AUS/NZ...dem Sommer hinterher

October 2022 - April 2023
... ich muss gar nix 😉 Read more
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    Swansea

    November 2, 2022 in Australia ⋅ ☁️ 14 °C

    Spannende Unterhaltung beim Frühstück mit Michael und Liz.
    Michael ist deutschstämmiger Jude aus Heilbronn. Seine Familie hatte eine Zigarrenfabrik und wanderte im Zuge der Machtergreifung Hitlers nach England aus. Kluge Leute. Heute ist die Familie über viele Länder verstreut.
    Liz ist gebürtige Schottin.

    Bei der Abfahrt nach kalter Nacht noch frisch. Nach Coles Bay ist ein Hügel zu überwinden und dann geht es flach zurück zum Tasman Highway. Gleich nach der Einmündung kommt das Café Poundering Frog wie gerufen.

    Danach dreht die Route nach Westen. Gegenwind. In der Ferne taucht eine Hügelkette auf. Beim Hochfahren höher als erwartet. Im Windschatten der Hügel tausche ich Gegenwind gegen Steigung. Aber bergauffahren ist mir lieber. Oben schöner Ausblick über die Great Oyster Bay zurück zum Freycinet National Park. Dann bin ich oben: Cherry Tree Hill. Hübscher Name. Nach der Abfahrt Halt an einer kleinen, hölzernen Dorfkirche. Hunger! Das Plätzchen ist schön aber ich bin ungeschützt dem Wind ausgesetzt und innerhalb kürzester Zeit durchgefroren obwohl das Thermometer immerhin 15°C anzeigt. Deshalb rasche Weiterfahrt, jetzt gen Süden, also wieder Seitenwind und es geht zügig voran bis Swansea, meinem heutigen Ziel.Weil das heute auch nicht sonderlich weit war, habe ich einen gemütlichen Nachmittag vor mir. Einchecken im Backpacker Hostel, einkaufen, was essen, relaxen. Es ist total gemütlich hier, sodaß ich meinen ursprünglichen Plan, ein Bier trinken zu gehen aufgebe und hier abhänge .

    Ich leihe ein Handtuch aus. Auf meine Frage was er dafür haben will, antwortet der Host: Cyclists pay nothing. They have to save weight.

    Über Swansea vermerkt Lonely Planet: Swansea beherbergt ein paar interessante historische Gebäude und ein Museum. OK, mit diesem Versäumnis kann ich leben.

    Das 4-Bett-Zimmer teile ich mit Pablo, einem jungen Spanier aus Salamanca der an einer App für die australische Football-Liga programmiert und dabei das Land bereist. Homeoffice, nur halt nicht at Home 🙂

    Außerdem unterhalte ich mich mit Alex, einem jungen Franzosen, der ebenfalls mit dem Rad unterwegs ist: u.a. von Alice Springs nach Darwin geradelt. Das ist nochmal ne ganz andere Nummer. Respekt!!!
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  • Day 33

    Gegen den Wind nach Orford

    November 3, 2022 in Australia ⋅ ⛅ 15 °C

    Gemütliches Frühstück.
    Die Absicht frisches Brot in der Bäckerei nebenan zu erstehen gescheitert. Bäcker abhanden gekommen. Dann halt die Pappe aus dem Supermarkt.
    Erster Stopp an der Spiky Bridge. Historische Steinbrücke, einst von Sträflingen gebaut.

    Weiter geht's mit der Spazierfahrt ... dachte ich.
    Der Tasman Highway wird eng. Kurz nach dem Halt heftiger Wind von schräg vorne, der mir, je nachdem wie die Straße verschwenkt, mal stramm ins Gesicht bläst oder mich von der Seite ordentlich ins Schwanken bringt. Das ist nicht ungefährlich. Ich sehe mich deshalb gezwungen die Mitte meiner Fahrspur zu beanspruchen um den nachfolgenden Verkehr zum Abbremsen zu zwingen. In Deutschland wäre ich dafür vom Rad gestoßen und verprügelt worden. Der Australier nimmt's gelassen und wartet brav hinter mir auf die nächste sichere Gelegenheit zum Überholen. Nur wenige Fahrzeuge die gefährlich überholen.

    Abwechslungsreiche Landschaft mit immer wieder schönen Ausblicken zunächst noch auf die Great Oyster Bay, später dann auf die offene See.

    Nach 2h Anstrengung rette ich mich ins Café Me & Mum's, verschnaufen, Energie tanken.

    Dann hilft alles nichts. Ich muss weiter. Sind zwar nur noch gut 30 km, aber unter diesen Bedingungen kein Vergnügen. Aber ich bin ja auch nicht zum Spaß hier. 😏
    Aber die Straße wird breiter mit wenigstens schmalem Seitenstreifen. Das gibt mir mehr Sicherheit. Und ich fahre längere Abschnitte durch Wald oder Buschland wo ich etwas gegen den Wind geschützt bin. Trotzdem ist das Ganze heute sehr anstrengend.

    Weitere Pause kurz vor dem Ziel in Triabunna am Hafen. Dort treffe ich Nico, Holländerin, die seit einigen Jahren in Hobart/Tasmanien lebt und auch ein paar Tage mit ihrem Rad unterwegs ist. Kurzweilige Unterhaltung.

    Dann setze ich meinen Weg fort. Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung über einen Hügel bis Orford, meinem heutigen Ziel. Mangels günstigerer Alternative gediegenes Hotel, Zimmer mit Terrasse und Meerblick. Ich bin ordentlich müde und finde das habe ich mir heute verdient.
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  • Day 34

    In den Knast nach Port Arthur

    November 4, 2022 in Australia ⋅ ⛅ 13 °C

    Früh aufgestanden.
    Vor mir liegen heute knapp 100km und 1000 hm, teils auf unbefestigten Straßen. Dazu will ich mir ausreichend Zeit nehmen.
    Zur Belohnung gibt's erstmal einen tollen Sonnenaufgang über der Flussmündung und wie immer ein leckeres Frühstück.

    Erstmal geht's den Prosser River flussaufwärts. Tolle Landschaft. Erster Vorgeschmack auf den Tag: Die Straße kürzt eine Flussschleife ab und steigt kurzfristig extrem steil an um gleich danach wieder auf Flussniveau abzufallen. Uff! Danach geht's gemütlich weiter bis Buckland. Dort verlasse ich den Tasman Highway und es geht in die Berge. Ich erwarte 30 km Gravel. Aber erstmal ist die Straße noch asphaltiert steigt nur sachte an, dann geht's zur Sache. Steiler Anstieg über 200hm ohne zwischendurch mal abzuflachen. Dann wechselt der Belag auf Gravel aber sehr gut befahrbar. Die Steigung lässt nach und bringt mich auf ca. 350m. Pause in einer Straßenbucht auf einem runden Stein. Aus ab und zu vorbei kommenden Fahrzeugen wird freundlich gegrüßt. Es ist sehr einsam. Ich habe die Straße für mich. Zeit zum Philosophieren 🙂
    Wenn ich an den gestrigen Tag denke: Lieber doppelt so weit und Berge als gegen den Wind ankämpfen.

    Danach geht es auf einer Hochebene im Auf und Ab weiter bis die Straße Richtung Meer abzufallen beginnt, erst steil dann flacher und mit zahlreichen Gegenanstiegen versehen. Irgendwann habe ich wieder Asphalt unter den Rädern und da ist er dann auch schon wieder, ein Highway. Diesmal A9, Arthur Highway mit entsprechendem Verkehrsaufkommen. Vorbei ist's mit der Ruhe.

    Pause gegenüber einer Tankstelle auf der Wiese. Komfortabel, mit Sitzgruppe.

    Dann nach Dunalley. Über einen Hügel nach Murdunna. Dann wird's irgendwie gemein. Anstieg, erst steil, dann zieht sich die Steigung flacher über eine schier endlose Strecke bis es dann steil hinunter nach Eaglehawk Neck geht.

    Pause am Meer und mittlerweile ziemlich geschafft.

    Noch 17 km bis Port Arthur und nochmal knapp 100 hm klettern. Das wird dann gut gemeistert und schon war ich da.

    Das war heute sehr anstrengend. Wetter gut, zeitweilig leichter Gegenwind. Ich würde sagen, das war noch nicht die Leistungsgrenze aber eindeutig die Grenze der Komfortzone bereits etwas gedehnt. Gut zu wissen für die Planung kommender Etappen. Merksatz: Nicht über 100/1000! ... Bei schlechtem Wetter weniger.

    In Port Arthur bleibe ich einen Tag.

    Ach ja, ich bin wieder bescheiden unterwegs: Backpacker-Unterkunft. Haut mich diesmal nicht vom Hocker. 8-Bettzimmer. Was fange ich mit einer Küche ohne Kochutensilien und Geschirr an? 🤔 Aber nette Mitbewohner:
    - Norman, Deutschland: Hat seinen Job gekündigt und reist durch die Welt bis ihm das Geld ausgeht
    John, Melbourne: Ist zum Tauchen hier.

    RUHETAG in Port Arthur, 5.11.

    Heute steht der Besuch des einstigen Straflagers an.
    Weitläufige, gut gepflegte Anlage mit Resten des Gefängnissen das im 19. Jahrhundert betrieben wurde und berüchtigt war. Ende des 19. Jahrhunderts geschlossen und bald danach u.a. durch Buschfeuer weitgehend zerstört. Gute Führung, die einen ersten Eindruck vermittelt. Die Schönheit der Umgebung und der Anlage selbst steht im krassen Gegensatz zur Bedrückung die jeden erfasst, wenn er von der physischen und psychischen Folter erfährt der die Gefangenen ausgesetzt waren (Auspeitschen, Isolationshaft,...). Alles gut dokumentiert durch zahlreiche Tafeln mit der Beschreibung von Einzelschicksalen von Insassen und Gefängnispersonal und dem Leben im Port Arthur der damaligen Zeit.
    Kleine Hafenrundfahrt ist ebenfalls im Eintritt enthalten.

    Danach braucht's dringend ein Kontrastprogramm um die düsteren Gedanken abzuschütteln: Remarkable Cave. Eine weitere Schönheit Tasmaniens. Google Maps nennt 7km dorthin. Süßwasser-Matrose Martin übersetzt Küstenstraße immer noch mit flach. Tatsächlich erreichte ich mein Ziel in üppigen Up's and Down's. Irgendwann lern' ich's 😏 Ich spüre den gestrigen Tag in den Beinen

    Bei der Ankunft langes Gesicht. Die Höhle liegt im Naturpark und der kostet Eintritt. Kein Problem, ich hab' das auch schon in Coles Bay exerziert. Ich kaufe das Ticket online. Shit. Kein Netz. Innere Diskussion good Guy - bad Guy. Dann siegt Diskussionsteilnehmer Nr 3: Angsthase. Keine Lust auf Ärger. Also Rückzug. Einen km zurück habe ich Netz. Hurra. Auf geht's.
    Nach wenigen Metern hinter dem Park-Eingang erschließt sich eine großartige Küstenlandschaft und die Höhle ist wirklich bemerkenswert. Bislang haben sich die Nationalpark-Tickets gelohnt. Wege, Stege und Aussichtsplattformen sind gut gepflegt und die Landschaften einfach grandios.

    Und was mir u.a. sonst so durch den Kopf gegangen ist:
    Autofahrer in Australien

    Ohne meine bisherigen Lobeshymnen zurücknehmen zu wollen, hier etwas differenzierter:

    Es gilt als grober Anhaltspunkt wie überall: Je dicker das Auto, desto geringer die Rücksichtnahme. Davon gibt es natürlich zahlreiche Ausnahmen aber die Tendenz ist für mich empirisch belegt.

    Klein- und Kompaktklassewagen im Rückspiegel: entspannter Überholvorgang

    Pickup mit Metallgehäuse oder Gestänge zum Befestigen von allerhand Material: Handwerker oder Farmer, very busy, vergisst im Eifer des Gefechts auch ausnahmsweise seine guten Manieren

    Pickup, tiefer, breiter, Metallic-Lackierung, Doppelvergaser: stark unterentwickelte Neigung der Fahrer den Fuß vom Gaspedal zu nehmen

    Miet-SUV mit Tourist am Steuer: Mal so, mal so und deshalb eher unberechenbar.
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  • Day 36

    Am ersten Sommertag nach Sorell

    November 6, 2022 in Australia ⋅ ⛅ 21 °C

    Start in einen sonnigen Morgen. Der Arthur Highway ist noch leer. Ich verlasse die Halbinsel wieder und muss dazu 3 Anstiege bewältigen bis ich wieder auf meiner eigentlichen Route bei Dunalley bin. Easy wenn man frisch ausgeruht ist.

    Dann überquere ich das nur wenige 100m breite Stück Land bei Eaglehawk Neck das die Halbinsel von Tasmanien trennt. Aus diesem Grund war Port Arthur auch so ein perfekter Gefängnis-Standort. Man kam hier praktisch nicht weg. In all den Jahren ist offensichtlich nur etwa 10 Sträflingen die Flucht geglückt... Oder man hat zumindest nie wieder etwas von ihnen gehört. Zahlreiche Sträflinge die die Flucht versuchten sind nach einiger Zeit freiwillig wieder in das Straflager zurück gekehrt, wo sie grausame Strafen erwarteten.

    Unmittelbar danach geht es steil auf 180m Höhe um dann allmählich nach Murdanna abzufallen. Dort erste Pause im Rasthof (Roadhouse) uhuuund ich muss zum ersten Mal seit ich in Australien bin Schatten suchen🙂

    Ich hatte angenommen, dass jetzt der anstrengendere Teil für den Tag geschafft wäre. War wieder mal ein Irrtum. Bei Dunalley verließ ich den Highway und auf kleinen Landstraßen ist zwar weniger Verkehr aber sie folgen auch gnadenlos der Topografie. Keine aufwändig gegrabenen Geländeeinschnitte oder ausgeschüttete Dämme sondern eben immer feste rauf und runter. Eigentlich wie wohl überall. Jedenfalls erklomm ich ein Hügel nach dem anderen um anschließend wieder fast auf Meereshöhe hinunter zu sausen. Aber das Wetter war gut, die Stimmung auch und die Landschaft wieder mal einfach nur schön. Der Frühling ist in vollem Gange und am Straßenrand und in Vorgärten blüht's in bunten Farben.

    Pause in Dodges Ferry. Einem Instinkt folgend bog ich auf der Suche nach einen Pausen-Plätzchen von der Straße auf einen eher unscheinbaren Weg ab und stand nach wenigen Metern am Rand einer etwa 50m hohen Steilküste mit klasse Ausblick und Bank und allem was man braucht (in Google Maps Spectacle Head - National Whale Trail) Eine Australierin leistete mir Gesellschaft und wir unterhielten uns nett. Sie war schon 3x in Deutschland und findet Heidelberg Klasse. Und den Pfälzer Wein auch 😀.
    Von hier sind's noch 15km bis Sorell, meinem heutigen Ziel. Müsste zu schaffen sein.

    Expect the unexpected: So werden hier Autofahrer vor gefährlichen Kurven gewarnt. Das sollte am Besten mein Motto werden. Jedenfalls ist die kleine Nebenstraße nach Dogdes Ferry plötzlich und unerwartet gut ausgebaut mit entsprechendem Verkehr. Dann mündet sie nach wenigen km in den Arthur Highway und hier tobt der Bär. Die Landschaft wird langweilig. Also spule ich die letzten, gottseidank wenig anstrengenden km nach Sorell herunter. Ich habe den ländlichen Raum verlassen und komme in die Nähe der Inselhauptstadt. Über mir die Einflugschneise des nahegelegenen Flughafens.
    Bald schon bin ich am Ziel. Heutige Bleibe wie aus dem Museum aber toll. Platz ohne Ende. Terry, den Eigentümer der Häuschen treffe ich später noch beim Gärtnern an. Er erzählt mir was von der Geschichte der Baracken: Soldatenunterkünfte im 19. Jahrhundert. Aber nicht eine Offiziersfamilie pro Haus, wie ich vermutet hatte, sondern ne halbe Kompanie reingequetscht. Das waren eben noch andere Zeiten...
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  • Day 37

    Hobart, Inselhauptstadt

    November 7, 2022 in Australia ⋅ ⛅ 20 °C

    Kurzer Ritt über einen ordentlichen Hügel nach Richmond. Historisches Städtchen kurz vor Hobart mit der ältesten Brücke Australiens. Kann man natürlich nicht auslassen. Noch nicht verdienter Stopp in Café und erst recht nicht verdienter Kaffee samt Tart. Nennen wir es Vorschuss auf härtere Zeiten 🙂 Ich ahnte nicht wie schnell ich die Nervennahrung in Anspruch nehmen sollte.

    Entspannte Weiterfahrt nach Cambridge auf gut ausgebauter Straße mit breitem Seitenstreifen. Verkehr erst schwach dann allmählich intensiver. Klar, ich näherte mich ja Hobart. Nach Cambridge Wechsel auf den alten Bekannten, Tasman Highway. Hatte er bislang zeitweilig den Charakter einer Kreisstraße, war er plötzlich erwachsen und wurde zur tosenden Stadtautobahn. Stell' Dir vor Du fährst mit dem Fahrrad bei Stuttgart auf der A8 auf dem Seitenstreifen. Das findest Du gruselig? Dann stell' Dir vor Du fährst auf der A8 und der Seitenstreifen verliert sich. Jetzt hörte der Spaß für mich auf. Die folgende Ausfahrt passierte ich noch aber dann öffnete sich der Blick auf die Tasman Bridge und ich wusste: Da willst Du nicht auf der Fahrbahn rüber!
    Also auf der Auffahrt erstmal das Rad auf die angrenzende Grünfläche und vom Highway runtergeschoben. Neu orientiert. Und ich sah auf der Karte einen Radweg neben den Fahrspuren. Halleluja! Im Strassengewirr von Rosny, einem Vorort, fand ich dann auch die Zufahrt. Der Radweg über die Brücke war dann nur wenig breiter als mein Gefährt aber ich war dankbar, daß ich der Gefahr entronnen war und machte auf der anderen Seite erstmal eine Vesperpause. Die Anspannung hatte Kohldampf erzeugt. Ein Passant dem ich mein Leid schilderte tröstete mich mit schönen Radwegen in Hobart und fügte achselzuchend an: "The other side of the bridge ist a bit wild". Dem ist nichts hinzuzufügen.

    Der Weg ins Hostel war dann ok. Teils Radwege, teils nicht. Stadtverkehr eben. Das Hostel hatte mir Norman in Port Arthur empfohlen. Gute Empfehlung! Lustiger, gut aufgelegter Host. Liebevoll eingerichtetes Haus, Platz spärlich im 4-Bett-Zimmer wie immer. Aber alles gut durchdacht. Zum Wohlfühlen vom ersten Moment an. Hier bleibe ich 3 Nächte.

    TAG 1, 8.11.

    Lange geschlafen und faul in den Tag gestartet. Erstmal Friseur. Ratlosigkeit beim Barber auf welche Länge er seine Schafscher-Maschine einstellen soll. Hat mir für den nächsten Besuch die Länge für den Kollegen aufgeschrieben 🙂

    Bummel durch mein Viertel, Battery Point, Arthur Circus, Salamanca Market. Dann mit dem Bus auf den Mount Wellington, dem Hausberg Hobarts. Immerhin 1271m hoch. Beeindruckende Fahrt erst durch hübsche Vororte Hobarts, dann durch dichten, undurchdringlichen, naturbelassenen Wald. Wirklich beeindruckende Aussicht nicht nur auf Hobart sondern auf das ganze südliche Tasmanien.
    Bisschen einkaufen. Abendessen an hübscher Straßenecke in Battery Point.

    Zum ersten Mal ist meine 4-Bett-Bude vollbelegt:
    - Ragnan, indischstämmig, Seattle
    - Zoe, Chinesin, wohnt in Sydney
    - Janis, Lettland

    Ich finde das schon faszinierend...

    TAG 2, 9.11.

    Die Crew aus meinem Zimmer verabschiedet sich nach und nach, Weiter-/Heimreise.
    Von Janis bekomme ich zum Abschied eine 2€-Sonderprägung aus Estland. Werde ich in Ehren halten. Wer hat schon eine estnische, in Tasmanien erworbene 2€-Münze?

    Heute Hop on/Hop off-Bus. Immer eine gute Idee um einen Überblick über eine Stadt zu bekommen.
    An der Haltestelle: Tourist zeigt erwartungsvoll sein Ticket. Busfahrer mit bierernster Miene: I'm so sorry, this is tomorrow. Tourist sackt in sich zusammen. Busfahrer geniesst kurz den Moment, grinst, dann:. I was just joking ...

    Das ist Humor wie ich ihn mag und wie man ihn hier vielfach antrifft ...

    Erstmal mitgefahren bis Wrest Point. Kleiner Spaziergang zurück ins Sandy Bay Village. Weiterfahrt bis zur Cascade Brewery. Dort Durst 😀 Auf dem Cascade Walking Track zurück in die Stadt. Weiterfahrt bis zum Victoria Dock. Von dort an Piers und Docks nach Hause geschlendert. Nicht ohne kurzen Halt. Nicht Fisch& Chips (was an diesem Ort möglicherweise ein Frevel war) sondern Eis: caramelised fig. Extrem lecker!

    Zuhause essen, waschen, packen. Morgen geht's wieder auf die Straße

    Was auffällt:
    Bevor ich gestartet bin habe ich irgendwo gelesen, daß man in Backpacker Hostels nur internationales Publikum treffen würde, keine Australier. Es sind tatsächlich überwiegend junge Leute aus aller Herren Länder da. Aber ebenso steigen Australier ab, nicht immer jung, teilweise älter als ich, die nach meiner Einschätzung nicht unbedingt auf günstige Übernachtungen angewiesen wären. Diese Klientel schätzt einfach die gute Atmosphäre in den Hostels und ist neugierig auf andere Leute.

    Und außerdem:
    Australien/Tasmanien, soweit ich es bisher kennengelernt habe, ist sehr sauber. Man sieht sie entlang der Landstraßen und in Städten: Wegeworfene Flaschen, Tüten etc. Aber eher ausnahmsweise. Es sind oft Schilder angebracht die entsprechendes Verhalten einfordern. Aber ich glaube die Leute geben auch ohne Aufforderung auf ihre Umgebung acht.
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  • Day 40

    Mount Field, National Park

    November 10, 2022 in Australia ⋅ ☁️ 23 °C

    Frühstück mit australischem Handtaschen-Händler. Reist 45 Wochen im Jahr durch ganz Australien und verkauft Handtaschen an Shops.
    Beeindruckendes US-Kriegschiff läuft in den Hafen ein als ich die Stadt verlasse (die USS Tripoli, wie ich gegoogelt hab'). Letzter Blick auf die ebenfalls eindrucksvolle Tasman Bridge über die ich 3Tage zuvor die Stadt erreicht habe. Jetzt geht es zunächst auf dem Intercity Cycleway stadtauswärts entlang einer Eisenbahnlinie bis Claremont. Schön zu fahren, eben aber mit Gegenwind damit ich nicht übermütig werde. Viele entgegen kommende Pendler auf dem Rad. Geht doch, wenn die Bedingungen stimmen. Dann hört der Weg auf. Ich muss wieder auf die Straße und verlasse die Vorstädte Hobarts. Ab jetzt ist wieder Landstraße angesagt. Der Derwent River, der bei Hobart in den Pazifik fließt, ist immer noch ein breiter Strom und sieht eher wie eine Seen- Landschaft aus als ein Fluss.

    Pause bei Granton an der Landstraße auf einem Verteilerkasten.

    Kurze Zeit darauf muss ich mich bei Bridgewater für eine Flussseite entscheiden. Die ausnahmsweise für Radfahrer vorhandene Beschilderung weist über die Brücke auf das andere Flussufer. Gut gemeint, abseits der Hauptroute. Leider sehr hügelig. Sehnsüchtig blicke ich immer wieder auf die ursprünglich von mir befahrene Seite, die vollkommen eben am Fluss entlang führt und auf der ebenfalls wenig Verkehr zu herrschen scheint . Bei New Norfolk geht's dann wieder zurück auf die andere Seite.

    Pause an einem Café, leider geschlossen aber vorhandene Bestuhlung ausgenutzt.

    Irgendwann trennen sich River Derwent und ich. Die Straße wird schmaler, der Verkehr weniger. Next Stop: Westerway Roadhouse an der Abzweigung nach Strathgordon, ca. 100km lange Sackgasse. Ich werde dieser Straße folgen, aber nur ca. 8km bis zu meinem heutigen Ziel: Mount Field National Park.
    Einstweilen sitze ich im Schatten an der Tankstelle, Blick auf 2 Zapfsäulen. Es ist heiß. Ab und zu hält ein schmutziger Pickup zum Tanken. Der Wind treibt Staubfahnen über die Straße. Würde mich jetzt nicht wundern, wenn jemand auf der Mundharmonika "Spiel mir das Lied vom Tod" blasen würde. Bin ich noch auf demselben Planeten wie heute morgen?

    Das letzte Stück führt dann flach den Tyenna River entlang bis zum Campingplatz, den ich mir für heute ausgesucht hatte. Es wird zwar in der Nacht regnen aber es ist warm. Zeit, daß das Zelt zum Einsatz kommt.
    Nette Gesellschaft. Rechts von mir junge Frau mit Auto und kleinem Zelt. Links Motorradfahrer, beide Australier vom "Mainland".

    Abends noch gemütliches Sitzen vor dem Zelt bis in meinem Rücken ein seltsames Geräusch zu hören ist: Das Zelt ist in sich zusammen gefallen. Ursache rätselhaft. Ich habe das Opposum in Verdacht, das schon die ganze Zeit um mich herum schleicht und offensichtlich scharf auf irgendwelche Essensreste ist. Die Viecher sind an Menschen gewöhnt und überhaupt nicht scheu. Im Gegenteil.
    Kurze Diagnose: Zeltstange gebrochen. Das Bruchstück hat die Zelthaut aufgeschlitzt. Vollkatastrophe! Da ist auf die Schnelle im Dunkeln nix zu machen. Alles zusammen packen und in Packtaschen verstauen. Mit Luma und Schlafsack Umzug in Sanitärgebäude. Dort nur wenig geschlafen. Überlegt was tun.
    Am nächsten Tag Reparaturmaterial geschnorrt. Klebeband und flexiblen Kleber, der wasserdicht klebt hab' ich. Aber für das Schadensausmaß reicht mein Reparaturset einfach nicht. Ich bekomme eine Rolle Panzertape, biegsame dünne Metallstange um die Carbon-Zeltstange zu schienen. Schließlich schenkt mir ein abreisendes Paar noch sein Zelt. Unglaublich!
    Mit der Reparatur bin ich bei Weile beschäftigt. Das Panzertape klebt nicht recht auf der Zelthaut. Mit Pattex extreme Repair nachgeholfen und gleichzeitig die Schadstelle abgedichtet. Keine Ahnung ob das hält...
    Zweitzelt baue ich sicherheitshalber auf, um einen Plan B für die kommende Nacht zu haben. Dann werde ich mich irgendwann entscheiden müssen: Mein Zelt, leicht, kompakt, aber angeknackst oder 2-Mann-Zelt, schwer, groß, Tauglichkeit unbekannt.

    Und zum Schluss mach' ich dann doch das wozu ich eigentlich hergekommen bin. Kurzwanderung durch Urwald, riesengroße Bäume, Wasserfälle. Die Naturparks Tasmaniens sind wirklich sehenswert.
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  • Day 42

    Wayatinah Lagoon

    November 12, 2022 in Australia ⋅ ⛅ 17 °C

    Kalte Nacht, 7°C. Früh aufgestanden. Zelt weiter verschenkt. Kaffee von der Nachbarin. Der Campingplatz hatte mich bereits adoptiert 🙂
    Außer den gut ausgestatteten Australiern mit ihren beeindruckenden Caravans und Faltzelt-Anhängern viele Mietmobile mit Urlaubern von überall her. Rechts und links von mir zuletzt Touristinnen mit Minimalgepäck, Kanadierin im Mietauto und kleinem Zelt und Französin mit Rucksack und ebenfalls kleinem Zelt, bewegt sich mit Bus oder trampt.

    Kurze Fahrt flussabwärts nach Westerway. Wenn's nur immer so leicht ging. Stop in meinem einsamen Roadhouse in Westerway. Jetzt kommt erstmal ne Weile nix. Da takte ich die Pausen besser nach den Möglichkeiten. Zweitkaffee. Schrecklich schmeckendes, fertig verpacktes süßes Teil. Man kann nicht immer gewinnen 🤷

    Jetzt wird's heftig hügelig, teilweise Wechsel auf unbefestigt aber zumindest trocken gut befahrbar, weil stark verdichtet. Nur sehr wenig bis kein Verkehr. Wetter ändert sich allmählich von stark bewölkt zu aufgelockert.

    Kurz vor Ouze stosse ich auf den Lyell Highway. Aber auch hier schwacher Verkehr. Ich folge nun wieder dem Derwent der hier eine weite Ebene durchfließt. Die nächsten 10km keine nennenswerten Steigungen, soweit ich das überblicken kann.

    Pause in Ouse. Pizza! Garlic Lamb. 😋 Dann spare ich mir heute Abend bruzzeln auf dem Campingplatz.
    Nach etwas mehr als der Hälfte ist gut. Der Rest ist für's Abendessen.

    Danach geht's weiter im gewohnten Auf und Ab. Tendenz allmählich Höhe gewinnend. Früh erreiche ich den Campingplatz an der Wayatanah Lagoon. Freundliche Platz-Chefin. Auf meine Frage nach dem General Store im benachbarten Dorf erklärt sie mir, daß der Laden schon seit geraumer Zeit geschlossen hätte. Shit. Da war Google nicht auf dem Laufenden. In Ouse hätte ich noch was besorgen können, wollte mir aber die Schlepperei sparen. Nächste Gelegenheit Roadhouse mit kleinem Angebot eine Tagesetappe, nächstes Geschäft 2 Tagesetappen. Das bringt mich nicht wirklich in Schwierigkeiten aber es wird dann eher karg. Ich muss wohl ein langes Gesicht gemacht haben, jedenfalls kommt die Chefin, das Zelt ist noch nicht aufgebaut, mit 2 Protein-Riegel und einer Dose mit frischem Obst, Melone und Erdbeeren, an...

    Der Platz ist nett. Liegt direkt am See. Publikum eher Stammcamper. Ich werde weitgehend ignoriert. Lediglich eine resolute Frau wird geschickt um ihre Fragen abzuschießen. Nach dem Verhör verschwindet sie auch gleich wieder.

    Eine Weile noch liege ich in der Abendsonne am See. Dann wird mir der Wind, der ordentlich über den See bläst, zu unangenehm. Erster Statik-Test auch für mein repariertes Zelt.

    Opposums, Wallabys usw. hat's auch hier. Aber sie sind hier scheuer, weil sie von den Campern nicht gefüttert werden und weil der Pächter ein paar hat abschießen lassen. Mein Rachedurst ist groß genug, daß ich nicht empört bin. Außerdem kann ich meine Lebensmittel im Kühlschrank im Küchengebäude unterbringen, sodaß die Viecher auch nichts riechen. In Publikationen wird vor Schlangen, Spinnen, Krokodilen, Haien und Quallen gewarnt. Aber ich hatte nichts von den eigentlich possierlichen Tierchen auf der Suche nach Beute gelesen. Sie müssen aber teilweise eine Plage sein.

    Ruhiger Tagesausklang mit aufgewärmter Pizza, frischem Obst und Süßem. So muss es sein. Ach ja, und das von Gästen im Kühlschrank zurückgelassene Bier sollte ich auch trinken, meinte der Chef. Man hilft ja wo man kann ... 😀

    Ein Fahrradtag...
    ...hat bei mir immer die 3 gleichen Phasen:

    1) Du bist ausgeruht, freust Dich auf den Tag. Steigungen nimmst Du mit Gleichmut. Du fährst drauf los und freust Dich Deines Lebens.

    2) Immer noch alles gut. Bergauf geht schon aber Du jubelst nicht. Wenn es der Verkehr zulässt bist Du durchaus noch in der Lage nobelpreisverdächtig zu philosophieren.

    3) Deine Oberschenkel melden sich. Je nach bisherigem Tagesverlauf auch schon mal eindringlich. Mal spürst Du zusätzlich die Achillessehne, mal das Knie, mal den Rücken. Man ist schließlich nicht mehr der Jüngste.
    Bergauf beginnt Dich zu quälen. Unerwartete Steigungen bringen Dich zur Verzweiflung. Kein Nerv mehr den Sinn des Lebens zu ergründen.

    Und trotzdem steigst Du jeden Tag wieder auf's Rad 😀
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  • Day 43

    Lake St Clair

    November 13, 2022 in Australia ⋅ 🌧 11 °C

    Kalte Nacht. 5-6°C. Mit Klamotten in mehreren Schichten hatte ich aber warm genug zum Schlafen. Der Campingplatz schläft als ich frühstücke und meine Sachen zusammen packe. Kurz vor dem Start setzt Regen ein, der den ganzen Tag anhalten wird. Nie wirklich heftig, mal nur ein bisschen, mal stärker.

    Gleich nachdem ich wieder auf dem Highway bin, geht's zur Sache. Anstieg von etwas über 200 auf 600m auf 6km. Damit ist der anstrengendere Teil des Tages bereits geschafft. Gut, daß ich das ausgeruht angehen konnte. Danach das übliche Auf und Ab.

    Heute findet Pause ausschließlich im Stehen am Straßenrand statt. Nirgends ein nettes geschütztes Plätzchen um mal kurz im Trockenen zu sein. Den ganzen Tag lang komme ich nur an einem einzigen, abgelegenen Anwesen vorbei.

    Nach etwa 14 km biege ich ab auf die Fourteen Mile Road (führt auch zur Laughing Jack Lagoon 😀), unbefestigt aber kürzer als auf dem Highway zu bleiben. Außerdem führt der Highway steil in ein Tal und ebenso steil wieder heraus. Das erspare ich mir mit der Abkürzung ebenfalls. Die Annahme auf dieser Strecke alleine zu sein ist hingegen ein Irrtum. Die Straße scheint ein beliebter Schleichweg zu sein. Etwa auf halbem Weg tauchen zwei Reiseradler auf. Bald erkenne ich Grump und Juliet wieder, das Paar aus Neuseeland, dem ich bereits zwischen St Helens und Bicheno begegnet bin. Wir freuen uns und unterhalten uns länger ohne daß der Regen dabei stört. Nass sind wir ohnehin alle.

    Die zwei befahren nahezu dieselbe Route wie ich, nur in umgekehrter Richtung und mit Start/Ziel Hobart.
    Sogar unsere Etappen stimmen in grossen Teilen überein. Ich werde nach Neuseeland eingeladen. Leider liegt der Wohnort der beiden weitab von meiner geplanten Route.

    Nach einer Weile müssen wir dann weiter. Bei Bronte Park bin ich dann wieder auf dem Highway. Ich radle jetzt über eine ausgedehnte Hochebene auf der ich jetzt zügig voran komme und bald mein heutiges Ziel, Lake St Clair erreiche. Mittlerweile befinde ich mich auf 800m. Vorbei ist's mit den sommerlichen Temperaturen mit denen ich Hobart verlassen habe. Herbstwetter, kalt, grau und nass.

    Ich übernachte in einem Bunkhouse auf dem Campingplatz am See. Mein Raum hat lediglich 3 Betten. Außer mir ist noch Gerold da, der sich ebenfalls völlig durchnässt von einer Wandertour hierher gerettet hat.

    Ich sollte waschen. Waschmaschine und Trockner vorhanden aber kein Waschmittel. Nach einer Weile finde ich jemanden der mir aushilft.

    An schönen Tagen ist das bestimmt auch toll hier. Ich bin wieder im Naturpark. Aber heute liegt der See grau im Dunst da und ich bin zu müde und zu beschäftigt um noch auf Erkundungstour zu gehen.
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  • Day 44

    Queenstown

    November 14, 2022 in Australia ⋅ 🌧 9 °C

    Ruhige Nacht. Das Zimmer mit Gerold aus Brisbane geteilt. Er wollte wandern aber das Wetter hat seinen Plan vereitelt. Jetzt steckt er erstmal fest. Busse fahren dienstags und freitags.

    Beim Aufstehen trocken. Gerold: When you start it will rain. Danke für das Gespräch 😏 Er hatte Recht.

    Vesper im Roadhouse bei Derwent Bridge gekauft. Ich bin jetzt am Oberlauf des immer noch großen Flusses und radle noch eine ganze Weile über die Hochebene, allmählich ansteigend bis ich auf 900m bin. Dann fällt die Straße. Ein heftiger Wind fegt über den Trauf. Regentropfen stechen wie Nadeln ins Gesicht. Durch die Tropfen auf der Brille bin ich fast blind und fahre deshalb nur sehr langsam bergab.

    Kurzer Halt als der Regen nachlässt.. Erstes Sandwich im Stehen am Straßenrand und den Protein-Riegel aus Wayatanah.

    Später radle ich lange auf etwa 500m. Daß es regnet muss ich nicht erwähnen 😏 Wieder kurzer Halt am Anstieg zum Victoria Pass, Sandwich, Schokoriegel.

    Im Stau des Pass wieder heftiger Regen. Die Straße führt hinunter auf ca. 300m durch eine herrliche Seen-Landschaft (soweit ich das im Dunst erkennen konnte). Ich bleibe wieder lange auf dieser Höhe. Die Landschaft ändert sich. Hier wurde früher Bergbau betrieben. Das hat immer noch erkennbar tiefe Wunden hinterlassen. Ein letzter heftiger Anstieg, dann liegt Queenstown weit unter mir. Es geht in engen Serpentinen abwärts und endlich bin ich da.

    Das war mein bislang übelster Radeltag. Bei schönem Wetter wäre die Etappe ein Leckerbissen gewesen. Zwar trotzdem anspruchsvoll aber es hätte viel zu sehen gegeben. So habe ich in Dunst und Regen mein Ding mit 2 kurzen Pausen heruntergekurbelt. Von 800 auf jetzt etwas über 100m auf über 90km hinunter. Durch die zahlreichen Gegenanstiege hatte ich trotzdem über 600hm zu bewältigen.

    Nass und durchgefroren bin ich bei etwa 10°C in Queenstown eingerollt. Essensvorräte aufstocken im örtlichen General Store. Zimmer beziehen in Motel, das die besten Jahre lange hinter sich hat. Aber es ist alles vorhanden was ich zum Wohlfühlen brauche. Ewig duschen bis mir wieder warm ist. Material versorgen. Zur Belohnung essen gehen.
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  • Day 45

    Strahan, Westcoast

    November 15, 2022 in Australia ⋅ 🌧 11 °C

    Der für heute angekündigte Starkregen wurde auf die Nacht vorverlegt. Uff 😁
    Als ich aufstehe ist das Schlimmste bereits überstanden. Aber ich traue meinen Augen nicht: Auf den Bergen, die Queenstown einrahmen, liegt Schnee! Ich muss ein Wörtchen mit der Reiseleitung reden.

    Dann das Ritual. Frühstücken, packen. Nochmal kurz nach Queenstown, was für unterwegs kaufen. Es scheint die Sonne. Lange nicht gesehen 😏
    An der Fleischtheke traue ich meinen Augen nicht. Das ist doch ... May i taste a Rädle? Lyoner!!! Heute ist mein Glückstag. Und schmeckt auch fast wie daheim. Muss ich haben 😀
    Vor dem Store hat sich die Sonne verpisst und es regnet. Also rein in die Regenklamotten. Aber mit DEM Vesper bin ich gegen alles gewappnet. Los geht's. Heute stehen nur etwa über 40km auf der Tagesordnung. Downhill, lautet der Kommentar eines Passanten, der mich fragt wo ich heute hin will. Frag' nie einen Autofahrer nach Streckenverhältnissen.... Für die ist die Erde eine Scheibe und flach. Jedenfalls ging's nach dem Ortsausgang erstmal ordentlich hoch und dann bis kurz vor Strahan in kurzen Wellen hoch und runter. Wetter: Sonne und Regen in raschem Wechsel.
    Kaffee am Flughafen Queenstown: Reinfall. Cafeteria am Terminal 3 hat zu. Genau genommen gibt's kein Terminal. Landebahn, Baracke. Sonst nix. Fahr' ich halt weiter. Vesper im Stehen am Straßenrand, wie eigentlich fast immer in den letzten Tagen. Irgendwie sind Ruhebänke ungleichmäßig auf dieser Erde verteilt 🤔
    Am frühen Nachmittag erreiche ich Strahan. Fast trocken. Damit hatte ich nicht gerechnet.

    Hübsches Städtchen. Eine Handvoll Einwohner. Rauhe See. Aber durchaus mit Sehenswürdigkeiten in der Umgebung versorgt. Mal gucken was ich morgen treibe. Ich bleibe hier einen Tag.

    RUHETAG 16.11.

    Nach Geplauder in der Wohnküche mit diversen Teilnehmern einer Reisegruppe, darunter auch Deutsche, tief und fest geschlafen. Spätes, ausgedehntes Frühstück. Fahrt zum Ocean Beach. 40km Strand für mich alleine. Wenn Du hier nicht runter kommst, wo dann?
    Von hier sind's immer Richtung West viele 1000km zum Kap der Guten Hoffnung und wenn Du das verpasst, nicht schlimm, noch mal mehrere 1000km und Du bist in Argentinien.

    Später gibt's ein wenig Arbeit. Kleinere Reparaturen und Wartung. Planung der kommenden Tage. Was eben ab und an so anfällt.

    Meine ursprüngliche Absicht nochmal in die Berge hochzufahren gebe ich aufgrund der Wetterprognosen für die fraglichen Tage auf. Für Schnee und Kälte bin ich einfach nicht ausgerüstet. Das ist bedauerlich, wäre aber zu riskant. Schade, auch in den Cradle Mountains muss es sehr schön sein. 😞

    Tagsüber ist es in der Camp Kitchen ruhig. Regenüberzüge für die Lowrider- und Lenkertasche geflickt. Repariertes Zelt nochmal inspiziert. Scheint zu halten... Ab zu schaut Matt aus Oxford herein. Und very British klingt auch sein Englisch. Bibiane kommt an, Lehrerin aus München, macht ein Sabatical.
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