Nach einer Woche in Arequipa habe ich mich am Donnerstag schweren Herzens von unserer unglaublich liebenswürdigen Gastfamilie verabschiedet. Liss und ich haben beschlossen, dass ich erstmal allein weiterradle und sie noch auf ihre neue Zeltstange wartet.
Also ging’s für mich los in Richtung Puno am Titicaca See. Für Bikepsckrr gibt es für diese Strecke den „Camino del Puma“, der sehr abgelegen ist, aber über wunderschöne Vulkanlandschaften führen soll.
Der erste Tag war bereits eine Reise wert. Den Vulkan Misti immer in Sichtweite, habe ich mich Serpentine für Serpentine von Arequipa auf 2300hm bis auf 4300hm hochgeschraubt. Ziel war der riesige Salzsee „Salinas Moche“, an dem mich unzählige Pelikane und viele Vicuñas erwartet haben. Der perfekte Platz für den ersten Schlafplatz allein!
Gestern ging es super schön weiter: erst entlang des Salzsees und später vorbei an an heißen Quellen Halt, an denen ich mir den Sand und Staub abwaschen konnte.
Nach einer grandiosen Abfahrt auf einer schmalen Teerstraße, hatte der Spaß ein abruptes Ende:
Für die nächsten 7km bestand der „Weg“ aus Furchen von Autos, die ihre Spuren im Sand hinterlassen haben. Mit dem Fahrrad sah das ungefähr so aus: 20m fahren, einsinken, schieben - irgendwann doch wieder aufsteigen und versuchen zu fahren, direkt wieder zentimetertief im Sand einsinken.
Das raubt natürlich ungemein an Kraft, weshalb meine Nerven nach ca. 1h (in denen ich gerade mal 3km weit gekommen bin) wortwörtlich blank lagen. Nicht nur die Anstrengung hat mich belastet, sondern auch, dass ich kein Netz hatte, kein Tier gesehen hab, kein Auto vorbeikam und erst recht kein anderer Mensch. Nicht mal eine grüne Pflanze wächst dort.
Dafür soweit das Auge reicht lockerer Sand und zur Krönung noch eine Menge Gegenwind, der mir den Sand trotz Brille so in die Augen geblasen hat, dass ich abends echte Sehschwierigkeiten hatte.
Irgendwann habe ich beschlossen, möglichst kontinuierlich zu schieben und erst gar nicht mehr aufs Rad zu steigen. Doch auch das war gar nicht so einfach, da das Hinterrad durch das schwere Gepäck dauernd eingesunken oder weggerutscht ist.
Not macht erfinderisch: nach einiger Zeit (viel zu spät) habe ich mir eine Konstruktion aus meinen Spanngurten gebaut, um das Hinterrad zu entlasten und hatte das Gewicht stattdessen auf der Schulter zu tragen. Mit Musik in den Ohren bin ich im Rhythmus Schritt für Schritt weitergelaufen. Denn was anderes blieb mir ja nicht übrig. Nach mehr als 2h Schieben habe ich meinen eigenen Augen fast nicht getraut: der Weg mündete in eine „Sandstraße“ mit Wegmarkierung, auf der ich sogar das meiste fahren konnte! Das war wie Weihnachten und Geburtstag zusammen 🥳
Nachdem ich meine Schuhe vom Sand befreit habe (es hat sich angefühlt, wie wenn die Schuhe 2 Nummern zu kleinen wären), hatte ich zwar immer noch fast 700hm und 60km zu fahren, allerdings musste ich nur noch stellenweise schieben. Trotzdem war ich bereits am Ende meiner Kräfte. Kurz habe ich den Camino del Puma ziemlich verflucht, doch als ich noch vor Sonnenuntergang im kleinen Dorf Yalagua angekommen bin, ein Bett und warmes Essen bekommen habe, waren die Strapazen vom Morgen fast schon wieder vergessen. Eine Nonne, die mir bei der Suche der Unterkunft geholfen hat, hat mir erzählt, dass in diesem 300 Einwohner Dorf bis vor kurzem noch ein deutscher Pfarrer gelebt hat - der ist jetzt leider verstorben. Ich hätte ihn gerne gefragt, warum er sich gerade dieses Dorf rausgesucht hat. 🤷🏼♀️Read more
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Blick auf den Volcán El Misti... Immer noch aktiv...
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Plaza de Armas mit Basilica Catedral im Hintergrund
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Kommt ein VW Käfer 😉