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  • Day 238

    Salento - Valle de Cocora

    February 3, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 21 °C

    Nach über zwei Monaten endlich mal wieder eine Wanderung, die diesen Titel verdient hat - etwa 11 km und 800 Höhenmeter durchs wunderschöne Valle de Cocora (und jaaa, es war anstrengend!).

    Los ging es um kurz nach acht mit dem in Salento üblichen Transportmittel - einem Jeep, der Willy genannt wird (warum auch immer?!).
    Offiziell fahren die Jeeps jede volle Stunde, inoffiziell, sobald sie voll sind. Voll heißt allerdings, dass drei Leute hinten auf der Stoßstange stehen...

    Schon kurz nach dem Start konnte ich die These von den Alpen mit Palmen bestätigen, als sogar noch Kühe auf der saftig grünen Wiese die Postkartenidylle vervollständigten.
    Ganz so idyllisch ging es aber nicht weiter, bzw. zwar schön, aber anstrengend. Durch den Nebelwald stieg der Pfad es über diverse wackelige Hängebrücken steil an.
    Ich war wirklich froh, dass generell Trockenzeit in Kolumbien ist und das Wetter heute ein echter Glückstreffer war - bei Regen verwandeln sich die Wege vermutlich in Schlammpisten, und man dürfte mehr schlittern als laufen. Aber wie gesagt, ich hatte perfekte Bedingungen.

    Nach anderthalb Stunden gab es einen kurzen Zwischenstopp mit Kakao auf einer Farm, die für ihre Kolibris bekannt ist (auf den Käse habe ich verzichtet - in Kolumbien ist Chocolate con Queso sehr beliebt! Ich kenne zwar auch Menschen, die Käse mit Nutella essen (gucke da niemanden an...), aber ich gehöre nicht dazu).
    Danach ging es weiter bergauf, raus aus dem Wald bis auf knapp 3000m, und schließlich hinab und hinein in den Bereich des Tals, für den all' die Touristen (und es waren wahrlich nicht wenige) kommen: Die Wachspalmen!

    Die Quindio-Wachspalme ist Nationalbaum Kolumbiens und die höchste Palmenart der Welt: Sie kann bis zu 60 Meter erreichen.
    Im Valle de Cocora steht sie unter Schutz, da das Tal zum Nationalpark Los Nevados gehört - ansonsten ist sie bedroht, weil das Land so katholisch ist: Die Palmen wurden früher gerne gefällt, um die Wedel für die Palmsonntagsprozessionen zu nutzen!
    Mir kam es so vor, als würde es sich um Plantagen handeln, da die Palmen in so gleichmäßigen Abständen wachsen - aber scheinbar ist das Wurzelwerk so groß, dass jede Palme für reichlich Platz um sich herum sorgt.

    Ein beeindruckender Anblick war es allemal, auch wenn ich den mit ziemlich vielen Menschen teilen durfte.
    Bin froh, dass ich relativ früh gestartet bin. Zum einen waren noch nicht so viele Leute unterwegs, zum anderen war es ganz angenehm, den steilen Anstieg nicht in der Mittagshitze in Angriff nehmen zu müssen.

    Zurück ging es dann wieder mit dem Willy, und den Nachmittag über habe ich in meinem Hotel in der Hängematte gechillt. Auf jeden Fall habe ich einmal mehr gemerkt, dass Wandern mich glücklich macht. Funktioniert jedes Mal wieder!

    Ich bitte um eure Vorschläge, wie man Wandern zu seinem Beruf machen kann... 😉💡
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  • Day 237

    Salento - in der 'Eje Cafetero'

    February 2, 2020 in Colombia ⋅ 🌧 20 °C

    Nach knapp 8 Stunden im Bus für etwa 250 km (ja, fast nepalische Geschwindigkeiten, aber die Straßen waren deutlich besser und der Bus hervorragend - schlängelte sich halt mal wieder hinter laaangsamen LKWs durch die Berge und viele einspurige Baustellen) bin ich gestern Abend in Salento angekommen - und habe es direkt genossen.
    Frische Luft, Ruhe und die erste Nacht seit fast vier Wochen, in der ich nicht geschwitzt habe! Dazu habe ich mir gestern ein Festmahl mit Rotwein und Pasta gegönnt (üblicherweise kaufe ich irgendwo einen Snack zum Mitnehmen, um mein Budget zu schonen, aber Ausnahmen müssen drinsitzen).

    Salento liegt in Kolumbiens 'Eje Cafetero', der 'Kaffeeachse' (auch Kaffeedreieck genannt) - also dem Gebiet, in dem auf einer Höhe zwischen 1200 und 2000 m der kolumbianische Kaffee angebaut wird. Kolumbien ist weltweit der drittgrößte Kaffeeproduzent (nach Brasilien und Vietnam)!
    Ein absolutes Muss in Salento ist also der Besuch einer Kaffeeplantage, was ich heute Morgen in Angrif genommen habe. Die Ocaso-Farm bietet stündliche Führungen auch auf Englisch, und bot mit etwa 5 km Entfernung die ideale Möglichkeit, mich mal wieder ein bisschen zu bewegen.

    Es war ein wirklich schöner Spaziergang durch eine unglaublich grüne, üppige Landschaft, entspannt bergab gemeinsam mit gefühlten tausend Mountainbikern - Salento ist an den Wochenenden ein beliebtes Ausflugsziel der Kolumbianer. Die Führung selbst war gut besucht; ich frage mich schon manchmal, wie viel Tripadvisor dazu beiträgt, dass sich die Touris an immer den gleichen Orten ballen. Vielleicht sollte ich mal etwas Abstand davon nehmen. ;) Davon abgesehen war es aber eine wirklich gute Tour, und wir haben einiges über den Kaffeeanbau gelernt (nächsten Abschnitt überspringen, falls es euch nicht interessiert):

    Ein Kaffeebaum hat eine Lebensdauer von etwa 20 Jahren. Er trägt circa 5 Jahre lang Früchte und benötigt dann eine Ruhephase von 2 Jahren.
    In Kolumbien wird fast ausschließlich die Sorte Arabica angebaut (beste Bedingungen), und da der Kaffee in den Bergen wächst, erfolgt die Ernte manuell.
    Es gibt zwei Haupternten im Jahr, und gerade ist keine Saison, weshalb man die roten Kaffeekirschen, wie die Früchte genannt werden, mit der Lupe suchen musste.
    Nach der Ernte wird die Schale von den Kirschen entfernt und die Bohnen (in der Regel zwei pro Kirsche) gewaschen und getrocknet. Danach wird auch die Schale der Bohnen entfernt - damit sind sie im Prinzip auch schon fertig für den Export.
    Daneben gibt es noch weitere spezielle Verarbeitungsarten, um andere Aromen zu erhalten - so können die Bohnen z. B. in der Kirsche getrocknet werden oder es wird auf den Prozess des Waschens verzichtet. Während des Waschens wird normalerweise der Kaffee in Güteklassen unterteilt - Bohnen der ersten Güteklasse sinken, die der zweiten Klasse schwimmen.
    In Kolumbien wird fast die gesamte Ernte der ersten Güteklasse exportiert, klar. Die zweite Klasse muss stärker geröstet werden, um die Mängel der Bohne auszugleichen, weshalb der kolumbianische Kaffe relativ bitter schmeckt. Unser Probe-Kaffee nach der Tour war aber natürlich Top-Qualität. ;)

    Der Rückweg war dann deutlich anstrengender - ging halt wieder rauf, und auch wenn es insgesamt nur 300 Höhenmeter waren, habe ich doch gemerkt, dass ich nicht mehr im Training bin. Allerdings hatte ich tolle Gesellschaft! Nein, nicht von den anderen Teilnehmern, die sind ausnahmslos mit dem Auto zurück nach Salento. Aber mich hat auf dem Hinweg schon fast eine halbe Stunde lang ein Hund begleitet. Stand auf dem Weg, guckte mich an, als ob er auf mich gewartet hätte, und lief dann bis zur Farm mit mir. Dort legte er sich hin, döste ein bisschen, und war nach fast 2 Stunden wieder zur Stelle, als ich mich auf den Rückweg machen wollte. Wirklich faszinierend! Er ist immer mal wieder ein bisschen vorausgelaufen, dann stehengeblieben und hat auf mich gewartet. Am gleichen Ort, wo er mich getroffen hat, hat er mich dann auch wieder verlassen. ;) Ich hab' mich kaputtgelacht. Eine treue Seele!
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  • Day 235

    Medellín - zweite Woche

    January 31, 2020 in Colombia ⋅ 🌧 25 °C

    Zwei Wochen Sprachkurs geschafft! Eigentlich war mein Plan, 3-4 Wochen zu machen.
    Aber zum einen geht mein Flieger Richtung Santiago de Chile in 3 Wochen, und ich möchte noch ein bisschen was sehen, und zum anderen will ich aus der Stadt raus.
    2,5 Wochen in der Großstadt, viel Zeit drinnen und sitzend verbracht, wenig Bewegung - reicht jetzt.
    Außerdem kann ich mein Spanisch auf dem jetzigen Level auch selbst verbessern, indem ich anfange, zu lesen oder Podcasts zu hören.
    Die guten Vorsätze sind da, mal sehen, wie lange sie halten. 😉

    Nach der Schule habe ich in dieser Woche nicht mehr allzu viel gemacht. Am Dienstag waren wir bei einem Fußballspiel, mitten zwischen den Hardcore-Fans von Independiente Medellín. Das Stadion war zwar mehr als halb leer, die Stimmung aber trotzdem famos. Irgendwann möchte ich das noch mal vor ausverkaufter Kulisse sehen!

    Außerdem habe ich drei Stunden Salsa-Unterricht genommen (man muss ja ab und zu mal seine Komfortzone verlassen). Gebracht hat es leider nicht allzuviel, da meine Lehrerin etwa die Hälfte der Zeit versucht hat, mir zu erklären, wie genau ich meine Hüften bewegen und meinen Oberkörper kreisen lassen soll. Ich habe ja immer noch die These, dass manche Bewegungen einfach angeboren und für Nordeuropäer nicht zu erlernen sind...
    Ganz interessant fande ich ihre Theorie, dass man beim Tanzen die Persönlichkeit eines Menschen erkennen kann. Und ja, dass ich ein Kontrollfreak bin, kann ich nicht leugnen. 😊

    Morgen geht es für mich weiter in Richtung Salento - angeblich wie Österreich, nur mit Palmen. Ich freue mich darauf!
    Dann gibt es hier auch wieder mehr zu sehen und zu lesen!

    PS: Habe diese Woche überlegt, dass ich viel zu wenig ausnutze, tun und lassen zu können, was immer ich möchte. Also falls ihr noch gute Ideen habt oder mir erzählen möchtet, was ihr immer schon mal machen wolltet, wenn es sicher keiner mitbekommt, meldet euch (muss ja nicht in den offiziellen Kommentaren hier sein 😉).
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  • Day 230

    Medellín - Wochenende

    January 26, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 24 °C

    Mein Wochenende war gemischt. Ein perfekter Start am Samstagmorgen - Paragliden in San Felix, einem kleinen Örtchen nordwestlich von Medellín.
    Ich bin mit zwei 'Schulkameraden' (klingt echt lustig) hingefahren, so dass wir uns die ohnehin günstigen Taxikosten (hin und zurück, jeweils 45 Minuten, haben insgesamt etwa 17 Euro gekostet) teilen konnten. Ich habe das Paragliden 2018 in Oberstdorf ausprobiert, und es hat mir gefallen, war aber viel zu teuer für eine Wiederholung.
    In Kolumbien kostet der Spaß nicht mal ein Drittel! Und im Gegensatz zu Oberstdorf, wo es vom Berg ins Tal ging, sind wir hier zunächst aufgestiegen, und dann nach zwanzig Minuten auf dem gleichen Platz wieder gelandet, mit wunderschönen Blicken ins Aburrá-Tal. Ich habe den Flug, die Stille, die Natur und die deutlich frischere Luft richtig genossen!

    Den Rest des Tages habe ich im Prinzip nur gegammelt. Bisschen durch die Straßen geschlendert, eingekauft, gegessen (die Küche ist ziemlich fleischlastig und man isst möglichst alles frittiert - aber da wir hier im Touri-Viertel sind, gibt es von Falafel bis Sushi alles) und war nicht wirklich produktiv.

    Heute Morgen war ich im Parque Arví, einem Naturpark im Nordosten von Medellín, der deutlich höher als die Stadt liegt und mit der Seilbahn zu erreichen ist.
    Für die Aussicht hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Allerdings wollte ich eigentlich mal wieder ein bisschen wandern, aber der freundliche Parkmitarbeiter sagte mir, dass die abgelegeneren Wege alleine zu gefährlich seien. Und auf den nicht abgelegenen Wegen gab es die reinste Völkerwanderung (und es waren mehr Straßen als Pfade), so dass ich mir das gespart habe.
    Ein bisschen schade, die Stadt ist umgeben von Bergen, aber alleine zu wandern empfiehlt sich hier einfach nicht. Habe ein bisschen recherchiert und überall Warnungen gefunden, dass es zu Überfällen kommen könnte. Und das muss ich dann doch nicht riskieren. ;)

    Also bin ich wieder ins Tal gegondelt, habe Mittagspause in Envigado, einem kleinen Ort im Süden, gemacht und mich mit einem frischen Milchshake und einem Crepe auf den Marktplatz gesetzt, Leute beobachten. Und ein bisschen Spanisch üben, denn eine Gringa alleine zieht in der Regel Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings meistens die der falschen Leute. ;)

    Den Nachmittag habe ich dann im Museum Casa de la Memoria verbracht. Rein informationstechnisch hatte ich etwas mehr erwartet. allerdings war das Museum sehr gut und modern aufgemacht und hat sich vor allem auf die Opfer der letzten Jahrzehnte konzentriert. Und das war schon bedrückend. Und hat mir einmal mehr klargemacht, dass wirklich fast ausnahmslos jede Familie von den Konflikten und der Gewalt betroffen war. Im Kopf geblieben ist mir die Geschichte eines Mannes, der 1990 mit Freunden in einer Bar saß, als vermummte und bewaffnete Männer alle Gäste der Bar nach draußen bugsiert und auf dem Parkplatz erschossen haben. Bis heute weiß man nicht, ob es Mitglieder einer linken Gruppierung waren, die einfach eine Wut auf die höheren Klassen hatten, oder Regierungstruppen. Massaker, Morde, Entführungen, Vergewaltigungen, Vertreibungen - vieles scheint sehr willkürlich passiert zu sein, und von allen beteiligten Parteien. Auch heute gibt es im Übrigen noch Regionen in Kolumbien, die tabu und jeglicher staatlicher Kontrolle entzogen sind.
    Das Thema ist also immer noch aktuell - und der Frieden, auf den man zumindest in Teilen Kolumbiens gehofft hatte, nachdem vor einigen Jahren ein Friedensabkommen mit der Guerilla-Gruppierung der FARC geschlossen wurde, ist momentan wieder stärker in Gefahr, da der aktuelle Präsident sich nicht daran gebunden fühlt.

    Ein sehr komisches Gefühl, zu wissen, wie viel Unruhe, Konflikt- und Gewaltpotential immer noch vorhanden ist, während ich mich zugleich in den Gegenden Medellíns, in denen ich mich bisher aufgehalten habe, so sicher fühle wie in jeder europäischen Großstadt...
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  • Day 228

    Medellín - die erste Woche

    January 24, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 25 °C

    Erstmal ein großes 'Uff!'.
    Ich bin ganz schön erledigt. Mein letzter Besuch in einer Lehranstalt liegt fast 11 Jahre zurück, und ich glaube, ich muss mich erst mal wieder an das Gefühl gewöhnen...
    Aber der Reihe nach.

    Am Sonntag bin ich umgezogen, von meinem kleinen Hotel im Stadtteil 'Los Colores' in das zur Schule gehörende Hostel im Touristenviertel 'El Poblado'.
    Habe einen langen Spaziergang gemacht und festgestellt, dass die Gegend eine einzige Partyzone ist. Hostels, Bars, Clubs und Restaurants en Masse.
    Auch die ersten Gespräche im Hostel haben diesen Eindruck bestärkt - und leider auch meine Befürchtungen hinsichtlich der Altersstruktur der anderen Sprachschüler. ;)
    Mit 36 bin ich etwa 10 Jahre älter als der Durchschnitt, und die Mehrheit gehört zur globalen Backpacker-Bubble, wie ich sie mal nennen möchte.
    Gespräche drehen sich viel darum, wo man am besten feiern geht, wo der Alkohol am günstigsten und die Partys am legendärsten sind (mal abgesehen davon, wo man in Kolumbien schon war, was die nächsten Ziele sind, wie viele Monate man unterwegs ist und wie viel von der Welt man generell schon gesehen hat).
    Ich denke mit etwas Sehnsucht an den Camino zurück und weiß im Nachhinein die Diversität der Menschen, die man dort getroffen hat, noch viel mehr zu schäzen.

    Aber ich bin ja zum einen vorrangig zum Lernen hier und zum anderen kann und will ich nicht typisch Deutsch sein und nur nach den Mängeln suchen. ;)
    Einen muss ich dennoch kurz aufgreifen, und das ist der Mangel an Privatsphäre und Platz. Das Hostel ist sehr beengt, vor allem hat man abgesehen von seiner Schlafkoje nicht wirklich Gelegenheit, irgendwo zu entspannen oder zu lernen. Die versprochene Ruhe (weil ja alle 'lernen' wollen) kehrt auch nicht wirklich ein, da für viele die Party wesentlich wichtiger ist, als der Unterricht. Und da bin ich dann vielleicht doch typisch Deutsch, jedenfalls möchte ich auch etwas lernen, wenn ich schon dafür bezahle (und 3 Wochen in der Großstadt verbringe, statt zu wandern). ;)
    Ab Freitag werde ich daher umziehen, habe ein Zimmer über Airbnb gebucht. Das kostet mich zwar umgerechnet etwa 13 Euro pro Nacht, im Vergleich zu gut 5 Euro für das Hostelbett, aber ich habe Ruhe, Platz und ein eigenes Badezimmer sowie einen Schreibtisch, um brav meine Hausaufgaben zu erledigen.

    Und damit sind wir auch schon beim Thema Unterricht: Ich habe täglich von 9 bis 13 Uhr Gruppenunterricht sowie eine Stunde Einzelunterricht am Nachmittag.
    Nach einem Einstufungstest sind wir alle einem bestimmten Niveau zugeordnet worden, allerdings hat mir meine Lehrerin nach dem ersten Tag dringend geraten, in eine höhere Gruppe zu wechseln. Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Bin zwar auch in dieser Gruppe noch die Beste (wenn ich das mal so sagen darf), aber es ist gut, meine Grammatikkenntnisse wieder aufzufrischen. Ansonsten bin ich total überrascht, welch großer Teil meiner Spanischkenntnisse sich bereits den Weg aus den hintersten Winkeln meines Gehirns ans Licht gebahnt hat. Abgesehen von ein paar (immer gleichen) Sätzen auf dem Camino habe ich seit fast 12 Jahren kein Spanisch mehr gesprochen. Aber es scheint doch noch jede Menge hängengeblieben zu sein, vor allem ein Gefühl dafür, was richtig und falsch klingt. Ich frage mich, wie viel Wissen und Fähigkeiten sonst noch so in uns allen schlummern, passiv zwar, aber offensichtlich doch ziemlich schnell wieder zum Leben zu erwecken?

    Meine Einzelstunden sind reine Konversation, was auch sehr hilfreich ist. Da ich vor allem erzählen muss, kennt mein Lehrer inzwischen meine halbe Lebensgeschichte - allerdings sprechen wir auch viel über Kolumbien, seine Politik und Geschichte, was eine angenehme Abwechslung zum sonstigen Smalltalk ist (der mir ja ohnehin weder besonders liegt noch gefällt).

    Außerhalb des Unterrichts konnte ich in dieser Woche nicht allzu viel unternehmen, da meine Einzelstunden alle um 15.30 Uhr stattfanden. Gegen 18.30 Uhr ist es dunkel, und im Dunkeln sollte man wie in den meisten Städten nicht unbedingt alleine unterwegs sein. Für die nächste Woche habe ich allerdings um ein paar 'freie' Nachmittage gebeten, damit ich noch ein bisschen mehr von Medellín sehen kann.
    Aber auch so war die Woche für mich voll genug - am Montag waren wir mit ein paar Leuten im Escape Room, am Mittwoch haben wir Tejo gespielt.
    Tejo ist Nationalsport in Kolumbien und merkwürdig, aber unterhaltsam. Ziel des Spiels ist es, eine steinerne Scheibe so in ein Lehmfeld zu werfen, dass er eine mit Schwarzpulver gefüllte Tasche trifft, woraufhin es zu einer kleinen Explosion kommt. ;) Falls kein Spieler eine Explosion zustande bringt, gewinnt derjenige, dessen Stein am nächsten an der Mitte liegt. Gespielt wird in Gruppen und scheinbar ist es quasi Pflicht, dabei zu trinken. Ich habe mich allerdings mit ein paar Bier begnügt.

    Gestern Abend gab es eine Stunde Salsa für Anfänger, die alle ziemlich ins Schwitzen gebracht hat, und im Anschluss ebenfalls noch algunas cervezas, und heute Abend werde ich die Ruhe in meinem neuen Zuhause genießen. Vom Wochenende gibt es dann hoffentlich ein paar mehr Fotos!
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  • Day 222

    Medellín - die Früchte

    January 18, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 23 °C

    Heute ohne viel Text - habe heute Morgen eine 'Exotic Fruit Tour' auf dem zweitgrößten Markt Medellíns gemacht.
    Glücklicherweise gab es direkt Namenskärtchen dazu, ansonsten hätte ich mir das niemals alles merken können.
    Die Vielfalt ist beeindruckend, alles wächst im Land selbst und ist sooo preisgünstig...
    Kolumbien ist nebenbei bemerkt das Land mit der zweithöchsten Biodiversität, nach Brasilien.

    Nachmittags war ich noch kurz im kolumbianischen Kunstmuseum, und jetzt relaxe ich ein bisschen, nachdem ich mich pflichtgemäß bei meinen Hotel-Gastgebern angemeldet habe.
    Gestern haben sie wohl nicht mitbekommen, dass ich wieder da war, und sich die ganze Nacht Sorgen um mich gemacht. In Puncto Sicherheit kann ich dieses Hotel jedenfalls nur weiterempfehlen. ;)
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  • Day 219

    Medellín - erste Eindrücke

    January 15, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 26 °C

    Nachdem ich Mittwochabend gegen 23 Uhr im Hotel war (problemlose Reise, abgesehen von einem ziemlich abgehetzten Transit in Bogotá), habe ich es Donnerstag erst mal ruhig angehen lassen und mich in Ruhe mit dem fremden Land vertraut gemacht. ;)
    Das Viertel, in dem mein Hotel liegt, ist eine eher gehobene Wohngegend, und macht einen sehr sicheren Eindruck (außerdem hat mir mein Gastgeber das bereits gefühlte 10 x bestätigt, zusammen mit weiteren wichtigen Infos, wie der Tatsache, dass er halber Venezolaner und Venezuela eigentlich viel schöner als Kolumbien ist, oder dass er 6 Kinder mit 4 Frauen hat... ihr versteht. Ich verstehe zum Glück nur maximal die Hälfte und kann mich immer mit Nicken und Lächeln retten. Englisch spricht er nämlich nicht).
    Habe mich also erst mal auf die Suche nach Geldautomaten und Supermärkten gemacht sowie mir eine kolumbianische SIM-Card besorgt (nicht mehr daran gewöhnt, dass Roaming außerhalb der EU Geld kostet, habe ich in den 2 Stunden nach meiner Ankunft in Curacao bereits den Maximalbetrag von 60! Euro versurft...Anfängerfehler).
    An die neue Währung muss ich mich definitiv noch gewöhnen. Alles erscheint unglaublich teuer und ist unglaublich günstig. Für einen Kaffee, zwei Empanadas und ein frisches Milchshake habe ich heute 9400 Pesos bezahlt - umgerechnet etwa 2,50 Euro.

    Heute morgen habe ich mich zu einer kostenlosen Stadtführung angemeldet; 3 1/2 sehr interessante Stunden.
    Medellín hat nicht wirklich viele Sehenswürdigkeiten, zumindest nicht im Zentrum, aber der Fokus lag auch mehr auf der wechselhaften Geschichte der Stadt bzw. Kolumbiens.
    Dazu verfasse ich aber noch mal einen separaten Bericht, da es wirklich ein sehr komplexes Thema ist, und ich mir zudem auch noch die ˋCasa de la memoriaˋ anschauen möchte, ein Museum, dass sich mit der Drogenvergangenheit Medellíns beschäftigt. Fast jeder Einwohner hat persönliche bzw. familiäre Schicksalsschläge erlitten, und die Probleme der jüngeren Vergangenheit werden von der Bevölkerung weitestgehend verdrängt. Das geht so weit, dass die Guides bei den Stadtführungen bestimmte Namen (wie z. B. Pablo Escobar) nicht über das Mikrofon aussprechen, um Auseinandersetzungen zu vermeiden. Aus dem gleichen Grund werden die Führungen auch nur auf Englisch, nicht auf Spanisch durchgeführt.
    Ich denke, das sagt schon einiges aus.

    Jegliche politische Diskussion mit Kolumbianern werde ich also tunlichst vermeiden ;) - selbst wenn mein Spanisch nach dem Sprachkurs dazu ausreichen sollte.
    Bisher komme ich jedenfalls ganz gut klar, auch wenn ich wenig verstehe. Aber fürs Einkaufen und Nach-dem-Weg-fragen reicht es allemal.
    Hinzu kommt, dass sämtliche Kolumbianer, die ich bisher getroffen habe, unfassbar freundlich sind. Selbst solche, die in anderen Ländern schon berufsbedingt grimmig sind, wie Sicherheits- oder Flughafenpersonal. Der ältere Herr, der mich bei der Einreise in Bogotá kontrolliert hat, war jedenfalls die Herzlichkeit in Person und hat mir eine wundervolle Zeit in Kolumbien gewünscht - das kann ja eigentlich nur klappen. ;)
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  • Day 218

    Curacao!

    January 14, 2020 in Curacao ⋅ ⛅ 27 °C

    Was nimmt man aus 8 Tagen Curacao mit, wenn die Grundstimmung eher getrübt ist?

    Zum einen, dass es Dinge gibt, die immer guttun. Wandern, zum Beispiel. Auch wenn es überwiegend eher Spaziergänge durch die nähere Umgebung waren, da mein Budget nur für einen Tag Mietwagen reichte. Ich bin von Willemstad zurück zum Hostel gelaufen, an der Küste entlang, über Pfade, die sicher schon lange kein Tourist mehr gesehen hat.
    Ich habe den Kabrietenberg auf der Halbinsel Caracasbaai erklommen (die gesamten 78 Meter ;)), allerdings erst im zweiten Versuch, da auch hier die Wege versteckt und halb zugewuchert waren. Ebenfalls ohne eine Menschenseele in Sichtweite. Und schließlich war ich auf dem Christoffelberg, der höchsten Erhebung Curacaos. Nicht alleine, aber zum Glück früh genug, um die Massen zu vermeiden (bin um 7 gestartet, ab 10 darf man ohnehin nicht mehr aufsteigen, weil die Hitze zu gefährlich ist).
    Ich habe festgestellt, dass es auf einer Insel mit vielen Kakteen, Dornenbüschen und spitzem Vulkangestein ohne Schrammen nicht geht. Und im Januar offensichtlich auch nicht, ohne auf jeder Wanderung mindestens einmal von einem tropischen Regenguss bis auf die Haut durchnässt zu werden. Aber ich habe auch festgestellt, dass die vielen bunten Vögel, das permanente Geraschel der Leguane in den Büschen und der Wind, der einen ruckzuck wieder trocknet, das Ganze trotzdem zu einem tollen Erlebnis machen.
    Was mir außerdem wirklich gut tat, war das Schnorcheln. Mit exakt null Erfahrung konnte ich trotzdem nahe dem Hostel an der Tug Boat Bay nicht nur Korallen und hunderte von Fischen, sondern auch ein versunkenes Schiff beobachten und die Ruhe und den Frieden unter Wasser genießen. Und mir den Rücken verbrennen, natürlich. ;)

    Natur ist auf jeden Fall für mich immer noch wertvoller als Kultur, auch wenn mein Besuch in Willemstad (ich war im Sklavereimuesum und in einer Tropfsteinhöhle....also auch wieder Natur) ebenfalls interessant war.

    Zum anderen habe ich gelernt, dass Mountainbiken nicht mein neues Hobby wird. Da man im Hostel gratis Räder leihen konnte, habe ich's zumindest mal versucht.
    Aber so richtig sinnvoll ist es nicht, wenn man sich die Hügel hochquält um dann bergab zu schieben, weil man zu ängstlich ist. ;)
    Und vielleicht ist es ein Zeichen, dass mir beim ersten Versuch die Kette abgesprungen ist und ich beim zweiten einen platten Reifen hatte?
    Übrigens ist es auch keine gute Idee, kettenfettverschmierte Hände an einem Dornenbusch abzuwischen. Und auch nicht im Meer, wenn man noch Schuhe anhat.

    Weitere Erkenntnisse, in beliebiger Reihenfolge:
    - Busse sind kein Transportmittel für Pauschaltouristen. Habe einige Male das Busnetz genzutzt und war meist alleine unter Einheimischen.
    - Hostels, zumindest Mehrbettzimmer, sind offensichtlich ausschließlich für Menschen unter 30 gedacht
    - Zwischen sinntflutartigem Regen und sengender Sonne liegen manchmal nur 10 Minuten
    - Man kann sich eine Woche von Thunfischsandwiches ernähren, wenn Kochgelegenheiten fehlen und auswärts essen zu teuer ist
    - Selbst die Warnhinweise auf Zigarettenschachteln sind dreisprachig auf Curacao (Niederländisch, Englisch, Papamientu)
    - Bitterballen und Kibbeling in der Karibik haben deutlich weniger Reiz als an der Nordsee

    Zu guter Letzt habe ich gelernt, dass es leider weniger darauf ankommt, WO man ist, als mit WEM man ist.
    Nach einer Woche, in der ich mehr oder weniger alleine mit meinen Gedanken war, bin ich jetzt gespannt, wie mir die (ausgebuchte) Sprachschule in Medellin bekommt.
    Auch hier wieder im Hostel, aber zunächst werde ich mal vier Nächte Privatsphäre genießen, bevor am Montag mein Sprachkurs beginnt.
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  • Day 211

    Curacao?

    January 7, 2020 in Curacao ⋅ ⛅ 27 °C

    Da sich der eine oder andere vielleicht fragt, was mich nach Curacao verschlagen hat:

    Nachdem sich einiges anders entwickelt hat, als gedacht, musste ich sehr kurzfristig entscheiden, wie es weitergehen soll.
    Ich wusste nur, dass ich noch nicht zurück nach Deutschland möchte. Im Januar ist auch der Rest Europas wettertechnisch nicht sonderlich attraktiv.
    Daher lag es nahe, Richtung Südamerika zu schauen. Patagonien ist schon lange auf meiner Wunschliste, aber zum einen ist dort gerade absolute Hochsaison, zum anderen hatte ich das Gefühl, das jetzt gerade nicht so richtig wertschätzen zu können.
    Zudem hatte ich ohnehin überlegt, mal wieder einen Sprachkurs zu machen, um mein Spanisch aufzupolieren, und den setzt man ja idealerweise an den Anfang einer Reise. ;)
    Also fiel mein Blick auf Kolumbien, lange als gefährliches Reiseland verschrien, mittlerweile ein echtes Trendziel und sehr viel sicherer als vor einigen Jahren.
    Da ich aber kurzfristig starten musste und die Flüge relativ teuer waren, habe ich nach Alternativrouten gesucht - und festgestellt, dass es günstiger ist, einen Zwischenstopp in Curacao einzulegen. Und so ein richtig hartes Los ist es ja auch nicht, im Januar eine Woche in der Karibik zu verbringen...
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