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  • Day 11

    Wilderness-Auszeit mit Tukanbesuch

    February 1, 2023 in Costa Rica ⋅ ☁️ 23 °C

    Ein Tag ohne Muss. Wir sitzen an einem Mirador unserer Lodge hoch über dem Fluss, zwei äußerst frequentierte Vogel-Futterstationen in Sichtweite. Umschwirrt von Fluggästen in allen Farben fühlen wir uns fast wie der heilige Franz bzw. die heilige Franziska, auch ohne die Vogelsprache zu beherrschen.
    Tropenschauer setzen auf Knopfdruck ein und hören ebenso abrupt wieder auf.
    Ein zivilisierter Hahn im nahe gelegenen Pueblo kräht: Mittagszeit.
    Ein Tukan-Pärchen landet im nächst gelegenen Baum und verweilt dort. Es vor die Linse und aufs Display zu bekommen, ist für mich der Glücksmoment des Tages.
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  • Day 10

    Ausflug mit Aussteigen bzw. Aussteiger

    January 31, 2023 in Costa Rica

    Unsere Unterkunft liegt circa 20 Kilometer südlich von Nicaragua. Wir haben eine Boat-Tour nordwärts auf dem Rio Carlos gebucht. Jorge, der junge Mann, der uns morgens zum Frühstück bedient und auch sonst den Laden schmeißt, ist unser Guide. Wir sind spät dran, die erhofften spektakulären Vogelbegegnungen bleiben aus, nach 9 Uhr lässt sich für uns Vogelfans entlang der Flussufer nurmehr wenig Fliegendes blicken. Ein Krokodil döst auf einer Sandbank in der Sonne, ein paar Kilometer weiter eine riesige Schildkröte. Die eigentliche Überraschung des Tages wartet an der Endstation unseres Tripps und ist ganz anderer Art.
    Die Capitan Morgan Lodge liegt an einem exponierten Platz in einem Knie des Rio San Carlos direkt an der Grenze zu Nicaragua. Ruben, der neue Owner, erzählt von der langen Geschichte der Farm, die so düster anmutet, dass es einem kalt den Rücken runter rieselt und einem klar wird, auch am Ende oder auch A…. der Welt geht es weiter, oft eher als anderswo und nicht eben zimperlich. Als Verkehrsknotenpunkt war die Ranch ein Umschlagplatz für Drogen und Waffen, hier verkehrten Geheimdienste ebenso wie Piraten und Schmugglerbanden. Ruben will dem Ort ein neues Gesicht geben, ein Resort des Friedens und der Nachhaltigkeit mitten in der Wildnis soll er werden. Während er uns auf der winzigen asphaltierten Dorf“straße“ an seinem Anwesen entlang führt, erklärt er uns die unterschiedliche Verwendung der dickköpfigen Kokospalmfrüchte: Sind sie grün, eignet sich ihr süßer Saft am besten zum Trinken, das sind die Pipas. Aus dem Fleisch der ausgereiften braunschaligen Früchte wird Öl und Kokosfett gewonnen. Ruben pflückt Blätter verschiedenster Tropenbäume, zerreibt sie zwischen den Fingern und hält sie uns unter die Nase. Koriander, Ylang Ylang. In den Blättern ist das Potential der Samen und Früchte gespeichert. Dass man Orangen- und Zitronenbäume am Aroma ihrer Blätter unterscheiden kann, wusste ich nicht. Die Jackentaschen voller Düfte kehren wir zur Farm zurück und bekommen als Gruß aus der offenen Küche einen eins A Pinacolada-Shake kredenzt. Einmal in der Woche kommt die Einwohnerschaft des Dorfes Boca San Carlos, etwa 45 Menschen, zum Frühstück in dieses urwüchsige Domizil, das soll das Miteinander stärken. Ruben lächelt, während er erzählt. Einer der nicht sein Leben träumt, sondern seinen Traum lebt. Ich bewundere ihn.
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  • Day 9

    Auf dem Weg nach Boca Tapada

    January 30, 2023 in Costa Rica ⋅ ☁️ 25 °C

    Vom Ende der Welt im costa-ricanischen Südosten sind wir ans Ende der Welt im Norden gefahren. Haben dabei die Erfahrung gemacht: Es gibt noch Gegenden in Costa Rica, in denen man keinen Handy-Empfang hat und wir uns wie vor zehn Jahren auf den Sonnenstand, unseren Orientierungssinn und die gute alte Landkarte verlassen müssen. Erinnerungen werden wach: Wie wir damals geflucht haben, weil es in Costa Rica keine Wegzeichen, Orts- und Richtungsschilder gibt. Wie wir einmal bei Dunkelheit stundenlang mit dem Mietwagen und nicht vorhandenen spanischen Sprachkenntnissen durch San José geirrt sind, unsicher, ob wir den Flughafen pünktlich zu unserem Abflug am nächsten Morgen erreichen würden. Diesmal ist es weniger spannend, aber genauso anstrengend, zumal die Verständigungsmöglichkeiten auf Englisch umgekehrt proportional abnehmen, je weiter wir nach Norden vordringen. Immerhin habe ich ein paar spanische Fragefloskeln parat, ob wir auf dem richtigen Weg sind, und so landen wir am Spätnachmittag in unserer am Fluss gelegenen Lodge nahe Boca Tapada. Die Außendusche unseres Chalets ist mit Helikonien bewachsen, deren leuchtend rote Blüten von Kolibris angeflogen werden. Nach dem Abendessen, das wir der Einfachheit halber in der Lodge einnehmen, erkunden wir noch das Dorf. Am Ende der Welt im Norden ist kurz nach 21 Uhr schon Funkstille, die Kneipe geschlossen, ein Hund sitzt mitten auf der Straße. Der einzige asphaltierte Weg führt zum riesigen verwaisten Fußballplatz, nur in der angrenzenden Sporthalle ist noch Licht, dort trainiert vermutlich der Sponsor mit costa-ricanischen Nachwuchsfußballern für die WM 2026.
    Zurück in unserem Domizil sitzen wir auf der Terrasse, beschallt von der ohrenbetäubenden penetranten Dröhnung eines Froschchors, der wacher ist als alles andere hier in der Gegend und bis weit nach Mitternacht durchhält.
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  • Day 8

    Sieben Tage Karibik-Feeling

    January 29, 2023 in Costa Rica ⋅ 🌧 25 °C

    Eine Woche Karibik liegt hinter uns. Ich lebe von Ceviche, Melonen-Shakes con leche, von Licht und Meer, von spektakulären Tierbegegnungen und der morgendlichen Aufwach-Geräuschkulisse mit Vogelstimmen und dem Gebrüll der Howler-Monkeys. Wir gehen früh schlafen und stehen im Morgengrauen auf. Längst ist das Frühstück unsere Hauptmahlzeit geworden: Tropische Früchte, Egg-Tortilla, Pancakes mit Ahornsirup, frische Säfte, Kaffee. Danach nur noch Kekse und Pipa Fria bis zum Abendessen.
    Die Wetterlage ist instabil, das Meer außer sich, sein Donnern bis ins hinterletzte Eck unserer Lodge zu hören. Nachts schüttet es meist aus Eimern. Aber nicht nur deshalb steht Puerto Viejo das Wasser bis zum Hals. Auch hier schlägt der Klimawandel zu. Der Meeresspiegel braucht hier nur noch ein paar Zentimeter zu steigen, dann wird das Karibikstädtchen zu Klein-Venedig. Zugegeben - die Vorstellung hat was, denn gegenwärtig droht es an seinem Verkehr zu ersticken. Puerto Viejo ist SUV- und Pickup-Hauptstadt, insbesondere am Abend ist auf der zu beiden Seiten zugeparkten Hauptachse kein Durchkommen mehr. Der Autoverkehr teilt sie sich mit Mofas, Mopeds, Dreirädern, Handkarren, Fahrradfahrern (ohne Licht, ohne Helm), ummotorisierten Zweibeinern, Hunden, Katzen. Zwei Abende verbringen wir trotzdem hier mit Carribean Food und Reggae - Bob Marley tönt aus jeder Kneipe, jedem Lautsprecher (Was heißt übrigens „Stir me up?“).
    Über die Unternehmung, am Freitagnachmittag zu einer größeren Summe Bargeld zu kommen, könnte man ein Drama in mindestens fünf Akten schreiben. Aus Erfahrung weiß man schon vorher, in costaricanischen Banken dauert das, und meist dauert es dann noch viel länger.
    Begegnungen mit der Tierwelt gab es viele in dieser Woche. Die schönsten vielleicht im Cahuita-Nationalpark. Dort hängen die Faultiere geradezu inflationär rum, mit und ohne Nachwuchs, hofiert von Zweibeinern, die ihre Handykameras ausnahmsweise mal nicht auf sich selbst richten, was sie sonst meist tun. Selbst hier in diesem Eldorado feiert der Mensch hauptsächlich die Begegnung mit sich selbst; Mutter Natur, an deren Nabelschnur er hängt, ist allenfalls ein nettes Accessoire zum Schmuck der eigenen Person.
    Auf meiner Wanderung zur Punta Cahuita treffe ich auf ein Faultiermädchen, oder soll ich besser sagen, eine Faultierlady, die aus nächster Nähe lächelnd für ein hingerissenes Publikum posiert. Die Kappuzineräffchen sind eher auf Konfrontation aus, und zwei Waschbären bekämpfen sich gegenseitig. Pünktlich um 16 Uhr wird alles, was Mensch heißt, in einer großen Herde aus dem Paradies hinausgetrieben, und der Park ist wieder für sich.
    An unserem letzten Karibik-Abend gibt es in Puerto Viejo einen Stromausfall. Von der einen zur anderen Sekunde liegt die Lodge in Stockfinsternis. Zähneputzen fällt aus, Klospülung, Wasserleitung, Klimaanlage, Internet, nichts geht mehr. Mit unseren Handy-Taschenlampen finden wir notdürftig unsere Betten und stellen uns schaudernd vor, was sich jetzt im Städtchen abspielt. Dann flüchten wir uns in Tiefschlaf. Am nächsten Morgen erfahren wir vom Chief, dass der Blackout fast die gesamte Talamanca-Region bis Bribri für mehrere Stunden lahmgelegt hat. Da sind wir schon auf dem Absprung, froh, dass wir nach unserem wie üblich opulenten Desayuno unseren halbleeren Mietwagen-Tank füllen können, ehe es zur nächsten Station unserer Reise geht.
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  • Day 4

    Wiedersehen mit dem Paradies

    January 25, 2023 in Costa Rica ⋅ 🌧 28 °C

    Auf der Straße von Puerto Viejo nach Süden fahren mehr LKWs, Lieferwagen und Mopeds, als man auf dem Weg ans Ende der Welt erwarten könnte. Einen Fahrstil pflegend, dass man froh sein kann, wenn man das Ende der Welt lebend erreicht. Ich habe mir ein Fahrrad geliehen, einen altersschwachen Drahtesel ohne jedes Extra, aber einmal nach Manzanillo und zurück wird er schon durchhalten. Ich bin gespannt auf das Naturreservat an der Grenze zu Panama, einst für uns der schönste Flecken Costa Ricas, um nicht zu sagen, auf Erden , nirgendwo war das Paradies so nah.
    Bereits nach einem halben Kilometer springt von meinem Bike eine Schraube ab, und der Bügel, der, mit der Radnabe verbunden, eigentlich das Schutzblech über dem Reifen halten sollte, klappert unerträglich. Mangels Schnur binde ich ihn schließlich mit einem von einer Tempotaschentuchpackung abgerissen Streifen Plastikfolie fest. Ich mausere mich auf meine alten Tage noch zur Ingenieurin.
    Hinter Punta Uva lässt der Verkehr nach, und Fahrradfahrer sind auf der Fahrt durch den Urwald mehr oder weniger unter sich. Es ist schwül, mit dem Fahrtwind aber auszuhalten. Kurz nach 13 Uhr passiere ich das Ortsschid Manzanillo. Hier enden die Wege, früher war das Dorf ein Ort für Aussteiger mit verfilzten Rastafrisuren, das "Maxi", das die Umgebung rund um die Uhr mit Reggae-Musik beschallte, die einzige Kneipe. Der Zugang zum Nationalpark führte durch eine Furt am Karibikstrand, die nur bei Niedrigwasser passierbar war. X-mal sind wir durchs knietiefe Wasser in unser Eldorado gewatet, ehe 2016 eine Hängebrücke gebaut und der Park für jedermann zugänglich wurde. Seither ist ein Kassenhäuschen samt Aufsichtsrspersonal und weiteren wenig romantischen Accessoires dazu gekommen. Geschäftig hin und her fahrende Lastwagen, ein Bagger und eine Planierraupe sind dabei, neben der Hängebrücke eine Zufahrtstrasse über die Furt zu errichten. Zu sehen, wie dieser unberührte Flecken Erde von der Zivilisation buchstäblich überrollt wird, tut weh. Es tut weh, das zu sehen, obwohl oder gerade weil man selbst zu den Berührern gehört. Ich schließe meine Schrottmühle an, entrichte Wegezoll und hinterlasse meinen Namen auf einer Liste. Mein Rucksack wird durchsucht, unklar wonach, vermutlich nach Essbarem. In jüngerer Zeit häufen sich Fälle, bei denen gefräßige Touristen beim Besuch der Nationalparks von noch gefräßigeren Waschbären angefallen und verletzt werden.
    Im Park hat die Bauwut Einzug gehalten. Mehrere Privatdatschen aus Holz, die 2016 auch noch nicht da waren. Der Traumstrand mit Palmen und Mangroven mit donnerndem Meer dagegen unversehrt.
    Man kann das Gelände auf markierten Trails durchwandern, auch das ist neu. Früher war man Pionier und jeder Streifzug eine spannende Exkursion ins Ungewisse. Ich nehme den am wenigsten ausgetretenen Pfad ins Landesinnere. Irgendwann ist das Tosen des Meers verstummt. Noch ein paar Meter, und ich bin im Schoß von Mutter Erde, ganz allein mitten im Urwald mit in den Himmel wachsenden Bäumen, Lianen, Farnen und Gebüsch. Nein, ganz allein bin ich nicht, ganz und gar nicht. In die Stille tropft dann und wann das Knacken von Geäst, das Plopp einer am Boden aufschlagenden Nuss. Das Stockwerk über mir ist bevölkert mit ganzen Sippen von Brüllaffen. Sie pflücken Hülsenfrüchte, vielleicht werfen sie sie auch nach mir. Irgendwann beginnen sie eine geräuschvolle Unterhaltung und ziehen dabei alle Register. Sie schnattern, ächzen, schnaufen wie Blasebälge, klagen, seufzen, wimmern. Zu Gesicht bekomme ich keinen von ihnen, eben so wenig wie den Tukan, der irgendwo in der Nähe sein spitzes Ki-Ri ausstößt.
    Auf dem Heimweg überrascht mich ein Tropenschauer. Auch das ist Costa Rica: Diese aus dem Nichts einsetzenden und ebenso abrupt wieder endenden brachialen Güsse, bei denen kein Auge und auch sonst nichts trocken bleibt. Auf der Terrasse eines geschlossenen Sodas lassen mich Hund und Katze bereitwillig biwakieren und ich warte in friedlicher Gesellschaft das Ende der Sintflut ab.
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  • Day 3

    Magischer Morgen

    January 24, 2023 in Costa Rica ⋅ 🌧 28 °C

    Punkt 5 Uhr in der Frühe geht es los. Howler-Monkeys bestimmen, wie lange geschlafen wird in Puerto Viejo. Mit archaischem Gebrüll begrüßen sie den Tag. Noch ist es stockdunkel. Doch im Nu malt die Morgendämmerung die Welt an, erst den Himmel, dann Büsche und Bäume. Vogelstimmen mischen sich in den werdenden Tag.
    Gestern Abend sind wir in unserer Lodge an der Playa Cocles bei Puerto Viejo angekommen. Sieben Jahre nach unserem letzten Besuch ist das Städtchen mit Karibikflair kaum wieder zu erkennen. Wir sind uns nicht sicher, ob es uns mit dem Touristenrummel, der auch hier Einzug gehalten hat, noch gefällt. 2013 war Puerto Viejo noch ein beschauliches Dorf, in dem man abends mit staubigen Füßen ins Bett ging, denn die Straßen waren ungeteert. Seitdem ist alles hastiger, emsiger, geschäftiger geworden, vom karibischen Laissezfaire nurmehr wenig zu spüren. Nur das Meer hat noch den gleichen gemächlichen Rhythmus wie ehedem.
    Unsere Lodge, die wir auch von früher kennen, ist ausgebucht. Unser Bungalow abseits vom Getümmel ganz hinten inmitten von wucherndem Grün. Recht so. Nach den Strapazen der letzten beiden Tage sind wir so k.o., dass wir gleich nach dem Abendessen mit Ceviche und Salatbowl um 9 Uhr ins Bett fallen.
    Jetzt am Morgen wandle ich durch den Garten Eden der Lodge wie einst Eva, allerdings ohne Adam, der liegt noch im Bett und ratzt. Noch gehört mir das Paradies ganz allein, samt dem Blick auf zwei Faultiere, die unentdeckt an den Ästen eines Eukalyptusbaums beim Pool kleben. Doch schon zur Frühstückszeit ist es mit den Exklusivrechten vorbei. Eine Traube der Spezies Mensch hat sich unter dem Baum versammelt und betet das Faultierpärchen mit seinen Handykameras an. Eine Frau spurtet hin, Smartphone im Anschlag, klick, klick. Ein komischer Anblick, die rennende Frau und das behäbige, sich in Zeitlupe bewegende Tier. Die Tierwelt lebt in einem anderen Tempo als der Mensch, Faultiere sind zu langsam, Vögel zu schnell für uns. Letztere haben hier viel Schwarz mit Gelb, das mal vorne am Schnabel, mal hinten am Schwanz ist. Der flinke Blick identifiziert ein Aracari und viele viele Montezumastirnvögel. Deren Männchen haben ein ulkiges Balzverhalten. Sie halten sich am Ast fest und machen dabei so eine Art Felgumschwung, bis zu 10 Mal hintereinander.
    Tukane bekommen wir an diesem ersten Tag nicht zu Gesicht, hören nur ihren Schrei.
    Am Nachmittag ist am Pool zu viel Mensch, wir fliehen ans Meer, und, als sich das Wetter eintrübt, in ein asiatisches Restaurant, wo wir uns mit Frucht-Milchshakes und leckeren Wraps trösten.
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  • Day 2

    Zu Anfang ein sehr dickes Ende

    January 23, 2023 in Costa Rica ⋅ ⛅ 28 °C

    Der Flieger ist gelandet, unsere Reisetaschen haben ihre Besitzer wieder gefunden, wir den Flughafen-Ausgang und den Shuttle, der uns zum CarRental bringt. Alles passiert fast mit Lichtgeschwindigkeit und kann so weitergehen.
    Geht aber nicht. Wir haben die Autoschlüssel unseres Mietwagens quasi schon in der Hand, da präsentiert uns der nette Mitarbeiter von Hertz das Sine qua non in Form der Kaution über 1500 Euro, die zusätzlich zu den bereits entrichteten satten 2500 Euro Mietwagen-Kosten auch noch hinterlegt werden muss - und zwar ausschließlich per Kreditkarte. Jedoch, wat'n Pech - keine unserer Karten funktioniert, vermutlich aufgrund zu geringen Kreditrahmens. Alle Versuche, die Kaution bar zu hinterlegen, fruchten nicht. Der Mitarbeiter kennt kein Pardon, beteuert, dass er heute Abend nichts mehr für uns tun kann, außer uns mit dem Shuttle zu unserem Hotel nach Alajuela, einer Kleinstadt in Flughafen-Nähe, bringen zu lassen. Morgen früh sehe die Welt schon wieder anders aus, wir sollen ein Glas Wein trinken und mit unserer Bank sprechen. Der letzte Satz lässt alle Hoffnung in uns fahren, denn schaffe es mal, in einem überschaubaren temporären Zeitraum ein Gespräch mit deiner Bank auf die Beine zu stellen und das auch noch über 9000 Kilometer hinweg aus Costa Rica.
    Gegen 22 Uhr Ortszeit sitzen wir im Besitz unserer Gehwerkzeuge und ansonsten unmotorisiert im menschenleeren Stadtpark von Alajuela. Vor der skurrilen Geräuschkulisse zweier eingesperrter Papageien auf einer Veranda, die einen Lärm machen wie die gesamte Arapopulation vom Corcovado, verzehren wir unsere Vesperreste aus Deutschland und trinken Samos aus einer mitgebrachten Flasche. Einem Bettler, der bei uns vorbeikommt, die Hand aufhält und nicht lockerlassen will, zeigen wir unsere leeren Brotdosen und sagen, wir seien ebenso "poor" wie er, wohl bereits jetzt die fetteste Lüge unseres Urlaubs, aber er lacht und verzieht sich.
    Später schlafen wir schlecht, sind um halb fünf schon wieder wach und warten verzweifelt darauf, dass es hell wird. Inzwischen sind wir telefonisch im Gespräch mit Endlosschleifen, reden mit Mietwagen- und Bank-Hotlines in halb Europa, die alle nichts für uns tun können. Der von R abends geänderte Kreditrahmen ist noch nicht hochgeladen, und unsere Zuversicht, im Lauf des neuen Tages noch zu einem Auto und mit diesem nach Puerto Viejo an der Karibik zu kommen, auf dem Nullpunkt. Zurück im CarRental treten wir die Flucht nach vorne an. Die Drohung, unseren Vertrag zu stornieren, wirkt, und nachdem wir für die Kaution fast unsere gesamte Barschaft in Euro und Colones losgeworden sind, können wir es kaum glauben, als wir endlich unsere "Kutsche" besteigen und losfahren. Costa Rica, wir kommen!
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  • Day 1

    Costa Rica, wir kommen!

    January 22, 2023 in Costa Rica ⋅ ☀️ 27 °C

    Mit den Gerüchen fängt es an. Beim Betreten des Airport-Terminals Zürich das Aroma eines Reinigungsmittels Schweizer Machart. Der Duft des Ensembles Cappuccino plus Zimtwecken nach dem Check-in, der zu jedem Fernreisebeginn gehört. Der durchdringende Geruch nach Kerosin beim Boarding.
    Der Tag hat weiß begonnen. Geschlossene Schneedecke in Süddeutschland, später geschlossene Wolkendecke in der Luft. Zwischendurch lichten sich die weißen Wolken und geben die Sicht auf weißen Schnee frei.
    Unser Leben, aufgehängt an zwei Flügeln der Fluggesellschaft Edelweiß. Wir fliegen nach Costa Rica - zum vierten, fünften oder sechsten Mal? Ich habe aufgehört zu zählen.
    Warum wieder und wieder Costa Rica?, hat man uns gefragt. Deshalb! Weil dieses Land auf der Brücke zwischen Nord- und Südamerika so übersichtlich ist bei größtmöglicher Vielfalt: Regen- und Nebelwald, Gebirge, zwei Ozeane, hohe Vulkane, tiefe Krater, heiße Quellen, jede Menge uriger Vierbeiner und bunter Vögel. Ein Bekannter von R hat erzählt, dass er bei seiner ersten und einzigen Costa-Rica-Reise ein Erdbeben vom Feinsten erlebt hat und anschließend im Pazifik von einem Hai gebissen worden ist, wobei er eine Ferse eingebüßt hat. Wir haben bei unseren Reisen weder das eine noch das andere erlebt. Auch keinen Vulkanausbruch oder Tsunami. Kann ja alles noch kommen. Muss aber nicht.
    Über Spanien ist der Schnee Geschichte, die Zeit auch. Wir lassen sie hinter uns und fliegen in die Vergangenheit. Was in Deutschland um 15 Uhr 50 passiert ist, wird in Costa Rica erst in 7 Stunden geschehen. Wieviel Uhr ist es right now, über dem Meeresblau, das überall gleich aussieht?
    Das Essen kommt, und die Stewardess fragt uns, ob sie Kalbsbratwurst und Röschti auf Englisch, Schwyzerdütsch oder Hochdeutsch servieren darf. Wir hätten es gern auf Schwäbisch - oder Rheinisch.
    Ein Tag mit zuviel Gegenwart. Die im Flieger gefangeme Zeit wird lang, und irgendwann hat man alles schon gemacht: gegessen, getrunken, gelesen, in großer Höhe unangeschnallt Luftlöcher durchquert, geschrieben, geschlafen, wieder gegessen und getrunken, geredet. Um alles ein bisschen spannender zu machen, bemerkt R., dass wir, right now, das Bermuda Dreieck durchfliegen, und dann nochmal und nochmal. Später mutmaßt er, der Kapitän habe sich verflogen, und wähnt uns am Rande des Packeises.
    Der große Schatten holt uns ein, auch im Flugzeug wird es Nachmittag, dann Abend. Bei unserer Ankunft hat San José mit dem Abenteuer Tag schon Schluss gemacht. Fast wenigstens. Auf uns wartet allerdings noch eine Überraschung besonderer Art. Fortsetzung siehe Footprint 2.
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  • Day 12

    Sightseeing in Granada war der Plan …

    February 27, 2022 in Spain ⋅ ☁️ 13 °C

    Viele Wege führen nach Granada - wieder wählen wir den über die Berge, diesmal bewusst - jedoch ohne uns darüber klar zu sein, dass die Strecke uns über hunderte Serpentinen in schwindelnde Höhen von über 1200 Meter führen wird. So kommen Leute, die erst um 13 Uhr in Nerja losfahren, natürlich nicht wie geplant um 14 sondern erst um kurz vor 16 Uhr in Granada an. Zumal sie unterwegs auch noch permanent anhalten, denn an den unglaublich üppigen, unglaublich grünen Kiefern mit ihren riesigen gummiartigen Nadeln kommt man einfach nicht vorbei. Jedenfalls nicht an allen. Und an der übrigen Vegetation auch nicht. Gewürze im Nebel: Rosmarin mit winzigen blauen Blüten, Wacholder, Lavendel. Daneben Zapfengesträuch, Ginster, Oliven. Gelohnt hat sich die Fahrt also allemal. Nicht zuletzt der fantastischen Ausblicke wegen.
    Weiter unten wird es lieblich. Überraschung! Dass wir gerade hier so viele blühende Mandelbäume, Poesie in allen Rosa- und Weißtönen, sehen würden, damit haben wir nicht gerechnet.
    Granada liegt auf 625 Meter Höhe, am Fuß der Sierra Nevada. Die Stadt ist voller Menschen, voller Touristen, voller Studenten, und alle warten auf den Frühling. Doch die Platanen samt dem grauen vertrockneten Laub auf den Plätzen sagen Herbst, die prall behängten Orangenbäume sagen Winter, und das aktuelle Wetter bleibt an diesem Nachmittag jeden Hauch der ersehnten Jahreszeit mit dem Zweitnamen schuldig. Seit Tagen hat es in Südspanien abgebaut, macht gerade mal ein, zwei Stunden am Mittag den Himmel auf, um ein bisschen Sonne durchzulassen. Bei unserer Ankunft in Granada regnet es NOCH nicht.
    Wir haben die Klapp-E-Bikes ausgepackt und sind in Richtung Zentrum unterwegs. An die Achse der Gran Via de Colon reihen sich Universidad, die Alcaiceria (der Seidenmarkt) und die Kathedrale, die die Katholischen Könige 1521 genau an jener Stelle errichten ließen, an der zuvor die Hauptmoschee Granadas gestanden hatte. Rund um dien Dom klammern sich Souvenirshop an Souvenirshop. Auf der anderen Seite der Gran Via zweigen Sträßchen ab und verlieren sich in einem Gässchengewirr. Aber das bekommen wir später. Dass es für die Alhambra nicht oder nur von Weitem reicht, verschmerze ich - immerhin habe ich den Nasridenpalast aus dem 13. Jahrhundert samt Löwenbrunnen und Patio de los Arrayanes (Myrtenhof) bereits einmal besichtigt. Das ist 38 Sommer her, und ich weiß nicht mehr viel mehr, als dass ich von dem Bauwerk-Wunder hingerissen war, noch viel mehr aber von den Gärten mit ihrer Blütenpracht um Generalife, in denen ich einen kompletten Film verknipste, um später festzustellen, dass die Kamera ihn nicht transportiert hatte. Ich weinte einen ganzen Abend lang, suchte tags darauf noch einmal die Gärten auf, um den Fehler gut zu machen, doch ein Teil der Sommerblüte war verwelkt, der Garten nicht mehr der Gleiche und sein Charme keine zweites Mal einzufangen.
    Um die Alhambra wenigstens von ferne zu sehen, haben wir uns an diesem Nachmittag den Mirador de San Nicolas ausgesucht, einen Platz mit Kirche auf halber Höhe zwischen Stadtkern und Albaicin, der maurischen Altstadt. Dürfte doch nicht so schwer sein, den zu finden! Aber denkste! Nachdem uns klar geworden ist, dass die Auffahrt querfeldein durch die Gassen mit unseren Rädern aufgrund der vielen Treppen unmöglich ist, strampeln wir die hoppelige steile Fahrstraße empor, mittlerweile in einem kalten Regen, und erreichen Ewigkeiten später frisch geduscht und mit hängender Zunge die Mini-Place-du-Tertre, auf der sich an diesem Nachmittag halb Granada tummelt. Immerhin - der Ausblick auf Stadt und Alhambra lässt außer der verhangenen Sicht auf die Sierra Nevada nichts zu wünschen übrig - auch wenn wir ihn mit minimalerem Aufwand hätten haben können, hätten wir einen der roten Shuttlebusse oder Taxis genommen, die im Sekundentakt unter der Plattform halten. Bei der Rückfahrt den Berg hinab wünsche ich mir Handschuhe.
    In der Stadt haben sich die Flaneure mittlerweile verdoppelt, verdreifacht. Samstagabendstimmung. Was und wer hier wo alles feiern will! Ausgekühlt, wie wir sind, finden wir in einem der Seitengässchen der Gran Via, in dem sich ausgehungerte Ausgehhungrige aus aller Herren Länder drängeln, die von Julian wärmstens empfohlene Bodega Castaneda. Huh, wie toll, die haben Wärmelampen! Uns gerade recht, denn in ihrem Innern ist die Tapasbar gnadenlos überfüllt, Corona zur Freude, am Tresen gibt es nur Stehplätze. Wir ergattern gerade noch ein wackliges Tischchen outside. Für vier Personen gedacht und für zwei zu klein wird es uns mehrmals streitig gemacht, ehe Vino tinto und der erste Tapas vor uns landen. R kann zuerst nicht glauben, dass letzterer, wie häufig in Südspanien, gratis zum alkoholischen Getränk kredenzt wird. Die Kellner servieren mit freundlicher Lichtgeschwindigkeit, lange Sitzen ist hier nicht. Macht nichts. Nachdem Ensalada de casa und überbackene Aubergine ohne übermäßige Hast verspiesen sind und auch die letzte Wärmelampe an unserer Hauswand den Geist aufgegeben hat, machen wir unser Tischchen für Nachrücker frei, jünger und wahrscheinlich weniger verfroren als wir, die in einer Schlange anstehen. Der Regen bleibt uns auch auf der Fahrt zum Parkhaus treu.
    Fazit: Hierher möchte ich noch einmal kommen, zu einer Zeit, in der es wärmer ist UND sich weniger Touristen auf die Füße treten. Zwei Wünsche, die wohl unmöglich miteinander zu vereinbaren sind, ich weiß. Viva Granada!
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  • Day 8

    Auf der Straße nach Süden

    February 23, 2022 in Spain ⋅ ☁️ 18 °C

    Von Bolnuevo aus zieht sich eine kaum befahrene Autostrada endlos durch Karstgebirge, durch Land ohne Alles, ohne Grün, ohne Charme, ohne Dorf, ohne Wasser. Nur Sonne gibt es und Wind im Überfluss und viele Fragen: Was macht man mit so einem Land? Wozu ist das nütze? Sie sollten aufforsten, meint R, schon lange, das haben sie versäumt.
    Auch das Cabo de Gata am südwestlichsten Zipfel Spaniens wirkt eher karg und kahl. Eine Allee mit Eukalyptusbäumen, immerhin, vereinzelt Palmen. Auf fast jedem Hügel Mühlen-Torsos ohne Flügel, die früher den Wind gemahlen haben. Und Dörfer. San José, das mal ein verschlafenes weißes Fischerdorf gewesen sein soll und nun nur noch weiß ist mit aufstrebenden Tourismus, überall wird gebaut. Braucht man weiße Dörfer, wenn die Natur nichts zuwege bringt?, fragt R. Schön ist der Anblick der im Halbrund der Bucht ums tiefblaue Wasser gelagerten Häuschen allemal.
    Andalusien! Das Cabo gehört bereits dazu, ebenso wie die Stadt Almeria, die wir auf unserer Weiterfahrt links liegen lassen. Hier ist die Gegend in Plastikplanen verpackt, so weit das Auge reicht. Sieht aus wie Meer, ist aber keins. Unter seiner Oberfläche wird das Gemüse für halb Europa gezogen, ehe es in riesigen Trucks mit Schmitz-Anhängern auf Reisen geht. Die dunkle Seite der Tomate. Auch hier wieder Fragen: Was sind das für Leute, die hier für wen arbeiten, wie und wo leben sie? Eine Art Slum am Straßenrand mit behelfsmäßig aneinandergeduckten Zelten, die aussahen wie Plastikpakete, ehe wir vorhin zur Autobahn zurückgekehrt sind, hat uns Schlimmes ahnen lassen. 50, 60 Kilometer weiter bis hinter El Ejido reicht der Alptraum, dann werden die Plastikfelder kleiner und verlieren sich im steilen Gelände schließlich ganz. Machen einer Landschaft Platz, die man nach all den bisherigen Erlebnissen fast als lieblich bezeichnen könnte: In Terrassen angelegte Gärten und Weinberge, dazwischen Cortijos mit Erkern und Türmchen. Links das Meer. Costa Tropical. In der Ferne die weiße Stadt Motril mit dunkler Kathedrale auf dem Berg.
    Noch 60 Kilometer bis Malaga. Jenseits davon soll die Küste mit den Hochburgen Torremolinos und Marbella fest in der Hand des Massentourismus sein. So weit fahren wir aber nicht.
    Unsere Unterkunft etwas westlich von Nerja entpuppt sich als wunderschöne, aufs Vollständigste geschmackvoll eingerichtete Wohnung hoch über dem Meer mit Terrasse zum Verlaufen und auch sonst mindestens eine Nummer zu groß für uns. Was solls! Hier bringen uns für den Rest des Tages keine 10 Pferde mehr weg. Bei Vino tinto und Rs Leibspeise Tortellini blicken wir in den andalusischen Sonnenuntergang samt Abendrot.
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