen Vögel wachen auf. Ein Geflatter um mich herum, über mir und in den Bäumen ist das, ein Zwitschern, Piepsen, Flöten. Ganze Dramen spielen sich in dieser Morgenstunde ab. Drei Singvögel verfolgen einen Tukan und versuchen, ihm irgendwas abzujagen. Papageien und rote Aras fliegen Richtung Meer, auch sie stets in Paaren.
    Ein Licht von Osten. Here comes the Sun. Kurz darauf setzt der ohrenbetäubende Lärm der Grillen ein, der alles andere übertönt, und der tägliche Kreislauf beginnt von vorn.
    P.S. Ach ja, einen Ersatz-Mietwagen haben wir auch bekommen. Mit funktionierender Klimaanlage und gratis upgrade auf Vierradantrieb direkt in die Lodge. Gleich hat er Premiere: Es geht damit zur Kanufahrt durch die Mangroven im Golfo Dulce. Nach den Vögeln kommen die Meeresbewohner. Und morgen bei der Corcovadotour hoffentlich die Vierbeiner!
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  • Day 18

    Waterloo auf Osa

    February 8, 2023 in Costa Rica ⋅ ☀️ 29 °C

    Vor 10 Jahren bei unserer ersten Stippvisite war die Osa Halbinsel mit dem Corcovado Nationalpark selbst für die Costaricaner noch eine Art Outback, ein wildes Land, und die Straße dorthin eine hoppeljge Sandpiste mit Schlagloch an Schlagloch. Heute ist der Weg dorthin einer der am besten asphaltierten in ganz Costa Rica.
    Wir haben zwei Tage in Uvita am Pazifik verbracht. Die Unterkunft war schnuckelig mit kleinem Pool; das Zimmer, rustikaler als sonst, ließ mit Stockbetten und Platz für nichts Erinnerungen an Konfifreizeiten wach werden. Willkommen im Hostel Leben!, schreibt mein Sohn auf WhatsApp. Wir freuen uns auf unsere nächste Lodge und sind nun also tatsächlich auf dem Weg in den Regenwald auf Osa.
    Jede Reise hat ihr Waterloo. Früher als gedacht kommen wir auch diesmal wieder zu unserem Corcovado Abenteuer, allerdings gehört es zu jener Sorte, auf die man getrost verzichten könnte. Etwa 35 Kilometer vor der Danta Corcovado Lodge macht unser Automovil schlapp. Eigentlich haben wir es von Anfang an gewusst: Mit diesem doppelt und dreifach versicherten und mit Kautionen hinterlegten fahrbaren Untersatz (mehr ist es nicht) werden wir nicht glücklich. Die Klimaanlage war von Anfang an defekt. Eine Blindschleiche, bei der man sich nicht entscheiden konnte, auf welchen der beiden Wortteile man den Akzent setzen sollte. Jede Fahrt nach Einbruch der Dunkelheit geriet zu einem halsbrecherischem Unternehmen, nach dem man froh sein konnte, wenn man keinen Fußgänger oder unbeleuchteten Fahrradfahrer umgenietet hatte. Nun gibt das ungeliebte Gefährt, das kein Gefährte werden will, den Geist auf. Von der einen zur anderen Sekunde. An einem moderaten Hügel, den es hinauf gekrochen ist, verabschiedet sich der Motor. Unwiederbringlich. Die Zündung ist nicht mehr in Gang zu kriegen. Starthilfe durch costaricanische Helfer bleibt erfolglos. Mitten auf der Straße, nur durch ein Warndreieck gesichert, müssen wir das Auto stehen lassen. Im 300 Meter entfernten Soda Mirador de Osa, das wir von früher kennen, dem einzigen Stützpunkt weit und breit, versuchen wir telefonisch das CarRental zu erreichen. 3 Stunden, 4 Pina-Smothies, 100 Endlosschleifen in spanischen Hotlines und ebenso viele Flüche später beschließen wir, uns von einem Taxi zur Danta Lodge bringen zu lassen. Wohl dem, der, wie Richard Gere in `Pretty woman`, auf die eigenen Finanzen bezogen sagen kann: Das kann ich mir gerade noch leisten. 75 Dollares kostet uns der Spaß. Das tote Auto hat R inzwischen mit tatkräftiger Hilfe zweier Costaricaner von der Gefahrenzone auf einen gegenüber liegenden Parkplatz schleppen lassen können. Hertz ist notdürftig über drei Ecken informiert, dass wir den Autoschlüssel im Mirador de Osa hinterlegen. Immerhin hatte der Schlammasselnachmittag auch seine Glücksmomente. Ich habe während des Pannen-Aufenthalts ein paar schöne Tukan-Aufnahmen schießen können, und ein Aracari in Deutschlandfarben flog mir direkt vor die Linse. Was will man mehr?
    Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir mit unserer gesamten Habe (Was sich in einem Mietwagen während zweieinhalb Wochen so alles ansammelt!} unser Domizil für die kommenden vier Tage. Um zu unserem offenen, nur mit Fliegengitter geschützten Chalet zu finden, brauchen wir eine Taschenlampe. Ein Phonotop voller unglaublicher Nachtvogelrufe, wie wir sie noch nie gehört haben, umgibt uns. Mehr Regenwald geht nicht. Im offenen Speisesaal geben wir uns kulinarischen Genüssen hin. Morgen ist ein neuer Tag.
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  • Day 14

    Arenal - Besuch bei einem Giganten

    February 4, 2023 in Costa Rica ⋅ ☀️ 28 °C

    Von Boca Tapada sind wir weiter gefahren und haben am Fuß des Vulkans Arenal bei Fortuna ein Appartement in einer Lodge mit direktem Blick auf den Feuerspeier bezogen. Wenn er nur Feuer speien würde! Oder auch nur rotglühende Lava! Wenn man ihn nur sehen würde! Meist ist er nämlich von allen möglichen Kopfbedeckungen gekrönt, Turbanen, Kränzen Häubchen, Mützen, allesamt aus flauschiger Wolkenwolle. Sogar nachts bei Vollmond, wenn weit und breit kein Wölkchen in Sicht ist. Eine Offenbarung des Riesen ohne alle Verkleidungen ist ein großes Glück, das uns erst zwei Tage nach ausgiebiger Anbetung und geduldigem Warten am Pool zuteil wird. Es währt auch nicht lang, ist nicht mehr als ein Schicksalsmoment, in dem man natürlich seine Kamera parat hat, dann fällt auch schon der Vorhang. Der Vulkan Arenal ist 1968 nach 400-jährigem Schlaf zum Leben erwacht und explodiert,davor war er ein nichtssagender grüner Hügel. Ehe die Hölle losbrach, hatten sich die Frauen noch über das heiße Wasser der Bachläufe zum Wäschewaschen gefreut. 80 Tote wurden damals gemeldet, die inoffizielle Zahl liegt viel höher. Vierzig Jahre lang war der Arenal aktiv und löste einen Tourismusschub aus, der auch noch anhielt, nachdem sich der Vulkan nach 2010 allmählich beruhigte. La Fortuna, bei unserem Besuch vor 11 Jahren noch ein verschlafenes Städtchen mit Staubstraßen, erkennen wir jedenfalls nicht wieder. Die imposanten Regenwälder rund um den Vulkan schon eher. Wir wandern bis zum Rand der Lavaströme, die sich 1968 ihren Weg nach unten gesucht haben. Vom Mirador der Observatory Lodge hat man einen fantastischen Blick auf den Arenalsee ebenso wie auf die Vogelwelt, die einen nahe gelegenen Futterplatz anfliegt. Abends liegen wir stundenlang in den heißen Outdoor-Thermen, die zu unserer Lodge gehören. Die Quellen ergießen sich von oben nach unten ins nächste Becken und werden dabei kühler. Wenn es während unseres Bades noch regnet, und das tut es oft, sind wir von unten und oben nass, und wie es uns scheint nicht nur außen sondern auch innen. Es ist eine ganz andere Art zu regnen als zuhause. Allmählich kennen wir es, dieses Anschwellen von Nichts zu Etwas, das wie ein aufkommender Sturm klingt, vornehmlich nachts. Dann schüttet der Himmel seinen brachialen Segen aus, und die Brüllaffen beschweren sich, die Hähne klagen und wimmern vielchörig. Irgendwann verstummt alles, zuerst der Regen, so abrupt, wie er begonnen hat, dann die Affen, die Peacocks kapieren es zuletzt.
    Nach drei Tagen Arenal fragen wir uns, ob unsere Sachen jemals wieder trocken werden. Zumal ich auch noch auf die hirnrissige Idee gekommen bin, ausgerechnet hier in dieser gigantischen Waschküche der Natur unsere Klamotten einer ausgiebigen Reinigung zu unterziehen. Nächstes Mal Laundry.
    Am Montagmorgen gießt, nieselt, schüttet es abwechselnd, vom Arenal ist nur der dicke Nebel zu sehen, in denen er sich versteckt. Wir machen uns vom Acker, perfektes Timing. Auf unserem Weg an den Pazifik trocknen meine Socken auf dem Ablagebrett hinter der Windschutzscheibe in der Sonne.
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