Zu Besuch bei Freunden

December 2022 - February 2023
János hat gesagt: "Komm doch Silvester vorbei!" - Also komm ich Silvester vorbei.. Read more
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  • Day 18

    Wasserfall und Tarzan

    January 16, 2023 in Brazil ⋅ ⛅ 29 °C

    Bewegung. Bitter nötig nach zwei sehr satten Rio-Wochen. Hole mir ein Mountainbike und erkunde die Gegend zum nächstgelegenen Wasserfall. Möchte nicht an der Straße entlang fahren und entscheide mich für einen sehr abgelegenen Waldweg. Es fühlt sich nicht nach einem Weg an, aber die Neugier, ob es noch weitergeht und wenn ja wohin, ist größer. Suppe läuft. Als ich gegen 10:30h den Aufstieg geschafft habe und auf der anderen Seite des Hangs wieder herunter fahre, sehe ich auf der rechten Seite eine Siedlung. Scheiße. Hab ich mich in der Umgebung des kleinen Paratys zu sicher gefühlt? Das könnte ein Viertel sein, durch das ich vielleicht besser nicht durchfahre. Eine Lichtung gibt mir etwas Überblick, ich spähe ein wenig und überlege, was ich mache. Google Maps/Internet: keinen Empfang. Den ganzen Weg wieder hoch und zurück? Am Ende des Hangs komme ich in der Siedlung aus und kann die Hauptstraße sehen. Alles sieht verschlafen und friedlich aus. Hab ja ein Fahrrad. Schnell zur Hauptstraße. Alles gut. Wieder auf direktem Kurs zum Wasserfall.
    Nach einer kleinen Stärkung und verspätetem Frühstück am Wegesrand geht es die letzten Meter mit ordentlich Steigung hoch. Suppe läuft wieder. Als ich fahrend nach dem Weg schaue, werde ich von einem anderen Mountainbike überholt: "Hello Gringo.." und vorbei. Der will doch bestimmt auch dahin. Hinterher. Als wir die Fahrräder abstellen, zeigt er mir die letzten Meter zur Badestelle und wir kommen ins Gespräch. Erick, 20 Jahre, aus Sao Paulo, der in Paraty sein Glück versucht und vor seinem Arbeitstag in einer Sandwich-Bar am Wasserfall schwimmen will. Die Badestelle ist die Bergetappe wert. Eine Familie und Clique sind auch noch da.
    Über der tiefsten Stelle hängt ein langes Seil in den Baumschlingen, über das man sich wie Tarzan ins Wasser schwingen kann. Erick hat Übung und löst sich mit einem Salto vom Seil. Ich genieße die Abkühlung von der schweißtreibenden Fahrradfahrt und beobachte mehrere Akrobaten am Seil. Zum Abschluss höre ich auf meinen inneren Tarzan und schwinge mich ebenfalls ins Wasser.
    Als ich mit Erick zurück fahre, die Bestätigung: bin tatsächlich in die Favela Paratys gelangt, der Eindruck hat nicht getäuscht. Die Gauner waren wohl noch im Bett. 🙃
    Am Abend besuche ich Ericks Arbeitsstelle, die Sandwiches lassen ihn nicht im Stich! Er nimmt noch die Bestellung auf und verabschiedet sich dann in den Feierabend - Samba-Live-Band in der Altstadt. Die schaue ich mir nach meiner Mahlzeit auch noch an und falle dann ins Bett. Morgen endlich mal wieder Muskelkater! Herrlich.
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  • Day 20

    Weiter geht's

    January 18, 2023 in Brazil ⋅ ⛅ 27 °C

    Nach einem weiteren Sommerabend in Paraty geht es nun mit dem Bus nach São Paulo. Neben mir sitzt ein älterer Mann. Safari-Look mit Hut, einem langen weißen Bart. José hat zufällig mehrere Jahrzehnte in dem Viertel gewohnt, in dem mein Hostel für die nächsten Tage steht. Er empfiehlt mir netterweise eine Bar gleich um die Ecke. "Very good people, very good music". Außerdem zeigt er mir den Ausblick von seinem Balkon in einem Vorort von São Paulo, sowie eine zwei Meter lange Schlange auf seinem Grundstück, die er erschlagen musste 😂
    Am Abend läuft mir Joshua aus St. Gallen im Hostel über den Weg. Ich komme auf Anhieb super mit ihm zurecht. Ganz angenehm sich mal wieder auf deutsch zu unterhalten, auch wenn Joshua im Laufe des Abends halbernst vorschlägt, ob wir nicht englisch reden können. Hochdeutsch ist ihm zu anstrengend. "Rede ruhig für dich normal, das passt schon", sage ich ihm und es funktioniert.
    Wir werden in den nächsten drei Tagen die Bars in unserem angesagten Viertel testen, Sehenswürdigkeiten erkunden, seinen brasilianischen Studienkollegen treffen und viel Spaß haben.
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  • Day 23

    Tief im Westen

    January 21, 2023 in Brazil ⋅ ⛅ 26 °C

    Nach etwas Hin und Her in meinem Kopf hab ich mich dazu entschlossen die Iguazu Wasserfälle zu besuchen. Irgendwas in mir will da hin. Das bedeutet zwei sehr lange Busfahrten über Nacht, aber wenn man schon mal in Reichweite ist..
    Also geht's pünktlich zum Rückrundenstart der Bundesliga und mit drei Punkten für den VfL im Rücken tief in den Westen Brasiliens. Bisschen Kopfschmerzen vom letzten Abend mit Joshua hab ich noch..
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  • Day 24

    Grenzgänger

    January 22, 2023 in Brazil ⋅ ☁️ 30 °C

    Früh morgens und relativ pünktlich, stehe ich am Busbahnhof von Foz do Iguazu. Habe noch kurz vor der Fahrt umentschieden, eigentlich wollte ich einen Ort vorher raus und so hab ich auch gebucht. Meine Idee: ich bleib einfach sitzen oder liegen und stelle mich schlafend. Hat geklappt 🙊 Die Busfahrt war viel erholsamer als gedacht, ich konnte den Sitz unerwartet zu einem Bett umbauen. Will ich auch auf europäischen Straßen, sowas. Nur eins klappt nicht: Aus angenehmer Sonne in São Paulo mach Gewitter in Iguazu. Für einen Besuch im Naturpark möglicherweise unglücklich. Einladend ist so ein Wetter ja nie. Das gilt auch für das Ereignis, das mir geholfen hat, mich für die Fahrt in den Westen zu entscheiden.

    Joshua und ich spazieren am Tag zuvor in Sao Paulos japanischem Viertel um zu essen. Danach gerne noch ein paar weitere Sehenswürdigkeiten abklappern. Alles in Laufdistanz. Wir kommen wieder an der großen Kathedrale von São Paulo vorbei. Am Vortag war ich dort mit einer brasilianischen Hostelbekanntschaft und wusste, dass es hier vor allem für offensichtliche Ausländer etwas unangenehm werden kann. Viele Mittellose dort, die seit der Pandemie wieder mehr geworden sind. Ein Polizeicheckpoint ist zwar kurz vor der Kirche aufgebaut, aber so richtig sicher fühlt man sich an dem Ort nicht. Das gilt nicht für Joshua. Trägt so gut wie alles in seinem Brustbeutel, spaziert gestikulierend durch die Gegend und ist heute eine schwitzer-deutsche Frohnatur ohne die ganz großen Bedenken. Ich gelte zu Hause auch nicht als einer mit vielen Sorgen, aber Joshua ist echt anders unterwegs 😂. Natürlich teile ich meine Informationen von gestern, aber wir stecken uns gegenseitig an mit beidseitig Scherzen und Relativierungen. Na dann: weiter geht's. Joshua fragt mich nach dem Weg also trete ich über die Türschwelle eines Ladens, um auf mein Handy zu schauen. Als ich den Reißverschluss meiner Tasche ziehe, höre ich hinter mir einen kurzen und mittellauten Schrei, so als ob jemand erschrocken wurde. Tasche wieder zu und dem eher langsamen Blick über meine Schulter folgt maximaler Fokus: etwa 10 Meter hinter mir fängt Joshua seine Brusttasche auf und presst sie an seinen Körper. Er dreht schnurstracks um und geht blitzgescheit in Richtung Polizei. An die Polizei denke ich überhaupt nicht, sondern nur: "Jetzt nicht trennen" - also versuche ihn schnell gehend wieder einzuholen. An der kleinen Kreuzung vor dem Polizei-Checkpoint muss ich kurz auf Autos achten, da werde auch ich sehr innig an meiner Taille "umarmt". Mit Adrenalin am Anschlag bin jetzt an der Reihe mit Schreck-Schrei-Aufmerksamkeitsgetue. Der Gürtel meiner Bauchtasche ist verdeckt und sitzt fest genug. Ein tiefer Hüftschwung nach rechts reicht schon, um mich zu lösen. Wieder bei Josha und am Checkpoint.
    "I lug ihn noh a und er macht's trotzdem!" ist Joshua fassungslos. Er hatte das Getuschel der kleinen Gruppe zum Glück vorher gesehen und bemerkt deswegen den Typen direkt hinter ihm, noch bevor er ihm die Tasche vom Hals reißen will. Jetzt ist sein Gürtel zwar gerissen, aber die Tasche hat er noch. Nächstes Lokal, klarkommen, ein großes Bier und Taxi nach Hause.
    Danach gelingt uns noch ein sehr geselliger Abend mit Joshuas Studienkollegen, ist ja alles gut gegangen. Mein Hin und Her im Kopf, ob der weite Weg nach Iguazu eine gute Idee ist, hat sich auch erledigt. Ich trinke mit Josha bis halb sechs Bier, dann kommt sein Transfer zum Flughafen. Mit grenzwertigem Alkoholpegel geht's für ihn zum Flughafen und für mich ins Bett. Seine letzte Nachricht: "Scheisse ist das nervig😂"

    Dadurch und die Verheißung eines der sieben UNESCO-Naturwunder finde ich mich also frühmorgens in Iguazu wieder und überlege, ob ich mich vom Wetter abhalten lasse. Zwei amerikanische Freunde sind auch gerade angekommen und machen sich ähnliche Gedanken. Nach kurzem Gefahrenaustausch sitzen David aus Indiana, Salomon aus Chicago und Luca aus Köln an einer Bushaltestelle. Wir ziehen zusammen los und meine Güte, es hat sich gelohnt. Das Wetter klärt immer mehr auf und so bekommen wir - so gerade noch auf brasilianischem Boden - ein gutes Panorama auf die Wasserfälle, Blickrichtung Argentinien. Man wird dem Rauschen des Wassers immer näher gebracht und steht letztlich direkt am Eingang der Teufelsschlucht. Das ganze ist ziemlich beeindruckend. Allein die Bootstour verkneife ich mir und verschiebe sie im Kopf auf morgen.
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  • Day 25

    Weltmeisterliche Wasserfälle

    January 23, 2023 in Argentina ⋅ ⛅ 29 °C

    Ein neuer Tag, ein neuer Ausflug! Inhaltlich bleibt es zwar bei den gleichen Wasserfallen, wie zuvor, nur diesmal von der argentinischen Seite. Aus irgendwelchen Gründen hab ich gestern Abend auf der Terrasse des Hostels eine Führung gebucht via Airbnb. Das war auf jeden Fall das Wellness-Paket, durch die Rundumversorgung muss ich keinen Gedanken an Busverbindung, Grenzübertritt, Pesos oder andere Stolpersteine verschwenden. Alles routiniert geregelt. Auch inhaltlich ist die Führung eine gute Entscheidung, ohne sie hätte ich weniger gesehen und entdeckt. Dasselbe könnte man auch über den argentinischen Park sagen. "Ob das noch was ausmacht? Hab doch gestern bestimmt schon alles gesehen.." Ne man! Der Park ist deutlich größer, man kommt den Wasserfällen und seinen Schluchten viel näher und das sonnige Wetter ist auch ganz anders als gestern. Also dann - heute oder nie: die Schlauchmotorboot-Tour direkt an den Wasserfall. Wow!Read more

  • Day 25

    Ein Blick, drei Länder

    January 23, 2023 in Brazil ⋅ ⛅ 27 °C

    Weil das Wetter so gut ist, will ich den Sonnenuntergang versuchen. Ich folge der Empfehlung meines Wasserfall-Guides und besuche eine hohe Terrasse mit Blick auf Paraguay und Argentinien, getrennt durch den Rio-Parana und Iguazu-River. Die Aussicht ist etwas unspektakulärer als ich mir erhofft hatte, aber auch nicht schlecht! Zum Sonnenuntergang komme ich gerade noch rechtzeitig. Die Stimmung hier oben ist gut, bin überrascht wie viel los ist. Wenn nicht an der Promenade für Sonnenuntergang-Fotos, dann sitzt alles im Kreis um einen Obelisken und lässt sich zu lauter Musik von der Tänzern und Darstellern berieseln. Ich bleibe länger als ich dachte und plane zwischendurch meine morgige Weiterfahrt. Um 10 bin ich wieder zurück im Hotel und sehe Salomon an der Bar..Read more

  • Day 26

    Ciao Tetris Hostel

    January 24, 2023 in Brazil ⋅ ☀️ 34 °C

    Nach zwei Nächten verabschiede ich mich aus Iguazu in Richtung Florianopolis, zurück an die Ostküste. Zwei britische Zimmerkollegen wollen heute in den argentinischen Park und wissen nicht, wie sie an Pesos kommen sollen für den letzten Bus. Also bekommen sie mein Restgeld, vielleicht bringt es sie ja weiter. Ich packe meine Sachen, decke mich für die Busfahrt ein und sage goodbye zu Daniel und Solomon. Freue mich auf den Strand.Read more

  • Day 27

    Ferienort Florianópolis

    January 25, 2023 in Brazil ⋅ ☀️ 31 °C

    Angekommen im 'World Hostel'. Sachen abgelegt und etwas übermüdet am Strand die Zeit bis zum Check In überbrücken. Viel spanisch sprechende Menschen hier. Zurück im Hostel und eingerichtet in meinem Bett (zweite von drei Etagen), geht's in den Pool mit Internetradio - Bochum gegen Leverkusen hören und abkühlen.
    Im Laufe des Tages hänge ich mich an Patricio und Lucas, zwei Argentinier die sich mit Ben aus Israel unterhalten. Trotz Müdigkeit stimme ich zu später noch mit ihnen losziehen. Das es erst um 24 Uhr losgehen würde, ist mir erst später klar geworden, aber einen Rückzieher ist es mir auch nicht wert. Party-Time in einem Beach-Club. 40 min Busfahrt mehr oder weniger bergauf. Der Shuttle in den wir steigen, schafft es nicht hoch. Also alle alle raus und den nächsten Bus, der uns mittlerweile eingeholt hat. Die Gäste der Party sind fast ausschließlich Argentinier. "Floripa" scheint ein beliebter Ferienort zu sein. Die Fete funktioniert, mit etwas Pegel geht auch die Müdigkeit. Um kurz vor 7 bin ich zu Hause, Sonnenaufgang am Strand inklusive. Jetzt nur noch wieder in den zweiten Stock kommen.. 💤
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  • Day 28

    Shitface mit Alex und Jack

    January 26, 2023 in Brazil ⋅ ⛅ 28 °C

    Einigermaßen ausgeschlafen geht's in den zweiten Tag hier. Heute wieder Strand, diesmal auch mit Meerbad. Ein bisschen gekrachsel über einen kleinen Hügel mit Wald bringt mich zusammen mit Joao, Bene und Monica zu einem etwas weniger belebten Strand. Heute hab ich mich spontan dem Trio angeschlossen, als ich gesehen habe, dass sie sich auf den Weg zum Strand machen. Genau das richtige für einen Katertag. Gegen 17 Uhr bin ich zurück im Hostel, koche mir Pasta und setze mich nach einer Dusche zu Jack und Alex, die ich gestern zurücklassen musste als es mit den Argentiniern vorwärts ging. Jack ist sehr klein und Waliser. Alex ist sehr groß, langhaarig, schlacksig und Engländer. Die beiden kennen sich aus dem Studium. Haben während der Pandemie viel im Studentenheim aufeinander gehockt und sich nach ihrem Abschluss für eine gemeinsame Reise entschieden. Fünf Monate sollen es werden.
    Wir unterhalten uns über den Brexit, politische Zustände in unseren Ländern und unsere bisherige Route. Später verteilen die beiden Karten und erklären mir ihr Lieblingsspiel - "Shitface". Natürlich verliere ich die erste Runde. "Now you are the shitface" erklärt mir Alex mir leicht triumphierend. Ich muss lachen und - na gut - einen großen Schluck aus meinem Bier nehmen. Cheers.
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  • Day 36

    Angekommen und versackt

    February 3, 2023 in Uruguay ⋅ 🌧 23 °C

    Die Tagebuch-Funkstille ist hiermit beendet. Der Teufel hat mich in seinen Bann gezogen. Punta del Diablo war mir schon im Vorfeld der Reise im Bericht von Alinas Mutter aufgefallen, den mir Alina netterweise noch kurz vor Abfahrt hat zukommen lassen. Gut, dass mich diese Information erreicht hat. Als ich am 30. aus Floripa aufbreche ist für mich klar, dass ich jetzt genug von Brasilien gesehen habe und über die Grenze nach Uruguay möchte. Ursprünglich wollte ich noch ein oder zwei Zwischenstopps auf dem Weg nach Punta del Diablo machen. Doch mein Bauchgefühl sagt: Meter machen und zeitlich etwas mehr Spielraum gewinnen. Die Abstimmung beim Umstieg ist ganz günstig, also fahre ich um 14 Uhr aus Floripa los, komme um 21:30h in Porto Alegre an, kurzes Abendessen und ab 00:30h über Nacht bis um 09:00h weiter nach Chui. Von da aus noch eine Stunde bis Punta del Diablo.
    Die Fahrt hört sich anstrengender an, als sie es war und sollte sich lohnen.
    Zusammen mit Esmeralda belege ich ein Vierbett-Zimmer. Sie muss irgendwas zwischen 60 und 70 sein. Vom ersten Abend an fühle ich mich pudelwohl und irgendwie angekommen. Im Hostel gibt es eine angenehme Mischung von verschiedenen Generationen und Charakteren, der kleine Ort ist süß und entschleunigt, alle sind hier irgendwie im Urlaub. Auch die, die arbeiten. Überall laufen die Hunde frei rum und begleiten einen teilweise durch den halben Ort. Man trifft nach ein paar Aktivitäten seinen Surflehrer, Tätowierer, Mitbewohner oder was auch immer. Es wird zum running Gag, dass fast alle im Hostel, die die Zeit haben, länger bleiben als geplant und nach einigen Tagen auf Nachfrage schon nicht mehr wissen, wann sie angekommen sind und wie lange sie im Hostel wohnen. Zeitlich verschwimmt irgendwie alles. Mir geht es schnell ganz genau so und es ist angenehm den Rucksack mal etwas länger stehen lassen zu können.
    Nach zwei Nächten schreibe ich mit Henrik, einem Kumpel von der Arbeit. Er hat ein journalistisches Stipendium ergattert, recherchiert und interviewt in Uruguay für seine Reportage, was Deutschland sich in Sachen erneuerbare Energien und Cannabis-Legalisierung von Uruguay abschauen kann oder auch nicht. Wir hatten vorher ausgemacht, dass wir uns irgendwie treffen müssen, falls möglich.
    Am nächsten Tag ist er im Hostel und ich freue mich. Auch er kommt mit einem losen Zeitplan und jetzt ist es ein Duett: "Una noche mas, por favor". Ich kann mir dabei zuschauen, wie ich in diesem Ort versacke und es macht Spaß.
    Henrik und ich haben gutes Wetter, gesellige Tage sowie Abende, sind am Strand, lachen uns über Esmeraldas starken Charakter kaputt und lassen uns für eine Fete in ein Ferien-Apartment von drei Argentinierinnen einladen. Natürlich nehmen wir während all dem Henriks Arbeit ernst und testen das lokale Gras - aus Recherche-Zwecken versteht sich.
    Nach drei Nächten zieht Henrik weiter zu einem riesigen Staudamm in den Westen. Ich sage heute ein letztes Mal "Eine Nacht mehr" und überlege, ob ich trotz des Wetterwechsel nach Cabo Polonio weiterziehe. Alle hier empfehlen den abgelegen Ort ohne viel Elektrizität mitten in einem Naturpark. Auch Henrik kam aus der Richtung nach Punta del Diablo und meint, das muss man sehen. Ein Highlight sei die Hinfahrt, die letzten Meter sind nur mit dem Jeep zu bewältigen. Aber bei mittelmäßigem Wetter? Wenn dann ist es der mögliche Sternenhimmel, der mich lockt. Von der ganz langsamen Lebensart hab ich jetzt eigentlich genug getankt. Also doch direkt nach Punta del Este/Montevideo? Eine Nacht hab ich ja noch, um zu überlegen..
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