Seidenstrasse 2024

April - May 2024
An open-ended adventure by Jeanine & Peter Read more
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  • Day 44

    Mit viel Speed über die Lagune flitzen

    Yesterday in Iran ⋅ ☁️ 15 °C

    Die Nacht verbrachten wir in Astara am Kaspischen Meer. Die Stadt liegt direkt an der Grenze zu Russland. Der Handel aus längst vergangenen Zeiten scheint sich in neuer Form zu etablieren. Am Strassenrand vor der Tankstelle warteten seit Tagen unzählige LKWs mit russischen Kennzeichen und zum Teil Europäischen Auflegern (NL) auf die Zollabfertigung... Weizenmehl werde eingeführt, Früchte und Gemüse exportiert. Bei der heutigen Befüllung unserer Dieseltanks waren wir wieder einmal froh, dass Sirus Preisverhandlungen für die gesamte Gruppe vornahm. Die Dieselpreise in Astara sind wegen der Grenznähe zu Russland höher. Pro Liter bezahlten wir 8 Cents.
    Auf dem Weg ins ungefähr 180 km entfernten Masule gabs heute ein gemeinsames Zwischenziel in Bandar Anzali, am Kaspischen Meer. Dort standen ab 13.30 Uhr fünf Taxis für uns bereit. Am Rande des wichtigsten Iranischen Handelshafen am Kaspischen Meer stiegen wird mit Schwimmwesten geschützt in kleine, alte Holzboote um. Angesagt war eine 45-minütige Bootsfahrt durch eine Lagune welche als das grösste Naturreservat im Iran zählt. Nicht nur die Bootsführer hatten ihren Spass, ihre "Nussschalen" mit viel Speed über das Wasser flitzen zu lassen. Der ornithologische Aspekt dieser Spritztour stand da nicht so im Vordergrund.
    Zurück zu unseren Fahrzeugen galt es nun, die restlichen Kilometer unter die Räder zu nehmen. Unterdessen hatte der Strassenverkehr stark zugenommen. In Rascht steckten wir mitten im Verkehrschaos fest.
    Wir waren froh, als wir endlich die Stadtmitte hinter uns liessen. Bei starkem Regen und aufkommender Dunkelheit erreichten wir endlich das mindestens 1000 Jahre alte Masuleh. Es ist eines der berühmtesten Dörfern im Iran. Morgen, nach dem Briefing werden wir das berühmte Dorf unter der Führung von Sirus besichtigen.
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  • Day 43

    Fünf Tage Staatstrauer angeordnet

    May 20 in Iran ⋅ ☁️ 15 °C

    Dima und Sirus organisierten für heute eine Tankbefüllungsaktion. Geld wechseln, telefonieren und eben das Tanken wird im Iran zu einer grösseren Herausforderung, wenn man nicht wie wir eine "Helferbande" im Hintergrund hat. Wir sind zum Beispiel auf die "Wechselstube Sirus" angewiesen. Weder unsere Kredit- noch Bankkarten können wir an Bankautomaten oder in Geschäften nutzen. Was das Tanken anbelangt erklärte uns Sirus, dass es eine spezielle Tankkarte braucht um an das flüssige Gold heran zu kommen. Milliarden Liter von Diesel und Benzin werden jährlich über die Grenzen in die Türkei, Afghanistan usw. geschmuggelt, weil es beinahe kostenfrei abgegeben wird. Um diesem Missbrauch einen Riegel zu schieben, gibt es nur noch Benzin und Diesel mit der Tankkarte, welche ausschliesslich Iraner erhalten. Wir bezahlten heute für 30 Liter Diesel umgerechnet etwa € 1.60. 😉
    Knappe 300 Kilometer Fahrt lag vor uns. Siedlungen mit mobilen Marktständen am Strassenrand, grössere Ortschaften, dazu der "normale" Verkehrswahnsinn und öde Landschaften auf holpriger Autobahn "bezwangen" wir mit unserem Giotti. Als Zwischenziel wählten wir die Stadt Sar Ayn, mit ihren Schwefelbädern. Die Bäder sahen nicht so anmächelig aus, an denen zogen wir vorbei. Doch die lebhafte Innenstadt mit ihren Geschäften und Beizchen zog mein Interesse auf sich. In einer einfachen Gaststätte gabs für uns eine "Kichererbsen-, Gemüse- und Fleischsuppe", dazu Fladenbrot. Der Koch bereitete diese Suppen draussen in kleinen Tongefässen zu. Er zeigte uns, wie das Fladenbrot hergestellt wird. Der Kellner musste uns ebenfalls eine Erklärung abgeben, wie man dieses Gericht isst. Im hinteren Bereich des Restaurants sassen zwei Iranerinnen. Sie kicherten vor sich hin...
    Wir fallen immer auf. Sei es auf der Strasse mit unserem Giotti, oder zu Fuss. Die meisten Menschen freuen sich und grüssen herzlich. Andere suchen das Gespräch, was ziemlich anstrengend, aber auch lustig sein kann. Zum Glück gibt es Übersetzungsprogramme auf den Handys! Umso fröhlicher und entspannter ist es dann, wenn plötzlich jemand aus der Gruppe auftaucht. So heute zweimal. Wir standen mitten im Verkehrschaos mit Giotti, als Franz neben uns mit einer Tortenschachtel in den Händen auftauchte. 😳 Die zweite lustige Begegnung hatten wir in Sar Ayn. In einem schönen Kleidergeschäft war ich gerade bei der Anprobe einer Hose, als ich die Stimme von Ruth hörte. Peter und Jean-Claude plauderten gemeinsam vor dem Geschäft, während wir hübsche, iranische Kleidung aussuchten und reich beladen wieder auf die Strasse traten.
    In Ardabil fiel uns die Trauerbeflaggung an den Strassenrändern und Überführungen auf. Ganz Iran wird während den nächsten fünf Tagen in Staatstrauer sein. Der iranische Präsident Raisi und acht weitere Menschen, darunter der Aussenminister des Landes, sind tot. Sie waren gestern in Iran mit einem Hubschrauber abgestürzt. Zur Ursache des Unglücks gibt es noch keine offiziellen Informationen.
    Die Maschine sei plötzlich bei dichtem Nebel vom Radar verschwunden.
    Wir sind heute in der Nähe der Gebirgskette, wo das Unglück geschah, durchgefahren. Auch wir fuhren zeitweise durch sehr dichten Nebel.
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  • Day 42

    Anarchische Verkehrsverhältnisse

    May 19 in Iran ⋅ ☀️ 16 °C

    Langsam gewöhnen wir uns ans frühe Aufstehen. Vor 6.00h waren wir bereits wieder auf den Beinen. Gut 260 Kilometer bis Tabriz lagen vor uns. Schnell gewöhnte sich Peter an die anarchischen Verhältnisse im Strassenverkehr und passte seinen Fahrstil gemässigt den gegebenen Verhältnissen an, wo es nötig war. Im Iran wird auf den Strassen gedrängelt, geschnitten und halsbrecherisch überholt. Dementsprechend sehen viele Autos ziemlich zerknittert aus. Innerorts werden aber drastische Mässigungsmassnahmen angewendet. "Schlafende Polizisten" in Form von hohen Asphaltbergen quer über der Fahrbahn werden selten mit Warnschildern angekündigt....
    Einer reizvollen und fruchtbaren Ebene, eingebettet in viel Gebirge, fuhren wir entlang. In einem lebhaften Dorf erstanden wir Früchte, Gemüse und Honig.
    In Tabriz angekommen hatten wir noch etwas Zeit für uns, damit wir fit, gestärkt und erholt uns ins Getümmel der knapp 1,56 Mio Einwohner zählenden Stadt mischen konnten. Vor dem Rathausplatz stiegen wir aus den Katakomben der U-Bahn hoch. Zügig führte uns Sirus
    direkt zur Blauen Moschee. Diese wurde 1465 für den Herrscher Jahan Schah errichtet. Heute kann man nur noch erahnen, wie schön diese Moschee einst gewesen war. Mit ihren verschlungenen türkisen Mosaiken galt die Moschee zu seiner Zeit zu den berühmtesten Gebäuden. Leider wurde sie 1773 bei einem Erdbeben schwer beschädigt. Die Restaurierung ging nur langsam vonstatten. Die wundervollen Fassadenmosaike sind nur noch teilweise vorhanden.
    Weiter gings direkt zum Basar. Der prächtige, labyrinthische Basar steht auf der UNESCO- Welterbe Liste. Er ist rund 7 km2 gross. In 24 Karawansereien unter 22 eindrucksvollen Kuppelhallen werden Teppiche, Gewürze, Leder, Gold- und Silberschmuck usw. angeboten. Da wir als Gruppe unterwegs waren, hatten wir kaum die Möglichkeit uns gross ins "Angebot" zu stürzen. Ein Eindruck bleibt aber in Erinnerung.
    Den Abend verbrachten wir gemeinsam im 5* Hotel "El Goli", bei lokalen Spezialitäten. Besonders die Lammhaxe mit Reisbeilage schmeckte fantastisch. 😉
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  • Day 41

    Herzlicher Empfang im Iran

    May 18 in Turkey ⋅ ☀️ 6 °C

    Bereits um 4.50h war bei uns heute Tagwach, damit wir ohne Gehetze um 7.00h bereit waren. Geplant war, dass wir die 17 Kilometer bis zur Iranischen Grenze zusammen im Konvoi fahren. Bereits ein paar Minuten vor der abgemachten Zeit zogen wir los.
    Am türkischen Grenzposten mussten wir unsere Fahrzeuge verlassen, um wie in einem Kuhgatter auf die Abfertigung zu warten. Es wurde genau kontrolliert, ob wir wirklich die Person sind, welche bei der Einreise in die Türkei fotografiert wurde. Bei mir schien der Zöllner zuerst etwas zu zögern...bei der Einreise wurde Giotti fotografiert und nicht mein Gesicht. 😞 Peter wartete eine viertel Stunde vor dem Grenzhäuschen. Für den türkischen Zöllner war eine Rauchpause angesagt, bis seine Ablösung kam.
    Als Mitfahrerin gings für mich zu Fuss weiter in Richtung iranische Grenzkontrolle. Mein Reisepass, das elektronische Visum und das Kopftuch waren griffbereit dabei. Dies alles mit allen anderen Mitfahrerinnen und Mitfahrer aus der Reisegruppe. Die Fahrer mussten zu den Fahrzeugen zurück.
    Direkt bei der Zollabfertigung wurden wir sehr herzlich von Sirus, unserem iranischen Guide empfangen. Danach war für uns "Fussvolk" Geduld angesagt. Bis die ersten Fahrzeuge aus unserer Gruppe die Türkei verlassen durften um anschliessend in den Iran einzureisen vergingen sicher zwei Stunden. Das ganze Prozedere dauerte schlussendlich gut sechs Stunden. Dima, Gerd und Sirus waren ziemlich gefordert, damit alle Teilnehmer über die Grenze durften.
    Beim Stellplatz in Maku erhielten wir SIM-Karten, eine mit 20 Mio Rial aufgeladene Debitkarte und in Bar 11 Mio Rial. Umgerechnet betragen diese 31'000'000 Rial 50 €.
    Nach dem Briefing zogen wir noch kurz los, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Es wird langsam immer anspruchsvoller: Weder die Zahlen, die Buchstaben noch das Persisch verstehen wir. Zum Glück sind die Iraner so freundlich, hilfsbereit und geduldig. Aber auch grosszügig: Beim Verlassen des Geschäftes schenkte uns ein Kunde Schokoladeriegel. Er freute sich so darüber, dass wir sein Land bereisen!
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  • Day 40

    Alkoholvorrat in Obhut bei Günai

    May 17 in Turkey ⋅ ⛅ 9 °C

    Ein reich beladener Tag stand uns bevor. Nach dem heftigen Gewitter der vergangenen Nacht mussten die warmen Kleider wieder hervorgeholt werden. Um 8.30h standen wir bereits bei der Bootsanlegestelle. Mit einem eher in die Jahre gekommenen Boot genossen wir eine schöne Fahrt auf dem Van-See. Der grösste See in der Türkei und grösste Sodasee weltweit präsentierte sich in wunderschönen Farbtönen, im Hintergrund immer die schneebedeckten 4000er Gipfel des Taurus- Gebirges. Der Van-See ist etwa 3700 Quadratkilometer gross und bis zu 450 Meter tief. Seine Oberfläche ist in den letzten Jahren um rund 1,5 Prozent geschrumpft. Für den anhaltenden Wasserverlust machen die Wisschenschaftler die steigenden Temperaturen und zu wenig Niederschlag verantwortlich.
    Die Behörden fordern inzwischen die örtlichen Landwirte auf, möglichst Pflanzen anzubauen, die nur wenig Wasser brauchen.
    Vor der kleinen und reizvollen Insel Akdamar legte das Boot an. Günai führte uns zur kunsthistorisch sehr interessanten armenischen Heiligkreuzkirche. Ihre Erbauung geht auf die Jahre 915-21 zurück. Die 15 m lange, 12,50 m breite Kreuzkuppelkirche steht inmitten von Mandelbäumen. Ihre Berühmtheit verdankt sie v.a. ihrem reichen Aussenschmuck aus Tuffstein. Die Szenen aus dem Alten Testament ( Adam und Eva, David und Goliath, Jonas mit dem Wal usw.) sind noch heute sehr gut erhalten.
    Bald nach der Rückkehr zum Stellplatz gings mit den eigenen Fahrzeugen gleich weiter. Es lag eine Fahrstrecke von 240 Kilometern vor uns bis nach Dogubayazit.
    Auf Empfehlung von Günai hin unterbrachen wir unsere Fahrt in Muradiye Şelalesi um eine kleine Rast bei dem schönen Bendimahi-Wasserfall zu machen.
    Bei Kaffee- und Pistazientaschen luden wir "unsere Batterien" auf, um gestärkt die noch fehlenden Kilomter hinter uns zu lassen.
    Ein riesiges Verkehrschaos erwartete uns in Dogubayazit. Es war Markttag und die Strasse, welche wir bis zu unserem nächsten Sightseeingpunkt wählen mussten, war gesperrt. Das Fahrkönnen und die starken Nerven von Peter bewährten sich hier mit Bravour. 😉
    Unser nächstes Ziel galt dem Ishak-Pascha-Palast. Auch dort herrschte ein grosses Tohuwabohu. Viele junge Türkinnen und Türken feierten in festlicher Kleidung ihr Schulabschluss.
    Bei einer interessanten Führung erfuhren wir die Geschichte des Palastes. Der Palast, wie aus 1001 Nacht, mit Festungsanlagen, Verliessen, Haremsgemächern und sogar historischen Toiletten und Beschneidungsanlagen wurde zwischen 1685 und 1784 durch den osmanischen Emir Doğubeyazit Çolak Abdi Pasa und seines Sohnes Isaak Paşa II. errichtet.
    Von den Haremszimmern aus konnten die Haremsfrauen durch Gitter über die wunderschöne Landschaft blicken. Sie lebten wie in einem goldenen Käfig. Die Frauen wurden als Staatsgeschenke überreicht. Besonders beliebt waren Frauen aus dem heutigen Schweden. Einmal im Harem, kamen sie nicht mehr frei.
    In einer kleinen Nische entdeckten wir ein Schwalbennest... ob sich wohl die Vögel ihrer Freiheit bewusst sind?
    Im abendlichen Briefing wurde der Grenzübertritt in den Iran erläutert und Günai verabschiedet. Er wird bei der nächsten Einreise in die Türkei im Herbst wieder zu uns stossen. Anschliessend gabs noch einen Schlummertrunk. Unsere Alkoholvorräte durften wir bei Günai in Obhut geben. Im Oktober sehen wir dann, wieviel noch da ist.
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  • Day 39

    Wir müssen Kilometer fressen...

    May 16 in Turkey ⋅ ☀️ 18 °C

    Ein Fahrtag mit ungefähr 400 Kilometern in den äussersten Osten der Türkei war angesagt. Dies bedeutete ziemlich zeitig aus den Federn zu steigen. Als Ziel galt der "Deniz-Camping" am Van See
    Von Mardin aus gings auf holprigen Strassen durch Städte mit den Namen Midyat, Hasankeyf, Batman, Bitlis... immer in Begleitung von fruchtbaren Ebenen und dem südöstlichen Taurusgebirge. Der Taurus ist ein rund 1500 km langer, in der Türkei gelegener Teil eines komplexen alpidischen Kettengebirgssystems in Vorderasien, dass das anatolische Hochland vom Mittelmeer und vom mesotopamischen Tiefland trennt.
    An den Strassenrändern feilschten Händler mit Salz um ihre Gunst und in den Teehäusern schlürften Männer in Gruppen ihren Çay. Früher spielten sie sicher noch mit Würfeln in diesen trauten Männerrunden. Heute hält fast jeder ein Handy in der Hand, während gestenreich diskutiert wird.
    Nach 300 Kilometern erreichten wir
    Tatvan. Die pulsierende Stadt ganz im Westen am Van See hat ausser vielen Geschäften und einer Uferpromenade wenig zu bieten. Für einen kurzen Zvieri-Halt gerade recht. Am Ufer fielen mir an einer Schnur hängende Ballone auf. Peter entdeckte drei Luftgewehre. Ballone abschiessen scheint dort als Spiel angeboten zu werden, wie bei uns an der Chilbi.
    Im Strand Cafe bestellten wir eine "Antep katmeri", anatolische Pistazientasche. Eine sehr köstliche Spezialität. Dazu türkischen Kaffee.
    Unterdessen trinkt Peter auch gerne den Türken Trank. Noch lagen 100 km Fahrt vor uns. Ich wählte im Internet über Bluetooth Srf 1 live. Zu Mundartpop fuhren wir dem Van See entlang. Grüne, saftige Wiesen, verhangene Schneeberge und der tiefblaue See liess in uns heimatliche Gefühle aufkommen.
    Pünktlich zur Briefingrunde trudelten allmählich die Fahrzeuge auf dem Stellplatz ein.
    Das Nachtessen nahmen wir in lieber Gesellschaft von Edith und Adrian bei uns "zu Hause " ein. Kaum nachdem sie sich verabschiedet hatten, zog ein stürmisches Gewitter über uns durch.
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  • Day 38

    Tagesreise rund um Mardin

    May 15 in Turkey ⋅ ☁️ 18 °C

    Bei fröhlichen Gesprächen und entspannter Stimmung in der Gruppe übten wir uns etwas in Geduld, bis der Bus mit einer Verspätung von einer halben Stunde beim Stellplatz eintraf. Ein volles Programm mit Besichtigungen in der Umgebung von Mardin war von Günai und der "Rennleitung" ausgearbeitet worden.
    Nur 7 km südöstlich von Mardin wurden wir von Günai durch das Deyrülzafran Manastırı (Ananiaskloster) oder "Safran-Kloster" geführt. Sein Name rührt daher, dass angeblich Blüten des Safrankrokusses beim Bau des Klosters im 5. Jh. in den Mörtel gemischt wurden. Mit Unterbrechungen residierte hier ab 1160 der Patriarch der syrisch-orthodoxen Kirche, bis der Hauptsitz ab 1933, wegen erschwerten Bedingungen in der Türkei nach Damaskus verlegt wurde. Heute leben hier noch ein Bischof und ein Mönch. Ein Knabeninternat, in welchem christliche Schüler, die vormittags staatliche Schulen besuchen, nachmittags in aramäischer Sprache und Liturgie unterrichtet werden, ist in der Klosteranlage integriert.
    Besonders die Krypta, in der bereits 4000 Jahre zuvor die Assyrer zum Sonnengott Šamaš gebetet haben faszinierte mich. Das Gewölbe aus Steinblöcken ist selbsttragend und kommt ohne Mörtel aus. Die schön gepflegte Klosteranlage mit ihren blühenden Oleander- und Jasminsträuchern und den Oliven-, Granatapfel- und Maulbeerbäumen erinnerte mich stark an die Natur im Mittelmeerraum.
    In Dara bestaunten wir die Überreste der spätantiken Festungsstadt Dara- Anastasiupolis, welche 505 von Kaiser Anastasius gegründet bzw. stark ausgebaut wurde.
    Beeindruckt haben uns die weitläufige Nekropole ( Bestattungsplatz) mit ihren Felsgräbern, die gut erhaltenen Kanäle und eine Zisterne, welche zwischendurch auch als Gefängnis diente.
    Die Weiterfahrt direkt an der Syrischen Grenze entlang machte uns gleich wieder bewusst, was für ein privilegiertes und freies Leben wir führen. Immer wieder hochgesicherte Wachposten sind zwischen einer 3 Meter hohen und 911 Kilometer langen Grenzmauer errichtet. Davor liegt mit Stacheldraht abgesichert ein Minenfeld. So wolle die türkische Regierung die Ein- und Ausreise von Terroristen, Rebellen und Flüchtlingen verhindern. Die Europäische Union beteiligte sich an der Finanzierung. Günai erklärte bei der Vorbeifahrt einer Stadt, dass wir uns hier in der ehemaligen Hochburg der PKK befanden. Heute werde es touristisch erschlossen
    ...fragt sich nur, wer hier Lust hat, Ferien zu verbringen. So viel Leid, Blutvergiessen und Armut prägt diese Gegend. Noch heute versuchen Syrier unter Lebensgefahr in die Türkei zu flüchten. In der Türkei leben momentan gegen 10 Millionen Immigranten.
    Nach so harter "Kost" führte uns die Reise weiter durch die schöne Landschaft des Tur Abdin bis nach Midyat. Wir bewunderten die prächtigen aus Naturstein gebauten Stadthäuser, in der Altstadt. Heute dienen einige dieser Villen als Hotels oder Restaurants.
    Im Bazarviertel erstand ich mir zwei Kopftücher mit "Blingbling" .
    Meine Hand liess ich mir mit einem Hennatattoo schmücken. Ebenso ein paar Frauen aus unserer Gruppe.
    Gegen Abend kehrten wir gut gelaunt und mit vielen Eindrücken zurück zu unseren Fahrzeugen. In Anbetracht des nahenden Grenzübertritts in den Iran müssen wir alle unseren Alkoholvorrat eliminieren. Grosszügig wurde bei interessanten Gesprächen Wein, Bier und Cognac herumgereicht. ...Die Keller sind noch nicht leer. 😉
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  • Day 37

    Immer mehr wie aus 1001 Nacht

    May 14 in Turkey ⋅ ☀️ 13 °C

    Da gestern das Wetter sehr unsicher war, wurde der Besuch des Nemrut Dağ auf heute Morgen verschoben. Im Vorfeld erfuhr ich, mit wie vielen Treppenstufen der Gipfel dieses windumtosten Berges hart erarbeitet werden muss. Deshalb klinkte ich mich für diesen Marsch aus. Der grösste Grabhügel der Welt liegt auf 2150 m.ü.Meer. Riesige Köpfe aus Stein überwachen ihn. Götterverehrung und Selbstvergötterung kuliminieren in dieser einzigartigen Gedenkstätte, die der kommagenische König Antiochus I. für sich selbst erschaffen hat.
    Peter kam ziemlich durchfroren, aber sehr beeindruckt von dieser "Morgengymnastik" zurück. Unterdessen genoss ich etwas die frühlingshafte Sonne und bewunderte die bereits blühenden und zart duftenden Rosen in der Hotelanlage und fantastische Fernsicht über das Taurusgebirge.
    Nach 10.00h nahmen wir die vor uns liegenden ca 247km unter die Räder. Tagesziel galt Mardin. Mardin ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Mardin im türkischen Teil Mesopotamiens. Die uralte Stadt aus dem 4. Jahrhundert liegt in Südostanatolien, rund 20 km nördlich der Grenze zu Syrien und nicht weit von der zum Irak.
    Auf der Hinfahrt waren immer mehr Wachtürme und Checkpoints der Armee und Polizei aufgestellt. Uns liessen sie immer weiterziehen. Von Günai erfuhren wir, dass die Polizisten sehr wenig Englisch sprechen und sie deshalb uns gar nicht erst kontrollieren.
    Um 16.30h wurde die ganze Gruppe von Günai wieder erwartet. Strammen Schrittes erklimmten wir die vielen Treppenstufen, bis wir oberhalb des Stellplatzes in die Altstadt von Mardin gelangten. Die Besichtigung der Koranschule war ein Highlight. Von der Dachterrasse aus schweifte unser Blick über die Stadt bis ins Nachbarland Syrien.
    Der anschliessende kurze Streifzug über den Bazar hätte ich sehr gerne etwas länger ausgekostet. Doch werden wir sicherlich noch einige Bazars auf dieser Reise besuchen...
    Nach einem Nachtessen bei Salat und Köfke gings für Peter und mich noch in ein Kaffeehaus, wie aus 1001 Nacht. Immer mehr Lichter erhellten den Nachthimmel. Das örtliche Nachtleben blühte allmählich auf.
    Den Rückweg über all die vielen Treppenstufen, durch dunkle Gässchen liess sogar bei Peter ein mulmiges Gefühl aufkommen. Katzen und dunkle Gestalten huschten an uns vorbei. Aus den Häusern hörte man Stimmen. Irgendwo im Dunkeln bellte und knurrte ein Hund.
    Wir waren froh, als endlich der Stellplatz und unser Giotti in Sichtweite waren.
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  • Day 36

    In der Wiege der heutigen Zivilisation

    May 13 in Turkey ⋅ ☁️ 9 °C

    Für den heutigen regnerischen Reisetag war der Nemrut Dağ angesagt. Wir konnten zwischen zwei Routen wählen. Beide Wege führten vorerst über Malatya. Anschliessend fuhren wir die Bergstrecke auf geteerten Strassen, da wir unseren Giotti noch etwas schonen wollten, über Adiyaman. Ein Teil der Gruppe bestritt 100 Kilometer Fahrt über den Nemrut Daği Nationalpark auf einer Schotterpiste.
    Bei viel Regen und manchmal dickem Nebel erwies sich die Strecke dennoch als sehr abwechslungsreich. Viel fruchtbares Land in satten grünen und erdigen Farbtönen zog an uns vorbei. Ab Malatya waren die grossen Schäden des verheerenden Erdbebens vom Februar 2023 immer noch ersichtlich. Strassen sind zum Teil noch gesperrt und befinden sich im Wiederaufbau. Viele neue Hochhäuser wurden innerhalb eines Jahres aus der Erde gestampft...daneben gibt es aber immer noch ganze Containersiedlungen als Not Unterkünfte.
    Bei schönem Wetter erreichten wir unseren Stellplatz, der auf einem Hotelgelände lag.
    Pünktlich um 15.00 Uhr wurden wir von zwei Minibussen abgeholt. Die Gegend um den Nemrut Dağ gehört zu Mesopotamien, das Zweistromland welches zwischen dem Euphrat und Tigris liegt. Die Wiege unserer heutigen Zivilisation. Es würde zu weit führen, wenn ich hier näher darauf eingehe...einige Spuren dieser hochentwickelten Kultur und Gesellschaft wurden uns aber vor Ort von Günai erläutert. Zuerst wurden wir auf den Karakuş-Hügel gefahren. Auf diesem Hügel liess der kommagenische König Mithradates II. (36-20 v. Chr.) für seine Mutter und andere weibliche Angehörige des Königshauses einen Grabhügel errichten. Flankiert wird der Tumulus ( Hügelgrab) von einer Löwensäule im Nordwesten, einer Stiersäule im Nordosten und der am besten erhaltenen Adlersäule im Süden. Von letzterer erhielt der Hügel seinen Namen: Karakuş = Adler.
    Weiter gings mit den Bussen zur Cendere-Brücke. Sie wurde unter dem Kaiser Septimius Severus (194-211 n.Chr.) erbaut. Rund 1800 Jahre tat sie tapfer ihre Dienste, bis ein vollbeladener Tanklaster die antike Brücke zum Einsturz brachte. Daraufhin wurde sie wieder neu aufgebaut.
    Zum Abschluss unserer interessanten und geschichtsträchtigen Führung hielten unsere Busse vor der mamelukischen Festung Yeni Kale aus dem 13. Jahrhundert. Langsam rauchte mir mein Kopf...so viel Geschichte in so nahem Umkreis.
    Nach einem sehr leckeren traditionellen Abendessen, Road-Bookbesprechung, anschliessender Fragestunde zur türkischen Geschichte mit Günai und dem Topinampur-Schnaps von Gerd war ich definitiv bettreif.
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  • Day 34

    Fusspflege mit Doktorfischen

    May 11 in Turkey ⋅ ☁️ 17 °C

    Die 22 Teilnehmer des "Rollenden Hotels" Rotel Touren auf dem Campingplatz trudelten langsam zu ihrem Frühstück al Fresco ein. Frisch war es sicherlich. Ein markanter Temperatursturz zog übers Land. Für uns nicht so relevant, da wir bereits nach 8.00h die Weiterreise angingen. Die Tagesetappe führte uns 320 Kilometer weiter östlich nach Kangal. Das Landschaftsbild veränderte sich allmählich. Die bizarren Felsformationen liessen wir hinter uns. Weite, grüne Ebenen mit weidenden Schafen und Kühen und in der Ferne Berge begleiteten unsere Fahrt. Zwischendurch empfanden wir die Natur als sehr karg, vielleicht sogar wie auf dem Mars....
    Kurz vor unserem Übernachtungsplatz besuchten wir eine von Dima empfohlene Kangal Hundezucht. Beim Kangal handelt es sich um einen türkischen Hirtenhund, dessen Vorfahren vermutlich schon vor über tausend Jahren mit den Menschen zusammenlebten. Besonders in Zentral- und Ostanatolien setzten Hirten ihn zum Schutz ihrer Schafherden ein. Aufgrund ihrer enormen Grösse bis zu einer Widerristhöhe von 80 Zentimetern und einem Gewicht zwischen 40 und 60 Kilogramm konnten die Hunde ihre Herden sogar gegen Wölfe und Bären verteidigen. Der Kangal gilt als stärkster Hund. Mit seiner Bisskraft übertrumpft er sogar einen Löwen.
    Der Kangal ist ein sehr eigenständiger Hund. Eine sehr konsequente Erziehung ist unerlässlich. In manchen Ländern wie zum Beispiel Dänemark ist die Einfuhr und Haltung eines Kangal verboten.
    Uns fiel auf, dass bei einigen der Hunde die Ohren coupiert sind. Günai erklärte mir, dass dies vorsichtshalber gemacht werde, damit den Hunden nicht die Ohren im Kampf gegen Wölfe abgebissen werden.
    Die meisten Hunde dort hinterliessen bei uns einen eher apathischen oder aggressiven Eindruck. Glückliche Hunde sehen anders aus.
    Unser Nachtplatz befindet sich auf dem Gelände des Baıklı - Cermik/ Psoriasis Thermal-/ Therapiezentrums. Es ist einmalig auf der Welt. Tausende von Fischen in Thermalbecken helfen, befallene Hautpartien zu regenerieren. Die zwei- bis 10 Zentimeter grossen Fische aus der Karpfenfamilie stürzten sich gleich schmatzend auf meine Füsse, als ich mir im 36- 37°C warmem Thermalwasser ein Fussbad gönnte.
    Für unsere Reisegruppe wurden zwei Becken nach dem Nachtessen reserviert. Männlein und Weiblein getrennt. Am ganzen Körper von Fischen angeknabbert zu werden reizten Peter und mich jedoch nicht.
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